Leben mit Krebs | November 2019

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Leben mit

Themenbeilage der

Krebs

„Ich habe Krebs“ – und plötzlich ist alles ande ers. In dieser Sonderveröffentlichung finden Sie umfassen nde Informationen zu modernen Therap pieverfahren, zu Angeboten für Patienten und Angehörige sowie zum Projekt PIKKO im Saarland.

Mit freundlicher Unterstützung von:

. .


Advertorial

Mit einer Krebserkrankung in den besten Händen Das Onkologische Zentrum am CaritasKlinikum Saarbrücken unter der Leitung von Prof. Dr. med. Michael Clemens

Onkologisches Zentrum

www.onkologisches-zentrum-saarbruecken.de Unsere Oganzentren Ärztlicherr Dienst i Pflegedienst dienst s

Seelsorge lso e

Psychoon-k gisch kologische isch r Dienst

Ernährungsg beratung

Sozialdienst/ en AHB

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as Onkologische Zentrum am CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia bietet eine umfassende, ganzheitliche und dauerhafte Betreuung bei Krebserkrankungen. Stationäre und ambulante Einrichtungen kooperieren eng miteinander und ermöglichen so die Erstellung leitliniengerechter, interdisziplinärer Diagnose- und Behandlungskonzepte. „Im Rahmen des Onkologischen Zentrums stellen wir die gesamte Breite der Diagnostik, der operativen, strahlentherapeutischen und medikamentösen sowie der palliativmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten für unsere

Infokasten Im Saarland sind rund 40.000 bis 50.000 Menschen an Krebs erkrankt. Die Diagnose einer neuen bösartigen Krebserkrankung trifft saarlandweit jährlich zwischen 7.000 und 8.000 Menschen. Eine frühzeitige Diagnosestellung sowie der Einsatz moderner Therapieverfahren können Heilung und Lebenserwartung wesentlich beeinflussen.

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interne Ko-interne operations o operat perationspartner t

Physiohy hy therapie

Tumorpatienten zur Verfügung“, erklärt Chefarzt Professor Michael Clemens. „Einzelne Leistungen können wir gemeinsam mit unseren auswärtigen Spezialisten in einem Netzwerk erbringen.“ Neben den spezialisierten Fachärzten der verschiedenen diagnostischen und therapeutischen Disziplinen wirken an der ganzheitlichen Betreuung Fachpflegekräfte, Psychoonkologen, Onkolotsen, Physiotherapeuten, Ernährungsberater, Seelsorger, Schmerztherapeuten, Sozialberater und Palliativmediziner mit. „Im Zusammenspiel dieser Fachleute ist es uns möglich, unseren Patienten die optimale Unterstützung sowie den nötigen Rückhalt in der schwierigen Lebensphase einer Krebserkrankung zu geben.“ Als erstes und bisher einziges Zentrum im Saarland ist das Onkologische Zentrum auf dem Rastpfuhl seit August 2016 erfolgreich nach den Vorgaben der deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) zertifiziert – ein wichtiger Wegweiser für Patienten und ein weiterer Beleg für die Qualität der Arbeit. „Ein Garant für das Zertifikat ist, dass alle Beteiligten ihr

Brustzentrum Saar Mitte Dr. med. Mustafa Deryal Darmkrebszentrum Prof. Dr. med. Ralf Metzger Gynäkologisches Krebszentrum (T) Dr. med. Mustafa Deryal Kopf-Hals-Tumorzentrum Prof. Dr. med. Klaus Bumm Krebszentrum für Pankreas (T) Prof. Dr. med. Manfred P. Lutz Onkologisches Zentrum am CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia Ärztliche Leitung: Prof. Dr. med. Michael Clemens Rheinstraße 2, 66113 Saarbrücken Telefon (06 81) 406-1101 Fax (06 81) 406-1103 onkologie@caritasklinikum.de

Fachwissen bündeln und für jeden einzelnen Patienten ein individuelles Therapiekonzept erstellen. Das ermöglicht eine optimale Abfolge und Kombination der chirurgischen radiotherapeutischen und medikamentösen Tumortherapie“, sagt Michael Clemens. Er und sein Team der verschiedenen Organzentren stellen sicher, dass der Patient von der Diagnose über die stationäre und ambulante Behandlung bis zur Nachsorge bestmöglich betreut wird. Die onkologische Versorgung erfolgt in interdisziplinärer Zusammenarbeit; klinische Studien ermöglichen es, stets innovative Therapieoptionen anzubieten. Das Zentrum erfüllt zudem anspruchsvolle Anforderungen an Qualitätssicherung, Dokumentation, Datenschutz und Vernetzung unter anderem mit Palliativstation, Radioonkologie, Schmerzklinik, Pathologie und Apotheke. Das Fazit von Professor Clemens: „Für die Patienten bedeutet das Qualitätssiegel, dass sie sich darauf verlassen können, dass sie bei uns eine optimale Versorgung bekommen.“


Inhalt 3

Editorial

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PIKKO – ein Pilotprojekt im Saarland

8

Die Saarländische Krebsgesellschaft e.V. leistet Hilfestellung

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„Regenbogen“ - Ein Angebot für Kinder krebskranker Eltern

14

„Die Yoga-Matte war meine Insel“

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Selbsthilfegruppen und Info-Cafés

18

Maria Cacacciola-Ketter hat den Brustkrebs überlebt

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Im Gespräch mit Dr. med. Steffen Wagner

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Kopfsache: Mützen, Tücher und mehr

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Die moderne Strahlentherapie

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Zahlen, Daten und Fakten

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Onko-Lotsen: Ansprechpartner und Begleiter

Impressum THEMENBEILAGE DER SAARBRÜCKER ZEITUNG VERLAG UND DUCKEREI GMBH VOM 18. NOVEMBER 2019 GESCHÄFTSFÜHRUNG: Thomas Deicke (Sprecher), Thomas Marx, Christian Erhorn ANZEIGENLEITUNG: Daniela Groß PRODUKTMANAGEMENT: Daniel Meyer REDAKTION: Yvonne Handschuher (verantwortlich), Georg Müller, Martina Kirsch, Teresa Prommersberger, Hélène Maillasson

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser! Als saarländische Gesundheitsministerin freut es mich sehr, dass sich die Saarbrücker Zeitung in einer Sonderbeilage dem Thema „Leben mit Krebs“ widmet. Rund 40 % der Männer und 30 % der Frauen werden in Deutschland im Laufe ihres Lebens mit der Diagnose Krebs konfrontiert. Wenn die Ärztin oder der Arzt dem Patienten mitteilt: „Sie haben eine Krebserkrankung“ ändert sich schlagartig das Leben. Der normale Alltag zerbricht, der Betroffene gerät in eine Schockstarre. Ängste und Unsicherheiten belasten ganz besonders die an Krebs erkrankten Patienten, aber auch die Familien, die Nachbarn und das berufliche Umfeld sind von der Erkrankung betroffen. Nach dem ersten Schock stellen sich den Patientinnen und Patienten unzählige Fragen: „Wo lasse ich mich behandeln?“ – „Welche Methode ist für mich die Richtige?“ – „Was passiert bei einer Chemotherapie?“ – „Fallen mir die Haare aus?“ – auf diese und viele weitere Fragen gilt es, Antworten zu finden. Die Prognosen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten fortlaufend verbessert. Das liegt zum einen daran, dass für einige der häufigen Tumorerkrankungen inzwischen wirksame Vor- und Früherkennungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Auch im Bereich der Therapie von Krebserkrankungen sind in den vergangenen Jahren große Behandlungsfortschritte gemacht worden. Mit zielgerichteter, medikamentöser Behandlung und gezielten Bestrahlungsverfahren sind die Chancen auf Heilung heute weitaus höher. Neben den behandelnden Ärztinnen und Ärzten haben sich im Saarland die Onko-Lotsinnen und Onko-Lotsen aus dem PIKKO-Projekt bewährt. „PIKKO“ steht für Patienten, - information, - kommunikation, - Kompetenzförderung in der Onkologie und wird gemeinsam von der IKK Südwest, der Knappschaft, der Techniker Krankenkasse, der AOK und der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V. mit weiteren Partnern durchgeführt. Inzwischen haben sich im Saarland 22 Frauen und Männer ausbilden lassen, mehr als 440 Patienten haben diese Beratung seit Projektbeginn in Anspruch genommen. Die Lotsinnen und Lotsen sind ausgebildete Pflegekräfte mit langjähriger Erfahrung in der Versorgung und Betreuung von Patienten mit Krebserkrankungen. Sie stehen den Betroffenen zur Seite, beraten Krebspatientinnen und -patienten individuell und spezialisiert und, wo notwendig, vermitteln sie weitergehende Informationen und Kontakte zu den PIKKO-Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Durch das vielfältige Angebot an Vorsorgeuntersuchungen können viele Krebserkrankungen sehr früh erkannt und behandelt werden. Im Falle einer Krebserkrankung wünsche ich Ihnen Menschen an Ihrer Seite, die sie begleiten – medizinisch und menschlich. Nutzen Sie auch die Gelegenheit, in den zahlreichen Selbsthilfegruppen im Saarland ins Gespräch zu kommen. Es grüßt Sie ganz herzlich Ihre Ministerin Herzlichst, Ihre

LAYOUT & PRODUKTION: GM Layout & Redaktion GmbH DRUCK UND VERLAG: Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH 66103 Saarbrücken

Monika Bachmann Ministerin für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie

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„Wir müssen die

Patienten

auffangen und die ersten Ängste nehmen“ 50 000 Saarländerinnen und Saarländer sind im Laufe ihres Lebens an Krebs erkrankt. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen liegt nach Angaben der Saarländischen Krebsgesellschaft zwischen 7000 und 8000. Seit 2017 gibt es im Saarland mit dem Pilotprojekt PIKKO ein Programm, das Krebspatienten unterstützend zur Seite steht. PIKKO steht für Patienteninformation, -kommunikation und Kompetenzförderung in der Onkologie. Teilnehmen können Patienten der IKK Südwest, der Techniker Krankenkasse, der KNAPPSCHAFT und der AOK Rheinland-Pfalz/ Saarland. Das Projekt wird im Rahmen des Innovationsfonds, der sich aus Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen und des Gesundheitsfonds speist, mit 3,6 Millionen Euro vollfinanziert. Wie wichtig neben der schuldmedizinischen Behandlung der Krebserkrankung auch ein ganzheitlicher Ansatz ist, bei dem Patienten in allen Situationen begleitet und unterstützt werden, erzählen Professor Dr. Jörg Loth, Vorstand der IKK-Südwest, Florian Brandt, Projektleiter von PIKKO, Sabine Rubai, Geschäftsführerin der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V. sowie Onko-Lotsin Anne Crauser und der Psychoonkologe Christian Boldorf von der Saarländischen Krebsgesellschaft. Das Projekt soll für alle Krebspatienten eine bessere Versorgung erzielen. Das heißt also im Umkehrschluss, es gibt noch einige Versorgungslücken in unserem Gesundheitssystem? Jörg Loth: Die psychosozialen Bedürfnisse von Betroffenen kommen häufig zu kurz. PIKKO möchte in unserem Gesundheitssystem zum einen die Integration psychosozialer

