Ruimte voor de Rivier
Von Deicherhöhung zur Flusserweiterung
Grund 1993 und 1995 hatten die Flüsse extrem hohe Wasserstände. Im Jahr 1995 mussten 250.000 Menschen evakuiert werden. Budget 2,3 Mrd. Euro Planung Start: 2007 Fertigstellung: 2015
Hochwasserschutz für die 4 Millionen Bewohner des Einzugsgebiets rund um die Rheinarme lautet das Ziel des niederländischen Programms Ruimte voor de Rivier (Raum für den Fluss). An mehr als 30 Stellen entlang von Rhein, IJssel, Lek, Waal, Merwede und Bergsche Maas bekommt der Fluss mehr Raum, um größere Wassermengen sicher in das Meer leiten zu können. Dieser Ansatz stellt einen Wendepunkt im Hochwasserschutz dar: von der Deicherhöhung zur Flusserweiterung.
Aktuelle Abflussmenge 15.000 m3/sec Abflussmenge nach Fertigstellung 16.000 m3/sec
Die Notwendigkeit Hochwassergefahr nimmt zu Wenn nichts unternommen wird, sind die Niederlande bei Überschwemmungen unzureichend geschützt. Ruimte voor de Rivier schützt sowohl die Bewohner als auch die wirtschaftliche Bedeutung des Flussgebiets. • Die niederländischen Flüsse wurden in den letzten Jahrhunderten immer mehr zwischen stets höheren Deichen eingeklemmt, wodurch der Boden gesunken ist. Durch diesen „Badewanneneffekt“, das Bevölkerungswachstum und die wachsende Wirtschaft sind auch die Hochwasserfolgen gestiegen.
• Außerdem fließt in den Flüssen aufgrund von extremeren Witterungsbedingungen immer mehr Schmelz- und Regenwasser. Es regnet öfter und stärker, vor allem im Winter. Niederschlagsstudien von KNMI zeigen, dass heutzutage durchschnittlich 20 mm mehr Niederschlag im Jahr fallen als zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Klimawissenschaftler prophezeien, dass die Flüsse in Zukunft mehr Wasser führen werden. - Mithilfe von Ruimte voor de Rivier kann ab 2015 eine Abflussmenge von 16.000 m3/s sicher durch den Rhein fließen, ohne dass
dabei Hochwassergefahr besteht. Hierbei handelt es sich um eine Erweiterung von 1.000 m3/s (ca. 4.000 Badewannen). • Von 1998 bis 2004 gab es in Europa mehr als 100 extreme Hochwasser. Dabei starben 700 Menschen und 250.000 Menschen verloren ihr Zuhause. Der Gesamtschaden belief sich auf etwa 25 Milliarden Euro. • 1993 und 1995 hatte die Provinz Limburg mit extrem hohen Wasserständen zu kämpfen. Die Deiche blieben unversehrt, aber die Hochwassergefahr war groß. Insbesondere 1995 kam es fast zu einer Hochwasserkatastrophe: Eine Viertel Million Menschen und eine Million Tiere mussten evakuiert werden. • Bei einem Deichdurchbruch an den Flüssen ist das Leben von 4 Millionen Menschen in Gefahr. • Die meiste wirtschaftliche Aktivität konzentriert sich auf die niedrigeren Teile der Niederlande. Ein Hochwasser in diesen Gebieten könnte das Leben von mehr als 1.000 Menschen bedrohen und einen Schaden von 100 Milliarden Euro verursachen.
Quellen: • Risico’s in bedijkte termen (flood risk policy evaluation), Milieu- en Natuurplanbureau – RIVM (National Institute for Public Health and the Environment), 2004 • Waterveiligheid, Begrippen begrijpen (flood risk management, understanding concepts), former ministry of Transport, Public Works and Water Management, Directorate-General Water, 2007. • Veiligheid Nederland in Kaart, Main report on study of flood risk, former ministry of Transport, Public Works and Water Management, 2005 • Overview of measures Room for the River ‘Samenwerken aan een veiliger en mooier rivierengebied’ (Working together for a safer and more beautiful river region, Programme directorate Room for the River, 2010 • www.ruimtevoorderivier.nl Dieses Factsheet ist eine Veröffentlichung der Programmleitung von Ruimte voor de Rivier, 2011. Für weitere Informationen: info@ ruimtevoorderivier.nl Fußnote: Um Hochwasser handelt es sich, wenn infolge von Deichbruch bzw. Deichüberlauf ein unkontrollierbarer Wasserstrom über das Meer oder die Flüsse in das Land strömt und Notmaßnahmen das Wasser nicht aufhalten können. or overflows – where emergency measures fail to stem the water.
