Verlagsanzeigenbeilage der Allgäuer Zeitung mit den Heimatzeitungen vom Freitag, 23. September 2016, Nr. 221
HEIMAT IST ZUKUNFT Arbeitswelt
Heimat
Freizeit
Lebensqualität
2 HEIMAT IST ZUKUNFT
Freitag, 23. September 2016
Inhalt
Was ist Heimat?
A RBEIT S W ELT Fürs Leben gern bleiben: Warum sich viele hier so wohl fühlen
3
Das Handwerk wird digital: Wer sich weigert, ist aus dem Geschäft
4
Einer hat es geschafft: Flüchtlinge bei Stallbau Hörmann Der Energiemarkt 2040 im Allgäu: „Batterien werden das Spiel verändern“
5
Eine clevere Plattform: Kompetenzzentrum für angewandte Forschung
8
7
HEIM AT Schnee von morgen: Trotz Klimawandels gibt‘s auch in Zukunft Touristen „Ein Leben ohne Tracht?“: Unvorstellbar für Elisabeth Fleschhut
9 10
Kaufbeuren anno dazumal: Tänzelfest, das älteste, historische Kinderfest Bayerns 11 Kinder brauchen Geschichten: Die Kulturwerkstatt bietet sie ihnen 12 Tracht, Brauchtum, Heimat: Was ist das?: Projekt „MundART WERTvoll“
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Im Dialekt Musik macha ...: Interview mit „Losamal“
14
Kartoffelpüree, das richtig gut klingt: „Mauke – Die Band“
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FREIZEIT Auf Zeitreise im Illerwinkel: das Bauernhofmuseum
16
Die Runde in die schönsten Ecken: Eine Etappe der Radrunde Allgäu
17
Zwischen Tälern und Gipfeln: Wandertrilogie Allgäu
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Traumhaft: Hüttenwandern: familienfreundliche Ziele
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Mit einem Lächeln über den See: Selbstversuch im Stand-Up-Paddling
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Entspannung mit Alpenblick: Alpenwellness tut nicht nur Touristen gut
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Ehrenamt ist Ehrensache: Viele helfende Hände im Allgäu
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LEBENSQUA LITÄT Doppelter Sieger: Pfronten freut sich über Tourismuspreise
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Sie fehlen auf keiner Speisekarte: die Allgäuer Kässpatzen Gezutzelt oder geschnitten?: Über den richtigen Verzeht der Weißwurst
24 25
Bayerns „geheime Waffe“: Weißlacker ist pikant und riecht streng
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500 Jahre Reinheitsgebot: nur Wasser, Malz, Hofen und Hefe im Bier
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Eine Frage – viele Ansichten
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eimat – ein Begriff, mit dem wohl jeder etwas anderes verbindet. Für den einen ist Heimat da, wo er geboren und aufgewachsen ist. Für den anderen ist Heimat da, wo er seinen Lebensunterhalt verdient. Und wieder ein anderer empfindet den Ort als seine Heimat, an dem er sich wohl fühlt, wo der Partner, die Freunde oder die Familie wohnen. So unterschiedlich die Ansichten dazu sind, bei einem dürfte Einigkeit herrschen: Heimat hat immer etwas mit Wurzeln, mit Tradition und Vergangenheit zu tun, aber auch mit Zukunft. In dieser Beilage haben wir uns intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Wir sind den Herausforderungen nachgegangen, vor die die Digitalisierung das regionale Handwerk stellt. Wir haben uns gefragt, welche Folgen die schneearmen Winter für den Tourismus haben. Wir haben uns aufs Wasser gewagt und den Trend-
sport Stand-Up-Paddling ausprobiert. Wir haben die beliebte Mundart-Band „Losamol“ befragt, warum sie im Allgäuer Dialekt singt. Wir haben eine Stärke der Allgäuer, das ehrenamtliche Engagement, näher beleuchtet. Und wir haben einem Metzger dabei zugeschaut, wie er Weißwürste macht. Diese und viele weitere spannende Berichte und Interviews finden Sie auf den folgenden Seiten. Darüber hinaus konnten wir einige Allgäuer Prominente dafür gewinnen, uns ihre Lieblingsplätze im Allgäu zu verraten. Vielleicht ist Ihrer ja auch dabei? Viel Spaß beim Lesen wünscht Michaela Sauer, PR-Redaktion Kempten (stellvertretend für die Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Allgäu, die an dieser Beilage mitgewirkt haben)
IMPRESSUM Verlags-Anzeigenbeilage der Allgäuer Zeitung mit den Heimatzeitungen vom 23. September 2016 Geschäftsführung: Markus Brehm PR-Redaktion: Michaela Sauer Grafik/Layout: Matthias Krause Koordination: Sabine Brenner Titelfoto: Stephan Schmidt/panthermedia.net Verantwortlich für Anzeigenteil und Textteil i.S.d.P: Reiner Elsinger, Tel.: 08 31/2 06-4 64, E-Mail: elsinger@azv.de Druck und Herstellung: Allgäuer Zeitungsverlag GmbH, Heisinger Straße 14, 87437 Kempten
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Freitag, 23. September 2016
ARBEITSWELT Fürs Leben gern bleiben Warum sich Alteingesessene, Zugezogene und Urlauber hier so wohl fühlen
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er im Allgäu wohnt oder sich niederlässt, weiß die hervorragende Lebensqualität, die gute Anbindung an Ballungszentren bei gleichzeitig günstigen Lebenshaltungskosten und einem familienfreundlichen Umfeld zu schätzen. Studierende erwarten optimale Studienbedingungen mit hohem Freizeitwert und einer vielversprechenden Zukunft. Berufseinsteiger freuen sich über ein breit gefächertes Ausbildungsangebot sowie beste Jobaussichten und Arbeitnehmer über Weiterbildungsprogramme auf hohem Niveau. Ausgezeichnete Arbeitgeber: das bedeutet ein breites Angebot an Institutionen, kleinen und mittelständischen Betrieben oder international agierenden Konzernen, die tolle Möglichkeiten für Arbeitnehmer bieten. Sie und andere sind es, die das Allgäu zu einem innovativen Wirtschaftsraum mit entwickeln, zu einem Standort für zukunftsweisend nachhaltiges Leben und Arbeiten. Natürlich gibt es unzählig viele gute Gründe, wieso es sich im Allgäu sehr gut leben und arbeiten lässt. Die Allgäu GmbH, Gesellschaft für Standorte und Tourismus in Kempten hat (bei typischen Allgäuern, Neu-Allgäuern und Allgäu-Urlaubern) nachgefragt, was das Allgäu so besonders, so lebensund liebenswert macht. Die häufigsten Gründe hat man gesammelt und ausgewertet. Mehr dazu gibt es im Internet unter standort.allgaeu.de. 1) E in Fleck zum Ankommen und Abheben Viele Wege führen ins Allgäu. Egal ob per Auto, Bus oder Zug. Und sogar per Flugzeug über den Allgäu Airport in Memmingen ist eine Anreise in unsere Region möglich. Das ist auch ideal für Geschäftsleute. Von hier starten
täglich Flieger zu den Touristikdestinationen oder in englische, irische und osteuropäische Metropolen. Für alle, die auch mal in die Hektik der Großstadt eintauchen wollen – kein Problem – in gut ein bis zwei Stunden ist man vom Allgäu aus in München, Stuttgart oder Zürich. 2) E nergie? Im Allgäu überall tanken oder loswerden Egal ob Gipfelstürmer, Genussradfahrer oder Kletter-Fan - hier lässt es sich bei den verschiedensten Aktivitäten auspowern, abschalten und auftanken. Das vielseitige Outdoor-Angebot im Allgäu liefert Erlebnisse und Abenteuer für Groß und Klein, das ganze Jahr.
5) S icherheit: heile Welt 2.0 Wandert man durch die idyllische Landschaft des Allgäus, bekommt man den Eindruck, man ist weit entfernt von Großstadtproblemen wie Diebstahl, Gewalt und Kriminalität. In ihrem Jahresbericht stellt das Polizeipräsidium Schwaben/Südwest fest, dass in unserer Region die Anzahl der Straftaten auf 100 000 Bewohner um 15 Prozent geringer ist als im Rest Bayerns und sogar um 41 Prozent geringer als in ganz Deutschland.
3) Ein Nest für die Familie Das Allgäu bietet Ihnen und Ihrer Familie durch die gut ausgebaute touristische Infrastruktur zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Wenn Sie Familie und Beruf in Einklang bringen möchten, ist das Allgäu der perfekte Standort für Ihr neues Zuhause. Hier finden Sie zahlreiche Angebote: von Tagesmüttern, Kinderkrippen, Kindergärten bis hin zu Tagesstätten. Ihre Kleinen sind hier in besten Händen. Ebenfalls ist für die weitere schulische Ausbildung Ihrer Kinder gesorgt. 4) K unst und Kultur Das Allgäu bietet ein buntes kulturelles Spektrum mit vielfältigen Veranstaltungen und dazu viel Sehenswertem: 39 Schlösser, Burgen und Ruinen, an die hundert Museen und Sammlungen, unzählige Bühnen für Theater und Konzerte sind das Herzstück einer lebendigen Kultur. Dazu kommen Bühnen für zahlreiche Freiluftevents, aber auch hochkarätige Ausstellungen in avantgardistischen Museen.
Ein Grund von vielen, warum das Allgäu so beliebt ist: die herrliche Natur. Diese Aufnahme entstand vergangenen Herbst und stammt von Helmut Schuwerk. Bei Sonnenaufgang war er am Bergfriedhof-Parkplatz in Lindenberg und drückte beim Blick auf Rindalphorn, Hochgrat und Rothachtal auf den Auslöser.
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Freitag, 23. September 2016
Das Handwerk wird digital Wer sich ver weiger t, ist aus dem Geschäf t im Handwerk. Industrie 4.0 reicht nicht aus – unser Ziel muss es sein, Wirtschaft 4.0 zu erreichen.“ Was bedeutet die Digitalisierung in der Praxis? Wagner: „In einem Pilotprojekt mit dem Fraunhofer-Institut versuchen wir gerade, das am Beispiel eines Heizungsbauers zu zeigen. Ein Chip in Ihrer Heizung zuhause meldet dem Handwerksbetrieb beispielsweise, dass die Pumpe in Kürze ihren Geist aufgibt. Der Betrieb vereinbart einen Termin mit Ihnen, bringt gleich das Ersatzteil und das richtige Werkzeug mit, sodass das Teil ausgetauscht wird, bevor Ihre Heizung wegen eines Defekts ausfällt. So etwas funktioniert schon.“
omputer gibt es heute überall, auch im Handwerk sind sie schon lange ein oft gebrauchtes Werkzeug. Nun kommt aber der nächste Schritt: Die Digitalisierung, die nicht nur Menschen miteinander vernetzt, sondern auch Maschinen. Die Handwerker müssen sich darauf einstellen, fordert Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben.
Wie können ein Dachdecker oder Tischler Handwerk 4.0 nutzen? Wagner: „Dachdecker können zum Beispiel Drohnen einsetzen, um Dächer und andere Bauwerksteile zu kontrollieren, das senkt ihren Arbeitsaufwand. Der Tischler braucht diese Digitalisierung wie alle anderen Gewerke auch beispielsweise in der Kundenansprache. Das Internetportal allein reicht inzwischen nicht, es muss auch ständig aktuell sein. Die Kunden erwarten das. Auf Baustellen werden für schwere Hebearbeiten künftig kleine Roboter eingesetzt, die Monteure unterstützen, zum Beispiel im Trockenbau. Das geschieht nicht nur zu unserer Freude, der Roboter ist ein Konkurrent um Arbeitsplätze und Know-how. Aber diese Geräte werden kommen, und sie sind leicht zu bedienen.“
Die digitale Vernetzung in Industriebetrieben ist unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ schon bekannt. Was bedeutet „Handwerk 4.0“? Ulrich Wagner: „Handwerk 4.0 bedeutet die digitale Vernetzung von allen mit allem. Das betrifft alle Branchen
Was ist mit 3-D-Druck? Wagner: „Das wird kommen, aber nicht für alle Branchen. Für die Produktion von Zahnersatz wird diese Technik beispielsweise schon eingesetzt. Die Gefahr ist, dass die Industrie, vor allem im Metall- und Maschinen-
Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben Foto: Ralf Lienert
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bau, ein Produkt in kleinen Stückzahlen herstellen kann - das war bislang dem Handwerk vorbehalten, da wird es eine neue Wettbewerbssituation geben.“ Etwa 30 Prozent der Handwerksbetriebe arbeiten als Zulieferer und Dienstleister für die Industrie. Sind die vom Wandel besonders betroffen? Wagner: „Ja, auf jeden Fall. Die Handwerksbetriebe werden Teil der sich selbst lenkenden Fabrik, in der Maschinen miteinander kommunizieren und auch die Logistik einbinden. Wer sich dem verweigert, ist aus dem Geschäft – das ist so, als würde der Zulieferer sich heute einer geforderten Zertifizierung verweigern.“ Welche Rolle spielt das Thema Sicherheit? Manche Hacker greifen zum Spaß Unternehmen an, Industriespionage ist ein großes Risiko, auch Kunden wollen Schutz, wenn sie sich mit Betrieben vernetzen. Wagner: „Das ist ein sehr wichtiges Thema, das auch Geld kosten wird. Vernetzte Systeme müssen pausenlos von Fachleuten überwacht werden. Wir untersuchen gemeinsam mit Hochschulen, wie IT-Sicherheit für den Mittelstand beherrschbar wird. Nicht jedes Unternehmen kann sich dafür eigene Experten leisten. Wer als Industriezulieferer arbeitet, muss aber sicherstellen, dass ein Hackerangriff über seine Firma nicht eine Fabrik lahmlegt.“ Was bedeutet Handwerk 4.0 für die Ausbildung? Wagner: „Zunächst einmal ist das sehr positiv, denn wir werden noch mehr für junge Menschen interessant, weil das Handwerk High-Tech bietet. Junge Menschen finden Technologie per se gut, sie erlernen das schnell. Wir müssen dann den Spagat zwischen Technikfreaks und hand-
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Sehen die Handwerksbetriebe die Notwendigkeit zum Strukturwandel? Wagner: „Ja, zum Glück. Wir wissen aus einer Untersuchung, dass etwa 87 Prozent der Unternehmer dem Wandel offen gegenüberstehen. Es hat ein Generationswechsel im Handwerk stattgefunden, mittlerweile sind in den Betrieben viele Leute am Ruder, denen das Smartphone sinnbildlich schon in den Handteller geUli Hagemeier wachsen ist.“
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Werden neue Berufe entstehen? Wagner: „Ich glaube eher, dass bestehende Berufe neue Ausprägungen und Spezialisierungen erfahren. Aber auch, wenn Maschinen und Computer mehr Aufgaben übernehmen, ist es wichtig, dass der Handwerker Experte für Produktionsprozess und Material bleibt. Klar ist auf jeden Fall, dass die Dienstleistung viel mehr Gewicht bekommt. Kunden sind durch das Internet so gut informiert wie nie zuvor. Die Handwerker müssen deshalb kommunizieren können und wollen. Sie müssen Kundenwünsche erspüren.“
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Wie werden ältere Arbeitnehmer qualifiziert? Wagner: „Der betriebliche Alltag erfordert immer wieder den Umgang mit neuen Technologien - wenn der Chef eine neue Maschine kauft, müssen die Mitarbeiter damit umgehen können. Wir als Kammer werden genauso wie Fachverbände und die Hersteller von neuen Technologien Angebote machen, aber diese Form der Weiterbildung läuft in kleinen Betrieben seit jeher von selbst. Es wird auch Leute geben, die sich verweigern oder den Wandel nicht schaffen. Der Unternehmer muss sich dann überlegen, wo der Platz für diese Mitarbeiter ist.“
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HEIMAT IST ZUKUNFT 5
Einer hat es geschafft Der unterschiedliche Weg von zwei Flüchtlingen bei Stallbau Hörmann in Buchloe werbehallen sowie Photovoltaikanlagen macht. Vier Asylbewerber sagten einer Probearbeit zu, aber nur drei erschienen. „Zwei von ihnen wurden für ein Qualifizierungsjahr übernommen“, berichtet Hörmann. So begannen Zeeshan Y. aus Pakistan und Lucky N. aus Nigeria eine Ausbildung zum Maschinenführer für CNC-MaschiDer 23-jährige Lucky N. an der Abkantpresse bei Stallbau Hörmann. nen. Dort lernt der Nigerianer den Beruf des Maschinenführers und ist in- Die beiden Mänzwischen im zweiten Ausbildungsjahr. ner bekamen Fotos: Markus Frobenius Deutschkurse und die IHK kümmerte ir schaffen das, sind die insich um die Formalitäten. Anfangs zwischen berühmten Worte hatte der Pakistani Vorteile, weil er der Kanzlerin zur Flüchtmehr Sprachkenntnisse und eine lingskrise. Doch die Menschen, die sich Schulbildung hatte. Dennoch hätten konkret um die Asylbewerber kümsich beide gut entwickelt. Doch dann mern, sehen das kritischer. „Wenn wir beendete der Pakistani seine Ausbilin Deutschland Flüchtlinge aufnehdung: „Sein Meister und die Kollegen men, dann ist deren Integration absobeknieten ihn, weiterzumachen, doch lut notwendig“, sagt Rolf Hörmann, er hörte trotzdem auf“, berichtet HörGeschäftsführer des gleichnamigen mann. Doch Zeeshan Y. erklärte, dass Unternehmens in Buchloe. Doch nach er kaum mehr Geld bekomme, als sein seinen Erfahrungen mit zwei AuszuZimmergenosse im Flüchtlingsheim, bildenden sieht er gesetzlichen Verder nichts mache. „Das war sehr niebesserungsbedarf, um den Anreiz zu derschmetternd.“ arbeiten für Flüchtlinge zu erhöhen: Dies zeige, dass bedingungslose Geld„Die Geldleistungen an Asylbewerber leistungen an Asylbewerber dazu fühsind fragwürdig“, meint er. ren können, dass diese kein Interesse 2016 ließ die IHK in Memmingen bei an der Aufnahme einer Arbeit oder rund 45 jungen männlichen Flüchtlindem Erlernen eines Berufes entwigen nachfragen, ob Interesse an einer ckeln. Deshalb sollten sie nur SachleisAusbildung bei der Rudolf Hörmann tungen bekommen, wie dies in einem GmbH & Co.KG bestehe. Der internatiLandkreis in Niederbayern der Fall sei. onale Betrieb hat etwa 600 MitarbeiDenn aus der Sicht eines Flüchtlings ter und einen Umsatz von rund 100 sei Bargeld offenbar lukrativer als eine Millionen Euro, die er vor allem mit berufliche Ausbildung, die aber auf dem Bau von Hallen, Ställen und Ge-
Dauer für alle Beteiligten nur Vorteile habe. Das zeige Lucky N.: Der Nigerianer spricht inzwischen deutsch, bestand seine Zwischenprüfung und übersprang deshalb das erste Ausbildungsjahr, um gleich im zweiten weiterzumachen, berichtet Ewald Schunn, Meister im Metallbereich. „Das hat er sich durch Fleiß und harte Arbeit verdient“, sagt Schunn. Der Nigerianer feierte sogar mit seinen Kollegen beim Bezirksmusikfest in Buchloe mit. „Mir gefällt es hier“, meint Lucky zum Leben und zur Arbeit in Deutschland. Für Rolf Hörmann ist der Nigerianer auch ein Beweis, dass das Ausbildungssystem und seine Möglichkeiten eine Integration über die Arbeit ermöglichen – wenn die Motivation Markus Frobenius stimme.
