SPECIAL
Welt
Der
beweger
Was wurde aus dem Kind in der Krippe? Eine Spurensuche „Heilige“ Städte Neue Zeitrechnung Fromme Kunstwerke Politik:
Entdeckung der Menschenrechte
Bildung:
Kino:
Jesus Christ Moviestar
Lesen für alle
Perspektiven in einer starken Gruppe! Hinter Wachstum und Erfolg stecken kreative Köpfe und deren nachhaltige Innovationskraft. Die Friedhelm Loh Group setzt seit über fünfzig Jahren auf eine Unternehmenskultur der kontinuierlichen Mitarbeiterförderung. Talente frühzeitig erkennen. Weiterbildung im interdisziplinären Austausch. Ein Erfolgsrezept, das uns zu einem der sechs wachstumsstärksten Unternehmen in Deutschland gemacht und zum sechsten Mal in Folge die Auszeichnung „Top Arbeitgeber“ eingebracht hat. Gute Perspektiven und deren Förderung liegen der Friedhelm Loh Group auch über die Unternehmensgrenzen hinaus am Herzen. Deshalb fördern wir vielfältig das Gemeinschaftsleben in der Region. Besonders sportliche, soziale und kulturelle Institutionen und Vereine. So schaffen wir Perspektiven nicht nur für die Unternehmen der Gruppe, sondern auch für die Menschen der Region und damit für Sie!
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SPECIAL
Die Geschichte geht noch weiter Weihnachtszeit. Alle Jahre wieder. Die Vorbereitungen auf das Fest sind abgeschlossen, alle Geschenke gekauft. Die Läden und Weihnachtsmärkte sind zu, die Feiertagskleidung ist aus dem Schrank geholt und die Hoffnung auf „weiße Weihnachten“ mal wieder ins nächste Jahr verschoben. Im Heiligabend-Gottesdienst haben (fast) alle das „Oh du fröhliche“ gesungen. Glocken läuten. Menschen geben sich mit einem Lächeln die Hand und wünschen sich „Frohe Weihnachten!“ Und? War’s das – mal abgesehen von den Feiern, die jetzt noch kommen? Um ehrlich zu sein: Es gäbe dieses Heft nicht, wenn man das ganze „Kirchengedöns“ (wie ein deutscher Altkanzler es mal abgewandelt über die Familie gesagt hat) jetzt bis zum nächsten 24. Dezember einfach beiseite legen könnte. Nein, wenn die Kirchenpforte oder die Türen des Gemeindehauses sich an Heiligabend hinter dem letzten Besucher geschlossen haben, dann geht die Geschichte des Kindes – und wie die Kinder sie im Krippenspiel präsentiert haben – weiter. Die Artikel, Interviews und Kurzbeiträge in diesem Heft gehen dabei auf Spurensuche. Und es ist faszinierend zu verfolgen, was aus diesem Kind in der Krippe später, als erwachsener Mann, geworden ist; welche bemerkenswerten Bewegungen er in Gang gesetzt hat; in den unterschiedlichsten Lebensbereichen – bis heute. Das Heft lädt ein zum Blättern, zum Stöbern, zum Mitgehen und Entdecken auf der Spurensuche. Zum Nachdenken. Vielleicht auch zum Mitfreuen, wie es unser Autor Herbert Großarth in seiner sehr persönlichen Weihnachtsgeschichte beschreibt. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten! Ihr Jörg Podworny und das lebenslust-Team
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Glaubens
Fundstücke
Auf christlichen Spuren durch die Jahrhunderte
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Grabeskirche Jerusalem Als Grabeskirche oder Kirche vom heiligen Grab wird die Kirche in der Altstadt Jerusalems bezeichnet, die sich an der überlieferten Stelle der Kreuzigung und des Grabes Jesu Christi befindet. Die Grabeskirche zählt zu den größten Heiligtümern des christlichen Glaubens.
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Wer sich mit offenen Augen in der Welt umsieht, der wird bald entdecken: Immer wieder, zu allen Zeiten und an vielen Orten auf unserem Globus lassen sich interessante Punkte aufstöbern, die einen bemerkenswerten christlichen Bezug haben. Eine kleine Rundreise.
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Stephansdom Wien Der Stephansdom (eigentlich Domkirche St. Stephan zu Wien) am Wiener Stephansplatz, von Wienern mitunter auch „Steffl“ genannt, gilt als Wahrzeichen Wiens und wird häufig auch als österreichisches Nationalheiligtum bezeichnet. Als Namensgeber dient der Heilige Stephanus, der als erster christlicher Märtyrer gilt. Stabkirche Borgund Das kunstvolle Bauwerk in der norwegischen Provinz Sogn og Fjordane gehört zu den herausragenden Beispielen der norwegischen Stabbaukunst. Es ist eines der ältesten Holzgebäude Europas und ein touristischer Anziehungspunkt. Die Kirche ist dem Apostel Andreas geweiht, einem Bruder des Simon Petrus aus dem Neuen Testament.
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Kathedrale Santiago de Compostela Die Kathedrale in Spanien steht über einer Grabstätte, die dem Apostel Jakobus zugeschrieben wird. Sie ist Ziel des Jakobsweges für Pilger aus aller Welt. Durch die bischöfliche und päpstliche Anerkennung der aufgefundenen Gebeine als „Reliquien Jakobi“ gilt die Kathedrale als Grabeskirche des Apostels Jakobus – und damit nach Jerusalem und Rom als drittwichtigstes Wallfahrtsziel von Christen.
San José Die Hauptstadt des mittelamerika nischen Staates Costa Rica. Sie hat rund 288.000 Einwohner und ist die größte Stadt des Landes. Die deutsche Übersetzung des Ortes bedeutet: „Heiliger Josef“. Der Name weist hin auf Josef, den Zimmermann, den Vater von Jesus von Nazareth.
San Francisco Die weltberühmte Stadt an der Westküste der Vereinigten Staaten ist mit gut 800.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Kaliforniens. Der Name der Stadt ist spanischen Ursprungs. San Francisco ist nach dem Heiligen Franziskus, also Franz von Assisi, benannt, dem Begründer des Franziskanerordens, der ein einfaches Christsein ohne großen Prunk predigte. e, ate Bridg Golden G o c is c n San Fra
Sacramento
Sacramento Die Hauptstadt des US-Bundes staates Kalifornien. Sacramento hat 466.000 Einwohner und liegt am Zufluss des American River in den Sacramento River. Die Namensgebung der Stadt führt zurück auf das berühmte Abendessen, das Jesus Christus mit seinen Jüngern eingenommen hat – das heilige Abendmahl –, das jetzt ein Sakrament der Kirche ist.
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Frauenkirche in Dresden Die Frauenkirche, ursprünglich „Kirche Unserer Lieben Frauen“ (der Name bezieht sich auf die Heilige Maria, die Mutter Jesu), ist eine evangelischlutherische Kirche aus der Barockzeit. Sie gilt als prachtvolles Kirchengebäude des protestantischen Sakralbaus und verfügt über eine der größten steinernen Kuppeln nördlich der Alpen. Stabkirc he, Borgund
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Gottes
„Selfie“
(M)eine persönliche Weihnachtspredigt
Foto: shutterstock.com/Nina Buday
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as muss man sich bildlich vorstellen. Ich war 18 Jahre alt, es war der erste Weihnachtstag – und ich bin morgens gegen 7:30 Uhr hüpfend und springend vom Gottesdienst kommend durch den Schnee nach Hause gelaufen. Völlig uncool. Aber ich hab vor Freude geweint und war unheimlich tief bewegt. Warum? Das Universum ist nicht leer. Ich bin nicht einem kalten Schicksal ausgeliefert. Ich brauche nicht allein durchs Leben zu gehen. Da ist ein Gott, der mich liebt. Da ist ein Vater, dessen Herz für mich schlägt. Das glaubte ich in diesem Moment – und konnte selbst kaum glauben, dass ich das glaubte. Denn nach meiner Konfirmation hatte ich mich von der Kirche verabschiedet, mit dem Glauben nichts mehr am Hut gehabt. Sicher: Zunächst war das eine Masche. Ich kam mir interessant vor in meiner Rolle. Aber dann lernte ich in der Schule atheistische Schriftsteller kennen. Ihre Gedanken haben mich beeindruckt. Mehr und mehr verstand ich mich als Atheist: Es gibt keinen Gott. Es gibt keinen letzten Sinn. Jeder muss sich selbst einen Sinn geben. Dann meldete meine Mutter mich zu einer Kirchen-Gemeindefreizeit in Finnland an. Ich wollte da nicht hin, fuhr aber doch widerstrebend mit. Dort gab es Bibelarbeiten und Gottesdienste – was mich überhaupt nicht interessierte. Mich beeindruckte nur eines: die wunderschöne finnische Landschaft. Die Seen, die Wälder, das Farbenspiel am Himmel,
wenn die Sonne nur so eben unter- und bald schon wieder aufgeht. Die Stille, die Weite! Und plötzlich pflanzte sich ein Gedanke in meinen Kopf: „Und das soll alles von selbst gekommen sein? Durch Zufall entstanden? Ohne eine schöpferische Intelligenz, die das Ganze in Gang gesetzt hat?“ Die Gedanken ließen mich nicht mehr los. FRAGEN ÜBER FRAGEN Irgendwann ruderte ich allein raus auf den See und ließ mir all die Fragen durch den Kopf gehen. Und dann habe ich ein sonderbares „Gebet“ gesprochen: „Gott, wenn es dich gibt, was ich nicht glaube – aber wenn es dich gibt, dann zeig dich mir! Dann will ich dir mein Leben geben.“ Und dann setzte ich noch eine Frist: „Ich gebe dir ein Jahr Zeit.“ Mir war klar, dass ich keine nächtlichen Erscheinungen haben und irgendwelche Stimmen hören würde. Mir war auch klar, dass ich mich jetzt mit dem Glauben beschäftigen musste. Und das hab ich getan. Ich fing an, das Neue Testament zu lesen, mit Christen zu diskutieren. Und ich war keiner, der dabei so schnell klein beigibt. Es ging um die Frage: Was habe ich davon, wenn ich an Gott glaube? Was würde sich dadurch ändern? Je länger ich mich damit beschäftigte, desto deutlicher wurde mir: Die ganze Geschichte steht und fällt mit einer Person: Jesus von Nazareth. Ist er wirklich der Sohn Gottes? Ist er die Garantie, dass der Himmel nicht leer ist? Als ich die Texte des Neuen Testaments las, habe ich gefragt:
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Gott kommt uns zum Greifen nah. Er will in jeder Situation bei uns sein: uns umschließen mit seiner Liebe. Das Kind in der Krippe – wer ist das? Ein Kind wie so viele – hilflos, auf Fürsorge und Zuwendung angewiesen? Der Mann aus Nazareth – wer ist das? Ein Prophet? Ein guter Mensch? Mit guten Ideen, Weltverbesserungskonzepten, glaubwürdig und authentisch und deswegen ein Vorbild? Dieser Mann am Kreuz – wer ist das? Einer, der gescheitert ist? Verraten und im Stich gelassen? Einer, den man misshandelt, gefoltert und zu Tode gequält hat – wie so viele?
