STS-Zoobericht 2014

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STS-REPORT SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS

Zoobericht 2014

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SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS

ZOOBERICHT 2014

Inhalt Einleitung Genferseeregion Bois de la Bâtie, Genf Marmottes Paradis, Rochers de Naye Murmeltierpark «Grimselblick» Parc d’accueil Pierre Challandes Tierpark Aletsch, Fiesch Tropiquarium, Servion Vivarium Lausanne Zoo la Garenne, Le Vaud Zoo Les Marécottes Zoo de Servion

10 13 15 17 21 23 26 30 33 36

Espace Mittelland Alpenvogelpark Grindelwald BärenPark Bern Freilichtmuseum Ballenberg Juraparc, Vallorbe Johns kleine Farm, Kallnach Papiliorama / Nocturama, Kerzers Parc Zoologique, La Chaux-de-Fonds Raubtierpark Strickler, Subingen Tierpark Biel Tierpark Dählhölzli Bern Tierpark Gäbelbach, Bern-Bethlehem Tierpark Harder, Interlaken Tierpark Langenthal Tier- und Erlebnispark Seeteufel, Studen Wildpark Brienz Wildpark Mühletäli, Olten Zoo Rothaus, Gampelen

39 41 42 45 48 51 54 57 60 62 66 67 69 71 74 77 80

Nordwestschweiz Jürg Jennys Raubtiere, Olsberg Römischer Tierpark Augusta Raurica, Augst Tierpark Bad Zurzach Tierpark Lange Erlen, Basel Wildpark Roggenhausen, Aarau Zoo Basel Zoo Hasel, Remigen

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83 86 88 90 93 96 101


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Zürich Wildnispark Zürich, Langenberg Wildpark Bruderhaus, Winterthur Zoo Zürich

104 107 110

Ostschweiz Connyland, Lipperswil Greifvogelpark Buchs Knies Kinderzoo, Rapperswil Plättli-Zoo, Frauenfeld Schlangenzoo Eschlikon Tier- und Freizeitpark Chur Walter Zoo, Gossau Wildpark Peter und Paul, St. Gallen Zoo Bad Ragaz

115 117 119 124 126 129 132 135 137

Zentralschweiz Tierpark Goldau Toni’s Zoo, Rothenburg

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Tessin Falconeria Locarno Zoo al Maglio, Magliaso

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Herausgeber Schweizer Tierschutz STS, Dornacherstrasse 101, Postfach, 4018 Basel Tel. 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, Postkonto 40-33680-3 sts@tierschutz.com, www.tierschutz.com/zoobericht Autorin Sara Wehrli, dipl. Zoologin, Fachstelle Wildtiere, Schweizer Tierschutz STS Mithilfe: Dr. Arlette Niederer, Zoologin; Dr. med. vet. Martina Schybli & Sandra Dürrenberger, dipl. Zoologin, Fachstelle Heimtiere Schweizer Tierschutz STS Bilder: © Schweizer Tierschutz STS (falls nicht anders vermerkt)

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Einleitung Der STS-Zoobericht 2014, ergänzt und aktualisiert durch die Zoologin Sara Wehrli von der Fachstelle Wildtiere des Schweizer Tierschutz STS unter Mitarbeit von Dr. Arlette Niederer (Zoologin), Dr. med. vet. Martina Schybli und Zoologin Sandra Dürrenberger (STS-Fachstelle Heimtiere und tierärztliche Beratungsstelle) stellt eine Momentaufnahme der Situation in 51 kleinen und grossen Schweizer Zoos und Tierparks dar. Anhand von rund 260 begutachteten Gehegen zeigt der Bericht exemplarisch positive und negative Haltungsformen für verschiedenste Zootierarten auf. In einer Kurz-Beurteilung fasst der Bericht das Gesehene zu jedem der besuchten Zoos zusammen. Bewertet und beurteilt wurden die Gehege bzw. Haltungsformen aus der Sicht eines kritischen Zoobesuchers mit Fachkenntnis.

Auswahl der Institutionen Insbesondere bei grösseren Zoos und Tierparks beschränkt sich die Recherche auf einzelne Gehege und Haltungsformen. Der Bericht erhebt deshalb keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch konnten aus Zeit­gründen nicht sämtliche Zootier­haltungen der Schweiz besucht werden, und es musste eine Auswahl der vorzustellenden Insti­tutionen getroffen werden. Vorrangig besucht wurden die wissenschaftlich geführten Zoos, die dem internationalen Zooverband WAZA/EAZA1 und einem der beiden Schweizer Verbände, ZooSchweiz oder Wildparks und Zoos Schweiz WZS angeschlossen sind. Zudem wurden verschiedene weitere, grössere oder regional bekannte Tierhaltungen mit «Zoocharakter» besucht. Grundsätzlich nicht besucht und beurteilt werden dagegen im vorliegenden Bericht städtische Hirschparks und Volieren, sowie Tierhaltungen mit rein privatem Charakter (ohne öffentlich ausgestellte Tierbestände). Bei Ausflugszielen, denen eine Tierhaltung angegliedert ist (z.B. Murmeltierpark, Voliere) wurde eine Auswahl getroffen, die ebenfalls keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Keine Rolle bei der Auswahl der Tierparks spielte der Umstand, ob für den Besuch ein Eintritt verlangt wird, oder nicht, oder ob Wildtiere, oder nur Haus- und Nutztiere gehalten werden. Der vorliegende Bericht wurde im Vergleich zu 2013 um insgesamt vier zumeist kleinere Institutionen nochmals erweitert.

Gesetzliche Situation Es ist davon auszugehen, dass alle be-werteten Anlagen über die notwendigen Haltungsbewilligungen verfügen, d.h. legal sind und den Mindestanforderungen der aktuellen Tierschutzverordnung genügen. Dazu ist festzuhalten, dass die Vorschriften der eidgenössischen Tierschutzgesetzgebung keine optimalen Tierhaltungen definieren, sondern lediglich die Grenze zur Tierquälerei festlegen. Bei Um- oder Neubauten von Gehegen müssen seit 2008 bei vielen Tierarten neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die Bedürfnisse der jeweiligen Tierart einfliessen (mittels Expertengutachten), so dass die Mindestvorgaben gemäss TSchV bei diesen Tierarten (z.B. Beuteltieren, Menschenaffen, Grossbären oder diversen Antilopenarten) nicht mehr in jedem Fall Gültigkeit haben.

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World/European Association of Zoos and Aquaria


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Grundsätzliches zur Tierschutz-Problema­tik in Zoos Noch vor zwei Jahrzehnten boten viele Zoos und Tierparks hierzulande in ihrer Tierhaltung ein deprimierendes Bild: Viele Tierarten wurden in äusserst kleinen, monotonen Käfigen oder Betongräben gehalten und zeigten aufgrund der massiven Haltungsmängel starke Verhaltensstörungen (zum Beispiel stereotypes Auf- und Ablaufen oder Körperschaukeln, Selbstverletzung, Apathie). Der Schweizer Tierschutz STS deckte immer wieder derart tierschutzwidrige Haltungen auf und prangerte die Haltung und das Vorführen von teilweise schwierigst zu haltenden Tierarten, zum Beispiel Eisbären oder Delfinen, an. Die Zoos wollten den BesucherInnen möglichst viele, exotische Tierarten zeigen – und dies mit der Garantie, dass auch jedes Tier angeschaut werden konnte. Folglich fehlten in den Gehegen nicht nur Beschäftigungsmöglichkeiten, sondern vor allem auch Rückzugsmöglichkeiten, was die Belastung der Tiere verschärfte. Die Recherchen des STS und der öffentliche Druck des Tierschutzes auf Zoobetreiber und Behörden führten in den vergangenen Jahren nach und nach zu einem Umdenken. So werden zum Beispielkeine Eisbären und keine Delfine mehr in der Schweiz gehalten. Die Minimalvorschriften in der Tierschutz­verordnung wurden verschärft, und bei Neu- oder Umbauten legen Zoos heute mehr Wert auf eine grosszügigere und tierfreundliche Haltung. Auch die Verpflichtung der wissenschaftlich geführten Zoos auf die Weltzoostrategie gemäss WAZA/EAZA (und der Umstand, dass viele semiprofessionelle Institutionen diesem Vorbild folgen), förderten bessere Tierhaltungen. Da sich Zoos nun als «Arten- und Natur­schutzzentren» vermarkten, haben sie ein grosses Interesse an gesunden, aktiven und möglichst naturgetreu lebenden Zootieren, die überzeugende «Botschafter ihrer Art» sind. So spielen heute pädagogische Über­legungen, Zuchtbestrebungen, sowie verhaltensbiologische und veterinärmedizini­sche Erkenntnisse eine wichtige Rolle bei der Planung neuer Tiergehege. Die «Sichtbarkeit» der Tiere steht dagegen nicht mehr im Vordergrund – Zootiere dürfen sich auch einmal zurückziehen. Ebenso ist die «Bespassung» des Publikums mit möglichst exotischen Arten nicht mehr hauptsächlicher Daseinszweck der Zoos, so dass etliche Zoos von Tierdressuren oder der Haltung besonders problematischer Arten absehen. Die Schweizer Zoos haben diese Ent­ wicklungen mitgemacht, so dass sich die Tierhaltung heute auf einem klar höheren Niveau wie noch vor 20 Jahren präsentiert. Problematisch fallen aber vereinzelt noch veraltete, viel zu kleine, wenig strukturierte Gehege in Kleinzoos auf, welche nicht über die finanziellen und personellen Mittel verfügen, um den teilweise doch beachtlichen Verbesserungsbedarf in nützlicher Frist zu bewältigen. In solchen Kleinzoos muss zuweilen auch der Hang der Betreiber zum «Tieresammeln» als Problem genannt werden – anstatt dass bestehende Tierhaltungen verbessert würden, werden neue Tiere angeschafft und die oftmals drängenden Platzprobleme dann durch teilweise fragwürdige Vergesellschaftungen von Tieren oder Unterteilungen von Gehegen «gelöst». In der Schweiz dürfte allerdings mittelfristig ein «Kleinzoo-Sterben» einsetzen, da viele dieser Institutionen keine neuen Betreiber finden werden und durch den automatischen Nachvollzug der EU-Zoodirektive die nicht-wissenschaftlich geführten Zoos bald von der Einfuhr oder dem «Eintausch» vieler Wild­tierarten ausgeschlossen sein werden. Die Tierschutzproblematik in Schweizer Zoos gestaltet sich heute anders als noch vor 20 Jahren: Fragwürdig ist vor allem der Umgang der (auch wissenschaftlich geführten) Zoos mit der Fortpflanzung ihrer Tiere und den daraus entstehenden «Überschusstieren». Immer aktueller wird zudem die Frage, ob gewisse Arten (z.B. Grosskatzen, Menschen­affen), überhaupt «artgerecht» in Zoos gehalten werden können und ob man sie für die hehren Ziele des Artenschutzes instru­mentalisieren darf. In Bezug auf Delphine und andere Walartige hat das Schweizer Parlament diese Frage unterdessen endgültig beantwortet und ein Einfuhrverbot für Cetaceen in die Schweiz erlassen. Der Schweizer Tierschutz STS ist jedoch grundsätzlich der Meinung, dass nicht Importverbote die Tierbestände

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unserer Zoos regeln sollten, sondern dass die Zoos aus eigener Einsicht auf die Haltung von Tierarten verzichten sollten, wenn sie diesen nicht möglichst tiergerechte Bedingungen bieten können. Auch sieht der STS die Selbstrechtfertigung der Zoos als «Arten­schutzzentren» sehr kritisch: Viele Zoos erfüllen diesen Anspruch nämlich nicht, sondern betreiben eine Tierzucht, die einzig auf die Erhaltung eines Zoobestands ausgelegt ist, ohne sich gleichzeitig tatsächlich um den Schutz der Herkunfts­gebiete ihrer Tiere, um eine seriöse Öffent­ lichkeitsarbeit, oder um eine auf Wieder­ ansiedlung ausgerichtete Vermeh­rung von Tieren zu bemühen. Bei vielen Zoos fehlt auch offensichtlich ein Konzept, welche Tiere man hält und in Zuchtprogrammen vermehrt. So kann beispielsweise die Haltung einer einzigen bedrohten Tierart nicht die Haltung und Vermehrung eines Dutzends anderer Arten im selben Zoo rechtfertigen, für deren Jungtiere sich dann Vermittlungsprobleme stellen, die routinemässig mit der Euthanasie «gelöst» werden.

Position des STS zur Fortpflanzungs-Problematik in Zoos

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Zoobetreiber argumentieren mit «der Natur», wenn es darum geht, ob sie die Fortpflanzung ihrer Tiere zulassen, oder unterbinden. Dabei wird gerne vergessen, dass durch die Haltung von Wildtieren in menschlicher Obhut – bei begrenztem Bewegungsspielraum, Fütterung, Gruppenzusammensetzung und Partnerwahl durch den Menschen – die Gesetze der Natur ausser Kraft gesetzt werden. Zootiere unterstehen nicht mehr den Naturgesetzen, sondern der Obhut – und individuellen Verantwortung – des Menschen, der sie zur Erreichung gewisser Zwecke hält, ja instrumentalisiert. Viele Probleme, die sich durch die «Zucht» von Wildtieren in Gefangenschaft ergeben (überzählige Jungtiere, Dichtestress, unnatürliche Gruppenzusammensetzung, Vergesell­schaf­tung einzelgängerischer Männchen mit Weibchen und Jungtieren) stellen sich in freier Wildbahn grundsätzlich nicht. Da eine Wildtierhaltung nie 100 % «artgerecht» sein kann, sind auch die betroffenen Tiere nicht mehr 100 % «wild» – der Mensch steht in der Verantwortung für das Wohlergehen des Einzeltieres und kann sich nicht mit einer angeblichen «natürlichen Bestimmung» aus der Verantwortung ­ziehen! Zoos vermehren ihre Tierbestände in erster Linie im Interesse der «Erhaltungszucht». In rund einem Dutzend Fällen werden derzeit tatsächlich im Zoo nachgezüchtete Vertreter einer bedrohten Tierart (z.B. Bartgeier, Prszewalski-Wildpferd, Wisent) in freier Wildbahn wiederangesiedelt, um bedrohte Tierbestände zu stützen oder gar neu anzusiedeln. Dies gelingt jedoch nur bei einem Bruchteil der von Zoos gehaltenen bedrohten Tierarten – die meisten Zuchtprogramme dienen einzig einer Erhaltung «ex situ», also im Zoo selber. Suggeriert wird dem unkundigen Zoo­besucher jedoch, jedes Jungtier sei ein Beitrag an den Arterhalt – obschon all die jungen Gorillas, Tiger oder Elefanten nie in die freie Natur entlassen werden können, und obschon sich eine Population von Zootieren nach wenigen Generationen zwangsläufig auch genetisch von ihren wilden Ahnen unterscheidet, an das Leben in menschlicher Obhut angepasst hat und vermutlich für eine Rückführung in die freie Wildbahn gar nicht mehr geeignet wäre. Nicht vergessen darf man auch die Tatsache, dass die meisten Zoos bei Weitem nicht nur bedrohte Arten halten, sondern viele weitere Tiere, für deren Haltung in Gefangenschaft es kaum einen plausiblen Grund gibt – zum Beispiel europäische Braunbären. Gerade diese Tierarten sind in Zoos und Tierparks jedoch derart über­vertreten, dass es kaum mehr möglich ist, Jungtiere an gute Plätze zu vermitteln. Die Fortpflanzung wird von Zoovertretern als unbedingt notwendiger Bestandteil eines möglichst artgerechten Lebens auch im Zoo verteidigt. Dabei scheinen viele Zoobetreiber dem angeblichen «Recht auf Fortpflanzung» (das es so in der freien Natur überhaupt nicht gibt – viele Tiere scheitern beim Versuch, sich fortzupflanzen oder werden davon ausgeschlossen.) einen Vorrang über sämt­ liche anderen Bedürfnisse des Tieres zu geben. Verkannt wird dabei die Tatsache, dass in vielen Fällen durch die fehlende Fortpflanzung kein akutes Leiden beim Tier hervorgerufen wird, während


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die Ein­schränkung von alltäglichen Bedürfnissen (Bewegung, Sozialkontakte, Komfort­verhalten, Rückzug und Ruhen, ange­messenes Futter etc.) unmittelbar zu tierischem Leid führen kann. Aus Sicht des STS ist die Fortpflanzung nur bei wenigen Tierarten so zentral, dass man sie nicht (zumindest periodisch) unterbinden könnte. Selbstverständlich kann das Fortpflanzungsverhalten eine zusätzliche Bereicherung tierischer Verhaltens­möglichkeiten in menschlicher Obhut dar­stellen, jedoch müssen bei der Wildtier­haltung immer Kompromisse gemacht werden (jedoch nicht auf Kosten der Tiere und ihres Lebensrechts). Es darf nicht sein, dass dabei einseitig auf die Fortpflanzung im Zoo gepocht wird und die Produktion von Überschusstieren sowie deren Beseitigung durch die Euthanasie zur Routine wird! Aus Sicht des STS ist eine Zoo­tierhaltung ohne oder mit «gebremster» Fortpflanzung (also von sterilisierten Tieren, oder mittels hormoneller Verlängerung natürlicher Zyklen) bei den meisten Tierarten vertretbar, wenn die sonstigen Haltungs­bedingungen (Platz, naturnaher Lebensraum, Beschäftigungs­möglichkeiten) vorbildlich sind. Mit Zootieren «gezüchtet» werden sollte möglichst nur in Zoos, deren Tierhaltung vorbildlich ist, und insbesondere bei «problematischen» (häufigen, schwierig zu vermittelnden) Arten nur dann, wenn für die zu erwartenden Jungtiere bereits gute Plätze gesichert sind, oder wenn diese im Zoo verbleiben können. Es ist uns klar, dass niemals sämtlicher Nachwuchs in einem Zoo im Voraus geplant werden kann (die Wurfgrössen mancher Tierarten sind schwer vorherzusagen), und dass Zoos auch Futtertiere für ihre Fleischfresser halten und nachzüchten müssen, ist unumstritten – dies sollte dann aber auch offen kommuniziert werden, so dass die Zoobesucher wissen, was das Schicksal des «süssen Hirschkalbs» oder der drolligen Schar Frischlinge im Gehege ist. Dass viele – gerade die «wissenschaftlich» geführten! – Zoos unter dem Deckmantel der «Arterhaltung» derzeit übermässig Tiere vermehren und das Einschläfern von überzähligen Jungtieren geradezu routine­mässig handhaben, ist aus Tierschutzsicht nicht akzeptabel.

«Artgerecht» aus der Sicht des STS Es hat sich in der Diskussion um die Qualität einer Tierhaltung unter Zoo-Experten die Ansicht durchgesetzt, dass eine «artgemässe» von einer «tiergerechten» Haltung unter­schieden werden muss, da die Maxime der «artgemässen Haltung» zumindest bei Wildtieren nie zu 100 % erfüllt werden kann. Die­ser Ansicht kann sich der STS anschliessen: Wirklich «artgemäss» ist für Wildtiere nur die Natur – mit all ihren Gefahren und Strapazen. Das einzelne Tier kann auch in der freien Wildbahn Leid erfahren (Angriffe von Fressfeinden, Krankheit, Hunger). Unter einer «tiergerechten» Haltung wird – im Gegensatz zur artgemässen Haltung – eine Tierhaltung verstanden, welche die natürliche Anpassungsfähigkeit der Art nicht über­fordert und die zugleich das körperliche und psychische Wohl des einzelnen Tieres sichert (vergleiche auch Diskussion der Notwendigkeit von Fortpflanzung weiter oben). Eine tiergerechte Haltung ist daher unter gewissen Voraus­setzungen – und nicht bei allen Tierarten in gleichem Masse – in einem Zoo möglich.

Fazit Auffällig ist, dass in den letzten Jahren in praktisch allen Zoos und Tierparks rege gebaut und erneuert wurde. Dabei kann erfreulicherweise eine Tendenz zu grosszügigeren und tiergerechteren Anlagen festgestellt werden – nicht nur in den grossen, finanziell gut gestellten und wissenschaftlich geführten Zoos mit mehreren Millionen BesucherInnen jährlich, sondern auch bei den vielen kleineren Zoos und Tierparks in der Schweiz, die oft mit sehr viel bescheideneren finanziellen und personellen Mitteln, aber mit nicht weniger Herzblut betrieben werden. Sehr viele der neuen Ge-

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hege sind auch aus Sicht des STS vertretbar und kommen den Vorstellungen einer tiergerechten Tierhaltung nahe. Alles in Allem hat die Zootierhaltung in der Schweiz also einen recht hohen Standard erreicht. Die stetige Arbeit des Schweizer Tierschutz STS auf dem Gebiet der artgerechten Wildtierhaltung trägt offensichtlich Früchte. Sowohl die eigenen Publikationen («Informationen zur artgerechten Haltung von Wildtieren») als auch Öffentlichkeitsarbeit und Aktivitäten im Rahmen der Revision der Tierschutzverordnung haben dazu beige­tragen, dass sich die Verantwortlichen mit neuen Erkenntnissen in der Tierhaltung und der geänderten Einstellung des Publikums auseinandersetzen – auseinandersetzen müssen – und folglich grössere und bessere Gehege realisieren, welche den vielfältigen Ansprüchen der Tiere gerechter werden. Erfreulich ist auch, dass gerade die Be­tre­i­ berInnen kleinerer Institutionen nicht selten von sich aus den Tierschutz kontaktieren, wenn es gilt, grössere Umbauten oder Neuplatzierungen von Tieren vorzunehmen. So konnte der Schweizer Tierschutz STS in den letzten Jahren auch bei der Erstellung verschiedener Gehege fachlich mitreden oder bei der Tiervermittlung zwischen den Zoos und Wildparks helfen. Ziel ist es dabei immer, den betroffenen Wildtieren die bestmögliche Haltung in einer möglichst tiergerechten Umgebung zu ermöglichen.

Forderungen des STS zur Zootierhaltung:

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Die grundsätzlichen Forderungen des STS zur Zootierhaltung lauten: • Zoos sollen sich bei der Erstellung von Gehegen an den natürlichen Be­dürfnissen der Art orientieren. Die Mindestvorgaben der Tierschutzver­ordnung garantieren noch längst keine gute Tierhaltung. • Zoos sollten generell ihre Tier­bestände überdenken und reduzieren und dafür Platz und besser struk­turierte Gehege für weniger Arten bereit stellen. • Zoos sollten auf die Haltung von Arten verzichten, deren Ansprüchen an eine tiergerechte Haltung sie nicht entsprechen können. In der Schweiz verbietet sich eigentlich die Haltung von Meeressäugern oder Eisbären von alleine, und nur wenige Zoos dürften tatsächlich zur Haltung von Grosskatzen, Menschenaffen oder Elefanten befähigt sein. • Zoos sollten vorrangig Arten halten, mit deren Nachzucht sie einen konkreten Beitrag an den Artenschutz vor Ort (Wiederansiedlung, Botschaf­terfunktion für bedrohten Lebens­raum) leisten können. • Zoos müssen einen Leistungsnachweis erbringen können, dass sie auch tatsächlich in nennenswerter Weise zum Natur- und Artenschutz beitragen. • Die Haltung von Menschenaffen (Gorillas, Schimpansen, Bonobos, Orang-Utans) in Zoos wird wegen der grossen Nähe und Verwandschaft zum Menschen zunehmend von Ethikern, Tierrechtlern und Tierschützern hinterfragt. Es sind in mehreren Ländern Bestrebungen im Gang, den Menschenaffen fundamentale Persönlichkeitsrechte – inklusive des Rechts auf Freiheit – zuzugestehen und die Zoohaltung dieser Tiere zu verbieten – ihre Verwendung in Zirkussen oder Tierversuchen ist in manchen Ländern (Neuseeland, Österreich, Holland, Schweden, Spanien) bereits verboten. Alle Fachleute sind sich heute einig, dass es für die Zoohaltung dieser Arten sehr guter Gründe und allerhöchster Haltungsstandards bedarf. In der Schweiz gibt zurzeit der Zoo Basel den Standard vor. • Es handelt sich bei diesen Tieren um unsere nächsten Verwandten: Evolutionsbiologie, Genetik, Ver­haltens­forschung und Psy­cho­logie zeigen immer deutlicher auf, wie nahe uns diese Tiere sind. Ohne diese Affen vermenschlichen zu wollen, ist der STS der Meinung, dass die Zootierhaltung hier besonders kritisch gesehen muss. Die Haltung dieser hoch sozialen und intelligenten Tiere ist äusserst an­spruchsvoll. Beim Umgang mit allfällig «überzähligen» Jungtieren


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oder bei der Umplatzierung von Individuen zwischen verschiedenen Zoos stellen sich deshalb enorme ethische Probleme: Darf man einen jungen Schimpansenmann einschläfern, weil er in keinem ande­ren Zoo unter­gebracht werden kann? Darf man einen Gorilla oder Orang-Utan seinem Familienverband entreis­sen, weil es das Zucht­pro­gramm so vorsieht? Mit Ausnahme eines Rehabilitations- und Auswil­derungs­programmes für Orang-Utans in Indo­nesien gibt es zudem bislang keine Bestrebungen, Menschenaffen in ihrem natürlichen Lebensraum wieder anzusiedeln. Bei den Orang-Utans in oben genanntem Programm handelt es sich zudem nicht um ZooNachzuchten, sondern um Wildtiere, die Tierhändlern und Holzfällern zum Opfer gefallen sind. Der Arterhaltungs-Beitrag der Zoos bei den Menschenaffen geschieht also einzig durch deren «Botschafter-Funktion» und das Generieren von Geldern, die in Schutzprojekte investiert werden. Trotzdem werden der Lebensraum und die Entfaltungsmöglichkeiten für unsere nächsten Verwandten skandalöse­rw ­ eise immer mehr eingeschränkt. Ehe Zoos ihre Tiere vermehren, sollten so viele der nachfolgenden Punkte erfüllt sein, wie möglich, je mehr, desto besser: • Es besteht ein Bedarf nach Nachzuchten einer Art; künftige Plätze sind bereits gesichert. • Fortpflanzung wird im Rahmen eines Erhaltungszuchtprogramms kontrolliert; jeglicher Nachwuchs ist genetisch wertvoll, soll am Leben erhalten und seriös weiter platziert werden. • Die Art ist nicht nur in ein Erhaltungszuchtprogramm, sondern in ein konkretes Wiederansiedlungsprojekt integriert. • Die Tiere leben in artgerechten Gehegen, die deutlich über den Mindestvorschriften der TSchV liegen. • Von der Art gibt es in den europäischen / weltweiten Zoos nicht schon zu viele Tiere • Die Fortpflanzung ist für die Tierart besonders wichtig zum Beispiel Jungtiere als sozialer Kitt bei hoch sozialen Affen-Arten. • Auch andere Verhaltenskreise wie Nahrungserwerb und Revierkontrolle werden durch grosszügige Gehege und vielfältiges Enrichment angeregt und gefördert. • Die Wurfgrösse der Weibchen kann ziemlich gut eingeschätzt werden, so dass die Zahl unerwarteter, überzähliger Jungtiere minim bleibt. • Der Zoo konzentriert sich auf die Haltung weniger, ausgesuchter Tierarten; verzichtet auf 0815-Arten und deren Vermehrung. • Ziel soll immer sein, nicht mehr Jungtiere auf die Welt zu bringen, als später genügend gute Plätze für diese vorhanden sind.

Basel, September 2014

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Bois de la Bâtie, Genf Der städtische Tierpark von Genf wurde 1982 aus einer privaten Initiative zur Aufnahme und Pflege verletzter Wildtiere gegründet und dient heute als Naherholungsgebiet, Pro Specie Rara – Zuchtstätte und Tierpark mit Bildungsauftrag. Der Tierpark spezialisiert sich auf die Erhaltungszucht bedrohter Haustierrassen wie des Hinterwäldler und Rhätischen Grauviehs, des Spiegelschafes oder des Appenzeller Huhns. Zudem werden viele Vogelarten teils in Parkanlagen und Freilauf, teils in Volieren gezeigt. Ergänzt wird der Tierpark durch Hirsch- und Steinbockgehege. Die meisten Tiere werden gut gehalten; da und dort wären Verbesserungen möglich. Positiv fallen die räumliche Gestaltung (naturnahe Grünanlagen, viele Rückzugs­möglichkeiten für die Tiere) und die informative Beschilderung auf.

Positive Beispiele Steinbock, Gämsen, Murmeltiere Diese Tiere – zwei Böcke, ein Jungtier und eine weibliche Gämse und mehrere Murmeltiere (soweit ersichtlich) – teilen sich ein rund 1000 m2 grosses Gehege mit einem Stall und Unterstand, einer grossen Felshalde, mehreren Bäumen und fliessendem Wasser. Das Stalldach und die Mauer im hinteren Bereich des Geheges dienen den Steinböcken und der Gämse als komfortable, hochgelegene Liegeplätze. Gefüttert wird Heu in den Heuraufen, sowie Kraftfutter. Die steinige Landschaft mit den einzelnen Baumstämmen gibt den Paarhufern ausreichend Platz, herum zu klettern, einander aus dem Weg zu gehen, sich beim Wiederkäuen zu sonnen oder in den Schatten zurückzuziehen. Ein gemäss Tierschutzverordnung (TSchV) für Steinböcke vorgeschriebenes Abtrenn- bzw. Fluchtgehege für weibliche Tiere ist nicht ersichtlich. Zudem fehlt der für die Gämsenhaltung vorgeschriebene weichere Aussenbelag im Gehege. Allerdings werde die Gämse demnächst in einen anderen Tierpark verbracht, so die Parkleitung. Für die Murmeltiere ist offenbar genügend Platz zum Graben vorhanden, wie die vielen Eingänge zeigen. Zudem können sie auf den Felsen Aus-schau halten. Die Tiere machen einen guten und ausgeglichenen Eindruck, so dass der Gesamteindruck des Geheges positiv ausfällt.

Reh

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Die Haltung von Rehen in Tierparks ist schwierig. Die Tiere neigen zu Angst und Panik auch gegenüber «vertrautem» Pflegepersonal; sie benötigen reichlich Deckung, ein vielfältiges, saisonal wechselndes Nahrungsangebot, und sie vermehren sich in Gefangenschaft sehr schlecht und haben eine natürliche Inzest-Sperre. (Böcke verpaaren sich nicht mit weiblichen Verwandten). Das bedeutet, dass oftmals immer wieder junge Böcke der freien Natur entnommen werden müssen, um einen Zoobestand zu erhalten. Bei einer guten Rehhaltung sind die Tiere zudem kaum häufiger oder bes-


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ser sichtbar, als beim Spaziergang im Wald. Sinn und Zweck einer Rehhaltung sind daher kritisch zu beurteilen. In Bezug auf die Haltungsansprüche des Rehs in Gefangenschaft handelt es sich beim Bois de la Bâtie aber um eine gute Tierhaltung. Das Gehege verfügt über einen mehrere hundert Quadratmeter grossen Waldbereich, der nur von einer Seite eingesehen werden kann und den Tieren gute Rückzugsmöglichkeiten unter den Bäumen bietet. Allerdings wäre eine dichtere Buschvegetation wün­schens­wert. Das anschliessende, nochmals rund 1000 m2 grosse Wiesengelände mit altem Baumbestand dient tagsüber als Viehweide, hat aber einen Zugang vom Rehgehege her, so dass davon auszugehen ist, dass die Rehe manchmal abends zum Äsen auf diese Wiese gehen, wie es ihrem natürlichen Verhalten entspricht. Das relativ grosse Gehege ermöglicht den Tieren, einander bei Bedarf aus dem Weg zu gehen. Für den Besucher sind die Rehe kaum besser sichtbar, als in freier Wildbahn. Wald und Wiese sorgen für ein natürliches, saisonal wechselndes Nahrungsangebot, wie es dem wählerischen Fressverhalten der Rehe entspricht. Gemäss Parkleitung pflanzen sich die Tiere regelmässig fort, und eine Bestandes­aufstockung durch Wildfänge sei nicht notwendig.

Austernfischer und Zwergtaucher Eine hemisphärenförmige Voliere mit etwa 150 m2 Grundfläche und einer maximalen Höhe von 4 m. Die Voliere ist von drei Seiten einsehbar, aber sehr dicht mit Schilf und sonstiger Ufervegetation bestanden, wo sich die Wasservögel sehr gut zurückziehen können. Angrenzend an den Wasserteil befindet sich ein naturnah gestalteter, sandiger Strand mit Futterhäuschen und Unterständen. Fliessendes Wasser und ein tiefes Tauchbecken ergänzen das Gehege. Die darin lebenden Vögel (Austernfischer, Zwergtaucher, Fasane) können kurze Flüge unternehmen, sich im Schilf unsichtbar machen, tauchen und im Sand baden. Eine rundweg gelungene Volierenhaltung.

Limikolen, Turteltaube Zwei eindrücklich grosse Volieren in der Parkmitte präsentieren diverse Watvögel (Säbelschnäbler, Kiebitze, Rotschenkel) sowie Turteltauben, Schellenten und Säger. Diese Volieren haben jeweils eine Grundfläche von rund 100 m2 und eine Höhe von gegen 10 m. Der Boden ist von feinem Sand und Kies bedeckt, es wächst natürliche Vegetation, und in beiden Volieren gibt es Bäume, Gebüsch und Wasserstellen. Die Säbelschnäbler-Voliere ist relativ offen und bietet wenige Rückzugsmöglich-

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keiten, während die Voliere der Turteltauben gut eingewachsen ist. Aufgrund der grossen Höhe können sich die Tauben weit über das Publikum zurückziehen und die Umgebung im Auge behalten. Für die Watvögel ist vor allem das Vorhandensein von Wasserstellen und offener Sandflächen wichtig. Sie zeigen kaum Scheu vor den Menschen.

Negative Beispiele Hängebauchschwein Ein unbefriedigendes Gehege, weil klein, beengt und wenig strukturiert. Es scheint, dass dieses Gehege vor allem als «Lückenfüller» zwischen dem Weg und dem grösseren Wildschweingehege dient. Es fehlt an Vegetation, und eine richtige Suhle ist nicht vorhanden. Das Tier lebt alleine, was allerdings bei einem ausgewachsenen männlichen Tier kein Problem ist, da auch wildlebende Keiler Einzelgänger sind. Es fehlt auch an Beschäftigungsmaterial. Eine grössere Suhle, zu­sätz­li­che Liegeplätze neben der einzelnen Schweinebox, Vegetation und Beschäftigungsmaterial (zum Beispiel Strohhaufen) wären ratsam.

Last update: STS-Zoobericht 2012

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Marmottes Paradis, Rochers de Naye www.goldenpass.ch

Marmottes Paradis ist ein auf Murmeltiere spezialisierter, kleiner Tierpark auf der Rochers de Naye (2042 m.ü.M.). In insgesamt sieben grosszügig dimensionierten Gehegen werden zeitweilig verschiedene Arten dieser Tiere aus der Familie der Erdhörnchen gehalten, vom äusserst seltenen (und in einem Erhaltungszuchtprogramm integrierten), schwarzen Vancouver Island-Murmeltier über den kasachischen Bobak, das heimische Alpenmurmeltier und das zentralasiatische Graue (oder Baibacin-) Murmeltier bis hin zum Kamtschatka-Murmeltier, das von allen Arten mit neun Monaten den längsten Winterschlaf hält. Derzeit werden allerdings nur drei Arten gezeigt, nämlich das Alpenmurmeltier, das Vancouver-Murmeltier und das Baibacin-Murmeltier. Sechs Gehege befinden sich auf einem Hang mit alpinem Rasen, dem natürlichen Lebensraum dieser Gebirgs- und Steppentiere. Ein weiteres Gehege befindet sich bei der Bergstation und ist Teil der Murmeltier-Ausstellung. Hier kann man durch den begehbaren Nachbau eines Murmeltier-Baus Einblick in das Gehege und die Schlaf- und Kotkammern der Murmeltiere erhalten. Sämtliche Fenster sind verspiegelt und schallgeschützt, so dass die Besucher zwar die Murmeltiere aus der Nähe beobachten, diese aber nicht stören können. Die Tierhaltung ist aus Tierschutzsicht in Ordnung. Positiv hervorzuheben ist die Haltung dieser zum Teil sehr hitzeempfindlichen Tiere (Alpen-, Kamtschatka-, Vancouver Island Murmeltier) in einer auch klimatisch angepassten Umgebung, in der die Temperaturen nicht über 20 ºC steigen – eine Belastung, welcher Murmeltiere in tiefer gelegenen Tierparks zuweilen regelmässig ausgesetzt sind.

Positive Beispiele Baibacin-Murmeltier Wie alle Gehege im Park misst das Gehege der Baibacin-Murmeltiere rund 25 x 25 m (> 600 m2) in der Fläche und befindet sich an einem nach Südosten orientierten Steilhang. Das Gehege wird von hohen Eisenzäunen mit Elektrodraht gegen Füchse umfasst und ermöglicht den Tieren artgemässes Graben im hochalpinen Felsschuttboden. An der Oberfläche befinden sich einige Holzhäuschen als Unterstand, deren Dächer – zusammen mit einigen im Gehege verteilten Steinhaufen – auch als erhöhter Sitzplatz für die Wachposten der Kolonie dienen können. Die Gehege sind gegen den Himmel nicht abgesichert, so dass die Tiere – wie ihre wildlebenden Verwandten in der Umgebung auch – nach Adlern Ausschau halten können (und müssen). Die durch die naturräumlichen Verhältnisse gegebene Alpenvegetation ermöglicht den Tieren artgemässe Futtersuche und eine angepasste Kost. Einige Tiere sind allerdings sehr zahm und kommen ans Gitter; trotz Verbotsschildern scheinen sie regelmässig gefüttert zu werden. (Beobachtet wurde die Fütterung einzelner Tiere durch Kinder, die ihnen Pflanzen reichten, welche auch innerhalb des Geheges vorkommen).

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Die Tierschutzverordnung schreibt für die Haltung von Murmeltieren lediglich eine Mindestfläche von 150  m2 vor. Zudem müssen Grabgelegenheiten, ein Aussengehege und geeignete Überwinterungsmöglichkeiten im Bau zur Verfügung stehen. Die Haltung auf den Rochers de Naye dürfte sämtliche Voraussetzungen weit übertreffen.

Last update: STS-Zoobericht 2013

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Murmeltierpark «Grimselblick» www.grimselpass.ch

Das Hotel-Restaurant «Grimselblick» kurz vor der Grimsel-Passhöhe (VS) auf rund 2200 m.ü.M. lockte seine Gäste bis vor Kurzem mit einem kleinen Tierpark, in welchem Murmeltiere, Waschbären, Uhus und Schneeeulen ausgestellt wurden – also teils einheimische, teils standortfremde Arten. Die Tierhaltung war höchst problematisch: Die Tiere wurden in viel zu kleinen Gehegen ohne Rückzugsmöglichkeiten und artgerechte Einrichtung gehalten und dienten lediglich als Besuchermagnet. Dank des steten Drucks durch den STS und seine Sektion Oberwalliser Tierschutz wurde die Tierhaltebewilligung Ende 2011 entzogen. Der STS und der Oberwalliser Tierschutz konnten den Tierhalter anschliessend bei der Realisierung eines artgerechten Murmeltierparks fachlich begleiten. Die vier Waschbären wurden durch den STS in den Tierpark Dählhölzli vermittelt, wo sie vorbildlich gehalten werden. Auch die neue Murmeltier-Anlage kann nun als artgerecht bezeichnet werden.

Positive Beispiele Murmeltiere Die Murmeltiere werden in einem etwa 700 m2 grossen, von einer überhängenden Mauer umge-benen Gehege gehalten. Der alte Teil des Geheges ist der Passstrasse zugewandt; der neue Teil befindet sich hinter einem kleinen Hügel und ist mit dem alten Gehegeteil über unterirdische Gänge und den Frühjahrskäfig dauernd verbunden. Der Unter­ grund ist felsig und nur vor einer dünnen Grasschicht und einigen Brennnesselbüschen bedeckt. An mehreren Stellen wurden mittels Aushubmaterial Grabmöglichkeiten geschaf­fen, welche die Murmeltiere bereits nutzen. Davon zeugen die vielen neu angelegten Fluchtstollen. Als Unterstände und gelegentliche Schlafplätze dienen im alten Gehegeteil zudem MiniaturWalserhäuser, die im Gelände verteilt sind. Die Wasserversorgung wurde bisher lediglich durch einen kleinen Brunnen gewähr­leistet. Neu befindet sich im erweiterten Gehege ein richtiger «Bergsee» mit einer kleinen Halbinsel. Den Winter verbringen die Murmeltiere in und unter einem angrenzenden Holzschuppen, in dessen Innerem ein weitläufiges Kunstbau-System mit verschie­denen Durchgängen und dickem Strohpolster angelegt ist. Über dieses Gangsystem sind zudem das neue und das alte Gehege miteinander verbunden. Zwischen den beiden Freigehegen – und ebenfalls an den Winterbau anschliessend – befindet

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sich ein ständig offener Käfig, in welchem den Tieren Heuvorräte zur Verfügung stehen. Dieser Käfig wird im Frühjahr zudem als Auslauf benutzt, solange die Aussen-gehege wegen des hohen Schnees noch nicht ausbruchsicher sind. In dieser Zeit (ca. 2 Monate) halten sich die Murmeltiere ohnehin meistens noch im Bau auf; können aber in dem geräumigen Käfig bereits an die frische Luft, ehe dann Anfang Juni die Aussenanlagen geöffnet werden. Derzeit befinden sich insgesamt sechs Tiere in dem Gehege – drei stammen aus dem alten Bestand, drei neue aus dem Tierpark Dählhölzli. Diese beiden Grüppchen bilden momentan zwei Familien, die das Gehege unter sich aufgeteilt haben. Die alteingesessenen Tiere besetzen das alte, vertraute Gelände, während die drei Neuen sich im neuen Gehegeteil aufhalten. Leider ist es so dem einzelnen Tier derzeit nicht möglich, die ganze Anlage zu nutzen. Ein Bestandesmanagement, welches mittelfristig zum Zusammenwachsen der beiden Gruppen führt, wäre wünschenswert. Wichtig ist, dass allen Tieren das ganze Gehege ohne Absperrungen jederzeit zur Verfügung steht. Neu ist die gesamte Anlage mit zahlreichen Infotafeln versehen, die unter anderem über das Leben der Murmeltiere wie auch die Haltungsbedingungen informieren. Tagsüber sind selten alle Murmeltiere zu sehen; sie kommen meist erst gegen Abend zum Fressen ins Freie. Die beiden Tiere, welche bei unserem Besuch beobachtet werden konnten (die «alte» Gruppe), machten einen sehr gesunden und vitalen Eindruck.

Anmerkung Etwas weiter oben an der Passstrasse werden privat ebenfalls Murmeltiere gehalten. Das mittelgrosse, ziemlich offene Gehege macht einen eher verwilderten Eindruck. Grabspuren und Bauausgänge ausserhalb des Geheges zeigen, dass die dort gehaltenen Murmeltiere das Futter und den geschützten Stall bloss als Annehmlichkeit nutzen, aber eigentlich «wild» leben.

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Parc d’accueil Pierre Challandes www.parc-challandes.ch

Dieser Tierpark ist vielmehr eine Auffangstation für verletzte einheimische Wildtiere und aus anderen Zootierhaltungen «abgeschobene», überzählige Wildtiere, als ein eigentlicher Zoo oder Tierpark mit wissenschaftlichem Anspruch. Entstanden ist er aus einer privaten Tiersammlung und FasanenVoliere. Der Park ist grundsätzlich nur auf Voranmeldung zugänglich, und die gesamte, etwas unübersichtliche Tierhaltung ist von zumeist kleinen, veralteten Käfigen dominiert, die meist nur die Mindestvorschriften an die Tierhaltung gemäss Tierschutzverordnung (TSchV) erfüllen. Einerseits leben im Parc Challandes vorübergehend in Pflege genommene Wildtiere (Eichhörnchen, Füchse, Vögel), die nach erfolgreicher Genesung in der nahen Umgebung freigelassen werden. Andererseits finden sich hier sowohl einheimische Wildtiere, die ihren Lebensabend in Pflege verbringen, als auch exotische Wildtiere wie Grosskatzen oder Mähnenwölfe. Es finden sich in diesem Tierpark sowohl gute Haltungsbeispiele, als auch eher fragwürdige Tierhaltungen. Die meisten Tiere sind handzahm, und problematisch ist die Tatsache, dass die Besucher durch die Gitter entlang der schmalen Besucherwege direkten Körperkontakt mit den meisten Tieren aufnehmen können (Verletzungsgefahr, Gefahr der beidseitigen Übertragung von Krankheiten vor allem bei Affen). Positiv zu vermerken ist die Tatsache, dass mit den Tieren im Allgemeinen nicht «gezüchtet» wird. Gemäss Aussage des kantonalen Veterinäramtes steht der Park unter regelmässiger behördlicher Kontrolle und es wurden auf Anordnung des Amtes schon etliche Verbesserungen in der Tierhaltung vorgenommen.

