STS-Bericht Tierausstellungen

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STS-BERICHT TIERAUSSTELLUNGEN

Inhalts端bersicht Einleitung

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OFFA Fr端hlings- und Trendmesse St. Gallen [ 10. bis 14. April 2013 ]

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Animalia St.Gallen [ 4. und 5. Mai 2013 ]

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BEA | BEA/PFERD [ 3. bis 12. Mai 2013 ]

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Comptoir Suisse, Lausanne [ 13. bis 22. September 2013 ]

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Foire du Valais, Martigny [ 27. September bis 10. Oktober 2013 ]

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OLMA St.Gallen [ 10. bis 20. Oktober 2013 ]

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SWISSBird, Zofingen [ 9. und 10. November 2013 ]

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Exposition Canine Internationale, Genf [ 16. und 17. November 2013 ]

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Impressum

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Einleitung Im Zug einer sich ändernden, engeren Mensch-Tierbeziehung sowie der seit 2008 in der Tierschutzgesetzgebung geschützten Tierwürde werden heute Ausstellungen mit Tieren zunehmend kritisch betrachtet. Auf Vorbehalte und Kritik stossen insbesondere beengte, nicht tierfreundliche Haltungsbedingungen, das Zurschaustellen von Tieren mit tierschutzrelevanten Extremzuchtmerkmalen sowie das Manipulieren an Ausstellungstieren. In den vergangenen Jahren hat der STS ab und zu Tiermessen besucht und bei angetroffenen Problemfällen die Ausstellungsleitungen informiert. 2013 entschloss er sich, systematisch verschiedene grössere Tierausstellungen im ganzen Land aufzusuchen und deren Tierhaltung und –präsentation aus Tierschutzsicht zu bewerten. Besucht wurden 2013 insgesamt acht grössere Messen: die Animalia in St.Gallen, die Pferdemesse OFFA, die BEA in Bern, die Olma in St.Gallen, die Comptoir Suisse in Lausanne, die Foire du Valais, die SwissBird, sowie die Hundeausstellung (Exposition Canine Internationale) in Genf. Aufgrund der zahlreichen und erheblichen angetroffenen Tierschutzprobleme wird der STS diesen „Tierschutz-Messe-Bericht“ inskünftig jährlich erstellen. Ziel ist dabei nicht das Abschaffen von Ausstellungen, sondern das Etablieren von zeitgemässen Formen. Diese sollen nebst der Freude der Besucher und dem Züchterehrgeiz konsequent das Tierwohl in den Mittelpunkt stellen. Der STS fordert eine tierfreundliche, schonende und pädagogisch geschickte Präsentation von Tieren. Aussteller und Züchter sollen auf belastende oder würdeverletztende Manipulationen an Ausstellungstieren verzichten, wie dies der Bundesrat bereits für Viehausstellungen in der Tierschutzverordnung festgelegt hat, und keine Tiere mit Extremzuchtmerkmalen präsentieren. Eine Ausstellung stellt für die meisten Tiere eine ungewohnte Situation dar: Sie werden aus ihrem vertrauten Lebensumfeld gerissen, über teilweise weite Strecken transportiert und in eine neuartige Umgebung verbracht, wo sie nicht nur fremden Gerüchen und Geräuschen, sondern auch der unmittelbaren Nähe fremder Tiere und grosser Menschenmengen ausgesetzt sind. Für alle Tiere – ob Haus-, Nutz- oder Wildtier – bringt eine Ausstellungssituation eine erhöhte Belastung mit sich. Ob diese in der normalen Anpassungsfähigkeit des Tieres liegt und damit akzeptabel ist, hängt insbesondere davon ab, ob die angebotene Haltung den Bedürfnissen und Verhaltensweisen der Tiere entspricht und ob die Tiere die Möglichkeit haben, belastenden Faktoren (z.B. Lärm, Menschenmenge, Manipulationen, etc.) auszuweichen. Vielfach entsprechen die heutigen Ausstellungssituationen aber diesen Tierschutz-Anforderungen nicht. Es finden sich zumeist beengte, unstrukturierte Haltungsformen (Käfige, Boxen) etc.), es fehlen oft geeignete Rückzugsmöglichkeiten, und die Tiere sind neugierigen Besuchern und deren Berührungen schutzlos ausgesetzt. Die Stalleinrichtungen für die meist mehrere Tage dauernde Unterbringung an der Messe entsprechen teilweise nicht einmal den Minimalanforderungen der Tierschutzverordnung, welche bekanntlich die Grenze zur Tierquälerei definieren. Dabei wäre gerade an einer Tierausstellung mit den zusätzlichen Belastungsfaktoren eine vorbildliche Haltungsweise zu erwarten. Zudem sollten sie nach Meinung des STS auch eine didaktische und Vorbildfunktion punkto Tierhaltung haben. Gemäss Art. 4, Abs. 2 des Tierschutzgesetzes (TSchG) darf niemand einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen, es in Angst versetzen oder in anderer Weise seine Würde missachten. An den meisten Ausstellungen, die der STS besucht hat, konnten jedoch verängstigte,

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leidende und belastete Tiere beobachtet werden. Die gesetzlich garantierte Würde der Tiere wurde – besonders bei Hunde- und Katzenausstellungen – oft durch übertriebenes Zurechtmachen verletzt. Fragwürdig ist in diesem Zusammenhang das Verhalten von Zuchtverbänden und Ausstellern, welche diese Praktiken in eigenen Reglementen und an den Ausstellungen mit Tafeln zwar verbieten, sie aber an den Messen weder kontrollieren noch ahnden, sondern offensichtlich tolerieren. Das vom Parlament im Tierschutzgesetz verankerte Extremzuchtverbot wird von einigen Züchtern und den Ausstellungsleitern nicht beachtet. Auch die kantonalen Tierschutzbehörden scheinen sich nicht darum zu kümmern. Die „Selbstverwirklichung“ eines fehlgeleiteten Züchterehrgeizes darf keine Rechtfertigung sein, um Tiere an Ausstellungen Stress und Angst auszusetzen. Fakt ist jedoch, dass genau dies auch hierzulande an den meisten Ausstellungen in mehr oder weniger deutlichem Masse geschieht, wie der STS-Bericht aufzeigt. Von den insgesamt acht im ganzen Land besuchten Tierschauen schnitten aus Tierschutzsicht lediglich die BEA der Bernexpo AG sowie die Comptoir Suisse in Lausanne relativ gut ab. Aus Tierschutzsicht klar ungenügend waren insbesondere die SwissBird in Zofingen sowie Ausstellungsteile der Animalia in St. Gallen und der Olma St. Gallen. OFFA, Foire du Valais, Exposition Canine Internationale in Genf waren aus Tierschutzsicht nur knapp genügend, mit deutlichem Tierschutz-Verbesserungspotential. Aus Sicht des STS stellen sich im Zusammenhang mit den besuchten Messen grundsätzliche Fragen: Weshalb dürfen trotz des gesetzlichen Extremzuchtverbotes Tiere mit offensichtlichen Qualzuchtmerkmalen ausgestellt und von gewissen Zuchtverbänden sogar als „Best in Show“ prämiert werden? Weshalb dürfen hochträchtige oder gar gebärende Kühe den Belastungen von Transporten und Ausstellungen ausgesetzt werden? Weshalb dürfen selbst an mehrtägigen Ausstellungen die Minimalvorschriften der Tierschutzverordnung unterschritten werden? Weshalb dürfen einheimische Singvögel, notabene Wildtiere, in Gefangenschaft auf Rassestandards gezüchtet und an Ausstellungen gezeigt werden? Weshalb dürfen Katzen und Hunde unfreiwillig, oft unter Einsatz von Druckmitteln, dümmlich zurechtgemacht und frisiert werden für einen völlig unnatürlichen Show-Effekt? An der Art und Weise, wie Tiere an Schweizer Tierschauen präsentiert und behandelt werden, muss aus Sicht des Schweizer Tierschutz STS in Zukunft Einiges verbessert werden. Anstelle eines oft fehlgeleiteten Züchterehrgeizes muss inskünftig wieder das Tier, dessen Wohlbefinden, Gesundheit und natürliche Würde im Mittelpunkt stehen. Der menschliche Zweck (einiger Züchter und Aussteller) rechtfertigt nicht alle Mittel, und nicht alle Tierarten gehören an eine Ausstellung. Vielmehr müsste verstärkt Wert darauf gelegt werden, dass die Haltungsbedingungen auch an Messen die Anforderungen der Tierschutzverordnung (TSchV) erfüllen und dass nur Tiere gezeigt werden, die mit Ausstellungs-Situationen vertraut sind. Qualzuchten sollten nicht mehr ausgestellt und gar prämiert werden dürfen, und der Umgang mit den Tieren während der Ausstellung muss immer zum Ziel haben, Stress und Belastungen möglichst zu vermeiden und die Würde des einzelnen Tieres zu wahren. Aufgrund des klar ersichtlichen Handlungsbedarfs bei den Tierausstellungen wird der STS auch 2014 verschiedene Aussteller einer kritischen Beurteilung unterziehen.

Basel, Februar 2014

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OFFA Frühlings- und Trendmesse St. Gallen [ 10. bis 14. April 2013; besucht am 11. April 2013 ]

Allgemeines, Gesamteindruck An der Offa 2013 werden 73 Equiden ausgestellt, wovon 15 Stuten mit Fohlen bei Fuss sind, zudem drei Hengste und zwei Miniponies. Alle Pferde (mit Ausnahme von einem, welches eine Doppelbox zur Verfügung hat, und den zwei Mini-Ponies, die in einer Box gehalten werden, vier Jungpferden in der Gruppe und zwei mal zwei Jungpferden in Doppelboxen) sind in 9m² grossen Turnierboxen in Halle 7 untergebracht. Die Stallgassen variieren zwischen vier und zweieinhalb Metern Breite. 14 der 15 Stuten mit Fohlen bei Fuss sind in gegenüberliegenden Boxen untergestellt, welche eine Stallgasse von 2,55m trennt.

Im Freigelände wird Ponyreiten in einem Zelt angeboten. Hier stehen drei Ponies und ein Esel fürs Ponyreiten zur Verfügung. Schausteller ist „Rodolfo“. Kamelreiten wird vom Walter Zoo angeboten. Es werden zwei adulte Kamele, eine Stute mit einjährigem Fohlen und ein Hengst, auf Asphalt in kleinem Gehege ohne Wetterschutz zum Kamelreiten bereitgehalten. Diese Tiere werden anscheinend abends in den unweit liegenden Zoo zurückgebracht. Ein Shire Horse hat einen kurzen Schweif. Wir konnten aber nicht feststellen, ob der Schweif gekürzt ist, oder ob es sich tatsächlich um eine coupierte Schweifrübe handelt. Wir messen zwischen 59-68 dB(A) Lautstärke in der Halle. Es ist also relativ ruhig. Ab und zu wiehern und antworten die Pferde untereinander. Der Hallenboden ist mit Schnitzeln eingestreut. Das Sandwichdach der Halle erlaubt eine gute Schalldämpfung. In der Halle riecht es nach Pferd und Holz. Die Temperatur beträgt ca. 17°C. Es ist kein Durchzug feststellbar. Es sind ausnahmslos Pferde und Ponies untergebracht. Die Boxengrösse entspricht den üblichen Turnierboxen (3x3m). Es gibt ausser den beiden unten beschriebenen Concours- und Abreitplätzen keine Auslaufmöglichkeiten für die Pferde. Wasser ist nur zum Teil vorhanden.

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Die Einstreu (Stroh oder Späne) ist geeignet, sauber und reichlich. Für die Pferde, vor allem aber die Fohlen, gibt es jedoch keine Rückzugsmöglichkeiten. Raufutter ist vorhanden, sofern überhaupt Stroh eingestreut ist. Zumindest bei allen Stuten mit Fohlen bei Fuss ist Stroh eingestreut. Die Besucher können die Pferde durch die Gitterstäbe streicheln. Heu wird zwischen 12h und 12.15h vom OFFAPersonal an alle Pferde verteilt. Neben der Halle, ca. 20m entfernt, sind ein Restaurant und eine Hufschmiede untergebracht. In der Halle ist das Schmieden deutlich hörbar. Ein Abreitplatz ist durch einen Durchgang von der Halle aus direkt zu erreichen. Dieser ist ein unüberdeckter Allwetterplatz. Weiter entfernt (ca. 100 m) ist ein Concours-und Vorführplatz vorhanden. Dieser ist überdacht und mit einem Sandtextil-Gemisch (Concoursboden) ausgestattet.

Ausstellungsteile im Detail Halle 7 22 Boxen sind mit Wasser ausgestattet. Hier sind volle oder halbvolle Wassereimer in den Boxen vorhanden. Acht Pferde haben leere Wassereimer in den Boxen. Alle anderen haben zumindest beim ersten Rundgang vormittags kein Wasser zur Verfügung. Speziell erwähnenswert ist, dass nur zwei Stuten mit Fohlen bei Fuss Wasser zur Verfügung haben. Beim zweiten Rundgang nachmittags treffen wir die gleiche Wassersituation an. Lediglich ein weiteres Pferd hat um 14.30h Wasser erhalten. Elf Boxen sind mit Spänen eingestreut, alle anderen Pferde stehen auf Stroh. Bei unserem ersten Rundgang können wir deutliche Stereotypien und Stresssymptome beobachten. Einer der Hengste zeigt Weben (monotones Wanken von einem Vorderbein auf das andere), eine Stuten andauerndes Kopfschütteln (seitlich), ein Pferd wetzt die Zähne. Eine Stute verteidigt ihr Fohlen gegen aufdringliche Besucher, und ein Hengst piaffiert (tänzelt) in der Box. Nach Heugabe am Mittag verringern sich die Stresszeichen. Das Weben und Piaffieren kann nicht mehr beobachtet werden, während das Kopfschütteln später nachmittags und das Zähnewetzen weiterhin beobachtet werden können, wenn auch in bescheidenerem Ausmass. Ein Pferd verfügt über einen Leckstein und Spielzeug. Von 15 Stuten mit Fohlen bei Fuss zeigen sieben eine deutlich erhöhte Atemfrequenz von 50 bis >60 Atemzüge / Minute. Alle diese Stuten haben kein Wasser zur Verfügung. Vier weitere Pferde zeigen eine deutlich erhöhte Atemfrequenz. Hier drängt sich die Frage auf, ob allenfalls der Wassermangel neben dem sonstigen Stress vor Allem bei Stuten mit Fohlen bei Fuss mit der erhöhten Atemfrequenz korreliert. Ausserhalb der Halle 7 unter der Tribüne des Abreitplatzes sind drei Pferdeboxen, welche vormittags Pferde beherbergen. Hier sind zwei Boxen mit Stroh eingestreut, bei der mittleren Box fehlt aber jegliche Einstreu. Zwei der drei Pferde sind eingedeckt, wobei eines davon noch gesattelt ist. Die Wassereimer in allen drei Boxen sind leer. Beim zweiten Rundgang sind die Boxen dann alle leer. Eventuell dienen diese Boxen als kurzfristige Unterkunft für „Externe“.

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Ponyreiten Familie Rodolfo lässt während der Mittagspause ihre drei Ponies und den Esel angebunden, gesattelt und mit einer Heugabe alleine. Wasser steht den Tieren zu keinem Beobachtungszeitpunkt zur Verfügung. Im Zelt ist zur offenen Seite hin die leicht ovale Bahn durch Manegenelemente von den Zuschauern abgetrennt. Das Oval ist „homöopathisch“ mit Spänen eingestreut und hat die Dimension 10x6,75m, während das Zelt 10,12 x 8,95m misst. Wo die Ponies nachts untergebracht werden, war nicht herauszufinden.

Kamelreiten Der asphaltierte Platz für die zwei adulten Kamele (ein Hengst , eine Stute) und ein 1-jähriges Fohlen misst ca. 5x 9m. Die Kamele sind durch die ständigen Regenschauer sehr nass. Es gibt keinen Unterstand, keine Einstreu, kein Wasser und kein Futter. Lediglich ein paar spärliche Heuhalme liegen in einer Ecke. Die Tiere kommen laut Auskunft einer Führperson nachts heim in ihren Stall und werden am Morgen wieder auf den Platz gebracht. Die Tiere stammen vom nahen Walter Zoo.

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Animalia St.Gallen [ 4. und 5. Mai 2013 ]

Allgemeines An der Animalia St.Gallen werden verschiedenste Tierarten, von Apfelschnecken und Fischen über Reptilien und Geflügel bis hin zu Hunden, Katzen, Kleinnagern und Lamas gezeigt, wobei es sich bei der Hunde- und Katzenausstellung um prämierte Ausstellungen handelt. Alle anderen Tiere werden nur ausgestellt, nicht beurteilt.

Die Messe findet auf dem Gelände von Olma Messen in St.Gallen statt, wobei acht Hallen und das Aussengelände für Tierhaltungen verwendet werden. In den Hallen herrscht Rauchverbot. Hunde sind nur im Freigelände und in denjenigen Hallen zugelassen, in denen die Hundeausstellung stattfindet (Hallen 2.0, 9.0, 9.1. und 9.1.2). Das Hundeverbot in den anderen Hallen wird durch SecuritasPersonal bei den Eingängen strikte kontrolliert.

Gesamteindruck / Zusammenfassung Die Animalia St.Gallen präsentiert ein sehr durchzogenes Bild an Tierhaltungen und Umgang mit Tieren. Es werden einige Beispiele mit sehr guter Tierhaltungen präsentiert, die den Messebesuchern auch edukativ artgerechte Tierhaltung nahebringen (Schildkrötenhaltung SIGS, Frettchenhaltung, Rattenhaltung des Rattenclubs; Rennmaus- und Zwerghamsterhaltung der Kleinnagerzüchter, Aquarien, Tauben, Zwergziegen, Enten, Papageien, eine Hühnerhaltung, Reptilien, Rennmaushaltung der Rennmausfreunde). Daneben finden sich leider auch viele weniger gute, da sehr kahle und lieblose (Meerschweinchen, einige Kaninchen) bis sehr schlechte Haltungsbeispiele, die unseres Erachtens klar tierschutzrelevant sind (Fasane, Hühner in den kleineren Behältnissen, Wachteln, Streichelzoo). Insbesondere der Umgang mit den stressempfindlichen Meerschweinchen und Kaninchen im Streichelzoo ist tierschutzrelevant. Es gibt keine Regeln im Umgang mit den Tieren, die Ruhezonen sind ohne Rückzugsgelegenheiten miserabel eingerichtet und werden von den Betreuungspersonen, die meisten davon Jugendliche, missachtet, indem sie die Tiere aus der Ruhezone herausfangen und Kindern zum stundenlangen Zwangsstreicheln in die Hände drücken.

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Paradoxerweise wird am Stand eines Mitglieds des gleichen Dachverbandes (Kleintiere Schweiz) gleich neben dem Streichelzoo kommuniziert, Meerschweinchen seien keine Streicheltiere! Einige Tierhaltungen erfüllen die gesetzlichen Mindestvorschriften für die Haltung in Bezug auf die Flächenmasse nicht (Lamas, teilweise Reptilien, Katzen). Es handelt sich zwar nur um eine temporäre zweitägige Tier-Haltung. Eine solche Ausstellung muss unseres Erachtens jedoch Vorbildcharakter haben. Veranstalter und Messeleitung müssten deshalb nächstes Jahr alles daran setzen, nicht nur die gesetzlichen Mindestvorschriften einzuhalten, sondern den Besuchern 1:1 zu zeigen, wie eine tierfreundliche Haltung aussehen sollte. Falls nicht einmal die gesetzlichen Minimalvorschriften eingehalten werden können, muss auf die Haltung der Tiere zwingend verzichtet werden. Messeleitung und Veterinärbehörden sollten das konsequent durchsetzen. Die Katzenausstellung an der Animalia hebt sich bezüglich der Haltung und des Zurechtmachens der Tiere nicht gross von anderen Veranstaltungen ab, die über das Jahr in der Schweiz stattfinden. Da Zurechtmachen (Pudern, Sprayen, Lackieren, Bürsten, Schnipseln) bei Katzen durch die verantwortlichen Verbände (FFH und FiFE) nicht verboten wird, werden die Tiere auch an der Animalia SG je nach Rasse exzessiv zurechtgemacht, bevor sie dem Richter vorgeführt werden. Aus Tierschutzsicht ist dieses exzessive Zurechtmachen problematisch, da es im Widerspruch zum Tierschutzgesetz die Tiere stark instrumentalisiert und ihre Würde beeinträchtigt. Ebenfalls problematisch sind gewisse extreme Zuchtmerkmale, wie die Brachycephalie (Kurzköpfigkeit) beispielsweise bei Exotic Shorthair Katzen. Deren Gesicht wirkt dadurch konkav - der Nasenspiegel befindet sich oberhalb des Augenunterrandes - eine absolute Extremzucht aus STS-Sicht! Es ist bedenklich, dass so extrem gezüchtete Katzen von den Richtern für den Titel des „Best of Show“ vorgeschlagen werden! Trotz Mini-Käfigen (70 oder 140 x 70 x 70 cm) wirken die Katzen einigermassen entspannt, allenfalls leicht gespannt. Sehr stark gestresste Katzen sind die absolute Ausnahme. Aus unserer Sicht sollten die Aussteller den Katzen jedoch mehr Rückzugsgelegenheiten bieten. Zudem erscheint es fragwürdig, Katzen derart lange in so kleinen Käfigen auszustellen, denn die gesetzlichen Mindestvorschriften für die Katzenhaltung fordern mindestens 7m2 für 1-4 Katzen! Bei der Hundeausstellung wurde weniger die Haltung als der Umgang mit den Hunden und das Zurechtmachen beurteilt. Obwohl die meisten Methoden des Zurechtmachens gemäss Reglement der Hundeausstellung verboten wären (Pudern, Sprayen, Schnipseln, Trimmen, Einflechten, Wickeln etc.), werden die Hunde vieler Rassen stark bis exzessiv mit diesem Methoden zurechtgemacht. Eine Kontrollperson, die das Verbot umsetzen würde, ist nicht auffindbar; niemand wird wegen des eigentlich verbotenen Zurechtmachens disqualifiziert oder weggewiesen. Eine Sekretärin des organisierenden Vereins der Hundeausstellung wird sogar dabei beobachtet, wie sie einen Hund verbotenerweise sprayt. Die aufgehängten Verbote und das im Katalog der Ausstellung abgedruckte Reglement sind also nur „for Show“. Es ist bedenklich, wenn eine internationale Hundeausstellung Regeln aufstellt, die sie dann weder kontrolliert noch einhält! Die exzessiv zurechtgemachten Hunde werden unseres Erachtens im Sinne des Tierschutzgesetzes instrumentalisiert und ihre Würde verletzt. Ob die Hunde sich ruhig oder gestresst zeigen, hängt sowohl von der Rasse als auch vom Ausstellungsort ab. In der grossen Ausstellungshalle herrscht grosses Gedränge und Hektik, in kleineren Hallen mit nur zwei Ausstellungsringen ist es ruhiger. Gerade nervöse, empfindliche

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Rassen, die die Ausstellungssituation schlecht ertragen (Windhunde, Australian Shepherd, Boxer etc.) sollten daher von den Organisatoren in ruhigere Hallen verlegt werden. Die Hygiene an der Hundeausstellung ist mangelhaft, in den Ausstellungshallen drängen sich nicht nur Menschen und Hunde dicht an dicht, sondern es stinkt teilweise erbärmlich nach Urin und Kot. Das Problem des Gedränges und der Hygiene könnte behoben werden, wenn mehr Hallen verwendet und die Ausstellungsringe weiter auseinander verlegt würden. Dies würde den Ausstellern dann auch die Möglichkeit bieten, ihren Hunden die Rückzugsgelegenheiten zu schaffen, die an der Ausstellung zurzeit noch grösstenteils fehlen..

Die einzelnen Ausstellungsteile im Detail Katzenausstellung (Halle 3.1) Verantwortliche Rassekatzen Vereinigung Ostschweiz RKVO, Mitglied der Fédération Féline Helvétique FFH. Es handelt sich um eine internationale Rassekatzenausstellung mit rund 291 Rassekatzen (in der Werbung angegeben ist, dass die Ausstellung 400 Katzen umfassen würde), und zwar um eine gerichtete Ausstellung: Die Katzen einzelner Rassen und Kategorien werden von Richtern nach dem jeweiligen Rassestandard beurteilt. Die Katzenausstellung präsentiert sich gleich wie alle anderen Katzenausstellungen, die in der Schweiz übers Jahr durchgeführt werden. In der Halle 3.1 werden nur Katzen präsentiert/gehalten, nebst einigen Anbietern von Katzenfutter und Zubehör befindet sich eine kleine Bar mit wenigen Tischchen in derselben Halle. Das gleich nebenan liegende Restaurant ist wenig besucht und durch Glastüren gut abgetrennt. An der Stirnseite der Halle befinden sich die Richtertische, einige kahle Katzenboxen (Metallboden) für die temporäre Aufbewahrung der Katzen vor dem Richten, und eine Bühne, die eine Lautsprecheranlage aufweist (die dann aber relativ wenig lautstark ist). Die Lautstärke in der Mitte der Halle beträgt in Bodenhöhe 63-64 dB, in Augenhöhe 59-63 dB. Der Geruch in der Halle erinnert an eine Tierarztpraxis, vermutlich wegen der für Richtertische und Temporärboxen verwendeten Desinfektionsmittelsprays. Die Temperatur beträgt 22°C, Durchzug ist keiner spürbar.

Haltung der Katzen Die Katzen werden in Boxen von 70 x 70 x 70 cm bzw. 70 x 140 x 70 cm gehalten, die auf Tischen in 5 Vierecken im Raum angeordnet sind, mit jeweils ca. 8-10 Boxen Seitenlänge. Die Aussenseite dieser Quadrate ist für die Besucher zugänglich, der Innenraum den Katzenbesitzern vorbehalten, die dort Tische haben, auf denen sie die Katzen zurechtmachen, essen, lesen, sich die Zeit vertreiben. Die Boxengrösse ist weit unter dem, was das gesetzliche Minimum für eine Katzenhaltung vorschreibt (7m2 für bis zu 4 Katzen). Solche Katzenboxen werden offenbar immer noch schweizweit von den Veterinärämtern für Katzenausstellungen (Temporärhaltung 1-2 Tage) toleriert . Fakt ist aber, dass die Bewegungsfreiheit der Katzen in den zwei Tagen extrem stark eingeschränkt ist wie auch ihre Möglichkeiten, sich vor den Besuchern zurückzuziehen. In den Boxen werden die Katzen teils einzeln, teils zu mehreren gehalten.

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Die Katzenboxen sind eher spärlich mit Rückzugsgelegenheiten und Sichtschutz ausgestattet. Nur bei zwei Boxen am Samstag und sechs Boxen am Sonntag ist mehr als die Hälfte der Besucherfront blickdicht abgedeckt, so dass sich die Katzen vor den Besuchern zurückziehen können, wenn sie wollen. Am Samstag enthalten zwei Drittel der ca. 128 Boxen (nicht immer alle in Betrieb), am Sonntag die Hälfte wenig bis keine Deckungsmöglichkeiten für die Katzen; diese sind den Blicken der Zuschauer also vollständig ausgeliefert. Ein Drittel der Boxen enthält am Samstag wenigstens eine Höhle oder ist zu weniger als der Hälfte der Besucherfront blickdicht abgedeckt; am Sonntag sind immerhin 50% der Boxen entsprechend mit Rückzugsmöglichkeiten versehen. Dabei ist zu bemerken, dass Anstarren für Katzen verhaltensbiologisch eine Drohung darstellt (genauso wie bei Hunden), und nur halbgeschlossene Augen oder Blinzeln von Katzen als nicht bedrohlich angesehen werden. Immerhin zwei Drittel aller Boxen sind zur Besucherseite hin entweder mit Gaze oder einem durchsichtigen Plastik abgedeckt, so dass die Besucher die Katzen darin nicht berühren können. Allerdings reduziert eine Plastikabdeckung die Luftzirkulation in der Box und ist daher keine optimale Lösung (Wärmestau). Total hat es in sieben Boxen keine Katzentoilette, in 18 Boxen kein Futter, in 13 Boxen kein Wasser. Im Schnitt werden pro Rundgang um alle fünf Ausstellungsquadrate sieben Katzen entdeckt, die in der Katzentoilette liegen. Gemäss dem Ausstellungsreglement der FFH (Art. 6) sind Unterlage und Vorhänge vorgeschrieben, Katzentoilette und Wasser (!) aber nur „bei Bedarf“.

Stressreaktionen der Katzen Die Mehrzahl der Katzen zeigt sich trotz der geringen Rückzugsmöglichkeiten relativ entspannt. Gemäss Cat Stress Score von Miriam Kessler sind 3% der Katzen vollkommen entspannt (Score 1), 50% leicht entspannt (Score 2), 33% leicht gespannt (Score 3), 13% ziemlich angespannt (Score 4) und nur eine Katze erreicht einen Score 6 von total 7, ist also sehr stark angespannt. Diese Katze, eine British Shorthair, hat weit aufgerissene Augen, stark geweitete Pupillen, und schleicht in Zeitlupentempo, mit dem Bauch am Boden und dem Körper sonst absolut steif, von der Katzentoilette, wo sie zeitweilig bewegungslos gekauert sitzt, auf die andere Käfigseite, wo sie sich hinter dem seitlichen Vorhang zu verstecken versucht. Diese Katze hätte der Besitzer sicher nicht an die Ausstellung mitnehmen sollen. Bei allen anderen Katzen kann angenommen werden, dass sie mehrheitlich gut an den Ausstellungsbetrieb gewöhnt sind und nicht übermässig belastet sind.

Umgang mit den Katzen, Zurechtmachen Sehr problematisch ist aus unserer Sicht das exzessive Zurechtmachen der Katzen vor der Beurteilung durch den Richter. Insbesondere Langhaarrassen werden gebürstet, toupiert, gepudert, gesprayt, Nasen, Augen und Ohren feucht ausgerieben und mit Wattestäbchen eine nicht erkennbare Substanz aufgetragen, teils auch Farbpuder ins Fell und auf die Haut gerieben. Es ist jedoch schwierig, das Zurechtmachen zu quantifizieren, da es innerhalb der Quadrate der Katzenboxen durchgeführt wird und daher nur durch die Katzenboxen hindurch oder durch die schmalen Zugangswege ins Innere der Quadrate beobachtet werden kann. Es existieren keine Beschränkungen für das Zurechtmachen von Katzen für Ausstellungen seitens der FFH.