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Wer ist Jesus? Ein besonderer, ein edler, ein guter Mensch? Wie so viele? Oder ist er tatsächlich der einzigartige Sohn Gottes? Kommt er tatsächlich aus der ewigen Welt Gottes? STÄRKER ALS DER TOD Mit der Zeit wurde mir etwas Entscheidendes klar. Die Antwort liegt in der Frage: Ist nach dem Tod Jesu am Kreuz noch etwas geschehen? Oder nicht? Wenn da nichts mehr passiert ist, wenn sein Tod am Kreuz das Letzte gewesen ist, was von ihm zu sagen ist – dann wäre er tatsächlich gescheitert. Und für meine Frage, ob es Gott gibt oder nicht, hätte er dann keine Bedeutung. Er wäre für mein Leben irrelevant. Dann könnte ich mein Leben weiter nach meinen Vorstellungen und Maßstäben leben. Mehr und mehr aber habe ich begriffen: Sein Tod am Kreuz ist nicht das Letzte. Gott greift ein. Er hat ihn zwar am Kreuz hängen lassen, aber er hat ihn aus dem Grab heraus auferweckt. Damit bestätigt Gott alles, was Jesus getan und gesagt hat. Er stellt sich auf seine Seite und zeigt, dass es eine Macht gibt, die stärker ist als der Tod. Jetzt wollte ich wissen, ob das mit der Auferweckung Jesu stimmt oder ob sie Legende, Erfindung, Halluzination oder Phantasievorstellung seiner Anhänger gewesen ist. Auch das hat einige Zeit gedauert. Ich habe viele Bücher gelesen, wieder mit Christen diskutiert. Und nach langer Zeit, nach ungefähr einem Jahr, konnte ich das glauben, erst zaghaft noch: Es gibt einen Gott, der sich diese
ganze Welt ausgedacht und geschaffen hat. Dieser Gott ist zwar unsichtbar, aber nicht unnahbar. Denn er ist einmal aus seiner Verborgenheit herausgetreten und auf der Bühne dieser Welt aufgetreten – damals, zu Jesu Lebzeiten. Das feiern wir zu Weihnachten. Jesus ist das Spiegelbild Gottes. Sein „Selfie“ sozusagen. WIE WIR Weihnachten hat sich Gott auf den Weg gemacht. Zu uns Menschen. Warum? Im Leben von Jesus findet sich die Antwort: Weil Gott sich nach uns sehnt. Weil er nicht ohne uns sein will. Weil er uns in Ewigkeit bei sich haben will. Weihnachten macht klar: Gottes Lie be ist keine Illusion, kein frommer Wunsch traum. Jesus hat die Liebe Gottes auf diese Welt gebracht. Das fing Weihnachten an. Keiner soll sagen müssen: Gott versteht mich sowieso nicht. Darum kommt er als Mensch, wie wir es sind; deshalb wird er klein und hilflos wie ein Kind; deshalb lebt er als Mensch unter Menschen – mit Zweifeln, mit Gefühlen von Freude und Traurigkeit, mit der Erfahrung von Einsamkeit, Schmerz und Enttäuschung. Wie wir. Seit meinem ersten Weihnachtsfest als Christ damals habe ich noch oft Weihnachten gefeiert. Und immer war ich davon tief berührt: Gott kommt uns zum Greifen nah. Er will in unserem Leben vorkommen. Er will in jeder Situation bei uns sein: uns umschließen mit seiner Liebe. Uns vergeben, wo uns Schuld belastet. Uns Hoffnung geben, wo wir resignieren wollen.
Das möchte ich anderen Menschen sagen: Gott will ganz nah sein bei ihnen, ja, in ihnen geboren werden sozusagen, damit sie Weihnachten nicht nur nach dem Kalender feiern, sondern ihr ganz persönliches Weihnachten feiern können. Wie ich damals. Das habe ich da morgens früh im Schnee gefeiert: Es gibt einen Gott, dem ich unendlich wertvoll bin. Es gibt einen Gott, der nicht eine anonyme, willkürliche Schicksalsmacht ist, sondern der es mir erlaubt, „Vater“ zu ihm zu sagen. Es gibt einen Gott, der auf mich wartet, wenn es hier einmal zu Ende geht. Das ist meine persönliche Weihnachts geschichte: ein Gedanke, der sich fest gesetzt hatte; ein sonderbares Gebet, das ich ernst genommen habe; ein langer Weg, den ich gegangen bin – so wie die Hirten zum Stall, in dem sie dieses Kind sahen: Jesus – und voller Freude wieder zurückliefen. Vielleicht sind sie gehüpft und gesprungen. Wie ich. Herbert Großarth ist evangelischer Pfarrer, er lebt in Kamp-Lintfort.
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danach?
... und
Was wurde eigentlich aus dem Baby in der Krippe?
Foto: lightstock.com/pearl
S
üßlich wie Marzipanpralinen, aber hohl wie SchokoNikoläuse: Das jährliche Weihnachtstreiben findet nicht jeder faszinierend. Alles nur Kommerz, kritisieren manche. Man mag noch bewegt sein vom Beisammensein der Familie oder den Leuchtdekorationen in winterlicher Abendstimmung. Ansonsten: zu viel Hektik für zu wenig Sinn. Dass hier ein mächtiger Schöpfergott gefeiert wird, der mitten in den Herausforderungen heutiger Wirtschaft, Politik und Gesellschaft die eigene Seele persönlich berühren will … das bleibt meist verborgen. Manch einer hat beim „holden Knaben“ darum längst abgewunken: Wenn nur süßer Krippenkitsch den Mittelpunkt des Glaubens symbolisieren soll, hält das Bild einem genauen Blick überraschend wenig stand! Wenn Eltern in Deutschland ihre Sprösslinge in den vergangenen Jahren häufig Maximilian und Marie genannt haben, wie die Gesellschaft für deutsche Sprache sagt, dürfte die Namensbedeutung kaum eine Rolle gespielt haben: Übersetzt heißen sie „der aus dem Geschlecht des Maximus“ und „die Widerspenstige“. Von allerhöchster Stelle bekam jenes Baby seinen Namen, dessen legendären Geburtstag wir an Weihnachten feiern. Maria werde einen Sohn zur Welt bringen, kündigte ein Engel dem schlafenden Ziehvater Joseph im Traum an und schärfte ihm ein: „Den sollst du Jesus nennen.“ Die Begründung lieferte er gleich mit: „Er wird sein Volk von aller Schuld retten.“ Der hebräische
Name Jehoschûa, auf den er zurückgeht, bedeutet „Jahwe (Gott) ist Rettung“. Das kann ein allgemeiner Zuspruch sein. Bei diesem Säugling können wir aber davon ausgehen, dass sein Name ein großer Auftrag war, mit dem er zur Welt kam. Ihn schickte der Himmel. Um die Welt zu retten. UNFÄHIG ZU GUTEM Dass sie diese Rettung braucht, ahnen wir alle. Wir Menschen machen uns zu oft das eigene Leben und das anderer zur Hölle. Gottes Prinzipien wie Liebe, Demut und Gerechtigkeit werden an den Rand gedrängt und machen Platz für zerstörerisches Handeln aus Eigennutz, Gier oder Jähzorn. In der Bibel wird klar: Der heilige Gott will, dass seine Leute sich an seine Gebote halten. Weil diese Gebote gut sind, die Gebrauchsanweisung für ein gelingendes Leben. Dass Menschen aber nicht willig und nicht fähig sind, Gottes Prinzipien anzuwenden, haben sie schon in den Jahrhunderten „vor Christus“ ausreichend bewiesen. Schon das Alte Testament ist voll von großen und kleinen Geschichten menschlicher Verfehlungen – Ehebruch, Mord, Diebstahl, Verrat, Stolz ... Eines Tages aber, so kündigt es Gott in der Bibel an, wird er das Leben jedes Menschen anschauen. Jeder wird sich für sein Tun verantworten müssen. Und hat schon verloren. Denn wer wäre schon fehlerlos? Den Ansprüchen, der Gegenwart eines heiligen Gottes wird niemand gerecht. Wir Menschen brauchen jemanden, der uns aus dieser Misere rettet. Dringend.
