MOVO

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| 1/2014  | ZKZ 88630  | € (D) 6,00  | € (A) 6,20  | CHF 10,90

www.MOVO.net

NEU!

Was Männer bewegt. Was Männer bewegen.

Mit dem Rennrad über die Alpen:

Ausgebremst auf der Zielgeraden

Wie ein Vater

SEINE TOCHTER BETRAUERT

GOTT WILL ECHTE KERLE!

WIE SEX RICHTIG GUT WIRD

WENN DER CHEF NERVT … 10 Tipps zum Überleben


DIE

-IDEE:

Unser Männer-Magazin startet. Und das ist die Idee hinter dem Heft:

WAS UNS WIRKLICH BEWEGT Männer zeigen sich, ihre Stärken, ihre Schwächen. In MOVO stellen wir beides vor: Gipfelstürmer und Gescheiterte. Siege und Niederlagen. Kämpfe und Ruhezeiten. Arbeitskram und Männer-Spielsachen. Und den ganz normalen Alltag. Weil das alles zu unserem Leben dazugehört. MOVO ist der Ideengeber für Männer, die auf der Suche nach einem erfüllten Leben sind. Männer, die Gleichgesinnte finden wollen, die Lust haben auf Veränderung und die das Abenteuer Christsein wagen.

WAS WIR ALLEINE NICHT SCHAFFEN Keiner kann alles, jeder kann etwas. Klar, MOVO erscheint in einem Verlag, eingebunden in ein professionelles Team. Aber die Köpfe hinter MOVO sind ganz viele: Ein Netzwerk engagierter Männer aus Deutschland und der Schweiz setzt sich für MOVO ein. Darüber hinaus bieten wir eine Plattform für Männergruppen, -tage, -freizeiten und andere Männer-Events. MOVO ist das Magazin für die christliche Männer-Szene – bodennah und verbindend.

WAS UNS STÄRKER MACHT

WAS MOVO LEBEN LÄSST

Vier Mal im Jahr erscheint MOVO. Nicht zu oft – keiner wird abgehängt. Oft genug – damit nach und nach Wachstum und Veränderung geschieht. Als „Kraftfutter“ für jeden einzelnen Mann oder für Männergruppen. Jeder, der will, kann sich einklinken. Alle, die sich für das Abo entscheiden, erhalten in Zukunft zusätzlich die digitale Version für Tablets und Computer. Zum Schnuppern gibt es die digitale Version dieser Startausgabe unter www.MOVO.net/app.

Diese erste Ausgabe verschenken wir an alle, die sie haben wollen. Gerne kannst du noch gedruckte Exemplare dieser Ausgabe anfordern, wir schenken sie dir gerne. Wir wünschen uns dafür zweierlei: dass du diese Hefte in deinem Umfeld „an den Mann“ bringst, und dass du für dich selbst ein Abo bestellt – oder verschenkst. (Preise und Bestellmöglichkeiten findest du unten.) Nur so wird das MOVO-Projekt auch in Zukunft leben. Weitere Informationen und Ideen, wie du MOVO einsetzen kannst, gibt es unter www.MOVO.net.

SEI DABEI!

MOVO BESTELLEN: 02302 93093-910 vertrieb@bundes-verlag.de

Digitale Ausgaben gratis zum Abo: für iOS, Android & PC/MAC

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(Gilt für alle Hefte bis Ende 2015)

Ab jetzt 4 x im Jahr € 19,80 (CHF 37.20/ € (A) 20,40) zzgl. € 3,40 (CHF 7.50/ € (A) 7,50) Versandkosten

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EDITORIAL

RAUS AUS DER SCHUBLADE Männer lesen nicht! // Männer reden zu wenig. // Männer interessieren sich nur für Fußball. // Männer haben keine Freunde. // Männer essen gerne viel und immer Fleisch …

K

eine Ahnung, welche Männer-Vorurteile es sonst noch gibt. Aber ganz ehrlich: Es ist höchste Zeit, dass wir aus den Schubladen rauskommen, in die andere (und manchmal auch wir selbst) uns stecken. Und stattdessen das entwickeln, was in uns steckt und das gedeihen lassen, was Gott in uns angelegt hat. Das ist unsere Idee für . Ganz normale Männer machen sich gemeinsam auf den Weg. Männer mit Lust am Leben, Männer mit Höhen und Tiefen, Männer mit Familie oder ohne. Technik-Freaks und Stillesucher. Vielarbeiter und Nachdenker. Wir alle glauben doch, dass Gott in unserem Leben eine wichtige Rolle spielt, aber – um von Anfang an ehrlich zu sein – gelegentlich zweifeln wir auch daran. Wir wollen etwas bewirken in dieser Welt, wollen etwas schaffen, was über uns hinaus geht. Und hängen doch oft fest im Klein-Klein unseres ganz normalen Alltags: Wir sind froh, wenn wir unsere Arbeit schaffen und keiner der Teller, mit denen wir jonglieren, abstürzt. Für Männer mit diesem Lebensgefühl haben wir jetzt ein Magazin entwickelt: ist der Kunstsprache Esperanto entlehnt und kann mit »BEWEGUNG« übersetzt werden. Dabei verstehen wir Bewegung in doppeltem Sinne. Zum einen geht es um die Bewegung in uns: so entsteht Veränderung, Umdenken und neue Lebensfreude. Zum anderen wünschen wir uns, etwas zu bewegen in unserer Welt: in unserer Firma, unsere Familie, unserer Gemeinde, unserer Ehe, unserer Gesellschaft.

In diesem Sinne ist ein Reisebegleiter für Männer. Wir freuen uns, dass es endlich losgeht. Ihre

- Männer.

v.l.n.r. Martin Gundlach (Redaktionsleiter SCM Bundes-Verlag), Rüdiger Jope (Chefredakteur), Pascal Görtz, Jascha Gerles

UNSERE ERSTE . HELFEN SIE BEIM START: EINEN STAPEL HEFTE BESTELLEN UND VERSCHENKEN.

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KÖPFE IN MOVO

INHALT JOB

DER UNTERNEHMER

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Martin Scheffler hat die Chance ergriffen, die sich ihm bot. Angefangen hat er alleine.

DER BERATER

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Paul Donders hilft, Firmen gut zu leiten. Und sich selbst.

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» SCHULE WAR NICHT MEIN DING « Martin Schefflers Weg zum eigenen Unternehmen

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WENN DER CHEF NERVT … 10 Tipps, um trotzdem zu überleben

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EINTAGESBUCH IN FOTOS Steffen P. Walther erzählt mit Selfies aus seinem Leben

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ÜBERLEBEN IM BERUF Ulrich Eggers mit seinen drei besten Tipps, sich selbst zu organisieren

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» HERRSCHEN UND DIENEN! « Paul Donders im Gespräch über die Führung von Menschen und Organisationen

DER COACH

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Dirk Schröder bringt beim Segeln Männer in Schwung. Irgendwann auch ihre Seele.

DER VATER

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Christian Seitzinger hat drei Kinder. Zwei auf der Erde, eins im Himmel.

DER LÄUFER

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ALLEIN KENTERST DU! Christian Mörken über seinen Aufbruch in ein Segelabenteuer

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» DEINE SCHWESTER SCHLÄFT FÜR IMMER. « Christian Seitzinger über den Verlust seiner ungeborenen Tochter

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WIE SEX RICHTIG GUT WIRD Ein Mann über seinen Ausweg aus dem Frust im Bett

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GARANTIERT BESTER VATER Wie Väter aus der Wettbewerbsfalle entkommen. Von Josef Riederle

GLAUBEN Kurt Weide ist erfolgreicher Fahrer einer Extrem-Radtour. Bis kurz vor dem Ziel.

DER WELTMEISTER

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24

Frank Hofmann war der Chefredakteur von „Runners World“. Jetzt ist er bei der Kirche.

DER AUSDAUERNDE

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BEZIEHUNG

Dän Klein grillt Fleisch professionell. Aber kein billiges.

