Singen ist klasse 5/6 Lehrerband

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Harald Schneider / Ralf Schnitzer

Singen ist klasse 5 / 6

Materialband Praxishilfen – Unterrichtsbausteine Klavierbegleitungen – Stimmbildung

Mainz · London · Madrid · New York · Paris · Prague · Tokyo · Toronto © 2012 SCHOTT MUSIC GmbH & Co. KG, Mainz · Printed in Germany


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Vom ersten Ton bis zur Hauptübung

1.1

Einstieg in die Singeklassenmethodik ..................................................................   6

1.2

Stundenaufbau und stimmbildnerische Prinzipien.............................................. 11

1.3

Einsingen und Stimmbildung.................................................................................. 11

1.4

Handzeichen und Audiationsübungen in Dur...................................................... 16

1.5

Die Hauptübung........................................................................................................ 19

1.6 Literatur...................................................................................................................... 25 Matilda........................................................................................................................ 25

In einem kühlen Grunde............................................................................................. 25

Irgendwas bleibt......................................................................................................... 27

All My Loving.............................................................................................................. 32

2

Molltonleitern und Kirchentonarten

2.1

Einsingen und Stimmbildung.................................................................................. 35

2.2

Die Molltonarten....................................................................................................... 36

2.3

Die Kirchentonarten................................................................................................. 44

2.4 Literatur...................................................................................................................... 47

El Cumbanchero........................................................................................................... 47

The First Nowell.......................................................................................................... 48

Earth Song................................................................................................................... 50

3

Notenwerte, Dreiklänge, gebrochene Kadenzen

und erste Mehrstimmigkeit

3.1

Einsingen und Stimmbildung.................................................................................. 55

3.2 Rhythmus................................................................................................................... 56 3.3 Dreiklänge.................................................................................................................. 58 3.4

Gebrochene Kadenzen............................................................................................. 62

3.5

Drei Übungen für den Einstieg in die Mehrstimmigkeit..................................... 64

3.6 Literatur...................................................................................................................... 65

Viva la musica.............................................................................................................. 65

Gloria........................................................................................................................... 67 Hashivenu.................................................................................................................... 69

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Inhalt

4

Vierstimmige Kadenzen, Feinbestimmung der Intervalle

4.1

Einsingen und Stimmbildung.................................................................................. 71

4.2

Vierstimmige Kadenzen........................................................................................... 73

4.3 Rhythmus................................................................................................................... 78 4.4

Feinbestimmung der Intervalle............................................................................... 79

4.5 Literatur...................................................................................................................... 80

The Lion Sleeps Tonight.............................................................................................. 80

Aura Lee...................................................................................................................... 80

5

Trugschlusskadenz, leitereigene Dreikl채nge, freie Patterns

5.1

Einsingen und Stimmbildung.................................................................................. 82

5.2

Die Trugschlusskadenz............................................................................................. 83

5.3

Leitereigene Dreikl채nge........................................................................................... 85

5.4 Rhythmus체bungen.................................................................................................... 87 5.5

Freie Patterns............................................................................................................. 88

5.6 Literatur...................................................................................................................... 90

Der Lindenbaum (Am Brunnen vor dem Tore).......................................................... 90

All Praise to Thee........................................................................................................ 92

Pleni sunt coeli............................................................................................................ 94

Inhalt der DVD..................................................................................................................... 96

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1. Vom ersten Ton bis zur Hauptübung 1.1 Einstieg in die Singeklassenmethodik Ziele und Inhalte • • • • • • •

DVD

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einen natürlichen Umgang mit der Stimme und dem Singen etablieren gemeinsames Einatmen und Beginnen Unterscheidung der Sprech- und der Singstimme erste Übungen mit den Handzeichen der relativen Solmisation Hören und Intonieren lernen Bewusstsein für einen guten Klang entwickeln erste Audiationsübungen * und Notendiktate

