Jazzmag zum 36. Jazzfestival Saalfelden

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2015

www.jazzsaalfelden.com // #jazzsaalfelden // Jahrgang/volume 2015 // Ausgabe/edition Nr. 36 // Preis/price â‚Ź 10,jazzmag | 1


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E IN N G L A S H ELL L ER R FREUDE

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Veranstalter: Tourismusverband Saalfelden, Mag. Katharina Auer, BSc

sponsored by:

Intendanz: Michaela Mayer, Mario Steidl Organisatorische Leitung: Daniela Neumayer Organisationsassistenz: Stefan Kaufmann, Sabrina Rieder, Monika Seer, Selina Hörl, Lukas Grundner, Markus Unterweger, Sabine Hinterseer, Simone Nill, Claudia Widmoser, Andrea Neumayr, Maria Burgschwaiger, Marita Einwaller, Isabella De Lorenzo, Stefanie Aigner, Sophia Pape Programmierung: Verein Zentrum Zeitgenössischer Musik Obmann Arch. DI Wolfgang Hartl Obmann-Stv. Dr. Matthias Neumayer Der Verein ZZM (Zentrum Zeitgenössischer Musik) ist der geistige Gründer und jahrelange Veranstalter des Jazzfestivals Saalfelden. Dafür gebührt ihm besonderer Dank. Der jetzige Veranstalter, der Tourismusverband Saalfelden, baut auf dieser großartigen Arbeit auf. Programmbeirat: Harry Lachner, Gerhard Spitzer, Clemens Radauer, Franz Aschauer Bühnenequipment: Bobby Leiser Stagemanager: Clemens Radauer, Gregor Ladenhauf Bühnensprecher: Harald Friedl Ton- und Lichttechnik: Stagelight AG Showtechnik Herausgeber, Medieninhaber und für den Inhalt verantwortlich: Tourismusverband Saalfelden – Jazzfestival Saalfelden Mittergasse 21a · A-5760 Saalfelden Tel. +43 (0) 6582 70660 office@jazzsaalfelden.com · www.jazzsaalfelden.com

D EFON

GmbH

SECURITY & EVENTMANAGEMENT

Textredaktion: Harry Lachner, Samir Köck, Doris Schumacher Übersetzungen: New York Text & Translation Studio Photos Credits: Atomic, Chris Lightcap, Berenice Hebenstreit, Géza Talabér, Naomi White, Mario Lang, Larry Bercow, Matthew Shipp, Mopdtk, Riccardo Tesi, D. Vass, Smart Metal Hornets, John D. & Catherine T. MacArthur Foundation, Teun Verbruggen, S.Gripoix, Eliseo Cardona, Domino Postiglione, Micke Keysendal, Julia Wesely, Kompost 3, Jos Demol, Sylvain Gripoix, Petra Cvelbar, Lorence Ducommun, Jason Marck, Klezmer Connection, Hazmat Modine, Özlem Bulut, Vucciria, Sabine Hauswirth, Gregor Buchhaus, David Schellnegger, Fridolin auf der Insel Fürchtistan Druck | Layout | Finish: Layout & Druck: Druck Wedl & Dick – printed in Saalfelden 2015 Finish: Buchbinderei Fuchs, Saalfelden

media partner:

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37th International Jazzfestival Saalfelden 25. – 28. August 2016

klein: unter 80 mm Breite

Kultur

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content

content 08 editorial

MainStage

CityStage

14

Maja Osojnik „All.The.Terms.We.Are“

64

The Klezmer Connection

16

Chris Lightcap’s Bigmouth „Epicenter“

Hazmat Modine

18

The Bureau of Atomic Tourism „Spinning Jenny“

Özlem Bulut

20

Rob Mazurek and Black Cube SP „Return the Tides: Ascension Suite and Holy Ghost“

Madame Baheux

22

Atomic „Lucidity“

Riccardo Tesi & Banditaliana

24

Angelica Sanchez Quintet „Wires & Moss“

„Un ballo liscio“

26

Mostly Other People Do The Killing „Mauch Chunk – Introducing Ron Stabinsky“

28

Steve Coleman and the Council of Balance „Synovial Joints“

30

JÜ with Kjetil Møster „JÜ meets Møster“

32

Thomas de Pourquery ‚Supersonic’ „Play Sun Ra“

34

Ken Thomson and Slow / Fast „Settle“

69

Harri Stojka

36

Matthew Shipp Solo „I‘ve Been to Many Places“

„Hot Club de Vienne“

38

Fire! Orchestra „Ritual“

Großmütterchen Hatz Salon Orkestar

40

Christian Muthspiel Trio „Homesick – Werner Pirchner zum 75. Geburtstag“

42

James Blood Ulmer „Are You Glad to Be in America?“

ShortCuts

65 Vucciria

Almkonzerte

Smart Metal Hornets

Kinderkonzert 70

Fridolin auf der Insel Fürchtistan

47 editorial 48

Kompost 3 „Ballads For Melancholy Robots“

50

Graewe/Reijseger/Hemingway Trio

52

Donkey Monkey

54

Martin Küchen’s All Included „Satan in plain clothes“

56

Régis Huby „Equal Crossings“

58

Sao Paulo Underground

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editorial Irgendjemand wird sicher bei dem einen oder anderen Konzert die Frage stellen, ob das jetzt nun Jazz ist oder nicht. Diese Frage ist vermutlich so alt wie der Begriff selbst. Ohne jetzt den vergeblichen Versuch unternehmen zu wollen, zu einer Definition zu gelangen, kann man immerhin so weit gehen und behaupten, dass Jazz etwas ist, das sich einem Ausschließungssystem verweigert. Betrachtet man über die Jahrzehnte hinweg, wie repressive Gesellschaftssysteme den Jazz als „subversive Gefahr“ gefürchtet haben, so drängt sich der Eindruck auf, dass der Jazz als „offenes System“ sensibel auf soziale Veränderungen ebenso wie auf festgefahrene soziale Machtstrukturen reagiert. Jazz als soziales Phänomen, als begleitende oder konterkarierende Stimme suchte sich stets verschiedene Formen. Das konnte allein in der Form einen Ausdruck finden: etwa in der rückhaltlos freien Improvisation als schrill-tönender Gegenpol zu einer repressiven Gesellschaftsstruktur. Oder ganz explizit: in einer programmatischen Titelgebung. Die sechziger Jahre bieten ein riesiges Reservoir an Widerstandsformeln, Absichtserklärungen und utopischen Slogans. Wobei es zuweilen genügt, wie James „Blood“ Ulmer eine entscheidende Frage zu stellen: „Are You Glad To Be In America?“. Dass allein schon dieser Albumtitel aus dem Jahr 1980 als kritisch, wenn nicht gar despektierlich wahrgenommen wurde, erzählt viel von den Wahrnehmungsmechanismen in einem Land, das in seiner Unabhängigkeitserklärung das „Streben nach Glück“ („Life, Liberty and the Pursuit of Happiness“) zu einem Naturrecht erklärte. Ulmer formuliert seine in der aktuellen Diskussion um die Rechte von Schwarzen in den USA immer noch mehr als berechtigte Frage musikalisch: in einer Form, in der Funk, Blues, Soul und Jazz sich zu einem Ausdruck schwarzer Selbstfindung und Selbstbehauptung zusammenschließen. Damit sind einige der Punkte gestreift, die im Programm des diesjährigen Festivals eine wesentliche Rolle spielen: die kreative Vermengung der Stile, die Erkundung der Randzonen und die Tradition einer Form der Widerständigkeit, die nicht unbedingt das Etikett des explizit Politischen tragen muss. Allein die Überdehnung fester Vorstellungen oder die Ausweitung eingefahrener Spielweisen genügen bereits, um den konservativ ausgerichteten Plattenkonzernen die Deutungshoheit über den nur mehr marktkonform verwendeten Begriff „Jazz“ wieder abzusprechen. Die Konzerte auf der Hauptbühne werden traditionell von einem österreichischen Projekt eröffnet - einem Auftragswerk des Jazzfestivals Saalfelden. Heuer ist es die Elektronikerin und Sängerin Maja Osojnik, die die Grenze zwischen Komposition und Improvisation auflöst - wie sie auch die gängigen Unterscheidungen von „akustisch“ und „elektronisch“, „zeitgenössischer Musik“ und „Jazz“ obsolet werden lässt. Die

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At the 2015 Saalfelden Jazz Festival, some listeners will wonder whether the music performed at one or the other concert can rightfully be labeled as jazz. This question is probably as old as the term itself. Without going on a futile quest for a definition, we can say that jazz is a genre that resists all attempts at exclusion. If we bear in mind that repressive societies have considered jazz a “dangerous subversion” for decades, we cannot help but notice that as an “open system,” jazz is sensitive and reacts to social changes and rigid structures of power. As a social phenomenon and locus of resistance, jazz has always tried to find different forms of expression. Through free and unfettered improvisation, for example, jazz artists have staged an in-your-face, loud attack on repressive social systems. In the 1960s, programmatic album titles provided a wealth of mottos for resistance by voicing activist thoughts and formulating utopian slogans. Sometimes an artist merely needs to ask a question: Are You Glad To Be In America? James “Blood” Ulmer queried in 1980. The fact that this album title was considered a disrespectful critique reveals the deep-seated perceptual mechanisms of a country that declared “Life, Liberty and the Pursuit of Happiness” an inalienable right in its Declaration of Independence. To this day, Ulmer stages a musical discussion about the rights of African-Americans in the United States. In his work, funk, blues, soul, and jazz blend into a valid expression of Black self-discovery and assertion. This year’s program also aims at creatively blending styles, exploring marginal zones, and continuing a type of resistance that does not need to be labeled explicitly political. By breaking up rigid ideas and broadening musical possibilities, artists are able to contradict conservative music labels that consider themselves the arbiters of what constitutes “jazz,” thereby making the genre conform to commercial standards. An Austrian project commissioned by the Saalfelden Jazz Festival has traditionally opened the concert series on the Main Stage. This year, the electronic artist and singer Maja Osojnik will blur the lines between composition and improvisation, thereby making the distinctions between “acoustic” and “electronic” music as well as “contemporary art music” and “jazz” obsolete. The question of where sounds originate would only generate a hierarchy. What matters is the fluid element and confluence of sounds in this type of music. As is the case with many other ensembles at this year’s festival, Osojnik’s performance will celebrate the creative moment—regardless of how structured it is. This moment serves as a springboard for improvisation and exploration of marginal areas such as rock music.


Editorial

Frage nach dem Ursprung der Klänge sollte sich dabei nicht mehr stellen - denn dies würde nur eine bestimmte Hierarchie installieren. Dabei ist das Fließende, das Ineinander-Fließen das Entscheidende an dieser Musik. Wie bei so vielen Ensembles des diesjährigen Festivals gerät der Auftritt zu einer Feier des kreativen Augenblicks, ganz gleich, wie durchgestaltet die Form sein mag, die als Ausgangspunkt für die Improvisation dient, wie tief jeweils in die Randbereiche - wie etwa in die Rockmusik - vorgedrungen wird. Mochte die Unterscheidung zwischen europäischem und USamerikanischem Jazz in den 90er-Jahren noch eine gewisse Berechtigung gehabt haben, sind die beiden Traditionsstränge heute enger miteinander verwoben, wie man am Beispiel der Bands „Atomic“, „BOAT“ („The Bureau of Atomic Tourism“) oder dem Ensemble des französischen Saxophonisten Thomas de Pourquery hören kann, der Sun Ra, dem großen, utopistisch getriebenen Weltenflüchtler und Magier außerweltlicher Klänge, ein Hommage-Konzert widmet. Auf der anderen Seite finden sich im Spiel von amerikanischen Musikern wie dem Pianisten Matthew Shipp mehr oder weniger stark ausgeprägt Elemente einer europäischen Tradition - Spuren der zeitgenössischen Musik oder europäischer Formideen.

While a distinction between European and American jazz may have been somewhat justified in the 1990s, these two strands are closely interwoven today. This becomes evident in performances by bands such as Atomic, BOAT (The Bureau of Atomic Tourism), and the ensemble led by French saxophonist Thomas de Pourquery, who will pay homage to Sun Ra—the utopian renegade and conjurer of other-worldly sounds. Conversely, if we listen to the music of American artists such as Matthew Shipp, we detect an imprint of European traditions—traces of Contemporary Art Music and European formal concepts. What this year’s concerts have in common is a genreblasting impulse that challenges any kind of consensus in a creative and provocative way. Even if the different forms and acoustic concepts may be widely different in 2015, they all create works that swim against the tide and bring to the fore an unheard-of musical reality. – H.L.

Möchte man die Ausrichtung des Festivals auf einen Nenner bringen, der allen Konzerten gemein ist, dann vielleicht im Moment des Grenzsprengenden, des jeden Konsens kreativ - und auch provokativ - Herausfordernden. So unterschiedlich die jeweiligen Formen und Klangvorstellungen auch sein mögen, so folgen sie doch alle dem Prinzip, Musik gegen die Erwartung zu steuern und das Neue, das Unerhörte zur tönenden Wirklichkeit werden zu lassen.

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C H R I S T I A N

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MainStage

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Congress Saalfelden

Maja Osojnik „All.The.Terms.We.Are“ Chris Lightcap’s Bigmouth „Epicenter“

The You

The Bureau of Atomic Tourism „Spinning Jenny“

Rob Mazurek and Black Cube SP „Return the Tides: Ascension Suite and Holy Ghost“ Atomic „Lucidity“

Angelica Sanchez Quintet „Wires & Moss“ in R

Mostly Other People Do The Killing „Mauch Chunk – Introducing Ron Stabinsky“ Steve Coleman and the Council of Balance Gradischnig

„Synovial Joints“ JÜ with Kjetil Møster „JÜ meets Møster“ Thomas de Pourquery ‚Supersonic’ „Play Sun Ra“

Trio Joachim

Ken Thomson and Slow / Fast „Settle“ Matthew Shipp Solo „I‘ve Been to Many Places“ Fire! Orchestra „Ritual“

Christian Muthspiel Trio „Homesick – Werner Pirchner zum 75. Geburtstag“

James Blood Ulmer „Are You Glad to Be in America?“

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36 th INTERNATIONAL JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

Maja Osojnik

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MainStage

„All.The.Terms. We.Are“ Austria, Slovenia, USA Maja Osojnik – composition & concept, vocals, paetzold bass recorder, electronics Kaja Draksler – piano Audrey Chen – vocals, cello Matija Schellander – double bass, modular synthesizer, electronics Manu Mayr – double bass, electronic bass Lukas König – drums Ihre Spielwut ist erstaunlich. Maja Osojnik wirbelt durch eine Vielzahl an Genres, die sie mal schroff nebeneinander stehen lässt, dann wieder mit sensibler Hand verschmelzen lässt. Die aus dem slowenischen Kranj gebürtige Sängerin, Flötistin und Komponistin hat den Zugang zur Musik tatsächlich über die Blockflöte gefunden. Millionen und Abermillionen an Kids müssen dieses Terror-Tool in der Volksschule zwischen die Lippen pressen. Die Wenigsten entwickeln Liebe dazu. Anders Osojnik. Sicherlich ist es ihrer ersten Lehrerin, Mojca Zaplotnik, zu verdanken, dass Osojnik sich in diesen eigentlich bescheidenen Klang verliebte, den sie jahrelang im Ensemble Camerata Carniola praktizierte. Heute noch spielt sie die melodiensatte Musik der Renaissance und des Mittelalters mit dem Flötenensemble Mikado. Daneben hat sie allerdings längst radikale Ausdrucksformen lieben gelernt. Wien spielte bei dieser Sozialisierung eine Hauptrolle. Seit Mitte der Neunzigerjahre setzt sie erstaunliche musikalische Akzente in der ehemaligen Kaiserstadt. Ohne deutsche Sprachkenntnisse kam sie an, und binnen kurzer Zeit schenkte sie der Wiener Musikszene ein neues Vokabular. Mit unterschiedlichsten Formationen. Etwa dem Low Frequency Orchestra, den Subshrubs, FruFru und Rdeča Raketa. Zudem leitet sie das Maja Osojnik Quartet und die Maja Osojnik Band. Wenn dann noch Zeit blieb, komponierte sie etwa fürs RSO, das Radiosymphonie Orchester Wien. Zur Eröffnung des 36. Jazzfestivals Saalfelden stellte sie, die ihrem Stammensemble sehr treu ist, ausnahmsweise eine neue Formation zusammen. Die hintersinnige Besetzung verspricht Deliziöses an der Kante von Elektronik und Kammermusik. Hinter dem Akronym A.T.T.W.A. verbirgt sich der Ansatz: All The Terms We Are. Osojnik wird die gesellschaftlichen Bedingungen elegant unterlaufen: „Wir sind tags, styles, brands. Wir werden bis ins letzte Detail beschrieben, ob wir es wollen, brauchen oder nicht. Die Welt braucht Ordnung und Klarheit. Die Kunst nicht. Sie muss das Faktische transzendieren.“

