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Engcon
Kontinuität ist für Engcon auch in Zeiten der Krise das Maß der Dinge: In den vergangenen zwei Jahren hat der führende TiltrotatorenHersteller weiter expandiert, die Rentabilität verbessert und sich trotz anhaltender Covid19Pandemie auf einem weiterhin starken UmsatzNiveau bewegt. Mit Alexander Stenmans hat die schwedische Unternehmensgruppe zudem einen neuen Country Manager ins Boot geholt: Der gebürtige Rheinländer verantwortet seit Beginn des Jahres die Leitung der deutschen Niederlassung und bringt neben seiner Erfahrung auf Vertriebsebene die Begeisterung für Engcons ProduktKnowhow mit (das bauMAGAZIN berichtete in Heft 3/22, Seite 12). Sein Vorgänger Martin Fried ist hingegen künftig für Engcons vertriebliche Aktivitäten auf europäischer Ebene zuständig. Als neuer Leiter der deutschen Niederlassung in Wertheim setzt Alexander Stenmans in erster Linie auf »organisches Wachstum« – gegenüber bauMAGAZINChefredakteur Dan Windhorst verrät der 33jährige, welche Strategie damit einhergeht und welche »Sprache« innerhalb der Branche dafür gesprochen werden muss.
Dan Windhorst
bauMAGAZIN-Interview mit ALEXANDER STENMANS,
Engcon Country Manager D-A-CH
bauMAGAZIN: Herr Stenmans, seit Beginn des Jahres verantworten Sie die D-A-CH-Region als Country Manager bei Engcon. Einher geht ein solcher Schritt natürlich immer auch mit einer persönlichen Zielsetzung. Geben Sie uns doch einen kurzen Einblick und zeigen auf, wo die Reise mit Engcon in Deutschland, Österreich und der Schweiz hingehen soll. Alexander Stenmans: Grundsätzliches Ziel meiner neuen Aufgabe bei Engcon ist es, die bereits bestehenden Kundenbeziehungen weiter auszubauen. Gleichzeitig möchte ich den direkten Kunden kontakt proaktiv pflegen, ihn ausweiten und intensivieren. Für Engcon innerhalb der D-A-CH-Region gilt nach wie vor organisches Wachstum: Wir haben ein starkes Standing am Markt und wollen das von innen heraus noch weiter stärken. Ziel ist es nicht, die Dinge zu überhasten, sondern Wert auf unsere Kompetenz, unser Know-how und unsere Qualität zu legen.
bauMAGAZIN: Innerhalb der Baubranche herrscht gern mal ein rauer Ton – einhergehend mit einem ungeschminkten Dialog, der auf Augenhöhe ausgetragen wird. Als gebürtiger Rheinländer sollten Sie das ja bereits von Haus aus im Blut haben. Gleichzeitig greifen Sie auf Erfahrung im Vertrieb zurück. Hilft Ihnen das bei der Umsetzung Ihrer neuen Aufgabe? Stenmans: Absolut. Auf Vertriebsebene war ich zu letzt bei Wacker Neuson mit Nähe zum Anwender tätig. In der Bauindustrie hat man es gerade mit Blick auf unsere Tiltrotatoren und das Schnellwech-
) STEN STROMGREN ( 4
Im Jahr 2020 hat der schwedische Tiltrotator-Hersteller trotz anhaltender Corona-Pandemie einen höheren Gewinn als 2019 verzeichnen können.
Das EC-Oil-Schnellwechselsystem wird laut Engcon immer stärker nachgefragt: Allein zwischen 2019 und 2020 konnte der Hersteller einen Absatzanstieg von rund 76 % verzeichnen.