Die Einstiegsstunde und die beiden Grundregeln In der Regel kommen die neuen Fünftklässler voller Vorfreude und hochmotiviert in die erste Stunde. Einerseits sind sie unsicher, weil sie den neuen Lehrer und den Musikunterricht noch nicht kennen, andererseits aber auch offen für die neue Situation an der weiterführenden Schule. Zunächst sind die Schüler vielleicht über die Sitzordnung überrascht: Alle stehen (bzw. sitzen) im Halbkreis. Der Flügel steht in der Mitte. Es gibt keine Tische (höchstens Stühle mit Klapptischen). Nachdem alle Formalitäten erledigt sind, kündigt der Lehrer an, dass er nun etwas vorsingen wird. Die Ankündigung gibt den Schülern die Möglichkeit, sich auf die vielleicht ungewohnte Situation einzustellen. Jetzt summt der Lehrer folgende Dreitonfigur vor. Alle Schüler summen die Figur nach.

Der Lehrer suggeriert mit seiner deutlichen Atmung den gemeinsamen Beginn des Tons. Dies wird in der Regel (noch) nicht funktionieren. Davon darf man sich aber nicht verunsichern lassen, sondern souverän die Arbeitsweise erklären: „Ich singe vor, ihr singt gemeinsam nach.“ Die Klavierbegleitung stützt den Gesang. Am Anfang ist es hilfreich, wenn man nur die Melodie mitspielt, damit sich die Schüler an ihr orientieren können. Die Übungen werden immer mehrfach wiederholt: Der Lehrer singt (mit oder ohne Klavier) vor, die Klasse wiederholt. Bald folgt der spannende Moment: „Wer summt als Erster alleine?“

* Edwin E. Gordon (geb. 1927) prägte den Begriff Audiation in den 1970er-Jahren. „Audiation is to music what thought is to speech.” Gemeint sind hier also Übungen, die die Vorstellung von Tönen und Klängen in einem musikalischen Kontext, z. B. einer kleinen Melodie schulen. Es nützt nichts, wenn Schüler lediglich Fachbegriffe für musiktheoretische Phänomene kennen, aber keine innere Klangvorstellung entwickelt haben.

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Einstieg | Singeklassenmethodik

Tipps aus der Praxis – Wer summt alleine nach? Auf die Frage: „Wer summt alleine nach?“ reagiert meist eine mutige Schülerin (gelegentlich auch ein mutiger Schüler) und summt nach. An dieser Stelle initiiert der Lehrer einen kurzen Applaus und lobt die Schülerin für ihren Mut: „Das erste Mal ist immer am schwierigsten, aber du hast dich als Erste hier auf der neuen Schule getraut, alleine zu singen. Das kann jetzt keiner mehr, bravo!“ Sollte sich wider Erwarten doch niemand trauen, alleine zu singen, können zwei oder drei Schüler gemeinsam singen. Grundsätzlich gilt: Je mehr Zeit der Lehrer den Schülern zum Nachdenken gibt, desto eher werden sie ängstlich und zurückhaltend.

In den ersten beiden Stunden sollten alle Schüler entweder alleine oder zu zweit gesungen haben. In diesem Kontext werden die beiden wichtigen Regeln erklärt: 1. Jeder traut sich! * 2. Keiner lacht (über andere)!

b

Die Dreitonübung wird nun sequenziert und auf die Silben ju, ja und jü gesungen. Im folgenden Notenbeispiel folgt auf die erste Dreitonfigur eine Zwischendominante (Takt 2) zu E  -Dur. Sie leitet zum neuen Anfangston über und gibt einen metrischen Impuls. Damit wird ein guter Unterrichtsfluss gewährleistet.

Der Singeklassenunterricht kennt drei pädagogische Grundprinzipien: 1. Vormachen – Nachmachen: Schüler lernen am besten über das Vormachen. Je klarer und überzeugender der Lehrer den Schülern vorsingt, desto selbstverständlicher und schneller werden die Schüler einen natürlichen Zugang zu ihrer Singstimme finden und gute klangliche Ergebnisse erzielen. 2. Konsequenz: Im Zentrum des Unterrichts steht immer die konsequente Arbeit an der Verbesserung des Klangs. Individuelle Hilfestellungen und Übungen für den Gesamtklang wechseln sich dabei in der alltäglichen Arbeit ab. 3. Klang vor Erklärung: Zuerst kommt immer das gesungene musikalische Phänomen. Erst danach kann z. B. ein Dreiklang oder eine Tonleiter musiktheoretisch erklärt und besprochen werden.