Maja Osojnik’s zest for making music is astonishing. Whirling through a wide variety of genres, she abruptly leaves them side by side, only to turn around and blend them together soulfully. Born in the Slovenian town of Kranj, the singer, flutist, and composer had a first exposure to music when she picked up the recorder. In contrast to millions of children who have to press this “tool of terror” between their lips in grade school and never develop a love for it, Maja Osojnik took to the instrument. Her first teacher, Mojka Zaplotnik, taught her to appreciate the recorder’s modest sound and Osojnik subsequently performed with the Camerata Carniola ensemble for several years. To this day, she plays the melodious music of the Middle Ages and the Renaissance with the Mikado ensemble. In addition, she has also learned to love radical forms of expression. Vienna has played a very important role in her musical socialization. Since the mid-1990s, Osojnik has left an indelible musical imprint on the city. Even though she arrived in the former imperial capital without knowing a word of German, she quickly bestowed a new musical vocabulary upon it. In addition to performing in bands such as the Low Frequency Orchestra, the Subshrubs, Fru Fru, and Rdeča Raketa, the artist also heads up the Maja Osojnik Quartet and the Maja Osojnik Band. On top of that, she writes compositions for the Vienna Radio Symphony Orchestra in her spare time. In her opening act for the 36th Saalfelden Jazz Festival, Osojnik will take the unusual step of not being loyal to her core ensemble and perform with a new band instead. The band’s exquisite lineup promises to perform intriguing tunes that straddle the margins between electronic and chamber music. The band’s acronym A.T.T.W.A. stands for All the Terms We Are. Osojnik aims to elegantly subvert social conditioning: “We have become tags, styles, and brands. We are described in every last detail whether or not we want or need it. The world at large needs order and clarity. Art doesn’t, but instead has to transcend the realm of the concrete.” – S.K.

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36 th INTERNATIONAL JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

Die Faszination scheint ungebrochen: Mitte der 90er-Jahre zog es Chris Lightcap nach New York, wo er bald darauf mit Schlagzeuger Gerald Cleaver und den Saxophonisten Bill McHenry und Tony Malaby sein erstes Quartett formierte, dessen erste Aufnahmen 1999 erschienen. Lightcap wird es später zum Quintett erweitern. Gut zwanzig Jahre nach seiner Übersiedlung veröffentlicht der Bassist nun eine Hommage an New York City: „Epicenter“, ein Album, das die Atmosphäre einer Stadt widerspiegelt, deren Puls weit über normal zu liegen scheint. Beschleunigtes Leben, Myriaden von Szenen, Bildern, Geräuschen. Auch Momente der Ruhe finden sich vereinzelt. Lightcap fasst diese in alle Richtungen weisenden Energieströme in beeindruckend stilsichere Kompositionen, die zahlreichen Aspekten der Stadt und ihrer Musik gerecht werden. Diese virtuos inszenierte Vielstimmigkeit, durchpulst von einer für die Stadt typischen Nervosität, verdichtet der Bassist zu komplexen Kompositionen, die die Entgrenzung ihrer eigenen Form in sich tragen. Allein schon das an Reibungsqualität so reiche Zusammenspiel der beiden Saxophonisten Tony Malaby und Chris Cheek - konterkariert vom Pianisten Matt Mitchell und drängend rhythmisiert von Gerald Cleaver - vermittelt eine Ahnung jener Intensität des New Yorker Lebens und Erlebens. Dass Chris Lightcap auf diesem Album auch einen Song von Velvet Underground interpretiert, zeigt auch, welcher Stellenwert der Rockmusik als Inspirationsquelle und Fluchtpunkt der kreativen Phantasie zukommt: Auch wenn deren Formalismen in Lightcaps musikalischen Dekonstruktionsprozessen weiter keine Rolle spielen. Man könnte es auch als eine in diese N.Y.C.-Hommage eingewobene Referenz an eine Idee (wenn nicht gar an einen Mythos) betrachten. Denn keine andere Rock-Band entwickelte Ende der sechziger Jahre eine so radikal-energetische, grenzsprengende Ästhetik: ein Anschlag auf all das, wofür die Musik jener Zeit stand. Chris Lightcap’s „Bigmouth“ spiegelt all dies in Kompositionen, die trotz ihrer Dichte von einer bestechenden Klarheit gezeichnet sind.

Chris

Chris Lightcap has had a long-lasting love affair with New York. Soon after moving to the city in the mid-1990s, he teamed up with percussionist Gerald Cleaver and saxophonists Bill McHenry and Tony Malaby. After the quartet released its first album in 1999, Lightcap expanded the band into a quintet. More than twenty years after moving to New York, the bassist has now released a musical homage to the city entitled Epicenter. The album gives musical form to the racing pulse of the metropolis. Interspersed with some rare moments of calm, myriad scenes, images, and noises dart by as the musicians venture out on the fast lane. With great stylistic acumen, Lightcap strings a wide variety of energy streams into complex compositions that reflect the many faces of the city and its music. Combined with the nervous pulse of New York, this virtuoso polyphony demonstrates the delimitations of the compositional form. In particular, the friction-laden music-making of the two saxophonists Tony Malaby and Chris Cheek— underlined by an urgent rhythm from Gerald Cleaver and thwarted by pianist Matt Mitchell—gives listeners a notion of the intensity of the New York experience. Chris Lightcap’s cover of a Velvet Underground song highlights the inspirational and anchoring force of rock music in the artist’s creative imagination even if its formal structures do not figure prominently in the musical deconstruction. We could even consider the Velvet Underground quotation of this homage as a reference to the idea— or even the myth—of New York. After all, no other rock band developed such a radically energetic, genre-blasting aesthetics in the late 1960s. Its music was an attack on all contemporary trends. In his multifaceted compositions for Bigmouth, Chris Lightcap reflects on all these ideas, imbuing them with a piercing sense of clarity. – H.L.

USA Chris Lightcap – bass Tony Malaby – tenor saxophone Chris Cheek – alto saxophone Matt Mitchell – piano Gerald Cleaver – drums

Lightcap's

Bigmouth 16 | jazzmag


MainStage

„Epicenter“ jazzmag | 17


36 th INTERNATIONAL JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

The Bureau of Atomic Tourism „Spinning Jenny“

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MainStage Seitdem der belgische Schlagzeuger Teun Verbruggen 2011 das Sextett The Bureau of Atomic Tourism (kurz: The BOAT) gegründet hat, sind zwei Alben erschienen: Second Law of Thermodynamics und Spinning Jenny. Die eine Hälfte der Besetzung wechselt, so ist in Saalfelden an der Gitarre Hilmar Jensson zu hören (auf den beiden Aufnahmen ist es Marc Ducret), am Bass ist dieses Mal der Norweger Ingebrigt Haker Flaten und an der Trompete der Schwede Magnus Broo zu erleben. Gründungsanlass war das Follow The Sound Festival in Antwerpen, und auch die erste Aufnahme ist live eingespielt. Die Herangehensweise von The BOAT ist dementsprechend liveorientiert. Die Stücke entwickeln eine Eigendynamik, die in der Individualität der einzelnen Musiker fußt und sich fast zufällig zu einer quasi-Einheit aufschaukelt, doch dann zerfällt das Gewebe genauso schnell wieder in seine Einzelteile. Es reiben und kratzen sich die Klänge, seltene stille Momente wirken schon wie ungewollt, als suchten The BOAT nur den richtigen Moment, um vom sicheren Boden aus in die Wogen der Improvisation zu stürzen. „It’s interesting listening for tolerant ears“, lautet die Schlussfolgerung eines Rezensenten zu dem 2014 erschienenen Album Spinning Jenny. Er tut damit dem Sextett sowohl recht als auch unrecht. Die Musiker wissen, was sie tun. Referenzen an Maschinenästhetik des industriellen Zeitalters geben der Musik den Anschein von geordnetem Chaos. Doch genauso entspringen ihr Momente von lyrischer Eleganz, etwa in den Klängen des Fender Rhodes oder in den Bläser-Solos. Es gibt keinen Moment des Stillstandes, es geht immer vorwärts, kein Retardieren, nicht einmal in den ruhigsten Passagen. Die Sehnsucht nach der unaufhörlichen Bewegung scheint sich hier in Musik zu manifestieren.

Since founding the sextet The Bureau of Atomic Tourism (The BOAT), Belgian drummer Teun Verbruggen has released two albums: Second Law of Thermodynamics and Spinning Jenny. At this year’s jazz festival, half of the band’s line-up will be changing. While the albums were recorded with guitarist Marc Ducret, the group’s line-up for Saalfelden will include Icelandic guitarist Hilmar Jensson, Norwegian bassist Ingebrigt Haker Flaten, and Swedish trumpeter Magnus Broo. The ensemble was founded on the occasion of the 2011 Antwerp Sound Festival. The band has retained its live-oriented approach to music-making since recording its first album on the performance circuit. While still grounded in the individual playing style of each band member, musical numbers develop a dynamic of their own, building up to quasi-uniformity and then disintegrating just as fast into their individual parts. In the midst of sounds grating against each other, rare moments of calmness randomly occur—as if The BOAT were looking for the right moment to plunge from a secure base into the waves of improvisation. “It’s interesting listening for tolerant ears,” one reviewer wrote about the band’s 2014 album Spinning Jenny. He is both right and wrong in his assessment. The musicians just know what they are doing. References to the machine aesthetics of the Industrial Age give their music a sheen of order in the chaos. At the same time, moments of poetic elegance emerge through the sounds of the Fender Rhodes or the brass and woodwind solos. The BOAT’s music never stands still. Relentlessly rushing forward, it never falls behind—not even in the calmest of moments. It’s as if the musicians were trying to express their yearning for unstoppable movement through their art. – D.S.

Belgium, Iceland, Sweden, USA Teun Verbruggen – drums Andrew D’Angelo – alto saxophone, bass clarinet Magnus Broo – trumpet Jozef Dumoulin – fender rhodes Hilmar Jensson – guitar Ingebrigt Håker Flaten – bass

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36 th INTERNATIONAL JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

Das Motto dieses Konzertes scheint klar: eine Anspielung auf John Coltrane („Ascension“) und Albert Ayler („Holy Ghost“). Doch Rob Mazureks Projekt begnügt sich nicht mit stilistischen Referenzpunkten aus der Geschichte des freien Jazz und ihren spirituell-hymnischen Erscheinungsformen. Es geht ihm um die Gestaltung einer Musik des Übergangs. Zwischen Leben und Tod, zwischen den Sphären. Komponiert nach dem Tod seiner Mutter, zeichnet der Kornettist und Elektroniker in seinen Kompositionen den Weg zwischen Trauer und einer Feier des Lebens auf völlig klischeefreie Weise nach. Zusammen mit dem brasilianischen Ensemble Black Cube fächert er ein weites Gefühlsspektrum auf, das die Idee der Wandlung auch musikalisch als eine „schamanistische Reise“ zelebriert - nicht in der Manier westlicher Trauermusik, sondern als leidenschaftliches, dynamisches Ritual der Entgrenzung und Überschreitung. Es sind andere Formen. Formen, die deshalb nicht weniger Gültigkeit oder existentielle Emotionalität in der Konfrontation mit dem Tod besitzen. Zusammen mit dem brasilianischen Projekt Black Cube SP gelingt es Rob Mazurek, den Moment des Abschieds in eine

so vitale wie kathartische Form überzuführen: Die Rhythmen brasilianischer Musik - der traditionellen wie auch der Tropicalia - verbinden jene Elemente miteinander, die an scheinbar entfernten Polen der Musik liegen: Klang-Elemente der psychedelischen Rockmusik, die Hymnik eines Albert Ayler und die Beschwörungsintensität eines John Coltrane. Man könnte die Musik als eine Reise ins Offene betrachten - im Sinne einer Unvorhersehbarkeit. Damit aber würde man einen wesentlichen Aspekt beiseite lassen: Rob Mazureks intelligente Neu-Organisation des Ensemble-Klangs. Er lässt zwar Raum für Improvisationen, aber die Entfaltung der Musik, ihre Gesamtgestalt ist durchkomponiert. Bei aller Vitalität der Rhythmen erscheint die individuelle Expressivität zurückgenommen: zugunsten eines sich ständig neu definierenden Beziehungsgeflechts zwischen den einzelnen Musikern. Polyphon, in jeder Hinsicht.

„Return the Tides: Ascension Suite and Holy Ghost“ Even though Rob Mazurek and Black Cube SP seem to have a clear goal for their Saalfelden performance—to create musical allusions to John Coltrane’s album Ascension and Albert Ayler’s Holy Ghost—they will not content themselves with making mere stylistic references to the history of Free Jazz and its spiritual and hymn-like manifestations. Instead, they aim to give an acoustic expression to the transition between life and death and the spheres. Composed after the death of his mother, the work of the cornetist and electronic musician oscillates between grief and a celebration of life without resorting to clichés. Together with the Brazilian ensemble Black Cube, Mazurek generates a broad emotional spectrum that celebrates transformation as a “shamanistic voyage”—a passionate, dynamic ritual of delimitation and transgression in stark contrast to Western funeral music. Even though these musical forms are different, they are no less valid or emotional on an existential level when confronting death. Mazurek and Black Cube SP succeed at infusing the moment of farewell with vibrant, cathartic content. The rhythms of Brazilian music—both traditional ones

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and those created by Tropicália—connect seemingly contrary elements culled from psychedelic rock, Albert Ayler’s hymns, and John Coltrane’s conjuring sounds. The ensemble’s music could be seen a voyage to open, unpredictable spaces. By merely using this one image, however, we would leave out an essential element of Mazurek’s work: his intelligent reorganization of the ensemble sound. Even though he leaves room for improvisations, his music’s development and overall character is through-composed. In spite of the forceful rhythms, individual expression seemingly takes a backseat to a constantly evolving web of relations between musicians. This music is polyphonic in every sense of the word. – H.L.