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Aus Tierschutzsicht ist das Zurechtmachen der Katzen dann problematisch, wenn die Tiere nicht ausreichend an die Prozeduren gewöhnt sind, diesen übermässig lange ausgesetzt werden oder von den Besitzern unter Zwangsmassnahmen (Festhalten, auf den Tisch Drücken) gesetzt werden, damit diese die Prozeduren durchführen können. Ausserdem widerspricht es im Sinne des Tierschutzgesetzes der Würde des Tieres, wenn es derart instrumentalisiert wird,

Tierschutzverordnung, Art. 16 Verbotene Handlungen bei allen Tierarten 2 Namentlich sind verboten: i. das Vornehmen oder Unterlassen von Handlungen am Tier im Hinblick auf Ausstellungen, wenn dadurch dem Tier Schmerzen oder Schäden zufügt werden oder sein Wohlergehen auf andere Weise beeinträchtigt wird; Tierschützerisch problematisch ist oft auch das Handling der Katzen zur Präsentation vor dem Publikum. Insbesondere die grossen Katzenrassen wie Maine Coon, Norwegische Waldkatze und Orientalen, werden auf die Hände der Besitzer sozusagen aufgebockt und langgezogen, eine Hand hinter den Ellbogen der Vorderbeine, eine Hand vor den Knien der Hinterbeine. Die meisten Katzen sind sich dies zwar offenbar gewohnt und wehren sich nicht mehr dagegen, doch es bleibt der Eindruck einer völlig unnötigen Zwangsmassnahme.

Extremzuchten An der Ausstellung werden total vier Nacktkatzen, vier Devon Rex, sechs Perserkatzen und sieben Exotic Shorthair präsentiert - Rassen, die als Extremzuchten bezeichnet werden können (die Nacktkatzen und Rex, weil ihnen die Schnauzhaare (und bei der Nacktkatze das Fell) ganz oder teilweise fehlen, Perser und Exotic Shorthair wegen extremer Brachycephalie).

Manche Katzen dieser Rassen haben nicht nur kaum eine Nase mehr, ihr Gesicht ist effektiv konkav, nach innen gestülpt, der Oberrand des Nasenspiegels liegt über dem Unterrand der Augen. Einige dieser extrem brachycephalen Katzen werden als Kandidat für „Best of Show“ vorgeschlagen, ein typisches Beispiel für höchst problematische Förderung einer tierschutzrelevanten (und im Sinne des Tierschutzgesetzes verbotenen) Übertypisierung von Rassemerkmalen durch die Richter.

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Beurteilung Die Katzenhaltung unterscheidet sich nicht gross von allen anderen Katzenausstellungen in der Schweiz, weder was die Anzahl der Katzen noch was die Einrichtung der Boxen anbelangt. Es werden an Ausstellungen durchwegs auch Katzen mit Extremzuchtmerkmalen gezeigt. Dies obwohl das Tierschutzgesetz Extremzuchten verbietet. Verbesserungsbedarf besteht auch bezüglich Einrichtung der Boxen (mehr Rückzugsmöglichkeiten) und des Zurechtmachens. Da bei Katzenausstellungen sämtliche Methoden des Zurechtmachens erlaubt sind, wird auch entsprechend hemmungslos an den ausgestellten Katzen, vor allem den Langhaarkatzen, frisiert und gepudert und gezupft. Es scheint, es wird da mehr auf Schein denn auf Sein geachtet, und die Katzen sind dabei die Leidtragenden, wenn sie die Prozeduren manchmal stundenlang über sich ergehen lassen müssen.

Terraristik und Aquaristik (Halle 3.0) In dieser Halle ist die Lautstärke ertragbar (65 dB). Es gibt in der Halle kleinere Infostände, beispielsweise über naturnahes Gärtnern und einheimische Kleintiere, Terraristik, Schildkröten und Aquaristik. Ganz zuhinterst in der Halle finden in einem durch Tücher abgetrennten Raum Vorträge statt, und gelegentlich präsentiert Olma-Messechef Reto Brun, der auch ein aktives SIGS-Mitglied ist, bei den Schildkrötengehegen über Mikrofon Informationen zur Schildkrötenhaltung (dann wird es kurz etwas lauter in der Halle).

Reptilien ohne Schildkröten Schlangenzoo Eschlikon: Schlangen, Vogelspinnen und Echsen. Schlangen werden mit einer Ausnahme einzeln gehalten, meist in 1.5 x 1.5 m = 2.25 m 2 grossen Terrarien (kleine Individuen) oder in 2.5 x 2.5 m = 6.25 m 2 grossen Terrarien (mittelgrosse und grosse Tiere). Es werden folgende Arten ausgestellt: Tigerpython (5m), Schönnatter, Streifennatter, Königsnatter, Diamantklapperschlange, Indigonatter, Python, Kobra, Blauzungenskink. Die Schönnatter und Streifennatter werden gemeinsam in einem grossen Terrarium gehalten. Laut Besitzer ist während der Ausstellung der Verdacht aufgekommen, dass die Schönnatter trächtig sein könnte. Auch das Handling der Tiere kann beobachtet werden. Es erfolgt sehr ruhig und sicher. Die Terrarien sind gut einrichtet mit Bodengrund, Kletter- und Versteckmöglichkeiten und Wasserschalen. Eine Schlange wird den Besuchern ausserhalb des Terrariums vorgeführt. Ein 5m langer, bewilligungspflichtiger Tigerpython wird auf einer Fläche von 6.25 m 2 gezeigt. Das steht im Widerspruch zur Tierschutzgesetzgebung, welche 12.5 m2 (einmal mal einhalb mal Körperlänge) fordert.. Es ist kontraproduktiv, wenn mit der Ausrede einer temporären Haltung Tiere auf Flächen gezeigt werden, die massiv kleiner sind als das gesetzliche Minimum, denn dies gibt den Ausstellungsbesuchern und potentiell Interessierten ein falsches Bild dessen, was für die korrekte (gesetzeskonforme) oder gar optimal-tierfreundliche Haltung einer Tierart an Platz und Einrichtung nötig ist. Von den Veterinärämtern werden Ausnahmen an Ausstellungen offenbar toleriert, aber es ist nicht einsichtig, warum dies ausgerechnet bei Katzen und Reptilien der Fall sein darf, während bei anderen Arten auf die Einhaltung der Mindestvorschriften gepocht wird. Es wird offenbar nicht bei allen Tierarten mit gleich langen Ellen gemessen.

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Beurteilung: Grundsätzliche gute Reptilienhaltung, allerdings sind die Terrarien für die grossen Individuen (Tigerpython) kleiner, als die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmasse für die Haltung dieser Tiere. Das vermittelt einen falschen Eindruck; die Messebesucher könnten meinen, man dürfe solche Schlangen auf dieser geringen Fläche halten. Besser wäre es allemal, entweder auf grosse bzw. lange Schlangen zu verzichten oder dann Terrarien aufzustellen, die den gesetzlichen Mindestmassen entsprechen, so dass die Messebesucher klar sehen, welcher Aufwand für eine solche Schlangenhaltung betrieben werden muss.

Schildkröten Die von SIGS aufgestellten Schildkrötengehege sind wie immer vorbildlich und tiergerecht eingerichtet mit Erde, Steinen, Holz, Pflanzen, Versteckmöglichkeiten, Wärmelampen. In einem 3.5 x 5.5 m grossen Gehege befanden sich fünf Schildkröten, in einem 3 x 3 m grossen Gehege nochmals fünf jüngere Individuen und in einem Kleintierkäfig zwei „Babys“ vom Sommer 2012. Der Käfig ist allerdings Teil des edukativen Konzepts der SIGS, das kommuniziert, dass Schildkröten nicht artgerecht in solchen Käfigen gehalten werden können. Olma-Messeleiter Rolf Brun, aktives SIGSMitglied, ergreift auch selber das Mikrophon und kommentiert, was artgerechte Schildkrötenhaltung bedeutet. Beurteilung: Vorbildliche Schildkrötenhaltung, sehr gutes Edukationskonzept.

Insekten und Spinnen Die Insekten werden alle in 30 x 40 cm Terrarien gehalten. Es handelt sich um verschiedene Gespensterschreckenarten, welche auch live ausserhalb des Terrariums den Besuchern vorgeführt werden. Die ca. 45 Vogelspinnen werden in Einzelhaltung in 50 x 100 cm Terrarien gehalten. Für Wirbellose wie Insekten oder Spinnen bestehen keine gesetzlichen Haltungsvorschriften. Die Terrarien sind gut eingerichtet mit Bodengrund, Ästen und Grünfutter (bei den Gespenstschrecken).

Fische und aquatische Wirbellose Verein Aquaria St.Gallen: Zierfische Ausgestellt sind 3 Meerwasserbecken und 6 Süsswasserbecken. Ein Meerwasserbecken enthält die Qualle Aurelia aurita, ein anderes Salzwasserbecken zeigt Anemonenfische und Anemonen. In den Süsswasserbecken werden gehalten:

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Schneckenbuntbarsche (Neolamprologus multifasciatus) mit genügend Schneckenhäusern als Unterschlupf / Brutort

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Tanganjikaseecichliden (Julidochromis)

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Ca. 25 Banggai-Kardinalbarsch, ein Maulbrüter, aus Eigenzucht. Schön eingerichtetes Becken, das zum Verkauf steht.

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Verschiedene Becken mit Wirbellosen (Hydren, Schnecken, kleine Krebsartige)

Die Becken sind allgemein gut eingerichtet, mit Strukturen und Verstecken. In Süsswasserbecken mit Welsen hat es überall Wurzeln (notwendig für Ernährung und Verdauung bestimmter Welsarten). Die Fische zeigen, soweit dies beurteilbar ist, normales Verhalten, bloss ein Becken ist etwas

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überbesetzt (Kardinalbarsch). Zwei Becken sind nicht beschriftet, es sind jedoch genügend Betreuungspersonen vorhanden, so dass sich interessierte Besucher erkundigen können. Beurteilung: Gut eingerichtete Aquarien, nicht überbelegt, Information und Beratung vorhanden, Aquarien könnten etwas besser angeschrieben sein.

Aussenbereich Lamas und Alpakas Tiere von Alpaka Appenzell, Markus & Nyree Bischofberger, Hinterarnig 250, 9105 Schönengrund. Gleich neben der Aussenarena, in der Hundesportvorführungen stattfinden, ist das Kamelidengehege untergebracht, mit zwei Lamas in einem Gehegeteil von 6 x 3 m = 18 m 2, zwölf Alpakas im anderen Teil mit den Massen 10 x 6m = 60 m2. Diese Masse sind weit unter den gesetzlichen Mindestvorschriften für die Haltung von Lamas und Alpakas. Die zwei Lamas benötigten 500m 2 Fläche, die Alpakas 1680 m2. Etwa ¼ des Geheges ist mit einer Art Teppich oder Vlies abgedeckt, der Rest ist Asphalt, Über dem Teppich befindet sich ein grünes Schattendach, ebenfalls dort sind Heuraufen angebracht, und die Tiere ruhen meist in diesem Bereich, da dieser auch auf dem Teppich eingestreut ist. Der gesetzlich vorgeschriebene Liegebereich ist somit vorhanden. Mit ca. 15m2 ist der Liegebereich für zwölf Alpakas ist er aber sehr knapp bemessen und unter dem gesetzlich Vorgeschriebenen (2m2 pro Tier). Wasser und Heu ist stets vorhanden und sauber.

Die Neuweltkameliden wirken bei den Vorführungen auf den Nebenplätzen stark gestresst durch die Lautstärke und Musik. Die Lamas zeigen stereotyp anmutendes Verhalten und laufen unruhig im Kreis, die Alpakas sind meist als Gruppe eng zusammengedrängt. Die Lautstärke beim Alpakagehege beträgt während der Hundevorführungen 76 – 80 dB. Zwischen den Shows sind die Tiere zwar etwas entspannter, aber immer noch unsicher und nervös. Beurteilung: Die Lage der Neuweltkamelidengehege, die Gestaltung und ihre Grösse sind mangelhaft. Das Gelände von Olma Messen würde genügend Fläche bieten, um die Lamas und Alpakas an einem ruhigeren Ort tierfreundlich unterzubringen. Nur schon die Verschiebung des Geheges um einige Dutzend Meter weg von den beiden Hundevorführungsorten wäre bezüglich Lärmbelästigung der Tiere sinnvoll. Keinesfalls dürfen diese Tiere nächstes Jahr wieder zwischen

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zwei Lautsprecheranlagen untergebracht werden! Ebenso wie bei der Tigerpython sollte wenn schon auf diese Tiere verzichtet werden, wenn sie nicht in gesetzeskonformen Gehegegrössen ausgestellt werden können. In einem grossen, strukturierten Gehege mit Rückzugsmöglichkeiten könnten die Tiere auf mehr Distanz zu den Messebesuchern gehen, was die Belastung der Tiere vermindert. Dass die Tiere auf Asphalt gehalten werden, kann während der Messe nicht verhindert werden, da kein Naturboden zur Verfügung steht. Die eingestreute Liegefläche muss aber ebenfalls den gesetzlichen Mindestvorschriften entsprechen, damit alle Tiere bequem liegen können.

Ponyreiten Unter einem runden Zirkuszelt von ca. acht Metern Durchmesser bietet Rodolfos Zoo Ponyreiten an. Das Ponyzelt befindet sich zwischen einem grossen Wasserbecken, in dem Wasserrettungshunde vorgeführt werden, und dem Lama/Alpakagehege neben der grossen Aussenarena, wo Hundesport vorgeführt wird. Die Kommentare zu den Vorführungen werden allesamt verstärkt, und daher schwankt der Lärmpegel bei den Ponys von 64 dB (ohne Vorführungen) bis 74 dB (mit Vorführungen auf beiden Seiten). Der Boden des Zeltes ist abgedeckt mit Plastik und Hobelspänen; die Tiere nicht direkt auf dem Beton. Trotz des sonnigen Wetters gibt es in dem offenen Zelt keinen Hitzestau.

Die Tiere gehen mit Pausen den ganzen Tag im Rund. Während der Pausen werden sie am Zeltrand am Halfter mit einem Strick angebunden, bekommen Heu, der Sattel bleibt aber auf. Ob der Sattelgurt dabei gelockert wird, kann nicht eruiert werden. Täglich passieren wir acht bis 13mal das Ponyreiten, dabei wird nur einmal beobachtet, dass die Tiere Wasser bekommen. Wasser ist vorhanden in grossen Kanistern, die aber der Befestigung des Zeltes dienen - die Tiere kommen von selbst nicht an dieses Wasser heran. Je nach Andrang von reitwilligen Kindern werden entweder alle Tiere eingesetzt, oder eines kann jeweils in der Zeltmitte, wo auch Futterbehälter gestapelt sind, pausieren. Beurteilung: Die Tiere sollten sich während der Arbeitspausen von den Besuchern zurückziehen können, wenn sie wollen. Sie müssen dann Wasser zur freien Verfügung haben und der Sattelgurt sollte zumindest gelockert werden. Ansonsten scheint es aber nicht, dass die Ponys übermässig beansprucht sind oder beispielsweise durch den Lärm der Vorführungen gestresst würden.

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Kleintiere und Geflügel (Halle 7.0, Untergeschoss) Verantwortlich: Kleintiere Schweiz in Kooperation mit den Kantonalverbänden von Kleintierzüchtern St.Gallen, Thurgau und beider Appenzell. Im Erdgeschoss der Halle 7 werden verschiedene Kaninchenrassen, Geflügel, Zwergziegen und Ratten ausgestellt. In dieser Halle befindet sich kein Restaurant, es findet aber dreimal eine Kaninhop-Veranstaltung in der Halle statt, die sehr viel Publikum anzieht und über Lautsprecher kommentiert wird. Während der Kaninhopveranstaltung werden Schalldrucke von 65 – 76 dB gemessen, jedoch auch zu Zeiten, wenn kein Kaninhop stattfindet, schwankt die Lautstärke zwischen 65 bis 73 dB. Spitzen werden insbesondere dann erreicht, wenn einer der vielen Hähne kräht. Beim Eintreten in die Halle ist der Geruch nach frischem Stroh auffallend, es herrscht eine angenehme, nicht zu heisse Temperatur, und es gibt nur im Eingangsbereich ein wenig Luftzug.

Kaninchen (6 Einzelboxen) Gleich hinter dem Eingang zu Halle 7 ist ein blauer Teppich ausgerollt, rechts und links davon befinden sich relativ verloren, und von allen Seiten vergittert und zugänglich, sechs Bodenboxen à 1 m2 für je ein einzelnes Kaninchen. An dieser Stelle ist es relativ zugig, da sich die Boxen gleich hinter der offenen Eingangstür befinden. Die Boxen sind mit Stroh eingestreut. Die Kaninchen haben einen umgedrehten Korb als Unterschlupf, wobei die meisten Kaninchen mittlerer bis grosser Rassen gar nicht ganz unter den Korb passen. Vor den Besuchern können sie sich daher nicht zurückziehen. Alle Tiere haben eine Wasserschale und eine Futterschale sowie einige Tiere einen Hasel-Ast mit Blättern zur Verfügung. Die Kaninchen sind eher inaktiv bis apathisch, liegen entweder im Korb oder gegen die Seitenwand der Box gepresst. Einzelne haben aufgerissene Augen. Die Kaninchen in diesen Boxen nehmen an den Kaninhop-Vorführungen teil.

Beurteilung: Die Tiere in diesen Boxen sind einzeln und völlig schutzlos ausgestellt, mit unzureichenden Rückzugsmöglichkeiten. Sie zeigen Belastungsanzeichen (aufgerissene Augen, bewegungsloses Verharren in kompakter Hockstellung). Solche ringsum zugänglichen Boxen sollten

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in Ausstellungen mit Publikumsverkehr nicht verwendet werden, mindestens zwei Seiten der Box müssten abgedunkelt sein.

Kaninchen (12 Bodengehege) Weitere Kaninchen verschiedener Rassen werden in total 12 Bodengehegen gehalten, die von stabilen Holzzäunen umgrenzt sind, die ca. 70cm hoch und mit dem Hinweis, dass die Besucher die Tiere nicht berühren oder streicheln sollten, versehen sind. Die Gehege sind mit der jeweiligen Rasse und dem Züchternamen und dessen Adresse angeschrieben. Zehn der Bodengehege messen je vier m2, zwei sind etwas grösser, zwischen fünf und sechs m2. In den meisten Gehegen sitzt eine Zibbe mit ihren Jungtieren; nur in einem einzigen Gehege ist nur ein einzelnes Kaninchen (ein RassenMischling) zu entdecken.

Alle Boxen enthalten mindestens einen harrassähnlichen Unterschlupf, der in der Mitte des Geheges untergebracht ist. Die Gehege sind gut mit Stroh eingestreut und bieten Wasser und teils Futter in Schalen. Teils ist auch Heu vorhanden. Frischfutter (Gras, Kräuter) können wir aber nirgends entdecken. Nagematerial ist ebenfalls nicht vorhanden. Nur in einem einzigen der Gehegeabteile liegt ein ca. 50cm langes Aststück zum kaninchengemässen Nagen auf dem Unterschlupf. Die aktiven Tiere machen einen interessierten Eindruck, fressen oder bewegen sich. Sie ziehen sich ausnahmslos zum Ruhen in den Unterschlupf zurück. Die Gehege machen einen sauberen, aber sehr kahlen Eindruck. Beurteilung: Diese Kaninchenhaltungen sind vom Platz her zwar grosszügig, von der kaninchengemässen Möblierung her jedoch sehr bescheiden eingerichtet. Hier wurde eine Chance verpasst, einem grossen, interessierten Publikum eine tierfreundliche Einrichtung von Kaninchenställen zu demonstrieren. Wenigstens ist in jedem Gehege zumindest ein Unterschlupf vorhanden. Da es sich um Zibben mit Jungtieren handelt, die gerne auf einem Haufen liegen, können alle Tiere den Unterschlupf gleichzeitig verwenden. Raufutter ist vorhanden, Nagematerial fehlt komplett, obwohl es nach TSchV vorgeschrieben ist. Der Unterschied zwischen den beiden Kaninchenhaltungstypen ist frappant: die 4-m 2-Gehege sind zwar relativ kahl, aber wenigstens platzmässig grosszügig und die Kaninchen darin zeigen normales Verhalten. Die Kaninchen in den 1-m2-Boxen, die nur eine ungenügende Rückzugsmöglichkeiten haben, sind dagegen zumeist angespannt, regungslos, praktisch nicht aktiv.

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Zwergziegengehege In diesem Gehege von ca. 60m2 werden neun erwachsene Ziegen und ein wenige Tage altes Jungtier gehalten. Die Einstreu besteht aus Hobelspänen und Stroh; es gibt erhöhte Kletterstrukturen (Strohballen, Holzstämme, Äste und eine mit Rasenteppich ausgelegte erhöhte Fläche) sowie einen gedeckten Unterschlupf mit Sichtschutz, in den sich die Mutterziege mit dem Jungen zurückziehen kann. Der Besitzer ist anwesend; er nimmt das Kitz auf den Arm und zeigt es den um das Gehege herumstehenden Besuchern, hält es ihnen auch zum Streicheln hin. Als er es wieder im Gehege zu Boden stellt, kommt die Mutterziege angerannt, verteidigt das Kitz gegen andere Ziegen und führt es in den Unterschlupf. Beurteilung: Gute Haltung mit Deckungs- und Klettermöglichkeiten, Beschäftigungsmaterial und gross genug, so dass die Ziegen sich jederzeit vor den Besuchern zurückziehen können. Das Herumzeigen des Kitzes war wahrscheinlich eher für das Muttertier eine Belastung denn für das Jungtier.

Hühnergehege gross (mit einem einzelnen Kaninchen)

In einem relativ offenen Gehege von ca. 6 x 6 m werden sieben Hähne und vier Hühner einer kleinen Rasse gehalten; zwei Glucken sind führend. Das Gehege ist in der Mitte mit Holzschnitzeln eingestreut, am Rand sind ringsum 50 cm Rasen ausgelegt. Das Gehege ist mit einem Strohballen, einem Gerüst aus Naturästen und einem Harass strukturiert, enthält Sandbad, Futter und Wasser. In diesem Gehege hält sich auch ein Kaninchen auf; dabei ist unklar, ob dieses Tier aus Versehen in dem Gehege gelandet ist– es versteckt sich meistens unter dem Harass. Eine Mitarbeiterin der Kaninchenhilfe jedenfalls fängt es am Sonntag aus dem Gehege und sucht unter den KaninhopTeilnehmern nach dem Besitzer.

Bodengehege mit freisitzendem Hahn In einem Kaninchen-Bodengehege von 120 x 120 cm und ca. 50 cm Höhe werden zwei Hennen und ein Hahn gehalten. Das Gehege ist zur Hälfte mit Rasen, zur anderen mit Holzschnitzeln ausgelegt. Es enthält eine Futter- und eine Wasserschale sowie halbierte Äpfel als Saftfutter. Am Sonntag liegt auf dem Gehege ein kärglicher Weisstannenzweig. Sonst gibt es für die Tiere keine Deckung; man kann sich vollständig über das Gehege beugen. Der Hahn wird regelmässig herausgenommen und auf den Stiel einer Axt gesetzt, die in einen Scheitstock geschlagen ist. Auf dem Axtstiel ist auch ein

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halber Apfel als Futter angebracht. Der Hahn kann offenbar nicht vom Axtstiel herunterfliegen und sitzt dort, wird von Besuchern berührt, fotografiert und gestreichelt. Gelegentlich wird er wieder zu den Hennen ins Bodengehege zurückgesetzt. Beurteilung: Das Gehege enthält keinerlei Deckungsstrukturen und erlaubt es den Hühnern nicht, sich ihrer Art gemäss in die Höhe zurückzuziehen. Die Besucher können sich – für die Hühner bedrohlich – über das Gehege beugen. Der Hahn auf dem Axtstiel ist offenbar coupiert, so dass er nicht wegfliegen kann. Es ist aber nicht zu beurteilen, ob er nur an den Schwungfedern gestutzt ist (erlaubt) oder an den Fingergliedern coupiert (verboten).

Plexiglasgehege mit zwei führenden Glucken und Brutkasten Ein achteckiges Plexiglasgehege von ca. 1m2 Grundfläche enthält zwei führende Glucken. Im Plexiglas sind auf halber Höhe bis zum Deckel ringsherum Luftlöcher angebracht, zwei der acht Seiten sind durch milchiges Plexiglas undurchsichtig. Das Gehege ist mit Hobelspänen eingestreut und enthält eine Futter- und eine Wasserschale sowie halbierte Äpfel als Saftfutter. Es befindet sich auf einer Höhe, die es erlaubt, sich darüber zu beugen. Am Sonntag liegt auf dem Gehege als Deckung ein kärglicher Weisstannenzweig. Beurteilung: Dieses Gehege bietet trotz der Luftlöcher zu wenig Ventilation und trotz der Milchglasseiten zu wenig Deckung. Die Hühner halten sich meist in der Nähe der Milchglasseiten auf und hudern die Küken unter Flügel und Körper. Insbesondere ist ungeschickt, dass das Gehege von allen Seiten zugänglich ist und sich Besucher – für die Hühner bedrohlich – darüber beugen können. Die Hühner können sich auch nicht in die Höhe zurückziehen.

Neun Hühnerkäfige mit einzelnen Rassen Diese Gehege messen ca. zwei m2, enthalten einen auf zwei Seiten geschlossenen Rückzugbereich mit erhöhtem Sitzbrett und Sitzstange, welche von den Tieren auch genutzt werden: Einige Hennen ziehen sich unter das Brett zurück, um zu ruhen, andere setzen sich darauf. Dadurch, dass jeweils drei solcher Käfige im Dreieck zueinandergestellt werden, sind die Käfige nur von einer Breit- und einer Schmalseite her für die Besucher zugänglich; die vergitterte Rückseite ist nicht zugänglich. Der Boden ist mit sehr groben Holzschnitzeln eingestreut, Wasser und Futter sind in ans Gitter gehängten Schälchen vorhanden, aber kein Sandbad. In jedem Käfig halten sich je ein Hahn und ein bis drei Hennen auf. Bezüglich der Rassen werden auch federfüssige Zwerge gezeigt, bei denen Federn an den Füssen auswachsen, und zwar auch nach vorne. Bei belatschten Tauben wird in der Zucht darauf geachtet, dass die Füsse gegen vorne frei von Federn bleiben; das scheint bei Hühnern nicht der Fall zu sein. Die Federlatschen dieser Hühner sind kotverschmutzt, und es muss angenommen werden, dass sie die Federn beim Scharren behindern. Beurteilung: Nebst dem grossen Hühnergehege sind dies die grosszügigsten Gehege; die Tiere haben Rückzugsmöglichkeiten und die Gehege sind für die Besucher nur beschränkt zugänglich. Eine wirkliche Rückzugsgelegenheit, bei der die Tiere den Blicken der Besucher hätten gänzlich ausweichen können, gibt es dagegen nicht. Es ist schade, dass die grünen Büsche, die als Verzierung gedacht sind, ausserhalb der Käfige stehen. Es wäre für die Hühner interessanter, ungiftige Äste mit Blättern in den Käfigen zu haben! Ebenfalls fehlt ein Sandbad und Scharrmöglichkeit in lockererem Substrat als den groben Rindenschnitzeln.

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Entengehege In diesem Gehege werden zwölf Tiere gezeigt, u.a. Reiherenten und Mandarinenten. Das Gehege verfügt über ein Schwimmbecken ( 4 m2) und einen mit Holzhäckseln eingestreuten Bereich sowie etwas Rasen. Dabei befindet sich das Schwimmbecken auf der von den Besuchern entfernten Seite des Geheges, nahe der Wand und bietet den Enten daher genügend Abstand. Meistens halten sich die Vögel denn auch im oder am Wasser auf. Es sind kaum Belastungszeichen zu sehen; die Tiere verhalten sich normal , es sind sogar Kopulationen zu beobachten. Im Gehege ist ausserdem eine Schale mit Sand aufgestellt, einige Salatblätter liegen verstreut und Bambusbüsche stehen als Deckungsstrukturen neben dem Teich. Beurteilung: Schönes Gehege, genügend Rückzugsmöglichkeit, insbesondere was die Distanz zu den Besuchern anbelangt.

Meerschweinchengehege (Zertifizierte Anlage Kleintiere Schweiz) An einem Stand, bei dem die sogenannte Zertifizierung von Kleintiere Schweiz vorgestellt wird, befindet sich ein Meerschweinchengehege mit zwei Rosettenmeerschweinchen. Das Gehege besteht aus einem Stall, Grundfläche ca. 1 m 2, und einem Aussengehege, ca. 2 m 2. Der Stall weist eine erhöhte Fläche auf (die aber zu hoch oben ist, als dass die Meerschweinchen sie erreichen können), sowie ein einziges Häuschen. Der Stall steht erhöht, Zugang zum Aussengehege ist über eine Rampe gewährleistet. Das Aussengehege ist dick mit Stroh eingestreut und von einem ca. 40cm hohen Gitterzaun umgeben und enthält nur eine Weidenzweigbrücke als Unterschlupf. Der Stall ist mit Hobelspänen eingestreut, enthält Heu ad libitum sowie zwei Karotten; Wasser wird über eine Flasche an der Käfigfront angeboten. Beurteilung: Es handelt sich um keine besonders tierfreundliche Meerschweinchenhaltung. Die Flächen mögen grosszügiger sein als das gesetzliche Minimum, aber die Einrichtung ist nicht Meerschweinchen-gerecht. Es hat zu wenige Unterschlüpfe. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich die Meerschweinchen nur im Stall unter der erhöhten Fläche aufhalten und das ungeschützte, deckungslose Aussengehege nicht aufsuchen. Es fehlen Äste als Nagematerial, und das Wasser befindet sich an der Gitterfront des Stalles gegen die Besucher hin, so dass sich die Tiere vermutlich nicht getrauen, die Wasserflasche zu benutzen.

Taubenschlag (Kleintiere Schweiz) In einem grosszügigen Taubenschlag mit Aussenvoliere (6 m2) und Innenkäfig (4 – 5 m2) mit Bewirtschaftungsgang sind 14 Tauben verschiedener Rassen ausgestellt, denen zwei Vierkant-Sitzstangen auf gleicher Höhe zur Verfügung stehen – ein interessanter Kontrast zu den am Gehege angebrachten Informationen, gemäss denen den Tauben Sitzstangen auf unterschiedlicher Höhe angeboten werden müssten! Der Taubenschlag enthält Futter, Wasser und im Innenkäfig auch Nestboxen, jedoch keinen Grit. Die Tauben sind aktiv, halten sich trotz offenem Türchen zum Innenkäfig jedoch nur in der Aussenvoliere auf. Wieder sind Gebüsch bzw. Äste als Verzierung aussen vor dem Taubenschlag angebracht, keine als Deckungsstrukturen im Innern des Geheges. Es sind keine problematischen Rassen ausgestellt.

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Beurteilung: Grosszügiger Taubenschlag, könnte jedoch noch interessanter eingerichtet werden, beispielsweise keine Vierkanthölzer als Sitzstangen, sondern Naturäste, die unterschiedlich dicht und teils auch federnd und auf unterschiedlichen Höhen angebracht sein dürften, so dass die angeschlagenen Informationen über die Anforderungen an die Taubenhaltung wenigstens dem entsprechen, was im Gehege gezeigt wird.