Alexander Stenmans
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selsystem in der Regel mit Maschinenführern zu tun, die über jahrelange Erfahrung verfügen – das sind absolute Profis. Und daher ist es immens wichtig, verschiedene Sprachen zu sprechen. Zum einen geht es um die richtige Kundensprache: Wir bei Engcon müssen wissen, was der Kunde braucht, müssen seine individuellen Bedürfnisse kennen und uns mit den Anforderungen seiner Arbeit genau auseinandersetzen. Zum anderen muss ich die verschiedensten Stakeholder zusammenführen,
Expansion und Erfindergeist
Trotz Umsatzrückgängen im CoronaJahr 2020 hat der schwedische TiltrotatorHersteller Engcon seine Rentabilität seither deutlich verbessern können und erzielte einen höheren Gewinn als noch 2019. Die Gründe dafür sind aus Sicht der Geschäftsführung vielfältig: Zum einen investiert Engcon weiterhin in neue Standorte, zum anderen rückt man den Erfindergeist, etwa mit der Entwicklung des ECOilSchnellwechselsystems oder neuen Ständerlösungen für Transport und Lagerung von Tiltrotatoren, in den Mittelpunkt. Anfang Mai kündigte das Unternehmen zudem die Einführung einer dritten Generation seiner Tiltrotatoren an (siehe Seite 115).
Erst im November vergangenen Jahres hatte Engcon seine Expansionspläne weiter vorangetrieben: Mit einer neuen Niederlassung in Südkorea setzt das Unternehmen auf ein eigenes Verkaufs und KundenserviceTeam sowie ein Netz an Händlern und Servicepartnern in der Region. Dem vorangegangen ist die EngconStrategie, sich weltweit auf verschiedenen Märkten neu zu positionieren: Neben weiten Teilen Europas hat Engcon auch Nordamerika, Australien und mit Südkorea nun auch Asien im Blick. Die koreanische Tochtergesellschaft Engcon Korea wurde mit Bürokapazitäten sowie einem eigenen Lager rund 85 km südlich von Seoul gegründet. Produkte von Engcon sollen dort darüber hinaus auch über die Handelspartner der südkoreanischen Baggerhersteller Doosan und Hyundai vertrieben werden. »Unser Ziel ist es, den Absatz auf den Märkten außerhalb Skandinaviens zu steigern«, so Krister Blomgren, CEO der EngconGruppe. Während der Markt im Norden Europas laut Blomgren derweil gesättigt sei, habe die Reise in andere Märkte für Engcon gerade erst begonnen. »Unseren Prognosen zufolge werden wir innerhalb der kommenden zehn Jahre auf den asiatischen und nordamerikanischen Märkten mehr Tiltrotatoren absetzen können, als in ganz Europa.«
Ein Händchen für die Entwicklungsarbeit Mutige Expansionspläne allein reichen jedoch nicht aus: Engcon lebt seit Jahren von innovativen Entwicklungslösungen, die das Geschäft weiter beleben und den Anwender unterstützen sollen. Abseits des ohnehin erfolgreichen TiltrotatorenGeschäfts investiert Engcon beispielsweise in sein ECOilSchnellwechselsystem, das laut dem Unternehmen eine deutliche Absatzsteigerung erfährt: Kürzlich teilte Engcon mit, dass der Absatz für das System von Anfang 2019 bis Ende 2020 weltweit um
den Markt im Blick behalten und auf neue Gegebenheiten reagieren. Ziel ist es, sowohl den Markt als auch die Bindung zum Kunden weiterzuentwickeln.
bauMAGAZIN: Nun verantworten Sie für Engcon das Geschäft innerhalb der D-A-CH-Region. Gerade Deutschland gilt jedoch als hartumkämpfter Markt, in welchem Engcon sich als Marktführer behaupten kann. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für diesen Erfolg? Stenmans: In erster Linie Kontinuität –Engcon hat sich immer weiterentwickelt, ist nicht stehen geblieben und hat sich global auf verschiedenen Märkten positioniert. Die geografische Expansion –auch im deutschsprachigen Raum – ging immer auch mit der Anpassung der eigenen Produktpalette einher. Gleichzeitig ist Engcon hierzulande auf die individuellen Bedürfnisse der Händler eingegangen. Damit das Tagesgeschäft funktionieren kann, braucht man außerdem ein starkes Team. Neben Christian Kaiser, der als Vertriebsleiter auch für das Vertriebsgebiet West zuständig ist, können wir mit Karl Bahr als Verkaufsbereichs-Manager Süd, Martin Wohner für den Verkaufsbereich Ost sowie Paulina Bondarenko im Sales und MarketingSupport auf erfahrene Leute setzen. Dazu kommen Michael Häußlein im Innendienst, Phil Berger, zuständig für Ersatzteile und Artjom Bondarenko als Servicetechniker, die mit ihrem Know-how, einer hohen Flexibilität und großem Engagement das Fundament für die D-A-CH-Region bilden.