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DER WILDE MESSIAS Auch wenn unser jährliches Spektakel aus erzgebirgischer Schnitzkunst und liebevollen Geschenken es nahelegt: Weihnachten ist nicht das größte Fest des christlichen Glaubens. Der dunkle Stall, die Geburt, der Stern von Bethlehem – sie alle würden uns nicht interessieren, hätte es nicht ein Danach gegeben, wäre dieses Baby nicht zu einem Mann herangewachsen. Aus christlicher Perspektive ist Ostern viel entscheidender. Nur empfinden wir, dass sich eine grausame Hinrichtung am Kreuz kaum eignet für gemütliche Familienfeiern. Und haben darum Ostern mit plüschigen Häschen und bunten Eiern zum harmlosen Frühlingsfest verniedlicht. Wir scheinen einen Hang dazu zu haben, Gott hübsch und handlich zu verpacken – und ihn damit auch seiner Strahlkraft zu berauben. Das Bild eines „wilden Messias“ beschreibt dagegen sehr gut die Zeichnung, wie sie die Bibel von Jesus liefert: getauft im Fluss von einem wilden Mann, der mit Fellen bekleidet in der Wüste lebte und Leute zur Umkehr aufforderte. Jesus verbrachte vierzig Tage mit wilden Tieren in der Wildnis. Wenn er predigte, bedrohte er eine religiöse Gesellschaftsschicht, indem er ihre Traditionen und Werte infrage stellte, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Er geriet auf hoher See mit seinen Jüngern in einen tosenden Sturm und zeigte sich davon ziemlich unbeeindruckt. Er ging freiwillig aufrechten Hauptes in einen mutigen Tod, starb an einem Kreuz mitten zwischen zwei Verbrechern.
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Aus dem „holden Knaben mit lockigem Haar“ war ein wilder Retter geworden. Angekündigt in seinem Namen. Bezahlt mit seinem Leben. LIEBE UND FREIHEIT Bemerkenswert! Gottes Liebe zeigt sich nicht darin, dass er gütig über alles lächelt, sondern dass er bis zum Äußersten geht, damit seine Sehnsucht ihr Ziel erreicht: das Herz des Menschen. Gott ist der, der alles Erdenkliche tut, um Menschen zu begegnen – während er ihnen ihre Freiheit lässt, eigene Wege zu gehen. Viel stärker als die kitschigen Darstellungen des „trauten hochheiligen Paars“ deuten ganz andere Details aus der Geburtsgeschichte auf das zukünftige Leben dieses Babys hin: raubeinige Hirten, denen die Begegnung mit einem Chor leibhaftiger Engel durch Mark und Bein ging. Könige ferner Länder, die auf ihrer Suche nach dem Neugeborenen wochenlang auf Kamelen durch Wüsten unterwegs waren, campten, sich am Lagerfeuer wärmten. Eine junge Familie, die Hals über Kopf vor einem tobenden Herrscher nach Ägypten floh. Es lohnt sich, den wilden Messias nicht hinter funkelnden Weihnachtsbäumen und herbem Glühweinduft zu verpassen. Und wem der Kitsch nicht zusagt, muss gar nicht den holden Knaben besingen. Es könnte auch die Geburtstagsparty eines wilden Messias sein: mit Lagerfeuer und Fellbekleidung in der Wildnis. Anja Schäfer
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Wer ist dieser Mann? Auf den Spuren von Jesus. Eine Suche
Bis heute beeinflusst niemand mit seinem Leben Politik, Gesellschaft, Kunst, Wissenschaft oder Bildung mehr als Jesus Christus. Werte wie Mitleid, Vergebung und Liebe wurden entscheidend von ihm geprägt: Der US-Pastor John Ortberg hat sich auf die Spur des faszinierenden Gottessohnes gemacht.
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b das Vermächtnis einer Person über deren Lebenszeit hinaus Bestand haben wird, zeigt sich gewöhnlich bei ihrem Tod. Als Alexander der Große, Julius Cäsar, Napoleon, Sokrates oder Mohammed starben, hatten sie alle einen gewaltigen Ruf. Als Jesus starb, schien es, als sei sein Auftrag gescheitert und seine winzige Bewegung am Ende. Aber stattdessen war sein Einfluss hundert Jahre nach seinem Tod größer als zu seinen Lebzeiten. Nach zweitausend Jahren hat er mehr Nachfolger an mehr Orten auf dieser Welt als je zuvor. Er schrieb Geschichte, indem er ganz unten anfing, Liebe und Annahme verbreitete und jedem die Freiheit ließ, darauf zu reagieren. EIN KURZES LEBEN PRÄGT UNSEREN KALENDER Mächtige politische Regime haben oft versucht, ihren Einfluss zu festigen, indem sie die Zeitrechnung mit dem Jahr ihrer Machtübernahme neu begonnen haben.
Die römischen Kaiser haben Ereignisse nach ihrer Regierungszeit datiert und die Geschichtsschreibung an der Gründung Roms ausgerichtet. Die Französische Revolution hat versucht, der Welt Aufklärung zu bringen – mithilfe eines neuen Kalenders, der den Beginn der Herrschaft der Vernunft kennzeichnete. Die Zeitrechnung der ehemaligen Sowjetunion begann mit dem Sturz des Zaren. Jesus versuchte nicht, den Menschen einen Kalender aufzuzwingen. Der Evangelist Lukas hielt den Beginn seines Auftretens genauestens nach dem römischen Kalender fest: „Es war im 15. Regierungsjahr des Kaisers Tiberius.“ Jesus trat vielleicht für drei Jahre, vielleicht aber auch nur für ein Jahr an die Öffentlichkeit. Und doch werden wir heute jedes Mal, wenn wir auf den Kalender schauen, daran erinnert, dass dieses ungeheuer kurze Leben zum Wendepunkt der Geschichte wurde. Niemand weiß, wie Jesus ausgesehen hat. Es gibt aus seiner Zeit keine Gemälde
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oder Skulpturen von ihm. Es gibt noch nicht einmal eine Beschreibung seines Aussehens. Trotzdem sind Jesus und seine Jünger die Personen, die weltweit in künstlerischen Werken am häufigsten abgebildet werden. Er wurde in Filmen von Frank Russell (1898), H. B. Warner, Max von Sydow, Donald Sutherland, John Hurt, Christian Bale und vielen anderen dargestellt (Anm. d. Red.: siehe auch den Artikel „Jesus Christ Moviestar“ in diesem Heft). Lieder über ihn wurden von unzähligen Künstlern gesungen. Vom finsteren Mittelalter bis zur Postmoderne ist er der Mann, der einfach nicht von der Bildfläche verschwinden will. Aber das ist noch nicht alles. WEGBEREITER DER MAGNA CARTA Durch Jesus sah man Kinder in einem anderen Licht. Der Historiker O. M. Bakke verfasste eine Studie mit dem Titel „When Children Became People: The Birth of Childhood in Early Christianity“ (Als Kinder Menschen wurden: Das Aufkommen der Kindheit im frühen Christentum), in der er festhielt, dass Kinder in der Antike gewöhnlich erst etwa am achten Tag Namen bekamen. Bis dahin bestand die Möglichkeit, dass ein Kind getötet oder zum Sterben ausgesetzt wurde – ganz besonders, wenn es krank oder vom weniger erwünschten Geschlecht war. Dieser Brauch änderte sich wegen einer Gruppe von Menschen, die sich daran erinnerten, dass sie Nachfolger desjenigen waren, der gesagt hatte: „Lasset die Kinder zu mir kommen.“
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Es ist dieser Bewegung zu verdanken, dass Sätze wie der folgende in die Geschichte eingegangen sind: „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden [sind]“ (aus der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten). Das Römische Reich, in dem Jesus lebte, war grausam, besonders wenn man krank oder Sklave war oder eine Missbildung hatte. Und dieser Lehrer sagte einmal: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan!“ Langsam kam der Gedanke auf, dass diejenigen, die gegen das Leid eines Menschen etwas tun können, es auch tun sollten. Krankenhäuser und alle möglichen Hilfsaktionen gingen aus dieser Bewegung hervor; und selbst heute noch tragen sie oft Namen, die uns an Jesus und seine Lehren erinnern. Demut, die in der Antike verachtet wurde, wurde in Form eines Kreuzes verehrt und schließlich als Tugend geehrt. Feinde, die eigentlich Rache verdient hatten („Hilf deinen Freunden und strafe deine Feinde“), wurden seit Jesus plötzlich liebenswert. Vergebung war nicht länger ein Zeichen von Schwäche, sondern ein Akt moralischer Größe. BEGEISTERUNG, VERWUNDERUNG UND VERWIRRUNG Wie der anglikanische Theologe N. T. Wright feststellte, ist das, was wir über Jesus wissen, „so anders als das, was wir
über jeden anderen wissen, dass wir uns gezwungen sehen, uns zu fragen: Wer ist dieser Mensch? Als er anfing zu lehren, waren die Menschen manchmal begeistert und manchmal rasend vor Wut, aber sie waren immer verwundert. Der römische Gouverneur Pilatus verstand ihn nicht, der jüdische König Herodes bedrängte ihn mit Fragen, und seine eigenen Jünger waren oft genauso verwirrt wie alle anderen. Jesus hat die Menschen damals verwirrt, und er verwirrt uns noch heute.“ Aber wenn man versucht, sein Leben zu verstehen, ist das, als erwache man aus einem Traum. Es ist wie ein Licht auf einem unbekannten Weg, das einen, wenn man ihm folgt, nach Hause führt. Könige glauben, wenn sie sich auf seinen Namen berufen, könnten sie sich seine Autorität zu Eigen machen. Aber Jesus, der Befreier, bricht immer wieder aus. Wo die Menschen seine Autorität benutzt haben, um die Sklaverei zu begründen, sahen ein William Wilberforce oder ein Jonathan Blanchard darin einen Aufruf zur Freiheit. Er inspirierte Leo Tolstoi, der wiederum Mahatma Gandhi inspirierte, der wiederum Martin Luther King inspirierte. Er inspiriert Desmond Tutu, von einer Kommission für Wahrheit und Versöhnung zu träumen und dafür zu beten. Jesus hat etwas an sich, das die Menschen anstachelt, Dinge zu tun, die sie eigentlich lieber nicht tun würden: Franz von Assisi verzichtete auf all seinen Besitz; Augustinus gab seine Mätresse auf und John Newton den Sklavenhandel. Als der agnostische britische Griesgram Malcolm Muggeridge eine Leprastation in Indien
Er schrieb Geschichte, indem er ganz unten anfing, Liebe und Annahme verbreitete und jedem die Freiheit ließ, darauf zu reagieren.
