Susanne Césaire. Die große Maskerade. LESEPROBE

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Suzanne Césaire Die große Maskerade

Schriften der Dissidenz (1941–1945)

Aus dem Französischen von Uta Goridis

Suzanne Césaire

Die große Maskerade

Suzanne Césaire

Die große Maskerade

Schriften der Dissidenz (1941–1945)

Aus dem Französischen von Uta Goridis

Herausgegeben von Daniel Maximin

Die große Maskerade

Da sind sie, die schönen, grünen, gegen die Insel preschenden Wogen aus Wasser und Stille. Da ist sie, diese Reinheit des Salzes, die die karibischen Inseln umgibt. Und da unter mir taucht der hübsche Platz von Pétionsville mit seinen Kiefern und Hibiskussträuchern auf. Meine Insel, Martinique, mit dem frisch vom Mont Pelé ausgestoßenen Wolkenkollier. Und da sind auch die Hochebenen Haitis. Ein Pferd stirbt, erschlagen von dem mörderischen Jahrhundertsturm von Hinche. Neben dem Pferd sein Besitzer, der über sein Land blickt, das ihm immer so weit und sicher erschienen ist. Noch weiß er nicht, dass auch er vom Ungleichgewicht der Inseln betroffen sein wird. Dieser Anfall von irdischem Wahnsinn hat ihn überwältigt: Seine Gedanken wandern zu den anderen karibischen Inseln, zu ihren Erdbeben und Wirbelstürmen.

Im selben Augenblick schraubt sich in den Wolkenmeeren über Puerto Rico ein gewaltiger Zyklon hoch, dessen prachtvoller Schweif über den Inselbogen der Antillen fegt. Mit riesigen ozeanischen Wogen flieht der Atlantik in Richtung Europa. In unseren kleinen, tropischen Observatorien rattern die Fernschreiber. Die Funkgeräte drehen durch. Schiffe und Boote ergreifen die Flucht, aber wohin? Das Meer schwillt an und unternimmt immer wieder einen neuen Anlauf, einen kühnen Sprung nach vorn, um dann seine Glieder zu dehnen und seine Macht als Wasser auszukosten; die Seeleute beißen die Zähne zusammen,

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der Schweiß läuft ihnen übers Gesicht und man hört die Durchsage, dass der Wirbelsturm die Südostküste der haitianischen Republik erreicht hat und sich mit einer Geschwindigkeit von fünfunddreißig Meilen der Küste Floridas nähert. Bestürzung erfasst Menschen und Gegenstände, die bislang nur von den Ausläufern des Sturms betroffen waren: besser sich nicht von der Stelle rühren, einfach warten, bis das Ganze vorbei ist …

Im Herzen des Sturms beginnt es zu splittern, und in dem Getöse gewaltiger Ereignisse kracht alles zusammen. Und dann verstummen auch die Radios. Der riesige Palmwedel aus frischem Wind hat sich irgendwo in der Stratosphäre entrollt, da, wo niemand das irre Geflimmer und die Wellen aus violettem Licht verfolgen kann.

Auf Regen folgt Sonnenschein.

Haitis Grillen wollen die Liebe bezirpen. Auch wenn in dem verbrannten Gras kein einziger Wassertropfen an den Halmen hängt, singen sie wild entschlossen ihr Lied von der Schönheit des Lebens, um dann plötzlich mit einem für ihren winzigen Insektenleib viel zu heftigen Schrei zu explodieren. Grillen sterben, wenn sich ihre kleinen Panzer aus trockener Seide zu stark überdehnen und sie den trockensten Lustschrei der Welt ausstoßen.

Haiti bleibt eingehüllt vom Aschennebel einer milden Sonne mit den Augen von Zikaden, den Schalen von Miesmuscheln und dem metallisch schimmernden Gesicht des Meeres, das nicht mehr aus Wasser, sondern aus purem Quecksilber ist.

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Das ist der Augenblick, in dem man sich zur Luke des AluminiumClippers, der nun seine Warteschleifen dreht, hinunterbeugen muss.

Wieder ein Meer von Wolken, das nicht mehr unschuldig ist, seit es von Pan-Am-Maschinen durchflogen wird. Falls eine Ernte heranreift, kann man jetzt versuchen, einen Blick darauf zu werfen; doch in militärischen Sperrgebieten werden die Fenster gewöhnlich abgedunkelt.