* Es ist klar, dass Vertrauen zu den Mitschülern, den Lehrern und dem neuen Musikunterricht erst wachsen muss und daher die Formulierung „Jeder traut sich!“ missverständlich ist. Gemeint ist: Jeder singt auch alleine. Die beiden kurzen griffigen Formeln sind für den Alltagsgebrauch sehr gut geeignet, da man sie sich gut merken kann.

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Noten schreiben und Handzeichen Bald werden die einzelnen Töne benannt: Der erste Ton heißt do, der zweite re und der dritte mi. Die Dreitonübung singen die Schüler nun auch mit Silben:

An dieser Stelle können den Klängen Handzeichen zugeordnet werden:

mi      re                 do

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re

do

Der Lehrer singt nun die Silben mit Handzeichen vor, die Schüler imitieren mit „Mund und Hand“. Sobald die Dreitonübung im Hörgedächtnis gespeichert ist, können die Noten an die Tafel und in das Schülerheft geschrieben werden. Der Ton do wird dabei immer als c1 notiert! Erst später, wenn der Quintenzirkel besprochen wird, können auch andere Töne zum „neuen do“ werden.

Notendiktate in Dur Jetzt können die ersten Notendiktate mit dem Anfangston do diktiert werden. Man kann dabei folgendermaßen vorgehen: 1. Lehrer diktiert am Klavier und die Schüler schreiben mit 2. Ergebnissicherung an der Tafel 3. Singen der einzelnen Diktate Diese Vorgehensweise geht vom Klangbild aus, führt zum Schriftbild und kehrt danach zum Klang zurück. Es empfiehlt sich, zunächst das ganze Diktat einmal vorzuspielen. Anschließend kann dann kleinschrittig entsprechend der Leistungsfähigkeit der Schüler diktiert werden. 3

a)

b)

c)

d)

e)

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Einstieg | Singeklassenmethodik

In einem zweiten Schritt wird der Anfangston variiert und damit der Schwierigkeitsgrad erhöht. Den Schülern wird der Anfangston vorgegeben.

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a)

b)

c)

d)

e)

Anders als in den Notendiktaten wird bei den Leseübungen der umgekehrte Weg beschritten: Die Noten sind bereits notiert und die Schüler werden aufgefordert, sich deren Klang vorzustellen und die Töne sodann zu singen.

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a)8

Zu einem späteren Zeitpunkt können weitere Notendiktate gegeben werden.

b)

c)

d)

e)

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Troubleshooting * In dieser Phase, in der es primär darum geht, einen natürlichen Umgang mit der Stimme zu etablieren, können folgende Probleme auftreten: Probleme

Methoden

Schüler ist sehr nervös und daher verkrampft.

• Schüler während des Singens mit den Armen schlenkern lassen (für ausreichend Platz sorgen) • Schüler stehen auf einem Bein, damit sich ihre Konzentration vom Singen auf ihr Gleichgewicht verlagert. • Schüler zur Entspannung mit dem Rücken an eine Wand lehnen

Schüler traut sich nicht, alleine zu • erklären, dass der erste Schritt immer der schwierigste ist und singen. dass das zweite Mal sicherlich leichter werden wird • mit Nachbarn gemeinsam singen lassen Schüler „brummt“ und kennt seine Singstimme nicht. DVD

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• Feuerwehrsirene auf ju imitieren • einen imaginären Ball wegwerfen und die Bahn des Balls auf ju mitsingen • Alle singen den gleichen Ton. Der Lehrer dirigiert den Klang nach oben und unten. Diese Rolle kann später auch ein Schüler übernehmen. • Falsettiertes Sprechen: Der Lehrer spricht in einer viel zu hohen, unnatürlichen Lage mit einer falsettierten Stimme. Nachdem sich die erste Erheiterung wieder beruhigt hat, imitieren die Schüler.

Schüler merkt nicht, dass er falsch Ein Ohr oder beide Ohren zuhalten lassen. Die Schüler können so singt. ihre eigene Stimme besser hören und falsche Töne gegebenenfalls leichter korrigieren.