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besuchte, die von den Missionarinnen der Nächstenliebe geführt wurde, wurde ihm mit aller Macht bewusst, dass Humanisten keine Leprastationen betrieben. Aber nicht nur das. JESUS ÜBERLEBT DIE IRRTÜMER SEINER NACHFOLGER Wie konnte Jesus bloß die Irrtümer seiner Nachfolger überdauern? Inquisition, Hexenjagd, Kreuzzüge, die Verteidigung der Sklaverei, Imperialismus, Ablehnung der Naturwissenschaften und Reli gions kriege kommen und gehen. Voreingenommenheit und Intoleranz und Engstirnigkeit breiten sich über Kontinente und Jahrhunderte aus. Seine Nachfolger bereiten Jesus wahrscheinlich mehr Sorgen als seine Feinde. Der britische Science-Fiction-Autor, Historiker und Soziologe H. G. Wells staunte, dass nach zwei Jahrtausenden „ein Historiker wie ich, der sich selbst nicht einmal Christ nennt, immer noch das Bild vorfindet, das sich unwiderstehlich auf das Leben und die Person dieses überaus bedeutenden Menschen konzentriert … Der Historiker prüft die Größe einer Persönlichkeit mithilfe der Frage: ,Hat er etwas hinterlassen, das weiter wächst?‘ Hat er Menschen dazu gebracht, neue Gedanken zu denken, die auch nach ihm noch Bestand hatten? Bei diesem Test steht Jesus ganz oben auf der Liste.“ Warum? Vielleicht lebte er einfach zum richtigen Zeitpunkt. Vielleicht war Jesus bloß ein mitfühlender Mensch, der gerade in dem Moment daherkam, als die römische Infrastruktur stark
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war, die griechische Philosophie die Autorität der Götter untergrub, das Heidentum ausstarb, soziale Strukturen zusammenbrachen, wenig Stabilität und viel Sorge und Leichtgläubigkeit da war … Vielleicht hatte er einfach nur Glück. Vielleicht war Jesus auch bloß ein freundlicher, einfacher, unschuldiger Mensch mit einer netten Mutter und einem Händchen für einprägsame Sprüche, der zur rechten Zeit am rechten Ort war. Eine Art „Jesus Gump“. Vielleicht ist sein Platz in der Geschichte nur das Resultat eines großen Zufalls. Aber vielleicht auch nicht. John Ortberg ist Pastor in der „Menlo Park Presbyterian-Gemeinde“ (Kalifornien).
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Spuren
Barmherzigkeit der
Christliche N채chstenliebe ist kein Klischee
Es ist eine spannende These: Wenn es heute Organisationen gibt, die sich für Schwache einsetzen, ohne dass die je etwas zurückzahlen können, dann stecken meist christliche Wurzeln dahinter. Die Suche auf den Spuren der Barmherzigkeit führt zu vielen engagierten Organisationen (ohne den Anspruch auf Vollständigkeit):
KRANKENHÄUSER Krankenpflege ist die wichtigste Aufgabe der Mönche: Diese Regel legte Benedikt von Nursia 529 für den von ihm gegründeten Orden fest. Nach dem Prinzip der Barmherzigkeit sollte es in jedem Kloster einen Raum für die Pflege und einen ausgebildeten Mönch (den „Infirmar“) geben. Immer mehr Klöster gründeten fortan Spitäler für Arme, Alte und Kranke. Viele von ihnen legten Kräutergärten an und gaben ihr Wissen innerhalb des Klosters weiter. Lange waren Mönche und Nonnen die einzigen ausgebildeten Mediziner. Bis heute sind viele Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft.
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WORLD VISION World Vision hat die Kleinsten im Blick: Seit 60 Jahren unterstützt die internationale christlichhumanitäre Hilfsorganisation Kinder aus aller Welt, indem sie Patenschaften vermittelt, Katastrophenhilfe bietet und Lobbyarbeit für die Armen leistet. Um den Kindern von Anfang an ein gutes Umfeld zu verschaffen, steht die Betreuung von Schwangeren, Babys und Kleinkindern im Mittelpunkt. Ein weiteres Anliegen: den Kindern „ein Sprachrohr zu sein“. Deshalb veröffentlichte World Vision 2013 bereits die dritte Kinderstudie, in der Kinder ihre Meinungen zu unterschiedlichen Themen wie Familie, Schule und Freizeit äußern. (www.worldvision.de · www.worldvision.ch)
ROTES KREUZ 1859: Die Schlacht von Solferino zwischen dem Kaisertum Öster reich, dem Königreich Sardinien und dessen Verbündetem Frank reich. Henry Dunant, Kaufmann und Christ, ist erschüttert von der Not der Verwundeten. Zusammen mit Dorfbewohnern beginnt er, zivile Hilfe zu leisten. Dabei kommt ihm die Idee, freiwillige neutrale Hilfsgesellschaften zu gründen, die sich in Friedenszeiten auf Notsituationen vorbereiten und in der Krankenpflege ausgebildet werden. Nach und nach entwi ckeln sich daraus die RotkreuzGesellschaften. Bis heute leistet das Rote Kreuz täglich weltweit humanitäre und medizinische Hilfe und setzt sich für die Verbreitung des Humanitären Völkerrechts ein. In Deutschland engagiert es sich vor allem in den Bereichen Gesundheit, Senioren, Kinder, Jugend, Familie, Migration, Notfallversorgung, Erste Hilfe und Rettung. (www.drk.de)
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BROT FÜR DIE WELT Eine Schale mit einer winzigen Portion Reis. Darunter die Worte: „Weniger ist leer.“ Mit diesen Werbeplakaten und anderen Kampagnen will das Hilfswerk der evangelischen Landeskirchen und Freikirchen ein Bewusstsein für weltweiten Hunger und Armut schaffen. In zahlreichen Projekten auf vier Kontinenten setzen sich Entwicklungshelfer und Freiwillige für bessere Bildung und Gesundheit, Demokratie, Menschenrechte und Gleichberechtigung ein. Dabei geht es vor allem darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Deshalb arbeitet „Brot für die Welt“ eng mit Projekten und Gemeinden vor Ort zusammen. Alle Arbeit begründet das Werk mit dem christlichen Glauben, „der die Welt als Gottes Schöpfung bezeugt, in der Liebe, die gerade in dem entrechteten und armen Nächsten ihrem Herrn begegnet, und in der Hoffnung, die in der Erwartung einer gerechten Welt nach Gottes Willen handelt.“ (www.brot-fuer-die-welt.de www.brotfueralle.ch)
BISCHÖFLICHES HILFSWERK MISEREOR 1958 gründete der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings zusammen mit katholischen Verbänden deutscher Bischöfe das Hilfswerk „Misereor super turbam“ (Mich erbarmt das Volk). Ein Jahr später startete die erste Fastenspendenaktion, um die „Ärmsten der Armen“ zu unterstützen. Heute leisten Mitarbeiter mit zahlreichen Projekten weltweit Hilfe zur Selbsthilfe, indem sie mit Projektpartnern vor Ort zusammenarbeiten. Diese leben teilweise unter den Betroffenen und wissen, welche Art von Hilfe am nötigsten ist. Misereor setzt sich für Menschenrechte, Gleichberechtigung und den Zugang zu Trinkwasser ein. Weitere Schwerpunkte sind der Kampf gegen AIDS, Klimawandel und Armut in Städten. In Deutschland veranstaltet Misereor jedes Jahr eine Fastenaktion, um ein Bewusstsein für die Verantwortung der Menschen füreinander zu schaffen, und unterstützt Kampagnen und Projekte gegen Armut und Ungerechtigkeit (z.B.: Faire Woche). (www.misereor.de)
HABITAT FOR HUMANITY Jeder Mensch hat das Recht auf ein Dach über dem Kopf – das ist das Motto von „Habitat for Humanity“. Die überkon fessionelle Organisation hat das Ziel, Menschen in Armut ein „menschen würdiges Wohnumfeld zu ermöglichen“ – kurz: Häuser zu bauen. Die Freiwilligen kommen vor allem in Katastrophen gebieten zum Einsatz, treffen Vorsorge maßnahmen und betreiben Wiederaufbau.
