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IM BLICKPUNKT » Als Spezialist für PSA möchte Singer Safety nun auch am deutschen Markt durchstarten

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Kurz und knapp

Die Firma Singer wurde 1902 als Gerberei für Sattlerwaren gegründet. Nach dem 2. Weltkrieg fertigte man zunächst Lederhandschuhe für die Industrie, erweiterte das Sortiment aber sukzessive um weitere PSA-Produkte. Inzwischen exportiert man sein Sortiment in 50 Länder weltweit, der Hauptmarkt ist aber mit einem Anteil von 85 Prozent Frankreich

Trittsicher auf den deutschen Markt

[ SINGER SAFETY ] Der PSA-Spezialist Singer Safety aus dem nordfranzösichen Loon-Plage bei Dunkerque gehört auf dem Heimatmarkt zu den bekanntesten Anbietern für Persönliche Schutzausrüstung (PSA) – jetzt will das traditionsreiche Familienunternehmen auch auf dem deutschen Markt Fuß fassen. Mit einem Sortiment, das von Handschuhen über Bekleidung und Sicherheitsschuhen bis hin zu Absturzsicherungssystemen reicht, wird die komplette PSAProduktpalette abgedeckt. Die bauSICHERHEIT-Redaktion war vor Ort bei Singer Safety und sprach mit Geschäftsführer Patrick Singer und Vertriebsleiter Emeric Potié sowie den für Deutschland zuständigen Corinna Blinde (Service Export) und Marc Kochert (Country Manager) über ihre Zielsetzung für den deutschen Markt, die Produktschwerpunkte und ihre generelle Vertriebsstrategie.

Von Peter Lang

Die Region Hauts-de-France liegt ganz im Norden Frankreichs, nahe der belgischen Grenze, aber mit seinen Hafenstädten Calais und Dunkerque auch nur einen Steinwurf entfernt von Großbritannien. Hier, in dem kleinen Ort Saint-Omer, wurde die Firma Singer 1902 von den Brüdern Achille und Maurice Singer gegründet – als Gerberei war man auf die Fertigung von Lederwaren spezialisiert. Heute wird das Familienunternehmen in dritter Generation wieder von einem Brüderpaar geleitet – Patrick und Laurent Singer. Aus der einstigen Gerberei ist einer der größten PSA-Anbieter Frankreichs geworden. Der über 300 Seiten starke Katalog enthält rund 900 unterschiedliche Produkte. Insbesondere im Bereich Handschuhe verfügt Singer Safety über ein breites Portfolio – das hat Tradition, denn nach dem 2. Weltkrieg konzentrierte sich die zweite Generation, die Brüder Michel und Etienne, auf die Herstellung von ledernen Schutzhandschuhen für die Industrie. »Bis heute bilden die Handschuhe bei uns das stärkste Segment«, betont Patrick Singer. Das Unternehmen bietet Handschuhe für alle Anwendungsbereiche an

Handschuhe gehören traditionell zum Kernsegment bei Singer Safety: Hier ein Modell mit HPT-Beschichtung.

– mit Latex, Neopren-, Nitril, PVC- oder PU-Beschichtung sowie mit Schnitt-, Flammen- oder Chemikalienschutz. Aber auch die anderen Sortimente wachsen kontinuierlich. »Aktuell sind Schutzbekleidung und Sicherheitsschuhe unsere am schnellsten wachsenden Kategorien«, betont Vertriebsleiter Emeric Potié.

Der Weg zum PSA-Vollsortimenter erfolgte schrittweise seit den 1970er-Jahren. Mit der Gründung einer eigenen Firma in Hongkong begann Singer ab 1974 mit dem Einkauf von Produkten aus Asien. Sukzessive wurde das PSA-Sortiment über die Handschuhe hinaus erweitert.

Logistikzentrum in Dunkerque

Das Jahr 2006 markiert dann einen weiteren wichtigen Meilenstein in der Unternehmensentwicklung. Der Firmensitz wurde von Saint-Omer rund 30 km weiter nach Loon-Plage verlegt. Gleichzeitig wurde die eigene Handschuhproduktion eingestellt. Hier, in unmittelbarer Nähe zum Hafen von Dunkerque, fand Singer optimale Voraussetzung für seine Logistik. Aktuell verfügt das Unternehmen über zwei jeweils 5 000 m2 große Logistikzentren, eines am Firmensitz in Loon-Plage, das andere wenige Kilometer entfernt im Hafen von Dunkerque. Dort kommen alle produzierten Singer-Produkte an, werden dann in LoonPlage kommissioniert und an die Kunden verschickt. Im Schnitt sind immer etwa acht Millionen Produkte auf Lager. »Unsere Kunden erwarten eine schnelle Lieferung, deswegen halten wir unsere Lagerhaltung hoch«, erläutert Vertriebsleiter Emeric Potié. Die schnelle Auftragsabwicklung gehöre zu den großen Stärken des Unternehmens. Ein Auftrag, der am Morgen bei Singer eintrifft, werde noch am gleichen Tag versendet.

Am Firmensitz in Loon-Plage arbeiten etwa 50 Mitarbeiter – neben der Logistik sind hier der Vertrieb und das Marketing angesiedelt. Zusammen mit Designern und Technikern entwickelt Singer Safety hier auch seine Produkte. Die Herstellung übernehmen dann langjährige Produktionspartner. »Mit manchen Firmen arbeiten wir teilweise schon über 35 Jahre zusammen«, erklärt Patrick Singer, der seit 1988 im Familienunternehmen tätig ist. Die Produzenten von Singer sitzen nicht nur in Asien, sondern auch in Italien, Spanien oder Frankreich.