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GOTT WILL ECHTE KERLE! Echter Glaube muss etwas von Abenteuer und Leidenschaft atmen. Von Reto Kaltbrunner

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»LAUFEN HILFT ZUM LEBEN« Im Gespräch mit Frank Hofmann, dem ehemaligen Chefredakteur von RUNNER’S WORLD

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LAND IN SICHT Ein Männergebet von Lothar Kosse

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MEIN SPIRITUELLER ORT … Reto Pelli über den Ort, an dem er Jesus begegnet

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GLAUBE AUS METALL Väterlichkeit weitergeben. Von Hans-Peter Rösch


STARTAUFSTELLUNG 54

CHAOT UND ROMANTIKER? Die spannende Entstehung des Liedes „Amazing Grace“

58

MÄNNER-EVENTS 31 Angebote für Männer im deutschsprachigen Raum

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EHRLICHE MÄNNERFRAGEN „Welche Frage würden Sie gerne einmal gestellt bekommen?“

MOVO startet: Ein Team von Männern will gemeinsam ein Magazin auf den Weg bringen. Danke an alle Mitschreiber, Mitdenker und Förderer, die uns beim Erstellen und Verbreiten der ersten Ausgabe unterstützt haben. Gerne erweitern wir diesen Kreis. Kontakt: info@MOVO.net

STEFAN BITZER, Berater, Reutlingen

AUSZEIT

MATTHIAS BURHENNE, Seelsorger, Forum Wiedenest, Bergneustadt HEINRICH DERKSEN, Bibelschulleiter, Bonn KLAUS EHRENFEUCHTER, Leiter der Gemeinschaftsund Gemeindearbeit, Bad Liebenzell

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AUSGEBREMST AUF DER ZIELGERADEN Kurt Weide scheiterte knapp bei der Tour Transalp 2011

UWE HEIMOWSKI, Gemeindereferent und Mitarbeiter im Deutschen Bundestag, Gera

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PLATT, ABER GLÜCKLICH Zu Besuch auf der Essen-Motor-Show. Von Jan Schulte

ANSGAR HÖRSTING, Präses Bund Freier evangelischer Gemeinden, Witten

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GRILLEN IM AUFTRAG DES HERRN Sebastian Steinbach zu Besuch beim Deutschen Profi Vize-Grillmeister Dän Klein

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ZUPACKEN Winfried Kuhn möchte Gottes Liebe mit Händen und Füßen weitergeben.

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DAFÜR KÄMPFE ICH Gerhard Schönborn kämpft gegen den Menschenhandel; Maik Reinhard gegen das Vergessen.

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HINTERN HOCH Aus der Welt des Sports

FRANK HEINRICH, Mitglied des Deutschen Bundestages, Chemnitz THOMAS HUMBEL, Personalberater, Männerforum Schweiz, CH-Brittnau CHRISTOPH IRION, Geschäftsführer beim Christlichen Medienverbund KEP, Wetzlar RETO KALTBRUNNER, Senior Pastor ICF, CH-St.Gallen VOLKER KIEMLE, Leiter Medienwerk der Evangelisch-methodistischen Kirche, Frankfurt/Main PETER KOLBERG, Referent für Männerarbeit, Ev.-luth. Landeskirche Hannover, Wienhausen LOTHAR KOSSE, Musiker, Köln JAN-HENDRIK KRAUSE, Informatiker, Freeatheart Deutschland, Lübeck WINFRIED KUHN, Vertriebsleiter, Albershausen CHRISTOF MATTHIAS, Leiter von TEAM.F Hessen, Kassel CHRISTOPH MENZEL, Oberarzt, Lörrach GEORGES MORAND, Coach, CH-Uster MARKUS MUNZINGER, Diakon, Stuttgart

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UND SONST …

RALF MÜHE, Referent für Arbeit mit Erwachsenen beim Bibellesebund, Kierspe

MUMM Dürfen Politiker aus der Haut fahren? DVon Uwe Heimowski

STEFAN PAHL, Pfarrer, Gehrden

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PC TIPPS Bezwingen Sie Ihren Computer!

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MANNS BESTE SEITEN Bücher, die Mann gelesen haben muss. Von Christoph Menzel

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WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN Meinungen zu den skurrilen Jungs von „Duck Dynasty“

GOTTFRIED MÜLLER, Autor, Marburg MARKUS RAPSCH, CVJM Bundessekretär, Wuppertal ANDREAS REINHARD, Zimmermann und Sozialmanager, CH-Gysenstein CHRISTIAN ROMMERT, Pastor, Bochum HANS-PETER RÖSCH, Leiter Technikschule, Stuttgart HEINRICH CHRISTIAN RUST, Pastor, Braunschweig THOMAS SACKMANN, Prediger und Coach, Rotenburg a. d. Fulda JAN SCHULTE, Architekt, Lemgo KARSTEN SEWING, Coach und Berater, Bünde ROLF STROBEL, Pastor, Chrischona International, CH-Ziefen

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WAS IST EIN AUTO? Claudia Weiand wundert sich über die Anziehungskraft von PKWs

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FILMTIPPS

BRUNO WALDVOGEL-FREI, Pfarrer und Autor, CH-Basel

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IMPRESSUM

PETER WERNLI, Coach und Primarlehrer, Mitgründer Freeatheart Schweiz, CH-Oftringen

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SUPER, MANN! Fabian Vogt zum Thema Midlife-Chance

WILFRIED VOGELMANN, Referent für Männerarbeit, Bistum Rottenburg-Stuttgart

WOLFGANG WITTIG, Apotheker, Ratingen

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SERIE

ANGEBERWISSEN FÜR DIE FRÜHSTÜCKSPAUSE Thema: Männer

3,5 % der Beschäftigen in der Kindertagesbetreuung sind männlich.

Hobbys, die Männer bei Frauen attraktiv finden: 76 % KOCHEN 51 % MUSIK 47 % AEROBIC 47 % THEATER 29 % HEIMWERKEN 18 % FALLSCHIRMSPRINGEN 14 % FUSSBALL 11 % STRICKEN

19,84 € ist der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Männern. Frauen hingegen verdienen durchschnittlich nur 15,56 Euro, das ist 22 % weniger als bei Männern. 22 % des Jahres sind 80 Tage – dies entspricht genau der Spanne vom Beginn des Jahres bis zum 21. März.

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107,2 l Bier trinkt statistisch gesehen jeder Bundesbürger im Jahr. Dabei ist Bier bei Männern nach wie vor wesentlich beliebter als bei Frauen – Männer trinken im Vergleich zu Frauen fast die siebenfache Menge.

62 % der Männer haben schon mal ein wichtiges Passwort vergessen.

9% der Männer kennen ihre Blutgruppe.

Infografik: Bernd A. Hartwig | www.berndhartwig.de; Illustration: © lynea - Fotolia.com; Zahlen gesammelt aus: Statistisches Bundesamt, Statista, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, SZ-Magazin

178 g Brot verzehrt ein Mann im Durchschnitt am Tag. Frauen hingegen nur 133g.

58 %

33 JAHRE ist ein deutscher Mann bei seiner ersten Hochzeit. 1970 lag das durchschnittliche Heiratsalter von Männern in der BRD bei 26, in der DDR sogar bei 24 Jahren.

der Männer haben schon mal versucht, ihren Namen in den Schnee zu pinkeln.

312 € gibt ein alleinlebender Mann im Jahr für Bekleidung aus. Das sind 1,8 % seiner gesamten Konsumausgaben. Alleinlebende Frauen geben 504 Euro für Bekleidung aus.

78,6 JAHRE ist die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern in Deutschland. Isländer werden im Schnitt 81,6 Jahre. Die niedrigste Lebenserwartung haben Männer aus Sierra Leone mit 45,2 Jahren. 14.1

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JOB

» ALLEIN KÖNNEN SIE NIE DAS LEISTEN, WAS SIE GEMEINSAM SCHAFFEN. « PAUL DONDERS, SEITE 20

10_ JOBREPORT: »SCHULE WAR NICHT MEIN DING« 14_ WENN DER CHEF NERVT ... ZEHN TIPPS ZUM ÜBERLEBEN 18_ SERIE ÜBERLEBEN IM BERUF 20_ „HERRSCHEN UND DIENEN“ INTERVIEW MIT FÜHRUNGSKRÄFTETRAINER PAUL DONDERS

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» SCHULE

WAR NICHT MEIN DING «


JOB REPORTAGE

Das Arbeitsamt empfahl ihm den Beruf des KfzMechanikers. Dem Autohausbesitzer gefiel Martin Schefflers soziale Ader. Er vertraute ihm einen Sonderauftrag an, der zum Startschuss für ein eigenes Unternehmen wird.