Desinfektionsmittel, Sauerstoffmasken und was nicht alles werden herausgeholt, aber es ist zwecklos, denn außer dem Meer und den verschwommenen Umrissen der Insel kann man nichts erkennen. Die übermütigen Liebesspiele der Fische lassen sich nur erahnen. Sie kräuseln die Oberfläche des Wassers, das dem Bullauge des Clippers zublinzelt. Aus dieser Höhe entspricht die Größe der Inseln dem, was sie in Wirklichkeit sind – eine Handvoll Muscheln im Meer. Und was die Kolibri-Frauen betrifft, Frauen wie tropische Blüten, Frauen, die eine Mischung aus vier Ethnien und jedem nur erdenklichen Blut sind: Es gibt sie nicht mehr, genau so wenig wie Canna, Frangipani, Flammenbäume, Palmen im Mondlicht und einzigartige Sonnenuntergänge …

Und doch gibt es sie …

Mir offenbarten sich die Antillen vor fünfzehn Jahren am Osthang des Mont Pelé. Ich habe damals als ganz junges Mädchen die Sinnlichkeit der Insel Martinique erfahren, einer Insel, die sich lustvoll streckte, um sich dann vollkommen entspannt in der Karibik zu aalen. Und ich habe mir auch all die anderen wunderschönen Inseln vorgestellt.

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Wieder auf Haiti, im Sommer 1944, waren die Antillen unerträglich schön, wenn man sie an einem frühen Sommermorgen von Orten wie Kenscoff aus betrachtete, wo der Blick auf die Berge einfach umwerfend ist.

Und jetzt völlige Klarheit. Ich erkenne jenseits dieser wunderschönen Formen und Farben die innere Zerrissenheit auf Antillas schönem Antlitz.

Denn die Antillen haben sich wie Amerika im Netz unerfüllter Sehnsüchte verfangen. Seit der Ankunft der Konquistadoren und dem Boom ihrer Techniken (fangen wir mit den Schusswaffen an) haben die Überseegebiete nicht nur ihr Gesicht verändert, sondern auch ihre Ängste. Wie die Angst, dass diejenigen, die in Europa geblieben waren und bereits über Waffen und alles Übrige verfügten, sie hinter sich lassen könnten. Und dann die Angst vor der Konkurrenz der Mulatten, die man kurzerhand als minderwertig abstempelte, um sie besser unterdrücken zu können. Selbst wenn es bedeutete, die Gräuel der Sklaverei in Kauf zu nehmen, rangierte für sie an erster Stelle, eine amerikanische Gesellschaft zu erschaffen, die reicher, mächtiger und besser organisiert war als jene in Europa, die sie hinter sich gelassen, aber nicht vergessen hatten.

Man musste es dieser nostalgischen Hölle zeigen, die die Neue Welt und ihre Inseln mit Abenteurern, Galeerensklaven, Zuchthäuslern und Utopisten überschwemmte. Drei Jahrhunderte dauerte es schon, das koloniale Abenteuer – die Unabhängigkeitskriege waren nur eine kurze Episode – und die Amerikaner, deren Einstellung Europa gegenüber häufig nur kindisch und romantisch war, haben sich bis heute nicht von der Herrschaft

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des Alten Kontinents befreit. Natürlich haben die Schwarzen Amerikas, die tagtäglich mit den Demütigungen, der Ungerechtigkeit und der Ignoranz der Kolonialgesellschaft konfrontiert waren, am meisten gelitten.

Selbst wenn wir voller Stolz auf dem ganzen amerikanischen Boden unsere außergewöhnliche Vitalität feststellen können, die wir letztendlich auch als unsere Rettung betrachten, so müssen wir trotzdem auch den Mut aufbringen, die subtilen Formen der Sklaverei anzuprangern, die sich bis heute erhalten haben. Hier, auf den französischen Inseln werden immer noch Tausende von Schwarzen gedemütigt, für die der große Victor Schœlcher schon vor einem Jahrhundert die mit Freiheit und Menschenwürde einhergehenden Bürgerrechte gefordert hatte. Wir müssen den Mut haben, im unbarmherzigen Licht der Ereignisse auf den antillanischen Makel hinzuweisen, der das Gesicht Frankreichs verunziert, auch wenn viele Franzosen entschlossen scheinen, nicht den leisesten Schatten auf ihm zu dulden.

Die erniedrigenden Formen der modernen Lohnarbeit finden bei uns immer noch einen fruchtbaren Boden, in dem sie gedeihen können.

Wer entsorgt diese paar Tausend Subunternehmer samt dem Schrott ihrer Fabriken und den ganzen Kleinkrämern, diese Kaste falscher Kolonialisten, die den menschlichen Niedergang der Antillen bewirkt haben?