Positive Beispiele Wildschwein Ein grosszügiges Gehege mit Rückzugsmöglichkeit und Bäumen, in dem die Tiere nach Lust und Laune wühlen und suhlen, sich bewegen oder ausruhen können. Futter ist im Gehege verteilt und regt zum Suchen und Aufsammeln an. Ein gut eingestreuter Stall steht ebenfalls zur Verfügung.

Zwergziegen Ein gut gestaltetes Gehege mit ausreichend Auslauf für die robusten, verspielten Zwergziegen, einem gut eingestreuten, trockenen Stall, Baumstämmen zum Klettern und Ästen und Zweigen zum Knabbern. Die Errichtung eines Kletterfelsens ist gemäss Parkleitung vorgesehen.

Mähnenwolf Ausreichend Platz für die lauffreudigen Wildhunde wird durch die weite Wiese gewährleistet, und verschiedene Rückzugsmöglichkeiten unter Bäumen entlang der rückwärtigen Gehegeseite, sowie in mit Stroh gepolsterten Boxen stehen zur Verfügung. Wünschenswert wären allerdings erhöhte

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Geländestellen, um Ausschau zu halten und Verhaltensanreicherung durch entsprechend präsentiertes Futter (zum Beispiel an Bäumen aufgehängt, unter Laub/Zweigen versteckt, an einer Schleppangel oder in erst durch das Tier zu öffnender «Verpackung» präsentiert). Durch die Nachbarschaft zum Serval- und Kaninchengehege werden die Tiere vermutlich zusätzlich stimuliert. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die sehr hellhörigen, scheuen Mähnenwölfe nicht durch den ständigen Vorbeiflug tieffliegender Passagierjets (Flugschneise des Flughafens Cointrin) chronisch gestresst werden. Gemäss Parkleitung seien die Tiere den Lärm gewöhnt und reagierten nicht mehr darauf.

Haustier-Gehege (Kaninchen, Kleinvogel-Voliere) Gute Gruppenhaltung von Kaninchen in einem geräumigen, gut eingestreuten Stall mit verschiedenen Unterschlüpfen und erhöhten Ausguckplätzen. Frisches Futter und Beschäftigungsmaterial zum Knabbern stehen ebenfalls zur Verfügung. Etwas fragwürdig ist die unmittelbare Nähe des Geheges zu den Mähnenwolf- und Servalgehegen. Die Kaninchen können die Raubtiere zwar nicht sehen, aber sicher riechen. Unklar ist, inwieweit sie sich daran gewöhnen können resp. durch die Nähe potentieller Fressfeinde chronischen Stress erleiden. Wünschenswert wäre zudem, wenn die Tiere Grabmöglichkeiten und Auslauf im Freien hätten. Gut ist die Haltung diverser Kleinvögel in einer geräumigen Voliere im Innern des Verwaltungsgebäudes. Unter der Dachschräge leben in dieser gut ausgestatteten, hellen (Dachluke) und sauberen Voliere u.a. Diamanttäubchen, Gimpel und exotische Wachtelvögel. Offene Wasserstellen sowie Nippeltränken stehen zur Verfügung; die Voliere ist gut eingestreut und verfügt über verschiedene, in diversen Höhen montierte Kästen und Unterschlupfmöglichkeiten (am Boden), sowie über Kletter- und Sitzmöglichkeiten (Äste, Seile, Plattformen).

Negative Beispiele Javaner-Affen

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Eine nur gerade den Mindestanforderungen gemäss TSchV genügende Tierhaltung, die unseres Erachtens nicht tiergerecht ist. Ein winziges, enges Innengehege, bestehend aus drei getrennten Käfigen, ist mit einem kleinen, aber zumindest gut strukturierten und in zwei Teilbereiche gegliederten Aussengehege verbunden. Gemäss Park-leitung können die Tiere die Luken nach draussen jederzeit selber öffnen. Derzeit leben nur noch zwei Männchen hier, die nicht gemeinsam gehalten werden können, da sie sich sonst bekämpfen würden. Daher werden sie auch in den Innenräumen in zwei getrennten Käfigen gehalten. Diese sind sehr eng und bieten nebst einer erhöhten Sitzfläche keine weiteren Strukturen. Die Einzelhaltung dieser sehr sozialen Affen ist grundsätzlich nicht tiergerecht. Die Innenausstattung der kleinen Käfige lässt ebenfalls sehr zu wünschen übrig. Vorgeschrieben sind für die Haltung von Makaken Kletter- und Ausweichmöglichkeiten, Abtrenngehege, ein geheiztes Innengehege (ausser für Berberbaffen), sowie ausreichend Beschäftigung. Die Innenkäfige verfügen letztlich «dank» der Käfigstangen und ein, zwei fest montierten Sitzflächen über minimale Klettermöglichkeiten; das Gesamtvolumen ermöglicht den Tieren aber nicht annähernd, ihr angeborenes Bewegungs- und Kletterbedürfnis auszuleben. Die einzige «Beschäftigung» in diesen Käfigen stellen ein paar riesige, am Boden herumliegende Teddybären und etwas Stroh dar. Es fehlt nebst Fläche, Raum, Licht, sozialem Gruppenleben und Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten jegliche mentale Heraus-forderung wie z.B. ein «Fummelbrett» oder anderweitig geschickt versteckte Nahrung.


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Das Aussengehege dürfte mit seinen ca. 40 m2 die Mindestanforderungen der TSchV erfüllen und verfügt auch über einige Kletteräste und Versteckmöglichkeiten (Bambus), ist jedoch mit nur etwa 2,5 m Höhe eher niedrig, was die Klettermöglichkeiten unnötig einschränkt. Wichtig wäre, dass alle Tiere ein Aussengehege auch im Winter ständig nutzen können.

Rotfuchs Die Fläche des Zwingers dürfte gerade die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen. In dem Gehege fehlen Versteck- und Beschäftigungsmöglichkeiten (z.B. Grabmöglichkeiten, Platz für kurze Trabrunden oder Klettermöglichkeiten). Eine Box an der Käfig-Rückseite ist für die Besucher frontal einsehbar; die Schlafbox des Tieres mit Plexiglas umschlossen und direkt an den Besucherweg anschliessend, so dass das Tier beim Schlafen beobachtet werden kann. In unmittelbarer Nachbarschaft und praktisch ohne Sichtschutz befinden sich Waschbären- und Bengalkatzengehege. Gemäss Auskunft des Veterinäramtes befindet sich unter dem Gehege ein Röhrensystem, in das sich der Fuchs zumindest unterirdisch zurückziehen kann. Eine Haltung im kleinen Familienverband und in einem deutlich grösseren, naturnahen Gehege wäre bei dieser durchaus sozialen Caniden-Art angebracht, zumal Sozialkontakte als zusätzliche Verhaltensbereicherung dienen könnten. Gemäss Parkleitung wird hier nur eine einzelne, schon sehr betagte Füchsin gehalten, die nicht mehr ausgewildert werden kann und im Park ihren Lebensabend verbringt.

Diverse Wildkatzen (Schneeleopard, Panther, Luchs, Serval, Bengalkatze) Ebenfalls minimalistisch sind die «Gehege», in denen verschiedene Gross- und Kleinkatzen gehalten werden, wobei die zahlreichen asiatischen Bengalkatzen offenbar auch der Zucht von Hauskatzen-Hybriden dienen. Ein gesundheitlich offenbar angeschlagener Panther (kahle Stellen im Fell, übergewichtig, Gleichgewichtsstörungen und stereotypes Verhalten) befindet sich in einem rudimentär ausgestatteten Gehege mit zwei erhöhten Liegeflächen und einem grossen Baumstamm als einziger Klettermöglichkeit. Das Gehege ist schlichtweg zu klein, um der Grosskatze auch nur annähernd artgerechte Haltungsbedingungen zu bieten. Dieselbe Feststellung trifft auch auf die Haltung des Schneeleoparden und der Luchse zu. In aneinander gereihten Gehegen von jeweils ca. 50 m2 Fläche, mit nacktem Erdboden und mit einigen Kletter-Ästen versehen, werden je 1–2 Bengalkatzen (drei verschiedene Gehege, davon ein noch kleineres im Erdgeschoss des Wirtschaftsgebäudes) sowie 1–2 Servale gehalten. Die kleinen Holzschuppen, an welche die gut einsehbaren Plexiglas-Schlafboxen (zumindest gut eingestreut) angebaut sind, und die evtl. auch als Ausguckmöglichkeit dienen (Dach), dürften die vorgeschriebenen 20 m2 für den Innenraum knapp erfüllen und können, da seitlich offen, kaum als eigentlicher Innenraum für diese Katzenarten aus gemässigten bis (sub-)tropischen Breiten betrachtet werden. Ein Innenraum ist jedoch nur bei den nicht winterharten Unterarten dieser Katzen erforderlich; Servale und Bengalkatzen kommen allerdings auch in grösseren Höhen (Serval) resp. nördlichen

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Breiten (Bengalkatze) vor und dürften auf einen geheizten Innenraum nicht angewiesen sein. Bei einer der Bengalkatzen konnte – zumindest während des Beobachtungszeitraumes – ein stereotyp anmutendes Verhalten beobachtet werden (ständiges Auf- und Ablaufen entlang dem hin­teren Zaun). Ob dieses Verhalten allerdings von Dauer ist, kann aufgrund eines einzigen Besuchs nicht beurteilt werden. Es fehlen offenbar die gesetzlich vorgeschriebenen Abtrenngehege, Ausweich- und Versteckmöglichkeiten, wirklich geeignete erhöhte Liegeplätze, sowie ein Futterangebot, durch welches das Tier «Arbeit» verrichten muss, um an das Futter zu gelangen. (Das Futter wurde am Besuchstag auf dem Erdboden liegend präsentiert und bestand aus einzelnen Hühnerschenkeln und kleinen, mundgerecht zugeschnittenen Fleischhappen).

Diverse Volieren (Nymphensittich, Türkentaube, Unzertrennliche) Unter dem Dach des Wirtschaftsgebäudes werden zahlreiche Vögel, aber auch Weissbüscheläffchen in kleinen Volieren gehalten. Einige der Vogelkäfige sind alles andere als tiergerecht, so finden sich hier Käfige mit winziger Grundfläche und knapp einem Meter Höhe, in welchen bis zu sechs Türkentauben gehalten werden. Ebenfalls waren veraltete (aber leider immer noch gesetzeskonforme) Vogelkäfige anzutreffen, in denen ein einzelner Nymphensittich resp. ein Paar «Unzertrennliche» ihr beengtes Leben fristen. Da der Park dauernd Tiere aufnimmt, aber teilweise auch weiter vermitteln kann, dürften diese Haltungsbedingungen allerdings für die wenigsten der Vögel permanent sein.

Last update: STS-Zoobericht 2013

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Tierpark Aletsch, Fiesch Bei diesem kleinen Tierpark handelt es sich um ein Ausflugsziel für Einheimische und Touristen der Region Fiesch. In den Gehegen werden vor allem klei­nere Nutz- und Heimtiere gehalten (u.a. Meerschweinchen, Kaninchen, Zwergziegen, Minipigs und Hühner). Der Tierpark hat ausserdem eine grosse und gut struk­turierte Anlage für Steinböcke und ein Murmeltier-Gehege. Die Zwergziegen und Schweine werden gut gehalten. Die Ziegen haben am steinigen Hang einige Klettermöglichkeiten und können sich vor Besuchern des Streichelzoos in ein Abtrenngehege zurückziehen. Die drei Minipigs können einen gut eingestreuten Stall und einen genügend grossen Auslauf mit Suhle und Grabmöglichkeiten nutzen. Die Meerschweinchen leben in einem grossen Stall, aber ohne Auslauf ins Freie, da das überwucherte Aussengehege wegen Marderangriffen nicht mehr genutzt werden kann. Es müsste gesichert werden, wozu aber momentan das Geld fehlt. Der Innen­ raum ist aber gut eingerichtet mit Einstreu, verschiedenen Rückzugsmöglich­keiten und Kletterstrukturen bzw. verschiedenen Ebenen. Auch die Kaninchen und Appen­zeller Barthühner werden in Ställen gehalten. Die Kaninchen können im sandigen Boden graben und Bauten anlegen, womit ein wichtiges Bedürfnis der Tiere erfüllt wird. Die Voliere der Barthühner ist relativ klein, aber gut eingestreut und verfügt über Rückzugs- und Aufbaummöglichkeiten. Das Gehege der Murmeltiere ist etwa 150 m2 gross und erfüllt damit die Mindestvorschriften der Tierschutz­verordnung für sechs Murmeltiere (im Gehege werden sechs bis sieben erwachsene Tiere gehalten). Das von Mauern eingefasste Gehege ist mit relativ dichtem Gebüsch bestanden, welches den Tieren Schutz gibt vor den Blicken der Besucher, die von einer Aussichtplattform auf das Gehege hinunter schauen können. Ausserdem können die Tiere im Boden graben. Das Gehege ist offenbar nicht ausbruchsicher; davon zeugen die Grabspuren, welche die Murmeltiere im ganzen Parkgelände hinterlassen haben. Die Gehege verfügen über keine Beschriftung / Informationen zu den gehaltenen Tieren. Dies soll gemäss Parkleitung demnächst geändert werden.

Positive Beispiele Steinbock Ein Beispiel guter Tierhaltung ist in diesem Tierpark das Steinbockgehege, welches einen Grossteil der Parkfläche am Hang einnimmt. Das ungefähr 2000 m2 umfassende Gelände ist unterteilt in drei Teilgehege, welche miteinander verbunden sind. In zwei Teilgehegen befinden sich Bäume, und der Hang ist mit zahlreichen natürlich vorhandenen Felsen durchsetzt und bietet dem Steinbockrudel somit ausgiebig Platz und Möglichkeit zum Klettern. Im dritten Teilgehege machen die Felsbrocken Platz für eine Wiese, welche die Tiere zum Weiden nutzen können. In dem Gehege leben sechs Tiere; wovon eines ein ausgewachsener und eines ein halbwüchsiger Bock ist. Die Böcke werden auch während des Sommers mit den Geissen gehalten, was eigentlich nicht dem natürlichen Verhalten entspricht, aber gemäss Parkleitung unproblematisch sei. So könnten alle Tiere das gesamte Gehege während des ganzen Jahres nutzen.

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Anmerkungen Auch das Gehege der Steinböcke ist offenbar nicht völlig ausbruchsicher. Eine der Steingeissen verlässt das Gehege regelmässig und verbringt den Sommer teilweise in Freiheit, kehrt aber gelegentlich zu der Herde zurück. Überschüssiger Nachwuchs der Murmeltiere und Steinböcke wird bisweilen ausge­wildert. Bei den Murmeltieren dürfte dies nicht ganz un-problematisch sein, da die Überlebenschancen von Einzeltieren ohne Familiengruppe und eigene Bauten gering sind und Fremde von bestehenden Kolonien selten geduldet, geschweige denn integriert werden. Anders sieht die Situation bei den Steinböcken aus. Die Tiere gehören genetisch zur Gründerpopulation der Alpenkolonien und dürfen – Zustimmung der Jagdverwaltung vorausgesetzt – zur Aufstockung und genetischen Bereicherung von Lokalpopulationen eingesetzt werden. Ihre Überlebenschancen sind offenbar gut, wie das Beispiel der in Halbfreiheit lebenden Steingeiss des Parks zeigt, die auch gegenüber Menschen natürliche Scheu zeigt.

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Tropiquarium, Servion www.tropiquarium.ch

Das Tropiquarium, in unmittelbarer Nachbarschaft des Zoos von Servion, ist ein privat geführter Zoo, der sich auf die Haltung von tropischen Vögeln und Reptilien spezialisiert hat. Es werden verschiedene teilweise sehr seltene Arten gezeigt, beispielsweise das Siam-Krokodil, die GalapagosSchildkröte oder der Komodo-Waran. Die meisten Tiere werden in grossen, gut strukturierten Anlagen gehalten. Die Informationen zu den gezeigten Tieren sind gut und ausführlich, womit der Zoo auch eine pädagogische Aufgabe wahrnimmt. Ganz neu erstellt wurde 2014 der «Dôme», der aus Tierschutzsicht vorbildliche Grossterrarien für Komodo-Warane, Galapagos-Schildkröten, SiamKrokodile und Nashorn-Leguane beherbergt.

Positive Beispiele Komodo-Waran Das neu erstellte Gehege für die zwei KomodoWarane misst 160 m2 und ist tiergerecht strukturiert: Die Topographie bietet den Tieren mehrere Ebenen, der Boden unterschiedliche Substrate (teilweise auch feucht und 0,5 bis 1 m tief zum Graben). Freiflächen und mit verschiedenen Büschen und Bäumen oder Gras bewachsene Flächen wechseln sich ab. Felsen und Totholz geben Sichtschutz für die Tiere untereinander oder gegen das Publikum hin. Ausserdem können sich die Tiere in zwei gesonderte Innenräume zurückziehen. An zwei Stellen im Gehege erlauben Reihen von Spotleuchten das «Sonnenbaden», ausserdem ist das Gehege nach oben mit Fenstern versehen und erhält Tageslicht. Zwei grosse Wasserbecken vervollständigen die Ausstattung. Ab 2015 sollen die dann siebenjährigen Tiere zusätzlich über ein rund 300 m2 grosses Freigehege ausserhalb des «Dôme» verfügen. Die Besucher können die Tiere auch von einer im 1. Stock gelegenen Plattform aus beobachten. Beide Warane machen einen gesunden, guten Eindruck: Sie geniessen entweder, sichtlich entspannt, ein «Sonnenbad» unter den Spotleuchten oder erkunden, stets züngelnd, ihr Revier. Sie sind aufmerksam und neugierig und reagieren auch auf die Besucher jenseits der Glasscheiben. Im Herkunftsgebiet (Sunda-Inseln) bewohnen Komodo-Warane praktisch sämtliche Lebensräume von den Küsten über die Monsunwälder bis hinauf in die Grasländer. Optimal sind halboffene, nicht zu feuchte Landschaften – das Terrarium dürfte dem also ziemlich gut entsprechen. Junge Komodo-Warane sind gute Kletterer und halten sich überwiegend auf Bäumen auf, um vor ihren grösseren, kannibalischen Artgenossen sicher zu sein. Ab einer Grösse von ca. 1 m werden sie zunehmend bodenbewohnend – die beiden Tiere des Tropiquariums sind mit 1,2 bis 1,5 m bereits halbwüchsig. Da es sich bei ausgewachsenen Komodo-Waranen allerdings um ziemlich bewegungsfreudige Tiere handelt – sie legen fast im Schritttempo eines Menschen zwischen 0,5–5 km täglich zurück, sind zu längeren, schnellen Sprints fähig, schwimmen ausnahmsweise bis zu mehrere hundert Meter – ist auch in diesem, vergleichsweise grossen «Terrarium», zusätzliche Beschäftigung

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unumgänglich. «Verhaltensanreicherung» für diese aktiven Raubtiere wird gemäss der Zooleitung gemacht, indem Futterstücke versteckt werden. Zusätzliche Anreise könnten darin bestehen, regelmässig Duftspuren mit Beuteteilen zu legen, Eier oder Fleischstücke im Terrarium zu vergraben oder Rinderhälften an einem Ast aufzuhängen, so dass die Warane suchen, ausgraben, herunterreissen müssen und auch einmal richtig grosse Fleischstücke auf die für ihre Art typische Weise, durch Kopfschütteln, zerlegen können. Zudem muss berücksichtigt werden, dass Komodowarane Einzelgänger sind, die ein Revier verteidigen und sich bloss zur Paarungszeit in überlappenden Streifgebieten, oder an einem Kadaver, zusammenfinden. Ausweichmöglichkeiten sind also unbedingt vonnöten! Die Tiere sind dem Erhaltungszuchtprogramm gemeldet, und es soll gezüchtet werden.

Bartagame, Blauzungenskink, Felsen-Schildechse Diese verschiedenen, mittelgrossen afrikanischen und australischen Wüstenechsen bewohnen gemeinsam ein grosses, recht gut strukturiertes Wüsten-Terrarium von 8 m2 Fläche. Das Terrarium ist nur von der Vorderseite her einsehbar und verfügt über diverse Rückzugmöglichkeiten unter Holz, Steinen oder Pflanzen. Ein unter Spotstrahlern liegender, flacher Stein ermöglicht mehreren Tieren gleichzeitig das «Sonnenbaden». Eine grosse Holzkonstruktion bietet sich zum Klettern an, so dass die Tiere auch erhöhte Aussichtspunkte einnehmen und ihre Krallen benutzen können. Ein zweiter Spotstrahler mit weiteren Liegeplätzen und ein Wasserbad wären sinnvoll (Bartagamen nutzen gerne eine Bademöglichkeit. Die Agamen pflanzen sich regelmässig fort, jedoch wird nur ein Bruchteil der Eier (künstlich) ausgebrütet, da das Tropiquarium keinen Tierhandel betreibt. Die Vergesellschaftung dieser Echsen-Arten aus verschiedenen Herkunftsgebieten scheint zu funktionieren (gemäss Zooleitung seit über zwölf Jahren); jedenfalls lagen zum Zeitpunkt des Besuchs mehrere Vertreter sämtlicher Arten gemeinsam unter den Spotstrahlern. Grundsätzlich sollten in Zoos aber möglichst immer Arten aus denselben Herkunftsgebieten vergesellschaftet werden. Die Agamen verhalten sich lebhaft und zeigen soziales und Erkundigungs-Verhalten; einige kratzen immer wieder an der Scheibe. Dieses Verhalten zeigen sie gemäss Auskunft des Tierhalters vor allem dann, wenn viele Besucher zugegen sind. Die Tiere seien neugierig und suchten den Kontakt – dies wird auch von privaten Bartagamen-Haltern bestätigt.

Volieren

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In zwei sehr grossen, begehbaren und tiergerecht gestalteten Freiflug-Volieren werden diverse Vogelarten gehalten: Eine einem Feuchtgebiet nachempfundene Voliere mit Wiesen, Teich, Schilf- und Bambusbeständen sowie einem geschützten Stallbereich beheimatet Chile- und Kubaflamingos, Pfauen, Jungfern- und Kronenkraniche. Die Regenwald-Halle mit dichtem Kronendach, Lianen, Büschen und Teichen bietet Lebensraum für viele tropische Vogelarten, bspw. Fächertaube, Balistar, Fruchttaube, Nikobaren-Taube, Glanzstare, Bülbül, Elfenblauvogel. Die Volieren enthalten für alle Arten die notwendigen Lebensraum-Nischen und bieten genügend Platz für kurze Flüge. Zudem können die Vögel sich jederzeit gut vor den Besuchern zurückziehen.


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Anmerkungen Degu Ungenügend ist zurzeit einzig die – allerdings nur provisorische – Haltung der Degus (Wildform). Insgesamt zehn Tiere teilen sich ein längliches Terrarium von (geschätzt) 180 x 50 cm Fläche und 70 cm Höhe. Das Gehege verfügt kaum über ausreichend Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten für die Fluchttiere, noch über ausreichend tiefes Substrat (mind. 30 cm tief gemäss Tierschutzverordnung)! Ebenfalls derzeit nicht vorhanden sind ausreichende Nagemöglichkeiten und ein Sandbad. Eines der Tiere beschäftigt sich mit stereotyp anmutenden Grab- und Scharrbewegungen an der Rückwand des Terrariums, wo es gar nichts zu graben gibt. Die Zooleitung ist sich der ungenügenden Haltung jedoch bewusst und plant ein neues, grösseres Degu-Gehege an einem geeigneteren Standort.

Siam-Krokodil Die beiden Siam-Krokodile befinden sich zurzeit noch in einem recht kahlen Terrarium im Eingangsbereich des Tropiquariums, wo ihnen auf knapp 50 m2 Fläche ein eher seichtes Wasserbecken sowie nur wenig Liegefläche zur Verfügung steht. Demnächst sollen die Krokodile in den «Dôme» umziehen, wo bereits ein gut 3 x grösseres, sehr artgerecht gestaltetes Gehege auf sie wartet. Darin befindet sich eine tiefe «Lagune» mit Fischen nebst sandigen Liegeflächen und Rückzugsmöglichkeiten abseits des Publikums.

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Vivarium Lausanne www.vivariumlausanne.ch

Das Vivarium Lausanne verfügt über eine grosse Sammlung von Giftschlangen und anderer giftiger Reptilien sowie giftiger Amphibien und Spinnen. Es ist ein Kompetenzzentrum für die Reptilienhaltung, dessen Gründung ursprünglich auf der Suche nach Gegenmitteln (Seren) gegen Bisse und Stiche giftiger Tiere beruhte. Das Vivarium berät Private und Behörden bei Fragen rund um artgerechte Reptilienhaltung und ist bei der Aufnahme und seriösen Vermittlung von am Zoll beschlagnahmten Tieren behilflich. Zudem werden regelmässig Desensibilisierungs-Kurse für Schlangenund Spinnenphobiker angeboten, und es wird grosser Wert auf die Öffentlichkeitsarbeit rund um Bedrohung und Schutz von Reptilien und Amphibien gelegt. Die Tiere im Vivarium werden grösstenteils gut bis sehr gut gehalten; Beispiele schlechter Tierhaltung finden sich nicht. Allerdings ist das alte, enge Gebäude, in dem sich das Vivarium zurzeit befindet, auf die Dauer keine geeignete Unterkunft für diese Tierhaltung mehr – es fehlt an Platz, und die Gebäudetechnik stösst an ihre Grenzen. Ein Umzug des gesamten Vivariums nach Lausanne-Vennes ist für 2016 geplant – dannzumal soll das Vivarium Teil von «Aquatis» werden, einem geplanten Süsswasser-Grossaquarium in Lausanne (Aquarium et musée Suisse de l’eau). Die Info-Schilder an den Terrarien sind informativ und ausführlich, und es werden auch Angaben zum jeweiligen Gefährdungsstatus der Art gemacht (nach Roter Liste IUCN und CITES). Bei Tierarten, die bisweilen auch von Hobbyhaltern gehalten werden, wären allenfalls aus Tierschutzsicht auch Angaben zu den Haltungsanforderungen (und gegebenenfalls zur Bewilligungspflicht der Haltung) zu empfehlen (z.B. beim Grünen Leguan, den Baumsteiger-Fröschen, Vogelspinnen oder den Landschildkröten)! Etliche Reptilienhalter befürworten es, Terrarien nur mit künstlichen Pflanzen auszustatten (erleichtere die Reinigung des Terrariums). Für die Reptilien entscheidend sei, dass sie auf den Ästen ruhen, klettern, sich im Dickicht verstecken oder einen Baumstamm als Häutungshilfe benutzen können – unabhängig davon, ob es sich um echte oder künstliche Pflanzen handle. Im Vivarium Lausanne verwendet man dagegen prinzipiell nur echte Pflanzen – diese seien nicht zuletzt ein wichtiger Indikator, wie gut ein Terrarium gepflegt werde, ob die Umweltparameter – Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Licht etc. – stimmen, und damit auch für das Wohlergehen der Tiere. Das Vivarium Lausanne hat seit etwas mehr als einem Jahr eine in Europa führende Rolle im Bereich der Verhaltensanreicherung bei Reptilien inne. Täglich neue Impulse in Form von Duftspuren, «Spielzeugen» sowie Targettraining bereichern das Leben der Tiere und geben ihnen die Möglichkeit, ihre seit Millionen von Jahren bestens entwickelten Sinnesorgane zu nutzen.

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Positive Beispiele Waldlanzenotter / Baumsteigerfrösche / Krötenlaubfrosch Ein grossräumiges, ausreichend hohes und tiefes Terrarium, das nur von einer Seite her einsehbar ist und dank Stufen im «Fels» und hochragenden Baumstämmen über mehrere Ebenen verfügt. Ein Wasserbecken ist ebenfalls vorhanden. Der Boden besteht aus verschiedenen Materialien, unter anderem Moose, Kunstfels, Rindenmulch, und das ganze Terrarium ist mit Unterschlupfmöglichkeiten (Nischen, Tunneln unter knorrigen Wurzeln oder Felsen) sowie mit Büschen und höher ragenden Stämmen ausgestattet, so dass sich die Tiere gut zurückziehen oder auch unter einem Spotstrahler die Wärme geniessen können. Die Grösse des Terrariums ermöglicht zudem die Ausbildung eines Temperaturgradienten, so dass die Tiere zu jeder Tageszeit Stellen unterschiedlicher Temperatur aufsuchen und so ihre wechselwarme Körpertemperatur regulieren können. Das Zusammenleben der verschiedenen Arten ermöglicht eine tägliche Interaktion zwischen den Tieren und fördert natürliches Verhalten.

Äskulapnatter Diese einheimische, hauptsächlich bodenbewohnende Schlangenart wird im Garten des Vivariums in einer grossen, engmaschigen Voliere gehalten, wo sie einen Ausschnitt eines quasi natürlichen Lebensraumes vorfindet: Warme, sonnige und vegetationsarme Stellen mit einzelnen Steinen und Totholz als Deckung bieten ausreichend Möglichkeit für ausgiebige, geschützte Sonnenbäder; Büsche mit Unterwuchs und Grasflecken dienen als sicheres Versteck.

Nilwaran Ein recht grosszügiges, gut eingerichtetes Terrarium für diese grosse, bezüglich ihrer LebensraumAnsprüche sehr anpassungsfähige Waran-Art (vorrangig benötigen Grosswarane für eine tiergerechte Haltung Freiflächen zum Sonnen, sowie Wasser). Auf einer Fläche von ca. 24 m2 liegen auf Sandboden verschieden grosse Stämme kreuz und quer, durchsetzt mit Büschen, aufrecht stehenden Baumstämmen und Sukkulenten. Ein Spotstrahler über einer Felsplatte schafft einen gemütlichen Ruheplatz für ausgiebige Lichtbäder – und wird entsprechend genutzt. Ein Felsvorsprung im hinteren, geschützten Bereich des Terrariums gibt zusätzlichen Rückzugsraum, und eine grosse Wanne mit Kiessubstrat dient als Bademöglichkeit. Wünschenswert aus Tierwohl-Sicht wären allenfalls eine grössere Wasserfläche (die Art ist ein sehr guter Schwimmer!) sowie tiefes Substrat (Nilwarane graben viel). Der Nilwaran wird noch im Jahr 2014 nach Kopenhagen umziehen und dort an einem Zuchtprogramm teilnehmen.

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Komodo-Waran Die junge Riesen-Echse (derzeit erst ca. 1,2 m lang, kann ausgewachsen bis zu 3 m lang und 70 kg schwer werden) verfügt über ein zimmergrosses Terrarium von rund 40 m2 Fläche. Dieses verfügt über Rindenmulch-Boden, einige grössere Pflanzen, etwas Totholz als Unterschlupfmöglichkeit, ein kleines Wasserbecken, einen grösseren Baumstamm als Klettermöglichkeit, sowie über zwei Veranden nachempfundene, erhöhte Holzliegen (darunter zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten). Es sind ausreichend Freiflächen vorhanden, damit sich das Tier fortbewegen kann, sowie mehrere Spotstrahler für ein «Sonnenbad». Alles in Allem ist der Sichtschutz gegen die grosse, dem Publikum zugewandte Glasscheibe aber eher dürftig. Etwas mehr Vegetation (Grasflecken, Büsche) und Versteckmöglichkeiten im Gehege wären allenfalls von Vorteil. Im Herkunftsgebiet (Sunda-Inseln) bewohnen Komodo-Warane praktisch sämtliche Lebensräume von den Küsten über die Monsunwälder bis hinauf in die Grasländer. Optimal sind halboffene, nicht zu feuchte Landschaften – das Terrarium dürfte dem also ziemlich gut entsprechen. Junge Komodo-Warane sind gute Kletterer und halten sich überwiegend auf Bäumen auf, um vor ihren grösseren, kannibalischen Artgenossen sicher zu sein. Ab einer Grösse von ca. 1 m werden sie zunehmend bodenbewohnend – im Terrarium sind sowohl ausreichend Bodenflächen als auch einige Klettermöglichkeiten vorhanden, was dem Wohlergehen des Jungtieres entgegen kommen dürfte. Da es sich bei ausgewachsenen Komodo-Waranen allerdings um ziemlich bewegungsfreudige Tiere handelt – sie legen fast im Schritttempo eines Menschen zwischen 0,5 – 5 km täglich zurück, sind zu längeren, schnellen Sprints fähig, schwimmen ausnahmsweise bis zu mehrere hundert Meter und graben sich zum Schutz vor der Hitze teilweise meterlange Bauten – dürfte das bestehende Terrarium den Ansprüchen des wachsenden Tieres an eine einigermassen artgerechte Haltung wohl bald nicht mehr genügen… Am neuen Standort wird dem Tier daher ein 200 m2 grosses Gehege mit tiefem Substrat zur Verfügung gestellt. Nicht zu vernachlässigen ist auch die notwendige «Verhaltensanreicherung» für dieses aktive Raubtier – es müssen regelmässig Duftspuren mit Beuteteilen gelegt, Eier oder Fleischstücke im Terrarium vergraben oder Rinderhälften an einem Ast aufgehängt werden, so dass der Waran suchen, ausgraben, herunterreissen muss und auch einmal richtig grosse Fleischstücke auf die für seine Art typische Weise, durch Kopfschütteln, zerlegen kann. Die Leitung des Vivariums ist sich der Bedeutung von «Behavioural Enrichment» (Verhaltensanreicherung) bei der Tierhaltung – auch und speziell bei Reptilien – sehr wohl bewusst und wird diese bei der Gestaltung der Gehege am neuen Standort in Vennes gewiss gebührend berücksichtigen. Sollte längerfristig die Teilnahme am Erhaltungszuchtprogramm geplant sein, wird gemäss Vivariums-Leitung berücksichtigt, dass Komodowarane Einzelgänger sind, die ein Revier verteidigen und sich bloss zur Paarungszeit in überlappenden Streifgebieten, oder an einem Kadaver, zusammenfinden. Ausweichmöglichkeiten und gesonderte, grosse Terrarien wären also unbedingt vonnöten, was einen Kleinzoo schnell an seine Grenzen bringen kann! Die Komodowaran Anlage in Aquatis wird so konzipiert sein, dass die Tiere durch «natürliche» Barrieren getrennt werden können. In unmittelbarer Zukunft wird das Vivarium Lausanne weitere drei junge Komodowarane von der Europäischen Zoo-und Aquarium Vereinigung (EAZA) aufnehmen. Dies mit dem Zweck, die Tiere zwei Jahre lang anzutrainieren, um sie danach an Zoos abzugeben, welche das VerhaltensanreicherungsTraining noch nicht kennen.

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Anmerkungen Zwergkrokodil, Brillenkaiman, Grüner Leguan, Sudan-Schildechse Einige Terrarien im Vivarium sind derzeit noch recht dürftig und genügen kaum den Ansprüchen an eine wirklich tiergerechte Haltung. Dies trifft v.a. auf die Haltung des Zwergkrokodils, der Brillenkaimane, der Grünenen Leguanen und der Sudan-Schildechse zu. Die Krokodile und Kaimane befinden sich zurzeit in etwa je 3 m2 grossen, aber sehr niedrigen (nur max. 50 cm hohen) und von vorne und hinten einsehbaren Terrarien, auf Bodenniveau im Hauptraum. Sie können lediglich eine seichte Wasserstelle nutzen und haben keine Rückzugs- oder richtige Schwimmmöglichkeiten. Die Grünen Leguane befinden sich einem kubischen Glasterrarium, das von allen Seiten einsehbar ist und nur über rudimentäre Klettermöglichkeiten und keinerlei weitere Strukturierung verfügt. Das Terrarium der Sudan-Schildechse ist für das ausgewachsene, agile und neugierige Tier schlichtweg zu klein. Die Leitung des Vivariums ist sich der Problematik jedoch bewusst und wird noch vor dem Umzug an den neuen Standort Abhilfe schaffen. Das Zwergkrokodile kommt im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms in einen anderen Zoo; anschliessend sollen die Terrarien erweitert und vor allem in der Höhe vergrössert werden. Ebenfalls werden die Leguane bald in das derzeit noch von zwei Pythons (Netzpython und Tigerpython) besetzte Grossterrarium verlegt – diese kommen in einen Zoo in Frankreich. Die Sudan-Schildechse wird entweder ebenfalls an einen anderen Zoo abgegeben, oder sie soll in ein grösseres Terrarium umgesetzt werden.

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Zoo la Garenne, Le Vaud www.lagarenne.ch

Von grosser Wichtigkeit und sehr erfreulich sind die Informationen, welche beim Eingang auf die zukünftige Ausrichtung des Zoos hinweisen: Vergrösserung der Gehege; Fortpflanzung nur mit Arten, die in Aussiedlungsprogramme integriert sind; keine Haltung von Tieren, denen keine adäquaten Bedingungen geboten werden können. Zusätzlich befindet sich in diesem Zoo eine Auffangstation für verletzte und verwaiste Wildtiere, die nach erfolgreicher Pflege wieder in die Freiheit entlassen werden. Die aktuellen Gehege sind hingegen grösstenteils mangelhaft. Man erkennt, dass die Gehege aus einer Zeit stammen, als Tiere in Zoos noch «ausgestellt» wurden. Auffallend ist, dass vielerorts geeignete Rückzugsgebiete fehlen, in die sich die Tiere vor den Blicken der Menschen und Artgenossen zurückziehen können. Oft sind sogar die Unterschlüpfe, Häuschen oder Boxen von vorne direkt einsehbar.

Positive Beispiele Igel Ein grosszügiges und gut strukturiertes Gehege, für welches zwei ehemalige Gehege zusammengelegt wurden. Reichliche Unterschlüpfe und Beschäftigungsmöglichkeiten sind vorhanden. Die Igel können sich auch vor Menschen zurückziehen.

Grosse Geiervoliere Während die alte Bartgeier-Voliere von der Grösse her sehr zu wünschen übrig lässt, ist die Gemeinschaftsvoliere für Gänsegeier, Mönchsgeier und Bartgeier gut gelungen. 3 Gänse-, 1 Mönchs- und 1 junger Bartgeier teilen sich die etwa 20 m lange, 8 m breite und 3–4 m hohe Anlage. Eine wirklich artgerechte Volierenhaltung so grosser Greifvögel ist grundsätzlich nicht möglich, da artgemässes Segelfliegen unmöglich ist. Im Übrigen ermöglicht die langgestreckte Anlage mit zwei Ebenen und mehreren Hochsitzen (Äste, Felsen, Nischen) aber zumindest kurze Flüge und bietet den Tieren viel Raum für Bewegung zu Fuss und zum Herumklettern – was vom jungen Bartgeier auch ausgiebig genutzt wurde. Die Anlage ist zudem ausreichend tief, um genug Distanz zum Besucher einzunehmen. Etwas mehr versteckte Nischen wären aber wünschenswert.

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Vogelvoliere (Kleinvögel) Verschiedene kleine Vögel (exotische Arten wie Wellensittiche, andere Sittiche etc.) werden in einer grosszügigen, unterteilten Voliere gehalten. Es sind zahlreiche Sitzmöglichkeiten, geeignetes Bodensubstrat, Futter- und Wasserstellen vorhanden. Die Vögel können zudem eine grosse Aussenvoliere nutzen.

Negative Beispiele Steinmarder Das Gehege ist mit rund 24m2 Fläche und nur 2m Höhe schlichtweg zu klein für diesen sehr bewegungsaktiven Marder. Es wirkt ausserdem sehr öde und ist einbetoniert. Die wenigen, dürren Kletteräste fordern den Marder überhaupt nicht. Es fehlen Versteck- und Klettermöglichkeiten, und die Anlage dürfte höher und mit mehr Vegetation naturnäher ausgestattet sein.

Rotfuchs Auch dieses Gehege von knapper Grösse ist viel zu «offen» gestaltet und bietet dem Fuchs zu wenig Strukturen. Asthaufen, Steinhaufen, Höhlen, Holzbeigen etc. würden den Lebensraum gestalten und die Tiere durch Erkunden, Futtersuche etc. beschäftigen. Der Fuchs hat in dieser Anlage zudem überhaupt keine Rückzugsmöglichkeit, sogar seine Schlafbox ist durch eine Scheibe für die Besucher einsehbar.

Waschbär Ungenügende, veraltete und zu kleine Anlage, die vollständig betoniert ist. Es fehlen natürlicher Untergrund, genügend Klettermöglichkeiten, Ruhemöglichkeiten auf Bäumen (Waschbären ruhen oft und gerne auf Bäumen) sowie Rückzugsorte.

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Diverse Eulen (bei Zoo-Eingang) Kleine Volieren mit meist guten Strukturen, alle aber zu klein. In solchen Anlagen können die Vögel nur ungenügend fliegen. Diese alten Volieren müssten dringend zusammengelegt und weniger Tiere gehalten werden.

Luchs Das Luchsgehege ist zwar mit Versteck- und Klettermöglichkeiten reich strukturiert, doch es ist für die Katze viel zu klein. Das Tier kann sich hier nicht artgemäss über Distanz fortbewegen und verschiedene topographische Geländeeinheiten je nach Bedarf als Versteck, Ausguck oder Freilauf nutzen. Sein Bewegungsradius ist eingeschränkt auf einen schattigen Käfig und Stall von etwa 80 m2 Grundfläche, was für einen Luchs einfach zu wenig ist.

Last update: STS-Zoobericht 2011

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Zoo Les Marécottes www.zoo-alpin.ch

Der Alpenzoo von Les Marécottes liegt auf rund 1100 m.ü.M. in einer wilden Landschaft aus Felsen, Wasser, Tannen- und Lärchenwäldern. Das Urteil zu diesem Zoo fällt grundsätzlich positiv aus. Der Zoo zeigt grösstenteils einheimische Arten der Alpen. Die meisten Gehege fallen durch ihre Grösse und naturnahe Gestaltung positiv auf. Die Bärenhaltung sucht Ihresgleichen; auch das Wolfs- und die meisten Rotwildgehege haben Modellcharakter. Erwähnenswert ist auch das Informationskonzept des Zoos: Zu sämtlichen Tierarten werden ausführliche Informationen zu Lebensweise, Verbreitung und Gefährdung vermittelt. Einzelne veraltete Gehege fallen negativ auf. So ist die Eulenhaltung in viel zu kleinen Volieren nicht mehr zeitgemäss, und bei einzelnen Arten – Biber, Wildkatze, Rotfuchs, Waschbär – fehlt es an Platz und/oder Rückzugsmöglichkeiten.

Positive Beispiele Baribal (Amerikanischer Schwarzbär) In dem riesigen Gehege leben vier Schwarzbären in einer natürlichen Fels- und Waldlandschaft. Über zehn Meter hohe Granitfelsen und umgestürzte Baumstämme sowie zusätzlich künstlich angelegte Gerüste ermöglichen den geschickten Tieren ausgiebiges Klettern. Natürliche und künstlich angelegte Steinhöhlen bieten Witterungsschutz und Ruhemöglichkeiten. Ein Weiher ermöglicht es den Bären, ausgiebig zu baden und zu schwimmen. Die Bären können dank der natürlichen Topographie mehrere Ebenen, Winkel und Flächen im Gehege nutzen und sich bei Bedarf in die Felsen oder den Wald zurückziehen. Aufgrund der Grösse und Muldenlage des Geheges ist für ausreichend Abstand zum Publikum gesorgt. Eine sehr naturnahe, grosszügig dimensionierte und daher vorbildliche Bärenhaltung.

Wolf In einem weitläufigen, aus mehreren Ebenen bestehenden Waldgehege steht den Wölfen ein natürlicher Lebensraum zur Verfügung. Hohe Bäume, Felskuppen, Gebüsch, Bauten und Höhlen strukturieren die Anlage, so dass die Tiere sich sowohl verstecken wie auch beschäftigen können. Die Felsen werden gerne als Aussichtspunkte genutzt, und die Tiere bewegen sich offenbar gerne (und nicht stereotyp!) in der Anlage, klettern und springen in den Felsen oder dösen im Wald oder hohen Gras. Das Gehege ist von zwei Seiten einsehbar; die Tiere können sich bei Bedarf gut zurückziehen.

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Steinbock Ein riesiges, vorbildliches Steinbockgehege mit hohen, steilen Naturfelsen, Steilhängen, Bäumen und zusätzlichen Totholzstrukturen zum Klettern und Balancieren. Es sind zwar naturgemäss – wie in den alpinen Hochlagen – wenige Rückzugsmöglichkeiten vorhanden, doch können sich die Tiere aufgrund der Gehegegrösse aussuchen, ob sie die Nähe des Publikums oder lieber die Ruhe der Felsen bevorzugen. Da die Tiere leider mit (zooeigenem) Futter gefüttert werden, sind sie sehr zahm und halten sich meistens wie Ziegen in einem Streichelzoo beim Gitter und dem Publikum auf. Ähnlich gut, wenn auch deutlich kleiner, sind die Gehege der Gämsen, Bezoarziegen und Mufflons.

Luchs Ein grosses Gehege mit steilen Felsen, Bäumen und einem «Hochsitz» mit Liegeplattform, auf den die beiden grossen europäischen Luchse nur durch einen Sprung von der Felswand gelangen. Die erhöhte Liegeplattform wird offensichtlich gerne genutzt und ermöglicht es den Tieren, in die benachbarten Gehege zum Rotwild zu spähen. Etwas mehr Rückzugsmöglichkeiten (Asthaufen, Baumstämme) am Boden zwischen den moosigen Felsen wären wünschenswert, und es wäre gut, wenn die Tiere die Bäume im zentralen Bereich des Geheges zum Klettern nutzen könnten. Dies wird ihnen zurzeit mittels Plastikfolien um die Stämme verwehrt – was aus Sicherheitsgründen entlang des Gitters nachvollziehbar, aber im Innern des Geheges kaum notwendig ist.

