Brennpunkt Nr. 02/2012

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Brennpunkt Gesundheitspolitik

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Sackgasse Einheitskasse: Mehr Kosten und Probleme Urs Pfenninger Leiter PolitikBrändli und Kommunikation Christoffel santésuisse Präsident santésuisse

Zum dritten Mal innert 10 Jahren startet die Linke den Versuch, mit einer Verstaatlichung der Krankenkassen die Wahlfreiheit der Versicherten einzuschränken. Eine Einheitskasse bringt unkalkulierbare Risiken für die zukünftige Kostenentwicklung. Mit der Vermischung von Verantwortlichkeiten zwischen Leistungszahlern und -erbringern verstösst die Einheitskasse gegen grundlegende Prinzipien: weil Leistungserbringer im Führungsgremium der Einheitskasse sitzen, von der sie bezahlt werden, wird dies unweigerlich zu einer Kostenexplosion führen. Gegenüber dem heutigen System, bei welchem die Krankenkassen sich als Vertreter der Versicherten für günstige Tarife einsetzen, ist die Einheitskasse eine gefährliche Fehlkonstruktion.

INHALT Editorial Einheitsbrei Einheitskasse

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santésuisse setzt sich für Grundversorger ein

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Prämienkorrektur: Kein rückwirkendes «Rumdoktern»

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In Kürze

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Die Initiative «für eine öffentliche Gesundheitskasse» gaukelt eine einfache Lösung für die Schweizer Gesundheitspolitik vor. In Wahrheit führt die Fehlkonstruktion Einheitskasse direkt in die Sackgasse: Mehrkosten, Bevormundung der Versicherten durch den Verlust der Wahlfreiheit und die Vermischung der Verantwortlichkeiten wären die Folgen. santésuisse lehnt dieses unkalkulierbare Risiko für alle Versicherten und Steuerzahler unisono ab. Heute können alle Versicherten ihren Grundversicherer frei wählen. Jeder einzelne der über 60 Krankenversicherer behauptet sich nur dann erfolgreich im Markt, wenn er seine Leistungen effizient und in hoher Qualität erbringt. Die Versicherer bezahlen mit rund 95 Rappen jedes Prämienfrankens medizinische Behandlungen. Die verbleibenden 5 Rappen werden für Verwaltungskosten verwendet: Von einer durchschnittlichen Prämie von 3000 Franken jährlich werden lediglich 150 Franken für die Verwaltung benötigt. Damit werden u.a. über 80 Millionen Spital- und Arztrechnungen administriert, die Löhne der Angestellten, Informatikkosten, Abschreibungen, Mutationen bei Kassenwechseln sowie das Marketing (inklusive Makler) bezahlt. Ausserdem sparen die Versicherer mit ihren Rechnungskontrollen ihren Kunden jährlich über eine Milliarde Franken an Prämiengeldern. Einheitskasse heisst höhere Prämien

Unter einer Einheitskasse wird die Festlegung von Einheitsprämien pro Kanton zu höheren Prämien führen. Eine Einheitskasse hat auch keinen Anreiz zu tiefen Verwaltungskosten, weil sie keinem Wettbewerb ausgesetzt ist. Ein Wechsel zu ei-

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nem günstigeren Versicherer ist nicht mehr möglich. Eine Einheitskasse ändert an der Prämienentwicklung nichts: Unabhängig von der Versicherungsform werden Gesundheitskosten weiter um mehrere hundert Millionen Franken jährlich steigen. Weil die Menschen länger leben, weil die Ansprüche steigen und weil der medizinische Fortschritt nicht gratis zu haben ist. Um das Versprechen der Initianten für günstigere Prämien einzulösen, wäre die Einheitskasse gezwungen, Leistungen zu streichen oder zu rationieren. Einheitskasse heisst weniger Qualität

Die Verstaatlichung der Krankenversicherung ist der erste Schritt zur Verstaatlichung der Medizin. Staatsmedizin, so zeigen Beispiele aus den Nachbarländern, vermindert die Qualität und gefährdet den direkten Zugang der Bevölkerung zu medizinischen Leistungen. Die Initiative setzt am falschen Ort an, indem sie sich auf die 5% Verwaltungskosten konzentriert, statt auf die immer teurer werdenden 95% Gesundheitskosten. Damit löst sie keines der Probleme unseres Gesundheitswesens. Deswegen lehnt santésuisse die Ende Mai eingereichte Volksinitiative für eine «öffentliche Gesundheitskasse» ab. (GPA)


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