Dokumentation der Interdisziplinären Projektarbeit

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Grenzen

Sara Thenen BMGE3B

Hooligans



Berufsmaturitätsarbeit Grenzen Konflikt zwischen Kopf und Körper – Hooligans

Sara Thenen, Annika Bättig, Stefania Ballacchino, Simon Bläsi, BMGE3B

11. Dezember 2014

Berufsschule Aarau Gestalterische Berufsmaturität Gregor Schürpf, Simone Rümmele


Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis

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Einleitung

Vorbereitung

5 Einleitung

9 Inspiration / Konzept 11 Informationsbeschaffung

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Prozess

Schlussteil

15 Technik 18 Kriterien, Problematik 20 Die Geschichte 21 Gestalten 23 Fertigstellung

25 Fazit 26 Schlusswort 28 Quellen


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Einleitung

Einleitung Bei der diesjährigen interdisziplinären Projektarbeit befassen wir uns mit Grenzen. Als wir diesen Begriff definieren wollten, sind wir auf unsere erste Hürde gestossen. Jeder von uns wusste, was eine Grenze ist. Jedoch fiel es uns schwer, die passenden Worte zu finden, um den Begriff zu umschreiben. Wikipedia definiert ihn so: «Eine Grenze ist der Rand eines Raumes und damit ein Trennwert, eine Trennlinie oder eine Trennfläche.» Doch wir fanden, dass Grenzen nicht nur materiell existieren. Sie begleiten und bestimmen unseren gesamten Alltag. Sie sind überall vorhanden, sichtbar und unsichtbar. Viele Grenzen sind durch den Menschen erschaffen worden, für einen selbst oder für die Allgemeinheit. Neben den fixen Grenzen, wie zum Beispiel Landesgrenzen, Altersgrenzen oder Baumgrenzen, gibt es moralische, psychische und physische Grenzen. Oft schränken die Menschen sich selbst damit ein oder sie überschreiten diese. Aufgrund all dieser Feststellungen kamen wir auf den Punkt, dass uns dieses Thema sehr viel offen lässt. Das ideale Unterthema dazu haben wir schnell gefunden. Da wir alle schon ein Individualthema im Kopf hatten, trugen wir diese zusammen und versuchten, ein Gruppenthema zu finden, welches alle unsere Ansprüche erfüllt. Wir einigten uns auf die Grauzone zwischen Kopf und Körper. Die Problematik bestand darin, dass sich einige von uns mehr für die Psyche und die anderen mehr für den Körper interessierten. Also mussten wir etwas finden, was uns alle zufriedenstellte. Da das aber fast ein Ding der Unmöglichkeit war (ja, wir sind schon wieder an unsere Grenzen gestossen), einigten wir uns auf das Thema «Konflikt zwischen Körper und Geist». Dieses beschränkt sich nicht nur auf eine Richtung, sondern umfasst all unsere Wünsche und Ideen. Manche Gruppenmitglieder mussten ihr Individualthema trotzdem noch ein bisschen anpassen. 1 Wikipedia, Grenze http://de.wikipedia.org/wiki/Grenze

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Einleitung

Nun zur Definition unseres Unterthemas: Die Grenze zwischen Körper und Geist kann man nicht fix ziehen, vielmehr variiert sie von Person zu Person. In den meisten Fällen ist es der Kopf, welcher unseren Körper beeinflusst, oft ist aber auch unser Körper der ausschlaggebende Punkt, welcher unseren Geist lenkt. Für uns ist es ein abgestimmtes Zusammenspiel, welches sich teils positiv wie auch negativ auf unsere gesamte Persönlichkeit auswirken kann. Einige Fragen stehen uns bei diesem doch eher anspruchsvollem Unterthema offen: Wann wird man psychisch beeinflusst, und wann ist es der Körper? Wie wirken sich unsere Gefühle und Gedanken, unsere Wünsche, Ängste und Verlangen auf unseren Körper aus? Oder wie wirkt sich unser körperlicher Zustand auf den Geist aus? Jeder Mensch stösst individuell an seine eigene Grenze zwischen seinem Körper und seinem Kopf. Wir alle können diesen Konflikt anders interpretieren. Im Folgenden ein simples Beispiel, um das Zusammenspiel von Körper und Geist aufzuzeigen: Eine Person, die an Essstörungen leidet, mag ihren Körper nicht und nimmt deshalb drastisch ab. Wir sehen aber die magersüchtige Person, die wegen ihrer Psyche diese Sucht entwickelt hat. Daraus schliessen wir, dass die ausschlaggebenden Entscheidungen vom Kopf ausgehen. Dieses Beispiel gilt natürlich nur, wenn die Person nicht unter einer Krankheit leidet, welche vom Körper her kommt und sie dünn macht. Nach langen Diskussionen in der Gruppe sind wir zum Schluss gekommen, dass wir nicht sagen können, ob es drastischer ist, vom Kopf oder vom Körper bestimmt zu werden. Mit unseren vier individuellen Arbeiten wollen wir aufzeigen, dass Menschen an verschiedensten Stellen ihre Grenzen ziehen. Jeder von uns zeigt mit seiner Gestaltungsarbeit einen Fall auf, in welchem der Mensch an einen Zwiespalt zwischen Kopf und Körper stösst, bei dem der eine Teil an seine Grenzen gerät.