Ausgesetzt auf den Straßen der Metropolen, sind sie völlig eingeschüchtert von ihren europäischen Brüdern. Ihr schleppender Akzent, ihr ungefähres Französisch erfüllt sie mit einem Gefühl

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der Scham, und sie sehnen sich nach der Wärme ihrer antillanischen Behausungen und dem Kreolisch ihrer schwarzen Kindermädchen zurück.

Bereit, jeden Verrat zu begehen, um sich gegen die wachsende Flut von Schwarzen zu wehren, würden sie sich auch an Amerika verkaufen, wenn die weißen Amerikaner die Reinheit ihres Blutes nicht als äußerst zweifelhaft betrachten würden. So wie sie in den 1940er Jahren dem von der Vichy-Regierung eingesetzten Admiral Robert die Treue geschworen haben: Pétain war für sie der Altar Frankreichs und Robert folglich das »Tabernakel der Antillen«.

Indessen lebt der antillanische Leibeigene unter erbärmlichen, menschenunwürdigen Umständen auf den Ländereien der sogenannten »Fabrik«, und unsere schäbigen Kleinstädte bieten einen absolut beschämenden Anblick. Aber trotz allem sind die Antillen immer noch paradiesisch, und ach, dieses sanfte Rauschen der Palmen …

Die Ironie des Tages war ein funkelndes Kleidungsstück, jeder einzelne von unseren Muskeln drückte ein Quäntchen des Verlangens aus, das in den blühenden Mangobäumen hing.

Ohne sie zu verstehen, lauschte ich gebannt euren in der karibischen Symphonie untergegangenen Stimmen, die Wasserthromben auf die Inseln losließen. Wir glichen vor Ungeduld schnaubenden Rassepferden am Rand einer Salzsavanne.

Am Strand standen unentschlossen ein paar Beamte aus Frankreich herum. Sie hatten sich ohne eine bestimmte Absicht dort

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eingefunden und würden beim ersten Warnsignal das Weite suchen. Neuankömmlingen fällt es häufig schwer, sich an unsere »alten französischen Überseegebiete« zu gewöhnen. Wenn sie sich über den karibischen Zerrspiegel beugen, sehen sie ihr eigenes groteskes Spiegelbild. Sie befürchten, sich in diesem widersprüchlichen Wesen, dem Antillaner, wiederzuerkennen, obwohl sie wissen, dass ihr Blut in diesen Mischlingen fließt, und dass auch sie Teil der westlichen Kultur sind. Selbstverständlich haben die »Métros«, wie die Franzosen aus dem französischen Mutterland genannt werden, keinerlei Vorurteile hinsichtlich der Hautfarbe. Trotzdem flößt ihre farbige Nachkommenschaft ihnen Angst ein, auch wenn man sich freundlich zulächelt. Sie haben nicht mit diesen seltsamen Ablegern gerechnet. Vielleicht haben sie auch einfach keine Lust, ihrem antillanischen Sprössling zu antworten, wenn er »Vater!« ruft und nicht gleich aufheult. Doch diese plötzlich aufgetauchten jungen Männer und charmanten jungen Frauen lassen sich auch nicht einfach ignorieren. Schließlich muss diese ganze turbulente Bevölkerung irgendwie regiert werden.

Da ist zum Beispiel dieser Antillaner, der Urenkel eines Kolonisten und einer schwarzen Sklavin. Er verwendet seine ganze Energie darauf, sich hier auf seiner Insel ein Auskommen zu sichern, eine Energie, von der früher gierige Kolonisten profitiert haben, für die das Blut der Anderen der natürliche Preis des Goldes war. Da ist dieser Antillaner, der den Mut afrikanischer Krieger besitzt, die ihr Leben ständig dem Tod abringen mussten.

Dieser Antillaner, der mit verdoppelter Kraft und Entschlossenheit ein sehr gefährdetes Gleichgewicht aufrechterhält: Er kann weder seine Negritude akzeptieren, noch kann er sich eine weiße

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Hautfarbe zulegen. Ohnmacht überkommt sein gespaltenes Herz und er lässt sich auf dubiose Geschäfte und zwielichtige Machenschaften ein – und so entfaltete sich auf den Antillen diese Blüte menschlicher Niedertracht: der farbige Bourgeois.