Graupapageien-Voliere In einer Voliere von ca. 80 x 150 cm und 100 cm Höhe werden total drei Graupapageien gehalten. Die Einrichtung und Beschäftigungsmöglichkeiten sind vielfältig, mit frischen Zweigen, Naturästen und benagbarem Holzspielzeug, Seilen u.ä. Zum Zeitpunkt der Inspektion hat der Halter einen Graupapagei auf der Schulter und zeigt ihn Kindern herum. Die Voliere scheint mehr Verzierung zu sein für einen Verkaufsstand, der vielfältiges Spielzeug für Papageien anbietet. Die Tiere scheinen entspannt zu sein, sie putzen sich. Beurteilung: problemlose Graupapageienhaltung, grösser als gesetzlich vorgeschrieben, aber dennoch noch nicht optimal (zu wenig freie Flugstrecke), gut eingerichtet mit viel Beschäftigung und frischen Naturästen.

Papageienvolieren In je einer weiteren Voliere (Bodenfläche je ca. 6 m2) pro Art werden vier Kakadus, vier Sittiche unbestimmter Art und 13 Wellensittiche gehalten. Die Tiere verfügen über Zweige und Naturäste als Einrichtung. Beurteilung: problemlose Papageienhaltung, grösser als gesetzlich vorgeschrieben, gut eingerichtet.

Fasanenvolieren In fünf mannshohen Käfigen von 3 bis 4 m 2 Grundfläche werden total sieben Fasane verschiedener Arten gehalten (roter Goldfasan, gelbschwänziger Glanzfasan, Formosa-Ringfasan, PellasiRingfasan). Die Käfige enthalten je eine Sitzstange etwa auf Brusthöhe, eine Wasser- und eine Futterschale, eingehängt an der den Besuchern zugewandten Tür, und die Käfige sind mit Hobelspänen eingestreut. Die Fasane sitzen entweder bewegungslos auf den Sitzstangen oder zeigen stark stereotypes Gehverhalten entlang der Rückwand oder an der von den Besuchern am weitesten entfernten Seitenwand der Käfige. Deckung gibt es in den Käfigen keine; allerdings sind vor den Käfigen kleine Tännchen aufgestellt, jeweils ein Bäumchen vor dem Käfigpanel rechts von der Tür. Es liegen dem Schweizer Tierschutz STS Filmaufnahmen vor, die das stark stereotype Verhalten der Fasane an der Animalia zeigen. Das ist ein starker Hinweis darauf, dass die Tiere einerseits gestresst sind, da Stereotypien oft aus Ausweichverhalten entstehen, das repetitiv und in der Form fixiert wird, andererseits zeigen Stereotypien, dass die gegenwärtige und/oder vergangene Haltungsumgebung dieser Tiere ihre Anpassungsfähigkeit überfordert, die Tiere im Sinne der Tierschutzgesetzgebung leiden. Da Stereotypien i.d.R. nicht kurzfristig entstehen, ist anzunehmen, dass die Tiere stereotypes Verhalten nicht erst an der Ausstellung entwickelten, sondern dass bereits vorhandene, durch die Haltung bei den Tierbesitzern verursachte Stereotypien durch Stress und ungenügende Haltungsbedingungen (fehlende Deckung, ungenügende Tiefe der Käfige) an der Ausstellung erst recht stark

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gezeigt werden. Die Tiere wagen sich auch kaum zu den Futter- und Wasserschalen an der Fronttür der Käfige. Sobald sich ein Besucher nähert, ziehen sie sich an die Rückwand der Käfige zurück und kommen so kaum zum Fressen oder Trinken. Leider existieren keine Mindesthaltungsvorschriften für Fasane. Die Tiere sind, mit Ausnahme des Goldfasans, nicht haltebewilligungspflichtig. Erstaunlich ist, dass die an der Animalia gezeigten Gehege nicht einmal den Vorschriften von Kleintiere Schweiz für vorbildliche, zertifizerte Hühnervogelhaltungen entsprechen, denn dort heisst es:

„Die Volieren mussen bepflanzt sein, mit Naturboden, damit die Tiere dem naturlichen Scharrtrieb nachgehen konnen. (...) Ein uberdachter Scharraum oder trockenes Sandbad mussen vorhanden sein. (...) •

Volierengrosse 18 Quadratmeter, 2 m Hohe gelten fur die Langschwanzfasane, Koklasfasane, Glanzfasane, Walichfasane, Huhnfasane, Pfauenfasane, Nacktkehlenfrankoline und Bergfrankoline, sowie alle Raufusshuhner ausgenommen dem Auerhuhn.

Volierengrosse 15 Quadratmeter, 2 m Hohe gelten fur alle Edelfasane, sowie alle Kragen-fasane und alle Kammhuhner. (...)

Quarzgritt- und Muschelkalk muss zur freien Verfugung sein.“

( Quelle: Leitfaden zur Zertifizierung der vorbildlichen Geflugelhaltung (Geflugel und Ziergeflugel), Kleintiere Schweiz ) An der Animalia sind die Käfige wesentlich kleiner, als von Kleintiere Schweiz vorgeschlagen; die Tiere haben keine Rückzugsmöglichkeiten hinter natürlicher Vegetation und kein Sandbad. Beurteilung: Fasanen eignen sich als extrem scheue Wildtiere nicht für eine stark besuchte Ausstellung, insbesondere nicht in Käfigen, die kaum eine Fluchtdistanz oder einen Rückzug vor den Besuchern zulassen. Die Stereotypien der Vögel an der Animalia zeigen, dass ihre Anpassungsfähigkeit klar überfordert ist und dass sie leiden. Vermutlich wäre die Problematik wesentlich weniger gravierend, wenn die Gehegegrössen und –einrichtung wenigstens dem entspräche, was Kleintiere Schweiz für Haltungen vorschreibt.

Rattenclubstand mit Unidom

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Der Club der Rattenfreunde ist mit einem Stand in einer Ecke neben der Fasanenhaltung präsent. In einem Unidom-Gehege werden 3 Ratten präsentiert, die aber wegen der deckungsreichen und vielfältigen Einrichtung des Geheges nicht immer sichtbar sind. Beurteilung: Die Haltung der Tiere ist tadellos und vorbildlich, ausserdem bietet der Stand jede Menge Informationsmaterial und Beratung für Rattenhalter an.

Kaninhop (Sonntag) In Halle 7.0 wird während der gesamten Ausstellungszeit mehrfach Kaninhop (Hindernisspringen mit Kaninchen an der Leine; eine Art Kaninchen-Agility) vorgeführt. U.a. sind jene Kaninchen beteiligt, die in den sechs Einzelboxen am Eingang von Halle 7 untergebracht sind. Da im Rahmen dieses Berichts die Vorführungen mit Tieren an der Ausstellung nicht beurteilt werden, sollen hier nur einzelne Beobachtungen stehen. Diese deuten darauf hin, dass Kaninhop zumindest tierschützerisch nicht unproblematisch ist -

Die meisten Kaninchen, die in Kaninhop eingesetzt werden, scheinen einzeln gehalten zu werden. Dies ist zwar legal, aber beim soziallebenden Tier Kaninchen nicht tiergerecht.

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Es sind vorwiegend Jugendliche und Kinder, die Kaninhop betreiben. Es fragt sich, ob in jedem Fall ein schonendes Training der Kaninchen (Tragen eines Brustgeschirrs, Hindernisse springen) gewährleistet und ob das Fluchttier Kaninchen überhaupt dafür geeignet ist. Dieser „Sport“ wird von Menschen betrieben, die Unbedenklichkeit für Wohl und Gesundheit der Kaninchen wurde unseres Wissens aber nie überprüft.

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Allerdings ist der von uns beobachtete Umgang der Kinder/Jugendlichen mit den Kaninchen soweit korrekt. Es wird weder an den Leinen gezerrt, noch werden die Kaninchen über Hindernisse gezwungen.

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Der Transport zur und von der Austragungsstätte eines Kaninhopwettbewerbs dürfte ein Stressfaktor für die Kaninchen darstellen.

Im Vergleich zum Hunde-Agility, das draussen vor Halle 7.0 vorgeführt wird, scheinen Kaninchen mit wesentlich weniger Eigeninitiative und Elan durch den Hindernisparcours zu gehen; die meisten Tiere müssen mit Stupfen an den Schenkeln zum Springen animiert werden.

Kleintiere und Geflügel (Halle 7.1, Obergeschoss) Im Obergeschoss des Gebäudes 7 in Halle 7.1 werden folgende Tierarten gezeigt: Wachteln, Meerschweinchen, Rennmäuse, Frettchen, Ratten, Zwerghamster sowie in einem Streichelzoo von Kleintiere Schweiz zwei Zwergziegen, acht Hühner und Hähne, mehrere Kaninchen und vier Meerschweinchen. In der Halle 7.1 ist es eher ruhig, ausser wenn in der Arena vor Halle 7.0 Hundevorführungen stattfinden; das erhöht den Schalldruckpegel um einige Dezibel. Bei mehreren Messungen neben dem Streichelzoo, über Samstag und Sonntag verteilt, wird ein Lärmpegel von 65-73 dB gemessen, einzelne Spitzenwerte bei 76 dB. In der Halle befindet sich ein Restaurant, das aber nur über die Mittagszeit gut besucht ist und daher nicht stark zu einer Lärmbelastung beiträgt.

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Streichelzoo Der von Kleintiere Schweiz angebotene Streichelzoo ist aus Tierschutzsicht höchst problematisch. Der Aufbau des für den Streichelzoo verwendeten Geheges ist zwar grundsätzlich gut, denn ein Drittel des ca. 5 x 15m messenden Geheges ist als Rückzugsgebiet für die Tiere abgetrennt, in das sie entweder durch bodenebene Öffnungen im Zaun oder über Strohballen gelangen können. Die Tiere halten sich denn auch meistens in diesem abgetrennten Gehegeteil auf – zumindest diejenigen Tiere, die von den Betreuungspersonen nicht gerade gezwungenermassen aus dem Rückzugsgebiet entfernt und den Streichelzoobesuchern, vorwiegend Kindern, in die Hand gedrückt werden (Meerschweinchen, Kaninchen, einzelne Hühner). Der Zaun selber ist massiv, ca. 90 cm hoch, teils blickdicht, teils aus senkrechten Latten mit Zwischenräumen konstruiert, durch die ein Kind aber problemlos seine Hand ins Gehege strecken kann. Die Einrichtung des Streichelzoos besteht im für die Besucher zugänglichen Teil aus mehreren Strohballen, die von den Besuchern als Sitzgelegenheit angenommen werden. Es stehen ausserdem zwei Heuraufen (am Samstag: leer) herum, sowie eine leere Futterschale und mehrere ganze Rottännchen als Nagematerial. Das Gehege ist mit einer Plastikplane ausgelegt und mit hellen Holzschnitzeln eingestreut. Im Rückzugsgebiet sind ebenfalls Holzschnitzel gestreut, in der Mitte des Geheges ist ein Streifen Rasen ausgelegt, auf dem Wassertränken und Futterschalen stehen. Teils liegen auch Karotten herum. Im Rückzugsgebiet befindet sich ausserdem ein Ziehbrunnenähnliches Objekt von ca. 60cm Durchmesser mit zwei bodenständigen Öffnungen. Die Kaninchen ziehen sich immer wieder in diesen Unterschlupf zurück, in dem aber noch ein Korb mit Heu, eine Futterschale und Hühnerfütterungsanlage schräg hineingestellt sind. Der Unterschlupf wird also teilweise auch als Stauraum verwendet. Weitere Unterschlüpfe gibt es im Rückzugsbereich des Geheges nicht. Einzig unter den schrägen, metallenen Dachträgern der Halle gibt es noch so etwas wie einen geschützten Ort, an den sich zwei der Meerschweinchen denn auch zurückziehen. Ruhezeiten sind zwar angegeben (Sonntag: 11.30 bis 12.00, ca. 15 bis 15.30), werden jeweils aber nur ad hoc bestimmt, wie aus den Gesprächen zwischen den Betreuern klar wird, und mittels handgeschriebenem A4-Blatt an der Eingangstüre angeschlagen.

Die Betreuung des Streichelzoos wird durch Jungzüchter von Kleintiere Schweiz bewerkstelligt, vereinzelt von einer erwachsenen Person. Am Samstag sind nur drei Teenager als Aufsichtspersonen im Streichelzoo, wobei ein Mädchen den Einlass durch die Tür des Streichelzoos überwacht, zwei

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Jungen gegen den Zaun gelehnt stehen und dem Treiben im Streichelzoo ohne Eigeninitiative zuschauen. Sie reagieren nicht, wenn Kinder herumrennen, auf den Strohballen herumhüpfen, sich an den schrägen Metallträgern der Hallenkonstruktion entlang hangeln, kurz, den Streichelzoo als Spielplatz missbrauchen - und das zwischen Kindern, die lebende Tiere auf dem Schoss halten, mit Tieren im Arm herumgehen oder sogar mit Tieren im Arm herumrennen! Am Sonntag ist jeweils eine erwachsene Frau als Aufsichtsperson zugegen, bedient entweder die Eingangstüre oder sorgt dafür, dass die bestreichelten Meerschweinchen und Kaninchen jeweils nach einer bestimmten Zeit dem nächsten Kind weitergereicht werden. Am Sonntag sind jeweils mehrere Mädchen mit gelben Jungzüchter-T-Shirts im Streichelzoo. Sie fangen die Meerschweinchen, Kaninchen und einzelnen Hühner im Rückzugsbereich des Streichelzoos und geben sie den Kindern im zugänglichen Bereich des Streichelzoos zum Streicheln! Die als Streichelobjekte missbrauchten Tiere werden wie Wanderpokale von einem Kind zum nächsten weitergereicht, manipuliert, unfachgemäss aufgehoben, abgesetzt, betatscht und vor allem während der ganzen Betriebszeit des Streichelzoos (acht bzw. sieben Stunden pro Tag minus 3x ½ Stunde Pause pro Tag) von unzähligen Kinderhänden gestreichelt. Wehren sie sich, was bei Kaninchen manchmal vorkommt, werden sie mit einem Nackengriff gemassregelt und dem nächsten Kind in die Hände gedrückt. Sind zu viele Kinder im Streichelzoo, fangen die „Betreuer“ im Rückzugsbereich des Geheges wieder Meerschweinchen, Kaninchen oder Hühner ein und übergeben sie den Kindern. Regeln, die den Betrieb eines Streichelzoos tiergerecht machen würden, gibt es hier nicht. Der Streichelzoo verkommt insbesondere am Samstag zu einem Spielplatz unbeaufsichtigter Kinder und portiert die Botschaft, dass Kaninchen und Meerschweinchen Spielzeug sind und beliebig eingefangen, gestreichelt, herumgereicht werden können. Der von Kleintiere Schweiz eingerichtete Streichelzoo widerspricht damit diametral der Botschaft, die ein Stand der IG Meerschweinchenfreunde gleich nebenan (notabene ebenfalls ein Mitglied von Kleintiere Schweiz) zu vermitteln versucht, nämlich dass Meerschweinchen eben kein Spielzeug sind und Streicheln nicht mögen, ausserdem viele Unterschlüpfe benötigen! Der Betrieb des Streichelzoos mit MeerschweinchenZwangsstreichlung widerspricht ebenfalls dem, was Kleintiere Schweiz selber in seiner Meerschweinchen-Infobroschüre schreibt: „Die allermeisten Meerschweinchen werden aber nicht gern in die Hand genommen und eignen sich deshalb nicht als Streicheltier.“ Das Leiden der betroffenen Meerschweinchen, dieser extrem stressempfindlichen Fluchttiere, kann kaum ermessen werden. Die zwangsgestreichelten Meerschweinchen befinden sich alle in einer bewegungslosen Schreckstarre, man sieht aus drei Metern Distanz den weissen Rand um ihre Augäpfel. Selbst auf ein Handling von nur zehn Minuten reagieren Meerschweinchen bereits mit fünffachem Anstieg des Plasmacortisols (Stresshormon!) und brauchen anschliessend gegen zwei Stunden, bis diese physische und psychische Extrembelastung wieder auf das Ausgangsniveau abgesunken ist. Es erstaunt doch sehr, dass Mitglieder von Kleintiere Schweiz dafür weder Wissen noch Gefühl haben und derart tierschutzwidrig agieren. Beurteilung: Wie die Meerschweinchen und Kaninchen in diesem Streichelzoo behandelt werden, ist erschreckend: Ohne nennenswerte Rückzugsgelegenheiten selbst im Rückzugsbereich des Geheges, regelmässig dem Rückzugsbereich entrissen, stundenlanges Zwangsstreicheln ohne Fluchtgelegenheit, keine Ruhe, keine Möglichkeit zu trinken oder Heu zu fressen, das muss für die Tiere

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ein Alptraum sein! Ein solchermassen betriebener Streichelzoo ist aus Tierschutzsicht absolut untragbar. Falls der Streichelzoo an der Animalia 2014 in ähnlichem Mass betrieben wird, wird der STS Anzeige wegen Tierquälerei erheben!

Frettchenhaltung Der Verein Frettchentreff zeigt in einem 8-m²-Gehege zwei Frettchen. Es ist klar am Gehege angeschlagen, dass Frettchen haltebewilligungspflichtig sind. Der Verein Frettchentreff bietet den einzigen vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) anerkannten Sachkundenachweis für Frettchenhaltung schweizweit an. Die Frettchenhaltung ist reichhaltig eingerichtet, mit vielen Verstecken, Klettergelegenheiten, Spielzeug, mehreren Ebenen, Wasser, Futter. Die zwei Tiere sind aktiv und interessiert auch an den Besuchern. Beurteilung: Vorbildliche, reichhaltige Tierhaltung, gute Information und Beratung.

Stand von Kaninchenhilfe Schweiz Kaninchenhilfe Schweiz zeigt keine lebenden Kaninchen, sondern informiert an ihrem Stand nur über artgerechte Kaninchen- und Meerschweinchenhaltung. Die angebotenen Informationsmaterialien sind exzellent. Beurteilung: Wertvolle Information und Beratung. Der Stand zeigt, dass man auch ohne lebende Tiere zur Schau zu stellen einen attraktiven, gehaltvollen Messeauftritt haben kann.

Stand der IG Rennmausfreunde Die IG Rennmausfreunde zeigt an ihrem Stand vier gesetzeskonforme Terrarien à 50 x 100 cm mit je zwei Tieren (einmal zwei Weibchen, einmal zwei Männchen, ein Paar und ein Paar mit Jungen), die aber nicht zu sehen sind, da sie tagsüber schlafen. Drei der Terrarien sind passabel (sprich genau gesetzeskonform) eingerichtet mit Tiefstreu von ca. 20cm – obwohl im abgegebenen Merkblatt steht, dass die Einstreutiefe mindestens 25cm betragen muss. Eines enthält mit 10-15 cm eindeutig zu wenig Einstreu (ausserdem steht auf diesem Terrarium ein Bildschirm mit Lautsprecher, der zu einer zusätzlichen, unnötigen Belastung der Tiere in diesem Terrarium führt). Eines der Tiefstreuterrarien enthält ein tiergerechtes „Rodent Wheel“, allerdings ist ein Laufrad nach Ansicht von Eva Waiblinger, Fachstelle Heimtiere STS, bei Rennmäusen nicht notwendig. Wichtiger wären eine tiefere Einstreu als es die Gesetzgebung vorschreibt, also mind. 40cm, und grosszügigere Terrarien als das gesetzliche Minimum von 50 x 100cm. Es wird an dem Stand auch ein sogenanntes Vergesellschaftungsterrarium gezeigt, ein 40 x 80cm-Becken, in der Mitte durch Gitter zweigeteilt, so dass zwei Abteile von je 40 x 40 cm entstehen. In diesem Becken werden keine Tiere gehalten, aber es wird kommuniziert, dass Vergesellschaftungen in solchen Becken stattfinden sollen. Es gibt in der Gesetzgebung jedoch keine Zusatzklausel, die die Unterschreitung der gesetzlichen Mindestvorschriften für eine Vergesellschaftung erlauben würde! Vergesellschaftung, bei der die Tiere auf Flächen von 40 x 40 cm gehalten werden, sind demnach illegal. Das abgegebene Informationsmaterial, ein Merkblatt, ist gut. Die Information, die ideale Gruppengrösse bei Rennmäusen sei zwei gleichgeschlechtliche Tiere, weil es dann nicht zu

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Beissereien komme, ist allerdings nicht haltbar. Auch bei Zweiergruppen kann es zu plötzlicher Aggression kommen. Das verkaufte Buch einer deutschen Rennmaushalterin ist ebenfalls wertvoll. Der Stand befindet sich neben dem Stand der Frettchentreffs, aber mit genügend Abstand und einer Trennwand, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Rennmäuse (=Beutetiere) nicht übermässig durch Geruch und andere Immissionen von den Frettchen (=Beutegreifer) belastet werden. Beurteilung: Gesetzeskonforme, aber keine besonders vorbildliche Haltung, passable Information und Beratung. Negativ: Vergesellschaftung auf Flächen von nur 40 x 40cm pro Tier ist gesetzlich nicht erlaubt.

Stand von Kleinnagerzüchtern Die zwei Stände des Schweizer Kleinnager Zuchtvereins SKZ zeigen zwei sehr grosszügige Terrarien, eines für Zwerghamster, eines für Rennmäuse. Die Tiere sind nicht sichtbar, vermutlich schlafen sie, da dämmerungsaktiv. Die Terrarien sind reich eingerichtet, bei den Zwerghamstern mit vielen Strukturen, bei den Rennmäusen mit Tiefstreu. Die fünf Ratten der Rattenzüchterin Mirjam Spalinger werden in einem doppelstöckigen Käfig (vermutlich "Furret Tower", Ferplast: 80x75x161cm) gehalten, der an sich reichhaltig mit verschiedenen Strukturen (Hüttchen, Rampen, erhöhte Ebenen, Tunnels, Hängematten) ausgestaltet ist, aber ein bisschen viel Plastik insgesamt enthält. Plastikhüttchen sind wegen des darin herrschenden Klimas eher ungeeignet für Tierhaltung, ausserdem können beim Benagen scharfe Kanten entstehen, an denen sich Tiere verletzen können. Die abgegebenen Informationen sind teilweise sehr gut (Merkblätter Rennmäuse, Goldhamster), teilweise werden wichtige Aspekte weggelassen (Zwerghamster und Ratten: vollständiges Fehlen jeglicher relevanter Information zum Sozialverhalten und Gruppen bei diesen monogam bzw. in Familiengruppen lebenden Tieren; bei den Ratten fehlen Angaben dazu, dass Ratten krebsanfällig sind und meist wegen Tumoren frühzeitig eingeschläfert werden müssen). Beurteilung: Schöne Haltung in Doppel- bis Dreifachterrarien bei Zwerghamstern und Rennmäusen, passable Rattenhaltung, teils gute (Goldhamster, Rennmäuse), teils passable Information (Ratten, Zwerghamster) und Beratung.

Wachteln Es werden von Thomas und Nicole Gehringer von www.appenzellerwachteln.ch zwei Gehege à 1.5 mal 2.5m mit je zehn erwachsenen Wachteln gezeigt, daneben ein Brutkasten mit unzähligen Eiern, aus denen über das Wochenende zahlreiche Küken schlüpfen, und eine Kükenbox 50 x 100 cm mit Wärmelampe, Tränke, Futterschale und Plastikgitterboden. Die Gehege für die erwachsenen Wachteln sind erhöht aufgebaut, der eingestreute Boden auf etwa einem Meter Höhe, auf Augenhöhe von Kindern. Die Einrichtung besteht aus einem Pflanztopf in der Mitte des Geheges, einer Holzhütte mit drei Eingängen, in der aber nicht alle Wachteln Platz finden, einer Tränke, Futtertrog und einem mit Salat gefülltem, aufgehängtem Gitterfutterball. Da die Wachteln nicht alle im Unterschlupf Platz finden, muss die Hälfte der Tiere sich jeweils ausserhalb zum Ruhen hinlegen, und zwar meistens direkt am Gitter, wo die Besucher extrem nah

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an die scheuen Tiere herankommen, ja sie durch das Gitter sogar berühren können. Keine Seite des Geheges steht an der Wand oder ist geschlossen, sodass die Tiere nach allen Seiten ausgestellt sind und keinen sicheren Rückzug haben. Einige Tiere hecheln stark, mit geöffnetem Schnabel. Die Wachteln im rechten Gehege (von Hallenmitte aus gesehen) sind deutlich gestresster als die Wachteln im linken Gehege. Im linken Gehege laufen sie noch durch die Gegend, während im rechten Gehege einige Individuen hechelnd auf dem Boden liegen, die Beine vom Körper gestreckt. Die Lautstärke zwischen den zwei Wachtelgehegen beträgt 70 bis 73 dB, insbesondere durch die Lautsprecherdurchsagen der Hundeaktivitäten in der Aussenarena, die sich direkt vor der Halle befindet, werden auch SpitzenSchalldruckwerte bis zu 76 dB gemessen. Der Brutkasten und die Kükenbox bestehen aus einer Chromstahlgitterwanne, in die die ausgeschlüpften Küken fallen (oder einzelne auch zwischen Auffanggitter und Tür des Brutkastens, die Kükenbox mit dem grünen Plastikgitter als Boden). Die Besucher reagieren teils irritiert, wenn sie ganz frischgeschlüpfte Küken sehen, die i.d.R. noch einige Zeit wie tot auf dem Bauch liegen. Ausserdem sind Stimmen zu hören, die finden, dass das ziemlich orientierungslos zwischen Auffanggitter und Brutkastentür herumwatschelnde Küken herausgenommen und zu seinen Artgenossen gesetzt werden sollte. Daneben bieten die Wachtelzüchter Eierlikör und ganze Wachteleier an. Beurteilung: Keine empfehlenswerte und ausstellungstaugliche Wachtelhaltung. Insbesondere fehlen die aus Tierschutzsicht absolut notwendigen Rückzugsmöglichkeiten (mind. eine Seitenwand des Geheges geschlossen, mehrere Unterschlüpfe, in denen alle Tiere Platz finden) für die erwachsenen Wachteln. Die Gehege sollten nicht von allen Seiten einsehbar sein, und die Tiere müssen sich vor den Besuchern zurückziehen können. Dementsprechend zeigen einige Wachteln auch deutliche Anzeichen von Belastung.

Hundeausstellung Besucherhunde An der Animalia sind Besucherhunde zugelassen, so sie älter als 6 Monate sind und einen gültigen Impfausweis mitführen. Eine Leinenpflicht auf dem Messegelände ist nicht explizit ausgeschildert. In allen Hallen ausser denjenigen, in denen die Hundeausstellung stattfindet, besteht Hundeverbot, das von Securitasleuten an den Eingängen auch durchgesetzt wird. Im Aussenbereich bestehen keine Schutzvorrichtungen, die Hunde daran hindern, an die anderen ausgestellten Tiere (Ponys, Esel, Lamas, Alpakas) heranzukommen.

Hundehort (Aussenbereich) Es besteht ein Angebot eines Hundehortes, in dem Besucherhunde maximal 1.5h untergebracht werden können. Es handelt sich dabei um acht im Aussenbereich gegen eine Wand aufgestellte Zwinger der Masse 2.5 x 2m, 2.5m Höhe. Eine Person betreut den Hundehort, indem sie die Hunde in Empfang nimmt. Es findet aber kein direkter Kontakt zwischen dieser Betreuungsperson und den Horthunden statt, diese werden nicht spazierengeführt. Wasser und eine weiche Liegemöglichkeit

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sind vorhanden, zwischen den Zwingerabteilen hat es kaum Blickschutz, auch gegen die Besucherseite nicht. Die Besucher kommen allerdings nicht an die abgesperrten Zwinger heran. Der Lärmpegel beim Hundehort ist relativ hoch, da er sich gleich neben dem Becken befindet, in dem Wasserhunderettungen und –trainings stattfinden, die per Lautsprecher kommentiert werden.

Hundeausstellung Die eigentliche Hundeausstellung IHA steht unter dem Patronat der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft SKG. Es werden über 3300 Hunde von rund 200 verschiedenen Rassen (153 am Samstag, 187 am Sonntag) ausgestellt. Es handelt sich um eine internationale Hundeausstellung; die Hunde werden gerichtet und prämiert. Es sind auch Welpen von drei bis sechs Monaten Alter zugelassen. Der jüngste Hund (ein Sheltie, Nr. 63) ist 14 Wochen alt. Abhängige Jungtiere ohne Mutter sind nicht an der Messe.

„Aufbewahren“ der Hunde vor/nach Richten

Die Hundehalter/-züchter lassen sich i.d.R. um den Ring herum nieder, in dem ihre Rasse gerichtet wird. Teils ist zwischen den Ringen wegen der herumstehenden Sessel, Kennels, Frisiertischen etc. kaum ein Durchkommen. Die Hunde werden teils angebunden, in Transportboxen und –käfigen oder in Laufgittern und in von der Messeleitung installierten Kennels (zehn 6m 2-Boxen in Halle 9.0) gehalten. Wasser ist vorhanden für die Tiere, Rückzugsmöglichkeiten gibt es kaum; mehrheitlich können die Besucher die Hunde berühren. Manchmal werden zu viele Tiere in einem Behältnis gehalten, oder das Behältnis ist zu klein, als dass der Hund in normaler Körperhaltung hätte liegen, sitzen oder stehen können. Auffallend ist, dass vor allem grosse Hunde in zu kleinen Transportkisten sitzen. Wenn sie aufrecht sitzen, schaut der Kopf oben aus der Deckelklappe der Box heraus! Dies wird bei Dalmatinern, Flat Coated Retrievern und Golden Retrievern beobachtet.

Versäuberungsmöglichkeiten In Halle 9.0 sowie im Aussenbereich (vor Halle 7.0 und Halle 2.0) gibt es je zwei Versäuberungsbereiche. Diese sind ca. 18m² gross, zur Hälfte mit Rasen, zur Hälfte mit Holzschnitzeln gefüllt, im Schnitzelteil befinden sich noch einige Baumstammrugel. In den 9er-Hallen und im Aussenbereich sind die Säulen mit einer Art Vlies umklebt, das den Urin aufsaugen soll. Dennoch riecht es vor allem in Halle 9.0 sehr stark nach Kot und Urin.

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Richten Gerichtet wird in 27 Ringen, wobei pro Ring jeweils zwischen einer und 19 verschiedene Rassen beurteilt werden. Ein Ring besteht aus einem grünen Teppich, einem Richtertisch in einer Ecke und einer Flipchart, auf der die Reihenfolge der gerichteten Rassen notiert ist.

Umgang mit den Hunden Auffällig beim Umgang mit den Hunden vor und während dem Richten ist, dass die Mehrzahl der Hundebesitzer/-züchter sehr dünne Zuzugleinen ohne Stop verwenden, die meist knapp hinter dem Kopf des Hundes platziert sind und scharf nach oben gezogen werden.