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Lieblingsplatz von Wolfgang Krebs, Kabarettist, 50 Jahre alt, aus Kaufbeuren. Die Kaiser-Max-Straße in Kaufbeuren ist mein Lieblingsplatz im Allgäu. Ich erinnere mich, wie ich als kleiner Bub beim Tänzelfest hier durchgeritten bin. Hier kenne ich fast alle Ladenbesitzer mit Vornamen. Ich sitze gerne in den Cafes, beobachte die Leute und sammle Geschichten für mein neues Soloprogramm. wim/Foto: Mathias Wild
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6 HEIMAT IST ZUKUNFT
Freitag, 23. September 2016
Der Energiemarkt 2040 im Allgäu „Batterien werden das ganze Spiel verändern“
D
ieser Mann steckt voller Energie: Wenn Michael Lucke darüber spricht, wie wir im Allgäu künftig Strom und Wärme erzeugen und verbrauchen, kommt er so richtig in Schwung. Dieses Thema macht dem Geschäftsführer des Allgäuer Überlandwerks und „Energiemanager des Jahres 2014“ Spaß. Und er blickt weit nach vorn. Wie wird der Energiemarkt 2040 im Allgäu aussehen? Michael Lucke: „Ich bin davon überzeugt, dass dann im Allgäu 60 bis 75 Prozent der benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen kommen. Privatkunden werden so genannte Flatrates für den Strom haben, wie wir sie heute vom Mobilfunk kennen. Sie zahlen dann für die Nutzung der Infrastruktur eine Gebühr, unabhängig davon, wie viel sie verbrauchen.“ Von welcher Technologie erwarten Sie den größten Innovationssprung? Lucke: „Das sind die Batterien. Sie sind die „game changer“, sie werden das gesamte Spiel verändern. Batterien werden in zehn Jahren schon deutlich günstiger sein als heute. Das heißt, viele Privathaushalte werden die Energie, die sie verbrauchen, selbst erzeugen, beispielsweise über Photovoltaikanlagen. Mit der Batterie können sie dann Energie speichern. Wenn sie dann noch ein Dieselaggregat hätten, wären sie komplett unabhängig.“ Dann wird es aber schwierig, die Infrastruktur, also die Netze, zu finanzieren.
Lucke: „Richtig. Deshalb darf es auch keine komplette Abkopplung Einzelner vom Netz geben. Jeder muss für die Infrastruktur bezahlen, vielleicht über eine Steuer. Das ist wie bei der Autobahn – von deren Bau und Unterhaltung kann sich auch niemand finanziell abkoppeln.“ Welche Rolle spielen die heutigen Energieversorger dann? Lucke: „Da sehe ich ganz viele Rollen. Eine ist die des Systemintegrators – wir managen die Erzeugungsanlagen und Stromspeicher unserer Kunden und vermarkten deren Energie, wenn sie diese nicht selbst benötigen. In Mietwohnungen wird es weiterhin schwierig mit der eigenen Energieerzeugung und -speicherung. Wir werden dafür sorgen, dass sich Quartiere zu diesem Zweck zusammenschließen können und ihnen Anlagen zur gemeinsamen Nutzung anbieten. Wir werden mehr Energie erzeugen als heute und ins Netz einspeisen. Des Weiteren werden wir die Stromnetze zur Verfügung stellen und weiter ausbauen, also die Infrastruktur. Und wir werden in dem gesamten System Sicherheiten bieten – dafür werden Kunden Geld bezahlen. Nicht nur für Unternehmen ist es wichtig, die richtige Leistung zur richtigen Zeit zu bekommen.“ Wer sind dann Ihre Wettbewerber im Markt? Lucke: „Ich glaube, dass sich künftig auch derzeit noch branchenfremde Unternehmen wie zum Beispiel Batte-
rieanbieter oder Google in den Markt „einmischen“ werden.“ Wie sieht der Wärmemarkt der Zukunft aus? Lucke: „Es wird weiter mit Gas und Strom geheizt, aber Strom wird einen größeren Anteil als heute haben bei der Wärmeerzeugung. Überschüssiger Strom wird künftig in Batterien gespeichert und bei Bedarf zur Erzeugung von Wärme oder Kälte genutzt werden. Das erfolgt über eine klassische Wärmepumpe oder zum Beispiel über Heizstäbe im Warmwasserspeicher. Ich könnte mir auch eine Renaissance der Brennstoffzelle vorstellen.“ Werden wir mehr Energie verbrauchen als heute? Lucke: „Ja, Privatkunden auf jeden Fall. Wir werden mehr Geräte haben als heute, und diese Geräte werden miteinander kommunizieren. Energieeffizienz wird also weiter wichtig sein. Deshalb wird das Messen eine viel größere Rolle spielen als derzeit – wir werden überall Sensoren haben, vermehrt auch am oder sogar im Körper.“ Welche Bedeutung wird die Elektromobilität künftig haben? Lucke: „Eine sehr große Bedeutung, eben weil die Batterietechnik das gesamte Spiel verändern wird. Außerdem werden große Autos nicht mehr die Bedeutung als Statussymbol haben wie heute. Unseren Kindern ist das schon jetzt weniger wichtig. Erste Carsharingansätze in urbanen Regionen zeigen
bereits den Beginn des Wandels in der Mobilität. Die Elektromobilität – ob Autos, Nahverkehr oder Fahrräder – wird dabei eine wesentliche Rolle einnehmen.“ Werden die Stromnetze sich noch stark verändern? Lucke: „Vor allem in einem Punkt: Sie werden intelligenter und stimmen durch Vernetzung und Kommunikation die Erzeugung Michael Lucke, Geschäftsführer Allgäuer und den Verbrauch Überlandwerk GmbH Foto: Matthias Becker optimiert aufein- ander ab. In Wildpoldsried testen wir derzeit ein so genanntes Inselnetz, welches abgekoppelt vom öffentlichen Stromnetz autark funktioniert.“ Wird Energie teurer? Lucke: „Nein, langfristig sicher nicht. In Investitionsphasen kann die Energieversorgung teurer werden. In 30 Jahren werden wir aber vor allem für Infrastruktur und sichere Leistung zahlen, unabhängig davon, wie viel Strom wir verbrauchen. Leistung ist das neue Gold im Energiemarkt.“
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Von Sprit bis Strom Allgäuer Familienunternehmen hat Wandel vom Ölhändler zum Energie-Vollsortimenter erfolgreich gemeistert. Kempten. Vor genau 100 Jahren eröffnete Adolf Präg eine Niederlassung in Kempten, bis das Unternehmen vor mehr als 50 Jahren schließlich auch seinen Hauptsitz von Augsburg in die Hauptstadt des Allgäus verlegte. Aus der damaligen „Warenagentur“ für Schmierstoffe und Leuchtpetroleum hat sich ein mittelständisches Energie-Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitern entwickelt: Ob Heizöl, Kraftstoffe, Strom, Gas oder Holzpellets – Präg liefert die Energie für Haus, Gewerbe und Auto. Denn auch an Autobahnen, Bundes- und Landstraßen trifft man über 100 Mal auf Tankstellen des Präg-Netzes; damit zählt das Allgäuer Unternehmen Präg zu den größten mittelständischen Tankstellen-Netzbetreibern in Deutschland. Ganz nach dem Motto „Wir verstehen Energie“. Das hat sich Präg auf die Fahnen geschrieben. Marc Deisenhofer, Geschäftsführer und Gesellschafter des Familienunternehmens, sagt dazu: „Verstehen heißt für uns: Mit hoher Kompetenz und gutem Service unsere Kunden zu begeistern. Verstehen heißt auch, Trends früh zu erkennen und flexibel darauf reagieren zu können.“ Deshalb geht es bei Präg auch um mehr als „nur“ Energie: Nützliche Produkte und Dienstleistungen komplettieren das Angebot, wie etwa der Check für Heizöltanks, Solaranlagen zur Pacht mit OnlinePlanungstool oder Holzpellets in handlichen Portionen auf der Palette geliefert – als Sack oder Karton zum einfachen Nachfüllen. Die großen Tanks von Präg mit ihrem rotem Logo sind bei der Einfahrt nach Kempten von Süden her schon von weitem sichtbar. Lagerlogistik gehört auch zum Geschäft des Unternehmens: Minütlich verlassen dort wochentags Tanklaster das Gelände. Von hier aus werden auch Präg Kunden mit Heizöl und Kraftstoffen beliefert.
Etwa 40.000 Privat- und Gewerbekunden vertrauen dem Energiehändler aus dem Allgäu – in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und darüber hinaus. Das erfordert eine ausgefeilte Logistik mit drei Lagerstandorten. Neben Kempten sind das Augsburg und Heidenau in Sachsen. Hinzu kommen Verkaufsniederlassungen in Leipzig und Weimar.
Regionalität ist Trumpf. Prägs Erfolg basiert nicht zuletzt auf einer Unternehmensführung, die schon immer ein gutes Gespür für Marktentwicklungen und Trends gehabt hat – und auch den Mut, früh Neues zu wagen: Das Unternehmen zählt zu den Pionieren der Selbstbedienungstankstellen in Deutschland; 1972 installierte es die erste Texaco-Zapfsäule zum Sel-
Qualität macht den Unterschied. In Augsburg lagert das Unternehmen neben Heizöl und Kraftstoffen zudem Holzpellets – und das in einer der modernsten Hochsiloanlagen in Bayerisch-Schwaben. Die Lagertechnik garantiert beste Qualität – zertifiziert nach der ENPlusA1-Norm. Seit 2006 hat Präg die Holzpresslinge im Sortiment, seit 2011 auch Strom und Gas. Die Firmenphilosophie, Kunden ein fairer Partner zu sein, lebt Präg auch bei seinen jüngsten Produkten: So bekommt jeder Kunde bei Verlängerungen der Strom- und Gasverträge stets die aktuellen Konditionen – er profitiert also automatisch von Preissenkungen, wenn es solche zwischenzeitlich gegeben hat.
bertanken in Europa. Zudem hat Präg frühzeitig das Shopsortiment um Getränke und Süßwaren erweitert, vorher boten Shops lediglich Autozubehör an. Die Firmengeschichte ist für Präg bis heute Ansporn für neue Ideen: „Regionalität ist unser Trumpf. Wir stehen unseren Partnern bei Herausforderungen schnell, kompetent und vor Ort zur Seite“, erklärt Marc Deisenhofer.
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8 HEIMAT IST ZUKUNFT
Freitag, 23. September 2016
Eine clevere Plattform Ko m p e te n z ze n t r u m f ü r a n g e w a n d te F o r s c h u n g i n d e r L e b e n s m i t te l - u n d Ve r p a c k u n g s te c h n o l o g i e
L
ebensmittel-Herstellung und -Verpackung: In keiner anderen Region Deutschlands sind diese beiden Branchen stärker vertreten als im Allgäu. Dieser Superlativ lässt sich auch in Zahlen messen: 32 000 Arbeitsplätze, jährlicher Umsatz knapp zehn Milliarden Euro. Diese einmalige Konzentration wird nun auch wissenschaftlich untermauert: Vor kurzem eröffnete in Kempten das neue „Kompetenzzentrum für angewandte Forschung in der Lebensmittel- und Verpackungstechnologie“ – abgekürzt „Klevertec“. Träger der von vielen Seiten lang ersehnten Wissensschmiede am Stadtrand ist die Hochschule Kempten. Das Freisinger Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) ist der operative Betreiber. Kooperationspartner sind die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben, der Milchwirtschaftliche Verein Allgäu-Schwaben sowie das Zentrum für Milchwirtschaftliche Verpackungstechnologie (ZLV) in Kempten. Der Begriff clever, also schlau, schwingt beim neuen Zentrum mit – und das ist kein Zufall. „Eine clevere Plattform soll in Kempten entstehen“, sagt Projektleiterin Dr.-Ing. Regina Schreiber. Sie ist Professorin für Lebensmitteltechnologie an der Hochschule.
