Raum fur innovationen

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Ruimte voor de Rivier

Raum für Innovationen Grund 1993 und 1995 hatten die Flüsse extrem hohe Wassers­ tände. Im Jahr 1995 mussten 250.000 Menschen evakuiert werden. Budget 2,3 Mrd. Euro Planung Start: 2007 Fertigstellung: 2015 Aktuelle Abflussmenge 15.000 m3/sec Abflussmenge nach Fertigstellung 16.000 m3/sec

Um schneller arbeiten zu können, fördert das Programm Ruimte voor de Rivier (Raum für den Fluss) Innovationen. Diese Neuerung äußert sich in der Art der Zusammenarbeit: Staat und Region arbeiten intensiv zusammen. Die doppelte Zielsetzung lautet: Hochwasserschutz sowie räumliche Qualität. In der Praxis bedeutet dies: Flusserweiterung statt Deicherhöhung. Und die Anwendung neuer (Ausschreibungs-) Techniken.

Zusammenarbeit Staat und Region ziehen an einem Strang Die interaktive Art der Zusammenarbeit von Staat und Region ist eine administrative Neuerung. Diese Arbeitsweise führt zu besseren Plänen, mehr Unterstützung und dadurch zu einer geringeren Gefahr der Verzögerung. • Der Staat bestimmt die Rahmenbedingungen im Hinblick auf Sicherheitsziele, Zeit und Geld. Die Region hat maximale Freiheit bei der Erstellung und Umsetzung der Pläne innerhalb der Rahmenbedingungen. • Bürger und Unternehmen sitzen von Anfang an mit am Tisch. Ein Beispiel ist das Projekt Dijk­ teruglegging Lent (Deichrückverlegung Lent), bei dem die Sorgen der Bewohner und Unternehmer bezüglich Drängewasser und Erreichbarkeit durch den Bau einer Dichtwand und Über­ gangsbrücke aus dem Weg geräumt wurden. • Zur Beschleunigung des Genehmigungsprozes­ ses wendet Ruimte voor de Rivier eine spezielle Koordinationsregelung an. Auf diese Weise können sämtliche Genehmigungen auf einmal beantragt werden. Zudem treffen sich die genehmigenden Personen regelmäßig, um Hindernisse proaktiv zu beseitigen. Die Gemeinde Gorinchem, Realisator des Projekts Uiterwaardvergraving Avelingen (Deichvor­ landabgrabung Avelingen), schätzt durch diese Arbeitsweise einen Zeitgewinn von einem Jahr erzielt zu haben.

• Beeinträchtigende oder fehlende Richtlinien werden auf Antrag der Programmleitung von Ruimte voor de Rivier abgeändert bzw. entwor­ fen. Ein Beispiel ist die Schaderegeling Buiten­ dijks Wonen (Schadensregelung Wohnen im Deichvorland), die eigens für dieses Programm und in Zusammenarbeit mit Betroffenen entwickelt wurde.


‘Wendepunkt: Flusserweiterung statt Deicherhöhung’

‘Raum für den Fluss als Katalysator für die Neugestaltung einer Region’

Doppelte Zielsetzung

Neue Techniken

Sicherheit und räumliche Qualität gehen Hand in Hand Durch das Programm Ruimte voor de Rivier wird das niederländische Flussgebiet nicht nur sicherer, sondern werden der Region zugleich auch Chan­ cen zur Verstärkung ihrer räumlichen Qualität geboten. Dieser integrale Regionalansatz ist ein­ zigartig und erweckt viel Interesse auf interna­ tionaler Ebene. • Verstärkung der räumlichen Qualität bedeutet, dass Gebrauchswert, Erlebniswert und/oder Zukunftswert einer Region erhöht werden. • Die Gemeinde Gorinchem kombiniert die Deichvorlandabgrabung z. B. mit der Neu­ gestaltung des Gewerbegebiets Avelingen. Die Ergebnisse sind mehr Raum zum Unternehmen am Wasser und die Förderung des Transports auf dem Wasserweg. • Ruimte voor de Rivier kann auch als Katalysator für eine völlig neue Landschaftsplanung dienen, wie z. B. in Nimwegen. Die Stadt erhält eine neue Ansicht und in der Waal entsteht eine Insel mit neuen Naherholungsmöglichkeiten. • Ein gutes Beispiel für das Miteinander von Natur, Freizeit, Wirtschaft und Hochwassers­ chutz ist Millingerwaard. Hier entsteht durch die Deichvorlandabgrabung mehr dynamische Flussnatur und gleichzeitig wird die Region immer attraktiver für Erholungssuchende. Zudem wird Lehm zur Herstellung von Back­ steinen gewonnen. • Die Art und Weise, wie Ruimte voor de Rivier den integralen Schutz des Einzugsgebiets mit räumlicher Qualität kombiniert, entspricht dem steigenden internationalen Bedarf an integralen Lösungen.

