musici : das magazin 0_2016

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Mozarts Gelübde

kostenlos

KAT 3380-99

Die c-Moll-Messe in einer neuen Fassung

Luthers Jahr » Vivaldis „Game of Thrones“ » Instrument des Jahres: die Oboe » Jedes Kind ist musikalisch ! » Enrico Pieranunzi: Duke’s Dream Gestaltet und getragen von den teilnehmenden Verlagen

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editorial musici magazin www.musici-magazin.com Herausgegeben von Musikverlag Zimmermann GmbH, Mainz

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Redaktion: musici magazin Postfach 3640, 55026 Mainz redaktion@musici-magazin.com Tel. 06131/246-843 und 246-855 Fax 06131/246-212 Anzeigen: Almuth Willing, Sebastian Burkart Postfach 3640, 55026 Mainz anzeigen@musici-magazin.com Tel. 06131/246-851 Fax 06131/246-844 Autoren und Autorinnen dieser Ausgabe: Rüdiger Behschnitt (rb), Sebastian Burkart (sb), Carsten Gerlitz (cg), Monika Heinrich (mh), Christian Müller (cm), Bert Noglik (bn), Astrid Opitz (ao), Kerstin Siegrist (ks), Rolf W. Stoll (rs), Melanie Wagner (mw), Marcel Weber (mwe), Uwe Wolf (uw) Design & Layout: Nele Engler, Kerstin Siegrist Korrektur: Rüdiger Behschnitt Druck: apm Darmstadt Kleyerstraße 3, 64295 Darmstadt Erscheinungsweise: vierteljährlich: Februar, Mai, Juli, Oktober Die in den namentlich gezeichneten Beiträgen vertretenen Meinungen decken sich nicht notwendigerweise mit der Auffassung des Herausgebers und der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Unterlagen wird keine Haftung übernommen. Nachdruck oder fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Herausgebers. ISSN 2510-361X © 2017 Musikverlag Zimmermann GmbH, Mainz Printed in Germany

Liebe Leserin, lieber Leser, das neue musici magazin möchte Ihnen, liebe Musikfreunde, zusammen mit zahlreichen Partnern aus der Musik- und Verlagsbranche spannende Geschichten rund um die Musik präsentieren, interessante Buch- und Notenneuerscheinungen und Tipps für alle, die Musik hören und machen. Mit einer verbreiteten Auflage von 75 000 Exemplaren möchten wir möglichst viele Musikliebhaber erreichen. Das Jahr 2017 steht ganz im Zeichen des Jubiläums von Martin Luther. Zahlreiche Neueinspielungen und Noten-Neuausgaben belegen, dass es auch musikalisch bei Luther viel zu entdecken gibt. Denn, so der große Reformator: „Musika habe ich allezeit lieb gehabt“. Mozarts „Große Messe“ in c-Moll KV 427 entstand 1782 und ist, obwohl unvollendet, eine der herausragenden Messvertonungen der europäischen Musikgeschichte. Weshalb Mozart die Arbeit an dieser Messe abbrach, ist nicht mit Sicherheit überliefert. War es das Ende eines Gelübdes, welches er aus Trauer über den Tod seines ersten Kindes nicht zu einem Abschluss brachte? Ganz andere Hörergruppen erreicht die Musik von Taylor Swift. Weshalb sie darüber hinaus für viele Kreative und Musikschaffende eine wichtige Rolle spielt, das erzählen wir Ihnen – zusammen mit vielen anderen musikalischen Geschichten – in dieser Ausgabe. Viel Lese-Spaß wünscht Ihnen

Bernd Schuff, Geschäftsführer Musikverlag Zimmermann

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© Timo Kabel

Inhalt » titelthema

Mozarts Gelübde Die c-Moll-Messe – eine Komposition zur Geburt des ersten Sohnes?

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Für Constanze Mozarts c-Moll-Messe – ein unerfülltes Gelübde „Die Macher“: Frieder Bernius und Uwe Wolf

story Pop & Folk

Oper 20

Game of Thrones Vivaldis Oper „Catone in Utica“ in frisch ergänzter Fassung

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Taylor Swift Robin Hood der Popkünstler

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Back to the roots Folk-Musik im Trend

Gesundheit 22

Ein Schlüssel zur Erinnerung Mit Liedern und Gedichten können wir Menschen mit Demenz erreichen

Lehren & Lernen

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Fast wie die Profis Großer Auftritt – auch für Anfänger. Mit der richtigen Unterrichtsliteratur kann’s gelingen!

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Jedes Kind ist musikalisch! Weshalb es so wichtig ist, unsere Kinder musikalisch zu fördern

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Neue Musik 26

Wo leben? Aktueller denn je: Hanns Eislers Musik

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Hin und zurück in Schatten … Morton Feldman, Samuel Beckett und die Erfahrung der leer verstreichenden Zeit

Instrument 44

Langgezogenes Aaaaaaaaahhhhh 2017 – das Jahr der Oboe


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© epd/Imago

inhalt

luther spezial

„Musika habe ich allezeit lieb gehabt“

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Bach und Luther Neue Einspielung sämtlicher Bach-Kantaten nach Texten Martin Luthers

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… den Teufel zu vertreiben Notenausgaben für Chor, Flöte und Orgel

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Luthermania Enjott Schneiders musikalische Beiträge zum Lutherjahr

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Reformation in Zahlen

porträt 12

„Duke’s Dream“ Enrico Pieranunzi und Rosario Giuliani im Dialog mit Duke Ellington

Musik im Reformations-Jahr

© www.Soukizy.com

einblick

Udo und icke … Arrangeur Carsten Gerlitz über sein besonderes Verhältnis zu Udo Jürgens

Addizio!

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In the Zoo

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leute fokus spot kinderseite vierteljahresliste rätsel impressum

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© Source4fashion_Christine Blei

David Garrett erhält den Frankfurter Musikpreis 2017, da er „mit seinen Crossover-Projekten zahllose Menschen an die klassische Musik heranführt“. Der mit 15 000 Euro dotierte Preis wird am 7. April auf der Frankfurter Musikmesse verliehen.

1984 – ganz aktuell Seit der Präsidentschaft von Donald Trump schnellen die Verkaufszahlen von George Orwells Klassiker 1984 in die Höhe. Nun soll das Buch ab 22. Juni als Musical an den Broadway kommen. Die Zukunftsvision eines Überwachungsstaats beschreibt das Leben von Winston Smith, der im „Ministerium für Wahrheit“ Geschehnisse in linientreue Propaganda – „alternative Fakten“ – umschreibt. 6

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© Tine Acke

Crossover Musikpreis

… und das hört man den Werken von Wolfgang Rihm an! Der 65 Jahre alte Komponist konnte nun den Ehrenpreis der Deutschen Schallplattenkritik des Jahres 2017 in Empfang nehmen. In der Begründung ist zu lesen: „Kein anderer Komponist unserer Zeit kann eine so umfangreiche Diskografie vorweisen wie Rihm, womit er die Präsenz der zeitgenössischen Musik auf dem Tonträgermarkt mit Nachdruck verteidigt.“

Nachtigall in Gold Den jährlich vergebenen Sonderpreis der Deutschen Schallplattenkritik, die Nachtigall, erhält dieses Jahr der Sänger Udo Lindenberg. Die Laudatio bringt seine Verdienste um die deutsche Musik auf den Punkt: „Sein Lebenswerk ist immens – vielfältig, mutig, intelligent, unterhaltsam, liebenswert, experimentierfreudig. Er hat gezeigt, dass Rockmusik auch mit deutschsprachigen Texten funktioniert und Sprücheklopfen witzig sein kann.“

Siemens Musikpreis 2017

© Marco Borggreve

Die Würfel sind gefallen: Isabella „Levina“ Lueen fährt mit dem Lied Perfect Life als Vertreterin für Deutschland vom 9. bis 13. Mai zum Eurovision Song Contest nach Kiew. Die 25-Jährige bekam bereits mit neun Jahren ersten Gesangsunterricht. Schon bald trat sie in Kindermusicals auf und gewann bei „Jugend musiziert“. Nach einem Studium Gesang und Komposition in London steht Levina nun seit 2014 als Solistin auf der Bühne.

„Ich liebe es, wenn es singt …“

© Universal Edition, Eric Marinitsch

Levina fährt zum ESC

© future image/Imago

leute

„Schlüsselfigur im Musikleben unserer Zeit“ – als solche wurde der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard in der Begründung zur Verleihung des Siemens Musikpreises bezeichnet. Der mit 250 000 Euro ausgestattete Preis gilt als die höchste Auszeichnung der Musikwelt (Preisverleihung am 2. Juni 2017 in München).


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fokus

Wie die Eichhörnchen Wer Noten vor Ort kauft, stärkt seine Region Was haben der lokale Einzelhandel und ein Eichhörnchen gemeinsam? Ist doch ganz klar: Eichhörnchen sammeln fleißig Samen und Nüsse und legen sich Wintervorräte an. Manche vergessenen Samen keimen im Frühjahr und lassen Bäume wachsen. Von der Arbeit der Eichhörnchen profitieren daher alle. Sie wirtschaften für die Region – genauso wie der Einzelhändler vor Ort.

» Große Filialisten und der Handel im Internet führen vielerorts zu einem massiven Verdrängungswettbewerb und entziehen dem lokalen Einzelhandel die nötige Basis für seine Umsätze. Daher ist es höchste Zeit, den regionalen Markt zu stärken: Jeder Kunde kann umdenken und daran mitwirken, dass Kaufkraft in der Region bleibt und jeder etwas davon hat. Denn dadurch steigt auch die Qualität des eigenen Lebensumfelds. Doch nicht nur der Kunde ist gefragt, sein Verhalten zu ändern. Auch die Händler müssen mit ihren Kunden gemeinsam an einem Strang ziehen, um die Vielfalt der eigenen Region am Leben zu erhalten. Dazu genügt es nicht, in einem Ladenlokal einfach Ware zum Kauf anzubieten. Kundenfreundliche Öffnungszeiten, die sich der heutigen Arbeitswelt anpassen, sind eine wichtige Voraussetzung, um den Weg ins Geschäft überhaupt zu ermöglichen. Auch eine aktuell gepflegte Website mit eigenem Onlineshop gehört heute zum Standard. Guter Service, Fachkompetenz sowie persönliche Ansprache sind das, was den Einzelhandel von Online-Anbietern und vielen Ketten abhebt.

ten-vor-ort.de ins Leben gerufen. Sie suchen eine ganz bestimmte Notenausgabe, aber Ihnen fehlen die Details, um sie zu finden? Sie wollen wieder mit dem Klavierspielen anfangen und suchen eine Klavierschule? Sie suchen ein passendes Geschenk für einen Musikfreund? Unter www.noten-vor-ort.de finden Sie immer ein Fachgeschäft für Musikalien mit kompetenter Beratung und Fachwissen in Ihrer Nähe.

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Für Constanze Mozarts c-Moll-Messe – ein unerfülltes Gelübde

© Timo Kabel

Von der Komposition liegt nicht mehr vor als ein musikalischer Torso voller Rätsel und Probleme – und voll großartiger Musik. Der Dirigent Frieder Bernius und der Musikwissenschaftler Uwe Wolf haben nun eine neue Fassung dieses Werks erarbeitet, die mit behutsamen Ergänzungen so nah wie möglich an den überlieferten Quellen bleibt.

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titelthema

» Was für eine Geschichte! Mozart legt das Gelübde ab, nach der glücklich überstandenen Geburt seines ersten Kindes eine Messe zu komponieren. Die erste Aufführung ist anlässlich einer Reise mit seiner Frau nach Salzburg geplant. Hier soll Constanze der Familie vorgestellt werden – dies wohl auch musikalisch, denn die anspruchsvolle erste SopranPartie der Messe soll Mozarts neue Frau singen. Doch dann stirbt das bei einer Amme in Wien zurückgelassene Baby Raimund Leopold und Mozart bricht die Komposition ab – genau im „Et incarnatus est“, einem der schönsten, innigsten Sätze Mozarts, an der Stelle also, an der es um die Menschwerdung Jesu, um eine Geburt geht. Zu passend, um wahr zu sein? Wahrscheinlich. Doch etwas ist dran an dieser rührenden, ganz persönlichen Geschichte. Zwar ist das einzige Dokument für das Gelöbnis aus der Entstehungszeit der Messe alles andere als eindeutig, doch diverse spätere Äußerungen Constanze Mozarts wiederholen diese Geschichte regelmäßig. Und stets ist davon die Rede, dass Mozart seiner Frau gelobt habe, eine Messe zu komponieren, wenn die Entbindung glücklich verliefe. Fakt ist auch, dass Mozart die Komposition abgebrochen hat: Vom „Credo“ sind nur die ersten beiden Sätze komponiert und diese auch nur als Entwurf notiert. Die weiteren

Die erste Sopran-Partie ist Mozarts Constanze auf den Leib geschrieben; bei der Aufführung der neuen Fassung von Bernius und Wolf wird die Partie von Sarah Wegener interpretiert.