Doch was macht das neue Zentrum so clever? Laut Schreiber ist es die Einzigartigkeit, dass das renommierte Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) mit einer Hochschule zusammenarbeitet. Und das nicht in München, sondern dort, wo besondere Kompetenz bei dieser Materie vorhanden ist. Die neue Plattform bündelt drei Branchen: Herstellung, Abfüllung und Verarbeitung von Lebensmitteln. Insgesamt 360 Firmen arbeiten im Allgäu in der Lebensmittelbranche. Hinzu kommen etliche Weltmarktführer, wenn es um die Verpackungen von Milchoder Fleischprodukten geht. Deshalb werden diese Branchen auch am meisten von „Klevertec“ profitieren. Denn das neue Kompetenzzentrum werde seine Erkenntnisse direkt an die Wirtschaft weitergeben. Wobei stets gilt: „Was wir hier machen, hängt stark davon ab, was die Industrie von uns erwartet“, sagt Professor Dr. Horst-Christian Langowski, Leiter des Fraunhofer IVV. Im Mittelpunkt des Kompetenzzentrums steht die längere Haltbarkeit frischer Produkte – und damit der Erhalt der Qualität und die Sicherheit von Lebensmitteln. Es geht also um neue Produktionsmethoden und innovative Ideen bei der Abfüllung und Verpackung. So zählen die Hochfrequenz-Er-
hitzung und der Einsatz funktioneller Pflanzenstoffe zu den ersten Forschungsaufträgen. Die Forschungsprojekte sind in der Regel zunächst auf ein Jahr angelegt, können bei Bedarf aber auch auf mehrere Jahre erweitert werden, erklärt Joachim Wunderlich vom Fraunhofer IVV, operativer Leiter von „Klevertec“: „Man könnte uns auch als eine verlängerte Werkbank für Firmen sehen.“ Die Bayerische Staatsregierung hat für die Anschubfinanzierung 1,4 Millionen Euro freigegeben und zugesichert, bis 2020 insgesamt sechs Millionen Euro zur Verfügung zu stellen – sehr zur Freude von Kemptens Hochschul-Präsident Professor Dr. Robert F. Schmidt. Die Initiative zur neuen Wissensschmiede war von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben ausgegangen. Die findet, dass das Kompetenzzentrum in Kempten richtig angesiedelt ist, denn im Allgäu seien die Verpackungsmaschinenbauer führend. Nicht durch Zufall ist auch das Zentrum für Lebensmittel- und Verpackungstechnologie (ZLV) dort angesiedelt, ein Verbund von über 60 regionalen Unternehmen. Dessen Chef, Lothar Zapf, ist überzeugt, dass die künftigen Aufgaben in Forschung und Weiterentwicklung nur von ei-
nem vorgegeben werden: vom Verbraucher. Das gelte für Frische und Haltbarkeit ebenso wie für die Frage, welche Rolle die Regionalität künftig für das Allgäu spielen wird. Markus Raffler
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Freitag, 23. September 2016
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Der Schnee von morgen Tr o t z d e s K l i m a w a n d e l s w i r d e s a u c h i n Z u k u n f t v i e l e To u r i s t e n i m A l l g ä u g e b e n
I
mmer weniger Schnee im Winter – immer mehr Regen im Sommer: Kommen wegen des Klimawandels in fünf oder zehn Jahren überhaupt noch Urlauber ins Allgäu? Buchen die Skifahrer nicht lieber hoch gelegene und schneesichere Orte in Österreich, Italien, Frankreich oder der Schweiz? Jetten Sonnenhungrige nur noch auf Mittelmeerinseln, nach Thailand oder in die Karibik? „So wird es sicher nicht kommen“, ist sich Bernhard Joachim, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Allgäu/ Bayerisch Schwaben sicher. Und er hat dafür gute Gründe. Zunächst der Schnee von gestern: In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Gästeankünfte im Allgäu um satte 50 Prozent gestiegen auf fast 3,4 Millionen im Jahr 2015. Freilich bleiben die Urlauber nicht mehr so lange wie früher. Der Trend zum Kurzurlaub ist unverkennbar. Deshalb ist die Steigerung bei den Übernachtungen etwas geringer, aber mit 1,3 Millionen immer noch um 12,3 Prozent höher als in 2005. Und der Trend hält an. Trotz eines eher mäßigen Winters und eines verregneten Frühjahrs verzeichnet das Allgäu im ersten Halbjahr 2016 ein Plus von 7,5 Prozent sowohl bei den Gästeankünften als auch bei den Übernachtungen. Schnee und Regen können also nicht der entscheidende Faktor sein, wenn jemand in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt oder Stuttgart überlegt, wo er die kommenden Ferien verbringen
will oder ein verlängertes Wochenende. Der größte Teil der Allgäu-Urlauber kommt immer noch aus Deutschland. Das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben, zumal die Terrorgefahr in vielen Ecken der Welt den Trend zum Urlaub im eigenen Land verstärkt. Für die Bewohner nördlich des „Weißwurst-Äquators“ ist das Allgäu das nächstgelegene alpine Ziel. Hier in den Bergen sucht der Gast ja nicht nur Schnee und Sonne, sondern viel mehr: Ruhe, Erholung, Wellness, Möglichkeiten zum Radfahren und Wandern, Schwimmen und Golfen, Bummeln und Einkaufen. Auf vielen dieser Gebiete haben die Touristiker zusammen mit der Allgäu GmbH in den vergangenen Jahren Pionierarbeit geleistet. Als vor fünf Jahren der Radl-Hype begann, stampften die Verantwortlichen die „Allgäuer Radrunde“ aus dem Boden. Und rechtzeitig zum allgemeinen Wander-Boom konnte die Region mit der „Allgäuer Wandertrilogie“ für jeden Schwierigkeitsgrad ausgezeichnete Routen und Übernachtungsmöglichkeiten präsentieren. Wie sieht nun der Schnee von morgen aus? „Wir werden weiter neben unseren Leitprodukten Wandertrilogie, Radrunde, Alpenwellness und Superschnee neue hochwertige Angebote entwickeln müssen“, sagt Joachim. Ganz aktuell ist das Thema Mountainbiker. Weil sich die Bergradler mit den Wanderern immer mehr in die Quere kommen, sollen die
Menschenströme entzerrt und kanalisiert werden. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Allgäu GmbH, der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather, kann sich vorstellen, im Allgäu spezielle Strecken für Mountainbiker auszuweisen und dafür andere Wege für Wanderer zu reservieren. Neue Wege werden auch Hoteliers und Zimmervermieter gehen müssen. Die Segmente Wellness und Gesundheit sind in großen Häusern zwar schon gut vorhanden. Dennoch müssen sich auch kleinere Unterkünfte darauf einstellen, dass der Gast zunehmend die neudeutsch bezeichnete Work-Life-Balance sucht, also die Ausgewogenheit zwischen Arbeit und sinnvoll verbrachter Freizeit, verbunden mit Sport und Entspannung. Selbst die Bergbahnen dürfen sich nicht darauf beschränken, die Menschen in die Höhe zu schaufeln. Oben wollen die Gäste etwas erleben, auch ohne Skier und Bergsteiger-Ausrüstung. Ein Beispiel, wie es gehen kann, ist die Alpsee-Bergwelt bei Immenstadt, wo ein riesiger Spielplatz für Kinder und Jugendliche entstanden ist. Eine große Herausforderung für die am Tourismusgeschehen im Allgäu Beteiligten wird die Digitalisierung sein. Gerade die heranwachsende Urlauber-Generation geht ohne Smartphone oder Tablet nicht mehr aus dem Haus. Die Erstinformation über die Angebote in einer Urlaubsregion suchen die jungen Leute im Internet oder in
den sogenannten sozialen Medien. Deshalb sind gut produzierte Video-Schnipsel von allen möglichen Sehenswürdigkeiten und Freizeitangeboten sehr wichtig. Dafür soll beim Tourismusverband demnächst ein Online-Redakteur eingestellt werden. „Wir dürfen nicht warten, wie es früher einmal war, dass jemand anruft und nach einem Prospekt fragt. Wir müssen vielmehr aktiv auf die Kunden zugehen“, gibt Joachim die Marschrichtung vor. Dann könne man den potenziellen Urlaubern deutlich vor Augen führen, dass das Allgäu viel mehr zu bieten habe als wenig Schnee im Winter und viel Regen im Sommer. Stefan Binzer
Gäste des Allgäus wollen auf den Bergen etwas erleben, auch ohne Skier oder Bergstiefel. Ein Beispiel, wie es gehen kann, ist die Alpsee-Bergwelt bei Immenstadt, wo ein riesiger Spielplatz für Kinder und Jugendliche entstanden ist. Foto: Alpsee Bergwelt
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10 HEIMAT IST ZUKUNFT
Freitag, 23. September 2016
„Ein Leben ohne Tracht?“ U n v o r s t e l l b a r f ü r d i e Tr a c h t e n w a r t i n d e s A l l g ä u e r G a u v e r b a n d s , E l i s a b e t h F l e s c h h u t
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enn es um Tracht geht, dann ist man bei Elisabeth Fleschhut aus Börwang an der richtigen Stelle. Die Trachtenwartin des Allgäuer Gauverbands hat im Blick, dass die Tradition gelebt wird – und dass Mieder, Rock und Schürze korrekt sitzen. Warum ein Dirndl nicht gleich Tracht ist, erklärt sie im Interview. „Tracht ist trachten nach Gutem“, schrieb ein Volkskundler im 19. Jahrhundert. Trifft diese Aussage zu? Elisabeth Fleschhut: „Der Leitspruch der Trachtler lautet: Sitt’ und Tracht der Alten wollen wir erhalten. Den Trachtenvereinen geht es neben der Erhaltung der Tracht auch um die guten Traditionen und gute Kameradschaft. Also ja – ich kannte die Aussage zwar noch nicht, aber das kann man sagen.“ Ist Tracht denn überhaupt zeitgemäß? Fleschhut: „Die Tracht, so wie sie im Verein getragen wird, ist eigentlich zeitlos. Die Trachtenmode ist im Moment sogar voll in. Da hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan. Auf der Festwoche sieht man viele in Dirndl und Lederhose. Allerdings sehe ich den Begriff Tracht eigentlich in einem engeren Sinne. Das, was manche auf der Festwoche tragen, zählt für mich nicht unbedingt dazu.“
Für Elisabeth Fleschhut ist das traditionelle Gewand weit mehr als nur ein Kleidungsstück. Dahinter steckt auch eine besondere Einstellung zur Heimat. Foto: Andreas Reimund
Betrachten Sie die Entwicklung dennoch positiv? Fleschhut: „Ja, wenn der, der es trägt, sich dadurch mit der Region identifiziert.“
Worin liegt der Unterschied zwischen Dirndl und Tracht? Fleschhut: „Ein Dirndl ist im Gegensatz zur Tracht Freizeitkleidung. Das trägt man, wie man will. Eine Tracht wird nach überlieferter Art getragen – und zwar heute überwiegend einheitlich im Verein. Wenn ich jemanden in Tracht sehe, weiß ich in der Regel, woher er kommt. Schließlich handelt es sich um ein traditionelles Festgewand einer Region, das bestimmten Regeln unterliegt. Zu einem Abendkleid zieht man ja auch keine Gummistiefel an.“ Was sind das für Regeln? Fleschhut: „Die Schnitte, Farben und Stoffe sind festgelegt. Wichtig ist zum Beispiel auch eine passende Frisur – am besten hochgesteckt: Offene Haare gehen gar nicht, außer sie sind ganz kurz. Zur Tracht trägt man auch keinen Modeschmuck und schminkt sich nicht auffällig.“ Was sind die Kennzeichen der Allgäuer Tracht? Fleschhut: „Die Allgäuer Gebirgstracht ist sehr schlicht und von der Arbeitswelt abgeleitet. Man vermutet, dass sich die Farben an denen der Landschaft orientieren: grau für die Berge und grün für die Wiesen. Im Allgäu war man zudem vor 100 Jahren sehr arm und hat das genommen, was da war: Den grauen Wollrock zum Beispiel musste man nicht färben. Ganz typisch für die Allgäuer Tracht sind auch die Edelweiß-Hosenträger der Männer.“
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Sehen Sie die „Party-Dirndl“ als Konkurrenz zur Tracht? Fleschhut: „Nein, ich sehe es nicht als Konkurrenz. Die Tracht trägt man zu besonderen Anlässen und im Verein. Das geht auf eine meist mehr als 100-jährige Tradition zurück. Es ist ein Festtagsgewand. Das Dirndl hingegen kann man beliebig anziehen.“ Haben Sie nur ihre Tracht oder auch Dirndl im Schrank hängen? Fleschhut: „Es vergeht fast kein Wochenende, an dem ich kein Dirndl anhabe. Insgesamt besitze ich zehn Stück. Allerdings ist keines davon ein kurzes „Party-Dirndl“.“ Vervollständigen Sie bitte die folgenden Sätze: Trachtler zu sein bedeutet ... Fleschhut: „... für mich: eine Lebenseinstellung. Das heißt neben Tracht auch Dialekt, Volksmusik und Brauchtum zu pflegen.“ Tracht kann tragen, wer ... Fleschhut: „... seine Verbundenheit zu Tradition und Brauchtum zeigen will.“ Ein Leben ohne Tracht wäre ... Fleschhut: „... für mich nicht vorstellbar. Ich bin in einer Trachtenfamilie aufgewachsen – mein Mann und unsere Kinder auch. Meine schönsten Erlebnisse habe ich mit und in Tracht erlebt. Das ist unser Leben.“
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Freitag, 23. September 2016
HEIMAT IST ZUKUNFT 11
Fotos: Mathias Wild
Kaufbeuren anno dazumal Das Tänzelfest ist das älteste, historische Kinder fest Bayerns
J
edes Jahr im Juli übernehmen die Kinder um und aus Kaufbeuren das Zepter in der Stadt – die fünfte Jahreszeit Kaufbeurens, das Tänzelfest, beginnt. Bei Festumzug, Lagerleben, Märkten und Tänzen versetzen die Kinder in bunten Kostümen die komplette Stadt in vergangene Zeiten zurück und die ganze Region feiert mit. Historisches Wie lange es das Fest, bei dem die Jüngsten die Hauptrollen übernehmen, schon gibt, ist nicht ganz klar. Hinweise lassen darauf schließen, dass der Tänzeltag in Kaufbeuren schon seit langer Zeit fest in der Tradition der Stadt verankert ist. Im Jahr 1658 wird er erstmals schriftlich mit einem Kinderfest in Verbindung gebracht – in einem Gerichtsprotokoll wurde damals festgehalten, dass der Schullehrer länger als genehmigt gefeiert hat. Wahrscheinlich geht der Ursprung des Festes auf Zunftfeste, die auch in anderen süddeutschen Städten üblich waren, zurück. Vielleicht war es jedoch auch Kaiser Maximilian I., der bei seinem Besuch an Fronleichnam 1497 das Fest einführte – die vorhandenen Aufzeichnungen machen es allerdings unmöglich, den genauen Ursprung des Kinderfestes herauszufinden. Durch den ehemaligen Vorsitzenden des Tänzelfestvereins Walter Werz bekam das Tänzelfest 1962 sein heutiges Motto: seither feiert die ganze Stadt unter der Devise „Kinder spielen die Geschichte ihrer Stadt“. Widerstand gegen das Kinderfest Nicht immer war das Tänzelfest ein gern gesehenes Ereignis in Kaufbeuren. Vor allem im 19. Jahrhundert litt das traditionelle Fest unter Kritik und drohenden Verboten. Der zunächst ausschließlich protestantische Charakter des Fests sowie konfessionelle Querelen waren hauptverantwortlich dafür, dass das Fest nicht nur Fans hatte und sogar zweimal kurz davor stand, verboten zu werden. Eine wichtige Entwicklung des Tänzelfestes im 19. Jahrhundert – vor allem aus heutiger Sicht – tat sich 1867: David Ignatz Walch gründete die Tänzelfest-Knabenkapelle, die seither ein fester Bestandteil des Kaufbeurer Kinderfests ist. Schließlich war auch die Gründung des „Vereins zur Hebung des Tänzelfestes“ durch Bürgermeister Carl Stumpf zukunftsweisend. Das Kinderfest heute Schon lange gehört das Tänzelfest als das größte Fest Kaufbeurens fest zum Veranstaltungskalender der Region und des ganzen Allgäu. Vor allem die teilnehmenden Kinder haben während der zwölf Festtage, wie schon die Jugend in den Jahrhunderten vor ihnen, viel Spaß. Denn sie dürfen – ver-
kleidet als Mitglieder verschiedener Volksgruppen – die Stadt zurück in die Zeit bringen, als sie noch freie Reichsstadt war. Als Bauern und Ratsherren, Schmiede und Weber, Blumenmädchen und Gerber, Renaissance- und Barockbürger, Ritter und Soldaten, Färber und Maurer, Bäcker und Metzger, Landsknechte und Jäger entführen die Kinder mit tollen und detailverliebten Kostümen alle Besucher des Tänzelfests in die Vergangenheit. Nach der Eröffnung am Tänzelfestplatz am Donnerstag geht es fröhlich weiter: während des Lagerlebens verwandelt sich die ganze Innenstadt am Freitag und Samstag des ersten Festwochenendes in ein Fest des Mittelalters. Bei Musik, Tanz, Speis und Trank, Schauspiel, Ritterkämpfen und Jonglagen können die Besucher dabei die einzigartige Atmosphäre vor geschichtsträchtiger Kulisse erleben. Auch der mittelalterliche Wochenmarkt, der ebenfalls am ersten Wochenende sowie am Montag danach stattfindet, zeigt den Besuchern, wie
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es früher auf einem Markt zuging. Ein ebenfalls besonderes Erlebnis für alle Zuschauer sind die Tänze der Kinder, die am ersten Samstag, Sonntag und Montag des Tänzelfests im Tanzrondell vorgeführt werden – die Schrittfolgen entsprechen, wie auch die Kostüme der Kinder, verschiedenen Zeitepochen. Der Höhepunkt für die junge Kinderschaar und die vielen Besucher ist jedoch definitiv jedes Jahr wieder der Festumzug am ersten Sonntag und Montag des Tänzelfests. Vor dem Rathaus in Kaufbeuren spielen die verkleideten Kinder in ihren Rollen den Einzug von Kaiser Maximilian I in die Reichsstadt nach, anschließend ziehen etwa 1650 Kinder, 35 Festwägen und rund 170 Pferde in verschiedenen Gruppen durch die Stadt und zeigen den Zuschauern einen Querschnitt durch die Stadtgeschichte Kaufbeurens von der Karolinger- bis zur Biedermeierzeit. Ab dem ersten Festsamstag hat außerdem das Festzelt am Tänzelfest-
platz mit einem vielseitigen Programm aus Musik, Schafkopfturnier, Boxen und Kasperle Theater geöffnet. Auch der Vergnügungspark lockt mit zahlreichen Fahrgeschäften, Schießbuden und Ständen die Besucher des Tänzelfests zum Platz an der Wertach. Das Tänzelfest 2017 Kommendes Jahr findet das Tänzelfest vom 13. bis 24. Juli statt. Das Lagerleben lockt am Freitag, 14. und Samstag, 15. Juli, nach Kaufbeuren und die Hauptfesttage begeistern mit dem großen Umzug am Sonntag, 16. und Montag, 17. Juli. Alle einheimischen Kinder können sich auch nächstes Jahr wieder für eine der vielen Rollen, die beim Tänzelfest mitwirken, direkt beim Tänzelfestverein bewerben oder über die Schulen der Stadt in einer der vielen Tanzgruppen mitmachen. Dann spielen die Kinder wieder die Geschichte ihrer Stadt nach – wie schon vor hunderten von Jahren und hoffentlich noch oft in der Zukunft. Veronika Höldrich
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Freitag, 23. September 2016
Kinder brauchen Geschichten Die Kultur werkstatt Kaufbeuren bietet sie ihnen
„Herr Wiedemann“ und „Frau Maierhof“ vor der „Schubladenwand“ im Geschichtenladen – in jeder Schublade versteckt sich eine andere Geschichte.