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Hilfe zur Selbsthilfe – nach diesem Prinzip bietet die Organisation auch Beratungen, Ausbildungen und Schulungen für Familien an. Da Freiwillige aus aller Welt eng mit lokalen Büros und Betroffenen zusammenarbeiten, treffen meist viele unterschiedliche Kulturen aufeinander. International wird diese Freiwilligenarbeit deswegen auch als „Global Village“ bezeichnet. (www.hfhd.de)
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MICHA-INITIATIVE „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir erwartet, nämlich: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott.“ Im Sinne dieser Worte des alttestamentlichen Propheten Micha wurde 2004 die gleichnamige Initiative gegründet. Sie ermutigt dazu, sich gegen Armut und für Gerechtigkeit einzusetzen, und orientiert sich an den „Millenniumszielen“ der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2000: Bis 2015 soll weltweit die Armut halbiert werden. Die Micha-Initiative erinnert in über vierzig Ländern Verantwortliche an dieses Ziel und versucht, mehr Bewusstsein für Ungerechtigkeit zu schaffen; zum Beispiel mit der Kampagne „Gut zu (er-)tragen“, die auf miserable Bedingungen in der Textilproduktion hinweist. In Deutschland wird die Micha-Initiative seit 2006 von der Deutschen Evangelischen Allianz verantwortet und von über 30 christlichen Organisationen getragen. (www.micha-initiative.de)
COMPASSION Compassion – „Mitgefühl“ – aus dieser christlich motivierten Grundhaltung will die internationale Hilfsorganisation Kinder „im Namen Jesu“ aus der Armut befreien, sie unterstützen und ihnen eine sichere Zukunft ermöglichen. In Compassion-Zentren wird in einer ganzheitlichen Betreuung neben Bildung auch der christliche Glaube vermittelt; zahlreiche humanitäre Projekte sollen das Leben der Kinder vor Ort verbessern. Als bedeutenden Baustein zur Hilfe bietet Compassion Eins-zu-Eins-Patenschaften an: Der Pate unterstützt dabei finanziell ein bestimmtes Kind, mit dem er schriftlich in Kontakt treten und eine persönliche Beziehung aufbauen kann. Heute hilft Compassion über einer Million Kindern aus den ärmsten Ländern der Welt in Eins-zu-Eins-Patenschaften, die ihnen eine Ausbildung und damit eine Zukunft mit Perspektive ermöglicht. (www.compassion-de.org www.compassion.ch)
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GEMEINSAM GEGEN MENSCHENHANDEL In diesem Verein haben sich Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen zusammengeschlossen, um auf unterschied lichen Wegen gegen Menschenhandel zu kämpfen. Durch Aufklärung soll besonders der Zwangsprostitution vorgebeugt und das allgemeine Bewusstsein dafür geschärft
werden. Zusätzlich kümmern sich die Mitgliedsorganisationen um Opfer und kämpfen für besseren Opferschutz und strafrechtliche Verfolgung der Menschenhändler. Durch Aktionen laden sie zur Mitarbeit ein; beispielsweise mit dem Aufruf, Briefe an Landtagsabgeordnete oder die Bundesregierung zu schreiben, um das Thema Menschenhandel ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. (www.gemeinsam-gegen-menschenhandel.de)
Die International Justice Mission verfolgt im Kampf gegen Menschenrechtsverletzung einen juristischen Ansatz: In 13 Ländern engagieren sich rechtskundige Mitarbeiter gegen Sklaverei, Menschenhandel, sexuelle Ausbeutung, illegale Landabnahme und polizeilichen Missbrauch. Sie berufen sich dabei auf den alttestamentlichen Propheten Jesaja, Kapitel 1, Vers 17: „Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt der Witwen Sache!“ Dies sieht die Organisation als biblischdiakonischen Auftrag. Dabei legt sie Wert darauf, den Opfern unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder Weltanschauung zu helfen. In Deutschland organisierte IJM zum Beispiel „7 Tage für Gerechtigkeit“, eine einwöchige Fahrradtour mit Vorträgen über moderne Sklaverei; auf diesem Wege machten sie auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam. (www.ijmde.org)
Judith Herm
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John Newton
„Die Liste ist lang. Und ehrenhaft.“ Der Journalist Andreas Malessa über christliche Spuren in Gesellschaft und Politik
Foto: shutterstock.com/ Franck Boston; commons.wikimedia.org
Herr Malessa, Sie gehören zu den Machern des Musicals „Amazing Grace“ über den Sklavenkapitän John Newton, der später Pfarrer wurde. Gab es bei diesem Stoff aus dem 18. Jahrhundert besondere Aha-Erlebnisse? Mir ist deutlich geworden, dass Persönlichkeitsreifung, inneres Wachs tum an Format, Tiefe, Herzenswärme und Gedankenweite, ein unglaubliches Geschenk Gottes ist. Dieser John Newton war Haudegen, Lästermaul; erst Mittäter, dann Gegner des Sklavenhandels und schließlich Pfarrer. Und er hat mit seinen Log- und Tage büchern aus den Sklaventransporten seinen jüngeren Freund und Politiker William Wilberforce munitioniert für den Kampf gegen die Sklaverei im Britischen Parlament, der 1807 zu einem gesetzlichen Verbot des Sklavenhandels führte. Ohne die Tagebücher Newtons hätte Wilberforce diesen politischen Sieg niemals errungen! Gnade ist der zentrale Punkt bei „Amazing Grace“ … Richtig. Die Zuschauer erleben in der Story mehrfach die Gnade Gottes mit: Newton desertiert aus der britischen Armee und wird nicht gehenkt; er wird gegen einen Matrosen der Handelsschifffahrt ausgetauscht und entkommt damit der Royal Navy; er überlebt einen Orkan auf dem Nordatlantik – und seine Verlobte Polly Maria Catlett heiratet ihn, obwohl er bettelarm ist. Das erlebt John Newton jedes Mal als Gottes unfassbare Barmherzigkeit.
Vom besonderen Fall John Newtons zur Politik allgemein: Sie sind Theo loge und Journalist, der sich intensiv mit gesellschaftlichen Fragen befasst. Was waren die wesentlichen Impulse dafür, zu sagen: Meine Überzeugungen haben auch viel mit dem politischen Leben zu tun? Während meines Studiums habe ich den bereits emeritierten Theologie professor Helmut Thielicke kennen gelernt. Er gehörte zur kirchlichen Widerstandsbewegung im Dritten Reich. Und er hat uns im Ethikseminar und in seinen Predigten über die Gleichnisse Jesu klargemacht: Es geht nicht nur um das Seelenheil des Einzelnen, sondern auch um das Wohl der Gemeinschaft. Das Evangelium drängt auch nach Gestaltung des gesell schaftlichen Lebens. Das war schon bei Jesus so. Sein Missionsauftrag schließt auch einen Bildungsauftrag, Sozialpolitik und Entwicklungshilfe mit ein. Zu welchen konkreten politischen Aktionen man sich dann animiert fühlt durch das Lesen und Leben des Evangeliums, mag unterschiedlich sein. Aber wir haben zum Beispiel im Fach Kirchengeschichte intensiv Persönlichkeiten studiert wie FriedrichWilhelm Raiffeisen, der im 19. Jahrhundert die Darlehenskasse für wenig Begüterte erfunden hat; wie Adolf Kolping, der die Lehrlinge und Azubis der frühen Industrialisierung betreute, oder Friedrich von Bodelschwingh, der Kranken-Anstalten gründete. Die Liste der Christen, von Albert Schweitzer über Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther
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Die Botschaft der Bibel, wie Jesus sich zu diesen Fragen geäußert hat, ist interessant. Biblische Texte betonen den Gleichheitsgedanken. Die Einheit von Freien und Sklaven im Glauben wird betont. Eine wichtige Grundlage für Menschenrechte bis heute? Ehrlicherweise muss man zunächst sagen: Die Deklaration der Menschen rechte von 1949 geht zurück auf Menschenrechtsidealisten des 19. Jahr hunderts, die diese Ideale manches Mal gegen die Kirche durchsetzen mussten. Das ist ein betrübliches Kapitel der Kirchengeschichte. Aber Jesus sagt bereits im Neuen Testament: Ihr werdet nicht die Welt von außen verändern, indem ihr weltliche Macht ausübt, sondern von innen her, indem verwandelte Menschen anders leben. Und Paulus, der große biblische Theologe, sagt: In euren Gemeinden sollen alle gleich behandelt werden.