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Unterstützungsangebote während der Therapie sicherstellen und zum anderen die Zeit zwischen der Information an den Patienten über die Krebsdiagnose und dem Beginn der sogenannten Regelversorgung bestmöglich überbrücken. Der Gedanke, der uns und unser Projekt daher trägt: Wir wollen den Menschen direkt nach der Diagnose eine qualifizierte Beratung und Hilfe bieten. Sabine Rubai: Eine ganzheitliche Beratung rund um die onkologische Behandlung und auch die psychoonkologische Betreuung durch die Krebsberatungsstellen ist bislang nicht Teil der gesetzlichen Krankenversicherung. Mit Verlassen des Krankenhauses endet in der Regel auch die psychoonkologische bzw. psychosoziale Betreuung. Um die Patienten auch anschließend aufzufangen und zu unterstützen, gibt es ambulante Krebsberatungsstellen. Dort wird psychologische, aber auch sozialrechtliche Unterstützung, wie zum Beispiel Hilfe bei Antragsstellungen angeboten. Die Finanzierung dieser Arbeit basiert jedoch bislang komplett auf freiwilligen Zuschüssen, Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Das Saarland, insbesondere das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, unterstützt unsere Arbeit hier sehr. Es muss selbstverständlich sein, dass jeder Krebspatient über die rein schulmedizinische Behandlung hinaus begleitet wird. Was genau macht ein Onko-Lotse? Anne Crauser: Ich bin hauptberuflich medizinische Fachangestellte in einer onkologischen Praxis und arbeite jeden Tag mit Chemo-Patienten zusammen. Nebenher bin ich als Onko-Lotsin tätig. Ich merke, dass bei Patienten nach


der Diagnose noch viele Fragen offen sind. Da ist es doch schön, wenn der Patient rausgeht, und wir Onko-Lotsen da sind und ihn auffangen können. Genau dieses erste Auffangen ist so wichtig. Wir können erste Fragen beantworten, können die ersten Ängste nehmen und schon einmal über Therapiemöglichkeiten sprechen. Ich bin der Meinung, wenn ein Patient gut aufgeklärt ist und mit einer positiven Einstellung eine Therapie beginnt, die Nebenwirkung deutlich weniger sind. Und wie können Sie als Psycho-Onkologe helfen? Christian Boldorf: Es geht darum, die Angst abzufedern. Ich kann ihnen helfen, das Gedrückte zu nehmen. Ich kann ihnen zeigen, wie sie Verhaltensweisen, die sich eingeschlichen haben, wieder begradigen können. Sie bekommen Zeit, sich wieder kennenzulernen und auf sich zu achten. Sabine Rubai: Die Selbstbestimmung, die den Menschen in dem Moment verloren geht, ist auch Grundlage für das breite Kursangebot, das wir im Rahmen des Projektes PIKKO anbieten. Von Bewegung, Yoga und Ernährung, über Kunst und Musik ist es ganz breit gefächert. Durch unsere Kurse können sie so vielleicht auch in neue Dinge hineinschnuppern, die ihnen auch guttun und wodurch sie sich wieder selbstbestimmt fühlen. Was raten Sie Patienten, die keine Chance auf Heilung haben? Christian Boldorf: Selbst beim drohenden Ende sollten sie nicht alle Zügel fallen lassen. Sie sollen sie schön nutzen, mit all den Menschen, die ihnen wichtig sind. Wir müssen den Menschen als Menschen betrachten und nicht als ausweglos erduldenden, passiven Patienten. Die Angehörigen selbst sind auch sehr belastet, wenn ein geliebter Mensch so schwer erkrankt ist. Was raten Sie diesen? Christian Boldorf: Ganz häufig begegnet mir, dass die zwischenmenschliche Kommunikation nicht so ist, wie sie sein könnte. Der Angehörige will den Krebspatienten schützen und sagt nicht alles. Der Patient will seinen Angehörigen nicht erschrecken und sagt, dass alles in Ordnung sei. Und dann leben diese zwei Parteien sich auseinander, statt offen zu kommunizieren und sich wieder zu finden. Sabine Rubai: 2018 hatten wir 23 Prozent Angehörigen-Beratungen. Das ist ein recht hoher Anteil. Indem wir die Angehörigen stärken, stärken wir indirekt auch den Patienten. Das ist genauso wichtig wie die Beratung der Patienten. Anne Crauser: Das sehe ich auch so. Ich habe auch oft Gespräche im Beisein von Angehörigen. Das biete ich auch immer an. Die Angehörigen haben meist mehr Fragen als der Patient. Zu Beginn des PIKKO-Projekts gab es im Saarland acht Onko-Lotsen. Mittlerweile sind 15 im Einsatz. Außerdem bieten sieben Psycho-Onkologen Beratungen an. Ist der Bedarf damit gedeckt? Sabine Rubai: Wir sind glücklich und dankbar, dass die IKK Südwest das Projekt aufgelegt hat. Wir haben inzwischen fünf Beratungsstellen im ganzen Saarland mit einer flächendeckenden, wortortnahen Versorgung. Ich gehe aber auch davon aus, dass durch die Erhöhung der Erkrankungsrate, die leider zu erwarten ist, wie auch ein bekannter Werden des Angebotes als solches, der Bedarf weiter steigen wird. Das ist abzusehen.

Jörg Loth: Wir wünschen uns aber, weiter auszubilden. So ist der Landkreis Merzig-Wadern noch etwas weniger gut versorgt. Wir wären froh, wenn wir da noch jemand zusätzlichen hätten. Also ein Aufruf an alle Interessierte, sich ins Team einzubringen und ausbilden zu lassen! Zum 1. Oktober diesen Jahres ist die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland Teil des PIKKO-Projekts geworden. Dadurch könnten nochmal viele Patienten dazu kommen. Florian Brandt: Damit rechnen wir auf jeden Fall. Jörg Loth: Das hoffen wir in der Tat. Auch, weil es sich innerhalb der Ärzteschaft rumspricht. Die müssen weniger differenzieren, welche Versicherten teilnehmen können und welche nicht. Wir sind sehr zuversichtlich und auch völlig offen, was zusätzliche Erweiterungen angeht.

Prof. Dr. Jörg Loth, Vorstand der IKK Südwest

Im Nationalen Krebsplan ist die ganzheitliche Betreuung als Regelleistung schon lange als Ziel aufgeführt. Bisher hat sich aber wenig getan. Warum, denken Sie, geht es so schleppend voran? Jörg Loth: Das Problem ist immer das Sektorenübergreifende im Gesundheitssystem. Also auf der einen Seite das Stationäre, auf der anderen Seite das Ambulante, und die Herausforderung, die Behandlungen und Beratungen gut miteinander zu verbinden. Florian Brandt: Die hohe Motivation merkt man ganz deutlich bei allen Projektbeteiligten. Motivation und Engagement sind eine wesentliche Voraussetzung für ein funktionierendes Projekt. An einem Strang zu ziehen ist die halbe Miete. Ist das Saarland mit dem Projekt also in einer besonderen Vorreiter-Rolle? Vielleicht auch durch seine geringe Fläche? Jörg Loth: Was uns definitiv hilft, ist die gute Vernetzung hier im Saarland. Insbesondere das Engagement der Krebsberatungsstellen. Es hilft uns auch, dass von 21 Krankenhäusern im Saarland zwölf am Projekt teilnehmen. PIKKO war eigentlich nur bis Ende 2019 ausgelegt, wurde jetzt aber um ein Jahr verlängert. Wie soll es denn nach 2020 weitergehen? Jörg Loth: Wir haben bereits mit dem Gesundheitsministerium im Saarland und Ministerin Monika Bachmann gesprochen. Sie hat signalisiert, PIKKO weiter bis zur Aufnahme in die Regelversorgung mitzufinanzieren, auch wenn das Projekt ausgelaufen ist. Was wünschen Sie sich für die kommenden Monate? Sabine Rubai: Es ist mir ein persönliches Anliegen, die Angebote noch bekannter zu machen. Wir haben immer noch Patienten, die zu uns kommen und sagen, ‚Wenn ich das früher gewusst hätte‘. Das sind sowohl Patienten innerhalb als auch außerhalb des PIKKO-Programms. Das zu hören, macht mich jedes Mal sehr traurig. Umso wichtiger ist es, dass viele Menschen im Saarland erfahren, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt. Anne Crauser: Ich wünsche mir, dass die Ärzte noch aktiver werden und mehr Patienten ins Programm einschreiben.

Text | Teresa Prommersberger Fotos | BeckerBredel

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Diagnose Krebs –

plötzlich ist alles anders Die Saarländische Krebsgesellschaft e.V. bietet umfassende Hilfestellung an

I Sabine Rubai

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m Saarland erkranken rund 8000 Menschen pro Jahr neu an Krebs, insgesamt betroffen sind über 50.000 Saarländerinnen und Saarländer. Mit der Diagnose „Krebs“ ist plötzlich alles anders. „Sie haben Krebs“ – ein Satz, der im Kopf immer wiederhallt. Einen klaren Gedanken zu fassen, fällt schwer. Die medizinische Versorgung ist die eine Seite, die psychische Belastung die andere - eine Ausnahmesituation für Betroffene und ihre Angehörigen. Hier setzt die Saarländische Krebsgesellschaft e.V. an. Die Mitarbeiter bieten Unterstützung an, informieren und beraten. Und nehmen sich Zeit. Zeit und Raum zum Reden und zum Zuhören, aber auch zum Weinen und vor allem zum Fassen neuen Mutes. Die Saarländische Krebsgesellschaft e.V. kümmert sich flächendeckend im ganzen Saarland um Menschen mit Krebs und ihre Familien, das Netz an Beratungsstellen wird ständig weiter ausgebaut, so dass qua-


