September/Oktober 2013
DAS MAGAZIN FÜRS MITTLERE OSTALLGÄU UND DAS GÜNZTAL
Titelfoto: Anke Sturm
KÜNSTLERHAUS WALTRAUD MAIR Besonderer Ort, an dem Kunst lebendig wird
Drittes Kochbuch mit alten Rezepten
„HEISS AUF EIS“ Verein setzt sich für den Eissport ein
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Griaß di’ –
Inhaltsverzeichnis
das Magazin fürs mittlere Ostallgäu und das Günztal
Aktuelle Rezepte aus vergangenen Tagen ..........................4
Hans-Jürgen Fischer
Jugendtraum kommt Allgemeinheit zugute ...........................................8 Lebendiger Dialog in Klinkerwürfeln ..12 Idyllische Erinnerung an eine schwarze Zeit ................................16 Leckerer Bio-Heumilchkäse aus dem Allgäu ..............................20
Anne Kommeter
Im Einsatz für Tiere ........................24 Gipfelsturm und tiefer Fall ...............26 Veranstaltungen .............................30 Griassdi.de – die Online-Plattform ....33
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Versteckte und geheime Plätze, Menschen mit einem besonderen Hobby oder engagierte Vereinsmitglieder: In dieser Ausgabe des Griaß-di‘-Magazins haben wir wieder spannende Geschichten für Sie zusammengetragen. Bestimmt ist Ihnen schon einmal der Friedhof am Hochwieswald bei Marktoberdorf aufgefallen. Doch wissen Sie, was es mit diesem Ort auf sich hat? Der engagierte Museumspfleger Winfried Frischmann kümmert sich seit vielen Jahren um den Pestfriedhof und hat sich genauer mit der Geschichte befasst, als der „schwarze Tod“ auch Marktoberdorf heimsuchte. Einen Besuch wert ist auch das Künstlerhaus Marktoberdorf. Zahlreiche Besucher und begeisterte Gästebuch-Einträge zeigen, wie interessant und lebendig Kunst sein kann. Denn das Künstlerhaus ermöglicht Erwachsenen wie auch Kindern und Jugendlichen den Einstieg in die Welt der Kunst. Außerdem lesen Sie in dieser Ausgabe, welche „verrückte Idee“ die Mitglieder der Allgäu Amigos hatten und damit einen Treffpunkt für die Allgemeinheit schafften.
IMPRESSUM Herausgeber: Allgäuer Zeitungsverlag GmbH Jahnstraße 12a 87616 Marktoberdorf www.griassdi.de
Redaktion und Koordination: Anke Sturm (verantwortlich) Telefon 0 83 62.50 79-17 sturma@azv.de Regina Berkmilller Daniela Hollrotter
Johann Epp
Birgit Schneider
Elke Popp
Übrigens finden Sie das Griaß di’ auch im Internet und zwar auf dem Mitmachportal unter www.griassdi.de und dann auf Ihrer Ortsseite.
Ihre Anke Sturm und Regina Berkmiller
Auch online lesen unter
Daniela Hollrotter
Gestaltung / Satzarbeit: Composizione Katrin Rampp Gerberstraße 18 87435 Kempten info@composizione.de www.composizione.de
Geschäftsführer: Markus Brehm
Anzeigen: Hans-Jürgen Fischer (verantwortlich) Telefon 0 83 41.80 96-20 hfischer@azv.de
Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH Heisinger Straße 16 87437 Kempten
Titelfoto: Anke Sturm
Anzeigengrafik: Petra Schulte-Ritter schulte_ritter@azv.de
Auflage: 11 500 Stück
Ihr Griaß di’ Team
Vorwort | Inhaltsverzeichnis | Impressum
Verteilung: Beilage in der Allgäuer Zeitung Marktoberdorf und Auslage in Touristeninformationen, Gastronomiebetrieben, Hotels, Tankstellen, Bäckereien, Einzelhandels- und Lebensmittelgeschäften, Arztpraxen, Banken und Freizeiteinrichtungen. Verbreitungsgebiet: Mittleres Ostallgäu mit Günztal: – Lengenwang, Görisried, Wald, Sulzschneid, Stötten a.A., Steinbach, Oberthingau, Unterthingau, Leuterschach, Geisenried, Thalhofen, Marktoberdorf, Rettenbach, Bernbeuren, Apfeltrang, Aitrang, Ruderatshofen, Ebenhofen, Altdorf, Biessenhofen, Hörmannshofen, Bidingen, Bernbach, Kraftisried, Günzach, Untrasried, Hopferbach, Obergünzburg, Willofs, Ebersbach, Ronsberg
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Aktuelle Rezepte aus vergangenen Tagen
5 Aktuelle Rezepte aus vergangenen Tagen
„Oma (Opa) das verstehst Du nicht mehr!“. Diesen Satz hören ältere Menschen nur allzu oft, findet Waltraud Mair. Die Seniorenbeauftragte aus Bidingen startete auch deshalb ein Projekt, für das genau das Gegenteil gilt: Sie sammelte alte Rezepte, die bislang zum Großteil nur mündlich weitergegeben worden waren, verband sie mit Sprüchen und Fotos und erfreut mit dem so entstandenen Buch „Hunger ist der beste Koch“ seitdem Jung wie Alt. Senioren mit Würde und Respekt zu begegnen, ist Waltraud Mair enorm wichtig. Sie wollte deshalb für „ihre“ älteren und zum Teil verwitweten Menschen in Bidingen und Bernbach zwar die dringend notwendige Plattform zur Begegnung schaffen, ihnen aber nicht alles spendieren: „Das sind doch keine Almosenempfänger, die wollen ihr Sach selber zahlen“, betont sie. Deshalb führte die Gemeinde- und Kreisrätin stattdessen ein regelmäßiges gemeinsames Mittagessen an jedem ersten Freitag im Monat ein, bei dem sich die Senioren in den Gaststätten im Ort treffen und ein günstiges Drei-Gänge-Menü einnehmen. Zum „Probelauf“ vor vier Jahren kamen bereits ein gutes Dutzend Teilnehmer, nun sind es jeweils rund zwei Dutzend, die sich in den beiden Orten treffen und gut eineinhalb Stunden gemütlich miteinander plaudern. Und dabei geht es na-