Albert Schweitzer
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Also: Veränderte Menschen hebeln ungerechte Verhältnisse aus, indem sie diese in ihrem Bereich, den sie selber beeinflussen können, nicht zulassen. Dabei treten wir in Deutschland ein für Religions- und Meinungsfreiheit, und wir sind dankenswerterweise ein weltanschaulich neutraler Staat, in dem auch Atheisten oder Muslime ihren Glauben oder Unglauben leben und praktizieren dürfen und sollen. Und dabei gibt es neben den erwähnten historisch bedeutsamen christlichen Persönlichkeiten viele Beispiele dafür, dass Christen sich aktiv und positiv verändernd einmischen in Gesellschaft und Politik. Unbedingt! Als wir das Musical geplant haben, war klar, dass wir nicht John Newton loben können, ohne darauf hinzuweisen, dass es nach Uno-Schätzungen heute 27 Millionen moderner Sklaven gibt. Offiziell haben alle Länder die Sklaverei abgeschafft. Aber inoffiziell und in der Schattenwirtschaft arbeiten Kinder in Teppichknüpfereien und Lederfabriken,
Martin Luther King
Desmond Tutu
Fotos: commons.wikimedia.org/ Nobel Foundation/ Jmquez; privat
King bis zu Bischof Desmond Tutu im Apartheidskampf in Südafrika, die aus dem Evangelium politische Aktivität ableiten, ist lang. Und ehrenhaft.
arbeiten unterbezahlte Frauen ohne sozialen Schutz in der Textilindustrie. Deswegen unterstützt unser Musical und die federführende „Creative Kirche“ das „Happy Home“ in Bangladesh, wo Kinder und Frauen Bildungsangebote kriegen. Toll finde ich, wenn Christen aktiv Politik gestalten. Nur ein Beispiel: Der CDUBundestagsabgeordnete Frank Heinrich hat eine Initiative gegen moderne Sklaverei angestoßen und kämpft gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel. Als Bürger in einem Rechtsstaat können und sollen wir durch bürgerschaftliche, zivile Aktionen, Unterschriftenlisten, Demonstrationen, Petitionen auf Politiker einwirken. Oder auf Firmen, durch unser Kaufverhalten. Denn ich bin nicht der Meinung, dass beispielsweise ein T-Shirt 1,99 Euro kosten kann …
Gesetz gegen Obdachlose, da hat Claiborne gesagt: „Dann feiern wir mit den Obdachlosen im Park Abendmahl; mal sehen, ob die Polizei das unterbindet.“ Er setzt Hoffnungszeichen. Das beeindruckt mich. Genauso ganz viele ungenannte Leute, Christen in der DDR, die dafür gesorgt haben, dass die Friedliche Revolution von 1989 unblutig verlief. Auch in Südafrika haben viele, viele Ungenannte dazu beigetragen, dass der Übergang von der Apartheid zur „Rainbow“-Gesellschaft weitgehend ohne Blutvergießen ablief. Und es war Bischof Desmond Tutu, der nach 1994 die „Truth & Reconciliation“, also Wahrheits- und Versöhnungs-Kommission initiiert hat.
Damit noch mal zum Stichwort „Liste“. Einige politische Köpfe sind schon genannt. Wer sind heute die Personen, die beeindrucken durch das, was sie – aus ihrer christlichen Überzeugung heraus – bewegen? Heute, im 21. Jahrhundert beeindruckt mich der katholische Kardinal Joseph Zen Ze-kiun in Hongkong, dem ich mehrmals persönlich begegnet bin. Er unterstützt die Demokratiebewegung der Studenten in Hongkong aktiv. Beeindruckend finde ich den Amerikaner Shane Claiborne, einen verrückten jungen Mann aus Philadelphia, der durch kleine Aktionen etwas bewegt. Als die Stadtverwaltung von Philadelphia etwa den Pennern verbot, im Stadtpark zu essen und zu trinken, ein diskriminierendes
Interview: Jörg Podworny
Eine bemerkenswerte Liste, die sich fortsetzen ließe. Vielen Dank für das Gespräch!
ANDREAS MALESSA arbeitet als Hörfunkjournalist beim Deutschlandradio Kultur und beim Hessischen Rundfunk sowie als Fernsehmoderator beim Südwestrundfunk. Er ist Autor und Referent für religiöskulturelle und sozialethische Themen. Infos zum Musical unter www.gospel.de
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Am Anfang war das
Wort
Warum Christen auf Bildung f端r alle setzen
Ägypten, Phönizien, Griechenland, Rom: In allen Hochkulturen hatte Bildung einen hohen Stellenwert – für die Elite. Das einfache Volk sollte seine Zeit nicht mit Lesen und Schreiben verschwenden, sondern hart arbeiten. Nur im Judentum und Christentum sah man das anders.
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KINDER: WESEN MIT WÜRDE Dass Kindern eigene Rechte zuerkannt werden, ist keine Selbstverständlichkeit. In der Antike sah man sie als Wesen an, die sich erst zu vollwertigen Menschen entwickeln mussten. Bis dahin, also bis sie erwachsen waren, konnte man sie ungestraft töten, aussetzen, verkaufen, quälen, sexuell missbrauchen. Schon die Sprache zeigte, was man von ihnen hielt: Das altgriechische und das lateinische Wort für „Kind“ kann man auch mit „Sklave“ übersetzen. Dagegen lehrten einzelne jüdische Rabbiner, dass Kinder ein Segen Gottes seien und, mehr noch, wie die Erwachsenen als Gottes Ebenbild geachtet werden sollten. Diese Wertschätzung verstärkte sich noch bei den Nachfolgern des Jesus von Nazareth, der Kinder als Glaubensvorbild sah. Christen verboten daher nicht nur, Kinder zu töten oder zu missbrauchen. Seit dem fünften Jahrhundert kümmerten sie sich auch um ausgesetzte Kinder. Ab dem 6. Jahrhundert entstanden Klosterschulen. Der Reformator Martin Luther setzte sich dafür ein, dass alle Jungen und Mädchen eine Volksschule besuchten,
„denn wir wollen ja gern unseren lieben Kindern nicht allein den Bauch, sondern auch die Seele versorgen.“ Und immer wieder waren es Christen, die sich für die Interessen der Kinder einsetzten: So betonte der protestantische Theologe Friedrich Schleiermacher zu Beginn des 19. Jahrhunderts, dass jedes Kind Anspruch darauf habe, individuell gefördert zu werden.
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UNIS: CHRISTEN WOLLEN’S GENAU WISSEN Jesus wurde von seinen Zeitgenossen als „Rabbi“, also als Lehrer verehrt. Glaube an Gott schloss für ihn ebenso wie für seine Nachfolger nicht nur das Gefühl und den Willen ein, sondern auch den Verstand. Von Anfang an diskutierten die Christen heftig über verschiedene Glaubensauffassungen und setzten sich auch mit der Kultur ihres Landes auseinander. So war es kein Wunder, dass christliche Klöster bald der Ort waren, wo philosophische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse bewahrt und weiterentwickelt wurden. Aus diesen Kloster- und Domschulen entstanden im Mittelalter die ersten Universitäten. Hier sollte nicht nur Theologie, sondern die „Gesamtheit der
Wissenschaften“ gelehrt werden. (Leider gab es auch Zeiten, in denen die Kirche aus machtpolitischen Gründen Forschung und Bildung nicht förderte, sondern behinderte.)
Christen sollen nicht unkritisch nachplappern, was ihnen geistliche Autoritäten vorgeben, sondern selbst in der Bibel nachlesen und verstehen, was ihren Glauben ausmacht: Aus dieser Motivation übersetzte Martin Luther die Heilige Schrift ins Deutsche und verfasste zahlreiche Lehrschriften für normale Kirchen mitglieder. Damit war die generelle Kluft zwischen Laien und Gelehrten überwunden: Jeder konnte nun Lesekompetenz gewinnen – also die Fähigkeit, Gelesenes zu verstehen und sich anzueignen. Luthers Bibelübersetzung prägte außerdem die deutsche Sprache maßgeblich und gab dem noch jungen Buchdruck Auftrieb.
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Auf Spurensuche in modernen Kino-Filmen
Wer vor der Kino-Leinwand oder im Heimkino-Sessel Filme genießt, der stößt nicht überall und nicht gleich auf Christus-Motive. Und doch entdecken aufmerksame Zuschauer christliche Zeichen und Symbole. Jesus prägt als Figur und mit seinen Werten Menschen, und mit ihnen prägt er die Kultur – auch wenn seine Fährten bisweilen nur zu ahnen sind. Ein kleiner Rundumblick in der Filmgeschichte.