Der Hund wird so durch Schmerz und Zuschnüren der Luftwege gezwungen, den Kopf hochzurecken. Shi Tzu 1056 beispielsweise wird nicht gut behandelt, im Ring teilweise an der Leine hinterhergeschleppt, gleichzeitig an Schwanz und an Leine hochgehoben und wieder abgesetzt.

Zurechtmachen der Hunde Nach Tierschutzgesetzgebung sind Methoden des Zurechtmachens verboten, die das Wohlergehen des Hundes beeinträchtigen:

Art. 16 Verbotene Handlungen bei allen Tierarten 2 Namentlich sind verboten: i. das Vornehmen oder Unterlassen von Handlungen am Tier im Hinblick auf Ausstellungen, wenn dadurch dem Tier Schmerzen oder Schäden zufügt werden oder sein Wohlergehen auf andere Weise beeinträchtigt wird; Die SKG bzw. IHA hat aber selber Regeln zum Zurechtmachen von Hunden aufgestellt:

„An den Ausstellungen ist ein über das Bürsten und Kämmen hinausgehendes Zurechtmachen von Hunden unter Verwendung jeglicher Hilfsmittel untersagt. Gleiches gilt für das Halten eines Hundes an einem sogenannten Galgen. Das Wickeln oder Einflechten der Haare ist an der Ausstellung verboten. Die Einhaltung dieser Bestimmungen wird kontrolliert. Bei Nichteinhaltung dieser Bestimmungen sind die Kontrolleure befugt, die Aussteller darauf aufmerksam zu machen, die bereits erwähnte Manipulation zu unterlassen. Bei Nichtbefolgen können Sie angewiesen werden, die Ausstellung zu verlassen.“

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Obwohl Tafeln mit den verbotenen Methoden des Zurechtmachens aufgehängt sind (in der riesigen Halle 9 Untergeschoss total fünf mit der Message „No spray, no powder, no problem“) und auch im Ausstellungskatalog aufgeführt ist, welche Methoden des Zurechtmachens erlaubt (nur Bürsten und Kämmen), und welche verboten sind (alles andere), haben die Hundehalter der meisten Rassen an der ganzen Messe gepudert, gesprayt, geschnipselt, Haare mit Haargummis, Papilloten, Haarklammern aufgepinnt und gewickelt, was das Zeug hält. Massenweise abgeschnittenes Fell und reichlich Überreste von Puder am Boden zeigen, dass die Regeln vollständig umgegangen werden, ohne Konsequenzen für das Zuwiderhandeln. Einzelbeobachtungen: Je ein Afghane und ein American Cocker Spaniel werden mit einer Kappe über Ohren und Hals gesehen. Ein Cocker Spaniel hat gar einen Ganzkörperanzug, was total etwa fünfmal an der ganzen Ausstellung beobachtet wird, u.a. auch bei einem Setter und einem Retriever. Bei einem Malteser wird Nagellack verwendet. Drei West Highland White Terrier der Ausstellerin Nr. 483 werden sehr unzimperlich hergerichtet, getrimmt, gesprayt, gebürstet. Einzig Hunde am Galgen (am Frisiertisch angebrachter Metallarm, an dem der Hund mit der Leine befestigt wird) werden keine gesehen, dafür halten die Hundehalter die Hunde an ganz dünnen Zuzugleinchen fest, die, wenn nach oben gezogen und den Hals des Hundes gleich hinter dem Kopf zuschnürend, fast den gleichen Effekt haben wie ein Galgen. Oft hält ein Hundehalter (sic!) den Kopf des Hundes an so einem Leinchen in die Höhe, und ein andere schnipselt, pudert oder sprayt währenddessen am Hund herum. Die Wirkung auf den Hund ist also praktisch dieselbe wie der (verbotene) Einsatz von Galgen. Beobachtet wird das Hochzerren und Hochhalten des Hundekopfes am dünnen Zuzugleinchen ohne Stop insbesondere bei Bobtails, Pekingesen, Tibet Terriern, Shi Tzu, den Windhunden und Spaniels. Eine Kontrollperson des STS fragt Besucher, Aussteller und am Informationsstand der IHA selbst, wo sie die Kontrollperson finden könne, die die Einhaltung der Regeln überwacht. Niemand weiss es, das IHA-Sekretariat teilt ihr mit, dass für alle 3300 Hunde eine einzige Kontrollperson namens Theo Rüesch zuständig sei, er sei mit einem Namensschild gekennzeichnet, aber man sei sich nicht sicher, ob er überhaupt da sei. Hundehalter, die Haarspray und Haargummis verwenden, werden von der STS-Kontrollperson direkt angefragt, ob das denn nicht verboten sei, es stehe ja auf den ausgehängten Schildern. Die Antwort lautet, dass es im Grunde genommen schon verboten sei, aber es würden fast alle machen und die Haare würden sonst nicht halten. Es sei gar nicht möglich, einen Hund ohne Spray und andere Hilfsmittel zurechtzumachen, man dürfe sich einfach nicht erwischen lassen!

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Was ebenfalls auffällt, ist, dass die Aussteller bis zum letzten Moment vor dem Richten ihrer Hunde warten, bis sie ihre Ausstellernummer anlegen (und damit identifizierbar sind). Die meisten verdecken ihre Nummer, verstecken sie, knicken sie oder legen etwas darauf. Gemäss Ausstellungsreglement sind sie leider nur verpflichtet, die Nummer zu tragen, wenn sie sich im Ring selber befinden, nicht neben dem Ring:

Vorführung im Ring 7.2 Der Aussteller ist allein dafür verantwortlich, dass sein Hund dem zuständigen Richter rechtzeitig im Ring vorgeführt wird. Er hat im Ring die Katalognummer des Hundes deutlich sichtbar zu tragen. Beurteilung: Was bringen Regeln, die erlaubte und verbotene Methoden des Zurechtmachens aufführen, wenn die Einhaltung dieser Regeln weder kontrolliert noch umgesetzt wird? Die drei Personen, die für den STS die Hundeausstellung beurteilten, entdeckten keinen einzigen IHAKontrolleur, noch wurden sie Zeugen einer Situation, bei der ein fehlbarer Hundehalter weggewiesen oder disqualifiziert worden wäre. Im Gegenteil: Sie beobachteten stattdessen, wie IHA-Sekretärin Doris Sgoaitamatti einen Bobtail genau unter dem Schild „No spray, no powder, no problem“ sprayte. Regeln werden zur Farce, wenn selbst die Verantwortlichen der Organisation, die sie aufstellte, sich nicht daran halten!

Coupierte Tiere Es werden während der Messe viele Hunde mit Stummelschwanz oder gar schwanzlose Tiere beobachtet (Franz. Bulldogge, Boston Terrier, Olde English Bulldogue, Welsh Corgi). Teilweise ist jedoch unklar, ob es sich um ausgestellte Hunde oder Besucherhunde handelt und ob es sich um schwanzlos oder mit Stummel geborene resp. eben tatsächlich coupierte Tiere handelt. Als Teilnehmer an der Hundeausstellung sind coupierte Hunde nicht zugelassen. Es darf allgemein wegen des geltenden Coupierverbots auch erwartet werden, dass insbesondere die Hunde mit langen, natürlichen Ruten diesbezüglich auch eine positive Bewertung der Richter erfahren. Aber das Gegenteil wird praktiziert: z.B. von vier Rüden der Rasse Welsh Corgi (Pembroke) sind drei mit Stummelschwanz bzw. schwanzlos beim Richter – nur einer hat eine wunderschöne Rute. Wenn Richter das Coupierverbot ernst nehmen würden, und der natürlich ausgestattete Hund präsentiert wird, dann hätte eigentlich nur dieser eine Hund eine positive Bewertung bekommen dürfen.

Extremzuchten An der Hundeausstellung werden einige Hunderassen entdeckt, die problematische Zuchtformen darstellen: ‒

Haarlosigkeit oder stark reduzierte Behaarung: Chinese Crested Nackthund, Xoloitzquintle (Mexikanischer Nackthund).

Übermässige Faltenbildung: Shiba Inu mit faltigem Kopf, verschiedene Shar Pei, Basset Hound, Clumber Spaniel.

Überlange Haare, die die Sicht verdecken, werden bei Afghanen, Grosspudeln, Shih Tzu, Old English Sheepdog und Yorkshire-Terriern beobachtet. Insbesondere bei Shih Tzu, anderen langhaarigen Kleinrassen und Pudeln werden die überlangen Haare mit Haargummi und Haarklammern gewickelt. Den Bobtails werden gleich nach Vorführen im Ring die Haare

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wieder mittels Maschen und Spangen zusammengebunden, damit sie sehen können. Das Tierverständnis und die Tierliebe von Züchtern, Ausstellern und Richtern, welche trotz gesetzlichem Verbot in der Schweiz noch immer auf Extremzuchten setzen, muss ernsthaft hinterfragt werden. Es ist doch abwegig und tierschutzwidrig, Tiere zu züchten und durch Richter positiv bewerten zu lassen, deren Haare ihre Sicht so verdecken, dass sie weggebunden werden müssen, um normal sehen zu können. ‒

Ektropium: bei French Bulldog und einem Basset beobachtet, bei manchen Doggen und Dobermännern sowie Molossern ist leichtes Ektropium sichtbar.

Hunde, bei denen Atemgeräusche hörbar sind (auch nicht-brachycephale Rassen): Die Chowchow und Neufundländer hecheln stark und sind weit herum hörbar. Generell sind Atemgeräusche nur bei einem Teil der brachycephalen Rassenvertreter zu hören, also manchen englischen Bulldoggen, manchen Boxern und französischen Bulldoggen (am Samstag ein Tier sehr extrem!), aber auch einigen Doggen und Bernhardinern. Bei einem am Samstag ausgestellten Mops sind starke Atemgeräusche zu hören, bei den am Sonntag ausgestellten Möpsen hingegen keine.

Schwanzlosigkeit oder verkrüppelter Schwanz wird bei französischen Bulldoggen festgestellt, von 20 gerichteten Tieren haben 15 keinen Schwanz, fünf nur einen Stummel. Es kann ohne Röntgenbilder nicht beurteilt werden, ob die Schwänze genetisch verkrüppelt sind oder fehlen, oder ob jemand chirurgisch nachgeholfen hat. Bei den Welsh Corgis (Pembroke) haben drei von vier Tieren keinen, nur ein Tier einen Schwanz.

Stressreaktionen bei den Hunden (semiquantitative Beobachtungen von jeweils 10 min Dauer pro Ring) X bedeutet, dass dieses Verhalten mindestens einmal beobachtet wurde, i.d.R. jedoch mehrmals, damit es als Stressreaktion beurteilt werden kann. Ring

Rasse

Nr.

Anzahl beobachtete Tiere

1

Cocker Spaniel

5

2

Australian Shepherd

10

3

Neufundländer

3

Hecheln Züngeln

Schütteln Haaren

Penis

Gähnen

anderes

erigiert x

x

x

zittern

x

x

x

x

zittern, nervös

4

x

x

Bernhardiner

15

x

12

Boxer

10

x

14

Saarlos Wolfhond

21

Eurasier

7

22

Dackel/Teckel

10

40 (?) Berner Sennenhunde

11

x

x

x

Welpe und Hündin

x x

Ohren angelegt, Rute eingezogen

x

eher ruhig allesamt ruhig, gelassen, aufmerksam

x

x

x

ansonsten eher ruhig

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Von den semiquantitativ beobachteten Hunderassen sind Eurasier, Dackel und Berner Sennenhunde ruhig und gelassen; es werden bei diesen Tieren nur vereinzelt Stressreaktionen notiert. Sehr nervös sind dagegen die Australian Shepherds, die kaum je zur Ruhe kommen und sich auch nicht hinlegen, die Neufundländer, Boxer und die eine beobachtete Saarlos Wolfshündin und ihr Welpe, wobei der Welpe ruhiger ist, als die Hündin. Einzelne Beobachtungen von Tieren, die offensichtlich Probleme mit der Ausstellungssituation haben, umfassen die Chowchows, die auffallend viel hecheln, die Siberian Huskies, die mehrheitlich nervös und gestresst sind und mit eingezogener Rute beobachtet werden. Etwa die Hälfte der Barsois zeigt sich ebenfalls nervös, unsicher und stark hechelnd. Beurteilung: Gewisse Rassen oder zumindest ein Teil der Individuen einzelner Rassen kommen mit der hektischen, lärmigen Situation einer Ausstellung viel schlechter zurecht als andere. Hier wären zuerst die Besitzer der Hunde gefordert: Sie sollten einen Hund nur mitnehmen, wenn er die Situation der Ausstellung auch bewältigen kann. Ebenso sollten Richter und Aufsichtspersonen genügend Zivilcourage haben, Aussteller mit ängstlichen, nervösen Hunden darauf aufmerksam zu machen, sie für einen Spaziergang nach draussen zu schicken oder in schlimmen Fällen auch zu disqualifizieren! Die Ausstellungsveranstalter sind gefordert, anfälligere Rassen in ruhigere RichterRinge einzuteilen und die Ausstellungshallen allgemein mit weniger Ringen zu bestücken! Das würde den Ausstellern auch mehr Platz geben und es ermöglichen, den Hunden Rückzugsbereiche einzurichten, und teilweise auch das durch (zu viele) Hunde auf engem Raum verursachte Sauberkeits- und Geruchsproblem zu reduzieren.

Hunde-Ausstellungshallen im Einzelnen Halle 2.0 In dieser Halle befindet sich ein Ring der Hundeausstellung, ein Plauschparcours für Hunde, und es werden Vorträge über Lautsprecher gehalten. Die Lautstärke schwankt zwischen 66 und 85 dB, laut ist es insbesondere durch die Lautsprecher und das Hundegebell. In dieser Halle ist ein deutlicher Uringeruch wahrnehmbar. Die Hunde werden in Transportboxen gehalten, zwei Hunde sind bei der Stichprobe unbeaufsichtigt am Treppengeländer angebunden. Die Hunde haben Wasser, aber meistens keine Rückzugsgelegenheiten; die Besucher können die Hunde auch in den Boxen berühren. In der Halle gibt es keine Versäuberungsmöglichkeit für die Hunde; diese steht vor der Halle und bietet eine Fläche mit Rasen und eine mit Holzschnitzeln und zwei Baumstammrugeln an. Halle 9.0 Diese Halle wird am Samstag wie am Sonntag jeweils morgens für 2.5h, nachmittags für 1.5h inspiziert. Am Samstag beträgt die Lautstärke 74-78 dB, am Sonntag ist es lauter, mit 75-80 dB. Ein Restaurant befindet sich in derselben Halle, aber es ist nur wenig Betrieb auszumachen; daher stammt der Lärm kaum vom Restaurant. In dieser Halle stinkt es penetrant nach Urin, Kot und Hund. Die zwei angebotenen Versäuberungsstellen sind bereits am Samstag dreckig, nass, stinkend und mit Kot verschmutzt, dazu sämtliche Säulen in der Halle, die zwar mit einem Vlies beklebt sind, das aber bereits mit Urin vollgesogen ist.

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Halle 9.1 In dieser Halle befinden sich vor allem Informationsstände, von Tierhaarstaubsaugern über Intelligenzspielzeug bis hin zu Hundeboxen, Zubehör und Futter. Auch die Informationsstände von BVET, Ligue contre la Vivisection und Tierkrematorium Seon befinden sich hier. Ausserdem befinden sich in dieser Halle noch zwei Ringe für Vorführungen und der sogenannte Ehrenring, eine Arena, in der die prämierten Sieger der Ausstellung vorgestellt werden. Um diese mit beigem Teppich ausgelegte Arena herum sind Bänke und eine Tribüne aufgebaut. Während Vorführungen in den Ringen wird es durch die Lautsprecheranlage relativ laut. Von allen Hundehallen riecht es in dieser eindeutig am besten, obwohl sich, vor allem rings um die Arena, ebenfalls viele Hunde in Boxen, Laufgittern und Käfigen aufhalten. Teilweise sind die Hunde auch an der Leine angebunden. Die Hunde haben meist Wasser, aber keine Rückzugsmöglichkeiten, und die Besucher können sie teilweise berühren. Halle 9.1.2 In dieser Halle ist es eher ruhig (64-70 dB), es gibt keine Lautsprecher, nur ab und zu Hundegebell. Diese Halle enthält bloss zwei Ringe. Es riecht einigermassen akzeptabel, kein Uringeruch, aber etwas stickig. Die Hunde werden in Transportboxen und –käfigen gehalten, haben Wasser, aber keine Rückzugsmöglichkeiten. Die Besucher können die Hunde berühren. Es gibt in dieser Halle keine Versäuberungsmöglichkeiten. Ein in dieser Halle beobachteter Chow Chow zeigt starke Atemgeräusche. Beurteilung: Die grösste Ausstellungshalle 9.0 ist schon für Menschennasen fast unerträglich, wie schlimm muss es erst für Hunde mit ihrem feinen Geruchssinn sein, die in dieser Halle den Tag verbringen? Es muss unbedingt ein besseres Reinigungs- und Versäuberungskonzept erarbeitet werden, die Hallen müssen besser gelüftet werden. Es wäre wahrscheinlich sinnvoll, die Hundeausstellung auf mehr Hallen zu verteilen, damit weniger Hunde, Ringe und Menschen auf engem Raum zusammengepfercht werden. Auch die Lärmbelastung könnte so besser reguliert werden. Das Gelände der Olma Messen hätte diese Möglichkeit durchaus, zwei Hallen sind jeweils bei der Animalia noch ungenutzt.

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BEA | BEA/PFERD ( BernExpo ) [ 3. bis 12. Mai 2013; besucht am 7. Mai 2013 ]

Gesamteindruck An der diesjährigen BEA werden 60 Equiden in einem Zelt, 6 Belgier (von Feldschlösschen) in einem separaten Zelt sowie etliche Pferde, Ponys und Esel in Aussenauslaufboxen ausgestellt. Neben den Pferden sind auch Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Geflügel, Ziervögel, Hunde, Kaninchen, Meerschweinchen, Lamas und Alpakas zu sehen.

Die Tierhaltung (soweit sie bewertet wurde) macht grundsätzlich einen recht guten Eindruck. Im Unterschied zu anderen, vergleichbaren Ausstellungen haben die Tiere relativ viel Platz und Rückzugmöglichkeiten zur Verfügung. Tiefe Einstreu und reichlich Futter und Wasser sind die Norm. Einige der Nutztiere können sogar während der Ausstellung eine Weide nutzen. Tierschützerisch problematische Aspekte wie doppelt angebundene Stiere, fehlende Strukturen oder Rückzugsbereiche in den Gehegen/Boxen sind die Ausnahme. Alles in Allem kann der BEA also eine gute Note ausgestellt werden.

Die einzelnen Ausstellungen im Detail Rinder Die Flächen für die Rinder sind im Allgemeinen gross genug. Problematisch sind die wandständigen Liegeboxen. Hier sind die Abmessungen zwar TSchV-konform, allerdings kann Aufstehen ohne den üblichen Kopfschwung beobachtet werden. Die Fläche bei den angebundenen Kühen ist TSchV-konform und selbst bei einem 10-tägigen Aufenthalt an der Messe, ohne Auslauf, entspricht die Haltung noch immer den RAUS-Vorschriften. Problematisch sind die doppelt angebundenen Stiere. Das Anbinden am Nasenring respektive den Hörner zusätzlich zum Halsriemen soll wohl für mehr Sicherheit sorgen. Die TschV verbietet aber das Anbinden an Nasenringen Art. 17 Bst. f TschV.

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Es gibt insgesamt vier Anbindehaltungen mit je 15 Plätzen und eine Anbindehaltung mit 12 Plätzen. Die Kälber werden in einem Freilaufgehege gehalten auf Tiefstreu, haben aber keinen Auslauf ins Freie. Insgesamt hat es drei Auslaufgehege, wovon zwei über Auslauf ins Freie verfügen. Darunter ist auch das Freilaufgehege mit den wandständigen Liegeplätzen. Hier werden zehn Milchkühe gehalten. Im zweiten Laufstall mit permanentem Zugang ins Freie sind sechs Mutterkühe mit Kälbern untergebracht. Im dritten Laufstall (ohne Auslauf ins Freie) sind 6 Tiere der Vogeser Rasse untergebracht, darunter auch ein männliches Tier.

In allen Bereichen ist Einstreu, Wasser und Futter vorhanden. Die Stiere werden angebunden gehalten (siehe oben). Es können keine Anzeichen von Stress oder Stereotypien beobachtet werden. Das Wiederkäuen ist normal, die Klauen sind gepflegt. Der gemessene Lärmpegel liegt bei ca. 68 Dezibel. Die Temperaturen sind warm, allerdings ist der Besuchstag ein vergleichsweise kühler Tag. Eine Ventilation ist vorhanden.

Ziegen/Schafe Die Platzverhältnisse für die Ziegen sind ausreichend. Die Milchziegen haben als erhöhte Fläche nur den Fressplatz. Hier hätte den Tieren mehr erhöhte Fläche geboten werden können. Am Besuchstag sind die Ziegen ab 14h auf der Weide. Die Streichelzootiere (Kitze) haben genügend Platz mit Rückzugsbereich und Hütte. Allerdings können diese Tiere nicht auf die Weide. Die Schafhaltung entspricht der TschV. Darüber hinaus sind die Schafe am Besuchstag ab 14h auf der Weide. Alle Ziegen und Schafe werden in Gruppen gehalten mit einer guten Stroheinstreu. Wasser und Futter (Raufen/Fressstände) stehen den Tieren ad libitum zur Verfügung. Die Milchziegen verfügen allerdings nicht über die eigentlich notwendigen Klettermöglichkeiten. Stressanzeichen und Stereotypien können nicht beobachtet werden. Das Wiederkäuen ist normal und der Lärmpegel bei ca 73 dB(A).

Schweine Die Schweine haben wohl das beste Gehege der gesamten Ausstellung. Es ist gut strukturiert und mit einem permanent zugänglichen Auslauf, einer Suhle, Tannenbäumen und einem Ferkelnest versehen.

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Die Streichelferkel verfügen über einen Rückzugsbereich, der aber nicht von den Besuchern abgetrennt ist, da das Gehege freistehend in der Halle angeordnet ist. Der Rückzugsbereich ist jedoch gekennzeichnet. Hier würde ein Rückzugsbereich an einer dem Publikum abgewandten Seite eine deutliche Verbesserung bringen! Die ausgestellte Abferkelbucht mit Muttersau und Ferkeln entspricht CNf-Standard (7,5m2, davon 1m2 Ferkelnest). Leider ist die Abferkelbucht auch freistehend in der Halle, so dass kein eigentlicher Rückzugsbereich vorhanden ist.

Kaninchen Sechs Gehege mit Zibben und drei bis fünf Jungtieren in der „Voliere“. Erhöhte Flächen gibt es keine, ausser die Dächer der Hütten, die jedoch nur in einem Gehege nutzbar sind. In vier Gehegen ist die Nutzung erschwert, in einem Gehege unmöglich. Bei zwei Tieren können Stresssymptome erkannt werden. Hier könnte mit erhöhten Flächen eine deutliche Verbesserung erreicht werden. Die Kaninchenhaltung ist nicht TschV-konform und bedarf der Verbesserung.

Pferde

Im grossen Zelt sind 60 Pferde untergebracht, darunter 10 Hengste und neun Stuten mit Fohlen, wovon sieben jeweils zu zweit (und eines allein) in einer Doppelbox stehen. Weitere Pferde, Ponys, Esel und Maultiere sind in Aussengehegen zu sehen. Die grösste Gruppenhaltung ist die Eselgruppe von 29

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Tieren. Dieser Gruppe stehen total drei Zelte mit je ca. 24 m² zur Verfügung, was einer Liegefläche von 3,3 m²/Tier entspricht. Die TschV schreibt 4 m² vor. Der Auslauf ist aber grosszügig und auf Gras. Die vier mit Zelten versehenen Grasgehege zum hinteren Ausgang des BEA- Geländes sind während des Besuchtags immer wieder anders belegt. Mal sind keine Tiere da, mal drei Kleinpferde/ Ponys in einem Gehege. Die Zelte sind ca. 16 m² und eingestreut. Die Ausläufe sind zwischen 35 und 50m² gross und befinden sich auf Gras. Wir vermuten, dass die Pferde hier nur vorübergehend untergebracht sind. Sechs Pferde sind einzeln in Zelten mit Grasausläufen eingestellt. Die Gesamtfläche ist grosszügig, wovon die Hälfte überdacht als Liegefläche eingestreut ist. Hier ist die TschV übertroffen. Daneben sind kleine Ponys untergebracht. Drei Ponys und ein Fohlen teilen sich ein Gehege, während sich fünf Ponys im Gehege für das Ponyreiten aufhalten. Hier gibt es ebenso eine überdachte Liegefläche. Zwei Pferde sind in einem Aktivstall untergebracht. Sie haben reichlich Platz, um sich zu bewegen oder auch hinzulegen und Sozialkontakte zu pflegen. Den Pferden im grossen Zelt stehen vier Grasausläufe zur Verfügung. Alle Boxen sind gut eingestreut, Wasser und Raufutter stehen den Pferden zur Verfügung. Tränkung und Heugaben erfolgen dreimal täglich durch das BEA-Personal. Dazwischen sind weitere Heu- und Wassergaben möglich. Positiv zu erwähnen ist, dass sieben von neun Stuten mit Fohlen bei Fuss in einer Doppelbox untergebracht sind. Auch grössere Pferde wie zum Beispiel die Shire Horses oder Belgier stehen in Doppelboxen oder über 12 m² grossen Boxen. Hier wird die TschV grösstenteils übertroffen. Die Temperatur ist warm, aber nicht heiss. Eine Ventilationsmöglichkeit und Zeltdachberieselung ist möglich. Die Pferde können abends in der kleinen Arena bewegt werden.

Lamas/ Alpakas Die Lamas und Alpakas sind in Aussengehegen untergebracht. Ein Zelt hält die Liegefläche auch bei schlechtem Wetter trocken. Der Auslauf entspricht nicht den vorgeschriebenen 250 m². Allerdings sind Ausnahmen für Messen zulässig. Der Untergrund auf Gras ist für die Tiere gut geeignet. Wasser und Raufutter stehen den Tieren zur Verfügung.

Hunde Ausgestellt werden die vier Schweizer Sennenhunde-Rassen sowie Bernhardiner. Die Hunde werden in Gruppen gehalten und können sich in ihren Ausläufen frei bewegen. Alle Ausläufe haben auch Zugang ins Freie. Die Hunde übernachten allerdings nicht auf dem Messegelände. Die Haltung ist aus Tierschutzsicht unproblematisch.

Geflügel / Ziervögel / Meerschweinchen Aus Zeitgründen konnten diese Tierarten nicht mehr besucht werden.

Bildnachweis: Seite 3 (Fohlen): www.facebook.com/pferdemesse

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Comptoir Suisse, Lausanne [ 13. bis 22. September 2013; besucht am 19. September 2013 ]

Allgemeines

An der Messe „Comptoir Suisse“ in Lausanne werden hauptsächlich Nutztiere, ausserdem Vögel und Reptilien gezeigt. Die Tierausstellung sollte ursprünglich im Rahmen der „Animalia Lausanne“ im November gezeigt werden, wurde dann aber kurzfristig ins Programm der Comptoir vorverschoben. Dabei wurde die für die Animalia vorgesehene Hunde- und Katzenausstellung aus dem Programm gestrichen. An der Comptoir Suisse werden folglich nur Kaninchen, Haus- und Ziergeflügel (Tauben, Enten, Gänse), Nutztiere und einige Exoten (Vögel, Reptilien) gezeigt, und nur die Kaninchen und das Haus- und Ziergeflügel werden prämiert. Die Tierausstellung findet in einer einzigen Halle (Halle 13/15) statt. Es werden Kaninchen, Hühner, Ziervögel, Rinder, Pferde/Ponys, Esel, Lamas, Schweine, Ziegen, Schafe, Reptilien, Amphibien und Spinnen/Skorpione ausgestellt. Tierschützerisch problematische Tiere sind – mit Ausnahme eines Skinny-Meerschweinchens, sowie von Grosspapageien und Kakadus – keine zu sehen (keine Qualzuchten, kupierte Tiere). Die Besucher können die meisten Tiere nicht berühren – mit Ausnahme derjenigen Nutztiere und Vögel, die von sich aus den Kontakt am Gitter suchen. In den Hallen herrscht Rauchverbot. Hunde dürfen nicht in die Halle mitgenommen werden, und es gibt auch keinen Hundehort. Generell herrscht eine angenehme Atmosphäre in der Halle. Es ist nicht sehr laut (Geräuschpegel 65 dB); nur während der kurzen Reitvorführungen wird es in der Halle vorübergehend etwas lauter (81 dB als Peak). Ein einziges Restaurant befindet sich in der Halle mit den Tieren, ist aber während des ganzen Besuchstags leer. In der Mitte der Halle befindet sich eine Arena für die Reitvorführungen. Es wird auch Ponyreiten angeboten, dieses fand aber am Donnerstag (Besuchstag) nicht statt. In der gesamten Halle kann kein Uringeruch oder sonstiger Hinweis auf unhygienische Zustände festgestellt werden. Es duftet vielmehr nach frischem Stroh, und die Ställe und Boxen machen alle einen sauberen Eindruck. Die in der Halle gemessene Temperatur beträgt angenehme 19-21°C; Durchzug ist nicht zu spüren.

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Ein Streichelzoo ist nicht vorhanden. Die Tiere werden auch nicht aus den Ställen entnommen, um sie dem Publikum zu präsentieren.

Gesamteindruck/Zusammenfassung Die Haltung der Tiere an der Messe ist akzeptabel bis gut, ebenso der Gesamteindruck von der Tierhaltung und –präsentation an der Messe. Bei der Haltung der zur Prämierung ausgestellten Kaninchen, Hühner, Fasanen, Gänse und Enten werden die leider an Ausstellungen üblichen Abstriche an die Haltung gemacht (einzelne oder paarweise Haltung in engen Käfigen).

Die Pferde sind in Boxen (12 m2 für ein einzelnes Tier oder eine Stute mit Fohlen) ohne Rückzugsmöglichkeit vor dem Publikum untergebracht; allerdings sind die Boxen gut eingestreut und fühlen sich manche Pferde darin offenbar so wohl, dass sie auch liegend ruhen. Bei einigen Stuten mit Fohlen zeigt sich eine gewisse Grundnervosität bei Annäherung an die Box (Schnauben, Ohren anlegen, Stampfen, Stute schiebt sich zwischen Fohlen und Besucher). Leider verfügen die Pferde über keinerlei Auslauf ausserhalb der Halle.