MainStage

USA, Brazil Rob Mazurek – compositions, cornet, electronics Mauricio Takara – cavaquinho, percussion, electronics Guilherme Granado – keyboards, synth, sampler, voice Thomas Rohrer – rabeca, soprano saxophone Rogerio Martins – percussion, voice Rodrigo Brandão – voice

and

Rob Mazurek

Black Cube SP jazzmag | 21


36 th INTERNATIONAL JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

Atomic „Lucidity“

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MainStage Lange genug assoziierte man Jazz aus Norwegen mit dem unsäglichen Fjord-Klischee: kirchenhallgestützte Musik, die eine räumliche Weite suggerieren soll und dem Hörer dafür den künstlichen Studio-Hall als Zeichen des Authentischen verkauft. Mithin Musik also, die die direkte Konfrontation scheut und statt dessen so etwas wie das „Erhabene“ als Unangreifbarkeit für sich reklamiert - und mit dieser Manier direkt ins Esoterische mündet. Zu den wichtigsten Formationen, die diese marketinggesteuerte Vorstellung über die Jahre hinweg produktiv desavouiert haben, zählt das im Jahr 2000 gegründete Ensemble Atomic. In seinem Bemühen um kreative Eigenständigkeit, um eine Rettung des Widerständigen verbindet die Band die US-amerikanische Free Jazz-Tradition mit Elementen aus der europäischen Avantgarde: eine ideale Verbindung. Denn Atomic gehen nicht den Weg jener European Free Music, die sich selbst als Alternative zur US-geprägten Spielweise der freien Improvisation betrachtete. Eine Strömung, die sich eher auf die vielfältigen Traditionsstränge der eigenen Herkunftswelt bezog - und die trotz ihres radikalen Freiheitsanspruches einem nicht-expliziten Regelwerk der „unberührbaren“ Formeln zu folgen schien. Bei Atomic dagegen herrscht kein Ausschließungsprinzip: Hier geht man den umgekehrten Weg. Das Quintett definiert seine Musik nicht über das, was tabu ist, sondern über die neuen Wege, Formen und Formeln zu dekonstruieren, die „atomisierten“ Teile in eine neue Beziehung zueinander zu setzen. Aus einer Vielzahl von Stil-Elementen, die mal miteinander kombiniert, mal gegeneinander ausgespielt werden, gestaltet die Band einen unverwechselbaren Ensemble-Klang, in dem die Gegensätze erst herausgestellt, dann aufgehoben sind - und sich die freigesetzten Partikel schließlich wieder zu einem geschlossenen Ganzen zusammenschließen. Aus diesem Prozess, in dem Emphase und Intellektualität unentwirrbar verbunden sind, erwächst eine inhärent konfrontative Musik, deren kreative Kraft sich erfolgreich gegen jedes Klischee wendet.

For a long time, Norwegian jazz has been associated with clichés of music reverberating in church halls and spreading over fjords. Through studio-generated echoes, this music is supposed to evoke authentic images of vast landscapes. At times, it shies away from direct confrontations—instead putting on an air of lofty untouchability and thus directly veering off towards the esoteric. Founded in 2000, the Atomic ensemble is one of the most important bands to have kept a productive distance from these marketing-driven concepts. In an effort to reach creative independence and safeguard resistance, the band masterfully interweaves American Free Jazz traditions with European avant-garde elements. Atomic, however, does not tread the paths of European Free Music that saw itself as an alternative to American-style free improvisations. This type of music-making referred to its multifaceted traditions, seemingly following the non-explicit rules of “untouchable” forms in spite of its radical clamoring for freedom. Never excluding anything, Atomic approaches music-making from the other end. Rather than defining its music through taboos, the band seeks out new ways of deconstructing forms and formulas, and of creating new relations between “atomized” parts. The quintet creates its inimitable sound from a wide variety of sources combined with each other and played off against each other. It creates contrasts only to dissolve them again. All the particles released in the process are reassembled into a coherent unit. The result of this intricate link between emphasis and intellectuality is an inherently confrontational music whose creative strength successfully defies any cliché. – H.L.

Norway, Sweden Fredrik Ljungkvist – reeds Magnus Broo – trumpet Håvard Wiik – piano Ingebrigt Håker Flaten – bass Hans Hulbækmo – drums

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Angelica Sanchez Quintet

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MainStage

„Wires & Moss“ USA, France Angelica Sanchez – piano Marc Ducret – guitar Ellery Eskelin – tenor saxophone Drew Gress – double bass Tom Rainey – drums

„Life Between“ nannte Angelica Sanchez eines ihrer Alben. Damit positionierte sich die New Yorker Pianistin auf einem Gebiet des Übergangs: Nicht nur, dass in ihrem Spiel mögliche musikalische Herkunftslinien nur mehr in abstrahierter Form auftauchen. Vielmehr entwickelte sie mit ihrem konstruktivistisch-kühlen Ansatz einen völlig eigenen Stil. Innerhalb weniger Jahre schuf sie ein Œuvre, das so vielgestaltig wie ausgeprägt individualistisch ist. Sanchez bewegt sich souverän zwischen den Extrempolen spielerischer Dynamik, zwischen vertrackten Kompositionspassagen und frei fließender Improvisation. Doch ganz gleich, welchem Extrem sie sich auch annähert, stets vermittelt sie dabei auch eine Ahnung der je „anderen Seite“ - so als betrachte sie ihr Spiel beständig auch von einem Gegenpol aus. Wenn sie etwa ein Thema in die freie Assoziation überführt, dann nur um auf Umwegen wieder an den Anfang zurückzukehren. Doch es ist nicht mehr derselbe Anfang. Was vielleicht als Variation des Themas erscheinen mag, ist eher eine Erinnerung an den Ausgangspunkt. Eine Erinnerung an die Möglichkeiten, die in diesem Ausgang verborgen lagen. Und nicht zuletzt zeigt Sanchez die Wege auf, wie sich ein festes formales Gerüst weiten kann, sich öffnet für eine Exkursion in die Freiheit des assoziativen Spiels und die Rückführung in veränderte Strukturen. Bei aller Freiheit, die sie den Musikern ihres Quintetts lässt, bewahren die Stücke eine klare Kontur, erscheint jedes Solo als fester Bestandteil der Komposition - und nicht als Füller einer Leerstelle, die zur individuellen Selbstdarstellung gedacht und genutzt wird. Angelica Sanchez, die große Stilistin der aktuellen Improvisationsszene, beeindruckt mit einer ausgeprägten Nuanciertheit des Anschlags, mit einem ausgeprägten Gespür für die feinen Schattierungen des Klangs. Es ist Musik, in der die Übergänge zwischen Improvisation und Komposition nicht mehr erkennbar sind. Musik, in denen Emphase und Expressivität nie die Grundstruktur, die ausgefeilte Form dominieren und damit das Moment der Intellektualität zum Verschwinden bringen. Sanchez‘ Ästhetik inszeniert eine perfekte Balance aus uneingeschränkter Imagination und der Konstruktion von Formen, deren Festigkeit immer wieder in Frage gestellt wird.

Life Between, the title of one of Angelica Sanchez’ albums, gives musical expression to the idea of transition. The New York pianist not only highlights her origins in an abstract form in this album—she also defines her own style of music-making through a cool, constructivist approach. Within just a few years, Sanchez has developed an oeuvre that is both multivariegated and markedly individualistic. Sanchez skillfully navigates between the poles of dynamic playfulness, intricate compositions, and free-flowing improvisation. But regardless of which extreme she steers towards, she always conveys a notion of the “other side,” as if she were watching her performance from one of the other poles. When she veers off towards free association, she only does this to return to the beginning. It is, however, not the same beginning as when she started out. What may be a variation on a theme is more of a memory of the point of departure—or better yet, a memory of the possibilities hidden behind this point of departure. Sanchez also demonstrates how a firm formal structure can open up to free associative play and to a return to changed structures. Even though she gives ample room to her musicians to express themselves, the musical numbers retain clear contours. Rather than filling a gap, every solo seems to be a part of the composition. Known for her style-consciousness in contemporary improvisation, Angelica Sanchez impresses listeners with the nuance of her touch and her keen sense of acoustic shades. In her music, she blurs transitions between improvisation and composition. Emphasis and expression do not provide the basic structure nor do they dominate finely chiseled forms, thus reducing the momentum of intellectuality. Instead, Sanchez strikes a perfect balance between limitless imagination and constructed forms, whose firmness is repeatedly called into question. – H.L.

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Zwischen Philadelphia und Pittsburgh liegt eine Unzahl von Städten und Ortschaften. Diejenigen, die Namensgeber für Moppa Elliotts Stücke sind, haben keinesfalls mehr als fünftausend Einwohner. Mauch Chunk ist eine von ihnen und auch der Titel des jüngsten Albums, auf dem sich die für ihre musikalische Diversität bekannte Band die Ehre gibt. Von Swing bis Free Jazz, Avantgarde und Augenzwinkern wird hier kaum etwas ausgelassen. Man würde Moppa Elliott durchaus noch zur Kategorie „junger Musiker“ zählen, ist er doch noch bei weitem keine vierzig. Er hat eine eigenes Label, Hot Cup Records, spielt in mehreren Formationen und gründete vor nunmehr fast zwölf Jahren gemeinsam mit dem Trompeter Peter Evans, den er Ende der Neunziger Jahre am Oberlin Conservatory of Music kennengelernt hatte, eine der aufsehenerregenden jungen Jazzbands: Mostly Other People Do the Killing. Der Name leitet sich von einem Zitat des Physikers Lew Termen ab, der vor gut hundert Jahren mit dem Theremin das erste Instrument entwickelte, das elektronische Töne erzeugt. Er soll gesagt haben, Stalin sei gar nicht so schlimm gewesen, schließlich hätten meistens die anderen Leute das Töten übernommen. Der Saxophonist John Irabagon, 2008 Gewinner des Thelonious-Monk-Wettbewerbs, stieß schließlich in New York zur Band, Schlagzeuger Kevin Shea sprang in letzter Minute in dem ersten Konzert von MOPDtK ein und blieb seitdem ein Teil des Quartetts. Mit den musikalischen Meilensteinen der Jazzgeschichte verfahren die vier Herren, nunmehr mit dem Pianisten Ron Stabinsky als neuem Bandmitglied, so konsequent wie unkonventionell. Sie komponieren, dekonstruieren, spielen nach, improvisieren und das alles mit instrumentalistischer Virtuosität und einer großen Portion Humor.

Numerous small towns dot the highway from Philadelphia to Pittsburgh. Those that have lent their names to Moppa Elliott’s compositions number no more than 5,000 inhabitants. One of them is Mauch Chunk. Its unusual name was used as a title for the band’s most recent album. This musically diverse band plays the gamut from swing to Free Jazz and tongue-in-cheek avant-garde. Still in his thirties, artist Moppa Elliott belongs to the category of “young musicians,” but has already established his own label, Hot Cup Records. He also plays in different bands, and together with Oberlin Conservatory classmate, trumpeter Peter Evans, founded one of the most promising young jazz bands almost twelve years ago. Mostly Other People Do the Killing derives its name from a quote by physicist Lew Termen, who invented the theremin— the world’s first electronic instrument—over one hundred years ago. He supposedly said that Stalin was not so bad because mostly other people did the killing for him. John Irabagon, 2008 winner of the Thelonius Monk Competition, joined the band when Elliott and Evans moved to New York. Percussionist Kevin Shea, a last-minute replacement in MOPDtK’s first concert, has not left the band ever since. Pianist Ron Stabinsky is the band’s most recent addition. As a team, the quartet gives musical milestones of jazz history a consistently irreverent treatment. Equipped with virtuoso skills and a good sense of humor, they compose, improvise, and cover tunes from other musicians. – D.S.

„Mauch Chunk – Introducing Ron Stabinsky“ 26 | jazzmag


MainStage

USA Moppa Elliott – bass Jon Irabagon – saxophone Ron Stabinsky – piano Kevin Shea – drums

Mostly Other People Do The Killing jazzmag | 27


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Steve Coleman and the

Council of Balance

Ob nun rescher Hard Bop, afrikanischer Diasporajazz oder brachialer Hiphopjazz - wenn Saxofonist Steve Coleman spielte, ging es immer schon um mehr als um bloße Unterhaltung. Der Hörer soll „mit den natürlichen Rhythmen des Universums versöhnt werden“. Coleman ist einer der wichtigsten Sucher im modernen Jazz, einer der stets für Überraschungen gut ist. Die Krallen hat er sich als junger Mann in sehr illustren Formationen geschärft. So spielte er für Thad Jones und Mel Lewis, für Dizzy Gillespie und Stanley Cowell, aber auch für Gesangsstilistinnen wie Abbey Lincoln und Cassandra Wilson. Parallel dazu entwickelte er vertrackte Musiktheorien, die einerseits an traditionelles, afrikanisches Geheimwissen andocken, andererseits überraschte er mit kühnen Entwürfen entlang erratischer Energiekonzepte und „heiliger“, geometrischer Formen. Es wurde bald klar, dass Coleman einer der wichtigen Sucher des zeitgenössischen Jazz ist. Sein aktuelles Projekt „Synovial Joints“ ist das vielleicht ambitiöseste künstlerische Unternehmen, auf das sich der 58-jährige, aus Chicago gebürtige Bandleader bislang eingelassen hat. Mit einem 21-köpfigen Kollektiv namens Council of Balance (den Namen verwendete Coleman schon für ein früheres titanisches Werk, für das 1998 erschienene „Genesis & The Opening of the Way“), reizt er die Möglichkeiten bauschiger Augenblickskomposition unter Berücksichtigung oben genannter Prinzipien aus. Das Ergebnis klingt erstaunlich verhuscht, beinah wie halbvergessene Melodien aus den Vierzigerjahren. Die vielschichtigen Klänge erklärend, spricht er von „Camouflage Orchestrations“, die von Sounds inspiriert sind, die er im Regenwald des Amazonas aufgenommen hat. Manche der Ideen, die er verfolgt sind hunderte Jahre alt, andere sind spontane Einfälle. Coleman sieht sich jedenfalls in einem musikalischen Kontinuum mit so unterschiedlichen Geistern wie Johann Sebastian Bach, Béla Bartók und John Coltrane. Trotz der Vertracktheit seiner Gedanken entfaltet seine Musik große Sinnlichkeit. Das bringt ihm auch Anerkennung von Institutionen weit ab vom Jazz-Zirkus. So wurden ihm im Vorjahr die Guggenheim Fellowship und der Doris Duke Performing Artist Award verliehen. Ohne Zweifel, dieser Mann ist am Gipfel seiner Kunst.

Whether it is driving hard bop, African diaspora jazz, or bonebreaking hip-hop jazz—when Steve Coleman blows his horn, he wants to do more than just entertain. His ultimate goal is to “reconcile listeners with the natural rhythms of the universe.” One of the most important pathfinders in modern jazz, Coleman honed his craft in illustrious formations such as Thad Jones’, Mel Lewis’, Dizzy Gillespie’s, and Stan Cowell’s bands. He also accompanied singers Abbey Lincoln and Cassandra Wilson. At the same time, he developed intricate musical theories based on traditional African knowledge, erratic concepts of energy, and “sacred” geometric forms. As a result, the 58-year-old, Chicago-born bandleader has emerged as one of the most important trail-blazers in contemporary jazz, constantly staging surprises during his performances. Titled Synovial Joints, his most recent project probably is his most ambitious one. With his 21-member collective Council of Balance—a band name he used for his titan work Genesis & the Opening of the Way as early as 1998—Coleman explores the possibilities of voluptuous spontaneous compositions based on the principles described above. What emerges is an astonishingly tender sound akin to half-forgotten melodies from the 1940s. He describes his multi-layered creations as camouflage orchestrations inspired by sounds he recorded in the Amazonian rainforest. Sometimes he picks up ideas developed hundreds of years ago; at other times he is totally spontaneous. Coleman sees himself in a musical continuum ranging from Johann Sebastian Bach to Béla Bartók, and John Coltrane. In spite of its complexity, his music comes across as very sensual. As a result, he is recognized by institutions outside of the jazz world: last year, for example, Coleman received a Guggenheim Fellowship and the Doris Duke Performing Artist Award. This artist has undoubtedly reached the zenith of his career.