Kontakte Saarländische Krebsgesellschaft e.V. Zentrale Saarbrücken Bruchwiesenstraße 15 66111 Saarbrücken Tel.: (06 81) 30 988-100 Telefonzeiten: Mo-Fr.: 8:30 - 12:30 Uhr

lifiziertes Fachpersonal ortsnah in allen Regionen des Saarlandes zur Verfügung steht. Beratungsstellen gibt es in Saarbrücken, Homburg, Lebach, Saarlouis und Weiskirchen. Man kann sich telefonisch oder persönlich von den Mitarbeitern beraten lassen. In Ausnahmefällen werden auch Hausbesuche oder Besuche in der Klinik organisiert. Vor, während und nach der Therapie stehen den Patienten dadurch Ansprechpartner zur Seite, die im Leben und im Umgang mit Krebs Halt und neuen Mut geben. Zu den Aufgaben der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V. gehören zum einen die Beratung bei psychischen Belastungen, zum anderen aber auch Unterstützung bei sozialen Fragen. Nicht selten taucht gerade bei jungen Menschen die Frage danach auf, wie es beruflich und finanziell weitergeht. All dies geschieht ausschließlich durch hochqualifiziertes Personal, durch Diplom-Psychologen und Diplom-Sozialpädagogen mit psychoonkologischer Zusatzqualifikation. Neben der psychosozialen Beratung legt die Saarländische Krebsgesellschaft e.V. einen weiteren Schwerpunkt auf ein begleitendes, vielfältiges Kurs- und Veranstaltungsprogramm. Denn ein wichtiges Anliegen ist es, Betroffenen Wege aufzuzeigen, wie sie trotz und mit Krebs weiterhin ein aktives und selbstbestimmtes Leben führen können. Im Mittelpunkt stehen dabei Bewegung und Sport, gesunde Ernährung, Entspannung, Kreativität und Natur. Dabei sind die Angebote für die Betroffenen in der Regel kostenfrei, die Saarländische Krebsgesellschaft e.V. finanziert sich durch Spenden und freiwillige Zuschüsse. Eine weitere Säule in der Arbeit der Saarländische Krebsgesellschaft e.V. ist die Präventionsarbeit. Mit Informationsveranstaltungen, Vorträgen, Infoständen bei öffentlichen Events sowie dem Projekt „SunPass – Gesunder Sonnenspaß für Kinder“ leistet die Saarländische Krebsgesellschaft e.V. einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung und Prävention. Text | Martina Kirsch Fotos | Andreas Schlichter

Beratungsstelle Homburg In der Uniklinik Homburg, Gebäude 18 Kirrbergerstr. 100 66421 Homburg Tel: (0 68 41) 1 62-38 16 Telefonzeiten: Mo-Do.: 11 - 12:30 Uhr Beratungsstelle Lebach Im Caritas-Krankenhaus Lebach Heeresstraße 49 66822 Lebach Tel.: (0 68 81) 501-509 Telefonzeiten: Mo-Mi, Fr.: 11 - 12:30 Uhr Beratungsstelle Saarlouis In der Praxis Dr. Stefan Bauer Gutenbergstr. 1 66740 Saarlouis Tel.: (06 83 1) 5 03 35-815 Telefonzeiten: Mo & Di.: 9-10 Uhr, 14-15 Uhr Beratungsstelle Weiskirchen In den Hochwald-Kliniken Am Kurzentrum 1 66709 Weiskirchen Tel.: (06 81) 30 988-100 (über Zentrale Saarbrücken) Telefonzeiten: Mo-Fr.: 8:30 - 12:30 Uhr Beratungsstelle Saarbrücken In der Caritasklinik St. Theresia Rheinstraße 2 66113 Saarbrücken Tel.: (06 81) 30 988-100 (über Zentrale Saarbrücken) Telefonzeiten: Mo-Fr.: 8:30 - 12:30 Uhr

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Projekt „Regenbogen“ Ein Angebot für Kinder krebskranker Eltern

M

it dem neuen Projekt „Regenbogen“ startet die Saarländische Krebsgesellschaft e.V. ein spezielles Programm für Kinder krebskranker Eltern. „Wir haben festgestellt, dass es im Saarland zwar ein sehr gutes Begleit-Angebot für an Krebs erkrankte Kinder gibt, aber wie gehen Kinder damit um, wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt?“, erläutert Geschäftsführerin Sabine Rubai die Hintergründe. „Wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt, leiden die Kinder mit. Ihr Kummer äußert sich jedoch anders als bei Erwachsenen.“ Kleinere Kinder können ihre Sorgen und Ängste meist noch nicht in Worte fassen. Und auch Jugendlichen fällt es schwer, ihre Gefühle auszudrücken. Es ist deshalb wichtig, Kinder krebskranker Eltern gezielt zu unterstützen. Das Projekt beinhaltet Elternsprechstunden und Sprechstunden für Kinder und Jugendliche. Außerdem gibt es erlebnispädagogische Gruppenangebote. Betroffene Eltern können Einzelberatungen in Anspruch nehmen. Sie erhalten Tipps, wie sie altersgerecht mit ihren Kindern über die Erkrankung sprechen. Auch

Infos und Kontakt Saarländische Krebsgesellschaft e.V. Telefon: (0 681) 309 88-100 Mail: info@saarlaendische-krebsgesellschaft.de

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ganz praktische Themen wie Fragen zu Kinderbetreuung, Haushaltshilfe oder Reha-Maßnahmen können hier besprochen werden. Kinder und Jugendliche haben in „ihrer“ Sprechstunde die Möglichkeit, ganz offen mit einem Psychoonkologen über aufkommende Fragen, Sorgen, Probleme und Ängste zu sprechen. Bei den erlebnispädagogischen Gruppenangeboten geht es um eine möglichst unbeschwerte Freizeitgestaltung. Betroffene Kinder können gemeinsam etwas Schönes erleben, den Sorgen entfliehen und einfach mal abschalten. Sie erkennen, dass sie nicht alleine sind. Mit einem positiven Erlebnis gehen sie gestärkt in ihren Alltag zurück. Außerdem finden auch die Eltern in einer solch ungezwungenen Atmosphäre leicht ins Gespräch und können sich über den Umgang mit ihren Kindern und der Krankheit austauschen. Die Angebote und Aktivitäten im Rahmen des Projekts „Regenbogen“ sind für die betroffenen Familien kostenfrei und werden von Psychoonkologen begleitet. Das Projekt Regenbogen wird im Jahr 2020 finanziert durch den Verein Saar-Stamm e.V., der hierfür alle Spendeneinnahmen seiner jährlichen „Charity Küchenparty“ zur Verfügung stellt. Zusätzlich ermöglicht der Round Table Saarbrücken durch seine Spenden die kostenlosen Ausflüge und Freizeitaktivitäten für Kinder und Eltern. So konnten fünf Familien im Oktober bereits einen Nachmittag auf dem Erlebnisbauernhof Wack in Ommersheim (Fotos: SKG) verbringen und diesen Tag mit allen Sinnen genießen: Kälbchen streicheln, Kühe füttern, mit Katzen schmusen und sich von Schweinen beschnuppern lassen. „Die strahlenden Kinderaugen und glücklichen Eltern waren der beste Beweis, dass wir mit dem Start des Projektes Regenbogen den richtigen Schritt getan haben“, erzählt Sabine Rubai. Eine betroffene Mutter habe ihr beim Abschied gesagt, dass sie eigentlich nicht gedacht hat, dass sie die drei Stunden körperlich durchhält… Es sei jedoch so schön und motivierend gewesen, ihre Kinder so fröhlich zu sehen - und die frische Luft habe ihr richtig gut getan.“ Text | Martina Kirsch Foto | Saarländische Krebsgesellschaft e.V.


Advertorial

PIKKO – Helfende Hand gegen Krebs

Onkolotsin Susanne Welsch

K

rebspatienten haben einen hohen Bedarf an Information, Beratung und Unterstützung, der in unserer aktuellen medizinischen Versorgung häufig nicht genug berücksichtigt wird. Mit dem Projekt PIKKO (Patienteninformation, -kommunikation und Kompetenzförderung in der Onkologie) wurde ein neues Instrument geschaffen, um Betroffenen die richtigen Unterstützungsangebote zur richtigen Zeit zur Verfügung zu stellen. PIKKO ist ein Gemeinschaftsprojekt, das von der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. , der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V. , dem Universitätsklinikum Jena, der IKK Südwest, der KNAPPSCHAFT, der Techniker Krankenkasse und der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland zusammen mit niedergelassenen Haus- und Fachärzten, der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland, mehreren saarländischen Kliniken und weiteren starken Partnern im Saarland umgesetzt wird. Weil Wissen stärkt: Mit einem zusätzlichen Beratungs- und Informationspfad will PIKKO den Betroffenen einer Krebserkrankung ermöglichen, eine informierte Therapieentscheidung zu treffen und sich aktiv und selbstbestimmt mit ihrer Erkrankung auseinander zu setzen. Dieser Pfad enthält drei zentrale Elemente: Onko-Lotse: Der Onko-Lotse ist eine speziell ausgebildete medizinische Fachkraft, die allen Teilnehmern als unmittelbarer Ansprechpartner zur Verfü-

gung steht, sie systematisch mit allen wesentlichen Informationen rund um die onkologische Erkrankung versorgt und sie durch die Krebstherapie begleitet. Der Onko-Lotse steht hierbei auch kurzfristig zur Verfügung und stellt somit ein niederschwelliges Beratungsangebot sicher. Spezialisierte onkologische Beratung (SOB): Alle Teilnehmer erhalten Zugang zu individuellen und maßgeschneiderten Beratungsangeboten sowie Unterstützung in psychosozialen Belangen. Hierbei werden die folgenden Module angeboten: Sozialberatung, Krisenintervention, Psychoedukation, Begleitung bei subsymptomatischer Belastung und Angehörigenberatung. Diese werden bei Bedarf um eine Ernährungsberatung, Sportprogramme sowie eine Kunsttherapie ergänzt. Die Angebote werden von der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V. bereitgestellt. Onkologische Wissensdatenbank „Mein PIKKO“: Mit der onkologischen

Wissensdatenbank „Mein PIKKO“ wurde von der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. ein umfassendes und einzigartiges digitales Informationsportal für Krebspatienten entwickelt und im Saarland etabliert. „Mein PIKKO“ ermöglicht allen Teilnehmern einen selbstständigen und barrierefreien Zugang zu qualitätsgesicherten Informationen rund um das Thema Krebs. Die Informationen zeichnen sich hierbei insbesondere durch eine leicht verständliche Aufbereitung aus und sind an die individuellen Bedürfnisse der Patienten angepasst. Die drei Module werden ergänzt durch ein Onko-Expert-Fon über das sich der behandelnde Arzt bei Bedarf relevante Informationen und Beratungen bei ausgewählten onkologischen Spezialisten einholen kann. Das Projekt wird durch den Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert. Zudem wird das Projekt vom saarländischen Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie unterstützt. Eine Teilnahme an dem Projekt ist für Versicherte der teilnehmenden Krankenkassen zunächst bis zum 31.03.2020 möglich. Die Teilnahme kann gegenüber allen teilnehmenden Ärzten und Kliniken im Saarland erklärt werden. Bei einer Teilnahme stellt der einschreibende Arzt zunächst eine Verordnung für die spezialisierte onkologische Beratung (SOB) aus. Kurz darauf nimmt der Onko-Lotse Kontakt auf und vereinbart einen ersten Termin. Im Rahmen des ersten Termins schaltet der Onko-Lotse den Zugang für die onkologische Wissensdatenbank „Mein PIKKO“ frei und klärt alle Fragen zum weiteren Projektablauf. Projektbegleitend erfolgt eine wissenschaftliche Auswertung durch das Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie im Universitätsklinikum Jena. Bei einer positiven Bewertung soll das Projekt fortgeführt werden. PR

Infos Weitere Informationen rund um das Projekt PIKKO finden sich auf der Homepage www.pikko.de. Bei Rückfragen ist das PIKKO-Team unter der Telefonnummer (06 81) 9 36 96-8239 zu erreichen.