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türlich auch oft um das Essen und wie man früher so gekocht hat, als es eigentlich nichts gab. Mairs spontane Idee, die angesprochenen Rezepte doch in einem Buch zu sammeln, scheiterte zunächst an der Bescheidenheit der älteren Bidinger und Bernbacher: „Das interessiert doch keinen“, hieß es. Doch Mair ließ nicht locker, besuchte viele Senioren zu Hause, plauderte mit ihnen und holte die oft nur mündlich überlieferten Rezepte persönlich ab. Ihre Sorge, dass viele die gleiche Mahlzeit vorschlagen, erwies sich als unbegründet: Obwohl
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6 Aktuelle Rezepte aus vergangenen Tagen
die Hauptzutaten fast überall gleich sind – Kartoffeln, Mehl, Eier, Kraut und Schmalz – entstanden daraus 44 verschiedene Gerichte, die alle im Kochbuch festgehalten sind. Etliche davon kochte Waltraud Mair selbst nach und beglückte ihre Familie damit. Denn die Mengenangaben waren in vielen Fällen nicht für Bücher geeignet: „A bisserl“ oder „Des sieht ma scho“ ließ sich einfach nicht in einem Rezept drucken. So mancher Senior machte sich aber auch selbst daran, die als Handgriff eingeübten Mengen für das Kochbuch abzuwiegen. Die nächste Hürde nahm Mair mit den Fotos: Nachdem sie die Idee verworfen hatte, die Gerichte zu fotografieren, wollte sie die Senioren zu den jeweiligen Gerichten ablichten – und musste auch da erst die anfängliche Bescheidenheit der älteren Herrschaften aufbrechen.
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Zu jedem Rezept stellte Mair zusätzlich ein passendes ganzseitiges Foto zum Beispiel von alten Türen und Fenstern, von alten Öfen, Schriften, Tieren, Äpfeln oder Blumenwiesen. Für ein Foto mit Kartoffeln und Milch suchte sie eine uralte Leinentischdecke heraus, auf der eben dieses Gericht einst bei ihr zu Hause verzehrt, die Kartoffelschalen nebst Brösel gesammelt und zu den Schweinen befördert worden waren. Außerdem richtete sie mitten im Herbst zeitgleich ein Stillleben mit Osterlamm und bemalten Eiern sowie ein Adventsgesteck mit Nüssen und Mandarinen her – und erntete dafür ein befremdetes Kopfschütteln ihres Ehemanns.
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Die Fotos von Lilli Huber würzte sie schließlich noch mit überwiegend witzigen Sprüchen, die sie ebenfalls bei den Senioren gesammelt hatte: Zum Beispiel „Spätzla im Bauch, a Mädle im Arm, s’ erste macht satt und s’ zweite macht warm!“, „Koche due i wia i ka, was d’ Sau it frisst, des isst dr Ma!“ oder „Spätzla ohne Soß’, sind wia a Ma ohne Hos!“. Abgeschmeckt wurde das Büchlein mit der herrlichen Geschichte zur Entstehung des Rosenkohls. Als sie das knapp 100 Seiten starke Büchlein im DIN A5-Format erstmals in Händen hielten, waren die Damen und Herren Rezeptgeber zu Recht stolz auf das Resultat. Und noch viel mehr, als die ersten 1.000 Stück bereits nach wenigen Wochen vergriffen waren. Inzwischen liegt bereits die dritte Auflage vor und erfreut vor allem auch ältere Leser. „Für sie ist es wie eine Reise in die Vergangenheit“, sagt Waltraud Mair. Denn die Rezepte von Brenn- und Brotsuppe, von Voressen, Hasenohren, Holderkiachla, Kartoffelbroasmer, Riebelesuppe, Versoffenen Jungfrauen und Wiakes Mus wecken Erinnerungen. Und spiegeln wieder, was für die Mundartdichterin mit Blick auf die Senioren so wichtig war: „Oma (Opa) das verstehst ■ nur Du!“
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Jugendtraum kommt Allgemeinheit zugute „Begeistert war jeder, aber wirklich daran geglaubt hat keiner“, sagt Holger Budjarek und lacht. Sogar er selbst fand seine Idee damals „ziemlich verrückt“. Und dennoch haben er und seine Freunde von den Allgäu Amigos es geschafft: Seit drei Jahren gibt es in Marktoberdorf ein Kunsteisstadion, das Winter wie Sommer rege genutzt wird. Der Eissport hat in Marktoberdorf eine lange Tradition. So feiert die Hobbyliga „Höbelcup“,
ehemals „Raiffeisenpokal“, heuer bereits ihr 25-jähriges Bestehen. Trainiert wurde allerdings auswärts. Denn einen regelmäßigen Betrieb ließ das Natureisstadion bei der Gesamtschule Marktoberdorf nicht zu. Im März 2006 holte Budjarek deshalb die zwölf aktiven Hobby-Mannschaften aus Marktoberdorf und dem Umland an einen Tisch und stellte ihnen seine Idee vor: Eine Kunsteisbahn für alle, die „heiß auf Eis“ sind – also nicht für den Leis-
9 Jugendtraum kommt Allgemeinheit zugute
tungs-, sondern für den Breitensport. Dazu gründeten sich zum einen die „Allgäu Amigos“ als Dachverband der Hobbymannschaften und zum anderen der „Förderverein EV Allgäu Amigos“ zur Umsetzung des Projekts. Drei Jahre lang wurde geplant und gerechnet, stellte Budjarek seinen „Jugendtraum“ den einzelnen Fraktionssprechern im Stadtrat vor, bevor er sich ins Gremium wagte und um einen Zuschuss bat – der prompt bewilligt wurde. 350.000 Euro hat Marktoberdorf bislang beigesteuert, der Verein selbst nahm 500.000 Euro als Darlehen auf.