„Synovial Joints“ 28 | jazzmag

– S.K.


USA Steve Coleman – alto saxophone Jonathan Finlayson – trumpet Maria Grand – tenor saxophone David Bryant – piano Sean Rickman – drums Rane Moore – clarinet/bass clarinet Barry Crawford – flute/piccolo Jeffrey Missal – trumpet/piccolo trumpet Mike Lormand – trombone Kristin Lee – violin Elizabeth Weisser – viola Jay Campbell – cello Greg Chudzik – bass Alex Lipowski – percussion

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JÜ Kjetil Møster with

Hungary, Norway Adam Meszaros – guitars Erno Hock – electric bass Andras Halmos – drums Kjetil Møster – saxophones, clarinet

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MainStage Es hat eine lange Tradition, das hässliche Geräusch als Gestus der Rebellion zu deuten. Wohlklang, das ist für viele eine bürgerliche Scheußlichkeit, die es zu fliehen gilt. Hinab in die Moshpits, in die Schlammgruben, umhüllt von furchterregendem Lärm. Dort wird man aufeinander springend, einander umtanzend zum Archetypus Mensch. In einer symbolischen Ent-Individuation im Schutze gewaltigen Lärms wird so deprimierender Alltag transzendiert, ja zuweilen sogar schamanistische Ekstase erzeugt. Das passiert auf Massenfestivals der Metalheads genauso wie auf fortschrittlichen Jazzfestivals, die es längst satt sind, sich an Traditionslinien zu orientieren, die jahrzehntelang gegolten haben. Jazz steht heute viel mehr für einen Modus der prinzipiellen Offenheit gegenüber dem Fremden, dem Ungehörten, als für ein fix umrissenes Genre. Im Idealfall wird so aus Störgeräuschen Musik, aus Wohlklang wüster Lärm. Vielleicht ist ja das Tosen der Meeresbrandung der Ursprung der Musik? Oder das Lärmen der Welt, noch bevor es in Stimmen und Töne, in Signale und Worte, in Schüsse und Schreie zerfällt? Weißes Rauschen, Urgeräusch versus notierte Klanggestaltung subtiler Art. Das Geräusch ist aber auch Stoff der Tonkunst, wie sie das Budapester Noise-Trio JÜ gemeinsam mit dem norwegischen Saxofon-Provokateur und Bassklarinettisten Kjetil Traavik Moster ersonnen hat. Gerade in so einem geräuschvollen Zusammenhang faszinieren die wenigen elegischen Momente, wie sie etwa in „Morze (for Agoston Bèla)“ entwickelt wurden, besonders intensiv. An anderer Stelle kollidieren antagonistische Soundwelten in einem Strudel, der zuweilen an den Osloer „Esoteric Circle“ erinnert, der sich einst unter dem Amerikaner George Russell formierte. Als junge Wilde gehörten ihm damals Terje Rypdal und Jan Garbarek an. JÜ & Kjetil Moster zeigen ähnliche Qualitäten. Mit gut entwickeltem Hang zum Düsteren fusionieren diese vier Musiker Avant-Jazz mit dem Gestus des Doom-Metal. Selbstverständlich unter besonderer Rücksichtnahme auf die Belange von Wut und Agonie.

To some audiences, harmonious sounds are a bourgeois atrocity. For a long time, they have staged their rebellion by listening to ugly noises. They have descended into the moshpits, where they are surrounded by hair-raising sounds. There they jump and dance themselves to frenzy until they have become mere human archetypes. In this act of symbolic deindividuization, they are sheltered by a huge cacophony. These listeners thereby transcend their depressing everyday routine and at times even reach a state of shamanistic ecstasy. This happens at mass festivals of metalheads just as much as at progressive jazz festivals, where listeners are tired of following the same decade-old routines. Rather than denoting a rigidly defined genre, contemporary jazz signifies a mode of basic openness towards strange sounds that have never been heard before. Ideally, these acoustic interferences turn into music, with harmonious melodies flowing from chaos. Didn’t music originate from the sound of ocean waves breaking on the shore, after all? Or can it be traced back to the noise the world made long before it broke apart into voices and sounds, signals and words, shots and screams—white, original noises clashing with a subtle, premeditated soundscape? Noises are an integral part of music, as the Budapest trio JÜ demonstrates in its collaboration with the Norwegian saxophone provocateur and bass clarinetist Kjetil Traavik Moster. It is exactly in this noisy environment that rare elegiac moments such as “Morze (for Ágoston Béla)” surprise listeners with their intensity. In other moments, antagonistic sounds are sucked up into a vortex akin to the one created by the Oslo band Esoteric Circle, which was founded by American artist George Russell and once included the “savages” Terje Rypdal and Jan Garbarek. JÜ & Kjetil Moster bring similar qualities to light. With their well-developed penchant for somber sounds, these four musicians fuse avant-garde jazz with doom-metal gestures. Naturally, this venture is a furious and agonizing one. – S.K.

„JÜ meets Møster“ jazzmag | 31


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Mit Sun Ra ist es ein wenig wie mit dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz. Dieser universale Geist der frühen Aufklärung hat so viele Schriften hinterlassen, dass noch einige Generationen mit ihrer Aufarbeitung beschäftigt sein werden. Ähnliches vollzieht sich mit den vielen ungehörten und unerhörten Klangzeugnissen dieses außergewöhnlichen Pianisten und Komponisten, der 1914 geboren wurde und 1993 die Erde verließ. Wohl Richtung Saturn, seinem Lieblingsplaneten. Sein Nachlass besteht aus mindestens 350 Alben und 200 Privataufnahmen, aber auch aus umfassenden musiktheoretischen und philosophischen Kompendien, inklusive dem 500 Seiten dicken „Book Of Information“, das ihm angeblich von den „Administrators of the galaxy empire“ einst in Istanbul eingeflüstert wurde. Es soll die Geschichte des Universums bis zum 30. Jahrhundert erzählen. Sun Ras Weltraumlyrik, die zuweilen wie Gebete gechantet werden, deutete an, dass er nicht vom Planeten Erde stammte. „Some call me Sun, some call me Ra, you may call me Sun Ra“ murmelte er manchmal am Anfang seiner Konzerte. Mit bürgerlichem Namen hieß er schlicht Herman Blount. Seine interplanetare Mission nahm er mit seinem 1952 gegründeten Arkestra (ein Mischwort aus Arche und Orchester) auf. Die Titel sagten alles: „Interstellar Low Ways“, „We Travel Spaceways“ und „Cosmic Tones For Mental Therapy“ hießen Werke von ihm. Jede neue Generation weltoffener Hörer entdeckt ihn aufs Neue. Sein alter Weggefährte, der 91-jährige Saxofonist und SteinerSpace-Effektflötist Marshall Allen, lenkt Sun Ras Arche unbeirrt weiter. Dessen ungeachtet häufen sich auch die Hommagen an den legendären Meister. Saxofonist und Sänger Thomas de Pourquery beweist mit seinem formidablen Opus „Play Sun Ra“, dass auch Frankreich Teil des Alls ist. Seine eigens für dieses ehrgeizige Unternehmen zusammengestellte Formation Supersonic besteht aus Musikern, die sonst in so jazzfernen Genres wie Rock, Electro und Drum´n´Bass tätig sind. Allein diese Finte garantiert, dass der Blick auf das epische, teils überraschend melodische Werk („Enlightenment“!) ein überaus frischer ist. Hirnschmalz, Feinsinn und kosmische Intervention kommen hier ideal zusammen.

There are some similarities between jazz artist Sun Ra and German philosopher Gottfried Wilhelm Leibniz. The universally educated thinker of early Enlightenment left behind so many works that several generations after ours will be busy sifting through them. The same is the case with extraordinary pianist and composer Sun Ra, who was born in 1914 and left this earth in 1993— probably for his favorite planet, Saturn. His bold oeuvre of 350 albums and 200 private recordings includes works that have never been performed. Sun Ra also wrote comprehensive compendiums on music theory and philosophy, including the 500-page Book of Information, which the “administrators of the galaxy empire” supposedly whispered into his ear in Istanbul. This work unravels the history of the universe until the 30th century. At times chanted in prayer-like fashion, Sun Ra’s cosmic poetry points to the extraterrestrial origins of its creator. “Some call me Sun, some call me Ra, you may call me Sun Ra,” the artist sometimes whispered at the beginning of his concerts. Born Herman Blount, Sun Ra started his interplanetary mission with his Arkestra—a blend of the words ark and orchestra—in 1952. The titles of the albums— Interstellar Low Ways, We Travel Spaceways, and Cosmic Tones For Mental Therapy—are evidence of this mission. Each new generation of curious listeners discovers Sun Ra for itself. His erstwhile fellow traveler, 91-year-old saxophonist and Steiner-space-effect flutist Marshall Allen, charts Sun Ra’s ark onwards unperturbed. An increasing number of performers not associated with the Arkestra also pay homage to the legendary master. In his impressive opus Play Sun Ra, saxophonist and singer Thomas de Pourquery proves that France is also part of the legend’s universe. Assembled with the express purpose of performing Sun Ra’s work, Pourquery’s band Supersonic includes musicians who usually prefer rock, electro, and drum ‘n bass to jazz. This maneuver has allowed Pourquery and his team to shed a refreshing light on Sun Ra’s epic, sometimes surprisingly melodic composition Enlightenment. Listeners experience a perfect confluence of keen intelligence, subtlety, and cosmic intervention.

Thomas de

Pourquery

‚Supersonic’ 32 | jazzmag

– S.K.


MainStage

„Play Sun Ra“

France Thomas de Pourquery – alto & soprano saxophones, vocals Laurent Bardainne – tenor & baritone saxophones Fabrice Martinez – trumpet Arnaud Roulin – keyboards & piano Fred Galiay – bass Edward Perraud – drums

jazzmag | 33


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Ken Thomson

and Slow / Fast 34 | jazzmag


MainStage

„Settle“ Ken Thomson ist ein Freund der großen Form, denn auf dem Album Settle gibt es kaum eine Nummer von unter neun Minuten Dauer. Das mag für Jazzalben durchaus nichts Besonderes sein, aber hier ist es doch so, dass die Komposition im Vordergrund steht, und nicht das Improvisieren verschiedener Solisten über ein Thema. Der formale Zusammenhang ist Thomson und seinem Quintett also wichtiger als die solistische Profilierung einzelner Musiker, dennoch kommt ein jeder mit seinen Qualitäten bestens zur Geltung. Der Gitarrist mit Punkband-Vergangenheit, Nir Felder, wird bereits als „Phänomen“ gehandelt und ist mit seinen zweiunddreißig Jahren der Jüngste im Kollektiv. Trompeter Russ Johnson und Saxophonist Ken Thomson verstehen sich musikalisch blendend, und die Klangintensität ihres Zusammenspiels hat orchestralen Charakter, lässt mitunter sogar völlig vergessen, dass hier nur zwei Instrumentalisten am Werk sind. Sie sind die Gestalter von Fast/Slow, die der Musik Witz und Charakter geben. Ken Thomson schöpft musikalisch aus verschiedenen Töpfen, seine Musik behält jedoch stets einen kohärenten Klang, angereichert mit Elementen aus Rock, Unisono-Bläserpassagen in (beinahe) Mariachi-Manier, sich wiederholenden Patterns oder anderen kompositorischen Strukturen, die generell unter dem Emblem „zeitgenössische Musik“ zusammengefasst werden. Die auffallend ruhigen, fast introvertierten Gitarrensoloparts auf dem Album Settle (2014 auf NCM East Records erschienen) stellen einen wunderbaren Kontrast zur kompositorischen Komplexität der Stücke und der allgemein eher bläserlastigen Performance dar, sodass sich ein äußerst vielseitiges Gesamtes ergibt, das jede Menge Überraschungen bereithält. So ist der Name Fast/Slow nicht zufällig gewählt, ist doch die Band für Thomson eine Weiterentwicklung seiner Aktivität in der Punk/Rock/Jazz-Band Gutbucket, deren Musik, so Thomson in einem Interview, mehr „fast“ als „slow“ sei. Fast/Slow besteht seit fünf Jahren in unveränderter Besetzung und hat mit Settle ihr bislang zweites Album veröffentlicht.

When listening to Slow/Fast’s album Settle, listeners quickly learn that bandleader Ken Thomson likes big forms—hardly any number comes in under nine minutes. Even though this may not be that uncommon on jazz albums, the compositional rather than improvisational focus of Settle makes it a unique work. Instead of soloing in the limelight, Thomson and his quintet concentrate on creating formal cohesion while still allowing their high-caliber musical skills to shine through. Nir Felder, a 32-year old former punk rocker and the youngest member of the band, is considered an “insider’s tip” in the jazz world. The fact that trumpeter Russ Johnson and saxophonist Ken Thomson are on the same wavelength becomes apparent in the intense volume and the orchestra-like sound of their joint music-making. At times, Johnson and Thomson make listeners forget that it is just the two of them in the woodwind and brass sections. They give shape to Slow/Fast’s drive, imbuing the music with humor and character. While drawing from various sources of inspiration, Ken Thomson still succeeds at creating a coherent sound from rock music, woodwind and brass passages played in unison in the manner of mariachi bands, repeating patterns, and other compositional structures from what is commonly referred to as “contemporary music.” The album’s strikingly calm, almost introverted guitar solos contrast wonderfully with complex compositions and the band’s woodwind and brass focus, thereby creating multifaceted musical pieces that are full of surprises. It was not by accident that Ken Thomson chose Slow/Fast as a band name. In an interview, he said that he considered the ensemble a continuation of his work with the punk/rock/jazz formation Gutbucket, whose music veered towards the fast rather than the slow side. In existence for five years, Slow/Fast has had the same musical line-up. Released in 2014 by NCM East Records, Settle is their second album. – D.S.

USA Ken Thomson – bass clarinet, alto saxophone Russ Johnson – trumpet Nir Felder – guitar Adam Armstrong – bass Fred Kennedy – drums

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Er ist so etwas wie der Antipode all jener Jazzpianisten, die sich von der eigenen Gefühligkeit zu endlosem Kreisen um sich selbst getrieben sehen: Denn Matthew Shipps phantasievolles Spiel und seine intelligenten Formideen sind von einer bestechenden Klarheit und einem radikalen Gestaltungswillen gezeichnet. Der Titel seines Albums „I‘ve Been to Many Places“ mag zunächst eine Rückschau nahelegen. Und tatsächlich greift der Pianist hier Stücke auf, die er früher in einem anderen Kontext, mit verschiedenen Ensembles gespielt hat. Eine Einübung in Selbstreflexion könnte es sein. Eine Bewusstwerdung der eigenen Entwicklung, die Shipp in den letzten Jahren vollzogen hat. Doch es ist eine Selbstpositionierung in der Gegenwart, auf die der Pianist seinen Blick richtet. Damit wirft er eine entscheidende Frage aufs Neue auf - nicht nur für sich: Wie lassen sich Improvisation und Komposition auf so innovative Weise miteinander verbinden, dass dieser Antagonismus als ein nur mehr scheinbarer entlarvt wird? Matthew Shipp nutzt dafür zunächst ein weites Feld an Referenzen: Aus dem Jazz wie aus der europäischen Klassik, die zuweilen zitathaft, dann wieder in verwandelter und kaum mehr erkennbarer Gestalt in den Fluss seiner Improvisationen integriert werden. Was er allerdings vermeidet, ist das Zitat um seiner selbst oder des einfachen Effekts willen. Seine Verknüpfung von komplex strukturierten Themen mit motivisch offenen Improvisationen, in denen der Geist des assoziativen freien Spiels ständig an einer intellektuellen Formgestaltung reflektiert wird, ist einzigartig. Shipps Formenspiel mit Idiomen vergangener und gegenwärtiger Musik in teils abstrahierter, teils expliziter Form erzählt von einer Praxis der steten Verwandlung, Modifizierung, Amalgamierung und Re-Kombination von Motiven - eigenen wie fremden. Mit seiner unbestrittenen technischen Brillanz zeichnet er auf diese Weise das Bild einer gegenwärtigen Musik, die allein der beständigen Reflexion und einer unbeirrbaren Innovationsbestrebung verpflichtet ist.