Teile des Credo sowie das „Agnus Dei“ und das „Dona nobis pacem“ fehlen ganz. Vermutlich dazugehörige Skizzen zeigen allerdings, dass Mozart geplant hatte, die verbleibenden Teile noch zu komponieren. Warum er aber die Arbeit abbrach, ist gänzlich unbekannt. Sollte es wirklich mit Raimund Leopolds Tod zusammenhängen? Sollte Mozart bei der Komposition des „Et incarnatus est“ an die Geburt seines Sohnes gedacht haben? Dann wäre der Abbruch der

Arbeiten just an dieser Stelle nach der Nachricht vom Tod seines Sohnes folgerichtig. Doch das bleibt Spekulation, zudem auf sehr dünnem Eis. Kurz vor der Rückreise des Paares nach Wien wurde die c-Moll-Messe – vermutlich am 26. Oktober 1783 – dann doch noch in Salzburg aufgeführt. Die erste Sopran-Solistin war Constanze Mozart. Es blieb die einzige Aufführung zu Mozarts Lebzeiten. « uw

Die neue Ausgabe der Messe in c-Moll Bei der Arbeit an der c-Moll-Messe ergibt sich eine komplizierte Ausgangssituation, da die Messe gleich in mehrerer Hinsicht Fragment ist: Es gibt Sätze, die Mozart komponiert hat, sie sind aber nur unvollständig erhalten (Sanctus, Hosanna); es gibt Sätze, die Mozart niedergeschrieben, aber noch nicht fertig ausgeführt hat (Credo, Et incarnatus est), und es gibt schließlich Messteile, die er – von wenigen Skizzen abgesehen – gar nicht komponiert hat (die übrigen Teile des Credo, sowie Agnus Dei und Dona nobis pacem). Letzteres ist das geringste Problem, denn bei heutigen Aufführungen im Konzert fällt die liturgische Unvollständigkeit nicht ins Gewicht. Doch auch, wenn man sich auf die überlieferten Teile beschränkt, muss man an dem Fragment Hand anlegen. Beispiel Credo: Hier fehlen die Trompeten und Pauken im Autograph der Hauptpartitur. Alles spricht aber dafür, dass Mozart sie an dieser Stelle eingeplant hat: Zum einen fehlen Trompeten und Pauken bei einer festlichen Messe dieser Zeit im Credo nie, zum anderen werden sie gerade hier auch durch Tonart und die Gestalt des Anfangsthemas impliziert.

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titelthema

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Wolfgang Amadeus Mozart > Missa in c, KV 427

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© Film still by BildManufaktur GmbH

„Die Macher“ in Praxis und Theorie

Neugier auf neue Partituren und das Hinterfragen interpretatorischer Traditionen sind kennzeichnend für die musikalische Laufbahn von Frieder Bernius. Mit dem Kammerchor Stuttgart und der Hofkapelle Stuttgart hat er zahlreiche CDs eingespielt, die vielfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.

Uwe Wolf ist als Musikwissenschaftler vor allem im 17. und 18. Jahrhundert zuhause. Auf seine intensive Beschäftigung mit Mozarts Werken baut nun die Herausgabe der c-Moll-Messe auf. Seit Oktober 2011 leitet er das Lektorat des Carus-Verlags.

„Die Probleme, die sich stellen, will man eine aufführbare Fassung der c-Moll-Messe herausgeben, sind nicht neu. Es wurden verschiedene, teils mehr, teils weniger gelungene Lösungen geschaffen. Trotzdem haben wir uns dieser Komposition neu angenommen, sowohl als Praktiker als auch als Wissenschaftler aus einer gewissen Unzufriedenheit mit den bisherigen Versuchen heraus und auch aus der Überzeugung, dass viele Lösungsansätze nicht mehr aktueller Praxis entsprechen. Wir haben in unserer Ausgabe versucht, mit größtem Respekt vor dem vorhandenen Material die Aufführung zu ermöglichen, ohne Mozarts musikalische Handschrift mit eigenem Zutun zu überdecken. Es handelt sich um keine leichte Aufgabe, sie hat uns viel Zeit des Grübelns und des Austauschs und, welch glückliche Möglichkeit, des Probierens gekostet – oder vielmehr geschenkt.“ Uwe Wolf

Neue, kritische Edition der Messe, ergänzt und herausgegeben von Frieder Bernius und Uwe Wolf > Partitur (Leinen) inkl. beiliegendem Faksimile, Carus, 200 Seiten 129,– Euro (Einführungspreis) bzw. ca. 199,– Euro (ab 1.10.2017) ISMN M-007-17170-4 > Partitur, Carus, 200 Seiten, 85,– Euro ISMN M-007-17130-8 > Studienpartitur, Carus, 200 Seiten 20,– Euro, ISMN M-007-18144-4 > Klavierauszug, Carus, 104 Seiten 16,– Euro, ISMN M-007-17149-0 > Klavierauszug XL, Carus, 104 Seiten 24,– Euro, ISMN M-007-17180-3 > Chorpartitur, Carus, 40 Seiten, ab 20 Ex. 9,80 Euro ISMN M-007-18202-1 > Orchestermaterial, Carus, 299,– Euro > carus music, die Chor-App, in Vorb.

Wolfgang Amadeus Mozart > Missa in c. Große Messe KV 427 Ersteinspielung der neuen, kritischen Edition der Messe, ergänzt und herausgegeben von Frieder Bernius und Uwe Wolf Sarah Wegener, Sophie Harmsen, Colin Balzer, Felix Rathgeber Kammerchor Stuttgart, Hofkapelle Stuttgart, Ltg. Frieder Bernius Carus 83.284

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porträt

Take The A Train „Duke’s Dream“: Enrico Pieranunzi und Rosario Giuliani im Dialog mit Duke Ellington „Take The A Train“ ist eines seiner bekanntesten Stücke: Mit diesem Song von 1939, der die New Yorker U-BahnLinie A von Brooklyn nach Harlem zum Thema hat, schuf Duke Ellington nicht nur die Stadthymne von New York, der Titel wurde auch zur Erkennungshymne für den Duke und sein Orchester. » Für Enrico Pieranunzi (Klavier und Keyboard) und Rosario Giuliani (Alt- und Sopransaxofon) ist die Musik von Duke Ellington vitaler Impuls und Auslöser eines spielerischen Prozesses. Ihre Reflexionen über die Musik des Duke lassen dessen Musik in frischen Farben leuchten. Die CD Duke’s Dream öffnet ein Fenster und bietet einen Platz an in einem der Züge, die nicht nur die beiden Stadtteile Brooklyn und Harlem miteinander verbinden, sondern zugleich auch verschiedene Welten.

„Enrico Pieranunzi haucht dem modernen Jazz neues Leben ein.“ Josef Woodard | Jazz Times Ihr Song Trains lässt Duke Ellingtons berühmtes Vorbild ebenso anklingen wie auch andere Zug- und Gedankenverbindungen.

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Enrico Pieranunzi ist in einem an Erfahrungen reichen Musikerleben tief in die Jazzgeschichte eingetaucht. Bereits in jungen Jahren spielte er mit Chet Baker, stand mit vielen der Großen auf der Bühne und im Studio, schrieb später ein Buch über Bill Evans und zählt heute selbst zu den Granden des Jazz. In dem achtzehn Jahre jüngeren Rosario Giuliani trifft er auf einen Musiker mit gleichem Drang nach authentischem Ausdruck. Beide wissen: Ein Tribute-Album wäre nur das blasse Abbild des Verehrten, enthielte es nicht zugleich etwas Eigenes. Eine gelungene Hommage ist bei aller Zuneigung immer auch ein Selbstporträt. Das galt für Enrico Pieranunzis musikalische Beschäftigung mit Bill Evans, Thelonious Monk, Lennie Tristano, Charlie Parker oder Wayne Shorter ebenso wie für seine Exkurse in die Klanggefilde eines Domenico Scarlatti oder eines Federico Fellini. Nun also Duke Ellington. Enrico Pieranunzi und Rosario Giuliani nähern sich mit der musikalischen Bildung kultivierter Europäer einem Kosmos, der ein Pendant zu unserem Erbe


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darstellt: der afroamerikanischen Musik. Und obwohl viel Respekt im Spiel ist, erstarrt das Duo nicht in Ehrfurcht. Es lässt persönliche Erfahrungen einfließen wie etwa den zeitgenössischen Jazz. Und es nähert sich den Vorlagen auf unterschiedliche, mitunter durchaus verblüffende Weise. Das beginnt beim Umspielen der Themen, führt zu harmonischen Neuausdeutungen, rhythmischen Raffinessen, kontrapunktisch geführten Dialogen und melodischen Fortschreitungen.

„eine äußerst farbige und akzentuierte Musik“ „eine nicht unerhebliche Überraschung“ Rondo-Magazin

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Die beiden schwelgen in einer Atmosphäre, die man treffend als „Ellingtonia“ bezeichnen kann. Es gibt Balladen- und Bluesfeeling, tänzerischen Überschwang und Lamento, spirituelle Besinnung und tonale Kühnheiten – all das auf der Basis eines nicht immer ausformulierten, aber stets mitgedachten und mitgefühlten swingenden Grundgestus. Es handelt sich um eine bunte Welt mit eigenen Gesetzen, eigenen Freiheiten und vor allem mit einem eigenen Sound. Wer sich darauf einlässt und den Zug einmal bestiegen hat, möchte so schnell nicht wieder aussteigen. « bn

Enrico Pieranunzi wurde 1949 in Rom geboren und gehört seit vielen Jahren zu den bedeutendsten und bekanntesten Protagonisten der internationalen Jazzszene. Als Pianist, Komponist und Bearbeiter hat er rund 80 Alben aufgenommen – von Klaviersolo bis Klaviertrio, von Duett bis Quintett. Er hat mit Chet Baker, Lee Konitz, Paul Motian, Charlie Haden, Chris Potter, Marc Johnson und Joey Baron zusammengearbeitet. Pieranunzi wurde dreimal in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Musica Jazz zum „Künstler des Jahres“ gewählt (1989, 2003 und 2008). Außerdem hat er 1997 den französischen Preis „Django d’Or“ in der Kategorie „Bester europäischer Musiker“ und 2014 den „Echo Jazz“ in der Kategorie „Instrumentalist des Jahres international Piano/Keyboards“ gewonnen.