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artin Scheffler wollte als junger Erwachsener unbedingt etwas „Handfestes“ machen. „Schule war nicht mein Ding.“ Was genau seines ist, das wusste er Mitte der 70er-Jahre allerdings noch nicht. Scheffler ging nach der Fachoberschulreife zum Arbeitsamt. „Versuchen Sie es doch als Kfz-Mechaniker“, empfahl man ihm. Warum nicht? Und tatsächlich, es passte. Das Schrauben, das Bohren, der Schweiß – „Damit bin ich ganz glücklich geworden“, sagt Scheffler. Einen kurzen Ausflug an die Uni unternahm er noch. Maschinenbau, eineinhalb Semester. „Dann habe ich endgültig eingesehen, dass das Theoretische einfach nichts für mich ist. Ich ging also zurück in die Werkstatt.“

Fotos: Daniel Wildraut

„SIE HABEN EINE SOZIALE ADER, SIE KÖNNEN DAS MACHEN.“ Etliche Jahre später, Scheffler arbeitete inzwischen in einem großen Autohaus, kam sein damaliger Chef mit einer ungewöhnlichen Aufgabe auf ihn zu. „Er hatte einen Freund, der Rollstuhlfahrer war“, erinnert sich Scheffler. „Und der hatte ihm gesagt: ‚Ihr müsst bei Euch im Geschäft unbedingt etwas für Behinderte tun!‘“ Der Chef hielt das für eine gute Idee. Aber wer sollte diesen Job übernehmen? Er wusste, dass Scheffler ehrenamtlich in Kirchengemeinde und CVJM tätig war. Das schienen ihm gute Voraussetzungen zu sein. Also rief er ihn in sein Büro, erklärte seinen Plan und sagte: „Scheffler, Sie haben eine soziale Ader, Sie können das machen.“ Und so begann vor knapp 24 Jahren Martin Schefflers Karriere als » DIENSTAGS UM SECHS: Experte für Kfz-Sonderbauten. MÄNNERGEBETSKREIS. „Learning by doing“, ausprobieren und schauen, ob es funktioniert – SEIT 20 JAHREN. DER HAT so lässt sich ganz simpel beschreiben, worauf sich Scheffler damals einließ. Die Herausforderung reizte ihn. Handbücher, Anleitungen oder Manuale? MICH DURCH VIELE KRISEN Fehlanzeige. „Man bewegt sich komplett außerhalb der Reparaturleitfäden. GETRAGEN. « Alles, was den Sonderbau betrifft, habe ich mir selbst beigebracht. Die Fahrzeughersteller bekommen manchmal einen halben Herzriss, wenn sie hören, was wir auseinandergenommen haben“, schmunzelt Scheffler. Zwar gibt es einige Zulieferbetriebe, doch deren Produkte sind größtenteils nicht fahrzeugspezifisch ausgelegt. „Das muss für das jeweilige Auto und vor allem das Handicap des Benutzers angepasst werden. Das ist das Schwierige, aber auch das Interessante an diesem Job.“ DAS TÜFTELN ZUM BERUF GEMACHT Sogar so interessant, dass sich Scheffler vor fünfzehn Jahren mit einer Kfz-Werkstatt für Sonderbauten in Hattingen an der Ruhr selbständig machte – mit sich selbst als einzigem Angestellten. Stress pur, zumal ihm „der Papierkram“ nicht so liegt. Manchmal arbeitete Scheffler 70 bis 80 Stunden pro Woche. „Man kann das erstaunlich lange aushalten“, erinnert er sich. Scheffler baute seinen Betrieb rasch aus. Auch seine Frau Sabine stieg mit ein und kümmerte sich fortan um die Firmenfinanzen. „Wir ergänzen uns da sehr gut. Meine Frau ist unheimlich strukturiert. Wenn sie nach Hause geht, dann ist ihr Schreibtisch immer komplett aufgeräumt. Bei mir sieht es dagegen eher wie nach einem Bombenangriff aus.“ Überdurchschnittlich lange Arbeitszeiten, die gab und gibt es auch heute noch – „aber nie sonntags“. Der Preis für die Selbständigkeit. „Zwischendurch habe ich 14_1

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oft gedacht, ich hätte gerne mal einen Job, bei dem ich am späten Nachmittag aus der Tür gehe und bis zum nächsten Morgen nichts mehr damit zu tun habe.“ Ernsthaft krank war Scheffler trotz der Belastung nie. Ein Leistenbruch bescherte ihm einen kurzen Aufenthalt im Krankenhaus, doch nach wenigen Tagen saß bzw. „lag“ er schon wieder im Büro und gab vom Liegestuhl aus Anweisungen, schrieb und telefonierte. „Das ging ja.“ EIN WICHTIGES GUT Sein Beruf ist für Martin Scheffler zur Berufung geworden. „Er erfüllt mich. Wir arbeiten zwar mit Technik, aber letztendlich verhelfen wir unseren Kunden zu mehr Lebensqualität“, erklärt er. „Durch unsere Arbeit begegnen wir Menschen, die von Geburt an, durch Unfälle oder Krankheiten eingeschränkt sind und ein ganz wichtiges Gut nicht mehr haben: ihre Mobilität. Da können wir helfen. Es kommt auch viel Dankbarkeit zurück. Man muss sich aber darauf einlassen, viele, lange Gespräche zu führen und sehr viele Lebensschicksale anzuhören. Oft auch die von Kindern.“ Scheffler schluckt. „Das trifft mich schon sehr, zumal ich selbst vier gesunde Kinder habe. Da stumpft man auch nach 24 Jahren nicht ab.“ Wie ein knallharter Geschäftsmann klingt Scheffler nicht. „Nein“, bestätigt er und schaut Richtung Werkstatt. „Auch deshalb gab es geschäftlich einige Tiefen, weil wir nicht knallhart sind. Ich kann nicht einfach so gut verkaufen, das ist nicht mein Ding.“ Dazu kommt, dass der Firmenchef harte Worte scheut: „Wenn mich jemand

1_Kfz-Sonderbauten in Hattingen 2_Handbücher und Anleitungen sind hier Fehlanzeige.

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persönlich angreift, dann bin ich sehr verletzlich. Da hätte ich gerne mal eine kurze, knackige Antwort parat. Das kann ich aber nicht. In diesem Punkt finde ich mich selbst zu weich.“ DER GEBETSKREIS TRÄGT DURCH Heute ist Schefflers Firma einer der großen Umbaubetriebe in Deutschland. Der Weg dorthin war steinig, die Ertragslage in manchen Jahren schwierig. Den Gedanken, alles hinzuschmeißen, hatte der Firmenchef aber nie. Zum einen könne er gut abschalten. „Besser als meine Frau“, sagt er. „Und wir haben seit 20 Jahren jeden Dienstag um sechs Uhr morgens einen Männer-Gebetskreis, der mich durch viele Krisen getragen hat.“ Glaube und Beruf sind für Scheffler nicht zu trennen. „Wir haben beim Aufbau der Firma Dinge erlebt und Begegnungen gehabt, da weiß ich einfach: Das war kein Zufall, es kam von oben.“ Es ist ihm wichtig, seine Glaubensüberzeugungen in sein Handeln als Firmenchef einfließen zu lassen. „Ohne dass wir hier missionieren würden.“ Glaube im Alltag, wie sieht das bei Scheffler aus? „Meine Frau und ich gehen morgens nicht aus dem Haus, ohne den Tagestext aus der Bibel gelesen und gebetet zu haben“, erzählt er. Gemeinsam besuchen sie den Gottesdienst und zwei Hauskreise. Außerdem spielt Scheffler Bassgitarre in der Gemeindeband, wenn auch nicht mehr so häufig wie früher. Musik zu machen, das hat er schon immer geliebt. „Zur Ehre Gottes. Da kann ich entspannen.“ Bass, Gitarre, Trompete, er hat einiges ausprobiert. Scheffler schmunzelt. 3_

3_Autos anpassen an das Handicap des Benutzers.

In der nächsten MOVO: Aus dem Leben eines Goldschmieds

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Fotos: Daniel Wildraut

Mehr zum Unternehmen unter: www.scheffler-mobilitaet.de


» WENN MICH „Nur das Klavier und ich sind leider keine JEMAND Freunde geworden.“ PERSÖNLICH In den vergangenen ANGREIFT, Jahren haben sich seine Aufgaben in der Firma DANN BIN verändert. „Ich bin viel ICH SEHR mehr im Außendienst VERLETZLICH.« und der Kundenberatung tätig“, erklärt er. Selbst „Schrauben“, das tut er kaum noch. „Dazu fehlt mir inzwischen die Zeit. Außerdem trage ich eine Gleitsichtbrille. Damit im Fußraum über Kopf zu arbeiten, das funktioniert einfach nicht. Ich kann den Kopf schließlich nicht wie eine Eule drehen.“ Wie sehr vermisst er die Arbeit in der Werkstatt? „Der Kontakt zu den Menschen ersetzt mir das Schrauben. Auch das ist mein Ding“, unterstreicht er. „Und bei Problemfällen rufen mich meine Mitarbeiter ohnehin in die Werkstatt, da liege ich dann immer noch mit im Auto.“ RECHTZEITIG AUSSTEIGEN Inzwischen ist Martin Scheffler 58 Jahre alt und denkt auch über die langfristige Zukunft des Betriebs nach. Sein Schwager ist kürzlich mit eingestiegen. „Vielleicht ergibt sich daraus die Möglichkeit einer Firmen-Übergabe, mal schauen.“ Und falls nicht? „Es ist mein Lebenswerk, ja. Aber im Fall der Fälle würde ich das Geschäft verkaufen und mich davon trennen. Ich will nicht so lange bleiben, um von hier aus ins Grab zu gehen.“ Nichts tun als Rentner, das käme für Scheffler allerdings auch nicht in Frage. „Ich könnte mir vorstellen, andere Leute als Coach zu unterstützen. Ehrenamtlich würde ich gerne noch viel machen.“ Er zögert kurz, lächelt. „Als Scherz habe ich immer gesagt, ich werde als Rentner Bürgerbusfahrer. Da kann man gut mit Menschen ins Gespräch kommen.“ Die soziale Ader ...