Matthew Shipp is somewhat an antithesis to other jazz pianists who—driven by their own emotions—endlessly revolve around themselves: his imaginative play and intelligent conceptual ideas are crystal clear and radical. The title of his most recent album, I’ve Been To Many Places, may suggest that he is staging a retrospective. And indeed, the pianist does revive tunes that he performed with other formations in different contexts. Although he may be reflecting on his development over the last few years in this work, the pianist is firmly rooted in the present. In the process, he raises an important question about newness that does not only concern him: how can improvisation and composition be combined in such an innovative way that this apparent antagonism is unmasked as a fake? For this purpose, Shipp teases out a broad field of references from jazz to European classical music. At times, he incorporates both elements in his improvisational flow as quotes, or in a changed or hardly recognizable form. What he avoids, however, are quotes for their own sake or for mere effect. By linking intricately structured themes with open-ended improvisational motifs, he creates a unique form of free association, which in turn reflects formal intellectual concepts. Shipp’s abstract and explicit toying with different idioms of past and present styles attests to a practice of constant change, modification, amalgamation, and recombination of his own and other people’s motifs. Equipped with an incontestable technical brilliance, he paints a picture of contemporary music steeped in consistent reflection and an imperturbable zest for innovation. – H.L.

USA Matthew Shipp – piano

„I‘ve Been to Many Places“ 36 | jazzmag


MainStage

Matthew Shipp Solo

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Fire! Orchestra

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MainStage Zunächst von Mats Gustafsson, Johan Berthling und Andreas Werliin als Trio konzipiert, wuchs sich das Projekt zu veritabler Orchestergröße aus. Es war zunächst eine Musik, die sich an den Rändern entlang bewegte, die von der Zone des Übergangs her das Zentrum der angrenzenden Genres und deren Stilpräferenzen in Frage stellte. Hier wurden die Delirien des Free Jazz in ein Koordinatensystem mit dem eruptiven Klang der avancierten Rockmusik positioniert. Eine gewisse Grundhaltung des Trios hat sich auch im Fire! Orchestra bewahrt: Einen Raum vielfältiger Austauschmöglichkeiten zu schaffen und dabei eine erfrischende Respektlosigkeit gegenüber jeglicher Kategorisierungsroutine an den Tag zu legen. Dieses Projekt funktioniert zwar in Teilen wie ein großes, frei improvisierendes Ensemble. Aber im Vordergrund steht eher die ständige Überschreitung von Genre-Grenzen. Das heißt, es ist Musik, die eine ständige Bewegung (das Kreisen um sich selbst nicht ausgenommen) der Stasis einer festen Form und deren Erfüllung vorzieht. Insofern ist das Ausgreifen auf andere Terrains geradezu zwingend, ebenso wie ihre Relevanz sogleich wieder in Frage zu stellen. Anklänge an den Post-Rock finden sich hier, Andeutungen an durchgestaltete Songs, klar arrangierte und ausgefeilte Riffs. Doch alles, was aus der Formelsammlung des Gegenwärtigen diesseits und jenseits des Jazz stammt, wird hier vom Orchestra nur aufgegriffen, um es sogleich in subversiver Absicht zu unterlaufen: jene genretypischen Referenz-Pole, die in der Improvisation kurz aufscheinen und am Ende nur mehr erahnbar bleiben. Die in ihrem ganzen Selbstanspruch (vom Allmachtsanspruch der Song-Form ganz zu schweigen) durch souverän praktizierte Ironie an den Rand der Identitätskrise getrieben werden. Das Fire! Orchestra feiert auf beeindruckende Weise das Ende der Eindeutigkeiten: Jedes Stilfragment wird Teil eines variablen Beziehungsnetzes, das eine anhaltende, in zahllosen Facetten schillernde Bewegung beschreibt.

First conceived by Mats Gustafsson, Johan Berthling, and Andreas Werliin as a trio, this project has grown into a veritable orchestra. Their music initially lived on the margins, questioning the center of neighboring genres and stylistic preferences from transitional zones. The trio has been known for crossing delirious Free Jazz sounds with advanced rock music eruptions. Fire! Orchestra has preserved the trio’s basic affinity towards making room for manifold, refreshing exchanges and defying any attempts at categorization. Partly working as a big, freely improvising ensemble, the band constantly crosses the boundaries between genres. Even though the band’s music-making sometimes goes around in circles, the ensemble prefers consistent movement to complying with the norms of static forms. Although excursions to other terrains become a necessity, the band quickly calls these terrains’ relevance into question. Allusions to post-rock and through-composed songs occur, as do clearly structured, intricate riffs. Fire! Orchestra picks and chooses elements from the toolboxes inside and outside of contemporary jazz only to immediately subvert them. References to certain genres appear briefly in improvisations, but quickly dissolve into allusions. As the band ironically questions these references’ self-expectations—and we are not even talking about the song form’s illusions of omnipotence here—these quotations are driven towards an identity crisis. Fire! Orchestra stages an impressive celebration denoting the end of clearly defined forms. Every stylistic fragment is woven into a system of variables that creates consistently vibrant movement into innumerable directions. – H.L.

Norway, Sweden Mats Gustafsson – tenor saxophone Johan Berthling – el bass Andreas Werliin – drums Mariam Wallentin – voice Sofia Jernberg - voice Anna Högberg – alto saxophone Mette Rasmussen – alto saxophone Lotte Anker – alto & tenor saxophones Jonas Kullhammar – bass saxophone

Goran Kajfes – cornet Niklas Barnö – trumpet Mats Äleklint – trombone Per-Åke Holmlander - tuba Andreas Berthling – electronics Finn Loxbo – guitar Julien Desprez – guitar Martin Hederos – keyboard Mads Forsby – drums

„Ritual“ jazzmag | 39


36 th INTERNATIONAL JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

Christian Muthspiel Trio „Auf dieser Platte sing ich Lieder für die brave Bourgeoisie, für Zivil- und Chauvinisten, Kanzel und Militaristen und für klerikale Brüder, und vielleicht a paar für dich“. Mit diesen Worten lockte der heute legendäre Tiroler Vibraphonist und Komponist Werner Pirchner 1975 in sein überaus geistreiches, spritzig-witziges Opus „Ein halbes Doppelalbum“. Jahrelang war es eine hochpreisige Vinyl-Preziose. Dank Walter Gröbchen und seinem wieder aktivierten Label Schallter (das 1981 von Eberhard Forcher und Rudi Nemeczek gegründet wurde und heute wieder kuratiert wird) ist dieses Zeugnis einer Rebellion einer neuen Generation wohlfeil gemacht worden. Als Alpen-Zappa hat man Pirchner mangels anderer Vorstellungsmöglichkeiten damals tituliert. Kühn hat er alpenländische Folklore, Jazz, Rock und freie Improvisation unter ein einziges Zeltdach gebracht. Christian Muthspiel, 1962 in Judenburg geborener, hochkarätiger Komponist, Dirigent, Posaunist und Pianist, hat bei seiner Hommage für das Jazzfestival Saalfelden natürlich mehr im Blick als diese singuläre Aufnahme Pirchners. 2007 erforschte Muthspiel auf seinem Album „Against The Wind“ die Musik von Pirchner und dem charismatischen, leider ebenfalls schon verstorbenen Gitarristen Harry Pepl. Die beiden früh Verglühten bildeten jahrelang ein sogenanntes „Jazz-Zwio“, das zwischen musikalischer Brillanz und scharfem Witz irrlichterte. Der nachdenkliche Muthspiel nahm damals etwas vom Anarcho-Witz heraus, und konzentrierte sich auf Hintergründiges und Melancholisches. In raren Momenten glückte es Muthspiel, die Grenzen zwischen Melancholie und Frohsinn aufzulösen. Damals schon dabei war Vibraphonist Franck Tortiller, neu ist nun Bassist und Sänger Jerome Harris. Nach Muthspiels Befund dachte Pirchner als Jazzmusiker kompositorisch, als Komponist improvisatorisch. An dieser Erratik wird sich das Trio mit viel Lust abarbeiten. Eine würdigere Hommage an den großen Widerspenstigen der österreichischen Jazzszene, der auch viele heute noch auf Sendung befindliche Signations für Ö1 gestaltete, kann man sich kaum vorstellen.

“On this album, I sing songs for the well-behaved bourgeoisie, for civilians and chauvinists, for the bully pulpit and militarists, for our brethren from the clergy, and maybe a few for myself”—with these enticing words the legendary Tyrolean vibraphonist and composer Werner Pirchner advertised his ingeniously witty album Ein halbes Doppelalbum in 1975. For years, this work was only available in a high-priced vinyl edition. Thanks to Walter Gröbchen and his relaunched label Schallter—which was founded by Eberhard Forcher and Rudi Nemeczek in 1981 and is curated by them today—a new generation can now listen to this rebellious album. For lack of other conceptualizations, Werner Pirchner was once called “a Zappa from the Alps” because of his bold fusion of Alpine folklore, jazz, rock, and free improvisation. Christian Muthspiel, who was born in the Styrian town of Judenburg in 1962, will pay homage to Pirchner in Saalfelden this August. The highly acclaimed composer, conductor, trombonist, and pianist will naturally do more than just focus on Pirchner’s album. On his 2007 work Against the Wind, for example, Muthspiel explored Pirchner’s music as well as that of charismatic guitarist Harry Pepl, who, like Pirchner, passed on too soon. For years, Pirchner and Pepl manned a “Jazz Zwio,” whose performances expressed the duo’s musical brilliance and razor-sharp wit. Rather than focusing on the duo’s off-the-wall anarchism in his 2007 album, Muthspiel was more contemplative, choosing to highlight more subtle and melancholic notes. Only in rare moments did Muthspiel succeed at blurring the lines between melancholy and cheerfulness. At the time, vibraphonist Franck Tortiller aided him in his effort. In 2015, bassist and singer Jerome Harris joined the band. According to Muthspiel, Pirchner wore his composer’s hat when playing jazz, and his improviser’s hat when composing. In Saalfelden, the trio will navigate these erratic waters. There is hardly any other formation that could pay a better tribute to one of Austria’s greatest jazz rebels, whose signature tunes can be heard on the country’s public radio station Ö1 to this day. – S.K.

„Homesick – Werner Pirchner zum 75. Geburtstag“ 40 | jazzmag


MainStage

Austria, France, USA Christian Muthspiel – trombone, piano, e-piano, toy-piano, voice Franck Tortiller – vibraphone Jerome Harris – bass guitar, guitar, voice

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36 th INTERNATIONAL JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

„Are you glad to be in America?“ Eine kritisch getönte Frage, die den Titel eines der wichtigsten Alben des Gitarristen James „Blood“ Ulmer aus dem Jahr 1980 wieder aufgreift und aktualisiert. Der Gitarrist, 1942 in South Carolina geboren, erscheint als eine Figur, durch die viele unterschiedliche Strömungen hindurchfließen - und die, wie in einem Prisma gebrochen, aufgespaltet werden. Einen Songtitel des Albums könnte man für sein Credo halten: „Jazz Is The Teacher, Funk Is The Preacher“. Jazz als lehrreiches Moment einer gewissen Rationalität, Funk als erhebendes, spirituelles Lebensgefühl. So könnte man die beiden von ihm kombinierten Begriffe interpretieren. Aber ein wesentlicher Bestandteil kommt noch hinzu: die Tradition des Blues, der sich Ulmer nach einigen Jahren verstärkt zuwandte. Diese Trias aus Jazz, Blues und Funk repräsentiert nicht zuletzt einen Ausdruck schwarzer Selbstfindung und Selbstbehauptung. Denn die Frage nach dem Glück einer Existenz in Amerika scheint nicht so einfach beantwortbar zu sein. Zum einen war die Musik, auf die sich Ulmer bezieht, in den späten siebziger Jahren noch nicht in ausreichendem Maße als Zeichen einer eigenständigen kulturellen Schöpfung anerkannt. Zum anderen bietet gerade sie ein immenses Reservoir an Ideen und Formen - nicht zuletzt als Ausdruck einer kritischen Haltung dem weißen politischen und musikalischen Establishment gegenüber. So wie etwa der Free Jazz zu Beginn der sechziger Jahre auch ein politisch mehr oder weniger explizites Zeichen des Widerstandes war. Und einer der maßgeblichen Exponenten des freien Jazz war der Saxophonist Ornette Coleman, in dessen Ensemble Ulmer spielte und dessen „harmolodisches“ System er für seine eigene Spielweise adaptierte. Er erweiterte damit seine Alchimie der Stile um einen wesentlichen Aspekt, eine entscheidend neue Ausdrucksweise. Trotz verblüffender Wandlungen und Richtungswechsel, die der Gitarrist in seiner Entwicklung vollzogen hat, steht im Zentrum seiner Musik die Vereinbarkeit von freier Improvisation mit komplexen Arrangements - und einem belebenden Groove.

Are You Glad to Be in America? is a question with critical hues, and the title of one of the most important—and recently updated—albums by guitarist James “Blood” Ulmer, created in 1980. Born in 1942 in South Carolina, the artist has incorporated and reflected many different trends in his work in a prismlike fashion. One track on the album could be considered Ulmer’s motto: “Jazz Is the Teacher, Funk is the Preacher.” Ulmer’s view on the two genres could be interpreted the following way: while jazz teaches a certain kind of rationality, funk communicates an uplifting, spiritual attitude towards life. Added to the mix is the tradition of blues, to which Ulmer turned several years into his career. This holy trinity of jazz, blues, and funk also is itself an expression of African-American self-discovery and assertion. After all, the question of whether the pursuit of happiness has been successful cannot be answered that easily in the United States. For one, even though these genres were not really considered a product of independent cultural creation in the late 1970s, they in particular have supplied artists with an immense reservoir of ideas and forms. Artists have been able to express their critical attitude towards white politicians and the music industry establishment with the help of funk and blues—just like free jazz was a more or less explicit sign of political resistance in the early 1960s. It is no accident that Ulmer performed with one of the trail-blazers of free jazz, saxophonist Ornette Coleman, adopting his “harmolodic” system for his own music-making. He thereby added an important new form of expression to his alchemy of styles. In spite of the many astonishing artistic paths the guitarist has taken throughout his career, he still strives to bring free improvisation in harmony with intricate arrangements and exhilarating grooves. – H.L.

USA James Blood Ulmer – guitar, vocals Ronny Drayton – guitar David Murray – tenor saxophone Oliver Lake – alto saxophone Hamiet Bluiett – baritone saxophone Calvin Jones – bass G. Calvin Weston – drums Aubrey Dayle – drums

„Are You Glad to Be in America?“ 42 | jazzmag


MainStage

James Blood Ulmer

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Club der Freunde

Besonders verbunden mit dem Jazzfestival Saalfelden fühlen sich die Mitglieder des Clubs der Freunde des Jazzfestivals Saalfelden. Als Förderer und durch unsere Treue und Verbundenheit wollen wir zum Gelingen dieses großartigen Festivals beitragen. Wir fördern und unterstützen die Aktivitäten des Festivals und möchten ihm in regionaler, nationaler und internationaler Hinsicht den Stellenwert verschaffen, der ihm aufgrund seiner Bedeutung zukommt. Werden auch Sie Mitglied und helfen Sie uns dabei!