bauMAGAZIN: Im Dezember hat Engcon bekannt gegeben, dass die Nachfrage für das automatische Schnellwechselsystem EC-Oil in Kombination mit Tiltrotatoren immer stärker wird. Wie ist Ihre bisherige Einschätzung dazu mit Blick auf die D-A-CH»Die Bauma bleibt das Maßaller Dinge: Region und wo sehen Sie die Vorzüge Umso mehr hoffen alle, dass wir eine dieses Systems? Stenmans: Der Vorteil liegt klar in der Handhabung von hydraulischen Werkzeugen. Unsere Messe im Oktober erleben werden, die uns trotz der Vorgaben und Covid-19Richtlinien eine tolle Zeit beschert.« Kunden haben mit EC-Oil die Alexander Stenmans Möglichkeit, Werkzeuge automatisch zu verbinden, ohne dass der Fahrer aus der Kabine steigen muss, um manuelle Hydraulikkupplungen anzuschließen. Mit Blick auf die D-A-CHRegion rechnen wir somit ganz klar mit einer gesteigerten Nachfrage, insbesondere nach Einführung von EC-Oil als Standard für unsere Tiltrotatoren, im Segment der Trägergeräte von 4 t bis 6 t.
bauMAGAZIN: Bereits seit März 2020 befindet sich die Welt in wechselnden Ausprägungen in einer Art »Corona-Starre«: Viele Messen und Großveranstaltungen sind auch 2022 abge-
rund 76 % gestiegen sei. Die Möglichkeit, einen Tiltrotator oder auch andere hydraulische Anbauwerkzeuge an und abkoppeln zu können, ohne dafür die Fahrerkabine verlassen zu müssen, wird laut Engcon immer häufiger nachgefragt. Immer mehr Baggerfahrer, so das schwedische Unternehmen weiter, entscheiden sich für flexiblere, zeitsparendere und effizientere Lösungen. »Durch ECOil müssen sich die Anwender nicht mehr mit unter Druck stehenden und verschmutzten Handkupplungen herumschlagen«, so Martin Engström, ProduktManager bei Engcon. Mit ECOil lassen sich der Tiltrotator binnen Sekunden abkoppeln und der Löffel oder auch andere Werkzeuge direkt an die Aufnahme der Maschine anschließen – auf diese Weise lässt sich nach Ansicht von erfahrenen Baggerfahrern die Ausbrechkraft signifikant erhöhen und gleichzeitig das Gewicht reduzieren, wenn der Tiltrotator während der Arbeit nicht benötigt wird.
Nun auch für die untere Schnellwechseleinheit Kürzlich gab Engcon bekannt, dass sein automatisches Schnellwechselsystem künftig auch für den Tiltrotator EC206 für Bagger der 4t bis 6tKlasse verfügbar sein wird. Bislang ließ sich ECOil am Schnellwechsler S40 sowie am oberen Teil des Tiltrotators EC206 für Maschinen bis zu 6 t verwenden. Mit diesem Schritt bietet sich ECOil also auch für die untere Schnellwechseleinheit an. Der Hersteller hat sich außerdem dazu entschlossen, den EC206 mit einem neuen Drehgelenk auszustatten. Das biete eine höhere Kapazität und eine größere Anzahl von Ausgängen für die Zusatzhydraulik am Schnellwechsler S40 unter dem EC206, so Engcon. Auch gebe es auf jeder Seite des Schnellwechslers nun einen zusätzlichen Anschluss, ebenso wie auf der Rückseite der Halterung. Des Weiteren könne das Anbaugerät auch direkt über die Mit der koreanischen Tochtergesellschaft Engcon Korea Ltd. hat sich Engcon nun auch in Südkorea, rund 85 km südlich von Seoul, in der Stadt Cheonan positioniert.