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Daniel Wildraut ist Online-Redakteur beim SCM Bundes-Verlag und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Witten an der Ruhr. In seiner Freizeit liest er Krimis, fotografiert, klettert und läuft.

Vertrauen. Persönlich. Erfahren.

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JOB REPORTAGE WEITERLERNEN

WENN DER CHEF NERVT… 10 Tipps, um trotzdem zu überleben.

Trösten Sie sich: Vielen geht es so. Und Sie selbst nerven ebenso. Da spreche ich aus Erfahrung! Bis ich einigermaßen wusste, worauf es bei Führung ankommt, sind meine Mitarbeiter fast an mir verzweifelt und ich schäme mich heute für meine Unfähigkeit. Damals allerdings fand ich mich super. Leider menschelt es auch bei christlichen Unternehmen und Vorgesetzten. Denn auch Christen suchen gerne nach Sandkörnern in den Augen der Anderen und lassen ihren Balken im eigenen Auge dort, wo er ist.

3.

HABEN SIE GEDULD

Leider werden sehr selten Menschen mit Führungsqualitäten zum Vorgesetzten gemacht. Es zählen viel mehr die Beziehungen und Sachkunde in der bisherigen Aufgabe. Aber der beste Sacharbeiter wird in seltensten Fällen bester Vorgesetzter – die Menschenführung hat andere Anforderungen und diese muss man besonders erlernen. Und das geht nicht über Nacht. Gönnen Sie ihrem Chef Zeit, die er unbedingt braucht!

5.

2.

LERNEN SIE VON IHM

Auch ein schlechter Chef kann Recht haben. Ähnlich einer kaputten Uhr, die zwei Mal am Tag die richtige Uhrzeit zeigt, wird auch Ihr Vorgesetzter nicht nur Misst bauen. Und jeder ist als Lernvorbild nützlich – im schlimmsten Fall als Negativbeispiel. Ich habe viel aus Fehlern meiner Vorgesetzten gelernt. Ebenso gab es aber auch wundervolle Eigenschaften zu lernen, wie Hilfsbereitschaft, dienende Haltung, exzellente Sachkunde und liebevoller Umgang.

4.

SIE SIND MIT DEM CHEF NICHT VERHEIRATET

Und das bedeutet, ein Wechsel ist immer eine Option. Aber behalten Sie diesen Wunsch unbedingt für sich. Halten Sie die Augen nach einer Verbesserung offen. Doch tun Sie Ihrem Chef nicht den Gefallen, indem Sie kündigen, ohne eine Anschlussstelle zu haben! Wenn die jetzige Aufgabe Sie nicht erfüllt, suchen Sie weiter. Gott möchte Leben in Fülle für uns in diesem wichtigen Bereich. Bilden Sie sich fort, lassen Sie sich versetzen oder finden Sie eine neue Stelle mit spannenden Aufgaben und einem besseren Vorgesetzten.

NERVEN SIE SELBST

Zum Beispiel, indem Sie mehr Gehalt, bessere Ausstattung oder eine Beförderung fordern. Ich stand regelmäßig auf der Matte und zeigte meinen Nutzen für das Unternehmen (und den Chef). Ich war zwar sehr zufrieden mit meiner Aufgabe, aber durch die Zunahme der Verantwortung und Zuwachs der Kompetenzen war mal wieder eine Gehaltserhöhung nötig. Und ich habe sie meistens bekommen. Trauen Sie sich!

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Grafik: aslysun/shutterstock.com

1.

ES IST NORMAL, DASS DER CHEF NERVT


JOB REPORTAGE

6.

DIENEN SIE IHREM CHEF

Immerhin ist er Ihr wichtigster Kunde. Ich habe hier einen Fehler gemacht. Als der neue, unerfahrene Sohn des Unternehmergründers die Firma übernahm, diente ich als Finanzverantwortlicher weiterhin dem Unternehmen und den Menschen darin, ohne ihn im Fokus zu haben. Der Firma ging es prächtig und mein Ansehen bei den Mitarbeitern wuchs und wuchs … nur ich wurde meinen Job los! Unerwartet und schmerzhaft. Ihre Aufgabe ist nicht nur, gute Arbeit zu leisten, sondern auch für den Chef nützlich zu sein. Gute Leistung zu erbringen ist toll und wichtig, aber nichts verbessert die Beziehung zu dem Chef mehr, als wenn man ihm mal aus der Patsche hilft.

7.

LOBEN SIE IHN UND BEDANKEN SIE SICH BEI IHM Es geht hier nicht um Schmeicheleien, die sind mir zuwider. Aber wenn Sie etwas Gutes gesehen oder erlebt haben, sagen Sie es unbedingt! So konkret wie möglich. Auch der Vorgesetzte ist ein Mensch und braucht Anerkennung! Die bekommt er genauso wie Sie in zu geringem Umfang. Ohne Anerkennung geht der Mensch wie eine Pflanze ohne Licht zugrunde.

8. KRITIK IST TABU Grundsätzlich werden Sie bei Ihrem Vorgesetzten, wie in allen anderen Bereichen des Lebens, mit Kritik nichts erreichen. Sie verärgern nur das Gegenüber. Inzwischen verzichte ich weitgehend auf Kritik und suche nach positiven Punkten – es ist auch besser für meine Einstellung (das merkt die Umgebung!) und so finde ich mehr Gelegenheiten zum Loben. Mit Lob und Ausbleiben von demselben erreichen Sie mehr als mit Kritik. Was gut funktioniert, ist eine persönliche Mitteilung (Ich-Botschaft): „Chef, Ihre Bemerkung von gestern hat mich verletzt. Ich sehe den Sachverhalt anders …“ Seien Sie grundsätzlich beherrscht und lassen Sie stets die Wahrheit sprechen – aber denken Sie dran: Nicht alles, was wahr ist, sollte auch gesagt werden.

9.

SCHÄRFEN SIE IHRE SÄGE

Ein Waldarbeiter geht spazieren und begegnet einem Menschen, der hastig und mühselig damit beschäftigt ist, in seinem Garten einen bereits gefällten Baumstamm in kleine Teile zu zersägen. Der Waldarbeiter tritt näher heran, um zu sehen, warum der Holzfäller sich so abmüht, und sagt dann: „Entschuldigen Sie, aber ihre Säge ist stumpf! Wollen Sie diese nicht einmal schärfen?“ Darauf stöhnt der Gartenbesitzer erschöpft: „Dafür habe ich keine Zeit – ich muss den Baum zersägen!“ Zeigen Sie Einsatz und Freude an Ihrer Aufgabe, machen Sie Überstunden, aber investieren Sie auch Zeit und Energie in sich selbst. Je besser Sie werden, desto wertvoller sind Sie für den Chef und das Unternehmen – und das stärkt die Beziehung ungeheuer. Fortbildungen und Selbststudium auch auf eigene Kosten sind unbedingt notwendig. Ich kam so richtig voran, als ich eine tägliche Fortbildungsstunde zu Hause einlegte, während der ich Management- und Führungsbücher las.

10.

WERDEN SIE SELBST CHEF

Es lohnt sich aus zwei Gründen. Zum einem macht die Freiheit sehr viel Freude. Je höher man kommt, desto größer ist sie. Zum anderen hat man Zugang zu mehr Ressourcen, trifft interessante Menschen und kann viel bewegen. Eine Führungskraft hat aus meiner Sicht drei Aufgaben: Den Kunden glücklich machen, den Mitarbeiter glücklich zu machen und ein System zu entwickeln, in dem beide ersten Aufgaben erfüllt werden – und Menschen glücklich zu machen, macht richtig Spaß!!!

Darius Götsch (48) lebt in Bremen. Er ist seit 26 Jahren verheiratet mit Agatha. Er ist Vater von drei Kindern und arbeitet als selbständiger Referent, Straategieberater und Buchautor. www.dariusgoetsch.com

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SERIE: MEIN SELFIE-TAGEBUCH

EIN TYPISCHER TAG IM LEBEN VON … PERSON: Steffen P. Walther ORT: Glauchau DATUM: 07.07.2014 BERUF: Friseurmeister HOBBY: Schwimmen, ein gutes Buch lesen

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1_6.15 6.15 Uhr_Schokobrotaufstrich beim gemeinsamen Frühstück muss sein. 2_7.15 7.15 Uhr_Papa begleitet seine Töchter auf dem Weg zur Schule.