© www.Soukizy.com

porträt

Enrico Pieranunzi und Rosario Giuliani > Duke's Dream Enrico Pieranunzi (Klavier und Keyboard) Rosario Giuliani (Alt- und Sopransaxofon) CD, Intuition, INT 34452 musici magazin 1_17

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luther spezial

Martin Luther 1529, Gemälde von Lucas Cranach dem Ă„lteren

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luther spezial

„Musika habe ich allezeit lieb gehabt“ Musik im Reformations-Jahr Martin Luther war nicht der einzige Reformator des 16. Jahrhunderts, aber der einzige, der auch der Musik positiv gegenüberstand. Zwingli und Calvin sahen in ihr Teufelswerk und wollten ebenso wie die Bilder auch die Töne aus den Kirchen verbannen. Ganz anders hingegen Martin Luther: „Musika habe ich allezeit lieb gehabt. Wer diese Kunst kann, der ist guter Art, zu allem geschickt.“ » Ob evangelisch oder katholisch – jeder kennt die Choräle Ein feste Burg ist unser Gott oder Gelobet seist du, Jesu Christ. Weniger bekannt dürfte hingegen sein, dass nicht nur die Texte, sondern auch die Melodien dieser und noch 30 weiterer Lieder aus der Feder von Martin Luther stammen. Er übertrug mit ihnen zentrale biblisch-theologische Erkenntnisse in verständliche deutsche Verse und Noten und machte sie mit dem „Gemeindegesangbuch“ allen Gläubigen zugänglich. Die Lieder Luthers entwickelten sich zum festen Bestandteil des evangelischen Gemeindegesangs, sie wurden verarbeitet und verfremdet – und sie finden bis heute Eingang in zahlreiche Kompositionen.

nach Texten und Melodien von Martin Luther aus unterschiedlichen Schaffensphasen Bachs. Christoph Sperings Interpretationsansatz fußt u. a. auf den Forderungen, die Bach selbst im Jahr 1730 formuliert hatte bezüglich Fragen der Besetzungsstärke, der Mitwirkung der Orgel oder des Doppel-Accompagnements, der Ausführung der Rezitative und der Temporelationen. In den Booklets zu den CDs ist die jeweilige interpretatorische Herangehensweise und Umsetzung minutiös erläutert, auch der teilweise notwendige Nachbau von Instrumenten, der für die Einspielungen notwendig gewesen ist. « ks

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Auch für Johann Sebastian Bach gehörten die Luther-Lieder ganz selbstverständlich zum Kirchgang. 13 von ihnen hat er in seinen Kantaten ein Denkmal gesetzt – er macht sie zum Titelgeber, gestaltet mit ihnen die Anfangsund Schlusschoräle und übernimmt die Verse in Arien und Rezitativen. Seit nahezu zwei Jahren hat sich Christoph Spering mit der Einspielung sämtlicher BachKantaten nach Texten Martin Luthers beschäftigt; ein Großprojekt, das rechtzeitig zum Reformationsjubiläumsjahr 2017 abgeschlossen werden konnte. Der CD-Schuber mit vier CDs umfasst 13 Kantaten Johann Sebastian Bachs

> Bach – Luther Kantaten Chorus Musicus Köln, Das Neue Orchester, Ltg. Christoph Spering CD-Box mit 4 CDs deutsche harmonia mundi dhm 88985320832

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John Burge > Millennial Suite: Hymns through the Ages Nr. 2: Ein feste Burg ist unser Gott

„Wer sich die Musik erkiest, hat ein himmlisch Werk gewonnen; denn ihr erster Ursprung ist von dem Himmel selbst genommen, weil die lieben Engelein selber Musikanten sein.“ Martin Luther

für gemischten Chor und Orgel Chorpartitur, Boosey & Hawkes 16 Seiten, 1,95 Euro ISMN 979-0-051-47376-2 Eine Vertonung von allen vier Versen des originalen Liedes von Martin Luther, der sowohl Melodie als auch Text schuf, als sich die Pest in seiner Gemeinde ausbreitete. Diese Bearbeitung verwendet dabei den originalen Rhythmus der Melodie, der durch zahlreiche Synkopierungen deutlich mehr Energie aufweist als die üblichen, geglätteten Versionen, die heute meist gesungen werden. Kurt Hessenberg > Mitten wir im Leben sind Volker Luft > Ein neues Lied wir heben an Alle Lieder Martin Luthers für Flöte und Gitarre (Gesang ad lib.) Noten, Zimmermann 64 Seiten, 17,50 Euro ISMN 979-0-010-36220-5 Der Reformator Martin Luther spielte mit großer Begeisterung Flöte und Laute. Alle seine berühmten Lieder (Vom Himmel hoch, Ein feste Burg und viele andere) komponierte er mithilfe dieser beiden Instrumente. Was also läge näher, als diese interessante und kraftvolle Musik für Flöte und Gitarre (und optional Gesang) zu arrangieren?

Weitere Produkte unter: www.schott-music.com/reformation

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Motette nach Psalm 90 für achtstimmigen Doppelchor op. 97 Chorpartitur, Schott 40 Seiten, 13,50 Euro ISMN 979-0-001-17918-8 Die Motette eignet sich zur konzertanten Aufführung in der Passionszeit oder zu Allerheiligen/Allerseelen. Der Komponist verbindet in diesem Werk die von Martin Luther übersetzte Antiphon Media vita mit Passagen aus Psalm 90 (Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen). Das Werk widmete Hessenberg dem bekannten Chordirigenten Helmuth Rilling und seiner Frankfurter Kantorei.


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Gemälde von Gustav Adolph Spangenberg (1875)

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„Die Musik ist eine Gabe und Geschenk Gottes, die den Teufel vertreibt und die Leute fröhlich macht.“ Martin Luther

Georg Christoph Biller > Verleih uns Frieden für Männerchor a cappella Chorpartitur, Schott 2 Seiten, 2,50 Euro ISMN 979-0-001-20187-2 Der langjährige Thomaskantor Georg Christoph Biller hat eine Vielzahl bedeutender geistlicher Chorwerke komponiert. Dass er mit der menschlichen Stimme bestens vertraut ist, davon zeugt auch seine Bearbeitung des Luther-Chorals Verleih uns Frieden für vierstimmigen Männerchor (TTBB) a cappella. In diesem kirchenmusikalischen Kleinod wird einmal mehr Billers Credo deutlich, mit seiner Musik eine allgemein verständliche Botschaft zu übermitteln. Dabei bedient er sich einer klaren Tonsprache, die Tradition und Moderne kunstvoll und doch zugleich intuitiv miteinander zu vereinen weiß.

Felix Mendelssohn Bartholdy > Ein feste Burg

Felix Mendelssohn Bartholdy > Verleih uns Frieden gnädiglich für gemischten Chor und Orgel Chorpartitur, Schott 12 Seiten, 4,50 Euro ISMN 979-0-001-20307-4 Mendelssohns berühmte Vertonung von Martin Luthers Text Verleih uns Frieden für Chor und Orchester liegt hier in einer neu erarbeiteten Orgeltranskription vor. Wolfgang Seifen gibt hiermit auch kleineren Gemeinden die Möglichkeit, das bekannte Werk zu Gehör zu bringen.

Sätze III und IV aus der Sinfonie Nr. 5 d-Moll MWV N 15 („Reformations-Sinfonie“), bearbeitet für Sopran- und Tenor-Solo, Chor und Orgel von Torsten Sterzik, Orgel-/ Klavierauszug Noten, Breitkopf & Härtel 36 Seiten, 9,90 Euro ISMN 979-0-004-18370-0 Die Reformations-Sinfonie wurde für die Feierlichkeiten zum 300. Jahrestag der „Confessio Augustana“ komponiert. Im vierten Satz verarbeitet Mendelssohn den Luther-Choral Ein feste Burg ist unser Gott. Die für das Reformations-Jubiläumsjahr 2017 entstandene Fassung von Torsten Sterzik möchte dem Werk einen Weg in die Kirchenmusik ebnen.

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luther spezial

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TERMINE

Aufführungen von Enjott Schneiders Orgelsinfonie Nr. 16 > 5. Mai 2017, Köln Antoniterkirche, 19 Uhr > 7. Juni 2017, Bonn Kreuzkirche, 19 Uhr

@ epd/Imago

> 30. Juni 2017, Koblenz Florinskirche, 19 Uhr > 5. Juli 2017, Düsseldorf Neanderkirche, 18:30 Uhr > 16. Juli 2017, Altenberg Dom, 14:30 Uhr > 21. Juli 2017, Neuwied Marktkirche, 19 Uhr > 16. September 2017, Trier Konstantin-Basilika, 18 Uhr

Enjott Schneider > Luthermania für Orgel

> 21. Oktober 2017, Berlin Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, 18 Uhr

Noten, Schott 20 Seiten, 15,– Euro ISMN 979-0-001-15987-6 Noten, Schott 72 Seiten, 24,50 Euro ISMN 979-0-001-20228-2 Dieser furiose Reigen aus bekannten Choralmelodien Martin Luthers soll in schnellem Tempo bzw. mit exzessiven Tempokonstrasten gespielt werden. Zentral ist hierbei Ein feste Burg ist unser Gott, das als kraftvoller Themenkopf ritornellartig präsent ist und kurz vor Ende eine zarte lyrische Ausgestaltung erfährt. Ruhiger Mittelteil ist eine Choralbearbeitung von Verleih uns Frieden gnädiglich. Zum Erraten all der anderen Zitate von Luther-Chorälen ist der Zuhörer herzlich eingeladen. Die 2012 entstandene Fassung für Orgel mit zwei Spielern wurde 2015 zu einem virtuosen Werk für Orgel solo. Es wird eine Orgel mit drei Manualen benötigt.

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Enjott Schneider > Orgelsinfonie Nr. 16 „Martin Luther“ für Orgel Noten, Schott 48 Seiten, 22,– Euro ISMN 979-0-001-16271-5 Zum Reformationsjubiläum 2017 hat sich Komponist Enjott Schneider eingehend mit der Person Martin Luther und all ihren Widersprüchen beschäftigt. Herausgekommen ist eine fulminante Orgelsinfonie, die sich bestens für Konzerte zum Thema Reformation und Martin Luther eignet. Die Orgelsinfonie umfasst fünf Sätze: I Wir glauben all an einen Gott – II Luthers Rose – III Mitten wir im Leben sind – IV Perpetuum Mobile: Gott helfe mir. Amen – V Finale: Ein feste Burg

» Enjott Schneider studierte Musiktheorie, Schulmusik, Orgel und Trompete und entwickelte sich in den 1980er Jahren zu einem der bedeutendsten deutschen Komponisten für Filmmusik, z. B. für TV- und Kinofilme wie Herbstmilch (1988), Schlafes Bruder (1995) oder TV-Serien wie Marienhof (1992). Schneiders kompositorisches Schaffen umfasst neben Werken für Orchester und Orgel Stücke kammermusikalischer Besetzung sowie Vokalund Bühnenwerke.

© Manfred Schneider

für Orgel mit zwei Spielern


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luther spezial

Zahlen zum Lutherjahr

500 Jahre Reformation Zeitung aus Holz Am 31. Oktober vor 500 Jahren soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür in Wittenberg genagelt haben – ein Jubiläum, das den Deutschen sogar einen bundesweiten Sonderfeiertag wert ist. Doch hat der Thesenanschlag wirklich stattgefunden? Luther erwähnt ihn nirgends und erst zehn Jahre später berichten zwei Mitstreiter des Reform ators von der Anheftung an die Tür. Plakate an Kirchentüren zu heften, war indes durchau s üblich; Kirchentüren waren die Vorläufer unserer Tageszeitung.

Afrika: 37 %

„Die Woche zwier, der Weiber Gebühr, schadet weder mir noch dir, macht’s Jahr einhundert und vier“ – an diesem von Luther errechneten Schnitt von 104 Mal Geschlechtsverkehr im Jahr scheint etwas dran zu sein: Auch der Durchschnitt der Deutschen kommt heutzutage auf diese Frequenz.

Asien: 18 %

Europa: 13 %

In die Welt hinein Nur eine Minderheit der ProtestantInnen lebt in Europa (13 Prozent), der Wiege der Reformation. Auf dem afrikanischen Kontinent leben die meisten evangelischen ChristInnen (37 Prozent), in Süd- und Nordamerika 33 Prozent. Asien mit 18 Prozent ist die am stärksten wachsende Gruppe.

Auflage: 3 000 Die erste Auflage der lutherschen Bibel-Übersetzung umfasste 3000 Exemplare und war innerhalb von drei Monaten vergriffen. Möglich machte diese hohe Auflage erst das neue Verfahren des gutenbergschen Buchdrucks: Statt monatelangen Abschreibens in einem Skriptorium konnte eine Bibel nun innerhalb von ein paar Stunden hergestellt werden.

Countdown „Wer im zwanzigsten Jahr nicht schön, im dreißigsten nicht stark, im vierzigsten nicht klug, im fünfzigsten nicht reich ist, der darf danach nicht hoffen.“ Der Countdown läuft! Spätestens mit 50 gibt es, nach Luther, keine Chancen mehr auf Schönheit, Stärke, Klugheit und Reichtum.

Montagen unter Verwendung © Basheeradesigns, Dreamstime.com und JiSign/Fotolia

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Amerika: 33 %

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Vivaldis Oper „Catone in Utica“ in frisch ergänzter Fassung

Game of Thrones

© Karli Cadel/The Glimmerglass Festival

Caesar liebt Marzia, die Tochter seines Feindes Cato, der sich als letzter Aufrechter weigert, ihm die Treue zu schwören, da er sich zum Diktator über die Republik erhoben habe. Marzia jedoch ist bereits Arbace versprochen, dem Verbündeten Catos. Emilia schließlich, die Witwe des von Caesar im Kampf getöteten Pompejus, sinnt auf Rache gegen Caesar und zeigt sich zum Schein verliebt in Fulvio, Caesars Gefolgsmann … Alles klar?