Diverse Rotwildgehege Die Gehege von Sikahirsch, Rothirsch und Reh sind grossflächig, verwinkelt, mit Felsen, Wald, Dickicht und natürlichen Suhlen reich strukturiert und ermöglichen es den Tieren, sich vor dem Publikum oder widrigem Wetter in den Schutz des Waldes oder der Felsen zurückzuziehen. Die Anlagen bilden alle den auch natürlich vorhandenen Lebensraum des Rotwildes ab.

Negative Beispiele Eulen-Volieren

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Die kleinen, dunklen und frontal einsehbaren Volieren der Schneeeulen und Uhus sind schlichtweg nicht mehr zeitgemäss. Die Volieren sind viel zu beengt (max. 1.8 m hoch), dunkel, und es fehlen geeignete Rückzugsmöglichkeiten. Selbst die Schlafboxen sind von vorne direkt einsehbar. Die Vögel können in diesen Käfigen weder richtig fliegen, noch sich Wind und Wetter aussetzen, was eigentlich Sinn und Zweck eines Aussengeheges wäre. Zudem fehlen dringend notwendige Sandbäder und Wasserstellen. Diese Anlagen sollten unbedingt aufgehoben oder deutlich erweitert werden. Evtl. wäre auf der Gesamtfläche der drei Volieren (eine davon leer stehend!) und bei Verzicht auf die Haltung der (nicht einheimischen!) Schneeeule eine artgerechte Uhu-Haltung möglich. Dazu müssten die Volieren aber höher, tiefer, natürlicher strukturiert und unter anderem mit geeigneten Rückzugsmöglichkeiten ausgestattet werden.


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Biber Das Hochgebirge ist für Biber grundsätzlich ein ungeeigneter Lebensraum, daher ist auch die Präsentation der Tiere in einem Alpenzoo eher fragwürdig. Das Gehege für die grossen Biber ist viel zu klein; zu 2/3 nimmt ein eher seichtes Wasserbecken die Gesamtfläche ein, der Rest ist steiler, nackter Felsen. Als «Biberburg» dient ein Betonverschlag; frische Vegetation zum Nagen und als Versteck fehlt fast vollständig, von einem einzelnen, kümmerlichen Strauch abgesehen. Für eine artgerechte Haltung wäre mehr Platz vonnöten, tieferes Wasser, Gebüsch, eine Uferlandschaft mit Totholzhaufen und Bäumen. Auf die steilen Felsen könnte dagegen gänzlich verzichtet werden.

Wildkatze Das Gehege der Wildkatzen ist von der Grösse her eher bescheiden. Zwar können die Katzen einen Stall sowie ein neues Klettergerüst mit erhöhter Aussichts- und Ruheplattform nutzen, doch ist das Gehege von allen Seiten einsehbar und offen. Es fehlen Bäume und Büsche zum Klettern, Ruhen und Verstecken oder auch nur hohes Gras als Sichtschutz. Die scheuen Tiere sind momentan viel zu ausgestellt.

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Zoo de Servion www.zoo-servion.ch

Das Gesamturteil zu diesem Zoo fällt grundsätzlich positiv aus. Der Zoo fällt durch ein grosses Engagement der Besitzer auf, zeigt aber auch die Grenzen, die einem relativ kleinen Zoo wie Servion gesetzt sind (Finanzen, Platz). Die Besitzer sind bemüht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Gehege Schritt für Schritt zu erneuern und zu verbessern. Es ist Ihnen bewusst, dass in Servion bei einigen Gehegen Handlungsbedarf besteht. Unterdessen wurden mehrere Gehege deutlich verbessert und tiergerechter strukturiert. Die neuen Gehege sind grosszügig dimensioniert, und zwischen den Gehegen und Besucherwegen befinden sich teilweise grössere Grünzonen, die den Tieren zusätzliche Ruhe geben und auch Platz für die Entwicklung der einheimischen Fauna (Vögel, Reptilien, Amphibien) und von Waldbiotopen ermöglichen. Die Schautafeln an den meisten Gehegen geben ausführlich Auskunft über die Tierart und ökologische Zusammenhänge, sowie zu Artenschutz-Themen. Verschiedene Tierarten (u.a. Schneeleopard, Luchs, Bär, Tiger) werden mit verhaltensbereichernden Massnahmen gefordert. Erfreulich ist insbesondere die Erweiterung des Bärengrabens durch eine (nochmals vergrösserte) Aussenanlage und die Errichtung eines neuen Luchsgeheges. Weitere Gehegeneubauten sind u.a. geplant für Rentiere, Tiger, Löwen, Waschbären, Wildschweine, Mufflons und Fasane. Die Verhandlungen mit der Gemeinde (Nutzung von Wald) sind im Gang. In direkter Nachbarschaft zum Zoo befindet sich das «Tropiquarium de Servion». Dieses entstand ursprünglich aus dem Zoo Servion heraus, wird heute aber als eigene Institution geführt. Das Tropiquarium wird im kommenden Jahr im Zoobericht vorgestellt werden.

Positive Beispiele Bison Eine grosszügige, einfache Haltung, wie sie für diese sehr robusten Tiere ausreicht. An die Weide sind befestigte Ausläufe, Unterstände und Futterstellen angegliedert.

Diverse kleine Affen Der Zoo hält neun verschiedene, kleine Affenarten, alle mit strukturierten und geräumigen Innengehegen und frei zugänglichen Aussenvolieren. Die Aussenvolieren sind grosszügig gestaltet und die dritte Dimension ist mit zahlreichen Klettermöglichkeiten gut genutzt. Die Bodensubstrate sind den Bedürfnissen der Tiere angepasst, Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten gibt es zahlreiche.

Polarwolf

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Die drei Polarwölfe leben in einer 1400 m2 grossen Aussenanlage, die sich zum Teil im Wald befindet, mit offenen Flächen und durchflossen von einem kleinen Bach. Die von Natur aus scheuen Tiere haben gute Möglichkeiten, zu den Menschen genügend Distanz einzunehmen. Als Rückzugsort und Schlafplatz stehen ein Unterstand und eine Höhle zur Verfügung.


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Schneeleopard Im Oktober 2010 wurde das neue Gehege für die Schneeleoparden eingeweiht. Die Tiere können sich nun auf einem waldigen, von einem Bächlein durchflossenen Gebiet von rund 1800 m2 Fläche bewegen. Zudem steht ihnen in der Mitte des Geheges ein grosser Kletterfelsen zur Verfügung, wo sie sowohl erhöhte Liegeplätze nutzen als auch sich in schattige, windgeschützte Nischen zurückziehen können. Eine artgerechte Haltung dieser bedrohten Katzenart.

Luchs Die beiden jungen Luchse können ein relativ grossflächiges, waldiges Gehege nutzen. Zwar können sie aus Sicherheitsgründen nicht auf die Bäume klettern, aber dafür stehen am mitten im Gehege gelegenen Stall ein Klettergerüst und hochgelegene, sichtgeschützte Liegeplätze zur Verfügung. Zusätzlich ermöglicht ein kleiner Hügel das Ausschau-Halten und Sonnenbaden und gibt zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten. Der Waldlebensraum mit ausreichend Unterwuchs entspricht dem natürlichen Lebensraum dieser unserer grössten einheimischen Wildkatze.

Syrischer Braunbär Der alte Bärengraben wurde in zwei Etappen deutlich erweitert, so dass die jetzige Bärenhaltung als tiergerecht bezeichnet werden kann. Im ältesten Gehegeteil (Bärengraben, Untergrund Stein) befinden sich Klettergerüste und Stallungen. Dieser Bereich wird von den Tieren weiterhin gerne genutzt. Zusätzlich haben sie aber nun die Möglichkeit, in einem grösseren Wasserbecken zu baden und auf einer grosszügigen Wiesenfläche mit Kletterfelsen zu grasen, zu klettern oder zu ruhen. Der neue Gehegeteil enthält zusätzlich ein kleines Fliessgewässer und ist räumlich so vom alten Gehege abgetrennt, dass sich die Tiere bei Bedarf sowohl voreinander, als auch vor dem Publikum zurückziehen können.

Kaninchen und Meerschweinchen, Zwergziegen Diese Haustiere werden vorbildlich gehalten. Den Zwergziegen steht eine grössere Weide mit Kletterfelsen, Stall und erhöhten Liegeplätzen zur Verfügung. Die Kaninchen und Meerschweinchen können grosszügige, dick eingestreute Ausläufe mit Unterschlüpfen, Kletter- und Ausguckmöglich-

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keiten, sowie verschiedenstem Beschäfti-gungsmaterial (Rüben, Zweige, hartes Brot, Holz, Stroh) nutzen. Wünschenswert wäre höchstens noch eine Auslaufmöglichkeit im Freien, sowie Grabmöglichkeiten für die Kaninchen.

Negative Beispiele Handlungsbedarf besteht in diesem Zoo in erster Linie bei den alten, z.T. 30-jährigen Gehegen: Fasanen-Volieren, Waschbär, Marderhund, Eisfuchs. Dieser Zooteil ist überaltert, die Gehege zum Teil zu klein. Dies ist den Verantwortlichen des Zoos voll und ganz bewusst und sie werden diese Gehege verbessern, sobald sie die Möglichkeiten dazu haben. Wichtig wäre dabei die Überlegung, ob nicht auf die eine oder andere Tierart verzichtet werden soll, damit mehr Platz für die anderen Tierarten zur Verfügung steht.

Tiger und Löwen Die Haltung der Tiger und der Löwen dürfte in Bezug auf Grösse und Gehegestrukturierung grösser und reicher gestaltet sein. Die derzeitigen Aussenanlagen wirken – abgesehen von ein paar Baumstämmen, einem kleinen Felsen und einem kleinen Wasserbassin bei den Tigern – leer und wenig attraktiv für das Bewegungs- und Erkundungsbedürfnis der Tiere. Auch hier ist mittelfristig eine Verbesserung geplant – mit der Erweiterung des Zoogeländes sollen die Gehege dieser Raubkatzen in der Fläche mehr als verdoppelt werden und künftig Waldanteile und eine interessantere Topographie aufweisen. Wann genau diese Planung realisiert werden kann, ist aber noch unklar.

Anmerkungen Die verschiedenen, im Zoo Servion geplanten Bauprojekte werden – sofern sie realisiert werden können – die Fläche des Zoos um fast 30 % um weitläufige Waldflächen vergrössern und diverse Vergrösserungen und Verbesserungen an verschiedenen Tiergehegen (unter anderem Grosskatzen, Rentiere, Fasanen, Marderhund, Polarfuchs, Wildschwein) ermöglichen. Die Zielsetzung dieses ehrgeizigen Projekts ist ganz klar, die Lebensqualität der Tiere zu verbessern, sowie auch ein verstärktes Engagement in Umweltbildung (Lehrpfad) und Arterhaltung. Dieser Zoo befindet sich in Sachen artgerechter Tierhaltung auf gutem Weg.

Last update: STS-Zoobericht 2013

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Alpenvogelpark Grindelwald www.alpenvogelpark.ch

Der Alpenvogelpark auf dem Ischboden bei Grindelwald ist in erster Linie eine Auffangstation für kranke und verletzte einheimische Wildvögel, die nicht mehr in die Freiheit entlassen werden können. Es stehen 15 Volieren bereit, in denen unterschiedlich viele Tiere gehalten werden. Zum Zeit­ punkt des Besuchs waren mehrere Uhus, Schneeeulen, Waldkäuze, Kolkraben, ein Habicht und ein Rotmilan zu sehen. Gemäss Beschreibung auf der Homepage werden hin und wieder aber auch Rauhfusshühner (Auerhuhn, Birkhuhn) gehalten, jedoch werden derzeit keine neuen Tiere aufgenommen. Der Alpenvogelpark wird vom Ornithologischen Verein Grindelwald unterhalten, und die Gehege und Vögel machen einen gepflegten Eindruck. Jedoch sind die meisten Volieren sehr klein und können den Vögeln nicht annähernd das natürliche Bewegungsbedürfnis im Flug erfüllen. Dies ist jedoch ein grundlegendes Problem jeglicher Volierenhaltung von Greifvögeln und Eulen. Die Gehege können grundsätzlich nur die Ansprüche ruhender Vögel erfüllen. Bei Vögeln, die aus der freien Wildbahn kommen, dürfte dies problematisch sein. So zeigte denn auch einer der Uhus eine stereotype Verhaltensweise und setzte auf einem Ast immer wieder zum Flug gegen das Volierendach an, ohne jedoch abheben zu können. Positiv zu erwähnen sind die guten und informativen Informationstafeln an den Volieren und die Tatsache, dass mit Ausnahme der Schneeeulen alles einheimische und an die natürliche Umgebung angepasste Arten gehalten werden. Zudem verfügen sämtliche Volieren über genügend Rückzugsund Aufbaummöglichkeiten, sowie über Sand- und Wasserbäder.

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Positive Beispiele Uhu, Rotmilan Für die Uhus stehen zwei grössere Volieren zur Verfügung, in denen jeweils 3–4 Tiere gehalten werden. Die Volieren sind mit verschiedenen Baumstämmen, Sitzästen, Boxen und kleinen Tannenbäumen als Sichtschutz ausgestattet und verfügen über sandigen Boden, der ein Sandbad ermöglicht, sowie über Wasserbecken. Die Volieren sind relativ hoch und ermöglichen es den Vögeln, höher gelegene Aussichtsposten einzunehmen. Da die Volieren nur von einer Seite einsehbar und am Dach teilweise überdeckt sind, haben die Vögel auch genügend Rückzugsmöglichkeiten. Die Voliere des Rotmilans ist mit rund 6 m Höhe und einer Grundfläche von ca. 30 m2 die grösste Voliere im Alpenvogelzoo. Die darin befindlichen Baumstämme und Bäumchen reichen bis zum Dach, so dass der Greifvogel hoch über den Köpfen der Besucher sitzen und das Gebiet im Auge behalten kann. Sandbäder, Boxen, Sitzbretter und ein Wasserbad vervollständigen die Einrichtung des Geheges, womit den Ansprüchen des Vogels – bis auf richtige Flugmöglichkeiten – Genüge getan wird.

Last update: STS-Zoobericht 2012

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BärenPark Bern www.baerenpark-bern.ch

Den europäischen Braunbären steht eine grosszügige Anlage am Hang der Aare zur Verfügung, die mit dem alten Bärengraben mittels eines unterirdischen Durchgangs verbunden ist. Der kleinere Graben wurde als Tiergehege aufgehoben und kann von den Besuchern besichtigt werden. Das Bärenmännchen «Finn», seine Partnerin «Björk» und deren Tochter, «Ursina» können die ganze Anlage ganzjährig während 24 Stunden am Tag nutzen. Ihnen stehen ein grosses Schwimmbecken, Winterhöhlen, Kratzbäume, Kletterbäume, Sträucher und verschiedenste Bereiche und Ebenen zur Verfügung. Mit Strukturen wie Asthaufen, ganzen Bäume, Schnitzelhaufen, Sandhaufen etc. werden den Bären Beschäftigungs-Elemente angeboten, die sie häufig nutzen. Dank der Grösse der Anlage können die Bären bei Bedarf genügend Abstand zu den Besuchern einnehmen und sich so zurückziehen. Die Bären müssen ihr Futter in der Anlage jeweils selber suchen, welches täglich zu unterschiedlichen Zeiten im ganzen Gehege verteilt und versteckt wird. Selbstverständlich ist es Besuchern nicht erlaubt, den Tieren Futter ins Gehege zu werfen. Aus Sicht der artgemässen Tierhaltung ist eine möglichst naturnahe, artgemässe Fütterungsweise ein zentrales Anliegen, um den Tieren genügend Beschäftigung zu bieten. Positiv zu erwähnen ist auch der Umstand, dass das Bärenmännchen «Finn» sterilisiert wurde und im Bärenpark künftig auf Nachwuchs verzichtet wird. Denn es gibt längst viel zu viele Braunbären in Zoos und Tierparks, so dass Jungtiere kaum mehr vermittelt werden können. Mit dem Bärenpark Bern wurde an diesem schwierigen Ort, welcher als gegeben vorausgesetzt war, das Beste erreicht. Die Hauptstadt der Schweiz mit zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland kann mit gutem Gewissen behaupten, dass sie mitten in der Stadt über eine tiergerechte Anlage verfügt.

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Freilichtmuseum Ballenberg www.ballenberg.ch

Im Freilichtmuseum Ballenberg bei Brienzwiler (BE) werden nebst über 100 jahrhundertealten Gebäuden aus allen Landesteilen der Schweiz 250 verschiedene Bauernhoftiere vor allem bedrohter einheimischer Rassen gezeigt. Dazu ­gehören bspw. die Pfauenziege, das Schwarz­ nasenschaf, Rhätisches Grauvieh und EvolèneRinder, Diepholzer Gänse und Appenzeller Barthühner, sowie das Schweizer Warmblut (das als Kutschpferd eingesetzt wird). Mit Ausnahme einer Voliere, in der Sittiche und Kanarienvögel gehalten werden, handelt es sich bei allen auf dem Ballenberg gezeigten Tieren um domestizierte Nutztiere. Die meisten Tiere werden gut bis sehr gut gehalten: Es stehen grosszügige Weiden, zertifizierte Stallsysteme und angeschlossene Koppeln zur Verfügung. Die Stallhaltung ist ebenfalls grösstenteils in Ordnung, wobei sie teilweise wohl einen Kompromiss zwischen den Anforderungen der Tierschutz­verordnung und der historischen Detailtreue darstellt. Beim Freilichtmuseum handelt es sich um einen Sömmerungsbetrieb; die Tiere verbringen den Winter bei ihren Besitzern in Ställen ausserhalb des Ballenberg.

Positive Beispiele Diverse Nutztiere

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Die Haltung der meisten Tiere ist gut bis vorbildlich. So verfügen die verschiedenen Hühner über mehrere, ständig zugängliche Stallungen, die allesamt vom Verband «Kleintiere Schweiz» zertifiziert sind und die Mindest­ anforderungen der Tierschutz­verordnung übertreffen. An die Hühnerställe schliessen Aussengehege mit Sandbädern, Nippeltränken und erhöhten Sitzstangen sowie Versteckmöglichkeiten an. Die Aussengehege wiederum sind geöffnet, so dass die Hühner freien Auslauf auf dem gesamten Gelände des Freilichtmuseums (inkl. mancher historischer Ställe und Scheunen als Unterschlupf) geniessen können. Lediglich Hennen mit Küken werden zu ihrer eigenen Sicherheit (Füchse, Hunde) offenbar vorübergehend eingesperrt. Auch Gänse (mit eigenem Stall und Schwimmteich), Truten und Tauben (mit eigenem Schlag) geniessen grösstenteils Freilauf und -flug, und ihre Stallungen und Volieren sind ihren Bedürfnissen entsprechend eingerichtet.


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Rinder, Pferde, Maultiere, Esel, Ziegen und Schafe geniessen Weidegang, teilweise direkt an ihre Stallungen anschliessend, teilweise auch ohne direkten Stallzugang. Die Kühe und Kälber leben in Mutterkuhhaltung in der Herde. Die Ziegen und Schafe wechseln regelmässig die Weide.. Bei der während des Besuchs angetroffenen Ziegenhaltung auf einer Wiese fehlten Unterstände für sämtliche Tiere, sowie Klettermöglichkeiten. Dafür standen reichlich Auslauf in der Herde, eine Weide, sowie Tränken und Salzlecken zur Verfügung. Gemäss Parkleitung können die Ziegen an anderen Stellen auch klettern. Die Ziegen beim Kinderspielplatz können zusätzlich erhöhte Liegeplätze beim Stall sowie grosse «Holzrugel» als Klettermöglichkeit nutzen. Vorbildlich ist der Innenbereich eines der Taubenschläge. Der grosszügige, saubere und trockene Innenraum mit Sandboden für die Gefiederpflege verfügt über verschiedene Sitzstangen in unterschiedlichen Höhen und über grosszügige Zellen für mehrere Zuchtpaare. In der anschliessenden Aussenvoliere gibt es weitere Sitzstangen, sowie eine Badegelegenheit. Einziger Wermutstropfen: Die Vögel sind in der Voliere eingesperrt. Die Tauben aus einem anderen Taubenschlag im Freilichtmuseum geniessen dagegen Freiflug… Die Koppeln für die Haus- und Wollschweine verfügen allesamt über Boxen, trockene Liegeplätze (Holzplanken) und Suhlen und haben Zugang zu den Koben im Inneren der angrenzenden Ställe. Die Koppel der Wollschweine ist auch topographisch etwas strukturiert (mehrere Terrassen, durch eingegrabene Baumstämme als Schwellen getrennt), und es steht Stroh als Beschäftigungsmaterial zur Verfügung. Gemäss Parkleitung werden die Schweine zusätzlich täglich mit frischem Gras versorgt. Allerdings haben sie keine Möglichkeit zu Weidegang, wo sie ihr natürliches Wühlbedürfnis ausleben könnten. Es macht den Anschein, als seien die meisten Tiere während der ganzen Saison auf den Weiden oder Koppeln. Eingestallt würden sie je nach Witterung, so die Tierparkleitung – im Sommer hauptsächlich bei zu grosser Hitze, im Frühjahr und Herbst nachts, wenn es kalt wird.

Negative Beispiele Kaninchen An mehreren Orten werden – wohl der Geschichts­ treue wegen – Kaninchen in klassischen, aber veralteten Käfigen gehalten, wie es auf Bauernhöfen leider lange Tradition war. Immerhin entsprechen die Stallungen den Vorgaben des Züchterverbands «Kleintiere Schweiz»: Es gibt keine (artwidrige) Einzelhaltung, jeweils zwei Boxen sind miteinander zu einer Doppelbox verbunden, und die Käfige sind mit minimalen separaten Rückzugsnischen, erhöhten Liegeflächen, Heuraufen und Tränken ausgestattet und gut eingestreut. Jedoch stellen solche Käfighaltun-

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gen eine massive Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Tiere dar: Es fehlen Grab­möglichkeiten und der notwendige Platz zum Hoppeln, Rennen und Hakenschlagen, womit die Tiere ihre Muskulatur aus­reichend gebrauchen könnten. Die Käfige sind ausserdem frontal und teilweise seitlich einsehbar, so dass die Tiere kaum Rückzugsmöglichkeiten vor den Besuchern haben. Die Vorgaben von «Kleintiere Schweiz» für ihre zertifizierten Stallsysteme sind hier eindeutig ungenügend und entsprechen nicht einer artgerechten Kaninchenhaltung. Die Tiere benötigten insbesondere viel mehr Bewegungsspielraum, der ein richtiges Gruppenleben ermöglicht, sowie Grabmöglichkeiten, um Stollen und Bauten anzulegen. Die angetroffene Haltung widerspricht auch den Informationen des Zürcher Tierschutz, der auf im ganzen Park verteilten Informationstafeln Auskunft zu den verschiedenen Tierarten, ihrer Lebensweise und ihren Haltungsansprüchen gibt. Gemäss Auskunft der Tierparkleitung werden die Kaninchen manchmal mit so genannten Kaninchenmobilen auf die Weide gelassen; es ist allerdings fraglich, wie oft die einzelnen Tiere davon profitieren, und ob dies ausreicht, um die beengte Haltung in den Boxen zu kompensieren! Fraglich ist ausserdem, ob auf die eher triste, wenig strukturierte und schattige Ziervogel-Voliere mit Sittichen und Kanarienvögeln nicht verzichtet werden könnte.

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Juraparc, Vallorbe www.juraparc.ch

Beim Juraparc handelt es sich um einen noch «jungen» Schweizer Zoo. Er liegt im Waadtländer Jura im engen, wasserarmen und felsigen Vallée de Joux auf ca. 1000 m.ü.M. Gehalten werden dort Braunbären (seit 2001), Wölfe (seit 2002), Bisons (seit 1987) und Przewalskipferde (seit 2009). Die Gehege sind allesamt sehr grosszügig angelegt. Die Besucher können den Park über erhöhte Stege begehen und die Tiere von dort aus beobachten. Ausführliche und informative Hinweisschilder vermitteln den BesucherInnen Wissenswertes über die gezeigten Tiere sowie über die Bären-Individuen (Eltern, Geburtsjahr, Herkunft). Ein weiteres, mit rund 6000 m2 noch geräumigeres Grossgehege als die bestehenden, das sowohl für Wölfe, Bären oder auch Luchse benutzt werden kann, ist im Bau. Negative Beispiele von Tierhaltungen finden sich im Juraparc nicht.

Positive Beispiele Bisons Die grossen Wildrinder aus den flachen Prärien Nordamerikas können ausgedehnte, mehrere Hektaren grosse Kurzgrasweiden nutzen, die mit Wasserstellen, Unterständen, Heuraufen, Bäumen, sandigen Wälzplätzen, feuchten Suhlen und Hölzern (zum Kratzen oder als «Kälberspielplatz») versehen sind. Sie können bei Bedarf genügend Distanz zu den Besuchern oder auch zueinander einnehmen. Die Gesamtfläche der «Prärie» erstreckt sich über die ganze Länge des Parks und ist in mehrere Teilgehege unterteilt, die den Tieren aber allesamt offenstehen. Derzeit leben auf der «Bisonprärie» zehn adulte und halbwüchsige Tiere (davon zwei stattliche Bullen) und vier diesjährige Kälber. Bei der Bisonhaltung handelt es sich – wie bei den meisten Bisonhaltungen hierzulande – auch um eine Nutztierhaltung. Einzelne Tiere werden erlegt und ihr Fleisch im dazugehörigen Restaurant Mont d’Orzeires verkauft.

Braunbären / Wölfe Die Braunbären leben in mehreren jeweils zwischen 2500 und 3000 m2 grossen, aber miteinander verbindbaren Gehegen. Das alte Bärenmännchen «Georges» teilt sein Gehege mit einem vierköpfigen Wolfsrudel. Die Gehege können bei Bedarf für die Wölfe oder für beide Tierarten verbunden oder getrennt werden. Derzeit sind Bären in vier voneinander getrennten Gehegen untergebracht: Bärin «Ursina» mit zwei diesjährigen Jungtieren («King» und «Zoé», bereits das 12. und 13. Jungtier der Juraparc-Bären) in einem Gehege, daneben zwei halbwüchsige, weibliche Tiere (geboren

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2012) in einem weiteren Gehege, anschliessend «Georges» und die Wölfe, und im vierten Gehege der erste, unterdessen erwachsene Sohn von «Georges» und «Ursina», «Kupa» (4-jährig). Die Flächen sind gross genug, damit die Tiere sich jeweils ausweichen, das Gehege erforschen und herumwandern können. Ein Teil der Gehege besteht aus Weide, durchsetzt mit grossen Felsblöcken, der andere Teil aus einem steilen, felsigen Waldstück mit Büschen, Felsnischen und Totholz. Nebst den in jedem Gehege eingelassenen künstlichen Höhlen finden sich auch zahlreiche natürliche Unterschlupf-Möglichkeiten. Für Futtersuche, Klettern, Spiel, Erkundung und Ruhen bietet das Gehege viele Strukturen wie Asthaufen, Felsen, Bäume und, Gebüsche etc. Die (ziemlich trüben) Wasserstellen wurden auf jeweils gut 20 m2 vergrössert, sind von der Grösse her aber immer eher noch bescheiden (Wasserknappheit und wasserdurchlässiger Untergrund). Dank der Gemeinschaftshaltung sind die Tiere dauernd gefordert und beschäftigt, indem sie immer wieder mit Artgenossen oder Tieren der anderen Tierart zusammentreffen, sich orientieren müssen, wer da vorbei geht. Die Bärengehege sind mit blickdichten Holzwänden abgetrennt; von einzelnen Aussichtspunkten beobachten sich die Bären jedoch gegenseitig und nehmen Witterung ihrer Nachbarn auf. Ein gutes Beispiel einer für Besucher interessanten und für Tiere artgemässen Haltung!

Przewalskipferde Auch diese Tiere leben in einer artgemässen Gruppe in grosszügigen Gehegen, welche ihren Bedürfnissen gerecht werden. Sie können eine ausgedehnte Weide nutzen, die ihnen das Rennen, Galoppieren und Weiden ermöglicht. Ein Witterungsschutz (Regen, Sonne) ist vorhanden.

Anmerkung

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Der Juraparc ist ausserordentlich erfolgreich bei der Nachzucht von Braunbären. Die Elterntiere haben heuer bereits zum 12. und 13. Mal für Nachwuchs gesorgt! Aus Tierschutzsicht ist eine derart intensive Nachzucht von Braunbären abzulehen, denn es finden sich kaum noch geeignete Plätze für junge Braunbären (und jeder «gut» vermittelte Jungbär nimmt einem anderen, überzähligen Jungtier einen Platz weg…), und viele der Jungtiere werden daher – fast schon routinemässig – eingeschläfert (siehe Tierpark Dählhölzli, Wildnispark Langenberg). Was den Juraparc Vallorbe in seinem Zuchtmanagement aber von den anderen Wildparks


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sehr positiv unterscheidet, ist die in den Medien und auf der eigenen Homepage klar kommunizierte Absicht, nur Bärennachwuchs zuzulassen (und somit «Georges» und «Ursina» zur Paarungszeit im Sommer zusammen zu lassen), sofern gute Plätze für die zu erwartenden 2–3 Jungtiere bereits gesichert sind oder man die Jungtiere selber behalten kann. Mit diesem Ansinnen lebt der Juraparc genau jenen Umgang mit der Fortpflanzung bei Zootieren, wie es sich der STS von sämtlichen Zoos und Tierparks wünscht! Der Juraparc verfügt über total fünf tiergerechte Bärengehege, so dass er es sich leisten kann, halbwüchsige Bären von den Elterntieren abzutrennen. So ist offenbar bereits geplant, die zwei halbwüchsigen Bärinnen in einen italienischen Zoo abzugeben, und für die aktuellen Jungtiere sucht man derzeit gute Plätze. Sollten sich jedoch keine finden, hätte man die Möglichkeit, beide weiterhin artgerecht im Juraparc zu halten. Die Fruchtbarkeit der Bärenmutter, so die Parkleitung, nehme in ihrem bereits fortgeschrittenen Alter ohnehin ab, so dass die «Zucht» wohl ein Ende nehmen werde. «Kupa» ist der erste im Jurapark geborene Braunbär und lebt immer noch hier. Acht weitere Jungtiere wurden im Ausland platziert: Fünf in Deutschland, einer in den Pyrenäen und zwei in Saudi-Arabien (Zoo von Riad, in einer grosszügigen, klimatisierten Anlage). Wir gehen davon aus, dass sämtliche Jungtiere in modernen, gut geführten Zoos resp. Wildparks untergebracht wurden. Dass allerdings zwei der Tiere nach Saudi-Arabien vermittelt wurden, irritiert doch etwas. Klimatisch dürfte die Arabische Halbinsel für europäische Braunbären denkbar ungeeignet sein – und der Fall zeigt, wie schwierig es offenbar schon ist, junge Bären noch an geeignete Plätze zu vermitteln! Wie lange der Juraparc Vallorbe also seinem Anspruch an die Bärennachzucht noch gerecht werden kann, sei dahingestellt. Aus Tierschutzsicht muss daher auch dem Juraparc ein Zuchtverzicht angeraten werden!

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Johns kleine Farm, Kallnach www.johnskleinefarm.ch

Positive Beispiele Dachs / Fuchs Ein reich strukturiertes Gehege, das erweitert wurde und manchmal ein Suchen der Dachse und der Füchse nötig macht. Oft sind sie nicht zu sehen, da sie sich in ihrer Box, im Stall oder in einem Versteck aufhalten. Im gemeinsamen Gehege von Fuchs und Dachs stehen den Tieren Höhlen, erhöhte Liegeflächen und Rückzugsboxen zur Verfügung. Der neue Teil kann bei Bedarf abgetrennt werden. Die erhöhten Rückzugsboxen sind so konstruiert, dass sie nur von den Füchsen genutzt werden können, was ihnen einen sicheren Rückzugsort gibt. Das Gehege ist mit viel Astmaterial, Büschen und Altholz sehr gut strukturiert. Die Tiere können sich bei Bedarf gut vor Artgenossen oder der anderen Tierart zurückziehen oder ihnen ausweichen.

Stachelschwein Das Gehege der Stachelschweine wurde neu gebaut und an einen sonnigeren Standort gezügelt. Neu steht den Tieren ein ca. 80 m2 grosses Gehege zur Verfügung mit einer Höhle als Rückzugsort, in welcher die Tiere richtig graben können. Die Anlage ist abwechslungsreich gestaltet mit unterschiedlichen Ebenen und verschiedenem Untergrundmaterial (grober Beton zur «Krallenpflege», Holzschnitzel, Sand, Erde). Reichlich Astmaterial bietet Sichtschutz und Beschäftigung.

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Dieser kleine Tierpark hält – trotz der beschränkten Möglichkeiten – seine Tiere gut. Die Verantwortlichen sind stets bemüht, die Gehege zu optimieren, und Verbesserungen werden laufend realisiert. Negative Beispiele von Tierhaltungen finden sich keine in Kallnach. Johns kleine Farm hat sich spezialisiert auf Erfahrungen für Sehbehinderte (Blindenschrift, Touch-Boxen). Ein sehr erfreuliches Engagement.


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Uhu Die beiden Uhus leben neu in der ehemaligen Waschbären-Voliere. Diese ist für die beiden Vögel relativ grosszügig dimensioniert und erlaubt kurze Flüge. Mit verschiedenen Bäumen, Sitzästen, Höhlen, einem Bambusdickicht als Sichtschutz und einer Wasserstelle verfügt das Gehege über die notwendigsten Strukturen für die Haltung dieser Eulenart.

Terrarien Die Terrarien im Innern des Wirtschaftsgebäudes wurden kürzlich neu eingerichtet und an einem neuen Platz untergebracht, wo mehr Raum zur Verfügung steht. Nun werden dort drei vorbildliche Terrarienlandschaften aus verschiedenen Ökozonen der Welt gezeigt – mit den entsprechenden tierischen Lebensgemeinschaften, die über die notwendigen Haltungsstrukturen wie Unterschlüpfe, Wasser, geeigneten Untergrund, angepasstes Licht und Klima etc. verfügen.

Anmerkung Waschbären und Zwergotter

JKF

Die verbliebenen zwei Waschbären wurden vor einiger Zeit in eine etwas kleinere Anlage umgesiedelt, um in der Voliere Platz für die Uhus zu schaffen. Eines der Tiere zeigt immer wieder stereotyp anmutendes Verhalten (Hin- und Herlaufen) am Gitter (vermutlich bereits aus einer früheren, ungenügenden Haltung heraus entstanden – der Zoo hat etliche Waschbären aus Tierschutzfällen aufgenommen). Neu wurde das Waschbärgehege mit dem benachbarten Gehege der Zwergotter verbunden, so dass die beiden Arten nun eine grössere Gemeinschaftsanlage bewohnen und zusätzliche Sinnesreize und Verhaltensstimulation erhalten. Die Anlage ist aus Tierschutzsicht ein Gewinn: Sie ist mit Sichtschutz, Ausweichmöglichkeiten, Sonnen- und Schattenplätzen, Klettermöglichkeiten, Schlafboxen und einem Teich versehen und wird gemäss Tierparkleitung regelmässig mit neuen Elementen versehen, so dass die Tiere Abwechslung haben.

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Berberaffen Das Gehege der Berberaffen ist von der Grundfläche her eher klein, aber zumindest grosszügig in die Höhe gebaut, so dass die Tiere ausgiebig klettern können. Eine Gruppe Studenten der Verhaltensbiologie der Universität Bern beobachtete die Tiere; Verhaltensstörungen (die auch auf mangelhafte Haltung schliessen lassen) konnten dabei nicht festgestellt werden. Da es sich nicht um eine natürlich entstandene Familiengruppe handelt (Übernahme von «ausgestossenen» Tieren der Gruppe des Plättli-Zoos), haben in letzter Zeit Aggressionen stark zugenommen. Die Affengruppe soll mittelfristig in ein grösseres Gehege umziehen, das anstelle der heutigen Uhu- und Stachelschweingehege entstehen soll.

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Papiliorama / Nocturama, Kerzers www.papiliorama.ch

Das Zentrum dieses speziellen Zoos in der Schweiz bilden das Papiliorama und das Nocturama, zwei riesige runde Gebäude, in denen zahlreiche Tiere gehalten werden, sowie der «Jungle Trail», ein auf mehreren Ebenen begehbarer Regenwald. Das Engagement für den Schutz des TropenwaldSchutzgebiets «Shipstern» in Belize, sowie die Bildung (Führungen, Schulklassen etc.) werden in Kerzers gross geschrieben.

Positive Beispiele Papiliorama (Schmetterlinge, Vögel, Fische) Hier leben unzählige, exotische Schmetterlinge, einige Vogelarten (z.B. Enten und Zwergwachteln) und verschiedene Fische, u.a. auch Süsswasser-Rochen, in den Weihern. Die Tiere können sich alle frei bewegen, auch den Vögeln ist ein artgemässes Fliegen möglich. Mit seinen Teichen, seiner Tropenwaldvegetation, den vielen Blüten und dem schwül-warmen Klima kommt das Papiliorama dem natürlichen Lebensraum in Belize sehr nahe.

Nocturama (Ozelot, Anakonda, Greifstachler, Faultier, Gürteltier, Nachtaffen) Das Pendant zum Papiliorama mit Tageslicht bildet das Nocturama, bei dem der Tages- und Nachtrhythmus künstlich umgekehrt wird. Das Dach ist im Gegensatz zum Papiliorama so konstruiert, dass es nur sehr wenig Licht einlässt und eine «Vollmond-Beleuchtung» imitiert. Die richtige Nacht wird mittels Kunstlicht für die Tiere zum «Tag». Hierdurch lassen sich die vorwiegend nachtaktiven Tiere wie Baumstachler, Brillenkaiman, Wickelbär, Faultier und Fledermäuse bei sehr wenig Dämmerlicht beobachten. Im Nocturama gibt es verschiedene Gehege, die meisten einigermassen grosszügig erbaut mit den nötigen Strukturen (verschiedene Bodensubstrate, Kletterstrukturen, Verstecke, etc.), welche die verschiedenen Tierarten für ein artgemäs-ses Leben benötigen. Manche Gehege (z.B. der Baum-

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stachler) sind aber doch etwas kahl und von Kunstbeton beherrscht. Fledermäuse fliegen frei im ganzen Gebäude herum. Das Gehege des Ozelot verfügt über ein Aussengehege, das in den Dämmerstunden geöffnet wird. Trotzdem ist die Haltung dieser relativ grossen Katzen eher minimal vom Platzangebot her, da die Tiere den Grossteil des Tages ausschliesslich im Innengehege verbringen. Beim Besuch zeigte ein Ozelot lange anhaltendes, stereotypes Hin- und Hergehen an der Gehegegrenze (Glasscheibe). Diese Verhaltensstörung kann als Hinweis auf eine ungenügende Haltung gedeutet werden.

Begegnungszone «Tier und Kind» (Esel, Hängebauchschwein, Hühner, Zwergziegen, Hauskaninchen, Pfauen, Enten) Diese Aussenanlage ist sehr gut konzipiert und erlaubt Kindern und Erwachsenen mit den Tieren auf Tuchfühlung zu gehen. In dieser Zone sind ausschliesslich domestizierte Tiere gehalten, die sich in der ganzen Anlage frei bewegen können. Für die verschiedenen Tiere stehen diverse Ställe zur Verfügung. Die Besucher sind auf einem Weg geleitet, welcher mit einer roten Linie begrenzt ist. Die Regel gilt, dass sich die Menschen auf der einen Seite der roten Linie aufhalten müssen und somit die Tiere den Grossteil des Geheges für sich nutzen können und den Kontakt mit Menschen selber wählen. Es gilt zudem richtigerweise ein Fütterungsverbot.

Wollschweine Die robusten Schweine leben in einem grosszügigen Aussengehege, in welchem sie nach Lust und Laune wühlen können. Eine grosse Schlammsuhle in der Mitte ermöglicht ihnen auch eine artgemässe Körperpflege (Abkühlung im Sommer, Schutz gegen Parasiten), genügend Scheuermöglichkeiten sind vorhanden.

Einheimische Schmetterlinge Eine tolle, einmalige Anlage stellt die Voliere mit den einheimischen Schmetterlingen dar, welche für die Besucher begehbar ist. Das mit einem feinen Maschendraht überspannte Areal beherbergt viele Tagfalter aus unserer Natur, die aus nächster Nähe beobachtet werden können und den ganzen Raum frei nutzen können. Auch Reptilien wie Mauereidechsen sind in diesem schön gestalteten Lebensraum zu beobachten.

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Jungle Trail In dieser Regenwald-Halle wird ein Ausschnitt aus dem tropischen Regenwald von Belize nachgestellt. Verschiedenste Vogelarten, Fische und Reptilien leben in diesem grosszügigen Freigehege. Die Besucher können das Gelände auf geführten Wegen begehen und von einem Baumweg aus auf das Kronendach hinab blicken. In angrenzenden, grösstenteils tiergerecht strukturierten Gehegen leben u.a. Halsband-Pekaris (südamerikanische Nabelschweine), Nasenbären, sowie eine Tayra (südamerikanische Marder-Art).

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Parc Zoologique, La Chaux-de-Fonds www.mhnc.ch Beim Zoo in La Chaux-de-Fonds handelt es sich um eine mittelgrosse Institution. Es werden relativ viele Tierarten gehalten in unterschiedlich tierfreundlichen Gehegen. Insbesondere die Wildgehege sind grosszügig und naturnah angelegt. Dagegen stammen etliche kleinere Haltungseinheiten, beispielsweise der Steinmarder oder der Reptilien im Vivarium aus früheren Jahrzehnten, sind für die darin lebenden Tiere eher zu klein und wirken mit viel Beton oder Kunstpflanzen auf den Besucher wenig tierfreundlich. Die neue Leitung des Zoos ist jedoch bestrebt die teilweise veraltete Tierhaltung gemäss dem Konzept «mehr Platz, weniger Tiere» zu verbessern. Das InformationsKonzept des Zoos ist gut: Neue Schilder verraten viel Wissenswertes über die Tiere und den Artenschutz, und der Zoo arbeitet im pädagogischen Bereich eng mit dem Naturhistorischen Museum der Stadt zusammen, das künftig auf dem Zoogelände untergebracht werden soll. Der Tierpark betreibt ausserdem eine der grössten Wildtier-Auffangstationen der Romandie und ist unter anderem ein Kompetenzzentrum für die Pflege kranker und verletzter Greif- und Singvögel, sowie Fledermäuse.

Positive Beispiele Fuchs Das Gehege ist grosszügig gebaut. Die Tiere können herumstreifen und sich artgemäss verhalten. Grosse Bäume liefern im Sommer den nötigen Schatten, der Waldboden mit zahlreichen Felsbrocken den richtigen Untergrund und genügend Unterschlüpfe. Eine gelungene Haltungseinheit.

Damhirsche Die Hirsche leben in einem relativ grossen Gehege, welches aus einer Wiese mit einigen Bäumen besteht. Ein Chalet-änliches Gebäude dient als Stall, der frei zugänglich ist. Streichelzoo (Zwergziegen, Esel) Die Begegnungszone für Kinder und Tiere ist sehr grosszügig gestaltet mit einem grossen, abgetrennten Bereich, welcher nur den Tieren zugänglich ist. Im Gehege leben Zwergziegen und Esel.

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Steinbock Dem kleinen Steinbockrudel steht ein relativ grosses Gehege mit einem steilen, grossen Kletterfelsen und einem grosszügigen Unterstand mit Heuraufen und erhöhten Liegeflächen zur Verfügung. Der steinige Untergrund ermöglicht eine artgemässe Abnutzung der Hufschalen; spärliche Grasflächen entsprechen den alpinen Rasen des natürlichen Verbreitungsgebiets.

Anmerkungen Die im Folgenden beschriebenen Tierhaltungen sind bezüglich ihrer Tiergerechtigkeit, aber auch bezüglich der pädagogischen Wirkung der Tierhaltung, verbesserungswürdig. Die neue Tierparkleitung ist sich der Problematik aber durchaus bewusst und bestrebt, Verbesserungen herbeizuführen.

Vivarium Im Vivarium sind verschiedenste Tierarten – uunter anderem eine grosse Sammlung giftiger Schlangen – aneinandergereiht. Die verschiedenen Terrarien sind zum Teil für die grösseren Tierarten (Anakonda, Netzpython) eher zu klein. Die Haltung von Krokodilen wurde sinnvollerweise aufgegeben; in dieser Anlage leben nun Schmuckschildkröten. Die Terrarien an sich sind gut, allerdings aus Hygienegründen gänzlich mit künstlichen Materialien und Pflanzen strukturiert, verfügen über Rückzugsbereiche, wo die Tiere vor den Besuchern ungestört sind, und eine «rotierende» Heizung, welche die wandernde Sonneneinstrahlung imitiert und die Tiere veranlasst, sich wie in freier Natur regelmässig zu deplatzieren. Eine Beschränkung auf weniger Tierarten in grösseren Gehegen wäre allerdings angebracht. Mit dem geplanten Neubau des Naturhistorischen Museums auf dem Areal des Zoos soll auch das Vivarium rundum erneuert werden.