Noch im September 2009 ging es los: Die alte Bande am Eisplatz wurde abgerissen, ein 85 Meter langer Lärmschutzwall und eine 65 Meter lange Stützmauer im Norden errichtet. Im Jahr darauf entstand das Betriebsgebäude für die riesige Kühlanlage. Für den Eisplatz wurden auf 16 Zentimetern Styrodur-Dämmmaterial Stahlmatten und Rohre aufgebracht und in die 1.600 Quadratmeter große
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ter dicke, spiegelglatte Eis-Schicht in einer Qualität bildet, um die Marktoberdorf nicht selten beneidet wird. Am 28. November 2010 wurde das Eisstadion eröffnet – unter großem Applaus für die rund 150 Menschen, die unter Aufsicht der bauausführenden Firma ehrenamtlich unzählige Stunden lang Hand an das Stadion angelegt hatten. Seitdem ist es stets gut belegt: Zum einen von Kindergärten und Schulen aus Marktoberdorf und Umgebung, zum anderen von den Hobbymannschaften, aber auch mit Publikumsläufen, Eisdisko, Schlägerlauf und einem sehr gut angenommenen
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Jugendtraum
Senioren- und Bambinilauf, bei dem sich Großeltern mit den Enkeln aufs Eis trauen. Im Sommer tummeln sich Inlinehockeyspieler, die „Fiesler Germaringen“, der Skateclub Allgäu und die Ferienfreizeit Ostallgäu auf dem Platz. Schalltechnisch ist dieser auch zum Seniorenheim im Süden hin bestens abgeschirmt, denn die Amigos errichteten auch noch einen etwa zweistöckigen Zwischenbau zwischen dem alten Vereinsheim aus dem Jahr 1982 und dem Betriebsgebäude.
Text: Daniela Hollrotter, Bilder: Daniela Hollrotter, privat
Dort ist nun Platz für vier Umkleiden, einen Sanitätsraum, ein Aufwärmstüberl mit gemütlichen alten Möbeln und das Büro. Derzeit sind die Amigos dabei, das Gebäude zu dämmen und die Westfassade fertig zu stellen. Danach kommt die Ostfassade an die Reihe. Und dann denkt Budjarek noch an einen behindertengerechten Zugang zum Gelände. Ihre Pflichtaufgaben, für die sie 2006 mit ihrem Flyer „Heiß auf Eis!“ geworben haben, haben die Amigos fast erledigt. Es fehlt lediglich noch ein Zugang für Menschen mit Behinderung, erklärt Budjarek: „Das erfüllt die Allgäu Amigos mit Stolz“. Später soll dann noch die Kür folgen und aus dem Marktoberdorfer Eisplatz ein echtes Schmuckkästchen werden. www.eisplatz-marktoberdorf.de
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Lebendiger Kunstdialog in Klinkerwürfeln Es ist ein ganz besonderer Ort. Ein Ort, an dem Kunst nicht nur gezeigt, sondern lebendig wird, in einen Dialog tritt mit den Betrachtern und dem Gebäude selbst. Es ist ein Haus, das für so viel Gesprächsstoff sorgte wie sonst kaum eines in Marktoberdorf. Ein Haus aber auch, das seit seiner Eröffnung im Jahr 2001 zahlreiche Besucher aus nah und fern anlockte und zu begeister-
ten Einträgen ins Gästebuch hinriss. Es ist aber auch ganz bewusst ein Gebäude für Kinder und Jugendliche, die sich im Künstlerhaus Marktoberdorf eine ganz neue Welt erschließen. Kuratorin Maya Heckelmann liebt das „sehr spezielle“ Künstlerhaus, auch wenn das Klinkergebäude sie oft „vor Herausforderungen“ stellt. Denn
13 Lebendiger Kunstdialog in Klinkerwürfeln
auch die Arbeiten von Herbert Achternbusch, die 2011 zu sehen waren, fanden in Marktoberdorf den perfekten Rahmen. Die Materialsprache funktionierte hier ebenfalls bestens, freut sich Heckelmann. Für sie ist es das Schönste, wenn die Besucher sich wie jüngst bei Klaus Hack begeistert über
es ist ebenso genial wie kompromisslos. Wenn sie sich auf die Suche nach Künstlern begibt, behält sie deshalb immer im Kopf, was im Künstlerhaus geht und was nicht – und liegt damit in aller Regel goldrichtig. Die Skulpturen von Klaus Hack etwa, die diesen Sommer über gezeigt wurden, wirkten wie Auftragsarbeiten für das Haus, so perfekt fügten sich die ebenso großen wie filigran gearbeiteten, sehr hellen Werke in den rotbraunen Klinkerbau. Aber
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14 Lebendiger Kunstdialog in Klinkerwürfeln
der Stadt für kulturelle Zwecke vermachte Jugendstil-Gebäude bald nicht mehr aus. Und so gründete Schmid 1997 gemeinsam mit der Stadt die Stiftung mit dem Ziel eines Neubaus durch namhafte Architekten.
Haus, Ausstellung und Architektur äußern und alles zusammen als Gesamtkunstwerk verstehen. Dann ist ihre Arbeit in dem Haus aufgegangen, das die Marktoberdorfer vor allem ihrem Altbürgermeister zu verdanken haben: Franz Schmid.