Auf den von Gliricidia-Bäumen gesäumten Straßen bestaunen hübsche, schwarze Kinder einen vorbeigleitenden Luxusschlitten, während sie lustvoll auf ihren gekochten und gesalzenen oder auch nicht gesalzenen Wurzeln herumkauen. Plötzlich überkommt sie das Bauchgefühl, dass sie eines Tages auch so ein schönes, schimmerndes, starkes Tier besitzen werden. Und Jahre später sieht man sie dann, wie sie in einer mit Maschinenöl verschmierten Montur uralte Autowracks auf wundersame Weise wieder zum Leben erwecken, um sie dann zu einem Spottpreis zu verkaufen. Instinktiv haben die Hände von Tausenden junger Antillanern das Gewicht von Stahlplatten abgeschätzt, Fugen gefunden, Schrauben herausgeschraubt. Und Bilder von lichtdurchfluteten Fabriken, blinkendem Stahl und Maschinen, die Freiheit bedeuteten, haben die Herzen unserer jungen Arbeiter höher schlagen lassen. In Hunderten von dreckigen Garagen, in denen das alte Eisen vor sich hinrostet, wuchert eine unsichtbare Vegetation von Wünschen. Aus ihnen werden sich unausweichlich die stürmischen Früchte der Revolution entwickeln.

Zwischen vom Wind geglätteten Vulkankegeln liegt FondsGens-Libre, wo ein Landarbeiter, den der Schwindel des mechanischen Abenteuers noch nicht erfasst hat, sich gegen einen riesigen Kapokbau lehnt, dessen Schatten die ganze Flanke des Vulkankegels bedeckt. Über seine im Schlamm steckenden, nackten Zehen verspürt er einen langsam hochwandernden vegetativen Schub. Er schaut in den Sonnenuntergang, um das

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Wetter des nächsten Tags abzuschätzen – die orangefarbenen Rottöne sind für ihn ein Zeichen, dass er bald mit dem Pflanzen anfangen kann –; doch in seinem Blick spiegelt sich nicht nur friedlich das Licht, er verrät auch eine wachsende Ungeduld von der Art, die den Boden Martiniques erschüttert. Das Land gehört nicht ihm, ist aber trotzdem sein Land. Und er weiß, dass das Land mit seinesgleichen, den Landarbeitern, und nicht mit den Békés, den Weißen Martiniques, und auch nicht mit den Mulatten gemeinsame Sache macht. Und wenn in der stillen, von Leidenschaften paralysierten, karibischen Nacht plötzlich ein Trommelwirbel aufsteigt, sind die Schwarzen sofort bereit, dem Ruf der Erde und der Aufforderung zum Tanz zu folgen, während die Landbesitzer sich in ihren schönen Häusern verbarrikadieren. Hinter den heruntergelassenen, eisernen Rollläden sehen sie im Licht der Glühbirnen wie in eine Falle geratene fahle Nachtfalter aus.

Um sie herum erfüllen Rhythmen die tropische Nacht, und Bergildes Hüften haben das tsunamiartige Rollen der aus den Tiefen der Vulkane hochschäumenden Wogen übernommen: Es ist Afrika, ein Afrika, das von der anderen Seite des Atlantiks und bereits Jahrhunderte vor den Sklavenhändlern ihren antillanischen Abkömmlingen diesen Blick solarer Lust schenkt, den die Tänzer untereinander austauschen. Ihr rauer, tiefer Schrei verkündet, dass Afrika anwesend, unter ihnen ist, und dass es trotz einer Menschen verschlingenden Kolonialisierung in aller Unschuld wartet. Über die ständig vom Seewind der Inseln feuchten Gesichter weht der ungeheure Wind eines Kontinents. Er weht über die begrenzten kleinen Parzellen, die vom Wasser umgeben sind wie von riesigen, unüberwindbaren Gräben. Antillen-Afrika, dank der Trommeln lebt in den Herzen

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der Inselbewohner die Sehnsucht nach einem weiten Land fort. Wer kann sie je stillen?

Indessen rinnt im Wald von Absalom das Blut der Canna in die Schluchten, und die Schönheit der Landschaft steigt den vorbeiwandernden Poeten zu Kopf. Durch das schwankende Palmengitter können sie sehen, wie sich das antillanische Feuer über die karibische See, ein stilles Meer aus Lava, verbreitet. Hierzulande entzündet sich das Leben an einer lodernden Vegetation, hier, auf diesen warmen Böden, wo sich die geologischen Arten erhalten haben, wo die Pflanzen Leidenschaft und Blut in ihrer primitiven Struktur verankerten, kommen alarmierende Signale aus den turbulenten Hüften der Tänzerinnen. Hier nehmen gefährlich schwankende Lianen verführerische, luftige Posen ein, um die Abgründe zu bezirzen; mit zitternden Fingerspitzen klammern sie sich an dem keinen Halt bietenden, kosmischen Beben fest, das aus den von Trommelwirbeln erfüllten Nächten emporsteigt. Hier erfasst die Dichter ein Schwindel, und von den frischen Aromen der Schluchten berauscht, reißen sie den Strauß der Inseln an sich, lauschen dem Geräusch des Wassers, das sie umgibt, und beobachten, wie die tropischen Flammen nicht nur Canna, Gerbera, Hibiskus, Bougainvillea und Flammenbäume zum Glühen bringen, sondern auch Hunger, Angst, Hass und Gewalt in den Mulden der Vulkankegel brodeln lassen.

