Christina Brudereck | Für alles gibt es eine Zeit

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Lebensweg Struktur und Rhythmus, sorgen für Tiefe und Weite. Auf poetische Weise und mit vielen praktischen Ideen spürt Christina Brudereck ihrem

Geheimnis nach. Dabei folgt sie dem Kirchenjahr, dem natürlichen Jahr und dem Tagesablauf. Sie macht Lust darauf, eigene Rituale zu entwickeln, sich alte, verlorene zurückzuerobern und neue zu erschaffen.

Ein wahrhaft inspirierendes Buch, das zum treuen Begleiter werden wird. Wunderbar gestaltet von Miriam Gamper-Brühl.

G Christina Brudereck lebt als Schriftstellerin in Essen. Sie schreibt, spricht,

reimt und reist und verbindet dabei Poesie, Theologie und Menschenrechtsfragen. Gemeinsam mit dem Pianisten Benjamin Seipel bildet sie das Duo 2Flügel.

www.scm-verlag.de ISBN 978-3-7893-9813-1

9 783789 398131

Christina Brudereck

Rituale geben Halt und Kraft. Sie verleihen den Alltagen, dem Jahr und dem

Für alles gibt es eine Zeit

G

Christina Brudereck

Für alles gibt es eine Zeit Rituale für Tag, Jahr und Leben


SCM ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

© 2018 SCM Verlagsgruppe GmbH Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen Internet: www.scm-verlagsgruppe.de; E-Mail: info@scm-verlagsgruppe.de Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen: Ulrike Bail, Frank Crüsemann, Marlene Crüsemann, Erhard Domay, Jürgen Ebach, Claudia Janssen, Hanne Köhler, Helga Kuhlmann, Martin Leutzsch und Luise Schottroff (Hrsg.): Bibel in gerechter Sprache, © 2006 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München. Weiter wurde verwendet: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Gesamtgestaltung: Miriam Gamper-Brühl, Agentur 3Kreativ, Essen Druck und Bindung: dimograf Gedruckt in Polen ISBN 978-3-7893-9813-1 Bestell-Nr. 629.813


Christina Brudereck

FĂźr alles gibt es eine Zeit Rituale fĂźr Tag, Jahr und Leben


Für Dich, liebe treue Miri – weil es fast schon ein Ritual ist, wie wir gemeinsam Bücher schaffen. Weil Sisterhood mit Dir mir geholfen hat, in den Ritualen unserer Erzählgemeinschaft zu Hause sein zu können. Weil wir alte Rituale erobern, neue aufspüren und sie gemeinsam feiern in Freiheit.


Inhalt Pause ........................................................ 9 Sonntag .................................................... 12

Advent ..................................................... 14

Dezember .................................................. 14 Weihnachten .............................................. 17

Zwischen den Jahren ...................................... 18 Neujahr .................................................... 20

Morgen .................................................... 22

Januar ...................................................... 26

Februar ..................................................... 28 Frühling ................................................... 30

März ........................................................ 34

Passionszeit ................................................ 39 Gründonnerstag ........................................... 44 Karfreitag .................................................. 46 Ostern ...................................................... 48 April ........................................................ 49

Himmelfahrt .............................................. 52 Mai ......................................................... 54 Pfingsten................................................... 63

Juni ......................................................... 64 Juli .......................................................... 68

Mittag ...................................................... 72

August ..................................................... 74

Sommer .................................................... 76 September ................................................. 80 Oktober .................................................... 83

Herbst ...................................................... 83 November .................................................. 86

Abend ...................................................... 96 Winter ..................................................... 98

Nachwort ................................................. 108


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PAUSE

Sinn der Übungen Ein Schüler fragte seinen Meister: „Kann ich irgendwas tun,

um die Erleuchtung zu erlangen?“ Und der Meister antwortet: „So wenig,

wie du dafür tun kannst,

dass am Morgen die Sonne aufgeht.“ Da fragte der Schüler weiter: „Was für einen Sinn

haben dann die spirituellen Übungen, die du lehrst?“

Und der Meister sagte: „Du übst,

damit du nicht schläfst,

wenn die Sonne aufgeht.“

G Wieder-Holen Das Ritual wiederholt die Geschichte. Ihr Geheimnis und ihre Weisheit.