sagt oder verschoben worden. Gelitten hat darunter insbesondere der direkte Draht zum Anwender. Wie hat Engcon das in dieser Zeit kompensiert? Stenmans: Der Anspruch muss sein, auch weiterhin individuell auf die Covid-19-Pandemie zu reagieren. Bei Engcon halten wir es deshalb weiterhin für das Beste, »In der Bauindustrie hat man es gerade auf Sicht zu fahren und der Krise mit Blick auf unsere Tiltrotatoren und besonnen zu begegnen. Natürdas Schnellwechselsystem in der Regel lich schmerzt es jeden, wenn mit Maschinenführern zu tun, die über große Messen ausfallen oder jahrelange Erfahrung verfügen – Events mit Kunden und Händdas sind absoluteProfis.« lern wegbrechen. Um das zu Alexander Stenmans kompensieren, haben wir verstärkt auf die digitale Nähe zu unseren Anwendern gesetzt. In den sozialen Medien nutzen wir Plattformen wie Facebook aber auch Youtube, um verschiedenste Zielgruppen zu erreichen. Zum einen möchten wir unsere langjährigen Kunden begleiten, zum anderen wollen wir diejenigen informieren, die sich für Baumaschinen und Anbaugeräte interessieren und dabei auf der Suche nach den richtigen Lösungen sind. Hilfreich waren und sind außerdem eigene Hausmessen oder Demo-Shows, die zumindest ein Stück weit die weggefallenen Messen ersetzen konnten. bauMAGAZIN: Noch eine abschließende Frage: 2022 steht natürlich auch im Zeichen der Bauma – im Oktober ist es dann endlich soweit und die Messe München öffnet ihre Tore. Wie geht es Ihnen damit? Was macht die Bauma aus Ihrer Sicht so besonders und welche Erwartungen haben Sie mit Engcon gegenüber München? Stenmans: Die Bauma bleibt das Maß aller Dinge: Umso mehr hoffen alle, dass wir eine Messe im Oktober erleben werden, die uns trotz der Vorgaben und Covid-19-Richtlinien eine tolle Zeit beschert. Die Bauma ist das Aushängeschild der Branche, weshalb ich hoffe, dass die Besucher und Käuferschaft die Messe mit offenen Armen annehmen werden. Für Engcon steht dabei das Wiedersehen aber auch Kennenlernen von Kunden im Mittelpunkt. Unsere Erwartungshaltung ist sehr positiv: Wir freuen uns auf die Bauma. d
Krister Blomgren, CEO der Engcon-Gruppe zusätzliche Hydraulikbuchse des Baggers angeschlossen werden. Der Tiltrotator EC206 mit automatischem Schnellwechsler S40 soll im Laufe des Jahres auf verschiedenen Messen vorgestellt werden. Eine kleinere VorSerie wird bereits in diesem Frühjahr ausgeliefert – die schlussendliche Serienproduktion ist hingegen für den Herbst geplant.
Tiltrotator sicher lagern oder transportieren Eine weitere EngconNeuentwicklung ist ein Ständer für Tiltrotatoren (bauMAGAZIN 11/21, Seite 68). Mit dem erhöhten Aufkommen von automatischen Schnellwechslern entscheiden sich laut Engcon immer mehr Baggerfahrer dazu, den Tiltrotator abzukoppeln, wenn etwa zusätz liche Grab oder Hubkraft notwendig ist. In solchen Fällen muss der Tiltrotator vielfach an einen anderen Ort transportiert werden, da die Bodenverhältnisse im Ar beitsbereich häufig nicht zum Abstellen geeignet sind. Um hier zu unterstützen, hat Engcon deshalb eine Ständerlösung entwickelt, die sowohl den Transport als auch die generelle Lagerung des Tiltrotators vereinfachen soll. Der Ständer lässt sich laut Hersteller mit allen Anbaugeräten bestücken. Die Halterung des Systems ist so konzipiert, dass sie mit Palettengabeln transportiert werden kann. Auf diese Weise, so Engcon weiter, könne der Tiltrotator, der geschützt und fest am unteren Schnellwechsler befestigt ist, etwa mit einem Radoder Kompaktlader sicher zum Einsatzort gebracht werden – auch der Transport per Lkw sei problemlos möglich. Mit den Maßen 1 200 mm × 800 mm hat der Ständer die identischen Abmessungen wie eine Europalette. d
Das Schnellwechselsystem EC-Oil soll künftig auch für die untere Schnellwechseleinheit verwendbar sein: EC-Oil ist damit für den Tiltrotator EC206 für Bagger der 4-t- bis 6-t-Klasse verfügbar.