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story » Wie in vielen barocken Sujets ist die Handlung von Pietro Metastasios Libretto Catone in Utica so verworren, dass man ihr nicht ohne Weiteres zu folgen vermag. Doch ein Libretto, das im Verlauf von 65 Jahren von nicht weniger als dreißig Komponisten vertont wurde, darf wohl zu Recht als Bestseller bezeichnet werden. Warum? Na ja, schließlich geht es um Liebe und Tod, Intrigen, Rache und Macht; aber auch um große Gefühle, Vergebung, Edelmut und das niemals endende Spiel von Gut gegen Böse. Heute sind wir fasziniert von Game of Thrones – vor 300 Jahren strömten die Menschen in die Oper: zu Catone in Utica.

1737 wurde seine Version am Teatro dell’ Accademia Filarmonica in Verona uraufgeführt. Komponiert vier Jahre vor seinem Tod eröffnete Catone in Utica Vivaldis dritte und letzte Opernsaison. Der Erfolg war offenbar beträchtlich, denn Vivaldi schrieb seinem Gönner, dem Marquis Guido Bentivoglio: „Hier, Gott sei Dank, wird meine Oper zum Himmel gelobt! Wir gaben nur sechs Aufführungen, und doch, nachdem ich alle Rechnungen gemacht habe, weiß ich sicher, dass es keine Verluste geben wird; im Gegenteil, wenn Gott die Saison bis zum Ende segnet, wird es einen Gewinn geben – und zwar einen nicht zu vernachlässigenden.“

1728 begann die Erfolgsgeschichte von Metastasios Stück mit der Uraufführung der ersten Vertonung durch Leonardo Vinci am Teatro delle Dame in Rom. Es folgten Kompositionen berühmter Meister wie Johann Adolph Hasse, Georg Friedrich Händel, Carl Heinrich Graun oder Johann Christian Bach – und: Antonio Vivaldi.

Doch nach Vivaldis Tod 1741 erlebte sein Nachlass eine Odyssee, in deren Verlauf der erste Akt der Oper verloren ging. Der Vivaldi-Spezialist Alessandro Ciccolini machte sich schließlich daran, den ersten Akt basierend auf dem erhaltenen Originallibretto von Metastasio zu rekonstruieren. Nur eine einzige Arie aus dem ersten Akt fand sich zweifelsfrei in

einer anderen erhaltenen Oper wieder. Die übrigen Teile mussten von Alessandro Ciccolini ergänzt werden. Bei den Neukompositionen der Rezitative stützte er sich auf seine profunde Kenntnis von Vivaldis Kompositionsstil und wendete bei den Arien das auch von Vivaldi oft eingesetzte „Parodieverfahren“ an: die Anverwandlung von bereits komponierter vokaler oder instrumentaler Musik für einen neuen, in diesem Fall musikdramatischen Kontext. Das Ergebnis kann sich hören lassen: Die erste Gesamteinspielung dieses Meisterwerks der barocken Opernliteratur unternahm Alan Curtis, einer der Pioniere der historischen Aufführungspraxis, mit einer StarRiege von barockerprobten Sängerinnen und Sängern, begleitet von seinem Ensemble „Il complesso barb rocco“. «

Thomas Michael Allen als Catone und Allegra De Vita als Fulvio in Vivaldis „Catone in Utica“ beim Glimmerglass Festival 2015

» Antonio Vivaldi > Catone in Utica

Antonio Vivaldi > Catone in Utica

Topi Lehtipuu, Roberta Memeli, Ann Hallenberg, Sonia Prina, Romina Basso, Emoke Barath Il complesso barocco, Ltg. Alan Curtis 3 CDs, naïve, OP 30545

Opera in tre atti (1737) Libretto di Pietro Metastasio Kritische Edition von Alan Curtis Rekonstruktion des ersten Akts von Alessandro Ciccolini

Partitur, Boosey & Hawkes 192 Seiten, 59,95 Euro ISBN 978-3-7931-4070-2 Klavierauszug, Boosey & Hawkes 208 Seiten, 49,95 Euro ISBN 978-3-7931-4001-6

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Ein Schlüssel zur Erinnerung Mit Liedern und Gedichten können wir Menschen mit Demenz erreichen „Wie alt sind Sie?“– „Sie stellen Fragen …“ – „Und wie heißen Sie?“ – „Ja, woher soll ich denn das wissen …“ Wer in einer Pflegeeinrichtung arbeitet, der weiß, dass ein solcher Dialog schnell Realität werden kann. Demenziell erkrankte und hochbetagte Menschen zu aktivieren, an ihre Erinnerungen heranzukommen, ist alles andere als ein Kinderspiel. Doch mit Musik, mit Gedichten und mit Sprichwörtern kann dies gelingen.

© Bundesarchiv / René Fosshag

» Was die gesellschaftliche Bedeutung dieses Themas anbelangt, so sind die Zahlen leider eindeutig: Gut 2,6 Millionen Menschen sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Deutschland pflegebedürftig. Rund 70 Prozent der Pflegebedürftigen werden inzwischen häuslich versorgt, etwa die Hälfte von ihnen ausschließlich durch Angehörige. „Hochbetagte und Menschen mit Demenz erinnern sich häufig an Lieder und Gedichte, die sie in ihrer Kindheit und Jugend gelernt haben. Lieder und Gedichte sind der Schlüssel zu ihren Erinnerungen“, so Christoph und Waltraud Borries, die seit vielen Jahren ehrenamtlich für Senioren tätig sind. Die Erfahrung zeigt, dass die Geschichte vom Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, das Lied vom kleinen Apfel oder Die Glocke selbst dann noch bis zum letz22

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ten Vers und Ton beherrscht werden, wenn das Wissen um das eigene Hier und Jetzt nicht mehr greifbar ist. Einen demenziell erkrankten oder hochbetagten Menschen zu aktivieren, Erinnerungen lebendig zu machen, kann ein bewegendes Erlebnis sein – für Angehörige, Pflegende und Betroffene gleichermaßen. Doch wie geht man eine solche Begegnung an? Der Einstieg sollte immer themenorientiert erfolgen und möglichst mehrere Sinne ansprechen: Ein bestimmter Gegenstand führt zu einem passenden Lied, zu passenden Redensarten, zu Rätseln und Wortspielen. Mit diesen „Versatzstücken“ können dann jeweils biografische Fragen verbunden werden. Viel braucht es also nicht. Ein Apfel in natura, das Lied In einem kleinen Apfel, die passenden Redensarten

(„Der Apfel fällt nicht weit vom …“), ein paar ergänzende Texte und Lieder – all das kann schon ausreichen, um an eine elementare Kindheitserfahrung heranzukommen, etwa den Apfelbaum im elterlichen Garten, auf dem man so gut herumklettern konnte und dessen Früchte sich gekocht, gedörrt und gebraten im häuslichen Leben der Familie wiederfanden. Ein jahreszeitlicher Bezug bietet sich dabei immer an. Für Christoph und Waltraud Borries war dies der Anlass, ihre Materialien in vier JahreszeitenBänden zu veröffentlichen. Jeweils zehn Themen für Frühling, Sommer, Herbst und Winter wird die Reihe nach ihrem Abschluss umfassen. « cm


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»

Christoph und Waltraud Borries > Hochbetagte und Menschen mit Demenz aktivieren Lieder, Geschichten, Gedichte und Anregungen Band 1: Winter und Weihnachten ISBN 978-3-7957-0922-8 Band 2: Herbst ISBN 978-3-7957-0971-6 Buch mit CD, Schott, je 112 Seiten, je 18,50 Euro

© Nataliya Dvukhimenna/Fotolia

in Vorbereitung: Band 3: Frühling Band 4: Sommer

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Die Top 100 Hit Collection bietet immer die besten Noten der heißesten Chartstürmer! Die leichten bis mittelschweren Arrangements sind auf Klavier oder Keyboard abgestimmt. Das herausnehmbare Leadsheet hält die Hauptstimme für Gesang, Melodieinstrument oder Gitarre bereit und ist so flexibel einsetzbar.

» > Top 100 Hit Collection Das Beste aus den Charts. Noten – Texte – Akkorde – Tipps

© Universal Music

Band 72: Andreas Bourani: Auf anderen Wegen – Echosmith: Cool Kids – Hozier: Take Me To Church – The Script: Superheroes – James Newton Howard feat. Jennifer Lawrence: The Hanging Tree – Ariana Grande: Love Me Harder – Robin Schulz feat. Jasmin Thompson: Sun Goes Down – Taylor Swift: Blank Space Noten, Music Factory 64 Seiten, 14,50 Euro ISBN 978-3-7957-9053-0

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Robin Hood der Popkünstler Wie Taylor Swift einmal Apple in die Knie zwang … Um eine angemessene Vergütung der kreativen Leistung müssen Künstlerinnen und Künstler angesichts der umfassenden Verfügbarkeit künstlerischer Produkte in den digitalen Medien immer mehr kämpfen. Taylor Swift, einer der erfolgreichsten Popstars, hat ihren Einfluss geltend gemacht und den Kampf gegen Streamingdienste und kostenlose Downloads eröffnet. » In Pennsylvania 1989 als Tochter der Besitzer einer Weihnachtsbaumschule geboren und aufgewachsen, folgte mit 17 Jahren der erste Plattenvertrag und die Veröffentlichung zweier sehr erfolgreicher CountryAlben. Abseits von jeglichen Skandalen und negativen Schlagzeilen entwickelte Swift das Mädchen-vonnebenan-Image stetig weiter. Ihr zunehmend poppigerer und massentauglicherer Sound wurde 2009 mit einem MTV Video Music Award in der Kategorie „Bestes Musikvideo einer Künstlerin“ für den Titel Love Story ausgezeichnet. > Top 100 Hit Collection Das Beste aus den Charts. Noten – Texte – Akkorde – Tipps Band 75: Adele: Hello – EFF: Stimme – Jamie-Lee Kriewitz: Ghost – Lukas Graham: 7 Years – Ed Sheeran: Photograph – Andreas Bourani: Hey – Louane: Avenir – Shawn Mendes: Stitches Noten, Music Factory 62 Seiten, 14,50 Euro ISBN 978-3-7957-0934-1

Mit 1989 erschien im Jahr 2013 ihr erstes „All-Pop“-Album, das insgesamt sechs Single-Auskopplungen und zwei Nummer-1-Hits in den US-amerikanischen Charts hervorbrachte. Das Werk brilliert vor allem mit einem sehr persönlichen Songwriting der Sängerin. Themen wie verlorene Liebschaften, falsche Freunde und Nostalgie vergangener Tage bieten viel Interpretationsspielraum für aufmerksame Hörer und genug Möglichkeiten für die Teenager dieser Welt, sich mit der Protagonistin und ihrer Gefühlswelt zu identifizieren.

Auch sonst spielt Swift virtuos mit den Medien und dem Bild, das man sich von ihr macht. „Ich habe eine lange Liste an Ex-Freunden und alle werden dir bestätigen, dass ich verrückt bin. Ich habe noch einen freien Platz auf dieser Liste … und ich schreibe deinen Namen drauf.“ Der Song Blank Space ist eine selbstironische Auseinandersetzung mit dem Image des männermordenden Vamps, den ihr die Klatschpresse immer wieder anhängen will. Taylor Swift gilt als wichtige Größe in den sozialen Netzwerken und nutzte diese medienwirksam für eine Kampfansage an große StreamingDienste wie Spotify und Apple Music, die Musiker oftmals nicht angemessen vergüten. Apple Music reagierte mit einem öffentlichen Statement und handelte einen Kompromiss und ein besseres Vergütungssystem für Musiker aus. Damit hat Taylor Swift als erfolgreiche Vorkämpferin zumindest in diesem Fall nicht nur für sich selbst, sondern für alle Musiker viel erreicht. « mwe/rb Taylor Swifts offener Brief „To Apple, Love Taylor“: http://taylorswift.tumblr.com/ post/122071902085/to-apple-love-taylor musici magazin 1_17

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Wo leben? Aktueller denn je: Hanns Eislers Musik

© CTK Photo/Imago

Was es bedeutet, fern der Heimat zu leben, haben viele Künstler im Exil während der Nazi-Diktatur erlebt und in ihren Werken zum Ausdruck gebracht. Hanns Eisler ist einer von ihnen.