DVD

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Schüler singt falsch oder kann den vorgesungenen Ton nicht nachsingen.

Der (versiertere) Nachbar singt dem Schüler den entsprechenden Ton ins Ohr, damit er diesen nachsingen kann.

schlechte Intonation

„Flüsterlawine“: Schüler stehen im Halbkreis. Lehrer singt dem äußersten Schüler in normaler Lautstärke einen Ton auf ju ins Ohr. Der Schüler singt den Ton nach und singt seinerseits seinem Nachbarn ins Ohr. Der Ton wandert so durch den Halbkreis. Im Unterschied zur „Flüsterpost“ singen alle Schüler den Ton immer weiter, sodass am Ende alle den gleichen Ton singen. Der Lehrer kann mit dem durch den Halbkreis wandernden Ton mitlaufen und dabei korrigierend helfen.

* Siehe auch: Singen ist klasse, Lehrerband (ED 20256), Kapitel „Singesituationen“ (S. 94 – 99). Dort werden verschiedene methodische Schritte der Singeklassendidaktik beschrieben.

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Stundenaufbau | Stimmbildung

1.2 Stundenaufbau und stimmbildnerische Prinzipien Drei Unterrichtsphasen Ein idealtypischer Verlauf einer Singeklassenstunde hat drei Unterrichtsphasen: 1. Konzentrationsübungen und Stimmbildung (Am Ende dieser ersten Phase leiten meist Solmisationsübungen zur Phase 2 über.) 2. Ein musiktheoretisches Phänomen wird zuerst gesungen und danach besprochen. 3. Erarbeitung eines Stücks In den ersten Wochen der Singeklassenarbeit singen die Schüler noch keine Stücke und auch die Arbeit an musiktheoretischen Phänomenen kann noch nicht beginnen, da zunächst einmal stimmbildnerische Grundlagen erarbeitet werden müssen. Erst wenn die Klasse einen Ton rein intonieren kann und eine ästhetische Klangvorstellung entwickelt hat, kann im Unterricht Musik reflektiert und besprochen werden. Daher geht es zunächst um die folgenden Ziele: Ziele • • • •

Resonanzräume und Stimmsitz finden Ausweitung des Ambitus Aktivierung des Zwerchfells Intonation

Grundsätzliche stimmbildnerische Prinzipien • • • • • •

ständiger Wechsel zwischen Tutti (= Klasse) und Solo Alle Motive beginnen mit dem Ton d1 und werden je nach Bedarf nach oben oder unten sequenziert. Normalerweise beginnt die Stimmbildung mit einem Liegeton (m, n, l, ju, ja, i). allmähliche Ausweitung des Ambitus Aktivierung des Zwerchfells mit Staccatoübungen Übungen für die Höhe mit Dreiklängen

DVD

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1.3 Einsingen und Stimmbildung Übung zur Körperwahrnehmung und zum Körperbewusstsein Die Schüler stehen im Halbkreis und schließen die Augen. Der Lehrer lenkt die Aufmerksamkeit der Schüler über Ansagen von den Zehenspitzen bis zum Kopf, z. B.: „Stand schulterbreit, abwechselnd auf die Zehenspitzen und die Fußballen stehen, gut ausbalancieren; entspannte Fußgelenke; Kniekehlen leicht anwinkeln; lockeres Becken; aufgerichteter Rücken (kein Hohlkreuz oder Rundrücken); Schultern (hochziehen und fallen lassen); Ellenbogen (angelegt, durchgedrückt); Handgelenk; Finger und Fingerspitzen; Kiefergelenk (locker hängen lassen); Zunge (einfach liegen lassen); Atmung (in den Bauch statt in den Brustkorb); Kopf (aufgerichtet)“ Die Übungen auf der folgenden Seite bilden das Grundgerüst der täglichen stimmbildnerischen Arbeit. Sie sind systematisch angeordnet und teilweise mit Handzeichen versehen.

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DVD

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Liegeton (m, n, l, i, u, a)

Ziel: Resonanzräume und Stimmsitz finden

~

Legatoübung (z. B. im Quartraum)

Ziel: Ausweitung des Ambitus

~

DVD

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Alternative Legatoübung

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Stimmbildung | Einsingen

Übung mit Schülernamen

Schüler singen diese Figur mit viel Spaß auch auf Schülernamen.