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„Die Yoga-Matte war meine Insel“ Stefanie Hahn konnte aus dem Kurs viel Kraft und neuen Mut schöpfen.

Stefanie Hahn (rechts) ist dankbar, mit Annette Blug eine Gesprächspartnerin und Kursleiterin gefunden zu haben, die ihr geholfen hat, die schlimmsten Phasen nach der Krebserkrankung zu überwinden.

„Die meisten Menschen können nicht gut damit umgehen, wenn du Krebs oder andere schwere Erkrankungen hast“, weiß Stefanie Hahn aus eigener Erfahrung. Für die Menschen im Umfeld ist es schwierig, mit dem Patienten in Verbindung zu bleiben. Entweder sie ziehen sich zurück – aus Angst, etwas Falsches zu sagen. Oder die Gespräche reduzieren sich auf gut gemeinte Ratschläge, Mitleid und Durchhalteparolen. „Krankheiten machen uns Menschen Angst, weil wir nirgends lernen, wie wir damit zurechtkommen sollen. Wie können wir trotz der vielen Einschnitte ein gutes Leben führen?“ Diese Frage hat sich Stefanie Hahn, die auch

Info Der Yoga-Kurs der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V. ist offen für Männer und Frauen. Das Angebot kann in allen Behandlungsphasen begonnen werden. Die Atemübungen können jederzeit in schwierigen Phasen auch außerhalb des

an der seltenen Erbkrankheit Chorea Huntington leidet, schon oft gestellt. Die Diagnose „Brustkrebs“ war ein gravierender Einschnitt im Leben der 49-Jährigen, die bereits ihren Ehemann vor sieben Jahren an den Krebs verloren hat. Plötzlich dreht sich alles nur noch um die Krankheit. Der Tagesablauf, der Wochenrhythmus und die Monate werden bestimmt von Untersuchungen und Behandlungen, aber auch von Ängsten und Schmerzen. In dieser Lebenssituation, in der die Gedanken ständig kreisen, fand Stefanie Hahn Halt bei der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V. Sie wurde auf das Angebot „Yoga bei Krebs“ aufmerksam. Und obwohl sie noch nie zuvor an einem Yoga-Kurs teilgenommen hatte, merkte sie von der ersten Stunde an, dass ihr dieses Gruppenangebot guttut. „Der Yogaweg ist ein ganzheitlicher Weg und bezieht Körper, Geist und Seele ein“, erklärt Psychoonkologin und Yogalehrerin Annette Blug von der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V. „Wir versuchen über das Üben, die Gedanken zur Ruhe zu bringen, indem die Aufmerksamkeit auf den Atem und die Bewegungen gelenkt wird. Das Körperempfinden wird gestärkt. So kann das Vertrauen in den eigenen Körper wachsen. Denn dieses Vertrauen ist meist sehr erschüttert.“ Diese Erfahrungen hat auch Stefanie Hahn gemacht. Nach ihrer Brust-OP konnte sie kaum die Arme heben. Doch von Woche zu Woche stellte sie während des Yoga-Kurses fest, dass es schon wieder ein bisschen besser geht. Das habe ihr unglaublich viel neuen Mut gegeben. Die Yoga-Matte war für sie eine Insel. Eine Insel des Wohlfühlens, der positiven Erfahrung. Hier konnte sie die ständigen Bewegungen des Geistes zur Ruhe bringen. Selbst wenn sie die Übungen einmal nicht aktiv mitmachen konnte, weil es ihr an diesem Tag einfach nicht gut ging, so übte sie mental mit. „Selbst das hat mir viel Kraft gegeben. Ich habe aus diesem Kurs so viel mitgenommen. Ich kann jedem nur empfehlen, Yoga einmal auszuprobieren. Es hat mir so gutgetan und in ganz besonderer Form mein Leben bereichert – in einer Phase, in der es nicht mehr viel an Positivem gab.“

Kurses angewandt werden – schließlich hat man seinen Atem immer und überall dabei.

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Text | Foto Martina Kirsch


Advertorial

Interdisziplinäre Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen im Universitätsklinikum

D

as Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg ist das medizinische Hochleistungszentrum der Großregion mit 30 Kliniken und 20 Instituten. Jährlich werden hier über 50.000 Patientinnen und Patienten stationär und mehr als 200.000 ambulant behandelt. Mit der Medizinischen Fakultät hat das UKS eine besondere Funktion: Durch die Verbindung von Forschung, Lehre und Krankenversorgung werden alle Erkrankungen nach dem neuesten Stand der Medizin interdisziplinär behandelt, auch seltene sowie sehr komplexe Krankheitsbilder. In Homburg werden medizinische Innovationen entwickelt und aktuellste wissenschaftliche Ergebnisse in der Behandlung berücksichtigt. Dies gilt auch für die unterschiedlichen Krebsformen, die beispielsweise Brust, Bauchspeicheldrüse, Darm, Haut, Hoden, Magen, Leber oder Lunge betreffen können. Deshalb befassen sich am UKS sehr viele Fachdisziplinen mit der Diagnostik und den unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten bei Krebs. In engem Austausch legen die Mediziner für den jeweiligen Patienten die optimale und möglichst individuelle schulmedizinische Krebstherapie fest. Diese richtet sich nach der Art der Erkrankung und dem jeweiligen Stadium. Daneben gibt es im UKS unterstützende Angebote, wie die Spezialsprechstunde über ergänzende Methoden der integrativen Medizin der Universitätsfrauenklinik.

Onkologie und integrative Medizin in der Universitäts-Frauenklinik Die Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin behandelt jährlich ca. 300 Patientinnen mit Brustkrebs sowie ca. 150 Patientinnen mit der Diagnose Genitalkarzinom. Bis zu 80% aller Brustkrebspatientinnen wenden im Laufe ihrer Erkrankung integrative Therapien an. Dabei handelt es sich nicht um eine Alternative zur schulmedizinischen Krebsbehandlung, sondern um eine Ergänzung. Die integ-

Infos Weitere Informationen finden Sie unter www.uks.eu/frauenklinik, Rückfragen beantwortet die Klinik unter Tel. (0 68 41) 16 - 2 81 38 oder per E-Mail an eva-marie.braun@uks.eu.

Professor Dr. Solomayer, Direktor der Universitäts-Frauenklinik, mit Dr. Eva-Maria Braun von der Spezialsprechstunde (links) und Bettina Knapp, Onkologische Pflegekraft, PIKKO-Lotsin und Bereichsleitung in der Klinik. 2018 erhielt das UKS als eine der ersten Universitätsklinika das Zertifikat der NATUM e.V. (Naturheilkunde, Komplementärmedizin, Akupunktur u. Umweltmedizin in der Frauenheilkunde). Es handelt sich um einen eigenständigen wissenschaftlichen Verein in der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe mit dem Ziel, Patientinnen eine alternativmedizinische Beratung im Rahmen einer ganzheitlichen onkologischen Behandlung zuteil werden zu lassen.

rative Medizin hilft, mit der Krebserkrankung sowie den durch die Erkrankung oder die Therapie entstandenen Nebenwirkungen besser umgehen zu können. In der Frauenklinik können sich Patientinnen der Spezialsprechstunde von Dr. Eva-Marie Braun und Lena Gabriel über ergänzende Methoden der integrativen Medizin umfassend beraten lassen. Die wöchentliche „NATUM-Sprechstunde“ erfährt großes Interesse, eine Anmeldung kann über die onkologische Ambulanz der Frauenklinik (0 68 41) 16 - 2 81 38 erfolgen.

2020 veranstaltet die UKS-Frauenklinik zusammen mit der Saarländischen Krebsgesellschaft Workshops zu diesem Themenfeld. Es werden die vorbeugende oder therapieunterstützende Bedeutung von Bewegung bzw. Entspannung erläutert, die zielgerichtete Behandlung von Nebenwirkungen vorgestellt und ein Ernährungsworkshop angeboten. Eine Anmeldung kann über die Saarländische Krebsgesellschaft unter www.saarlaendischekrebsgesellschaft.de erfolgen.

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Frauenselbsthilfe nach Krebs Dreimal im Saarland Seit mehr als 40 Jahren engagiert sich die „Frauenselbsthilfe nach Krebs“ ehrenamtlich für Menschen mit Krebs. Mutig – bunt – aktiv, so lautet ihr Motto, das ganz im Zeichen von „Auffangen, Informieren, Begleiten“ steht. Anliegen ist es, Patientinnen und Angehörige zu mündigen Partnerinnen der professionellen Helfer und Ärzte zu machen und sie auf diesem Weg zu begleiten. Betroffene werden dabei unterstützt, die vorhandenen eigenen Ressourcen zu entdecken und zu nutzen. So soll der Gesundungsprozess aktiv mitgestaltet werden, ein eigener Weg im Umgang mit

INFO „Frauenselbsthilfe nach Krebs“ gibt es bundesweit, auch im Saarland: in Saarbrücken, Zweibrücken/Bliestal oder in St. Wendel. Ansprechpartner sind in Saarbrücken Gabriela Avila, Telefon (0 68 93) 73 56, gabi.avila@web.de, und Christa Groß, (0 68 06) 4 5 953, christa.gross@gmx.net. Für die Gruppe in Zweibrücken/Bliestal Annemarie Hunsicker, (0 63 36) 17 52, und Gabriele Martin, ( 068 42) 5 27 57. Für St. Wendel Andrea Wagner, (0 68 21) 7 99 60, A-W-A@arcor.de, und Nicole Krauser, (0 68 24) 37 62, nicole.krauser @gmx.de.

der Krankheit gefunden werden, um selbstbewusst und zufrieden vor, während und nach der Therapie mit dem Krebs leben zu können. Wer gerade die Diagnose Krebs erhalten hat, fühlt sich oft, als falle er ins Bodenlose. Die Mitarbeiter der Frauenselbsthilfe nach Krebs wissen aus eigenem Erleben, wie es Betroffenen jetzt wahrscheinlich geht. Auch sie kennen den bodenlosen Fall, die Hilflosigkeit, die jetzt vorherrschenden Ängste und Gefühle. Ziel der Gruppe ist es, Betroffenen und Erkrankten in dieser schwierigen Zeit Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln und zu signalisieren, dass sie den Weg nicht allein gehen müssen. Informierte Patientinnen sind meist zufriedener mit ihrer Behandlung und haben weniger Ängste. Sie können ihre Erkrankung sowohl besser annehmen als auch heilsamer damit umgehen. Es gibt also viele gute Gründe, sich mit der eigenen Erkrankung und den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten vertraut zu machen und dann gemeinsam mit dem Arzt eine Therapieentscheidung zu treffen. Selbsthilfegruppen begleiten Betroffene auf dem Weg durch die Erkrankung und helfen, den Blick auf das zu lenken, was das Leben lebenswert macht.