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Prag 1948: Hanns Eisler verlässt wegen antikommunistischer Hetze und des Vorwurfs „un-amerikanischer Umtriebe“ die USA und kehrt nach Europa zurück


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story » In späteren Jahren beklagt sich Eisler, dass die Auseinandersetzung mit seiner Person fast ausschließlich politischer Natur sei und seine Musik eine untergeordnete Rolle spiele. Doch natürlich spielen Musik und politische Aktion in Eislers Werk zusammen. Früh schon beginnt er mit der Suche nach politischen Texten zur Unterstützung der kommunistischen Bewegung in der Weimarer Republik und fordert „eine revolutionäre Kunst, deren Hauptzweck der Kampf- und Bildungscharakter ist“. Konsequent widmet er sich dem Arbeiterlied. Eine Musik, die ausschließlich der Unterhaltung dient, kritisiert er heftig. In den Folgejahren wird er zu einem der wichtigsten Künstler der internationalen Arbeiterbewegung. Neben seinen zahlreichen Liedvertonungen komponiert er Kammermusik, Bühnen- und Orchesterwerke sowie – häufig in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht – Musiken zu mehreren Filmen, darunter legendäre Filme wie Kuhle Wampe oder Hangmen Also Die. Eislers Musik kann man gewiss nicht ohne Weiteres von seinen politischen Einstellungen und Aktivitäten loslösen. Seinen musikalischen Beitrag deshalb geringer als den anderer Komponisten des 20. Jahrhunderts zu schätzen, ist allerdings vollkommen unangebracht. Während der Zeit seines kalifornischen Exils entsteht zwischen Mai 1942 und Dezember 1943 das Hollywooder Liederbuch. In den Liedern dieser Sammlung setzt sich Eisler mit dem in Europa herrschenden Krieg auseinander, aber auch mit dem Schicksal der Exilanten. Auch kritisiert er den auf optimale Vermarktung ausgerichteten Musikbetrieb Hollywoods. Eisler vertont Texte von Brecht, bedient sich aber auch bei Hölderlin, Mörike und anderen bedeutenden Schriftstellern seiner Heimat. Musikalisch bewegt er sich dabei

in ganz unterschiedlichen Tonsprachen. Einige der meist sehr kurzen Lieder sind eindeutig romantisch geprägt, vieles mutet expressionistisch an, manches ist atonal ganz im Sinne der Zweiten Wiener Schule. Eisler ist sich der Qualität des Werks, aber auch des starken politischen Statements durchaus bewusst. In einem Entwurf zu einem Vorwort schreibt er: „In einer Gesellschaft, die ein solches Liederbuch versteht und liebt, wird es sich gut und gefahrlos leben lassen. Im Vertrauen auf eine solche sind diese Stücke geschrieben.“ – Gut und gefahrlos leben: Ein Wunsch, der auch heute noch – gerade heute – Millionen von Menschen weltweit dazu bringt, ihre Heisb mat zu verlassen. « www.hanns-eisler.de

Die Hanns Eisler Gesamtausgabe bricht zu neuen Ufern auf. Zwei Bände bzw. drei Partituren eröffnen die umfangreiche Gruppe der Filmmusik. Mit The Grapes of Wrath und Hangmen Also Die fassen die Herausgeber zwei Kompositionen in einem Band zusammen, die zwar beide aus der Hollywood-Zeit stammen, vom Entstehungsanlass aber unterschiedlicher nicht sein könnten. Die kurze Musik zu John Steinbecks Film The Grapes of Wrath zählt zu den Experimenten des RockefellerFilmmusik-Projekts (1940-1942), in dessen Verlauf Eisler zu ausgewählten Szenen bereits vorhandener Filme alternative Musik komponier te. Für Fritz Langs abendfüllenden Antinazi-Film Hangmen Also Die griff Eisler dann punktuell auf die Grapes-Musik zurück, um letztlich eine umfangreiche Filmmusikpartitur zu schaffen, die ihm 1944 sogar eine Oscar-Nominierung einbrachte.

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Fritz Hennenberg > Hanns Eisler konzis Buch, Schott 176 Seiten, 14,50 Euro ISBN 978-3-7957-8085-2

» Hanns Eisler Gesamtausgabe Filmmusik (Serie VI, Bd. 10) > „The Grapes of Wrath“ und „Hangmen Also Die“ hg. von Johannes C. Gall Noten, Breitkopf & Härtel 156 Seiten, 120,– Euro ISMN 979-0-004-80330-1

Weitere Informationen: www.breitkopf.com/work/8223/16157 Ausführliche Studie zur Hangmen-Filmmusik: www.breitkopf.com/work/8420/16474

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spot > OperAria Bariton Repertoiresammlung, hg. von Peter Anton Ling Schirmherr: Roman Trekel Noten mit CD (Phonetik-Assistent) Breitkopf & Härtel, je 29,80 Euro Band 1: lyrisch, 144 Seiten ISMN 979-0-004-18467-7 Band 2: lyrisch-dramatisch, 152 Seiten ISMN 979-0-004-18468-4 Band 3: dramatisch, 160 Seiten ISMN 979-0-004-18469-1

» OperAria ist der ideale „Vokalcoach“ für alle Stimmcharaktere. Die von Peter Anton Ling herausgegebenen Bände richten sich an alle Sänger und sind vor allem für die Ausbildung und das Vorsingen konzipiert. Zudem liefern sie durch die sorgfältige Auswahl wertvolle Anregungen für OpernRecitals. Die Sammlung für alle Stimmgattungen wird Anfang 2017 mit den ersten Bänden für Sopran fortgeführt. «

Peter Mall > Schule und Orchester Buch, Wißner 216 Seiten, 29,80 Euro ISBN 978-3-95786-078-1

» (Wie) kann der Musikunterricht durch außerschulische Angebote bereichert werden? Das Buch untersucht die Geschichte der Zusammenarbeit von Schulen und Orchestern über die vergangenen 100 Jahre und entwickelt daraus Argumente für eine engere Kooperation beider Institutionen bzw. für die Integration schulischer und außerschulischer Lernfelder. Auch ein Ausblick auf ihre praktische Umsetzung fehlt natürlich nicht. «

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Tobias Reinsch > Piano Pieces I 13 Fantasiestücke für Klavier Noten, Wißner 24 Seiten, 19,80 Euro ISBN 978-3-95786-090-3

» Die Piano Pieces des Augsburger Musikers und Jazzpianisten Tobias Reinsch bieten einfache bis mittelschwere, fantasievolle Spielstücke, die in großer stilistischer Bandbreite und mit teils raffinierter Rhythmik und Metrik für bes(ch)wingte Abwechslung nicht nur im Klavierunterricht sorgen werden. Band II (mit etwas höherem Schwierigkeitsgrad) erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2017. «

Barbara Hoos de Jokisch > Die geistige Klangvorstellung Franziska Martienßen-Lohmann. Gesangstheorie und Gesangspädagogik Buch mit CD-ROM, Breitkopf & Härtel 600 Seiten, 62,– Euro ISBN 978-3-7651-0477-0

» In anschaulicher Sprache nähert sich die Autorin den Schriften der Gesangspädagogin Franziska Martienßen-Lohmann aus zeitgeschichtlichem, biografischem und philosophischem Blickwinkel. Eine Leseempfehlung für alle Sänger, Gesangsstudierenden, Pädagogen, Stimmforscher und Gesangswissenschaftler! «

Steffen Wolf > Wege zum Liedgesang – ein deutscher „Vaccai“ 24 Heine-Vertonungen Noten mit CD (Audio + Sing-along) Breitkopf & Härtel, je 60 Seiten je 21,90 Euro Ausgabe für hohe Stimme ISMN 979-0-004-18438-7 Ausgabe für mittlere Stimme ISMN 979-0-004-18439-4 Ausgabe für tiefe Stimme ISMN 979-0-004-18440-0

» Wer sich mit den Grundlagen des Liedgesangs in deutscher Sprache vertraut machen und gleichzeitig technische und künstlerische Fragestellungen bearbeiten möchte, kommt am deutschen „Vaccai“ nicht vorbei. Steffen Wolf ist ein gesangspädagogischer Clou gelungen. «


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> Liebeslieder 80 Lieder für Feste und Hochzeiten Liederbuch mit Mitsing-CD Carus, 112 Seiten 29,90 Euro ISBN 978-3-15-011081-2 ebenfalls erhältlich: Klavierband, Chorbuch, Chorleiterband, CD 1 und 2

» Was wäre die Liebe ohne Musik – und was die Musik ohne Liebe! Immer schon wurden KomponistInnen von der Liebe inspiriert und beflügelt, besangen die romantische Liebe und das Sehnen aus der Ferne, die heimliche Liebe und die Eifersucht. Viele Paare verbinden heute die Erinnerung an die erste Begegnung oder den ersten Kuss mit einem ganz bestimmten Lied. Als musikalischer Funke entfachte es einst das Feuer zwischen zwei Menschen – und kann es immer wieder befeuern. Je mehr man in die musikalische Welt der Liebeslieder eintaucht, desto breiter wird das Spektrum der menschlichen Emotionen: Es wird nicht nur die romantische, erfüllte Liebe besungen, nein. Die heimliche Liebe, das Sehnen aus der Ferne, die Eifersucht bis hin zum Verlust – die Lieder sind ein Spiegel der Liebe in all ihren Facetten. Sprache und Melodien mögen sich über die Jahrhunderte der jeweiligen Mode angepasst haben – die besungenen Gefühle sind hingegen so gegenwärtig, dass sie uns auch heute noch tief berühren. « Anzeige

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Addizio! einblick

Jörg Sommerfeld

Bläserunterricht in Klassen, Gruppen und Ensembles

Neue Lerninhalte rot gefärbt, Griffbilder direkt im Notentext

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> Schülerausgaben für Flöte, B Klarinette, E Altsaxophon, B Tenorsaxophon, F Horn, B Trompete/Tenorhorn, Posaune/Euphonium/ Bariton/Tenorhorn, Tuba Breitkopf & Härtel, je 14,90 Euro > Lehrerhandbuch mit CD-ROM u. a. Zusatzstimmen für Gitarre, Keyboard, Violine, Drumset und Klavier Breitkopf & Härtel, 180 Seiten, 49,90 Euro ISBN 978-3-7651-0449-7 Audiodemos mit Noten und Lehrervideos auf YouTube. Audiotracks, Grifftabellen, Zeichensätze für Griffbilder, Beispielseiten der Zusatzstimmen und der Vollpartitur, vorformatierte Dateien für Sibelius und Music XML u.v.m. auf www.addizio.de, www.breitkopf.com

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Durchgängig Spielpartituren

Herausforderungen für fortgeschrittene Schüler. Hier ein zusätzlicher, schwieriger zu spielender Ton

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Repertoire vom Kinderlied bis Jazz und Blues

Tiefe Stimme T mit langsamerer Tonraumentwicklung

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„Ich bin überwältigt vom Umfang, der Vielfalt und der Gründlichkeit von Addizio! Jörg Sommerfeld ist da ein Standardwerk für diesen Bereich gelungen – One Size Fits All!“ Felix Janosa

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Das neuartige Lehrwerk ist einsetzbar zum Aufbau junger Blasorchester, in Bläserklassen, aber auch in Gruppenunterrichtsprogrammen wie JeKi u. Ä. Es unterscheidet sich deutlich von anderen verfügbaren Instrumentalschulen und Werken für Bläserklassen. Dem Konzept liegt eine parallel laufende Instrumentaldidaktik in allen Bläserausgaben zugrunde, sodass die Kinder alle Stücke mehrstimmig und in (fast) jeder verfügbaren Besetzung spielen können. Das Material ist durchgehend binnendifferenziert und zielt von Anfang an auf einen Unterricht, in dem Kinder mit unterschiedlichen Kompetenzniveaus gemeinsam im Musizieren angeleitet werden. Die Schülerausgaben sind klar und weitestgehend selbsterklärend gestaltet. Sie enthalten außer einem Glossar für die Zeichen und Fachausdrücke kaum Text. Im Lehrerhandbuch werden die Leitgedanken der Binnendifferenzierung und Handlungsorientierung sowie die Inhalte und Ziele im Hinblick auf eine in der Instrumentalpädagogik noch wenig verbreitete inhalts- und prozessbezogene Kompetenzorientierung dargelegt. Die CD enthält neben Vollpartituren, Grifftabellen, der didaktischen Übersicht und einem Griffbildzeichensatz auch leichte Ergänzungsstimmen für Geige, Gitarre, Keyboard, Schlagzeug und eine Lehrer-Klavierstimme.