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Einleitung

Sara Thenen beschäftigt sich mit dem Thema Hooligans. Ein klassisches Beispiel für ein Thema, bei welchem nicht der Körper vom Kopf gesteuert wird, sondern umgekehrt. Denn der Adrenalinkick geht bei ihnen über die Vernunft. Anhand einer kleinen illustrierten Geschichte eines Hooligans zeigt sie, dass manche Menschen die Grenze zwischen Körper und Geist überschreiten, indem sie ihren Körper nicht mehr unter Kontrolle haben. Stefania Ballacchino wird anhand privater Erfahrungen kein klassisches Zusammenspiel zwischen Geist und Körper aufzeigen. Sie wird aufzeigen, dass der Geist nicht immer auf den Körper hört, obwohl dieser genau weiss, dass es einem selber schadet. Diese Grenzüberschreitung zeigt sie mit dem Thema Rauchen. Doch aus welchem Grund fügt man seinem Körper weitere Schäden zu? Simon Bläsi möchte an sein körperliches Limit gelangen und dabei herausfinden, wie lange dieser effektiv noch funktionieren kann, sofern der Geist noch die richtige Einstellung hat. Hängt, wie viele behaupten, im Sport alles nur vom Kopf ab? Wie lange kann der Geist kämpfen, bis das körperliche Limit definitiv erreicht ist? Anhand eines Selbstversuches zeigt Simon Bläsi diese doch eher dünne Grenze auf. Annika Bättig möchte aufzeigen, dass depressive Menschen oftmals völlig anders wirken, als sie wirklich fühlen. Oft ist es eine Fassade, welche sie um sich bauen. Wie lange kann dies eine psychisch labile Person? Geht dies immer? In welchen Situationen zieht jene Person diese Grenze zwischen ihrem Körper und ihrem Kopf? All diese Fragen werden wir in den vier individuellen Arbeiten beantworten. Dabei setzen wir uns zum Ziel, das Zusammenspiel zwischen unserem Körper und Geist verständlich und sichtbar darzustellen.

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Vorbereitung Inspiration/Konzept

Vorbereitung Inspiration / Konzept Meine Themawahl Ich bin mit unserem Gruppenthema «Grenzen zwischen Körper und Geist» sehr zufrieden, denn es lässt mir viele Schranken offen. Mir gingen zahlreiche Themen durch den Kopf, die ich hätte behandeln können. Doch schlussendlich habe ich aber dasjenige gewählt, welches mich am meisten fasziniert und von dem ich denke, dass es mir während der ganzen Arbeit auch Spass bereiten wird. Denn das Phänomen Hooligans beschäftigt mich jetzt schon seit einiger Zeit. Einerseits fasziniert es mich, aber ich habe trotzdem grossen Respekt – ja fast Angst davor. Ich glaube, das ist genau das, was meine Faszination dafür ausmacht. Denn grundsätzlich bin ich gegen jegliche Form von Gewalt. Ich kann nicht verstehen, weshalb man einander scheinbar grundlos die Köpfe einschlägt. Doch irgendwas reizt mich selbst daran, ich kann aber nicht beschreiben was das ist. Vielleicht ein kleiner Nervenkitzel, wenn man ungewollt mitten im Geschehen ist und nicht davon weichen kann. Eben diese Angst, die in einem aufkommt. Meine Ziele bei dieser Arbeit sind, mich in die Hooligans hinein zu versetzen. Ich will wissen, was in ihren Köpfen vorgeht, was ausschlaggebend ist für ihr Verhalten ist und weshalb sie anders handeln, als ich das tun würde. Ich möchte ein Verständnis dafür entwickeln. Ich stelle mir selbst aber auch die Frage: Was reizt mich daran? All diese Antworten und Erfahrungen möchte ich dann in meiner Gestaltungsarbeit zum Ausdruck bringen.