Informationen unter www.jazzsaalfelden.com

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Jazzfestival Saalfelden

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„,American Jazz Heroes‘ wird von der Presse gelobt wie lange kein deutsches Jazzbuch mehr, und das völlig zu Recht. Ein Buch, das man erst dann gern ver-

228 Seiten im LP-Cover-Großformat,

schenkt, wenn man es selbst besitzt.“

Gewicht: 2 Kilo

(Dr. Wolfram Knauer, Jazzinstitut Darmstadt)

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Shortcuts

kunsthaus nexus 46 | jazzmag


Kunsthaus Nexus Kompost 3 „Ballads For Melancholy Robots“ Graewe/Reijseger/Hemingway Trio Donkey Monkey Martin Küchen’s All Included „Satan in plain clothes" Régis Huby „Equal Crossings“ Sao Paulo Underground Der Autor Alfred Andersch hat sie in einer kurzen Reiseskizze beschrieben, jene kleine Gesprächsrunde, irgendwo im Paris des Jahres 1956. Man diskutiert über Schönberg und Webern, über Musik und Mathematik, über den Jazz eines Lennie Tristano. „Ein Gefühl, das aus einer klaren Berechnung hervorgeht, ist besser als eines, das direkt aus dem Gefühl kommt“, meint einer der Beteiligten, ein schwarzer Jazz-Schlagzeuger. Kunst sei etwas, das aus Berechnungen hervorgehe. Gefühle und Ahnungen hätten alle möglichen Leute. Was einen Künstler auszeichne, sei die Fähigkeit, seine Gefühle mit Hilfe von klaren Berechnungen formulieren zu können: „Wenn ich will, dass die Zuhörer etwas fühlen, muss ich selbst kühl bleiben.“

In one of his travel vignettes, author Alfred Andersch described a conversation that took place somewhere in Paris in 1956. Several music aficionados were discussing Schönberg and Webern, music and mathematics, and Lennie Tristano’s jazz style. “A feeling that emanates from rational calculations is better than one that comes directly from the gut,” a black jazz percussionist said during this conversation. According to him, art originated from rational thought. All kinds of people had feelings and intuition. What made artists stand apart was the ability to express their feelings based on clear calculations, “If I want listeners to feel something, I must stay calm and composed.”

Diese Idee der Konstruktion, der Rationalität eines Entwurfs mag eng mit der Musik jener Zeit verbunden sein, wirft aber immer noch ein Licht auf den nach wie vor aktuellen Antagonismus von Form und Freiheit: Wie entwickelt sich das Unvorhersehbare innerhalb vorgesehener Parameter - wie ein anderer Autor nur wenige Jahre später formulieren sollte - und nach welchen Prinzipien? Und: Wie prägend ist die Idee eines intuitiven Spiels, das allzu oft mit dem Begriff der Improvisation identifiziert wird?

Even though this idea of construction and rational design may be closely linked to the music of the era, it still sheds light on the antagonism between form and freedom that has survived to this day. How—as another author asked a few years later—does the unpredictable develop within certain predetermined parameters? According to which principles does it evolve? And how much of an imprint does the idea of intuitive music-making, which is all to often identified with the term improvisation leave?

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Betrachtung Anderschs scheinen die Positionen weiter auseinander gedriftet zu sein: Weniger in der Praxis der Musiker selbst als vielmehr in den Vorstellungen, die man sich vom Jazz macht, die man - von Ideologemen durchsetzt - medial verbreitet. Ein einziges Konzert allein kann die unterschiedlichen Positionen gewiss nicht klären. Vielleicht verhärtet es im Überschwang des glücklichen Augenblicks sogar die individuelle Einstellung. Doch eine Abfolge von Konzerten, die einer jeweils gänzlich anderen ästhetischen oder konzeptionellen Ausrichtung folgen, wie jene bei den Short Cuts, trägt ein wenig zur Erhellung der Probleme, zur Relativierung der eigenen Position bei. Zu wünschen wäre es.

More than half a century after Andersch made his observations, the positions seem to have drifted apart even further— though less in the practice of music itself than in the ideas jazz ideologues spread in the media. One concert alone cannot clarify the different positions. Exhilarated by a moment of joy, one’s individual view might solidify even more. Tailored to a totally different aesthetic concept, a series of concerts such as Short Cuts may, however, shed more light on this discussion and relativize individual positions. At least we can hope it will.

Und wie endete jener Abend in Paris? „Während Lennie Tristano seine extreme und schwierige Musik machte, verlief der Rest der Nacht wie alle Nächte mit Denise - sprühend, die Zeit auslöschend und gelassen...“

And how did this evening in Paris end? “While Lennie Tristano played his extremely difficult music, the rest of the night went on like all nights with Denise—vivacious, relaxed, extinguishing time …” – H.L.

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Austria Martin Eberle – trumpet, slide-trumpet, flugelhorn Benny Omerzell – rhodes, hammond, reed instruments, piano Manu Mayr – electric & double bass Lukas König – drums, percussion, synthesizers

Die Musiksoziologie der Zukunft wird nicht umhin können, die Zukunftsgläubigkeit zeitgenössischer Künstler zu bestaunen. Das Wiener Kollektiv Kompost 3, im Dunst der Wiener Jazzwerkstatt zu Vitalität gekommen, ist da keine Ausnahme. Ihre abenteuerlichen Klangcollagen, die in anderen Landstrichen wohl als Kriegsmaterial definiert werden würden, bemühen sich mit aller Kraft den Sound einer Zeit abzubilden, die längst nicht gekommen ist. Philosoph Theodor Wiesengrund Adorno würde ihre geräuschvolle Dichtung wohl nicht als Konsumgut, dafür aber als Form einer Ideologie des Unbewussten verdächtigen. Die Art von Improvisation, die hier gepflegt wird, ist resche Reaktion auf seelische Eintrübungen von gesellschaftlicher Seite her. Sie könnte jene Spezies von Musikfreunden locken, die Adorno maliziös den „Ressentiment-Hörer“ genannt hat. Damit meinte er Musikliebhaber, die sich mit einer fanatischen Ausschließlichkeit an rätselhaften und/oder kompliziert-artifiziellen Ästhetiken erfreuen, deren grundsätzliche Hermetik bereits Teil der Botschaft ist. Sie werden durch ihre Ablehnung des in der Konsumgesellschaft zwangsläufig existierenden „Musikbetriebs“ scheinbar zu Nonkonformisten, und gerade dadurch zu Anhängern von „Ordnungen und Kollektiven um ihrer selbst willen“. Adorno weiter: „Dafür zeugen die stur sektenhaften, potentiell wütenden Gesichter…doch ist alles mit Weltanschauung verkoppelt und verbogen.“ In der heutigen Welt aber gibt es Wichtigeres als eventuelle Selbsttäuschung im Rahmen ästhetischer Prozesse. Das Zwangskollektiv der Atomisierten lechzt nach Utopien, nach Alternativen in der kapitalistischen Alternativlosigkeit. Die können bei Kompost 3 in der unorthodoxen Kombination von Groove und Abstraktion, von klanglicher Meditation und wüstem Geräusch entdeckt werden. Die Herren arbeiten ehrlich daran, dem avantgardistischen Gestus wieder Schockpotential zu verleihen. Die Gegentonphilosophie der Herren Eberle, Omerzell, Mayr und König schert sich wenig um ihre Wirkung. Was sie treibt, ist allein die Lust an der schieren Devianz.

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Future generations of music sociologists will be astounded by how much artists of the 21st century believed in the future. Founded by collaborators of Wiener Jazzwerkstatt, the Viennese collective Kompost 3 is no exception to this rule. Even though its boldly layered collages may sound martial to some ears, the band forcefully tries to give shape to the sound of an era that won’t dawn for a long time. Philosopher Theodor Wiesengrund Adorno would have defined their poetic noise as an ideology of the unconscious rather than a consumer good. Their type of improvisation is a fresh reaction to society-induced sadness. It could draw an audience that Adorno maliciously defined as “resentment listeners.” By using this term, Adorno described listeners who only enjoy mysterious and/or complicated and artificial aesthetics whose basically hermetic character is part of its message. Rejecting the “music business”—a logical outgrowth of consumer society—these people seemingly become non-conformists and, for precisely that reason, appreciate “organizational principles and collectives in and of themselves.” According to Adorno, “their obstinate, cult-like, and potentially furious faces attest to this fact … yet everything is tied to and reflected through their weltanschauung.” In today’s world, there are more important things than potential self-deception in the framework of aesthetic processes. The compulsive collective of the nuclear age is yearning for utopias and alternatives to capitalist one-way streets. Kompost 3 finds these alternatives in the unorthodox combination of groove and abstraction, meditative sounds and ferocious noises. Rather than worry about the effect of their countertone music, Messrs. Eberle, Omerzell, Mayr, and König try to imbue avant-garde gestures with shock value. In this, they are driven by a shared desire for absolute deviance. – S.K.


Shortcuts

Kompost 3 „Ballads For Melancholy Robots“

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Germany, Netherlands, USA Georg Graewe – piano Ernst Reijseger – cello Gerry Hemingway – drums

Graewe Reijseger Hemingway Trio 50 | jazzmag


Shortcuts Das Ringen um eine individuelle Sprache, eine eigene Ästhetik, die sich nicht von den Strömungen der Tradition vereinnahmen lässt: So könnte man das Werk des international so renommierten Pianisten und Komponisten Georg Graewe umschreiben. Ein Werk, das über die Jahre hinweg so ungeheuer vielgestaltig geworden ist. Einen zentralen Platz nimmt dabei das Trio mit Ernst Reijseger und Gerry Hemingway ein. Dessen Musik mag der freien Improvisation verpflichtet sein - dem steten Fluss der Ideen, die von den drei Musikern eingebracht, aufgegriffen und weitergedacht werden. Doch sind alle drei auch ausgewiesene Komponisten mit einem ausgeprägten Gespür für stringente, formale Gestaltung. Graewe, Reijseger und Hemingway sind etwa gleich alt, geboren zwischen 1954 und 1956 und gehören damit so zu einer Generation von Musikern, für die die Erschütterung und die Verheißungen des Free Jazz bereits fester Bestandteil der Geschichte waren. Was diese Generation prägte, war nicht allein der Jazz - sondern gleichermaßen die Rockmusik, die Musik fremder Kulturen, die zeitgenössische komponierte Musik. Auf je andere Weise zeigt sich bei den drei Musikern die Affinität gerade zur Klangsprache der zeitgenössischen Musik, deren Kalkül, deren Formideen sie mit dem Prinzip der ungebundenen Improvisation versöhnen. Doch allein diese Spurenelemente der Geschichte könnten in keiner Weise der Ästhetik des Trios gerecht werden. Denn zugleich markiert sein Spiel einen Gegenpol zum stilistischen Vielerlei. Zum einen richtet sich die Musik des Trios gegen die eingetrübten Innerlichkeits-Poeten, deren auf bewusstlose „Genussfähigkeit“ abzielende Formelhaftigkeit. Zum anderen enthält sich das Trio einer nur emphatischen Verdichtung, die lediglich auf die Überwältigung des Hörers, auf das vordergründig Spektakuläre abzielt. Stattdessen entwerfen die drei Musiker einen Klangraum, der die Struktur der Musik, ihre Abstraktionen so klar wie möglich zutage treten lässt. Hier rückt nichts an Deutung oder Bedeutung vor die Musik. Es geht nur um sie selbst - und das, was sie in sich birgt.

Internationally renowned pianist and composer Georg Graewe is known for never letting his independent musical language and aesthetics be usurped by tradition. Over the years, his work has acquired an impressively polymorphic character. One central element in this work is his collaboration with Ernst Reijseger and Gerry Hemingway. Even though the trio’s music may be committed to free improvisation—i.e., a constant flow of new ideas they each develop, pick up from one another, and spin along—these three composers also are finely attuned to stringent formal approaches. Born between 1954 and 1956, Graewe, Reijseger, and Hemingway belong to a generation of musicians who consider the shocking promises of Free Jazz part and parcel of music history. This generation was marked not only by jazz, but also by rock and world music, as well as contemporary compositions. Even though an affinity for contemporary music surfaces differently in the three musicians, its calculated approach and formal ideas reconcile all of them with the principles of unfettered improvisation. As the trio creates a counterbalance to a mere hodgepodge of styles, these historical trace elements do not suffice to describe their aesthetics. On the one hand, their music is directed towards the formulaic, lulling efforts by poets of interiority to create enjoyment on a subliminal level. On the other hand, the trio refrains from creating a type of emphasis that overwhelms listeners with its superficially spectacular sound. Instead, the three artists create a soundscape that brings into focus the structure of music and its abstractions as sharply as possible. No interpretation or search for meaning muddle their music. It’s all about the music itself— and its inner core. – H.L.

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Donkey Monkey Zwischen György Ligeti und Carla Bley…, so deuten die Ver-

“Somewhere between György Ligeti and Carla Bley”—this is

weise auf dem Album Hanakana an, der (nach dem 2007 auf

how Hanakana, Donkey Monkey’s second album after their

Umlaut Records erschienenen Debutalbum Ouature) zweiten

2007 Umlaut Records release Ouature— has been descri-

Veröffentlichung des französisch-japanischen Duos. Eve Ris-

bed. The French-Japanese duo includes Eve Risser and Yuko

ser studiert Querflöte, zeitgenössische Musik und Jazz, bevor

Oshima. Before concentrating on piano and improvisation,

sie sich auf das Klavier und die Improvisation konzentriert.

Risser studied flute, contemporary music, and jazz. Oshima’s

Yuko Oshimas musikalische Wurzeln liegen in der japanischen

musical roots can be traced back to the Japanese rock and

Rock- und Avantgardeszene. Vor fünfzehn Jahren zieht sie

avant-garde scene. Fifteen years ago, she moved to France to

nach Frankreich, um in Straßburg ebenfalls Improvisation und

study contemporary music and improvisation in Strasbourg.

zeitgenössische Musik zu studieren.

Risser and Oshima founded Donkey Monkey to blend their in-

Die beiden gründen das Duo Donkey Monkey, in dem sie

fluences into one coherent gesamtkunstwerk. What goes into

erfolgreich die verschiedenen Einflüsse und Prägungen zu

this successful mix are vocals, drums, piano, and sparingly

einem Gesamtkunstwerk verschmelzen lassen. Stimmen,

used electronic elements driven by rock and minimal music,

Schlagzeug, Klavier und sparsam eingesetzte Electronics

and the harmonic richness of jazz. There are also some Ja-

ergeben ein Konglomerat der Musikstile, mit dem Drive von

panese words sprinkled in only to be dissected into syllables

Rock und Minimal Music, der harmonischen Vielfalt des Jazz,

again—thereby emerging as a semantic and acoustic experi-

mit Einsprengseln aus der japanischen Sprache, auseinander-

ence that has been reassembled into a new aesthetic entity

genommen, in Silben zerfallen, vom semantischen zum klang-

and reduced to absurdity by repetition. The artists still mana-

lichen Ereignis geworden, zusammengesetzt zu einem neuen

ge to imbue their performances with dense, yet clear subtlety

ästhetischen Ganzen, in der Wiederholung ad absurdum ge-

that immediately calls into question anything we have to say

führt… Und doch ist das Ganze mit Subtilität so dicht und klar

about their music.

vorgetragen, dass alles, was man darüber zu sagen hat, sich

According to a press release, Hanakana is “a new animal in

im gleichen Moment selbst in Frage stellt.

the jungle that is Europe.” The duo likes to present itself as a

Das ist „das neue Tier des europäischen Dschungels“, so der

musical equivalent to Marcel Duchamp’s mustachioed Mona

Pressetext des Duos. Als musikalisches Pendant zu Marcel

Lisa. Judging from their idiosyncratic interpretations of tradi-

Duchamps Mona Lisa mit Schnauzbart präsentiert sich Don-

tion and their refreshingly unconventional approach to music,

key Monkey. Und zweifellos, mit einer derartigen Auffassung

it is safe to assume that the future holds much in store for

von Tradition, gekoppelt mit der erfrischenden Unkonventio-

this pair. Very active on the jazz circuit in different formations,

nalität der beiden Musikerinnen, ist von dem Duo noch einiges

Donkey Monkey is currently working on its third album.

zu erwarten. Nicht wenig beschäftigt in den unterschiedlichsten Formationen, arbeiten die beiden Damen derzeit am dritten Donkey Monkey-Album.