„Bisher habe ich hauptsächlich das Notenmaterial selber erstellt und bin nun sehr dankbar, eine ausgezeichnete Schule gefunden zu haben, die mir in einigen Punkten die Arbeit sehr erleichtern wird. Herzlichen Glückwunsch.“ Wolfgang Wetzel, Dirigent und Trompeter

Condensed Scores für den raschen Überblick

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Zusatzstimmen und Lehrer-Klavierstimme

Didaktische Übersicht zeigt die Reihenfolge der Lerninhalte und die individuelle Tonraumentwicklung

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Fast wie die Profis Großer Auftritt – auch für Anfänger. Mit der richtigen Unterrichtsliteratur kann’s gelingen! Zwei Geigenschüler im Gespräch nach einem Vorspiel: „Tolles Stück, alles in erster Lage, hab ich auch mal gespielt.“ – „Ja, ich auch. Und mein Vater. Sogar meine Oma schon.“ – „Echt jetzt, alle spielen dasselbe?“ – „Na, wenn’s doch so ein tolles Stück ist? Hast du doch selber gesagt.“ » Es gibt Stücke, die pädagogisch wertvoll und zugleich schön sind. Jeder, der ein Instrument lernt, muss sie in seiner musikalischen Laufbahn einmal gespielt haben. Sie werden von Schülerinnen und Schülern geliebt und finden stets begeisterte Zuhörer. Die oft als „Schülerkonzerte“ bezeichneten Geigenwerke von z. B. Ferdinand Küchler, Oskar Rieding oder Jean Baptiste Accolay zählen zu ihnen. Sie begeistern Lernende seit Generationen. „Die Machart der Schülerkonzerte ist vertraut“, schreibt Peter Röbke, Leiter des Instituts für Musikpädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, in der instrumentalpädagogischen Ideensammlung Geige pur!, die neue Wege zu bewährten Stücken weist. Und weiter: „Süffige Melodien wechseln mit virtuosen Passagen, die aber alle ziemlich gut, ‚in die Hand‘ des heranwachsenden Geigers geschrieben sind.“

@ Inken Kuntze-Osterwind

Für die Erarbeitung ist eine gute Notenausgabe unentbehrliche Grundlage. Die neue Serie „Schott Student Edition“ bietet qualitativ hochwertige Notenausgaben zu einem fairen Preis, die man zum Üben und Spielen gerne in die Hand nimmt. Dort findet man viele Standardstücke, aber auch unbe-

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SCHOTT STUDENT EDITION VIOLINE > Level 1 Ferdinand Küchler Concertino G-Dur op. 11 für Violine und Klavier SE 1001, 8,– Euro Bearbeitung für Violine und Streicher SE 1002, 28,– Euro

kanntere Werke und Neukompositionen, die das Potenzial haben, zum Standard zu werden. Durch die Einteilung in fünf Schwierigkeitsgrade gibt sie Schülern und Lehrern Orientierung im riesigen Repertoire. Worauf die „Schott Student Edition“ besonders achtet, ist die Balance zwischen originalem Notentext und den Bedürfnissen heutiger Schülerinnen und Schüler. Deshalb begleiten erfahrene Instrumentalpädagogen die Serie. Neben Informationen zu Komponist und Werk enthalten die Ausgaben praktische Hinweise für den Unterricht. So entstehen vielfältige Anregungen für das Einstudieren und Spielen der sorgsam ausgewählten Stücke. www.schott-student-edition.com listet alle Titel, aufgeschlüsselt nach Instrument und Schwierigkeitsgrad. Sie sind wahlweise als Print- oder Download-Ausgabe erhältlich. Dazu gibt es MP3-Play-Alongs mit einer live eingespielten Klavierbegleitung. Die „Schott Student Edition“ beginnt mit Ausgaben für Violine, Violoncello, Flöte, Klarinette und Blockflöte. Nach erfolgreicher Bewältigung oder gar einem ersten Auftritt beim Schülerkonzert steht vor allem der Stolz der Schülerinnen und Schüler im Vordergrund, endlich ein „richtiges Stück“ gespielt zu haben – fast wie die Profis ... « ao/rb

> Level 1-2 Edward Elgar Very Easy Melodious Exercises op. 22 für Violine und Klavier SE 1003, 9,50 Euro > Level 2 Oskar Rieding Rondo G-Dur op. 22/3 für Violine und Klavier SE 1009, 7,– Euro > Level 3 Joseph-Hector Fiocco Allegro G-Dur für Violine und Klavier SE 1010, 9,50 Euro VIOLONCELLO > Level 1-2 Hugo Schlemüller 6 leichte Vortragsstücke op. 12 für Violoncello und Klavier SE 1005, 12,50 Euro

> Level 2 Carl Baermann 5 leichte Vortragsstücke, aus der Klarinettenschule op. 63 für Klarinette in B und Klavier SE 1013, 12,50 Euro > Level 3 Edward German Andante und Tarantella für Klarinette in B und Klavier SE 1014, 11,– Euro FLÖTE > Level 1 Emil Kronke Kolibris. Kleinste leichte Stücke für Flöte und Klavier SE 1015, 11,– Euro > Level 2-3 Wilhelm Popp 3 Vortragsstücke für Flöte und Klavier SE 1016, 11,– Euro > Level 3 Wilhelm Popp 2 Salonstücke für Flöte und Klavier SE 1017, 12,50 Euro BLOCKFLÖTE

> Level 2 Jean Baptiste Bréval Sonate C-Dur op. 40/1 für Violoncello und Klavier SE 1006, 12,50 Euro

> Level 1 John Playford The English Dancing Master. 5 leichte Tänze für Sopranblockflöte und Klavier SE 1018, 11,– Euro, i. V.

> Level 3 Bernhard Romberg Sonata e-Moll op. 38/1 für Violoncello und Klavier SE 1007, 12,50 Euro für 3 Violoncelli SE 1008, 24,– Euro

> Level 2-3 Jean Hotteterre 5 Stücke, aus: Die Ländliche Hochzeit für Sopran- oder Altblockflöte und Klavier SE 1019, 11,– Euro, i. V.

KLARINETTE > Level 1 Rudolf Mauz Festival Latino (Samba, Rumba, Mambo) für Klarinette in B und Klavier SE 1012, 11,– Euro

> Level 3 Diego Ortiz Recercada 1 & 2 für Altblockflöte und Klavier SE 1020, 9,50 Euro, i. V.

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Hin und zurück in Schatten…

Morton Feldman, Samuel Beckett und die Erfahrung der leer verstreichenden Zeit Vor nunmehr vierzig Jahren, 1976, erhielt der amerikanische Komponist Morton Feldman von der Oper Rom den Auftrag zu einem großen musikdramatischen Werk. Eine Beckett-Oper sollte es werden. Feldman nahm den Auftrag an und machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Text des irischen Dramatikers.

» Irgendwann im Laufe dieser Suche traf Feldman Samuel Beckett dann in Berlin. In Feldmans Erinnerung hat sich das Treffen so abgespielt: Beckett habe ihn gefragt, ob er die von ihm vorgeschlagenen Zeilen verwenden könne, worauf er geantwortet habe, er fände das schwierig. Das Problem sei, dass Becketts Schreiben seinen eigenen Weg gehe, er aber etwas anderes brauche – „etwas Stilles, Schwebendes“. Nach einem Blick in die mitgebrachten Noten habe Beckett dann dieses aufgeschrieben: 34

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To and fro in shadow, from outer to inner shadow. To and fro. Between unattainable self and unattainable nonself. Hin und zurück in Schatten, von äußerem zu innerem Schatten. Hin und zurück. Zwischen unerreichbarem Selbst und unerreichbarem Nichtselbst.


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Es brauche, so Beckett, wohl noch ein wenig Arbeit. Wenn er weitere Ideen habe, so würde er sie Feldman schicken.

Feldmans Oper Neither, die auf Becketts Text entstand, gehört zu den bedeutendsten Opernschöpfungen des 20. Jahrhunderts. Ihr gehen intensive Studien voraus, die sich in drei weiteren Werken niederschlagen und gemeinsam von Feldman als „Beckett Material“ bezeichnet wurden: Orchestra, Elemental Procedures und Routine Investigations. In diesen Stücken untersucht Feldman elementare Prozesse des menschlichen Seins: die Suche nach dem Nicht-Sein, die auch zentrales Thema des Dramatikers ist. Dessen Stücke – allen voran Warten auf Godot – sind Versuche, die Zuschauer mit der Erfahrung der leer verstreichenden Zeit (gemeinhin als Langeweile bezeichnet) zu konfrontieren und sie gerade dadurch auf ihr Selbst zurückzuverweisen. Darin stehen sie in energischer Opposition zur üblicherweise verfolgten Absicht von Unterhaltung (vielleicht von Kultur insgesamt): Langeweile zu vertreiben. „Beckett Material“ fand letztlich nur rudimentär Eingang in die Oper. Die Stücke, die notwendige Schritte auf dem Weg zur Oper darstellen, können also weitestgehende Eigenständigkeit beanspruchen und verdienen gerade deshalb Aufmerksamkeit. Die intensive Beschäftigung des Komponisten mit dem Werk Samuel Becketts findet darin ihren Niederschlag. Darüber hinaus lässt die Trilogie die große Nähe beider Künstler hinsichtlich Ästhetik und Gehalt ihrer Werke deutlich werden. Morton Feldmans „Beckett Material“ liegt jetzt in einer Einspielung mit Claudia Barainsky, dem WDR Rundfunkchor Köln und dem WDR Sinfonieorchester Köln unter Peter Rundel vor. Hören Sie Feldman, lesen Sie Beckett! « rs

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Samuel Becketts Spiel mit Worten weist in knappster Form und ungeheuer präzise auf eine Kernfrage menschlichen Daseins. Der Philosoph Martin Heidegger formulierte sie so: „Ist es am Ende so weit mit uns, dass eine tiefe Langeweile in den Abgründen des Daseins wie ein schweigender Nebel hin- und herzieht?“

Morton Feldman vor der Partitur von „Neither“

»

Morton Feldman (1926 – 1987) gilt als einer der Pioniere der grafischen Notation. Doch weil diese den Interpreten zu viele Freiheiten ließ, verwarf er sie 1969 wieder und kehrte zur präzisen Notation zurück.

Morton Feldman > Beckett Material Claudia Barainsky (Sopran), WDR Rundfunkchor Köln, WDR Sinfonieorchester Köln, Ltg. Peter Rundel CD, Wergo, WER 73252 musici magazin 1_17

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Back to the roots

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Folk-Musik im Trend

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Irischer Reel, schwedische Sackpfeife oder bulgarischer Frauenchor – Folk-Musik liegt im Trend. Schaut man sich auf den Folk-Musik-Festivals um, merkt man schnell: Es ist ein Boom, der sich nicht auf eine Gruppe von SpezialistInnen beschränkt – der Bänker steht da neben dem Gruftie, die Familie neben dem Yuppie-Paar.

» Chinesisches Spielzeug, indische Kleidung, kubanische Musik – unsere Welt ist global geworden, unsere Gesetze europäisch, die Nachrichten international. Eine manchmal verwirrende Welt – und um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, richtet da so manch einer den Blick zu Boden und sucht nach den eigenen Wurzeln. In musikalischer Hinsicht wird man in Deutschland bei dieser Suche jedoch nur selten fündig: Geschichtlich vorbelastet haben wir es verlernt, unsere Volksmusik selbstbewusst und jenseits von Deutschtümelei in einer lebendigen Tradition zu pflegen. Wo allerdings die eigene Musiktradition nur schwer zugänglich ist, da blickt man ganz selbstverständlich zu den Nachbarn. Bei ihnen findet man lebendiges Volkstum, das ohne Scheu gepflegt und weiterentwickelt wird. Und so kommt es, dass sich die Volksmusik aus anderen Ländern in Deutschland großer Beliebtheit erfreut: Folk-Festivals schießen aus dem Boden und kein alternatives Stadtteilfest, an dem nicht zumindest eine Band „Weltmusikalisches“ zum Besten gibt. Fiddle-Musik aus Irland, schwedische Nyckelharpa und die Gesänge der osteuropäischen A-cap-

»

pella-Chöre klingen da meist vertrauter als ein Heimatlied aus dem Erzgebirge. Noch mehr als andere Festivals sind die Folk-Festivals auch Orte des Laienmusizierens geworden. Oft bieten die Veranstalter Straßenmusikern eine Plattform und nicht selten kann man Besucher mit der eigenen Gitarre zum Festplatz wandern sehen. Folk-Musik bietet aber gerade auch Anfängern auf einem Instrument die Chance, schwungvolle, mitreißende Musik zu machen: Die Notation ist – anders als im Pop-Bereich – oft einfacher und die Hemmschwelle lange nicht so groß wie bei klassischen Stücken. Und das erzgebirgische Heimatlied? Die Pflege des internationalen Volksguts scheint sich letztendlich dann doch auch auf den Umgang mit den eigenen Wurzeln auszuwirken: Zunehmend traut man sich wieder, „echte“ deutsche Volksmusik zu machen. Um sich vom volkstümlichen Schlager abzugrenzen, hat man dafür sogar ein Wort kreiert: Volxmusik (mit „x“!) soll einen lebendigen, nicht kommerziellen Umgang mit den typisch deutschen Wurzeln garantieren. « ks