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Vorbereitung Inspiration/Konzept

Leitfragen

«Ein Kampf dauert zwischen fünfzehn Sekunden und zwei Minuten. Aber davon weiss ich jeweils nichts mehr. Das Adrenalin befreit mich von allen Gedanken.3 »

Hooligans, das sind meist im Gruppenverband auftretende Jugendliche, dessen Verhalten von Randale und gewalttätigen Übergriffen bei öffentlichen Veranstaltungen (z. B. Fussballspielen) gekennzeichnet ist 2. Ihr Leben spielt sich ab in ständigem Grenzgebiet – zwischen Freiheit und deren Entzug. Die meisten von ihnen üben neben ihrer kriminellen Freizeitbeschäftigung einen Beruf aus. Einige verdienen ihre Brötchen als Maurer oder haben einen Bürojob in einer Bank, andere sind sogar Akademiker. Am Wochenende wird aus ihnen ein anderer Mensch. Dann kämpfen sie. Sie kämpfen, um etwas zu spüren. Um andere fertig zu machen, ihre Kraft zu messen, um sich mächtig zu fühlen. Den Trieben freien Lauf zu lassen, um den Frust über die Dauerüberwachung in und um die Stadien prügelnd zu kommentieren. Und um der Anpassung wenigstens am Wochenende zu entkommen. Dabei gilt: Die Besten sind die, die richtig krank im Kopf sind. Doch mit einem kleinen unvernünftigen Fehler kann sich ihre Welt auf einen Schlag ändern. Doch im Moment des Adrenalinrausches denken sie nicht so weit. Dann können Strafen wie Stadionverbot winken, bei der sie dann ihrer Leidenschaft nicht mehr nachgehen können, oder gar eine Haftstrafe. Das birgt einen Konflikt zwischen Kopf und Körper. Denn der Körper ist ein kleiner Adrenalinjunkie. Ich stelle mir vor allem folgende Fragen: – Was bewegt sie dazu, gewalttätig zu sein? –W eshalb nutzen die Hooligans ausgerechnet Sportanlässe, um ihrer Leidenschaft nachzugehen? –W o liegen bei Hooligans die Grenzen – im Vergleich zu einem normalen Bürger?

Konzept Ich stelle dar, wie ein Hooligan seine Grenze überschreitet – bei der sein Körper den Geist überlistet und er sich völlig von ihm leiten lässt. Er überschreitet dabei eine Grenze, die ihm zum Verhängnis wird … 2 Duden, Hooligan http://www.duden.de/rechtschreibung/Hooligan 3 Leu, Florian, «Die Besten sind die, die richtig krank sind im Kopf», http://bazonline.ch/kultur/buecher/Wenn-Hooligans-kaempfen-bis-jemand-Stopp-ruft/story/19888888

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Vorbereitung Informationsbeschaffung

Informationsbeschaffung Viele Informationen erfahre ich natürlich durch das regelmässige Besuchen von Fussballspielen. Da ich jedoch Bekanntschaften mit Personen aus Fangruppierungen geschlossen habe, gelange ich auch an Informationen, die der Normalbürger nicht zu sehen bekommt. Zudem existieren diverse Filme über Hooligans, wie zum Beispiel «Green Street Hooligans», die für meine Arbeit auch sehr aufklärend sind. Damit der Comic möglichst nahe am Geschehen spielt, habe ich im Vorhinein viele Fotos geschossen. Vor allem im Stadion Brügglifeld in Aarau, welches mir am besten bekannt ist, aber auch in diversen anderen Stadien, die ich besucht habe in dieser Zeit, wie zum Beispiel das St.-Jakob-Stadion in Basel, welches durch seine Dimensionen noch einmal einen völlig anderen Eindruck auf den Fussball und das Drumherum gewährt.

