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7. Jahrgang | 4. Quartal | Ausgabe 27
rottenplaces DAS MAGAZIN ZUR WEBSEITE
Lost Places
GSSD Rosenkrug (Altengrabow) Hyparschale Magdeburg Stüveschachtanlage Piesberg Herrenmühle Papierfabrik LPG Ziesar VEB Lautex Weberei Eibau Walddorf
Wasserturm-Spezial
Wasserturm Wiesenburg (Mark)
Museensafari
Museum für Industriekultur Osnabrück
Nachgefragt
Christian Sünderwald
Geschichte hautnah Porta Nirga in Trier
Dies & Das
Gastbeitrag „In Chile lauert der Tod“ Kaiser-Wilhelm-Denkmal wird gereinigt Tschernobyl soll Touristen anlocken Angkor Wat droht der zügige Verfall NUKEMAP- Atombomben-Simulation 14. IBUG begeistert Besucher Neue Rubrik „Denkmal des Quartals“ 10 Industriedenkmäler der Republik
Inhalt 03
EDITORIAL
37
Herrenmühle Papierfabrik & LPG
05
Gemeinschaftskraftwerk Veltheim
39
Stabkirche Stiege
07
Schiffshebewerk Henrichenburg
41
GSSD Rosenburg (Altengrabow)
09
KZ-Gedenkstätte Porta WESTFALICA
43
wasserturm spezial
11
Gasometer Oberhausen
45
museensafari
13
Burgruine Raueneck
49
Gastbeitrag von Myriad
15
Hyparschale Magdeburg
51
14. Ibug ein voller Erfolg
17
Nachgefragt
53
Kaiser-Wilhelm-Denkmal
21
MOST WANTED
55
Schaufelradbagger 1452
23
VEB Lautex/Weberei Eibau
57
Osnabrücker Ringlokschuppen
25
Angkor Wat
59
NUKEMAP
27
Schloss Hämelschenburg
61
In die Todeszone
29
Top 10 Industriedenkmäler
63
Neue Weltkulturerbestätten
33
Geschichte hautnah
65
Auguste-Viktoria-Klinik
35
Stüveschachtanlage Piesberg
67
Denkmal des Quartals
André Winternitz über diese Ausgabe Ein trauriges Ende
Ausstellung wird modernisiert Fördermittel wurden bewilligt
Auszeichnung als historisches Wahrzeichen Sicherung wird gefördert
Sanierung steht in den Startlöchern Christian Sünderwald Geschichte hinter dem Bild gesucht Historische Substanz verfällt rasant Tempelanlage droht der Untergang Veredelung mit Bronzeplakette Erster Teil des Spezials Porta Nigra in Trier
Denkmal öffnet Tore für Besucher
Trümmerfeld findet keinen Planer Denkmalstiftung hilft bei Plänen
Ruinenareal dient Bundeswehr für Trainings Wasserturm Wiesenburg (Mark) Museum für Industriekultur Osnabrück „In Chile lauert der Tod“
Besucher*innen sind fasziniert
Experten führen Reinigungsarbeiten durch Spannendes Tagebau-Relikt in Görlitz Innovatives Zentrum kommt
Virtuelle Atombomben-Simulation Tschernobyl will mehr Touristen UNESCO adelt Bayern und Sachsen Weiter keine neuen Pläne Königsbrücke Jöllenbeck
Editorial
Bestens informiert
03 // rottenplaces Magazin
Online sowie offline macht rottenplaces eine gute Figur. Das Onlinemagazin ist auf allen gängigen Endgeräten verfügbar. Das vierteljährlich erscheinende eMagazin kann kostenlos gelesen oder heruntergeladen werden - ebenfalls auf allen Endgeräten. Wer lieber eine gedruckte Version in den Händen halten möchte, für den bieten wir die kostenpflichtige Variante Print-on-Demand an. Lassen Sie sich überzeugen. rottenplaces ist, verpackt in moderne und ansprechende Layouts, unterhaltsam, spannend, überparteilich und historisch wertvoll.
Vorab erwähnt Die rottenplaces-Redaktion hat sich bemüht, die Rechteinhaber der Abbildungen ausfindig zu machen. Sollten geltende Ansprüche nicht berücksichtigt sein, bitten wir um Nachricht an die Redaktion. Mit der Verwendung des Gender*Sterns, bei der zwischen dem Wortstamm und der weiblichen Endung ein „*“ eingefügt wird, möchten wir auf alle Menschen jenseits der Zweigeschlechtlichkeit hinweisen und neben Frauen und Männern ausdrücklich all diejenigen einbeziehen und ansprechen, die sich nicht in die Geschlechterkategorien „weiblich“ und „männlich“ einordnen können oder möchten.
IMPRESSUM Liebe Leser*innen
das Jahr neigt sich mit großen Schritten dem Ende zu. Gefühlt sitzen wir noch in den Gärten oder auf den Balkonen und genießen die Sommertage. Jetzt sich das Blätterkleid der Bäume bunt gefärbt und wir können in den Geschäften die ersten Weihnachtsartikel kaufen. Was uns das neue Jahr 2020 bringen wird, können wir nicht wissen. Das ist auch gut so. Auf jeden Fall möchte ich Ihnen an dieser Stelle viel Gesundheit wünschen. Um Ihnen die verbleibenden Wochen bis zum Jahresende interessant zu gestalten, lesen Sie diese, 27. Ausgabe des rottenplaces Magazins. Wo auch immer sie diese Ausgabe lesen, es warten wieder spannende Artikel, Reportagen und Neuigkeiten auf Sie. Freuen konnten sich in diesem Jahr die Bundesländer Bayern und Sachsen. Denn die UNESCO hat im Juli sowohl das Wassermanagement-System in Augsburg als auch die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří in die Liste schützenswerten Erbes aufgenommen. Über finanzielle Mittel konnten sich neben der Stabkirche in Stiege (die 2020 ja in den Ort umziehen soll) die Burgruine Raueneck, das Schiffshebewerk Henrichenburg, hier soll die Ausstellung modernisiert werden und die KZ-Gedenkstätte Porta. Die LWL-Kulturstiftung unterstützt die Forschung zu den Au-
Herausgeber: rottenplaces.de Onlineredaktion André Winternitz (Redaktionsleitung) Pollhansheide 38a | 33758 Schloß Holte-Stukenbrock Telefon: +49 (0)5207 9241956 E-Mail: magazin@rottenplaces.de
ßenlagern des Hamburger KZ Neuengamme unterhalb des Kaiser-WilhelmDenkmals an der Porta Westfalica.
Konzeption, Layout, Design, CvD: André Winternitz (aw) Pollhansheide 38a | 33758 Schloß Holte-Stukenbrock V. i. S. d. P.: André Winternitz
Los geht es auch mit einer neuen Rubrik. In „10 Industriedenkmäler der Republik“ stellen wir Ihnen die - wie der Name schon sagt, die spannendsten Denkmäler der Industriekultur vor. Hier lohnt ein Besuch zu jeder Zeit. Für ein Interview stand uns diesmal der Chemnitzer Christian Sünderwald zur Verfügung. Sünderwald hat gerade seinen neuen Bildband „Lost Places Mitteldeutschland“ beim Sutton-Verlag veröffentlicht. Darüber und auch über andere Themen sprechen wir mit ihm. „Myriad“ hat wieder einen Gastbeitrag eingereicht. Auf seiner Reise nach Chile hat er einen verlassenen Friedhof entdeckt und seinen Reisebericht treffend „In Chile lauert der Tod“ genannt.
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Unser „Wasserturm-Spezial“ zeigt dieses Mal den Wiesenburger Wasserturm (Mark). Das Konstrukt wurde bereits 1929 konstruiert, aber erst 1949 an seinem Platz aufgestellt. 2012 wurde der Turm aus dem Wassernetz genommen. Seit 2007 steht die Landmarke unter Denkmalschutz. Danach machen wir einen kleinen Zwischenstopp: für ein neues Abenteuer der „Museensafari“ waren wir nach einigen Jahren mal wieder im Museum für Industriekultur in Osnabrück. Diesmal stellen wir Ihnen die Innenbereiche und den begehbaren Stollen vor. Und ein neues Ressort gibt es auch. Unter „Denkmal des Quartals“ werden ganz besondere Bauten präsentiert, die nicht sofort ins Auge fallen und die einen ausführlichen Blick verdienen. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit dieser neuen Ausgabe unseres Magazins. Herzlichst, Ihr André Winternitz Herausgeber rottenplaces Magazin
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Porta Westfalica/Veltheim (aw). Am rechten Ufer der Weser in Veltheim, einem Stadtbezirk der ostwestfälischen Stadt Porta Westfalica, thronte bis 2015 das Großkraftwerk Veltheim - ein Gemeinschaftskraftwerk - betrieben von der Uniper Kraftwerke GmbH und den Stadtwerken Bielefeld. Zu aktiven Zeiten verfügte das Kraftwerk über eine installierte Leistung von 892 Megawatt und verfeuerte zur Stromgewinnung Steinkohle und Erdgas, sowie Petrolkoks und Heizöl. Seit dem Jahr 2003/04 durften im Kraftwerk auch Sekundärbrennstoffe mitverbrannt werden. Anfangs waren vier Blöcke aktiv, davon nur noch drei bis zur Stilllegung. Weil das Dampfkraftwerk seinen Sekundärkreislauf über das von der Weser entnommene Wasser kühlte, waren keine Kühltürme notwendig. Zu Beginn der Inbetriebnahme war das Kraftwerk zunächst als Steinkohlekraftwerk genehmigt worden, wobei seit der Anpassung der Betriebsgenehmigung im Jahr 2004 die Steinkohle - wie erwähnt - auch
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mit Petrolkoks ergänzt werden konnte. Bei diesen Vorgängen dürfen Ersatzbrennstoffe dabei den Schwefelfilter nicht überlasten. Der Block 4 wurde mit einer Gasturbine bestückt, die auch mit Heizöl betrieben werden konnte. Das Staatliche Amt für Umwelt und Arbeitsschutz OWL (StAfUA) genehmigte 2003 die Mitverbrennung von Tiermehl und Klärschlamm bis zu maximal 20 Prozent der jeweils gefahrenen Feuerungswärmeleistung in den Blöcken 2 und 3. 2005 wurde dem Kraftwerk durch das StAfUA die Änderungsgenehmigung nach Bundes-Immissionsschutzgesetz erteilt, Sekundärbrennstoffe mitzuverbrennen. Gegen diese Maßnahmen gründete sich eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Saubere Umwelt ohne Müllverbrennung im Gemeinschaftskraftwerk Veltheim e.V.“. Hauptsächlicher Anlass waren nachteilige Umweltauswirkungen infolge der Emissionen aus dem Kraftwerk bei verändertem Brennstoff. Klagen gegen die Änderungsgenehmigung wurden jeweils abgewiesen.
NORDRHEIN-WESTFALEN
Gemeinschaftskraftwerk trauriges ende in Veltheim Im Juli 2019 brach im Rahmen von Rückbauarbeiten in der Rauchgasentschwefelungsanlage ein Feuer aus. Beim Eintreffen der Feuerwehr stand der gesamte Turm bereits in Vollbrand. Nach Angaben des ausführenden Abbruchunternehmens waren hier im Vorfeld bereits tragende Gebäudeteile entfernt worden, sodass die Einsatzkräfte den Brand nur von außen bekämpfen konnten. Während der Löschmaßnahmen stürzten Teile des Gebäudes ein. Aufgrund der Einsturzgefahr und der Brandausbreitung ließ man die Anlage kontrolliert abbrennen. Menschen wurden nicht verletzt. Während des Brandes entwickelte sich eine riesige Rauchwolke über dem Gelände, die kilometerweit zu sehen war. Gefahren für die Bevölkerung bestanden jedoch nicht. Bereits im Oktober 2015 kam es im Rahmen von Rückbauarbeiten in einem Kellerbereich zu einem Brand. Auslöser war ein durchgetrenntes Stromkabel, der zu einem technischen Defekt führte. Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot vor Ort.
