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Tuchfabri k C H. Pürs chel
BRANDEN BURG Tuchfab rik C. H. Pürschel ehem . VEB Fors ter Tu chfabri k
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Forst (aw). Forst (Lausitz) war eine der bedeutens- ten Städte der Tuchindustrie - aus diesem Grund nannte man es auch liebevoll das „Deutsche Man- chester der Lausitz“. Da die von Hugo Pürschel 1878 gegründete Tuchfabrik im Stadtzentrum von Forst gegen Ende des Ersten Weltkrieges an ihre Kapa- zitätsgrenzen gelangte, entschloss sich sein Sohn, Carl Heinrich Pürschel, die Fabrik zu erweitern. Er erwarb ein Grundstück im Norden der Stadt, das am Mühlgraben, der Lebensader der Forster Tex- tilindustrie, lag und errichtete 1924 einen neuen Fabrikkomplex.
Bereits in den Jahren 1929 und 1934 wurden jedoch weitere Ausbauten notwendig. Neben den einzelnen Gebäuden verfügte das Gelände – wie viele andere Tuchfabriken der Stadt auch – über einen eigenen Gleisanschluss zur Stadtbahn.
Den Zweiten Weltkrieg überstand Pürschels Tuchfa- brik nahezu unbeschadet. 1946 wurden die Textil- fabrikanten enteignet so auch die Familie Pürschel. Die Fabrik wurde schließlich in Volkseigentum um- gewandelt und firmierte zunächst unter dem Na- men VEB Modetuch Forst. 1964 wurden sämtliche Forster Textilbetriebe zum VEB Tuchfabriken Forst zusammengelegt.
Mit rund 3.000 Arbeitern in der Textilbranche war Forst auch in der DDR der wichtigste Textilstandort. Bedeutung hatte er vor allem für die Beschaffung von Devisen. So wurden die Tuche aus den Forster Textilbetrieben unter anderem an Firmen wie C&A in die BRD exportiert.
Bis 1990 wurden in den verschiedenen Produkti- onsstätten der Forster Tuchfabriken Flächengewebe hergestellt. Mit dem Ende der DDR standen jedoch auch die Tuchfabriken vor dem Aus. Der Versuch, den Betrieb als Forster Webwaren GmbH zu privati- sieren, scheiterte schließlich. Nachdem die Maschi- nen abgeschaltet und die Säle ausgeräumt waren, gab man die Fabrik in der Heinrich-Werner-Straße 15 dem Verfall preis.
Im Jahre 2014 gelangte die Tuchfabrik zu neuem Ansehen. Ein Start-up gründete hier die Likörund Spirituosenfabrik Forst. Als Produktionsstätte wählten die Gründer der Marke „ImmerLikör“ das Gelände aus, das in Forst zwischen Heinrich-Wer- ner-Straße und dem Mühlgraben liegt und über 10.000 Quadratmeter umfasst. Nach aufwändigen Aus- und Umbauten wurden die Hallen ihrer neu- en Bestimmung zugeführt. Wo einst Stoffe gewebt wurden, entstehen heute Liköre und Spirituosen, die unter der Marke „ImmerLikör“ vertrieben werden.