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s ist ein Ort, an dem sich Geschichten aufhalten – mit diesen Worten beschreibt Thomas Garmatsch, Leiter der Kulturwerkstatt Kaufbeuren, den Geschichtenladen. Doch nicht nur Geschichten halten sich hier auf, hier erwacht die Stadtgeschichte Kaufbeuren wieder zum Leben und nicht nur Kaufbeurer Kinder erleben ein Stück Historie hautnah. Gleich neben dem Stadtmuseum, im Kaisergäßchen 18 gelegen, spricht schon der Standort dafür, dass hier Geschichten und alte Zeiten zum Leben erweckt werden. Bereits seit über zehn Jahren gibt es den Geschichtenladen, seit gut zwei Jahren an seinem jetzigen Platz. Liebevoll wurden die Räumlichkeiten gestaltet, mit individuellen Bildern an den Fenstern und einer kreativen Bühne, die je nach Stück und Thema um-
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„Kuschelecke“ Ursprünglich gedacht für Kammerspiele der Kulturwerkstatt und weitere Probenräume, ist der Geschichtenladen aber weit mehr als das. Thomas
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„Lisa, die Zeitreisende“ Ebenfalls unter diesem Aspekt kooperiert der Geschichtenladen mit dem Kaufbeurer Stadtmuseum. „Lisa“ ist eine Zeitreisende und sie nimmt die jungen Besucher des Stadtmuseums mit auf eine spannende Führung. Sie erzählt Anekdoten und erklärt die Exponate, die im Museum zu finden sind – kindgerecht, leicht verständlich und spannend. Eine fantasievolle Entdeckungsreise durch die Geschichte und die Jahrhunderte. Doch die Kulturwerkstatt Kaufbeuren bietet nicht nur im Geschichtenladen Theater für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Im Herbst hat die neue Spielzeit der Kulturwerkstatt begonnen und auch in dieser Saison warten wieder tolle und spannende Aufführungen auf die Besucher des Theaters.
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gestaltet werden kann sowie vielen kleinen Details, die den Geschichtenladen so herrlich sympathisch machen. Bis zu 80 Personen finden dort Platz, auf Bänken, Hockern oder auch Sitzkissen. Ganz entspannt und ausgelassen ist die Atmosphäre hier, nicht zuletzt wegen der gemütlichen Platzverhältnisse. Hier begrüßt der Darsteller die Zuschauer schon an der Tür und einen wirklichen Übergang vom Zuschauerraum zur Bühne gibt es auch nicht – ganz bewusst. Denn im Geschichtenladen soll man sich austauschen, sich begegnen und gemeinsam kommunizieren.
Garmatsch betitelt ihn gern als „Kuschelecke“ der Kulturwerkstatt – und das ist er auch. Der wohl größte Auftrag, den er hat, ist es, die Stadtgeschichte Kaufbeurens zu vermitteln, verständlich, spannend und interessant. Konzipiert wurde das Stück „Stadtgeschichte“ für Kinder ab fünf Jahren, aber auch ältere Kinder, Jugendliche und natürlich auch Erwachsene, können bei den Aufführungen noch einiges über Kaufbeuren lernen und haben garantiert Spaß an diesem Stück. Bei den „Stadtgeschichten“ führen „Herr Wiedemann“ und „Frau Maierhof“ durch Kaufbeuren und seine Geschichte, mal sachlich, mal mystisch, nicht immer ganz glaubwürdig aber immer spannend und interessant. Dabei werden die Türme Kaufbeurens zum Leben erweckt und plaudern aus dem Nähkästchen und auch ein Geist treibt sich herum. Dank der Schauspieler wird die Geschichte Kaufbeurens lebendig. Die Bühne, eine Wand aus Schubladen, beherbergt zahlreiche Geschichten, in jeder Schublade eine. Ein Theater, das Klein und Groß begeistert und in dem jeder noch etwas über die Vergangenheit Kaufbeurens lernt.
Unter dem Titel „Achtung! Mensch“ haben Thomas Garmatsch und das gesamte Team Inszenierungen für jedes Alter und zu unterschiedlichen Themen zusammengestellt. Am 30. September feiert zum Beispiel das Stück „Homevideo“ Premiere – ein Jugendtheater, das unter die Haut geht (nach dem Fernsehfilm von Kilian Riedhof, der mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde). Es thematisiert schonungslos und einfühlsam zugleich die Gefahren des Cybermobbings. Im Oktober kommen dann wieder die „Kalendergirls“ auf die Bühne – dieses Stück sorgte bereits Anfang des Jahres für ausverkaufte Vorstellungen. Selbstverständlich präsentiert die Kulturwerkstatt in der Vorweihnachtszeit auch wieder die beliebten Klassiker wie „Ox und Esel“. Wenn auch Sie mal wieder eine tolle Geschichte erleben wollen, statten Sie der Kulturwerkstatt einfach einen Besuch ab. Interessiert? Nähere Infos sowie das gesamte Programm gibt es im Internet unter www.kulturwerkstatt.eu Christine Räth
Die Türme der Stadt Kaufbeuren werden hier zum Leben erweckt – sie erzählen den Zuschauern Interessantes über das Kaufbeurer Stadtleben. Fotos: Christoph Jorda
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Tracht, Brauchtum, Heimat: Was ist das? P r o j e k t „ M u n d A R T W E R Tv o l l “ e r f o l g r e i c h i m s ü d l i c h e n O s t a l l g ä u u m g e s e t z t
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iele Kinder und Jugendliche sprechen Mundart als Ausdruck ihrer Verbundenheit zur Heimat und ihrer Identität. Das Projekt „MundART WERTvoll“ will diese Verbundenheit aufgreifen, neu wecken und fördern. Der Name steht für das damit verbundene Anliegen, in Bayern gesprochenen Mundarten und ihren Sprechern Wertschätzung entgegen zu bringen. Und so standen für 540 Schüler der Grundschulen Füssen und Schwangau im vergangenen Schuljahr besondere Themen auf dem Stundenplan: Anstatt Rechnen und Schreiben üben, lernten sie Lieder und Tänze, heimische Bräuche und alte Handwerkstraditionen kennen, die immer mehr in Vergessenheit geraten. Die treibende Kraft hinter diesem Projekt war Richard Hartmann. Heimat und Dialekt liegen ihm sehr am Herzen. Seit 1974 ist der jetzige Vorstandssprecher aktives Mitglied im Trachtenverein. „Jugendlichen bietet die Stadt Füssen viele Freizeitangebote und unserem Verein läuft der Nachwuchs davon“, so Richard Hartmann. Mit Schulprojekten an der Grundschule hat Hartmann mit Unterstützung von Schulleiter Wolfgang Steurer mit der Förderung von Mundart und Brauchtum angefangen. „Es ist wichtig, den Kindern Traditionen zu vermitteln“, so Wolfgang Steurer. Im vergangenen Jahr haben sich die Grundschule Füssen-Schwangau und
Über 80 ehrenamtliche Helfer und Partner wurden ins Boot geholt, die alle mit großer Freude am Projekt mitwirkten: die Trachtenvereine „D’Neuschwanstoaner“ in Schwangau, „D’Falkenstoaner“ aus Weißensee und „Burg Hopfen“ in Hopfen sowie der Mundartkreis Ostallgäu, die Stadt Füssen (Kulturamt und Stadtmuseum), die Pfarrgemeinde Füssen sowie die Pfarrgemeinde „Am Forggensee“ und die Instrumentenbaumeister Pierre Chaubert und Urs Langenbacher. Abwechslungsreich, handlungsorientiert und modern wurde die Auseinandersetzung mit dem Dialekt gestaltet. Auf diese Weise wurde die vorhandene Dialektkompetenz verstärkt und Neugier und Interesse am Dialekt geweckt. Anfang März startete das Projekt mit dem „Palmboschen binden“. Bis Juli standen noch fünf weitere Projekte an: Mit vielen ehrenamtlichen Helfern. Im Unterricht wurden ortsspezifische Themen vermittelt. Dazu gehörten die jahrhundertelange Musikpflege, der heilige Magnus, die Familie Wittelsbach, die bayerischen Könige und die historischen Bauten und deren Geschichte rund um Füssen und Schwangau. Alles rund um das Thema Maibaum lernten die Schüler der ersten und zweiten Klassen im April kennen. Im Werkunterricht fertigten sie Tafeln und Maibäume, bemalten und gestalteten Ensembles.
Über 80 ehrenamtliche Helfer und Partner wurden für das Projekt ins Boot geholt – unter anderem die Trachtler von „D’Neuschwanstoaner“ in Schwangau. Foto: Trachtenverein „D’Neuschwanstoaner“
gen. Über das Internet ist das Konzept für alle bayerischen Schulen aufrufbar“, so Richard Hartmann. In den Lehrplänen aller Schularten finden
sich Anknüpfungspunkte zur Behandlung von Mundart im Unterricht und im außerunterrichtlichen Bereich. Regina Berkmiller
Im März stand „Palmboschen binden“ auf dem Programm. Fotos: Basti Hörmann
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der Trachtenverein D’Neuschwanstoaner an der Ausschreibung der „Landesstiftung Werte Bündnis Bayern – MundART WERTvoll“ für die Ausrichtung des Schulprojektes zum Thema Mundart, Brauchtum und Heimat beworben – und wurden mit der Ausführung beauftragt. „Es ist ein für bayerische Grundschulen richtungsweisendes Leuchtturmprojektes“, erzählt Initiator und Vorstandssprecher des Trachtenvereins Richard Hartmann. „Die Dialektpflege ist in einer immer globaler werdenden Welt sehr wichtig. Durch dieses Projekt konnten wir den Kindern unsere Heimat, unsere Bräuche und unsere Werte näherbringen“, erzählt Hartmann. Wünschenswert ist, dass Erfahrungen, Werte und die Liebe zur Heimat weitergegeben werden. „Wir Allgäuer sind traditionsbewusst und stolz darauf. Kultur lebt nicht nur in der Großstadt, sondern auch auf dem Land“, so Hartmann. Das Projekt soll einen Beitrag dazu leisten, dass die „bayerische Seele“ – ob in Altbayern, Franken oder Schwaben – weiterhin in heimatlicher Mundart Atem schöpfen kann.
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Auch mit dem Thema „Maibaum“ beschäftigten sich die Schüler. Foto: Ralf Lienert
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Die Tradition der Pflege der Kirchenmusik wurde mit Sondervorführungen auf Kirchenorgeln gezeigt. Die Meister Chaubert und Langenbauer erklärten den Kindern die lange Geschichte des Lauten- und Geigenbaus im Füssener Museum. Gemeinsam mit dem Mundartkreis Ostallgäu erarbeiteten die Schüler in einer anderen Projektphase Mundart-Gedichte. Die Trachtler brachten den Kindern Lieder bei wie „Drei lederne Strümpf“, die sie über den Tanz kennenlernten. Und in Zusammenarbeit mit Schwangauer und Füssener Schreinereibetrieben entwarfen die Schüler der dritten Klassen im Kunst- und Werkunterricht Kulissen von Sehenswürdigkeiten der Region. „Musik, Kultur, Brauchtum, Tradition, Dialekt: Das Projekt „MundART WERTvoll“ deckt all diese Bereiche ab und lässt sich im Baukasten-System auf andere Dialektregionen nahtlos übertra-
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Im Dialekt Musik macha ... Die Band: „Losamol Mundar t “ läss t allgäuerisch it in Vergessaheit grota te hand, mechdat mir zu eiserm Party Sound au unbedingt ernschte Thema asprecha wia zum Beispiel „Zivilcourage“. Mir schreibat allat Liader ibar Thema, dia eis aktuell interessieret – aber im Groaßa und Ganza spielat und produzierat mir „Allgäuer Mundart Reggae Musik“.“ Warum singt ihr Mundart? Mate: „Mundart ghert zur Heimat, Heimat ghert zu uns! Außerdem kasch du in Mundart ganz andere Reime schreiba wia auf Hoachdeitsch.“ Wo nehmt ihr eure Inspiration für die Texte her? Mate: „Inspiration isch für eis au Fahrt im Auto oder aufm Moped, wennd Sonne scheint, wennd im Urlaub am Strand hockasch oder wenn dir mol wieder auffallt, dass Geld it alls im Leba isch, sondern dass z’frieda sei muasch und nix andersch.“ „Mundart ghert zur Heimat, Heimat ghert zu uns“ – sagen (von links): Jo-Lion (Jonathan Ettensberger), Mate (Martin Folgmann), Edward TwentyOne (Eduard Grams) und Thomsun (Thomas Schneider). Foto: Daniel Rothenberger
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en Allgäuer Dialekt haben sich die Burschen von Losamol auf die Fahnen geschrieben und sprechen diesen mit Vorliebe selbst. Die Paradiesvögel heißen im bürgerlichen Namen Thomas Schneider (alias Thomsun), Jonathan Ettensberger (alias Jo-Lion), Eduard Grams (alias Edward TwentyOne) und Martin Folgmann (alias Mate). Gegründet wurde Losamol im Jahre 2011 von Benjamin Schehl und Martin Folgmann. Mit ihrem Bandnamen „Losamol Mundart“ haben sie sich völlig ihrem herrlichen Herkunftsdialekt verschrieben. Losamol bedeutet nichts anderes als „höre einmal zu“ oder „leih mir dein Ohr“ und steht für „spreche doch wie dir der Schnabel gewachsen ist“. Weg von der abgehakten, artikellosen Jugendsprache, zurück zum Allgäuer Dialekt. Stolz auf das schöne Allgäu sein ist eine weitere Bedeutung von Losamol Mundart. Ihre selbstgeschriebenen Texte geben sie ausschließlich auf Allgäuer Mundart zum Besten. Viele hätten nie gedacht, dass man im Allgäuer Dialekt so schön musizieren kann. Zusammen gezählt haben die Burschen weit über 1 000 Live-Auftritte absolviert und lassen sich in ihrer Euphorie nicht bremsen. Mittlerweile nehmen sämtliche Coverbands aus der Region die Songs von Losamol in deren Repertoire mit auf. Das ist wohl gemerkt eines der besten Komplimente, das man von Musikerkollegen bekommen kann. Ihre neuen Songs kom-
poniert Losamol mit der hauseigenen Blaskapelle „Blosamol“ live im Studio. Außerdem arbeitet Losamol Hand in Hand mit vielen bekannten Reggae-Labels aus ganz Deutschland zusammen. Tatjana Schröder aus der Kemptener PR-Redaktion hat Mate ein paar Fragen zu Losamol und der Allgäuer Heimat gestellt. Was bedeutet Heimat für euch? Mate: „Heimat bedeutet für eis Dialekt, im Dialekt Musik macha, Im Paradies leba, und dahoim sei – wenn ma bschüttete Wiesa riacht.“
Was findet ihr am Allgäuer-Dialekt so super? Mate: „Der Allgäuer Dialekt isch a faules Deitsch, des gfallt uns saumäßig guat! Das jamaikanische Patois isch a faules Englisch und somit passt eiser Allgäuer Dialekt au sau guat zur Reggae Musik. Außerdem findat mirs toll, alte Begriffe aufleba und it in Vergessaheit grota zum lossa.“ Inwiefern hat sich eure Musik seit den Anfängen entwickelt? Mate: „Mir mochat allat no Reggae Musik, aber mir hand viel dazua gleanat! Mir miaßat mittlerweile aufpassa,
Wie würdet ihr euren Style beschreiben? Mate: „Eiser Style isch ganz oifach: Blech schwätza, luschtig sei, mocha was ma mecht und sich vo andere it nei schwätza lossa, Lederhos für Tradition und Reggae Musik für dia Gelassenheit im Leaba.“ Wie bereitet ihr euch auf ein Konzert vor? Mate: „Wenn mir total aufgregt unmittelbar vorm Auftritt hinter der Bühne standat, dann nehmant mir eis gegaseitig vor jedem Konzert in Arm und sagat irgend a Wort für „Liebe“ zuanander – des isch bei eis so a Aberglaube. Dann gohts nochm Intro ab aufd Bühne.“ Was zeichnet Losamol aus? Mate: „Mir singat alls dreistimmig, außerdem legat mir Wert auf komplexe Reime, außerdem hand mir die wahrscheinlich einzige Reggae Kapelle mit a „Ziach“ Habt ihr im Allgäu einen Lieblingsplatz? Mate: „Stubental Alpe isch brutal, Inselsell Blaichach, Seeger Hütte Nesselwang, Bärakeller Zell, Wochamarkt Kempta, aber es gibt so viel mehr wunderscheane Fleckle! Mir leabat im Paradies, des muasch dir mol vorstella.“
Was gefällt euch am Allgäu? Mate: „Mir sind absolute Fans vo Alp-Hütten! Mir sind zum Beispiel dauernd auf der Stubental Alpe, da hot ma a himmlisches Panorama und musiziera duaba do au allat! Außerdem Friaschoppa mit Weißwurscht, Weiza und Brezga! Des isch Heimat fir eis!“ Wie lange macht ihr selber schon Musik? Mate: „Mir machat alle scho fascht 20 Johr Musik, Losamol gibts seit 2011.“ Wie würdet ihr eure Musik beschreiben? Mate: „Eiser Musik isch gute Laune Reggae mit gelegentliche ernschte Themen. Da mir mittlerweile – glücklicherweise – a beachtliche Reichtwei-
Die nächsten Konzerte von Losamol sind am 30. September, 20 Uhr, in der Dampfsäg Sontheim und am 22. Oktober, 20 Uhr, in Gestratz. Foto: Benjamin Lahr
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Kartoffelpüree, das richtig gut klingt „Mauke – Die Band“ macht gute Musik – und pflegt auch ein Stück Geschichte
Die sechs Männer von „Mauke“ bieten unterhaltsame und hochwertige Musik und tragen mit ihren Texten im paurischen Dialekt auch noch dazu bei, dass ein Stück Geschichte weiterlebt.