Nach dem Verkauf der Elektrizitätswerke Minden Ravensberg 2003 an den Energiekonzern E.ON wurde das Gemeinschaftskraftwerk Weser am Standort Veltheim zusammen mit dem Hochspannungsnetz nur ein Jahr später in die neue Gesellschaft „Gemeinschaftskraftwerk Veltheim“ umbenannt. Mit dieser Maßnahme bündelte man die konventionelle Stromerzeugung im Gegensatz zur atomaren Stromerzeugung im Kernkraftwerk Grohnde. Nur fünf Jahre nach der Übernahme wollte E.ON sich 2008 aus der Beteiligung am Gemeinschaftskraftwerk Veltheim zurückziehen, um kartellrechtlich 100 Prozent an E.ON Sverige (früher Sydkraft) zu erhalten, setzte dieses Vorhaben jedoch nicht um. Erstmalig teilte der Geschäftsführer des Gemeinschaftskraftwerks 2013 mit, dass selbiges wegen der geänderten Rahmenbedingungen stillgelegt werden soll. 2015 erfolgte dieser Schritt und damit das Ende des Kraftwerks. Während große Teile des Areals in den Folgejahren keine Nutzung erfuhren, nutzte man das ehemalige Bürogebäude während
der Flüchtlingskrise 2015 ein Jahr lang als Notunterkunft für Flüchtlinge. Die „Entwicklungsgesellschaft GKW Veltheim“ kaufte 2018 das Areal, mit dem Ziel, große Teile bis 2021 abreißen zu lassen. Um den Standort des ehemaligen Kraftwerks umzunutzen, soll sowohl der Regionalplan Ostwestfalen Lippe durch die Bezirksregierung Detmold als auch der Flächennutzungsplan der Stadt Porta Westfalica angepasst werden. Der ehemalige Kraftwerksbereich soll in einen allgemeinen Gewerbe- und Industriebereich umgewandelt, der Teilbereich südlich der Bahnstrecke als Freifläche zur landwirtschaftlichen Nutzung und landschaftsorientierten Erholung gesichert werden. Auf der südlichen Freifläche zwischen Kraftwerk und Weser findet jährlich das eintrittsfreie Musikfestival festivalkult! mit rund 20.000 Besuchern statt. Mehr Informationen unter www.nrw-urban.de rottenplaces Magazin // 06
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NORDRHEIN-WESTFALEN
schiffshebewerk henrichenburg modernisierte ausstellung
Münster/Waltrop (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) will sein LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop (Kreis Recklinghausen) zu einem westfalenweiten Vorreiter in Sachen Ausstellungsgestaltung und -technik machen. Für insgesamt 950.000 Euro will er die 25 Jahre alte Dauerausstellung im Kessel- und Maschinenhaus sowie auf dem Ausstellungsschiff „Franz Christian“ auf den technisch neusten Stand bringen. Das hat der LWLLandschaftsausschuss jetzt in Münster beschlossen. „Die Kommunikations- und Konsumgewohnheiten haben sich in den vergangen 25 Jahren stark verändert, deshalb wirkt die früher zeitgemäße Dauerausstellung heute spröde und sperrig“, sagte LWLKulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. „Das Denkmal und die Schiffe faszinieren die Menschen nach wie vor, wir wollen sie ihnen künftig zeitgemäß näherbringen und ihnen so den Zugang zur Industriekultur erleichtern. Dazu wird es Mitmachstationen geben, und wir
werden Verfahren wie Augmented Reality und Mapping einsetzen, bei denen reale Situationen durch virtuelle Informationsebenen ergänzt werden. So können Besucher dann zum Beispiel erleben, welche Maschinen früher im Kesselhaus gearbeitet haben.“ Das Industriemuseum soll künftig nicht mehr nur mit Schautafeln vermitteln, wie das Hebewerk funktionierte und wie der Alltag auf einem Binnenschiff aussah, sondern großflächige filmische Inszenierungen zeigen. Die Besucher können dann Maschinen erleben, die sich bewegen, sie können selbst Hand anlegen, um Dinge zu begreifen. So etwa beim „schwebenden Stein“: Obwohl der Findling tonnenschwer ist, können die Besucherinnen ihn mit Hilfe der Auftriebskraft leicht bewegen. Außerdem soll es verschiedene Mitmachstationen mit Experimenten aus den Bereichen Nautik, Energie, Mechanik, Elektrizität und Umwelt geben. Tretboote auf dem Oberwasser sorgen dafür, dass die Besucher neue Perspektiven einnehmen können. rottenplaces Magazin // 08
NORDRHEIN-WESTFALEN
KZ-Gedenkstätte Porta fördermittel bewilligt
Gästeführer Michael Althoff im Gespräch mit Angehörigen ehemaliger Häftlinge (2015). Foto: Jochen Sunderbrink
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Münster (lwl/aw). Die LWL-Kulturstiftung unterstützt die Forschung zu den Außenlagern des Hamburger KZ Neuengamme unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Denkmals an der Porta Westfalica mit 80.000 Euro. Die Forschungsarbeit soll auch Grundlagen für eine geplante Gedenkstätte legen. Im Zweiten Weltkrieg hatten die Nazis ab 1944 über 1.000 Zwangsarbeiter in einem Stollensystem im Berg unter dem Denkmal und im gegenüberliegenden Jakobsberg unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten lassen. Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), folgte der Einladung des Bürgermeisters von Porta Westfalica, Bernd Hedtmann, und des Historikers Thomas Lange, dem Geschäftsführer des Vereins KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica (Kreis Minden-Lübbecke). Am Jakobsberg übergab Löb als Vorsitzender der LWL-Kulturstiftung einen Förderbescheid über 80.000 Euro. „Es braucht viel Engagement, der regionalen Geschichte unter dem Diktat der Nationalsozialisten zu begegnen und sie aufzuarbeiten“, so Löb bei der Übergabe des Förderbescheids. „Mit dem Projekt wird eine Forschungslücke in der westfälischen Geschichte geschlossen. Wir unterstützen den ehrenamtlich agierenden Verein in dem Ziel, den Jakobsberg zu einem Ort des Erinnerns und Austauschs weiterzuentwickeln und dauerhaft zu etablieren“, erläuterte Löb weiter. Mit der Förderung leistet die LWL-Kulturstiftung für die Dauer von fünf Jahren (2019 bis 2023) einen Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung der Außenlager des Hamburger KZ Neuengamme auf dem heutigen Stadtgebiet Porta Westfalicas. Hier wurden ab Sommer 1944 Zwangsarbeiterinnen für die Rüstungsverlagerungen in die Stollenanlagen rund um den Stadtteil Hausberge eingesetzt. Erkenntnisse der Forschungsarbeit sollen die Basis für eine Ausstellung in der geplanten Gedenkstätte im Jakobsberg und für eine umfassende Online-Dokumentation bilden.
Foto: Jochen Sunderbrink
Unterstützung erfahren die Verantwortlichen in Porta Westfalica auch vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, das gemeinsam mit dem Verein im Frühjahr 2020 zum 75. Jahrestags des Kriegsendes eine Historiker-Tagung ausrichten wird.
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NORDRHEIN-WESTFALEN
Gasometer Oberhausen ist historisches wahrzeichen
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Düsseldorf/Oberhausen (pm). Bei seiner Inbetriebnahme am 15. Mai 1929 war er der größte Gasbehälter Europas – der Gasometer in Oberhausen. Nun feiert er sein 90-jähriges Jubiläum. In diesem Rahmen ehrten die Bundesingenieurkammer und die Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen den „Riesen am Kanal“ mit dem Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“. Errichtet wurde der Gasometer Oberhausen als Scheibengasbehälter – einer für die damalige Zeit innovativen und wegweisenden Technik. Damit ließ sich das Gichtgas aus den nahegelegenen Hochöfen zwischenspeichern. Nach Zerstörungen durch zahlreiche Granateinschläge sowie durch einen Brand bei Bauarbeiten konnte der Gasometer von 1947 bis 1949 wiederaufgebaut werden und blieb bis 1988 in Betrieb. Danach entging er nur knapp dem Abriss. Dies konnte jedoch in letzter Minute mit einer „Ministerverfügung“ verhindert werden. 1994 wurde aus dem Wahrzeichen von Oberhausen eine außergewöhnliche Ausstellungshalle. Das technische Bauwerk entsprechend umzugestalten war weltweit ein Pilotprojekt und eine Herausforderung. Bis heute gilt der Gasometer Oberhausen als Symbol für ein bedeutendes Stück Industriegeschichte. Anlässlich der Titelverleihung sowie der Feierlichkeiten zum 90-jährigen Jubiläums des Gasometers sagte Dr. Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen: „Der Gasometer zählt zu den herausragenden Insignien der nordrheinwestfälischen Industriebaukultur. Mit seinen wegweisenden konstruktiven, ingenieurtechnischen und funktionalen Merkmalen hat er seinerzeit ebenso europaweit Maßstäbe gesetzt wie in seiner heutigen als moderne Kulturstätte. Ermöglicht hat dies eine herausragende und mutige Ingenieurleistung, die es mehr als verdient hat, mit dem Titel ‚Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland‘ geehrt zu werden.“ Dipl.-Ing. Hans-Ullrich Kammeyer, Präsident der Bundesingenieurkammer würdigte in seinem Grußwort ebenfalls die Strahlkraft des Industriebaus: „Der Gasometer Oberhausen hat eine bewegte und bewegende Vergangenheit. Ingenieurinnen und Ingenieure haben hier gleich mehrfach ihr Können unter Beweis gestellt. Der für damalige Verhältnisse mächtige und innovative Gasspeicher ist bis heute ein eindrucksvolles Symbol der industriellen Entwicklung und des Strukturwandels und damit ein würdiges ‚Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland‘!“.
Foto: Geolina163/CC BY SA 4.0
Alle technischen und historischen Hintergründe zum Gasometer in Oberhausen sind in der Publikation von Norbert Gilson zusammengefasst, die in der Schriftenreihe „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ erscheint. Seit 2007 erhielten 25 Bauwerke eine solche Auszeichnung. Die eigens hierzu herausgebrachte Schriftenreihe porträtiert alle ausgezeichneten Bauwerke. Weitere Informationen zu den Wahrzeichen sowie den jeweiligen Publikationen finden Sie unter: wahrzeichen.ingenieurbaukunst.de Die Auszeichnungsreihe „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ wird unterstützt vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, den Ingenieurkammern der Länder und dem gemeinnützigen Förderverein „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“. rottenplaces Magazin // 12
BAYERN
Burgruine Raueneck sicherung wird gefรถrdert
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Ebern-Vorbach (dsd/aw). Für die Sicherung der Kapelle, der Vorburgmauer, der westlichen Zwingermauer sowie der nördlichen Ringmauer der Burg Raueneck stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) auch in diesem Jahr dank der Lotterie GlücksSpirale 25.000 Euro zur Verfügung. Die DSD unterstützte bereits den ersten Bauabschnitt vor zwei Jahren mit der Sicherung von Pallas, Brücke und Torbau, von östlicher Zwingermauer und den Futtermauern mit 60.000 Euro. Die Ruine der Burg Raueneck liegt auf dem westlichen Ausläufer des Haubenbergs. In 431 Metern Höhe ist sie weithin sichtbar im Umland. Lage und Ausdehnung der zu den wichtigsten Burgen im süddeutschen Raum zählenden Anlage sind beeindruckend. Erbaut wurde die Burg um 1200 von den Herren von Raueneck. Markante Reste der umwehrten Hauptburg mit ihren Wohngebäuden sind ebenso erhalten wie Spuren der großflächigen über mehrere Geländestufen unterteilten Vorburg, in der Stallungen, Speicher, Scheunen, Werkstätten und Gesindebauten standen. Sie haben sich weitgehend als Bodenspuren erhalten. Der erhaltene Bestand – vor allem der Hauptburg – dokumentiert mit eindrucksvoller Architektur bedeutende Bau- und Umbauphasen vom ausgehenden 12. Jahrhundert bis zum 16. Jahrhundert. Vor allem durch ihren aufwändigen Ausbau um 1430 zählt die Burg heute bundesweit zu den herausragenden Beispielen früher Artilleriebefestigungen. Der damals errichtete äußere Mauerring bzw. Zwinger mit seinen raffiniert konzipierten Schieß-erkern an der Ostseite, den beiden schlanken Halbrundtürmen an der Westseite, dem eckigen Zisternenturm im Südosten und den vielen gut erhaltenen Schießscharten gilt als burgenkundliches Juwel.
Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Wagner
Die Sanierungsarbeiten umfassen im Wesentlichen Maurerarbeiten. Sie dienen dazu, die oftmals zweischaligen Mauern wieder haltbar zu machen, das Gefüge wiederherzustellen und für einen geregelten Wasserablauf zu sorgen. Die Burgruine ist im Wald auf einer flachen Anhöhe gelegen und über Forst- und Wanderwege erreichbar. Diese organisch mit der Natur verbundenen Mauer- und Gesteinspartien später zu betrachten, wird den Reiz, der vom Erscheinungsbild der Burgruine ausgeht, erhöhen.
Foto: ermell/CC BY-SA 4.0
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hyparschale magdeburg
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Magdeburg (aw). Die Hyparschale im Magdeburger Stadtpark Rotehorn ist eine Mehrzweckhalle, errichtet nach den Plänen des Bauingenieurs Ulrich Müther. Das Schalenbauwerk, 1998 in die Landesdenkmalliste aufgenommen, befindet sich im Magdeburger Stadtpark Rotehorn. Dort liegt sie in einer Achse zwischen der Magdeburger Stadthalle und dem Landesfunkhaus des MDR. Konstruiert wurde die Hyparschale mit einer selbsttragenden Spannbetondecke, die aus vier hyperbolischen Paraboloiden besteht und die Fläche von 48 x 48 Metern überspannt. Die Lasten von vier Dachschalen werden als Schrägstützen zum Erdboden hingeführt. Für die Magdeburger Hyparschale orientierte man sich an dem Konzept für das Restaurant „Ostseeperle“ in Glowe auf Rügen. Vom gleichen Bautyp sind die Mehrzweckhalle in Rostock-Lütten Klein, die Stadthalle Neubrandenburg sowie das Rudezentrum Dresden. In Magdeburg hatte Bauingenieur Müther die vier Hyparschalen quadratisch zusammengesetzt und im Zentrum leicht nach unten gekippt, um eine größere Fensterfläche mit mehr Tageslicht generieren zu können. Unter dem Parkettfußboden befindet sich ein großer Schwingfußboden. Die Tribünenanlage und die Innenraumausstattung hat über die Jahre aufgrund von Vandalismus schwer gelitten. Seit 1997 ist die Halle polizeilich gesperrt. Ein Abbruch konnte jedoch durch zwei Gutachten abgewendet werden. Nachdem 2005 und 2008 die Hyparschale und eine mögliche Wiederbelebung ein Seminarthema für den Fachbereich Immobilienwirtschaft an der Hochschule Anhalt war, gründete sich zudem 2010 eine Bürgerinitiative für den Erhalt des Bauwerks - nach der Idee des ehemaligen Bauingenieurs Siegfried Enkelmann. Enkelmann schlug einen Kauf der Immobilie durch einen Förderverein vor, mit der schrittweisen Sanierung und deren Finanzierung. Ein schlüssiges Finanzierungs- und Betreiberkonzept wurde jedoch nie nachgewiesen. 2012 gründete sich ein überparteilicher Magdeburger Verein, der sich die Rettung und die weitere Nutzung zum Ziel gesetzt hatte. Zum Ende desselben Jahres schlug der Verein Kreativwirtschaft Sachsen-Anhalt (KWSA) die Hyparschale als Gründerzentrum für junge Unternehmer im Industriedesign, aus der Film- und Werbewirtschaft sowie Softwareprogrammierung vor. Der Magdeburger Stadtrat beschloss 2013 die Sanierung des Dachs und der Dachstützen für 1,8 Mio. Euro, wofür die Suche nach Investoren wieder aufgenommen werden sollte.