Das Schweizer Architektenteam Andrea Deplazes und Valentin Bearth verwirklichte mit den zwei leicht versetzten Gebäudewürfeln die Idee einer „lebendigen Galerie“. Durch den farblich unregelmäßigen Klinker, der in Abstimmung mit den Architekten im Klinkerwerk Girnghuber in Marklkofen, einem langjährigen Freund von Franz Schmid, extra hergestellt wurde, sowie den grobkörnigen Mörtel und den Fichtenbohlenboden
Er hatte sich bei seinem Amtsantritt 1978 vorgenommen, sich der Kultur in seiner Stadt anzunehmen. So wurde noch im gleichen Jahr die „Ostallgäuer Kunstausstellung“ ins Leben gerufen, die auch jetzt noch jährlich ausgeschrieben wird und Künstlern aus dem gesamten Regierungsbezirk Schwaben eine Plattform bietet. Neben dem Johann-Georg-Fischer-Kunstpreis, den jeweils eine hochkarätige Jury vergibt, kaufte und kauft zunächst die Stadt und später die Kunst- und Kulturstiftung Dr. Geiger-Haus auch immer Werke der Aussteller. Auf Vorschlag von Franz Schmid wurden diese ab 1989 im Dr. Geiger-Haus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Allerdings reichte das einst
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15 Lebendiger Kunstdialog in Klinkerwürfeln
mäßig Führungen, bei denen zum Abschluss Kaffee und Kuchen angeboten werden, aber auch Werkstätten für Erwachsene, Künstlergespräche, Konzerte und Lesungen. Und natürlich namhafte, überwiegend zeitgenössische Künstler, die Heckelmann, selbst aus einer Künstlerfamilie stammend, ins Allgäu holt.
Text: Daniela Hollrotter, Bilder: Nikolaus Steglich, Ralph Feiner, Daniela Hollrotter
schufen sie mit lichter Raumstruktur auf drei Etagen einen werkstattartigen Charakter, der bewusst kreative Prozesse zulässt. Das kommt auch den Kindern zugute, die der Kunsthistorikerin und Kunstpädagogin Heckelmann so wichtig sind. Für sie veranstaltet die Kuratorin bei jeder der vier bis fünf Ausstellungen pro Jahr eigene Werkstätten – zum Beispiel eine Keramikwerkstatt mit Brennofen begleitend zu Franz Hitzlers Arbeiten „Aus der Glut“ oder eine Druckwerkstatt während der Klaus-Hack-Ausstellung. Bei den speziellen Führungen für die Kleinen achtet sie stets darauf, dass Kindergartengruppen und Schulklassen besondere Erlebnisse mit nach Hause nehmen, die den Kleinen Lust auf mehr Kunst und Museum machen.
Neben Achternbusch waren unter anderem auch Benjamin Bergmann, Paul Ching-Bor, Bernd Dürr oder Yasam Sasmazer im Künstlerhaus zu Gast. Einen Höhepunkt bildete zudem die Jubiläumsausstellung 2012 mit allen bis dahin ausgestellten Künstlern von Herbert Achternbusch bis Peter Zeiler, die unter dem Motto „Highlights im Abseits“ bislang noch nicht gezeigte Arbeiten mitbrachten. Ab 19. Oktober findet die 35. Ostallgäuer Kunstausstellung statt – und begeistert die Besucher hoffentlich so wie die, deren Einträge Heckelmann im Gästebuch fand: „Ganz toll“ heißt es da, oder: „Ich wusste gar nicht, was wir hier haben“. ■
Aber auch den erwachsenen Besuchern hat das Künstlerhaus einiges zu bieten. So gibt es regel-
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Idyllische Erinnerung an eine
schwarze Zeit
Langsam schiebt der Abdecker den zweirädrigen Karren von Oberdorf zum Hochwieswald hinauf. Geächtet und isoliert ist er, der Totengräber, und doch so notwendig in diesem Sommer des Jahres 1635. Ächzend lädt er seine in Säcke genähte Last vom Karren und legt sie in der sechs Fuß tiefen Grube ab. Einen Gulden pro Erwachsenem hat er sich damit verdient, plus drei Batzen und ein Maß Wein je Kind. Reich gemacht hat ihn der „Schwarze Tod“, der
in diesem Kriegsjahr durchs Allgäu wütete und dessen Spur bis heute mit dem Pestfriedhof nahe Marktoberdorf erhalten ist. Wie viele Frauen, Männer und Kinder unter dem Gras mit Blick auf Kohlhunden ruhen, weiß Winfried Frischmann nicht. Fest steht aber, dass 1634/1635 ein Drittel der Einwohner in der 1.200-Seelen-Gemeinde Oberdorf von der aus Innerasien stammenden Pest dahingerafft wurde. Anfangs bestattete man die Toten noch auf dem allgemeinen Friedhof. Als es zu viele wurden, nahm der Abdecker den Weg zum Pestfriedhof, der vermutlich bereits 1349 angelegt worden war.