Staccatoübung (z. B. im Quartraum)

DVD

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Ziel: Aktivierung des Zwerchfells

~

Dreiklangsübung

DVD

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Ziel: Höhe

~ Alternative Dreiklangsübung

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Eigenschaften der Vokale und Konsonanten Die besonderen Klangeigenschaften eines jeden Vokals können methodisch gezielt eingesetzt werden. Vokal

Eigenschaften

i

Vielen Schülern „rutscht der Klang in den Hals“ und wird somit dumpf und matt. Hier hilft das I, einen guten vorderen Stimmsitz zu finden. I ist der hellste Klang aller Vokale. Passagen, die mit i gesungen wurden, können daher differenziert gehört und deshalb gut gespeichert werden. Außerdem ist i ein guter Vokal für Intonationsübungen.

u

U hat seinen Stimmsitz in der Kuppel (s. Grafik S. 15). Wie das I ist auch das U gut geeignet, um die Intonation zu kontrollieren.

o

O ist ein dunkler Vokal und eignet sich daher gut für Übungen in die Tiefe. Dieser Vokal erfordert Weite und eine große Lockerheit im Halsund Kehlkopfbereich.

a

Das A erfordert viel Offenheit und ist daher in den ersten Stunden bei unsicheren Anfängern wenig geeignet. A weitet den Klang und führt zu einer großen Öffnung. Ist der Klang eng oder nasal, kann das A helfen, einen raumgreifenden Klang zu erzeugen.

e

E als eigenständiger Vokal spielt in der täglichen Stimmbildungsarbeit eine eher untergeordnete Rolle. Auf dem Vokaldreieck (s. Grafik S. 15) liegt das E zwischen den Vokalen i und a. Insofern schulen Übungen zum Vokal­ausgleich (s. Übung unten) die Kontrolle des vorderen Stimmsitzes.

ü

Das Ü führt zu einem schlanken und eher leisen Klang. Es eignet sich daher ganz besonders, um einen leichten und sauber intonierten Klang zu erzeugen.

Übung zum Vokalausgleich

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Stimmbildung | Einsingen

O E

Konsonant

Eigenschaften

j

Der Anlaut j eignet sich gut, um die Vokale u, a, o und ü einzufädeln. Das J verhindert bei ju, ja, jo und jü, dass der Klang in den Hals rutscht und kehlig klingt.

m

Mit dem Konsonanten m können viele Resonanzräume erschlossen werden. M eignet sich daher gut für die ersten Töne jeder Stunde.

n

Das N hat seinen Resonanzraum weiter vorne als das M. Die Übungen beginnen daher meist mit einem M und wechseln dann zum gesumm­ ten N.

l

L ist der offenste Konsonant (der Mund öffnet sich im Vergleich zum m und n ). Er kommt daher in den Einsingübungen nach m und n.

p, t, k

Die stimmlosen Verschlusslaute p, t und k eignen sich zur Zwerchfell­ aktivierung und zum Üben eines gemeinsamen Beginns.

Tipps aus der Praxis Zwei Varianten vorsingen

Um Fehler bewusst zu machen, kann man das gerade gesungene Motiv in zwei Varianten vorsingen. Einmal in einer richtigen und einmal in einer falschen Version. „Falsch“ muss sich dabei nicht nur auf die Töne bezie­ hen, sondern auch auf Körpersprache, Mundöffnung, Artikulation usw. Die Schüler sollen die richtige Version erkennen und ihre Entscheidung begründen. Anschließend singen alle das Motiv gemeinsam richtig. Beobachten und positives Kritisieren

Ein schöner Klang ist Ziel und Motivation sowohl für die Schüler als auch den Lehrer. Daher stehen die Fragen „Wie klingt es?“ und „Wie können wir den Klang verbessern?“ im Mittelpunkt aller Überlegungen. Um diese Fragen beantworten zu können, müssen die Schüler lernen, sich gegenseitig zu beobachten und zuzuhören. Dann kann der Lehrer die Schüler auffordern und ermutigen, sich gegenseitig zu kritisieren, z. B. „Wer hat einen Tipp, wie sich der Schüler XY (der gerade vorgesungen hat) verbessern kann?“ Die Kritik muss immer positiv formuliert und an der Sache orientiert sein. Nicht: „Du bist zu leise“, sondern: „Mache deinen Mund weiter auf und singe lauter“. Diese Arbeitsweise erhöht erheblich die Motivation und fördert die Wahrnehmungsfähigkeit der Schüler.