Grösstenteils positiv bewertet werden können die Stallhaltung und / oder Koppelhaltung der Rinder, Schafe und Esel. Bei den Ziegen fehlen dagegen Klettermöglichkeiten (wobei diese bei Raumtemperatur wohl kaum genutzt würden)! Das Gehege der Schweine ist mit reichlich Stroh als Beschäftigungs- und Wühlmaterial versehen. Das Gehege der Lamas erfüllt die Mindestvorgaben der Tierschutzverordnung

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(bei Weitem) nicht, und es fehlt auch ein Auslauf. Zwar handelt es sich bei diesen Tierhaltungen „nur“ um temporäre Haltungen, jedoch hat eine Messe mit Tierschauen einen gewissen Vorbildcharakter und sollte den interessierten BesucherInnen eigentlich zeigen, welche Voraussetzungen eine gute Tierhaltung erfüllen muss. Falls diese nicht erfüllt werden können, sollte auf die Präsentation dieser Tiere verzichtet werden! Veranstalter und Messeleitung sollten daher nächstes Jahr alles daran setzen, nur Tiere mit mindestens den geforderten Haltungs-Minimalstandards zu zeigen. Die Haltung der Wildtiere (Papageien, Kanarienvögel und Finken, Tauben, Reptilien, Amphibien) entspricht den (oder übertrifft die) minimalen Haltungsvorschriften gemäss Tierschutzverordnung. Hier können keine problematischen Haltungen dokumentiert werden. Für die ebenfalls an der Messe gezeigten Spinnen und Skorpione gibt es keine Haltungsvorschriften in der Tierschutzgesetzgebung.

Die einzelnen Ausstellungen im Detail Nutztiere und Pferde Haltung -

Zwei Esel in einem Paddock von 4.2x4.2m Fläche. Kein Auslauf. Einstreu reichlich. Wasser vorhanden. Keine Halter/Aufsichtspersonal zugegen. Streicheln am Gitter möglich. Füttern wäre ebenfalls möglich, ist aber nicht erlaubt. Keine Informationen zu den Tieren, keine Adresse des Halters. Tiere stehen nicht zum Verkauf. Gesundheit und Verhalten der Tiere in Ordnung, soweit beurteilbar.

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34 Schafe in total acht Paddocks, jeweils drei bis fünf Tiere zusammen. Fläche der Paddocks: 2.7 x 2.7 m. Einstreu reichlich, volle Heuraufen und Wasser vorhanden. Keine Halter / Aufsichtspersonal zugegen. Streicheln am Gitter möglich. Füttern wäre ebenfalls möglich, ist aber nicht erlaubt. Informationen zur Rasse vorhanden, aber nicht zu Haltungsbedürfnissen der Tiere (1/2 A4-Seite, inhaltlich i.O.). Adresse des Züchters angegeben. Tiere stehen nicht zum Verkauf. Gesundheit und Verhalten der Tiere in Ordnung, soweit beurteilbar.

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21 Pferde in total 14 Boxen, z.T. (7) einzeln gehalten (aber mit Kontaktmöglichkeit zum Nachbarn), Stuten mit bereits grösseren Fohlen in einer Box, Ponys zu zweit. Ausserhalb der Halle

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vorübergehend weitere Pferde, die bei Reitvorführungen im Einsatz sind, ebenfalls in Boxen ohne Auslauf. Boxengrösse 3x3m. Einstreu reichlich, volle Heuraufen und Wasser vorhanden. Kein Beschäftigungsmaterial (Salzlecken, Bürsten o.ä.). Keine Halter / Aufsichtspersonal zugegen. Streicheln am Gitter möglich. Füttern wäre ebenfalls möglich, ist aber nicht erlaubt. Keine Informationen (ausser Rasse) zu den Tieren vorhanden. Adresse des Züchters angegeben. Tiere stehen nicht zum Verkauf. Gesundheit und Verhalten der Tiere in Ordnung, soweit beurteilbar. Leichte Stressanzeichen bei einzelnen Mutterstuten. Platzangebot für Mütter mit Fohlen sehr beschränkt! Kein Auslauf, keine Rückzugsmöglichkeit. -

14 Ziegen in total vier Paddocks, jeweils drei bis vier Tiere zusammen, dabei auch Mütter mit Kitzen. Grösse der Paddocks 3x3m. Einstreu reichlich, Heu (am Boden, nicht in Raufe) und Wasser vorhanden. Kein Beschäftigungsmaterial (Klettermöglichkeiten, Zweige zum Schälen) und keine hochgelegenen Rückzugs-, Kletter- und Liegeplätze. Keine Halter / Aufsichtspersonal zugegen. Streicheln am Gitter möglich. Füttern wäre ebenfalls möglich, ist aber nicht erlaubt. Informationen zu den Tieren nur bei einer Gruppe (Mohairziegen), ebenso Züchter-Angaben. Sonst keine Informationen, Kontaktangaben. Tiere stehen nicht zum Verkauf. Gesundheit und Verhalten der Tiere in Ordnung, soweit beurteilbar.

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Sechs Schweine (Halbwüchsige) in einem Paddock mit grossem „Iglu“ als Rückzugsmöglichkeit und „Auslauf“ von 2.5x3m Fläche. Viel Stroh, auch als Beschäftigungsmaterial. Wasser vorhanden. Keine Halter / Aufsichtspersonal zugegen. Streicheln am Gitter möglich. Füttern wäre ebenfalls möglich, ist aber nicht erlaubt. Keine Informationen zu den Tieren. Kontaktdaten des Züchters vorhanden. Tiere stehen nicht zum Verkauf. Gesundheit und Verhalten der Tiere in Ordnung, soweit beurteilbar. Mit den Schweinen werden offenbar Rennen veranstaltet; aus den Angaben geht aber nicht hervor, wann und wo…

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Zwei Lamas in einem Paddock von 3x4.5m Fläche. Einstreu reichlich, Heuraufe und Wasser vorhanden. Kein Beschäftigungsmaterial vorhanden (Zweige, Äste zum Schälen). Kein Auslauf. Keine Halter / Aufsichtspersonal zugegen. Streicheln am Gitter möglich. Füttern wäre ebenfalls möglich, ist aber nicht erlaubt. Keine Informationen zu den Tieren. Keine Kontaktdaten des Halters vorhanden. Tiere stehen nicht zum Verkauf. Gesundheit und Verhalten der Tiere in Ordnung, soweit beurteilbar.

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40 Kühe und Kälber, davon drei Mutterkühe und total acht Kälber (drei bei den Müttern, fünf abgesondert in einer reinen Kälbergruppe), zwei gesondert gehaltene, erwachsene Kühe (Hochlandrind) und 30 Simmental- und andere Fleckvieh-Kühe in Anbindehaltung (davon neun mit Hörnern). Vier Gehege à jeweils 4x4m Fläche, ein Gehege (mit Kälbergruppe) nur 2.5x2m gross. Einstreu reichlich, Heuraufen und Wasser vorhanden. Eine der angebunden gehaltenen Simmentaler-Kühe hat keinen Zugang zur Tränke und etwas Blut an der Nase. (Nach Hinweis an Stallburschen wird der Missstand behoben; das Blut stamme „vom gestrigen Umzug“, der „parade bovine“…). Kein Auslauf. Keine Halter zugegen, aber Stallpersonal bei den Simmentaler-Kühen. Streicheln am Gitter möglich. Füttern wäre ebenfalls möglich, ist aber nicht erlaubt. Keine Informationen zu den Tieren, ausser Rasse. Angaben der Züchter z.T. vorhanden. Tiere stehen nicht zum Verkauf. Am Morgen des Besuchstages sind die Schwänze der Simmentaler-Kühe hochgebunden (später am Vormittag sind die Kuhschwänze nicht mehr aufgebunden). Die Kühe sind ziemlich kurz angebunden, so dass z.B. Kratzen mit den Hörnern nicht möglich ist. Die Kälber

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in der reinen Kälbergruppe saugen sich gegenseitig an den Ohren, ein Fehlverhalten, das unterschiedliche Ursachen haben kann (mutterlose Aufzucht, zu rasches Vertränken der Milch, fehlendes gutes Raufutter, Langeweile, etc.) Ein Tier leckt wiederholt an den Eisenstangen. Ein anderes Tier hat Durchfall, struppiges Fell und wirkt nicht gesund.

Beurteilung

Grundsätzlich machen die meisten ausgestellten Nutzviehhaltungen einen guten Eindruck. Die Gehege sind gut eingestreut, sauber und nicht überbesetzt. Die allermeisten Tiere sind gesund und machen einen entspannten Eindruck. Stressanzeichen oder gestörtes Verhalten können nur im Falle der Kälbergruppe beobachtet werden. Dennoch geben verschiedene Haltungen auch Anlass zur Kritik, dies insbesondere aufgrund der pädagogischen Funktion einer Tierausstellung an Messen. Zu den Kritikpunkten gehört das Fehlen jeglicher Ausläufe für die Nutztiere, die kaum existenten Ruhe- und Rückzugsräume und teilweise engen Boxen für die Tiere, die fehlende Aufsicht und Auskunft durch die Tierhalter vor Ort, das Fehlen artgemässer Beschäftigungsmöglichkeiten oder Gehegestrukturen, die krasse Unterschreitung der Mindestanforderungen bezüglich der Lama-Haltung (250 m 2 wären gesetzlich vorgeschrieben, statt der vorhandenen 12m 2), die Ausstellung eines offensichtlich kranken Tieres, sowie das Fehlen einer Trinkgelegenheit bei einer Kuh). Hier könnte überall relativ leicht zur Behebung solcher Missstände beigetragen werden: Es sollten nur Tiere gezeigt werden, denen man die gesetzlich vorgeschrieben Mindestfläche während der gesamten Ausstellungsdauer bieten kann. Sofern kein Zugang zu Ausläufen ausserhalb der Hallen möglich ist, sollten die Gehege entsprechend interessanter gestaltet (z.B. mit Klettermöglichkeiten für die Ziegen, Wühlerde für die Schweine), die Anzahl gezeigter Tier zugunsten grösserer Boxen reduziert und auf das Vorführen offensichtlich kranker Tiere verzichtet werden! Für die Besucher – und das Tierwohl! – förderlich wäre zudem sicherlich die Anwesenheit der für die Tiere zuständigen Personen…

Kaninchen und Hausgeflügel Verantwortliche Diverse Kleintierzuchtverbände aus der Westschweiz / Waadt; Tierschutzorganisationen „La Colline aux des aLapins“ und CRACI Club romand des amis des cochons d’Inde (Meerschweinchen).

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Allgemeines zu den Kleintieren Die Tiere befinden sich allesamt in Gehegen oder Käfigen. Kontakt der Besucher mit den Tieren ist nur durch das Gitter möglich, die Tiere werden von den verantwortlichen Personen nicht herausgehoben. Informationsstände der verantwortlichen Vereine befinden sich in unmittelbarer Nähe („La Colline aux lapins“ und „CRACIraci“) resp. mitten zwischen den Gehegen/Käfigen und sind meist besetzt, die Tiere also überwacht. Füttern ist nicht erlaubt, wird auch nicht gemacht.

Haltung -

63 Rassekaninchen aller Rassen und Grössen einzeln in Ausstellungskäfigen 70 x 70 x 70 cm (gleiche Grösse für alle Rassen), drei Zibben mit Jungtieren (Japaner: w & fünf Junge; Zwergschecke: w & zwei Junge; Argenté de Champagne: w & drei Junge) in 2 x 1 x 1 m Gehegen, leicht erhöht auf etwa 50cm. Ausstellungskäfige von 4900 cm2 wären für eine Dauerhaltung nur bei Kaninchen bis 3.5 Kilo erlaubt (TSchV Anhang 1, Tabelle 8), an dieser Ausstellung werden jedoch auch grössere Kaninchen während zehn Tagen auf zu geringer Fläche gehalten. Was bei Ausstellungen von zwei Tagen Dauer noch als temporäre Haltung toleriert werden kann, ist bei zehn Tagen Comptoir Suisse mehr als fragwürdig: Den grösseren Rassen müssten Flächen von 7200 (bis 5.5 kg) bis 9300 cm2 (> 5.5 kg) zur Verfügung stellen, wie dies für eine permanente Haltung vorgesehen ist, denn zehn Tage ist nicht mehr „vorübergehend“. Die Kaninchen in den 70cm-Ausstellungsgehegen sind prämiert. Die Tiere sind gut gepflegt und gesund, was bei einer prämierten Ausstellung auch zu erwarten ist. Die Käfige sind jeweils mit Sichtblenden voneinander und gegen hinten abgeschlossen und gegen den Besucherbereich hin mit einer etwa 20cm breiten, vertikalen Latte teilweise abgedeckt. Auf diesem Brett werden die Resultate der Prämierung sowie Rasseinformationen angeschlagen, es dient aber gleichzeitig auch als TeilSichtschutz für die Kaninchen. Die Kaninchenkäfige sind alle gut mit Stroh eingestreut, alle enthalten sauberes Wasser in einem am Käfigfront eingehängten Plastikschälchen, ebenfalls in gleicher Weise angebotenes Kraftfutter (Pellets, kein Getreide), sowie Heu. Das obligate Nagematerial (Äste, Zweige) enthält allerdings keines der Gehege, es ist ebenfalls kein Grünfutter sichtbar. Die 2m2-Gehege mit den Zibben und ihren Jungen enthalten die selbe Ausrüstung sowie einen etwa 70 x 50 cm grossen Unterstand, der aus rohen Holzlatten gezimmert ist und dessen Dach schräg nach unten verläuft, also den Kaninchen zwar einen Unterschlupf bietet, aber keine erhöhte Sitzgelegenheit. Während sich alle Tiere der Familiengruppe bei den beiden kleineren Rassen noch unter diesen Unterschlupf zurückziehen können, hat bei den Champagner-Kaninchen nur etwas mehr als eines darunter Platz, der Unterschlupf ist also zu klein, als dass sich alle Tiere darin zurückziehen könnten. Da sich der Stand der Kleintierzüchter gerade zwischen den Kaninchengehegen befindet und meist jemand vom Club anwesend ist, haben Besucher Ansprechpersonen zur Verfügung, und die Züchter gehen auch aktiv auf die Besucher zu, indem sie ihnen Quizzettel überreichen (um im Rahmen eines Publikumspreises jeweils das schönste Kaninchen, Taube und Huhn zu prämieren). Eine Momentaufnahme des Verhaltens der Kaninchen in den Ausstellungskäfigen um 12.30 Uhr zeigt, dass fünf Tiere entspannt in Seitenlage, 26 Tiere etwas weniger entspannt in Bauchlage ruhen, zehn Tiere regungslos hocken und weitere 23 mit Aktivitäten wie Körperpflege, Nahrungsaufnahme und Erkundungsverhalten beschäftigt sind, von 63 Tieren zeigen also 10 (16%) ein erhöhtes Stresslevel (regungsloses Hocken).

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40 Hühner und Hähne verschiedener Rassen in Einzelhaltung, davon 16 Tiere in Käfigen von 50 x 50 x 50 cm und 24 in Käfigen von 1 x 1 x 1 m. Drei Herden werden in Gehegen von 2 x 1 x 1 m gehalten (Jeweils ein Hahn und Hennen: Sechs Seidenhühner, drei Brahma sowie fünf Tiere einer weiteren, mittelgrossen Rasse). Die Tiere in den Einzelkäfigen haben jeweils Stroh als Einstreu, sowie Wasser und Futter in einem Napf, jedoch kein Staubbad, kein Sand/Grit zur Aufnahme, keine Rückzugsgelegenheit, keine Deckung von oben, keine erhöhten Sitzgelegenheiten auf verschiedenen Höhen (gesetzlich vorgeschrieben: TSchV Art. 66 Abs 3 Lit. c), keine Nester (gesetzlich vorgeschrieben: TSchV Art. 66 Abs 3 Lit. b). Es fehlen also nicht nur gesetzliche festgeschriebene Einrichtungsgegenstände, sondern auch für das Wohlbefinden und natürliche Verhalten notwendige Ressourcen. Da bei den einzeln gehaltenen Tieren Hennen und Hähne jeweils alternierend untergebracht sind, kommen Hähne nicht direkt als Nachbarn miteinander in Berührung. Es sind zwar einige wenige behelfsmässige Trennwände aus Plexiglas und anderen Plastikmaterialien angebracht, grundsätzlich haben die Hühner jedoch keine Rückzugsmöglichkeit vor den Besuchern oder voreinander. Die grösseren Gehege für die Hühnergruppen sind auch nicht anregender eingerichtet, die Tiere sitzen auf zum Teil schon recht schmutzigem, verkotetem Hanfstrohhäcksel, haben Wasser und Futter, aber kein Stroh, kein Sand und keine Rückzugsgelegenheit sowie keine Nester oder erhöhten Sitzgelegenheiten, um nachts aufbaumen zu können. Es sind einige Plakate mit Informationen angeschlagen, u.a. steht dort: „Wir verbringen nur wenig Zeit in den Ausstellungskäfigen. Zuhause leben wir vor allem in der Freiheit.“ Weitere Informationen sind ausser ein paar dürftigen Rasseangaben nicht vorhanden.

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38 Tauben verschiedener Rassen werden in Gruppen von zwei bis sechs Tieren resp. in Paaren in insgesamt neun Volieren von 1.5 x 1.5 x 1.5 m gehalten, was die gesetzlichen Mindestvorschriften übertrifft (0.5 m2 pro Paar). Obwohl auch diese Tiere bewertet bzw. prämiert werden, sitzen sie nicht einzeln wie die Kaninchen und die Hühner. Der Boden ist mit Hanfstroh eingestreut, die Tiere haben Wasser und Futter zur Verfügung, aber keinen Sand oder Grit. Die Volieren sind eher dürftig eingerichtet, die meisten enthalten ein Vierkantholz als Sitzgelegenheit, teilweise liegen noch dickere Äste auf dem Boden oder ein Baumstrunk, oder ein Hüttchen steht zur Verfügung. Die Tauben sitzen teils ruhend auf dem Boden, teils auf der Stange. Das Platzangebot ist etwas knapp in grösseren Gruppen, insbesondere weniger verträgliche Tiere können nicht auf eine andere Sitzstange ausweichen, weil keine vorhanden ist. Dabei wären Sitzgelegenheiten auf verschiedenen Höhen gesetzlich vorgeschrieben (TSchV Art. 66 Abs 3 Lit. c); sowie bei Tauben ohne Freiflug (was bei zehn Tagen Comptoir Suisse der Fall ist) müssten die Tauben auch Wasser zum Baden haben (TSchV Art. 66 Abs. 3 Lit. e). Es fehlen ebenfalls Nistgelegenheiten (TSchV Art. 66 Abs. 3 Lit. a). Acht der neun Volieren sind so angeordnet, dass mindestens eine Seite vom Publikum abgewandt und nicht zugänglich, Rückzug also möglich ist. In der einzigen freistehenden Voliere zeigen die Tauben denn auch eher Unruhe und Stress, und wenn sie ruhen, dann genau in der Mitte der Voliere, nicht an deren Rand.

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Vier Fasane, ein Paar Silberfasan (Lophura nycthemera) und ein Paar mongolischer Ringfasan (Phasianus colchicus mongolicus) werden in je einer Voliere von 1.5 x 1.5 x 1.5 m gehalten. Die Volieren sind mit Hanfstroh eingestreut, Wasser und Futter ist ad libitum vorhanden, ebenfalls ist jede Voliere mit einem diagonal angebrachten, horizontalen Naturast als Sitzgelegenheit versehen und bietet durch ausladende Weisstannen- und weitere Äste (Buche, Weide, Birke) in der Mitte der Voliere gute Deckung. Zudem ist der untere Teil der Voliere gegen den Zuschauerbereich hin und

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zwischen den Volieren mit undurchsichtigen Plastikplatten abgedeckt, Sichtschutz ist also vorhanden. Das Weibchen der beiden Fasanenpaare hält sich jeweils gut versteckt hinter den Ästen auf, die Männchen werden auch vor den Ästen oder auf dem Ast sitzend beobachtet. Verhaltensstörungen wie Lauf-Stereotypien sind keine zu beobachten, obwohl die Volieren am Comptoir Suisse effektiv kleiner sind, als an der Animalia SG, wohl aber wesentlich bessere Deckung für die Tiere bieten. Gesetzliche Mindestvorschriften existieren leider keine für Fasane. -

Zwei indische Laufenten und zwei Cayuga-Enten werden in je einer Voliere von 1.5 x 1.5 x 1.5 m gehalten. Die Tiere haben entsprechend (TSchV Art. 66 Abs. 3 Lit. d). je ein Wasserbecken von 70 x 70 cm und etwa 20 cm Wassertiefe zur Verfügung, der Boden ist mit Hanfstroh und Stroh eingestreut, Futter steht ebenfalls zur Verfügung, aber kein weiteres Wasser zum Trinken. Das Badewasser ist bereits etwas schmutzig. Die Volieren sind wie bei den Fasanen gegen den Besucherraum hin mit einer etwa 70cm hohen Blende aus weissen Kunststoff versehen, wohl als Spritzschutz und gleichzeitig als Deckung gedacht.

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Drei weisse Hausgänse werden in einer Voliere von 2.5 x 2.5 x 1.8 m gehalten; ihnen steht ein etwa 20cm tiefes Wasserbecken von ca. 1m2 Fläche zur Verfügung (TSchV Art. 66 Abs. 3 Lit. d erfüllt). Das separat angebotene Trinkwasser ist genauso schmutzig wie das Badewasser, in dem die Gänse aktiv und weit herum spritzend planschen. Der Boden ist mit Hanfhäckseln und Stroh eingestreut. Sonst bietet die Voliere ausser einem Futternapf gar nichts an weiteren Strukturen – die Herbstastern, die als Verzierung angebracht sind, stehen ausserhalb der Voliere.

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Zwei Toulouser Gänse werden in einer Voliere von 4.5 x 1.5 x 1.5 m gehalten, ihnen steht ein etwa 20cm tiefes Wasserbecken von ca. 1m2 Fläche zur Verfügung (TSchV Art. 66 Abs. 3 Lit. d erfüllt). Das Wasser darin ist schon recht schmutzig. Separates Trinkwasser steht nicht zur Verfügung. Der Boden ist mit Hanfhäckseln und Stroh eingestreut, den Tieren steht Futter in einer Schale sowie trockenes Brot zur Verfügung, einige kleine Tannenästchen liegen herum.

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Der Tierschutzverein „La Ccolline aux lapins“ zeigt ein 3 x 3m Innengehege für drei Kaninchen. Das Gehege ist von einem 1.5m hohen Gitter umgeben, steht auf Plastikboden und ist nicht eingestreut. Strukturiert ist es mit diversen Hüttchen, Tunnels und erhöhten Plattformen und enthält eine Heuraufe. Der einzige Futternapf im Gehege ist zum Zeitpunkt der Inspektion genauso leer wie die beiden Wassernäpfe. Das Gehege zeigt, wie man eine Wohnung für Kaninchen einrichten könnte, ist aber insgesamt zu wenig kaninchengerecht: Es fehlen Nagegelegenheiten

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(ausser an den Hüttchen) wie frische Äste, und die Kaninchen haben auch keinerlei Grabgelegenheit, sondern sitzen auf Plastikboden. Da sich der Stand des Vereins gerade neben dem Gehege befindet, sind Ansprechpersonen jederzeit anwesend und überwachen die Tiere. Das aufgehängte und angebotene Informationsmaterial des Vereins ist gut (Kaninchen nicht einzeln halten, sondern in Gruppen, viel Platz, kein Gitterkäfig, viele Unterschlüpfe, Kaninchen leben lange). Die gezeigte Kaninchenhaltung ist hingegen zu wenig naturnah resp. bedürfnisgerecht. Der Verein sammelt auch Geld für herrenlose Kaninchen und wirbt für Secondhand-Kaninchen aus dem Tierheim / Auffangstation. Interessanter Aushang: „Pour un instant de plaisir, choisissez-le en chocolat. Un vrai lapin, c’est s’engager 10 ans.“ -

Ca. zwölf Meerschweinchen präsentiert der Verein CRACI gleich neben den Kaninchen in zwei Bodengehegen von ca. 1.5 x 2.5 x 1.5 m. Die Tiere werden in zwei Gruppen von je etwa sechs Tieren gehalten, eine Gruppe mit erwachsenen Tieren, eine mit jüngeren Tieren. In der Jungtiergruppe wird ein halbjähriges Skinny-Nacktmeerschweinchen präsentiert, das jedoch noch einen leichten Flaum auf dem Körper hat, aber keine Schnurrhaare. Es ist sehr aktiv und kann beim Fressen, Trinken und Interagieren mit Artgenossen beobachtet werden.

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Daneben werden noch Peruaner-Meerschweinchen gezeigt, deren dauernd wachsendes langes Fell, wenn nicht genügend durch Bürsten gepflegt, schnell verfilzen kann, wobei bei nicht habituierten Tieren die Fellpflege selbst problematisch ist und zu Stress führt. Da sich der Stand von CRACIraci ebenfalls gleich neben den Gehegen befindet, sind Ansprechpersonen für die Messebesucher vorhanden und werden die Tiere überwacht. Wie bei „La Colline aux lapins“ verhindert der relativ hohe Gehegezaun, dass die Besucher die Meerschweinchen berühren können. Die Meerschweinchengehege sind sehr reichhaltig und naturnah eingerichtet, insbesondere das Gehege mit den jüngeren Tieren, das nebst Einstreu (Hanfstroh, Heu, Stroh) reichlich Unterschlüpfe, ein Naturastdickicht mit frischen Ästen zum Knabbern, verschiedenen Heuhaufen und Heuraufen sowie Futter (Körner-Pellet-Mischung) und Wasser enthält – es handelt sich hierbei um eine vorbildliche Meerschweinchenhaltung. Das Gehege für die erwachsenen Meerschweinchen ist etwas dürftiger eingerichtet, mit weniger Deckung. Die Vermutung liegt nahe, dass unterschiedliche Züchter/Halter diese Gehege gestaltet haben. Aufgrund der vielen, tiergerechten Deckung kann keine Augenblicksaufnahme der Meerschweinchen im Gehege gemacht werden, die sichtbaren Tiere sind jedoch kaum gestresst, vermutlich eben weil sie so viel Deckung zur Verfügung haben. Die angebotenen Informationen des Vereins „CRACIraci“ sind wie

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bei „La Colline aux lapins“ fast zu viel, viele Poster mit kleiner Schrift, die kaum jemand liest. Der Inhalt ist hingegen gut und propagiert artgerechte Meerschweinchenhaltung in grosszügigen Gehegen und in der Gruppe.

Beurteilung Tiere der Kleintierzüchter: Die ausgestellten Tiere, die auch mehrheitlich prämiert werden, sind alle gesund und gepflegt, die Gehege grösstenteils sauber (bis auf die Gehege mit Geflügelgruppen), entsprechen den gesetzlichen Mindestvorschriften punkto Fläche und sind mit dem Notwendigsten (Einstreu, Futter, Wasser) ausgerüstet. Die Gehege / Volieren sind aber dennoch nicht artgerecht und teilweise von der Einrichtung her auch nicht gesetzeskonform: Es fehlen das Nagematerial für die Kaninchen sowie genügend Unterschlüpfe und Rückzugsgelegenheiten für die meisten Tiere, Sitzstangen auf unterschiedlicher Höhe für Hühner und Tauben, Nester für alles Geflügel, ein Wasserbad für Tauben. Die Tiere sind eben: ausgestellt. Es handelt sich nicht um vorbildliche Tierhaltungen. Es ist zu bedenken, dass diese Tiere nicht nur kurzfristig, einen Tag sondern während der zehn Tage dauernden Comptoir Suisse so gehalten werden! Das kann nicht mehr als kurzfristige Haltung gelten, sondern unter diesen Umständen müssten gemäss unserer Meinung die gesetzlichen Mindestvorschriften für die Einrichtung mindestens eingehalten wenn nicht übertroffen werden, da solche Tierausstellungen an Messen auch immer eine Vorbildfunktion haben. Kaninchen („La Ccolline aux lapins“) und Meerschweinchen („CRACIraci“): Es werden bei den Meerschweinchen gute, grosszügige und artgemässe Gehege gezeigt, bei den Kaninchen fehlen aber beispielsweise Wasser, Nagematerial und Grabmöglichkeiten. Es werden nebst dem SkinnyNacktmeerschweinchen auch noch einige Peruaner-Meerschweinchen gezeigt, die wegen der dauernd wachsenden Haare problematisch sein können, da sie regelmässiges Bürsten benötigen (oder einfacher: Fell scheren).

Ziervögel / Exoten Verantwortliche Bis auf eine Voliere werden alle Volieren vom Garden Centre Lavaux betreut. Eine einzige, verantwortliche Person von diesem Garden Center ist zugegen und beantwortet auch Fragen. Eine Voliere gehört einem privaten Ziervogel-Züchter. Dieser ist nicht zugegen.

Haltung In insgesamt sechs grossen Volieren werden verschiedene Papageien und Sittiche gehalten, in sechs weiteren, kleineren Volieren verschiedene Ziervögel (Kanarienvögel, Finken, Diamant-Täubchen). -

Acht Papageien und Amazonen (zwei Graupapageien, zwei Panama- und zwei Blaustirnamazonen, zwei immature Amazonen, Art unbestimmt). Grösse der Voliere 2.5x6m, Höhe 2-3m (Dach abgeschrägt). Reichlich Einstreu, vier dicke Sitzäste, eine Seite durch Topfpflanzen etwas abgeschirmt. Zweige und vertrocknetes Laub am Boden. Wasser und Futter vorhanden. Kein Beschäftigungsmaterial (mehr) vorhanden (Spielzeuge, Knabbermöglichkeiten, Bad). Kein Sand vorhanden. Streicheln und Füttern am Gitter ist möglich, aber nicht erlaubt (Warnschilder

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wegen Beissgefahr). Tiere stehen nicht zum Verkauf. Kurze Info zum Tier (1/2 A4-Seite: Art, Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise). Tiere sind gesund und verhalten sich normal. -

Vier Grosspapageien (ein Grünflügel-Ara, ein Soldaten-Ara, zwei Ararauna). Grösse der Voliere 5x3m, Höhe 2.5m. Die Mindestfläche für vier Tiere (12 m 2) und das gesetzlich vorgeschriebene Mindest-Volumen von 30m3 sind damit erfüllt. Reichlich Einstreu, drei dicke Sitzäste, zwei Seiten durch Topfpflanzen etwas abgeschirmt. Zweige und vertrocknetes Laub am Boden. Wasser und Futter vorhanden. Kein Beschäftigungsmaterial (mehr) vorhanden (Spielzeuge, Knabbermöglichkeiten, Bad). Die Sitzäste sind daher stark angenagt. Kein Sand vorhanden. Streicheln und Füttern am Gitter ist möglich, aber nicht erlaubt (Warnschilder wegen Beissgefahr). Tiere stehen nicht zum Verkauf. Kurze Info zum Tier (1/2 A4-Seite: Art, Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise). Tiere sind gesund und verhalten sich normal.