Das Optische Erster Punkt auf meiner «To-Do-List» war: Was macht den Hooligan aus? Woran erkennt man ihn? Was unterscheidet ihn mit einem normalen Fussballfan? Die Antworten darauf habe ich in meinem Skizzenbuch festgehalten. Fest steht: Ein Hooligan legt wert darauf, sich möglichst unauffällig anzuziehen. Ein Hooligan zieht sich niemals in den Farben des Vereins an. «Casual» nennt sich diese Stilrichtung und steht für die Kunst, sich unangestrengt ein bisschen in Schale zu werfen. Ein Casual ist die Edelversion eines Fussballfans. Während sich deutsche oder österreichische Fans leidenschaftlich in den Farben und Symbolen ihres Vereins präsentierten, begannen britische Hooligans in den 80er-Jahren genau mit dem Gegenteil. Sie versuchten als potenzielle Stressmacher «unlesbar» für die Polizei zu werden, indem sie sich in edle, europäische Markenkleidung hüllten. Ein Bilderbuch-Casual ist der, dem man seine stundenlange Zusammenstellung seines Outfits kaum ansieht: Poloshirt, Trainingsjacke, Turnschuhe, akkurate Kurzhaarfrisur. Nach aussen hin könnte man ihn mit einem jungen Konservativen verwechseln, der beim Herrenausstatter

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Vorbereitung Informationsbeschaffung

seines Grossvaters einkauft, nicht aber mit einem grölenden Fussballfan. Doch inzwischen sind die Designer-Maskeraden längst auch Stadionwärtern und Polizei bekannt.4 Sich dahinter zu verstecken ist heute also nicht mehr der Hauptgrund für diese Kleidung. Heute gilt sie unter Hooligans hauptsächlich als Statussymbol.

4 Facebook, Lebemann und der Pöbel, Hooligans & Mode https://www.facebook.com/LebemannUndDerPobel/posts/619892404726463

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Prozess Technik

Prozess Technik Zeichenprogramm finden Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, ob ich im Illustrator oder im Photoshop arbeiten will. Herr Schürpf hat mir im Konzeptgespräch zwar vorgeschlagen, mit dem Illustrator zu arbeiten. Ich würde aber gerne mit dem Grafiktablett zeichnen, was sich im Illustrator schwierig gestaltet. Photoshop eignet sich dazu besser. Deshalb habe ich einige Pros & Kontras von beiden Programmen im Bezug auf meine Arbeit zusammengetragen, die mir bei der Entscheidung helfen könnten: Illustrator Pro – Illustrationen sind skalierbar, da Illustrator mit Vektoren arbeitet. Das ermöglicht mir, meine Zeichnungen auch noch auf ein grösseres Format zu bringen. – Ich kann den Bildnachzeichner verwenden. Der Bildnachzeichner kann mir ein Foto nachzeichnen, und ich kann auswählen mit wie vielen Farben er arbeiten soll. Das würde mir viel Zeit ersparen, ich müsste nicht alles von Hand machen. Kontra – Das Dokument wird vollständig mit Pfaden aufgebaut. Könnte etwas mühsam werden bei der Bearbeitung.

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Prozess Technik

Photoshop Pro – Ich habe die Möglichkeit, mit dem Grafiktablett zu arbeiten. – Ich kann frei zeichnen, habe keine mühsamen Pfade. Kontra – Da der Photoshop nicht mit Vektoren arbeitet, muss ich eine feste Grösse festlegen. Falls ich diese noch verändern will, kann das ein Problem geben mit der Auflösung.

Ich habe mich schlussendlich für den Illustrator entschieden, da durch den Bildnachzeichner und die Vektoren viele Vorteile für mich entstehen. Ich werde sicherlich noch ausprobieren, ob ich das Grafiktablett einsetzen kann, oder ob es sich mit der Computermaus doch einfacher gestaltet. Denn zum Freihandzeichnen ist es bestimmt sehr geeignet. Aber ob ich bei Vektoren mit dem Grafiktablett zurechtkomme, kann ich nicht sagen, denn das habe ich noch nie ausprobiert.