Das karibische Feuer blendet mit seinen geräuschlosen Dämpfen jedoch nur Augen, die auch hinsehen. Plötzlich verblasst das Blau der haitianischen Vulkane und martinikanischen Buchten, plötzlich werden auch die leuchtenden Rottöne schwächer, und die Sonne ist kein herumtanzendes, kristallines Funkeln mehr. Und wenn die öffentlichen Plätze sich das Spitzengeflecht des

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Jerusalemfarns als Luxusfächer auserwählt haben, die sich von der Glut des Himmels abheben, wenn die Blumen genau den richtigen Farbton gefunden haben, so dass man sich auf den ersten Blick in sie verliebt, wenn die Baumfarne für ihre, wie ein Glied zusammengerollten Wedel ein goldenes Sekret abgesondert haben, wenn meine Antillen einfach überwältigend schön sind, ist das große Versteckspiel geglückt, denn der Tag ist zu hell, zu blendend, um irgendetwas erkennen zu können.

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Titel der Originalausgabe

Le grand camouflage. Écrits de dissidence (1941–1945)

Édition établie par Daniel Maximin © Éditions du Seuil, 2009 et 2015

Suzanne Césaire

Die große Maskerade.

Schriften der Dissidenz (1941–1945) Aus dem Französischen von Uta Goridis Herausgegeben von Daniel Maximin

Für die deutsche Ausgabe © 2023, Elster & Salis AG Löwenstraße 2, CH-8001 Zürich, Schweiz www.elstersalis.com

Elster & Salis wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Förderbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.

Die in diesem Buch zitierten Auszüge von André Breton stammen aus: Œuvres complètes, Bibliothèque de la Pléiade, 4 Bände, © Gallimard, 1988, 1992, 1999 und 2008.

Das Gedicht »Sonnant les cloches du hasard« von Paul Éluard, das im Artikel »André Breton, Dichter ...« zitiert wird, stammt aus: L’Amour la poésie, © Gallimard, 1966.

André Breton, Martinique. Charmeuse de serpents © Jean-Jacques Pauvert, 1972

© Pauvert, département des Éditions Fayard, 1972, 2000

Aimé Césaire, Ein Mensch, der schreit. Notizen von einer Rückkehr in die Heimat/Corps perdu. Gedichte aus sieben Jahrzehnten. Aus dem Französischen von Klaus Laabs.

© MSB Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft mbH (in Vorbereitung)

Library of Congress

Cataloging-in-Publication data

A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

1. Auflage

Printed in Germany

ISBN 978-3-906903-23-1

Umschlagmotiv Fotografie: D. R.

Lektorat

Nicole Gabriel

Satz

Peter Löffelholz

Schriften

Questa Sans, entworfen von Jos Buivenga und Martin Majoor Novel, entworfen von Christoph Dunst

Druck und Bindung

CPI Books GmbH

Die große Maskerade versammelt erstmals in deutscher Übersetzung die poetisch-revolutionären Schriften von Suzanne Césaire, die sie als wegweisende Dichterin und Pionierin der Négritude ausweisen.

Ihr Werk umfasst sieben flammende Essays zu Fragen der Identität und Zivilisation, geschrieben für die von ihr mitbegründete Zeitschrift Tropiques zwischen 1941 und 1945 auf Martinique, in den schwierigen Jahren der »Dissidenz«, des Widerstands gegen das autoritäre Vichy-Regime, dem auch ihre karibische Heimatinsel unterstand.

Suzanne Césaire beschäftigt sich mit Anthropologie, Ästhetik, Surrealismus, Geschichte und Poesie. In jedem Essay geht sie dem Bild der Maske in einer anderen Facette nach. Sie entlarvt Macht und ökonomische Ungleichheit, Assimilation und Konvention, identitäre Verirrung und Selbsttäuschung als Teile der »großen Maskerade«. Sie beleuchtet antikolonialistische Fragen aus literarischer, politischer und persönlicher Sicht.

Beiträge ihrer Weggefährten André Breton, André Masson und René Ménil sowie Gedichte ihres Ehemanns Aimé Césaire und ihrer Tochter Ina Césaire ergänzen den Band und zeichnen ein vielschichtiges Porträt von Suzanne Césaire.

»Poetisch-politische Texte von großer Energie.«

LIBÉRATION

ISBN 978-3-906903-23-1

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