Info-Café im Familienhaus „Sterntaler“ Für Angehörige von Patienten mit Lungenkrebs und anderen Krebserkrankungen Das Wohlergehen von Menschen, die an Krebs erkrankt sind, hängt wesentlich davon ab, dass sie Menschen um sich herum haben, die sie unterstützen und zu ihnen stehen. Wenn Krebs diagnostiziert wird, ändert sich das Leben und alle, die es im Alltag mit-leben, müssen sich dieser Situation stellen. Das LungenZentrum Saar der SHG Kliniken Völklingen bietet seit über fünf Jahren Treffen für Angehörige an, die in der neuen Form des „Info-Cafés“ noch zugänglicher und offener geworden sind. In der angenehmen Atmosphäre des Familienhauses „Sterntaler“ sind Kinder, Väter, Mütter, Geschwister und Freunde von Lungenkrebs-Patientinnen und -Patienten auf eine Tasse Tee oder Kaffee eingeladen und können dort mit Mitarbeiterinnen des LungenZentrums und der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V. sprechen. Auch der Austausch mit anderen Ange-

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hörigen ist hier möglich. Das LungenZentrum weist ausdrücklich darauf hin, dass auch Angehörige von Patienten mit anderen Krebserkrankungen und Angehörige von Erkrankten, die nicht im LungenZentrum behandelt werden, zum „Info-Café“ eingeladen sind.

INFO Info-Café – für Angehörige und Freunde von Patienten mit Lungenkrebs und anderen Krebserkrankungen jeden ersten Mittwoch im Monat von 10 bis 11.30 Uhr im Familienhaus „Sterntaler“ der SHG Kliniken Völklingen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Getränke sind kostenlos. Parken im Parkhaus in der Pasteurstraße 11a. Ansprechpartner für das „Info-Café“ ist Diplom-Theologe Detlef Born unter Telefon (0 68 98) 12-22 55.


Pink Fighters Saar Trainingsgruppe „Paddeln gegen (Brust-)Krebs“ Die saarländische Pink-Paddler-Gruppe wurde vom Regattaverein Saar e.V. in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Brustkrebs Saar ins Leben gerufen. 10 bis 16 Betroffene jeder Krebsart trainieren regelmäßig in Saarbrücken auf der Saar. Willkommen sind Männer und Frauen. Die Bewegungsabläufe beim Paddeln fördern die Rückbildung von Lymphödemen deutlich. Zudem ist die Paddelbewegung eine schonende Bewegung, die das Herz-Kreislauf-System anregt. Im Fokus stehen die Bewegung und die psychosoziale Komponente des Gruppensports. Die Menschen können ihrem Alltag entfliehen und in der Gruppe mit Gleichgesinnten Sport treiben. Sport – insbesondere Ausdauersport – gilt als genesungsfördernd. Schließlich sprechen auch Sportmediziner positiv vom „Me-

dikament Bewegung“. Laufende Therapien sind kein Hindernis. Man sollte sich dennoch mit dem behandelnden Arzt beraten. In dieser Gruppe geht es um die Bewegung und das Gemeinschaftsgefühl – nicht um das Aufstellen von Rekorden.

INFO April bis September montags um 18.30 Uhr September bis März sonntags um 13 Uhr Trainingsort: MS Mosella (ein Saarschiff an der Wilhelm-Heinrich-Brücke in Saarbrücken) Kontakt: Patricia Frank, Telefon (0 15 12) 3 46 63 78 oder draboorga@googlemail.com

Angehörigentreff der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V. Hilflosigkeit, Unsicherheit und Angst sind Emotionen, die nicht nur einen an Krebs erkrankten Menschen konfrontieren, sondern auch sein nahes Umfeld. Plötzlich steht man als Angehöriger vor völlig neuen Aufgaben und das eigene Leben verändert sich. Der Fokus liegt häufig auf dem Erkrankten, die Angehöri-

INFO Treffpunkt an jedem ersten Mittwoch im Monat von 18 bis 19.30 Uhr in den Beratungsräumen der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V., Bruchwiesenstraße 15, 66111 Saarbrücken. Anmeldung über info@saarlaendische-krebsgesellschaft.de oder Telefon (06 81) 3 09 88-1 00.

„Stützpunkt“ Selbsthilfegruppe Krebs für junge Erwachsene von 18 bis 39 Jahre Treffpunkt jeden letzten Mittwoch im Monat, 19 bis 21 Uhr Ort: Saarländische Krebsgesellschaft e.V. , Bruchwiesenstraße 15, 66111 Saarbrücken

Selbsthilfegruppe Leukämie Saar/Pfalz Treffpunkt jeden letzten Mittwoch im Monat, 19 bis 21.30 Uhr Ort: Haus Teresa, Poststraße 5, 66386 St. Ingbert

gen stellen ihre eigenen Bedürfnisse erst mal zurück. Die enorme physische und psychische Belastung, der auch die Angehörigen ausgesetzt sind, findet häufig zu wenig Beachtung. Die Saarländische Krebsgesellschaft e.V. möchte mit ihrem Angehörigentreffen einen Raum für Austausch schaffen, wo Probleme, Gedanken und Gefühle zu diesem Thema Platz finden. Unter psychoonkologischer Begleitung soll eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre ermöglichen, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und über sie zu sprechen. Angehörige können hier Unterstützung finden, die veränderte Situation zu bewältigen, die eigenen Grenzen neben der Fürsorge für den anderen nicht aus den Augen zu verlieren und aktiv etwas für sich zu tun.

Brustkrebs-Selbsthilfegruppen Treffpunkt jeden dritten Donnerstag im Monat, 19 Uhr Ort: Universitätsklinikum Homburg, Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin Gebäude 9, Erdgeschoss, Konferenzraum E 36, 66424 Homburg Treffpunkt jeden vierten Mittwoch im Monat, 19.30 Uhr Ort: KISS, Futterstraße 27, 66111 Saarbrücken

Quelle und weitere Selbsthilfegruppen finden Sie unter www.selbsthilfe-saar.de, Telefon (06 81) 9 60 21 30.

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Maria Cacacciola-Ketter (rechts) arbeitet mittlerweile wieder in ihrer Praxis.

Die Diagnose,

die das Leben für immer verändert Maria Cacacciola-Ketter hat den Brustkrebs überlebt. Doch auch wenn der Tumor weg ist – die Angst wird bleiben.

A

n diesem Tag Ende Januar 2014 hätte Maria Cacacciola-Ketter eigentlich feiern wollen. Mit ihrer Tochter, die gerade 16 geworden war. Stattdessen saß sie in der Homburger Uni-Klinik. „An diesem Tag hatte ich meine erste Chemo“, erinnert sich die 52-Jährige. Zwei Wochen vorher hatte sie beim Duschen einen Knoten an ihrer Brust getastet. Am nächsten Tag rief sie von der Arbeit aus ihre Frauenärztin an. „Sie gab mir am selben Tag noch einen Termin, und ich fuhr nach Feierabend direkt von meiner Praxis zu ihr“, erzählt die Allgemeinmedizinerin. Da ahnte sie noch nicht, dass sie ihre ei-

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gene Praxis in Schönenberg-Kübelberg erst ein Jahr später wieder betreten würde. Hat der behandelnde Arzt eine Krebserkrankung in Verdacht, geht alles ganz schnell. Ultraschall, Biopsie, Chemotherapie. Als Ärztin wusste Cacacciola-Ketter, was bei dieser Diagnose auf sie zukommen würde. Doch auch dieses Wissen macht die Situation nicht weniger schlimm. Denn das Wichtigste weiß man nicht. Nämlich wie es ausgeht. „Als mein Mann und ich meiner Tochter von meiner Krankheit erzählten, fragte sie mich, ob ich nun sterbe würde. Ich hatte keine Antwort dazu“, sagt sie und kämpft mit den Tränen. Auch fünf


Jahre danach, auch wenn sie nun alle Behandlungen erfolgreich hinter sich gebracht hat und mittlerweile selbst wieder als Ärztin arbeiten kann, die Erinnerungen an diese schlimmen Momente bleiben für immer. „Man hat einfach Angst zu sterben, manche Sachen nicht mehr erleben zu können. Man denkt daran, was man alles noch machen wollte“, sagt sie. Die akute Todesangst, sie ist weg. Nach fünf Jahren ohne Rückfall gilt ein Krebspatient als geheilt. Die Angst, dass der Krebs wieder kommt, sie wird Maria Cacacciola-Ketter jedoch ihr Leben lang begleiten. „Es gibt Tage, an denen es gut läuft und ich kaum daran denke. Und es gibt die Tage, an denen es schwieriger ist. Da muss man Strategien entwickeln, damit zu leben, ohne dass die Angst das eigene Leben dominiert.“ Cacacciola-Ketters Strategie hat viel mit Bewegung und Natur zu tun. Auch damals schon, als die Krankheit über sie und ihr Leben hereinbrach. Zwischen Januar und Mai hatte sie alle zwei Wochen einen Termin in Homburg zur Chemotherapie. „Ich wohne drei Kilometer von der Uniklinik. So oft es ging, habe ich versucht, zu Fuß hinzulaufen, auch wenn der Rückweg sehr anstrengend war.“ Dabei waren drei Kilometer Fußweg in ihrem Leben vor der Erkrankung ein Klacks. „Früher bin ich Marathon unter vier Stunden gelaufen“, sagt sie und es schwingt eine Menge Nostalgie mit. Aber auch eine gewisse Genugtuung: „Ich laufe heute immer noch. Zwar über fünf Stunden, aber ich gehe ja auch mit anderen Erwartungen als damals an den Start. Einfach mit der Dankbarkeit, mitlaufen zu dürfen und noch am Leben zu sein.“ Auf die Chemotherapie folgt die OP. Ihr wird ein Teil der Brust entfernt. Als sie ein paar Tage danach nach Hause entlassen wird, beginnt die Strahlentherapie. Jeden Tag, sechs Wochen lang. Als das geschafft ist, geht sie in die Reha an die Nordsee, „an die frische Luft“, wie sie sagt. Warum jemand an Krebs erkrankt, kann man nicht sagen. Natürlich kann ein bestimmtes Verhalten das Risiko verschärfen. Doch es kann jeden treffen, wie der Fall von Maria Cacacciola-Ketter zeigt. Sie ist sportlich, trinkt keinen Alkohol, raucht nicht. Als gebürtige Italienerin kocht und isst sie nach der mediterranen Ernährungsweise, die von Medizinern so oft gelobt wird. Doch eine Garantie, nicht an Krebs zu erkranken, gibt es nicht. Und auch wer körperlich und psychisch stark ist, ist der Krankheit ausgeliefert. Auch wer versucht, die Kontrolle über sein Leben zu behalten, stößt an Grenzen. Als nach den ersten Sitzungen Chemotherapie immer mehr Haare ausfielen, hielt es Cacacciola-Ketter nicht mehr aus. „Ich wusste, dass mir die Haare ausfallen würden. Ich bin Ärztin, ich kenne die Therapie, ich war aufgeklärt. Trotzdem