Magdeburgs Oberbürgermeister Trümper und der Leiter des Kommunalen Gebäudemanagements der Stadt Magdeburg, Heinz Ulrich, stellten 2018 den Sanierungsplan für die Magdeburger Hyparschale der Öffentlichkeit vor. Demnach ist vorgesehen, insgesamt 16,9 Millionen Euro für die vollständige Sanierung und den Innenausbau aufzuwenden. Das Ziel ist, eine moderne Veranstaltungsstätte für Tagungen, Kongresse und kulturelle Ereignisse für 200 bis 500 Teilnehmer anbieten zu können. Bauplaner ist das Hamburger Architekturbüro gmp. Die Halle soll ein zweites Geschoss mit einem großen Atrium erhalten sowie einen Hochwasserschutz. Ein optimiertes Beleuchtungskonzept soll die Attraktivität des Gebäudes erhöhen. Der Tradition Müthers folgend, stets die neuesten Werkstoffe und Bautechniken anzuwenden, wird bei der Sanierung der Hyparschale der neue Verbundwerkstoff Carbonbeton eingesetzt - auch aufgrund statischer Vorteile und finanzieller Einsparungen. 2019 bewilligte die Mehrheit des Magdeburger Stadtrats eine Übernahme des städtischen Finanzierungsanteils von 57 Prozent (9,78 Mio. €) von insgesamt rund 17 Millionen Euro an der Sanierung der Halle. Die Arbeiten wurden in zwei Abschnitte unterteilt, zunächst erfolgt die Sanierung des Daches, danach der Innenausbau der Halle. Durch eine Verzögerung im Genehmigungsverfahren soll die Sanierung der Hyparschale erst im Jahr 2022 abgeschlossen sein.
rottenplaces Magazin // 16
Christian Sünderwald
nachgefragt Der Chemnitzer Fotograf Christian Sünderwald (1968 in München geboren), absolvierte seine schulische Ausbildung in München, Luxemburg und Oberfranken, arbeitet als Versicherungskaufmann und lebt seit 1991 in Sachsens drittgrößter Stadt Chemnitz (früher Karl-Marx-Stadt). Die weltoffene Metropole, die Hauptsitz der Landesdirektion Sachsen und Teil der Metropolregion Mitteldeutschland ist, bietet nicht nur touristische und somit hochfrequentierte Hotspots, sondern ist vor Allem für seine 200-jährige Industriegeschichte bekannt. Chemnitz ist heute Technologiestandort, besonders mit den Branchenschwerpunkten Automobil- und Zulieferindustrie, Informationstechnologie sowie Maschinen- und Anlagenbau. Sünderwalds Motive finden sich jedoch in und an verlassenen und meist weitgehend vergessenen, dem Verfall preisgegebenen Orten. Dort wo einst die Kraft von Produktionsmaschinen und sie bedienenden Arbeitern wirkten, entfaltet heute die Natur ihre stille Kraft und erobert sich das Terrain zurück. Spezialisiert hat sich der Wahl-Chemnitzer auf die Schwarzweiß-Fotografie. Und die kann sich wirklich sehen lassen, hebt sie sich doch deutlich vom heutigen Mainstream ab. Sünderwalds Fotografien betrachtet man länger als üblich, sie fesseln den Betrachter und erzählen Geschichten. Seine Fotografien lassen sich gedanklich „ausmalen“. Sünderwald konnte seine Werke bereits in diversen Ausstellungen einem breiten Publikum näherbringen. Gerade ist sein zweiter Bildband „Lost Places Mitteldeutschland – verlassene Hospitäler, Kurheime und Badeanstalten“ (Sutton-Verlag) erschienen. Wir haben nachgefragt ...
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Herr Sünderwald, woher kommt die Faszination für das Vergängliche, Verlassene im Allgemeinen? Einerseits, dass es sich bei meinen Motiven um Orte bzw. Gebäude handelt, die absolut aus ihrer Zeit gefallen und in ihrer Atmosphäre in dieser stehengeblieben sind. Es sind stets riesigebegehbare Zeitkapseln,in denen die Vergangenheit konserviert ist. Andererseits ist es auch der Verfall, der das Motiv in seiner unaufhaltsamen Vergänglichkeit zeigt, gleichzeitig aber auch eine scheinbar konservierende Wirkung hat. Es ist zudem die ganz besondere Ruhe und Stille an diesen Orten, die mich immer wieder in ihren Bann zieht: Ballsäle, in denen einst rauschende Feste gefeiert wurden bis spät in die Nacht, in denen man heute nur noch Wassertropfen auf das aufgeworfene Parkett fallen hört, die durch die undichte Decke dringen, Fabriken, durchdrungen von Maschinenlärm und bevölkert von hunderten Arbeitern,die an nie stillstehenden Fließbändern arbeiteten, in denen man nur noch den Wind heulen hört, der durch die geborstenen Fenster zieht oder ehemalige Hospitäler, in denen hektische Betriebsamkeit herrschte und die Chefärzte mit ihrer Entourage mit wehenden Eppendorfern durch die Flure zur Visite eilten und in denen man heute nur noch Artefakte längst überkommener Behandlungstechniken findet. Also alles Orte, die einst voller Leben waren und heute von diesem gänzlich verlassen wurden. Ihr Schwerpunkt liegt im Bereich der Schwarzweiß-Fotografie. Gibt es dafür spezielle Gründe? Welchen Reiz übt dieser Bereich auf Sie aus? In der Architekturfotografie geht es im Besonderen um räumliche Geometrie und um darauf treffendes Licht und sich daraus abzeichnende Schattenwürfe. Darin muss Farbe nicht zwangsläufig stören, ich halte sie aber für entbehrlich. Der Kontrast aus Licht und Schatten, tritt aus meiner Sicht in der Schwarzweiß-Fotografie besonders hervor. Ihre Fotografien zeigen architektonische Ansichten, Einsichten, Totalen, Details usw. Wie gehen Sie bei der Motivsuche vor? Was reizt Sie besonders, was überhaupt nicht? Die Motivsuche hat keine bestimmte Methodik. Meist ist es aber sehr aufwändig und ein langer Weg bis zu einem letztendlich Fototermin, da es mitunter sehr schwierig ist, den Eigentümer eines verlassenen Gebäudes ausfindig zu machen. Ansonsten reizt mich die Architektur an sich, wobei ich nicht auf einen bestimmten Architekturstil besonders festgelegt bin. Ich nehme ein neogotisches Schloss genauso gern vor die Linse, wie eine ehemalige Hauptverwaltung eines Versicherungskonzerns aus den frühen 70ern. Der besondere Reiz verlassener Gebäude ist auch, dass sie allermeist keinerlei Interieure mehr haben. Sie präsentieren sich heute genau so, wie sie der Architekt einst geplant hat – nichts ist verstellt durch Mobiliar, das durch die Nutzung einst eingebracht wurde und die architektonischen Strukturen verstellen und optisch unterbrechen. Gibt es verlassene Bauwerke, die bei Ihnen eine besondere Leidenschaft auslösen? Ja, wenn sie besonders und einzigartig sind – das kann eine besondere Architektur sein, eine besondere Lage oder auch die
Seltenheit, dass ein Bauwerk seiner Art aufgegeben und verlassen ist. Als Beispiel kann ich hier die Gebäude der EXPO 2000 in Hannover nennen oder die bereits erwähnte Hauptverwaltung eines Versicherungskonzerns in Hannover. Solche Gebäude werden entweder museal konserviert oder umgenutzt oder sehr schnell abgerissen. Sie mit Verfallsspuren aus längerer Zeit des absoluten Leerstandes vorzufinden, ist extrem selten.
Gerade ist Ihr Bildband „Lost Places Mitteldeutschland“ (SuttonVerlag) erschienen. Dies ist bereits der zweite Bildband beim Verlag. Wie ist die Resonanz darauf? Medial groß und auch der Absatz lässt sich gut an. Der Verlag ist zufrieden. Scheinbar habe ich mit dem zweiten Band ganz besonders einen Nerv des Publikums getroffen. Alte und verlassene Hospitäler, Heilstätte und Krankenhäusertriggern offensichtlich menschliche Urängste an. Der damaligen Medizin und ihrer im Vergleich zu heute nur sehr bedingten Möglichkeit, Schmerzen zu lindern und Krankheiten zu heilen, ausgeliefert zu sein, lässt erschaudern. Die eigene unausweichliche Vergänglichkeit wird einem vor Augen geführt. Sich dem in der sicheren Distanz als Betrachter meiner Bilder zu nähern, bietet die Möglichkeit,einzutauchen in die Melancholie des alles erfassenden Verfalls, der alles scheinbar ach so unbedingt wichtige im Leben relativiert – zumindest für den Moment. Hatten Sie bei der Gestaltung und beim Layout freie Hand und wie verlief die Auswahl der Objekte? Das ist – und das werfe ich dem Verlag überhaupt nicht vor – immer ein Kompromiss. Der Autor will sich weitestgehend selbst verwirklichen und der Verlag will bzw. muss das Buch bestmöglich vermarkten. Das fängt beim Titel und Titelbild an und hört bei der Motivauswahl nicht auf. Das vorliegende Werk „Verlassene Sanatorien, Kurhotels und Badeanstalten“ finde ich in diesem Spannungsfeld jedoch sehr gelungen und das Publikum bestätigt dies. Gibt es ein Objekt im aktuellen Bildband mit dem Sie eine ganz besondere Geschichte oder Anekdote verknüpfen? Jedes der Objekte hat eine sehr eigene und meist alles andere als uninteressante Geschichte. Besonders ergreifend ist vielleicht der Hintergrund der kinderpsychiatrischen Anstalt im Vogtland. Wenn man sich vorstellt, wie damals verhaltensgestörte Kinder dorthin abgeschoben wurden und mit welchen „pädagogischen“ Methoden man versucht hat, sie wieder gesellschaftskonform „geradezubiegen“, dann hat das „Biegen“ im Ergebnis nur mit „Brechen“ zu tun. Die geschundenen Seelen, die hier anlandeten, fanden jedenfalls keinen Trost und keine Geborgenheit – sie trafen auf die kalte Sterilität der Medizin, die sie mehr als Objekt, denn als menschliches Subjekt behandelte und die sie seelisch endgültig erfrieren ließ. Ich hatte zufällig Gelegenheit, mit einer ehemaligen Krankenschwester zu sprechen, die dort war. Was sie mir von den Zuständen dort berichtete, sprengte zum Teil meine Vorstellungskraft. So sehr es meist zu bedauern ist, wenn die Nutzung von Objekten aufgegeben wird und diese verfallen. Hier bin ich froh darum. Über diesem Ort liegt eine schreckliche Finsternis. rottenplaces Magazin // 18
Im Ersten Bildband lautet der Sub-Claim „Schlösser, Villen, Kultur- und Ballsäle“, beim Aktuellen „Verlassene Sanatorien, Kurhotels und Badeanstalten“. Mit einem Augenzwinkern, darf man sich auf eine kommende Ausgabe „Militärische Anlagen und ehemalige DDR-Betriebe“ freuen? Vielleicht! Gar keine schlechte Idee diese beiden Kategorien aus der Zeit gefallener Architektur in einem Bildband zu vereinen und literarisch aufzuarbeiten. Eine Auswahl Ihres fotografischen Schaffens haben Sie bereits in diversen Ausstellungen gezeigt. Wann kann man Ihre Werke - in absehbarer Zeit - wieder einmal sehen? Man kann meine Arbeiten derzeit in einer Dauerausstellung im sächsischen Archäologie-Museum (samc) sehen, im Kunstkraftwerk Leipzig und einige großformatige Arbeiten hängen unter anderem auch im Amtsgericht Chemnitz. Die nächste Vernissage ist für Januar in Chemnitz geplant, diesmal mit dem Schwerpunkt Industriearchitektur. Die Vorplanung läuft bereits. Details sind rechtzeitig über meine Webseite www.suenderwald.de oder bei Facebook (www.facebook.com/suenderwald) zu erfahren. Was sind Ihre nächsten Projekte oder Herausforderungen, auf die Sie sich besonders freuen? Ich war Anfang des Jahres für 3 Wochen auf Kuba und habe einige der dort verlassenen Gebäude aus der vorrevolutionären Zeit fotografiert. In dem immer noch kommunistisch regierten Land ist es sehr schwer, Zugang zu den Bauwerken zu bekommen.Im Januar des kommenden Jahres bin ich nochmal dort und will so viel Fotomaterial mitbringen, dass es für einen Bildband über das karibische Eiland reicht, der einen gänzlich anderen Blick auf das Land wirft – fernab von bunter Fassade mit Oldtimer und Palme davor, was freilich auch schön sein kann.
Wir danken Christian Sünderwald für das Interview. Das Interview führte André Winternitz
Lost Places Mitteldeutschland
Verlassene Sanatorien, Hospitäler und Badeanstalten. Verlag: Sutton Verlag GmbH Erschienen: 23. September 2019) ISBN-10: 3963030925 ISBN-13: 978-3963030925 Preis: 29,99 EUR Rund 130 brillante Fotografien mit einer außergewöhnlichen Bildsprache und Liebe zum Detail (Sutton Momentaufnahmen)
Dieses Interview finden Sie auch auf unserer Webseite unter www.rottenplaces.de im Ressort „Interviews“.
Aus ihrer Zeit gefallene Orte. Von den Wogen der lebendigen Veränderung umspült und erodiert. Wie der Schmetterling seinen Kokon abstreift, lässt auch der Mensch in seiner Fortentwicklung für ihn nutzlos gewordene Hüllen zurück und gibt sie den leisen Naturgewalten anheim, die daraus morbide Skulpturen der Vergänglichkeit schaffen. Die Natur bedient sich dazu einer Ressource, die ihr ganz im Gegensatz zu den Menschen unbegrenzt zur Verfügung steht: Zeit. [Christian Sünderwald]
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Fotos: Christian SĂźnderwald
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WAS BEKANNT IST Das Areal der früheren, heute denkmalgeschützten Weberei befindet sich in der Wiesenstraße in EbersbachNeugersdorf (Landkreis Görlitz, Sachsen). Es ist ein Areal von historischer Bedeutung. Um 1905 wurde das Verwaltungsgebäude errichtet, danach folgten weitere Bauten. 1910 errichtete man das Pförtnerhaus. Bau- und ortsgeschichtlich ist das Ensemble von Bedeutung. Weitere Informationen sind lückenhaft.
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GESUCHT WIRD Erkennen Sie dieses Objekt oder dieses Motiv? Wissen Sie, welche Geschichte hier zu finden ist? Dann helfen Sie uns. Wir möchten die Geschichte hinter diesem Bild veröffentlichen - ob Zufall oder Schicksal. Lassen Sie uns ein Stück der Geschichte gemeinsam gehen und melden Sie sich. Denken Sie an die Nachwelt!
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VEB Lautex / Weberei Eibau
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Eibau/Kottmar (aw). In Eibau, einem Ortsteil der Gemeinde Kottmar, im Süden des ostsächsischen Landkreises Görlitz, gründete der Unternehmer Hugo Rudolph bereits 1877 eine LeinenstoffHandweberei. Elf Jahre später, nach dem Tod des Gründers, übernimmt der Bruder Emil Rudolph die Geschäftsführung, die steigende Nachfrage lässt die Produktion an ihre Grenzen stoßen. Eine Erweiterung des Betriebes wird unausweichlich. So entsteht im selben Jahr, nämlich 1988, ein Fabrikneubau. Nur acht Jahre später erreicht auch dieser die Kapazitätsgrenze, sodass eine Erweiterung des Kontorgebäudes erfolgt und eine Sheddachhalle sowie ein dreistöckiger Hochbau mit Kesselhaus und Kraftzentrale errichtet und in Betrieb genommen wird. Für die hohe Qualität der Produktion - Hauptprodukte sind Tischdecken und Falzläuferstoffe, werden der Weberei 1904 auf der Weltausstellung (Louisiana Purchase Exposition; Anm. d. Red.) in St. Louis zwei Goldmedaillen verliehen. Ein Meilenstein des Unternehmens, der sich nicht wiederholen sollte. Zwei Jahre später scheidet Emil Rudolph aus dem Unternehmen aus und gründet unmittelbar eine eigene Weberei in Eibau, das Unternehmen firmiert in seinem Namen. Wirtschaftliche Schieflagen machen eine Umwandlung der Weberei in eine Aktiengesellschaft (AG) 1919 unausweichlich. 1936 wird, bedingt durch einen Schicksalsschlag in der Familie Rudolph, das Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft (KG) umgewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Unternehmen 1946 enteignet und zwei Jahre später in den „VEB Technische Gewebe Walddorf“ umgewandelt. 1953 schließt sich der Betrieb an den „VEB Oberlausitzer Baumwollweberei Neusalza-Spremberg“ als Werk 4 an. Ab 1971 firmiert man nach der Zusammenführung mit dem „VEB Oberlausitzer Textilbetriebe Neugersdorf (Lautex)“ unter selbigen Namen. 1990 wird der Produktion am Ort ein Ende gesetzt, nur ein Jahr später ruht der gesamte Betrieb. Das Ende der „Lautex“ wird damit besiegelt. Bis heute gibt es - nach mehreren Bränden und massiven Vandalismus - keine spruchreifen Planungen zur Um- oder Weiternutzung des Areals.