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Ca. 20 Sittiche (Plattschweif-Sittich, Alexandra-Sittich, Pennant-Sittich, Sing-Sittich, AdelaideSittich, Blasskopf-Sittich, Gelbbauch-Sittich, Bauers Ringsittich, Stanley-Sittich, Nymphensittich). Grösse der Voliere: kreisförmig, 4m im Durchmesser, 2.5-3m hoch (Dach abgeschrägt). Reichlich Einstreu, ein Baum mit vielen Sitzästen, eine Seite durch Topfpflanzen abgeschirmt. Zweige und vertrocknetes Laub am Boden. Wasser und Futter vorhanden, eine flache Wasserschüssel dient auch als Bad. Kein sonstiges Beschäftigungsmaterial (mehr) vorhanden (Spielzeuge, Knabbermöglichkeiten). Kein Sand vorhanden. Streicheln und Füttern am Gitter ist möglich, aber nicht erlaubt. Tiere stehen zum Verkauf, für CHF 200-300 pro Tier. Wenig Info zum Tier (nur Name, Herkunft, keine Haltungshinweise). Kontaktangaben des Züchters vorhanden, aber kein Halter / Aufsichtsperson zugegen. Tiere sind gesund und verhalten sich normal.

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Sieben Kakadus (zwei Rosa-, fünf Haubenkakadus). Grösse der Voliere 2.5x6m, Höhe 2-3m (Dach abgeschrägt). Reichlich Einstreu, drei dicke Sitzäste, eine Seite durch Topfpflanzen abgeschirmt. Zweige und vertrocknetes Laub am Boden. Wasser und Futter vorhanden. Kein sonstiges Beschäftigungsmaterial (mehr) vorhanden (Spielzeuge, Knabbermöglichkeiten). Kein Sand vorhanden. Streicheln und Füttern am Gitter ist möglich, aber nicht erlaubt. Tiere stehen nicht zum Verkauf. Kurze Info zum Tier (1/2 A4-Seite: Art, Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise). Tiere sind gesund und verhalten sich normal.

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Ca. 26 Wellensittiche. Grösse der Voliere 2.5x3.5m, 2m hoch. Reichlich Einstreu, zwei verzweigte Sitzäste und ein Baum. Voliere mit einer Seite an Voliere der Unzertrennlichen angrenzend,

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sonst allseitig zugänglich, keine Rückzugsmöglichkeit. Wasser und Futter vorhanden. Kein Beschäftigungsmaterial (Futterkolben, Bad). Streicheln und Füttern am Gitter ist möglich, aber nicht erlaubt. Keine Informationen zum Tier (ausser Art). Tiere stehen nicht zum Verkauf. Tiere sind gesund und verhalten sich normal. -

18 Unzertrennliche (Rosenkopf-, Fischer-, Masken-, Angola-Unzertrennliche). Grösse der Voliere 2.5x3.5m, 2m hoch. Reichlich Einstreu, zwei verzweigte Sitzäste und ein Baum. Voliere mit einer Seite an Voliere der Wellensittiche angrenzend, sonst allseitig zugänglich, keine Rückzugsmöglichkeit. Futter vorhanden, Wasser unklar (hoch montierte Schalen nicht einsehbar). Kein Beschäftigungsmaterial (Futterkolben, Bad). Streicheln und Füttern am Gitter ist möglich, aber nicht erlaubt. Keine Informationen zum Tier (ausser Art). Tiere stehen nicht zum Verkauf. Tiere sind gesund und verhalten sich normal.

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Zwei Haubenkakadus. Grösse der Voliere 5x2m, 2m hoch. Diese Voliere erfüllt damit das gesetzlich vorgeschriebene, minimale Volumen von 30m 3 nicht. Reichlich Einstreu, vier dicke Sitzäste. Eine Seite der Voliere geschlossen und überdachter Bereich, Nische als Rückzugsort. Futter und Wasser vorhanden, aber kein Beschäftigungsmaterial (mehr) vorhanden (entlaubte Zweiglein und trockenes Laub am Boden), kein Sand/Bad. Streicheln und Füttern am Gitter ist möglich, aber nicht erlaubt. Wenig Informationen zum Tier (Art, Herkunft). Tiere stehen nicht zum Verkauf. Tiere sind gesund und verhalten sich normal.

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Zehn Diamanttauben. Grösse der Voliere 3.5x2.5m, abgeschrägte Ecken, 2.5m hoch. Reichlich Einstreu, Sitzbaum, trockene Zweige/Laub am Boden. Futter und Wasser vorhanden, Wasser jedoch verkotet. Voliere von allen Seiten zugänglich, keine Rückzugsmöglichkeit. Keine Nestzellen, kein Sand- oder Wasserbad. Keine Informationen zum Tier (ausser Art). Tiere stehen nicht zum Verkauf. Tiere sind gesund und verhalten sich normal, einige balzen.

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Ca. 27 Kanarienvögel. Grösse der Voliere 2x2m, kreuzförmig, im „Giebel“ 3m hoch. Reichlich Einstreu, grosser, verzweigter Sitzbaum. Futter und Wasser vorhanden (Nippeltränken). Voliere von allen Seiten zugänglich, keine Rückzugsmöglichkeit. Kein Sand- oder Wasserbad. Keine Informationen zum Tier (ausser Art). Tiere stehen nicht zum Verkauf. Tiere sind gesund und verhalten sich normal, einige singen.

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Ca. 35 Kanarienvögel. Grösse der Voliere 4x1.5m, 2m hoch, zwei Sitzbäume. Sonst wie andere Kanarienvogel-Voliere.

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Ca. 20 Diamant-AmadinenAmandinen verschiedener Arten. Grösse der Voliere 1x2m, Höhe 2m. Reichlich Einstreu, Sitzbaum. Eine Seite durch Rückwand abgeschirmt. Futter und Wasser vorhanden. Kein Sand- oder Wasserbad. Keine Informationen zum Tier (ausser Art und Herkunft). Tiere stehen nicht zum Verkauf. Tiere sind gesund und verhalten sich normal.

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Ca. 18 Wellenastrilde, Grösse der Voliere: 3x1m, Höhe 2m. Reichlich Einstreu, Sitzbaum. Eine Seite durch Rückwand abgeschirmt. Futter und Wasser vorhanden. Kein Sand- oder Wasserbad. Keine Informationen zum Tier (ausser Art und Herkunft). Tiere stehen nicht zum Verkauf. Tiere sind gesund und verhalten sich normal.

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Ca. 18 AmandinenAmadinen. Grösse der Voliere: 2x2m, Höhe 2m. Reichlich Einstreu, Sitzbaum. Eine Seite durch Rückwand abgeschirmt. Futter und Wasser vorhanden. Kein Sand- oder Wasserbad. Keine Informationen zum Tier (ausser Art und Herkunft). Tiere stehen nicht zum Verkauf. Tiere sind gesund und verhalten sich normal.

Beurteilung Der Gesamteindruck der Tierhaltung ist gut. Insbesondere sind – mit einer Ausnahme – die Volieren gross genug, wenn auch die Höhe v.a. bei den Papageien an der unteren Grenze ist, und sauber. Wasser und Futter stehen den Tieren ad libitum zur Verfügung. Sämtliche Tiere werden in Gruppen gehalten, so dass ausreichend Sozialkontakte möglich sind. Allerdings werden einzelne Papageien und Sittiche nicht vorschriftsgemäss mit einem Sozialpartner der gleichen Art gehalten, sondern teilweise gibt es nur Sozialpartner nahe verwandter Arten. Positiv zu erwähnen ist auch der Umstand, dass alle gezeigten Vögel gesund sind und sich artgemäss und ausgeglichen verhalten (ruhen, Gefiederpflege, Sozialkontakte, balzen, Nahrungssuche, fliegen, neugierige Kontaktaufnahme am Gitter). Offensichtliche Verhaltensprobleme, die auf ungenügende Haltung und Stress hinweisen würden, können nicht beobachtet werden (wobei eine Unterscheidung von entspanntem Ruhen / Schlafen und stressbedingtem Rückzug / Verstecken unter Flügel nicht möglich ist). Mangelhaft ist der Umstand, dass in sämtlichen Volieren vorgeschriebene Strukturen wie Wasser-/ Sandbad und Beschäftigungsmöglichkeiten fehlen. Bei den Grosspapageien fehlen federnde Sitzgelegenheiten, wie die Tierschutzverordnung sie vorschreibt (es sind nur feste Holzstangen vorhanden). Teilweise sind die Tiere etwas arg ausgestellt und haben kaum Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung. Es fehlen Informationen zu den Haltungsanforderungen der Tiere, was insbesondere dort störend ist, wo Tiere zum Verkauf angeboten werden! Ausserdem wäre gerade bei den Grosspapageien und Kakadus ein Hinweis auf die Bewilligungspflicht dieser Tierhaltungen angebracht.

Reptilien, Amphibien und Gliedertiere

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Verantwortliche Vivarium Lausanne. Ein privater Halter stellt ausserdem verschiedene Skorpione und eine Vogelspinne aus.

Haltung In mehreren, vorbildlich und naturnah gestalteten Terrarien werden kleinere Reptilien in ihren nachgebildeten natürlichen Lebensräumen und z.T. in biogeographisch realistischen Vergesellschaftung präsentiert (mehrere Tiere eines Herkunftsgebiets und Lebensraumes pro Terrarium). Die Ausstellung thematisiert ausserdem den illegalen Handel mit Tierprodukten und bedrohten Arten. Mehrere zuständige Personen des Vivariums sind ständig zur Stelle und informieren die Besucher. -

Madagaskar-Taggecko: Anzahl Tiere unbestimmt. Grösse Terrarium 120x50x50 cm (und damit ausreichend gross für mehrere Tiere). Mit natürlicher Vegetation, Kletter- und Versteckmöglichkeiten, unterschiedlich warmen, feuchten Stellen, Spotstrahlern, Futter vorhanden (Insekten). Informationen zu Tieren vorhanden (Art, Herkunft, Lebensweise, aber keine Haltungshinweise). Tiere stehen nicht zum Verkauf.

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Chinesische Wasseragame und Zacken-Erdschildkröte: Anzahl Tiere unbestimmt. Grösse Terrarium 150x100x80 cm (und damit gross genug für zwei Tiere). Mit natürlicher Vegetation, Wasser, Grab-, Versteck- und Klettermöglichkeiten, unterschiedlich warmen, feuchten Stellen, Spotstrahlern. Futter vorhanden (Insekten, Früchte/Gemüse für Schildkröte). Informationen zu Tieren vorhanden (Art, Herkunft, Lebensweise, aber keine Haltungshinweise). Tiere stehen nicht zum Verkauf.

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Zwergpython: Anzahl Tiere unbestimmt. Grösse Terrarium 100x60x120 cm (gross genug für ein bis zwei Tiere) mit natürlicher Vegetation, Wasser, Versteck- und Klettermöglichkeiten, unterschiedlich warmen, feuchten Stellen, Spotstrahlern, Häutungshilfen (Steine, Äste). Informationen zu Tieren vorhanden (Art, Herkunft, Lebensweise, aber keine Haltungshinweise). Tiere stehen nicht zum Verkauf.

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Dornschwanzagame, Spornschildkröte (Jungtiere), Berberskink: Anzahl Tiere unbestimmt (mind. drei junge Spornschildkröten, zwei Dornschwanz-Agamen, ein Skink). Grösse Terrarium ca. 2x2m, oben offen, mit naturnahem, grabbarem Wüstenboden, Versteckmöglichkeiten. Spotstrahler, unterschiedlich warmen Stellen. Futter vorhanden (Raufutter für Schildkröten, Insekten für Echsen). Informationen zu Tieren vorhanden (Art, Herkunft, Lebensweise, aber keine Haltungshinweise). Hier wäre ein Hinweis darauf, dass die Haltung von Spornschildkröten bewilligungspflichtig ist, angebracht! Gezeigt werden nur Jungtiere – die Art kann aber sehr gross werden und ist äusserst schwierig zu halten! Tiere stehen nicht zum Verkauf.

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Pfeilgiftfrösche: Anzahl Tiere unbestimmt. Grösse Terrarium 80x40x50 cm. Mit natürlicher Vegetation, grabbarem Untergrund, Wasser, pflanzlichen Versteck- und Klettermöglichkeiten, unterschiedlich warmen, feuchten Stellen, Kunstlicht. Futter vorhanden (Insekten). Informationen zu Tieren vorhanden (Art, Herkunft, Lebensweise, aber keine Haltungshinweise). Tiere stehen nicht zum Verkauf.

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Eine Vogelspinne (Brachypelma) und acht meist kleinere Skorpione in Miniatur-Terrarien. Diese sind zwar sehr klein (ca. 20x30cm, 20cm hoch), aber artgerecht eingerichtet mit artspezifischem Untergrund, Verstecken, Schatten- und Sonnenplätzen, Futter, Wasser, Vegetation wo nötig. Nur lateinischer Artname und Herkunft der Tiere angegeben. (Viele Arten besitzen keinen deutschen Namen). Giftigkeit der Tiere und Unfallprävention werden thematisiert und Tipps zur Unfallvermeidung auf Reisen gegeben. Tiere stehen nicht zum Verkauf und werden auch privat nicht verkauft, gemäss Auskunft des Halters. Haltungsvorschriften gibt es bei Gliedertieren nicht.

Beurteilung Vorbildliche Terrarienhaltung. Die Terrarien sind gross genug und verfügen über sämtliche notwendigen Strukturen sowie eine angemessene Beleuchtung und Temperierung. Die Tiere werden in verträglichen Sozialgruppen und, wo notwendig, auch einzeln gehalten. Der natürliche Lebensraum wird gut abgebildet. Die Informationen an den Terrarien sind ausreichend und werden durch die bereitwillige Auskunft der zuständigen Personen gut ergänzt.

Eine Beobachtung am Rand Etwas problematisch fiel der Umgang mit den bei der Reitshow eingesetzten Pferden nach der Vorstellung auf. Gleich am Eingang der Messehalle befindet sich eine Installation aus Metall und Eisen, die von Besuchern durch eine Kurbel in Bewegung versetzt werden kann. Die Bewegungen der Zahnräder, Kolben und Figuren entlocken dieser Figur laute, scheppernde Geräusche (Peak bei 89 dB). Immer wieder betätigen Besucher denn auch dieses metallene Ungetüm. Drinnen in der Halle ist davon kaum etwas zu hören, umso mehr aber am Eingang. Unbedingt neben dieser Lärmquelle ist der Hänger (mit Walliser Nummernschild) für die Pferde parkiert, die in der Reitshow auftreten. Nach der Vorstellung wird eines der Pferde, ein Friese, direkt in den Hänger gebracht und dort eingestallt. Im Hänger drin befinden sich, diagonal nebeneinander, drei enge Boxen für insgesamt drei massige Kaltblutpferde. Vor dem Hänger angekoppelt steht ein Jeep mit leicht geöffneten Wagenfenstern. In dem Auto befinden sich – ohne Wasser und in praller Sonne – zwei Hunde; ein Shar-Pei und ein Terriermischling. Beiden ist offensichtlich sehr heiss; sie hecheln stark. Jedes Mal, wenn wieder jemand den „Lärmautomaten“ betätigt, erschrickt sich das Pferd im Hänger,

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stampft und schnaubt, schlägt heftig mit den Hufen gegen die Wände des Transporters, legt die Ohren zurück und reisst die Augen auf. Es dauert eine gute halbe Stunde, bis die Tierhalter auftauchen, die anderen beiden Pferde einladen (wobei das Fehlen einer Einsteige-Rampe auffällt) und die Hunde befreien und ihnen Wasser geben. Hier haben sich die Tierhalter eindeutig gedankenlos und wenig verantwortungsvoll verhalten. Hunde sollten unter keinen Umständen in einem ungeschützt in der Sonne stehenden Auto zurückgelassen werden. Und ein Pferd in einem engen Transportwagen direkt neben einer unberechenbaren Lärmquelle und im Besucherstrom der Messebesucher stehen zu lassen, setzt das Tier grossem Stress aus, der durchaus hätte vermieden werden können! Ein Verladen ohne Rampe bringt zudem beträchtliche Verletzungsgefahr für das Pferd mit sich.

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Foire du Valais, Martigny [ 27. September bis 10. Oktober 2013; besucht am 28. September 2013 ]

Gesamteindruck

An der Foire du Valais, Martigny, einer kantonale Landwirtschafts- und Freizeitmesse, werden diverse Nutztierarten ausgestellt. Es werden jeweils verschiedene kantonale Tierrassen wie Walliser Schwarzhalsziege, das Schwarznasenschaf, Eringerkühe, Bernhardiner, sowie die Nera Verzasca-Ziege, eine Zuchtsau mit Ferkeln, ein Eber und verschiedene andere Schafrassen, Kaninchen und Geflügel ausgestellt. Ponys werden beim Ponyreiten eingesetzt. Tierschützerisch problematisch sind an dieser Messe insbesondere die beengten Verhältnisse der Gehege für die Schafe und Ziegen. Sämtliche Gehege dieser Tiere sind ohne Rückzugsmöglichkeiten. Zum Teil sind die Schafe bei gut 25 Grad (im Zelt eher wärmer) ungeschoren und zum Teil mit kupierten Schwänzen ausgestellt. Die Besucher können die meisten Tiere berühren, da es keine Rückzugmöglichkeiten für die Tiere gibt. Die Muttersau wird mit ihren Ferkeln in einem Zwangskasten ausgestellt, wenn auch die Sau zumindest nicht angebunden ist. Sehr problematisch sind auch die Haltung, der Verkauf und die Art und Weise der „Verpackung“ der verkauften, lebenden Küken. In den Hallen herrscht Rauchverbot. Hunde dürfen nicht in die Halle mitgenommen werden, und es gibt auch keinen Hundehort. Generell herrscht eine angenehme Atmosphäre in den Halle. Es ist zwar eher laut, da die Halle für die Menge der Besucher eher klein ist. In allen Hallen mit Tieren kann jedoch weder Uringeruch noch ein sonstiger Hinweis auf unhygienische Zustände festgestellt werden. Es duftete vielmehr nach frischem Stroh, und die Ställe und Boxen machen alle einen sauberen Eindruck. Durchzug ist nicht zu spüren. Vorführungen mit Tieren werden nicht gezeigt.

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Die einzelnen Ausstellungen im Detail Rinder Zwei Eringerkühe sind zwischen zwei Zelten untergebracht. Ihr Freilaufgehege ist reichlich mit Stroh und Sägemehl eingestreut. Das Gehege ist sehr gross (5x 8m) und zur Hälfte überdacht. Die Tiere machen einen ruhigen und zufriedenen Eindruck. Eine gefüllte Heuraufe und Wasser sind für die Tiere vorhanden. Am selben Ort ist auch eine Eringerkuh mit Kalb untergebracht. Auch ihr Freilaufgehe ist grosszügig angelegt. Eine gefüllte Heuraufe und Wasser stehen den Tieren zur Verfügung. Ebenso ist ca. die Hälfte des Geheges überdacht. Diese Rinderhaltung ist einwandfrei.

Esel Zwischen den Eringerkühen sind zwei Esel in einem grosszügigen Gehege (3x 5m) untergebracht. Die Hälfte des Geheges ist überdacht. Auch hier besteht die Einstreu aus reichlich sauberem Stroh und Sägemehl. Eine gefüllte Heuraufe und Wasser steht den Eseln zur Verfügung. Diese Haltung der Esel ist gut. Die Zeltwand wird mit einem Holzzaun, ähnlich einem Jägerzaun, geschützt. Hier besteht ein gewisses Verletzungsrisiko für die Esel.

Ziegen/Schafe Die Ziegen und Schafe sind in einem kleinen Zelt eingestallt. Die Platzverhältnisse für die Ziegen und Schafe sind beengt. Zwei bis drei erwachsene Schafe stehen auf ca. 6 m². Diese Fläche wird durch die Heuraufe zusätzlich eingeengt. Die Einstreu bei allen Kleinwiederkäuern ist sauber und reichlich, mit gutem Stroh und Sägemehl. Wasser und Heu ist vorhanden. Durch die beengten Platzverhältnisse können die Tiere aber weder ihren Individualabstand noch genügend Abstand zu den Besuchern halten. Es werden Weisses Alpenschaf (WAS), Schwarzköpfiges Schaf, Walliser Schwarznasen und eine weitere behornte Rasse (Heidschnucken) vorgestellt. Die WAS und die Schwarzköpfigen Schafe sind grösstenteils kupiert.

Auf ebenfalls ca. 6 m² werden zwei ausgewachsene und zwei junge Schwarzhalsziegen ausgestellt. Auch hier ist die Einstreu sauber und reichlich. Die Tiere haben Wasser und Heu zur Verfügung. Sogar eine kleine Klettermöglichkeit ist für die Ziegen vorhanden. Aber auch hier können sich die Tiere nicht vor den Besuchern zurückziehen, da das Gehege zu klein ist.

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Die Nera Verzasca, zwei ausgewachsene Ziegen, werden in einem Gehege mit Gittergeflecht gehalten, was für die behornte Rasse ein Verletzungsrisiko birgt. Die Einstreu ist sauer und reichlich, bestehend aus Stroh und Sägemehl. Die Tiere haben Heu und Wasser zur Verfügung. Das Gehege ist allerdings sehr klein (ca. 4 m²). Alle Ziegen und Schafe werden in Gruppen gehalten mit einer guten Stroheinstreu. Wasser und Futter (Raufen/Fressstände) stehen den Tieren ad libitum zur Verfügung. Die Milchziegen verfügen allerdings nicht über die eigentlich notwendigen Klettermöglichkeiten. Stressanzeichen und Stereotypien können nicht beobachtet werden. Das Wiederkäuen ist normal und der Lärmpegel bei ca. 73 dB(A).

Schweine Eine säugende Muttersau mit Ferkeln wird in einer Standardbucht mit 6m2 Fläche ausgestellt. Viel Einstreu und Wasser sind vorhanden; die Bucht ist nur von einer Seite den Besuchern zugänglich. Allerdings befindet sich auf derselben Seite auch das Ferkelnest, was dem Rückzugs- und Schutzbedürfnis der Ferkel nicht gerade entgegen kommt.

Geflügel Drei verschiedene Geflügelrassen werden im Kleinwiederkäuerzelt ausgestellt. Die Einstreu ist sauber und reichlich, die Hühner können scharren und verfügten über Sitzstangen und über je ein Legenest pro Gehege. Die Hühner legen ihre Eier allerdings auf den Boden. Die Grundfläche der mit Gittergeflecht eingezäunten Gehege ist mit ca. 2 m² klein für vier bis fünf Hühner mit Hahn. Futter und Wasser steht den Tieren zur Verfügung.

Kaninchen/Ziergeflügel Viele Kaninchenrassen werden ausgestellt. Die Kaninchenställe verfügen alle über eine erhöhte Liegefläche und saubere Einstreu. Die Ställe sind jeweils mit ein bis vier Kaninchen belegt. Die Tiere können sich in dem reichlichen vorhanden Einstreu gut verbergen. In der Mitte des Zeltes steht ein Freilaufgehege mit ca. 8 m² Fläche. Hier teilen sich Kaninchen und Tauben das Gehege. Die Einrichtung verfügt über gute Strukturen. Einige Häuschen, aber auch erhöhte Liegeflächen und Klettermöglichkeiten sowie Röhren geben den Tieren Rückzugsmöglichkeiten. Die Tauben verfügen über Sitzstangen. Futter und Wasser ist für alle Tiere ausreichend vorhanden.

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In dem Gehege ist ein Käfig mit einem adulten und zwei juvenilen Kaninchen untergebracht. Obwohl das kleine Gehege ebenso über erhöhte Sitzmöglichkeiten als auch über einen Sichtschutz zur Besucherseite verfügt, ist es in einer Ecke des Geheges untergebracht, an der die Besucher an zwei Seiten direkten Kontakt zu dem Käfig haben. Mit Ausnahme des hineingestellten Kaninchenkäfigs ist die Haltung aber vorbildlich.

Küken Fragwürdig ist dagegen die Kükenhaltung an der Messe, und problematisch auch der billige Verkauf „ab Lager“. Die auf 1,5 x 1,5 m eingepferchten Küken stehen so eng, dass man kaum die Einstreu des Geheges sehen kann. Mehrere Wärmelampen sind zwar vorhanden, und mehrere Futterstationen stehen den Tieren zur Verfügung. Die Küken werden jedoch zu spottbilligen 2.50 Franken pro „Stück“ verkauft und recht unsanft in einem Karton verpackt. Wer sich an dieser Messe alles „aus einer Laune heraus“ ein, zwei Küken zugetan hat und was mit den Tieren geschieht, wenn die den Käufern (Kindern??) verleidet sind, kann nur vermutet werden.

Ponys Im gleichen Zelt mit den Kaninchen sind drei Shetland-Ponys untergebracht. Das Gehege für die Ponys besteht aus Panelen und ist ca. 5 x 2,5 m gross. Auf der sauberen Sägemehleinstreu liegt Heu und Futterstroh. Den Ponys steht zudem Wasser zur Verfügung. Die Ponys werden für Ponyreiten auf einem Schnitzelplatz, der vom Zelt auf vier Seiten eingerahmt ist, statt. Die Tiere machen einen gepflegten und gelassenen Eindruck. Kritisch zu beurteilen ist dagegen der Umstand, dass die Ponys von Kindern, ohne Begleitung von Erwachsenen, geführt werden.

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OLMA ( Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung ), St.Gallen [ 10 bis 20. Oktober 2013; besucht am 17. Oktober 2013 ]

Gesamteindruck

An der OLMA (Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung) werden verschiedene Tierarten ausgestellt, darunter hauptsächlich Milchkühe verschiedener Rassen, Pferde und Stuten mit Fohlen, adulte und juvenile Schafe und Ziegen. Ebenso sind verschiedene Schweizer Geflügelarten zu sehen. Täglich finden verschiedene Vorführungen statt. Tierschützerisch problematisch sind die ziemlich beengten Verhältnisse der Gehege für die Schafe und Ziegen: Sämtliche Gehege für Schafe und Ziegen sind (mit einer Ausnahme) ohne Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere. Kinder können zweimal täglich einer Lämmergruppe den „Schoppen“ geben. Aus tierschützerischer Sicht fragwürdig sind zudem der Transport und das Ausstellen von hochträchtigen Kühen: Die EU verbietet den Transport von hochtragenden Kühen; in der Schweiz ist dies dagegen legal. Von einer Publikumsmesse wie der OLMA würde man etwas mehr Einsatz für das Tierwohl erwarten, als lediglich die Minimalvorschriften einzuhalten! Schon am ersten Abend, direkt nach dem Einstallen, kalbt eine Erstlingskuh. Das » Schweizer Fernsehen berichtet darüber. Der Transportstress sowie die neue Umgebung können den Geburtstermin sowie den Geburtsverlauf beeinflussen. Eine Geburt ist immer ein sehr schmerzhaftes und stressbeladenes Ereignis, ganz besonders für erstgebärende Kühe nach dem Transport und in fremder Umgebung. Am Tag des Besuchs zeigt eine hochträchtige Kuh erste Zeichen einer bevorstehenden Geburt mittags um 14h, während die Besucher sich hinter den Lägern drängen und die Kühe immer wieder anfassen. Die Besucher können grundsätzlich die meisten Tiere berühren, da es keine Rückzugmöglichkeiten gibt. So kann man bspw. die Kühe in Anbindehaltung jederzeit von allen Seiten berühren. Eine Muttersau befindet sich mit ihren Ferkeln in einer nur 3,15 x 2,60 m grossen Abferkelbucht ohne Sichtschutz. Die Kühe und Kälber in der Mutterkuhhaltung zeigen zum Teil starke Maulatmung in Seitenlage. Ein Kalb in Seitenlage zeigt gar bei abgelegtem Kopf Maulatmung. Seine Augen sind aufgerissen.

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In den Hallen herrscht Rauchverbot. Hunde dürfen nicht in die Halle mitgenommen werden, und es gibt keinen Hundehort. Generell herrscht eine laute und emsige Atmosphäre in der Halle. Den nur für diesen Tag angereisten Tieren wird sehr wenig Platz zur Verfügung gestellt, so dass bspw. die (relativ grossen) Esel zum Teil zu dritt in einer 16m²-Panelbox warten müssen! In allen Hallen mit Tieren kann kein Uringeruch oder sonstiger Hinweis auf unhygienische Zustände festgestellt werden. Es duftet vielmehr nach frischem Stroh, und die Ställe und Boxen machen alle einen sauberen Eindruck. Durchzug ist nicht zu spüren. Mit 75- 90 DB ist es in den Hallen, in denen Tiere gehalten werden, eher laut.

Die einzelnen Ausstellungen im Detail Rinder Zwei an der OLMA geborene Kälber sind in einer Panellbox von ca. 9 m² untergebracht, daneben eine Braunviehkuh in einer ca. 10,8 m² grossen Box. Beide Boxen sind reichlich mit sauberem Stroh eingestreut.

Eine Anbindehaltung beherbergt 23 Braunviehkühe und einen „Muni“. Gegenüber sind zwölf Kühe und ein einjähriges Rind untergebracht. Unter den zwölf Kühen befindet sich eine kurz vor dem Abkalben, eine andere, ältere Kuh (Jahrgang `97) hat Milchfluss aus dem Euter. Auf den beiden weiteren Lägern mit Anbindehaltung sind 21 Braunviehkühe und vier Jersey-Kühe untergebracht; gegenüber stehen 27 Holsteiner. Zwei hochträchtige Holsteiner zeigen eine deutlich erhöhte Atemfrequenz. Die Läger sind 2.10 m lang und entsprechen somit der TSchV. Sechs Mutterkühe mit ihren ausgemästeten Kälbern sind auf ca. 60 m²eingestallt. Die Tiere zeigen zum Teil ebenfalls eine deutlich erhöhte Atemfrequenz. Ein Kalb „pumpt“ in kompletter Seitenlage mit offenen Augen und atmet mit offenem Maul. Ein anderes Kalb zeigt Zungenrollen - ein deutliches Stresszeichen. Zwei Kühe hier haben schon abgekalbt. Eine weitere steht unmittelbar vor der Geburt, und mindestens drei weitere Kühe machen den Anschein, als dürfte es bei ihnen ebenfalls bald soweit sein.

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Aussenbereich Neben der Vorführarena, durch ein Zelt überdacht, sind zwei Zebus mit ihren Kälbern untergebracht. Das Gehege ist ca. 3.6 x 7,2 m gross und mit reichlich sauberem Stroh eingestreut. Eine gefüllte Heuraufe sowie Wasser sind vorhanden. Leider befindet sich die Heuraufe an der Zuschauerseite, so dass die Tiere nicht ungestört Heu fressen können. Während des Beobachtungszeitraumes von 10 min. versucht eines der Zebus, Heu zu fressen. Jedes Mal, wenn sich der Kopf in der Heuraufe befindet, klopft ein Besucher unvermittelt dem Tier auf den Kopf. Das Tier schrickt jedes Mal zurück, bis es die Futteraufnahme aufgibt. Ebenso werden im Aussenbereich zwei Mutterkühe mit Kälbern auf 10,7 x 3,6 m gehalten. Auch hier sind die Heuraufen an der den Besuchern zugänglichen Seite angebracht. Wasser und saubere Einstreu sind aber vorhanden.