Europäischer Fischotter und Zwergotter Die beiden Fischottergehege grenzen aneinander, die Innengehege sind im gleichen Gebäude untergebracht. Das Aussengehege der Zwergotter besteht aus einem Betonteich mit einer Insel und einem anschliessenden, ebenfalls betonlastigen Gehegeteil. Die beiden Gehegeteile werden aber alternierend von den Zwergottern (beschlagnahmte Tiere aus einem Schmuggelfall) sowie einem einzelnen, weiblichen Europäischen Fischotter, der für das Erhaltungszuchtprogramm vorgesehen ist, genutzt. Daher können zurzeit nicht alle Tiere ganzzeitig das gesamte Gehege nutzen. Auf der Insel befinden sich ein paar Steine, der Boden ist mit Holzschnitzeln eingestreut. Das Gehege wurde vor zwei Jahren um rund 170 m2 erweitert und enthält nun auch Büsche und einige natürliche Versteckmöglichkeiten im Freien. Somit wurde der Hauptkritikpunkt des alten Fischottergeheges beseitigt und könnte die Tierhaltung als genügend bezeichnet werden, wenn allen Tieren das ganze Gehege zur Verfügung stünde. Bereits geplant und teilweise in Realisierung ist der Neubau eines eigenen Zwergotter-Geheges, so dass die Fischotter künftig das ganze erweiterte Gehege nutzen können (vorgesehen ist die Aufnahme eines Männchens und die Zucht im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms EEP).

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Braunbären Die Bärenhaltung ist schlicht nicht mehr zeitgemäss. Einer der in dem Gehege gehaltenen Bären zeigt zeitweise ein stark stereotypes Verhalten (Auf- und Ablaufen). Allerdings wurden in den letzten Jahren einige Verbesserungen vorgenommen und soll die Bärenhaltung nach dem Ableben der jetzt noch hier lebenden, alten Tiere gänzlich aufgegeben werden. Neu befindet sich eine rund 3,6 m hohe hölzerne Kletterstruktur im Gehege, welche den Tieren artgemässes Klettern ermöglicht. Zudem können sie von dort oben die vom Wind herbeigetragenen Gerüche aus der Umgebung besser wahrnehmen, was ebenfalls zur Bereicherung beiträgt. Der Grossteil des Bodens ist betoniert, ein Teil mit Holzschnitzeln eingestreut, um den Bären ein wenig Grabmöglichkeiten zu bieten. Demnächst zu realisierende Umbauten sehen vor, dass künftig der ganze Gehegeboden aus Holzspänen statt Beton bestehen soll. Als Beschäftigungsobjekte dienten bis vor Kurzem noch Autoreifen und orange Markierungshüte im Gehege. Unterdessen werden aber spezielle Bärenspielzeuge verwendet, unter anderem eine Hängematte, hohle Kugeln zum Verstecken von Futter, sowie elastische Seile, um Futter in den Kletterstrukturen aufzuhängen. Zusätzlich werden den Tieren regelmässig «Bären-Glacés» aus Eis mit darin eingefrorenen Fischen und Früchten angeboten. Zwei liegende Baumstämme schliessen die Möblierung ab, zwei kleine Wasserbecken ermöglichen aber leider kein richtiges Schwimmen. Das eine Wasserbecken soll demnächst deutlich vergrössert und vertieft werden. Der Zoo hat 2012 eine kanadische Bären-Spezialistin, Else Poulsen, für eine Beratung beigezogen. Gemäss ihren Ratschlägen sollen bis Ende 2013 insgesamt folgende weitere Verbesserungen im Gehege vorgenommen werden: • Anpassung des Ernährungsplanes, um die natürlichen Variationen im Lauf der Jahreszeiten besser wiederzugeben (erfüllt); • Schaffung eines natürlichen Bodenbelags mit Rindenmull (teilweise erfüllt); • Neue, besser geeignete Winterhöhlen (teilweise erfüllt); • Vergrösserung des Wasserbeckens (geplant). Wünschenswert aus Sicht des STS wäre zudem eine bessere Strukturierung des Geheges mittels Büschen, Flächen mit hohem Gras oder alten Wurzelballen. Sollten diese Anpassungen bis 2013 vorgenommen und die Bärenhaltung mittelfristig aufgegeben werden, kann man davon ausgehen, dass die ungenügende Bärenhaltung in La Chaux-de-Fonds bald definitiv der Vergangenheit angehört.

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Raubtierpark Strickler, Subingen www.raubtierpark.ch

Der Raubtierpark in Subingen (SO) stellt rund 30 Grossraubtiere zur Schau – Tiger, Leoparden, Löwen, Pumas, sowie einen Kragenbären. Der Park stellt den Anspruch, dem Besucher nahen Kontakt zu Grossraubtieren zu ermöglichen und seine Tiere zu be­schäftigen, indem sie regelmässig in der Manege vorgeführt werden. Auf einer Fläche von 12 000 m2 werden rund 30 Grosskatzen gehalten, was – Wege und Wirtschaftsgebäude nicht eingerechnet – eine Fläche von etwa 300 m2 pro Tier ergibt. Das ist zwar deutlich mehr, als die minimalistische Tierschutzverordnung erfordert, jedoch sind die einzelnen Gehege eher klein, und es leben darin oft ganze Raubtiergruppen. Sämtliche Tiere werden in sogenannter «hands on»-Haltung gehalten, das heisst sie sind handzahm gegenüber ihrem Tierlehrer, Herrn René Strickler. Dies ermöglicht gemäss Herrn Strickler eine intensive Beschäftigung, stressarmes Handling (z.B. bei Gesundheitschecks und Routineeingriffen), emotionale Motivation und genaue gesundheitliche Überwachung. Im Gegensatz dazu steht die «hands-off»-Haltung der grossen Zoos, wo die Grosskatzen nicht gezähmt werden und sich weiterhin wie Wildtiere verhalten. Vorteil dieser Haltung ist, dass sie dem Publikum eher vermittelt, dass es sich um Wildtiere handelt und man nicht Gefahr läuft, die Tiere zu vermenschlichen. Nachzuchten aus «hands-off»-Haltung sind auch viel eher für ein Erhaltungszuchtprogramm geeignet. Der Schweizer Tierschutz STS vertritt die Ansicht, dass die Tierhaltung den Ansprüchen des Wildtieres Genüge tun muss und Wildtiere wie Grosskatzen nicht gezähmt werden sollten. Denn eine «hands-on»-Haltung läuft Gefahr, nicht domestizierte und nicht domestizierbare Tierarten wie Haustiere zu präsentieren und damit weder die artspezifischen Haltungsansprüche zu gewährleisten, noch einen realistischen Beitrag zum öffentlichen Bewusstsein für die Lebensweise und Bedrohung dieser Tierarten zu leisten. Die Auftritte in der Manege mögen eine wichtige Bereicherung des Alltags in den relativ kleinen Gehegen sein, doch können sie weder das natürliche Ver­ haltensrepertoire ersetzen, noch ungenügende Haltungs­bedingungen verbessern.

Positive Beispiele Leoparden Den beiden Leoparden stehen rund 400 m2 Aussenfläche zur Verfügung. Ein Steinhaufen und darauf montiertes Astwerk geben den Tieren Möglichkeiten zum Klettern, wie auch zum Rückzug vor Sonne, Witterung oder Publikum. Das hohe Gras gibt den Tieren zusätzliche Deckung, und bei Regenwetter füllt sich ein natürlicher Tümpel im Gehege. Bisweilen werden die Leoparden über ein mobiles Tunnelsystem in das ebenfalls rund 400 m2 grosse Aussengehege der Löwen gelassen, wenn diese nicht draussen sind. So können sie neues Terrain erkundigen, die Duftmarken der Löwen inspizieren und ihre eigenen Markierungen hinterlassen. Grundsätzlich wären in dem Gehege aber zusätzliche Klettermöglichkeiten und mehrere – auch für Besucher nicht einsehbare – Ebenen wünschenswert.

Löwen In insgesamt drei Gehegen werden Löwen gehalten. Jeweils zwei Löwenpaare verfügen über Gehege mit rund 400 m2 Grundfläche; eine weitere Löwin lebt alleine in einem benachbarten, kleineren

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Gehege. Die Einzelhaltung dieser Löwin ist nicht artgerecht, doch versteht sich das Tier offenbar nicht mit dem Rest des Rudels, so dass nur indirekter Kontakt (Sicht, Geruch, Laute) durch Gitterstäbe möglich ist. Eine Integration in eine andere Löwengruppe ist grundsätzlich schwierig, da Löwen im Allgemeinen keine neuen Rudelmitglieder von aussen akzeptieren. Auch die Löwen verfügen in ihren Gehegen über hohes Gras, Rückzugs- und einige wenige Klettermöglichkeiten. Gut sind die grosszügigen, erhöhten Liegeplätze, welche den Tieren den Ausblick über das gesamte Gelände und weit darüber hinaus ermöglichen. Auch natürliche Wasserstellen (die jedoch nur bei Regenwetter vorhanden sind) und Innenräume stehen zur Verfügung. Durch unregelmässige «Besuche» der zwei Leoparden in ihrem Gehege werden die Löwen zu Territorialverhalten angeregt.

Negative Beispiele Kragenbär Für eine gute Bärenhaltung ist dieses Gehege zu klein und zu wenig strukturiert. Zwar handelt es sich bereits um ein sehr altes Tier (> 30 Jahre), jedoch sollte das Gehege künftig nicht mehr für die Bärenhaltung verwendet werden. Dazu ist es schlichtweg zu klein und zu wenig strukturiert. Es wären nebst mehr Platz Kletter-, Versteck- und Bademöglichkeiten sowie regelmässige Beschäftigung zum Beispiel durch die Futtersuche notwendig.

Anmerkungen Bengal- und Sibirische Tiger

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In mehrere Gehege verteilt befinden sich gemäss Information des Raubtierparks insgesamt zehn Bengal- und zwei Sibirische Tiger. Drei Tiger teilen sich ein Gehege von 400 m2; einzelne Bengaltiger werden auf einer Fläche von jeweils etwa 300 m2 gehalten Die Gehege unter­scheiden sich in ihrer Ausgestaltung – das grösste Gehege verfügt über eine Wasserstelle, Naturboden, Wie­se und rudimentäre Kletter- und Versteck­ mög­ lichkeiten, während das kleinste Gehege ohne Rückzugs- und Klettermöglichkeiten oder Was­­ serstellen ist und deutliche Spuren von häufigem Auf- und Ablaufen der Tiger aufweist. Eine eindeutige Stereotypie konnte aber zum Zeitpunkt des Besuchs nicht beobachtet werden. Eine sinnvolle Bereicherung des Alltags stellen für die verschiedenen Katzen mobile Käfigtunnels dar, die in wechselnden Kombinationen


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und unregelmässig aufgestellt werden, so dass die Tiere andere Gehege betreten können. Durch die Unregelmässigkeit dieser Massnahme wird Gewöhnung vermieden. Jedoch sind auf der geringen Gesamtfläche des Parks zu viele Grosskatzen untergebracht, um den einzelnen Tieren wirklich artgerechte Bedingungen zu bieten (vergleiche eingehende Feststellung zur «hands-on»-Haltung).

Pumas Die insgesamt 9 Pumas sind in fünf Teilgehegen untergebracht, von denen eines ein Innengehege ist. Drei Gehege sind durch Klapptüren und Tunnels miteinander verbunden, die aber zum Zeitpunkt der Besich­tigung geschlossen waren, so dass jeweils zwei Pumas sich ca. 150 m2 teilen mussten. Ein weiterer (blinder) Puma ist einzeln in einem gesonderten Käfig unter­gebracht, da er von seinen Artgenossen attackiert würde. Sämtliche Gehege sind klein, aber zumindest gut mit Klettermöglichkeiten und natürlichen Verstecken (Bü­schen, Felsen) ausgestattet. Da acht der neun Tiere untereinander gut verträglich sind, können deren Gehege durch Tunnels miteinander verbunden werden, so dass den Tieren zeitweise alle drei Gehege zur Verfügung stehen. Dem Auge des Parkbesuchers verborgen sind die Schlafräume der Grosskatzen, die sich in angebauten Schuppen oder ehemaligen Zirkuswagen befinden. Dort gibt es erhöhte Liegeplätze, weitere Rückzugsmöglichkeiten und Naturboden (Holzschnipsel), sowie teilweise auch Holzstücke zum Krallenwetzen. Im Raubtierpark werden auch Zwergziegen, Minipigs, Alpakas, Hühner und Hunde gehalten. Auch mit den Ziegen, Schweinen und Hunden wird gearbeitet; die Alpakas werden regelmässig ausgeführt. Grosskatzen und Kleintiere scheinen sich aneinander gewöhnt zu haben und beachten sich kaum. Den Ziegen stehen Klettermöglichkeiten und Ställe, den Schweinen (offenbar nur bei Regenwetter) Suhlen zur Verfügung. Gerade bei grosser Sommerhitze wäre es aber wichtig, den Schweinen Suhlen anzubieten. Die Hunde leben in zwei Rudeln (erwachsene und junge Tiere) in Zwingern, haben aber Menschenkontakt, Auslauf und Beschäftigung und sind nicht aggressiv. Die Grosskatzenhaltung zu reinen Showzwecken entspricht überhaupt nicht den Vorstellungen des Schweizer Tierschutz STS von einer sinnvollen und artgerechten Tierhaltung. Jedoch handelt es sich bei Herrn Stricklers Tieren grösstenteils um überzählige Zootiere, die ohne dieses «Asyl» eingeschläfert worden wären. Der wenige, vorhandene Platz wird mit einem durchdachten Raumkonzept optimal genutzt. Das Herzblut für seine Tiere und die Fachkenntnisse in der «hands-on»Haltung sind bei Herrn Strickler eindeutig vorhanden. Allerdings steht die Zukunft des Raubtierparks derzeit in der Schwebe. Der Pachtvertrag in Subingen läuft 2013 aus. Es bestehen Pläne für einen neuen Standort mit sehr grosszügigen Grosskatzen-Anlagen, doch ist deren Realisierung derzeit noch offen. Der STS erwartet, dass mit dem Standortwechsel auch eine klare Verbesserung der Tiergehege verbunden wird (Flächen, verhaltensgerechte Strukturen).

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Tierpark Biel www.tierpark-biel.ch Der Tierpark Biel auf dem Bözingerberg oberhalb der Stadt Biel ist frei zugänglich. Es werden fast ausschliesslich einheimische Wildtiere gehalten. Ein kleiner Park mitten im felsigen Wald, der gute Möglichkeiten hat, seine Tiere artgemäss zu halten und diese grösstenteils auch nutzt.

Positive Beispiele Wildschweine Die tiergerechte, sehr abwechslungsreiche Wildschweine-Anlage überzeugt. Sie ist grosszügig dimensioniert, in mehreren Gelände-Ebenen gut strukturiert und bietet den aktiven Tieren reichlich Wühlmöglichkeiten. Eine grosse Schlammsuhle, welche die Wildschweine ausgiebig nutzen, steht ebenfalls zur Verfügung.

Steinböcke, Gemsen Diese einheimischen Paarhufer der Alpen werden in vorbildlichen Gehegen mit ausreichend Rückzugs- und Klettermöglichkeiten gehalten. Waldstücke, offene Wiese und felsige Steilhänge wechseln sich in beiden Gehegen ab und ermöglichen den Tieren sowohl das arttypische Klettern, als auch das ungestörte Äsen. Die Steinböcke teilen sich das Gehege mit einer Kolonie Murmeltiere.

Negative Beispiele Luchs Das Luchsgehege ist deutlich zu klein und bietet der grossen Katze zu wenig interessante Bewegungs-, Versteck-, Beschäftigungs- und Erkundungsmöglichkeiten. Wirklich gute Rückzugsgebiete fehlen dem von Natur aus scheuen Tier. Auch die Platzierung direkt neben Parkeingang, Kinderspielplatz und Zwergziegenhaltung scheint ungünstig. Es gibt kaum eine Möglichkeit, sich im Aussengehege den Blicken der Besucher oder dem Lärm spielender Kinder zu entziehen. Der in dem Gehege lebende Luchs ist mit seinen etwa 14 Jahren bereits ein «Senior». Nach seinem Ableben soll das Gehege gemäss Parkleitung für eine andere Tierhaltung verwendet werden, z.B. für Wildkatzen. Aus Tierschutzsicht empfehlenswert wäre jedoch eher die Verwendung als Eulen- oder Rabenvoliere.

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Waschbär Die relativ neue Waschbäranlage ist zwar gut strukturiert und bietet den Tieren Klettermöglichkeiten, erhöhte Ruheflächen und auch ein paar Versteckmöglichkeiten. Die Grösse ist aber enttäuschend klein, das Gehege haben die Tiere in Kürze erkundet und abgeschritten. Schade, dass der vorhandene Platz nicht besser genutzt wurde und ein grösseres Gehege gebaut wurde.

Anmerkungen Rot- und Sikahirsche, Reh Die Gehege der Hirschartigen sind zwar recht grosszügig im Wald angelegt, es fehlt ihnen aber eine Weide. Hirsche nutzen Weiden für stundenlanges Grasen ausgiebig, wenn sie zur Verfügung stehen. Die Hirsche sowie auch die sensiblen Rehe haben aber Rückzugsmöglichkeiten und können bei Bedarf auch genügend Distanz zu den Besuchern einnehmen. Positiv ist die Gehegestrukturierung mit Felsblöcken, einem Unterstand, sowie einer grossen, gut genutzten Suhle für die Rothirsche. Auch Beschäftigungsmaterial (Äste zum Knabbern, Heu) steht ausreichend zur Verfügung.

Rotfuchs Das Fuchsgehege befindet sich direkt neben dem Waschbärengehege. Eine bessere Trennung (Sichtschutz) zwischen den Gehegen wäre wünschenswert. Auch das Fuchsgehege ist von den Dimensionen her eher klein, aber recht gut strukturiert. Unter dem Fussgängerweg hindurch ist es mittels eines Kunstbaus mit dem alten, winzigen ehemaligen Fuchsgehege direkt neben dem Mehrzweckgebäude verbunden. Die Füchse haben so gute Möglichkeiten, sich auch «unter Tage» aufzuhalten und zurückzuziehen, und kommen meist erst in der Dämmerung an die Oberfläche.

Last update: STS-Zoobericht 2013

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Tierpark Dählhölzli Bern www.tierpark-bern.ch

Der Tierpark Dählhölzli in Bern ist einer der Vorzeige-Tierparks der Schweiz. Seit Jahren wird dem Motto «Mehr Platz für weniger Tiere» voll und ganz nachgelebt. Die neuen Anlagen bestechen durch ihre Grosszügigkeit und durch tiergerechte Strukturierungen und Einrichtungen. Die Zukunftsplanung des Tierparks sieht erfreulicherweise laufend weitere Verbesserungen von Anlagen vor, um möglichst allen Tieren eine artgemässe und zeitgemässe Haltung bieten zu können.

Positive Beispiele Wisent Die Besucher können die Tiere von einem erhöhten Steg aus beobachten, was eine gute Sicht für die Menschen und genügend Distanz für die Tiere bedeutet. Die Wisente leben in einem weitläufigen Teil des Dählhölzli-Waldes. Sie finden in der Anlage nicht nur genügend Bewegungsraum, sondern auch vielfältige Strukturen wie Kratzbäume, Wurzelstöcke ebenso wie Rückzugsorte, wo sie ungestört ruhen können. Im gleichen fünf Hektaren grossen Gehege lebt zudem ein Rudel Rothirsche.

Papageientaucher Diese Anlage verfügt über ein grosses und tiefes Wasserbecken mit Wellenfunktion, das den Papageientauchern auch ein artgemässes Tauchen nach Futter erlaubt. Auch Fliegen ist in der Anlage möglich – wobei sich allerdings die Küstenseeschwalben als Langstrecken­ flieger mit einem beschränkten Raum begnügen müssen.

Waschbär / Marderhund

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Die Gemeinschaftsanlage ist sehr weitläufig an einem Abhang gelegen, verfügt über einen Bach und verschiedene Bodensubstrate. Die Waschbären dösen oft artgemäss hoch oben auf Bäumen, sind aber auch häufig bei der aktiven Futtersuche im Wald oder im Bachlauf zu beobachten. Gerade der natürliche Bach erlaubt den Waschbären artgemässes Futtersuchen nach Wasser­ insekten und deren Larven. Zahlreiche Unterschlüpfe, Verstecke und Aussichtsorte bieten den Tieren abwechslungsreiche Strukturen, die sie ausgiebig nutzen. Vier der insgesamt sechs Waschbären wurden durch den Schweizer Tierschutz STS aus einer nicht artgerechten Haltung im GrimselTierpark ins Dählhölzli vermittelt. Sämtliche Tiere sind kastriert, denn es soll nicht gezüchtet werden. Auch die Marderhunde können ihr natürliches Verhalten wie Futtersuche, Abschreiten des R ­ eviers und sonstiges Umherstreifen ausleben. Sozialkontakte mit Artgenossen oder Tieren der anderen Art sind häufig zu beobachten. Insgesamt eine vorbildliche Waschbären- und Marderhundanlage.


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Seehunde Die Anlage ist grosszügig und stellt den Tieren ein Bassin zur Verfügung, das schnelles Schwimmen und ausgiebiges Tauchen zulässt. Dank der Verbindung verschiedener Becken werden verschiedene, optisch getrennte Bereiche geschaffen. Liegeplätze an Land stehen den Tieren genügend und gut platziert zur Verfügung.

Braunbären / Wölfe Die russischen Braunbären und das Wolfsrudel teilen sich im Tierpark Dählhölzli neu eine Anlage, wobei die Wölfe über ein eigenes, 2500 m2 grosses Teilgehege verfügen, zu dem die Bären aufgrund der Konstruktion des Verbindungsganges keinen Zutritt haben. Damit wird dem Grundsatz einer Gemeinschaftshaltung Rechnung getragen, dass sich die unterlegenen Tiere bei Bedarf zurückziehen können. Das Teilgehege ist mit mehreren Hügeln / Aussichts­plätzen, einer Wasserstelle, natürlichen Höhlen und dicht bewachsenen Bereichen als Rückzugs­möglichkeit strukturiert. Zusätzlich können die Wölfe das gesamte Bärengehege nutzen. Be­sucher haben nur an zwei Stellen Einblick ins Wolfsgehege, wo ausführliche zoopäda­gogische Informationen zum Wolf und seiner Rückkehr in die Schweiz zur Verfügung stehen. Der beschränkte Einblick ins Gehege erlaubt es den scheuen Wölfen, sich bei Bedarf genügend gut vor den Menschen zurück zu ziehen. Die beiden Ussurischen Braunbären «Masha» und «Misha» (ein Staatsgeschenk aus Russland) wurden als Waisen im russisch-chinesischen Grenzgebiet Primorje aufgefunden. Ihre Mütter fielen wahrscheinlich Wilderern zum Opfer. Ein modernes Besucherzentrum im Holzhaus-Stil empfängt die Besucher und bietet nebst vielen interaktiven Lernmöglichkeiten die Gelegenheit, durch grosse Glasscheiben direkt ins Bärengehege und das recht tiefe Wasserbecken zu schauen, wo die Bären zuweilen sogar Fische jagen. Mit rund 6000 m2 ist das neue Bärengehege doppelt so gross, wie früher. Das Gehege ist unterteilt in zwei grosse Teilgehege, welche nur an einzelnen Stellen für Besucher einsehbar sind. Beide Gehege sind für die Bären ständig offen. Sie können darin einen sehr naturnahen Waldlebensraum mit hohen Kletterbäumen, Felsen, Unterschlüpfen, Gewässern und Asthau­fen nutzen und haben viel Platz, um sich auch aus dem Weg zu gehen. Die Tiere werden zu­dem täglich mehrmals zu unterschiedlichen Zeiten dazu animiert, ihr Futter zu suchen bzw. zu «erarbeiten», und die Präsenz der Wölfe stellt eine zusätzliche Lebensraum­bere­i­cherung dar. Im Frühjahr 2014 brachte «Masha» zwei Jungtiere zur Welt. Da die Bäreneltern bereits von Hand aufgezogen worden waren und entsprechende Verhaltensanomalien aufwiesen (unter anderem ein für erwachsene Bären unübliches Bedürfnis, paarweise zu leben), konnte man weder das Bärenmännchen abtrennen (der Stress für die erwachsenen Tiere wäre gemäss Tierparkleitung zu gross gewesen), noch wollte man die jungen Bären aus dem Gehege entfernen und ebenfalls von Hand aufziehen (um nicht weitere, verhaltensgestörte Bären heranzuziehen). Daher liess man Bärenvater «Misha» bei Masha und den Kleinen – obschon Bärenmännchen in freier Wildbahn junge Bären im Allgemeinen töten. Es kam denn auch, wie es zu erwarten war: «Misha» tötete eines der Jungtiere

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durch grobes Spiel, und als sich dies beim zweiten Jungbären zu wiederholen drohte, wurde dieser eingeschläfert, um ihm weiteres Leid zu ersparen. Dieser Fall zeigt erneut – und auf exemplarische Weise – wie problematisch unterdessen die Fortpflanzung gewisser Tierarten in Zoos und Wildparks ist, und welches Tierleid die Zoos durch den Verzicht der Sterilisation ihrer Tiere wissentlich heraufbeschwören! Gerade Braunbärenjunge finden kaum noch geeignete Plätze in guten Zoos und werden fast schon routinemässig eingeschläfert. Wenn Wildtiere in Gefangenschaft gehalten werden – und sei es auf noch so «artgerechte» Weise – dann spielen die Gesetze der Natur nicht mehr. Die Argumentation der Verantwortlichen (die Kindstötung durch den Bärenvater oder das routinemässige Einschläfern von Jungtieren analog einer hohen «natürlichen Kindersterblichkeit») seien quasi naturgewollt, ist daher unhaltbar. Aus Tierschutzsicht ist dieses «Zuchtmanagement» tierverachtend und durch nichts zu rechtfertigen – auch und gerade in modernen, tiergerecht gestalteten und entsprechend züchterisch «erfolgreichen» Zoos und Tierparks wie dem Dählhölzli. Das Lebensrecht des Einzeltieres ist in einem solchen Fall höher zu gewichten, als ein (vorübergehender) Stress für das Elterntier (Bärenvater Misha, den man hätte wegsperren oder an einen anderen Zoo abgeben müssen) Es muss erneut (siehe auch Wildnispark Langenberg und Bärenpark Bern!) betont werden, dass Zoos nur dann «züchten» sollten, wenn für den geplanten Nachwuchs gute Plätze bereits gesichert sind. Ansonsten muss durch Sterilisation auf Zucht verzichtet oder zumindest durch Hormonimplantate / Spritzen der natürliche Zyklus verlangsamt werden, um die Produktion von «Überschusstieren» zu verhindern. Dies ist durchaus zu rechtfertigen und belastet das Wohlbefinden der Tiere nicht unzumutbar, wenn die Tierhlaltung ansonsten tiergerecht ist (grosse, interessant gestaltete Gehege, die die täglichen natürlichen Bedürfnisse der darin gehaltenen Tiere erfüllen)!

Fischotter Eine sehr naturnahe Haltungsanlage, die prak­tisch Freiland-Beobachtungen der ehemals auch in der Schweiz heimischen Marderartigen er­möglicht. Das Gehege besteht aus einem abge­sperrten Uferbereich der Aare inkl. gestau­tem Flussanteil. Das steile Ufer ist bewaldet; Schilf- und Gebüschgürtel ermöglichen den Ottern, weiträumig herumzustreifen und sich selber Nahrung zu suchen. Durch einfliegende Enten und Graureiher sowie Fische aus dem Fluss ist ständig für Sinnes- und Verhaltensreize im Ge­hege gesorgt. Die Fischotter leben am Ufer in selbst gegrabenen Höhlen und sind wie in freier Natur längst nicht immer sichtbar.

Vivarium

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Das Vivarium wurde 2013 totalsaniert. Das Motto «Mehr Platz für weniger Tiere» wurde auch hier umgesetzt: Die 18, teils veralteten und kleinen Aquarien wurden durch drei grosse Aquarienlandschaften ersetzt. Neu kann man einen Rifflebensraum à 40 000 l Wasser mit einer Gemeinschaftshaltung von rund 70 Arten Korallen, Muscheln, Anemonen, Würmern und Fischen bestaunen, sowie einen Amazonas-Lebensraum (zwei Aquarien à 25 000 resp. 65 000 l) und eine Mangroven-Anlage mit simulierter Ebbe und Flut, in der Winkerkrabben, Vieraugen-Fische, Schlammspringer und Schüt­zen­­fische beobachtet werden können. Bei allen Terrarien stehen den Reptilien und Amphibien genügend Platz, die richtigen Strukturen (Kletter­möglichkeiten, Verstecke, Höhlen, Bassins – je nach Art) und das richtige Klima zur Verfügung. In einem Bereich befinden sich Besucher und verschiedene Tierarten (Kleinaffen, Vögel, Fische, Schildkröten) im selben Raum – die Tiere können den ganzen Raum «frei» nutzen, die


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Besucher stehen mitten in deren Lebensraum. Verschiedene Schmetterlinge und Geckos können sich zudem im ganzen Vivarium frei bewegen. Auch das im Vivarium befindliche Gehege der Totenkopf-Affen wurde total umgebaut, mit neuen Strukturen versehen und um eine – für Besucher nicht einsehbare und daher als Rückzuggehege dienende – Aussenanlage ergänzt.

Anmerkungen Neue Eulenvoliere Für 2015 / 16 bereits in Planung ist der Neubau der gesamten Eulenhaltung. Die alten, zu kleinen Volieren für Uhu, Schneeeule und weitere Eulenarten sollen durch eine grosse Freifluganlage ersetzt werden.

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Tierpark Gäbelbach, Bern-Bethlehem Bei diesem winzigen Tierpark im Westen Berns, unterhalb der Wohnblöcke am Gäbelbach gelegen, handelt es sich um eine ziemlich in die Jahre gekommene Tierhaltung. Bis vor einem Jahr wurden noch Sikahirsche und Waschbären unter erbärmlichen Umständen gehalten – diese Haltungen wurden unterdessen aufgehoben. Nun werden im Tierpark Gäbelbach einzig noch ein paar Zwergziegen, Kaninchen und verschiedene Vögel (Haushühner, Sittiche, Tauben) gehalten. Einige der im letzten Jahr bemängelten Haltungen wurden etwas verbessert. Die meisten Gehege liegen direkt am Spazierweg und sind für freilaufende Hunde von allen Seiten her zugänglich. Den Ziegen stehen zwei unterschiedliche Gehege abwechselnd zur Verfügung. Im Hauptgehege (Wald) fehlen erhöhte Liege- und geeignete Klettermöglichkeiten. Die Unterstände und Liegebereiche wurden gegenüber dem Vorjahr offenbar etwas vergrössert. Zeitweise können die Ziegen eine Weide am gegenüberliegenden Hang nutzen, wo ihnen einige wenige Unterstände, Salzlecken und Tränken, sowie einige trockene Äste zum Schälen zur Verfügung stehen. Alles in Allem eine akzeptable Haltung dieser Tierart; allerdings fehlen Klettermöglichkeiten und höher gelegene Ruheplätze. Bei den Kaninchengehegen und Volieren wurden einige zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten installiert; bei den Kaninchen zusätzlich zwei Teilgehege miteinander verbunden und für einige Schattenplätze und Sichtschutzwände nach oben und zur Seite hin gesorgt. Grabgelegenheiten fehlen, jedoch haben die Tiere einige Zweige und etwas Heu zum Knabbern. Die Fasanenvoliere wurde aufgehoben und ist nun Teil des erweiterten Kaninchengeheges. Nebenan werden in zwei weiteren Volieren einige Haushühner, sowie nochmals ein paar Kaninchen gesondert gehalten. Eines der Kaninchen in der zweiten, kleineren Gruppe (ein grosser, schildpattfarbener Rammler) hat massive Ohrenprobleme – beide Ohren sind inwendig völlig verkrustet. Das Tier gehörte in fachgerechte Behandlung! Der ehemalige Waschbär-Zwinger wurde zu einer Voliere für Sittiche umfunktioniert und erfüllt diesen Zweck durchaus. Die verschiedenen Gestaltungselemente wie Baumstämme, Sitzäste, Klettermöglichkeiten, Sand und kleiner Brunnen ermöglichen eine tiergerechte Haltung einiger weniger, kleiner Vögel, und ermöglichen ihnen auch kurze Flüge. Die Informationsschilder wurden aktualisiert, enthalten aber ausser der Tierart und allgemeinen Fütterungsverboten keine weiteren Informationen. Am Eingang des Tierparks weist ein Schild darauf hin, dass man die Tiere wegen Tollwutgefahr nicht berühren solle – obschon die Tollwut seit den frühen Neunzigerjahren in der Schweiz nicht mehr auftritt. Dagegen fehlt ein Hinweis an die Hundehalter, ihre Tiere beim Passieren des Parks an die Leine zu nehmen.

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Tierpark Harder, Interlaken Der Tierpark Harder liegt in Interlaken-Ost an der Talstation der Seilbahn Harder-Kulm. Er besteht aus lediglich zwei Gehegen, in denen Murmeltiere und Steinböcke gehalten werden. Die Steinbockhaltung im Harder blickt auf eine lange Tradition zurück. Tiere aus dem Tierpark Harder waren am Zuchtprogramm im Rahmen der Wiederansiedlung des Alpensteinbocks in der Schweiz beteiligt. Die Tiere werden grundsätzlich gut gehalten, wobei bei den Murmeltieren eine etwas interessantere Oberflächengestaltung des Geheges wünschenswert wäre. Sinnvoll wären zudem übersichtliche, an den jeweiligen Gehegen angebrachte Infotafeln zu den darin gehaltenen Tieren. Infotafeln entlang des Gehwegs von der Talstation Harder-Kulm, sowie neue Tafeln an den Tiergehegen sind geplant.

Positive Beispiele Steinbock Das Steinbockgehege ist in drei miteinander verbundene Teilgehege unterteilt und umfasst eine Fläche von rund 2000 m2. Es liegt am Hang, und der gesamte Untergrund ist mit Steinplatten und –stufen ausgelegt. Zudem gibt es zwei mehrere Meter hohe Klettertürme aus Stein (wo sich die Tiere eindeutig bevorzugt aufhalten) und mehrere Ställe mit Heuraufen, Stroh und erhöhten Liegemöglichkeiten. Was fehlt, sind naturnahe Strukturen (z.B. Felswände, Felsbrocken), in und unter denen die Tiere auch Schatten und Rückzug finden könnten – dies ist derzeit nur in den Ställen möglich. Auf eine Weide wurde verzichtet, da der weiche Untergrund Klauenprobleme fördert. Die Steinböcke erhalten Heu in den Ställen und spezielles Steinwild-Kraftfutter an mehreren Stellen im Gehege. Das Gehege ist gross genug, dass sich die Steinböcke bei Bedarf weit vor den Besuchern zurückziehen und zudem ausgelassen herumspringen und laufen können – wovon sie auch reichlich Gebrauch machen, wie die übermütigen Horngefechte und Verfolgungsjagden der jungen Böcke zeigen. Die Tiere machen einen gesunden, zutraulichen und ausgeglichenen Eindruck.

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Anmerkungen Das Murmeltiergehege wirkt etwas leer, doch spielt sich ein grosser Teil des Murmeltier-Lebens unter dem Boden ab. Dort stehen den Tieren Kunstbauten zur Verfügung, und sie haben zudem die Möglichkeit, den Bau nach eigenem Belieben zu erweitern. Auf einer von einem ca. 0,5 m tiefen Steingraben umgebenen Grasinsel von ca. 250 m2 Fläche befinden sich ein kleiner Steinhaufen als Kletter- und Ausguckmöglichkeit sowie zwei hölzerne Unterstände von jeweils etwa 1 m2 Fläche mit Futternäpfen. Ansonsten fehlen in dem Gehege aber Strukturen: weitere Kletter-, Ausguck-, Rückzugsmöglichkeiten, verschiedene Sonnen- und Schattenplätze, Büsche, verschiedene Kräuter, Sträucher und Gräser zum Weiden und Knabbern wären grundsätzlich wünschenswert Allerdings zeigen die vielen Höhleneingänge, dass die Murmeltiere offenbar reichliche Möglichkeiten zum Graben haben und diese auch nutzen. Der Tierbestand soll 2013 durch Wildfänge aus dem Berner Oberland erneuert werden.

Last update: STS-Zoobericht 2012

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Tierpark Langenthal www.vvl-langenthal.ch

Beim Tierpark Langenthal handelt es sich in erster Linie um einen städtischen Hirschpark, am Ortsrand von Langenthal gelegen. In grosszügig angelegten Gehegen werden Sika-, Dam- und Rothirsche gehalten, ausserdem Wildschweine, Ponys und Zwergziegen. Die Tiere sind gut gehalten. Sie können jedoch von den BesucherInnen mit speziellem Futter von Hand gefüttert werden, welches der Tierpark gratis zur Verfügung stellt. Aus Tierschutzsicht sind solche Fütterungen als fragwürdig einzuschätzen: Zwar kann die angebotene Futtermenge dosiert werden, um Überfütterung zu vermeiden, jedoch können unterlegene Tiere am Zaun regelmässig weggedrängt werden. Obschon Schilder darauf hinweisen, dass nur mit parkeigenem Futter gefüttert werden darf, verleitet die Zahmheit der Tiere wahrscheinlich Spaziergänger dazu, den Hirschen auch anderes, ungeeignetes Futter – evtl. sogar in Plastiksäcken (Verschluckungsgefahr) – anzubieten. Die Hirsche werden durch die Fütterung ausserordentlich zahm und zudringlich und betteln am Gitter richtiggehend um Futter. Es wird damit ein falsches und pädagogisch fragwürdiges Bild vom Wildtier Hirsch vermittelt.

Positive Beispiele Hirschgehege Alle drei Hirschgehege sind grosszügig dimensioniert mit einzelnen Baumgruppen und schatten- und futterspendenden Eichen und Kastanien. Zahlreiche Baumstämme und Ast-haufen geben Sichtschutz und ermöglichen den Tieren, sich mit dem Abschälen der Rinde zu beschäftigen. Als Rückzugsort und Unterstand dienen grosse Ställe mit Heuraufen. Weitläufige Wiesen stehen den Tieren zum Äsen zur Verfügung, sind aber aufgrund der eher hohen Hirschdichte sämtlich überweidet. Die Rothirsche verfügen über mehrere, ständig feuchte Suhlen, was vor allem bei grosser Sommerhitze für Abkühlung gerne genutzt wird. Insbesondere die Sika- und Damhirsche sind sehr zahm, laufen den Spaziergängern hinterher und betteln am Zaun um Futter.

Zwergziegen Ein vorbildliches Gehege für die verspielten und bewegungsfreudigen Ziegen: Es stehen Steinhaufen, frische Zweige zum Knabbern und Klettergerüste zur Verfügung, ausserdem ein grosszügiger Stall mit höher gelegenen Liegeplattformen, ein gedeckter Unterstand, der tief mit Stroh eingestreut ist, Tränken, Salzlecken und Kratzbürsten. Zum Zeitpunkt des Besuchs waren viele Kitze vorhanden, die das ganze Areal zum ausgiebigen Spielen nutzten und von einzelnen «Ammen» in eigentlichen «Kindergärten» gehütet wurden, wie es auch bei den wilden Verwandten die Regel ist.

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Anmerkungen Wildschweine / Keiler Auch das Wildschwein-Gehege ist grosszügig dimensioniert und interessant strukturiert (mehrere Teilgehege mit unterschiedlichem Untergrund, Suhlen, Beschäftigungsmaterial, Schatten- und Son­nenplätze, grosszügiger Stall). Der Keiler wird – naturgemäss – von der Rotte abgesondert gehalten. Das ihm zur Verfügung stehende Teilgehege ist allerdings sehr klein und wenig interessant, der Boden besteht aus Kieselsteinen; ein kleines Beton-Wasserbecken steht leer, und die Nische im Stallgebäude ist nicht eingestreut. Beschäftigungsmaterial wie Zweige, Äste, Suhlen oder Stroh fehlen. Hier wäre dringend ein grösseres Gehege notwendig, oder das Tier muss regelmässigen Auslauf in weitere der Teilgehege geniessen, wenn die Bachen und Frischlinge gerade nicht dort sind.

Last update: STS-Zoobericht 2013

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Tier- und Erlebnispark Seeteufel, Studen www.seeteufel.ch

Beim Seeteufel in Studen, am Rand eines Naturschutzgebiets mitten im Grünen gelegen, handelt es sich um eine Mischung aus kleinem Freizeitpark und mittelgrossem Zoo. Die Kinderspielplätze und Spielzeuge sind räumlich gut von den Tierhaltungen getrennt. Der Zoo überzeugt mit seinen vielen neuen, gut strukturierten Gehegen. Sämtliche Gehege sind zwischen 2.5–10 Mal so gross, wie die Tierschutzverordnung vorschreiben würde. Das im letzten STS-Zoobericht kritisierte Luchsgehege wurde erfreulicherweise aufgehoben, heute leben dort Kapuzineraffen.

Positive Beispiele Katta (Halbaffen) Im Winter leben die Kattas zusammen mit Aldrabra- und Griechischen Landschildkröten im ehemaligen Orang-Utan-Gehege und verfügen somit als relativ kleine Tiere über genügend Platz. Kletterstrukturen und erhöhte Liegeplätze sind vorhanden. Seit 2011 haben die Kattas zudem die Möglichkeit, eine rund 600 m2 grosse Aussenanlage mit hohen Bäumen, Kletterseilen und Unterstand zu benutzen.

Indische Krallenotter Das gut 120`000 Liter fassende Wasserbecken ist für die kleinen Tiere genügend gross und tief, damit sie ausgiebig darin schwimmen und tauchen können. Der Landteil ist gut strukturiert mit Verstecken, Klettermöglichkeiten, Ruheplätzen und verfügt über einen natürlichen Untergrund.

Weissbüschelaffen Eine gute, zweckmässige Haltung mit Nutzung der dritten Dimension für diese kletterfreudigen, kleinen Affen. Positiv zu bewerten ist die Erneuerung gegenüber dem STS-Zoobericht 2008: Das Gehege war von drei Seiten zugänglich, heute nur noch von zwei Seiten. Mit dieser Änderung wurde nicht nur das Gehege deutlich vergrössert, sondern den Tieren auch mehr Rückzugsmöglichkeiten gegeben, indem sie nicht dauernd mit Menschen konfrontiert sind, welche nahe an den Scheiben stehen. Seit 2011 steht den Affen nun auch ein rund 40 m2 grosses Aussengehege mit Klettermöglichkeiten zur Verfügung, so dass sie die Wahl haben, ob sie sich Sonne oder Regen aussetzen oder lieber im Haus bleiben wollen.

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Kapuzineraffen Im ehemaligen Luchsgehege geniessen die sechs Kapuzineraffen seit Mai 2012 eine grosse «Sommerresidenz», wo sie ausgiebig auf Sträuchern. Seilen und Ästen herumklettern können. Im Gehege gibt es ausreichend Ruhe- und Sonnenplätze, Rückzugsmöglichkeiten, erhöhte Sitzflächen und Wasserstellen (Bächlein). Die Tiere werden zusätzlich mit Futterspielen beschäftigt, indem sie z.B, Obst aus einem Bambusrohr erlangen müssen. Dabei setzen die cleveren Tiere auch Werkzeuge (Zweige) ein! Mit rund 220 m2 Fläche und 5 m Höhe bietet die Anlage den Tieren viel mehr Platz, als das Gesetz vorschreibt.

Fuchsmangusten Ein geräumiges Gehege können diese flinken Tiere nutzen. Den Fuchsmangusten stehen viele Unterschlüpfe, Verstecken und Ausgucke zur Verfügung, welche sie fleissig nutzen. Nachts ziehen sie sich in Ställe oder Höhlen zurück.

Afrikanische Zwergziegen Auf zwei sehr grosszügigen und gut strukturierten Anlagen werden reinrassige Afrikanische Zwergziegen gehalten. Im Schaugehege befinden sich rund 70 Tiere auf einer Fläche von gut 1500 m2. Die ganze Anlage bietet nebst einem grosszügigen Stall und Unterstand verschiedenste Äste und Baumstämme als Klettermöglichkeiten; ausserdem haben die Tiere Zugang zu einer Weide und einem grossen Gewässer. Im Streichelzoo werden ebenfalls Zwergziegen gehalten. Dieses Gehege ist unterteilt in einen mit Klettermöglichkeiten und Unterständen strukturierten Bereich, wo die Besucher sich den Tieren nähern dürfen, und eine grosse Weide, zu der nur die Tiere Zutritt haben. Die Ziegengruppe im Streichelzoo wird regelmässig ausgetauscht. Eine vorbildliche Haltung dieser kleinen Nutztiere!