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1.4 Handzeichen und Audiationsübungen in Dur Mit der Ausweitung ihres Tonumfangs erlernen die Schüler auch Schritt für Schritt die neuen Handzeichen und das Notenbild. Von do bis so

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Sobald die Schüler diese Übung mental gespeichert haben, können sie sie in der zweiten Unterrichtsphase ins Schülerheft eintragen. Von do bis la

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Handzeichen | Audiation

Von do bis do

Mit der vollständigen Durtonleiter können die Schüler nun jedem Ton eine Solmisationsgeste zuordnen:

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Sobald die Schüler mit den Solmisationsgesten vertraut sind, können Audiationsübungen folgen: Der Lehrer zeigt die Handzeichen, die Schüler singen die entsprechenden Töne. Der Anfangston wird jeweils angegeben. Übung im Terzraum

Übung im Quartraum

Übung im Quintraum

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DVD

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Troubleshooting

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Probleme

Methoden

Der Vokal i klingt eng.

• weit, offen und weich im Hals singen, dabei ggf. über den Hals streichen • I zunächst mit einem Liegeton beginnen, erst später zu Staccatoübungen übergehen Ein gutes I erfordert Geduld. Kann der Schüler in einer bestimmten Situation das I nicht frei singen, kann man zum Vokal u wechseln.

Kehliger Stimmsitz

Der Anlaut j vor dem Vokal hilft, den Klang einzufädeln und führt zu einem guten Stimmsitz.

fehlende oder mangelnde Zwerchfellaktivität

• wie ein Hund bellen (nicht „wau-wau“, sondern den tatsäch­ lichen Klang des Bellens imitieren) • husten • eine Hand auf den Bauch und die andere in die Flanken legen • Staccatoübungen: Schüler hüpfen auf der Stelle; ein Hüpfer pro Ton

Probleme, „hoch“ zu singen

Glissandoübungen auf ju, begleitet von Gesten

Schüler singen zu kleine oder (meist) zu große Schritte.

Man geht mit der Klasse zum Treppenhaus und singt, während man hinaufgeht, auf jeder Stufe einen Ton. Dabei werden auch die Begriffe „Tonleiter“ und „Stufen“ anschaulich erklärt. Variation: Auf jeder Stufe steht je ein Schüler, der dann zum richtigen Zeitpunkt den entsprechenden Ton einer Tonleiter singt.

Schüler sind sehr nervös beim Singen.

Die Schüler gehen während des Singens auf der Stelle.

DVD

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Hauptübung Dur

1.5 Die Hauptübung Grundsätzliche pädagogische Überlegungen Primär geht es nicht darum, schnellstmöglich die Hauptübung und die Solmisationssilben zu lernen, sondern darum, anhand der Übung eine Klang- und Übekultur zu etablieren. Ziel ist wie immer ein heller und sauber intonierter Klang. Ziele und Inhalte • • • •

die angelegten Fähigkeiten erweitern (Höhe, Intonation, Klang etc.) Intervallsprünge Dreiklänge Terzkette

Die Hauptübung ist ein zentraler Bestandteil der Singeklassenarbeit und wird fast jede Stunde gesungen, da sie die Verbindung zwischen der ersten Unterrichtsphase (Stimmbildung) und der zweiten (Musiktheorie) darstellt. Die Hauptübung besteht aus vier Teilen: 1. T. 1 – 4: Durtonleiter 2. T. 5 – 11: Intervallsprünge 3. T. 12 – 14: Dreiklänge 4. T. 15 – 23: Terzketten

DVD

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e)

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Kompositionsaufgaben zum Thema „Rhythmus“ 39

Troubleshooting Probleme

Methoden

Schüler können nicht innerlich mitzählen.

Schüler gehen auf der Stelle; ein Schritt entspricht einem Grundschlag.