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Foto: lightstock.com/pearl
as Leben von Jesus hat schon zahlreiche Leinwandepen her vor gebracht wie den bereits fünfmal verfilmten Ben Hur. Oder König der Könige (USA 1960), der Judas als tragischen Idealisten zeigt. Oder mit 191 Leinwandminuten unbestreitbar Die größte Geschichte aller Zeiten (USA 1965). Später wurde Christus zum Popstar (Jesus Christ Superstar, USA 1973). Andere betonten seine Menschlichkeit (Die letzte Versuchung Christi, USA 1988) oder zeigten ihn als Sozialkritiker (Das 1. Evangelium – Matthäus (I 1964). In Jesus von Montreal (CNA/F 1989) hält die Passionsgeschichte, die auf den
Hügeln über Montreal aufgeführt wird, der Gegenwart einen Spiegel vor. Mel Gibson wiederum spritzte das Leiden Jesu in Die Passion Christi (USA 2004) detailversessen auf die Leinwand. Blut strömte. Und wir sahen, wenn wir denn hinzusehen vermochten, was die Berichte in der Bibel in solcher Dichte gar nicht schildern, weil ihr Augenmerk auf etwas anderes gerichtet ist: ein Vertrauen in den nämlich, der – sterbend – Leben bewirkt. IN JESU FUSSSTAPFEN Nach den Worten der Bibel sollen Menschen Jesus Christus an denen erkennen, die ihm folgen und nach ihm benannt sind, den Christen. Nicht immer kommen Jesu Anhänger in Filmen allerdings so rühmlich weg wie Leigh Anne Tuhoy in Blind Side – die große Chance (USA 2009), die ihr Zuhause selbstlos einem namenlosen Schwarzen öffnet, der ihr über den Weg stolpert. Bei ihrem Tun fühlt man sich an Worte aus dem Neuen Testament erinnert, wo es
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heißt, dass Menschen ihre Mitmenschen aufnehmen, buchstäblich, um Gottes und seiner Liebe zu den Menschen willen. Denn die Frage lautet: Nimmt Leigh Anne Michael nur bei sich auf, weil es ihr Geldbeutel zulässt? Oder handelt sie vielmehr deswegen so beherzt, weil sie sich bei Gott geborgen weiß, die Worte von Jesus wörtlich nimmt und die Verheißung, die darin zum Klingen kommt? „Wer ein Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf!“, heißt es im Evangelium von Matthäus. Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: In einem anderen Menschen, der unvermutet meinen Weg kreuzt, begegnet mir Gott selbst. Und wir bräuchten bloß die Tür zu öffnen, damit er bei uns eintritt. Aber vielleicht geht das nicht ohne das Vertrauen, wie es Kinder, die meisten jedenfalls und hoffentlich, zu ihren Eltern haben? DIE BIBEL ALS BRÜHWÜRFEL Oft jedoch haben sich die Spuren Jesu aufgelöst. Sie sind, gleich einem
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Brühwürfel, ins kulturelle Zeichen repertoire eingewandert, aus dem sich bis heute findige Filmemacher unermüdlich bedienen. Auffällig häufig wird im Kino beispielsweise in Kreuz-Form gestorben, sei es zur eigenen Strafe (wie Matthew Poncelet (Sean Penn) in Dead Man Walking – sein letzter Gang, USA 1995) oder für andere wie Walt Kowalski (Clint Eastwood) in Gran Torino (USA 2008). Was wäre dieser Mann ohne sein Auto, einen echten 72er Gran Torino? Walts ehemalige Nachbarn sind längst weggezogen. Dafür bewohnen inzwischen überwiegend Hmong das Viertel, ein Bergvolk aus Vietnam. Die Schimpfwörter, die die Menschen hier übereinander prasseln lassen, erzählen vom Leben in festgefügten Grenzen: Bambusfresser, Bimbo, Spaghettifresser, Polacke. Walt, selbst nicht glimpflich, nennt seinen Nachbarn Thao unverdrossen Mao. Die Gewalt im Viertel nimmt zu. Thao und seine Familie sind der Willkür einer Gang ausgesetzt. Walt, der mittlerweile
erfahren hat, dass er unheilbar krank ist und nicht mehr lange leben wird, will dem Terror ein Ende setzen. Er mäht den Rasen und geht zur Beichte. Da schlägt der Priester das Kreuz über ihn: „Geh hin in Frieden!“, sagt er. „Oh, ich habe meinen Frieden!“, antwortet Walt. Zu Hause wartet Thao; er will kämpfen. Und töten. Walt aber lockt ihn in den Keller und sperrt den Jungen ein. „Du hast dein Leben noch vor dir!“, sagt er, „aber ich bin der, der die Dinge zu Ende bringt.“ Wenig später steht Walt vor dem Haus der Gang, die hinter den Fenstern lauert, bebende Finger am Abzug. Doch als Walt in seine Jackentasche greift und alle abdrücken, kramt er nur das Feuerzeug hervor. Walt stirbt im Kugelhagel, ein Ave Maria auf den Lippen, mit ausgebreiteten Armen. „Hat jemand Feuer?“, fragte Walt, ehe er starb. Und antwortete sich gleich selbst: „Nein, ich habe Feuer!“ Es gibt ein Licht, von dem Jesus in den biblischen Berichten spricht: „Wer mir nachfolgt, braucht nicht im Dunkeln umherzuirren, denn er wird das Licht haben, das zum Leben führt“, heißt es im Johannes-Evangelium. Ob Walt dieses Licht meinte, als er, in Kreuzform wie ein Erlöser, starb? WENN GOTT GEGANGEN IST Schmilzt Jesus jedoch zum bloßen Zitat, ist der Weg zur Gottferne nicht mehr weit. Leer schlagen uns die Bilder entgegen, wenn etwa Monica Vitti in Michelangelo Antonionis Die rote Wüste (I 1964) zwischen rote Häuserwände
gezwängt wird. Gott ist verschwunden, nur das Unbehagen besteht fort. Schon im Jahr zuvor bannte Ingmar Bergman Gottes Abwesenheit in Das Schweigen (SE 1963) auf die Leinwand und beließ sie bei dem, was sie war: ein Nullpunkt. Leere, die auszuhalten ist, wenn Gott gegangen ist. Dann bleiben am Ende, vielleicht, nur Fragen. Der polnische Regisseur Krzysztof Kieślowski verdichtete sie in Dekalog 1 (P 1989) angesichts eines toten Kindes auf eine einzige wesentliche, die unsere Antwort fordert, ohne dass wir uns in intellektuelle oder theologische Spitzfindigkeiten flüchten könnten. Sie lautet, ganz schlicht und einfach: Was bedeutet eure Weltanschauung angesichts eines solchen Todes? Könnt ihr mit ihr leben? Und sterben? Dagmar Petrick ist studierte Filmwissenschaftlerin und Theologin. Sie lebt in Halle an der Saale.
BUCHTIPP Dagmar Petrick:
„MIT GOTT IM KINO – 25 FILMANDACHTEN“ (SCM R.Brockhaus)
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Unter der Filmlupe Angehalten: Szenen und Entdeckungen in neueren Kinostreifen
DER STELLVERTRETER: DIE PASSION CHRISTI (USA/ITALIEN 2004) [MINUTE 46:30]
DAS OPFER: GRAVITY (USA/GB 2013) [MINUTE 71:20]
Er ist dem sicheren Tod gerade noch von der Schippe gesprungen! Dabei war er zu Recht angeklagt, wegen Mordes: Barrabas. Der römische Gouverneur Pontius Pilatus hält den anderen An geklagten, Jesus, für unschuldig und versucht, ihn mit einem juristischen Kuhhandel freizubekommen. Aber die Menge fordert, Barrabas an seiner Stelle laufen zu lassen. Der kann gar nicht fassen, wie ihm geschieht. Un gläubig dreht er sich um. Ich bin frei! Weil ein anderer die Strafe verbüßt. Ein vollkommen Unschuldiger stirbt. Ich verdanke ihm meine Freiheit. Mein Leben.
Im Oscar-prämierten Weltraum-Epos, fantastisch in 3D inszeniert, sind der Astronaut Matt Kowalsky (George Clooney) und die Wissenschaftlerin Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) auf Weltraumspaziergang. Da verwan delt ein Unfall die Routine in einen Wettlauf um Leben und Tod. Nur durch ein dünnes Kabel verbunden, werden Ryan und Matt in die Weite des Alls geschleudert. Ihre einzige Hoffnung: die ISS mit ihren Rettungskapseln zu erreichen; in der Schwerelosigkeit ein schier aussichtsloses Unterfangen. Stone überlebt, weil Matt sich opfert und das Kabel kappt.
DER BEFREIER: MATRIX (USA/AUS 1999) [MINUTE 1:57:35] „Neo“ (Keanu Reeves) ist „der Auserwählte“, der die Menschen befreien soll. Gefühllose MaschinenMenschen, allen voran der diabolische Agent Smith (Hugo Weaving), dominieren die Menschheit und halten sie in einer
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künstlichen Welt gefangen. Freiheit für die Menschen gibt es nur, wenn einer aus einer ganz anderen Dimension Leben in diese Kunstwelt bringt. Im Kugelhagel scheint der Auserwählte zu scheitern – um kurz darauf wieder zum Leben zu erwachen und den Menschen die Augen zu öffnen.
Frage Das ist die
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E
r ist ein faszinierender Mensch: Jesus von Nazareth, dessen Geburt jedes Jahr zu Weih nachten rund um den Erdball gefeiert wird. An dessen Tod und Auferstehung heute rund 2,3 Milliarden Christen glauben und zu Ostern erinnern. Und dessen nach ihm benannte Bewegung, die weltweite Christenheit, vital und aktiv ist. Bis heute. Über Jahrtausende haben Menschen sich erstaunt gefragt, was und wen der als jüdischer Wanderprediger gestartete Mann alles bewegt hat. Es ist heute kaum möglich, sich die Weltgeschichte ohne Jesus Christus vorzustellen. Und das, obwohl er kein Buch geschrieben hat, nicht im Ausland war und seine ersten Jünger einfache, ungebildete Leute waren. Und alles hat mit einer unscheinbaren Geburt seinen Anfang genommen. Auch die Texte in diesem Heft widmen sich der Frage: Wer ist dieser Mann eigentlich? Dabei ist es keineswegs verwunderlich, wenn bei dieser Frage auch Zweifel mitschwingen, offene ehrliche Fragen bleiben. Viele kennen so etwas wie ein „religiöses Gefühl“. Aber es bleibt auch vieles unverständlich, der Mensch Jesus
auch geheimnisvoll. Woran denke ich, wenn ich den Namen „Jesus“ höre oder davon lese? Wo begegnen mir in meinem Alltag christliche Einflüsse? Gibt es Christen, die ich kenne, deren Leben ein wirkliches Vorbild auch für mich ist; die Versöhnung aktiv leben oder gelebt haben? Was am christlichen Glauben finde ich nachdenkens- oder sogar nachahmenswert? Und was verwirrt und verwundert mich andererseits im Blick auf Jesus und den christlichen Glauben? Was verstehe ich nicht wirklich? Welche Zweifel beschäftigen mich? Und warum ist Jesus nach seinen Lebzeiten damals nicht einfach von der Bildfläche verschwunden? Die Größe und Bedeutung einer Persönlichkeit in der Geschichte lässt sich prüfen anhand der Frage: Hat er etwas hinterlassen, das weiter wächst? Darüber hinaus ist die Frage: Was sage ich eigentlich dazu? Es wäre nicht das Schlechteste, wenn dieses Heft dazu anregt, diesen Fragen ehrlich auf der Spur zu bleiben. Und Antworten zu finden. Jörg Podworny
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Oh mein Gott,
dieser Himmel!