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Humboldt-Pinguine Seit 2011 gibt es im «Seeteufel» eine neue Pinguin-Anlage. Die insgesamt neun HumboldtPinguine können einen relativ grosszügigen Landteil mit naturnahen Bruthöhlen nutzen. Ein Sonnensegel bietet Schutz vor der Hitze oder auch Regen. Im 1.5 m tiefen, über 150  000 Liter Wasser fassenden und 36 m langen Wasser-becken können die Pinguine ausgiebig schwimmen. Es ist die einzige Pinguinanlage in der Schweiz, wo man das arttypische «Tümmeln» der Schwimmvögel an der Wasseroberfläche beobachten kann.

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Wildpark Brienz www.wildparkbrienz.ch

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Wildpark Brienz mit der ursprünglichen Absicht, Schülern der Kantonalen Schnitzerschule «lebende Vorlagen» zur Verfügung zu stellen, gegründet. Der Wildpark liegt etwa 15 Gehminuten oberhalb von Brienz und ist das ganze Jahr über gratis zugänglich. Die Tiere im Wildpark dürfen gefüttert werden. Allerdings weisen Schilder darauf hin, dass dies nur mit dem in Automaten zur Verfügung gestellten Futter gemacht werden soll. Steinböcke, Gemsen, Rothirsche und Murmeltiere werden in recht gut strukturierten, in die Landschaft integrierten Gehegen gehalten, die allerdings alle eher knapp bemessen sind. Die Volieren, in denen vor allem Eulen-, Fasanund Rauhfusshühnerarten gehalten werden, sind meist zu klein, um den Ansprüchen der Tiere gerecht werden zu können. Da die Tiere im Wildpark Brienz von den Besuchern gefüttert werden dürfen, sind sie sehr zutraulich und stehen zum Zeitpunkt des Besuchs in der Mehrzahl vorne am Zaun, um Futter zu erhaschen. Dabei kommt es zum Teil zu Rangeleien (vor allem bei den Steinböcken und den Rothirschen), und schwächere Tiere werden ab­ge­drängt.

Positive Beispiele Steinbock Das Gehege der Steinböcke ist ca. 20 x 20 m gross und umfasst flaches, zum Teil steiniges Gelände, auf dem vereinzelt Bäume stehen. Zudem befinden sich im Gehege ein Blockhaus als Stall sowie eine Heuraufe. Für den Besucher ist nicht einzusehen, ob eventuell am hinteren Zaun des Geheges noch zusätzliche Flächen angrenzen, die von den Tieren manchmal auch genutzt werden könnten. Kritikpunkte am Steinbockgehege sind, falls es keine zusätzliche Flächen gibt, die mangelnde Grösse des Geheges sowie die Tatsache, dass die Steinböcke nur auf flachem Gelände gehalten werden, so dass sie nur wenig Möglichkeiten für artgemässes Klettern haben, obwohl sich der Wildpark in Hanglage befindet und es durchaus steilere Flächen gäbe.

Gämse Die Gemsen werden im Tierpark Brienz praktisch gleich gehalten wie die Steinböcke, das Gehege ist allerdings etwas kleiner. Auch bei ihnen gibt es, abgesehen von einigen aufeinander getürmten Gesteinsbrocken, nur wenig Klettermöglichkeiten.

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Rothirsch Das Gehege der Rothirsche ist ausreichend gross, verfügt aber über relativ wenig Äsungsfläche, da auch hier das Gelände eher steinig ist. Einige Bäume sowie eine Suhle sind in dem Gehege vorhanden. Wie bei Steinböcken und Gemsen ist nicht erkennbar, ob die Rothirsche über Ausweichgehege verfügen.

Murmeltier Im Sommer 2014 wurde das Murmeltiergehege des Wildparks Brienz eröffnet. Laut Presse leben in dem 150 m2 grossen Gehege fünf Murmeltiere. Zum Zeitpunkt des Besuchs sind keine Tiere zu sehen. Da das Gehege neu ist, gibt es noch relativ wenig Vegetation auf dem Gelände. Die Murmeltiere verfügen über eine Heuraufe, einige Felsbrocken sowie über in die Erde eingegrabene Betonröhren. Laut Tierschutzverordnung beträgt die Mindestfläche für sechs Murmeltiere 150 m2. Das Gehege ist also sehr knapp bemessen und wird, sobald die Murmeltiere Nachwuchs bekommen sollten, nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.

Volieren Im Wildpark Brienz werden neben den Säugetieren auch einige Vögel gezeigt. Diese leben in Volieren, die etwa 5 x 3 x 2,5 m bzw. 5 x 5 x 2,5 m gross sind. Die Volieren sind alle ähnlich eingerichtet und bestehen aus zum Teil sandigem Naturboden und einigen Büschen bzw. kleinen Bäumen. In den sieben Volieren leben Steinkauz gemeinsam mit Fasan, Steinhuhn gemeinsam mit Moorente, Distelfink und Erlenzeisig, Goldfasan gemeinsam mit Wachtel und jeweils einzeln Waldkauz, Schneeeule, Birkhuhn und Auerhuhn.

Negative Beispiele Als eher problematisch ist die Haltung von Auerhuhn und Steinhuhn einzuschätzen:

Auerhuhn Während des Besuchs ist der Auerhahn ununterbrochen dabei, sein Weibchen anzubalzen und ihr auf Schritt und Tritt zu folgen. Während der ganzen Beobachtungszeit kann er bei keiner anderen Verhaltensweise beobachtet werden. Dies obwohl zum Zeitpunkt des Besuchs (Mitte August) Auerhühner natürlicherweise nicht mehr in ihrer Balzzeit sind. Zwar gibt es bei der Art eine Herbstbalz, bei welcher die Hähne ihre Territorien gegeneinander abgrenzen, jedoch keine Hennen mehr anbalzen. Es muss daher vermutet werden, dass das beobachtete Verhalten in diesem Fall eine durch

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die Gefangenschaft bedingte, unnatürliche Komponente hatte und bei der betroffenen Henne Stress erzeugte, da sie keine Möglichkeit hatte, sich zurückzuziehen.

Steinhuhn und Moorente Steinhühner und Moorenten leben im Wildpark Brienz zusammen mit einigen Singvögeln in einer Gemeinschaftsvoliere. Für die Moorenten befindet sich im vorderen Teil der Voliere eine Badegelegenheit, die etwa ein Drittel der Grundfläche des Geheges einnimmt. Somit stehen den Steinhühnern faktisch nur noch die restlichen ca. 10 m2 zur Verfügung, was definitiv zu wenig ist. Zudem ist fraglich, ob die Grösse und insbesondere auch die Tiefe der Badegelegenheit (die nur geschätzt werden kann, aber wohl kaum 30  cm beträgt) für die Moorenten, die zu den Tauchenten gehören, ausreichend sind.

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Wildpark Mühletäli, Olten www.wildpark-muehletaeli.ch

Dieser kleine Tierpark liegt am Stadtrand Oltens auf dem Gemeindegebiet von Starrkirch-Wil. Er ist jederzeit frei zugänglich und wird daher oft von Spaziergängern und Wanderern besucht. Hunde dürfen ebenfalls in den Park, ein Schild am Eingang des Parks weist aber darauf hin, dass sie an der Leine geführt werden müssen. Der Wildpark umfasst Wald- und Wiesengebiete wie auch felsiges Gelände. In den Gehegen werden Damhirsche und Sikahirsche, Mufflons, Zwergziegen sowie Waschbären gehalten. Schilder an den Gehegen informieren ausführlich über die gezeigten Arten. Die Betreiber des Tierparks weisen in einem Aushang die Besucher darauf hin, dass die Tiere nicht mit ungeeignetem Futter (zum Beispiel Brot) gefüttert werden sollen. Stattdessen wird das Füttern mit Gurken, Äpfeln oder Karotten empfohlen. Geplant ist zudem die Anbringung von Futterautomaten, wo die Besucher für etwas Geld geeignetes Futter für die Tiere im Park erhalten. Die Hirsche, wie auch die Mufflons, werden in grosszügigen, gut strukturierten Gehegen gehalten, einzig die Unterbringung der Waschbären trübt etwas den sonst sehr positiven Eindruck dieses schönen, gut gepflegten Wildparks.

Positive Beispiele Mufflons Die Mufflon-Gruppe im Wildpark Mühletäli besteht zum Zeitpunkt des Besuchs aus einem männlichen Tier, 5 weiblichen Tieren sowie 3 Jungtieren. Den Tieren steht ein sehr grosszügiges, topografisch interessantes Gelände mit flachen und steilen Zonen zur Verfügung. Die Weide, auf denen sich einzelne Bäume und Büsche, sowie einige Felsbrocken und Totholz befinden, umfasst drei Teilbereiche, die nach Bedarf abgetrennt werden können. Zudem steht den Mufflons ein Blockhaus als Stall mit einem befestigten Vorplatz zur Verfügung. In diesem Bereich befinden sich auch Heuraufen und Wasser. Einziger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass die Mufflons, als eigentliche Gebirgsbewohner, die steinige, trockene Böden bevorzugen, in diesem Gehege keinen Ausschnitt ihres natürlichen Habitats vorfinden. Abgesehen von wenigen Steinbrocken gibt es in dem Gehege, soweit es einzusehen ist, keine Steine oder Felsen. Dies ist umso bedauerlicher, als es auf dem Gelände des Tierparks – allerdings im Gehege der Hirsche – Felsen gäbe.

Zwergziegen Die Zwergziegen bewohnen ein abwechslungsreich gestaltetes, recht grosses Gehege. Eine Blockhütte mit einem grossen Vordach dient als Stall. Als erhöhte Flächen gibt es eine kleine Steinmauer, wenige Steinbrocken und Holzbretter, die auf verschiedenen Höhen angebracht sind. Frisches

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Heu und Wasser stehen zur Verfügung. Etwas schade ist, dass die Zwergziegen keine Felsen in ihrem Gehege haben, obwohl diese direkt hinter ihrem Zaun vorhanden wären.

Anmerkungen Waschbären Das Gehege der Waschbären ist in drei Teilbereiche unterteilt. Der erste Teil ist ein ca. 2 x 5 x 3 m kleiner überdachter Käfig mit Maschendrahtwänden. Um Schatten zu spenden, ist der grösste Teil der Maschendrahtdecke mit einem flachen Brett belegt. Der Boden ist vollständig bedeckt mit Schieferplatten. Im Käfig befinden sich einige Äste, ein hohler auf dem Boden liegender Baumstrunk, ein in der Luft hängender Korb sowie zwei übereinander stehende Schlafkisten, die über eine Leiter bzw. ein schräg gestelltes Brett zu erreichen sind. Als Badegelegenheit steht einzig ein winziges, flaches nur sehr spärlich mit Wasser gefülltes Becken zur Verfügung. Neben dem ersten Teilbereich befindet sich ein zweiter, gleich grosser und praktisch identisch eingerichteter zweiter Gehegeteil. Vermutlich gibt es zwischen diesen beiden Bereichen eine Verbindung, zu sehen ist dies für Besucher allerdings nicht. Vom zweiten Teil führt eine kleine Treppe in den dritten Bereich. Dieser ist etwas grösser als die anderen beiden und verfügt zum Teil über Naturboden mit etwas Gras, einen Busch, Äste sowie verschiedene in unterschiedlichen Höhen angebrachte Holzkisten als Rückzugsmöglichkeiten. Die Badegelegenheit ist grosszügiger und wird ständig mit Frischwasser versorgt. Zur Zeit des Besuchs befinden sich im Gehege vermutlich zwei adulte Tiere. Steht ihnen wirklich der gesamte Bereich zur Verfügung, ist die Fläche ausreichend gross. Trotzdem sollte das Gehege interessanter und abwechslungsreicher gestaltet werden und es wäre schön, wenn verstärkt die natürliche Umgebung mit ihren Wiesen, Büschen und Bäumen in das Gehege integriert würde. Auch wenn es sicher notwendig ist, gewisse Gehegeteile vom Rest abtrennen zu können, gilt es doch zu bedenken, dass ein Gehege, das aus Teilbereichen besteht, die untereinander nur durch kleine Durchgänge verbunden sind, nicht ganz zu vergleichen ist mit einem gleich grossen Gehege, das nicht unterteilt ist. Die potentiellen Wege, die ein Tier gehen kann, sind in einem unterteilten Gehege beschränkter im Vergleich zum nicht unterteilten Gehege. Zudem ist es für ein dominantes Tier einfacher möglich, einem rangniedrigeren Tier den Zugang in einen Teil des Geheges zu verwehren, in dem es etwa den Durchgang blockiert. Es wäre daher aus Tierschutzgründen wünschenswert, wenn die einzelnen Teilbereiche grösser wären und die Durchgänge grosszügiger bemessen wären.

Damhirsche und Sikahirsche

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Im Wildpark Mühletäli leben Sikahirsche und Damhirsche in einem Gemeinschaftsgehege. Dieses umfasst einen grossen Bereich mit einer Blockhütte als Unterstand, der umgeben ist von einem relativ grossen mit Steinen befestigten Boden, wo sich Heuraufen und Tränken befinden, und einem ziemlich steilen Hang mit Felsen und einzelnen Baumgruppen. Verbunden mit diesem Teil des Geheges sind drei Weiden, die vermutlich abwechselnd genutzt werden, die aber auch zueinander geöffnet werden können. Die vorderste Weide, eine Wiese mit einigen einzelnen grossen Bäumen, ist zum Zeitpunkt des Besuchs abgegrast und steht den Tieren nicht zur Verfügung. Die Hirsche befinden sich auf den hinteren beiden Gehegeteilen, die zum grössten Teil aus einer Wiese bestehen sowie kleinen Waldstücken am Rande des Geheges. Tote Baumstämme liegen auf den Weiden, eine Suhle, wie sie für Sikahirsche vorgeschrieben ist, ist allerdings nicht zu sehen. Im obersten


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Teil am Rande des Geheges befinden sich zwei Hochsitze (für jagdliche Bestandsregulierung). Bei den wenigen Hirschen, die aus der Nähe betrachtet werden können, handelt es sich ausschliesslich um Damhirsche. Die restlichen Tiere versteckten sich im hohen Gras oder ziehen sich in nicht einsehbare Teile des Geheges zurück. Inwiefern sich Sikahirsche und Damhirsche aus dem Weg gehen, ob die eine Art sich gegenüber der anderen dominant zeigt oder ob es sogar zu einer gemischten Rudelbildung kommt, kann bei einem kurzen Besuch nicht beobachtet werden, wäre aber für eine Beurteilung dieser Vergesellschaftung von zwei Hirscharten notwendig.

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Zoo Rothaus, Gampelen www.zoo-rothaus.ch/Mozilo

Beim Zoo Rothaus handelt es sich um einen kleinen, gepflegten Privatzoo nahe des Thielle-Kanals. Es werden zahlreiche Haus- und Wildtierarten auf relativ kleiner Gesamtfläche gehalten, jedoch sind die Gehege meist gut strukturiert, und der vorhandene Platz wird ausgenutzt und nur Tierarten nebeneinander gehalten, die verträglich sind (keine direkten Räuber-Beute-Nachbarschaften). Mit Ausnahme eines Ententeichs und der Gehege für Zwergziegen und Hausschweine sind die meisten Gehege in Form von Volieren inmitten einer Garten-Landschaft errichtet und beherbergen unter anderem verschiedenes Hausgeflügel, Pfauen, Uhus und Nandus, aber auch Waschbären, Kattas, Landschildkröten, einen Serval, einen Luchs sowie eine Kolonie Hauskatzen. Die Durchlässigkeit der Volieren für Sperlinge oder Mäuse dürfte wohl insbesondere bei den Katzenartigen für natürliches «Enrichment» sorgen. Sämtliche Gehege sind mit Info-Schildern zu den Tierarten versehen, verfügen über natürliche Vegetation und ebensolchen Untergrund, Strukturen, Rückzugs­ möglichkeiten und Wasserbecken. Insbesondere die Wildtiergehege halten gegen die Besucher­wege hin ausreichend Abstand, damit sich die Tiere zurückziehen können. Beispiele schlechter Tierhaltung gibt es in diesem Zoo nicht, und auch offensichtliche Verhaltensstörungen wurden bei keinem Tier beobachtet; einige Gehege könnten aber durchaus noch verbessert werden (siehe Anmerkungen).

Positive Beispiele Kattas In dem Gehege leben auf einer Grundfläche von ca. 120 m2 Aussengehege und einem angeschlossenen, etwa nochmals ein Drittel davon messenden Innengehege nur drei Kattas. Eine (artgemässere) Haltung im «Clan» (mehrere Mutterfamilien und diesen angeschlossene Männchen zusammen) ist auf der geringen, zur Verfügung stehenden Fläche nicht möglich. Die Voliere ist aber sehr gut strukturiert: der Boden mit hohem Gras bedeckt, in dem die Lemuren Kräuter und Knospen pflücken können. Das ganze Gehege ist gut mit Büschen, Kletterstangen, Ästen, Schaukeln, Reifen, Hängematten und Schlafboxen und höher gelegenen Etagen und Ausguckplätzen ausgestattet, so dass die Kattas nebst der Grundfläche auch die dritte Dimension gut nutzen und sich am Morgen artgemäss sonnen können.

Hauskatzen-Kolonie

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In einem grosszügig dimensionierten und interes-sant strukturierten «Raubtiergehege» wird eine Kolonie Hauskatzen gehalten. Das Gehege ist rund zwei Meter hoch und von einer Voliere überspannt, die an einen Gebäudeteil aus Holz anschliesst. Darin befinden sich Innenräume mit geschützten Schlafplätzen, daran anschliessend eine Art gedeckte Veranda mit einem alten Teppich


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und Sofa und verschiedenen Sitz- und Rückzugsplätzen. Auch mehrere Katzenkistchen stehen zur Verfügung. An den «Innenbereich» grenzt ein grosses Freilaufgehege von ca. 150 m2 Fläche an, in dem sich verschiedene Baumstämme, Klettergerüste, Treppen, Katzenbäume und hochgelegene Rückzugs-, Schlaf- und Aussichtsplätze befinden. Zudem verfügt das Gehege über einen kleinen Weiher, Büsche und hohes Gras. Das Futter wird teilweise in Schüsseln, teilweise im Gelände verteilt angeboten und besteht offenbar sowohl aus Fertigfutter, wie auch rohem Fleisch. Durch die Maschen der Voliere können sich Spatzen oder Mäuse verirren, so dass die Katzen durchaus auch hin und wieder Gelegenheit zum Jagen und Lauern haben dürften… In dem Gehege befinden sich zum Zeitpunkt des Besuchs mindestens 13 Tiere. Die Katzen und Kater machen einen gesunden, ausgeglichenen Eindruck. Manche schlafen, andere halten Ausschau, einige streifen durch ihr Revier oder suchen am Zaun den Kontakt zu den Besuchern. Die Tiere leben hier – wie verwilderte Hauskatzen – in einer «Kolonie» aus Katzen und Katern verschiedenen Alters, die untereinander eine situations- und gebietsabhängige Rangordnung, aber auch Freundschaften ausbilden (befreundete Tiere liegen eng beieinander) und durchaus friedlich zusammen leben. Manche Tiere verhalten sich Besuchern gegenüber zurückhaltend bis scheu; andere ­suchend dagegen auch den Kontakt zum Menschen.

Anmerkungen Waschbär Dieses Gehege ist für die neugierigen, kletterfreudigen Kleinbären eher zu klein und zu wenig interessant strukturiert. Das kleine Planschbecken steht zum Besuchszeitpunkt leer; die erhöhten Liegeflächen sind grösstenteils frontal einsehbar, so dass die Tiere beim Schlafen exponiert liegen. Auch eine grössere Wasserfläche oder ein kleines Fliessgewässer, Dickicht und hohes Gras fehlen. Das Klettergerüst und die im Gehege stehende Tanne sind als Klettermöglichkeit zwar begrüssenswert, höhere und herausfordernde Kletterstrukturen wären aber sinnvoll. Einige der Gehege könnten nämlich mit relativ wenig Aufwand verbessert werden. Der Serval, eine von Natur aus äusserst athletische, sprunggewaltige afrikanische Kleinkatze, ist in ihrem eher kleinen Gehege wohl unterfordert, denn auch wenn dieses gut mit hochgelegenen Liegeplätzen und Versteckmöglichkeiten strukturiert ist, so fehlt es doch an Platz respektive entsprechend mehr Beschäftigung. Das Gehege ist zu «aufgeräumt»; Dickicht, hohes Gras, eine grössere Wasserstelle, oder Beschäftigung durch eine spannend gestaltete Futtersuche (Fleischangel, Futterboxen…) könnten Sinne und Muskeln des Tieres fordern – denn der Serval ist derzeit deutlich übergewichtig.

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Ähnlich verhält es sich beim Luchsgehege: Dieses ist zwar ruhig, etwas abseits der Besucherwege gelegen, mit Büschen, Aussichtspunkten und Klettermöglichkeiten strukturiert, von der Grösse her aber bescheiden. Auch die Uhu-Voliere könnte interessanter gestaltet werden, zum Beispiel mit (künstlichen) Felsen, niedrigen Nadelbäumen, hohem Gras, einer naturnahen Wasserstelle und etwas mehr Topographie (Felsen, Erdhügel). Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob auf der Fläche des Kleinzoos nicht auf die Haltung einiger Tierarten verzichtet werden könnte, damit den übrigen Tieren mehr Platz zur Verfügung gestellt werden kann.

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Jürg Jennys Raubtiere, Olsberg www.infra.ch/jenny/

Jürg Jenny war viele Jahre als Raubtier-Dompteur u.a. mit den Zirkussen Krone, Nock und Royal auf Tournee. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschreitet er mit seiner Gross­katzenhaltung aber einen neuen Weg, indem er seine Löwen, Tiger und Leoparden unter Zooähnlichen Bedingungen im Aargauer Jura hält und sie zugleich mit Dressurstunden vor Publikum beschäftigt und fordert. Die Tierhaltung ist aus Tierschutzsicht vertretbar. Die Gehege sind zwar vergleichsweise klein, übertreffen aber die Mindest­anforderungen gemäss Tierschutzverordnung und sind gut strukturiert. Eine (wünschenswerte) Vergrösserung der Gehege ist aus raumplanerischen Gründen nicht möglich. Die Vorführung der Tiere in der Manege (einem alten Stallgebäude, das über Gittertunnels direkt mit den Gehegen verbunden ist und auch geschützte, erhöhte Ruheplätze für die Nacht bietet) beruht auf modernen Dressurkonzepten (positive Verstärkung, keine Strafen). Sie zeigt Respekt vor dem Tier und setzt die Katzen nicht unter Stress. Zudem werden gemeinsam mit einer Verhaltensforscherin Beschäftigungsmöglichkeiten entwickelt, die natürliche Verhaltensweisen auslösen und Verhaltensstörungen minimieren sollen. So werden die Tiere durch regelmässige Veränderung der Gehegestrukturen und ein Rotationsprinzip, in dem die Tiere abwechselnd unterschiedliche Gehege nutzen können, beschäftigt.

Tierhaltung Löwen, Sibirische Tiger, Leoparden Es stehen insgesamt sechs Teilgehege mit einer Gesamtfläche von rund 1600 m2 zur Verfügung. Die beiden grössten Gehege weisen Grundflächen von gut 400 m2 aus. Zum Zeitpunkt der Besichtigung wurde eines der grossen Gehege vom Löwenrudel (ein Löwe und zwei Löwinnen) genutzt, das andere grosse Gehege von den vier halbwüchsigen Sibirischen Tigerinnen. Die anderen Teilgehege standen den zwei alten Sibirischen Tigern, respektive den beiden Leoparden zur Verfügung. Alle Gehege sind relativ dicht mit Vegetation (Bäume, Büsche, Wiese) bestanden und bieten genug Rückzugsmöglichkeiten. In jedem Gehege können die Tiere einen gedeckten, wettergeschützten Ruheplatz, Baumstämme zum Kratzen und erhöhte Liegeplätze auf Erdhügeln nutzen. In den grösseren Gehegen befinden sich zudem rund 50 cm tiefe, naturnah gestaltete und recht grosszügig dimensionierte Weiher, so dass v.a. die Tiger auch ihr natürliches Badebedürfnis ausleben können. Die Tiere werden an zwei Tagen in der Woche nicht gefüttert und erhalten als Spielzeug und Beschäftigung immer wieder Rinderschädel oder Tierhäute. Die Nacht verbringen die Katzen in den gut eingestreuten, erhöhten Liegewagen im Stall neben der Manege, so dass sie auch über geschützte Innenräume verfügen. Alle paar Tage können die Raubkatzen ein anderes Gehege nutzen, so dass bspw. die Löwen in das Gehege kommen, wo zuvor die Tigerinnen waren und umgekehrt. Die Tiere kennen sich durch die

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direkte Nachbarschaft am Gitter natürlich persönlich, haben so aber zusätzlich die Möglichkeit, Duftmarkierungen zu kontrollieren und mit dem eigenen Duft zu überdecken, so dass ein natürliches Territorialverhalten gelebt werden kann. Nicht ganz unproblematisch ist die Gruppenhaltung der Tigerinnen respektive die Paarhaltung der Leoparden. Tiger und Leoparden sind im Erwachsenenalter grundsätzlich Einzelgänger und verteidigen eine grosse Individualdistanz selbst gegen nahe Verwandte. Die Gruppenhaltung beugt aber der in einer Einzelhaltung unweigerlichen Verarmung des Sozialverhaltens vor und kann eine Verhaltensbereicherung darstellen, ist aber zugleich ein Stressfaktor, wenn die Tiere sich nicht aus dem Weg gehen können. Die Tigerinnen sind aber Geschwister und harmonieren gut miteinander; jedoch ist fraglich, ob die Gehege bei länger andauernden Rivalitäten genügend Ausweichmöglichkeiten bieten. Eine dauernde Separation der Tiere in einzelne Teilgehege ist kaum möglich, da sonst der Bewegungsspielraum aller Tiere stark eingeengt würde. Die beiden Löwinnen sind trotz der Fastentage stark übergewichtig, was zum einen an der Kastration liegt aber auch daran, dass sie sich offenbar beim gemeinsamen Fressen gegen ihren Bruder durchsetzen, dieser aber gar nichts fressen würde, wenn er alleine fressen müsste. Die Löwen (Tinus, Swazi und Kenia) stammen aus einer Nachzucht des Zoos al Maglio, die jungen Tigerinnen (Saphira, Chiara, Shira und Rani) aus Braunschweig, und bei der einen, alten Tigerin (Saiga) handelt es sich um die letzte Nachzucht des Zoos Basel. Die beiden Leoparden (Ranja, Daya) stammen aus dem Zoo Rothenburg.

Tiervorführung

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Die Grosskatzen werden mehrmals in der Woche während 15–30 Minuten, meist vor einem kleinen Publikum, trainiert. Das Training beruht auf positiver Verstärkung; es werden also Verhaltensweisen, welche die Tiere von sich aus zeigen, zuerst mit Futter und Stimme, später nur noch mit der Stimme belohnt. Die jungen Tigerinnen befinden sich am Anfang ihrer Ausbildung, lernen erste Kommandos und werden mit Fleischstücken belohnt. Die Löwen sind im Training schon weiter fortgeschritten, beherrschen einzelne Sprünge und verschiedene Kommandos und werden teilweise noch mit Futter, teilweise nur mit Worten belohnt. Die Leoparden sind fertig ausgebildet, beherrschen Sprünge durch den Reifen und Rollen am Boden und werden allein mit Worten belohnt. Die Körpersprache und Kommandos von Herrn Jenny sind ruhig und souverän; eine Peitsche wird nicht eingesetzt. Die Tiere werden nur mit Worten und Gesten geleitet. Ein kurzer Stock dient zum Überreichen von Fleischstücken, eine kurze Reitgerte zum Dirigieren und gelegentlich streichelnden Touchieren der Tiere (Herstellung von Vertrauen auch bei leichten Berüh­rungen). Ganz stressfrei ist eine Raubtierdressur allerdings nie, da grundsätzlich immer die Individualdistanz der Katzen mehr oder weniger stark – wenn auch nur kurzfristig – eingeschränkt wird. Ein leichtes Knurren und Drohen in der Körpersprache und gelegentlich angelegte Ohren sind daher auch bei diesen sehr sorgsam ausgebildeten Grosskatzen in der Manege zu beobachten. Es handelt sich allerdings eher um einen kurzfristigen Reiz, durch den die Tiere zu Aufmerksamkeit, Kommunikation und Behauptung ihrer Individualdistanz aufgefordert werden. Anzeichen eines negativen


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Stresses (Vermeidungs­verhalten, Kopfabwenden, Stressgähnen, Abwenden – sog. Stress reliefVerhalten) konnte jedenfalls nicht beobachtet werden.

Anmerkung Die Dressur vermag die Bedingungen in freier Natur nicht zu simulieren, jedoch kann sie sie zumindest ein Stück weit durch die Aufmerksamkeit und Konzentration, die sie den Tieren abverlangt, ersetzen. Statt dass Jürg Jenny weiterhin mit seinen Tieren dem Publikum nachreist, kommt dieses nun zu ihm. Im Rahmen der öffentlichen Proben erzählt der Dompteur viel Wissenswertes über die Tierhaltung und -dressur. Jedoch wäre es wünschenswert, wenn an den Gehegen auch Informationen zu den Tieren, der Tierhaltung und evtl. der Bedrohung der Arten in freier Wildbahn angebracht wären. Für eine private Grosskatzenhaltung und einen Dressurbetrieb hält und trainiert Jürg Jenny seine Tiere vorbildlich und verfügt über wissenschaftlich fundierte Kenntnisse in der Tierhaltung. Jedoch bestehen auch hier die grundsätzlichen Probleme, die sich in der Haltung von Grosskatzen generell stellen, nämlich mangelnder Platz und die grosse Schwierigkeit, diese intelligenten und scharfsinnigen Tiere langfristig ausreichend zu beschäftigen.

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Römischer Tierpark Augusta Raurica, Augst www.augustaraurica.ch

Im Tierpark der römischen Ausgrabungs- und Museumsstätte Augusta Raurica bei Augst (BL) werden ausschliesslich Nutztiere sowie Rassen der Pro Specie Rara gehalten. Es handelt sich dabei um relativ ursprüngliche Rassen, die in ihrem Erscheinungsbild und ihrer Vielseitigkeit den von den alten Römern gehaltenen Nutztieren nahe kommen sollen. Deren Aussehen und Verwendung erschliesst sich allerdings lediglich noch aus Mosaiken, Zeichnungen und schriftlichen Berichten. Die Tiere im römischen Tierpark werden gut gehalten. Es stehen ihnen ganzjährig grosszügige Aussengehege und eingestreute Ställe als Witterungsschutz zur Verfügung. Auf dem umliegenden Grünland geniessen sie im Sommerhalbjahr Weidegang. Die Tiere werden als Nutztiere gehalten und folglich auch für die Fleischproduktion genutzt (Schweine, Rinder). Folgende Rassen werden gezeigt: Nera-Verzasca-Ziege, Walliser Alpschaf, Eringerkuh, Wollschwein, Toulouser Gans (ohne Kehlwamme), Rebhuhnfarbiger Italiener, sowie Perlhühner und seltene Taubenrassen. Weil die Tiere (unerlaubterweise) des Öfteren durch Besucher mit Brot gefüttert werden, ist die Zufütterung durch die Parkverantwortlichen zurückhaltend, wird aber beispielsweise bei den Ziegen an mehreren Stellen gleichzeitig vorgenommen, so dass alle Tiere ans Futter gelangen können. In den Gehegen finden sich zudem Beschäftigungsstrukturen wie montierte Fellbürsten, Stroh, Kletterfelsen (Ziegen), Suhlen (Schweine) und einzelne Äste und Zweige zum Kauen (Ziegen, Schafe, Schweine).

Positive Beispiele Nera-Verzasca-Ziegen Ein vorbildliches Ziegengehege. Den kletter-freudigen Tieren stehen ein Kletterfelsen und ein Holzgerüst zur Verfügung; in den geräumigen Ställen werden erhöhte Liegeplätze einge­richtet. Die Ziegen haben reichlich Auslauf und erhalten Raufutter an mehreren Raufen, so dass Futter­kon­ kurrenz vermieden wird.

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Wollschweine Das Wintergehege für die Wollschweine bietet Platz für eine grosse Suhle und enthält einen geräumigen, gut eingestreuten Stall als Witterungsschutz. Im Sommer wird das Gehege erweitert, und die Tiere können den benachbarten Hügel sowie zusätzlich eine Wiese mit Suhle ausserhalb des Tierparks nutzen.

Wasservögel Die Gänse und Enten leben an einem mit Büschen umstandenen Teich, der ausreichend Platz zum Schwimmen und zur natürlichen Nahrungssuche bietet. Verschiedene Holzboxen dienen als Rückzugsort und Wetterschutz. Im Sommer geniessen die Gänse Auslauf auf den benachbarten Viehweiden.

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Tierpark Bad Zurzach www.tierpark-badzurzach.ch

Der Tierpark auf dem Zurziberg ist ein Naherholungsziel des Kurorts Bad Zurzach und liegt idyllisch im Aargauer Tafeljura. Der Eintritt ist kostenlos, und es gibt einen Streichelzoo mit Zwergziegen. Nebst den Wildtieren Damhirsch und Emu sowie Pfauen und diversen Ziervögeln werden kleinere Haus- und Nutztiere gehalten. Etliche Gehege wurden vor vier Jahren renoviert. Die Tierhaltung ist aus Tierschutzsicht in Ordnung; die im letzten Bericht noch kritisierten Volieren werden zurzeit umgebaut und sollen im Herbst 2014 voraussichtlich neu eröffnet werden. Dabei sollen weniger Vögel als zuvor (und diese in artgerechteren Volieren) gezeigt werden. Mittelfristig ist nur noch die Haltung einheimischer Arten geplant. Bei den Wildtieren finden sich Informationsschilder an den Gehegen. Solche wären durchaus auch bei den Haus- und Nutztieren (z.B. Zwergziegen, Karpfenteich, Geflügel) wünschenswert.

Positive Beispiele Damhirsche Die vier Hirschkühe mit Zuchtstier und jährlichem Nachwuchs können zwei miteinander verbundene Gehege mit einer Gesamtfläche von rund 5000 m2 nutzen. Sie teilen sich den Auslauf mit einigen Walliser Schwarzhalsziegen. Im vorderen Gehege befindet sich ein Stall mit einem vorgelagerten Unterstand von ca. 30 m2 Fläche und einer Heuraufe. Die Hirsche haben sowohl freien Auslauf im ebenen Gelände, als auch am Hang. Bei Bedarf können sie sich an den Waldrand zurückziehen oder den Schatten unter dem ausladenden Kastanienbaum nutzen. Wasser steht zur Verfügung. Die Tiere werden mit Gemüse und Raufutter zugefüttert. Frische Äste zum Knabbern werden regelmässig zur Verfügung gestellt. Es fehlen jedoch Klettermöglichkeiten und erhöhte Liegeplätze für die Schwarzhalsziegen. Die Hirsche sorgen alljährlich für Nachwuchs, der jedoch im Herbst zwecks Bestandeskontrolle durch einen Jäger entnommen werden muss – wie es in den meisten Hirschgehegen der Fall ist.

Wasservögel

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Den Enten und Gänsen stehen ein Teich von fast 400 m2 Fläche und angrenzend ein Baumgarten von über 1500 m2 zur Verfügung. Gehalten werden unter anderem Mandarinenten, Stockenten und Reiherenten. Im Teich (Löschweiher mit Quellwasser und Lehmboden) schwimmen Karpfen und Schleien. Die Wasservögel können ein schwimmendes Entenhaus und mehrere Unterstände, Brutplätze und Futterhäuschen an Land nutzen. Diese Strukturen geben ihnen auch Schutz vor dem Habicht oder vor der Sonne. Der natürliche Weiher eignet sich gut zum natürlichen Gründeln, und auf der Wiese können die Gänse weiden, wobei auch hier Bäume und Büsche als Schutz- und Ru-


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heplätze dienen. Die meisten Vögel leben in Halbfreiheit, das heisst: sie sind flugfähig, kehren aber in den Park zurück. Lediglich die älteren Vögel sind noch coupiert (heute verboten), und exotische Arten wie die Schwarzkopf-Ruderente haben gestutzte Flügel und können nicht entfliegen.

Anmerkungen Die Volieren werden zurzeit umgebaut. Die Innengehege sollen um rund einen Meter tiefer, die Aussenvolieren um einen Meter erhöht werden. Mobile Trennwände sollen eine Variation der Grösse des Flugbereichs der einzelnen Aussenvolieren ermöglichen. Ein Teil der Aus­ senvolieren soll künftig mit Holzspänen eingestreut werden. Die neuen Volieren können voraussichtlich ab Herbst 2014 besichtigt werden. Der ständig zugängliche Streichelzoo mit den Zwergziegen auf rund 450 m2 verfügt über ein Teilgehege, welches nur für die Ziegen zugänglich ist (Rückzugsmöglichkeit). Die Tiere dürfen nur mit Haferflocken gefüttert werden, welche am Eingang durch einen Automaten ausgegeben werden. Die Futtermenge wird allerdings nicht kontrolliert. Jedoch dürfte sich dies aufgrund des geringen Besucheraufkommens, getrennter Fütterung der Jungtiere und der Bewegungsmöglichkeiten (Kletterfelsen, Baumstämme, Auslauf) kaum negativ auf den Ernährungszustand der einzelnen Tiere auswirken. Positiv zu erwähnen ist die Förderung der einheimischen Biodiversität im Tierpark. So wurden Lebensräume u.a. für Wildbienen, Schmetterlinge, Eidechsen, Laubfrösche, Salamander und Karpfen geschaffen.

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Tierpark Lange Erlen, Basel www.erlen-verein.ch

Der Tierpark Lange Erlen steht den Besuchern täglich gratis offen. Ziel dieses Wildparks ist es, den BesucherInnen die einheimische, wilde und domestizierte Tierwelt und deren Ökosysteme näher zu bringen. Somit positioniert sich der Wildpark als Ergänzung zum Zoo Basel mit seiner Präsentation von Wildtieren aus aller Welt. Der Wildpark fällt grundsätzlich durch grosszügige und naturnah gestaltete Gehege auf, die wenigen, ausgesuchten Tierarten einen Lebensraum bieten. Die längerfristige Planung sieht eine deutliche Erweiterung des Parkgeländes und die Präsentation weiterer, einst einheimischer Tierarten wie des Wisents, Elchs und Fischotters vor. Beispiele schlechter Tierhaltung finden sich in diesem Tierpark nicht.

Positive Beispiele Rotfuchs Das Fuchsgehege ist durch einen natürlichen Wassergraben vom Publikum getrennt und mit Dickicht und Steinblöcken als Rückzugs­möglichkeit durchsetzt. Ebenfalls gibt es Büsche, Wurzeln, Totholz-Haufen und einen Bau als Verstecke sowie natürlichen Untergrund zum Graben. Die Tiere sind oft nur abends zu sehen. Im Park leben auch viele wilde Füchse – so kann es durchaus sein, dass man auch ausserhalb des Geheges Füchse beobachten kann.

Luchs Das Luchsgehege fällt durch seine grosszügige Fläche, die vielfälti­gen Strukturen und die zahlreichen Versteckmöglichkeiten positiv auf. Ein grosser Weiher trennt das nur von zwei Seiten einsehbare Gelän­de vom Publikum. Felsen, dichtes Buschwerk, Baumstämme und hohes Gras bieten den derzeit drei Luchsen (ein Paar mit Nachwuchs) Versteck- und Klet­ter­möglichkei­ten. Hinter einem hohen Felsen mit künstlichem Wasserfall befindet sich ein Rückzugsgebiet, das für die Besucher ausser Sicht liegt.

Diverse Hirschgehege

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Im Tierpark Lange Erlen werden Rothirsche, Wapitis, Mesopotamische und Europäische Damhirsche gehalten. Die Gehege der Wapitis und Meso­ potamischen Damhirsche sind 1500–2000  m2 eher klein im Vergleich zu den Gehegen der Rothirsche und Europäischen Damhirsche, sind aber mit Unterständen, Sichtblenden, Wasserläufen und Beschäftigungsmaterial ausgestattet. Der Boden – ohnehin schon karg – ist leider überweidet. Mittelfristig ist ein grösserer Umbau im Gebiet der jetzi-


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gen Hirschgehege geplant. Neu sollen in zwei zentralen, riesigen Waldgehegen künftig Elche, Rehe und Wisente leben. Die Wapitis sollen weggegeben werden, da sie nicht der Philosophie des Tierparks, nur einheimische Arten zu zeigen, entsprechen. Zudem wird man sich künftig wahrscheinlich auf die Haltung einer einzigen Damhirschart – wahrscheinlich des stark bedrohten Mesopotamischen Damhirsches – beschränken. Für diesen existiert ein Erhaltungszuchtprogramm, und der Tierpark Lange Erlen hätte die Möglichkeit, mit einer grösseren Herde einen bedeutenden Genpool aufzubauen. In zwei sehr grossen Gehegen hält der Tierpark Rot- und Damhirsche. Das Gehege der Europäischen Damhirsche befin­det sich ausserhalb des Tierparks auf Stadtgebiet (Schwarzpark). Diese Gehege sind mit über 9000 (Rothirsche) resp. deutlich über 10 000 m2 (Damhirsche, Schwarzpark) sehr grosszügig dimensioniert und bieten den Hirschen einen natürli­chen Lebensraum (Wald, gestufte Waldränder, mit Büschen durch­setz­tes Wiesenland, Sichtblenden aus Totholz, natürliche Gewässer, unter­schiedliche Topographie, Unterstände). Die Bestandeskontrolle findet hier durch normale Bejagung statt.

Uhu Im Herbst 2011 wurde die neue Uhu-Voliere eröffnet. In der alten Voliere leben nun Fasane; künftig sollen dort auch Rebhühner und Feldhasen präsentiert werden. Die neue Uhu-Voliere ist grosszügig dimensioniert und ermöglicht den Vögeln kurze Flüge. Sie ist hoch, so dass die Uhus weit über den Besuchern in den Ästen der Bäume sitzen und Ausschau halten können. Durch die schmalen Gitterdrähte entsteht ein sehr offener Eindruck – die Voliere fällt optisch kaum auf und ist so gut mit Gebüsch, Steinen, Holzstämmen, Felsen und einem Wasserlauf strukturiert, dass sie praktisch nahtlos in die Umgebung überzugehen scheint. Die Vögel haben hier genügend Beobachtungs- und Ruheplätze, Aufbaum- und Rückzuggelegenheiten, und sie können ein Bad im Wasser oder Sand nehmen. Eine sehr gut gelungene Vogelhaltung!

Anmerkungen Der Tierpark Lange Erlen setzt sein Konzept, die Tierwelt und Ökosysteme der Region sowie alte Nutztierrassen zu präsentieren, sehr überzeugend um. Die Gehege fallen fast alle durch ihre naturnahe Gestaltung und Grösse auf. Sehr positiv fällt auch die Beschilderung auf: Neben ausführlichen Informationen zu den Tieren wird jeweils auch deren Lebensraum beschrieben, der im Tierpark nachgestellt wird, und es werden immer regionale Bezüge gemacht. Der Park ist auch ein Lebensraum für viele Wildtiere, u.a. Füchse, Marder, Reiher, Störche, aber auch die von selbst in die Parkgewässer eingewanderten Fische (Alet). Im Wildkatzengehege besteht so bspw. für die Katzen die Möglichkeit, Fische, Mäuse oder gelegentlich ein Eichhörnchen zu erlegen. Auch die Nutztiere (u.a. Esel, Strahlenziegen, Hühner und Bienen) werden in grosszügigen und neuen Anlagen präsentiert. Die Ziegen werden mehrmals wöchentlich ausserhalb des Parks bei Spaziergängen mit Kindern ausgeführt.

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Mittelfristig ist die Vergrösserung des Tierparks von derzeit 8 auf rund 11 ha geplant. Nebst dem Umbau der alten Hirschgehege zugunsten neuer Elch-, Wisent und Kranichanlagen sollen am Wiese-Ufer Anlagen für Biber, Fischotter, Wald- und Feuchtbiotope sowie Aquarien für einheimische Fischarten entstehen. Einige wenige gehaltene Arten – nämlich die australischen Schwarzen Schwäne und die südamerikanischen Kapuzineraffen, passen nicht ins neue Konzept des Tierparks. Ihre Haltung wird aber aus Tradititonsgründen beibehalten, da diese Tierarten zu den ersten, bei der Gründung des Parks im 19. Jhdt. gezeigten Tieren gehörten. Ein Relikt aus früheren Zeiten sind zudem die Volieren beim Kiosk. Zwar wurden diese bereits gegenüber früher vergrössert, sind aber doch eher klein. Sie bieten den darin gehaltenen, einheimischen Wasser- und Singvögeln aber genügend Versteckmöglichkeiten. Verbesserungswürdig erscheint die Haltung der Wildkaninchen in einer weiteren Voliere. Zwar verbringen die Tiere einen beträchtlichen Teil ihres Lebens unter der Erde (und sind so scheu, dass man sie kaum je zu Gesicht bekommt), aber hier wäre ein grosszügigeres Aussengehege mit Weidemöglichkeit und Gebüsch wünschenswert.