»Deutschland ist ein interessanter Markt«

Von Dunkerque aus vertreibt Singer seine Produkte in rund 50 Länder weltweit, wobei der französische Markt mit einem Anteil von 85 Prozent klar dominiert. Auch in Deutschland ist Singer seit etwa zehn Jahren vertreten, will jetzt aber seine Anstrengungen deutlich intensivieren. Bislang wurden die deutschen Kunden von der gebürtigen Berlinerin Corinna Blinde direkt aus Frankreich betreut. Jetzt bekommt sie Unterstützung von dem neuen Country Manager Marc Kochert, der vom Elsass aus für die Märkte Deutschland, Österreich und Schweiz zuständig ist. »Deutschland ist für uns sehr interessant, weil es der größte Industriemarkt in Europa ist«, erklärt Vertriebsleiter Emeric Potié. Wie in Frankreich wolle man eine enge Zusammenarbeit mit unabhängigen Distributeuren und Fachhändlern aufbauen, einen direkten Verkauf an Endverbraucher gibt es bei Singer nicht. »Der deutsche Markt hat viele

900

Produkte

Das PSA-Sortiment von Singer Safety umfasst derzeit 900 Produkte. Neben Handschuhen wachsen Bekleidung und Sicherheitsschuhe aktuell am stärksten.

Gerüstet für den deutschen Markt: (v.li.) Country Manager Marc Kochert, Corinna Blinde (Service Export), Geschäftsführer Patrick Singer und Vertriebsleiter Emeric Potié.

Alles aus einer Hand: Singer Safety bietet ein komplettes PSA-Sortiment, das u.a. Kopfschutz, Sicherheitsbekleidung, Fallschutz, Handschuhe und Sicherheitsschuhe umfasst. unabhängige Fachhändler, deswegen glauben wir, dass wir hier ein gutes Potential haben. Es wird etwas Zeit brauchen, aber wird sind sehr offen und enthusiastisch«, zeigt sich Emeric Potié zuversichtlich.

Enger Austausch mit den Anwendern

Während Singer im Vertrieb eine klare B2B-Strategie fährt, setzt man bei der Produktentwicklung auf einen engen Austausch mit den Anwendern der eigenen Produkte. 15 bis 20 Neuheiten bringt das Unternehmen Jahr für Jahr auf den Markt. Um die richtigen Produkte zu entwickeln, arbeitet man in Frankreich eng mit der Baugewerkschaft CAPEB zusammen, die viele mittelständische Baubetriebe vertritt. In Round-tables mit den darin organisierten Arbeitern präsentiert Singer seine Produktentwicklungen. »Anhand des Feedbacks der Anwender entwickeln wir die Produkte weiter und passen sie so den Wünschen der jeweiligen Berufsgruppe an«, erklärt Patrick Singer das Vorgehen. So stelle man sicher, dass man die richtigen Produkte auf den Markt bringe.

Umfangreiche Verkaufsunterstützung

Für den Verkauf seiner Produkte bietet Singer seinen Handelspartnern eine spezielle Verkaufsunterstützung an. So hat man für jede Produktkategorie – seien es Handschuhe oder Sicherheitsschuhe – eigene Informationsschilder entwickelt, auf denen anhand von Farben und Symbolen verständlich erläutert wird, welches Produkt aus dem Sortiment für welche Tätigkeit bzw. für welche Witterungsverhältnisse am besten geeignet ist. »Wir versuchen, den Verkauf unserer Produkte für den Händler so einfach wie möglich zu machen«, unterstreicht Emeric Potié. Dazu gehört auch ein POS-System, das je nach Bedarf des Händlers in der Größe variabel ist und zudem auf möglichst wenig Verpackungsmüll sowie wiederverwendbare Holzpaletten setzt.

Wie viele Unternehmen war und ist Singer seit Beginn der Corona-Pandemie von exorbitant gestiegenen Material- und Frachtkosten betroffen. »Während des ersten Lockdowns hatten wir die Wahl, unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken oder regulär weiterzuarbeiten. Wir haben uns entschieden, normal weiterzuarbeiten, um für unsere Kunden auch in dieser schwierigen Zeit da zu sein«, so Patrick Singer. »Wir wollten unsere Kunden nicht im Stich lassen, gleichzeitig konnten wir ihnen auch erklären, mit welchen Schwierigkeiten wir zu kämpfen hatten.« Letztlich habe sich diese Entscheidung als richtig erwiesen. Trotz höherer Kosten konnte Singer in den Jahren 2020 und 2021 seine Umsätze sogar um 6 bzw. 4 Prozent erhöhen, u. a. auch durch den Verkauf von Gesichtsmasken. Das Jahr 2021 schloss das Unternehmen mit einem Umsatz von 38,5 Mio. Euro ab.

Für das laufende Jahr ist Singer optimistisch. Zwar seien Wahljahre in Frankreich nie leicht für die Wirtschaft, da zum Teil öffentliche Projekte zurückgestellt werden. Aber die Baukonjunktur sei nach wie vor sehr dynamisch in Frankreich. Gute Voraussetzungen also, um mit Schwung auch den Schritt auf den deutschen Markt zu wagen. J

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