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– D.S.


Shortcuts France, Japan Eve Risser – piano Yuko Oshima – drums

USA Tony Malaby – saxophone Tom Rainey – drums

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36 th INTERNATIONAL JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

Norway, Sweden Martin Küchen – saxophones Thomas Johansson – trumpet Mats Äleklint – trombone Jon Rune Strøm – double bass Tollef Østvang – drums

Martin Küchen’s All Included 54 | jazzmag


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„Satan in Plain Clothes“ Mephisto in Zivil. Oder: das Teuflische in neuem Gewand. Tatsächlich erscheint der Kern der Improvisationsmusik des skandinavischen Ensembles All Included neu eingekleidet wobei das Innere der musikalischen Organisationsprinzipien und das Äußere des Klangs beständig ineinander greifen und sich gegenseitig beeinflussen und verändern. Bass, Schlagzeug, drei Bläser: Mit dieser Instrumentierung agiert das Quintett im Grund wie eine kleinformatige Bigband, deren entlegenster Teil ihrer Wurzeln noch die Randbezirke des Hardbop berührt, über die Kompaktausgabe der Free Jazz-Ensembles bis in die Spielpraxis und Ideenwelt eines aktuellen Dekonstruktivismus reicht - was nichts anderes bedeutet, als dass keiner schematisierten Spielweise über den Weg zu trauen ist. Allein eine von innen heraus getriebene Auflösung formaler Strukturen, ihre in präziser Verkehrung neu definierte Gestalt ermöglicht es, sich eine Freiheit jenseits der gängigen Modelle zu erspielen. So eng verzahnt die Improvisationen sind, so weit greifen sie auch auf Stilfiguren jenseits der Jazztradition zu - wenn etwa ein konventioneller Rock-Rhythmus vage aufscheint, nur um sich dann wieder im Fluss der Improvisation oder in den so wuchtig wie präzise gesetzten Themenblöcken aufzulösen. All Included: Ein Quintett also, das die Verheißung auf Stilpluralismus, Virtuosität und Emotionalität bereits im nicht ganz unironisch gewählten - Namen trägt. Mit seiner außergewöhnlichen Dynamik und seiner so ausgeklügelt angelegten Klangdichte, den geschickt ineinander verwobenen Linien positionieren sich die fünf Musiker auf der Grenze zwischen individueller Klangsprache und kollektiver Ausgestaltung eines Stückes - alles gerät dem Quintett zu einer Gratwanderung zwischen Form und Freiheit, zwischen der Behauptung der eigenen künstlerischen Identität und einer sensiblen Interaktion in einem andauernden musikalischen Gespräch. Eines, das Übereinstimmung und Widerspruch einschließt: Rede und Gegenrede, Kommentar und Abschweifung. All Included, eben.

“The devil dons a new dress style”—this is how the transformation of the improvisational core of the Scandinavian ensemble All Included could be described. In its typically Mephistophelean manner, this Scandinavian group fluidly interweaves structural principles with exterior sound surfaces, thereby creating a dense web of constantly changing references. Relying on a bassist, a percussionist, and three horn players, the quintet actually works like a small big band that traces the remotest of its roots to the margins of hardbop. As a compact edition of a free jazz ensemble, All Included is also familiar with current deconstructivist playing styles and conceptual ideas. What it all boils down to is that their music-making cannot be put in any boxes. Driven by a yearning to dissolve formal structures and their ability to create new musical shapes by precisely reversing old ones, the quintet has been able to transcend run-of-the-mill ideas. Even though their improvisations might dovetail very closely, the musicians reach far outside the realm of jazz for stylistic influences. Allusions to conventional rock rhythms suddenly appear and then dissolve into the improvisational flow and monumental, yet precisely defined thematic blocks. The band’s tongue-in-cheek name bears proof of its programmatic concept: advocating stylistic pluralism, virtuoso performance, and an emotional touch. This exceptionally dynamic ensemble succeeds at creating an intricately dense sound that skillfully interweaves the five musicians’ individual performance with the collective. The quintet thus performs a balancing act between form and freedom, between asserting their artistic identity and engaging in a continuous musical conversation. Their music-making is full of harmony and contradiction, opinion and objection, commentary and diversion. It’s just all included. – H.L.

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36 th INTERNATIONAL JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

Régis Huby Mit seinem neu formierten Quartett kredenzt der französische Violinist und Komponist Régis Huby eine elektro-akustische Kammermusik der subtilen Art. Die raffinierte Reizgestaltung erfolgt, wie schon der Titel andeutet, egalitär. Huby ist dabei der Primus inter Pares. Bei ihm laufen die herausfordernden Sounds zusammen, werden frisch aufgeladen wieder in die Runde geschickt, auf dass sich das Neue abermals Bahn brechen kann. Als klassisch geschulter Jazzgeiger und Arrangeur von vielerlei atemberaubenden Projekten kennt Huby die Weisheit von definierten Strukturen. Werkzeug seiner Dekonstruktion ist eher das Skalpell denn die Spitzhacke. Die Jahre am Konservatorium in Rennes sowie die Erfahrung, die er in intensiven musikalischen Dialogen mit Granden wie Louis Sclavis, Joachim Kühn und Dominique Pifarely gesammelt hat, wirken sublim nach. Auch die Kollaborationen mit so unterschiedlichen Kollegen wie Anouar Brahem, Denis Colin und Ute Lemper öffneten neue Horizonte für Hubys Konzept von Improvisation. Er hat schlicht Sinn fürs Schöne und verwechselt diese Strebung weder mit Rückwärtsgewandtheit noch mit Vergangenheitsüberhöhung. Huby findet seine Inspiration oft in den Köpfen anderer. Das ist keineswegs eine Schande. „Das Schöpferische in jedem Wesen zeige sich darin, dass der Wille zur Macht jene Dinge wahrnehmen muss, die ihm assimilierbar sind“, befand dereinst Friedrich Nietzsche. So gesehen ist es nur logisch, dass der Menschenfreund Huby sich mit Kollegen kurzschließt. Das Resultat seiner lebenden Dia- und Polyloge ist frei von jeglicher Geziertheit. Zuweilen zeigen sich in karg wirkenden Texturen auch wilde Emotionen, oder drängen sich in kühnen Entwürfen nur zarte Gefühle. Übertrainierte Instrumentalisten scheut er. Denn dann lebt die Musik nicht in jener Weise, wie es in ihr potenziell angelegt ist. Das Unerwartete muss sich also stets Bahn brechen können. Wenn es Zeit ist, muss es wie ein Fieber ausbrechen und das Bewusstsein des Hörers unaufhaltsam durcheinander bringen. Hubys Klanguniversum kann sehr infektiös, sehr glühend sein. Dann gilt: Nicht zur Besinnung kommen und rasch jegliche Bodenhaftung verlieren. Schall und Wahn – sie gehören zueinander!

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With his newly formed quartet Equal Crossing, French violinist and composer Régis Huby has developed a subtle variety of electro-acoustic chamber music. The band’s refined musical output is an egalitarian one, as reflected in the group’s name. A first among equals, Régis Huby holds the strings to challenging sounds. After recharging them, he sends them out to his bandmates so they can venture towards new frontiers. A classically trained jazz violinist and arranger of many breathtaking projects, Huby knows about the wisdom of clearly defined structures and prefers the scalpel to the pickaxe as an instrument of deconstruction. His training at the Rennes Conservatory and intense musical dialogues with jazz greats Louis Sclavis, Joachim Kühn, and Dominique Pifarely have left a sublime mark on his musical creations. Collaborations with colleagues such as Anouar Brahem, Denis Colin, and Ute Lemper have opened new horizons in Huby’s improvisational concept. He just has a knack for beauty, and never confuses it with putting the past on a pedestal in a backward fashion. Huby is definitely not acting as a copycat when he draws inspiration from other artists’ works. “The creative aspect of every creature becomes apparent in that the will for power has to notice all the things that it can assimilate,” Friedrich Nietzsche once wrote. That is why it is only logical that Huby, a philanthropic spirit, engages in dia- and polylogues with other colleagues to create artifice-free music. At times, his apparently barren textures bring to light wild emotions. On the other hand, his bold works may also harbor tender feelings. Huby shies away from collaborations with overly trained instrumentalists because, in his mind, music does not reach its full potential in that kind of set-up. In his works, the unexpected always needs to be able to surface, intermittently breaking out like a fever and relentlessly stirring listeners’ consciousness. Huby’s musical universe includes infectious and fiery sounds only to come back to its senses and quickly veer off towards the transcendental realm. Sound and fury simply belong together! – S.K.


Shortcuts

France Régis Huby – violin Marc Ducret – guitar Bruno Angelini – piano Michele Rabbia – drums

„Equal Crossings“ jazzmag | 57


36 th INTERNATIONAL JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

Sao Paulo

Underground 58 | jazzmag


Shortcuts USA, Brasil Rob Mazurek – cornet, electronics Guilherme Granado – keyboards, synths, sampler, voice Mauricio Takara – percussion, cavaquinho, electronics

Vielleicht hatte der Begriff Underground damals ja noch nicht so viel von seiner Bedeutung eingebüßt. Jedenfalls belegte Rob Mazurek sein 1996 entwickeltes Projekt mit diesem Etikett. Seinen Ursprung hatte es in einem Workshop in Chicago, in einer just sehr kreativen Szene, die Bands wie Isotope 217 oder Tortoise hervorbrachte. Mazurek formierte mehrere Inkarnationen des Chicago Underground: vom Duo über das Quartett bis zum Orchestra. Damals, in den neunziger Jahren, erschienen bereits die Genre-Grenzen aufgelöst. Isotope 217 repräsentierte in Teilen das, was man aus einer gewissen Sprachlosigkeit heraus mit dem Begriff Post-Rock belegte: die Formalismen waren verschwunden. An ihre Stelle traten neue Formkonzepte, neue Klangkombinationen. Und just dies - plus die freie Improvisation - spiegelte sich auch in den verschiedenen Chicago Underground Formationen. Seit Mazureks Umzug nach Brasilien ist Sao Paulo Underground sein am längsten aktives Ensemble. Hier ergänzen sich auf so verblüffend organische Weise Samba- oder Bossa Nova-Rhythmen mit elektronischen Experimentalklängen, ausgreifenden Jazz-Improvisationen, dass man kaum von Eklektizismus zu sprechen wagt. Mit dieser Band gelingt es Mazurek, einen völlig eigenständigen Ensemble-Klang zu kultivieren. Einen Klang, der uns an jenen Ort führt, wo die Gegensätze aufgehoben scheinen: mitten ins Herz brasilianischer Urbanität. Doch die trägt nicht nur die Zeichen einer atmosphärischen und emotionalen Überhitzung. Mazureks kühle Klangexperimente, seine großen kompositorischen Fähigkeiten machen Sao Paulo Underground zu einem kreativen Experimentallabor: Das Ensemble hat über die Jahre hinweg vermieden, sich selbst zu wiederholen. Nichts wirkt hier eingefahren. Jedes Konzert, jedes Album bringt neue Formen hervor, zeigt neue Klangmöglichkeiten auf. Insofern besitzt „Underground“ immer noch seine Bedeutung: als Experimentierfeld, das sich der Vereinnahmung widersetzt, als Gegenströmung unterhalb des Offensichtlichen.

It may well be that the term “underground” had a more subversive meaning when Rob Mazurek chose it as a name to launch a musical project in 1996. The formation was founded in the very creative ambiance of a Chicago workshop, which brought forth bands such as Isotope 217 and Tortoise. Chicago Underground went through several incarnations, from duo to quartet and orchestra. As early as the 1990s, boundaries between genres seemed to have dissolved. Isotope 217 partly represented what—for lack of other terms—would be labeled as “post-rock.” New concepts and combinations of sounds came to replace old formalisms. In its different formations, Chicago Underground captured just these new trends in free improvisation. Existing since his move to Brazil, São Paulo Underground has been Mazurek’s longest-lasting musical collaboration. This ensemble serves up an astonishingly organic blend of samba and bossa nova rhythms, experimental electronic sounds, and sweeping jazz improvisations. The term “eclectic” does not even begin to cover the band’s musical style. In this formation, Mazurek successfully cultivates a completely independent ensemble sound. Its musicians take listeners to a realm where opposites seemingly no longer exist—i.e., to the heart of a vibrant Brazilian urbanity, which does not merely bear the marks of atmospheric and emotional overheating. Instead, Mazurek’s cool sound experiments and great skills as a composer turn the band into a creative laboratory. Over the years, the ensemble has avoided repetition. As a result, nothing seems staid. New forms of music-making and novel acoustic possibilities surface at each concert and in every album. “Underground” therefore has retained its original meaning, denoting a field of experimentation that resists a mainstream takeover—a countertrend beneath the surface of the obvious. – H.L.

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The Klezmer Connection Hazmat Modine Özlem Bulut Madame Baheux Vucciria Riccardo Tesi & Banditaliana „Un ballo liscio“

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36 th INTERNATIONAL JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

The Klezmer Connection

Austria Georg Winkler – clarinet Marion Ellmer – vocals, guitar, percussion Hubert Kellerer – accordion Peter Aradi – acoustic bass Bernie Rothauer – drums, percussion, guitar

Die fünf hochklassigen MusikerInnen präsentieren ihr neues Programm „Klezman!a“, mit dem sie so sensibel wie kraftvoll die reichen Traditionen jiddischer Musik ins Heute transportieren. So virtuos wie fokussiert vereinen sich die Instrumente zu einem einmaligen Klanggemälde, einem vitalen Mosaik von Lebensfreude, Melancholie und Sinnlichkeit. Mit „Klezman!a“ lädt uns die Klezmer Connection ein, nachhaltig den Moment zu feiern!

These five high-calibre musicians will showcase the rich heritage of Yiddish music in a finely tuned, yet energetic new program titled “Klezman!a.” With their instruments, these virtuoso musicians weave a unique fabric of sounds in which joie de vivre contrasts with sensual melancholy. With its new program, the Klezmer Connection invites listeners to enjoy the here and now.

Hazmat Modine

USA Wade Schumann – diatonic harmonica, guitar, banjitar, vocals Erik Della Penna – vocals, banjo, guitar Charles Burnham – background vocals, violin Josef Daley – sousaphone Tim Keiper – drums, percussion Steve Elson – baritone & tenor saxophones, clarinet, duduk, flute Michael Gomez – acoustic & electronic guirars, steel guitar Pamela Fleming – trumpet, flugelhorn

Man stelle sich die Metropole New York City als einen großen Kochtopf vor, und Hazmat Modine als einen höchst exotischen Eintopf, der darin brodelt. Die edelsten Zutaten des musikalischen Festmahls werden in Form von klassischer amerikanischer Musik, Gitarren, Violine, Blech- und Holzbläsern, Harmoniegesang zusammengetan, und mit der universellen Präsenz von Wade Schumans kongenialem Mundharmonikaspiel abgeschmeckt und dem Zuhörer auf dem Silbertablett serviert.

