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Office /’ɒfɪs/ »Performance of a task«
from Light & Rock 4 (DE)
by Saentys
DAS BÜRO VON MORGEN UND NACH COVID-19
Wie wird die Zukunft aussehen? Diese Frage ist nicht neu. Aber 2020 scheint sie sowohl Angst als auch Optimismus auszustrahlen. Zu Beginn der Krise sprachen viele Onlinepublikationen bereits vom »Ende des Büros«. Die Menschen bereiteten sich auf einen Arbeitsalltag mit Zoom und Slack vor.
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Mittlerweile wissen wir, dass diese Aussagen übertrieben waren. Die Menschen kehren langsam und vorsichtig in ihre Büros zurück. Doch auch wenn das Ende des Büros noch nicht naht, wird sich das Arbeitsumfeld doch grundlegend ändern. Viele von uns sehnen sich nach einer Rückkehr zur alten Normalität, aber wir sollten nun diese Gelegenheit für einen langanhaltenden positiven Wandel nutzen.
Wie sind wir hierher gelangt?
Die uns bekannten Büros haben sich über Generationen hinweg entwickelt und etabliert. Deshalb ist auch heute das moderne Büro für viele Branchen, insbesondere für diejenigen, die nicht nur durch das digitale Zeitalter erschüttert, sondern von ihm geschaffen wurden, bei weitem nicht zweckmäßig gebaut. Als die Arbeit nur an einem Ort erledigt werden konnte, schufen wir die Räume dafür. So gleichen unsere Büros heute oft eher einer Fabrik als einem modernen Arbeitsraum.
Als viele Menschen aufgrund der aktuellen Situation damit begannen, öfters von zuhause aus zu arbeiten, geschah etwas Interessantes mit der Produktivität unserer Arbeitnehmer: nämlich praktisch gar nichts. Dieses unfreiwillige Experiment, an dem wir alle teilgenommen haben, hat einmal mehr gezeigt, dass unsere Büros nicht perfekt auf unsere Arbeitsgewohnheiten abgestimmt sind. Wie also nutzen wir nun dieses Wissen, um den Büroarbeitsplatz neu zu definieren?
Fragen wir uns zuerst, was der Zweck eines Büros ist. Die Etymologie des englischen Begriffs für das Büro – Office – liefert eine spannende Antwort. Das Wort ist aus der Kombination der lateinischen Begriffe Opus für Arbeit und Facere für machen entstanden. Es bedeutet also wörtlich »eine Aufgabe ausführen«. Somit beschreibt das Office grundsätzlich nicht ein Gebäude mit vier Wänden, einen Raum, in dem jeder Quadratmeter effizient mit dicht gedrängten Schreibtischen belegt ist. Viel zu häufig wird nun darüber diskutiert, wie sich die Rückkehr ins Büro gestaltet, jetzt, wo wir gesehen haben, dass einige Aspekte der Arbeit zuhause besser funktionieren. Viele schätzten, dass sie weniger abgelenkt wurden, und waren erleichtert, aus dem Großraumbüro flüchten zu können. Seit Jahren entwickelt die Branche Räumlichkeiten, die mehr Zuhause ins Büro bringen sollten. Und nun ist dieses Ziel von selbst erreicht worden. Warum sollte man also versuchen, diesen Fortschritt durch eine kurzsichtige, umfassende Rückkehr zur alten Normalität wieder rückgängig zu machen?
Kultur, Kooperation, Kreativität und Vernetzung
Dies bedeutet keineswegs, dass die Büros ihren Wert für Unternehmen verloren haben. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Gewerbeimmobilien können nun mehr Wert schaffen als je zuvor. Es geht darum, zu beurteilen, welche Räume wofür am besten geeignet sind.
Das ruhige Homeoffice, in dem man nicht abgelenkt wird, eignet sich vielleicht perfekt für Aufgaben, bei denen man sich sehr konzentrieren muss. Aber es gibt auch Dinge, die nur im Büro möglich sind.
Wie könnten wir das Potenzial des Büros voll ausschöpfen? Was könnten wir erreichen, wenn wir uns von der Vorstellung befreien würden, dass 80% der Flächen mit Schreibtischen zugestellt sein müssen? Veränderungen erfolgen in der Regel schrittweise. Wir bewegen uns von einer Sache zur nächsten und nehmen Relikte aus der Vergangenheit mit. Jetzt haben wir die Chance, einen Quantensprung zu machen, Ballast abzuwerfen und neue Paradigmen zu schaffen.
Das neue Büro kann zu einem Zentrum der Unternehmenskultur, Kooperation, Kreativität und Vernetzung werden. Ein pulsierender Hub, der Interaktion fördert und Identität stiftet. Wenn Unternehmen nicht länger an Büros mit sterilen Schreibtischen festhalten, können sie Räume schaffen, die Innovationen und das Zugehörigkeitsgefühl fördern und so neu belebt werden. Die Produktivität kann dadurch gesteigert werden, da kleinere Unternehmen in der Lage sind, die Hub-and-Spoke-Modelle zu übernehmen, die bisher nur den größten Unternehmen mit den umfangreichsten Budgets vorbehalten waren.
Dies ist keine Prognose. Und es ist nicht der Weg, den alle beschreiten werden. Die Reaktionen auf diese Krise werden vielfältig sein. Viele werden vor weit schwierigere Entscheidungen gestellt sein und haben nicht das Luxus-Problem, sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Aber für diejenigen, die dazu in der Lage sind, könnten die aktuellen Veränderungen eine außergewöhnliche Chance sein.
In der Schwebe
In jeder Trapeznummer gibt es den Moment, in dem ein Akrobat die Stange loslassen muss. Während er durch die Luft schwebt, vertraut er darauf, dass ein anderer Akrobat ihn halten wird. Genau an diesem Punkt stehen wir heute. Wir haben die Gelegenheit, die Stange los zu lassen. Aber was geschieht dann?
Die Neudefinition des Büros als Zentrum für Kultur, Kooperation, Kreativität und Vernetzung ist keine romantische oder unrealistische Vision. Sie ist eine konkrete Möglichkeit, die in der Zukunft einen bedeutenden Mehrwert bieten könnte. Denn wer kann heute sagen, dass diese zukunftsweisenden Praktiken in fünf Jahren kein wesentliches Unterscheidungsmerkmal sein werden? Unternehmen werden die deutlichen Verbesserungen, die sie dadurch für die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden erzielen werden, zu schätzen wissen. Die Vermieter könnten dann eine aktivere Rolle einnehmen und den Mietern mit neuen Formen des Dialogs und der Ermöglichung neuer Praktiken einen Mehrwert bieten.
Die Mutigsten könnten am meisten belohnt werden. Bald sind wir an der Reihe, die Stange loszulassen, ins Unbekannte zu schweben und darauf zu vertrauen, dass der Erfolg eintreten wird.