konnte ich das nicht ertragen.“ Also ging sie zur Friseurin, ließ die restlichen Haare zur Glatze rasieren und zog von diesem Tag an Mützen an. Auch nachts. „Man glaubt es nicht, aber es wird einem unglaublich kalt nachts ohne Haare.“ Dafür erntet sie komische Blicke im Supermarkt. Die Leute reden. „Man fühlt sich schon stigmatisiert. Dabei ist es das Letzte, was Kranke in dieser Situation, wo sie um ihr Leben bangen, brauchen.“ Doch es gibt auch andere Rückmeldungen von der Außenwelt. Die bedingungslose Unterstützung durch Familie und Freunde. Die Ermunterung durch ihre Mitarbeiterinnen in der Praxis, wo sich in der Zwischenzeit eine Vertretung um ihre Patienten kümmert. Diese Patienten, die ihr Briefe schreiben, Karten schicken, CDs schenken und ihr die Daumen drücken. „Allein schafft man das nicht“, ist sie sich ganz sicher. Wer mit einem solchen Schicksalsschlag konfrontiert ist, braucht aber auch professionelle Hilfe. „Während des stationären Aufenthaltes im Krankenhaus wird man von der Psychoonkologie betreut, doch eine solche Unterstützung ist auch nach einer erfolgreichen Behandlung wichtig“, meint Cacacciola-Ketter. Vor allem um zu lernen, mit der Angst weiter umzugehen, auch wenn die Symptome verschwunden sind. Auch deshalb gründete die Ärztin 2015 den Verein „Miteinander gegen Krebs“, der jährlich den Spendenlauf „Cross against cancer“ veranstaltet. Das gesammelte Geld wurde in diesem Jahr der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V. zur Finanzierung der psychoonkologischen Beratung gespendet. Interview | Hélène Maillasson Fotos | Spellbynder

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Die Betroffenen

ganzheitlich

behandeln!

Dr. med. Steffen Wagner, Vorsitzender der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V., im Interview. sund Fachärzte hier eine sehr wichtige Herr Dr. Wagner, warum engagieren Sie Funktion übernehmen. Da die Krebsich für die Saarländische Krebsgesellspatienten heute viel länger leben als schaft e.V.? früher, ergeben sich daraus auch neue Dr. Steffen Wagner: Ich behandle seit Anforderungen beispielsweise bei der 20 Jahren Frauen mit KrebserkranBerufstätigkeit durch alltagsrelevante kungen und bin darüber hinaus im Langzeitschäden. Leider berücksichVorstand verschiedener nationaler tigt der Medizinbetrieb diese Aspekte onkologischer Fachgesellschaften nicht ausreichend, hier fehlen die Zeit aktiv. In den letzten Jahren haben und das Geld an der richtigen Stelle. sich bei unseren Patientinnen mit Das alles macht deutlich, wie wichBrustkrebs die Heilungsraten dratig das Angebot der Saarländischen matisch verbessert. So leben 5 JahKrebsgesellschaft e.V. für die Lebensre nach der Diagnosestellung von Dr. med. Steffen Wagner qualität von Krebspatienten und ihren 100 Frauen noch 88, nach 10 JahFamilien ist. ren noch 82 (Robert Koch-Institut, Stand 2016). Neben der verbesserten Früherkennung (z.B. durch die Vorsorge-Mammographie) Was versteht man unter „Komplementärmedizin“ in der sind vor allem effektivere und zielgerichtete Medika- Krebsbehandlung? mente dafür verantwortlich. Welchen Einfluss eine Wagner: Das sind ergänzende Behandlungsmethoden Krebserkankung und die -therapie auf den einzelnen bei Krebspatienten, die häufig aus der Naturheilkunde Menschen und sein gesamtes Lebensumfeld haben, ist stammen. Ein bekanntes Beispiel ist die Therapie mit jedoch schwer in Zahlen zu fassen. Zum einen sind da Mistelextrakten. Ein weiterer Begriff dafür ist die „Inteder Schock und die Verunsicherung, die häufig zu einem grative Medizin“. Wir wissen, dass beispielsweise knapp extremen Stresszustand führen. Dann kommen häufig 80 Prozent aller Brustkrebspatientinnen irgendwann noch die Sorgen um die Familie oder die Kinder dazu. eine komplementäre Therapie anwenden. Man sieht Nichts mehr ist plötzlich, wie es war. Um die Betroffenen also, es besteht ein großer Bedarf. „ganzheitlich“ wirklich zu behandeln, müssen wir uns auch um die verletzte Seele und die familiäre rechtliche Warum wünschen sich viele Menschen „sanfte“ kompleund finanzielle Situation kümmern. Ich denke hier auch mentäre Therapien? an Anträge zur Schwerbehinderung, Rehamaßnahmen, Wagner: Man versetze sich nur einmal selbst in die SiWiedereingliederungen, finanzielle Hilfen usw. Das alles tuation eines Menschen mit Krebsdiagnose hinein. Auf leistet die Saarländische Krebsgesellschaft e.V. mit ihren den ersten Blick fürchtet man sich natürlich vor Operahochqualifizierten Psychologen und Sozialarbeitern. tionen, Chemo- oder Strahlentherapie. Es liegt auf der Hand, dass man da nach „schonenden“ BehandlungsKommen die seelischen und sozialen Aspekte im Medizinalternativen oder -ergänzungen sucht. betrieb zu kurz? Wagner: Leider ja, zumindest meistens. Als Arzt ist es häufig sehr schwer, neben den medizinischen Erforder- Warum empfehlen Sie komplementärmedizinische Benissen auch auf die seelischen und sozialen Bedürfnisse handlungen? ausreichend einzugehen. Auf Tumorerkankungen spe- Wagner: Wir wissen, dass eine Krebserkankung häufig zialisierte Kliniken bieten deshalb erfolgreich Beratung eine große Stressbelastung bedeutet. Durch die lang durch speziell geschulte Mitarbeiter. andauernde Ausschüttung von Stresshormonen wie Aber nach der Behandlung in der Klinik stehen viele Adrenalin und Cortisol leidet der gesamte Organismus Betroffenen häufig wieder alleine da, wobei viele Hau- und es kommt zu einer Schwächung des Immunsys-

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tems. Man hat beispielsweise in Studien herausgefunden, dass es unter diesen Umständen den Krebszellen leichter fällt, sich im Körper zu verbreiten und festzusetzen. Auch die Infektion mit potenziell krebsbildenden Viren verläuft schwerer. Viele komplementärmedizinischen Behandlungen können das Stressniveau senken. Ich denke hier vor allem auch an Entspannungsverfahren oder sogenannte Mind-Body-Techniken wie Yoga und sportliche Aktivität im Allgemeinen. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von wirksamen pflanzlichen Therapien wie zum Beispiel Mistel, Ingwer, Ginseng, Medizinalpilze und andere. Sehr wichtig ist auch eine Kontrolle und Einstellung eines zu niedrigen Vitamin-D-Spiegels und eine Ernährungsberatung. Kann Komplementärmedizin Krebs heilen? Wagner: Alleine sicher überhaupt nicht. Sie wird hauptsächlich eingesetzt, um die Beschwerden der Tumorerkrankung und der Tumorbehandlung selbst, beispielsweise der Chemotherapie, zu lindern. Davon abgrenzen muss man die sogenannte Alternativmedizin, die die schulmedizinische Behandlung ablehnt und deshalb häufig ein Risiko für die Patienten darstellt. Eine 2018 veröffentlichte Studie konnte nachweisen, dass Krebspatienten, die auf die Schulmedizin verzichteten und ausschließlich auf alternative Therapien vertrauten, ein 6-fach erhöhtes Sterberisiko hatten. Für den medizinischen Laien ist es oft sehr schwer, unseriöse, wirkungslose oder sogar schädliche Behandlungsmethoden zu erkennen. Das finanzielle Interesse von entsprechenden Therapeuten tut da ein Übriges. Wer berät Krebserkankte über sinnvolle komplementärmedizinische Behandlungen? Wagner: Am besten der Arzt selbst. Eine wertvolle Ent-

scheidungshilfe wird die Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. sein, an der ich aktiv mitarbeite. Als Vorsitzender der NATUM (Komplementärmedizinische AG der Dt. Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe) bilde ich seit Jahren an der Uni Essen und Leipzig Frauenärzte weiter aus. Die NATUM sichtet und bewertet komplementäre Therapien. So fällt es den Ärzten leichter, die sinnvollen von den überflüssigen oder gar schädlichen Methoden zu unterscheiden. Es kommt auch immer darauf an, die Behandlungen auf den Patienten und seine Erkrankung individuell abzustimmen. Im Saarland haben bereits viele niedergelassene Ärzte und Klinikärzte die Kurse absolviert, z.B. aus der Caritasklinik in Saarbrücken, der DRK-Klinik Saarlouis und der Universitätsfrauenklinik Homburg. In letzterer war die Nachfrage so groß, dass dort eine spezielle NATUM-zertifizierte Sprechstunde für Integrative Medizin eingerichtet wurde. Viele Hausärzte verfügen zudem über großes Wissen und Erfahrungen und beraten und behandeln ihre Patienten mit großem Erfolg. Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Onkologie? Wagner: Für mich als Schulmediziner, der in erster Linie die modernsten Therapien anwendet, ist es kein Widerspruch, sich auch mit Naturheilverfahren und Randgebieten zu beschäftigen. Wir sollten die Kluft zwischen der modernen Schulmedizin und sinnvoller komplementärer Medizin überwinden und uns zudem mehr um die die seelischen und sozialen Bedürfnisse der Krebspatienten kümmern. Im Zentrum allen ärztlichen Handelns sollte immer der kranke Mensch stehen. Interview & Foto | Saarländische Krebsgesellschaft e.V.

Steinige Wege geht man im Saarland gemeinsam. Seit 60 Jahren setzt sich die Saarländische Krebsgesellschaft e. V. für Menschen mit Krebs und deren Angehörige ein. willkommen.saarland saarlaendische-krebsgesellschaft.de

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Der angsterfüllte Blick in den Spiegel

Die äußeren Veränderungen, die eine Krebstherapie hervorruft, werden oft auch zum psychischen Problem.