17 Idyllische Erinnerung an eine schwarze Zeit
Text und Bilder: Daniela Hollrotter
Die Namen der Pestopfer sind laut Frischmann nicht festgehalten. Nur der des ersten Erkrankten: Er hieß Peter Pracht, stammte aus Sulzschneid und bekam im Oktober 1634 die typischen schwarzen Flecken und apfelgroßen Beulen in Leiste und Achseln beim Aufenthalt in Rieden. Kurz darauf traf es auch den Marktrichter (Bürgermeister) von Oberdorf, der sich die Pest auf der Heimreise von Füssen geholt hatte. Angeblich litten die Kranken kaum, weil sie die wenigen Tage bis zu ihrem fast sicheren Tod in „gnädiger Umnachtung“ verbrachten. Weil die Pest sich so rasend schnell ausbreitete und die Ärzte keinen Rat wussten, wurden strenge Regeln
erlassen: Anfangs brannte man allein stehende Häuser samt den Toten kurzerhand nieder, später wurden Pesthäuser mit schwarzen Kreuzen gekennzeichnet und die restlichen Bewohner durften nach einem Todesfall das Haus vier Wochen lang nicht verlassen. Doch nichts half gegen den schwarzen Tod in einem Jahr, das erst lange Kälte und dann eine Mäuseplage gebracht hatte. Erst der Winter 1635 setzte ihm ein Ende. Doch noch 1650 gab es in Oberdorf 65 „ödstehende“ neben 630 bewohnten Häusern. Die Armut war groß, viele Felder blieben mangels Arbeitskräften unbestellt, das Vieh war verendet. Deshalb kamen damals vor allem
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18 Idyllische Erinnerung an eine schwarze Zeit
Er kennt den Pestfriedhof schon aus seinen Jugendtagen als Hütebub und hat sich später eingehend mit dessen Geschichte befasst. So weiß er, dass die einen Meter hohe und 45 Zentimeter breite Mauer aus Sandsteinen und Kalkmörtel 1913 die frühere Einfriedung ersetzte. Die 29 schmiedeeisenen Grabkreuze aus dem 18./19. Jahrhundert sind erst 1958 bis 1960 dazu gekommen, als die ursprünglichen Holzkreuze schon lange vermodert waren. Der damalige Museumspfleger Karl Fromm hatte sie gerettet, als sie auf den umliegenden Friedhöfen durch Grabsteine ersetzt worden waren. Fromm war es auch, der Frischmann Anfang der 80er-Jahre für den Pestfriedhof begeisterte. So übernahm das frisch gebackene Mitglied des Heimatvereins nach und nach die Pflege, mähte das Gras, rechte das Laub, entfernte Fichtenzapfen und Abfall, restaurierte und katalogisierte die Grabkreuze. Das Mähen übernahm später Josef Köpf, seit zwei Jahren ist es Sache der Stadt.
Tiroler ins Allgäu und bewirtschafteten die leer stehenden Höfe. So wird Sulzschneid noch heute „Klein Tirol“ genannt, erzählt Frischmann.
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Frischmann schmiedete 1999 einen Schaukasten und erstellte eine Beschreibung des Gottesackers neben der Eingangspforte. Denn der bis dahin einzige Text auf einem Gedenkstein aus dem Jahr 1913 ist kurz und kaum
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19 Idyllische Erinnerung an eine schwarze Zeit
mehr zu entziffern: „Zum Andenken an die im Jahre 1635 in Oberdorf an der Pest Verstorbenen. RIP“.
Denn auch wenn der einst „idyllisch und ruhig“ gelegene Pestgottesacker seit dem Bau der nur wenige Meter entfernten Umgehungsstraße im
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Allerdings ist die übrige Mauer erneut sanierungsbedürftig, zeigt Frischmann: Nicht nur aus dem Rundbogen sind durch Regen und Frost Steine herausgebrochen, am westlichen Ende neigt sie sich auch gefährlich nach innen. Der Museumspfleger hofft, dass die Stadt hier bald aktiv wird.
Jahr 2000 nicht mehr so gut besucht ist wie früher, will der gebürtige Marktoberdorfer ihn unbedingt erhalten – als Zeitzeugnis und Erinnerung an die Jahre, in denen der Abdecker mit seinem Karren den Weg zur Hochwies nahm. ■
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Der Museumspfleger war dabei, als 1992 Alfons Kühfuß aus Marktoberdorf nach alten Fotos das Tor aus Eschenholz für den Friedhof nachbildete und die Schmiedemeister Johann und Michael Fichtel aus Leuterschach es mit Beschlägen versahen. Kühfuß organisierte zudem die original Sandsteine, mit denen auf Antrag des Marktoberdorfer Heimatvereins 2009 die östliche Mauer erneuert wurde.
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Leckerer Bio-Heumilchkäse aus dem Allgäu Rudi Gmeiner ist mit dem Bergkäse aufgewachsen. In seiner Heimat im Bregenzer Wald, wo kleine Sennereien heute noch gang und gäbe sind, betrieben einst seine Eltern und heute sein Bruder eine Alpe, in der Milch zu der Käsespezialität verarbeitet wurde. Im Ostallgäu dagegen ist Gmeiner mit seiner „Sellthürner Käskuche“ einer von nur noch drei kleinen Käsereien unter den Großbetrieben – und der einzige, der auf Bio-Heumilch setzt. Gmeiner kam nach Gesellenjahren in Stiefenhofen als Käsemeister ins Ostallgäu. Damals hatte gerade die Schönegger Käsealm die Sennerei in
Sellthüren übernommen, in der seit gut 110 Jahren Käse hergestellt wird – zu dieser Zeit vor allem Emmentaler. Mit Betriebsleiter Gmeiner hielt 1991 der Bergkäse Einzug in dem Günzacher Ortsteil und blieb bis heute. Als milde, fünf Monate lang gereifte Spezialität oder in der würzigeren, zwölf oder 18 Monate lang gereiften Version. 2006 übernahm Gmeiner zusammen mit seiner Frau Marlene die Sellthürner Käserei, nachdem sich Schönegger zurückgezogen hatte. Das Ehepaar holte sich acht Bauern als Milchlieferanten mit ins Boot und setzte auf Bio und Regionalität. Eine Umstellung, die „ganz, ganz wichtig“ war und sich auf jeden Fall gerechnet hat, wie
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21 Leckerer Bio-Heumilchkäse aus dem Allgäu
Gmeiner betont: Denn im konventionellen Bereich gebe es regelrechte „Preisschlachten“. Für zertifizierte Bio-Produkte aus der Region dagegen zahlen die Kunden gerne etwas mehr – zumal wenn sie aus Heumilch, also ohne Silagefütterung der Kühe entstehen. Denn den Unterschied schmeckt man, sagt Gmeiner, und die Bauern merken ihn an den Tierarztkosten, wie ihm einer seiner Lieferanten verraten hat: „Die sind seit der Umstellung auf Heu und Gras deutlich gesunken.“ Neben dem Bergkäse nach dem Rezept aus der Heimat bietet Gmeiner etwa neun weitere Schnittkäsesorten an – darunter den Bio-Bärlauchkäse, den Bio-Rotweinkäse und seit heuer den Bio-Blümlekäse, der nach der Reifung in einem ausgesuchten Blüten- und Kräutermix gewälzt wird.