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or genau zehn Jahren haben sich ein paar Männer in Neugablonz zusammengetan, um gemeinsam Musik zu machen. Aber es ging nicht einfach nur um Musik, es sollte Musik in einem ganz besonderen Stil sein, im paurischen Dialekt – dem Dialekt, den die Musiker von ihren Eltern und Vorfahren, die aus der Region Gablonz an der Neiße vertrieben wurden, kannten. Michael O. Siegmund, Dieter Schaurich, Wolfgang Klemm, Björn Siegmund, Sven Siegmund und Herbert Stumpe sind „Mauke – Die Band“. Bereits der Bandname ist paurischer Dialekt und bedeutet so viel wie Kartoffelpüree. Das ist einmal ein etwas anderer Bandname, aber warum auch nicht, schließlich ist auch die Band an sich nicht gewöhnlich. Los ging die Geschichte von „Mauke“ 2006. Da spielten die fünf Männer (Dieter Schaurich war damals noch für Ton und Technik zuständig, erst seit 2011 bereichert er die Band aktiv mit Gesang, Bass und mehr) bei der 50-jährigen Jubiläumsfeier der Leutelt Schule. „Wir hatten nur zwei, drei Stücke drauf und eine längerfristige Karriere war noch nicht in Planung“, erinnert sich Dieter Schaurich an diesen ersten Auftritt. Doch die Musik und die charmante Art fand Anklang und so wurde
„Mauke“ für die Kaufbeurer Kulturwoche engagiert. Der Auftritt im Sudhaus war der Startschuss für eine beachtliche Karriere. Anfangs spielte „Mauke“ kleinere Auftritte mit einem begrenzten Repertoire, doch die Auftritte und besonders die Fangemeinde wurde schnell immer größer. Das Erfolgsrezept ist bestimmt ein Stück weit die charmante und verständliche Art, mit der „Mauke“ den paurischen Dialekt präsentiert. „Wir wollen, dass das Publikum keine Angst vor dem Dialekt hat, daher erklären wir vor den Liedern kurz worum es geht und geben den Konzertbesuchern ein paar Hintergrund-Infos mit an die Hand. So kann jeder etwas mit der Musik anfangen und hat Spaß dabei“, so die Bandmitglieder. Die Lieder entstehen dabei immer auf ganz unterschiedliche Weise. Entweder hat ein einzelner Musiker gerade einen guten Einfall und bringt ein neues Stück zu Papier oder es wird bei der wöchentlichen Probe zusammen an neuen Texten gebastelt. Der Großteil des Repertoires, das mittlerweile rund 100 Lieder umfasst, sind „Cover-Versionen“ – auf bekannte Melodien werden dabei neue Texte gesungen. Aber „Mauke“ hat auch einige komplett selbst geschriebene Stücke im Programm. Eines dieser Lie-
der, ein absoluter Klassiker und Publikums-Liebling, ist „Guck ock mei Fingr blutt“. Inhalt des Stücks ist ein Mann, der sich ein kleines bisschen in den Finger schneidet, doch natürlich findet er die Verletzung drastisch und überlegt zu welchem Neugablonzer Arzt er gehen soll und ob der Finger je wieder so wie früher wird. Insgesamt handeln alle Text von „Mauke“ vom täglichen Leben. „Wir schreiben und singen darüber, was der Neugablonzer so erlebt, mit was er sich herumschlagen muss und verpacken das alles mit ein bisschen Gablonzer Schalk. Allzu ernst darf der ein oder andere Text also nicht gesehen werden“, so Schaurich. Doch „Mauke“ hat nicht nur den Anspruch unterhaltsame Musik zu machen, die sechs Männer wollen ein Stückchen Geschichte bewahren und auch an die nachkommenden Generationen weitergeben. Dank dieser Band wissen auch junge Menschen, was der paurische Dialekt ist und finden einen Zugang dazu. Daher wurde „Mauke“ 2013 auch mit dem Kulturpreis der Stadt Kaufbeuren ausgezeichnet – ein besonderes Highlight in der Erfolgsgeschichte. „Es ist schön zu sehen, dass unsere Arbeit so gewürdigt wird. Das spornt uns natürlich an und so entstehen immer weitere Programme. Es ist auch toll zu
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sehen, dass das Publikum immer vielschichtiger wird. Haben wir anfangs überwiegend alteingesessene Neugablonzer begeistert, sind heute auch Zuhörer aus einem weiteren Umkreis im Publikum und auch das Durchschnittsalter ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken“, erzählen die Band-Mitglieder stolz. Zum zehnjährigen Jubiläum hat „Mauke“ ein neues Programm zusammengestellt, ein „Best of“. Doch bei den kommenden Konzerten werden nicht immer ein und die gleichen Lieder gespielt, es gibt ein Grundprogramm und je nach Publikum und Art des Konzerts werden ganz indivduell weitere Stücke gespielt. So erleben Besucher auch beim zweiten oder dritten Konzert immer wieder etwas Neues. Am 20. Oktober spielt die „Gablonzer Boyband“, wie sie sich selbst scherzhaft nennen, im Bistro der Flohwiese Pforzen. Jetzt schon vormerken können sich Fans und Interessierte die beiden Konzerte am 4. und 5. November im Kulturstadl Zitt in Blonhofen. Nähere Infos rund um „Mauke“ und auch zum Kartenvorverkauf für die Konzerte gibt es auf der Facebook-Seite der Band oder auf der Website unter www.mauke-dieband.de Christine Räth
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Auf Zeitreise im Illerwinkel Im Bauernhofmuseum erleben Besucher 350 Jahre schwäbische Geschichte Auf dem weitläufigen Museumsgelände bieten mehr als 30 ländliche Bauten einen Einblick in die Alltagskultur vergangener Jahrhunderte. Fotos: Bauernhofmuseum/Tanja Kutter
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Niederlassung Memmingen Münchner Str. 81, 87700 Memmingen Tel.: 0 83 31 / 92 00-60 service@seitz-memmingen.de www.autohaus-seitz.de
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Autohaus Seitz + Mayr GmbH & Co. KG Niederlassung Sonthofen Illerstr. 19, 87527 Sonthofen Tel.: 0 83 21 / 66 56-0 kontakt@seitz-mayr.de, www.seitz-mayr.de
Autohaus Seitz GmbH Niederlassung Lindau Riggersweilerweg 5, 88131 Lindau Tel.: 0 83 82 / 70 55-0 audi@seitz-lindau.de, www.audi-lindau.de
rühling, Sommer, Herbst und Winter – das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren, zwölf Kilometer südlich von Memmingen im wunderschönen Illerwinkel gelegen, zeigt im Wechsel der Jahreszeiten immer wieder ein neues Gesicht. Die historischen Gebäude, die Felder, Gärten und Wiesen verändern sich je nach Tages- und Jahreszeit. Sie ermöglichen den Besuchern eine Zeitreise durch 350 Jahre schwäbische Geschichte bis in die Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts. Auf dem weitläufigen Museumsgelände bieten mehr als 30 ländliche Bauten einen Einblick in die Alltagskultur vergangener Jahrhunderte. Ob strohoder holzgedeckte Dächer, flache oder steile Dachstühle, einfaches oder verziertes Fachwerk, Holzschalung oder Bohlenwand,– die Architektur entsprach der Landschaftsvielfalt zwischen Iller und Lech, zwischen Allgäu und Ries, denn vorhandene Materialien und lange Traditionen bestimmten die Bauweise. Die originalgetreuen Einrichtungen der Häuser geben ein unmittelbares Bild der einstigen Lebensumstände wieder. Sie erzählen von der Ernährung, der Hygiene, der Kleidung, der Religion, der Erziehung, der Tierzucht, der Landwirtschaft, von Handwerk und industriellem Fortschritt. Der Besucher begegnet der Vergangenheit nicht nur in den eingerichteten Häusern, sondern erlebt sie im gesamten Gelände. Etwas ganz Besonderes ist der große Spaliergarten, in dem die populären Formgehölze des 19. Jahrhunderts gedeihen. Streuobstwiesen mit selten gewordenen Apfel-, Birnen- und Zwetschgensorten, historische Hausgärten und Felder mit Nutzpflanzen geben einen Eindruck von der alten Kulturlandschaft Schwabens. Haustierrassen, die einst die Bauernhöfe belebten, grasen auf den Weiden: Zaupelschafe, Noriker-Pferde, das Allgäuer Original Braunvieh, die Schwäbisch-Hällischen Schweine, die Augsburger Hühner oder die bayerischen Landgänse. Denn für die Ackerbestellung oder die Wald-
pflege, für die Herstellung von Kleidung und die Erzeugung von Fleisch, Milch und Käse waren diese Tiere auf jedem Hof unentbehrlich. Mensch und Tier lebten unter einem Dach. Dieses Miteinander ist im Freilichtmuseum auch für den Besucher greifbar. Während der Saison bieten verschiedene Feste und Veranstaltungen, Führungen, Kursangebote, museumspädagogische Programme und Ferienaktionen Kurzweil und ermöglichen es, den Einblick in den Alltag vergangener Jahrhunderte zu vertiefen. Am 2. Oktober findet der Obsttag statt. Mit einem Wirtshauserlebnis der besonderen Art wartet die „Torfwirtschaft Otto Hamp“ auf, die sich im Museumsgelände befindet und aus einem Moor bei Jettingen (Landkreis Günzburg) stammt. Arg schief, wie einst als Torfstecher-Kantine, wurde sie im Museum wieder aufgebaut. Mit einem Biergarten und schwäbischen Brotzeitspezialitäten lädt sie zum Verweilen ein. Einen Gasthausbetrieb mit durchgehend warmer Küche bietet der „Gromerhof“ am Museumseingang. Hier kann man auch außerhalb der Museumsöffnungszeiten die bayrische Wirtshauskultur mit regionalen Produkten aus der Küche genießen. Im Museumsladen werden Bücher, Postkarten und andere Erinnerungsstücke angeboten, in der Hafnerei kann man dem Töpfer bei der Arbeit über die Schulter schauen und entsprechende Waren kaufen. Info: Das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren kann zwischen dem 1. März und dem 30. November täglich außer montags besucht werden. Das Museum ist über die Autobahnen A 7 und A 96 gut zu erreichen. Der Eingang befindet sich mitten in der Ortschaft Illerbeuren. Der Museumsparkplatz und weitere museumsnahe Parkplätze sind ausgeschildert. Aktuelle Veranstaltungen, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter www.bauernhofmuSBI seum.de.
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Freitag, 23. September 2016
FREIZEIT Die Runde in die schönsten Ecken Radrunde Allgäu – Etappe von Ottobeuren nach Leutkirch
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uf 450 Kilometern die beeindruckende Natur des Allgäus erkunden. Geschichten und Gesichter der Regionen entdecken. Und dabei nicht nur geradlinig von A nach B fahren, sondern das Ende der Strecke immer wieder mit dem Anfang verbinden. Das weitläufige Wegenetz der Radrunde mit einheitlicher Beschilderung, unterschiedlichen Höhenprofilen für jedes Alter und viele weitere Qualitätsmerkmale machen die Radrunde Allgäu zur 4-Sterne-ADFC Qualitätsroute. Sie ist für jeden Radler geeignet, denn dank der „Achsen“ und der zahlreichen Anschlüsse an den Bahnverkehr ist sie individuell befahrbar. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Radl-Ausflug nach Leutkirch? Man verlässt Ottobeuren auf einem straßenbegleitenden Radweg in Richtung Moosbach. Die Sehnsucht weckenden Fernblicke werden hier zum Begleiter. Über Herbishofen und Hetzlinshofen führen die „Glückswege“ wunderbar eben weiter in Richtung Dietratried, vorbei an einem hübschen, antik wirkenden Feuerlöschgerätehaus. Auf Feldwegen radelt man weiter in Richtung Niederdorf und Wolfertschwen-
den. Hier geht es im Ort rechts weg in Richtung Bad Grönenbach, immer der Beschilderung nach. Die Radrunde führt mitten durch die Marktgemeinde Bad Grönenbach. Deren Wahrzeichen, das Hohe Schloss, ist schon von Weitem sichtbar. Es wurde im 12. Jahrhundert erbaut und ist Zeuge einiger Besitzerwechsel und Herrscher mit bedeutenden Namen wie „von Rothenstein“, „von Pappenheim“ und „Fugger“. Von hier hat man nicht nur einen schönen Blick auf das Heilbad und die Umgebung, sondern man kann sich auch gleich auf die Spuren Kneipps begeben und heilbringende Pflanzen kennenlernen. Den Ortskern von Bad Grönenbach verlassen wir bergauf in Richtung Rothenstein. Nach einem kurzen Stück bergab folgen der Ortsausgang und ein anspruchsvoller Anstieg. Doch aufgepasst auf die Beschilderung, bald geht es rechts ab in den Wald hinein und auf eine steile und kurvige Abfahrt. Kurz danach öffnet sich wieder das freie Feld. In der Ferne sieht man aus dem Wald den kleinen Kirchturm von Lautrach herausragen.
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In Oberbinnwang geht es rechts weg in fahren wir hinein nach Leutkirch. Die Richtung Unterbinnwang. Das Höhenmalerische Altstadt mit ihren Kopfsteinprofil ist vollkommen eben. Danach nach pflastergassen und bunten Häusern ist links in Richtung Wagsberg, das direkt einen ausgedehnten Bummel wert. an der Iller liegt. Nächstes Ziel ist IllerbeEin Serviceheft und Kartenmaterial eruren mit dem Schwäbischen Bauernhofgänzen die Radrunde Allgäu. Weitere Inmuseum. Das Freilichtmuseum mit mehr formationen auch im Internet unter als 30 Gebäuden aus vier Jahrhunderten www.radrunde-allgaeu.de. Stephanie Hengeler-Zapp macht vergangene Zeiten wieder leben dig. Original eingerichtete Häuser und Höfe erzählen die Geschichte der ländlichen Bevölkerung und ihrer Kultur. Wir überqueren die Iller und kommen schließlich nach Lautrach. Vorbei am Rathaus und am Schloss verlassen wir die Gemeinde in Richtung Süden, mit Blick auf die gesamte Alpenkette. Es wird ein wenig hügeliger, wäh- Um den Radlern entlang der Radrunde Allgäu eine kleine Verschnaufrend man durch pause zu gönnen, wurde vor Langenberg eine sogenannte „Relaxbank“ Felder und Wald- aufgestellt. Dabei handelt es sich um eine bequeme Doppel-Liegebank stücke radelt. Am mit einem integriertem Fahrradanlehnbügel und einer Steingabione Stadtweiher vorbei als Erkennungsmerkmal der Region „Allgäu“. Foto: Christian Prager
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Zwischen Tälern und Gipfeln Wander trilogie Allgäu: Im Dreiklang mit der Natur
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Foto: www.1photograph.de /Alexander Bernhard
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andern und das Allgäu gehören einfach zusammen. Nirgendwo sonst kann man auf engem Raum so unterschiedliche Naturräume erleben: von sanften Hügeln über die Voralpenlandschaft bis hin zur schroffen Gipfelwelt. Die Wandertrilogie Allgäu, ein Weitwanderwegenetz von 876 km Länge und unterteilt in 51 Etappen, verknüpft die Ebenen und erzählt am Wegesrand die Geschichten der Region, die Sagen und die Mythen. Sie erzählt die Geschichte des Allgäus, von der Entstehungsgeschichte des Naturraums bis hin zur Kulturgeschichte und macht sichtbar, was sonst verborgen bliebe. Und so vermitteln neun Trilogieräume die Geschichte des Allgäus, welche in den Orten noch vertieft wird. Ob Gipfelwelten, Wasserreiche oder Heimatsstätten, jeder Trilogieraum hat seinen eigenen Charakter und unterscheidet sich so von den anderen. Zusammen zeigen sie den Facettenreichtum des Allgäus.
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Hier entlang zu wandern, ist wie in eine großartige Geschichte einzutauchen. Ob als Wiesengänger in den Hügellandschaften, als Wasserläufer entlang Schluchten und Seen oder als Himmelsstürmer die Gipfel erobern. Die drei unterschiedlichen Höhenlagen sind dabei durch sogenannte Trilogie-Leitern, Verbindungswege, vernetzt. Mit drei neu erschienenen Wanderführern werden nicht nur die Etappen und Einkehrmöglichkeiten genau beschrieben, sondern zum allerersten Mal auch die Geschichten abgedruckt, die auf den Tafeln vor Ort zu lesen sind. Autor ist der Extremwanderer Thorsten Hoyer, er hat jeden Kilometer der Wandertrilogie zu Fuß zurückgelegt. Daher sind seine Beschreibungen und praktische Tipps vom Bankomat bis zum Wirtshaus, vom Bäcker bis zum ÖPNV auf Tauglichkeit für Wanderer überprüft. Das Höhenprofil und die Streckenbeschreibung erlaubt eine gute Planung von zu Hause aus. Die Bücher der Wandertrilogie, aufgeteilt in die Routen Wiesengänger, Wasserläufer
und Himmelsstürmer sind im Conrad-Stein-Verlag erschienen. Kostenloses Servicebuch und Übersichtskarte Ergänzend dazu gibt es detaillierte Wanderkarten: Drei Leporellokarten im handlichen Taschenformat, reißund wetterfest, beschreiben die Routen. Jede der 53 Etappen ist mit Zeitund Streckenangaben sowie Höhenprofil beschrieben. Auf den Karten sind natürlich auch Aussichtspunkte und Wandergastgeber verzeichnet. Die Karten sind in den Tourist-Informationen der Partnerorte und im Buchhandel erhältlich. Bei der Planung der Wanderungen helfen die kostenlose Übersichtskarte und das 321-seitige Serviceheft mit Etappenbeschreibungen, Gastgebern, öffentlichem Nahverkehr und Gepäcktransport.Dieses Infomaterial kann kostenfrei bestellt werden per Mail unter info@allgaeu.de und unter der Telefonnummer 08323/ ela 8025931.