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3_7.43 Uhr_Unterwegs mit dem Auto. 3_

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4_8.11 8.11 Uhr_Bei der Pädaudiologin in Chemnitz, mit meiner jüngsten Tochter. 5_9.16 9.16 Uhr_Wieder warten in der Kinderarztpraxis. Die Große braucht einen Überweisungsschein. 6_10.09 10.09 Uhr_Werkzeug packen für den Hausbesuch. 7_ 7_11.18 Uhr_Zwischen den Neuigkeiten aus der Nachbarschaft stelle ich die Frage: „Wie hätten Sie es gerne?“ 8_ 8_12.03 Uhr_Auf dem Rückweg im sächsischen Hinterland. 9_ 9_12.21 Uhr_„Segne Vater diese Speise …“ Lecker. Gegrillte Hühnchenbrust. 10_13.15 13.15 Uhr_Auch die Büroarbeit will erledigt werden …

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11_… … bevor die nächsten Kunden in meinen Laden kommen.

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12_ 12_16.50 Uhr_Pause! Auf dem Weg ins Freibad mit meiner Frau ... 13_17.03 17.03 Uhr_… und Kindern. Die Abkühlung begeistert die ganze Familie. 14_ 14_18.15 Uhr_Durchstarten zur zweiten Runde: Aufräumen im Friseursalon. 15_19.27 19.27 Uhr_Hektik. Auf dem Weg zur Kirchenvorstandssitzung, wieder mal zu spät, deshalb mit dem Auto. 16_21.16 21.16 Uhr_„Gemeindefest, Neubesetzung der Gemeindepädagogenstelle, Kirchenvorstandswahl, Renovierung …“ Immer noch Kirchenvorstandssitzung. 17_22.08 22.08 Uhr_Endlich Feierabend! Unser Schmuckstück St. Georgen Kirche (www.georgenkirche-glauchau.de) bei Nacht. 18_ 18_22.17 Uhr_Zum Wohl. Noch ein bisschen Erzählen. Ab in die Federn!

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LUST ZUM MITMACHEN?

Fotos: Steffen P. Walther

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Schreiben Sie an info@MOVO.net. Nennen Sie uns Ihren Beruf, Ihren Wohnort, eines Ihrer Hobbys und erzählen Sie mit etwas Glück in einer der nächsten Ausgaben mit Selfies aus einem typischen Tag in Ihrem Leben.

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SERIE: MÄNNER ÜBER IHRE »BEST-PRAXIS-TIPPS«

FOLGE 1_ ULRICH EGGERS Ulrich Eggers ist Geschäftsführer der SCMVerlagsgruppe und arbeitet in Holzgerlingen, Witten und Cuxhaven, wo er mit seiner Frau lebt.

ÜBERLEBEN IM BERUF Ich arbeite in mehreren Berufsfeldern und muss deswegen vor allem meinen eigenen Verdrängungs- und Prioritäten-Wettbewerb bestehen – Selbstorganisation ist da ein wichtiger Faktor. Meine besten Tipps sind diese drei:

1. DAS SCHWERSTE ZUERST

2. LISTEN, LISTEN, LISTEN

3. TELEFON ODER MAIL?

Ich bin jetzt 35 Jahre im Beruf – und dieser Tipp ist mühsam errungen: Früher habe ich oft die nervigen, schweren, komplexen oder Angst-besetzten Aufgaben vor mir hergeschoben – klar, man scheut die nervigen Sachen, das ist einfach normal. Bis mir mehr und mehr klar wurde, dass der dunkle Schatten der weggedrängten Aufgaben mir zusätzlich Kraft raubt und eine Extra-Last im Rucksack ist. Seitdem gehört es für mich zu den Regeln, die schwierigen Sachen zuerst zu machen. Der blöde Anruf? Ein schwieriges Paper? Solche Dinge nehme ich als erstes auf die Hörner – und genieße es, mir selbst den Weg frei geräumt zu haben und unbelastet vorwärts gehen zu können.

Ich bin ein Listen-Typ. Diffuser Druck raubt mir die Kraft. Ich weiß immer gerne, was auf mich zukommt und wie ich die Dinge in zeitliche oder sachliche Prioritäten bringen kann. Also gehört Planung für mich zu den obersten Tugenden. Neben den technischen Möglichkeiten wie dem Outlook-Kalender schreibe ich mir gern ganz altmodisch einen Wochen- oder auch Monatsplan auf Papier. Beim Erstellen, Durcharbeiten und Durchdenken kommen mir gute Ideen, ich programmiere mein Frühwarnsystem und kann Themen oder Probleme schon mal „warm stellen“ und in den Hinterkopf nehmen. Ähnlich geht es mir mit To-Do-Listen: Sie ordnen den Wust, geben mir Überblick, nehmen den Dingen ihre Bedrohlichkeit – und haben einen unschätzbaren Vorteil: Ich kann Erledigtes genussvoll wegstreichen und ziehe Kraft aus den durchgestrichenen Aufgaben.

Weil ich in der Schule mal Schreibmaschine lernen musste, bin ich ein großer Mailschreiber vor dem Herrn. Meine Mitarbeiter und Freunde können ein Lied darüber singen – Schreiben geht schnell und fällt mir leicht. Aber im Lauf der Jahre habe ich gemerkt, dass Schreiben nicht immer das beste Mittel der Kommunikation ist. Konflikte klären, Probleme ansprechen oder garantiert richtig verstanden werden, das geht besser im Gespräch – Auge in Auge oder per Telefon. Die Zwischentöne gelingen schriftlich nicht so gut, Geschriebenes kommt oft anders rüber, als man es selbst empfindet. Inzwischen überlege ich mir gut, welches Mittel der Kommunikation jeweils angemessen ist. Schreiben kann große Zusammenhänge und Pläne besser deutlich machen und lässt dem Gegenüber Raum. Beim Telefonieren macht der Ton die Musik – und auch das ist oft wichtig.

In der nächsten MOVO gibt der Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich weitere Praxistipps aus der Berufswelt.

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JOB INTERVIEW

» HERRSCHEN

UND DIENEN! « Was ist im Jahr 2014 wichtig in der Führung von Menschen und Organisationen? Was ist anders als früher? Fragen von Martin Gundlach an Paul Donders – Trainer und Autor im Bereich Führungskräfte und Organisationsentwicklung. Was kostet es eine Firma, wenn sie schlecht geführt wird? Was schlechte Führung kostet, wird kaum in einer Bilanz genau zu sehen sein. Ich bin mir aber sicher, dass es sich um unglaubliche Summen handelt.

Paul Donders

Kennen Sie Zahlen, die das belegen? Eine permanente Studie des Gallup-Instituts zeigt: Schlecht geführte Arbeitsgruppen arbeiten im Durchschnitt um 50 Prozent weniger produktiv und 44 Prozent weniger profitabel. Interessant, dass sich schwache Führung auch auf den Gesundheits-Zustand der Mitarbeiter negativ auswirkt. Dazu gibt es eine Untersuchung aus Schweden.

Andersherum gefragt: Was sind Kennzeichen guter Führung im Jahr 2014?

» WIE DIE WILDGÄNSE: EINZELN KÖNNTEN SIE NIE DAS LEISTEN, WAS SIE GEMEINSAM SCHAFFEN. «

Der Management-Denker Peter Drucker sagt: Im Zentrum der neuen Zeit steht der Mensch und sein Verhalten. Deshalb mag ich den Begriff vom „Kooperationszeitalter“. In vielen Bereichen ist es tatsächlich so: Die Herausforderungen, die vor uns liegen, kann ein einzelner Mensch nicht mehr bewältigen. Und es reicht auch nicht, gute Mitarbeiter isoliert voneinander arbeiten zu lassen. Sondern die entscheidende Frage ist: Gelingt ein Miteinander? Diese Frage zu beantworten – das wird Führungskräfte in Zukunft vor allem beschäftigen.

Können Sie das mit einem Beispiel klarmachen? Es braucht mehr als den einen Leitwolf, an dem alle hängen. Das war früher oft so. Ein Büffel führte die Herde an, auf den kam alles an. Aber schauen Sie sich die Wildgänse an: Wir 20

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BASICS: SICH SELBST FÜHREN Was wirklich wichtig ist

Foto: Fuse/Thinkstock

Gestaltungswille Leistungsbereitschaft Integrität Achtsamkeit Maß halten

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» WER NUR HERRSCHT, WIRD ZUM KRIMINELLEN. WER NUR DIENT, WIRD ZUM FEIGLING. « ROMANO GUARDINI

kennen das Bild, wie sie in V-Formation durch die Luft schweben. Die nachfolgenden im Windschatten der vorausfliegenden. In diesem V-Prinzip können sie mit ihrer Energie fast die doppelte Strecke fliegen. Einzeln könnten sie nie das leisten, was sie gemeinsam schaffen.