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Wildpark Roggenhausen, Aarau www.roggenhausen.ch

Der Wildpark Roggenhausen, im gleichnamigen, idyllischen Tal westlich von Aarau gelegen, zeigt auf einer Fläche von 15 Hektaren eine ausgewählte Anzahl grösstenteils einheimischer Wild- und Nutztiere in meist sehr weitläufigen, artgerecht strukturierten Gehegen. Die Hirschgehege dürften zu den besten ihrer Art in der ganzen Schweiz zählen. Negative Haltungsbeispiele gibt es in diesem Tierpark nicht.

Positive Beispiele Rot- und Axishirsche Die beiden Hirsch-Arten befinden sich jeweils in weit über 10 000 m2 grossen Gehegen, die ganze Talausschnitte an beiden Talhängen, mit Offenflächen zum Weiden, riesigen Einzelbäumen als Unterstand und Nahrungsquelle (Kastanien) sowie Wald und Dickicht als Rückzugsgebiet umfassen. Befinden sich die Tiere auf der jeweils dem Besucherweg gegenüber liegenden Talseite, sind beinahe Ferngläser notwendig, um sie zu beobachten. Angrenzend an die Hirschgehege sind mehrere hölzerne Aussichtsplattformen angebaut. Dort kann von einem Futterautomaten auch Futter bezogen werden, das den Tieren verfüttert werden darf, sollten sie sich denn in der Nähe des Gitters aufhalten. Aufgrund der üppigen Weiden und des vielen Totholz und herumliegender Kastanien dürfte dies eher selten der Fall sein. Über das Gelände verteilt sind mehrere, grosszügige Unterstände mit Sichtschutzwänden, sowie kleinere, gedeckte Heuraufen. Im Talgrund werden die Gehege von einem kleinen Bach durchflossen. Auch Suhlen sind vorhanden. In diesen Gehegen, die vor allem beim Rothirsch einen Ausschnitt aus dem natürlichen Lebensraum darstellen, sind alle natürlichen Bedürfnisse der Tiere in annähernd artgerechter Weise erfüllt. Die Hirsche können sich zum Äsen auf die Weiden begeben, und in der Brunftzeit können die Hirschstiere einen Haremsplatz beanspruchen. Genügend Stroh und Totholz steht als Raufutter zur Verfügung und wird ergänzt durch das saisonal unterschiedliche Futterangebot auf den Wiesen und unter den Kastanienbäumen, sowie im Wald. Wald und Dickichte dienen als Rückzugsgebiete, die von Besucherwegen nicht oder kaum einsehbar sind, und Wasserstellen und Suhlen bereichern den Lebensraum. Eine vorbildliche Hirschhaltung.

Steinbock und Murmeltier Das mehrere 1000 m2 grosse, am Steilhang gelegene Gehege der Steinböcke und Murmeltiere bildet mit teilweise natürlich vorhanden Strukturen (Abhang) sowie künstlich angelegten Kletterfelsen (Kunstbeton, Blockfeld) den Lebensraum des Hochgebirges nach. Enorme Kletterfelsen, Felswände, Nischen und Schutthalden fordern das Klettergeschick der Steinböcke heraus und geben an heissen Sommertagen Schatten. In den Gängen

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und Bauten unter den Felsbrocken fühlen sich die Murmeltiere wohl. Stellenweise wächst karges Gras, ähnlich einem alpinen Rasen. Herumliegendes Totholz und Stroh dient zur Beschäftigung. Die Unterstände sind zudem mit Kratzbürsten und Salzlecken ausgestattet. Sowohl die Steinböcke mit ihren wenige Tage alten Kitzen, als auch die Murmeltiere sind im Gehege sichtbar (trotz vieler Rückzugsmöglichkeiten unter, hinter und auf den Felsen), machen einen gesunden Eindruck und verhalten sich teilweise sehr verspielt (Kitze, Murmeltiere).

Wildschwein Eine gut strukturierte Tierhaltung trotz relativ beschränktem Platzangebot. Ein grosses Stallgebäude, mit Stroh dick eingestreut, dient als Ruheund Rückzugsraum. Kleine Durchschlüpfe geben den Frischlingen zusätzlichen Bewegungsspielraum. Frisches Schnittgras bereicherte am Tag des Besuches das Futterangebot der Tiere. Der Untergrund besteht teilweise aus Naturboden und ermöglicht das Suhlen, teilweise aus Pflaster (befestigte Uferböschung). Ein seichter Bach fliesst durch das ganze Gehege. Die Wildschweine beschäftigen sich offenbar sehr gerne mit der Nahrungssuche unter den im Wasser liegenden, groben, abgerundeten Kieselsteinen. Emsig durchwühlen sie mit ihren Rüsseln den Bachgrund, vermutlich auf der Suche nach Insektenlarven. Auch die Frischlinge beteiligen sich bereits an dieser Art der Futtersuche. Zudem wühlen sie in Spalten und Vertiefungen im befestigten Ufer, die sich offenbar als Futterverstecke eignen. Zur weiteren Beschäftigung der Schweine dienen herumliegende Äste und Strohhaufen (im Stall). Es fehlt zwar an natürlicher Vegetation (ausser Wald angrenzend an das Gehege), jedoch sind die wichtigsten Bedürfnisse der Wildschweine (vielfältige Futtersuche, Suhlen, geschützte Liege­ bereiche) erfüllt. Gemäss Wildparkleitung soll das Gehege in den kommenden Jahren erweitert werden und auch Teile des angrenzenden Waldes umfassen.

Steinmarder

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Eine spezielle, durchaus gut gelöste Haltungsweise dieses kleinen Raubtieres. Das Gehege des Steinmarders befindet sich in einem alten Holzspeicher, der als Dachboden eingerichtet ist und diverse Leitern, Querbalken, Kletterseile, ein Wasserbecken, Strohballen, Schlafhöhlen, erhöhte Aussichtspunkte und Schlupflöcher in Scheiterbeigen enthält. An den Seiten des Holzhauses befinden sich je zwei überdachte, nur an einer Seite offene «Volieren», die mit Gittern gesichert sind, und die im ersten Stock über eine Art Dachboden miteinander verbunden sind, so dass die Besucher den herum-


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rennenden und -kletternden Marder auch über ihren Köpfen «poltern» hören. Das Tier wird – artgemäss – einzeln gehalten (es handelt sich um einen ausgewachsenen Rüden) und ist eine Handaufzucht, daher sehr zahm. Erfreulich hervor-zuheben ist der Umstand, dass im Besucherbereich das Marder-Merkblatt der STS aufliegt. Der Marder verhält sich zum Besuchszeitpunkt sehr aktiv, läuft und springt ständig im ganzen Gebäude umher. Manche Bewegungsabläufe machen einen leicht stereotypen Eindruck, werden aber – im Unterschied zu krankhaften Verhaltens-störungen – immer wieder von anderen Aktivi-täten unterbrochen und sind evtl. auch auf die kurz bevorstehende Fütterungszeit zurückzuführen. Trotz der hervorragenden Strukturierung des Geheges wäre aus Tierschutzsicht der Anbau eines Aussengeheges wünschenswert, in welchem das Tier auch die Möglichkeit hätte, Naturboden zu spüren und auf richtigen Bäumen oder Büschen zu klettern und sich der Witterung auszusetzen und Ausschau nach der Ursache interessanter Geräusche oder Düfte zu halten.

Anmerkungen Schneehase Die Schneehasen werden zusammen mit Ziegen und wilden Truthühnern in einem grösstenteils am Hang gegenüber dem Haustierbereich gelegenen Gehege gehalten. Für die Hasen sind Teilbereiche abgesperrt, die nur sie erreichen können und wo sie Schlafboxen und Futterstellen nutzen können. Im Gehege verteilt befinden sich Totholzhaufen, unter denen die scheuen Hasen Zuflucht finden können. Zum Zeitpunkt des Besuchs waren sie nicht zu sehen. Gemäss einem Tierpfleger ist die Haltung dieser Tiere sehr schwierig, da insbesondere die Nachzucht kaum gelingt (wegen Fressfeinden wie Krähen und Greifvögeln und wegen Parasiten, vor allem Kokzidien). Die Haltung dieser Tierart wird daher von der Parkleitung gerade grundsätzlich überdacht.

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Zoo Basel www.zoobasel.ch

Im Zoo Basel wurden – und werden – zahlreiche Anlagen neu gebaut oder erweitert. 2012 wurde die neue Menschenaffen-Anlage fertiggestellt, womit der Zoo Basel in der Primatenhaltung wieder eine wegweisende Rolle spielt. Der Wille, den Tieren bessere Gehege zur Verfügung zu stellen, ist ersichtlich, obwohl einige der neueren Gehege von Löwen, Wildhunden, Panzernashorn und Geparden bei Verzicht auf einzelne Arten vom Platzangebot her noch grosszügiger hätten dimensioniert werden können. Die besondere Situation des Zoos Basel mit seiner Lage mitten in der Stadt und wenig Vergrösserungspotential bewirkt, dass für die Gehege nur beschränkt Platz zur Verfügung steht. In letzter Zeit wurden jedoch die Haltungen von einzelnen Tierarten (Thar, Brillenbären, Kanadischer Otter, Grüne Meerkatze) aufgegeben, um den frei werdenden Raum für den Bau von neuen, grösseren Anlagen zu nutzen. Schlechte Beispiele von Tierhaltungen findet man im Zoo Basel kaum. Zu den letzten nicht ganz tiergerechten Anlagen sind kurz- bis mittelfristig Verbesserungen geplant (siehe Abschnitt «Anmerkungen»). Die nächsten Grossprojekte im Zoo Basel dürften die geplante Erweiterung der Elefantenanlage sowie die erste grosse Erweiterung in der Geschichte des «Zolli» – das Ozeanium – sein. Aus Tierschutzsicht steht der STS dem Projekt Ozeanium kritisch gegenüber. Zuwenig ist über die artgerechte Haltung von marinen Grossfischen bekannt – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass für das Ozeanium teilweise bedrohte Tierarten wie Haie aus freier Wildbahn werden importiert werden müssen.

Positive Beispiele Kattas Die Kattas leben neu in der Etoscha-Anlage auf einer natürlich gestalteten Halbinsel neben dem Gepardengehege. Die Anlage bietet zahlreiche Kletter- und Versteckmöglichkeiten, Aussichtspunkte und einen geschützten Stall. Die Affeninsel ist umgeben von einem breiten Wassergraben, der für ausreichend Distanz sowohl zu den Besuchern, als auch zu den Geparden sorgt.

Erdmännchen und Stachelschweine Eine gelungene, für die kleinen Erdmännchen und eher behäbigen Stachelschweine grosse Anlage mit vielfältigen Strukturen wie Höhlen, Baumstrünken, Felsen etc., welche die Tiere ausgiebig nutzen – als Ausguck, Sonnen- und Schattenplätze, Rückzugs- und Fluchtorte. Im natürlichen und abwechslungsreichen Untergrund und zwischen all den Steinen und Totholz bietet sich den Tieren gute Möglichkeiten, Fressbares zu suchen und zu finden, sowie Höhlen, Gänge und schattige Kuhlen zu graben.

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Gemeinschaftsanlage im Etoscha-Haus Die Anlage ist ein sehr gutes Beispiel der neuen Generation von Tierhaltungen in Zoos: Klippschliefer, Siedelweber (Vögel) und Borstenhörnchen nutzen gemeinsam eine lichtdurchflutete Innenanlage. Da es sich um tropische Arten handelt, ist kein Aussengehege vorhanden. Die Vögel können im ganzen Raum frei fliegen – auch im Bereich der Besucher – und die kleinen Klippschliefer und Borstenhörnchen haben eine genügend grosse Fläche für ihre Aktivitäten zur Verfügung. Die Siedelweber haben ein riesiges Gemeinschaftsnest gebaut, die Borstenhörnchen unterirdische Gänge, und für die Klippschliefer stehen Felsen mit vielen Nischen zur Verfügung. Die Anlage ist dem natürlichen Lebensraum der Tiere gut nachempfunden und bietet den Tieren die nötigen Strukturen für Nestbau, Ruhe- und Rückzugsorte, Ausgucke usw.

Vogelhaus (diverse Arten) und Lorihaus Zwei sehenswerte Anlagen, in denen die Vögel im ganzen Haus frei herum fliegen können und die Besucher mitten im Lebensraum der Tiere stehen. An der Längsseite beim Vogelhaus sind grosse Volieren angebracht, die über ebenso grosse Aussenbereiche verfügen. Auch das Lorihaus verfügt über eine grosse, artgemäss strukturierte Aussenvoliere. Zwei gelungene Beispiele, wie Vögel auch gehalten werden können und ihnen ihre natürliche Fortbewegung, das Fliegen, auch wirklich ermöglicht wird. Bedingung hierfür ist die Wahl von nicht zu grossen Vogelarten und einer entsprechend grossen Anlage. Die Vögel müssen in den Häusern von den Besuchern manchmal aktiv gesucht werden: Zu sehen sind aber immer einige Tiere – zum Teil in unmittelbarer Nähe.

Brillenpinguine Die Anlage der Pinguine wurde vor einiger Zeit deutlich vergrössert. Den Tieren steht ein zusätzlicher Bereich mit natürlichem Untergrund und einem kleinen Wasserbecken zur Verfügung. Diesen Bereich nutzen sie fleissig. Zum Zeitpunkt des Besuches befanden sich alle Tiere im neuen, schattigeren Teil der Anlage. Mit der neuen Gestaltung der Anlage haben die Tiere auch gute Möglichkeiten, sich bei Bedarf vor Besuchern in die entfernten, wenig einsehbaren Bereiche oder auch in geschützte Nisthöhlen zurückzuziehen. Die Grösse der Wasserbecken ist für die schnellen Schwimmer und guten Taucher jedoch suboptimal.

Affenhaus (Menschenaffen und kleinere Affenarten) Das alte Affenhaus aus den Sechzigerjahren wurde 2011/12 erneuert und um grosse Aussengehege erweitert. Die neuen Innenanlagen wurden im Sommer 2011 eröffnet; die Aussenanlagen im September 2012. Die Innenräume wurden auf rund die doppelte Fläche vergrössert, mit mehreren Etagen ausgestattet und auch in die Höhe erweitert. Dank der grösseren Dachfenster sind die Räume deutlich heller. Eine Vielzahl von Seilen, Baumstämmen, Reifen, Hängematten sowie Bade-

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wannen regen zum Klettern und Herumtollen an, ebenso das reichlich ausgebrachte Stroh, mit welchem die Tiere sich auch Schlafnester bauen können. Die Tiere können nun mehr Ausguckplätze und Rückzugsorte nutzen als im alten Gehege, und sich dank der deutlich tieferen Gehege auch besser vor den Besuchern zurückziehen. An den Wänden montierte Futterkästen fordern die intelligenten Tiere zur Erprobung ihrer Geschicklichkeit, Geduld und zum Werkzeuggebrauch auf. Sämtlichen Affen stehen nun permanent zugängliche Freigehege zur Verfügung. Zu diesem Zweck wurden für die kleineren Affenarten (unter anderem Klammeraffen, Löwenäffchen) auf dem Dach des bestehenden Hauses grosszügige, sonnige Volieren erbaut, welche sie kletternd aus den Innenanlagen erreichen. Die Volieren sind für Besucher einsehbar, aber nicht direkt zugänglich. Für die Gorillas, Schimpansen und OrangUtans stehen insgesamt fünf, miteinander verbundene aber einzeln abtrennbare, grosszügige Aussenanlagen zur Verfügung. Diese sind mit künstlichen und natürlichen Kletterbäumen, natürlicher Vegetation, Wiesen und Felsen sehr interessant und vielfältig ausgestattet und ermöglichen den Tieren Nahrungssuche (beispielsweise im Gehege wachsende Gräser, Kräuter), Komfortverhalten (Hängematten, Sand, Sonne und Schatten, Wasser), Klettermöglichkeiten (Seile, Hängematten, Gitter, Baumstämme, Betonpfeiler) und Ausschau-Halten von Ausguckplätzen. Die Affen können sowohl am Gitter wie auch den Glassscheiben die Nähe der Besucher suchen, als auch sich bei Bedarf tief in die Gehegelandschaft oder in die Höhe zurückziehen. Die fünf Anlagen können den drei Arten in unterschiedlichen Kombinationen zur Verfügung gestellt werden, so dass die gleiche Anlage zu unterschiedlichen Zeiten nicht immer von der gleichen Art genutzt wird. Dadurch kann den Tieren mehr Abwechslung geboten werden. Die Anlage wird derzeit vor allem von den kletterfreudigen Orang Utans sehr gerne genutzt.

Javaneraffen Die Javaneraffen wurden vom alten «Affenfelsen» (eigentlich einem Graben, in den man auf die Tiere herunterschauen konnte) in ein neues Gehege mit riesigem Kletterfelsen umgesiedelt, wo sie sich nun vor den Besuchern in die Felsnischen in der Höhe zurückziehen und die Umgebung im Auge behalten können. Im neuen Gehege bieten der Kletterfelsen (mit beheizbaren Innenräumen) und zahlreiche Baumstämme vielfältige Kletter-, Versteck- und Ausguckmöglichkeiten. Ein Teich bereichert die Anlage zusätzlich, sind Javaneraffen doch sehr wasserliebend. Dicht bewachsene Sichtblenden bieten rangniederen Tieren zusätzliche Ausweichmöglichkeiten bei Auseinandersetzungen. Eine besonders spannende Bereicherung der Haltung ist die unmittelbare Nachbarschaft zu den Schneeleoparden, mit welchen sich die Rhesusaffen den Kletterfelsen – nur durch ein Gitter getrennt – teilen. Die Affen überwachen die Bewegungen der Grosskatzen und wissen unterdessen genau, dass ihnen keine Gefahr droht. Dennoch kommt es bisweilen zu spannungsgeladenen Begegnungen, bei welchen die Affen die Katzen «provozieren» oder sich letztere anzuschleichen versuchen.

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Panzernashorn Die beiden Panzernashorn-Kühe, ein Jungtier sowie ein Bulle leben in zwei getrennten Anlagen in einem gelungenen Nachbau des natürlichen Herkunftsgebiets (Schwemmgebiete Nepals) mit üppigster Vegetation aus meterhohen Gräsern, abgestorbenen Bäumen und sandigen Ufern. Sie teilen sich das Gehege mit Muntjak-Hirschen und Zwergottern. Für die Muntjaks bietet die hohe Vegetation ideale Verstecke. Die Anlage ist nur von einzelnen Stellen gut einsehbar, die Tiere haben ausreichend Rückzugmöglichkeiten. Wasser lädt zum Baden, Totholz zum Scheuern der Haut und die offene Fläche zum Traben und Spielen (Otter, Nashornkälber) ein.

Anmerkungen Afrikanische Elefanten Die Haltung ist vergleichbar mit der aktuellen Anlage in Zürich. Auch die Anlage in Basel ist zu klein und bietet den anspruchsvollen Tieren nicht die nötige Beschäftigung und die nötigen Bewegungsmöglichkeiten. Der Untergrund ist zwar abwechslungsreich gestaltet, und die Tiere können ausgiebig sandbaden. Es steht ihnen auch Wasser zur Verfügung, das sie durch Löcher in der Stallwand von aussen mit dem Rüssel einsaugen und sich damit duschen können. Eine kleine Wasserstelle befindet sich zwar im Aussengehege, ein grosses, stets zugängliches Bad gibt es aber nicht. Die Innenanlage ist minimal, das Bad nur zeitlich beschränkt und für die Tiere einzeln unter Aufsicht zugänglich. Insgesamt eine unbefriedigende Haltung für die riesigen Dickhäuter. Gemäss bereits begonnener Planung des Zoo Basel soll die Elefanten-Anlage in den kommenden Jahren erneuert und erweitert werden.

Malaienbär Diese nicht mehr zeitgemässe Haltungsanlage wird gemäss Auskunft der Zooleitung in nächster Zeit nicht mehr für die Haltung von Malaienbären verwendet. Im Moment lebt dort noch ein sehr betagtes Tier aus einem anderen Zoo in Pension. Grundsätzlich soll die Anlage nicht mehr für eine Haltung dieser Bärenart verwendet werden.

Königspinguin und Eselspinguin Im Gegensatz zu den Brillenpinguinen leben die Königs- und Eselspinguine in kalten Klimazonen und müssen daher bei uns im Sommer in gekühlten Räumen gehalten werden. Eine Aussenhaltung ist nur im Winter bei entsprechend tiefen Temperaturen möglich. Es ist daher fraglich, ob es Sinn macht, solche Tierarten in unseren Breitengraden überhaupt zu halten. Der klimatisierte Raum, der den Tieren in der warmen Jahreszeit zur Verfügung steht, ist grundsätzlich für eine tiergerechte Pinguinhaltung zu klein. Im minimalen Becken können die Pinguine nicht mit Tempo schwimmen. Von Vorteil ist, dass sich die Besucher in einem relativ dunklen Raum befinden und deshalb von den Tieren im hellen Gehege wohl kaum richtig wahrgenommen werden. Bei einer längerfristigen Realisierung des geplanten Ozeaniums würden die antarktischen Pinguinarten dorthin in eine der Art eher entsprechende, neue Haltung umgezogen.

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Wolf Diese Anlage ist von den Strukturen und von den Einrichtungen her mit Sträuchern, Wasserstelle, Liegeplätzen, Höhlen etc. gut gelöst, aber schlicht zu klein. Den Tieren steht ein Gehege zur Verfügung, das sie in wenigen Augenblicken erkundet haben. Platz für Herumrennen, simuliertes Jagen, Spiel (Jungtiere) etc. steht nicht zur Verfügung. Ein Rückzug vor Artgenossen oder vor den Besuchern ist den naturgemäss scheuen Tieren beschränkt möglich, indem sie sich in Ställe oder hinter Büsche zurückziehen – eine genügend grosse Distanz zu Besuchern einnehmen können die Tiere hingegen nicht. Geplant ist ein neues, grösseres Wolfsgehege als Teil des thematischen Gebiets «Nordamerika». Lobenswert sind die fachlichen Informationen beim Wolfsgehege zu den freilebenden Wölfen der Schweiz.

Kalifornischer Seelöwe Obschon das Wasserbecken und der Kletterfelsen für die Kalifornischen Seelöwen die Mindestanforderungen gemäss Tierschutzverordnung übertreffen, kann hier kaum von einer tiergerechten Haltung gesprochen werden. Zuwenig Platz zum ausgiebigen Schwimmen oder (von Besuchern ungestörten) Sonnenbaden an Land steht den Tieren zur Verfügung. Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob eine artgerechte Haltung von Meeressäugern möglich und in einem Binnenland wie der Schweiz überhaupt sinnvoll ist.

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Zoo Hasel, Remigen www.zoo-hasel.ch

Der Zoo Hasel ist ein Kleinzoo, der eine Mischung einheimischer (Nutz-) Tiere und exotischer Wildtiere hält. Die meisten Tiere werden akzeptabel, einzelne auch wirklich gut gehalten, doch gibt es auch noch etliche veraltete Anlagen, die nicht mehr einer zeitgemässen, artgerechten Tierhaltung entsprechen. Die Zooleitung zeigt zwar Engagement, Tierhaltungen zu verbessern und hat in den letzten Jahren moderne Anlagen u.a. für die Haltung von Waschbären, Muntjaks sowie Javaneraffen realisiert (was in früheren Zooberichten auch entsprechend gewürdigt wurde), jedoch werden auch immer wieder neue Tiere angeschafft, die dann in teilweise ungenügenden Gehegen untergebracht werden, anstatt dass man sich (wie vom STS empfohlen) vorrangig um die Verbesserung der bestehenden Tierhaltung kümmern würde. Grundsätzlich positiv bewertet werden kann – nebst den unten genannten Beispielen – die Haltung der Esel (sofern regelmässiger Weidegang ausserhalb der Koppel gewährleistet), Perlhühner, Wollschweine, Minipigs, Uhus, Zwergziegen, Emus, Bennettwallabys, Alpakas, Lamas, Frettchen, Kamerunschafe, Kaninchen, Muntiaks und der Fasane. Bei der Haltung vieler anderer Tiere und teilweise auch bei der Hygiene in den Gehegen gibt es aber aus Tierschutzsicht deutliches Verbesserungspotential.

Positive Beispiele Waschbären Den drei Waschbären steht eine rund 300 m2 grosse Anlage zur Verfügung, deren Mittelpunkt ein grosser Naturfelsen und ein kleiner Teich bilden. Hohe Bäume sowie Baumstämme ermöglichen den Tieren, ihre angeborene Kletterfähigkeit auszuleben und sich zum Schlafen in die Höhe zurück­ zuziehen. Gepolsterte Fels­nischen und in den Bäumen montierte Schlafboxen bieten reichlich Rückzugs­möglichkeiten. Das Gehege ist nur von vorne einsehbar, so dass die Tiere bei Bedarf auch Distanz zum Publikum ein­nehmen können. Eine kleine, frei zu­gängliche Holzhütte mit weiteren Schlaf­boxen bietet zusätzlichen Witterungs­schutz. Eine aus Tierschut­zsicht vor­bildliche Waschbärenhaltung.

Grünflügelaras Die beiden Grosspapageien befinden sich in einer grosszügig angelegten Vo­liere, die Raum für kurze Flüge und viele Klettermöglichkeiten bietet. Dichte Vegetation und den Besuchern nicht zugängliche Innenräume ermöglichen den Tieren, sich bei Bedarf zurückzuziehen.

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Javaneraffen Den vier Javaneraffen steht ein geräumiges, volierenartiges Gehege mit Kletterbäumen, Seilen, Reifen und Felsen sowie einem kleinen Wasserbecken zur Verfügung. Bei Bedarf können sie sich zudem in einen für die Besucher unzugänglichen Innenraum zurückziehen. Das Gehege bietet genügend Platz, Kletter- und erhöhte Ausguckmöglichkeiten für die Affen. Allerdings ist die Ausstattung mit Beschäfti­gungsmaterial (frische Äste, Jutesäcke, Futterverstecke etc.) im Gehege mangelhaft. Für eine wirklich gute Haltung müsste hier noch deutlich mehr Engagement in die fortlaufende Beschäftigung dieser intelligenten, neugierigen Tiere investiert werden.

Negative Beispiele Leopard (Panther) Der alte Panther (unterdessen über 20-jährig) verbringt sein Leben in einem Käfig von der Grösse eines Hundezwingers. Das Ge­hege ist nicht nur viel zu klein für die sehr sprungkräftige und bewegungsfreudige Gross­ kat­ zenart, sondern auch absolut reizarm. Es fehlen grösstenteils Klettermöglichkeiten, Aussichtspunkte sowie Rückzugs­mög­­lich­keiten. Das Tier ist ausgestellt, und es ist ihm nicht annähernd möglich, sein natürliches Verhalten zu zeigen. Da es sich um ein sehr altes Tier handelt, verbringt es seine Zeit meist schlafend. Ein jüngeres Tier würde unter solchen Haltungsbedingungen stark stereotypes (gestörtes) Verhalten entwickeln. Gemäss Zooleitung (2011) soll die alte Katze einen ruhigen Lebensabend in vertrauter Umgebung ver­bringen dürfen. Man ist sich der unge­nügen­den Hal­tungs­­bedin­gun­gen bewusst und will künftig auf die Haltung von Grosskatzen ver­zich­ten. Eine Umsied­lung des Panthers in einen Zoo mit grös­serem Gehege schlug bereits fehl – das Tier ist nicht mehr in der Lage, sich einer veränderten Umgebung anzupassen.

Berberaffen In einem für die Tierart viel zu kleinen, nicht mehr zeitgemässen Käfig fristen drei Berberaffen ein klägliches Dasein. Diese Tiere wurden erst vor Kurzem vom Hasel Zoo aufgenommen – ein aufgrund der räumlichen Bedingungen fragwürdiger Entscheid. Die Verhältnisse sind sehr beengt, die Tiere sind ausgestellt und können sich vor den Besuchern nur in den dunklen Innenraum zurückziehen. Sie verhalten sich schreckhaft (Fluchttendenz schon bei ruhigen Bewegungen von Besuchern in Gitternähe), und zumindest ein Tier zeigt einen stereotyp anmutenden «Tick» und spielt dauernd (wohl mangels Alternativen) mit seinen eigenen Fingern. Die Tiere haben einige wenige Klettermöglichkeiten (Seile, Reifen) und höher gelegene Sitzplätze, doch das Gehege ist von der Grundfläche viel zu klein, und es fehlen natürliche Strukturen wie Felsen und Felsnischen, Vegetation, Baum102 stämme, ein natürliches Gewässer und Beschäftigungsmöglichkeiten wie frische Äste mit Laub.


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In dem Käfig lebten bis vor Kurzem noch Mantelpaviane. Gemäss Zooleitung sollte dieses Gehege anschliessend für kleinere Tiere genutzt oder gänzlich entfernt werden. Dass darin nun Berberaffen untergebracht wurden, ist aus Sicht des STS absolut unverständlich.

Nasenbären Ebenfalls ein uraltes, recht trostloses Gehege. Für die geschickten, wasserliebenden, kletter­ freudigen und gewitzten Nasenbären hat es darin viel zu wenig Platz, Kletterstrukturen, Wasserflächen und Beschäftigung (z.B. für eine abwechslungsreiche Futtersuche am Boden). Weibchen und Jungtiere leben bei dieser Art in sozialen Gruppen, während die Männchen eher Einzelgänger sind. Derzeit zieht der Zoo einen jungen Nasenbären von Hand auf – weil es sonst angeblich von den erwachsenen Tieren totgebissen würde. Ein solches Verhalten deutet auf eine grundsätzlich problematische Haltung und einen nicht artgerechten Sozialverband hin. Handaufzuchten werden auf den Menschen als Sozialpartner fehlgeprägt, was die Haltung von Wildtieren in Gefangenschaft noch fragwürdiger erscheinen lässt.

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Wildnispark Zürich, Langenberg www.wildpark.ch

Wer den Wildnispark Zürich besucht, sollte unbedingt ein Fernglas mitnehmen. Die Gehege sind allesamt sehr grosszügig dimensioniert und die Distanzen zu den Tieren deshalb oftmals beträchtlich. Der Besucher erhält so einen guten Einblick in das natürliche Verhalten und in den angestammten Lebensraum der gehaltenen Tiere. In allen Gehegen können sich die Tiere dank grossen Flächen und Strukturen (Asthaufen, Gebüsche, Waldstücke etc.) von Artgenossen und Besuchern zurückziehen. Vorbildlich sind nebst den verschiedenen Wildgehegen insbesondere auch die Gehege der einheimischen Grossraubtiere Bär, Wolf und Luchs. Der Wildnispark hält zudem die grossen, ehemals einheimischen Huftiere Elch und Wisent und beteiligt sich am Erhaltungszucht- und Wiederansiedlungsprojekt des Prszewalskij-Wildpferdes (Takhi) in der Mongolei. Negativ aufgefallen ist der Wildnispark leider durch die erneute Euthanasie eines «überzähligen» Jungbären im Februar 2013.

Positive Beispiele Braunbär Ein Vorzeigegehege für Braunbären: mit seinen ca. 10 000 m2 plus nochmals ein paar 1000 m2 (Trenngehege) bietet die Anlage den Bären genügend Platz, um sich artgemäss zu verhalten. Vielerlei Grab-, Fress- und Kratzspuren sind Zeugen der Aktivitäten der Bären. Das Gehege besteht grösstenteils aus Wald, verfügt aber auch über einen offenen Teil mit grossem Schwimmteich. Dieses abwechslungsreiche Gelände durchstreifen die Bären auf der Suche nach Nahrung, wie sie es in der Natur auch tun. Der natürliche Untergrund erlaubt es den Tieren, selbständig Schlafhöhlen für die Winterruhe zu graben, was sie auch ausgiebig tun. Anmerkung Problematisch ist der Umstand, dass die Fortpflanzung der Tiere – und damit die Produktion von «Überschusstieren», die dann eingeschläfert werden müssen – in das Bestandesmanagement beim Braunbären (und vermutlich auch anderen Tierarten) fest einkalkuliert ist. So musste im Februar 2013 ein vierjähriger, gesunder Braunbär eingeschläfert werden, weil die Bärin erneut Nachwuchs erwartete und für den Jungbären kein geeigneter Platz in einem anderen Zoo gefunden werden konnte. Störend an diesem Sachverhalt ist, dass die Kastration/Sterilisation und damit Verzicht auf Fortpflanzung überhaupt nicht in Betracht gezogen wird, obschon es weltweit zu viele Braunbären in Gefangenschaft gibt und die Haltung kastrierter Tiere in einem vorbildlichen Gehege wie Langenberg ohne Einbussen beim Tierwohl möglich wäre. Den aktuellen Jungtieren droht in zwei, drei Jahren ebenfalls die Euthanasie, weil der Tierpark nur beim Recht auf Fortpflanzung absolute 104 «Naturtreue» verlangt – obschon auch in freier Wildbahn nie alle Tiere einer Art zur Fortpflanzung


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kommen. Aus ethischer Perspektive ist dieses Primat der Biologie über den Tierschutz­gedanken bedenklich: Die Pro­duktion überzähliger Jungtiere allein mit der (ohnehin nie zu 100 % erreichbaren) «Art­gerechtigkeit» der Haltung in Gefangenschaft zu verteidigen, ist verwerflich. Denn so vorbildlich die Haltung auch sein mag – es handelt sich um Wildtiere in Gefangenschaft, für deren individuelles Wohlergehen und Lebensrecht (tiergerechte Haltung) der Mensch Verantwortung trägt.

Luchs Wie das Bärengehege ebenfalls ein eingezäunter Teil des Waldes von mehreren tausend Quadratmetern; einsehbar via Plattformen. Die sehr hohen Ansprüche dieser scheuen Katzen werden mit diesem Gehege optimal erfüllt – sie können weit herumstreifen, klettern, an auto­matischen Futterboxen oder aufgehängten Rinderhälften «Beute machen» und sich jederzeit zurückziehen und gegenseitig aus dem Weg gehen. Nur mit viel Geduld und Beobachtungs­geschick sowie einer Portion Glück ist es über­haupt möglich, die scheue, einheimische Wild­katze in diesem Gehege zu beobachten. Oft ver­schmilzt sie dank ihrer hervorragenden Tarnung förmlich mit ihrer Umgebung.

Wölfe Den Wölfen stehen ein grosses Stück Wald sowie als Wasserstelle ein grosszügiger Teich zur Verfügung; einsehbar ist auch hier nur ein Teilgebiet über verschiedene Plattformen. Die von Natur aus scheuen Tiere haben damit bestens Gelegenheit, sich vor Besuchern oder Artgenossen zurück zu ziehen. Das Rudeltier Wolf braucht eine grosszügige Anlage, damit es sein Gruppenleben und sein Bewegungsbedürfnis ausleben kann. Mit etwas Geduld sieht man bald umherstreifende Tiere, wenn sie sich nicht gerade auf einem sonnigen Plätzchen zur Ruhe gelegt haben.

Begehbares Wildschweingehege Eine Besonderheit stellt das begehbare Wildschweingehege dar. Ein eingezäuntes Stück Wald kann von den Besuchern auf einem Weg durchschritten werden, und die Chancen sind gross, Wildschweinen zu begegnen. Es gelten klare Verhaltensregeln wie striktes Fütterungs- und Streichelverbot. Eine hervorragende Mög-lichkeit, diesen interessanten Tieren direkt zu begegnen.

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Wildkatzen Die Anlage der Wildkatzen stellt eine Vorzeighaltung für diese scheuen Tiere dar. Eine optimale Grösse und Strukturierung erlaubt den Tieren ein artgemässes Leben, und sie können gut beobachtet werden (so die Katze denn will und sich zeigt) – sei es beim Sonnenbaden, beim Umherstreifen oder beim Jagen, welches mit computergesteuerten Futterboxen animiert wird.

Rotfuchs Das neuste Gehege in Langenberg steht den Rotfüchsen zur Verfügung. In dieser grosszügigen Anlage wurde der Lebensraum des Fuchses sehr gut nachempfunden, und die Tiere finden dort alles, was sie auch in der Natur draussen nutzen: Futter, Unterschlüpfe, Schlafplätze, Höhlen, offene Felder. Von einem Beobachtungshaus aus hat man einen perfekten Einblick in das Leben der Füchse. Die Informationen rund um den Fuchs, welcher mittlerweile zum Kulturfolger geworden ist und heute mitten in Siedlungsgebieten lebt, runden diese neue Anlage ab.

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Wildpark Bruderhaus, Winterthur www.bruderhaus.ch

Der Wildpark Bruderhaus in Winterthur ist in einem grösseren Wald gelegen. Er beherbergt neun verschiedene Tierarten: Wolf, Luchs, Wisent, Sikahirsch, Damhirsch, Rothirsch, Mufflon, Przewalskipferd und Wildschwein. Alle Tiere sind in grosszügigen, naturnahen Anlagen gehalten. Für die Zukunft des Wildparks sind umfassende Umbauten und Neugestaltungen geplant. Mehrere Gehege sollen zu Gemeinschaftsanlagen von zwei Tierarten umgebaut werden. Die Wisente zum Beispiel, die heute in einer Anlage leben, welche der Wildpark selber als zu klein deklariert, sollen in Zukunft eine Anlage zusammen mit den Sikahirschen nutzen. Die Sikahirsche verfügen über ein grosses Gehege, das gemäss Wildpark aber zu wenig offene Wasserflächen bietet. Das neue Gemeinschaftsgehege soll dies alles bieten. Die zusätzlich benötigte Fläche steht dank der geplanten Aufgabe der Damwildhaltung zur Verfügung. Geplant sind zudem ein neues Marder- und Fuchsgehege, sofern die geplanten Verbesserungen bestehender Gehege realisiert werden können. Diese Erneuerungen sind sehr begrüssenswert und werden die Qualität der Tiergehege massiv verbessern. Leider konnten aus finanziellen Gründen bislang nur wenige der seit 2010 geplanten Projekte tatsächlich umgesetzt werden.

Positive Beispiele Wildschweine Die Wildschweine können eine grosse Fläche mit vielen artgemässen Strukturen nutzen. Der Naturboden lässt überall ausgiebiges Wühlen zu, Rückzugsmöglichkeiten haben die Tiere mehrere, Baumstämme erlauben Kratzen und Scheuern, grosse Asthaufen ermöglichen eine Beschäftigung (Futtersuche). Neu verfügen die Wildschweine auch über eine grössere, unbefestigte Fläche, die sich bei nasser Witterung in Morast verwandelt. Wichtig aber wäre, dass diese Fläche auch bei heissem Wetter feucht gehalten wird, damit die Schweine eine Suhle zur Abkühlung nutzen können. Eine Erweiterung des Wildschweingeheges ist ebenfalls geplant.

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Wolf Die neue, 12 000 m2 grosse Anlage ist in einem Waldstück gebaut. Sie bietet den Wölfen einen attraktiven Lebensraum mit wichtigen Strukturen wie dichtes Unterholz als Rückzugsmöglichkeit, Aussichtsplätze, Höhlen etc. Einblick ins Gehege haben die Besucher aus einem unterirdischen Unterstand und durch Fenster, die in die abschirmenden Holzwände eingelassen sind. Aufgrund der sich durch die Haltung und Vermehrung von Wölfen in Tierparks ergebenden Probleme mit vermehrten, blutigen Rangkämpfen und überzähligem Nachwuchs verzichtet man im Tierpark Bruderhaus künftig auf die Nachzucht von Wölfen – die Weibchen sind sterilisiert – ein aus Tierschutzsicht vernünftiger und begrüssenswerter Entscheid. Die scheuen Wölfe werden von den Besuchern kaum gestört und können dank der unauffällig eingebrachten Gucklöcher im Gehege trotzdem gut beobachtet werden.

Luchs Eine vorbildliche Haltung dieser scheuen Wildkatze: In einem riesigen, an Vegetation und damit Deckung reichen Waldgehege beidseits eines kleinen Tälchens lebt zurzeit ein einzelner Luchs. Geplant ist mittelfristig die Haltung eines Pärchens. Die Katzen verfügen über zahlreiche Kletterbäume, Versteck- und Ausweichmöglichkeiten, Wasser, erhöhte Aussichtspunkte sowie eine solide Holzhütte als zusätzlichem Witterungsschutz. Die Hütte ist zudem mit Holzpflöcken im Eingangsbereich und erhöhten Liegeflächen ausgestattet, so dass der Luchs auch aus sicherer Warte sein Revier überblicken kann. In diesem Gehege, einem Ausschnitt des natürlichen Lebensraums, ist der Raubkatze die Jagd auf natürlich vorkommende Mäuse und Vögel möglich, und die Versteckmöglichkeiten sind so zahlreich, dass eine Sichtung des Tieres fast schon einem Sechser im Lotto gleichkommt – umso bleibender dürfte der Eindruck sein!

Rothirsche Die grossen Hirsche können eine abwechslungsreiche, grosszügige Anlage nutzen. Ein Bachtobel liegt mitten im Gehege. Die Ufer des Tobels erodieren relativ stark, eine Sanierung ist geplant. Ebenfalls geplant ist eine deutliche Erweiterung des Hirschgeheges über den Bach hinaus in den dahinter liegenden Wald auf der Hügelkuppe, was den Hirschen zusätzliche Weideflächen und Rückzugsgebiete erschliessen wird. Zusätzlich geplant sind ein neues Abtrenngehege, das zwischen dem eigentlichen Hirschgehege und dem Rastplatz beim Luchsgehege eine «Pufferwirkung» haben soll, sowie das Anlegen zusätzlicher Suhlen. Von der früher noch geplanten Gemeinschaftshaltung mit den 108 Sikahirschen wird abgesehen, da sich die männlichen Tiere als unverträglich erwiesen haben.


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Przewalski-Wildpferd und Mufflon Die Erweiterung der Wildpferd-Anlage auf rund 2 Hektaren ist im Bau. Derzeit stehen den Pferden bereits grosszügige Hartkies- und Weideflächen zur Verfügung; im Sommer 2014 soll ihnen zusätzlich eine Wasserstelle als Trinkund Badegelegenheit zur Verfügung gestellt werden. Künftig sollen sie gemeinsam mit den Mufflons gehalten werden; diese erhalten ein nur für sie zugängliches Teilgehege sowie diverse Kletterstrukturen und Unterstände.

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Zoo Zürich www.zoo.ch

Der Zoo Zürich ist der grösste Zoo der Schweiz und mit seinen rund 340 gehaltenen Tierarten auch einer der artenreichsten. Seit einigen Jahren wandelt sich der Zoo stark. Unterdessen entsprechen die meisten Gehege den neuesten Erkenntnissen über eine artgerechte Tierhaltung und haben somit Vorbildcharakter. Kürzlich wurde der neue Elefantenpark «Kaeng Krachan» fertiggestellt – ein Meilenstein, was die Tierhaltung im Zoo Zürich betrifft. Weitere Neu- und Umbauten sind im Bau oder geplant. So sollen die Kamele bald schon in eine «Mongolische Steppe» umziehen können, und neben dem Elefantenpark ist eine «afrikanische Savanne» geplant. Wegweisend ist nach wie vor die Masoala-Halle, die ein Stück Regenwald simuliert. Der Zoo nimmt seine Aufgabe im Bereich Naturschutz und Öffentlichkeitsarbeit sehr ernst und engagiert sich hier im In- und Ausland. Bei besonders weitläufigen Gehegen stehen Fernrohre oder Ferngläser zur Verfügung, um die Tiere besser beobachten zu können. Schlechte Tierhaltungsbeispiele gibt es in diesem Zoo nicht mehr. Einer Verbesserung bedarf aus unserer Sicht aber die Haltung der Menschenaffen. Hier ist der STS der Meinung, dass zuerst die im Sinne des Tierwohls notwendigen Ausbauten (grössere, reicher strukturierte Innen- und Aussengehege für Orang-Utans und Gorillas) in Angriff genommen werden sollten, ehe neue Gehege für neue Tierarten (z.B. Afrikasavanne mit Giraffen, die es bislang im Zoo Zürich nicht gab) erstellt werden.

Positive Beispiele Brillenbären und Nasenbären Diese grosszügige und reich strukturierte Anlage stellt eine Vorzeigehaltung von Bären und Kleinbären dar. Den Tieren stehen unter anderem hohe und vielfältige Klettermöglichkeiten, Rückzugsgebiete, ein Teich, Fliessgewässer, verschiedenste Bodensubstrate, buschreiches Unterholz und erhöhte Stellen zur Verfügung. Öfters braucht es einen geschulten Blick oder Geduld, bis man die Tiere in dem sehr weit-läufigen Gehege entdeckt. Hier ist es gelungen, ein grosszügiges Gehege sowohl für die Brillenbären als auch für eine Grossfamilie Nasenbären zu schaffen, welches dem natürlichen Lebensraum der Tiere (Bergnebelwälder der Anden) nachempfunden ist und ihnen ein artgemässes Verhalten und annähernd natürliches Leben ermöglicht.