Die Statistiken Alle 1250 Jahre wieder? Das niederländische Küstenschutzgesetz (Wet op waterkering) besagt, dass die niederländischen Deiche gegen extreme hohe Wasserstände Bestand haben müssen, die einmal in den 1.250 Jahren auftreten. Hierbei handelt es sich um eine Schutznorm, die auf den Wiederholungsstatistiken von extrem hohen Wasserständen in der Vergangenheit beruht. „Einmal in 1.250 Jahren“ mag zwar wie eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit klingen, aber die Hochwasserstände von 1993 und 1995 beweisen, dass keine 1.250 Jahre dazwischen liegen müssen. In anderen Worten: Jedes Jahr besteht eine Gefahr von 1/1250, dass es zu einem extremen Hochwasser kommt, dem die Flussdeiche nichts standhalten. • Die extreme Hochwassergefahr ist mit 1 zu 1250 deutlich größer als die Gefahr eines Flugzeugabsturzes (1 zu 1,7 Millionen im Jahr 2009) oder eines tödlichen Verkehrsunfalls (1 zu 24.000). • Indem den Flüssen mehr Raum gewährt wird, kann ab 2015 die Abflussmenge von 16.000 m3 Wasser pro Sekunde sicher durch den Rhein ins Meer fließen. Derzeit sind es 15.000 m3/s. • Bei extremem Hochwasser handelt es sich um eine Abflussmenge von 15.000 m3 Wasser pro Sekunde (ungefähr 30 gefüllte 25-MeterSchwimmbecken), die der Rhein derzeit sicher abführen kann. Dies wird als „maßgebliche Abflussmenge“ bezeichnet. • Der Rhein hat eine durchschnittliche Abflussmenge von mehr als 2.000 m3/s. Beim Hochwasser von 1995 flossen 12.000 m3/s durch den Rhein. • 1786 gab es im Rhein schon einmal eine Wasserabfuhr von 16.000 m3/s.
Der Zusammenhang So stark wie das schwächste Glied Ruimte voor de Rivier besteht aus einem Paket zusammenhängender Maßnahmen zur Steigerung des Schutzes aller Bewohner im Flussgebiet. Außerdem wird eng mit den Nachbarländern zusammengearbeitet. • Ruimte voor de Rivier bietet dem Fluss an mehr als 30 Stellen und auf neun verschiedene Arten mehr Raum, u. a. durch Deichverlegung und Polderrückbau. • Es wird auch in Gebieten eingegriffen, in denen die Maßnahmen eine positive Auswirkung auf andere Regionen haben. Ein Beispiel ist der Noordwaard-Polderrückbau, wodurch der Wasserpegel bei Gorinchem sinkt. Die Noordwaard-Bewohner leisten demnach Opfer für den Schutz der Werkendammer und Gorinchemmer. Durch die robustere Ausführung der Deichverlegung bei Lent wurden die Maßnahmen am Suikerdam und an den Waalkurven überflüssig. • Die Niederlande sind der „Abflusskanal“ Europas. Große Flüsse aus der Schweiz, Frankreich, Deutschland und Belgien fließen durch das Land in die Nordsee. Daher ist das Land besonders anfällig für Hochwasser. Ruimte voor de Rivier arbeitet demzufolge eng mit den benachbarten Ländern zusammen, z. B. im Rahmen der Kommission zum Schutz des Rheins. In den Nachbarländern ist man auf dem Gebiet der Flusserweiterung und Wasserspeicherung ebenfalls sehr aktiv.
Die Ergebnisse Sicher und attraktiv Nach Vollendung des Ruimte voor de RivierProgramms im Jahr 2015 ist das Flussgebiet sicherer und attraktiver. Dies ist unbedingt erforderlich, denn: • Die Ruimte voor de Rivier-Maßnahmen senken den Wasserstand des Rheins (der Rheinarme) bei Hochwasser um durchschnittlich 30 cm. • Durch Ruimte voor de Rivier soll auch die räumliche Qualität des Flussgebiets verbessert werden. Beispiele sind Nimwegen, wo eine neue Insel in der Waal entsteht, oder das Gewerbegebiet Avelingen, in dem Möglich keiten zum Unternehmen am Wasser geschaffen werden. • Um auch in den darauffolgenden Jahren trockene Füße zu behalten, werden ab 2015 Maßnahmen im Rahmen des Deltaprogramms Rivieren (Deltaprogramm Flüsse) ergriffen. Dadurch können die Flüsse eine Wassermenge von 18.000 m3/s sicher mit sich führen.
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