Clevere und schnellere Ausführung Ruimte voor de Rivier fördert Innovationen in den Bereichen Technik und Ausschreibung. Ziel ist es, die Projekte schneller, günstiger, nach­ haltiger und mit möglichst wenig Beeinträchti­ gung der Umgebung auszuführen.

Der Ansatz

Quelle: ‘Het Nederlandse Deltatechnolo­giecluster: economische waarde, internationale concurrentiekracht en arbeidsmarktperspectieven’ (The Dutch Delta Technology Cluster: economic value, international competitive status and prospects for the labour market) Panteia and Blueconomy for NL Water Partnership – NWP, 2010.

Von der Deicherhöhung zur Flusserweiterung Flusserweiterung statt Deicherhöhung stellt einen Trendumbruch des niederländischen Hochwasser­ schutzes dar. • Wenn die Deicherhöhung fortgesetzt wird, sind die Flüsse immer eingeschnürter und das Aus­ maß des Hochwassers wird immer größer. Flusserweiterung ist ein innovativer langfristiger Ansatz zum Schutz des Landes vor dem Wasser. • Die Niederlande blicken auf eine jahrhunderte­ alte Tradition des Deichbaus und der Landge­ winnung zurück. Die ersten Meeresdeiche wurden rund um 1000 errichtet, die ersten Flussdeiche etwa 1200. Dem Fluss mehr Raum zu gewähren, statt ihn zu bändigen, erfordert ein Umdenken beim Wasserschutz.

• Bei Fort Steurgat (Projekt Polderrückbau Noordwaard) wird ein Weidenwald vor dem neuen Fortdeich angelegt, sodass der Deich 65 Zentimeter niedriger sein kann. Zudem wirkt der neue Deich „grüner“ und natürlicher. Auf diese Weise wird auf die Wünsche der Bewohner eingegangen, die um ihre Aussicht bangen. Der innovative grüne, wellenbre­ chende Deich findet in den Niederlanden zum ersten Mal Anwendung. • Bei der Deichverlegung Hondsbroeksche Pleij wird beim Bau der Dichtwand unter dem neuen Pleijdeich eine neue Technik angewandt, um die Senkung des Deichs zu vermeiden. Bei dieser „mixed-in-place“-Technik vermischen große Bohrer Lehm und Zement mit Erde, was zu einer geringeren Belastung der Umwelt führt. • Bauunternehmer werden bereits an den Projek­ ten beteiligt, bevor die Pläne konkret sind. Ein Beispiel ist das Niederrhein-Projekt, bei dem das Bauunternehmen auch einen Teil der Planungsphase übernimmt. Diese innovative Vertragsform (Plan Design & Construct) wurde in der Wasserwirtschaft zum ersten Mal an­gewandt. Innovativ ist auch die Art der Ausschreibung: Best Value Procurement (BVP), auch „Leistungskauf“ genannt. Bei dieser Systematik wird der beste „Experte“ gesucht. Die Ange­ bote werden u. a. auf Basis von Gesprächen mit Schlüsselfunktionären beurteilt. • Ruimte voor de Rivier bietet Chancen für die nachhaltige Energiegewinnung. Die niederlän­ dische Straßen- und Wasserbaubehörde (Rijks­ waterstaat) ermöglicht zum Beispiel eine Mach­ barkeitsstudie zur Wärmerückgewinnung in der neuen Rinne bei Lent (Projekt Deichrückverle­ gung Lent). • In Deventer wird die neuste Bodenradartechnik eingesetzt, um sich einen Überblick über nicht explodierte Explosivstoffe zu verschaffen und Schiffswracks auf dem Boden sehen zu können. • Beim Projekt Buhnensenkung Waal setzt der Bauunternehmer – L. Paans & Zonen – fort­ schrittliche Kranschiffe ein, die auf einem Fluss mit starker Strömung wie der Waal präzise unter Wasser arbeiten können.

www.ruimtevoorderivier.nl


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