3.3 Dreiklänge Inhalte Der Durdreiklang und seine Umkehrungen: • Grundstellung (Terz-Quint-Akkord) • erste Umkehrung (Terz-Sext-Akkord) • zweite Umkehrung (Quart-Sext-Akkord)

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Der Durdreiklang und seine Umkehrungen Im Mittelteil der Hauptübung wurden bereits gebrochene Dreiklänge gesungen, ohne dass sie Gegenstand musiktheoretischer Betrachtungen gewesen waren. Das methodische Vorgehen bei allen folgenden Übungen berücksichtigt die bekannten Grundsätze: 1. Der Lehrer singt vor, die Schüler singen in der Gruppe und alleine nach. 2. Die Übung wird nach unten und oben transponiert. 3. Erst wenn die Klänge gespeichert und verfügbar sind, wird im Unterricht besprochen, was gerade gesungen wurde.

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Rhythmus | Dreiklänge

Tipps aus der Praxis – Unterrichtsgespräch zum Thema Dreiklang Mit der Frage „Wie viele Töne habt ihr gerade gesungen?“ kann der theoretische Teil beginnen. Für Schüler ist es meist nicht selbstverständlich, dass sie lediglich drei unterschiedliche Töne (do, mi, so) in unterschiedlicher Reihenfolge gesungen haben. Der gedankliche Weg von drei Klängen zum Dreiklang ist im Unterrichts­ gespräch leicht zu beschreiten. Nun müssen nur noch die Begriffe „Terz-Quint-Akkord“, „Terz-Sext-Akkord“ und „Quart-Sext-Akkord“ erklärt werden. Dazu singen alle den ersten Dreiklang (Takt 1: do – mi – so). Daraus entwickelt sich das folgende Gespräch: Lehrer: „Wie heißt das Intervall vom ersten zum zweiten Ton, also von do nach mi?“ Schüler: „Terz.“ Lehrer: „Wie heißt das Intervall vom ersten zum dritten Ton, also von do nach so?“ Schüler: „Quint.“ Lehrer: „Also heißt der Dreiklang Terz-Quint-Akkord.“ Anschließend singen alle den zweiten Dreiklang (mi – so – do). Haben die Schüler die Logik hinter den Begriffen verstanden, können nun sehr gute Schüler in die Lehrerrolle schlüpfen und ihrerseits Fragen stellen.

47 + 48 Aufgaben zum Thema „Durdreiklänge“

Sextakkorde Die dreistimmige Übung besteht aus schrittweise fallenden Sextakkorden. Zum einen können die Schüler mit dieser Übung die Klangqualität des Sextakkords kennenlernen, zum anderen kann mit dieser Übung ein Transfer geleistet werden: „Warum handelt es sich hier um Sextakkorde?“ Bislang kennen Schüler die Dreiklänge nur als gebrochene Akkorde.

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DVD

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Inhalt der DVD 1

Sekundübung

2

Liegetöne 1

3

Flüsterlawine

4

Klanggesten

5

Quintübung

6

Dreitonfigur

7

Viertonfigur

8

Liegetöne 2

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Staccato

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Handzeichen

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Intervalle hören

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Legatoübung

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Rachearie

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Hauptübung

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Treppe

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Molltonarten

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Kirchentonarten

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Erste Mehrstimmigkeit

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Dreiklangsumkehrungen

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Sextakkorde

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Gebrochene Durkadenz

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Gebrochene Mollkadenz

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Vierstimmige Durkadenz

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Trugschlusskadenz

25

Leitereigene Dreiklänge

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Pachelbel

27

Cluster 1

28

Cluster 2

29

Hashivenu

30

Gloria

31

All Praise to Thee

Bonustracks

Viva la musica (Iván Eröd) © Copyright 1988 by Ludwig Doblinger (Bernhard Herzmansky) KG, Wien mit freundlicher Genehmigung des Verlages

God Be In My Head (John Rutter) © 1970 COPYRIGHT BY OXFORD UNIVERSITY PRESS Mit freundlicher Genehmigung von Boosey & Hawkes Bote & Bock GmbH, Berlin

Einsingen in Klasse 9 Trailer 96


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