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Prozess Technik

Ausprobieren Ich habe mich nun also f체r den Illustrator entschieden. Ich probiere jetzt aus, ob mir der Bildnachzeichner gut dienen kann, oder ob ich Konturen und Fl채chen selbst von Hand zeichnen muss. Dazu habe ich ein Foto von einer beliebigen Person aus dem Internet ben체tzt. Folgende Resultate sind dabei entstanden:

20 Farben Wirkt noch viel zu echt

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10 Farben Die Haut ist schon sichtlich abgeflacht

5 Farben Jetzt wirkt es langsam wie eine Illustration


Prozess Kriterien und Problematik

Kriterien und Problematik Die Grenze in den Fokus rücken Nach guten Gesprächen mit meiner Gruppe, in denen wir einander schilderten, wo wir noch anstehen im Moment und wobei wir uns noch unschlüssig sind, bin ich auf den Punkt gekommen, dass die Grenze in meinem Comic in der Vordergrund rücken muss. Ich muss den Augenblick, in dem mein Charakter die Grenze überschreitet, gross und deutlich darstellen. Deshalb muss diese Illustration auf dem Comic etwas grösser ausfallen als die anderen.

Erste Problematiken Nun ging es an die Arbeit im Illustrator. Nach einigen Versuchen, mit dem Bildnachzeichner zu arbeiten, kam ich langsam aber sicher ins Schwitzen, weil das Ergebnis einfach nicht meinen Vorstellungen entsprach. Zuerst habe ich probiert, die Pfade ein wenig zusammenzustauchen und einfachere Formen daraus zu bilden. Ich sah mir dann nochmals einen echten Comic von Donald Duck an und kam auf die Erkenntnis, dass meine Illustrationen gar nicht so detailliert werden müssen. Also habe ich einen neuen Weg gesucht, in der Hoffnung, dass ich damit besser zurechtkomme. Als hätte jemand meine Hilfeschreie gehört, ist in der Septemberausgabe des Magazins «Publisher» ein interessanter Bericht erschienen über die Comicdarstellung im Illustrator. Der Artikel basiert auf einem Lernmodul der VSD Lernwerkstatt. Da wir diese in meiner Lehrfirma abonniert haben, probierte ich dieses Modul gleich mal aus. Als Grundlage verwenden sie ein Foto, welches in Illustrator als Vorlage dient. Dieses wird mit dem Bildnachzeichner bearbeitet, indem man das Bild auf sechs Farben reduziert. Das ist laut meiner Studie vom vorherigen Kapitel in etwa die richtige Anzahl Farben, um einen illustrativen Effekt zu erzeugen. Vielleicht muss ich diese Zahl auch noch ein wenig anpassen, das variiert

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Prozess Kriterien und Problematik

wahrscheinlich von Bild zu Bild. Nachdem Illustrator das Bild automatisch nachgezeichnet hat, werden Teile des Bildes noch von Hand gezeichnet. Denn die blosse Automatik des Tools reicht meistens nicht aus, deshalb muss man weitergehend wichtige charakteristische Merkmale mittels überlagerter Formen nachzeichnen. Eine Comiczeichnung enthält meistens auch Konturen, jedenfalls an den markanten Stellen im Bild. Diese werden ebenfalls von Hand gefertigt.5 Im Modul wird nicht bloss mit normalen Konturen gearbeitet, welche sich über eine Strichstärke definieren. Vielmehr kommen unterschiedliche Pinselstriche und Pfadbreiten zum Einsatz. Hier gilt es, die passenden Einstellungen zu finden. Zuerst habe ich nach einem von Illustrator vorgefertigten Pinsel gesucht, habe aber keinen gefunden, der meine Ansprüche deckt. Also habe ich selbst einen gefertigt.

Dichte zu hoch, wirkt nicht zeichnerisch

Wirkt kalligrafisch, nicht geeignet für eine Zeichnung

5 Burkard, Andreas, Neues Lernmodul: Comicdarstellung in Illustrator, in: Publisher, Ausgabe 4-14, S. 32–33

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Mein selbst erstellter Pinsel


Prozess Die Geschichte

Die Geschichte Mit dem passendem Pinsel traute ich mich nun also an den nächsten Schritt. Herr Schürpf hat mir bei der Konzeptbesprechung die Aufgabe gegeben, jede Sequenz des Comics schlüssig zu definieren und zu planen wie in einem Film. Ausserdem muss ich den Höhepunkt der Geschichte herausfiltern und besonders zum Ausdruck bringen. Wo überschreitet die Figur seine Grenze? Beim Recherchieren im Internet stiess ich auf viele gute Fotos, die genau meinen Vorstellungen entsprachen und sich als ideale Grundlage für meinen Comic entpuppten. Mit Hilfe dieser Fotos habe ich nun also die Sequenzen meines Comics zusammengestellt. Insgesamt machen acht Sequenzen meinen Comic aus.