Schneeleoparden Das Gehege gibt den natürlichen Lebensraum dieser seltenen Grosskatzen gut wieder. Eine gebir-

110 gige Landschaft wurde an einem Hang realisiert, welche dank grosszügiger Dimension den Tieren


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einen angepassten Lebensraum bietet. Die Tiere verfügen über Aussichtsplätze, ungestörte Ruheorte und Möglichkeiten, sich zurückzuziehen. Trotzdem können die eleganten Katzen von den Besuchern gut aus Distanz beobachtet werden – eine Distanz, die dank Besucherlenkung jederzeit eingehalten wird: Einblicke ins Gehege gibt es nur durch Fenster und Gucklöcher. Ein bewusstes «Draussen lassen» der Besucher wird hier umgesetzt.

Tiger Auch diese Haltung darf als zeitgemäss und gut beurteilt werden. Die Anlage mit total ca. 1400 m2 dürfte für diese riesigen Katzen zwar noch grösser sein. Das Gehege ist indessen artgemäss eingerichtet, mit einem grossen Bad, Rückzugsorten und erhöhten Flächen, Kratzbäumen, etc. Speziell zu erwähnen sind die vom Computer gesteuerten Futterkisten, welche einen Teil des Jagd- und Lauerverhaltens der Tiger simulieren sollen. Damit konnte das frühere Gitterlaufen (eine stereotype Verhaltensstörung) des Tigers «geheilt» werden.

Löwen Die neue Löwen-Anlage wurde 2006 eröffnet. Die Tiere verfügen über eine Totalfläche von ca. 1700 m2. Die reich strukturierte Anlage bietet unter anderem Rückzugsorte, Aussichtspunkte, verschiedene Bodensubstrate und eine Innenanlage. Die Innenanlage ist relativ klein geraten, es ist aber davon auszugehen, dass die Löwen den Grossteil des Jahres freien Zugang zum Aussengehege haben.

Wölfe Die Anlage der Wölfe liegt an einem Abhang, verfügt über Wald und über offenes Gelände. Sie ist für Besucher nur an wenigen Stellen einsehbar, womit den von Natur aus scheuen Tieren genügend Rückzugsmöglichkeiten vor den Menschen gewährt werden. Alles in allem ein gelungenes Gehege, welches dank den vielfältigen Strukturen den Wölfen einen artgemässen Lebensraum bietet.

Masoala-Halle Ein Stück Regenwald mitten in Zürich in einer riesigen Halle: Eine neue Dimension der Zootierhaltung, in welcher die Besucher die Tiere zum Teil suchen müssen. Zoo-Freiwillige sind oft anwesend und zeigen den Besuchern Tiere, die auf den ersten Blick nicht entdeckt werden. Ein Fernglas sollte zur Grundausrüstung gehören, wenn man die Masoala-Halle besucht. Viele der zahlreichen Dschungeltiere können sich frei in der ganzen Halle bewegen und es kann durchaus sein, dass dem Besucher ein roter Vari plötzlich knapp über den Kopf von Ast zu Ast springt.

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Neu kann ein Teil der Halle auch über einen «Baumkronenweg» begangen werden. Die Tiere haben jedoch immer noch genügend Möglichkeiten, sich im dichten Blätterdach zu verstecken oder auf die Streben unter dem Dach vor den Menschen zurückzuziehen. Auch die Aufgabe eines Zoos, seine Besucher zu bilden und für Tier- und Umweltthemen zu sensibilisieren wird hier grossgeschrieben und sehr gut umgesetzt.

Dscheladas, Nubische Steinböcke und Klippschliefer Im «Semien-Gebirge», einer Gemeinschaftsanlage für Dschelada-Paviane, Nubische Steinböcke und Klippschliefer, wird das äthiopische Hochland mit seinen steilen Wiesen, kargen Vegetation und schroffen Felsen nachgebildet. Die Tiere können ein Gelände von rund 2000 m2 nutzen und sich bei Bedarf auch weit vom Publikum zurückziehen. Felsnischen ermöglichen den Dscheladas, sich nachts und bei Regen in den Schutz der Felsen zurückzuziehen, wie sie es auch in freier Wildbahn tun. Grosse Felsblöcke regen zum Klettern an, und auf den von Steinschutt durchzogenen Wiesen können Affen und Steinböcke sich der Nahrungssuche und dem sozialen Gruppenleben widmen. Die Klippschliefer nutzen die Felsen als Ausgucke, Verstecke und Sonnenplätze. Eine tiergerechte Anlage, die für die bedrohte Tierwelt des äthiopischen Hochlandes eine wichtige Botschafter-Funktion erfüllt.

Elefanten-Park Auf rund 10 000 m2 erstreckt sich der neue Elefantenpark «Kaeng Krachan» für die derzeit sieben Indischen Elefanten des Zoos. Er besteht aus einer grosszügigen Aussenanlage für die Elefantenkühe, einer ebenfalls grossen Innenanlage für die Herde, sowie einer im Vergleich mit bisher auch deutlich grösseren Innen- und Aussenanlage für den Bullen, sowie einem Abtrenngehege. Die Aussenanlagen verfügen über unterschiedlichen Untergrund (hauptsächlich Sand, aber auch Fels) und eine abwechslungsreiche Topographie: Mehrere Plätze auf verschiedenen Ebenen sind durch eher schmale Passagen zwischen Felsen, Bäumen oder Wasserstellen miteinander verbunden. Im Innengehege befinden sich grosse Sandflächen, Steine und Bäume zum Kratzen und für die Futtersuche, sowie ein mehrere Meter tiefes Wasserbad (mit Unterwasser-Einsicht für die Besucher). Positiv fallen die Strukturierung des Parks mit verschiedenen Wasserstellen, einem Wasserfall, echten und künstlichen Bäumen und Felsen, viel Vegetation und unterschiedlichem Untergrund auf. Die Elefanten haben viel Platz, um sich zu beschäftigen, einander auch mal aus dem Weg zu gehen oder sich vor den Besuchern zurückzuziehen. Ihr Futter wird ihnen nur noch in Futterverstecken oder hoch oben in Bäumen präsentiert – die Tiere sind somit wie in freier Wildbahn einen Grossteil des Tages mit Futtersuche und –erlangung beschäftigt. Rund um den Park werden die Probleme des Zusammenlebens von Mensch und Wildelefanten in Thailand thematisiert. Nachgebaute verwüstete Felder und Bauernhütten sowie Elefantenzäune 112 vermitteln einen Eindruck vom Leben in Nachbarschaft zum Nationalpark Kaeng Krachan. Besucher


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können einen akustischen Elefanten-Alarm auslösen – die Tiere scheinen sich zwar an den sonoren (und nicht sehr laut eingestellten) Ton gewöhnt zu haben – der bei hohem Besucheraufkommen auffällig häufig erklingt – jedoch wäre doch anzuraten, die Auslösung dieses akustischen Störfaktors zeitlich stark zu beschränken! Im Elefantenpark wird die Herde künftig im «Protected Contact» gehalten, d.h. die Tierpfleger begeben sich nicht mehr zu den Elefanten ins Gehege, sondern dirigieren diese immer durch Gitter hindurch – dies dient der Sicherheit des Personals, aber auch einer «natürlicheren» Lebensweise der Elefanten im Herdenverband. So ist der Elefantenpark eine deutliche Verbesserung der Zürcher Elefantenhaltung und entspricht den heutigen, wissenschaftlich begründeten Ansprüchen an eine tiergerechte Elefantenhaltung.

Pantanal 2012 wurde das Gemeinschaftsgehege «Pantanal» für die Tierwelt der südamerikanischen Feuchtsavannen eröffnet. Eine weitere Tierhaltung mit Vorbildcharakter. Auf einer Fläche von mehreren 1000 m2 , die einer Feuchtsavanne mit lockerem Baumbestand, Schilfgürteln und Schwemmholz nachempfunden ist, leben Capybaras, Tapire, Ameisenbären, GelbbrustKapuziner, Totenkopfäffchen, Hyazintharas, Wehrvögel (Tschajas) und Chile-Flamingos. Den Capybaras und Tapiren stehen grossflächige Weiden, mit Stroh eingestreute Unterstände und Totholzhaufen zum Verstecken oder Nagen (Capybaras) zur Verfügung. In mehreren, miteinander verbundenen Teichen können sie ausgiebig schwimmen. Für die Aras und Affen stehen auf mehreren Inseln hohe Kletterbäume, Ausguckmöglichkeiten und Kletterseile zur Verfügung. Die Flamingos können einen ungestörten Teich hinter Schilfgürteln als Brutplatz nutzen. Das gesamte Gebiet grenzt direkt an die riesige Brillenbärenanlage und die «Auenlandschaft» des Zoos an mit ihren verschiedenen einheimischen Wasservögeln, So bildet der Eingangsbereich des Zoos eine weitläufige Wasser- und Buschlandschaft, die auch einheimischen Vogelarten als Lebensraum dient. Im «Pantanal» wird auf spannende Art Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Die Wege und Holzbrücken führen den Besucher zu verschiedenen Aussichtspunkten und ermöglichen zugleich den Tieren, sich bei Bedarf weit vor den Besuchern zurückzuziehen. Ein nachgebauter Posten der brasilianischen Parkaufseher, ein echtes Polizeiauto der Umweltbehörde, nachgebaute Fallen von Wilderern und diverse Informationstafeln machen nicht nur auf die Tierarten und ihren Lebensraum, sondern auch auf ihre Bedrohung durch Rodung und Wilderei aufmerksam.

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Negative Beispiele Königspinguine Tiere aus extremen Klimazonen bekunden mit unserem Klima unter Umständen Mühe, und es ist grundsätzlich zu hinterfragen, ob es Sinn macht, solche Tiere hier zu halten. Königspinguine leben natürlicherweise auf antarktischen Inseln, wo ganz andere Temperaturen herrschen, als in unseren Sommern. Somit ist eine Aussenhaltung dieser Tiere nur im Winter möglich, im Sommer muss ihnen ein klimatisierter Raum zur Verfügung gestellt werden. Aus rein finanziellen Gründen stösst man hier schnell an Grenzen und somit steht den Pinguinen in der warmen Jahreszeit nur ein kleines Gehege, mit einem minimalen Becken zur Verfügung. Richtig mit Tempo schwimmen können diese Schnellschwimmer im max. 10 Meter langen Becken aber nicht. Von Vorteil ist, dass die Besucher sich in einem unterirdischen, dunklen Raum befinden und deshalb von den Tieren im hellen Gehege wohl kaum richtig wahrgenommen werden.

Anmerkungen Menschenaffen (Gorillas, Orang Utans) Die Haltungsanlagen dieser Tiere sind in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäss. Die Gehegegrössen der beiden grossen Menschenaffenarten Orang-Utan und Gorillas sind gemessen an den Bedürfnissen dieser Tiere und an modernen Haltungsbeispielen im Ausland dürftig. Bei einer Spannweite der Arme von über 3 m bei adulten Orang-Utan Männchen ist wegen der sehr beschränkten Fläche zum Beispiel ein ausgeprägtes Hangeln kaum möglich. Auch die Aussengehege sind nur klein. In der Planung des Zoo Zürich ist der Ausbau der Menschenaffen-Anlage bis ins Jahr 2030 aufgeführt. Hier sollte der Zoo-Zürich im Interesse der Tiere nach Meinung des STS unbedingt rascher eine zeitgemässe Anlage realisieren.

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Connyland, Lipperswil www.connyland.ch

Das Connyland in Lipperswil betrieb bis 2013 das letzte Delfinarium in der Schweiz. Der Schweizer Tierschutz STS ist der Meinung, dass Delfine zu denjenigen Tierarten gehören, welchen in Gefangenschaft nie auch nur annähernd die nötigen Bedingungen für ein artgemässes Leben geboten werden können. Da auch die neue Tierschutzverordnung völlig ungenügende Mindestmasse festlegt, ist unter Schweizer Bedingungen keine vertretbare Delfinhaltung möglich. Der STS hat daher auch die Delpinhaltung im Connyland jahrelang scharf kritisiert. Das 2012 vom Parlament erlassene Importverbot für Cetaceen in die Schweiz war dann auch nur zu begrüssen. Allerdings stellte es das Connyland vor das Problem, was mit den noch vorhandenen Tieren geschehen sollte. Zwei der Tiere (Mutter und Kalb) wurden Ende 2013 in die «Dolphin Cove» nach Jamaica verbracht (eine vergleichsweise gute Haltung mit relativ viel Platz und Haltung der Tiere in einer seichten, abgesperrten Meeresbucht, wo sie zumindest Salzwasser, Gezeiten und natürlichen Meeresgrund kennenlernen werden). Für das bereits ältere Delphinweibchen «Chicky» ist es eine Rückkehr in die Heimat: Chicky ist ein Wildfang aus der Karibik… Das dritte Tier, ein junges Männchen, verstarb noch vor der Reise im Connyland. Nach dem Wegzug der Delphine sind nun Seelöwen und Papageien die tierische Hauptattraktionen, neben Bahnen und viel Rummelplatzstimmung.

Positives Beispiel Papageien Die Haltungsanlagen der verschiedenen Papageien-Arten sind geräumig und erlauben den Tieren zumindest kurze Flüge und ausgiebiges Klettern. Die Tiere werden in Gruppen gehalten. Eher negativ zu bewerten ist hingegen die Show, für welche die Tiere verwendet werden. Zwar werden hier auch die phänomenalen Denk­ leistungen der Vögel demonstriert (unter anderem Zählen, Puzzles zusammensetzen), doch haben die meisten Übungen (Fahnen hissen, Modellauto fahren etc.) wenig mit einer artgemässen Beschäf­tigung und einem würdevollen Umgang mit diesen Tieren zu tun. Das 2010 noch beobachtete Tier mit den stark stereotypen Verhaltensstörungen war 2011 nicht mehr in der Manege zu sehen.

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Negative Beispiele Seelöwen Zwar preist das Connyland die Seelöwen-Anlage als «riesiges Bassin» an. Tatsächlich jedoch handelt es sich um drei winzige, miteinander verbundene Schwimmbecken, deren Gesamt­ fläche im Vergleich zu anderen Schweizer Zoos höchstens durchschnittlich ausfällt. Dieses Gehege kann den Tieren niemals ein artgemässes Leben bieten, denn es fehlt nicht nur die notwendige Tiefe für richtiges Tauchen, sondern auch ein Kletterfelsen, mit welchem die Felsküsten – der natürliche Lebensraum dieser Tiere – imitiert würden. Die Seelöwen können zwar schwimmen und tauchen, aber für diese Schnellschwimmer (bis 40 km / h) und Tief­ taucher (über 100 Meter) sind die Masse des Beckens entschieden zu klein und das gesamte Gehege binnen Sekunden durchquert. Die Seelöwen-Show mit den klassischen Kunststücken wie Handstand, Klatschen, Sprünge vollführen etc. wird mit pädagogisch sinnvollen Informationen vorgetragen. Die Zuschauer erfahren viel über die Besonderheiten, die Lebensweise und die Fähigkeiten dieser eleganten Tiere – Auskünfte, die jedoch in eklatantem Widerspruch zu den minimalistischen Haltungsbedingungen stehen.

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Greifvogelpark Buchs www.greifvogelpark.ch

Der Greifvogelpark Buchs präsentiert auf rund 10  000 m2 einen in der Schweiz einmaligen Bestand von rund 60 einheimischen und exotischen Greifvogel- und Eulenarten. Die Volieren sind gepflegt, wirken aber alle etwas «aufgeräumt» mit wenigen Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere. Auch die Schlaf- und Nistkästen sind zumeist frontal einsehbar, und in den meisten Käfigen sind nur sehr eingeschränkt Flüge möglich. Einige Tiere – hauptsächlich die grossen Adler-, Geier- und Eulenarten – werden zwar im Rahmen von regelmässigen Flugshows trainiert und haben so wahrscheinlich ausreichend Gelegenheit, zu fliegen. Die Gehege der meisten Eulen und Falken sind aber für eine artgerechte Haltung zu klein. Eine Reduktion des Tierbestandes und eine Vergrösserung der Gehege wären hier wünschenswert. In dem Zoo gibt es keine hervorragenden Haltungsbeispiele, aber auch keine eigentlichen Missstände.

Beispiele Weisskopf-Seeadler Die zwei grossen Adler teilen sich eine Voliere von ca. 60 m2 Grundfläche (Mindestfläche gemäss Tierschutzverordnung) und einer Höhe von 3 m. In dieser Voliere ist es den Vögeln nicht möglich, zu fliegen – ein grundsätzliches Problem aller Zoos bei der Haltung grosser Greifvögel. Die Tiere in Buchs werden aber regelmässig trainiert, daher ist die Voliere eher als Ruhe-, denn als Aktionsraum zu betrachten. Ein Drittel der Voliere inklusive des erhöhten Unterstandes ist überdacht, so dass sich die Vögel vor heisser Witterung in den Schatten und bei Regen ins Trockene zurückziehen können. Ein paar Holzstrukturen bieten zusätzliche Aufbaummöglichkeiten; eine buschige Arve gibt etwas Sichtschutz. Das kleine Wasserbecken ist als (vorgeschriebene) Badegelegenheit etwas dürftig. Die Voliere ist von drei Seiten einsehbar und wirkt sauber und gepflegt. Alles in Allem eine akzeptable Adlerhaltung – aber nur vor dem Hintergrund des regelmässigen Trainings ausserhalb der Voliere.

Weitere Greifvogelvolieren Auch die Gehege der Steppen-, Stein-, See- und Riesenseeadler, der Gaukler, Schopfadler, des Carancho und des FalklandKarakara sowie der Milane und Bussarde sind zum Fliegen eher zu klein (vom Aufbaumen und Landen abgesehen), aber als Ruhe-Volieren ausreichend gross. Grundsätzlich wären bei allen Gehegen nebst einem grösseren Gesamtvolumen mehr Sichtblenden, Bäume und Büsche und natürliche Strukturen (Felsen, Totholz, Sandbad) sowie grössere Wasserbecken oder natürliche Wasserstellen wünschenswert. Die Tiere sind derzeit alle ziemlich ausgestellt. Davon ausgehend, dass diese Arten aber alle auch ausserhalb der Volieren bewegt werden, kann die Haltung als akzeptabel bis gut beurteilt werden. Sollten einzelne Tiere die Voliere nie verlassen können, wäre eine Haltung auf so kleinem, wenig

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natürlich strukturiertem Raum aber fragwürdig. Einige der Tiere tragen Lederbänder an den Füssen, die zum Festhalten beziehungsweise Anbinden im Rahmen des Trainings dienen. Diese Fussbändel scheinen die Tiere aber nicht zu stören und beeinträchtigen ihre Beweglichkeit nicht.

Eulen-Volieren Die meisten Eulenvolieren sind sehr klein und verfügen über zu wenig Versteckmöglichkeiten und Sichtschutz vor dem Publikum und den benachbarten Vogelarten. Die störungsempfindlichen, nachtaktiven Tiere sind während des Tages – also bei Publikumsandrang – auf Ruhe und Verstecke angewiesen. Leider sind aber sogar ihre Schlafhöhlen nach vorne offen, und auch der Witterungsschutz ist rudimentär. Die Volieren sind zum Herumfliegen zu klein und von der Struktur her generell wenig geeignet, das Verhalten der Tiere zu bereichern. Mehr Felsen, Bäume, Aufbaummöglichkeiten, Sand- und Wasserbäder – sowie bei den Kanincheneulen die Möglichkeit, Bodenhöhlen zu nutzen – wären empfehlenswert. Da man davon ausgehen muss, dass nur mit wenigen Arten (Uhu, Bartkauz) trainiert wird, die meisten Arten (Zum Beispiel Kanincheneule, exotische Kleineulen) aber ihr ganzes Leben in diesen Volieren verbringen müssen, ist eine Aufwertung der Haltungsbedingungen (eher grössere Volieren, mehr Strukturen) wünschenswert.

Falken-Volieren Falken sind schnelle, gewandte Vielflieger, die erstaunliche Manöver in der Luft vollführen können. Die klassischen, in der jagdlichen Falknerei verwendeten Grossfalkenarten wie Wander- und Sakerfalke, sowie einzelne kleinere Arten (z. B. Baumfalke) dürften auch im Greifvogelpark Buchs regelmässig trainiert werden. Ihre Haltung in nur mittelgrossen Volieren ist daher vertretbar, auch wenn auch hier eine naturnähere Strukturierung empfehlenswert wäre. Fraglich ist aber, ob die winzigen Volieren, in denen beispielsweise Rötel- oder Turmfalken gehalten werden, den Tieren (derzeit 4–5 Individuen pro Voliere) ausreichend Bewegung und Beschäftigung bieten können, wenn sie darin ihr ganzes Leben verbringen sollen.

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Knies Kinderzoo, Rapperswil www.knieskinderzoo.ch

Knies Kinderzoo in Rapperswil hat sich auf Kinder und Familien spezialisiert. Die neu erstellten Anlagen für Giraffen, Zebras, Watussi-Rinder und Kamele sowie die vielen laufenden oder kürzlich durchgeführten Aufwertungen bestehender Gehege (unter anderem Flamingos, Alpakas, Wallabys und Maras, Streichelzoo, Kattas) sind Beweis für die grossen Anstrengungen, die unternommen werden, um den Tieren tiergerechte Anlagen zur Verfügung zu stellen. Pädagogisch sehr wertvoll sind die vorbildlichen Haltungen für Heimtiere wie Meerschweinchen, Kaninchen und Schildkröten. Kinder und Eltern sehen konkret, wie eine tiergerechte Haltung dieser beliebten Heimtiere aussieht.

Positive Beispiele Erdmännchen und Fuchsmanguste Grosszügiges Gehege, in dem die zwei Tierarten gemeinsam leben. Die zahlreichen gegrabenen Löcher, «Sonnenplätze» (Wärmelampen) sowie eine Innenanlage erlauben den Tieren ein artgemässes Leben, viel Beschäftigung und tolle Rückzugsmöglichkeiten. Eine schöne, gute Anlage für die kleinen, flinken Tiere.

Totenkopfaffen und Goldaguti Ein grosszügiges Gemeinschaftsgehege, gebaut als riesige Voliere, mit ausgiebigen Klettermöglichkeiten für die kleinen Affen. Unterschiedlicher, natürlicher Untergrund (Schnitzel, Kleewiese etc.) und eine vielfältige Topographie bringen die nötige Abwechslung. Fazit: Eine vorbildliche Gemeinschaftshaltung.

Giraffen, Zebras, Watussi-Rinder und Perlhühner Steppenartige Gemeinschafts-Anlage mit unterschiedlichen Bodensubstraten und einem Sandbad. In grossen Teilen kein direkter Kontakt Besucher / Tiere möglich (Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere). Von einer erhöhten Plattform aus kommen die Besucher den fressenden Giraffen aber sehr nahe, wenn diesen frische Zweige und Laub gereicht werden. Grosse Innenanlage im hinteren Bereich. Mit 2500 m2 eine grosszügige Anlage. Rückzugsmöglichkeiten, Schatten, Beschäftigungsobjekte etc. sind vorhanden. Das neue Giraffenhaus bietet den Tieren auf rund 300 m2 mit flexiblen Boxenwänden ein grosses Nachtquartier. Hier können die Tiere je nach Situation wahlweise in Boxen oder Laufställen eingestallt werden. Zum Laufstall gehört ein permanent begehbarer Auslauf von ca. 180 m2. Dieser Auslaufboden ist frostsicher gestaltet. Das Giraffenhaus bietet verschiedene Strukturen, wie etwa höhenverstellbare Futterkästen. Diese werden täglich in unterschiedlicher Höhe arretiert. An fest installierten

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Baumstämmen werden abends frische Futteräste zur nächtlichen Beschäftigung der Tiere befestigt. Eine flexible Veterinärbox ermöglicht Untersuchungen und Behandlungen der Tiere ohne Sedation. Den Watussi-Rindern und Zebras stehen Bürsten zum Schrubbern und ein Wälzplatz (für die Zebras) zur Verfügung. Ausserdem werden gelegentlich die Elefanten auf die Anlage gelassen, was für alle Beteiligten Abwechslung und einen gewissen «Nervenkitzel» bedeutet. Unterdessen haben sich die Giraffen, Rinder und Zebras an die Besuche der Dickhäuter etwas gewöhnt, so dass sie keine Angst mehr zeigen. Aber auch die Elefantenkühe bewahren bei diesen Ausflügen durchaus einen gesunden Respekt vor den anderen Grosstieren und bleiben als Herde jeweils dicht beisammen. Ein gelungener Fall von «Verhaltensbereicherung» für alle beteiligten Tierarten.

Kamele Auf der neuen Anlage stehen den Kamelen über 4000 m2 zur Verfügung. Der Kamelhengst kann neu in einem Laufstall mit permanentem Auslauf gehalten werden. Er bleibt dabei in ständigem direktem Kontakt zu den weiblichen Tieren. Für abkalbende Kamelkühe steht eine Mutter-Kindbox zur Verfügung, so dass die Mutter und ihr Neugeborenes erst einmal ein paar Tage Ruhe haben. Das Gehege ist reich strukturiert, neben verschiedenen Bodensubstraten wie Sand und Gras gibt es frische Bäume zum Schälen und alte Baumstämme zum Kratzen. Täglich findet das Karawanenreiten mit 5–6 Kamelen statt. Die Kinder dürfen die Kamele auch unter Anleitung füttern, wobei es den Kamelen frei steht, sich füttern zu lassen oder sich zurückzuziehen.

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Negative Beispiele Seelöwen Wenig tiergerecht und dringend zu verbessern ist aus STS-Sicht die Haltung der Seelöwen. Die Becken sind viel zu klein, zu wenig tief und – abgesehen von den Verbindungskanälen zwischen den Becken – kaum strukturiert. Die Tiere verfügen über ein kleines Becken im Innenraum (total 106  000 Liter) das über einen Schwimmkanal mit dem Vorführbecken von 750  000 Liter (ca. 180 m2) verbunden werden kann. Zusätzlich können die Tiere ein winziges, von der Seite frontal einsehbares Aussenbecken von 50  000 Litern nutzen. Für Seelöwen als Schnellschwimmer und Tieftaucher sind solche Verhältnisse, auch wenn die Mindestvorschriften der Tierschutzverordnung übertroffen sind, viel zu eng. Auch die drei Trockenplätze von 50 m2 am Vorführbecken, 15 m2 und 10 m2, sind klein und grösstenteils nur im Innenraum vorhanden. Zusätzlich zu den Trockenplätzen stehen den Tieren ein Floss von 4 m2 und ein Rost von 10 m2 im Innenbereich zur Verfügung. Für die Besucher ist nur ein Teil der Anlage einsehbar. Positiv aus Tierschutzsicht: Der Zooleitung sind diese Mängel bewusst, und die ganze Anlage soll mittelfristig neu konzipiert und vergrössert werden. Eine wirklich tiergerechte Haltung von Seelöwen als bewegungsfreudige, intelligente und soziale Meeressäuger ist äusserst anspruchsvoll und aufwendig. Die Tiere sollten zur Vorbeugung von Gesundheitsproblemen in Salzwasser (statt chloriertem Süsswasser) gehalten werden (derzeit nur im kleinen Aussenbecken der Fall) und benötigen Strukturen wie Licht und Schatten, Ruheplätze auf Sand oder Kieselsteinen zum Sonnenbaden, unterschiedlich tiefe Wasserstellen, Vorsprünge, Überhänge unter Wasser und Inseln oder Kletterfelsen. Auch eine künstliche Brandung ist denkbar und Verhaltensanreicherung in Form erschwerter Futtersuche und / oder «Arbeit» notwendig, um die Tiere ausreichend zu beschäftigen. Derzeit ist aus Tierschutzsicht keine der Seelöwenhaltungen in der Schweiz genügend.

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Anmerkungen Elefanten Erfreulicherweise wurde die Anlage mit der frei gewordenen Nashornanlage um 450 m2 erweitert, sodass den Elefanten jetzt mehr Fläche zur Verfügung steht. Wie in allen Schweizer Zoos, die Elefanten halten, ist jedoch die Anlage mit jetzt 2010 m2 immer noch klein geraten. Ein Expertenbericht des STS geht von 5000 bis 10  000 m² für eine tiergerechte Elefantenanlage aus. Die Anlage im Kinderzoo ist hingegen gut strukturiert mit verschiedenen Bodensubstraten und Scheuermöglichkeiten. Weiter positiv ist die Unterteilung in zwei Bereiche, die für die Tiere frei zugänglich sind; nur während des Elefantenreitens ist ein Teil abgetrennt. Das Gehege verfügt über ein permanent zugängliches Bad, das nur zur Reinigung abgetrennt wird. Die Elefanten können von Besuchern unter Anleitung gefüttert werden. Total erneuert wurde der 800 m2 grosse Elefantenstall. Dort leben die sechs Elefanten nachts. Im Winter gesellen sich auch die Elefanten des Circus Knie hinzu. Der Stall ist mit viel Tageslicht ausgeleuchtet und mit einem neu entwickelten Bodenbelag versehen. Ein flexibles Boxensystem ermöglicht eine unterschiedliche Strukturierung des Stalles: Die ganze Stallfläche kann der Gruppe zur Verfügung gestellt und bei Bedarf in einzelne Teile unterteilt werden. Positiv ist auch, dass die Tiere nie angebunden werden und sich in ihrem Abteil auch nachts frei bewegen können. Die Elefantenhaltung ist die «Paradedisziplin» des Kinderzoos Rapperswil, und es wird ein grosser Aufwand betrieben, um die Tiere geistig und körperlich zu beschäftigen und tiergerecht unterzubringen. Die Innenstallungen sind vom Auslauf durch die Strasse getrennt. Daher werden die Elefanten täglich von ihren Pflegern über die Strasse und auf ihre Anlage im Zoo geführt. Auch sonst unternehmen die Tiere (auch die während der Zirkustournee daheim gebliebenen) regelmässig geführte Spaziergänge oder gehen im Sommer im See baden (die Stadt Rapperswil baut eine eigens für die Elefanten gedachte Badestelle mit Ein- und Ausstiegsrampe in den Zürichsee). Die Innenstallungen sind die Besten ihrer Art in der ganzen Schweiz. Die insgesamt neun Elefantenkühe bewegen sich frei in einer riesigen Halle, die durch Betonpfeiler und verschiedene massive Trennzäune in miteinander verbundene und ständig zugängliche Teilbereiche aufgeteilt ist. So können sich die Tiere sowohl gemeinsam auf grossen, gut eingestreuten Offenflächen aufhalten, als auch sich bei Bedarf aus dem Weg gehen. Die weichen Kunststoffböden in den Gängen und Pflegebereichen sind so gebaut, dass Urin und Wasser von alleine abfliessen. Die Ruhe- und Futterplätze sind dick mit Stroh und Sand (mehrere, unterschiedliche Substrate bieten Wahlfreiheit) eingestreut. In einem eigens eingerichteten Sandbad können die Elefanten nach Lust und Laune Sand anhäufen, darin wühlen, sich wälzen oder im Sand ruhen – ein Angebot, von dem offenbar rege Gebrauch gemacht wird. An den Wänden befinden sich zum Scheuern geeignete Materialien, und an den Decken wie auch am Boden befinden sich diverse Beschäftigungsmöglichkeiten (Zum Beispiel mit Heu oder Gemüse gefüllte Plastiktonnen oder eiserne Gitterquader), welche das Erlangen von Futter erschweren und die Elefanten zum geschickten Einsatz ihres Rüssels 122 animieren.


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Verhaltensstörungen, wie das bei Elefanten in Menschenhand häufige und typische «Weben» auf den Vorderläufen, treten praktisch gar nicht auf und konnten vor Ort auch nicht beobachtet werden. Die Aussenanlage ist derzeit allerdings nur durchschnittlich und mit den anderen Schweizer Elefantenhaltungen in Zürich und Basel vergleichbar: Ein betonierter Graben, ein Unterstand sowie ein Wasserbecken. Für alle neun Tiere ist die Anlage eher klein, wird aber im Sommer nur von sechs Tieren regelmässig genutzt (drei auf Tournee), und im Winter nur, wenn die Witterungs- und Schneeverhältnisse es ermöglichen. Bei schlechten Wetterverhältnissen steht den Tieren die Reithalle täglich für ein paar Stunden zur Verfügung. Dieses Jahr soll mit dem Bau des grossen «Elefantenparks» begonnen werden, der bis 2015 fertiggestellt sein sollte. Das alte Elefantengehege wird abgerissen und soll später Platz bieten für ein grosses, neues Geparden- und ein Pinguingehege. Auf rund 7000 m2 (und damit der grössten Elefanten-Anlage der Schweiz) werden den neun Elefantenkühen und ihrem künftigen Zuchtbullen grosszügige Ausläufe mit naturnahen Strukturen (Felsen, Asthaufen, Bäumen und Büschen), ein zusätzlicher Bullenstall mit Kral, sowie ein bis zu 3,5 m tiefes, rund um einen Felsen angelegtes Bad zur Verfügung stehen. Die Besucher erhalten über Holzbrücken Einblick in die neue Anlage.

Last update: STS-Zoobericht 2013

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Plättli-Zoo, Frauenfeld www.plaettli-zoo.ch

Der Plättli-Zoo in Frauenfeld ist bemüht, alte Anlagen zu verbessern und neue Gehege zu bauen. Die Möglichkeiten für einen kleinen Zoo sind jedoch beschränkt. Die Tiere sind akzeptabel bis gut gehalten.

Positive Beispiele Waschbären Diese relativ neue Anlage ist sehr gut gelungen, einzig schade, dass das Wasser nicht als Bach durchs Gehege fliesst. Den Tieren steht ein grosszügig strukturiertes Gehege zur Verfügung und sie können sich hoch auf die Bäume zurückziehen, was sie artgemäss auch tun. Die Tiere können zudem im Gehege herumstreifen und es ausgiebig erkunden, Futter suchen und sich mit Artgenossen beschäftigen.

Papageien Die nach dem letzten STS-Zoobericht total neu erstellte Anlage für die Papageien ermöglicht den grossen Vögeln ein deutlich besseres Leben und auch beschränktes Fliegen. Grosszügige Aussenvolieren gehören zu einer artgemässen Papa-geienhaltung, genau wie die Innenräume für die kalte Jahreszeit.

Lama und Wallaby Diese beiden Arten leben je in einem Gehege (Weide) mit dazugehörigem Unterstand / Stall. Alles in allem eine gute Anlage, die den Bedürfnissen der Tiere gerecht wird.

Berberaffen Die neue Anlage für Berberaffen ist ein Beispiel vorbildlicher Tierhaltung. Den Tieren steht in der weitläufigen Anlage ein grosser Kletterfelsen (mit Innenraum) zur Verfügung, ausserdem mehrere hohe Kletterbäume, die auch bei widrigstem Wetter gerne als Aussichtspunkt genutzt werden, sowie ein Wasserbecken zum Planschen. Den Tieren ist es offensichtlich wohl in der Anlage. Dank der Grösse des Geheges und der Tatsache, dass nur eine Seite für die Besucher direkt zugänglich ist, können sich die Tiere bei Bedarf auch vor dem Publikum zurückziehen.

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Negative Beispiele Schimpansen Die Menschenaffen können eine rundum vergitterte Aussenanlage sowie eine Innenanlage nutzen. Im Gehege befinden sich einige Kletterstrukturen, ein paar kleine Felsblöcke und andere erhöhte Orte. Ansonsten ist das Gehege wenig strukturiert. Es fehlt an Platz, Kletterfelsen und einer naturnahen Umgebung, welche die hochintelligenten Tiere im Klettern, Fortbewegen, Futtersuchen etc. beschäftigen würde. Auch Methoden zur Verhaltensanreicherung wären hier wünschenswert, beispielsweise Futterkästen, an denen die Tiere den Werkzeuggebrauch üben könnten.

Anmerkungen Löwen Diese Anlage wurde 2004 neu erstellt und zwar für Löwen und Tiger. Kürzlich wurde die Tigerhaltung aufgegeben und das frei werdende Gehege zusätzlich den Löwen zur Verfügung gestellt, denen nun eine Fläche von rund 500 m2 zur Verfügung steht. Diese Platzvergrösserung für die Löwen ist positiv zu vermelden. Das Gehege ist aber vom Grundriss her immer noch beengt, die Tiere haben kaum Rückzugsmöglichkeiten und sind ziemlich ausgestellt. Eine Aufwertung des Geheges durch Vegetation, Topographie, erhöhte Liegeplätze und eine Vergrösserung wären wünschenswert, zumal die Löwenhaltung offenbar auch langfristig beibehalten werden soll.

Pumas Seit Neuestem hält der Plättli-Zoo Pumas (ein junges Geschwisterpaar). Den Tieren steht derzeit ein Gehege von rund 120 m2 zur Verfügung. Dieses enthält einige wenige Kletterstrukturen (Baumstämme, einen Felsblock) und hochgelegene Ruheplätze sowie gedeckte Rückzugsmöglichkeiten. Das Gehege ist für die äusserst bewegungsaktiven, jungen Katzen aber zu klein und reizarm. Eine Erweiterung um rund 80 m2 ist geplant, ebenso ein Beschäftigungsprogramm – was sehr begrüssenswert ist. Bei einer Erweiterung der Anlage sollte insbesondere darauf geachtet werden, den Tieren zusätzliche Klettermöglichkeiten, Verstecke und erhöhte Aussichtspunkte zur Verfügung zu stellen. Wünschenswert wären insbesondere natürliche Strukturen wie Kletterfelsen oder naturnahe Wasserstellen. Grundsätzlich wäre aus Tierschutzsicht ein Verzicht auf die Haltung einer der beiden Katzenarten empfehlenswert (Zum Beispiel nach Ableben der Löwen), so dass auf dem zur Verfügung stehenden Platz eine einzige, dafür wirklich gute Haltung für die andere Art (Pumas) realisiert werden könnte.

Last update: STS-Zoobericht 2011

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Schlangenzoo Eschlikon www.schlangenzoo.ch

Der Schlangenzoo in Eschlikon ist die grösste (Gift-) Schlangensammlung ihrer Art in der Schweiz. Der Zoo ist aus einer privaten Hobbyhaltung entstanden. Heute ist der Schlangenzoo an drei Tagen die Woche öffentlich zugänglich. Zudem werden vor Ort Terrarien hergestellt und Zubehör sowie Tiere verkauft. Tiere werden grundsätzlich nur in gute Hände und mit Kaufvertrag abgeben und bewilligungspflichtige Arten selbstverständlich nur gegen Vorzeigen der Haltebewilligung abgegeben. Man ist im Schlangenzoo bemüht, nur Tiere aus eigener Nachzucht zu verkaufen und damit dem Import von Wildfängen entgegen zu wirken. Der Schlangenzoo dient zudem als Auffangstation für an der Grenze beschlagnahmte Tiere. Die Tierhaltung im Schlangenzoo ist aus Tierschutzsicht unproblematisch. Es gilt vorauszuschicken, dass für die wechselwarmen, hauptsächlich instinktgesteuerten Schlangen grundsätzlich andere Voraussetzungen in Bezug auf eine artgerechte Haltung erfüllt sein müssen, als bei Vögeln oder Wirbeltieren. Diese Tiere verbringen einen Grossteil ihrer Zeit regungslos am Ort. Die Grösse des Terrariums muss der jeweiligen Körpergrösse des Tieres entsprechend seinem Alter und Entwicklungsstadium angepasst sein. Wichtig ist daher, dass potentielle Käufer immer auf die mögliche Endgrösse des Tieres und das dafür notwendige Terrarium hingewiesen werden. Grundbedürfnisse wie Wärme, Licht, Wasser, Rückzugsmöglichkeiten oder Häutungshilfen sowie Kletterstrukturen bei baumlebenden Arten und tiergerechtes Futter müssen selbstverständlich erfüllt sein. Jedoch spielen «Auslauf» oder «Beschäftigung» eine untergeordnete Rolle. Daher können auch relativ kleine Terrarien durchaus als artgerecht bezeichnet werden, sofern sie der darin lebenden Schlange die für ihr gesundes Gedeihen notwendigen Voraussetzungen bieten. Tierschutzwidrig sind unter diesem Gesichtspunkt weniger kleine Terrarien, als vielmehr falsches Temperaturregime, falsche Luftfeuchtigkeit oder Einrichtung, fehlende Verstecke, Häutungshilfen oder Hygiene, nicht artgemässe Fütterung oder Haltung in überbelegten Terrarien, sowie Vernachlässigung der Gesundheitskontrolle. Grundsätzlich sind Schlangen Einzelgänger. Sofern sie sich aus dem Weg gehen können, ist aber gegen die Haltung von zwei Tieren nichts einzuwenden, da Schlangen keine Reviere verteidigen und sich nur als Fressfeinde oder Rivalen um ein Weibchen bekämpfen. Bei guten Haltungsbedingungen, ausreichend Nahrung und Abwesenheit von konkurrierenden Geschlechtsgenossen sind Schlangen durch die Nähe von Artgenossen nicht beeinträchtigt.

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Positive Beispiele Europäische Hornviper / Hornotter Diese Schlangenart kommt in trockenem, steinigem Buschland vor und erreicht eine Länge von 40–80 cm. Die im Schlangenzoo gehaltenen Exemplare sind noch vergleichsweise klein (ca. 30 cm), daher genügt noch ein kleineres Terrarium. Für diese Art wichtig ist das Vorhandensein «sonniger» Steinflächen sowie Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten unter Steinen oder Hölzern. Das Terrarium ist entsprechend eingerichtet und bietet den Tieren mittels Spotstrahlern mehrere Plätze für ein Licht- und Wärmebad, aber auch kühlere Stellen zum notwendigen Ausgleich der physiologischen Temperaturfunktion.

Grüne Mamba Die Grüne Mamba, eine der giftigsten Schlangen der Welt, wird bis zu 2 m lang und lebt im Gegensatz zur Schwarzen Mamba ausschliesslich auf Bäumen und Sträuchern. Im Schlangenzoo lebt ein Tier in einem relativ grossen, hohen Terrarium, das mit echten Büschen, Ästen und Ranken ausgestattet ist, wo die Schlange die meiste Zeit regungslos verharrt. Auf das Terrarium aufgebaut ist eine verdunkelte, abgeschirmte Box, in welche sich die scheue Schlange zurückziehen kann.

Gabunviper Die kräftig gebaute Gabunviper ist die grösste Viper und die schwerste Giftschlange der Welt und verfügt zudem über die grössten Giftzähne. Diese Schlangenart verbringt die meiste Zeit regungslos lauernd auf dem Waldboden des tropischen Zentralafrikas. Im Terrarium wird diesem Umstand Rechnung getragen, indem der Boden mit einer dicken Laubschicht eingestreut ist und dicke Äste den Tieren Versteckmöglichkeiten bieten. Die hohe Luftfeuchtigkeit wird durch eine Nebelanlage gewährleistet, die bei Bedarf einen warmen Sprühnebel im Terrarium verteilt.

Gelbe Anakonda Entscheidend für die artgerechte Haltung dieser kleineren Anakonda-Art (sie erreicht maximal 3,5 m Länge) ist ein feuchtes Biotop mit einem grösseren Wasseranteil. Das Terrarium im Schlangenzoo entspricht der aktuellen Grösse der Schlange (rund 3 m) und bietet nebst trockenen und

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geschützten Liegeplätzen ein ausreichend tiefes Wasserbecken, in dem die Schlange schwimmen oder ruhen kann.

Anmerkungen Haltung von Giftschlangen Die Haltung von Giftschlangen (sowie der grossen Würgeschlangen) ist bewilligungspflichtig. Wer eine Giftschlange halten will, sollte über mehrjährige Erfahrung in der Haltung ungiftiger Schlangen verfügen und muss einen Sachkundenachweis erbringen. Dieser besteht aus einem 5-stündigen, obligatorischen Theoriekurs. Ein praktischer Kurs im sogenannten «Handling» der Schlangen kann aus versicherungstechnischen Gründen nicht gefordert werden, doch sollte es für jeden angehenden Giftschlangenhalter selbstverständlich sein (auch und besonders im Interesse der eigenen Sicherheit), sich im praktischen Umgang mit den Tieren schulen zu lassen (beispielsweise durch einen erfahrenen Tierhalter). Das kantonale Veterinäramt beurteilt im Rahmen der Haltebewilligung die geplante Haltung aufgrund der Vorkenntnisse des Schlangenhalters, der vorgesehenen Art, den Bestimmungen zur Tierhaltung gemäss Tierschutzverordnung (TSchV), Vorhandensein eines ausbruchsicheren Terrariums und des Sachkundenachweises. Als Giftschlangen für Anfänger sind beispielsweise Zwergklapperschlangen, Hornvipern oder der nordamerikanische Kupferkopf geeignet. Wichtig ist, dass die Tiere aus Nachzucht stammen und nicht als Wildfänge der freien Wildbahn entstammen. Leider werden Reptilien nämlich immer noch in beträchtlichem Ausmass zwecks Terrarienhaltung der freien Wildbahn entnommen. Ebenfalls zu beachten ist beim Kauf einer Schlange, dass sie futterfest, also Totfutter gewohnt ist. Mit jeder Schlangenhaltung verbunden ist die Problematik der Futtertiere. Die Lebendfütterung von Wirbeltieren (Zum Beispiel Ratten, Küken, Fischen, anderen Schlangen) ist in der Schweiz grundsätzlich verboten. Die tiefgekühlten Futtertiere stammen aus Massenproduktion, oder es handelt sich um Eintagesküken. Eine artgerechte Haltung der Futtertiere aus dem Versand- und Tierbedarfshandel ist daher nicht gewährleistet. Schlangenhalter brauchen für die Zucht und Tötung von Futtertieren für den Eigenbedarf jedoch eine Ausbildung und Bewilligung, so dass dies für die wenigsten Schlangenhalter eine Alternative sein dürfte.