> Easy Folk – kurze, leichte Stücke traditioneller Musik aus der ganzen Welt mit CD und Klavierbegleitung zum Download, je 17,50 Euro Easy Folk – Ukulele Noten mit CD, Schott ISMN 979-0-2201-3692-4 Easy Folk – Geige Noten mit CD, Schott ISMN 979-0-2201-3688-7 Easy Folk – Flöte Noten mit CD, Schott ISMN 979-0-2201-3689-4 Easy Folk – Akkordeon Noten mit CD, Schott ISMN 979-0-2201-3690-0 Easy Folk – Gitarre Noten mit CD, Schott ISMN 979-0-2201-3691-7 Easy Folk – Blockflöte Noten mit CD, Schott ISMN 979-0-2201-3693-1

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Tipp

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Folk-Festivals in Deutschland

FestivalEine gute Übersicht über alle Folkfestivals bietet der u.v.m. Genre , Datum ticker. Gesucht werden kann nach Ort, stivals olk_fe nre/f ls/ge estiva www.festivalticker.de/f

Irish Spring Festival

Internationales Folklorefestival Lausitz

Das Festival tourt jedes Jahr im Frühjahr durch bis zu 30 Städte. Für alle Freunde speziell der irischen Folk-Music. > 7. März bis 9. April 2017 > www.irishspring.de

Ein Festival, dessen Schwerpunkt bei Musik und Tanz von Minderheiten aus aller Welt liegt. > 22. bis 25. Juni 2017 > www.folklorefestival-lausitz.de

Folkfest Duisburg

Woodstock der Blasmusik, Ort im Innkreis, Österreich

Klein aber fein: Traditionell wird ein möglicher Überschuss für gute Projekte weitergegeben. > 10. Juni 2017 > www.folkfest.de

Österreichs größtes Festival für BlasmusikFans und Brass-Liebhaber. > 29. Juni bis 2. Juli 2017 > www.woodstockderblasmusik.at Rudolstadt-Festival – Folk-RootsWeltmusik Norwegischer Folkrock oder deutsch-libanesischer Ethnojazz – das Rudolstadt-Festival gehört zu den größten Weltmusik-Festivals in Europa. > 6. bis 9. Juli 2017 > rudolstadt-festival.de

© Jörg Wolf

Felsenmeer – Celtic Folk Festival, Lauterental-Reichenbach

Zu Folkmusik kann auch getanzt werden

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Musik vor der atemberaubenden Kulisse direkt am Felsenmeer. > 1. bis 2. Juli 2017 > www.felsenmeer-festival.de

Eurofolk Festival Ingelheim

Bardentreffen, Nürnberg

Malerisch an der Burgkirche gelegen, bietet dieses kleine Festival einen bunten Kulturenmix. > 16. bis 18. Juni 2017 > www.eurofolkfestival.de

Das größte Festival mit freiem Eintritt; auf den malerischen Plätzen und historischen Innenhöfen der Nürnberger Altstadt. > 28. bis 30. Juli 2017 > bardentreffen.nuernberg.de

blacksheep Festival, Bonfeld

Locarno Folk Festival, Schweiz

Das Festival für Celtic-Rock und Folk, erweitert durch Cajun, Country, Blues, Rock und Pop. > 22. bis 24. Juni 2017 > www.blacksheep-kultur.de

Das Festival ist eingebettet in eine Konzertreihe; Themenschwerpunkt 2017: „Celtic Waves“. > 17. bis 19. August 2017 > www.locarnofolk.ch


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kinderseite

Die Seite für dich

SUCHRÄTSEL

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© Kerstin Siegrist

Adlerauge und Findefuchs

Lösung auf Seite 49 > Wie viele Schlüssel sind zu sehen? > Was kann beißen? > Wie viele Glöckchen kannst du entdecken? > Welche Musikinstrumente (außer den Glöckchen) findest du? > Mit welchem Schlüssel kann man keine Tür öffnen und mit welcher Gabel kann man nicht essen? > Manche Dinge bestehen aus nur einem Buchstaben. Was stimmt mit ihnen nicht? Und weißt du auch warum?

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Jedes Kind ist musikalisch! Weshalb es so wichtig ist, unsere Kinder musikalisch zu fördern

© privat

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Dass jedes Kind schlafen und auch sonst fast alles andere lernen kann, davon sind die meisten Eltern überzeugt. Aber dass das eigene Kind musikalisch sei, dessen sind sich Eltern in der Regel nicht sicher. Wo doch viele von sich im Brustton der Überzeugung behaupten: „Ich selbst bin ja leider total unmusikalisch!“

© Jespah Holthof, Konstanz

von früher Förderung bis Instrumentalunterricht

Kristin Thielemann studierte an der Musikhochschule Lübeck mit Hauptfach Trompete. Als Trompeterin stand sie im Orchester der Deutschen Oper Berlin und bei den Lübecker Philharmonikern unter Vertrag. Heute lebt sie mit ihrem Mann und zwei Kindern in der Schweiz. Sie unterrichtet an Musikschulen Trompete, gibt Kurse im Bereich der Elementaren Musikpraxis, leitet Jugendorchester und ist als Jurorin von Musikwettbewerben für Kinder tätig. Regelmäßig schreibt sie für die Fachzeitschrift üben & musizieren, ist Dozentin auf Fortbildungen und veröffentlicht Unterrichtsliteratur für Trompete.

» Gerade vor solch vorschnellen „Diagnosen“ möchte Kristin Thielemann, Trompeterin, Instrumentallehrerin und Autorin des ElternRatgebers Jedes Kind ist musikalisch, eindrücklich warnen. „Die im Alltag übliche Einteilung in ‚musikalisch‘ und ‚unmusikalisch‘ ist aufgrund der fehlenden Differenzierung irreführend.“ Sinnvoller sei es, so Thielemann, davon auszugehen, dass in jedem Kind ein musikalisches Talent vorhanden sei. „Und dieses Talent ist es wert, entwickelt und gefördert zu werden.“ „Musikalität“ ist ein Begriff, der ein ganzes Bündel an Fähigkeiten umfasst. Musikalisch ist z. B. auch, wer einen musikalischen Lieblingsstil hat und ihn aus mehreren Stilen heraushört. Ein Kind, das mit dem Fuß im Takt mitwippt, zeigt ein Gefühl für Takt und Metrum. Und wer ständig einen „Ohrwurm“ hat,


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© iStockphoto.com/SerrNovik

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„Was heißt denn aber musikalisch sein? Du bist es […] mit einem Worte, wenn du Musik nicht allein in den Fingern, sondern auch im Kopf und Herzen hast.“ Robert Schumann offenbart seine Merkfähigkeit für Melodien. „Musikalität bedeutet im Grunde nichts anderes, als offen zu sein gegenüber allem, was klingt; nichts anderes, als sich von Musik berühren zu lassen“, so die Überzeugung der Musikpädagogin Dorothée Kreusch-Jacob. Welche Angebote gibt es im Baby- und Vorschulalter oder neben der Schule, um die musikalischen Anlagen zu entwickeln? Wie kann man Singen und Musizieren „von Anfang an“ zu Hause integrieren? Welches Instrument ist „das richtige“ – und wie findet man die passende Lehrkraft? Kristin Thielemann gibt in Jedes Kind ist musikalisch praktische Antworten auf diese und viele weitere Fragen. Die vielfältigen Anregungen zeigen, wie das Familienleben auf fantasievolle Weise durch Musik bereichert werden kann! « rb/mh

Kristin Thielemann > Jedes Kind ist musikalisch Der Musik-Ratgeber für Eltern Buch mit CD, Schott 176 Seiten, 18,50 Euro ISBN 978-3-7957-1170-2 musici magazin 1_17

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Udo und icke … Arrangeur Carsten Gerlitz über sein besonderes Verhältnis zu Udo Jürgens Klavier und auch der Gesang. Und regelmäßig bestätigten mir verschiedenste Gäste, ich klänge wie Udo Jürgens. Oh mein Gott – in meinen Ohren war das damals Oma-Musik! Um die Vorwürfe zu prüfen, kaufte ich mir heimlich eine CD („Ist für meine alte Tante

© Revierfoto/Imago

» Der liebe Gott hat meinen Kehlkopf wohl nach einer Vorlage geschaffen. Um mein Musikstudium in Berlin zu finanzieren, machte ich viele Jahre lang Tanzmusik, jedes Wochenende mit einer Vier-Mann-Band endlose Stunden auf ungezählten Hochzeiten, Laubenpieperfesten und Betriebsfeiern. Mein Part war das


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Udos Musik hat mich nie wieder losgelassen. Auf meinem Tisch ein weißer Bogen, das einzige Lied, zu dem Reinhard Mey den Text gedichtet hat, war und ist mein persönlicher Favorit. Udo war zeitlebens auf der Suche nach dem „perfekten“ Lied. Ich habe ihm einmal gesagt, dass er es schon lange geschrieben habe: sein früher Geniestreich Wie könnt ich von dir gehen. Es ist immer ein besonderer Moment, wenn man seine Helden persönlich treffen und kennen lernen darf. Ganz unvermittelt kreuzte er meinen Weg, nach einer Aftershowparty von PUR. Ich hatte ihm schon einige eigene Coverversionen seiner Songs geschickt und er hatte stets sehr kollegial geantwortet. Aber nun Auge in Auge: Wir sprachen tatsächlich über Basslinien und Sextakkorde. Es gibt wenige vergleichbare Karrieren im deutschsprachigen Raum und überhaupt wenige Komponisten mit einer solch gigantischen Werkfülle. Über 1 000 Lieder! Da fiel die Aus-

wahl für meine Ausgabe in der „Schott Piano Lounge“ schwer. Neben den essenziellen Hits wie Mit 66 Jahren oder Merci Chérie wollte ich unbedingt auch Stücke dabeihaben, die kompositorisch besonders herausstechen und glänzen. Beim Arrangieren habe ich oft Zwiesprache „mit oben“ gehalten. Ob er diese Wendung gutgefunden hätte? Ob ich das so im Lounge-Stil verändern darf ? Draußen schien meistens die Sonne, kein Blitz traf mich – und ich glaube fest, Udo hätte sich über solch ein Heft gefreut. Ich selbst hatte jedenfalls einen Mordsspaß – und hoffe, dass es Ihnen beim Spielen genauso cg geht. «

»

zum Geburtstag!“). Es war Das blaue Album. Und was ich mich kaum einem Kommilitonen zu beichten traute: Es gefiel mir sehr, sehr gut! Ich hörte Udo ab diesem Zeitpunkt intensiv und analysierte seine Harmonik, die Arrangements, sein Klavierspiel und sein dramatisches Phrasing. Und ich lernte! Wie er Spannung erzeugte mit den Sekundakkorden, wie er Tonarten rückte, mediantisch verschob, die Sextakkorde, die Nonen … Und wie er jedes Wort wirklich meinte! Ich kaufte Konzerttickets und saß am 10. November 1989 in der Berliner Deutschlandhalle. Udo sang: „In Berlin wird die Mauer von beiden Seiten zerschlagen!“ – und neben mir flennte ein „Ossi“, dem ich eine überzählige Karte am Eingang geschenkt hatte, während des kompletten Konzerts. Unvergesslich!