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KAMBODSCHA (SÜDOSTASIEN)
tempelanlagen angkor wat zügiger verfall grosses problem
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ngkor (aw). Der bekanntesten Tempelanlage in der Region Angkor (Kambodscha) droht der rasante Verfall. Die Anlage des einst mächtigen Königreichs der Khmer, welches das kambodschanische Tiefland zwischen dem 9. und dem 15. Jahrhundert dominierte, gilt als größtes sakrales Bauwerk der Welt. Doch an den Bauten aus Sandstein nagt der Zahn der Zeit - unaufhörlich und mit einer rasanten Geschwindigkeit. Angebrachte Holzstützen sollten bisher die Bauten vor dem Kollaps bewahren. Experten zufolge ist dies jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Forscher der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking haben die Tempelanlage im Angkor Archaelogical Park nun genauer unter die Lupe genommen. Sie simulierten, wie sich Umwelteinflüsse auf den Verfall der Ruinen auswirken. Das Ergebnis ist alarmierend: Durch den permanent steigendes Tourismus erhöht sich seit Jahren der Wasserverbrauch in der Region. Als Resultat könnte auf lange Sicht der Grundwasserspiegel sinken, mit der Folge, dass der Boden, auf dem die Tempelanlage steht, absackt. Für ihre Untersuchungen nutzten die Forscher modernste Radartechnologie und hochauflösende Satellitenbilder. Zurückliegende Befürchtungen, dass die Anlage aufgrund von Entnahmen von Grundwasser aus Brunnen die Stabilität der Ruinen im Beobachtungszeitraum zwischen 2011 und 2013 akut bedroht, konnten zwar widerlegt werden, doch die Forscher sehen ein anderes Problem. Neben den natürlichen Grundwasserschwankungen sind es vor allem der Bewuchs durch Pflanzen, dem wetterbedingten Zerfall des Sandsteins sowie die hohen Temperaturen, wodurch sich verschiedene Baumaterialien unterschiedlich stark ausdehnen. Den natürlichen Verfall wird man nicht aufhalten können, jedoch empfehlen die Forscher, diverse Schutzmaßnahmen konsequent durchzuführen. Dazu zählen die Verstärkung der Fundamente der Gebäude, die regelmäßige Reinigung des Sandsteins und die künstliche Stabilhaltung des Grundwasserspiegels. Weiter muss bei Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten der Gebäude auf Materialien geachtet werden, die sich ähnlich stark ausdehnen können wie das Ursprungsbaumaterial.
Foto: Marcin Konsek/CC BY-SA 4.0
Angkor Wat Angkor Wat ist nur ein Teil der Gesamtanlage Angkor. Hier findet sich eine Vielzahl von historischen Bauensembles, von denen Angkor Thom das größte ist. Wie auch die anderen großen Tempelareale in Angkor, war Angkor Wat von Siedlungen umgeben. Stein als Baumaterial war allerdings religiösen Bauwerken vorbehalten, weshalb von den weltlichen Bauten, auch den Residenzen der Herrscher, keine erhalten sind. Untersuchungen mit LIDAR („Light detection and ranging“; eine dem Radar verwandte Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung sowie zur Fernmessung atmosphärischer Parameter. Statt der Radiowellen wie beim Radar werden Laserstrahlen verwendet) in den Jahren 2012 und 2015 zeigten weitere Siedlungsreste.
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NIEDERSACHSEN
Schloss Hämelschenburg mit bronzeplakette veredelt
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Emmerthal (dsd/aw). Dietrich Burkart, Ortskurator Hameln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), überbrachte jetzt auf Schloss Hämelschenburg in Emmerthal (Landkreis Hameln-Pyrmont) Lippold von Klencke eine Bronzeplakette zur Erinnerung an die gelungene Restaurierung des nordöstlichen Giebels am Südflügel des Schlosses. Auf dieser befindet sich der Hinweis „Gefördert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit Hilfe der GlücksSpirale“. Dadurch bleibt das Engagement der privaten Förderer der Stiftung und der Rentenlotterie von Lotto auch nach den Maßnahmen an vorbildlichen Projekten sichtbar und kann zu weiterer Unterstützung motivieren. Die private DSD unterstützte die Maßnahmen mit 66.000 Euro. Das südwestlich von Hannover zwischen Hameln und Bad Pyrmont liegende Schloss gilt als Hauptwerk der Weserrenaissance. 1437 erwarb die Familie von Klencke ein Rittergut, zu dem auch eine Burg gehörte. Die Burg wurde bei einem Brand 1544 völlig vernichtet. Man errichtete daraufhin ein Schloss. Zwanzig Jahre später wurde die heutige Schlosskirche errichtet, die als der älteste freistehende protestantische Kirchenbau Deutschlands gilt. 1588 erhielt Schloss Hämelschenburg seine bis heute prägenden Renaissanceformen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden der mittlere und der nördliche Flügel zu Wohnzwecken umgebaut. Aus Küche, Pferdestall und Brauhaus wurde ein großzügiges Wohnzimmer, ein Tanzund ein Esssaal. Den romantischen Vorstellungen der Zeit entsprechend wurde der Putz an den Außenwänden des Schlosses abgeschlagen, um das Bruchsteinmauerwerk freizulegen. Nach dem Krieg nahm man im Schloss Ausgebombte, Vertriebene und Flüchtlinge auf, für die eigene Wohneinheiten geschaffen wurden, ohne die historischen Räume des Erdgeschosses zu beeinträchtigen, die heute museal genutzt werden. Schäden waren am aufgehenden Sandsteinmauerwerk zu beseitigen, darunter Risse, offene Fugen, die Ablösung des Giebels und Verwerfungen an den Werksteinen. Schalenförmige Abplatzungen, Schäden an der aufwendigen Bauzier und Korrosion der schmiedeeisernen Verankerungseisen ergänzten das Schadensbild. Die „Restaurierung des NordostGiebels des Südflügels“ verstand sich als Musterachse zur Kostenermittlung und Maßnahmenkonkretisierung. rottenplaces Magazin // 28
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sehenswerte Industriedenkmäler der Republik Sie sind wahre Zeugnisse vergangener Kulturgeschichte, imposante Kathedralen der industriellen Revolution. Gerade im Zuge des Strukturwandels der Schwerindustrie und Montanindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg rückte die Industriegeschichte als schützenswerte kulturelle Leistung – über den rein ästhetischen Wert der Ingenieurskunst hinaus – in den Blickpunkt der Denkmalpflege. Über die Jahre entdeckte man - zuerst visuell, später experimentell - dass in Europa eine Vielzahl von Industriedenkmälern mit einer zeittypischen Industriearchitektur existiert, die unbedingt erhalten werden mussten. Typische Beispiele waren und sind das Ruhrgebiet und das Saarland mit Zeugen der Montanindustrie, der sehr stark vom Maschinen- und Fahrzeugbau geprägte Raum Chemnitz-Zwickau, Katalonien, Nordengland, Ostfrankreich und Norditalien mit Textil- und Maschinenbauindustrie. In unserem mehrteiligen Spezial präsentieren wir Ihnen - oder sagen wir besser, empfehlen wir Ihnen - besondere Leuchttürme vergangener Epochen der Industriegeschichte, die heute beispielhaft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Ein Besuch lohnt hier zu jeder Jahreszeit. 29 // rottenplaces Magazin
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Schiffshebewerk Henrichenburg
Kokerei/Zeche Zollverein
Das Schiffshebewerk Henrichenburg gehört zur Kanalstufe Henrichenburg der Bundeswasserstraße Dortmund-Ems-Kanal in Waltrop-Oberwiese. In den Jahren 1958 bis 1962 errichtete man das neue Schwimmer-Hebewerk, so dass 1969 die Stilllegung des alten Hebewerks folgte. Die alte Schachtschleuse wurde 1989 durch eine Sparschleuse mit zwei Sparbecken ersetzt. Bis ins Jahr 2005 lief der Betrieb des neuen Hebewerks und der neuen Schleuse parallel. Seitdem fließt der Schiffsverkehr nur noch durch die Schleuse. Alle vier Bauwerke sind Teil des Schleusenparks Waltrop.
Die Kokerei Zollverein in Essen war von 1961 bis 1993 aktiv und galt zu dieser Zeit als die modernste Kokerei Europas. Sie ist heute ein Architektur-Welterbe und Industriedenkmal. Die Kokerei Zollverein liegt zwischen den Straßen Arendahls Wiese, Köln-Mindener Straße und Großwesterkamp im nordöstlichen Essener Stadtteil Stoppenberg. Unmittelbar angrenzend liegt zwischen den Straßen Arendahls Wiese, Fritz-SchuppAllee, Gelsenkirchener Straße und Haldenstraße das Hauptgelände der Zeche Zollverein mit den Anlagen Schacht 12 und Schacht 1/2/8. Die drei Anlagen werden heute in der Regel als Gesamtensemble des Weltkulturerbes wahrgenommen.
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Foto: Rainer Lippert
Völklinger Hütte
Biotürme Lauchammer
Die Völklinger Hütte ist ein 1873 gegründetes ehemaliges Eisenwerk in der saarländischen Stadt Völklingen. Es wurde 1986 stillgelegt. 1994 erhob die UNESCO die Roheisenerzeugung der Völklinger Hütte als Industriedenkmal in den Rang eines Weltkulturerbes der Menschheit. 2007 wurde sie für die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland nominiert. Sie ist ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist heute ein wichtiger Standort der Industriekultur in Europa und Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).
Die Biotürme sind ein Industriedenkmal in Lauchhammer. Unter dem Motto „Castel del Monte der Lausitz“ wurden die letzten Relikte der einst Lauchhammer mitprägenden Koksproduktion in die Projektliste der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land aufgenommen und ihr Abriss verhindert. Seit 1996 stehen die Türme unter Denkmalschutz. Der Betrieb der Anlage wurde Ende 2002 eingestellt. Nach ihrer Sanierung 2006 mit Mitteln aus dem EFRE und aus der Braunkohlesanierung ist die sehenswerte Anlage seit ihrer Eröffnung am 17. Juli 2008 im Rahmen eines Projektes der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land öffentlich zugänglich. rottenplaces Magazin // 30
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Energiefabrik Knappenrode
Brikettfabrik Louise
Die Energiefabrik Knappenrode (ehemals Lausitzer Bergbaumuseum Knappenrode) ist einer der vier Standorte des Sächsischen Industriemuseums. Sie umfasst das Areal der stillgelegten und inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Brikettfabrik Knappenrode. Von 1918 bis zur Stilllegung 1993 wurden in der Brikettfabrik Werminghoff (später: Knappenrode) Briketts aus Rohbraunkohle produziert. 1994 als Museum eröffnet, gehört die Energiefabrik Knappenrode seit 2005 zur Europäischen Route der Industriekultur. Die Museumslandschaft umfasst diverse Ausstellungsbereiche. Sie vermitteln verschiedene Facetten der ostsächsischen Bergbaugeschichte.
Die Brikettfabrik Louise in Domsdorf ist die älteste Brikettfabrik Europas und ein Technisches Denkmal. 1908 wurde mit dem ersten Bauabschnitt der Kraftwerkshalle begonnen, in den Jahren 1924 und 1938 folgten weitere Bauabschnitte bis zur Vollendung des Gebäudes in seiner jetzigen Gestalt. Die erste Lichtmaschine zur Stromerzeugung wurde 1896 in Betrieb genommen. 1992 wurde die Brikettfabrik Louise in die Denkmalliste des Landes Brandenburg aufgenommen. Der Verein Freundeskreis Technisches Denkmal Brikettfabrik „Louise“ e. V. widmet sich dem Erhalt sowie der Herstellung der Funktionstüchtigkeit der Maschinen und technischen Anlagen.
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Foto: Onkel Holz/CC0
Gasometer Schöneberg
Sächsische Wollgarnfabrik
Der Gasometer Schöneberg ist ein 1913 in Betrieb genommener und 1995 stillgelegter Niedrigdruck-Gasbehälter auf dem ehemaligen Gelände der GASAG in Berlin-Schöneberg.Das seit 1994 unter Denkmalschutz stehende und 78 Meter hohe Bauwerk gilt als Landmarke Schönebergs auf dem EUREFCampus im Stadtquartier Rote Insel. Seit 2011 werden die Veranstaltungskuppel im Gasometer sowie ein Nachbargebäude durch ein Biogas-Blockheizkraftwerk mit Strom und Wärme versorgt. Vom 11. September 2011 bis zum 29. November 2015 wurde in der Veranstaltungskuppel von Günther Jauch der gleichnamige Polit-Talk im Ersten geführt.
Die Sächsische Wollgarnfabrik Tittel & Krüger war eine Spinnerei in Leipzig. Mit über 100.000 m² Geschossfläche ist sie heute Deutschlands größtes Industriedenkmal und Europas größter Gebäudekomplex der Gründerzeit. Die Größe des gesamten Areals beläuft sich auf 50.000 m². Heute werden die Elsterlofts als Wohngebäude mit 185 Lofteinheiten sowie zwei Brückenlofts genutzt. Das Tragwerk des 1888 von Pfeiffer & Händel projektierten und 1897 von Händel & Franke mit einem Anbau erweiterten Gebäudes bilden mit Ziegeln ausgemauerte Stahlträger zusammen mit teilweise stahlverkleideten ausgemauerten Stahlstützen in einem regelmäßigen Raster.
