Die gestresste Seele Ein Gespräch mit Professor Dr. Gustav Dobos
Gustav Dobos ist Professor an der Universität Duisburg-Essen. Dort hat er einen Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin. Zugleich leitet er eine entsprechende Klinik im ehemaligen Knappschaftskrankenhaus in Steele. Außerdem ist er Bestsellerautor und überhaupt ein ganz besonderer Mensch. Vor wenigen Monaten, mitten in die größte gesellschaftliche Herausforderung hinein, erschien sein neues Buch »Die gestresste Seele«. Reiner Zufall? Ein Buch zur rechten Zeit? Wir hatten die Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch.
> Herr Professor Dobos, »Die gestresste Seele« – kaum ein Buchtitel passt besser in unsere Zeit. War das Buch lange schon geplant und kam Corona mit all seinen gesundheitlichen und vor allem auch gesellschaftlichen Gegebenheiten dazwischen? Oder sind die Umstände, die Corona ans Tageslicht befördert hat, die eigentlichen Auslöser dafür, einen neuen Ansatz zu finden, wenn es um die seelische Gesundung eines Menschen geht? < Das Buch ist entstanden aufgrund unserer Erfahrung in der Naturheilkundeklinik, dass die Wurzel der Genesung häufig im Aufdecken seelischer Vorkommnisse oder Belastungen liegt. Die naturheilkundlichen Therapien öffnen in gewisser Weise den Organismus, so dass Erinnerungen, die vielleicht im Bewusstsein nicht zugänglich sind, aber doch im Körper gespeichert, wach werden und die Heilung oder zumindest Besserung erleichtern. Die Erfahrungen mit Corona haben das nur intensiviert. Wenn wir also bedenken, wie viele chronisch Kranke es in Deutschland gibt, dann hat so gut wie jeder von ihnen eine seelische Wunde, die mit der Krankheit zusammenhängt. > Jetzt ist ja die Literatur voll mit Heilsversprechen aller Art. Themen, die allesamt miteinander verwandt sind, werden tausendfach angesprochen: seelische Gesundheit, Psychohygiene, psychische Gesundheit mit Titeln wie »Tun wir doch mal einfach so, als wäre das Leben einfach« oder »Hausmittel, die wirklich helfen«, »Gesundheit ist auch Gefühlssache«, »Warum Gedanken wertvoller sind als Medizin«, die Reihe lässt sich noch lange fortführen. Und jetzt schreiben Sie ein weiteres Buch. Was ist anders? < Mit der Psyche ist das so ähnlich wie mit dem Stress – alle fühlen sich irgendwie betroffen, aber keiner will sich dem heiklen Thema so recht nähern. Dabei gehören die Gefühle und Emotionen, die unser Denken und Verhalten prägen, genauso zu uns wie unser Körper. Beide Dimensionen sind eng miteinander verwoben, Teil ein und derselben Sache. Wir merken das an unseren Patientinnen und Patienten: Menschen mit chronischen Erkrankungen haben oft ein emotionales Thema, das sozusagen das Spiegelbild ihrer körperlichen Beschwerden ist – das gebrochene Herz, kalte Füße bekommen, die Last auf den Schultern tragen ... Solche Redewendungen kommen nicht von ungefähr.
Prof. Dr. med. Gustav Dobos Die gestresste Seele: Naturheilkunde für Körper und Gefühle – Wie Emotionen die Gesundheit beeinflussen – Das 8-Wochen-Programm für mentale Stärke Scorpio Verlag , 20.- Euro
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