© Jule Gerlitz

porträt

Carsten Gerlitz arbeitet als Musiker, Komponist, Arrangeur und Autor für verschiedene Verlage und Labels. Seine Klavier- und Chorarrangements sind inzwischen in über 250 Publikationen erschienen. Im eigenen Tonstudio betreut er Wort- und Musikproduktionen. Carsten Gerlitz arrangierte für Max Raabe und das Palast Orchester, Reinhard Mey, Ute Lemper, Ernie & Bert, Pepe Lienhard und für das NDR-, das MDR-Orchester und den MDR-Kinderchor. Mit seinen Kindern vertonte er die Conni-Abenteuer. Er ist zudem regelmäßig als Dozent für Chorleitung aktiv. Carsten Gerlitz Schott Piano Lounge > Merci Chérie Die 18 schönsten Lieder von Udo Jürgens Noten mit CD, Schott 84 Seiten, 21,50 Euro ISBN 978-3-7957-1219-8

> ABBA Classics 16 Popsongs for Piano Noten mit CD, Schott 72 Seiten, 19,50 Euro ISBN 978-3-7957-1113-9

> Beatles Classics 16 Popular Tunes by the Beatles for Piano Noten mit CD, Schott 68 Seiten, 19,50 Euro ISBN 978-3-7957-1070-5 musici magazin 1_17

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© Gert Mothes

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Langgezogenes Aaaaaaaaahhhhh Wie war ich neidisch auf ihn – den Oboisten neben mir im Orchester. Während ich – eins, zwei – meine Flöte fertig zusammengesteckt hatte, öffnete er genüsslich ein Etui in der Größe einer Zigarrenkiste, entnahm daraus ein Mundstück und steckte sich das Rohrblatt lässig wie eine Zigarettenspitze in den Mundwinkel …

2017 – das Jahr der Oboe »

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bekannt gegeben. Mit Das hat der Landesmusikrat Schleswig-Holstein ment im Mittelpunkt, das der Oboe steht dieses Jahr ein Holzblasinstru en Klang auszeichnet und sich durch seinen durchdringenden, vielseitig ik zu besonders langen Soli den Spieler dank einer speziellen Atemtechn soll das Blasinstrument befähigt. Im Rahmen des „Oboen-Jahres“ 2017 staltungen, Educationbundesweit mit Konzerten, Informationsveran r und populärer gemacht Projekten und Schnupperkursen noch bekannte .instrument-des-jahres.de werden. Ausführliche Informationen unter www

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» Von den restlichen etwa 20 Rohrblättern tauchte er ein bis zwei in ein kleines Glas mit Wasser, das er immer neben sich stehen hatte. Auf meine Frage, was er mit den übrigen 17 Mundstücken anfange, antwortete er cool, die seien noch im Bau, schlecht, durchgespielt oder sonstwie nicht zu gebrauchen. Es kam mir vor wie in Mirakel. Und schon bald richtete sich die gespannte Aufmerksamkeit des gesamten Orchesters auf ihn, leicht ungeduldig, aber auch ehrfürchtig: Denn die Oboe gibt den Stimmton für alle vor, durchdringend, klar und rein – ein langgezogenes Aaaaahhhhh.


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Nicht viele Instrumente können auf eine so lange Geschichte zurückblicken wie die Doppelrohrblatt-Instrumente. Deren Mundstück ähnelt einem zusammengedrückten Strohhalm, wie man ihn vom StrohsternBasteln kennt. Presst man Luft in den Spalt zwischen den Strohhalmhälften, geraten diese in Schwingung und ein Ton entsteht. Klingt simpel, ist jedoch eine immer wieder neue Herausforderung zur Beherrschung des Naturmaterials. Mal ist das Doppelrohr zu hart, mal zu trocken, manchmal schlecht gefertigt … siehe oben. Und wohl kaum ein Instrument kann auf einen so kraftvollen Mythos bauen wie den des Wettstreits zwischen Apoll mit seiner Kithara (ein Saiteninstrument) und Marsyas, der den Aulos (ein DoppelrohrblattInstrument) spielte. Die göttliche Athene hatte den Aulos erfunden. Als sie jedoch im Wasser sah, wie ihr Gesicht beim Spiel entstellt wurde, warf sie das Instrument enttäuscht weg. Der Satyr Marsyas jedoch fand den Aulos und erlangte eine solche Kunstfertigkeit darauf, dass Hybris ihn ergriff und er den göttlichen Apoll herausforderte. Zunächst ging alles gut und die Musen, die die Jury bildeten, sprachen ihm den Sieg zu. Doch dann begann Apoll auch noch zu singen. Da konnte Marsyas, der nicht gleichzeitig singen und spielen konnte, schwerlich mithalten. Und wem jetzt das Solo des Englischhorns – des großen Bruders der Oboe – aus dem zweiten Satz von Dvořáks Sinfonie Aus der Neuen Welt in den Sinn kommt, der weiß, wieso Marsyas der verdiente Sieger gewesen wäre: Wer hier nicht tief im Innern ein langgezogenes Aaaaahhhhh vernimmt, wem hier nicht eine Träne das Auge netzt, der ist kein Mensch. Wie war ich neidisch … «

rb

www.schott-music.com/instrumentdes-jahres

Ralf-Jörn Köster > Von der Holzstange zum Oboenrohr In über 100 Farbbildern und Zeichnungen einfach und verständlich Schritt für Schritt erklärt Buch, 56 Seiten, 29,90 Euro www.oboenrohr.com

Bettina Doemens und Ursula Maiwald > Oboenschule Noten, Schott Band 1, 96 Seiten, 24,50 Euro ISMN 979-0-001-08365-2 Band 2, 124 Seiten, 26,50 Euro ISMN 979-0-001-11465-3

Heinz Holliger > Sonate für Oboe solo Noten, Schott 12 Seiten, 15,– Euro ISMN 979-0-001-12931-2

Georg Philipp Telemann > Sonata B-Dur für Oboe und Basso continuo Noten, Schott 26 Seiten, 15,50 Euro ISMN 979-0-001-09866-3 musici magazin 1_17

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einblick

» Wie schon bei In the Zoo 1 ließ sich Aleksey Igudesman von Tieren im Zoo inspirieren und führt uns mit zehn weiteren charaktervollen Kompositionen für Violine und Klavier erneut in das Reich der Tiere. Mit dabei sind auch wieder Illustrationen von Felicia Gulda. Ihre animalischen Freunde – von Kängurus, Krokodilen bis hin zu Tigern und Elefanten – begleiten diese leichte Vortragsund Unterrichtsliteratur. Die zusätzlich beigelegte Klavierstimme ist auch für etwas fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler geeignet. Für diejenigen, die sich gerne in Duetten üben, empfehlen wir Igudesmans tierische Violin-Duos The Catscratchbook, Pigs Can Fly und A Fishsummer Night’s Dream. «

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Bereits erschienen und im Handel erhältlich


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einblick

Leicht komponierte Stücke für Anfängerinnen und Anfänger

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» Für Violine und Klavier In the Zoo 1 14,95 Euro In the Zoo 2 14,95 Euro Für 2 Violinen The Catscratchbook 17,95 Euro Pigs Can Fly 17,95 Euro A Fishsummer Night’s Dream 19,95 Euro

Mit Illustrationen von Felicia Gulda

ISBN 978-3-7024-7433-1 ISBN 978-3-7024-7455-3 ISBN978-3-7024-3122-8 ISBN 978-3-7024-6603-9 ISBN 978-3-7024-7327-3 musici magazin 1_17

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vierteljahresliste

Bestenliste 1/2017 Der Preis der deutschen Schallplattenkritik e. V. ist ein unabhängiger Zusammenschluss von derzeit 156 Musikkritikern und Journalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Organisiert in 32 Fachjurys, prüfen die Juroren jedes Quartal das Angebot neuer Tonträger in 29 Sparten. Hier eine Auswahl aus der vierteljährlichen Bestenliste.

DVD-Produktionen > Otto Klemperer’s Long Journey Through His Times & Klemperer – The Last Concert Zwei Filme von Philo Bregstein New Philharmonia Orchestra, Ltg. Daniel Adni 2 DVDs, 2 CDs, Arthaus 109289 Mikhail Glinka > Ruslan und Ludmila Albina Shagimuratova, Yuri Minenko, Almas Syilpa, Mikhail Petrenko, Bolshoi Theatre Orchestra, Ltg. Vladimir Jurowski 2 DVDs, Bel Air, BAC 120

CD-Produktionen Orchestermusik

Mieczysław Weinberg > Symphonie Nr. 17, Suite for Orchestra Sibirian State Symphony Orchestra, Ltg. Vladimir Lande SACD, Naxos 8.573565 Édouard Lalo > Symphonie Espagnole Joan Manén > Concierto Espagnol Tianwa Yang (Violine), Barcelona Symphony Orchestra, National Orchestra of Catalonia, Ltg. Darrell Ang CD, Naxos 8.573067

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Oper

Alte Musik

Wolfgang Amadeus Mozart > Don Giovanni Dimitris Tiliakos, Myrtò Papatanasiu, Mika Kares, Vito Priante, Karina Gauvin, Kenneth Tarver, Guido Loconsolo, Christina Gansch, MusicAeterna, Opernchor Perm, Ltg. Teodor Currentzis 3 CDs, Sony 889853160327

François Couperin > Ariane Consolée par Bacchus, L'Apothéose de Lully, L'Apothéose de Corelli Stephane Degout (Bariton), Les Talens Lyriques, Ltg. Christophe Rousset CD, Aparté, AP 130 Klassisches Lied & Vokalrecital

Erwin Schulhoff > Sämtliche Streichquartette Alma Quartet 2 CDs, Gutman Records, CD Nr. 161

Wolfgang Amadeus Mozart > Arias Regula Mühlemann (Sopran), Kammerorchester Basel, Ltg. Umberto Benedetti Michelangeli CD, Sony 88985337582

Tasteninstrumente

Historische Aufnahmen

> Transcendental Werke von Franz Liszt: 12 Etudes d’exécution transcendante, Etudes de Concert Nr. 1-3, Grand Etudes de Paganini Nr. 1-6, Daniil Trifonov (Klavier) 2 CDs, Deutsche Grammophon 479 5529

Ludwig van Beethoven > Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61

Kammermusik

> Bach Mirrored — Preludes, Fantasien & Fugen Cembalo- & Orgelwerke von Johann Sebastian Bach, Maurizio Croci CD, Fra Bernardo, fb 1611911 Chorwerke

> The Mirror Of Claudio Monteverdi Werke von Claudio Monteverdi, Nicola Vicentino, Cesare Trudino, Glaches de Wert, Luca Marenzio Huelgas Ensemble, Ltg. Paul van Nevel CD, deutsche harmonia mundi 88875143482

Johannes Brahms > Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 77 SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Ltg. Hans Rosbaud, Orchestre National de la Radiodiffusion-Télévision Française, Ltg. Roger Désormière 2CDs, SWR music 19018 Zeitgenössische Musik

> Luxus Werke von Paul Frick, Gordon Kampe, Steingrimur Rohloff, Maximilian Marcoll, Sarah Nemtsov Ensemble LUX:NM CD, Genuin, GEN 16443


Musikinstrumente – 9

Buchstaben – 5 (spiegelverkehrt, um damit drucken zu können) / Was kann beißen? – Hai / Notenschlüssel und Stimmgabel

Glöckchen – 15

Schlüssel – 14

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Lösung des Kinderrätsels von Seite 39

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WER WAR’S? DAS MUSICI-RÄTSEL Auferstanden aus Ruinen » Genau vierzig Jahre, von 1950 bis 1990, war Hanns Eislers Komposition, in wenigen Tagen zwischen Ende Oktober und Anfang November 1949 entstanden, die Hymne der DDR. „Spalter-Hymne“, „Eislerpampe“: Während des Kalten Krieges war vielen Bewohnern und Medien der BRD kein Ausdruck zu schade, um die Nationalhymne der DDR zu beleidigen. Dabei verhielten sich die beiden deutschen Hymnen zueinander ein wenig wie verkrachte Geschwister: Man hätte – mit wenigen Abstrichen – den Text der einen zur Melodie der anderen singen können. Und umgekehrt. Doch auch innerhalb der DDR kam es zu Auseinandersetzungen: Als sich 1970 die Führung der DDR offiziell vom Gedanken einer Wie-

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dervereinigung verabschiedete, war das Gedicht von Johannes R. Becher mit der Textzeile „Deutschland, einig Vaterland“ nicht mehr genehm. Kurzerhand wurde entschieden, die Hymne nicht mehr zu singen, sondern fortan nur noch instrumental auszuführen. Wie auch immer: Für 40 Jahre war die DDRHymne wohl Hanns Eislers am häufigsten gespielte Komposition. Dabei war gar nicht sicher, dass dieses Stück zur Hymne der neuen DDR werden sollte. Denn der Textdichter Johannes R. Becher hatte zunächst einen anderen Komponisten mit der Vertonung beauftragt. Am 4. November 1949 kam es in Berlin im Beisein hoher Kulturfunktionäre zu einem Wettbewerb der beiden Kompositionen, aus dem Hanns Eisler schlussendlich als Sieger hervorging. «

Wie hieß der andere Komponist, der ebenfalls eine Vertonung des Becher-Gedichts für die künftige DDR-Hymne eingereicht hatte?

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