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Traumhaft: Hüttenwandern Familienfreundliche Ziele mit uriger Atmosphäre und t ypischen Schmankerln Metern gibt es ebenso Einkehrmöglichkeiten wie auf über 2000 Metern, umgeben von schroffen Felswänden. Es gibt Hütten für Selbstversorger, mit einem Wirt und welche, wo man auch übernachten kann. Doch keine Sorge – nicht in allen teilt man sich die Unterkunft mit anderen in einem Matratzenlager. Es gibt inzwischen auch vielerorts komfortable Ein- und Doppelzimmer. Deshalb sind Hütten nicht nur als Tagesziel, sondern auch für Mehrtageswanderungen interessant. Im Allgäu findet man zahlreiche Angebote mit traumhaften Ausblicken und uriger Atmosphäre. Der DAV bietet im Internet eine Übersicht über ihm angeschlossene Hütten: www.alpenverein.de/DAV-Services/ Huettensuche
Mmmmh ... frisch zubereitete Schupfnudeln. Genau das Richtige zur Stärkung nach eine Wanderung. Silvia Beyer, Wirtin der Hündleskopfhütte bei Pfronten, kocht ausschließlich fleischlos und betreibt somit die erste vegetarische Hütte im Allgäu. Foto: Ralf Lienert
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er Herbst ist die klassische Wander-Jahreszeit. Die Wetterlagen sind in der Regel stabiler als im Frühjahr/Sommer und es gibt weniger Gewitter. Abgesehen davon ist jetzt die Luft klarer und die Sicht damit weiter. Beste Voraussetzungen für alle, die hoch hinaus wollen. Dabei muss man gar nicht unbedingt Gipfel um Gipfel erklimmen, um schöne Wandererlebnisse zu haben. Im Gegenteil: auch ein bewirtschaftete Hütte lohnt als Ziel. Und: die Aussicht auf eine ordentliche Erfrischung und leckere Schmankerln vor Augen wandert es sich gleich leichter und selbst steile Berge erscheinen einem dann flacher. Hütten und Alpen sind familienfreundliche Ausflugsziele und finden sich praktisch in allen Lagen. Inmitten schöner Wiesen in einer Höhe von 900
Hütten-Blog Einen neuen Service mit Informationen zum Hüttenwandern hat vor kurzem Pfronten eingerichtet. Unter www.huetten-blog.de finden Besucher aktuelle Beiträge rund um die Themen Wandern, Mountainbiken und Hütteneinkehr. Die von Pfronten Tourismus betriebene neue Plattform soll die Hüttenvielfalt rund um die 13-Dörfer-Gemeinde zeigen, regt aber auch zum interaktiven Austausch an. Den Grundstock des neuen Pfrontener Hüttenblogs bilden Beschreibungen der Hütten rund um Pfronten samt Bildern und Verortung in einem digitalen Tourenportal. Nutzer können so nicht nur die Hütten genau lokalisieren, sondern auch gleich ihren Weg dorthin planen. Auch konkrete Touren samt Tourenbeschreibung sind vom Hüttenblog aus zugänglich. Einige der wichtigsten Fragen rund ums Hüttenwandern
werden in den FAQs – die Freqently Asked Questions – geklärt, zum Beispiel: Gibt es geeignete Hüttenwanderungen für Familien? Gibt es einen Unterschied zwischen Alm und Alp? Kann ich auch im Winter zu einer Hütte wandern? Was den neuen Pfrontener Hüttenblog jedoch besonders auszeichnet, sind seine aktuellen Blogbeiträge. In regelmäßigen Abständen werden Ausflugtipps, kulinarische Hütten-Highlights oder Hilfreiches rund ums Wandern mit Kindern und Kinderwagen. Auch Flora und Fauna werden in den Beiträgen regelmäßig unter die Lupe genommen. Der Bezug zu den Alpen und Hütten ist allen Beiträgen gleich.
Auf dem Blog ist auch eine Kommentarfunktion eingebaut. Tourismusdirektor Jan Schubert freut sich über den neuen Kanal mit dem der Dialog mit Gästen weiter ausgebaut wird: „Wir nutzen bereits soziale Medien wie Facebook oder auch Pinterest. Mit dem Blog bietet sich jetzt die Möglichkeit, neben Informationen zum Wandern und Mountainbiken noch ausführlicher als bisher auf die Bedeutung der Berglandwirtschaft hinzuweisen. Mit dem Hütten-Blog möchten wir Wissen über den wertvollen Beitrag der Alphirten zum Erhalt der Kulturlandschaft der Allgäuer Alpen unterhaltsam und informativ vermitteln.“
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Ostlerhütte auf dem Breitenberg – eine der Hütten rund um Pfronten. Foto: Pfronten Tourismus, E. Reiter
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Mit einem Lächeln über den See Stand- Up -Paddling: Anke Sturm aus der Füssener PR-Redak tion hat‘s ausprobier t
Foto: Heinz Sturm
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m Atlantik in Frankreich machen sie es, in Hamburg auf der Alster oder am Bodensee bei Lindau. Überall sieht man sie – die Stand-UpPaddler. Und seit einiger Zeit sind sie auf den Allgäuer Seen unterwegs. Ob
Forggen-, Hopfen- oder Alpsee – die neue Trendsportart Stand-UpPaddling (SUP) setzt sich auch bei uns durch. Ich will wissen, was dran ist, im Stehen über das Wasser zu gleiten. Ein Selbstversuch.
Zdenek Galle steht schon lange auf dem Board, hat eine Ausbildung zum „SUP-Instructor“ gemacht und gibt seit 2011 Grundkurse bei Osterreinen auf dem Forggensee. Eine bunte Gruppe von zehn Frauen und Männern hat sich eingefunden, um heute das erste Mal Stand-Up-Paddling auszuprobieren. Zwei Einheimische und acht Urlauber wollen es wissen. Und ich bin eine von ihnen. Am Anfang heißt es, die Boards ans Wasser zu bringen und gut zuhören. Zdenek, den alle nur Stan nennen, erklärt uns das Material, zeigt uns Paddelschläge auf dem Trockenen und weist uns auf die Gefahren im Wasser hin. Dann geht es schon los. Die erste Übung scheint einfach: Aufs Board knien und raus auf den See paddeln. Ein bisschen kippelig ist es schon, aber wesentlich stabiler als befürchtet. Ein Stück weiter draußen kommt dann die Aufgabe, vor der wohl alle etwas Respekt haben: Das Aufstehen. Stan hat es uns im Trockenen gut erklärt und so
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schaffen es alle, hochzukommen und oben das Gleichgewicht zu halten. Doch jetzt sollen wir links aus der Bucht herausfahren – wie ging das noch einmal? Doch Stan ist zur Stelle, erklärt mir den Paddelschlag – und das Board bewegt sich links hinaus auf den Forggensee. Etwas wackelig steht die gesamte Truppe auf den Boards, doch jeder übt eifrig, Paddelschlag für Paddelschlag und so kommt jeder in seinem eigenen Tempo voran. Entspannt auf dem Brett stehen – das geht noch nicht. Doch ein erstes, richtig gutes Gefühl macht sich breit. Ein Blick in die Landschaft und genießen. Stan zeigt, wie man schneller vorankommt. Etwas in die Knie gehen, vorne das Paddel einstechen und mit Kraft durchs Wasser ziehen. Es klappt und schon werde ich mutig. Ich komme schneller vorwärts – jetzt wird auch noch der Wind etwas stärker, kleine Wellen kräuseln sich auf der Wasseroberfläche. Einen Moment nicht aufgepasst und – Mist – ich habe das Gleichgewicht verloren. Und schon finde ich mich im Wasser wieder. Jetzt ist genau das passiert, was ich befürchtet habe. Ins Wasser fallen ist nicht schlimm, aber wie komme ich jetzt wieder auf das Brett zurück? Stan erklärt mir, wie es funktioniert. Drauflegen, Paddel halten und Ruckzuck liege ich wieder im Trockenen. Ist gar nicht so schlimm! Wieder aufstehen und weiter geht es. Wer genau das Stand-Up-Paddeln erfunden hat, weiß keiner so genau. Viele Geschichten grassieren darüber. Angeblich praktizierten die polynesischen Fischer schon lange diese Art der Fortbewegung auf dem Meer vor Tahiti. Viel später sollen dann die Surf-Lehrer auf Hawaii diese Technik eingesetzt haben. Mit dem Einsatz eines Paddels kamen sie schneller vom Ufer zu den wellenbrechenden Riffen und hatten durch die erhöhte Position einen besseren Überblick über ihre Schüler. Weltbekannte Surfer wie Robby Naish verhalfen dem Sport zu noch größerer Popularität: Sie entdeckten ihr Board als Fitness-Workout. Gerade auf Flüssen und Seen ohne Wellengang erlebt SUP als Fitness-Training einen regelrechten Boom. Denn es ist ein richtiges Rundum-Training. Beim Paddeln werden vor allem Schulter und Arme beansprucht, durch das Stehen auf dem Brett entsteht eine Spannung vom Fußgelenk bis zur Nackenmuskulatur und durch das ständige Ausbalancieren werden Beine und die Tiefenmuskulatur trainiert. Wir haben jetzt die Riedener Bucht erreicht und nun verstehe ich auch Stans einführenden Satz: „Stand-Up ist ein richtig schöner Sport, bei dem man der Natur näher kommt.“ Wirklich wahr, denn in der Riedener Bucht war ich noch nie. Tief schneidet sich der Seitenarm in die Landschaft und präsentiert ein ganz anderes Landschaftsbild. Langsam geht es immer tiefer hinein. Hier gibt es nochmal eine Kurzeinweisung in eine besonders, schnelle Art der Richtungsänderung. Ganz nach hinten auf das Brett bis es ins Wasser absinkt und … Ich habe mich entschlossen, das erst beim nächsten Mal auszuprobieren, das ist mir noch etwas zu wackelig. Einer meiner besonders sportlichen Mitpaddler versucht sich daran und geht baden. Schön, dass ich nicht die Einzige bin, die ins Wasser gefallen ist. Dann geht es wieder zurück – jeder in seinem Tempo, ganz entspannt und langsam fühlt man sich schon richtig sicher. Ein Plausch mit einer anderen Teilnehmerin ist schon drin und so genießen wir zu zweit die Abendsonne, das Gleiten über das Wasser und die wunderschöne Aussicht auf das Bergpanorama. Ganz ruhig ist es geworden, als wir wieder zurück in die Bucht kommen und irgendwie hat jeder ein Lächeln auf den Lippen – angetan von einer ganz besonderen Art, den See zu genießen.
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Freitag, 23. September 2016
Foto: Allgäu GmbH
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Foto: Alpentherme Ehrenberg
Entspannung mit Alpenblick S c h r o t h , K n e i p p u n d C o . – A l p e n w e l l n e s s i s t n i c h t n u r e t w a s f ü r To u r i s t e n
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b Kuren, Massagen, Saunagänge oder Moorpackungen – in unserer Region gibt es zahlreiche Wellnessangebote, die dazu einladen, die Seele baumeln zu lassen. Der Trend zu Alpenwellness wächst seit Jahren und viele Gäste kommen regelmäßig ins Allgäu. Und auch die Allgäuer selbst sind schon längst auf den Geschmack gekommen und lassen sich gerne verwöhnen. Für diejenigen, die ihrer Gesundheit Gutes tun wollen, bieten Kurorte im Allgäu Rundum-Sorglos-Pakete. Die Kuren nach Pfarrer Sebastian Kneipp oder Johann Schroth etwa sorgen für Entspannung und können bei diversen Zipperlein Abhilfe schaffen. Aber auch wer einfach nur dem Alltagsstress entfliehen möchte, findet in der Region Anwendungen für jeden Geschmack. Schrothkur Bei einem Ausflug ins beschauliche Oberstaufen beispielsweise kann man sich nicht nur an tiefenentspannten Kurgästen erfreuen, sondern bei einer Schrothkur auch selbst etwas für Körper und Seele tun. Beim „Schrothen“ wird man nach den Lehren des schlesischen Arztes Johann Schroth behandelt, der die Kur vor über 190 Jahren entwickelt hat. Die Schrothkur wurde über die Jahre vorsichtig an die modernen Erfordernisse angepasst, doch die Grundregeln der ganzheitlich orientierten Anwendung des schlesischen Heilers sind geblieben. Im Zentrum der Schrothkur steht die Erkenntnis, dass ein kranker Mensch alle Kräfte zur Mobilisierung der körpereigenen Abwehr brauche. Essen und Trinken aber entziehen ihm einen wesentlichen Teil, weil die Verdauungsprozesse einiges an Energie erfordern. Für Schroth hieß Entlastung deshalb vor allem Fasten. So sollten sich die Selbstheilungskräfte ungehindert entfalten können. Die Schroth-Diät ist deshalb kalorienreduziert, verzichtet auf tierisches Eiweiß, Fett und Salz. Ganzkörperwickel in den frühen Morgenstunden steigern die Durchblutung und regen den Stoffwechsel an, um Entgiftung und Entschlackung zu unterstützen. Der Wechsel zwischen Trinktagen und Trockentagen, zwischen Ruhe und Bewegung, unterstützt den Effekt. Nach der meist zweibis dreiwöchigen Kur steht den meisten die Entspannung deutlich ins Gesicht geschrieben. Sauna Wer nicht mehrere Wochen, sondern nur wenige Tage oder Stunden erübrigen kann, für den bieten sich andere Möglichkeiten zum Relaxen an. Die unkomplizierteste ist wohl ein Saunabesuch. Hier erfreut sich insbesondere das Dampfbad wachsender Beliebt-
heit. Schon die Römer wussten um die entspannende und positive Wirkung auf Haut, Haare und Atmungsorgane. Bei relativ geringen Temperaturen von 45°C bis 50°C und bis zu 100 Prozent Luftfeuchtigkeit lässt es sich optimal regenerieren. In der klassischen finnischen Sauna hingegen entspannt man bei Temperaturen um 85°C. Durch immer wieder neue Aufgüsse, etwa mit Alpenkräutern oder wohlriechenden Blüten, auf die heißen Ofensteine entstehen Dampfstöße, die den Körper zum Schwitzen bringen. Nicht ganz so heiß, dafür umso traditioneller sauniert man im „Brechelbad“. In dieser historischen Trockensauna aus den Alpenländern werden Kräuter und ätherische Öle, die zu vertiefter Atmung anregen, verwendet. Oft finden sich auch Nadelholzzweige, Koniferenzweige und Tannenzapfen, die durch den Dampf ihre ätherischen Öle freisetzen. Die Lufttemperatur beträgt etwa 60°C und ist somit sehr angenehm. Massagen In Verbindung mit entspannenden Bädern und Wellnessbehandlungen wird aus einem Saunabesuch ein richtiger Spa-Tag. Neben klassischen Massagen gibt es im Allgäu besondere Anwendungen, die sich an alte Traditionen anlehnen. Bei der Kräuterstempelmassage beispielsweise kommen mit pflanzlichen Extrakten, Früchten oder Gewürzen gefüllte Stoffbeutel zum Einsatz. Diese Stempel werden in heißem Kräuteröl oder in Wasserdampf erhitzt, bevor sie in unterschiedlichen Bewegungen und Intensitäten – je nach Körperzone und Bedarf – bei der Massage für vollkommene Entspannung sorgen. Heubad Ebenfalls ein uriger Genuss ist das Heubad. Dabei entspannt man sich eingewickelt in feuchtes Heu, das auf um die 40°C erwärmt wird. Da das Heu einen wohltuenden und heilenden Effekt hat, wird es zum Beispiel gern bei Rheuma oder Hexenschuss eingesetzt. Die milde kreislaufschonende Wirkung der alpinen Pflanzen in Kombination mit der schonenden Erwärmung des Körpers entspannt die Muskeln und stärkt das Immunsystem. Auch Haut und Bindegewebe werden stärker durchblutet und entschlackt. Perfekt also, um das körperliche und seelische Wohlbefinden zu steigern. Moor Wohltuende Wärme spendet nicht nur ein Saunagang, sondern auch das Moor. Schon vor knapp 200 Jahren erkannte man im Allgäu dessen heilende Kraft. Das aus organischen Be-