Sequenzen Sequenz 1: Anfangen soll die Geschichte zuhause, wo sich meine Hauptfigur bereit macht für das Spiel, und wie beschrieben im Abschnitt «Das Optische», seine Klamotten sorgfältig auswählt und sich kritisch im Spiegel beäugt. Sequenz 2: Die zweite Sequenz spielt im Fussballstadion, wo er seine Mannschaft mit lautstarkem Gebrüll unterstützt. Sequenz 3: Er nervt sich ab dem Schiedsrichterentscheid, die Wut kocht in ihm auf. Böse Worte fallen. Sequenz 4: Nach dem Spiel macht er sich mit der gesamten Gruppe auf den Weg vom Stadion zurück in die Stadt. Auf dem Weg begegnen sie der gegnerischen Fangruppe und die Polizei steht auch schon bereit. Sequenz 5: Er fühlt sich provoziert von der gegnerischen Fangruppe. Da das Spiel schlecht gelaufen ist, hat er sowieso keine Nerven mehr. Er hat seine Wut kaum mehr unter Kontrolle. Sequenz 6: Er rastet komplett aus und überschreitet damit eine Grenze – diejenige, die ihm der Kopf normalerweise vorgibt.

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Prozess Die Geschichte Gestalten

Sequenz 7: Er schlägt dem Gegner brutal in den Kopf und dieser blutet aus dem Mund. Er bleibt am Boden liegen und wird von der Ambulanz abgeholt. Sequenz 8: Da die Polizei anwesend war und alles gefilmt hat, konnte er identifiziert werden, was jetzt strafrechtliche Folgen für ihn haben wird. Er darf drei Jahre lang kein Stadion der Schweiz mehr betreten. Ausserdem hat er eine saftige Geldbusse zu bezahlen.

Gestalten Illustrationen Nachdem ich alles gut vorbereitet hatte, konnte ich jetzt mit der eigentlichen Arbeit beginnen. Mit den vorher gesuchten und geschossenen Fotos habe ich für jeden meiner Schritte das passende Bild gefunden. Ich musste diese also nur noch ins Illustrator ziehen und nachzeichnen. Ich öffnete das erste Foto im Illustrator und begann nach Anleitung in der VSD-Lernwerkstatt mit der Comic-Herstellung. Auf dem Beschrieb hat das leider allerdings weniger anspruchsvoll ausgesehen, als es wirklich ist. Mühe hatte ich vor allem, wenn es darum ging, Entscheidungen zu treffen. Soll ich diese Tontrennung nun so lassen, wie sie ist, oder füge ich sie zusammen zu einer Farbfläche? Braucht es hier eine Kontur, oder ist die nicht so relevant für das Gesamtbild? Nach einigen Startschwierigkeiten hatte ich aber bald den Dreh raus und konnte viel produktiver arbeiten. Die einzige Schwierigkeit lag darin, dass sich alle Illustrationen ähneln sollten in ihrem Zeichnungsstil und nicht eine negativ heraussticht. Sobald ich alle Illustrationen fertig gezeichnet hatte, ging es ans Einfügen in den vorgefertigten von mir so benannten «Comic-Raster» im InDesign.

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Prozess Gestalten

Comic-Layout Ein normaler Comic hat etwa die Grösse des A4-Formates. Weil ich das aber zu klein fand, und man so in meinen Illustrationen kaum Details entdecken kann, habe ich mich für ein grösseres Format entschieden, und zwar für das A3-Format. Da ein wichtiges Kriterium bei meiner Gestaltungsarbeit war, die Grenze in der Geschichte hervorstechen zu lassen, habe ich den Raster des Comics so gewählt, dass die Sequenz 6, wo er die Kontrolle über seinen Körper verliert, etwas grösser und dominanter daherkommt als die anderen.