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Zeche Zollern Die Zeche Zollern ist ein stillgelegtes Steinkohle-Bergwerk im Nordwesten der Stadt Dortmund, im Stadtteil Bövinghausen. Es besteht aus zwei Schachtanlagen, die unter Tage zusammenhingen: Die Schachtanlage I/III (das heißt: die Schächte I und III) in Kirchlinde und die Schachtanlage II/IV in Bövinghausen. Die Zeche Zollern II/IV ist heute einer von acht Museumsstandorten des dezentral angelegten LWL-Industriemuseums, das zugleich hier seinen Sitz hat. Die Zechenanlage ist ein Ankerpunkt der Route der Industriekultur im Ruhrgebiet und der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).
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Ferropolis Ferropolis (gr.-lat. ferro und polis „Eisenstadt“) ist ein Industriemuseum und Veranstaltungsort nahe Gräfenhainichen auf einer Halbinsel im Gremminer See, dem ehemaligen Tagebau Golpa-Nord. Ferropolis ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH). Nach der Stilllegung des Tagebaus 1991 entstand die Idee der Zusammenführung und musealen Nutzung der auf dem Areal verbliebenen Großgeräte auf einem in den Tagebau ragenden Restpfeiler, der heutigen Halbinsel. Im Jahr 2000 wurde Ferropolis für den Publikumsverkehr geöffnet. 2004 fanden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an den Großgeräten statt. rottenplaces Magazin // 32
GESCHICHTE HAUTNAH
Porta Nigra Römisches Stadttor und Wahrzeichen Triers
Foto: Berthold Werner
Das frühere römische Stadttor Porta Nigra (lateinisch für „Schwarzes Tor“) am PortaNigra-Platz ist ein Wahrzeichen der Stadt Trier und wurde ab 170 n. Chr. errichtet. Die Porta Nigra ist ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention und seit 1986 Teil des UNESCO-Welterbes in Trier. Der Bau des Stadttores wurde als nördlicher Zugang zur Stadt Augusta Treverorum (Augustus-Stadt im Land der Treverer) begonnen. Endgültig fertiggestellt wurde der unter Kaiser Mark Aurel begonnene Bau nie. Beispielsweise sind die Bohrungen zur Aufnahme der Türangeln der Tore schon vorgefertigt worden. In die Drehachse der Tore ragen aber immer noch die Bossen der nicht fertig bearbeiteten Quader, so dass ein bewegliches Tor niemals eingebaut wer-
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den konnte. Der seit dem Mittelalter bezeugte Name Porta Nigra ist wohl von der dunklen Färbung abgeleitet, die durch die Verwitterung des Kordeler Sandsteins entstand. Der Trierer Erzbischof Poppo erwirkte 1035 dem heiligen Mönch Simeon zu Ehren die Errichtung des Simeonstifts und baute das Tor zur Doppelkirche um, in deren Unterkapelle Simeon bestattet war. Die erhaltenen Stiftsgebäude gehen zum Teil auf das Jahr 1040 zurück.
substanz dar. Die eigentlichen Stadttore der Porta Nigra waren zugeschüttet worden, und man gelangte über eine Freitreppe direkt in das heute erste Stockwerk des Gebäudes. Die Funktion des Stadttores übernahm das Simeontor, das direkt im Osten an die Porta Nigra anschloss. Dieses im Vergleich zur Porta kleine Tor wurde durch den 1389 erbauten hohen Befestigungsturm, den so genannten Ramsdonkturm, geschützt.
Der Orgelraum der Oberkirche am Westturm ist noch deutlich erkennbar. Da man für die Kirchennutzung nur einen Turm benötigte, wurde der zweite Turmaufbau der Porta Nigra abgerissen. Dies stellt die einzige bis heute sichtbare gravierende Änderung an der Bau-
Napoleon ließ Kirche und Stift 1802 aufheben. 1804 verfügte er den Rückbau der kirchlichen Anbauten. Von 1804 bis 1809 wurde das mittelalterliche Gebäude ausgekernt. Die Preußen vollendeten ab 1815 die Abbrucharbeiten, so dass nun wieder das römische Tor zu sehen ist.
Lediglich den unteren Teil der mittelalterlichen Apsis ließ man aus denkmalpflegerischen Gründen stehen. Nach dem Abschluss der Arbeiten diente das Bauwerk als Triers erstes Antikenmuseum. In den 1870er Jahren riss man die Stadtmauer und fast alle mittelalterlichen Stadttore ab, darunter auch das Simeonstor. Seit 2005 wird die Geschichte der Porta Nigra im Rahmen der Römischen Erlebnisführung „Das Geheimnis der Porta Nigra“ durch einen Schauspieler in der Paraderüstung eines Centurio interpretiert. 2014 kam es zu einem Brand im Ostturm, der durch Feuerwerkskörper ausgelöst wurde. Es kam zu handtellergroßen Abplatzungen an einem Sandsteinquader.
Foto: Verein Trierisch/CC BY-SA 4.0
Foto: Johann Anton Ramboux
Foto: Berthold Werner
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StĂźveschachtanlage piesberg reste ehemaligen bergbaus 35 // rottenplaces Magazin
Osnabrück (aw). Der Stüveschacht ist einer von zwei Tiefschächten der Zeche Piesberg am Rande Osnabrücks. Benannt wurde er nach dem Osnabrücker Bürgermeister Carl Bertram Stüve. Der Schacht liegt auf der Nordseite des Piesbergs, der zum Ibbenbürener Steinkohlerevier gehört. Ein 1,45 km langer Stollen verbindet den Stüveschacht mit dem auf der Südseite des Piesbergs befindlichen Haseschacht. Weil das dachlose Bauwerk seit vielen Jahren durch Witterungseinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, waren Sanierungsarbeiten dringend notwendig. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellte für Instandsetzungsrbeiten Anfang 2018 50.000 Euro zur Verfügung. Anfang 2019 wurde der erste Bauabschnitt abgeschlossen. Gesichert wurden Mauerkronen, die Wände mussten vor Sturm und Regen geschützt und dessen Statik mit mächtigen Betonringen verstärkt werden. Die Gesamtkosten dafür beliefen sich auf 371.000 Euro. Nun wurde mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen. Das Gebäude soll mit einer Rampe aus verzinktem Stahl versehen werden, natürlich barrierefrei. Es soll eine „begehbare Ruine“ entstehen. Im Inneren wurden die gemauerten Gräben, die früher für Teile der Dampfmaschine errichtet wurden, vom Schutt befreit. Nun soll der 5,40 Meter tiefe Abgrund auf der einen Seite mit Gitterrosten, auf der anderen Seite mit einem Geländer gesichert werden. Ende November sollen diese Vorhaben erledigt sein und 116.000 Euro verschlungen haben. Der Förderverein hat die Summe aus verschiedenen Quellen akquiriert. Läuft alles nach Plan, könnte 2020 mit dem dritten Bauabschnitt begonnen werden. Architekt und Vereinsmitglied Markus Wiekowski hat die Pläne dafür bereits fertig. Das offene Gebäude soll wie 1888 ein Tonnendach aus Blech bekommen. Ergänzt wird der Bauabschitt dann mit einem Stromanschluss und einer Beleuchtung. Die Kosten dafür belaufen sich auf 225.000 Euro. Die Förderanträge sind bereits gestellt.
lerdings bereits drei Jahre später aufgrund von technischen Problemen mit der Wasserhaltung eingestellt wurde. Erst nach dem Verkauf der Zeche 1889 an den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein investierte man nochmal in einen Ausbau der Anlage. Mit der Schließung der Zeche im Jahr 1898 infolge eines fatalen Grubenunglücks, zunehmenden Wasserhaltungsproblemen und eines Streiks der Bergarbeiter war die Stüveschachtanlage dem Verfall preisgegeben. Bis auf ein Gebäude wurde schließlich die gesamte Anlage abgerissen. Dieses einzig erhaltene Bauwerk der Anlage liegt direkt am Schacht. Es zeigte sich viele Jahre in einem ruinösen Zustand. Einst beherbergte es die Wasserhaltungsmaschine, die das in der Tiefe zufließende Grubenwasser hob. Das 19 Meter hohe ehemalige Pumpengebäude steht über quadratischem Grundriss und besitzt ein Hausteinmauerwerk aus Karbonquarzit. Farblich abgesetzt sind ein umlaufendes Gesimsband in Ziegelmauerwerk sowie Einfassungen um Fenster und Tore ebenfalls in Ziegelmauerwerk. Der Förderverein Stüveschacht e.V. bemüht sich darum, die Anlage der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen.
Stüveschacht Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts ist die Förderung von Anthrazitkohle, der hochwertigsten Kohlensorte, am Piesberg durchgehend dokumentiert. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte der Bergbau am Piesberg seine Blüte, technische Neuerungen, die Anbindung an die Osnabrücker Eisenbahn und die wirtschaftlich günstige Lage machten dies möglich. 1869 wurde mit dem Haseschacht der erste Tiefbauschacht der Zeche angelegt. 1873 begann die Teufe des Stüveschachtes, die al-
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Foto: Gregor Rom/CC BY-SA 4.0
HerrenmĂźhle Papierfabrik / LPg
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Ziesar (aw). Bereits seit dem Mittelalter entstanden am Lauf des Flusses Buckau mehrere Wassermühlen, so auch nahe der Stadt Ziesar. 1785 wurde die Herrenmühle als seit 1740 verpachtete Wassermühle mit vier Mahlgängen beschrieben. Neun Personen lebten im Ort. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde die Herrenmühle als Papierfabrik genutzt. Das Grundstück hatte einen Gleisanschluss zum Umschlag von Heizmaterial und Papierrollen. Nach ihrer Stilllegung verfielen die Gebäude der ehemaligen Wassermühle durch die Nichtnutzung. Eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) der ehemaligen DDR nutzte bestehende Gebäude für die Instandsetzung von Landmaschinen. Nachdem der politischen Wende wurde die Herrenmühle im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands an die ehemaligen Besitzer zurückübertragen. Daraus resultierten mehrere Besitzüberlassungen. Neben den zur ehemaligen Mühle gehörenden verfallenen Gebäuden gibt es im Gemeindeteil weitere Wohngebäude und eine Forellenzuchtanlage. Teile des weitläufigen Areals wurden über die Jahre von Paintball- und Softairspielern genutzt. Davon zeugen noch heute die „Hinterlassenschaften“. In der Nacht zum 5. Januar 2016 brannte die historische, denkmalgeschützte Herrenmühle am Fluss Buckau vollständig ab. Um kurz nach 1 Uhr wurde die Feuerwehr zu einem Dachstuhlbrand in der ehemaligen Wassermühle gerufen. Schon beim Eintreffen der Einsatzkräfte stand der Dachstuhl bereits in Vollbrand. Aufgrund der akuten Einsturzgefahr des seit Jahren leerstehenden Gebäudes ließ man das Gebäude kontrolliert abbrennen. Verletzt wurde niemand. Die Polizei ermittelte wegen Brandstiftung. Während der Löscharbeiten musste die Landstraße 93 komplett gesperrt werden. Heute wird das Areal, für das es keine Nutzungspläne gibt, von Filmproduktionen oder Hobbyfilmern als Kulisse für diverse Arbeiten genutzt. In den vergangenen Jahren fanden hier diverse Partys statt. Einige davon ohne jegliche Genehmigungen.
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SACHSEN-ANHALT
Stabkirche in Stiege Denkmalstiftung hilft
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Stiege (dsd/aw). Für die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen an der nordischen Stabkirche in Stiege (Landkreis Harz) stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 27.750 Euro zur Verfügung. Die Stabkirche wurde 1905 südöstlich von Stiege, im Selketal, kurz vor dem Ort Friedrichshöhe auf einer Anhöhe im Wald in Nachbarschaft zur 1897 erbauten Lungenheilstätte Albrechtshaus erbaut. Die Planung stammt von dem Zimmermeister R. Witte aus Osterwieck nach dem Vorbild der Stabkirche zu Wang im Riesengebirge. Der einschiffige Holzbau in Blockbauweise mit westlichem Vorraum und Chor wurde durch die mehrfach gestaffelten Pult- und Giebeldächer, einem Dachreiter und geschnitzten Drachenköpfen recht lebhaft gestaltet. Zwei Säulen tragen das Pultdach über dem Eingang. Fünf Ornamentfenster, drei davon mit christlichen Motiven, belichten den Altarraum, drei große bleiverglaste Fenster an den Längsseiten der Kirche den Innenraum. Diesen hat man holzsichtig belassen, die Hölzer wurden dunkel lasiert. Eine westliche Empore prägt das Innere, dessen Dachstuhl offen ist. Die Innenausstattung stammt noch aus der Erbauungszeit. Die nordische Stabkirche von Stiege ist ein Unikat in Sachsen-Anhalt. Nach einem Großbrand, der die leerstehende Lungenheilstätte Albrechtshaus 2013 zerstört hatte, kam es bei der unbeschädigten, jedoch ungenutzten Kirche vermehrt zu Einbrüchen und mutwilligen Zerstörungen. Schon 2010 waren Sicherungsmaßnahmen an Türen und Fenstern getroffen worden, die das zu einsam im Wald liegende Kirchengebäude nicht wirksam schützen konnten. Nun möchte der 2014 gegründete Verein „Stabkirche Stiege“ die dem Vandalismus ausgelieferte Kirche im Einverständnis mit der Landesdenkmalpflege an einen neuen Standort im Zentrum von Stiege verbringen. Der Denkmalstatus wird bei einer fachgerechten Translozierung nicht berührt. Der Verein erwarb dazu bislang Grundstück und Kirche und plant nun die erforderlichen Sicherungsarbeiten und vorbereitenden Maßnahmen vor der Translozierung. Für noch anstehende Untersuchungen und Überlegungen bat man die DSD eigens um Unterstützung. Künftig wird der Bau kulturell und kirchlich genutzt.