Das wirkt manchmal sehr elegant, aber manchmal auch ungeordnet. Ja, im Schwarm ist immer Bewegung drin. Und die schwierige Position an der Spitze wird abgewechselt. Die Gans, die sich am stärksten fühlt, fliegt an die Spitze. Kurzes Durcheinander, dann geht es in bewährter Form weiter. An der Spitze ist übrigens nichts zu hören, da ist Ruhe. Hinten ist der Krach, da wird angefeuert oder auch nur geschnattert, ganz wie Sie wollen.

Trotzdem muss ja jede Gans auch wissen, was sie tut. In Ihrem Buch „Wertvoll und wirksam führen“ schreiben Sie vor allem anderen über Selbstführung. Nach dem Motto: Wer sich selbst nicht führen kann, sollte auch nicht an die Spitze des Schwarms. So ist es. Ich finde es wichtig, dass jeder zunächst einmal die eigene Person kennt und führt. Das heißt auf der einen Seite, den eigenen Leistungs- und Gestaltungswillen zu entdecken und zu fördern. Aber zugleich auch zu verstehen, dass es darin ein gutes Maß braucht, um nicht über das Ziel hinauszuschießen. Es braucht einen achtsamen Blick, nicht nur auf die anderen, sondern auch auf sich selbst. Einerseits, um nicht hinter den Möglichkeiten zurückzubleiben. Andererseits um nicht unter zu starken Druck zu geraten. Man braucht eine gute Selbstkenntnis, damit man weiß, wo man da gefährdet ist.

Auf welcher Seite kippen die Führungskräfte eher vom Pferd: mangelnder Gestaltungswille und wenig Leistungsbereitschaft – oder auf der anderen Seite Maßlosigkeit und Überforderung? Im deutschsprachigen Raum begegne ich wesentlich mehr Führungskräften, die sich sehr verantwortlich fühlen. Die ihren Wert primär durch ihre gute Leistung definieren. Und die häufig leiden unter der permanenten Angst: Bin ich gut genug? Auf dieser Seite liegen sicher die größeren Schwierigkeiten. Es ist schwer für sie, das richtige Maß zu finden.

Ist das ein Bauchgefühl oder durch Zahlen gestützt? Auch durch Zahlen: Zur Zeit leiden zwölf Prozent der Berufsbevölkerung in Deutschland mindestens einmal pro Jahr unter Symptomen von Burnout. Dabei ist Stress gar nicht das Problem – nur Dauerstress kann gefährlich werden. Und da sind wir wieder bei der Maßlosigkeit. 22

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Sie sind auch in christlichen Organisationen tätig. Gibt es da Unterschiede zum allgemeinen Markt?

Ja, ich arbeite sowohl für Organisationen mit christlichem Hintergrund als auch für Unternehmen mit ganz anderen Philosophien. Bei beiden kann es hervorragend zugehen, aber auch dramatisch schlecht.

Woran entscheidet sich das? Entscheidend ist, ob die definierten Werte auch gelebt werden. Und ja, da sehe ich bei mehreren durch Christen geführten Organisationen sehr schöne Beispiele von Führungskräften, die sich wirklich investieren, um anderen zu dienen.

Beim Blick in die Praxis: Ist das ein frommer Wunsch oder haben Sie diese dienende Grundhaltung in Unternehmen und Organisationen tatsächlich entdeckt? Die Theologe Romano Guardini schrieb vor fünfzig Jahren folgendes: Dienen und Herrschen sind zwei Seiten der gleiche Medaille. Wer nur herrscht, wird zum Kriminellen. Wer nur dient, wird zum Feigling. Nur wenn beides umfassend gelebt wird, führen wir nach dem Bilde Gottes. Der ja auch keine Angst hat zu herrschen: Jesus sagt sogar von sich, dass er alle Macht im Himmel und auf der Erde hat. Und gleichzeitig dient er von Herzen, indem er sein Leben für uns gibt.

Geht das in einer Organisation, einer Firma? Ja, ich sehe, dass es bei vielen ausgezeichnet funktioniert. Allerdings nur, wenn beide Seiten der Medaille gelebt werden.

Wir sind in der ersten Ausgabe unserer neuen Männer-Zeitschrift MOVO. In MOVO wünschen wir uns klare, kantige Aussagen. Also: Was ist der eine Satz, den Sie jedem Mann mitgeben wollen, der beruflich in kleinem oder größerem Rahmen leitend tätig ist. Gönne dich dir selbst!

Vielen Dank für das Gespräch. Das Gespräch führte Martin Gundlach (49). Er ist Readaktionsleiter im Bundes-Verlag in Witten, in dem auch MOVO erscheint. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Wetter an der Ruhr.

DAS BUCH ZUM THEMA Paul Donders/Johannes Hüger: Wertvoll und wirksam führen. In Balance von Mensch und Ergebnis. Vier-Türme-Verlag: Ein hervorragendes Buch für alle, die in der Verantwortung stehen, Menschen zu führen. Das Buch zeigt auf: Wer ein gutes Ergebnis erzielen will, muss vor allem die Menschen in der eigenen Organisation in den Blick nehmen. Weitere Informationen zu Paul Donders: www.xpand.eu


» MÄNNER BRAUCHEN MUT, SICH ZU ZEIGEN. « CHRISTIAN MÖRKEN, SEITE 24

BEZIEHUNG 24_ MÄNNERFREUNDSCHAFT ALLEIN KENTERST DU! 28_ » DEINE SCHWESTER SCHLÄFT FÜR IMMER « EIN VATER ÜBER DEN TOD SEINER TOCHTER 32_ ER WILL, SIE NICHT WIE SEX RICHTIG GUT WIRD 36_ RAUS AUS DER FALLE: GARANTIERT BESTER VATER

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JOB BEZIEHUNG REPORTAGE MÄNNERFREUNDSCHAFT

ALLEIN KENTERST DU! Zehn Männer brechen auf. Sie lassen sich auf ein Segelabenteuer ein und werden dabei zu einem Team.

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rahlend blauer Himmel, türkisblaues Meer, 26 Grad Celsius, eine Fünfzehn-Meter-Yacht und zehn Männer. Für manche klingt das nach einem super Urlaub. Doch in den Gesichtern der Männer, die mit mir am Bootssteg » MIT ZEHN FREMDEN im Hafen von Portisco auf Sardinien stehen, lassen sich vielerlei Gefühle EINE WOCHE AUF SEE. und Gedanken ablesen. Schaffe ich das SCHAFFE ICH DAS? « mit zehn mir Fremden eine Woche auf See? Bin ich für eine solche Reise bereit? Zögerliches Herantasten, ein wenig Unsicherheit – einfach mal abwarten. Doch dann sind da noch diese anderen Gefühle: Ich habe Lust auf das Abenteuer und ich freue mich auf die Herausforderung! DREIKLANG: ABENTEUER, HERAUSFORDERUNG UND TIEFGANG Abenteuer, Herausforderung und Tiefgang – diese Kombination war es, die Dirk Schröder vor zehn Jahren mit dem Coaching auf See beginnen ließ. „Der Männer-Coach“ aus Eutin spürte, dass er seinen Klienten noch ein anderes Umfeld anbieten wollte als sein Coaching-Zimmer. Eine Umgebung, die die Männer aus ihrem Alltag herausholte, ihnen neue Perspektiven bieten würde, sie in andere Rollen schlüpfen ließ. Er, der begeisterte Segler, erkannte sofort das Potenzial, das in der Verbindung aus Segeln und Coaching lag. Eine Woche auf See, auf einer schönen Yacht. Hier erlebte er, wie Männer vom ersten Tag an zur Mannschaft wurden und sich 24