standteilen, Huminsäuren, Mineralstoffen und weiteren gesundheitsfördernden Bestandteilen bestehende Naturprodukt ist ein hochwirksames Heilmittel. Moor besitzt eine enorme Wärmespeicherkraft und gibt diese Wärme nur sehr langsam wieder ab. So steigt während eines Moorvollbads bis 41°C die Körpertemperatur gleichmäßig auf bis zu 39°C an. Das entstehende Heilfieber stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte und regt die Selbstheilungskräfte an. Warme Moorbäder und Moorpackungen enthalten nachweislich entzündungshemmende, schmerzstillende und muskelentspannende Eigenschaften. In unserer Region spielt das Moor zum Beispiel in Bad Wurzach eine große Rolle. Seit 1950 ist der Ort staatlich anerkanntes Heilbad und hat sich ganz der Kraft des „schwarzen Goldes“ verschrieben. Ein Abstecher dorthin oder in andere Wellnesstempel mit Mooranwendungen in der Region sorgt mit Sicherheit für Entspannung in wohltuender Wärme. Kneipp-Anlagen Wem hingegen Abkühlung lieber ist, für den bieten Kneipp-Anlagen eine willkommene Erfrischung. An vielen Orten im Allgäu gibt es größere und kleinere Becken zum Wassertreten und Co. Eine besondere Stellung nimmt in der Region aber wohl Bad Wörishofen ein. Die Gemeinde gilt als Geburtsort der weltbekannten Naturheilmethode, die seit 2015 zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe zählt. Hier lebte und wirkte Pfarrer Sebastian Kneipp, der 1855 als Beichtvater des Dominikanerinnenklosters nach Bad Wörishofen kam, bis zu seinem Tode. Und er hat deutliche Spuren hinterlassen, denn noch immer basiert die „Kneipp-Kur“ auf seiner Lehre um die fünf Elemente Wasser, Bewegung, Ernährung, Kräuter und Innere Ordnung. Zum „Reinschnuppern“ eignet sich für jedermann die Wassertherapie: Etwa ein erfrischender Wasserguss am Morgen, sanfte Armbäder am Nachmittag und am Abend 30 Sekunden Wassertreten für die Beine. Bei der Wassertherapie werden Kälteund Wärmereize genau dosiert, immer mit dem Ziel, positive Reaktionen des Körpers zu erreichen. Barfußweg Und wer seinen Füßen zusätzlich zum Wassertreten etwas Gutes tun möchte, ist auf dem Barfußweg im Kurpark Bad Wörishofen richtig. In der „Zapfengrube“, im „Schlammgraben“, am „Sandstrand“ oder durch den Bach – an den 23 Erlebnisstationen des Barfußwegs ist das Gehen „unten ohne“ ein gesundes Training für die Fußmuskulatur, regt den Kreislauf, die Balance
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Um eine schöne Erfahrung reicher: Seit Februar besucht Michelle Engels regelmäßig Pauline Feneberg im Gulielminetti-Heim in Marktoberdorf. Die Realschülerin und die 85-Jährige verstehen sich prächtig. Foto: Ehrenamtbeauftragte Marlies Zielinski/Gulielminetti-Heim
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hrenamtliches Engagement leistet einen wichtigen Beitrag für Lebensqualität und Integrationskraft des Gemeinwesens. Die Gesellschaft lebt davon, dass Menschen Verantwortung für sich und für andere übernehmen. Im Allgäu gibt es überdurchschnittlich viele Menschen, die sich unentgeltlich für andere einsetzen. Zugleich sind ebenfalls sehr viele Bürger bereit, sich auch zukünftig unentgeltlich einzusetzen. Das Engagement eines jeden einzelnen ist gefragt. Sei es der Einsatz für die Hilfebedürftigen, das Engagement im Umwelt-, Tier- oder Naturschutz, für Gesundheit, Bildung oder nachhaltige Entwicklung oder der ehrenamtliche Einsatz im Sport: Engagement macht unsere Gesellschaft besser oder überhaupt erst zu einer Gemeinschaft. Das freiwillige „aus dem Herzen heraus anpacken“ oder dem Bedürftigen seine Zeit zu schenken genießt im Land einen sehr hohen Stellenwert. Dabei gibt es große regionale Unterschiede beim Engagement in Deutschland: der Süden ist insgesamt besonders aktiv. Das Allgäu liegt dabei weit über dem Bundesdurchschnitt, an vierter Stelle bei insgesamt 97 Genannten im Engagementbericht der Bundesregierung. Dieser stützt sich auf den „Engagement-Atlas“ der Prognos AG und Generali Deutschland Holding. Das Ostallgäu liegt im Vergleich mit an der Spitze der Allgäuer Landkreise: Mehr als 50 Prozent der Bürger sind ehrenamtlich tätig. „Anpacken mit Herz und ohne Lohn“ ist vielerorts absolut nicht wegzudenken. „Das Ehrenamt wird im Landkreis sehr groß geschrieben und wir wollen hier neue, starke Impulse setzen“, sagt
Landrätin Maria Rita Zinnecker. Als neuer Ehrenamtsbeauftragter kümmert sich seit diesem Jahr Karl Bosch um alle Belange der vielen Ehrenamtlichen im Landkreis. Der 54-Jährige besitzt reichlich Erfahrung im Vereinsund Verbandswesen sowie im Coaching und in der Beratung. „Wir wollen in Zukunft eine Art Unternehmensberatung für Vereine und Ehrenamtliche anbieten“, sagt Bosch. Darunter fällt vor allem die Unterstützung bei der Organisation und Führung des Vereines sowie beim Übergangsmanagement, also beispielsweise die Hilfe bei der Suche nach einem neuen Vorsitzenden oder die Neustrukturierung des Vereines und damit die Anpassung an die Gegenwart. „Unser oberstes Ziel ist es, Vereinen und Ehrenamtlichen ganz konkret in ihrem Vereinsalltag zu helfen“. Als Ehrenamtsbeauftragter ist ihm der Dialog wichtig, daher freut er sich auf die Fortsetzung der „Ehrenrunden“, in denen er sich mit den Ehrenamtlichen treffen will, um direkt zu erfahren, wo der Schuh drückt und er weiß auch, wie wichtig die Anerkennung für ehrenamtlich Tätige ist. Ehrenamtskarte Ein greifbares Dankeschön, damit die Anerkennung nicht zu kurz kommt – die Ehrenamtskarte. Als sichtbares Zeichen geben die Landkreise Ostallgäu, Unterallgäu, Oberallgäu zusammen mit der Stadt Kempten und seit 2015 erstmals auch mit dem Kleinwalsertal, eine Ehrenamtskarte aus. Damit sind viele Leistungen verbunden. Mit der bayerischen Ehrenamtskarte soll besonderes ehrenamtliches Engagement honoriert werden. Die Angebote gibt es nicht nur im jeweiligen Landkreis. Um die Karte zu erhalten, muss der jeweilige Verein oder der betroffene Träger dem Ehrenamtlichen bestätigen, dass dieser sich durchschnittlich fünf Stunden pro Woche unentgeltlich engagiert und seit mindestens zwei Jahren ehrenamtlich im Einsatz ist. Weitere Voraussetzung ist das Mindestalter von 16 Jahren. Neu ist, dass auch alle aktiven Feuerwehrleute mit so genannter Truppmann-Ausbildung die Ehrenamtskarte bekommen. Zudem können alle Inhaber der Jugendleiterkarte „Juleica“ die Ehrenamtskarte unter vereinfachten Bedingungen erhalten. Träger des Ehrenzeichens des Bayerischen Ministerpräsidenten erhalten ebenso wie Feuerwehrleute, die mindestens 25 Jahre im Dienst sind, eine Goldene Ehrenamtskarte, die unbegrenzt gültig ist. Jugendliche sind stark im Ehrenamt. „Sie engagieren sich oft mehr als andere Bevölkerungsgruppen und sie werden durch ihr Engagement zu star-
ken Persönlichkeiten. Das freiwillige und unentgeltliche Engagement ist für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft wertvoller denn je, da zählt jede Tätigkeit und jede helfende Hand“ betont die Landrätin Maria Rita Zinnecker und freut sich über den großen Zuspruch der Schülerinnen und Schüler. Daher werden hier immer wieder Aktionen gestartet die aufzeigen, was wo und wie man sich einsetzen kann. „Anderen helfen ist cool!“ Das war der Tenor bei der diesjährigen Abschlussveranstaltung von Jugend ins Ehrenamt im Landkreis Ostallgäu. Großen Applaus von Eltern, Lehrern und weiteren Anwesenden gab es am vergangenen Donnerstagabend für die rund 160 Jugendlichen, die zwischen Oktober und Juli ehrenamtliche Stunden in verschiedensten Bereichen abgeleistet haben. „Das Projekt Jugend ins Ehrenamt, das wie in den Vorjahren in Kooperation mit den Schulen im Landkreis durchgeführt wird, ist eine tolle Möglichkeit, die jungen Menschen für ein gesellschaftliches Miteinander zu sensibilisieren. Dies bedeute zwar Arbeit und sei nicht selbstverständlich“, so Thomas Hofmann, Geschäftsführer des BRK Kreisverbandes Ostallgäu: „Dabei gewinnt jeder.“ Das bestätigte auch Otto Streit – der 93-jährige lebt im BRK-Seniorenheim Gulielminetti in Marktoberdorf. Er bedankte sich stellvertretend für alle Bewohner bei den Schülern: „Der jugendliche Charme und viele neue Gesprächsthemen und Situationen haben uns viel Spaß gemacht.“ Erfahrungen, die nicht nur die Persönlichkeit auf beiden Seiten bereichern, sondern auch den jungen Helfern
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Jugend im Ehrenamt: Gewonnen werden konnten für die Aktion „Anderen helfen ist cool“ in 2016 160 Jugendliche aus den 8. und teils 9. Klassen der Realschulen in Marktoberdorf, Füssen und Obergünzburg; der Mittelschule in Marktoberdorf und in Pfronten. Sie haben jeweils mindestens 30 Einsatzstunden im Projektzeitraum abgeleistet. Ebenfalls beworben wurde das Projekt an der Mittelschule in Füssen und Germaringen. Foto: Marketing-Agentur Claus Tenambergen
1896 – 2016
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Einsatzbereitschaft und Flexibilität bescheinigen: „Wer bei der Bewerbung um Ausbildung oder Beruf ein Ehrenamt vorweisen kann, zeigt dem Arbeitgeber, dass er engagiert und sozialkompetent ist und sich auf neue Situationen gut einstellen kann“, so Hofmann. Viel Lob gab es von der Landrätin, die an die Anwesenden appellierte, auch mit dem Ende des diesjährigen Projekts das Thema Ehrenamt nicht fallen zu lassen. „Ohne die vielen Freiwilligen würde vieles im Landkreis nicht funktionieren“, sagt sie. Dabei sei doch für jeden etwas. Auch Renate Dantinger vom Freiwilligenzentrum im Landkreis hob hervor, dass die teilnehmenden Jugendlichen sich trotz der ausführlichen Liste an Einrichtungen auch selbst eine Einsatzstelle suchen können. Freiwilliges Engagement ist vielfältig: Begegnungen schaffen, etwas Gutes tun, neue Erfahrungen sammeln, mit dabei sein, mit gestalten, Ideen einbringen, aktiv werden. Das Freiwilligen Zentrum Schwungrad (eine Einrichtung des BRK Kreisverbandes Ostallgäu wird gefördert vom Landkreis) im Landratsamt Ostallgäu in Marktoberdorf, möchte alle Menschen jeden Alters ermutigen, sich für andere einzusetzen und sich aktiv zu beteiligen, Kontakte zu knüpfen, Freizeit sinnvoll zu gestalten und damit sich selbst weiter zu entwickeln.
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Freitag, 23. September 2016
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Zwölf Spielplätze, zwölf Themen: Für Kinder ein Highlight.
Fotos: Pfronten Tourismus/E.Reiter/Altissimo d Action Spiel un enbad lp A auch im
Doppelter Sieger P f r o n t e n f r e u t s i c h ü b e r To u r i s m u s p r e i s e
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er seit 2009 verliehene ADAC Tourismuspreis Bayern geht dieses Jahr nach Pfronten. Das außergewöhnliche Spielplatzkonzept der beliebten Urlaubsgemeinde wird mit dem dritten Platz ausgezeichnet. Als Etappenort mit drei Abschnitten am gern gegangenen Weitwanderweg freut sich Pfronten zudem auch über den diesjährigen Sieger: Die „Wandertriologie Allgäu“. Somit geht die Ostallgäuer Gemeinde gleich als doppelter Sieger hervor. Die zwölf Pfrontener Themenspielplätze sind ein wesentlicher Bestandteil des touristischen Angebots für Familien. Bis heute wurden acht kommunale Spielplätze saniert oder komplett neu gebaut. Zwischenzeitlich beteiligen sich drei Hoteliers und ein Berghüttenbetreiber an dem Projekt.
Bezugnehmend auf die örtlichen Gegebenheiten werden bei den Spielplätzen jeweils eigene Themen kindgerecht in Szene gesetzt. Vom Burgen- bis zum Computerspielplatz, von der „Schatzinsel“ mit Wasserspaß bis zum Hüttenspielplatz nahe einer bewirtschafteten Alphütte reicht das inhaltliche Angebot. Zwei Spielplätze verfolgen auch gesellschaftspolitische Ziele: Auf dem Ritterspielplatz am Fuße des Falkensteins erlernen Kinder spielerisch das Leben in mittelalterlichen Wohntürmen. Durch die Abbildung virtueller Spielwelten an realem Spielgerät sollen am „Planetenspielplatz“ soziale Interaktion und Bewegung von Computerkids gefördert werden. Auf den Themenspielplätzen „Ritter“ und „Märchen“ werden von Pfronten Tourismus zudem in der Sommersaison fachpädagogisch betreute Spielmöglichkeiten angeboten. Mit der
Einweihung des Indianerspielplatzes am 1. August 2015 wurde ein weiterer Meilenstein im Spielplatzkonzept verwirklicht. Die Spielplätze sind über das gesamte Gemeindegebiet verteilt und über gut ausgebaute und kinderwagentaugliche Spazier- und Wanderwege zu erreichen. Weiterhin steht beim Indianerspielplatz im Vilstal unmittelbar am Wildbach ein Spielplatz mit offizieller Grillstelle zur Verfügung. Spaß auch für die „Großen“ Ein Spielplatz für die Großen und ein Familienabenteuer der besonderen Art bietet der Waldseilgarten „Höllschlucht“ mit einem 3D-Bogenschieß-Parcours. Das Alpenbad sorgt mit Riesenrutsche, Kinder- und Kleinkinderbecken ganzjährig und wetterela unabhängig für Wasserspaß.
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LEBENSQUA LITÄT
24 HEIMAT IST ZUKUNFT
Freitag, 23. September 2016
Sie fehlen auf keiner Speisekarte Ty p i s c h e A l l g ä u e r S p e z i a l i t ä t : K ä s s p a t ze n
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irft man in einem Allgäuer Gasthaus einen Blick in die Speisekarte, stehen darin mit hoher Wahrscheinlichkeit Gerichte wie Zwiebelrostbraten, Maultaschen, Geschwollene – und natürlich Kässpatzen. Sie sind so etwas wie das Nationalgericht der Region. Werden sie serviert, liegt der Duft von geschmolzenem Käse in der Luft. Dazu
steigt das Aroma von geschmälzten Zwiebeln in die Nase. Wo die (Käs-)Spatzen genau ihren Ursprung haben, da gehen die Theorien auseinander. Eine geht davon aus, dass anfangs die Spatzen (oder Spätzle) nicht geschabt, sondern per Hand oder Löffel zu kleinen – spatzengroßen – Teilchen geformt wurden. Diese kamen dann ins kochende
Wasser. So wurden aus den Spatzen kleine Spätzle. Alles Quatsch sagen dagegen andere: Das Wort sei viel mehr vom italienischen „spezzato“ abgeleitet, was soviel bedeutet wie „gestückelt“. Schließlich ist Italien das Nudelland. Doch sind Spätzle überhaupt Nudeln? Zumindest Teigwaren. Doch das wäre wieder eine Diskussion für sich.
Feststeht: Spatzen blicken auf eine lange Tradition zurück. Schon seit Mitte des letzten Jahrtausends ist die Leibspeise so vieler nicht mehr wegzudenken. Erst recht, als die Allgäuer auf die Idee kamen, sie mit Käse zu verfeinern. Irgendwie auch logisch, ist die Region doch für ausgezeichnete Milch- und Käseproela dukte bekannt.
Kässpatzen à la Kluf tinger Fans des Allgäuer Kult-Kommisars Kluftinger wissen: Die Figur der beiden Krimi-Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr ist wortkarg, ewig grantelnd und hat eine große Vorliebe für die Genüsse der Allgäuer Küche – vor allem für Kässpatzen. Wer nicht nur auf den kriminialistischen, sondern auch auf den kulinarischen Spuren Kluftingers wandeln will, dem sei „Mahlzeit! Das Kluftinger Kochbuch“ (erschienen im Christian-Verlag) empfohlen. Dieses präsentiert Leckerbissen (nicht nur) aus den Klufti-Krimis. Da gibt es Herzhaftes für zwischendurch auf der Mörderjagd, zum Beispiel überbackene Seele oder Wurstsalat. Wo hinter jeder Kuh das organisierte Verbrechen lauern kann, stärkt man sich bei Rouladen oder Zwiebelrostbraten. Dazu viele
Klufti-Leibgerichte: aus dem Suppentopf, süß und pikant aus der Backstube oder Mehlspeisen wie versoffene Jungfern. Spannend wird es, wenn Ehefrau Erika Exotisches serviert oder Lukullisches von „G‘scheithafa“ Langhammer vorsetzt. Zu den 60 besten Allgäuer Rezepten aus der Feder von Silke Kobr steuern Klüpfel/Kobr launige Texte bei. „Mahlzeit! Das Kluftinger Kochbuch“ ist in den Service-Centern der Allgäuer Zeitung erhältlich oder über die Bestell-Hotline 0831/206-190. Als Ergänzung zum Buch finden Sie in den Service-Centern auch originelle Kässpatzenschüsseln, -hobel und sogar „Mundart-Mehl“ in feinster Bäckerqualität. Das Mehl gibt‘s allerdings vorerst nur im Service-Center in der Bahnhofstraße in Kempten.