Erneuter Einbruch in die Stabkirche In die unikate Stabkirche ist zum wiederholten Male eingebrochen worden. Rund um die benachbarte Stabkirche wurden Dachziegel heruntergeworfen, im Inneren wurde das letzte intakte Bleiglasfenster der Kapelle zerstört, seine Scherben lagen im Altarraum. Die Bestürzung und die Verärgerung beim Verein „Stabkirche Stiege“ ist groß. Wie die Polizei mitteilt, rissen die Einbrecher die Ziegel vom Dach, bahnten sich auf den Dachlatten den Weg zum Glockenturm und seilten sich dann auf die Empore im Gebäudeinneren ab. Nach draußen gelangten die Täter durch das Entfernen eines Schutzblechs des einzigen verbliebenen Bleiglasfensters der Stabkirche. Dabei wurde das Fenster zerstört. Gestohlen wurde nach Polizeiangaben nichts, was vermutlich auf puren Vandalismus schließen lässt. 2020 soll die Stabkirche in den Ort nahe dem Bahnhof der Harzer Schmalspurbahn umziehen. Zuerst soll dafür ein Fundament entstehen. Dann wird die Kirche zerlegt und am neuen Standort wieder zusammengefügt. rottenplaces Magazin // 40
GSSD Rosenkrug (Altengrabow)
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Altengrabow (aw). Am nördlichen Rand des Altengrabower Truppenübungsplatzes befand sich ein Areal mit rund 150 Gebäuden, welches sich die Sowjetarmee in den 60er Jahren von DDR-Betrieben hatte bauen lassen. Altengrabow ist eine Siedlung des Ortsteils Dörnitz von Möckern im Landkreis Jerichower Land (Sachsen-Anhalt). Hier wurde eine autarke Kleinstadt aus dem Boden gestampft. Auf den ersten Blick erinnert das Gelände hinter dem Eingangsportal an die spröden Plattenbauten, wie sie jeder ostdeutschen Stadt zu finden waren und auch heute noch zu finden sind. Dort wo heute Wohngesellschaften den „Platten“ ein neues Facelifting verpasst haben, oder „verwohnte“ Substanz abgerissen haben, verfallen die einstigen Wohnblocks der Soldaten auf dem Altengrabower Areal zusehends. Größtenteils sind diese entkernt - eignen sich aber so besonders für den Häuserkampf. Als die Sowjetarmee 1994 abzog, hinterließ sie ein Areal mit Wohnungen für 5.000 Soldaten, Wohnungen für Offiziere und ihre Familienangehörige, Großküche, Schulungsgebäude, Werkstätten, Tanklager, Sporthalle, Garagen und eigenem Heizhaus. Um die Kleinstadt komplett zu machen, fanden sich hier ein Wasserwerk samt Klärwerk, Schweineställe, Trafolager, Einkaufsläden, Badehäuser, Soldatenklub, Bibliothek und ein unterirdischer Fernmeldebunker. In der Freizeit nutzten die Soldaten den Rosenkrugteich als Freibad. Die Bundesvermögensverwaltung übernahm die Liegenschaft in das sogenannte allgemeine Grundvermögen. Weil auf dem Areal diverse Altlasten zu beklagen waren, wollte die Bundeswehr selbiges nicht übernehmen. Nach einer Ersterkundung wurden 176 Altlastenverdachtsflächen erfasst, sagte Forstdirektor Rainer Aumann (sein Forstbetrieb war Bestandteil der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA); Anm. d. Red.), vor zwei Jahren gegenüber der „Volksstimme“. Bis 1999 hatte man einen Teil der Gebäude abgerissen und eine riesige Mülldeponie beräumt. Zudem wurden diverse Grundwassermessstellen errichtet. Seit Mitte 2017 ist die Bundeswehr Eigner des Areals, der Bund hatte die Fläche übertragen. Somit untersteht die ehemalige Kleinstadt direkt dem benachbarten Truppenübungsplatz Altengrabow und nicht mehr dem Bundesforst. Die Übungsplatzgröße wuchs so um 400 Hektar. Heute führt die Bundeswehr hier Gefechtsübungen aus. Das Betreten ist streng verboten. Es besteht Lebensgefahr! Der Grund sind immer noch vorhandenen Gefahren durch offene Schächte, baufällige Gebäude und Flächen, die mit einem Munitionsverdacht versehen sind, so Aumann gegenüber der Zeitung.
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Wasserturm Wiesenburg (Mark)
Der Wasserturm Wiesenburg/Mark (Landkreis Potsdam-Mittelmark) in Brandenburg wurde bereits 1929 konstruiert, aber erst 1949 an seinem Platz aufgestellt. Sein Behälter hat ein Fassungsvermögen von 300 Kubikmetern. 2012 wurde der Turm aus dem Wassernetz genommen. Seit 2007 steht die Landmarke unter Denkmalschutz. 2016 übernahm den 20 Meter hohen Boliden die Gemeinde vom Zweckverband „Hoher Fläming“.
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Museum für Industiekultur OS Das Museum Industriekultur liegt in Piesberg, einem Berg auf der Grenze der Stadt Osnabrück im Süden und der Gemeinde Wallenhorst im Norden. Der westliche Teil des Berges liegt im Osnabrücker Stadtteil Pye, der südöstliche Teil im Stadtteil Haste und der nordöstliche Teil im Wallenhorster Ortsteil Lechtingen. Hier wurde bis 1898 und erneut in geringerem Umfang nach dem Zweiten Weltkrieg Steinkohle abgebaut. Der Piesberg war einer der größten Sandsteinbrüche Europas - noch immer wird an den Flanken Sandstein abgebaut. Hauptgebäude des Museums ist das Haseschachtgebäude, das 1871 fertiggestellt wurde. Seit 2010 gehört das Museum Industriekultur zur Route der Industriekultur im Nordwesten. Das heutige Museumshauptgebäude diente nach der Schließung der Steinkohlenzeche am 8. Juni 1898 ab 1906 als Unterkunft für Arbeiter der Steinindustrie, die bis heute am Piesberg Karbonquarzit abbaut. Während des Zweiten Weltkriegs war es ein Lager für Kriegsgefangene.
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Nach Ende des Krieges kamen darin Flüchtlinge aus Schlesien unter. Sie lebten dort bis in die 1960er Jahre. Bis zur Restaurierung, die 1985 begonnen wurde, verfiel das Gebäude. 1994 wurde das Museum eröffnet, zunächst als Museum der Stadt Osnabrück. 1998 wurde es zur Gemeinnützigen GmbH mit der Sparkasse Osnabrück als Mehrheitsgesellschafterin. Zum Komplex des Museums gehören neben dem Haseschachtgebäude das 1893 errichtete Magazingebäude und der historische Pferdestall. Das Magazingebäude diente den Bergleuten als Waschkaue und wird heute vom Museum Industriekultur für Sonderausstellungen genutzt. Der frühere Pferdestall der Steinindustrie präsentiert sich nach einer umfassenden Restaurierung als besonderes Schmuckstück. Im Pferdestall ist zu dem Themenfeld „Industrialisierung des Handwerks“ eine Dauerausstellung zu sehen, die sich durch einen museumspädagogischen Schwerpunkt auszeichnet und damit u. a. für Schulen, Kindergärten und Kindergruppen in Osnabrück und der Region als außerschulischer Lernstandort zur Verfügung steht. Für die Themen Papierherstellung, Schuhmacherwerkstatt und Mühlenwesen sind museumspädagogische Angebote für Schulen und Kindergärten ausgearbeitet und buchbar.
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Das Piesberger Gesellschaftshaus wurde im Jahre 1871 erbaut und war Gast- und Vereinshaus der Steinkohlenzeche am Piesberg. Heute nutzt der Kulturverein Piesberger Gesellschaftshaus das Gebäude mit seinem Festsaal sowohl für zahlreiche Kulturveranstaltungen als auch für Familienfeiern und andere Anlässe. Das Museum Industriekultur betreibt dort eine historische Druckerei mit museumspädagogischen Angeboten. Im einstigen Zechenbahnhof, der 1857 fertiggestellt war, ist heute der Verein Osnabrücker Dampflokfreunde beheimatet, der sich zum Ziel gesetzt hat, historische Schienenfahrzeuge zu sammeln, aufzuarbeiten und fahrtüchtig zu erhalten, um diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Außerdem fährt nach fast 50 Jahren am Piesberg wieder eine Feldbahn.
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In Zusammenarbeit mit dem Museum Industriekultur Osnabrück ist es dem Museum für feldspurige Industriebahnen Osnabrück-Piesberg e. V. gelungen, den Feldbahnbetrieb am Piesberg wieder aufzunehmen. Vom Museum Industriekultur können Besucher mit der Feldbahn in die Industriekulturlandschaft am Piesberg fahren. Die Feldbahn fährt von April bis Oktober an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat. Im Haseschachtgebäude zeigt das Museum die Entwicklung Osnabrücks von der Ackerbürgerstadt des 18. Jahrhunderts bis zum modernen Industrie- und Wirtschaftsstandort der Gegenwart. Das 19. Jahrhundert ist Schwerpunktthema des Museums. In der Dauerausstellung werden die zentralen Themen „Steinkohlebergbau“, „Mythos Dampf“, „Frühe Fabriken“ und „Frühindustrialisierung“ behandelt. Die Ausstellung „Magie des Steinkohlenwaldes“ präsentiert anschaulich die Entstehung der Steinkohle am Piesberg und eine faszinieren-
de Sammlung von Fossilien. Wechselnde Ausstellungen vertiefen den Einblick in Aspekte der regionalen Industriegeschichte. Eine besondere Attraktion findet man in der Maschinenhalle. Der Boden erbebt, wenn sich langsam und geräuschvoll die beiden Dampfmaschinen aus den Jahren 1849 und 1916 in Bewegung setzen. Ihre mächtigen Transmissionsriemen treiben Maschinen an und eine historische Metallwerkstatt erwacht zu unverhofftem Leben: Fräse, Bohrer und Drehbank bewegen sich wie von Geisterhand. Von der Schachthalle des Haseschachtgebäudes fährt man – wie einst die Bergleute – mit einem gläsernen Fahrstuhl 30 Meter tief „unter Tage“ ein und begeht einen 300 Meter langen historischen Bergwerksstollen, der zum Magazingebäude mit der ehemaligen Waschkaue führt, in der sich die Bergleute den Kohlenstaub abwuschen und die heute für Sonderausstellungen genutzt wird.
Gewiss, Chile ist ein traumhaftes Land, und gerade die Verbindung aus seiner atemberaubenden Natur und dem einem ständig begegnenden Tod erschafft eine seltene, doch anziehende Mixtur. Die Animitas -eine Gedenkstätte, die an ein tragisches Ereignis im öffentlichen Raum gemahnt- findet man auf den großen Verkehrsstrassen Chiles überall. Von Süden bis Norden sind es tausende, kleine bis mehrere Meter groß, fast zerfallen bis gerade erst aufgestellt, schlicht bis kreativ und überladen. Im Norden liegt die Atacama-Wüste. Sie ist einer der trockensten Wüsten der Welt und fährt man auf den sie durchziehenden Straßen, erblickt man alle paar Kilometer ein totes Tier oder eine Animita. Und sicher stößt man auch auf verrottete Fahrzeuge, die umgedreht am Strassenrand liegen, auf ein verlassenes Dorf, oder, unweit einer bunt gescheckten Gebirgskette, auf einen über hundert Jahre alten Friedhof, direkt am Strand des leuchtend blauen Pazifischen Ozeans. Genauer gesagt waren es zwei, in ein paar Kilometern Abstand. Als ich den ersten erblickte, hielt ich am Rand der vor Hitze flimmernden Strasse an, nahm die Kamera, sprang über eine Mauer und betrat den Friedhof, der, wie es an seiner Eingangspforte stand, im Jahre 1901 errichtet wurde. Wie in einem Film saßen auf den Resten einer zerfallenen Mauer drei Geier, die mich beobachteten -ein makaberes Gefühl- und einige der Gräber waren geöffnet. Das dahinter liegende Meer war ruhig und lautlos, nur einer der ab und dann vorbeifahrenden Trucks zerschnitt die Stille, oder einer der Plastikblumenkränze, die durch kleine Brisen an ihrem zugewiesenen Holzkreuz kratzten. Nach einer Weile fuhr ich weiter und nach einigen Kilometern entdeckte ich einen noch imposanteren Friedhof, ebenso alt und verwahrlost und noch größer als der Erste, mit weitaus mehr Gräbern. An vielen von ihnen hingen Stofftiere und das Gestell der Gräber erinnerte an Kinderbetten oder Laufställe, was an einen Kinderfriedhof denken lies, - schauriges Schauspiel. Doch die Jahreszahlen sagten etwas anderes. Ich lief den ganzen Friedhof ab und auch hier: jeder Sarg wurde geöffnet und Grabräuber hatten ihren Dienst daran getan. Hier blieb ich, bis mich die ungeheure Hitze vertrieb. Ich fuhr weiter gen Norden, die Berge hoch, wo Sanddünen die Strasse zunehmend verschmälerten. Der Himmel zog sich zu, erste Regentropfen prasselten auf die Scheiben, Animitas, halb vom Sand verdeckt und Symbol für drohende, vergangene und noch kommende Ereignisse, erhaschten meinen Blick während der Motor schrittweise langsamer wurde, trotz voll durchgedrückten Gaspedals und halb vollem Motor. Doch das ist eine andere Geschichte...
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In Chile lauert der Tod Gastbeitrag von Myriad
Fotos: Myriad
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10.000 Besucher sind fasziniert: 14. ibug ein erfolg Reichenbach (aw). Die Zeit läuft unaufhaltsam. Gerade noch wurden diverse Vorberichte rund um das Stattfinden der 14. Industriebrachenumgestaltung - kurz ibug - medienwirksam gestreut, da ist das Festival für urbane Kunst auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerkes an der Greizer Straße Ecke Friedensstraße auch schon wieder zu Ende. Due ibug fand an zwei Wochenenden, vom 23. bis 25. August und vom 30. August bis zum 1. September 2019 statt. Neben vielen Interessierten aus der Region fanden auch Kunstbegeisterte aus ganz Deutschland und dem Ausland den Weg ins Vogtland. 10.000 Besucher waren es, teilt der Veranstalter mit. Jeder, der das Kunstfestival besuchte, kam auf einem weitläufigen Areal in den Genuss von beindruckenden Kunstwerken und einem umfangreichen Rahmenprogramm. Dieses beinhaltete neben Filmen und Vorträgen auch einen Kunstmarkt, einen Biergarten und Musik. Seit März hatten freiwillige Helfer*innen das Gelände für die einwöchige Kreativphase auf Vordermann gebracht (wir berichteten). Seit dem 15. August reisten rund 100 Künstler*innen aus aller Welt in den sächsischen Vogtlandkreis. Mit einem Mix verschiedener Genres und Stile von Graffiti und Malerei über Illustrationen und Installationen bis hin zur Medienkunst und Performances erweckten sie die Räume und das Außengelände des verfallenen Bahnbetriebswerkes zu neuem Leben und verwandelten das 11 Hektar große Areal innerhalb einer Woche in ein faszinierendes Gesamtkunstwerk. Die Festivalmacher*innen zeigten sich nach Abschluss des Projektes zufrieden: „Das diesjährige Festivalgelände war schon wegen seiner Größe eine besondere Herausforderung. Um so mehr freuen wir uns über die große Resonanz und die positiven Reaktionen des Publikums. Ohne die Unterstützung der Stadt, die zahlreichen Partner und Sponsoren und den Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helfer*innen wäre das Projekt nicht möglich gewesen!“, erklärt Projektleiter Thomas Dietze. Wo und wie es 2020 mit der ibug weitergeht, ist aktuell noch nicht offen. In Westsachsen soll das Projekt nach Aussage der Organisatoren bleiben. Mehr Informationen gibt es online unter www.ibug-art.de.