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Foto: Dirk Schrรถder

REPORTAGE

JOB

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Foto: www.axelnickolaus.de

Männersegeln vor Sardinien

öffneten. Er sah, wie „Alphatiere“ sich zurücknahmen und auf andere einstellten und wie sonst zögerliche Männer die Initiative übernahmen. Das Zusammenleben auf dem Boot, die entspannten Abende in einsamen Buchten und das aktive Segeln bei ordentlichen Windstärken und Seegang schuf eine Atmosphäre, in der Männer bereit wurden, sich ihren Lebensfragen zu stellen. So wundert es nicht, dass es Dirk innerhalb kürzester Zeit gelingt, diese Gruppe Fremder zu einer Mannschaft zu formen. Nachdem alle Vorräte verpackt sind, die Route steht und wir die grundlegenden Segelmanöver gelernt haben, laufen wir aus. Jeder auf seinem Posten, als Teil dieser Mannschaft. Voller Erwartung auf das, was da kommt. Kaum aus dem Hafen, hallen die Kommandos über das Boot. Wir versorgen die Leinen und Fender und bereiten die Segel zum Setzen vor. Gemeinsam, mit vereinten Kräften ziehen wir das Segel nach oben. Die Winschkurbeln surren, das Großsegel schlägt für einen kurzen Moment hin und her, dann gehen wir in den Wind und die Yacht nimmt schnell Fahrt auf. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn der Motor abgestellt wird, es plötzlich ganz still wird und nur noch der Wind die dreizehn Tonnen Yacht bewegt. Die Gischt spritzt uns in die Gesichter. Trotz des sonnigen Wetters knallt uns der Wind in die Segel. Das Boot legt sich weit auf die Seite und die Fock-Crew ist gefordert. Die Wellen schlagen über das Boot und schon bald sind wir klitschnass. Doch auf unseren Gesichtern prangt ein breites Grinsen. Das Heulen des Windes wird nur durch die Freudenjauchzer übertönt, die wir machen, während der Bug mit lautem Klatschen aufs Wasser kracht. Das ist das Abenteuer, nachdem wir uns gesehnt haben. GESCHMACK VON FREIHEIT UND ABENTEUER Am Abend eines aufregenden Segeltages laufen wir eine wunderschöne Bucht auf Korsika an, um hier vor Anker zu gehen. Nach einem ausgelassenen Schwimm- und Tauchspaß dringt der Duft unseres Abendessens, welches auf dem Herd brutzelt, aus der Kombüse, und aus der Anlage erklingt leise Musik. Wir sitzen an Deck. Den Kopf in den Nacken gelegt, sehen wir in den Abendhimmel. Was für ein Tag! So schmeckt Freiheit und Abenteuer. Nach dem Essen ruft Dirk uns zusammen. Der Coachingteil in gemütlicher Runde auf dem Achterdeck beginnt. Nachdem wir den Tag ausgewertet haben, sprechen wir über das Boot und seine Bestandteile. Was hat so ein Boot eigentlich mit unserem

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Leben zu tun? Die Vergleiche passen: In unserem Leben Unterstützung bei der Neuausrichtung. Schritt für Schritt geht es um Tiefgang oder um den Wind in den Segeln, um werden wir diesen Weg im Verlauf der Woche gemeinsam voranzukommen. Wir brauchen einen Anker, der uns hält gehen. Wir werden hinterfragen, überlegen, in uns horchen und einen „Radarreflektor“, um für und voneinander lernen. Und wir unsere Umwelt sichtbar zu sein. Mänwerden gemeinsam beten. Mit diesen ner brauchen Mut, sich zu zeigen, Gedanken lassen wir den Abend ausdenn nur dann können sie wirklich klingen. Morgen geht es weiter. Wir vom Gegenüber wahrgenommen werfreuen uns auf einen neuen, abenteuden. Schritt für Schritt gehen wir weierlichen Tag auf See. Auf den Wind, ter und übertragen diese Bilder auf undie Wellen, die Sonne und den Spaß sere Lebenssituation. Schnell kommen am Segeln. Dazu denken wir über den auch Lecks in unserem Leben zutage. Der eine fühlt sich wie Impuls nach, den Dirk uns beim Frühstück für den Tag mitein überladenes Containerschiff, das unter der Last zu singegeben hat. Am Abend werden wir wieder zusammensitzen ken droht. Ein anderer wie eine Fähre, die stupide zwischen und über unsere Fragen sprechen. Und heute sind wir uns zwei Häfen hin- und herpendelt und nicht weiterkommt. schon nicht mehr fremd. Jetzt sind wir eine richtige MannEin anderer Mann beschreibt sich als einsamen Eisbrecher, schaft. Zehn Männer auf dem Weg, in ihrer Berufung zu leder die Orientierung verloren hat oder als Flugzeugträger, ben. Leben und Abenteuer pur. der ständig sehr große Entscheidungen ganz allein treffen muss. Es geht um uns, unser Leben und unsere momentane Christian Mörken (42), arbeitete nach seinem Studium einige Jahre in Situation. Dirk bringt das Bild der Satelliten in die Runde. der Musikindustrie, u.a. für Künstler wie Herbert Grönemeyer, Chris Rea Fünf Satelliten, die wir während der nächsten Tage anpeioder Jan Delay. Heute arbeitet er als freier Autor, Redakteur und Dozent len werden. Der erste heißt „Geschichte“ und beschreibt, wo an einer Hochschule. Er lebt mit seiner Frau Gabriela und seinen beiden Kindern im südlichen Allgäu. wir in der Geschichte unseres Lebens stehen und was sich gerade entwickelt. Der Zweite ist unsere „Sehnsucht“ und steht für das, was uns lebendig macht und uns motiviert. Der Dritte ist das „Risiko“. Wo sind wir dem Risiko in entdecken sein Design für ihr Leben. SAIL & COACH FÜR »MÄNNER Sie erleben als Söhne die heilende und befreienunserem Leben ausgewichen? Gefolgt IN VERANTWORTUNG« de Vaterschaft Gottes. wird er vom „Training“ und der Frage, Erfüllt und begeistert vom Wesen des Vaters Dirk, du bietest Coachingkurse im was in unserem Leben gerade trainiert und seinen guten Absichten, nehmen diese MänMittelmeer an. Was begeistert dich für wird. Zuletzt kommt die Frage nach ner – von IHM befähigt – ihren Stand in Familie diese Aufgabe? unserer „Spiritualität“ und unserem und Gesellschaft ein und SEIN Leben fließt. Dirk Schröder: Mich als „Der Männer-Coach“ Verhältnis zu Gott. Welche Rolle spielt begeistert es, die Herrlichkeit Gottes in er in unserem Leben? Je mehr dieser Männern hervorzubringen. Dabei begleitet mich die Frage: Was hat Gott in diesen Mann Satelliten wir anpeilen, desto genauer hineingelegt? Was ist in ihm verschüttet können wir unseren Standort bestimoder ihm geraubt worden? Ich liebe es, diese men. Schätze gemeinsam wieder freizulegen und SEINE BERUFUNG FINDEN UND LEBEN Nur so wissen wir, wo wir sind und wohin wir uns wenden müssen, um wirklich in unserer Berufung zu leben. Und darum geht es den meisten Männern an Bord. Sie haben die unterschiedlichsten Biografien und doch vielfach dieselben Fragen. Da ist der Arzt, dem Zweifel an seiner Arbeit kommen. Der erfolgreiche Handwerker, der vor den Trümmern seiner Ehe steht. Da ist der Möbelhändler, der noch einmal ganz neu anfangen möchte oder der Lehrer, der das Gefühl hat, sein Leben nicht selbst zu lenken. Viele von ihnen suchen nach Orientierung und

den authentischen Schwung dieses Mannes zu entdecken. Den Mann auf seinem Weg zurück in Gottes Absichten zu begleiten, damit seine Herrlichkeit durch diesen Mann in dieser Welt strahlt. Welcher Bibelvers motiviert dich? Dirk Schröder: Der Vers aus Sprüche 27,17: „So wie Eisen Eisen schärft, so schärft ein Mann den anderen!“ Was ist deine Vision? Dirk Schröder: Über die letzten Jahre ist meine Vision für jeden Mann, mit dem ich arbeite, immer klarer geworden. Die folgenden Zeilen beschreiben das, was ich mir für jeden Mann wünsche, der mit mir in Kontakt kommt: Coming home ... Männer, die Söhne und Väter sind, begegnen dem lebendigen, vollkommen guten Gott und

Foto: www.stevenhaberland.de

WO SIND WIR DEM RISIKO BISHER EHER AUSGEWICHEN?

Dirk Schröder (Jahrgang 1967) ist leidenschaftlicher Ehemann, Vater, Coach und Segler. Er ist gelernter Rettungsassistent. Seit 2007 ist er selbständiger „Männer-Coach“. Sein druckfrisches Männerbuch „Voll im Wind Voll im Leben“ ist gerade im SCM Hänssler Verlag erschienen. Mehr zum „Männer Coach“ findet sich unter: www.DerMaennerCoach.de

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» DEINE

Foto: privat

SCHWESTER SCHLÄFT FÜR IMMER.«


BEZIEHUNG TIEFSCHLAG

In der Elternzeit sollte Romi mit ihren Eltern durch Neuseeland reisen. Doch den Flug dahin trat sie nie an.