Musik war ursprünglich vor allem der Anbetung Gottes (der Götter) gewidmet. In der Popmusik scheint davon nicht mehr viel zu spüren zu sein. Nur manchmal taucht Religion hier auf. In einem offenen Brief schreibt der Redakteur Christof Klenk an den Deutsch-Rapper „Marteria“, der sich in einem seiner Hits fragt: „Oh mein Gott, dieser Himmel, wie komm ich da bloß rein?“
LIEBER MARTERIA, als ich Ihr Lied zum ersten Mal im Radio gehört habe, war ich erst einmal positiv überrascht, dass sich jemand tatsächlich traut, eine große Frage zu stellen: „Oh mein Gott, dieser Himmel, wie komm ich da bloß rein?“ Meine Frau hatte Zweifel, ob die Frage wirklich ernst gemeint ist. Mittlerweile habe ich mir auch das Video dazu angeschaut und man könnte Anzeichen dafür finden, dass meine Frau recht hat: Da wird ein Priester von Kindern mit Steinen beworfen, junge Menschen rasen mit Quads durch eine wüstenähnliche Landschaft, zwei Nonnen küssen sich, in einem Pool findet eine Taufe statt und am Ende sieht man eine gottesdienst-ähnliche Versammlung, die eine Mischung aus Abendmahl und Party feiert, während Sie im Song das Glück oder die Erlösung bei Ihrer Geliebten finden.
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Ich habe bei Youtube auch einige der Kommentare zum Video gelesen und bedaure es, dass sie sich kaum mit dem Inhalt des Liedes auseinandersetzen. Dabei finde ich das durchaus lohnenswert! Deshalb dieser Brief. Ich erkenne in Ihrem Video ein Befremden gegenüber traditioneller Frömmigkeit oder Religiosität. Die gezeigten Geistlichen scheinen abgehoben, weltfremd, vielleicht sogar heuchlerisch. Das kann ich durchaus nachvollziehen. Menschen, die im „Dienst des Herrn“ unterwegs sind oder das zumindest von sich glauben, sind nicht immer die besten Vertreter. Jesus selbst geht hart ins Gericht mit den Geistlichen seiner Zeit. Auch heute noch sind offizielle Vertreter der Kirche zu Schandtaten in der Lage. Die Diskussion um die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche hat das schmerzlich
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bewusst gemacht. Mancher hat sich von der Kirche abgewandt. Vielleicht erinnern Sie sich an ent täuschende Begegnungen mit Geist lichen. Doch es hilft nichts, dabei stehen zu bleiben. Das bringen Sie sehr anschaulich zum Ausdruck, indem Sie die Frage einfach immer wieder stellen: „Oh mein Gott, dieser Himmel, wie komm ich da bloß rein?“ Ich bin überzeugt, dass in jedem von uns die Sehnsucht nach einem tieferen Sinn angelegt ist, nach dem Ewigen, nach dem, was unsere irdische Wahrnehmung übersteigt. In der Bibel heißt es, dass Gott die Menschen als Gegenüber geschaffen hat und er sich eine Verbindung zu ihnen wünscht. Durch den Propheten Jeremia (29,13f ) sagt Gott: „… wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“ Insofern verfolgen Sie mit Ihrer Frage genau den richtigen Ansatz. Nun kann und muss man den Schluss Ihres Liedes wohl so verstehen, dass Sie tatsächlich fündig werden und zwar in den Armen Ihrer Geliebten. Diese Antwort erscheint etwas unbefriedigend, denn aus Ihrem Lied spricht für mich die Suche nach etwas Größerem, das die Zeit überdauert. Kann das die Beziehung zu einer Frau tatsächlich bieten? Mag sein, dass ich Ihre Zeilen damit überinterpretiere, aber dieses Liedende könnte auch biblische Bezüge haben. In der Bibel wird die Ehe und darin die sexuelle Verbindung zwischen Mann und Frau tatsächlich mit der Verbindung zwischen Gott und den Menschen
verglichen. Auch wenn die Kirchen über viele Jahre anderes suggeriert haben mag: Gott hat die Sexualität erfunden und er hält sie nach wie vor für eine gute Sache. Für etwas, in dem der Himmel tatsächlich durchscheint. Insofern könnte sich die Spur, die Sie verfolgen, also durchaus als richtige erweisen. Ich hoffe jedenfalls, dass Sie sich mit dem Hier und Jetzt nicht zufrieden geben und weiterhin auf der Suche nach dem Ewigen bleiben! Seien Sie herzlich gegrüßt Christof Klenk
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Glaubens
Fundstücke Auf christlichen Spuren durch die Jahrhunderte
Das Symbol Kreuz Das Kreuz ist ein Symbol, das auf der ganzen Welt verstanden wird; ja, es ist eines der bekanntesten Symbole überhaupt. Es findet sich nicht nur in kirchlichen Gebäuden, auf Friedhöfen und Gräbern, sondern auch etwa als Logo wohltätiger und humanitärer Organisationen (wie dem Roten Kreuz) oder als Schmuckstück. Im christlichen Glauben symbolisiert der vertikale Balken die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen. Der horizontale Balken des Kreuzes verbindet die Beziehung zwischen den Menschen untereinander. Das Kreuz wurde im Jahr 431 n. Chr. durch das Konzil von Ephesos offiziell als christliches Zeichen eingeführt und danach verbreitet. Es leitet sich von der Kreuzigung Christi ab und ist in der Theologie eng mit dem Thema Schuld und Sühne verbunden. Zudem besitzt das Kreuz eine starke Verwendung als Symbol, das meist mit dem Tod in Verbindung gebracht wird: So weist ein Kreuz auf das Sterbedatum einer Person hin. Positiv betrachtet, gilt das Kreuz als Symbol für Frieden und Erlösung.
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IMPRESSUM
KUNDENSERVICE Deutschland: SCM Bundes-Verlag Tel.: 0 23 02/9 30 93-910 Schweiz: SCM Bundes-Verlag (Schweiz) Tel.: 043/288 80 10 HERAUSGEBER UND VERLAG Deutschland: Bundes-Verlag GmbH, Bodenborn 43, 58452 Witten, Postfach 40 65, 58426 Witten, Tel.: 0 23 02/9 30 93-910, Fax: 0 23 02/9 30 93-689, E-Mail: info@bundes-verlag.de, Internet: www.bundes-verlag.net Schweiz: SCM Bundes-Verlag (Schweiz) in der bvMedia Christliche Medien GmbH, Rämismatte 11, Postfach 128, 3232 Ins, Tel.: 043/288 80 10, Fax: 043/288 80 11, E-Mail: info@scm-bundes-verlag.ch, Internet: www.scm-bundes-verlag.ch Der SCM Bundes-Verlag und bvMedia Christliche Medien sind Unternehmen der Stiftung Christliche Medien (SCM). Geschäftsführung: Ulrich Eggers REDAKTION Redaktionsleitung: Jörg Podworny Redaktion: Agnes Wedell, Christof Klenk Redaktionsassistenz: Jascha Gerles ANZEIGENVERWALTUNG Bundes-Verlag GmbH, Jürgen Bublitz, Tel.: 02302/930 93-644, E-Mail: bublitz@bundes-verlag.de, www.bundes-verlag.net/anzeigen-marketing HERSTELLUNG Layout: SCM Bundes-Verlag Grafik Druck: flyeralarm GmbH, Alfred-Nobel-Straße 18, 97080 Würzburg Copyright: Bundes-Verlag GmbH, ISSN 2190-1716, ZKZ 18486 Bildnachweis: S. 4-5: thinkstockphotos.de/ iStock/pavel068, konstantin32, somor, Songquan Deng, sframephoto, Dreef, anyaivanova, S. 42: thinkstockphotos. de/iStock/lom66, Elenathewise, S. 44: thinkstockphotos.de/iStock/Alexey Ivanov, pianisssimo, Antonel; shutterstock.com/ B. and E. Dudzinscy Titelbild: lightstock.com/pearl
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Glaubens
Fundstücke
Von der Zeitrechnung in der Weihnachtsgeschichte Wird heute ein Ereignis datiert, sei es in neuerer oder in Jahrtausende zurückliegender Zeit, dann spricht man häufig von der „Zeitenwende“: Das Geschehen oder die Lebensdaten einer Person werden gelistet in die Jahre „vor Christus“ und „nach Christus“, abgekürzt „v.Chr.“ und „n.Chr.“ Die „Zeitenwende“ orientiert sich an der Geburt, die in jedem Jahr an Heiligabend rund um den Erdball gefeiert wird: die des neugeborenen Kindes Jesus in Bethlehem. Häufig ist auch der Gebrauch der Abkürzung „A.D.“, der sich an vielen Häuserfassaden findet: „Anno Domini“ bedeutet es in vollen Worten, „im Jahre des Herrn …“, gerechnet nach der Geburt, von der in der Bibel im 2. Kapitel des Lukas-Evangeliums im Neuen Testament berichtet wird: der alljährlichen „Weihnachtsgeschichte“. Der Weihnachts-Tag markiert damit das Datum des meistgefeierten Geburtstags weltweit. Die Amtszeit jedes Regierungschefs, die Gründung jeder Nation wird heute im westlichen Kulturkreis datiert nach dieser „Geburt des Herrn“. Jeder Kalender zeigt es an, jede Uhr mit genauer Datumsangabe, das Display eines Mobiltelefons. Die Zeitenwende wird an Heiligabend eingeläutet, jedes Jahr neu.
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Auf christlichen Spuren durch die Jahrhunderte