STAMPFBETON UND GLASBAUSTEINE Die Bruder-Klaus-Kapelle in der Nordeifel Den Schlechtwettermorgen habe ich absichtlich abgepasst. Heute ist der Weg nicht das Ziel, er ist lediglich Mittel zum Zweck. Es sind über 100 trübgraue Autobahnkilometer, die vor mir liegen. Schneeregen nimmt mir weitgehend die Sicht. Nach eineinhalb Stunden erreiche ich einen kleinen Parkplatz am Rande des Eifelortes Wachendorf. Er ist verwaist. Meine Idee vom Alleinsein an einem ganz besonderen Ort scheint zu funktionieren. Bis zu meinem eigentlichen Ziel, einer ganz besonderen Kapelle, sind es bald eineinhalb Kilometer Fußmarsch. Es ist kalt, mittlerweile fällt nasser, schwerer Regen, ein eiskalter Wind, der den Hügel hinabbläst, peitscht mir die Tropfen ins Gesicht. Der bei freundlicherer Witterung sicherlich angenehme kleine Spaziergang ist heute morgen beschwerlich – also genau so, wie ich es wollte. Der Wunsch nämlich, einen einmaligen Ort eine Zeitlang nur für mich zu haben, geht auf. Als ich nach zwanzig Minuten Gehzeit mein Ziel erreiche, ist dort niemand. Die ganze Zeit läuft man auf sie zu – auf eine Kapelle, die in der Mitte von nichts erbaut wurde und dem heiligen Nikolaus von Flüe geweiht ist, den alle nur Bruder Klaus nennen. Ihre äußere Hülle ähnelt nicht einmal im Ansatz einem Sakralbau. Eher einer Stele, die sich gen Himmel reckt. Oder trifft es die Anmutung eines Getreidesilos mehr, bei dem versehentlich vergessen wurde, das Raiffeisen-Emblem zu installieren? Von außen ist nicht sofort zu erkennen, dass die Außenmauern ein Fünfeck bilden, ein Pentagon, sie ragen zwölf Meter in den Himmel, der Farbton ist ein gelbliches Braun. Ich öffne die schwere Eisentür und bin mir im selben Moment sicher: Ich habe etwas ganz Besonderes für mich entdeckt, da, wo niemand es vermutet ...
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schmitzkatze 33