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22 Leckerer Bio-Heumilchkäse aus dem Allgäu
Abgesehen von Schimmel-, Weichkäse und der „weißen Linie“, also Milch, Sahne, Joghurt und Frischkäse, stellt Gmeiner alles selbst her. Dazu ist der 44-Jährige mit seinen zwei Käsern und dem Lehrling schon früh um sechs Uhr auf den Beinen, wenn die erste Milch geliefert wird. Diese erwärmt Gmeiner in einem der beiden großen Kupferkessel auf 32 Grad. Dann gibt er das Lab und die Kulturen dazu, deren Zusammensetzung eines der großen Geheimnisse der Käserei ist. In der so entstandenen Gallerte wird mit der „Käseharfe“, scharfen Messern im Kessel, der Bruch geschnitten – in je nach Käsesorte unterschiedlicher Größe. Anschließend wärmt Gmeiner ihn etwa 30 Minuten lang mit 40 bis 50 Grad nach:
Je höher die Temperatur, desto härter der Käse. Dann kommt der Bruch in die gelochten Käseformen und wird bis zum nächsten Morgen gepresst. Die entstandene Molke landet in der Schweinemast. Je nach Größe und Sorte verbringen die Käselaibe zwischen fünf Stunden und vier Tage im Salzbad, bevor es zum Reifen in ebenfalls unterschiedlich kühle Gärkeller geht. Je wärmer die Temperatur, desto größere Löcher bilden sich dabei. In langen Reihen liegen die Laibe in den Regalen und werden zweimal wöchentlich von Hand umgedreht und eingerieben. „Naturgereift“ ist der Käse dadurch, bevor er mit vielen anderen Sorten im 2007 neu gestalteten Verkaufsraum landet.
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So tastete Gmeiner sich vor fünf Jahren auch erfolgreich an die Ziegenkäse heran, mit denen er bereits kurz darauf zweimal Olympiasieger wurde. Mit seinem Rohmilchkäse „Bio-Alpenblick“ holte er sich erst im vergangenen Jahr beim dritten Allgäuer Käse Cup mit über 30 Teilnehmern den zweiten Platz.
Neben genauen Berechnungen ist beim Käsen auch viel Gefühl gefragt, erklärt Gmeiner. Denn die Milch ist nicht immer gleich, Milchfett und -eiweiß verändern sich je nach Jahreszeit oder auch Wetter. Um eine hohe Qualität zu erreichen, setzt er deshalb auf altbewährte Proben und Handwerkskunst, die viele Käser, die in Industriebetrieben ausgebildet werden, „heute gar nicht mehr lernen“.
Etwa 250 Liter Ziegenmilch und 5.000 bis 6.000 Liter Kuhmilch verarbeitet Gmeiner pro Tag in der vor drei Jahren komplett renovierten Käserei – und hat keine Probleme genügend Abnehmer zu finden. So verkauft er seinen Käse seit 1994 auch in einer Filiale in Oberstdorf, beliefert für die Reihe „von hier“ Feneberg sowie Naturkostläden über die Öma. Von Urlaubern angeregt, die auch die wöchentlichen Käsereibesichtigungen schätzen, eröffnete er 1994 zudem einen Internethandel – und trägt damit den Bergkäse bis nach Norddeutschland. www.kaesealp.de
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Im Einsatz
Vermittelt: 44 Katzen, 28 Hunde, drei Meerschweinchen, drei Hasen und zwei Pferde. Das ist die positive Bilanz der Arche Noah Tierhilfe im vergangenen Jahr. Der Tierschutz-Verein mit Sitz in Seeg sucht seit 15 Jahren für Tiere ein neues Zuhause. Das Wohl des Tieres und aktiver Tierschutz stehen bei den Mitgliedern des Vereins an erster Stelle. „Wir versuchen zu helfen, wo es geht“, erläutert Gisela Egner, erste Vorsitzende. Ein ausgesetzter Kater, ein Scheidungshund, vernachlässigte und verwahrloste Tiere oder auch Missstände bei der Haltung der Tiere – hier beginnt für Gisela Egner und ihr Team, Manuela Hoegg, Elisabeth Bähner, Mathilde Mang, Waltraud Kraus, Sibylle Reuß und Brigitte Schröter, die Arbeit. Und ihre Hilfe geht dabei auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. So brachten sie im vergangenen Jahr Hunde von
für Tiere
der Insel Korfu nach Deutschland und beendeten damit das Elend der Tiere. „Wenn Tiere schlecht gehalten werden, schalten wir uns ein“, erzählt Elisabeth Bähner. „Die Tierhilfe Arche Noah ist kein Tierheim. Wir arbeiten eng mit Tierheimen in der Region und anderen Tierschutzverbänden zusammen. Die Hunde, Katzen, Hasen oder Pferde kommen bei uns auf privaten Pflegeplätzen unter. Dort können sie sich frei bewegen, denn sie halten sich auf dem Grundstück oder in der Wohnung auf. Die Tiere leben also bei uns und es gibt keine Zwinger“, erzählt Gisela. So sind bei Elisabeth Bähner in Tremmelschwang bei Bidingen zum Beispiel die Hunde und Pferde untergebracht. Gisela Egner und Brigitte Schröter kümmern sich in Seeg um die Katzen. „Wenn es möglich ist, nehmen wir natürlich jedes Tier auf“, erzählt Bähner. Manche Tiere warten Mo-