Last update: STS-Zoobericht 2012

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Tier- und Freizeitpark Chur www.tierpark-chur.ch

Den Tier- und Freizeitpark Chur gibt es seit erst rund zehn Jahren. Es handelt sich um eine kleinere Parkanlage am Ortsrand der Bündner Hauptstadt. Der Park soll Stadtkindern die Natur näher bringen und verfügt über verschiedene Spielmöglichkeiten. Es werden unter anderem Ponys, Schafe, Ziegen, Hängebauchschweine, Alpakas, Lamas, Kaninchen, Hühner, Fasanen, Enten, Gänse und speziell Pro Specie Rara-Nutztiere gezeigt. Im vergangenen Jahr wurde der Tierpark noch wegen der ungenügenden Haltung von Kaninchen, Enten und eines einzelnen Pennantsittichs kritisiert – offenbar hat man sich dies zu Herzen genommen. Alle Enten geniessen nun Auslauf auf Wiesen und haben Zugang zu einer grossen Wasserfläche; die Einzelhaltung des Pennantsittichs wurde aufgegeben, und das Kaninchengehege deutlich verbessert. Die Tierhaltung ist in den meisten Bereichen nun vorbildlich. Die Weiden der Nutztiere sind sehr grosszügig und tiergerecht. Die Tiere haben zeitweise Weidegang ausserhalb der Gehege. Alle Tiere leben in Gruppen oder auch in Artgemeinschaften. Das Ziegengehege mit vier Ställen als Rückzug und einer grossen und gut strukturierten Fläche mit viel Klettermöglichkeit ist ein Beispiel für die gute Tierhaltung. Im letzten Jahr wurden die veralteten Volieren kritisiert. Diese Volieren wurden nun in eine einzige, grössere Voliere umstrukturiert. Darin befanden sich nur noch zwei Fasane und einige Hühner. Nur einige wenige Gehege sind mit Informationen zu den Tieren versehen (Pro Specie Rara-Arten). Bei den Kaninchen, Hühner und Fasane ist die Einrichtung eher spärlich. Mit den meisten Tieren wird gemäss Information der Parkbetreiber nicht gezüchtet; einzig die Ponys und Zwergziegen pflanzen sich regelmässig fort. Ein Rudel Shar-Pei-Hunde wird als zum Tierbestand gehörig aufgeführt und verfügt über ein eigenes Gehege mit Stall; die Tiere sind allerdings selten tatsächlich im Park «ausgestellt» und dürften bei ihren Besitzern wohnen.

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Positive Beispiele Diverse Nutztiere Auf mehreren grosszügigen Weiden und Gehegen werden Hängebauchschweine, Alpakas, Lamas, Shetland-Ponys, Esel, Ziegen und Schafe gehalten. Die Gehege verfügen über mehrere Stallungen, Heuraufen und Unterstände, Tränken, Hartplätze und Wiesen. Bäume bieten Schatten oder zusätzlichen Schutz vor der Witterung. Einzelne Ponys zeigen Komfortverhalten (gegenseitiges Kraulen, Wälzen). Die Tiere sind zahm und lassen sich am Zaun streicheln. Die meisten Heuraufen sind allerdings leer, und die Ponys können zum Zeitpunkt des Besuchs auch nicht grasen, da sie auf einem abgetrennten Hartplatz stehen. Ein Pony (ein Hengst) steht einzeln auf einer grossen Wiese beim Enten- und Gänseteich. Insgesamt zeigt der Park eine sehr gute Nutztierhaltung, die Kindern den nahen Kontakt zum Tier ermöglicht und gleichzeitig dem Tier Rückzugsmöglichkeiten und einen artgemässen Sozialverband bietet.

Enten und Gänse Im Park gibt es einen grossen Weiher mit Enten und Gänsen. Weitere Enten befinden sich in einem Gehege zusammen mit Schafen. Im Gegensatz zum Vorjahr wurden keine Enten mehr in engen Volieren angetroffen.

Anmerkungen Kaninchen Im letzten Jahr wurde die Kaninchenhaltung kritisiert. Die Tiere hatten unter anderem keine Grabmöglichkeiten, wenig Strukturen, es fehlte an Platz und das Trinkwasser war dreckig. Nun sind die Kaninchen nicht mehr beim Spielplatz platziert, sondern auf der anderen Seite des Restaurants. Sie verfügen über einen grosszügigen Stall und eine grosse Aussenfläche mit Grabmöglichkeiten. Ein grosses Loch ist zum Zeitpunkt des Besuches sichtbar. Die Tiere haben viel Platz um zu Hoppeln, Rennen und Hakenschlagen. Das Trinkwasser ist sauber, und es gibt Heu und viele Nagemöglichkeiten. Trotzdem hätte man das Gehege noch besser ausstatten können. Es gibt kaum erhöhte Flächen und viel zu wenig Rückzugsmöglichkeiten, sowohl im Stall wie auch im Auslauf. Die Tiere können sich nur exponiert darin bewegen. Die Tiere werden in Gruppen gehalten und machen einen munteren Eindruck.

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Hühner und Fasane Im letzten Jahr fiel die alte Voliere negativ auf, welche pro Tierart nur ca. 6 m2 gross war. Die Trennwände wurden unterdessen entfernt, und es werden nur noch zwei Fasanen und einige Hühner in der gesamten Voliere, die nun etwa dreimal grösser ist, gehalten. Sie verfügten über einen Stall als Rückzug, der an das Trampolin und einen Spielbereich grenzt. Zum Zeitpunkt des Besuchs ist es jedoch sehr ruhig. In der Voliere selber gibt es keine Rückzugsmöglichkeiten. So haben die Tiere entweder die Möglichkeit, exponiert zu sein, oder sich in den Holzstall zurück zu ziehen. Die Strukturierung ist spärlich.

Pennantsittich Die im Vorjahr kritisierte Einzelhaltung eines Pennantsittichs wurde offenbar aufgegeben. Es befinden sich keine Sittiche mehr in den Volieren.

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Walter Zoo, Gossau www.walterzoo.ch

Der mittelgrosse Zoo wandelt sich stetig und schenkt der artgemässen Haltung viel Beachtung. Seit 2007 wurden die neue Tigeranlage realisiert, die Leoparden-Anlage erweitert, eine neue Voliere für Totenkopfäffchen und ein «Wintergarten» für die Quittenwarane und Stumpfkrokodile erstellt, sowie die Flamingo-Anlage komplett neu gebaut. Als nächstes ist ein neues Löwengehege geplant, die Tiere weilen zurzeit in Holland. Weiter in Planung ist die Vergrösserung des Areals um bis zu 3 ha, ohne dabei den Tierbestand zu vergrössern.

Positive Beispiele Lamas und Rinderarten Eine tiergerechte Haltung. Die Lamas und Rinder leben auf einer Weide und haben einen Unterstand zur Verfügung.

Waschbären Diese Anlage ist geräumig, in der dritten Dimension gut strukturiert und bietet den Waschbären viele Beschäftigungsmöglichkeiten. Ein Bach mit fliessendem Wasser wurde 2013 auf Anraten des Schweizer Tierschutz STS in das Gehege integriert und beschäftigt die Tiere bei der artgemässen Futtersuche zusätzlich.

Schimpansen Zweckmässige, gut strukturierte Anlage mit zwei recht grossen Aussengehegen. Zwei miteinander verbundene Innenanlagen im Erdund Untergeschoss sind direkt mit den Aussenanlagen verbunden.

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Tiger Diese Anlage wurde total neu erbaut und im 2009 eröffnet. Die Platzverhältnisse mitten im Zoo wurden optimal und durchdacht ausgenützt und eine 1450 m2 grosse Anlage gebaut. Positiv zu bewerten ist die Grundstruktur der Anlage mit vielen Nischen und Ebenen. Dies erlaubt den Tieren sich zurückzuziehen und verlangt von ihnen mehr «Arbeit» wenn sie ihren Lebensraum kontrollieren, überblicken oder durchschreiten wollen. Den Tieren stehen zudem mehrere Ställe als Rückzug und Wurfbox zur Verfügung. Die Tiger können in den verschiedenen Teilen der Anlage je nach Gruppengrösse oder Bedarf getrennt oder zusammen gehalten werden. Ein Teil der Anlage wird in der Nacht von den Amur-Leoparden genutzt, was zusätzliche Reize (Markierungen, fremde Tiere im Lebensraum) ergibt und die Tiger beschäftigt. Einmal pro Tag werden die Tiger in einer Art Arena dem Publikum vorgeführt. In der Arena werden die Eigenheiten der Grosskatzen vorgestellt, über ihr Leben und ihre Gefährdung in der Freiheit berichtet. Hierzu begibt sich eine Person in der Rolle eines Dompteurs in die Arena.

Leopard Neu wird den Leoparden in der neuen Tigeranlage ein Teil des Auslaufs zur Verfügung gestellt. Ca. 250 m2 können die auch nachtaktiven Tiere während den Nachtstunden nutzen und dort neuen Gerüchen und Markierungen (Tiger) begegnen. Diese Bereicherung ist durchaus positiv zu bewerten. Positiv zu bewerten ist auch die reiche Strukturierung mit Verstecken, erhöhten Ebenen, Wasserstellen und unterschiedlichen Bodensubstraten. Bezüglich ihrer Grösse bewegt sich diese Anlage aber nach wie vor an der untersten Grenze für diese grossen, bewegungsfreudigen Katzen.

Stumpfkrokodile und Quittenwarane Im Herbst 2011 wurde der Wintergarten am Reptilienhaus für die Stumpfkrokodile und die Quittenwarane eröffnet. Für beide Tierarten hat sich die Fläche um ein Vielfaches vergrössert. Die Stumpfkrokodile verfügen neu über insgesamt 43,4 m2. Die Anlage ist unterteilt in ein grosses, beheiztes Wasserbecken (ca. 30,1 m2) mit Unterschlüpfen und verschiedenen Wassertiefen. An Land (13,3 m2) finden die Tiere sowohl bestrahlte Liegeflächen, um sich aufzuwärmen, als auch erdigen Untergrund, der sich für Nistplätze eignet. Bei warmen Aussentemperaturen können die Dachfenster des Wintergartens geöffnet werden, was den Tieren echte Sonnenbäder ermöglicht. Die Quittenwarane verfügen neu über insgesamt

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25 m2 mit einem beheizten Wasserbecken, welches auch diesen Tieren Rückzugsmöglichkeiten bietet und verschiedene Wassertiefen aufweist. Der gesamte Wintergarten ist üppig begrünt und bietet somit zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten sowie Schattenplätze für beide Tierarten.

Negative Beispiele Anakonda Gemäss Auskunft der Zooleitung soll die mangelhafte, zu kleine Anlage der Anakondas nächstens innen vergrössert und mit einem grossen Wasserbecken ergänzt werden. Zudem ist für die Riesenschlangen eine Aussenanlage geplant, damit sie direktes Sonnenlicht nutzen können.

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Wildpark Peter und Paul, St. Gallen www.wildpark-peterundpaul.ch

Der Wildpark Peter und Paul ist ein Vorzeigebeispiel von artgemässer Tierhaltung. In diesem schönen Tierpark leben neun Tierarten: Rot-, Sika- und Damwild, Gämse, Steinwild, Wildschwein, Luchs, Wildkatze und Murmeltier. Die Gehege sind alle sehr grosszügig vom Platzangebot her und verfügen über die tierartspezifischen Strukturen, die den Bedürfnissen der verschiedenen Tiere entsprechen. 2011 wurden die Felsanlagen für Steinböcke und Gämsen saniert und erweitert. Die Qualität der Haltung wurde so nochmal deutlich verbessert. Negative Beispiele der Tierhaltung sind keine vorhanden, einzig das Luchsgehege ist etwas in die Jahre gekommen. Nach dem Ableben der noch vorhandenen, alten Tiere wird voraussichtlich auch das Luchsgehege erneuert und erweitert.

Positive Beispiele Wildschweine Die Wildschweine verfügen über ein ausgedehntes Gehege auf verschiedenen Ebenen. Reich strukturiert mit Schlammsuhle, Wühlareal, Wurzelstöcke als Kratzgelegenheiten, Schatten- und Sonnenplätze etc. stellt es eine vorbildliche Wildschweinehaltung dar.

Rot-, Dam- und Sikahirsche Allen drei Hirscharten stehen grosse Gehege zur Verfügung, die ausgedehnte Weiden und auch Waldpartien enthalten. Mit diversen Wechselgehegen kann die Belastung des Bodens und der Weide gut gesteuert werden. Die Gehege verfügen über störungsarme Zonen, in denen die Hirschkühe ihre Kälber setzen können. Witterungsschutz (Schatten, Regen, Schnee) ist genügend vorhanden – in Form von grossen Bäumen oder Wald.

Luchs Die scheuen Katzen können ein Gehege im Wald nutzen, das zum Herumstreifen und Futtersuchen gut geeignet ist. Durchs Gehege fliesst ein kleiner Bach, es wächst reichlich Unterholz, Totholz und weitere Strukturen wie umgestürzte Bäume, Wurzelstöcke etc. vervollständigen den Lebensraum der Luchse. Am steilen Abhang befinden sich mehrere Höhlen unter den Wurzeln grosser Bäume, welche die Tiere als Rückzugs- und Schlafort nutzen. Wünschenswert wären etwas mehr sonnige, warme Stellen – bei einer allfälligen Sanierung sollte dies berücksichtigt werden.

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Wildkatze Auch das Gehege der zweiten Katzenart, die wild in der Schweiz lebt, ist ein gutes Beispiel von artgemässer Katzenhaltung: Genügend Platz – auch in der dritten Dimension, Klettermöglichkeiten, Aussichtsplätze, Sonnen- und Schlafplätze, Verstecke, reichlich Unterwuchs, Kratzbäume etc.

Steinböcke Die kürzlich total sanierte und erweiterte Anlage bietet dem Steinwild in zwei miteinander verbundenen Teilgehegen grosse und sehr hohe Felsen, welche es ausgiebig nutzt. Neben einem Futterunterstand verfügt das Gehege über weitere Strukturen (Terrassen, Felsblöcke), welche die perfekt an das Leben im Fels angepassten Tiere ebenfalls gut nutzen.

Gämsen Der grosse Kletterfelsen wurde stabilisiert und mit Spritzbeton neu gestaltet. Der Waldteil, den die Gämsen schon bisher nutzen konnten, wird durch einen grossen Felsen ergänzt. Den Gämsen steht nun ein grosses, artgemässes Gehege zur Verfügung. Im Sommer wird der Gämsbock in einem grossen Teilgehege separiert, wie es auch dem Verhalten in freier Natur entspricht.

Last update: STS-Zoobericht 2012

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Zoo Bad Ragaz www.zoobadragaz.ch

Dieser Zoo verfügt noch immer über grösstenteils wenig tierfreundliche Gehege. Kein Wunder, gehen deshalb immer wieder Reklamationen beim Schweizer Tierschutz STS zum Zoo Bad Ragaz ein. Es fehlen offensichtlich die finanziellen Möglichkeiten und der nötige Platz, um den Tieren die benötigten artgemässen Gehege zur Verfügung zu stellen.

Positive Beispiele Lamas Die Haltung ist akzeptabel. Die robusten Lamas steht eine kleine Weide und ein Unterstand/Stall zur Verfügung.

Zwergziegen Diese Tiere werden korrekt gehalten. Sie leben in einer Gruppe. Im Gehege stehen ein Stall und reichlich Klettermöglichkeiten zur Verfügung. Schatten- und Sonnebereiche sind vorhanden.

Negative Beispiele Tiger Skandalös! Dunkle Innenställe (Zugang geschlossen) und ein verbetoniertes Aussengehege. Das Aussengehege bietet absolut keine Rückzugsmöglichkeiten, die Tiere sind wie einer Zirkus-Manege ständig ausgestellt. Ein kleines Planschbecken dient als Bassin, eine erhöhte Liegefläche wird fälschlicherweise als Futterstelle verwendet, was sie als Liege- und Ruhefläche für die Tiger unattraktiv macht. Zusätzliche kleine Aussenräume sind an den drei Ställen angebaut – sind aber nicht immer zugänglich für die Tiere. In dieser Haltung können die Tiger nicht einmal ansatzweise ein artgemässes Leben führen. Anmerkung: Die beiden Tiger sind im März 2013 unter dubiosen Umständen verstorben. Über die Todesursache der Tiere hat der Zoo bisher nicht informiert. Der STS ist der Meinung, dass das nun leer stehende Gehege auf keinen Fall mehr für die Haltung von Grosskatzen oder anderen, grossen Raubtieren verwendet werden sollte.

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Berberaffen Zu kleine Aussenanlage, ohne Rückzugsmöglichkeit – die Tiere sind ständig ausgestellt, Schatten gibt es nur in der Innenanlage. Fazit: ungenügend.

Waschbären Kleines Gehege, Wasserbecken, erhöhte Flächen, Häuschen. Es fehlen grosse Bäume, auf welche die Waschbären artgemäss gerne klettern und dort schlafen. Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass die Besucher fast ringsum direkt ans Gitter treten können und die Tiere somit immer direkt mit ihnen konfrontiert werden. Die Waschbären können so bei Bedarf nicht genügend Distanz zu den Besuchern einnehmen.

Last update: STS-Zoobericht 2013

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Tierpark Goldau www.tierpark.ch

Der Tierpark Goldau gehört zu den grossen Zoos der Schweiz. Er liegt in einem Felssturzgebiet. Die Gehege des Tierparks Goldau sind grosszügig dimensioniert und reich strukturiert. Man ist sichtlich bestrebt, den Wildtieren tiergerechte Anlagen zur Verfügung zu stellen. Speziell zu beurteilen ist die sehr grosse, so genannte «Freilaufzone», in der sich einige Tierarten frei bewegen können und von Besuchern gefüttert und gestreichelt werden können.

Positive Beispiele Bär / Wolf Die neue, zwei Hektaren grosse Gemeinschaftsanlage von Bären und Wölfen stellt eine wegweisende, zukunftsorientierte Tierhaltung dar, bei der die Bedürfnisse der Tiere im Zentrum stehen. Ein Teil der einmaligen Naturlandschaft im Bergsturzgebiet ermöglicht den Tieren ein artgemässes Leben. Grosse Streifgebiete, Teiche, Bäche, Felsen, Bäume und Sträucher – ein Stück Natur, welches als unterteilbares Gehege eingezäunt wurde - können Bär und Wolf ausgiebig nutzen. Für die Bären wurden Futterboxen installiert, welche zu unterschiedlichen, wechselnden Zeiten automatisch kleine Futterrationen liefern. Dadurch werden das Nahrungssuchverhalten der Tiere, ihre Aufmerksamkeit und regelmässige Bewegung gefördert. Die Wölfe können zudem ein Teilgehege nutzen, welches für die Bären nicht zugänglich ist.

Wildschweine

Baummarder Die Besucher befinden sich in einem Gebäude und haben nur durch Guckfenster Einblick in die artgemässe Haltungsanlage. Der Marder muss oft gesucht werden, da es sich in den Büschen, Bäumen, Asthaufen etc. gut verstecken kann – oder, wie beim aktuellen Besuch, auf einer Holzbeige döst. Das relativ scheue Tier ist so sehr gut gegen Besucher abgeschirmt, die Anlage gibt einen guten Einblick in den natürlichen Lebensraum des Marders.

TIERPARK GOLDAU

Den Wildschweinen steht eine grosszügige Anlage zur Verfügung. Der Untergrund besteht aus Naturboden, der artgemässes Wühlen ausgiebig zulässt. Das Gehege erlaubt den Tieren, sich bei Bedarf zurückzuziehen, enthält eine grosse Schlammsuhle, Asthaufen als Schutz; Fazit: Eine vorbildliche, sehr tierfreundliche Anlage.

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TIERPARK GOLDAU

Eulen In einer grossen, zeltartigen Voliere, in welcher die Vögel richtig fliegen können, werden verschiedene Eulenarten gehalten. Die Eulen können sich tagsüber ihrer Art gemäss zurückziehen und ruhen. Eine sehr gelungene Tierhaltung, die den Besuchern offen steht und zum aktiven Suchen der gut getarnten Vögel einlädt.

Europäische Wildkatze Grosszügiges Gehege mit genügend Rückzug und vielfältigen Strukturen, welche auch die dritte Dimension gut nutzen. Klettermöglichkeiten, Kratzbäume, Liegeplätze, Sonne und Schatten sowie Verstecke sind reichlich vorhanden. Das Gehege ist nicht ringsum zugänglich, was den scheuen Tieren zusätzlich Sicherheit bietet.

Anmerkungen Freilaufanlage (Sikahirsch, Mufflon) In diesem Bereich können sich Mufflons (Wildschafe) und Sikahirsche frei bewegen; ein Teil des Gebietes ist für Besucher zugänglich. Die Freilaufzone ist mit zahlreichen Felsblöcken und vielen Bäumen gut strukturiert und stellt einen sehr grosszügigen Lebensraum für die Tiere dar. Die jungen Bäume müssen vor Schälschäden geschützt werden. Besucher können an Automaten Futter kaufen. Ob ein «Streichelzoo» mit Wildtieren und das Füttern von Zootieren durch den Besucher pädagogisch sinnvoll sind, ist in Zookreisen umstritten. Aus Tierschutzsicht sind solche Anlagen eher problematisch, da eine Belästigung der Tiere durch rücksichtslose Besucher und Fehlfütterungen durch selbst mitgebrachtes Futter nicht ausgeschlossen werden können. Die Futtermenge ist im Tierpark Goldau allerdings kontingentiert. An besucherstarken Tagen werden die Futterautomaten gesperrt, sobald die vorgesehene Gesamtfuttermenge erreicht ist. Der Tierpfleger füttert die Hirsche entsprechend dem täglichen Besucheraufkommen zu. Die Futterwürfel wurden vom Tierpark selber entwickelt und weisen einen hohen Anteil an Rohfasern auf. Aus Sicherheitsgründen werden den Hirsch-Stieren die Geweihe auf die Kürze eines Spiessers reduziert, was aus Tierschutzsicht ebenfalls eher fragwürdig ist.

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ZOOBERICHT 2014

Toni’s Zoo, Rothenburg www.toniszoo.ch

In Toni’s Zoo (Zoo Röösli) in Rothenburg leben eine grosse Anzahl verschiedenster exotischer Tierarten. Der Zoo wirkt sehr gepflegt, die Gehege sind sauber geputzt. Der allzu «aufgeräumte» – und im Zoobericht bisher kritisierte – Eindruck vieler Tiergehege (mangelnde Beschäftigungs- und Rückzugsmöglichkeiten) hat sich unterdessen stark gebessert; die meisten Gehege sind jetzt durchaus interessant und verhaltensbereichernd strukturiert. In den seit dem letzten Bericht vergangenen, gut zwei Jahren wurden umfassende Bau- und Erneuerungsarbeiten vorgenommen, die allesamt grössere, besser gestaltete Tiergehege zum Ziel hatten. Auch sämtliche, im letzten Zoobericht noch kritisierten Gehege wurden aufgehoben (Serval, Waschbär) oder verbessert (Zwergotter, Nasenbär, Stumpfkrokodil). Die Tierhaltung präsentiert sich jetzt mit einem durchgehend akzeptablen bis sehr guten Standard. Eine sehr erfreuliche Entwicklung! Bekannt ist der Zoo unter anderem auch wegen der handzahmen Geparde, die auch im Gehege ein Halsband tragen und für Hochzeitfotos etc. posieren. Aus Sicht des STS sind Zootiere – erst recht Wildkatzen – nicht «zum Anfassen» da. Es wäre besser, den BesucherInnen würde anstelle der Fototermine vermittelt, wie gefährdet die Geparden in ihrem natürlichen Lebensraum sind, unter anderem durch Viehzucht, Trophäenjagd, Inzucht und Seuchen, und dass es sich nicht um Streicheltiere, sondern um Wildtiere handelt, die unseren Schutz benötigen. Wenn die Tiere schon zu Fotozwecken verwendet werden, wäre es sinnvoll, dies an eine Spende zugunsten eines Artenschutzprojektes in Afrika zu binden! Nicht unproblematisch ist auch der teilweise enge Kontakt, der zwischen Besuchern und Tieren möglich ist. So sind beispielsweise die Kattas, Kapuzineraffen, die Papageien und die Leoparden stellenweise nur durch ein direkt an die Besucherwege grenzendes Drahtgeflecht von diesen abgeschirmt. Dies kann eine Gefahr der Krankheitsübertragung (Mensch-Affe) sowie Verletzungsgefahr (Leopard, Affen) darstellen, ganz abgesehen von der Möglichkeit, dass gewisse Zoobesucher die Tiere verbotenerweise füttern oder drangsalieren können. Gemäss Zooleitung sei dies allerdings noch nie ein Problem gewesen.

Positive Beispiele Afrika-Anlage Diese neue Anlage ist sehr gut gestaltet: Auf rund 1840 m2 tummeln sich nun Kattas, Rosapelikane, Störche, Perlhühner, Kronenkraniche, Straussen und Zebras. Für die Pelikane wurde ein grosszügiger, rund 1,2m tiefer Schwimmteich mit seichten Uferstellen eingerichtet; die Straussen und Zebras können weite Sandflächen als Auslauf und für Sandbäder nutzen. Den Störchen stehen hohe Baumstämme mit Nistgelegenheiten zur Verfügung; die Kattas können sich künftig auf Bäumen tummeln und eine kleine «Insel» als Rückzugsort nutzen.

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Die Innenanlage der Kattas ist über einen Gittertunnel, der über den Besucherweg führt, mit der Aussenanlage verbunden. Dank genügend Raum, vielfältigen Kletterstrukturen, unterschiedlichen, natürlichen Bodensubstraten, Verstecken etc. kann diese Anlage als sehr positiv beurteilt werden. Nicht beurteilt werden konnte während des Besuchs vor Ort, in wie fern alle Tierarten die Möglichkeit haben, die gesamte Anlage zu nutzen. Für eine Gemeinschaftsanlage mit sieben verschiedenen Tierarten (davon fünf Vogelarten) ist das Platzangebot in der Afrika-Anlage doch eher knapp, so dass zwischenartliche Konflikte dazu führen könnten, dass gewisse Tiere nur einen Bruchteil der Anlage tatsächlich nutzen können. Um die tatsächliche Raumnutzung festzustellen, wäre allerdings eine längerfristige Beobachtung der Tiere notwendig gewesen. Gemäss Zooleitung ist die Raumnutzung der Tiere in der neuen Anlage nicht eingeschränkt.

Berberaffen und Stachelschweine Die Affenanlage ist auf einem grossen Hügel angelegt, der den Tieren Verstecke, Ausgucke und Klettermöglichkeiten. bietet. Die sozialen Tiere leben in einer gemischten Gruppe. Bei Bedarf können sie auch genügend Distanz zu den Besuchern einnehmen. Für die Stachelschweine bestehen in ihrem neuen Gehege nun auch ausreichend Grab- und Rückzugsmöglichkeiten.

Gemeinschaftsanlage von Alpaka, Nandu, Pampahase und Präriehunden Diese grosszügige Anlage bietet den Tieren den nötigen Raum, einen natürlichen Untergrund, Scheuermöglichkeiten, Verstecke etc. Ein gelungenes Beispiel einer Gemeinschaftshaltung. Für die Präriehunde wurde in einer Ecke der Anlage eine kleine Fläche Wiese abgezäunt, die so vor den anderen Tieren und damit vor Überweidung geschützt ist. Hier können die Präriehunde graben und der Nahrungssuche nachgehen. Dennoch können sie auch nach Lust und Laune die gesamte, für sie riesige Anlage nutzen. Mit in der Anlage leben auch ein paar Haushühner.

Gemeinschaftsvoliere verschiedener Vogelarten: Kronentaube, Grauer Pfaufasan, Schwarzschnabelturako, Glanzstarl Zwar werden hier afrikanische und asiatische Vogelarten gemischt gehalten, die Anlage kann jedoch positiv beurteilt werden. Die Vögel verfügen über relativ viel Raum und können richtig fliegen. Die üppige Vegetation bietet zahlreiche Verstecke, Nist- und Futterplätze. Mit in der Anlage leben Grüne Leguane, schwarze Tamarine und Löwenäffchen. Auch diese haben hier genügend Raum, um sich bei Bedarf aus dem Weg zu gehen, sowie jede Menge geeigneter Kletter- und Versteckmöglichkeiten sowie Ruheplätze. Auch bei dieser Gemeinschaftsanlage mit relativ vielen, verschiedenen Tierarten (aus unterschiedlichen biogeographischen Regionen) kann aufgrund eines einzelnen Besuchs nicht eruiert werden, inwiefern sämtliche Tiere tatsächlich den ganzen, zur Verfügung stehenden, beschränkten Raum nutzen können. Gemäss Zooleitung ist die Raumnutzung der einzelnen Tiere nicht eingeschränkt.

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Kaninchen und Meerschweinchen Diese beiden Tierarten können ein tolles Gehege nutzen, das den Besuchern bestens als Vorbild für eine tiergerechte Haltung dieser Heimtiere dienen kann. Die Tiere haben genügend Platz, zahlreiche Artgenossen, Versteck- und Grabmöglichkeiten, ein Aussengehege, genügend Stroh und auch ein paar Äste zum Benagen.

Bartagamen und Blauzungen-Skink Diese beiden Reptilienarten kommen in Zentralaustralien im selben Lebensraum vor und werden hier in einer ausreichend grossen Anlage gemeinsam gehalten. Das Terrarium bildet mit seinem Sandboden, den Steinen, Sukkulenten und trockenen Ästen den natürlichen Lebensraum ab. Spotstrahler, Versteckmöglichkeiten, Wasser und Häutungshilfen sind vorhanden. Ein vorbildliches Terrarium auch für Hobbyhalter.

Anmerkungen Die im Folgenden beschriebenen Tierhaltungen wurden im vorhergehenden Zoobericht noch als ungenügend kritisiert, nun aber durch verschiedene bauliche Massnahmen deutlich aufgewertet oder gänzlich neu gebaut. Sie sind etwas (Nasenbären, Zwergotter) bis bedeutend (Leoparden) besser, als die bisherigen Haltungen, aber noch nicht in jedem Falle tiergerecht.

Zwergotter Das alte, völlig ungenügende Zwergotter-Gehege wurde aufgehoben und durch eine neue Anlage an einem neuen Standort ersetzt. Das neue Gehege ist leider nur unwesentlich grösser als das alte, verfügt jetzt aber zumindest über stehendes, wie auch fliessendes Wasser (welches die Tiere gerne nutzen), ein tieferes Becken, sowie interessantere Topographie.

Nasenbären Das alte Gehege der Nasenbären wurde aufgehoben und durch eine neue Anlage ersetzt. Die Tiere verfügen nun über zwei immer noch relativ kleine, aber im «Dachgeschoss» mittels eines Käfigtunnels verbundene Teilkäfige und so insgesamt über akzeptablen Bewegungsspielraum – erst recht, wenn man noch das Innengehege hinzuzählt. In den Aussengehegen, deren Boden mit Holzschnipseln eingestreut ist, befinden sich naturnah wirkende Klettergerüste, hochgelegene Plattformen, ein Wasserbecken und Schlafboxen. Zweien Tieren fehlt die Schwanzspitze, was ein Hinweis auf eine frühere, schlechte Haltung (Selbstverletzung) – aber auch ein Geburtsfehler – sein kann.

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Stumpfkrokodil Das Gehege der Stumpfkrokodile wurde um etwa einen Drittel vergrössert und umfasst nun eine grössere, sandige Liegefläche zusätzlich zum Bassin, sowie auch über mehr Vegetation und Rückzugsmöglichkeiten. Der Bewegungsspielraum der Tiere vor alle,m im Wasser ist aber immer noch eingeschränkt. Die beim letzten Besuch beobachtete Zahnfleischwunde bei dem einen Tier konnte nicht mehr festgestellt werden.

Neue Raubkatzengehege für Leopard und Gepard Im Bau befindlich ist derzeit das neue Raubkatzen-Haus mit angrenzenden Aussengehegen für die Leoparden und Geparden. Das bisherige Leopardengehege wird um ein weiteres, anschliessendes Aussengehege erweitert. Im alten Gehegeteil wird ein grosser, innen hohler Kunstfelsen mit Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten gebaut, über welchen die Leoparden das im ersten Stock des Gebäudes liegende Innengehege erreichen können. Dort stehen den Tieren eigentliche «Zimmer» mit hochliegenden Plattformen und mit Stroh gepolsterte Liegen zur Verfügung. Der neue Gehegeteil enthält weitere Ausguck- und Rückzugsmöglichkeiten und soll teilweise mit Bäumen bepflanzt werden, die den Grosskatzen voraussichtlich auch zum Klettern dienen werden. Auch ein kleines Wasserbecken steht zur Verfügung. Die Geparden-Anlage wird ebenfalls im rückwärtigen Teil der neuen Raubkatzen-Anlage um ein weiteres Gehege erweitert. Der alte Gehegeteil bleibt dabei offen mit Sonnenplätzen und Freiflächen, während der hintere Gehegeteil ebenfalls Bäume enthalten und eher als Rückzugsgebiet dienen soll. Mit der im Bau befindlichen Anlage scheint künftig eine tiergerechte, relativ naturnahe Haltung der Leoparden und Geparden gewährleistet.

Schwarzköpfiges Totenkopfäffchen Für die Totenkopfäffchen ist ein neues, grosszügiges Gehege demnächst bezugsbereit. Die gesamte dritte Dimension wird von einem grossen, verzweigten, naturnah wirkenden Klettergerüst eingenommen. Die «Stämme» sind beheizt und werden den Tieren als wohlige Liegeplätze dienen. Der Boden ist mit Sand und Holzschnipseln bedeckt; bald werden auch diverse Sträucher und Pflanzen für Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten sorgen.

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Falconeria Locarno www.falconeria.ch

Die Falconeria ist ein Greifvogelpark mit rund 30 Greifvögeln aus 18 verschiedenen Arten, die zu Schauzwecken im Freiflug vorgeführt werden. Gehalten werden unter anderem Wander-, Ger- und Sakerfalke (Arten der klassischen mittelalterlichen respektive arabischen Falknerei), Steinadler (Vertreter der zentralasiatischen falknerischen Jagdtradition), sowie Weisskopf- und Riesenseeadler, Sekretär, Wollkopf-, Weissrücken-, Sperber- und Gänsegeier, Kondor, Karakara, Kolkrabe, Uhu, Bartkauz, Virginia-Uhu, Fleckenuhu und Schneeeule. Während der Saison (März–November) finden täglich zwei Shows von rund 45 Minuten Dauer statt; ausserdem werden die Tiere täglich trainiert. Diese Art der Haltung ermöglicht es den Greifvögeln, Eulen und Geiern im Unterschied zu einer reinen Volieren-Haltung, ihr natürliches Flugbedürfnis auszuleben. Die Volieren sind zudem grosszügig dimensioniert und mit allen notwendigen Strukturen ausgestattet. Die Beschränkung auf vergleichsweise wenige Tiere und Arten erlaubt es, den einzelnen Vögeln nicht nur grosse Volieren zur Verfügung zu stellen, sondern ihnen auch täglichen Freiflug zu ermöglichen. Unter diesen Gesichtspunkten kann die Tierhaltung in der Falconeria als vorbildlich bezeichnet werden.

Positive Beispiele Greifvogel-Volieren Die Volieren sind in einer Reihe angeordnet und durch eine hohe Bambushecke von der angrenzenden Strasse abgeschirmt. Bei heissem Sommerwetter verschaffen Sprinkleranlagen Kühlung. Die Grundfläche sämtlicher Volieren beträgt um die 50 m2, die Höhe 5 m (rund 250 m3). Sämtliche Volieren werden von einem langsam fliessenden Bächlein durchquert und verfügen über verschieden hohe Sitzgelegenheiten wie Bäume, Äste, Holzbretter oder Baumstrünke. Als Rückzugsmöglichkeiten und Sichtschutz dienen Bäume, Bambushecken, Nischen und Boxen in den hinteren Volierenbereichen, die durch die Besucher nicht einsehbar sind. Bei einigen Gehegen übertragen Kameras das Geschehen in den Brutboxen. So können die Besucher den Jungvögeln im Nest zuschauen, ohne dass diese gestört werden. Ausführliche und übersichtliche Info-Schilder geben zu jeder Tierart die wichtigsten Informationen. Sämtliche Volieren verfügen sowohl über sonnige, wie auch schattige Bereiche. So können beispielsweise die Geier sowohl ihre typischen Sonnenbäder mit gespreizten Flügeln nehmen, als auch sich in den Schatten oder Witterungsschutz unter der geschlossenen Decke zurückziehen. Der sandige Boden erlaubt zudem auch die Gefiederpflege im Sandbad. Gemäss Auskunft der Tierhalter sollen die Volieren künftig noch naturnäher gestaltet werden und dem jeweiligen Lebensraum der Vögel besser entsprechen. So soll beispielsweise die Voliere der Weisskopf-Seeadler statt mit Bambus mit Fichtenbäumen bepflanzt werden. Da es sich bei sämtlichen gehaltenen Arten um winterharte Tiere aus nördlichen Breiten oder Hochgebirgen handelt, werden keine Innenräume benötigt. Der Futterverbrauch ist im Winter aber deutlich höher. Sämtliche Vögel machen einen gesunden, gepflegten und ausgeglichenen Eindruck.

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Freiflug-Anlage und Vorführung Gemäss Auskunft der Tierhalter sollen die Volieren künftig noch naturnäher gestaltet werden und dem jeweiligen Lebensraum der Vögel besser entsprechen. So soll beispielsweise die Voliere der Weisskopf-Seeadler statt mit Bambus mit Fichtenbäumen bepflanzt werden. Die Vögel können direkt oberhalb der Tribünen durch Luken die Volieren verlassen und anschliessend an die Vorführung auch direkt wieder in ihre Volieren zurückkehren. So müssen sie während der Vorführung anderer Vögel nicht angebunden auf ihren Einsatz warten. Während der Flugvorführungen tragen die Tiere Lederbändel, die dem Falkner zum Handling der Tiere dienen, aber nicht miteinander verbunden sind (die Vögel tragen also keine «Fussfesseln»). Das Schaugelände ist eine weitläufige Parkanlage mit zwei grossen Weihern, Wiesen und Baumund Buschvegetation am Rande Locarnos. Die Vorführungen gliedern sich in drei Elemente: Die schnellfliegenden, beweglichen Ger- und Sakerfalken werden beim Fang des Federspiels vorgeführt. Die Greifvögel, Geier und Eulen sowie Kolkraben fliegen einerseits längere Strecken über den ganzen Park zwischen den Tribünen und hölzernen Türmen, wo sie jeweils von den Assistentinnen empfangen werden. Andererseits werden sie in Kurzflügen über die Köpfe des Publikums geschickt. Die Tiere sind dabei grundsätzlich frei, an der Show mitzumachen oder sich auch mal auf ein nahes Hausdach oder einen Baum zu setzen. Die Falken tragen Sender, die bei der Ortung helfen, sollten sie einmal entfliegen. Es kommt hin und wieder vor, dass ein Vogel einen «Ausflug» in die nahen Wälder oder Berge unternimmt. Allerdings kehren die Tiere im Allgemeinen freiwillig zurück, da sie an die Fütterung gewöhnt sind. Während den Vorführungen wird viel Wissenswertes sowohl über die Tiere, ihre Herkunft, Lebensweise und Haltung, als auch über die Geschichte und Kunst der Falknerei vermittelt (in Italienisch und Deutsch). Verschiedene Schaukästen im Eingangsbereich ergänzen das pädagogische Angebot. Der Umgang mit den Tieren ist jederzeit ruhig und respektvoll. Die Vögel müssen keinerlei andressierte «Übungen» oder «Figuren» vorführen, sondern zeigen nur ihr natürliches Flug- und Jagdverhalten. Dabei werden die arttypischen Verhaltensweisen in die Show eingebunden. So holt der hauptsächlich fischfressende Weisskopfseeadler beispielsweise Futterstücke aus dem Teich oder badet darin, und die südamerikanische Karakara führt beim Einsammeln von am Boden unter Strohhütchen versteckten Futterstücken ihr phänomenales Laufvermögen und ihre Geschicklichkeit beim Erlangen der Beute vor. Derzeit noch in Ausbildung befinden sich der Kondor, der Sekretär und die Steinadler. Auch diese Tiere werden täglich trainiert; treten aber noch nicht in der Show auf. Sämtliche Vögel landen auch freiwillig in der Nähe des Publikums (bei den Luken oberhalb der Tribünen) und zeigen dabei weder Stress noch Scheu. Die Tiervorführungen der Falconeria sind aus Tierschutzsicht vorbildlich.

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Zoo al Maglio, Magliaso www.zooalmaglio.ch

Der Zoo al Maglio bei Lugano ist der einzige Zoo im Tessin. Präsentiert werden hauptsächlich exotische Tierarten in einem ebensolchen, grünen Ambiente. Der Zoo hat in den letzten Jahren viele Gehege verbessert. Die Tiere sind akzeptabel bis gut gehalten.

Positive Beispiele Rotgesichtmakaken Den japanischen Affen steht eine grosszügige und reich strukturierte Anlage von rund 400m2 zur Verfügung. Diverse Felsblöcke, Baumstämme, Seile und Reifen ermöglichen den Tieren vielfältige Kletteraktivitäten. Den wasserliebenden Affen steht auch ein kleiner Brunnen mit Kletterfelsen zur Verfügung (wünschenswert wäre eine grössere Wasserfläche). Die Tiere können auch das Dach des (öffentlich nicht zugänglichen) Innengeheges als zweite Ebene nutzen und sich aufgrund der Tiefe der Anlage gut vor dem Publikum zurückziehen. Die grosse Anlage bietet der Gruppe genügend Platz für Nahrungssuche, Spiel und Ruheverhalten. Eine aus Tierschutzsicht vorbildliche Affenhaltung.

Uhu Die Uhus (ein Paar mit Nachwuchs) bewohnen eine grosse, naturnah strukturierte Voliere. Die gesamte Voliere ist hoch (gut 6 m) und gegen 15 m tief, so dass die grossen Vögel sowohl Raum für kurze Flüge haben als auch genügend Abstand zu den Zoobesuchern einnehmen können. Die Topographie der Anlage (Steilhang mit einzelnen Bäumen, Büschen) kommt dem von Uhus bevorzugten Lebensraum (waldige Felslandschaften) nahe. Die Brutnische und Ruheplätze befinden sich in einem gedeckten Unterstand oben am Hang, im hinteren Bereich der Voliere. Wünschenswert wären höchstens noch zusätzliche Felsen und eine grössere Wasserfläche.

Bennett-Wallabies Links vom Zooeingang befindet sich neu eine grosszügige Anlage für die Bennett-Wallabies. Die Tiere können sich frei auf einer Weide bewegen, ein Sandbad nutzen oder sich in den Schatten der Büsche zurückziehen. Auch ein kleiner Teich steht zum Trinken zur Verfügung, und es werden regelmässig frische Zweige zum Knabbern geboten. Der geräumige Stall ist gut eingestreut, verfügt über mehrere Heuraufen und ein weiteres Sandbad. Eine gute Haltung für die vergleichsweise einfach zu haltenden Wildtiere.

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Anmerkungen Waschbär In einem relativ grossen, über eine Brücke verbundenen Doppelgehege mit artgerechten Kletter- und Versteckmöglichkeiten leben Waschbären (die Tiere sind kastriert; man will nicht züchten) in einer grösseren Gruppe. Das Gehege ist zwar nicht gross, bietet aber mit seiner dichten Vegetation gute Kletter- und Versteckmöglichkeiten und mit der Brücke zwischen den Teilgehegen eine zusätzliche Struktur. Wünschenswert wären hier mittelfristig eine Vergrösserung des Geheges mit höheren Kletterstrukturen und ein grösseres Gewässer. Das im letzten Bericht noch kritisierte Einzelgehege, in dem sich drei weitere Waschbären aufhielten, die starke Stereotypien zeigten, wurde in der Zwischenzeit aufgehoben.

Löwen Die Löwen (eine alte Löwin und ihr erwachsener Sohn) leben in einem etwa 500 m2 umfassenden Gehege, in dem sie drei verschiedene Ebenen, erhöhte Liegeplätze und einen Stall als Rückzug nutzen können. Zusätzliche Strukturen wie Felsen und Baumstämme wären wünschenswert, um den Tieren noch vermehrt Abwechslung und das Ausleben verschiedener Verhaltensweisen wie Klettern, Erkunden, Verstecken und Lauern zu ermöglichen. Gemäss Zooleitung sollen so bald als möglich weitere Baumstämme im Gehege integriert werden. Nach Ableben der alten Löwin ist die Integration einer neuen Löwin und die Zucht mit den Tieren geplant.

Last update: STS-Zoobericht 2012

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sts@tierschutz.com 路 www.tierschutz.com


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