Esel Die Esel sind nur an diesem Tag für verschieden Vorführungen auf dem OLMA-Gelände. Zwischen den Vorführungen werden die Esel in 9-12 m² grossen Panelboxen untergebracht. Leider gibt es zu wenig Boxen für die Anzahl anwesender Esel, so dass bis zu drei Tiere sich eine Box teilen müssen. Die Boxen sind mit Stroh eingestreut und stehen überdacht bei der Vorführarena. Hier wäre deutlich mehr Platz für die Esel nötig: für Kleinpferde und Esel mit einem Stockmass von < 120 cm 5.5 m 2 pro Tier, also für eine Einraum-Gruppenbox für drei Esel mind. 16.5 m 2, besser aber noch eine Box mit Auslauf.

Ziegen/Schafe 26 ungeschorene Schafe, ans Leben im Freien gewöhnt, werden sehr beengt im Aussenbereich auf 3,6 x 10,7 m gehalten. (Pro Tier müssten gemäss TSchV zwei Quadratmeter Liegefläche zur Verfügung stehen; bei 26 Tieren also rund 52 m 2 statt der vorhandenen knapp 40 m2). Drei gefüllte Wassereimer, wovon zwei besucherseitig angebracht sind, stehen den Schafen zur Verfügung. Hier können wir beobachten, dass die Besucher die Tiere bei der Wasseraufnahme stören, bis die Tiere das Trinken unterbrechen.

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Weitere Schafe werden in der Halle 7.1 gehalten. Hier gibt es eine Lämmergruppe mit elf Tieren. Das Gehege ist an drei Seiten den Besuchern frei zugänglich. Insgesamt stehen den Tieren 2.6 x 3m zur Verfügung (gemäss Tierschutzverordnung vorgeschrieben wären 0.3 m 2 pro Lamm, also nur 3.3 m2 für elf Tiere). Heu, Wasser und sauberes Stroh stehen zur Verfügung. Eine zweite Lämmergruppe, ebenfalls elf Tiere, sind in einem Gehege mit 2,3 x 4,2 m untergebracht. Das Gehege ist den Besuchern von zwei Seiten her zugänglich. Kinder dürfen diese Gruppe jeweils um 10h und um 15h mit dem „Schoppen“ füttern. Es gibt keine Rückzugsmöglichkeit für die Tiere ausser unter der Futterkrippe.

Direkt neben der Lämmergruppe befindet sich ein sehr schönes und gut strukturiertes Ziegengehege mit höher gelegenen Liegemöglichkeiten und Klettergerüsten. Leider gibt es nur einen Zugang zum Podest, sodass dieser von einem dominanten Bock blockiert wird. In der gleichen Halle sind zwei adulte Schwarzhalsziegen auf 2,9 x 2,5 m untergebracht. Gleich daneben befinden sich fünf juvenile Schwarzhalsziegen, ebenfalls auf 2,9x 2,5 m. Sauberes Stroh, Heu und Wasser stehen in beiden Gehegen zur Verfügung.

Schweine

In der Halle 7 sind neben Milch- und Mutterkühen sowohl Pferde als auch Schweine ausgestellt. Eine Muttersau ist in einer Abferkelbucht (3,2 x 2,6 m) mit ihren Ferkeln untergebracht. Ein Eber wird mit genügend Platz von ca. 7m2 in einer Bucht gehalten, während vier Jager (junge Mastschweine mit ca.

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30kg Lebendgewicht) in einer gleich grossen Bucht von ca. 7m 2 gehalten werden. In diesen beiden Buchten ist kein frisches Wasser vorhanden (auch keine Tränknippel), sondern nur eine dreckigbraune Brühe in den Futtertrögen! Im Aussenbereich werden fünfzehn „Rennschweine“ (ca. 60-70kg) auf 3,2 x 6,8 m gehalten. Zwei Hüttchen befinden sich im Gehege. Diese bieten wenigstens einigen Schweinen eine Rückzugsmöglichkeit. Das Gehege ist mit fünfzehn Schweinen sehr dicht belegt. Die Bucht ist bodendeckend und tief mit Langstroh eingestreut. Wasser steht den Tieren zur Verfügung. Die Breite der Fresströge (ca. 3m) entspricht nicht der TschV (30 cm pro Tier).

Geflügel

Verschiedene vom Aussterben bedrohte Geflügelrassen werden an der OLMA ausgestellt. Das Gehege der fünf Pommernenten verfügt über 6 m². Ein Häuschen als Rückzugsmöglichkeit und eine Schwimmmöglichkeit steht den Tieren zur Verfügung. Ebenso können die Tiere in verschiedenen Bodensubstraten scharren. Futter und Wasser sind vorhanden und das Gehege sauber. Des Weiteren sind zwei Diepholzer Gänse in einem schön strukturierten Gehege mit grosszügiger Bademöglichkeit ausgestellt. Leider sind bei beiden Gänsen die Federn am rechten Flügel gekürzt. Zwölf Hühner und ein Hahn sind in einer gut strukturierten Voliere untergebracht. Die Hühner verfügen über Futter, Wasser, Scharrmöglichkeiten und ein Hühnerhäuschen.

Pferde

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In der Halle 7 werden zwei Stuten mit Fohlen gezeigt. Die Fohlen stehen zum Verkauf. Sämtliche Pferde sind in Boxen untergebracht. Diese sind ca. 15 m² gross. In beiden Boxen ist reichlich saubere Einstreu (Stroh). Leider ist aber kein Wasser vorhanden. Vier weitere Pferde werden im Aussenbereich untergebracht. Hier teilen sich je zwei Pferde zwei Boxen. Jede Box ist ca. 3,6 x 3,6 m gross. Die Tür zwischen den Boxen steht offen, so dass die Pferde aussuchen können, ob sie sich bei den Besuchern oder im hinteren Teil aufhalten wollen. Hier ist reichlich saubere Stroheinstreu sowie Wasser vorhanden.

Etwas abseits werden die sechs Pferde der Feldschlösschen-Brauerei gehalten. Die grossen Belgier stehen in Boxen in einem eigenen Zelt. Diese Boxen sind ca. 16m² gross und nur spärlich mit Sägemehl und vereinzelten Strohhalmen eingestreut. Keine der Boxen verfügt über Wasser. Es sind drei kleine Auslaufplätze hinter dem Zelt, so dass alle Pferde Auslauf haben.

Vorführungen Beobachtet wird einzig die Vorführung der Arbeit von Schäferhunden mit Schafen. Hierzu wird in der Vorführarena ein Parcours aufgebaut. Anschliessend werden am Beispiel von unterschiedlich weit ausgebildeten Hunden die Ausbildung und die Arbeit „am Schaf“ erklärt. Dies ist sicher ein gewisser Stress für die Schafe als „Trainingsobjekt“. Wichtig wäre, dass die Schafe jeweils nur ein bis zweimal pro Tag zu einer solchen Übung gebracht werden. Die Hunde arbeiten im beobachteten Fall ruhig und sind sehr gehorsam und aufmerksam.

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SWISSBird, Zofingen [ 9. und 10. November 2013; besucht am 9. November 2013 ]

Allgemeines An der SwissBird stellen die Züchter von Ziervögeln während zweieinhalb Tagen (Freitag- bis Sonntagabend) ihre Zuchterfolge aus. Es ist eine eigentliche Züchterausstellung; fast alle präsentierten Vögel werden auch prämiert, u.a. für „Best in Show“ nach Kategorie, oder Jugendsiegern nach Kategorie.

In monotonen Reihen kleiner Gitterkäfige sitzen jeweils einzeln Hunderte über Hunderte Vögel ohne Rückzugsmöglichkeit. Da es sich um eine Schauzwecken dienende, vorübergehende Haltung handelt, werden die Haltungsvorschriften gemäss Tierschutzverordnung (sofern für die Art überhaupt definiert) nicht erfüllt. Gemäss Homepage der Ausstellung werden aber alle Vögel zu Hause bei ihren Haltern in artgerechten Grossvolieren gehalten. Eine Ausnahme sind die Schau-Volieren in der Mitte der Halle, in denen eine mehr oder weniger artgerechte Ziervogelhaltung gezeigt wird.

Gezeigt werden Zuchttiere von einheimischen Wildvogelarten (z.B. Gimpel, Distelfink, Erlenzeisig), Kanarienvögeln und deren Hybriden, Wellensittichen, sonstigen Sittichen (z.B. Berg-, Sonnen-, Pennant-, Schön-, Mönchs-, Halsband-, Nymphensittich), kleinen und mittelgrossen Papageien (z.B. Sperlings-

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papageien, Graupapagei, Mohrenkopfpapagei, Loris), Stare (z.B. Bali-Star, Beo, verschiedene Glanzstare), Tauben (Turteltaube, Lachtaube, Diamanttäubchen u.a.), wilden Hühnervögeln (verschiedene Wachteln, Rothuhn) und diversen Finkenarten (u.a. verschiedene Amadinen, Astrilde, Reis- und Gouldfink, Diamantfink, Zebrafink) aus der ganzen Welt, sowie von weiteren Vögeln wie bspw. nicht-einheimischen Singvögeln (z.B. Mozambique-Girlitz, Magellanzeisig, Bülbül), domestizierte Hühner, ein Grosspapagei (Ararauna) und afrikanische Schildraben. Die Anzahl der präsentierten Vögel ist kaum zu überblicken. Gemäss einer Zählung vor Ort dürften rund 50 einheimische Wildvögel (teilweise in gezielt gezüchteten Farbvarietäten), 1100 Kanarienvögel und deren Hybriden, 260 Wellensittiche, 412 kleine und mittlere Papageien sowie Sittiche, ein Grosspapagei, 40 exotische Stare, 25 Tauben, 56 wilde Hühnervögel, 400 diverse Finken und 112 Zebrafinken, sowie rund 60 weitere Ziervögel zu sehen sein, also total weit über 2500 Vögel!

Gesamteindruck/Zusammenfassung Die in kleinen Käfigen zur Schau gestellten Vögel sind akkurat aufgereiht und machen für den Aussenstehenden den Eindruck einer „Briefmarkensammlung“. Die zu Hunderten gestapelten Käfige enthalten nur die allernotwendigste Einrichtung, nämlich Wasser, Futter, eine Sitzstange und einen saugfähigen Untergrund. Alle Tiere sind einzeln gehalten und haben keinerlei Rückzugsmöglichkeit. Die Besucher können direkt an die Käfige herantreten, so dass die Tiere der Nähe vieler, fremder Menschen schutzlos ausgeliefert sind. Mehrmals werden Aussteller per Mikrofon darauf hingewiesen, dass sie ihre Vögel an der Ausstellung nicht zum Verkauf ausschreiben dürfen und Inserate wieder von den Käfigen entfernt werden müssen.

Die meisten Käfige sind sauber und hygienisch nicht zu beanstanden. In der Ausstellungshalle herrscht Raumtemperatur (ca. 20°C), keine Zugluft (ausser direkt am Eingang, beim Hühnergehege), Tageslicht, und die Lautstärke beträgt zwischen 70-85 dB. Der Raum ist erfüllt vom Zwitschern, Piepen und Trillern von Vögeln – eine Geräuschkulisse, die den (sozialen, meist schwarmbildenden) Vögeln evtl. Sicherheit gibt. Da auch der Besucherzustrom sich in Grenzen hält, ist die Lärmbelastung unbedenklich. Es herrscht keinerlei Geruchsbelastung durch Kot-, Urin- oder Rauchgestank. Geraucht wird nicht, und die Beunruhigung durch den an die Ausstellung angrenzenden Verpflegungsstand mit Sitzbänken und – tischen ist vernachlässigbar. Ein offizielles Hundeverbot besteht nicht; es konnte jedoch ausser einer einzigen, angeleint mitgeführten und artigen Französischen Bulldogge kein Hund in der Ausstellungs-

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halle gesichtet werden. Einen Hundehort gibt es nicht. Es werden auch keine Vögel zum Streicheln aus den Käfigen genommen und keine von der Mutter abhängigen Jungvögel gezeigt. Einzelne problematische Zuchtformen werden präsentiert, u.a. die „Frisé“-Positurkanarien mit überlangen Ständern (Beinen) und unnatürlich aufrechter Wirbelsäule, deren Brust-, Rücken- und Schulterfedern zudem stark gekräuselt sind, ausserdem Wellensittiche mit „Schöpfen“ und Hauben, die teilweise kaum mehr unter den Federn hervorsehen. Haltungstechnisch problematisch ist die Präsentation eines Grosspapageies (Ararauna) und zweier afrikanischer Schildraben – Wildtiere, deren Haltung bewilligungspflichtig ist und die sehr hohe Haltungsanforderungen stellen! Bis auf ein einzelnes Tier machen aber alle Vögel einen gesunden Eindruck. Bei mehreren Tieren können allerdings stark beschädigte Schwanzfedern festgestellt werden – wohl eine Folge ständigen Kontakts mit Gitterstäben oder ggf. auch von Verhaltensstörungen (Federrupfen, Federfressen). Die Vögel werden gemäss Angaben des Ausstellers vor der Ausstellung mehr oder weniger gut „trainiert“, d.h. an die Ausstellungssituation in den engen Showkäfigen gewöhnt (bereits Tage vor der Ausstellung immer wieder in die Schaukäfige gesetzt und die Zeit darin schrittweise verlängert). Jedoch können grosse Unterschiede in Bezug auf das Stressverhalten einzelner Arten und Vögel gemacht werden. Längst nicht alle Vögel meistern die Ausstellungs-Situation stressfrei!

Insbesondere muss festgestellt werden, dass die Wildvogelarten (z.B. Gartenrotschwanz, Erlenzeisig, Distelfink, Rothuhn) fast durchgängig starken bis sehr starken Stress zeigen, entweder, indem sie in stereotyp anmutenden Bewegungsmustern gegen die Gitter (v.a. nach oben) fliegen und zwischen den Sitzstangen hin- und herflattern oder (im Falle des Rothuhns) ununterbrochen an der Seitenwand des Käfigs emporspringen, oder indem sie (wie bspw. ein Gartenrotschwanz) wie erstarrt auf der Sitzstange verharren, die Federn eng an den Körper gelegt, und zittern. Auch innerhalb einer Art, bspw. bei den verschiedenen Kleinpapageien und Sittichen, können massive Unterschiede im Stressverhalten, je nach Züchter, festgestellt werden. Während manche Vögel relativ entspannt und neugierig-aufmerksam wirken oder sich dem Fressen, der Fellpflege oder dem Schlafen hingeben, zeigen Artverwandte nur einige Käfige nebenan teilweise stark stereotypes Verhalten (Aufund Ablaufen am Boden, Beissen an den Gitterstangen) oder Stressreaktionen wie Rückzug an die hintere Wand, Erstarren, Schnabelatmung, Flügelzittern.

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Alles in Allem bleibt der Eindruck, dass die meisten Vögel in einer solchen Ausstellungssituation einer beträchtlichen Belastung ausgesetzt sind. Es stellt sich angesichts dieses tierschutzrelevanten Befundes die Frage, ob Sinn und Zweck solcher Ausstellungen es rechtfertigen, die Tieren über vier Tage (das Richten fand bereits am Donnerstag statt, die Vögel sind also vermutlich bereits am Mittwoch eingeliefert worden) derart zu belasten.

Die einzelnen Ausstellungen im Detail Bewertete Vögel in Show-Käfigen Sämtliche Vögel, die bewertet werden, werden in einigen wenigen Varianten von Standard-Showkäfigen präsentiert. Es sind dies meist allseitig offene, oder nur frontal und von oben einsehbare, kleine Gitterkäfige mit zwei Sitzstangen, einer Futterschale und einer Nippeltränke. Die Käfige messen ca. 30x15x25 cm, haben also etwa die Grundfläche eines A4-Blatts. Der Boden und (so vorhanden) die Seitenwände bestehen aus Karton; es handelt sich um Einweg-Einrichtung für jeweils nur eine Ausstellung. Grössere Arten wie Papageien und manche Sittiche werden in etwas grösseren, hölzernen Kisten gehalten, die frontal oder dreiseitig und von oben einsehbar und aneinander gereiht sind. Diese Käfige enthalten ebenfalls lediglich zwei Sitzstangen, Futter und Wasser, sowie einen saugfähigen Untergrund. Die Abmessungen dieser Käfige betragen 100x50x80 cm. Die Vögel haben in diesen Käfigen keinerlei Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Ängstliche Exemplare sitzen daher meist ganz hinten, an der Rückwand (so vorhanden). Bei Käfigen, die nicht allseitig einsehbar sind, dient folglich allein die blickdichte Wand als einziger „Schutz“. Einige Wellensittiche und Kleinpapageien haben allerdings den Bodenbelag ihrer Käfige angeknabbert, zerfetzt und angehoben und verstecken sich unter dem Karton! Durch das Angestarrtwerden, die bedrohlichen, nahen Silhouetten von Menschen, die sich über die Käfige beugen, und die vielen Geräusche und Bewegungen dürften viele der Vögel in dieser stark exponierten Ausstellungssituation einer massiven Belastung unterworfen sein! Bis auf wenige Fälle, wo das Wasser durch hineingeworfenes Futter getrübt oder das Futter am Boden ausgeleert und mit Kot vermischt ist, ist die Hygiene in den Käfigen genügend (einige Vögel, wie der Beo, produzieren und verspritzen grosse Mengen Kot!) bis einwandfrei.

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Schau-Volieren In der Mitte der Ausstellungshalle werden Vögel in grossen, mehr oder weniger artgerecht strukturierten Volieren gezeigt. Der Schweizer Zebrafinken-Club zeigt einen Schwarm Zebrafinken in einer vorbildlichen, gut mit verschiedenen Sträuchern, Holzschnipsel-Boden, Wasserbad, Futter und Trinkgefässen und verschiedenen Rückzugsmöglichkeiten strukturierten Voliere, die den Vögeln zudem Raum zum Fliegen gibt.

In einer weiteren, grossen Voliere werden zwei Kiebitze sowie acht Java- und Ufer-Mainas gezeigt. Die Grundfläche der Voliere beträgt rund 16m2 , die Höhe zwei Meter. Auch diese Voliere ist mit einem grossen Wasserbecken, Holzschnipsel-Boden, diversen unterschiedlich dicken, teilweise federnden Naturästen, Sichtschutz durch Tannenzweige und Sitzbrettern in der Höhe gut strukturiert. Die Voliere ist auf drei Seiten durch Bambusstäbe abgeschirmt und bietet den Vögeln zudem etwas Flugraum. An diese Voliere im Viereck angeordnet befinden sich insgesamt acht kleinere Volieren mit den Massen 1x2x2m. Sie sind – zumindest im oberen Bereich – ähnlich gut strukturiert wie die grosse Voliere. Allerdings befinden sich am Boden keinerlei Rückzugsmöglichkeiten für die in den Volieren gehaltenen Wachtelvögel. Diese halten sich dann auch fast ausschliesslich ganz hinten in der Voliere auf und laufen teilweise nervös an der Bambuswand auf und ab. Sogar die zwei Meter Distanz zu den Besuchern ist offenbar noch zu wenig Abstand für die scheuen Vögel! (Wie bedrohlich muss die Situation da erst für die Rothühner sein, die in Show-Käfigen ohne Versteckmöglichkeiten gezeigt werden?!) In diesen kleineren Schau-Volieren werden jeweils exotische Stare zusammen mit verschiedenen Wachtel-Arten gehalten, nämlich Pagodenstare und China-Zwergwachteln, Königs-Glanzstare und Gambel-Wachtel, Dreifarbenglanzstare und Haubenwachteln, Purpurglanzstare, Langschwanz-Glanzstare, Amethyst-Glanzstare und Blauschuppen-Wachtel, Balistare, Harlekinwachteln, Hirten- und JavaMainas, sowie Kalifornische Schopfwachteln. An einer Seite der Ausstellungshalle befinden sich vier kaum strukturierte und von allen Seiten einsehbare Grosskäfige, in denen – jeweils einzeln – zwei afrikanische Schildraben, ein Ararauna (Grosspapagei) und ein Kookaburra (Lachender Hans, Jägerliest) gezeigt werden. Die Käfige der Raben und des Kookaburra haben eine Grundfläche von einem Quadratmeter und eine Höhe von zwei Metern, jener des Ararauna eine Fläche von zwei Quadratmetern bei derselben Höhe. In den Käfigen gibt es Wasser und Futter, sowie zwei bis drei waagrecht montierte, feste Sitzstangen. Während der Kookaburra

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und einer der Schildraben relativ ruhig sind, zeigen der zweite Schildrabe und der Ararauna Stresssymptome. Der Ararauna schreitet monoton auf seinem Sitzast auf und ab, der Schildrabe flattert und springt zwischen zwei Sitzästen hin und her. Die Schwanzfedern der Raben sind stark ausgefranst. Es fehlt für diese intelligenten, neugierigen Vogelarten auch jegliches Beschäftigungsmaterial zum Knabbern und Spielen. Auch Rückzugsmöglichkeiten gibt es nicht in den Käfigen. Angesichts der Tatsache, dass diese grossen, hochsozialen und intelligenten Vögel sehr grosse Volieren, ein Sozialleben im Paar oder Schwarm, Sand- und Wasserbäder sowie (der Papagei) Sand als Verdauungshilfe benötigen und aufgrund ihrer schwierigen Haltung nur von Experten mit den notwendigen Kenntnissen und Bewilligungen gehalten werden können und dürfen, stellt sich die Frage, was solche Vögel an einer Vogel-Ausstellung verloren haben? Mehr noch, warum ausgerechnet sie einzeln, in derart unstrukturierten, beengten Käfigen gezeigt werden – ohne jede Information zu einer artgerechten Haltung. An sämtlichen Schau-Volieren / Grossvolieren, die im Grossen und Ganzen eine gute Tierhaltung aufzeigen, fehlen leider Informationen zu den darin gehaltenen Tieren. Ausser der Vogelart ist an den Käfigen nichts angeschrieben. Dabei hätte man hier genügend Platz (und sicher auch Publikumsinteresse) gehabt, um über die Herkunft und Lebensweise sowie eine wirklich artgerechte Haltung dieser Vögel zu informieren.

Bartzwerghühner und Meerschweinchen Im Eingangsbereich der Ausstellungshalle befindet sich, etwas versteckt hinter der Tür und dem Stallgebäude, ein kleines Gehege mit einer Schar Bartzwerghühnern inklusive Hahn. Es handelt sich bei der Haltungsanlage, bestehend aus einem Stall (ca. 2 m2) mit Zugangsrampe, erhöhten Flächen, Sitzstangen und Kotgrube, sowie anschliessendem Auslaufgehege um eine von Kleintiere Schweiz zertifizierte Haltungseinrichtung. Die Hühner haben hier genügend Rückzugsmöglichkeiten und sind vor Publikumsandrang geschützt. Allerdings herrscht an diesem Standort Zugluft. Die Hühner machen einen gesunden und wenig gestressten Eindruck. Nur sporadisch, wenn sich jemand nach hinten zum Gehege begibt, laufen sie dicht gedrängt im Pulk zur anderen Seite. Ebenfalls im Eingangsbereich wird eine zertifizierte Haltungsanlage für Meerschweinchen gezeigt. In einem von einem Gehege umschlossenen Innenstall aus Holz befinden sich zwei Meerschweinchen. Der Stall ist gut strukturiert mit Unterschlupf- und Beschäftigungsmöglichkeiten und für zwei Meerschweinchen gross genug. Der Auslauf ist lediglich mit zwei Holzrugeln versehen und befindet sich auf Kunstrasen-Teppich. Die Meerschweinchen können während des ganzen Besuchstages nicht draussen im Gehege beobachtet werden, wo sie den Blicken des Publikums und den sich über sie beugenden Menschen doch sehr ausgesetzt wären. Die Tiere machen einen gesunden und entspannten Eindruck, fressen, putzen sich und schauen neugierig zum Käfig heraus.

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Beobachtungen Stereotype Verhaltensweisen und Stress Stereotypieähnliche Verhaltensweisen Auffallend sind die vielen, stereotypieähnlichen Verhaltensweisen der Vögel an der Swissbird (stereotypieähnlich deshalb, weil es sich um stark repetitive, in immer sehr ähnlicher oder identischer Weise durchgeführte Verhaltensmuster handelt, aber es einer genaueren Analyse des Verhaltens bedürfte, um sie als echte Stereotypien definieren zu können). Stereotypen sind Verhaltensstörungen und deuten auf ungenügende Haltungsbedingungen und Leiden. Die Haltung der Vögel unter sehr beschränkten Platzverhältnissen an einer Ausstellung begünstigt a priori ein „reduziertes“ Verhalten; die Bewegungsmöglichkeiten der Tiere sind massiv eingeschränkt - da entstehen sehr schnell repetitive Verhaltensmuster. Dass Bewegungsmuster in ihrem Ablauf jedoch sehr fixiert sind, deutet sehr auf Stereotypien hin. Typische Beispiele: • Halsbandsittich, Käfig ca. 80 x 60 x 60 cm, zwei Sitzstangen: Der Vogel hüpft hin und her auf den Stangen; er dreht sich jeweils nach Ankunft auf einer Stange, jedoch in einer sehr fixierten Weise. Der Schwanz befindet sich beim Absprung von der rechten Stange immer unter der Stange, beim Absprung von der linken Stange immer über der Stange. Ein anderer Halsbandsittich trippelt unablässig nach vorn und wieder nach hinten auf der einen Stange, kehrt immer an der genau gleichen Stelle und nach einem kurzen Innehalten mit der genau gleichen Bewegung um. • Diverse Hybriden zwischen Kanarienvogel und einheimischen Singvögeln wie Distelfink oder Zeisig, Käfige ca. 15 x 30 x 25 cm: Der Vogel springt von der linken Stange an das Gitter rechts oben am Deckel, von dort auf die rechte Stange, von der rechten Stange ans Gitter links oben am Deckel, dann wieder auf die linke Stange usw. usf. Dieses repetitive Verhaltensmuster ist vermutlich aus erfolglosen Fluchtversuchen nach diagonal oben entstanden. Bei den Bartmeisen ist ein einseitiges, repetitives Hochspringen von der Stange an das Gitter des Käfigs zu beobachten. • Wachteln, Käfige ca. 50 x 25 x 30 cm: Laufstereotypie an der Rückwand des Käfigs, hin und her; es wird jeweils praktisch an der gleichen Stelle und in der immer gleichen Körper- und Kopfbewegung gewendet. Auch die meisten Wachtelarten in den Volieren in der Mitte der Halle zeigen Laufstereotypien an den Rückwänden und hinteren Seitenwänden der Volieren. • Ararauna, Voliere ca. 2 x 1 x 2 m: Der Vogel geht unablässig den einzigen längs angeordneten Ast entlang, kehrt links mit einem Kopfherumwerfen und einem kurzen Innehalten um, rechts mit einem Innehalten; in praktisch identischer, repetitiver Weise, unabhängig davon, ob Besucher vor dem Käfig stehen oder nicht. • Rebhühner und Rothühner, Käfig ca. 40 x 50 x 45 cm: Die Tiere hüpfen in der Käfigecke auf und ab. Zwei Rothühner zeigen am Morgen der Ausstellung so starke Fluchtreaktionen, flattern und hüpfen panisch im Käfig umher (obwohl dieser noch mit einem A4-Papier abgedeckt ist), so dass Reto Meier, Mitorganisator der Ausstellung, die Vögel schliesslich auf Wunsch von E.Waiblinger (STS) aus dem Ausstellungsraum entfernt, damit sie sich an einem ruhigeren Ort wieder beruhigen können. Auffallend ist, dass solche repetitiven Verhaltensmuster bei den seit längerer Zeit und daher über mehr Generationen domestizierten Vögeln (Wellensittiche, Kanarienvögel, Halsbandsittiche) seltener zu beob-

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achten sind, als bei solchen Arten, die erst seit kürzerer Zeit in Menschenobhut gehalten und gezüchtet werden. Stereotypieähnliche Verhaltensmuster sind zudem recht häufig bei Hybriden aus Kanarienvögeln und einheimischen Singvogelarten zu beobachten (z.B. Distelfink x Kanarienvogel), bei Wildvogelarten (Bartmeise) sowie bei den offenbar sehr Stereotypie-anfälligen, bodenlebenden Wachtelarten, bei denen sogar in den grossen (für die Stare an sich sehr gut eingerichteten Volieren) in der Hallenmitte repetitives Verhalten zu beobachten ist. Dies ist vermutlich auf die mangelnde Deckung auf Bodenhöhe für diese Bodenvögel zurückzuführen. Gemäss Dr. Sabine Gebhardt (ehemals Forschungsassistentin an der Universität Bern bei Prof. Andreas Steiger - jetzt BVET, Zentrum für tiergerechte Haltung Geflügel; Zollikofen), können stereotypieähnliche Bewegungsformen bei Vögeln in Käfigen sehr schnell, innert weniger Tage, entstehen.