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Im Einsatz für Tiere
Text: Regina Berkmiller, Bilder: Regina Berkmiller, Gisela Egner
nate, oftmals Jahre auf einen neuen Besitzer. Und leider gibt es auch Tiere, die aufgrund ihres Alters oder ihres Gesundheitszustandes nicht mehr vermittelt werden können. „Für diese Tiere suchen wir dann Paten, die das Tier finanziell unterstützen oder auch mal mit dem Tier Zeit verbringen“, so Egner. Doch in den meisten Fällen finden die Hunde und Katzen ein neues Zuhause. „Da uns das Tier natürlich am Herzen liegt, schauen wir vorher, wohin die Tiere kommen.“ Und auch im Nachhinein führt Gisela Egner Platzkontrollen durch. Um Futter zu kaufen und Tierarztrechnungen zu bezahlen, veranstaltet das Team Haussammlungen und alle sechs bis acht Wochen Flohmärkte. Ehrenamtliche Helfer sind bei der Tierhilfe Arche Noah immer herzlich willkommen. Die Tierarztkosten sind dabei die größte Position. Die Tiere werden alle gechipt und registriert, müssen jedoch oftmals noch geimpft oder entwurmt werden. Allein im vergangenen Jahr kamen dadurch rund 20.000 Euro zusammen. Hohe Kosten, die gedeckt werden müssen. „Wir sind alle ehrenamtlich tätig, die Einnahmen kommen zu hundert Prozent den Tieren zugute. Denn beim Tierschutz geht es nicht um das Finanzielle, sondern ausschließlich um das Tier“, erzählt Elisabeth Bähner. Des Weiteren fließen private Einnahmen wie die Beiträge der rund 150 Mitglieder und Spenden in die Vereinskasse. „Obwohl die Arbeit oft ein Vollzeitjob ist und viel Zeit in Anspruch nimmt, bereuen wir die Gründung nicht. Es sind die Erfolge, wenn Tiere ein schönes neues Zuhause bekommen, die uns aufbauen. Und dafür lohnt sich all die Mühe“, resümiert Gi■ sela Egner.
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Gipfelsturm
Wen es auf die Gipfel der Erde zieht, der weiß, dass Glück und Tragik oft sehr nahe beieinander liegen. Josef Streif aus dem Ostallgäu hat beides erlebt: Das Glück, den Mount Everest besteigen zu können, und die Tragik, einen schweren Bergunfall erleiden zu müssen. Es war eine wohl überlegte Tour, auf die sich Josef Streif 2001 machte. Er hatte sieben Wochen Zeit, näherte sich dem Mount Everest auf dem Landweg, um sich langsam an die Höhe zu akklimatisieren. „Ich war zwei Jahre vorher auf dem Cho Oyu. Bei der Besteigung des 8.201 Meter hohen Gipfels hatte ich wahnsinnige Proble-
und tiefer Fall
me, bis ich mich an die Höhe gewöhnt hatte“, erzählt der 62-Jährige. Das sollte dies mal nicht passieren. Mit zwei Bergkameraden war er aufgebrochen, um den höchsten Berg der Erde über die Nordroute zu erklimmen. „Mehrmals sind wir die 25 Kilometer lange Tour zwischen den beiden Basislagern auf 5.300 und 6.400 Metern gegangen, um uns an die Höhe zu gewöhnen.“ Doch die beiden Kameraden gaben nach und nach auf und Josef Streif blieb zurück. „Hier treffen sich alle Verrückten der Welt zusammen auf einem Haufen“, erzählt Josef Streif schmunzelnd. Die Zeit in dem Lager empfand Streif als „völlig relaxte Zeit“. Schließlich mache man nichts anderes, als sich auszuruhen und die anderen „Verrück-
27 Gipfelsturm und tiefer Fall
ten“ in den Zelten zu besuchen. Doch die Zeit für die Besteigung wurde langsam knapp. „Man braucht ein Zeitfenster von vier Tagen, an denen das Wetter stabil ist.“ Und es kam das perfekte Zeitfenster und so stieg Josef Streif am 23. Mai 2001 als erster deutscher Mann über die Nordroute auf den Mount Everest. „Das Hochgefühl erreicht einen, wenn der Gipfel zum Greifen nah ist. Denn dann weiß man, man hat es geschafft.“ Eine halbe Stunde blieb er oben, machte Fotos und musste aufpassen, dass ihm bei minus 40 Grad nicht die Hände erfrieren. Er sah gerade noch den Franzosen Marco Siffredi, der der erste Mensch war, der mit einem Snowboard den Mount Everest hinunterfuhr. Ein Jahr später starb er bei einer weiteren Abfahrt vom Mount Everest – seine Spur verlor sich den Suchmannschaften zufolge auf einer Höhe von 8.500 Metern. Ob er nach einem Fahrfehler abgestürzt oder von einer Lawine erfasst wurde, bleibt offen. Für Josef Streif ging es nach der Besteigung auf schwierigem Weg wieder zurück in die Heimat und hier wurde er gefeiert. „Eigentlich wollte ich nur meine Ruhe haben, aber schließlich saßen wir die ganze Nacht zusam-
men“, erzählt der Buchinger. Die Musik spielte auf und ein großes Transparent ehrte den Bergführer als Besteiger des höchsten Berges der Welt.