Holt für uns wieder, was weit vor uns erlebt wurde. Holt für uns wieder, was geschehen ist.

Holt für uns wieder, was überliefert wurde.

Und so lässt uns das Ritual die Geschichte selbst erleben.

G Kleiner Grundsatz: Rhythmus Die Jahreszeiten wie das Kirchenjahr

geben meinem Leben den Rhythmus.

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Die Ruhe vor dem Sturm Es gibt diese Momente.

Frühmorgens. Manchmal abends. Vor einem Wetterumschwung.

Nach einer wichtigen Begegnung. Das Herz scheint stillzustehen. Die Schöpfung hält inne. Eine Ruhe, so besonders,

dass wir aus Angst, sie könnte gehen, die Luft anhalten. Die Ruhe vor dem Sturm.

Die Stimmen des Lebens schweigen.

Als würden wir innerlich vorbereitet. Es gab diese Momente.

Vor der Erschaffung der Welt.

Und vor dem Empfang der Gebote am Sinai.

So erzählt mir eine Freundin aus ihrer jüdischen Tradition: Da zwitscherte kein Vogel, meckerte keine Ziege, brüllte kein Ochse,

flog kein Engel, sang kein Seraph „Heilig!“. Das Meer bewegte keine Welle,

die Menschen machten kein einziges Geräusch. Die Welt war still.

Und der Ewige sagte: „Ich bin unendlich, euer Gott.“ Es gibt diese Momente.

Aus einer anderen Zeit. Einer anderen Welt. Zwischenzeiten, erfüllt mit Möglichkeit.

Leere, die schon weiß, dass sie gefüllt wird. Erwartung, die beschenkt wird.

Vorfreude, Hoffnung, leise Ahnung.

Einstimmung auf das Neue, das Wunder.

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Schweigen – nur 5 Minuten Zieh dich zurück ins Schweigen.

Es ist erstaunlich, was nur fünf bewusste Minuten in Gegenwart der Gnade bewirken können.

Nur fünf Minuten. Irgendwann im Laufe des Tages. Zu Beginn am Morgen, am Abend oder mittendrin. Fünf Minuten, die einen Unterschied machen. Konzentration. Raum. Stille. Für dich.

Zeit, in der du dein Herz schlagen hörst. Auf deinen Atem achtest.

Fünf Minuten, die dich erinnern:

Du bist geliebt – einfach, weil du da bist. Du bist genug. Ein Schatz.

Du bist wunderbar geborgen von guten Mächten. Umgeben von Güte.

Einer Atmosphäre der Liebe.

Fünf Minuten, in denen wir nichts für andere tun, sondern für uns sind. Es ist wie ein feiner Urlaub für die Seele, der neue Energie verleiht. Verheißungsvolle Pause.

Schöpfung, die weitergeht. Ein gesegneter Augenblick. Die Seele ist in Erwartung.

Sie bekommt Lust auf die Zukunft.

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SONNTAG

Der siebte Tag ist anders Unermüdlich feiert der Rhythmus der Woche Fülle und Vollendung. Offenbart Gottes Güte.

Ja, in Folge, Gleichmaß und Ordnung zeigt sich etwas Größeres: Gottes Wissen um unsere Bedürfnisse. Nicht geheim, sondern verständlich.

Denn wir wissen, wann etwas komplett ist.

Die Zehn-Tage-Woche funktioniert nicht für Familie Mensch. Shabbat ist göttliche Zuwendung.

Letztes Siebtel, das die gezählte Zeit vollendet. Es soll Pause sein.

Es gibt einen Tag, der uns unterbricht. Der dem Alltag ausweicht.

Der uns hilft, zu unterscheiden.

Sieben Stufen und sieben Portale hatte der Tempel in Jerusalem. Der siebenarmige Leuchter zeigt göttliche Vollkommenheit. Sieben Tage lang dauern die Feste, Fasten- und Trauerzeit.

Den siebenmal sieben Jahren folgt nach dem 49. Jahr das Jubeljahr, in dem die Schulden erlassen werden. Ein Neuanfang muss möglich sein.

Der siebte Tag ist anders. Er ist heilig. Ein Geschenk. Ein Segen für uns.

Unermüdlich, Woche für Woche feiert die Zeit Fülle und Vollendung.

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