Hervorstechende Sequenz

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Prozess Fertigstellung

Fertigstellung Druckmedium Ich habe mir die Frage gestellt: Wie will ich meinen Comic präsentieren? Ich habe mir dafür einen alten Comic angesehen, der verstaubt im hintersten Ecken im Keller lag. Dessen Umschlag besteht aus glänzendem Papier. Für den Inhalt wurde jedoch Naturpapier verwendet. Also werde ich sicher auch ungestrichenes Papier verwenden. Gestrichenes oder gar glänzendes Papier wäre sicherlich unpassend. Da ich in einer Druckerei arbeite, war es für mich kein Problem, dieses zu beschaffen. Da wir für unsere Kunden oft sogenannte Proofs drucken, welche farbecht sind (Das heisst, genau so, wie es nachher im Offsetdruck auch aussieht), besitzen wir einen genialen kleinen Drucker, welcher Topqualität liefert und wie für meine Arbeit geschaffen ist. Die Farben kommen so nicht nur kräftig daher, sondern der Comic wird auch in richtig guter Auflösung gedruckt.

Endprodukt Nachdem ich meinen Comic ausgedruckt habe und ihn jetzt endlich in den Händen halten konnte, legte sich meine Anspannung langsam und ging in Erleichterung über. Ich habe mein Projekt fertiggestellt und kann jetzt stolz auf meine Arbeit herabblicken.

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Schlussteil Fazit

Schlussteil Fazit Diese Arbeit hat mich viel gelehrt. Weil ich der Typ Mensch bin, der solche Arbeiten wochenlang vor sich her schiebt und gegen Ende lieber mit nächtelangen Panikattacken lebt, als endlich mal damit anzufangen, bin ich wortwörtlich an meine Grenzen gestossen. Glücklicherweise habe ich ein Thema ausgewählt, welches mich sehr interessiert. Mein Umfeld hat mich auch immer wieder gepusht, was das Ganze doch noch ein wenig vereinfachte. In der Arbeit stecken viele persönliche Erinnerungen und Gedanken, die ich selbst schon in etwas brenzligen Situationen im Bezug auf Hooligans gemacht habe. Solche Begegnungen sind immer sehr angsteinflössend für einen Normalo. Wieso ein Hooligan das anders sieht, war eine meiner Leitfragen. Und darauf habe ich auch eine Antwort gefunden. Jeder von uns hat eine differenzierte Vergangenheit hinter sich, von der wir oft nichts wissen. Einige haben mit einem schweren Verlust zu kämpfen oder wurden als Kind geschlagen. Diese Schmerzen konnten sie nur schwer verarbeiten und das artet aus in unkontrollierter Wut, die sie bei Gleichgesinnten ausleben können. Doch das gilt nicht für die Allgemeinheit. Manche haben schlicht und einfach keinen plausiblen Grund dafür, wieso sie der Hooligan-Bewegung angehören. Sie haben einfach eine andere Einstellung als der Rest des Volkes. Sie wollen der Eintönigkeit des Alltags entkommen und rebellieren mit Fäusten und Schlägen dagegen. Trotzdem wollen sie von der Gemeinschaft akzeptiert und verstanden werden, was meiner Meinung nach nur funktioniert, wenn sie Bereitschaft zeigen, selbst ein toleranteres Leben gegenüber andersdenkenden Menschen zu führen.