Hazmat Modine serves up an exotic, bubbling stew in the big cauldron of New York City. Only the choicest ingredients go into this stew—classical American music, guitar, violin, brass, and woodwind sounds, voices singing in harmony, and Wade Schuman’s congenial performance on the harmonica. All this is served on a silver platter.

Özlem Bulut

TURKEY, Ukraine, Austria Özlem Bulut – vocals, oud Marco Annau – piano Andrej Prozorov – saxophone Werner Laher – bass Jörg Mikyla – drums

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Das aktuelle Album der in Anatolien geborenen Sängerin Özlem Bulut samt Combo bringt wortgewandte Liebesbotschaften und Politisches in (türkischem) Schmäh verpackt. Ein Feuerwerk der Sinnlichkeit wird musikalisch entfacht, das bis zum letzten Ton in den Bann zieht. So positioniert sich die kurdische studierte Opernsängerin, selbstbewusst auf dem Cover ihrer zweiten CD. Mit geschickten Händchen werden die Eigenkompositionen kreativ arrangiert und lustvoll von der Formation gespielt. Gemeinsam mit dem Wiener Komponisten Marco Annau entstand eine ansprechende Mischung aus türkischer (Volks-)Musik und Pop.

Anatolian-born singer Özlem Bulut most recent album blends eloquent love poetry with politics and Turkish humor. Taking a cue from her own name—“Özlem” means “yearning” in Turkish—the singer lights up a firework of musical sensuality that draws listeners to the dance floor and keeps them spell-bound to the last note. A resident of Vienna, the classically trained Kurdish musician confidently poses on the cover of her second album, on which she skillfully arranged Oriental, jazz, folk, and electronic music. Together with the Viennese composer Marco Annau, she has created an infectious blend of Turkish (folk) music and pop.


CITYSTAGE Madame Baheux

Austria Jelena Popržan – vocals, viola Ljubinka Jokič – vocals, guitar deeLinde – cello, vocals Lina Neuner – acoustic bass Maria Petrova – drums, percussion

Wenn sich fünf Spitzenmusikerinnen solchen Kalibers dazu entschließen, gemeinsame Sache zu machen, dann darf man mit etwas Besonderem rechnen. Schließlich haben sich bereits alle fünf in der heimischen Weltmusikszene und darüber hinaus einen Namen gemacht. Nun begibt man sich im Kollektiv auf die Spurensuche der eigenen musikalischen Wurzeln. Doch wer glaubt, das Fünfergespann würde sich mit der reinen Traditionspflege begnügen, der irrt gewaltig. Das Quintett formt einen höchst eigenen Stil, der in einer großen musikalischen Vielfalt seinen Ausdruck findet.

When five virtuoso musicians decide to team up, listeners can expect something out of the ordinary—especially because the fame of every single one of them has spread far beyond the borders of Austria’s world music scene. Even though the band is collectively tracing each member’s musical roots, it does not content itself with merely cultivating traditions. Instead, the quintet has developed a highly individualized musical language, in which their diverse cultural heritage comes to the fore.

Vucciria

Italy Peppe Perna – vocals, guitar, jaw harp Toti Denaro – vocals, bass, guitar, mandoline, drums Manu Mazé – vocals, accordion Nicoló Loro Ravenni – vocals, saxophone, clarinet, flute

Vucciria ist nach dem täglichen Altstadtmarkt in Palermo benannt und belebt ein aus internationalen Einflüssen zusammen gewachsenes Kulturgut wieder, und präsentiert dieses in einer unvergleichlich charmanten, frischen und mitreißenden Weise. Es ist eine unheimlich heitere Mischung aus Erzählung und guter Musik, wenn Giuseppe Perna und Toti Denaro mit dem typischen sizilianischen Charme den Konzertbesuchern die Geschichten um die einzelnen Stücke erklären. Die außergewöhnlichen Stimmen von Giuseppe und Toti, das musikalische Können der „Instrumentalisten“, sowie eine ansteckende Fröhlichkeit machen die Auftritte von Vucciria zu einem Erlebnis für Auge, Ohr und Seele.

Vucciria derives its name from the market in the old town of Palermo, a rich cultural heritage site. The band showcases the market’s diverse cultural influences in a charmingly fresh and rousing manner. When Giuseppe Perna and Toti Denaro explain to listeners the stories behind their songs with typical Sicilian charm, good cheer spreads throughout the audience. Giuseppe and Toti’s inimitable voices, the virtuoso performance of the band’s musicians, and their infectiously joyful sound make for a treat for the eye, ear, and soul.

Riccardo Tesi & Banditaliana „Un ballo liscio“

Italy Riccardo Tesi – accordion Maurizio Geri – vocals, guitar Claudio Carboni – saxophone Gigi Biolcati – percussion

Seit über 30 Jahren hält Riccardo Tesi die Stellung als einer der einfallsreichsten Interpreten auf dem Organetto, dem diatonischen Knopfakkordeon. Als Ethnomusikologe erforschte er den Liscio, den Walzer seiner Heimat Toskana, aber auch süditalienische Tarantelle und Tammuriate, die Traditionen Sardiniens, des Balkans oder Madagaskars ebenso wie den Jazz oder die Filmmusik Nino Rotas. All das verschmelzt er mit seiner Banditaliana zu einer facettenreichen, fließenden und leicht tanzbaren Kunstmusik. Es ist Musik ohne Grenzen, frisch und sonnig, innovativ und gleichzeitig eng mit ihren Wurzeln verbunden.

For over 30 years, Riccardo Tesi has been known as one of the most inventive players of the organetto, the diatonic button harmonica. An ethnomusicologist, he researched the liscio, a Tuscan waltz, as well as the Southern Italian tarantella and tammuriata dances, and musical traditions from Sardinia, the Balkans, Madagascar, jazz, and Nino Rota’s film music. Together with Banditaliana, he blends all these influences into a multifaceted and fluid music that listeners can dance to easily. It is without borders, fresh and full of sunshine—innovative, but closely tied to its roots.

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almkonzerte

Huggenberg, Saalfelden Harri Stojka "Hot Club de Vienne" Vorderkühbühelhof, Saalfelden Großmütterchen Hatz Salon Orkestar presented by

Stöcklalm, Leogang Smart Metal Hornets presented by

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almkonzerte Harri Stojka „Hot Club de Vienne“ „Hot Club de Vienne“ ist Harri Stojkas Hommage an Django Reinhardt, den Meister des Gipsy-Jazz der 30er und 40er Jahre.

Austria Harri Stojka – guitar Peter Strutzenberger – acoustic bass Claudius Jelinek – guitar Herbert Berger – clarinet, saxophone, harmonica Gidon Öchsner – guitar

Das leichtfüßig-virtuose melodische Dahinfließen und die komplizierten Harmoniestrukturen Reinhardts verbindet Stojka mit seiner eigenen, auch von Bebop und Modernjazz beeinflussten Tonsprache und findet so zu einer ganz persönlichen Auseinandersetzung mit dem Gipsy Jazz und Modern Jazz.

“Hot Club de Vienne” is Harri Stojka’s homage to Django Reinhardt, the Gypsy jazz virtuoso of the 1930s and 40s. Stojka interweaves Reinhardt’s masterfully mellifluous melodies and intricate harmonic structures with his own musical language. Inspired by Bebop and other musical influences, Stojka creates a very personal approach to Gypsy and modern jazz.

Großmütterchen Hatz Salon Orkestar Franziska Hatz, Namensstifterin dieser in Wien basierten Formation, rührt mit ihrem spielfreudigen Salon Orkestar seit ihrer Gründung 2010 kräftig in der österreichischen Konzertszene um.

Austria Franziska Hatz – accordion, voice Richie Winkler – saxophone, clarinet Simon Schellnegger – viola Julian Pieber – percussion

Klezmertraditionen aber auch Pop, Folk-Rock, Ska und Jazz beeinflussen diese vierköpfige Gruppe, deren facettenreiche Auftritte mit Energie, verblüffendem Können und viel Humor bestechen.

Franziska Hatz, founder of the witty and energetic Salon Orkestar, has been stirring things up in the Vienna music scene since 2010. This energetic, multifaceted quartet blends klezmer with pop, folk-rock, ska, and jazz in an astonishingly skillful and humorous way.

presented by

Smart Metal Hornets Ein Blech- und zwei Holzbläser (Saxofonisten), deren Hauptanliegen „Humorvoller Groove“ ist.

Austria Christoph Wundrak – flugelhorn, eufonium, cornet, tuba Johannes „Joe“ Harpf – baritone & tenor & soprano saxophones, bass clarinet Gernot Strebl – tenor & soprano & alto saxophones, clarinet

Und zwar in einem stilistischen Feld von schräger Volxmusik über witzige Arrangements von Rock-Klassikern bis zu jazzigen/rockigen eigenen Werken, die keine Berührungsängste mit anderen musikalischen Welten haben.

One brass and two woodwind players on various saxophones are intent on creating a humorous groove by blending offbeat Austrian folk music with witty arrangements of classic rock music and their own jazz and rock sounds. This trio definitely likes to venture out into different musical fields.

presented by

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kinderkonzert Der Pilot Herr Fridolin auf der Insel Fürchtistan Von unbändiger Reise- und Abenteuerlust getrieben, begeben sich Fridolin und Florentina mit ihrem wilden Jazz-Flugzeug und dem Publikum auf eine bewegte Reise voller Überraschungen: Sie werden vom schlechten Wetter überrascht, von hereinbrechender Dunkelheit, von der ansteigenden Flut, aber für die größte Überraschung sorgen doch die ganz und gar mysteriösen „Schrecksigittolupen“ auf der Insel Fürchtistan! Obwohl die Furcht vor dem Unbekannten oft groß ist, überwiegt doch stets die Musik und vertreibt alle Ängste, die mit Hilfe des Publikums schnell weggesungen sind. Steigt ein und seid dabei! presented by Club der Freunde

Jazzfestival Saalfelden

HANS KUPELWIESER ÜBERFORMEN 27.–30.8.2015 Öffnungszeiten: Do 17:00 – 20:00 Uhr Fr & Sa 11:00 - 16:00 Uhr So 11:00 – 13:00 Uhr Führung durch die Kuratorin Petra Noll: Sa 11:00 – 12:00 Uhr

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Adventurous travelers Fridolin and Florentina go on a wild and eventful ride on a jazz plane. During their voyage, they have to deal with adverse circumstances such as inclement weather, nighttime darkness, and the rising tide. On Fürchtistan Island, the mysterious “Schrecksigittolupe” creatures have many surprises in store for them. Even though the children’s fear of the unknown might be big, music comes to their rescue. The audience also does its share to sing away the jitters. Get on board and enjoy the ride!

AUSTRIA Benedikt Gräwe – vocals Juliana Haider – vocals Christian Wegscheider - piano Florian Bramböck – saxophone Andy Mayerl – acoustic bass Klaus Hofer – drums, percussion


jazz vip

Die Organisatoren des Jazzfestivals Saalfelden bedanken sich sehr herzlich bei den nachstehenden Unternehmen, Institutionen und Personen für die Unterstützung durch den Kauf eines VIP Tickets. Die ersten und schnellsten Ticketkäufer im Jahr 2015:

jazzvip

The organizers of Jazzfestival Saalfelden would like to thank the following companies, institutions, and people for supporting the festival by puchasing a VIP ticket. The first and fastest VIP ticket buyer 2015:

Dr. Bernd und Bernadette Burghartswieser

Hasenauer Installations GmbH

D-67433 Neustadt

Elisabeth Hasenauer 5760 Saalfelden

Tourismusverband Maria Alm

Architekturbüro Aigner KG

5761 Maria Alm

Christa Müller 5760 Saalfelden

Gemeinde Maishofen Bürgermeister Franz Eder 5751 Maishofen

Gemeinde Leogang

BGM Josef Grießner | 5771 Leogang

G.A. Service GmbH

Wolfgang Duller | 5020 Salzburg

Bernd Defant 5771 Leogang

Dr. Edith Defant-Thuswaldner 5760 Saalfelden

Michael Weißensteiner 5760 Saalfelden

Franz Zauner

4910 Ried im Innkreis

Dipl.-Ing. Christoph Aigner 5760 Saalfelden

Christoph Beer

Gerhard Leuc

Tina Hertel

9020 Klagenfurt

Andreas Höllebauer 2700 Wiener Neustadt

Robert Groger 5760 Saalfelden

Hans-Peter Radauer 5020 Salzburg

Salzburg Touralpin Touristik GmbH

D-O7570 Wünschendorf D-O7548 Gera

Buchhandlung Wirthmiller KG

Alice Loske-Wirthmiller 5760 Saalfelden

Andrea Dozi

I-O6129 Perugia

Zentrum Zeitgenössischer Musik

Frau Wallner | 5751 Maishofen

Arch. DI Wolfgang Hartl 5760 Saalfelden

Leopold Radauer

Hannes Biechteler

5760 Saalfelden

musik LESEN

80935 München

CAFÈ

... 6 X IM JAHR Interviews, Features, Storys, Hintergrundberichte und Rezensionen über die interessantesten Musiker und Musikerinnen aus Jazz, Blues, Weltmusik, (Post-) Rock, Indie, Singer/Songwriter, Electronica, Ambient, Neue Musik, Improv und Free. Und vieles mehr.

Angenehme Bar-Atmosphäre mit erlesenen Weinen und stimmungsvollem Lounge-Sound. Öffnungszeiten | openinghours Do/Thur 28/8 – 17 h | 5 pm – open end Fr/Fr 29/8 & Son/Sun 31/8 – 11 h | 11 am – open end www.jazzthetik.de

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Dein Logenplatz SALZBURGERLAND.COM

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Kunsthaus Nexus | Exhibition | NEXUS Café

DER ERSTE FAHRENDE KONZERTSAAL. Mittels 800 Messungen haben wir die ausgezeichnete Akustik des Göteborger Konzertsaals analysiert und gemeinsam mit Bowers & Wilkins daran gearbeitet, diese originalgetreu wiederzugeben. Das Ergebnis: Perfekte Klangqualität, egal wo im Volvo XC90 Sie sitzen. DER NEUE VOLVO XC90.

VOLVOCARS.AT jazzmag | 73


22.-24. Jänner 2016 S a a l f e l d e n L e o ga n g

Info Ticketline

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International Jazzfestival Saalfelden · Austria · 5760 Saalfelden · Mittergasse 21a info@saalfelden-leogang.at · www.jazzsaalfelden.com Bild ® by Mark Paschalis


bei uns geben sie den ton an. zobl.bauer. ist ein Kanzleiverbund aus vier eigenständigen

Partnerkanzleien für Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung in Salzburg, Saalfelden, Kitzbühel und St. Johann im Pongau. Dieses einmalige Netzwerk aus Generalisten und Spezialisten, aus Erfahrung und Kompetenz garantiert auf alle steuerrechtlichen und wirtschaftlichen Fragen die richtige Antwort, die richtige Lösung aus einer Hand. www.zobl-bauer.at

KitzbüheL SaLzburg St. Johann

Pinzgau Loferer Bundesstraße 2a 5760 Saalfelden | Austria T +43 6582 72 5 50-0 F +43 6582 72 5 50-30 pinzgau@zobl-bauer.at www.zobl-bauer.at

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g i t r a g i z n i E

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