E

ine Krebstherapie geht meist mit großen Nebenwirkungen einher. Übelkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, ein verändertes Wärme- und Kälteempfinden und vieles mehr können Begleiterscheinungen einer Strahlen- oder Chemotherapie sein. Besonders für Frauen belastend ist die Angst vor Haarausfall. Obwohl die Therapieformen mittlerweile besser abgestimmt werden können und spezielle Kopfhautkühlsysteme zur Vermeidung des Haarausfalls unter Chemotherapie angeboten werden, gelingt es in vielen Fällen nicht, den Haarausfall vollständig zu verhindern. Dabei geht es nicht nur um die Kopfhaare, auch Wimpern und Augenbrauen gehen aus – eine einschneidende Veränderung für viele Frauen, die gar nicht mehr in den Spiegel schauen möchten.

Nicht einfach nur „Kopfsache“ – Mützen und Tücher gibt es für jeden Anlass und für jeden Styling-Typ Chemo-Tücher, Turbane, Mützen und Caps sind gleich in zweierlei Hinsicht „Kopfsache“. Ob Mann oder Frau

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– man sollte nicht unterschätzen, wie kalt es sich vor allem im Herbst und Winter ohne Kopfhaare anfühlt. Der Körper kühlt extrem schnell aus. Deshalb sollten Tücher oder Mützen immer parat sein, wenn man an die frische Luft geht. Viele Patientinnen tragen aber auch zuhause im Warmen schicke Tücher und legen sie höchstens zum Schlafen ab. Einfach, weil der Haarersatz ihnen wichtig ist und ihnen ein besseres Kopfgefühl gibt. Perücken und Tücher sind nicht nur für den Kopf – sondern auch für die Seele. Form und Design der Tücher und Mützen sollten zum Typ und auch zum Anlass passen. Schließlich kann man sich mit einem elegant schimmernden Tuch mit kleinen Perlen oder Glitzersteinchen schick machen für einen festlichen Abend. Oder man wählt die sportive, leichte Beanie-Mütze. Caps auf buntem Boucle-Mix sorgen für ein Styling, das perfekt zum Herbst passt. Die speziellen Formen sind so verarbeitet, dass sie für Volumen auf der Kopfhaut sorgen. So erhalten Frauen verlorenes Selbstbewusstsein und ein Stück Weiblichkeit zurück. Wichtig ist bei allen Varianten der Tragekomfort. Material und Passform müssen angenehm sein, damit nichts rutscht und man sich wohlfühlt. Individuelle Beratung ist daher sehr wichtig. Im Internet findet man viele Shops von Frauen, die selbst schon von Krebs und Haarausfall betroffen waren. Sie wissen, worauf es ankommt. Oder man informiert sich in einer Selbsthilfegruppe oder während der Therapieanwendung bei anderen Betroffenen. So kommt man ins Gespräch und kann sich wertvolle Tipps geben lassen.

Kosmetikseminare In Deutschland erkranken jährlich über 230.000 Mädchen und Frauen an Krebs. Für sie sind individuell angepasste Perücken und Alternativen wie z. B. Tücher ein wichtiger Schritt zu einer positiveren Lebenseinstellung. Die wiederum unterstützt den Heilungsprozess. Gleiches gilt für Kosmetik, die hilft, die äußeren Folgen der Therapie zu kaschieren. Die DKMS LIFE, eine Tochter der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei), bietet beispielsweise neben speziellen Kosmetik-Seminaren auf ihrer Internetseite www.dkms-life.de interessante Tipps an, die leicht anzuwenden sind. Die Saarländische Krebsgesellschaft


e.V. wird ab dem kommenden Jahr in Zusammenarbeit mit der DKMS LIFE auch solche Seminare im Saarland anbieten, um betroffenen Frauen Hilfe zur Selbsthilfe im Umgang mit den äußeren Veränderungen während der Krebstherapie zu geben. Start ist am 18. Februar 2020. Im DKMS LIFE Patientenprogramm „look good feel better“ geht es um folgende Fragen: Wie kann ich Hautflecken unauffällig abdecken? Wie lerne ich, fehlende Augenbrauen und Wimpern zu kaschieren? Wie kriege ich es hin, dass Menschen nicht auf den ersten Blick sehen, dass ich krank bin? In den kostenfreien Kosmetikseminaren der gemeinnützigen Organisation DKMS LIFE erhalten Krebspatientinnen Antworten auf diese Fragen. Professionelle, geschulte Kosmetikexperten zeigen den krebskranken Frauen Schritt für Schritt, wie sie die äußerlichen Folgen der Therapie kaschieren können: von der Reinigung und Pflege der oft sehr empfindlichen Haut, dem natürlichen Nachzeichnen der ausgefallenen Augenbrauen und Wimpern bis hin zum Abdecken von Hautirritationen, die aufgrund der Bestrahlung entstanden sind. Darüber hinaus werden die maximal zehn Teilnehmerinnen in dem rund zweistündigen Mitmachprogramm anschaulich zum Thema Tücher und Kopfschmuck beraten. Alle Patientinnen nehmen aktiv an den Seminaren von DKMS LIFE teil, das heißt, sie schminken sich selbst, um ein Gefühl für den Umgang mit den Produkten und deren Anwendung zu gewinnen. Dabei geht es nicht um das perfekte Make-up, sondern um ein natürliches und frisches Aussehen für den Alltag und ein Stück Normalität. Die Teilnehmerinnen werden ermu-

tigt, wieder selbstbewusst in den Spiegel zu schauen und das Erlernte auch im Anschluss an das Seminar umzusetzen. Denn für Krebspatientinnen ist Kosmetik oft viel mehr als nur Make-up – sie kann Therapie und Lebenshilfe sein. Die Teilnahme und eine Tasche mit hochwertigen Kosmetikprodukten, die auf die einzelnen Schritte des Programms abgestimmt sind, sind für die Patientinnen kostenfrei. Text | Martina Kirsch Fotos | LIGHTFIELD STUDIOS - stock.adobe.com, auremar - stock.adobe.com

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HOCHWALD-KLINIKEN WEISKIRCHEN Am Kurzentrum 1 66709 Weiskirchen Was eine Krebserkrankung auslöst – ■ Intensive individuelle psychosozia- Telefon: 06876 17-0 Hoffnung oder Akzeptanz auf der einen le Beratung durch Psychoonkologen Fax: 06876 17-1110 Seite oder eher Angst, Panik, Hilflosiginfo@hochwaldkliniken.de und Sozialarbeiter keit mit häufigen Überforderungsgewww.hochwaldkliniken.de fühlen andererseits – das ist von vielen ■ Gruppenangebote zur Stärkung von www.ctt-reha-fachkliniken.de Faktoren abhängig. Achtsamkeit und Förderung von ResTrotz Heilung bestehen häufig anhaltensourcenbildung sowie Copingstratede Probleme wie Schlaflosigkeit, Fatigien gue oder depressive Gefühle. In den Hochwald-Kliniken Weiskirchen ■ Gesundheitstraining zur Unterstütsteht Ihnen ein Team aus drei erfahrezung in der Phase der Neuorientienen Psychoonkologen zur Verfügung. Es rung unterstützt Sie während Ihres Aufenthaltes dabei psychische Probleme, die Sie ■ Therapien mit den Elementen Ausbelasten, wahrzunehmen und mit den dauer und Krafttraining, ErnähFolgen Ihrer Erkrankung besser umzurungs- und Entspannungsangebote gehen. Wir bieten Ihnen eine wohnortnahe und ■ Online-Angebote, um die Nachhalprofessionelle Rehabilitation bei Krebstigkeit der onkologischen Rehabilierkrankungen des Magen-Darm-Traktation im Anschluss auch zu Hause tes, Brust, Lunge, Lymphomen und Urozu stärken genitaltumoren an.

Psychoonkologie in der Rehabilitation

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Wieder gut im Leben – dafür setzen wir uns jeden Tag aufs Neue für Sie ein. LEBEN MIT KREBS 19


Die moderne Strahlentherapie: Immer genauer und individueller Zielvolumen und die günstigste Bestrahlungsart vorgibt. Ziel der modernen Strahlentherapie ist es, den Krankheitsherd mit höchster Präzision zu erfassen und dabei das umgebende gesunde Gewebe optimal zu schonen. Dies wird besonders exakt mit der sogenannten „bildgeführten und adaptiven Strahlentherapie“ möglich. In dieser allerneuesten Gerätegeneration („True Beam“) weiß der Strahlentherapeut anders als früher jede Sekunde ganz genau, wo und wie stark die Strahlen auf das Tumorgewebe treffen, und kann diese jederzeit anpassen, wenn sich im Körper etwas ändert. „Die Bestrahlung war vorher sozusagen schon ein Maßanzug. Jetzt wird dieser zusätzlich in der laufenden Bestrahlungstherapie nochmals ‚nachgenäht‘, das heißt stetig angepasst. Wenn Schwellungen zurückgehen, der Tumor schrumpft oder der Patient an Gewicht verliert, kann die Bestrahlung jetzt noch besser als zuvor die jeweiligen Veränderungen beim Patienten berücksichtigen“, sagt Frau Dr. med. Martina Treiber, stellvertretende Vorsitzende der Saarländischen Krebsgesellschaft. e.V. und Chefärztin am CaritasKlinikum Saarbrücken, wo gerade Millionen in die neueste „TrueBeam“-Technik und entsprechende Computer und Software investiert wurden.

D

ie Strahlentherapie ist eine wichtige Säule in der Krebsbehandlung. Strahlung wird in der Medizin schon seit über 100 Jahren angewendet und ist in der Lage, viele Tumoren effektiv zu bekämpfen. Sie wird häufig in Kombination mit einer Operation und Chemotherapie für ein optimales Heilungsergebnis eingesetzt, aber auch als alleiniges Therapieverfahren. Durch die Bestrahlung wird das Erbgut der Zellen geschädigt. Während das zelleigene Reparatursystem der gesunden Zellen es schafft, diese Schäden am Erbgut zu reparieren, funktioniert dies bei Tumorzellen deutlich schlechter und diese gehen zugrunde. Um den Behandlungserfolg weiter zu verbessern, wird seit Jahren mit Hilfe von Computern und modernsten Geräten die Bestrahlung individuell angepasst. Ärzte und Medizinphysiker erarbeiten einen genauen Bestrahlungsplan, der millimetergenau das gewünschte

Text | Martina Kirsch Fotos | CaritasKlinikum Saarbrücken

Dr. med. Martina Treiber.