Zutaten (reicht für 4 Personen als Hauptspeise oder für 6 Personen als Beilage):
Fotos: Ralf Lienert
• 500 g Mehl • 4 -5 Eier • 200–250 ml Wasser • Salz
• 100 g Emmentaler • 100 g Bergkäse • 50 g Romadur • 50 g Weißlacker (für die Mutigen)
• 6 –8 Zwiebeln (für Kluftinger dürfen es auch gerne mehr sein) • Butter oder Öl • Pfeffer
Zubereitung: Mehl, Eier, Wasser und Salz mit dem Knethaken so lange schlagen, bis der Teig Blasen wirft. Dann den fertigen Teig noch einige Minuten quellen lassen. In der Zwischenzeit reichlich Wasser zum Kochen bringen und salzen. Den Teig portionsweise mit dem Spätzlehobel ins Wasser hobeln und die Spätzle kurz aufkochen lassen (2–3 Minuten). Die garen Spätzle mit dem
Was haben das Oktoberfest, die bayerische Tracht, das bayerische Reinheitsgebot, die Landshuter Hochzeit, die Wallhalla, das Schloss Neuschwanstein und das erste elektrisch beleuchtete Fahrzeug Deutschlands gemeinsam? In unseren Museumsführungen erhalten Sie die Antwort! Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
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Schaumlöffel herausnehmen und in eine vorgewärmte Schüssel geben. Mit Käse bedecken, pfeffern und im Ofen (bei ca. 75°C–100°C) warm stellen. Mit dem restlichen Teig ebenso verfahren. Die Zwiebeln hobeln und in Butter oder Öl bräunen. Dann die Zwiebeln auf den Kässpatzen anrichten und das ganze mit grünem Salat servieren.
Na dann ... guten Appetit!
LEBENSQUA LITÄT
Freitag, 23. September 2016
HEIMAT IST ZUKUNFT 25
Gezutzelt oder geschnitten? Über den richtigen Ver zehr der Weißwur s t – und über deren Her s tellung
Metzgermeister Thomas Blender
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gern direkt vor Ort vermarktet. Jeden Donnerstag macht der Metzgermeister seine Weißwürste. Das Grundbrät besteht aus Schweinefleisch, Schweinespeck, viel Kalbfleisch und Eis und wird für Geschwollene, Gelbwurst und Weißwurst verwendet. „Wir sind nur eine kleine Metzgerei, da ist es besser, mit einem Grundbrät zu arbeiten.“ Im Kutter – einer Maschine, die Fleisch zerkleinert und vermischt – liegt fast 15 Kilo Brät, das nun verfeinert wird. Rohe, klein geschnittene Zwiebeln, gekochte Schwarten, Petersilie und Gewürze landen in der Maschine, die alles fein vermischt. Die Weißwurst gibt es wohl schon seit 1857 und wurde von dem Metzgergesellen Sepp Moser in München erfunden. Hier waren am Faschingssonntag bei der Herstellung der Bratwürste die Saitlinge ausgegangen. In der Not füllte er die Wurstmasse deshalb in die dickeren Schweinsdärme. Er briet die Würste jedoch nicht, sondern brühte sie in heißem Wasser, weil er Bedenken hatte, dass die Schweinedärme beim Braten platzen könnten Der nächste Arbeitsschritt ist das Abfüllen des Bräts. „Wir haben hier nur einfach Maschinen und deswegen ist bei uns sehr viel reine Handarbeit“, sagt Blender. Die fertige Weißwurst-Mischung kommt in einen großen Trichter und der Metzger bringt
SEIT 1936
S
ie gehört zu Bayern wie die Berge, die Kühe auf der Alm und der weißblaue Himmel: die Weißwurst. Jeder hat sie schon mal gegessen – am besten mit einer Brezel und dem richtigen Senf, aber wie entsteht denn diese bayerische Spezialität? Metzgermeister Thomas Blender arbeitet beim PFAD-Bauernladen – dem Pfrontener Ausschuss für Direktvermarktung. Hier wird das Fleisch von einheimischen Landwirten und Erzeu-
mit viel Fingerfertigkeit den Darm an. Und dann geht es los: Das Brät wird in die Haut gepumpt und eine überdimensional lange Weißwurst entsteht. Daraus „schwingt“ Linder mit viel Gefühl eine Wurst nach der anderen. Hier sieht man die Handarbeit, denn nicht jede Wurst ist gleich lang wie es sonst bei der Produktion mit Maschinen ist. „Doch das macht doch unseren Bauernladen erst aus“, sagt Blender. Der Seeger liebt seinen Beruf, sonst „hätte ich das doch nicht gelernt“. Bei der Direktvermarktung kann er die ganze Bandbreite seines Berufs ausleben. Die Pfrontener Rinder und Kälber werden in Füssen geschlachtet. Am Montag holt Blender das Fleisch dann in den kleinen Metzgerraum und zerlegt es. Zwei Tage harte Arbeit. Am Mittwoch und Donnerstag wird gewurstet – von Gelbwurst über Bratwürste bis zu Landjägern und Schinken. Am Freitag wird das Fleisch eingelegt, Rouladen gefertigt, damit alles für die Kunden bereit ist, die am Freitag und Samstag die frischen Produkte kaufen können. Zum Abschluss heißt es für die Weißwurst ab ins heiße Wasser, denn direkt nach der Herstellung muss sie gebrüht werden und zwar 30 Minuten lang bei 65 Grad. Dann kommen rund 100 Paar in die Kühlung. Die alte Regel, dass die
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Weißwurst das Zwölf-Uhr-Läuten nicht erleben darf, ist heute nicht mehr gültig. Diese stammt aus der Zeit als die Weißwurst noch roh verkauft und erst zuhause gebrüht wurde. Am richtigen Verzehr scheiden sich bis heute die Geister – doch eigentlich ist alles erlaubt: Vom traditionellen Auszutzeln über den sogenannten Längsschnitt, dem Kreuzschnitt, dem Verzehr mit den Finger oder mit Messer und Gabel – alles ist möglich. Für Metzgermeister Blender ist Direktvermarktung der richtige Weg. Den Tieren wird durch die kurzen Wege viel Stress erspart. Produziert wird nur so viel, wie auch verkauft wird – rund 400 bis 500 Kilo in einer Woche. Eine gewisse Flexibilität muss also auch der Kunde mitbringen, denn manchmal sind bestimmte Fleischstücke einfach schon vorher über die Ladentheke gegangen. Trotzdem ist PFAD ein Erfolgsmodell, das sowohl für die Bauern als auch für die Kunden ein Gewinn ist. Die Landwirte können so ihre Tiere direkt ohne Großhändler an die Kunden weitergeben, die Kunden wissen, woher ihr Fleisch kommt, wo es geschlachtet und weiterverarbeitet wurAnke Sturm de.
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LEBENSQUA LITÄT
26 HEIMAT IST ZUKUNFT
Freitag, 23. September 2016
Bayerns „geheime Waffe“ Weißlacker ist pikant und riecht streng – „er funden“ wurde er in Wer tach
Foto: Matthias Becker
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er hat‘s erfunden? Zwei Allgäuer. Und zwar Josef und Anton Kramer aus Wertach. Die Rede ist vom Weißlacker, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1874 zurückgehen. Von anderen Käsesorten unterscheidet er sich vor allem durch seinen hohen Salzgehalt. Der Weißlacker riecht derart streng, dass selbst ein vollreifer Limburger dagegen zur Fadheit verblasst. Man nennt ihn auch „Bayerns geheime Waffe“, deren Geruch allein wahrscheinlich die Preußen im Jahre 1866 zurückgedrängt hätte. Sechs Wochen verbringt der Käse in einem warmen Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit und wird zweimal pro Woche mit Salzwasser abgerieben. Anschließend reift er in Folie gepackt ein Jahr lang in
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Holzkästen bei einer Temperatur knapp unter 10 Grad. Seinen Namen erhielt der Weißlacker von der wie Lack aussehenden Oberfläche. Er hat keine Rinde, seine weiß-gelbe Oberfläche ist jedoch mit einem dünnflüssigen Überzug bedeckt. Der elfenbeinweiße Teig ist halbfest, speckig, jedoch nicht klebrig; die helle Schnittfläche zeigt nur wenige Bruchlöcher. Der Weißlacker, eine der seltensten Käsesorten der Welt, ist durch die ganze Masse gleichmäßig gereift. Der pikante Käse erfreute sich kurz nach seiner „Erfindung“ schnell großer Beliebtheit: Die Molkerei Kramer bekam Bestellungen über Bestellungen. 1876 erhielten sie auf 15 Jahre ein königliches Patent für den Weißlacker, womit dieser der erste patentierte Käse der Welt geworden war. Übrigens: Der Weißlacker war schnell der Liebling der Wirte, da er den Bierumsatz durch den hohen Salzgehalt in die Höhe schnellen ließ. Klassischerweise isst man den Weißlacker pur, manche Weißlackerfans fügen dem Ganzen noch frische Radieschen und eine Prise Pfeffer hinzu. Auch den Allgäuer Kässpatzen verleiht er einen besonders würzigen Geschmack. Kleine Käsekunde Käse ist ein Milcherzeugnis, das durch Gerinnen aus dem Eiweißanteil der Milch gewonnen wird. Der Käse ist die älteste Methode, Milch und deren Erzeugnisse haltbar zu machen. In Europa, Australien und Nordamerika zählen Milchprodukte zu den Grundnahrungsmitteln und sind im westlichen Kulturkreis weit
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verbreitet. Es gibt insgesamt über 5000 Käsesorten, wobei die Sortenbezeichnungen von Käserei zu Käserei schwanken können. Die meisten Käsesorten gibt es übrigens in Frankreich. Wegen der riesigen Zahl von Käsesorten gibt es auch eine große Zahl an Unterscheidungsmerkmalen – zum Beispiel nach der Art der Käseherstellung, dem Fettgehalt oder nach der Herkunft der Milch. Bei uns gebräuchlich ist die Unterscheidung nach dem Wassergehalt in der fettfreien Käsemasse. • Frischkäse – Wassergehalt über 73 Prozent, wie Speisequark, Hüttenkäse, Ricotta • Weichkäse – Wassergehalt über 67 Prozent, wie Brie, Romadur, Feta, Camembert
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• Sauermilchkäse – Wassergehalt 60 bis 73 Prozent, wie Harzer Käse, Mainzer Käse, Kochkäse, Handkäse • Halbfester Schnittkäse – Wassergehalt 61 bis 69 Prozent, meist junger Käse, Butterkäse • Schnittkäse – Wassergehalt 54 bis 63 Prozent wie Edamer, Gouda, Tilsiter • Hartkäse – Wassergehalt bis 56 Prozent, wie Bergkäse, Parmesan, Emmentaler. Weitere Unterscheidungen: • Schmelzkäse wird aus verschiedenen Käsesorten unter Zusatz von Wasser und Schmelzsalzen hergestellt • Salzlakenkäse (wie Feta) reift in einer Salzlake (Sole) • Brühkäse (wie Mozzarella) entsteht durch Behandlung der Bruchmasse mit heißem Wasser, Salzwasser oder heißer Molke.
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Schauen Sie bei uns rein und erleben Sie die Käsevielfalt aus dem Allgäu.
Mein Lieblingsplatz ist der Stadtbach in Memmingen, weil es ein ruhiger, beschaulicher, ja idyllischer Ort ist – ohne die Hektik des Alltags.
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LEBENSQUA LITÄT
Freitag, 23. September 2016
HEIMAT IST ZUKUNFT 27
500 Jahre Reinheitsgebot N u r Wa s s e r, M a l z , H o p f e n u n d H e f e s i n d a l s I n h a l t s s t o f f e f ü r B i e r e r l a u b t Bier bestrichen. Die amtlichen Prüfer in ihren ledernen Hosen setzten sich drauf und blieben drei Stunden lang still sitzen. Auf Kommando sprangen sie gleichzeitig auf. Blieb die Bank an der Hose kleben, war das Bier nicht zu beanstanden. Blieb die Bank jedoch stehen, wurde das offensichtliche Vergehen des Brauers bestraft.
Foto: MEV-Verlag, Germany / Creativstudio
Und was war mit der Hefe? Erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wissen wir, was die Hefe im Bier genau macht. Die Braumeister des Mittelalters hielten den Gärungsprozess lange Zeit für ein Wunder. Da man Wunder bekanntlich nicht erzwingen kann, gingen folglich viele Brauversuche daneben und das unvergorene Getränk musste weggekippt werden. Jedoch blieb den Brauern nicht verborgen, dass die örtlichen Bäcker oft großen Erfolg beim Bierbrauen hatten. Was aber machten die Bäcker besser als die Braumeister? Heute wissen wir, dass es Hefepilze waren, die den Bäckern halfen. Hefepilze flogen in den Bäckereien überall herum und gelangten so ungehindert in den Bierzuber, wo sie ihren wertvollen Dienst verrichteten. Zwar wussten auch die Bäcker nicht, was ihnen da beim Brauen half, aber dass da etwas war, ahnten sie. So tauften sie dieses Etwas kurzerhand Zeug. Dieses Zeug wollten die Brauer auch haben und bauten fortan ihre Braustuben
gerne neben der örtlichen Bäckerei. Aber ebenso wichtig wie die Hefe, sind natürlich Hopfen und Malz. Hopfen für den „Charakter“ Für den Charakter eines Bieres ist der Rohstoff Hopfen maßgebend. Er sorgt für das spezifische Aromaprofil eines Bieres, bestimmt die Qualität der Bittere und trägt einen großen Anteil dazu bei, dass ein frisch eingeschenktes Bier seine cremige, typische Schaumkrone erhält. Der Hopfen prägt damit den ersten Eindruck, den Genießer von einem frisch eingeschenkten Bier und dessen Duft haben. Zudem erhöht der Hopfen die Haltbarkeit des Bieres, auf ganz natürliche Weise und ohne chemische Zusätze. Ganz nebenbei ist der Hopfen als wirksames Heilmittel mit beruhigender Wirkung bereits seit dem Mittelalter bekannt und wurde 2007 zur Arzneipflanze des Jahres ernannt. Malz – Der Grundstein für die Farbe Vom hellen strohgelben bis zum blickdichten, fast schwarzen Bier – das ist
War das Reinheitsgebot die erste Verordnung? Nein, es gab auch schon vorher entsprechende Verordnungen wie in Augsburg 1156 in Nürnberg 1293 in Weimar 1348, in Weißensee 1434 oder in München 1363. Diese waren aber allesamt regional beschränkt. Zudem gab es auch vor 1516 Methoden, wie die Reinheit des Bieres getestet werden sollte. Diese Verfahren können jedoch nicht unbedingt als wissenschaftlich bezeichnet werden. Die wirkungsvollste Methode im 15. und 16. Jahrhundert soll wohl ganz einfach gewesen sein: Eine Bank wurde mit
Christian Mörken
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Worum ging es neben der Reinheit des Bieres? Herzog Wilhelm IV sorgte sich um mehrere Dinge. Zum einen Mal Geld. Auf Gerste wurde von herzoglicher Seite Steuern erhoben, was viele Brauer zum Anlass nahmen, die Gerste zu meiden. Stattdessen griffen sie zu Weizen. Das wiederum gefährdete aber die Versorgungslage der Bevölkerung. Den Weizen brauchten schließlich die Bäcker zum Brotbacken. So löste der Herzog drei Probleme auf einmal: er sicherte sich seine Steuereinnahmen, sorgte für eine verbesserte Qualität des Bieres und stellte die Versorgung der Bevölkerung mit Brot sicher.
Die deutsche Bierlandschaft heute Die deutsche Bierlandschaft ist riesig groß und sehr abwechslungsreich – vom Pils, dem nach wie vor beliebtesten Bierstil der Deutschen, über das Altbier in Düsseldorf und das Kölsch in Köln, die unterschiedlichen dunklen Biere in Franken und das Weißbier in Bayern bis zum fast blickdichten Schwarzbier, das in Sachsen der Renner und auch darüber hinaus sehr beliebt ist. Die deutschen Brauer haben es mit großem brautechnischem Können und Leidenschaft für ihren Beruf verstanden, aus den im Reinheitsgebot festgeschriebenen vier natürlichen Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe eine immer weiter wachsende Sorten- und Markenvielfalt zu schaffen.
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as würden Sie sagen, wenn Sie unter den Zutaten eines Bieres Dinge wie Ruß, Galle, Tollkirsche, Fliegenpilz, oder Kreidemehl finden würden? Sie würden das Bier wahrscheinlich kopfschüttelnd stehen lassen. Vor über fünfhundert Jahren fanden sich diese Zutaten jedoch in vielen Bieren. Bis 1516 – als der bayerische Herzog Wilhelm IV auf dem Landständetag forderte, dass zum Bierbrauen nur wenige natürliche Zutaten verwendet werden dürften. Bier sollte fortan nur noch aus Wasser Hopfen und Gerste bestehen. Das bayerische Reinheitsgebot war geboren. Obwohl – ganz so, war es dann doch nicht. Denn die Reinheit des Bieres war nur ein Anlass für die Landesordnung von 1516, wie das Reinheitsgebot offiziell heißt. Daneben gab es weitere wichtige Argumente für die drei Zutaten.
die unglaubliche Farbpalette, die man bei deutschen Bierstilen entdecken kann. Wussten Sie, dass der Grundstein für die Farbe und den Körper des Bieres nicht in der Brauerei, sondern in der Mälzerei gelegt wird?
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