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Foto: Laura Gรถpfert
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NORDRHEIN-WESTFALEN
KAiser-wilhelm-denkmal experten reinigen wahrzeichen
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Fotos: Kärcher
Porta Westfalica (red). Im Rahmen seines Kultursponsorings reinigte Kärcher in Zusammenarbeit mit dem Denkmaleigentümer das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica. Die Arbeiten starteten im Rahmen der Instandhaltungsmaßnahmen des Denkmaleigentümers, der Westfälisch-Lippischen Vermögensverwaltungsgesellschaft (WLV), am 24. September und werden fünf Wochen andauern. In diesem Zeitraum werden Spezialisten von Kärcher gemeinsam mit Industriekletterern das zweithöchste Denkmal Deutschlands schonend reinigen und dabei bis zu 100 Jahre alte Verschmutzungen beseitigen. Für die Durchführung seilen sich die Experten von der Kuppel des Baldachins ab. Die spektakulär anmutende Seilzugangstechnik kam bereits bei der Reinigung der Präsidentenköpfe am Mount Rushmore in den USA und im Ulmer Münster zum Einsatz. Weitere Reinigungsarbeiten am Sockel und im Innenraum der Kuppel erfolgen von einer Hubarbeitsbühne bzw. einem Gerüst aus. Der WLV lässt in diesem Rahmen auch die Kuppel von außen neu verfugen und im Inneren des Baldachins Risse schließen sowie neu streichen. „Mit unseren Reinigungstechniken beseitigen wir die Verschmutzungen so schonend wie möglich“, sagt Thorsten Möwes, der als Experte von Kärcher für die Durchführung vor Ort zuständig ist. „Unser Ziel ist, dass die Reinigung dem Denkmal nichts von seinem ursprünglichen Charakter nimmt, sondern zu einem langfristigen Erhalt für kommende Generationen beiträgt“, so Möwes weiter. Der Sockel und der Baldachin werden mit Heißwasser-Hochdruckreinigern mit reduziertem Oberflächendruck von 1 - 1,5 bar und einer Temperatur von ca. 90 °C von organischen Verschmutzungen befreit. Diese Art der Reinigung ermöglicht die Beseitigung der Moose und Flechten ohne hohen Druck und ohne Chemie. Zudem verzögert sie das Wachstum von
neuem Bewuchs an dem aus Porta Sandstein erstellten Denkmal, da tiefer sitzende Sporen durch die hohe Temperatur abgetötet werden. Am Sockel entfernt Kärcher Kalkablagerungen auf der Sandsteinoberfläche mit der Niederdruck-Partikelstrahltechnik und einem feinen Aluminiumsilikat (40-90 Mikrometer) als Strahlmittel. Diese Verfahren wurden in enger Abstimmung mit dem LWL-Denkmalamt und dem Denkmaleigentümer, der WLV, als wirksamste und schonendste Methoden identifiziert. „Im Rahmen der Gesamtmaßnahmen um das Denkmal bietet die Reinigung der Flächen des Porta-Sandsteines einen wichtigen Baustein, um das Ensemble denkmalgerecht aufgefrischt präsentieren zu können. Nach den umfassenden Maßnahmen zur Sanierung und Erweiterung der Ringterrasse mit einer Gastronomie und dem LWL-Besucherzentrum widmen wir uns nun der Instandhaltung des eigentlichen Denkmalbereiches, ehe Anfang 2020 mit der Umsetzung der Kinderaktionsfläche hinter dem Denkmal begonnen werden soll“, so Matthias Gundler, Prokurist der WLV, einer Tochtergesellschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Das 88 Meter hohe Denkmal wurde von 1892 - 96 im Zyklopenstil des Spätwilhelminismus nach Plänen des Architekten Bruno Schmitz errichtet. Oberhalb des Weserdurchbruchs Porta Westfalicas auf einer Höhe von über 200 Metern ist es weithin sichtbar und wichtiges Wahrzeichen der Region. Seit 2008 gehört es zur Straße der Monumente, die sieben der prominentesten deutschen Denkmale vereint. Die seit Jahrzehnten zerstörte und ungenutzte Terrasse wurde vom WLV mit einem Besucherzentrum und einer Panoramagastronomie ergänzt. Seit der Eröffnung 2018 besichtigten im ersten Jahr über 300.000 Gäste das Denkmal. rottenplaces Magazin // 54
Schaufelradbagger 1452 Gรถrlitz
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Görlitz (aw). Der Schaufelradbagger 1452, 1961 vom „VEB Schwermaschinenbau Lauchhammerwerk“ für die Braunkohleförderung hergestellt, wurde im selben Jahr unter der Typenbezeichnung SRs 1200 im Tagebau Phönix südlich von Leipzig aufgebaut und bis zu dessen Schließung sieben Jahre später zur Förderung verwendet. 1970 erfolgte dann die Zerlegung in Einzelteile und der Transport in den Tagebau Berzdorf. Dort förderte das Grossgerät Braunkohle bis zur Einstellung des Tagebaus im Jahre 1997. Der Schaufelradbagger mit einer Höhe von 33,5 Metern, einer Länge von 75 Metern und einer Breite (einschließlich Verladeausleger) von rund 48 Metern, war im Betrieb mit mindestens 3 Mann besetzt, hatte eine installierte Leistung von 1.650 kW und wurde mit einem 6-kV-Stromkabel versorgt. Das 6-teilige Raupenfahrwerk mit einer Spurbreite von 12 Metern und einer maximalen Fahrgeschwindigkeit von 6 Metern pro Minute trägt die Gesamtmasse von 1.940 Tonnen und ist 23 Meter breit sowie 25 Meter lang. Es erzeugte einen Bodendruck von 1,3 Kilogramm pro Quadratzentimeter. Für das Wenden benötigte der Bagger einen Radius von 50 Metern. Mit 8 Schaufeln á 1,2 Kubikmeter und 52 Schüttungen pro Minute (sog. Schüttungszahl) erreichte der Bagger eine theoretische Abbauleistung von 3.744 Kubikmeter pro Stunde. Der Schaufelraddurchmesser beträgt 8,6 Meter und die Schnittgeschwindigkeit 2,84 Meter pro Sekunde. Die Konstruktion des Radauslegers ermöglichte eine Abtragungshöhe von bis zu 24 Meter und eine Abtragungstiefe von bis zu 4 Meter. Die Blockbreite betrug 30 Meter. Der Radausleger konnte mit einer Geschwindigkeit von 6 Metern pro Minute um 120 Grad in beiden Richtungen verschwenkt werden. Mit einer Bandgeschwindigkeit von 3,3 Metern pro Sekunde gelangte das abgebaute Material auf dem 1,88 Meter breiten Förderband zum Verladeausleger. Dieser konnte in beiden Richtungen um 75 Grad verschwenkt werden. Nach der Außerdienststellung verblieb der Schaufelradbagger im ehemaligen Tagebau Berzdorf bei Görlitz (heute Berzdorfer See) und wird seither vom Verein Bergbaulicher Zeitzeugen Berzdorf – Oberlausitz museal erhalten. Aufgrund seiner orts- und technikgeschichtlichen Bedeutung wurde er zudem in die amtliche Kulturdenkmalliste des Freistaates Sachsen aufgenommen. Interessanter Link www.bagger1452.de
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Osnabrück (pm). Wie geht es weiter am Osnabrücker Ringlokschuppen? Wer kann dieses 1913 erbaute, denkmalgeschützte Industriegebäude sinnvoll nutzen und wer übernimmt die Kosten für die Sanierung? Nun kommt endlich Bewegung in die Sache: Die „Aloys & Brigitte Coppenrath-Stiftung“ hat die Initiative ergriffen und die Stadt als Kooperationspartner für ihre Idee gewonnen. In einem vom Rat am 25. Juni beschlossenen Letter of Intent wurde der Oberbürgermeister gebeten, mit der Stiftung zu verhandeln, um eine gemeinsame Gesellschaft zu gründen, in deren Auftrag dann der Ringlokschuppen saniert werden soll. „In den Ringlokschuppen soll der wissenschaftliche Forschungsbereich ‚Künstliche Intelligenz‘ von Universität und Hochschule einziehen. Außerdem sollen dort Existenzgründern und Start-Ups Räume angeboten werden. Dieses neue Leben in dem historischen Gebäude ist der beste Denkmalschutz und wird den gesamten, zurzeit brachliegenden Bereich aufwerten und endlich wieder an die Stadt anbinden“, sagt Oberbürgermeister Wolfgang Griesert. „Dieses Ziel passt perfekt zum Stiftungszweck der A & B Coppenrath-Stiftung, nämlich Unternehmensgründungen, Wissenschaft und Forschung zu fördern“, sagt Prof. Osterheider, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. „Daher sind wir der Stadt sehr dankbar für die unkomplizierte und konstruktive Kooperationsbereitschaft, mit der sie unsere Idee von Anfang an begleitet.“ Für diesen Zweck stellt die Stiftung zum Start 5 Millionen Euro zur Verfügung. Zusätzlich übernimmt sie die Kosten für die Beplanung des Grundstücks. Im Gegenzug bringt die Stadt Grundstück und Gebäude mit einem Bilanzwert von rund 1.875.000 Euro ein, übernimmt die Altlastenentsorgung und die Beseitigung von etwaigen Kriegsaltlasten. Außerdem verpflichtet sich die Stadt, das Grundstück zu erschließen und an das öffentliche Straßen- und Wegenetz anzubinden. Sie stellt ebenfalls die Infrastruktur für Wasserver- und entsorgung, Energie sowie Datenleitungen.
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Einer der Nutzer des Gebäudes wird das neu gegründete DFKI Labor Nieder-sachsen des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit den beiden Niederlassungen in Osnabrück und Oldenburg wird hier insbesondere zur erweiterten Wahrnehmung komplexer Umgebungen oder Situationen geforscht. Dazu wird eine Verstärkung der vorerst zwei DFKI-Arbeitsgruppen am Standort Osnabrück in den nächsten Jahren auf insgesamt ca. 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erfolgen. „Bereits seit Jahren gehört die Künstliche Intelligenz zu den herausragenden Forschungsschwerpunkten unserer Universität“, erklärt Universitätspräsident Prof. Dr. Wolfgang Lücke. „Mit dem Umbau des Ringlokschuppens durch den großzügigen Einsatz der Coppenrath-Stiftung und der dort angedachten Ansiedlung des DFKI wird die Forschung und Lehre zur KI in Osnabrück auf eine neue Stufe gehoben und somit noch stärker zum national und international wahrgenommenen wissenschaftlichen Markenzeichen der Region.“ Für den Transfer, also den Austausch von Wissenschaft und Praxis, könne hier insgesamt ein besonderer Ort entstehen. „Um ein aktuelles Beispiel zu nennen: In den Bereichen Digitalisierung in der Landwirtschaft, im Gesundheitswesen und in der Arbeitswelt besitzt die Hochschule eine breite Expertise mit sehr hoher Relevanz für die Praxis.“ Äußeres Zeichen dafür, dass die Partner – A & B Coppenrath Stiftung, Stadt Osnabrück, Universität und Hochschule Osnabrück sowie Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) – nun den langen Stillstand mit ihrer neuen besonderen Initiative aufbrechen wollen, ist ein großes Schild im Eingangsbereich: Es zeigt ein ausführliches Modell von dem sanierten Ringlokschuppen in der Zukunft, verbunden mit der absoluten Zusicherung: „Hier entsteht das Coppenrath Innovation Centre“.
NIEDERSACHSEN
Ringlokschuppen osnabrück innovatives zentrum kommt
Es soll nun alles sehr schnell gehen: Ziel ist, dass im Jahre 2021 mit dem DFKI die ersten Nutzer einziehen. Zurzeit wird das Grundstück überplant und der Gesellschaftervertrag mit allen Rechten und Pflichten abgestimmt, der noch in diesem Jahr unterschrieben werden soll. Im kommenden Jahr soll von der zu gründenden Gesellschaft der Bauantrag gestellt werden. Die Beteiligten wissen, dass der Zeitplan ambitioniert aber nicht unrealistisch ist.
Vertreter von Stadt Osnabrück, der Aloys & Brigitte Coppenrath-Stiftung, von Universität und Hochschule Osnabrück stellen die Pläne für das „Coppenrath Innovation Centre“ am alten Ringlokschuppen vor. Foto: Stadt Osnabrück, Robert Schäfer rottenplaces Magazin // 58
NUKEMAP virtuelles spiel mit atombomben
Die aktuellen Entwicklungen zwischen den USA und Nordkorea oder im IranKonflikt haben gezeigt, die Ängste der Menschen vor einem Raketenangriff mit Kernwaffen - egal von wem auch ausgelöst - war nie größer als heute. Die Bilder von den Atombombenabwürfen auf Hiroshima („Little Boy“, 6. August 1945, 13 Kilotonnen TNT-Äquivalent) und Nagasaki („Fat Man“, 9. August 1945, 21 Kilotonnen TNT-Äquivalent) sowie Atombombentests auf dem Bikini-Atoll (z. B. „Romeo“, 27. März 1954, 11 Megatonnen Sprengkraft TNT-Äquivalent) sind uns noch heute vor Augen. Unvorstellbare Zerstörungen, Hunderttausende Tote, nukleare Verseuchungen und die Auslöschung ganzer Staaten sollten eigentlich eine Mahnung sein. Heute verfügen die Atommächte USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Israel, Pakistan und Nordkorea zusammen über rund 13.900 Atomsprengköpfe. In den 1980er Jahren waren es noch 70.000 (Quelle: spiegel.de). Dabei ist jede einzelne Atomwaffe eine zu viel. Noch heute könnte die gesamte Menschheit mehrfach ausgelöscht werden (Overkill; die Fähigkeit den Gegner mehr als einmal zu vernichten). Einen Sieger gibt es nicht. Wer herausfinden möchte, was ein Abwurf einer Atombombe in der Heimat anrichten würde, kann eine interaktive Onlinekarte nutzen, die von US-Wissenschaftlern entwickelt wurde und die erschreckend wie auch abschreckend zugleich ist. Wo die Bombe eingesetzt wird, kann der Benutzer selbst wählen. Die Wissenschaftler nutzen für die Simulation zum einen Google Maps und zum anderen öffentliche zugängliche Daten sowie Modellrechnungen, um die Detonation samt Folgen möglichst naturgetreu darzustellen.