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Advertorial

Immer wirkungsvoller, immer sanfter: Krebstherapie am KKSaar

Die Onko-Lotsin Petra Lang berät eine Patientin im Brustzentrum Saar. Foto: Böhnel/KKSaar Am Knappschaftsklinikum Saar (Püttlingen und Sulzbach) sind zertifizierte Qualität und schonende Heilverfahren Standard. Dazu eine intensive, ganzheitliche Betreuung der Patienten – inklusive Onkolotsin. Als das Projekt PIKKO zur Begleitung von Krebspatienten ins Rollen kam, war die Knappschaft gleich mit von der Partie – und mit ihr das Knappschaftsklinikum Saar. In dessen Brustzentrum Saar arbeitet Petra Lang. „Ich bin von Anfang an mit dabei und gehöre zu den ersten Onkolotsinnen“, sagt sie. Im Rahmen des Pikko-Projekts bietet sie Krebspatienten (der teilnehmenden Kassen) eine umfassende Beratung und Begleitung – auch wenn sie anderswo behandelt werden. Überhaupt zählt das KKSaar in mehrfacher Hinsicht zu den Pionieren bei der Versorgung von Krebspatienten. Zum Beispiel

ist das Darmzentrum Saar (Chefarzt Prof. Dr. Thomas Reck) in Püttlingen das erste von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte und empfohlene interdisziplinäre Darmkrebszentrum des Landes. Seit 2007 wird es ununterbrochen geprüft und rezertifiziert – die neue Urkunde kam gerade vor wenigen Tagen per Post. Eine Spezialität der Krebsmediziner am KKSaar sind besonders schonende Verfahren. Dr. Matthias Maier zum Beispiel macht per Darmspiegelung nicht nur Darm-Polypen unschädlich, sondern entfernt auch Frühformen des Krebses. Dabei kümmert man sich am KKSaar standortübergreifend um die Verdauungsorgane: In Sulzbach gelten die Leiter des Magen-Darm-Zentrums Saar, Gastroenterologe Dr. Patrizio Merloni und Chirurg Dr. Jochen Schuld, ebenfalls als ausgewiesene Krebs-Spezialisten mit Hang zu schonenden Verfahren.

Dr. Schuld wiederum ist auch Spezialist für die Schildrüse und arbeitet hier eng mit dem Nuklearmediziner PD Dr. Stefan Adams zusammen. Minimal-invasive Tumorbehandlung ist das Aushängeschild der Sulzbacher Urologie. Chefarzt Dr. Christoph Lang und sein Team entfernen zum Beispiel Blasenkrebs durch die Harnröhre. Bei Prostatakrebs geht Lang minimal-invasiv per Laser vor. Der energiereiche Strahl erreicht den Tumor über ein hauchdünnes Glasfaserkabel und verdampft gezielt das krankhafte Gewebe – landesweit ein Alleinstellungsmerkmal. Nicht zu vergessen die Augenklinik Sulzbach (Chefarzt Prof. Dr. Peter Szurman), deren überregionale Anziehungskraft auf besonders innovativen und schonenden Heilverfahren beruht. Doch Spitzenmedizin und zertifizierte Qualität sind nicht alles – die pflegerische Versorgung und ganzheitliche Betreuung der Patienten gehören ebenso zur optimalen Behandlung. Hier konnte das KKSaar kürzlich die Planstellen für Pflegekräfte deutlich aufstocken. Hinzu kommen Sozialarbeiter, Seelsorger, Onko-Psychologen und onkologische Pflegefachkräfte. Damit zurück zu Petra Lang. Sie ist nicht nur Onkolotsin, sondern auch Breast Care Nurse, also zertifizierte Pflegefachkraft für Brusterkrankungen – die einzige ihrer Art im Saarland. Dass ihr Hauptarbeitsplatz, das Brustzentrum Saar, ebenfalls qualitätszertifiziert ist, versteht sich von selbst. Umfragen zufolge wird dem Zentrum unter Chefarzt Dr. Martin Deeken, der mit modernsten Diagnose- und Therapieverfahren punktet, eine hervorragende Patientenzufriedenheit attestiert – wen wundert’s? Peter Böhnel

Kontakt Petra Lang, Onkolotsin / Projekt PIKKO Telefon: (0 68 98) 55-2472, E-Mail: lang@pikko.de Brustzentrum Saar (Püttlingen) Telefon: (0 68 98) 55-3200 Darmzentrum Saar (Püttlingen) Telefon: (0 68 98) 55-3209 Magen-Darm-Zentrum Saar (Sulzbach) Telefon: 06897/574-4000 Urologie (Sulzbach) Telefon: (0 68 97) 574-1171 Radiologie und Nuklearmedizin (Sulzbach) Telefon: (0 68 97) 574-1149 Augenklinik Sulzbach Telefon: (0 68 97) 574-1121 Klein, aber oho: Der Urologe Dr. Christoph Lang zeigt einen Laser zur minimalinvasiven Therapie bei Prostatakrebs. Foto: Weyland/KKSaar

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Sterblichkeitsrate rückläufig Früherkennung steigert die Chancen auf Heilung enorm

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mmer mehr Menschen erkranken und sterben an Krebs – eine allgemeine Aussage, die relativiert werden muss. Das Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) im Robert Koch-Institut in Berlin schreibt in seinem Bericht: „Die absolute Zahl der Neuerkrankungen an Krebs hat sich seit Anfang der 1970er Jahre in Deutschland fast verdoppelt. Eine wesentliche, aber nicht die einzige Ursache ist die demografische Alterung der Bevölkerung in diesem Zeitraum …“, denn für fast alle Krebsarten steigt das Erkrankungsrisiko mit zunehmendem Alter an. Seit den 1990er Jahren ist ein Rückgang der sogenannten Krebsmortalität, also der Sterbefälle aufgrund einer Krebserkrankung, zu erkennen. Die Zahlen der mit einer Krebserkrankung lebenden Menschen und der Langzeitüberlebenden nach Krebs sind im Vergleich zu den Neuerkrankungen noch stärker angestiegen. Insgesamt leben in Deutschland vermutlich etwa 4 Millionen Menschen, die jemals in ihrem Leben an Krebs erkrankt sind (Quelle: Robert Koch-Institut).

Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung gehören in Deutschland zum Angebot der gesetzlichen Krankenversicherung. Ziel ist es, Krebserkrankungen frühzeitig zu entdecken und damit die Heilungschancen zu verbessern. Seit etwa 2003/2004 sinken in Deutschland bei beiden Geschlechtern die Fälle von Neuerkrankungen in allen Altersgruppen ab 55 Jahren. Vor allem bösartige Tumore des absteigenden Dickdarms und des Enddarms werden inzwischen seltener diagnostiziert, während die Vorstufen häufiger festgestellt werden. Ein Zusammenhang zwischen diesen Entwicklungen und der in Deutschland 2002 eingeführten Darmspiegelung zur Früherkennung (Koloskopie-Screening) wird als wahrscheinlich angesehen. Bei der Früherkennung werden Vorstufen von Darmkrebs erkannt und können gleich entfernt werden.

Der vor allem seit Anfang der 1990er Jahre zu beobachtende Rückgang der Krebssterblichkeit hat seinerseits mit zur gestiegenen Lebenserwartung in Deutschland beigetragen. Quelle: Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut (Hrsg). Berlin, 2016

Seit etwa 2003/2004 sinken in Deutschland bei beiden Geschlechtern die Fälle von Neuerkrankungen in allen Altersgruppen ab 55 Jahren. Quelle: Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut (Hrsg). Berlin, 2016

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Onko-Lotsen Ansprechpartner und Begleiter

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ie immer weiter steigende Zahl an Krebserkrankungen stellt große Anforderungen an Ärzte und betreuendes medizinisches Personal. Eine zentrale Aufgabe kommt dabei den Onko-Lotsen zu. Sie sind fester Bestandteil des saarländischen Pilotprojekts PIKKO. Onko-Lotsen sind vertrauensvolle Ansprechpartner für den Patienten, die ihn – wie der Name schon sagt – durch die Therapie lotsen. Es handelt sich dabei um geschulte Pflegekräfte, die bereits seit mehreren Jahren in der Onkologie tätig sind. Im Rahmen von PIKKO sind sie ein erster Ansprechpartner in allen Fragen rund um die Erkrankung und Behandlung. Neben medizinischem Wissen sind immer auch Informationen zu Strukturen und Prozessen bei der Krebsbehandlung notwendig. Patienten, die die Diagnose Krebs erhalten, suchen nach allen möglichen Information. Sie brauchen Unterstützung und Beratung, Verständnis und Fürsorge. Onko-Lotsen richten dem Patienten unter anderem eine persönliche Wissensdatenbank ein. So wird die Gefahr reduziert, dass sich Betroffene und ihre Angehörigen bei „Dr. Google“ mit eventuell unsachgemäßen Informationen versorgen. Mit Hilfe der „onkologischen Wissensdatenbank – Mein PIKKO“ kann der Onko-Lotse dem Patienten und seinen Angehörigen gesicherte Informationen vermitteln und die Betroffenen an die richtigen Anlaufstellen weiterleiten. Auch bei Problemen und wichtigen Entscheidungsfragen sind Onko-Lotsen für Krebspatienten da. Die physischen und psychischen Herausforderungen der Krebserkrankung, komplexe Behandlungskonzepte und vielfältige Informationsangebote verunsichern Patienten und erschweren es oftmals, eigenverantwortliche Therapieentscheidungen zu treffen. Mit Hilfe der Onko-Lotsen findet der Patient den optimalen Weg durch die Therapie und wird kontinuierlich begleitet, wenn er das möchte. Die Ausbildung zum Onko-Lotsen ist eine Weiterbildung für medizinisches Personal. Die gezielte Fortbildung vermittelt Kenntnisse und Fähigkeiten, die eine ganzheitliche Unterstützung von Betroffenen einer Krebserkrankung ermöglichen. Die Weiterbildung hat die Bewerber auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet. Im Rahmen von Seminaren und Workshops wurden alle relevanten Inhalte zu medizinischen, sozialrechtlichen und vor allem psychoso-

zialen und kommunikativen Themen vermittelt. Durch Praxisbeispiele wurden die theoretischen Inhalte jeweils ergänzt. Darüber hinaus erfolgte eine Einführung in die onkologische Wissensdatenbank „Mein PIKKO“. Die Weiterbildung zum Onko-Lotsen haben sowohl medizinische Fachangestellte als auch Gesundheitsund Krankenpfleger (m/w/d) aus dem gesamten Saarland absolviert, die mindestens über eine zweijährige Berufserfahrung im onkologischen Bereich verfügen. In zwei Lehrgängen wurden Onko-Lotsen bereits erfolgreich ausgebildet. Ziel ist es, dass Onko-Lotsen flächendeckend für alle Patienten erreichbar sind. Text | Martina Kirsch Foto | Andreas Schlichter

Info Ein Onko-Lotse ist ein niederschwelliger und unmittelbarer Ansprechpartner und Begleiter für Krebspatienten. Er versorgt die von ihm betreuten Patienten mit wichtigen Informationen zu ihrer Erkrankung, steht ihnen zur Seite und weist ihnen den Weg durch mögliche Versorgungs- und Unterstützungsangebote. Die Onko-Lotsen sind fester Bestandteil des saarländischen Pilotprojekts PIKKO. (Quelle: pikko.de)

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