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einem Seil verbunden, um eigentlich den schwierigen Weg gemeinsam zu meistern. Bis ein Felssturz diese Gemeinschaft ins Verderben riss. „Wie ein Komet rauschte der Fels an mir vorbei und traf den Mann hinter mir“, erzählt Josef Streif. Und die gesamte Seilschaft stürzte hinab – genau auf eine Felskante zu. „Ich hatte die Hoffnung, dass wir irgendwo kurz vor der Felskante liegen bleiben würden. Es war mir bewusst, wenn nicht, dann ist es aus.“ Doch sie schaf-
Text: Anke Sturm, Bilder: Josef Streif
Seine Welt drehte sich weiter, die Faszination galt den Bergen. Seitdem er 15 Jahre alt war ging es in die Berge zum Klettern, mit 24 Jahren wurde er Bergführer und war überall im Alpenraum unterwegs, um anderen Menschen Gipfelbesteigungen und Bergerlebnisse zu ermöglichen. Bis zum 6. August 2008. Heute beschreibt er diesen Tag so: „Wir waren zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.“ Der 6. August 2008 war ein wunderschöner Tag im Monta-Rosa Gebiet. Ideale Bedingungen, um den Passo del Naso zu erklimmen. Josef Streif war mit drei Bergkameraden unterwegs – eine Seilschaft von vier Menschen, mit
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fen es nicht und stürzen über die Felskante in die Tiefe. Ein Bergkamerad kommt ums Leben, ein zweiter überlebt mit einer Querschnittslähmung, der Dritte und Josef Streif erleiden schwerste Verletzungen. Ein Erlebnis, dass das Leben des Buchingers verändert. Lange Zeit braucht er, um sich von den schweren Verletzungen zu erholen. Die Berge üben für ihn keine Faszination mehr aus. Mit knappen Worten beschreibt er es so: „Mir ist die Lust am Bergsteigen verloren gegangen.“ Im vergangenen Jahr wollte er es noch einmal versuchen und ging mit seinem Sohn zum Klettern: „Ich war froh, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Ich bin nicht mehr frei.“
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Glück und Tragik: Wenn Josef Streif von seiner Mount-Everest-Besteigung erzählt, dann schwingt die Faszination mit. Stolz, den höchsten Berg bestiegen zu haben und das Glück für diese Momente. Doch die Tragik lässt ihn nicht los. Bis heute verfolgt ihn der Absturz in seinen Träumen. ■
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Da sagt der Grünwald „Stop
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Da sagt der Grünwald „Stop“ und biet et seinen vielen Fans die Gelegenheit, sich seine grotesken Allta gsbeobachtungen im neuen, ausgefeilten Kabarettprogram m am Mittwoch, 25. September, ab 20 Uhr live im Modeon in Marktoberdorf anzusehen. Günter Grünwald, wie man ihn liebt und kennt: Es sind meist Alltagsbeobachtungen, die er schildert, jedoch aus seinem eigenwilligen Blickwinkel mit ungeahnter, groBild: Presse Grünwald tesker Pointe. Dies ist auch im neu en Programm „Stop“ so. Grünwald scherzt: „Wollt ihr den tota len Krieg?“ „Nein!“ „Was wollt ihr dann?“ „Maoam, Maoam!“ Hätten die Besucher des Sportpalastes an jenem denkwürdig en Tag, 18. Februar 1943 so reagiert, dann wäre der Lauf der Gesc hichte wahrscheinlich ganz anders verlaufen. Was hat das mit meinem Kabarettprogramm zu tun? Viel, denn auch ich esse gerne Süßigkeiten und Knabbereien. Darum sollte mei n Programm ursprünglich auch: Schokolade, Chips und Bärendre ck heißen. Also, flexibel wie mich Gott, oder einer seiner Assi stenten, schuf, nenne ich mein Programm nun „Da sagt der Grünwald Stop“. Karten gibt es im Service-Center der Allgäuer Zeitung sowie unter 0 83 42.96 96 90.
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g’Scheid feiern Die große Viehscheid Warm-Up Party am Freitag, 20. September auf dem Viehmarktplatz in Immenstadt September im Allgäu. Die Schumpen kommen heim. Viehscheid überall, wo es Kühe gibt. Gemeinsam feiert das Allgäu diese besondere Jahreszeit! Vor dem Viehscheid in Immenstadt gibt es dieses Jahr die große Premiere: griassdi.de feiert zusammen mit dem NEUEN RSA RADIO und den LAMAS die Viehscheid Warm-Up Party auf dem Viehmarktplatz in Immenstadt! Die ersten 100 Gäste im Trachten-Outfit zahlen keinen Eintritt und bekommen ein Freigetränk obendrauf. Zudem gibt es zum ersten Mal eine eigene Griaß-di’-Bar. Und der absolute Hammer: Unter allen Gästen wird etwas verlost, das schwerer zu bekommen ist als eine Audienz beim Papst: Ein VIP-Tisch beim Viehscheid am 21. September für acht Personen. Im Vorfeld verlosen das NEUE RSA RADIO und griassdi.de fünf Tische für die Warm-Up Party mit Freikarten für alle Gewinner. Für die passende Feiermusik sind die LAMAS, die Lokalmatadoren aus Sonthofen, auf der Bühne. Auch schon beinah Brauchtum: Die Hüttenfassa-
de der Griaß-di’-Alp steht wieder für Erinnerungsfotos bereit. Einlass ab 20 Uhr. Zutritt ab 18 Jahren. Kostenloser Parkplatz bei Bau5.
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Zurück zu den Wurzeln Der Wunsch von Johann Baptist Traut, Ur-Ur-Großvater des heutigen Schreinerei-Inhabers Markus Traut, ein Zubrot zu finden, das die Familie ernährte und sich gut mit der kleinen
Der Enkel von Johann Baptist, Anton Traut, ließ sich von einem fehlenden Arm nicht aufhalten. Die zupackende Art seiner ersten Frau sowie das kaufmännische Geschick seiner zweiten halfen ihm, die Schreinerei zum Möbelhaus auszubauen. Und so versorgte er fortan die Obergünzburger nicht nur mit selbstgefertigten Möbeln und Einbauten, sondern handelte auch mit industriell produzierten Einrichtungen. Die wachsende Bedeutung der Küche als Wohnmittelpunkt erkannte sein Sohn Wolfgang Traut und ergänzte ein Küchenstudio und den Handel mit hochwertigen Einbauküchen.
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Landwirtschaft und der Sattlerei verbinden ließ, brachte ihn 1880 zur Schreinerei. Bald schon mussten die Kühe weichen und der Stall wurde zur Werkstatt, die sein Sohn Karl Traut weiterführte.
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