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Foto: United States Department of Energy
Wir haben den Test gemacht und lassen die 21 Kilotonnen-Bombe, die 1945 über Nagasaki abgeworfen wurde („Fat Man“), über Gütersloh (NRW, Stammsitz der rottenplaces-Redaktion) detonieren. Das Ergebnis ist niederschmetternd. Die geschätzte, sofortige Todeszahl liegt bei rund 29.800 Menschen, verstrahlt und verletzt werden rund 35.500 Menschen sofort - mehr als doppelt soviel in den folgenden Tagen, Wochen und Monaten. Weitere Details möchten wir Ihnen hier ersparen. Jeder kann nun erahnen, was moderne Nuklearwaffen mit zig Megatonnen in der heutigen Zeit anrichten würden.
VOR DER EXPLOSION
NACH DER EXPLOSION
Fazit der Redaktion In schon beinahe perverser Art und Weise kann der Nutzer alle erdenklichen Atombomben über seinem Heimatort abwerfen lassen oder wo auch immer. Voreingestellt oder bis ins Detail feinjustiert. Die glücklicherweise virtuellen Ergebnisse lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. So sollte es eigentlich sein. Und das ist das Ziel dieser Simulation. Es macht uns aber auch klar, wie sehr wir uns um eine schnellere nukleare Abrüstung bemühen müssen (Hashtags: #atomwaffenfrei, #atomwaffenverbot, #nuclearban). Ohne Diskussionen und ohne Ausflüchte. (aw) rottenplaces Magazin // 60
TSCHERNOBYL SOLL VIELE NEUE TOURISTEN ANLOCKEN
Kiew (aw). Geht es nach dem neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, dann könnte die Ruine des alten Atomkraftwerks zu einem echten Touristenmagnet werden. Bei der offiziellen Übergabe der neuen Schutzhülle über dem havarierten Reaktor sagte Selenskyj, man solle Tschernobyl der ganzen Welt zeigen Wissenschaftlern, Ökologen, Historikern und vor allem Touristen. Touristen kommen jedes Jahr bereits zahlreich, 2018 buchten über 70.000 Menschen eine Tour in die Sperrzone, darunter fast 50.000 Ausländer. Dafür bedarf es auf jeden Fall spezielle Anmeldungen und Genehmigungen. Nach der Ausstrahlung der amerikanisch-britischen Serie „Chernobyl“, die weltweit positive Kritiken einheimste, steigerte sich die Anzahl der Katastrophen-Touristen deutlich. Für Aufsehen sorgten vor allem Instagrammer, die an dem Ort der schlimmsten Nuklearkatastrophe der Geschichte teilweise geschmacklose Selfies machten und diese teilten (wir berichteten).
Nach der Havarie wurde über den zerstörten Reaktor eine erste Schutzhülle - der sogenannte „Sarkophag“ errichtet. Dieser wurde jedoch aufgrund der extremen Strahlung schnell brüchig. 2010 begannen die Arbeiten an der neuen Schutzhülle („New Safe Confinement“). Die Kosten für den Bau verschlangen rund zwei Milliarden Euro, finanziert von rund 40 Ländern. 2016 wurde die Schutzhülle über den Reaktor geschoben. Das federführende Baukonsortium übergab die neue Schutzhülle in die Verantwortung der Ukraine. Somit ist das Land neben der Instandhaltung und Nutzung auch für die Demontage des ersten Sarkophags verantwortlich. Im Inneren der Schutzhülle soll nun ein Kran die radioaktiven Trümmer demontieren. Die neue Konstruktion soll etwa 100 Jahre halten.
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Foto. Justin Stahlman/CC BY 2.0
Am 26. April 1986 havarierte der vierte Block des Atomkraftwerks während eines missglückten Experiments. Die Explosion des Reaktors und die daraus resultierenden radioaktiven Wolken verstrahlten große Gebiete im heutigen Weißrussland, in der Ukraine und Russland. Die Wolken mit dem radioaktiven Fallout verteilten sich dann über weite Teile Europas und schließlich über die gesamte nördliche Halbkugel. Rund 50.000 Menschen verloren in der angrenzenden Stadt Prypjat infolge des Reaktorunglücks ihre Heimat.
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BAYERN / SACHSEN
UNESCO ADELT AUGSBURGER WASSERMANAGEMENT & ERZGEBIRGE Baku (aw). Deutschland kann sich über zwei neue Weltkulturerbestätten freuen. Die UNESCO nimmt sowohl das Wassermanagement-System in Augsburg als auch die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří in die Liste schützenswerten Erbes auf. Und während zwei Bundesländer feiern, geht ein Gebiet leer aus - zumindest vorerst. Das Welterbekomitee hatte Mitte Juli die Katze aus dem Sack gelassen.
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BAYERN Wassermanagement
SACHSEN Erzgebirge/Krušnohoří
Bedacht als 46. UNESCO-Welterbestätte in Deutschland wurde das Wassermanagement-System in Augsburg. Die Stadt zwischen den Flüssen Lech und Wertach entwickelte sich über acht Jahrhunderte zu einem Innovationszentrum des Wasserbaus und der Wasserkraft, was sich in zahlreichen Architektur- und Technikdenkmälern widerspiegelt. Michelle Müntefering (SPD), Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, freut sich über die Auszeichnung. „Mit diesem Eintrag in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt werden nicht nur die Wasserbau- und Brunnenkunst als ingenieurtechnische beziehungsweise künstlerische Leistung gewürdigt, sondern auch der nachhaltige Umgang mit unserer wertvollsten Ressource seit über 700 Jahren. Das zeigt einmal mehr den engen Zusammenhang von Kultur und Nachhaltigkeit als Teil unseres Lebensraumes.“
Die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří ist die 45. UNESCOWelterbestätte in Deutschland. Das UNESCO-Welterbekomitee hat jetzt auf gemeinsamen Vorschlag Deutschlands und Tschechiens die Stätte in die Welterbeliste aufgenommen und begründet die Entscheidung damit, dass die Stätte als herausragendes Zentrum wissenschaftlich-technologischer Bergbauinnovation und als einzigartige montane Kulturlandschaft gilt.
Insgesamt 22 Objekte der Technik, Industriearchäologie, Architektur und bildenden Kunst zählen zu der neuen Welterbestätte. Dazu gehören mittelalterliche Kanäle und Wasserwerke aus der frühen Neuzeit ebenso wie drei Renaissance-Brunnen und der sogenannte Eiskanal. Er wurde für die Olympischen Spiele 1972 errichtet und dient bis heute Kanuten als Trainingsstätte. 530 kleine und große Brücken führen über Bäche und Kanäle der Stadt – damit zählt Augsburg mehr Brücken als Venedig.
„Donaulimes“ Römische Militärgrenze Weil Budapest kurzfristig Änderungswünsche hatte, scheiterte der von Deutschland gemeinsam mit Österreich, der Slowakei und Ungarn eingereichte Antrag zum Donaulimes und wurde vom Komitee nicht bedacht. Entsprechend einer Pressemitteilung teilte die UNESCO mit, dass man die Beschlussfassung zur transnationalen Welterbe-Bewerbung des Donaulimes vertagt habe. Der Weltdenkmalrat ICOMOS hatte dem UNESCO-Komitee ursprünglich empfohlen, die gemeinsame Nominierung Deutschlands, Österreichs, der Slowakei und Ungarns in die Welterbeliste aufzunehmen. Der Änderungswusch Budapests mache gemäß den Richtlinien zur Umsetzung der Welterbekonvention eine Neubewertung durch den Weltdenkmalrat notwendig. Demnach kann über die Bewerbung des Donaulimes frühestens auf der 44. Sitzung des Welterbekomitees 2020 entschieden werden.
Foto: UNESCO/J. Kugler
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) dankte dem UNESCO-Komitee für die Entscheidung und die Anerkennung der Montanregion Erzgebirge als Welterbestätte. Das Projekt sei ein Beispiel für internationale Zusammenarbeit. „Glück auf!“, sagte Kretschmer. Das Erzgebirge blickt zurück auf eine glanzvolle Bergbaugeschichte. Erste Silberfunde waren im Jahr 1168 in der Nähe der heutigen Stadt Freiberg. Seitdem besiedelten Bergleute und Handwerker die Gegend und entdeckten weitere Erzvorkommen. Die Menschen im Erzgebirge entwickelten Organisationsformen und Technologien, die die Wirtschaft, staatliche Systeme und gesamtgesellschaftliche Umbrüche wie die Industrielle Revolution in ganz Europa entscheidend prägten. So wurde ab dem 16. Jahrhundert die Verwaltung und Führung der Bergwerke staatlich kontrolliert. Die neue Bergbaubürokratie legte den Grundstein für ein frühkapitalistisches Zahlungssystem: Die erstmals 1520 geprägten Silbertaler dienten mehrere Jahrhunderte als Vorbild für die Währungssysteme in vielen europäischen Staaten und gelten als Vorgänger des Dollars. Im erzgebirgischen Freiberg wurde 1765 die älteste noch bestehende Bergakademie gegründet. Hier forschten namhafte Wissenschaftler, die das Wissen weit über die Region und Europa hinaustrugen, darunter Abraham Gottlob Werner, der als Mitbegründer der modernen Montanwissenschaft gilt, und der Naturforscher Alexander von Humboldt.
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NORDRHEIN-WESTFALEN
Auguste-Viktoria-Klinik weiter keine neuen pläne Bad Lippspringe (aw). Was soll nur aus dem weitläufigen Areal mit dem imposanten Gebäude-Ensemble der ehemaligen Auguste-Viktoria-Klinik (AVK) in Bad Lippspringe (Kreis Paderborn) werden? Darüber philosophieren und streiten seit Jahren Politiker, Denkmalschützer, interessierte Investoren und Lippspringer Bürger*innen. Fakt aber ist, seit unserem letzten Artikel ist nicht viel geschehen. Wie die „Neue Westfälische“ jetzt berichtete, wird ein Rückbau großer Gebäudeteile immer wahrscheinlicher - entgegen allen Expertenmeinungen. Sechs Jahre dauert der Streit um eine Um- oder Neunutzung des Flächenjuwels nun an. Im September 2018 hatte der Hauptausschuss den Mittelbau der einstigen Klinik in die Denkmalliste der Stadt eintragen lassen, diese aber nur als „denkmal- und erhaltenswert“ charakterisiert (wir berichteten). Resultierend hatte der Stadtrat zumindest eine Denkmalbereichssatzung auf den Weg gebracht. Bürgermeister Andreas Bee (parteilos) hat, auch nach einer Anfrage der CDU, keine große Hoffnung zur Zukunft der AVK. Ihm fehle, so zitiert ihn die „Neue Westfälische“, die Fantasie, wie zumindest Teile ehemaligen Klinik neu genutzt werden könnten. Hans-Jürgen Schaefer (CDU) unterbreitete dem Rat den Vorschlag, den geschützten Mittelbau beispielsweise als Begegnungsstätte oder Dokumentationsstätte zu nutzen. Die glasüberdachte Empore könne als Veranstaltungsort für festliche Anlässe dienen. Den Wind aus den Segeln nahm Schaefer Michael Nitsche (SPD). Nach dessen Äußerungen ist in der Stadt kein Geld für die „ambitionierten Pläne“ für die AVK da, denn erstmal seien Investitionen für das Freibad und das neue Feuerwehrgerätehaus notwendig. Sein Fraktionsvorsitzender, Kurt Süpke, hält unterdessen an der Überlegung fest, in der Auguste-Viktoria-Klinik eine Kindertagesstätte einzurichten.
In Sichtweite der Klinik sollen 40 Wohnhäuser entstehen. Eigentlich wollte man mit der Vermarktung noch in diesem Jahr beginnen. Wie zuletzt berichtet, sollen die geplanten, erschlossenen Grundstücke auf Vorschlag seitens der Stadtverwaltung und dem Heimatverein den Namen „Prof.-RapmundStraße“ tragen. Damit soll an den Begründer der Bad Lippspringer Lungenheilstätte, Medizinalrat Prof. Otto Rapmund (1845-1930) erinnert werden. Rapmunds Grab befindet sich aktuell noch auf dem AVK-Gelände. Uninteressante Gebäudeteile - diese nennt man heute leichtfertig „abgängig“ - könnten abgerissen werden, damit sind das ehemalige Schwesternwohnheim und das alte Kesselhaus gemeint, wenn es nach Bee geht. Mittel für diese Schritte sollen im aktuellen Haushalt bereits verankert sein. Der Bürgermeister wird - nach eigenen Angaben - den Fraktionen vorliegende Gutachten zur Verfügung stellen. Gleichzeitig betont das Stadtoberhaupt aber auch, dass man die Jahre nicht untätig gewesen sei. So habe man beispielsweise nach Fördergeldern Ausschau gehalten, die für sozial genutzten Wohnraum zur Verfügung stehen. Man sei an die Landesentwicklungsgesellschaft „NRW Urban“ herangetreten. Doch für entsprechende Mittel bedarf es einen Investor. Und der ist nach Aussagen der Stadt derzeit nicht in Sicht. Bis es zu einer Entscheidung kommt, verfallen die weitläufigen Gebäudeteile immer mehr. Vandalen und Abenteuerlustige sorgen dafür, dass die Substanz immer weiter geschändet wird. Die Stadt ist machtlos. Immerhin sind die Gebäude seit einiger Zeit ausgeräumt, das hält einen Großteil der illegalen Besucher ab.
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Jöllenbeck (aw). Die Königsbrücke ist ein geschütztes Baudenkmal aus dem Jahr 1842 und befindet sich im Bielefelder Stadtbezirk Jöllenbeck, nahe der der Eickumer Straße 214a, unweit der Stadtgrenze zu Herford. Die Brücke überspannt das Wiesental des Jöllenbecker Mühlenbaches, der hier die Antriebsenergie für die Peppmühle, eine historische Wassermühle des Bauernhofes Peppmöller, lieferte. Bereits 1795 wurde hier eine Brücke errichtet, die nach wenigen Jahrzehnten baufällig wurde. Ein Neubau aus Sandstein sollte die Verbindung zwischen Jöllenbeck und Herford verbessern und insbesondere den Transport mit Fuhrwerken erleichtern. Bereits König Friedrich Wilhelm III. unterstützte den dortigen Wegebau mit 22.000 Talern. Über die Kosten für die neue Brücke von 1842 entbrannte zwischen der Bürgermeisterei Jöllenbeck und dem Staat Preußen ein Rechtsstreit, der zu Gunsten Jöllenbecks ausging. Preußen musste für den Bau und Unterhalt aufkommen. Als Besitzzeichen und den Hinweis auf die Mautpflicht wurde ein königliches Emblem angebracht, was auf Friedrich Wilhelm IV. verweist. Daher wird der Bau auch Königsbrücke genannt. Nach dem Ausbau der Landesstraße verlor die Brücke an Bedeutung, wurde aber zum Baudenkmal erklärt. Der Heimatverein Jöllenbeck stellte 1988 eine Gedenktafel zur Brücke auf.
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