Stress Eine Ausstellung mit ihren kleinen Käfigen, der Einzelhaltung von Tieren, die sonst in Gruppen leben, den unvertrauten Geräuschen sowie den Besuchern, die sehr nahe an die Vögel herankommen (sich bei tiefer liegenden Käfigen gar darüber beugen können), löst auf jeden Fall eine Stressreaktion bei den betroffenen Tieren aus. Lars Lepperhoff argumentiert, in direktem Bezug zur Swissbird 2013, folgendermassen (Tierwelt 47/13):

„Führt ein Vogel in Freiheit ein stressfreies Leben? Mitnichten! Auch in der Natur gibt es immer wieder Stressituationen. Die Vögel müssen sich vor Feinden in Acht nehmen, Stürme oder heftige Regenschauer ziehen über die Landschaft hinweg, und Nistplatzkonkurrenten müssen ausgeschaltet werden. In der Tiergartenbiologie ist heute bekannt, dass ein gewisses Mass an gesundem Stress die Sinne der Zootiere wachhält. Somit bedeutet eine Vogelausstellung wie die Swissbird sicher eine Ausnahmesituation für die gefiederten Freunde, ist aber nichts Ungewöhnliches im Leben der Vögel.“

Dem ist aus verhaltensbiologischer Sicht wie auch aus Tierschutzsicht vehement zu widersprechen. Tiere sind daran angepasst, mit stressreichen natürlichen Situationen umzugehen, indem sie mit adäquatem Verhalten darauf reagieren: mit Flucht, Schutz im Schwarm oder Verstecken vor Beutegreifern, mit Reviermarkieren (Singen), Sozialinteraktionen bzw. direkter Aggression gegenüber Konkurrenz unter Artgenossen, mit Rückzug an geschützte Orte bei Unwettern. Wenn ein Tier auf natürliche Stressoren mit seinem Verhalten angepasst reagieren kann, so wird dies Eustress (guter Stress) genannt. Dies ist der „gesunde Stress“, den Lepperhoff in seinem Artikel zur Swissbird anspricht. Daneben gibt es den Distress (schlechter Stress): Das ist eine entweder übermässige oder in der Natur niemals vorkommende Belastung, der ein Tier nicht durch artspezifisches Verhalten begegnen kann, weil es dazu gar kein Verhalten im Repertoire hat oder die, selbst wenn einigermassen angepasstes artspezifisches Verhalten angewendet wird, nicht bewältigt werden kann. Das Tier leidet dann. Die Stressoren, denen ein Vogel an einer Ausstellung ausgesetzt ist, unterscheiden sich grundlegend von natürlichen Stressoren; ausserdem sind die Möglichkeiten des Tieres, überhaupt adäquat zu reagieren, stark eingeschränkt. An der Ausstellung werden Vögel einzeln und in kleinen Behältnissen gehalten, die weder Schutz im Schwarm noch Rückzugsmöglichkeiten bieten noch eine erfolgreiche Flucht erlauben, wenn sich ein „Beutegreiferreiz“ in Form eines Besuchers dem Käfig nähert oder sich darüberbeugt. Die Vögel können zwar ihr natürliches Verhalten gegenüber Beutegreifern anwenden, i.d.R. heisst dies, nach oben wegfliegen, aber dieses Verhalten hat keinen Erfolg, sie entkommen dem Beutegreiferreiz dadurch nicht. Bei manchen Tieren entwickelt sich dann aus diesem Fluchtverhalten ein

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repetitives, stereotypieähnliches Bewegungsmuster wie oben für Hybriden und einheimische Wildvögel beschrieben. Andere Tiere, konstant frustriert durch die erfolglosen Fluchtversuche, wechseln zu einer Strategie des Stillsitzens, Totstellens, und sitzen nur noch apathisch da. Dieses Verhalten wird „learned helplessness“ genannt: ein Zustand des Tieres, bei dem es „gelernt“ hat, dass es mit all seinen Bewältigungsversuchen aus seinem Verhaltensrepertoire doch nichts ausrichten kann; ein Zustand der kompletten Frustration, des Aufgebens. Das Fazit aus diesen Beobachtungen ist, dass ein grosser Teil der Vögel durch die Ausstellungssituation massiv belastet ist und bereits nach wenigen Tagen Ausstellung stereotypieähnliche, repetitive Bewegungsfolgen entwickelt und unter der Ausstellungssituation leiden. Es sollten nur Tierarten und Rassen ausgestellt werden, die mit der Ausstellungssituation weniger Probleme haben, wie die domestizierten Arten Wellensittich, Kanarienvogel, allenfalls Nymphensittiche, Rosellas, Pennantsittiche und grösstenteils auch die Halsbandsittiche. Auf Arten, die stressanfälliger sind, weil sie eine weniger lange „Domestikationszeit“ hinter sich haben, und auf Hybriden mit Wildvögeln sollte ganz verzichtet werden. Den ausgestellten Vögeln muss ausserdem genügend Rückzugsraum (Tiefe des Käfigs!) und Rückzugsmöglichkeiten wie optische Deckung durch Äste zur Verfügung gestellt werden, dann könnten allenfalls auch scheuere Arten wie die Wachteln an Ausstellungen gezeigt werden: Die Starenarten in den grösseren Volieren mit genügend Rückzugsraum und Deckungsstrukturen (Äste) zeigen denn auch praktisch keine Stresszeichen oder stereotypieähnlichen Verhalten, im Gegensatz zu den unter ihnen wohnenden Wachtelarten.

Verletzter Vogel

Im Käfig eines apathisch in einer Ecke sitzenden Wellensittichs fallen uns grossflächig über den Kartonboden verteilte Blutspuren auf. Auch an der Rückwand befinden sich Blutspuren. Die Verteilung der Spuren lässt darauf schliessen, dass sich der Vogel mit einer blutenden Wunde hin und her bewegt hat und gegen die Wand geflogen ist. Vermutlich hat das Tier sich unter starkem Stress stereotypem Verhalten ergeben und dabei die Blutspuren hinterlassen, bis es völlig erschöpft in einer Ecke des Käfigs sitzen geblieben ist. Nachdem die STS-Beobachterinnen das Tier dem Aufsichtspersonal gemeldet haben, wird der Käfig sofort ohne weitere Kommentare entfernt. Offenbar ist der Vogel am Fuss verletzt; ob anschliessend noch Nachforschungen beim Tierhalter gemacht wurden, ist uns unbekannt. Besonders irritierend in diesem Zusammenhang ist, dass der Vogel zum Zeitpunkt der Beobachtung bereits prämiert war und die rote Schleife eines Show-Siegers an seinem Käfig befestigt ist! Es stellt sich

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die Frage, wann (und wie) es zu der Blutung gekommen ist – vor oder nach der richterlichen Bewertung – und weshalb das Unwohlbefinden des Tieres niemandem aufgefallen ist! Es ist bedenklich, dass es die Anwesenheit von Tierschützern brauchte, bis die grossflächigen Blutspuren in dem Käfig und der Zustand des verletzten Vogels bemerkt wurden! Wie auch immer der Wellensittich sich die Verletzung zugezogen hat – es ist auf jeden Fall verantwortungslos, ein solches Tier zusätzlich dem Stress einer Ausstellung auszusetzen! Es stellt sich auch die Frage, wie gut die Tiere während der fast drei Tage dauernden Ausstellung überwacht werden. Unter diesem Blickpunkt ist der Umstand, dass die meisten Züchter während der Ausstellung gar nicht zugegen sind, sondern ihre Tiere Dritten überlassen, mehr als fragwürdig.

Entflogener Zebrafink Während des ganzen Tags ist in der Halle immer wieder ein frei fliegender Zebrafink zu beobachten. Darauf hingewiesen, meinen die Aufseher, dass man davon bereits Kenntnis habe und das Tier abends, wenn es in der Halle ruhig geworden sei, eingefangen werde.

Rechtslage Einheimische Singvögel An der Swissbird werden sowohl Hybriden zwischen Kanarienvögeln und einheimischen Singvogelarten wie Zeisig und Distelfink, als auch nachgezüchtete einheimische Singvögel gezeigt, die sogar bewertet werden. Die rechtliche Lage bezüglich Haltung und Zucht einheimischer Singvögel in Gefangenschaft ist indessen völlig unbefriedigend: Es existieren keinerlei Mindestvorschriften für die Haltung dieser Vögel. Gemäss Art. 2 und 10 Jagdgesetz (JSG) gelten alle einheimischen Vögel, ausser die als jagdbares Wild deklarierten Arten, als geschützt, und es bedarf einer kantonalen Bewilligung für ihre Haltung (sofern es sich um Wildfänge handelt). Handelt es sich bei den betroffenen Tieren jedoch um Nachzuchten aus Gefangenschaft, findet die Bewilligungspflicht inkonsequenterweise keine Anwendung mehr – obschon die Tiere noch dieselben Bedürfnisse haben, wie ihre wilden Verwandten! Der Bundesrat muss (bei Wildvögeln) die Voraussetzungen für eine Haltebewilligung festlegen. Bisher existieren solche klar definierten Voraussetzungen für die Haltung einheimischer Singvögel aber nicht (also auch nicht für die Nachzuchten in Gefangenschaft), weder in der Tierschutzgesetzgebung noch sonstwo. Zuständig ist nicht das kantonale Veterinäramt, sondern kantonal unterschiedlich das entsprechende Jagd- und Naturschutzamt, das eine Haltebewilligung erteilen müsste. Unter welchen Bedingungen eine Bewilligung zur Haltung und Zucht einheimischer Singvogelarten letztendlich erteilt wird, ist nicht festgelegt. Es bestehen auch keine Vorschriften, die eine Kreuzung von domestizierten Kanarienvögeln mit einheimischen Wildvögeln in Gefangenschaft verbieten würden. (Die Hybridisierung mit Wolf bzw. Wildkatzen ist beispielsweise bei Hunden resp. Katzen verboten!). Die Hybridisierung einheimischer Vogelarten in menschlicher Obhut ist dann problematisch, wenn die Gefahr des Entweichens dieser Vögel in die freie Natur besteht. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass solche Hybriden aus Volieren entkommen und sich in freier Natur mit einheimischen, verwandten Arten fortpflanzen, was einen Wildbestand genetisch gefährden kann.

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Ausstellungswesen Es existieren in der Schweizerischen Tierschutzgesetzgebung keinerlei Vorschriften, wie Tiere an Ausstellungen, also bei kurz- und mittelfristiger Haltung von ein bis vier Tagen, gehalten werden müssen. Offenbar wird alles toleriert, insbesondere Käfige und Behältnisse, die weit unter den gesetzlichen Mindestvorschriften liegen, welche ihrerseits ja die Grenze zur Tierquälerei darstellen: Wer sie nämlich nicht einhält, macht sich strafbar. Es wird also von den Veterinärbehörden stillschweigend geduldet, dass Tiere unter tierquälerischen Bedingungen, die für eine normale Haltung illegal und strafbar wären, an mehreren Tagen gehalten und öffentlich ausgestellt werden – damit möglichst auch jeder Besucher sieht, wie man es eben nicht machen sollte (nur wird das so nicht kommuniziert). Es ist an der Zeit, dass auch in diesem Bereich der Tierhaltung griffige Vorschriften erlassen werden, die ein Minimum an Rückzug auch für Tiere an Ausstellungen ermöglichen.

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Exposition Canine Internationale, Genf [ 16. und 17. November 2013 ]

Allgemeines Die Hundeausstellung „Exposition Canine Internationale“ in Zusammenarbeit mit der „Société Vaudoise de cynologie (www.chiens-expo.ch) findet in der Halle 5 der Palexpo in Genf statt (während der Ausstellung „Les Automnales“). Innerhalb von 2 Tagen werden über 2‘000 Hunde ausgestellt, präsentiert und in Ringen prämiert. Auch Welpen ab drei Monaten werden gerichtet. Verkauf von Hunden wird nicht beobachtet. Einzelne Züchter machen aber Werbung in Form von Fotos von Welpen und Flyern mit Link zur Homepage und durch Verteilen von Visitenkarten. Samstag, 16. November 2013: ca. 189 Rassen / 1030 Tiere Sonntag, 17. November 2013: ca. 152 Rassen In der Halle herrscht Rauchverbot. Besucherhunde sind nicht erlaubt, es gibt auch keinen Hütedienst. Die Halle ist gross und bietet viel Platz. Die Lautstärke hält sich an beiden Tagen in Grenzen. Die Geräuschkulisse erhöht sich aber zeitweise durch den Lautsprecher und während den Best-in Shows sehr stark. In der Halle herrscht eine Temperatur zwischen 20 und 22 Grad Celsius (Messung Samstag: 21,9 Grad Celsius). Es riecht stark nach Hunden, jedoch ist die Halle insgesamt sauber. Es gibt extra Personal, das regelmässig die Böden feucht aufnimmt. Trotzdem riecht es insbesondere am Samstag an gewissen Stellen extrem nach Fäkalien, da manche Hunde in die Halle koten. Ein Mastiff (Nummer 0241) ist so nervös und aufgeregt, dass er in der Halle Durchfall bekommt. Die Haupthundetoilette befindet sich in einem Aussenbereich, wo auch die Raucher ihre Zigaretten rauchen. Sie ist in regem Gebrauch; den Kot sammeln die Besitzer mit zur Verfügung gestellten Säcklein selbst auf. Das Klo besteht aus Sägespan-Einstreu und hat eine Fläche von ungefähr 25 m2. Es gibt noch eine zweite, kleinere Hundetoilette mit einer Fläche von ca. 16 m 2 draussen auf dem Areal, aber ohne direkten Zugang von der Halle aus. Diese ist wahrscheinlich eher als Säuberungsstation für den Morgen gedacht, bevor man sich registriert und wieder danach, auf dem Heimweg. Der Boden hier ist ebenfalls mit Sägespänen eingestreut. In einigen Hundegittern in der Halle ist der Boden mit Papiertüchern ausgelegt, welche mit Urin vollgesogen sind und bis zum Schluss nicht ausgetauscht werden. Es sind total 33 Ringe und zusätzlich sechs Show-Ringe mit Zuschauersitzplätzen vorhanden. Das Restaurant befindet sich neben dem Hauptring in einer Ecke und besteht aus einem offenen Buffet. In der Nähe haben Aussteller ihre Stände (Avitex, Eukanuba, Info Chiens Cynologie Romande, Josera Katia V. Huber Trading, Plaque Off – Theozen Sarl, Royal Canin Schweiz AG, Sarl Animilo-Pro, Société Cynologique Suisse SCS, Société Vaudoise de Cynologie, Sweety Swiss Bonnaval, VDV Van de Velde). Es werden auch Hundeboxen in allen Grössen verkauft.

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Gesamteindruck Die Exposition Canine Internationale bietet ein durchzogenes Bild, was Tierhaltung und Umgang mit den Tieren betrifft. Wir können einige Tierhalter beobachten, welche sich in den Pausen intensiv mit ihren Tieren beschäftigen (spielen, streicheln, spazieren). Einige Besitzer leisten ihren Tieren fast dauernd Gesellschaft; manche Hunde liegen zufrieden schlafend auf ihren Liegeplätzchen. Dies sind die Tiere, welche sichtlich am wenigsten gestresst sind.

Andere Hunde sind dagegen in Gitterkäfigen oder Stoffboxen „verstaut“. Diese sind in rund 90 % aller Fälle sehr klein. Vor allem bei den grossen Rassen können sich die Hunde kaum aufrichten, geschweige denn sich drehen. Manchmal sind die Tiere auch zu zweit in einem Käfig.

Andere Züchter halten die Hunde in einem Laufgitter, wobei einige genug, andere aber viel zu wenig Platz darin haben. Die meisten Hunde haben keinerlei Rückzugsmöglichkeiten; die Besucher können sie von allen Seiten und von oben her anschauen oder auch anfassen. Einige Hunde protestieren dagegen mit Bellen und Knurren.

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Die beiden West Highland White Terrier haben genügend Platz; die Hälfte des Laufgitters ist zur Seite abgedeckt, die Züchterin bleibt in der Nähe und gibt Streicheleinheiten. Leider fehlen Rückzugsmöglichkeiten und Sichtschutz von oben. Im Ring sind es meist spezifische Rassen, welche besonders gestresst sind. Dazu gehören die Englischen Bulldoggen, Möpse, Berner Sennenhunde, Pekinesen, Boxer, Barsois, Chow-Chow, Neufundländer und Alaskan Malamutes. Viele Hunde dieser Rassen hecheln ständig, vor allem im Ring aber auch beim Warten in ihren Gitterkäfigen und in Ruhepositionen, wie beispielsweise diese Englischen Bulldoggen. (Diese Rasse ist mit ihren deformierten Atemwegen und der Anfälligkeit gegenüber Wärme zusätzlich strapaziert.) Wie auch die Möpse geben sie oft laute Atemgeräusche von sich und strecken ihre Zungen weit heraus.

Einige Hunde/Hunderassen mit Stummelschwanz oder sogar ohne Schwanz (ob angeboren oder coupiert, ist nicht unterscheidbar) werden gesichtet – meist Englische Bulldoggen, Französische Bulldoggen (alle) und einige Welsh Corgies (drei von sieben am Samstag, keine am Sonntag). Interessant ist dabei, dass die meisten unterschiedliche Längen haben; bei einigen sieht man gar keinen Schwanzansatz mehr.

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Es gibt allerdings auch Englische Bulldoggen mit Schwanz (Continental Bulldog); diese Rasse wird jedoch von der » Fédération Canine Internationale FCI bislang nicht anerkannt. Welsh Corgies ohne Schwanz (drei von total sieben) konkurrieren mit Tieren mit Schwanz. Was offensichtlich als Qualzucht bestraft werden müsste, wird von den Richtern oft sogar noch mit einer Nominierung belohnt… Während der Präsentation und Verkündigung der Sieger werden viele Hunde für längere Zeit alleine zurück gelassen. Einige sind deswegen sichtlich gestresst (bellen, hecheln). Bei jedem Ring klebt ein Schild mit einem Spray- und Puder-Verbot. Jedoch sprayen die Besitzer vor allem Yorkshire Terrier und Malteser intensiv. Die Spraykoffer stehen offen sichtbar auf den Tischen, die Tiere werden stundenlang rausgeputzt.

Viele Rassen werden minutenlang toupiert (z.B. Zwergspitze) und auch mit Maschen und Haarklammern versehen (z.B. Yorkshire Terrier, Bichon frisé). Bei einigen Hunden muss nach den Augen gesucht werden – so verdeckt sind sie von den eigenen Haaren. Ein weisser Pudel wird derart auffallend frisiert, dass offensichtlich nicht mehr das Tier, sondern die Frisur und die Show Zweck der Präsentation im Ring sind – ein Fall, in dem von einer Verletzung der Würde des Tieres gesprochen werden kann.

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Einige Cocker Spaniel sowie Afghanen haben Kappen auf, ein Neufundländer trägt einen Latz. Ein Bedlington Terrier fällt ebenfalls mit seinen Look stark auf. Kontrollpersonen, die bspw. zu Zurückhaltung beim Pudern und Stylen hinweisen würden, sind an der ganzen Ausstellung nicht zu sehen.

Eindrücke und Impressionen vom Samstag, 16. November 2013 An der Ausstellung am Samstag werden diverse problematische Rassen präsentiert: - Peruanischer Nackthund: Haarlosigkeit (1) - Bordeaux Dogge: Hautfalten, Brachycephalie (4) - Englische Bulldogge: Hautfalten, Brachycephalie, Übergewicht, kein Schwanz (16) - Franz. Bulldogge: Brachycephalie, kein Schwanz (25) - Mastiff: Brachycephalie (4) Weitere problematische Zuchtmerkmale: - Überlange Haare: Bobtails, Pudel, Afghanen, Amerikanische Cocker, Shih Tzu, Yorkshire Terrier - Probleme bei der Fortbewegung: Amerikanische Cocker, die wegen dem dichten Behang an den Beinen („Teller“) nicht fliessend laufen können. Clumber Spaniels, die wegen dem massiven Körper mit zu viel Fell nur träge laufen können. Problematisches Zurechtmachen wurde vor allem bei Shih Tzu, Pudel, Afghane, Malteser, Coton de Tuléar und Bobtails beobachtet. Als „verboten“ gilt: Trimmen, Schneiden, Einwickeln der Haare etc. Wenn die Tiere allerdings schon so zurechtgemacht auf die Ausstellung kommen, kann das nicht belangt werden! Nicht verboten sind Halsschütze, Lätze etc.

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An einem Tisch ist ein sogenannter „Galgen“ aufgestellt, an dem eine Leine mit Halsband daran hängt; offensichtlich bereit für den Gebrauch. Ein solches Gerät dient dazu, den Hund in eine gespannt wirkende Haltung mit extrem angehobenem Kopf zu bringen, indem man die Leine ganz kurz am Galgen festmacht. An den meisten Hundeausstellungen in der Schweiz sind gemäss Ausstellungsreglement Galgen nicht mehr erlaubt! Unter Beobachtung wird der Afghane, der auf diesem Tisch steht, denn zwar auch nicht angebunden, aber nur als Kleiderständer ist der Galgen wohl nicht am Tisch installiert… Des Weiteren fallen verschiedene Hunde auf, welche sehr ängstlich reagieren und ihre Schwänze bis unter den Bauch einziehen. Darunter befinden sich viele Whippets, aber auch ein Peruanischer Nackthund und andere Vertreter verschiedener Windhundrassen.

Viele Hunde bzw. Hunderassen hecheln auffallend viel und haben offensichtlich Mühe mit der gesamten Ausstellungssituation; sei es, weil es für sie infolge ihres dichten Pelzes zu warm ist, oder auch infolge ihrer grossen Körpermasse. Darunter befinden sich die Alaskan Malamutes, Schweizer Schäferhunde, Chow-Chows, Neufundländer, Bordeauxdoggen, Mastiffs, Englische Bulldoggen und Labradore.

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Negativ aufgefallen sind auch die beiden Clumber Spaniels. Sie hecheln ständig, sei es im Ring, oder auch beim Warten. Besonders auffallend ist ihr massiger Körper; die Spaniels laufen nur schwerfällig, und ihr dicker Pelz zieht sie regelrecht nach unten. Im Ring wollen sie sich meist gleich hinsetzen…

Die Amerikanischen Cocker (15) stehen unter Stress und werden durch ihre spezielle, tellerartige Haarpracht um die Beine in ihrer Bewegung eingeschränkt. Bei der Präsentation im Ring werden sie oft am Schwanz und am dünnen Showhalsband angehoben. Vor allem ein Mann fällt besonders negativ auf, weil er seinen Hund ständig am Schwanz packt und anhebt. Er macht dies auch an der Best-in Show vor allen Besuchern und gewinnt damit später den Titel…

Zwei Amerikanische Cocker fallen durch starkes Hecheln auf, und ihre Augen treten hervor. Sie werden mit der Showleine regelrecht gewürgt. Bei einer Dame (Nummer 0619) ist die Leine auch neben dem Ring ständig gestrafft. Der Hund kann den Kopf nur in der Höhe halten – als müsse er dauernd zur Schau gestellt werden.

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Gut sichtbar ist die spezielle Haartracht an den Beinen, welche die Fortbewegung einschränkt. Bei diesem Hund quellen auch die Augen richtig hervor, er ist sehr gestresst und hechelt stark. Besonders extrem werden die Yorkshire Terrier vorbereitet. In einem Fall werden dem Hund die Haare geflochten, eingewickelt und mit Haarbändern zusammengehalten, danach bekommt er zwei Windeln übereinander angezogen und wird schliesslich in einen Ganzkörperanzug gesteckt. Am Beispiel eines anderen Yorkshire Terriers sind sehr gut die überlangen Haare dieser Rasse zu erkennen. Besonders die eingewickelten Haare im Schnauzen- und Kinnbereich sind extrem lang, und auch die Haare im Rumpfbereich sind so lang, dass sie auf dem Rücken zu einem langen „Pferdeschwanz“ zusammengefasst werden können. Das Foto zeigt auch, wie gespannt die Haare z.T. sind, was dem Hund bestimmt Unbehagen bis Schmerzen verursacht.

Weitere Beobachtungen: Nr. 0241, Mastiff: Bereits vor dem Gang in den Ring ist das riesige Tier total verängstigt, zittert am ganzen Körper, hat den Schwanz zwischen den Beinen an den Bauch gedrückt und knickt die Hinterbeine ein. Er wird von der Züchterin vorwärts Richtung Ring gezerrt. Dies verursacht dem Tier solchen Stress, dass es sich dagegenstemmt, geduckt stehen bleibt und wässrigen Durchfall absetzt. Auch danach im Ring, in den er wieder gezerrt wird, ist das Tier total verängstigt und lässt die ganze Prozedur nur widerwillig über sich ergehen.

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Nr. 0097, Nr. 0098, Saarloos Wolfhond: Die Züchterin dieser Hunde ist bereits an der Animalia St. Gallen negativ aufgefallen. Die beiden Hunde sind während der ganzen Zeit der Ausstellung (sie werden über viele Stunden immer wieder beobachtet) angespannt, verängstigt und unruhig. Wenn möglich, verkriechen sie sich unter einer Bank oder einem Tisch in einer angespannten, auf den Boden gepressten Haltung. Während des ganzen Tages können sie nie schlafend beobachtet werden. Werden sie an der Leine durch die Ausstellungshalle geführt, gehen sie immer mit zwischen den Beinen geklemmtem Schwanz, nach unten gelegten Ohren und leicht geduckt. Beim Aufenthalt im Ring zeigen die Hunde diese Verhaltensweisen noch verstärkt, und zusätzlich kann auch häufiges Gähnen als Stresssignal beobachtet werden. Einer der Hunde schreckt zurück und reisst einige Meter rückwärts aus, als der Richter ihm ins Maul schauen will. Anderen Menschen gegenüber zeigen sich die Hunde immer ängstlich und zurückhaltend, gegenüber Artgenossen sind sie aber freundlich und interessiert. Diese Hunde sind - in wie weit das auf die Rasse als solches zurückzuführen ist (in die vor relativ wenigen Generationen noch Wölfe eingekreuzt wurden), kann in diesem Rahmen nicht beurteilt werden - definitiv mit den Anforderungen, die eine Hundeausstellung mit sich bringt, überfordert. Nr. 0980, italienisches Windspiel: Dieser kleine Windhund zeigt sich während der Wartezeit vor seinem Auftritt im Ring extrem verängstigt. Dies äussert sich in einem selbst für Windhunde stark gekrümmten Rücken, zwischen den Beinen geklemmten Schwanz und Unruhe. Immer wieder versucht er, sich auf den Boden zu kauern, was die Besitzerin aber dadurch verhindert, dass sie ihn extrem kurz an der dünnen Vorführleine hält. Die Tatsache, dass auch die Besitzerin des Hundes offensichtlich hoch nervös ist, trägt sicherlich noch seinen Teil zum ängstlichen, nervösen Verhalten dieses Hundes bei! Vermutlich Nr. 0894, Shih Tzu: Dieses Tier zeigt sich während der Vorbereitungsprozedur (kämmen, wickeln, flechten) sehr gestresst. Die Atmung ist sehr schnell, das Maul geöffnet, und der Hund leckt sich in sehr kurzen Intervallen immer wieder über die Schnauze. Falls die Identifizierung stimmt, handelt es sich bei diesem Shih Tzu um einen Junghund der Kategorie „Jeune“. Nr. 0920, weisser Grosspudel: Die Besitzerin dieses Tieres schnippelt ausgiebig an ihrem Hund herum. (Eventuell handelt es sich bei ihr um dieselbe Züchterin, die bereits an der Animalia St. Gallen negativ aufgefallen ist.) Die rasierte Haut an den Beinen macht bereits einen leicht gereizten, geröteten Eindruck. Die Prozedur dauert sehr lange, und die Züchterin geht dabei nicht gerade zimperlich mit dem Pudel um.

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Details Beobachtungen Sonntag, 17. November 2013 An der Ausstellung am Sonntag werden diverse problematische Rassen beobachtet: - Shar Pei: Starke Hautfalten (3) - Mops: Brachycephalie, Übergewicht, schwanzlos (6) - Englische Bulldogge: Hautfalten, Brachycephalie, Übergewicht, Schwänze fehlen (5) - Franz. Bulldogge: Brachycephalie, schwanzlos (10) - Kontinentale Bulldogge: Brachycephalie - Pekingese: Brachycephalie (3) - Bergamasker: Verfilztes Fell (nur bei einem Tier ausgeprägt, beim Zweiten wächst das erst zu den rassetypischen Filzplatten heran) (2) - Chihuahua: Brachycephalie, Glubschaugen (10) - Chinesischer Schopfhund: Haarlosigkeit (2)

Weitere problematische Zuchtmerkmale: - Überlange Haare: Yorkshire Terrier, Bobtails, Pudel, Afghanen - Probleme bei der Fortbewegung: Leichtgradige Lahmheit und Bewegungsunregelmässigkeit bei einem Neufundländer - Entropium: Bei einer deutschen Dogge. Chihuahua mit geschwollenem Auge (evtl. wurde das Auge während dem Stylen mechanisch oder durch Spray gereizt). Wir können keine Hunde beobachten, welche an Galgen angebunden sind. Dafür halten einige Züchter die Hunde auch auf dem Ausstelltisch ständig am Hals hoch (selbst wenn keine Besucher am Tisch sind). Darunter müssen am meisten die Yorkshire Terrier, die Westies, die Malteser und Foxterrier leiden. Im Ring gibt es Züchter, die den Kopf des Hundes stark anheben, die Schlinge um den Hals ist eng und sehr weit oben. So werden die Hunde dann auch von Kindern, im Hauptring gegen Schluss, nochmals präsentiert.

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Bei der Endpräsentation ist die Mehrheit der Hunde sehr gestresst. Dies zeigt sich durch Schütteln, Hecheln und nervöses Herumspringen. Ein Dalmatiner zeigt starke Stresssymptome und wirkt völlig verstört. Aber auch Menschen werden durch die Aufführungen verstört. Einige Mütter sind nach der Aufführung durch ihre Kinder sehr aufgebracht (wenn der Hund nicht gewonnen hat); Kinder weinen. Es ist bedenklich, wenn Hundehaltung und Hundezucht nur noch als Schönheitswettbewerb und Konkurrenzkampf gesehen wird, und dieser lieblose Umgang mit dem Hund auch an die (teilweise noch sehr kleinen) Kinder weitergegeben wird... (und sich deren Stress wohl wieder auf ihre Tiere überträgt). Auch Welpen werden gerichtet, jedoch hinter dem Vorhang des Hauptrings, wo mehr Ruhe herrscht. Ein Züchter sticht am Sonntag besonders negativ heraus (Nummer 0454). Er stylt seinen Hund nonstop. Dieser Züchter ist mit einer Gruppe anderer Männer (u.a. Nr. 0685) an der Messe, die ebenfalls einen fragwürdigen Umgang mit ihren Hunden pflegen. 0454 zerrt rücksichtslos an seinen Hunden herum. Eine dieser Handlungen wird von uns lange und wiederholt beobachtet. Der Hund ist sichtlich gestresst und fühlt sich gar nicht wohl. Der Halter sprayt die Haare seines Tieres und bürstet ihn stundenlang immer wieder.

Gegen Ende „verpackt“ er seinen Yorkshire mindestens eine Stunde lang, in dem er verbotenerweise (gem. Ausstellungsreglement) alle langen Haare um den Kopf in Büscheln einwickelt und ihn zum Schluss noch in ein Hundekleid steckt. Dann wird das Tier für den Heimtransport in die Box geschubst. Die Frage, wie der Hund wohl beim Züchter gehalten wird, stellen wir uns lieber nicht. Züchter sind den ganzen Tag am sprayen, frisieren und Haare wickeln – obwohl das gemäss Ausstellungsreglement verboten ist und überall im Ausstellungsgelände mit Warnhinweisen „No powder – no spray - no problem„ darauf hingewiesen wird.

Bildnachweis: Seite 4 (Yorkshire Terrier), Seite 6 (Shih Tzu, Whippet), Seite 9 (Pudel): (c) tdg.ch / Magali Girardin

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Autoren: Sara Wehrli, Zoologin (Projektleitung und Koordination) Dr. med. vet. Lydia Baumgarten - Sandra D端rrenberger, Zoologin - Dr. med. vet. Julika Fitzi Corinna von K端rthy, Zoologin - Dr. med. vet. Martina Schybli - Dr. Eva Waiblinger, Zoologin

Mitarbeit: Melanie Bochsler - Nina Fehlbaum, Zoologin - Dipl. ing. agr. ETH Michael Hagnauer Sabine M端ller - Dr. Arlette Niederer, Zoologin

Photos: 息 Schweizer Tierschutz STS ( falls nicht anders vermerkt )

www.tierschutz.com/tierausstellungen


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