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Schlussteil Schlusswort

Schlusswort Wir sind nun am Ende unserer Interdisziplinären Arbeit angelangt. Wir können auf eine aufwendige, jedoch auch spannende Zeit zurückblicken. Da wir zuvor noch nie solch ein grosses Projekt bewältigen mussten, war diese Arbeit sicher nicht einfach und forderte alles von uns. Die Zusammenarbeit in der Gruppe ist sehr gut verlaufen. Schon bei der Wahl unseres Unterthemas sind wir uns sehr schnell einig geworden und wir haben unsere Wahl auch zu keiner Zeit bereut, da wir alle unsere Wunsch-Individualthemen, welche schon im Vornherein in unseren Köpfen herumgeisterten, in die Tat umsetzen konnten. Obwohl man als Gruppe ständig Kompromisse eingehen muss, sind wir uns immer irgendwie einig geworden. Jedes Mitglied hat seinen Teil zum Gesamtwerk beigetragen und wir halfen einander, wenn wir einmal nicht mehr weiter wussten. Denn eine Gruppenarbeit bedeutet, dass jeder einzelne Verantwortung für das Resultat der anderen übernimmt. Deshalb ist eine gute Zusammenarbeit das A & O. Da wir uns zweimal in der Woche zu sehen bekommen und wir speziell für die IDA eine Whatsapp-Gruppe erstellt haben, konnten wir jederzeit gut miteinander kommunizieren. Konflikt zwischen Körper und Geist stellte sich als interessantes, jedoch in der Gestaltungsarbeit nicht leicht umzusetzendes Thema heraus. Spannend war unter anderem die Gewinnung eines besseren Verständnisses des Zusammenspiels von Körper und Geist, welche beide mit ihren individuellen Eigenschaften erst gemeinsam den Menschen zu dem machen, was er ist. Aufgrund dessen sind wir zu der simpel scheinenden, im tieferen Sinne aber komplexen Erkenntnis gelangt, dass viele Milliarden verschiedene Geister in eben so vielen verschiedenen Körpern jedem einzelnen Menschen einen anderen Charakter verleihen. Spannend ist also die Tatsache, dass jeder Einzelne an verschiedenen Punkten mit ganz unterschiedlichen Konflikten zwischen seinem Körper und

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Schlussteil Schlusswort

Geist zu kämpfen hat. Mit unseren individuellen Arbeiten haben wir eine winzige Auswahl jener Konflikte aufzeigen wollen. Da wir mit unserem Thema in den Bereich der unsichtbaren – im Inneren des Menschen stattfindenden – Konflikte vorgedrungen sind, stellte sich uns die Schwierigkeit, diese nicht sichtbaren Auseinandersetzungen sichtbar in eine gestalterische Arbeit umzusetzen. Dafür mussten wir als erstes die prägnantesten Punkte unseres jeweiligen Konflikts analysieren, da diese später als wichtigste Anhaltspunkte für unsere Arbeiten dienen würden. Im Gross und Ganzen war die Arbeit war bestimmt keine einfache Aufgabe und wir sind vor allem im Schlussspurt an unsere Grenzen gestossen. So sind wir auf die Erkenntnis gekommen, dass das selbständige Arbeiten Vor- und Nachteile birgt. Ein Vorteil ist bestimmt, dass wir unsere Zeit selbst einteilen können, was aber auch eine grosse Verantwortung gegenüber uns selbst darstellt, da man die Zeit sehr leicht auch unterschätzen kann. Als uns vor einigen Wochen unser Oberthema bekannt gegeben wurde, hatten wir das Gefühl, wir hätten ewig Zeit. Doch der Abgabetermin rückte plötzlich immer näher und wir kamen langsam aber sicher ins Schwitzen. Deshalb ist das Zeitmanagement sicherlich ein Punkt, den wir bei der nächsten Arbeit nochmals überdenken müssen. Lehrreich war auch, dass wir uns Gedanken über die Planung und Realisierung unseres Projekts machen mussten. Denn mit einer guten Vorarbeit gewinnt man viel an Produktivität. Mit unseren Endergebnissen können wir alle zufrieden sein. Wir haben unsere ganze Mühe in die Arbeiten gesteckt und die daraus gesammelten Erfahrungen sind sehr viel wert. Wir haben davon viel profitiert, so dass wir in Zukunft noch bessere Resultate auf die Beine stellen können.

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Schlussteil Quellen

Quellen Burkard, Andreas, Neues Lernmodul: Comicdarstellung in Illustrator, in: Publisher, Ausgabe 4-14, S. 32–33 Duden, Hooligan http://www.duden.de/rechtschreibung/Hooligan Facebook, Lebemann und der Pöbel, Hooligans & Mode https://www.facebook.com/LebemannUndDerPobel/ posts/619892404726463 Leu, Florian, «Die Besten sind die, die richtig krank sind im Kopf», http://bazonline.ch/kultur/buecher/Wenn-Hooligans-kaempfen-bis-jemandStopp-ruft/story/19888888 Wikipedia, Grenze http://de.wikipedia.org/wiki/Grenze

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« Some people think football is a matter of life and death. I assure you, it’s much more serious than that. »


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