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IENSTAG, 6. JUNI 2011 Meine Frau ist am Telefon und ganz aufgeregt. Sie war nochmals im Reisebüro und nun ist die Entscheidung gefallen: Im Oktober werden wir in unserer Elternzeit für neun Wochen mit einem Wohnmobil in Neuseeland unterwegs sein. Am Tag vorher haben wir für die Flugbuchung erstmals den Namen unserer noch ungeborenen Tochter angegeben und im Reisebüro verschiedene Schreibweisen unseres favorisierten Namens ausprobiert. Am Nachmittag rufe ich dann meinen Chef an, um ihn vorab schon mal über meine Elternzeitpläne zu informieren. Er ist neidisch, findet die Idee aber großartig. MITTWOCH, 7. JUNI 2011 Maren ist im 9. Monat schwanger. Sie war abends noch in der Badewanne, und nun liegen wir im Bett. Sie ist besorgt, weil sie das Baby eine Weile nicht gespürt hat. Sonst gibt die Kleine in der Badewanne immer Vollgas – diesmal nicht. Auch wenn es mir wie vermutlich vielen Männern schwer fällt, mich in die Empfindungswelt meiner Frau hineinzudenken, nehme ich die Sorgen ernst, suche aber dennoch nach rationalen Erklärungen – das Kind hat ja jetzt immer weniger Platz oder es schläft gerade. Und dann war sie am Tag vorher (kurz vor dem Reisebürobesuch) erst bei einem Ultraschall gewesen. Keine Auffälligkeiten. Na also. Das richtet aber gegen die Sorgen nichts aus. Wir drücken beide etwas auf dem Bauch herum, aber spüren nichts. Meine Frau will eigentlich sofort ins Krankenhaus. Ich rede es ihr aus, denn man muss nicht um Mitternacht voll Panik ins Krankenhaus, nur weil man übermäßig besorgt ist. Nebenan schläft schließlich noch der zweijährige Leopold. Irgendwann schlafen wir ein. Ich fahre morgens von Köln nach Bonn zur Arbeit. Maren plant, gleich nach dem Aufstehen zu ihrer Ärztin zu gehen. DONNERSTAG, 8. JUNI 2011 Ich komme gerade ins Büro, als ich einen Anruf kriege und eine fremde Frau am Telefon irgendetwas von intra-uterinem Fruchttod faselt, das könne passieren und ob ich kommen könne. Ich muss nachfragen, was das bedeutet, aber die böse Ahnung kriecht sofort in mir hoch. Ich überlege, ob ich beten soll, dass das alles ein Irrtum ist. Ich fahre schnell, aber rede

EIN KREUZ WIE EIN TURM AUS BAUKLÖTZEN. MIR KOMMEN HEUTE NOCH DIE TRÄNEN.

mir ein, jetzt nicht wie ein Irrer zu rasen. Ich rufe meine Eltern an und bitte sie, sofort zu kommen, um sich um Leopold zu kümmern. Was kann ich noch tun? Die Gedanken drehen hohl. Ich denke an die Reise. Ich rufe im Reisebüro an und versuche, die Reisebuchung noch aufzuhalten. Doch keiner nimmt den Hörer ab. Dann komme ich bei der Ärztin an. Meine Frau ist am Ende. Neben ihr kniet Leopold und malt in aller Gelassenheit. Es konnten keine Herztöne mehr festgestellt werden. Die Ärztin will meine Frau sofort ins Krankenhaus bringen mit Notarzt – aber zum Glück kommt unsere tolle Hebamme und übernimmt das Kommando. Jetzt muss gar nichts schnell gehen, sagt sie. Wir fahren nach Hause. Wir versuchen zu kapieren, was das alles bedeutet. Ich wusste nicht, dass so etwas überhaupt passieren kann. Klar – bis zur 12. Woche – da war man gewarnt. Aber dass ein Kind auch später noch sterben kann, habe ich bis zu dem Anruf in keiner Sekunde ernsthaft in Erwägung gezogen. Maren will am liebsten sofort einen Kaiserschnitt. Unsere Hebamme klärt uns auf, dass das Kind auf natürlichem Weg geboren werden muss. Wir sind schockiert. Sie vermittelt uns an einen sehr einfühlsamen Oberarzt, mit dem wir am nächsten Tag ein Gespräch haben. Nach dem ersten Schock kriegt Maren Angst, dass sie sich jetzt zu schnell von unserem Baby verabschieden muss und keine Zeit hat, innerlich hinterherzukommen. Doch immer wieder wird uns signalisiert, dass wir das Tempo für jeden weiteren Schritt vorgeben können. Wir können entscheiden, wann die Geburt eingeleitet wird – sofort oder auch erst in ein paar Tagen. Und wir können in der Form von unserer Tochter Abschied nehmen, wie es für uns richtig ist. Wir dürften sie sogar mit nach Hause nehmen. Ein komischer, absurder, erleichternder Gedanke. Am nächsten Tag kommt Leo zurück nach Hause. Freunde kommen und wir machen ‚Familienfotos‘. Wir wollen nochmals bewusst den Bauch mit auf Bildern haben, bevor Maren in die Klinik muss. SONNTAG, 12. JUNI 2011 Wir stellen uns auf ein paar Tage ein, bis die Geburt losgeht, aber in derselben Nacht kommen schon die Wehen. Um drei Uhr nachts geht’s mit der Hebamme ins Krankenhaus. Ich 14_1

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SONNTAG, 12. JUNI 2011 Romi verbrachte die Nacht in einer Wiege bei uns im Familienzimmer. Irgendwann können wir den Vorhang etwas vor das Bettchen ziehen. Dann kommen ein paar Freunde und Familienangehörige zum Abschiednehmen. Das berührt uns sehr. Es interessiert sich jemand für unsere kleine Romi. Irgendeine junge Ärztin wird ohne weitere Infos in unser Zimmer zu Maren geschickt und gratuliert erstmal fröhlich. Als sie wieder raus ist, müssen wir sogar über diese Absurdität lachen. Unser Gefühlschaos kriegt ein Ventil. MONTAG, 13. JUNI 2011 Heute müssen wir uns endgültig von ihr verabschieden. Der kleine Körper sieht immer stärker nach einer Hülle aus, die Romi längst verlassen hat. Das, was wir eigentlich festhalten wollen, ist schon nicht mehr da. Eine katholische Ordensschwester kommt, um sie abzuholen. Sie nimmt sie liebevoll auf dem Arm und trägt sie weg. Was für ein Moment. Wir müssen für immer Abschied nehmen und diese kleine alte Oma trägt unser Baby auf ihren Armen davon. Es ist für uns so, als ob ein Engel unsere Romi abholt, um sie nach Hause zu bringen. Ein unbeschreiblich tiefer Moment. 30

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DIE NÄCHSTEN WOCHEN Romi wird in einer speziellen Kinderbegräbnisstätte beerdigt. Ein künstlerisch begabter Freund bastelt ein Kreuz, das wie ein Turm aus Bauklötzen aussieht. Selten hat mich etwas so berührt. Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich daran denke. Durch diesen Schicksschlag hat sich mein Glaube verändert. Der Glaube an einen treuen und liebenden Gott ist nicht erloschen, aber dass er seine Macht dafür einsetzt, uns vor allem zu bewahren und unsere Wünsche zu erfüllen, ist mit gestorben. Ich glaube nicht mehr daran, dass Gott unsere banalen Gebete zur Absicherung unseres Glückes erhört. Wenn ich jetzt mit diesem Gottesbild konfrontiert werde, habe ich schwer zu kämpfen. Ich kann so nicht mehr glauben und beten. Dieser Glaube, dass Gott wie selbstverständlich für unser Glück sorgt, kommt mir so naiv vor. Er funktioniert nur bei Sonnenschein. Gott ist für mich jetzt viel weiter weg. Er steht mir im Alltag nicht mehr als Assistent zur Seite, den ich bei Problemen wie ein Ass aus dem Ärmel ziehen kann. Ich fühle mich mit meinen Alltagsthemen nun oft allein. Das macht mich traurig. Gott ist aber auch größer geworden. Bei der Beerdigung hat der Pastor gesagt, dass Gott von diesem Tod nicht überrascht wurde. Er hat dort keine Niederlage erlitten. Ein anderer hat gesagt, dass Gott für diesen Tod die Verantwortung trägt. Ob er es nun bewirkt oder nur zugelassen hat, spiele keine Rolle. Mich hat das sogar getröstet, denn so kann ich Gott dafür anklagen. Wenigstens für meine Wut und die Trauer habe ich das richtige Ziel. JUNI 2014 Romi wäre vor kurzem drei Jahre alt geworden. Wir haben Luftballons an das kleine Kreuz gehängt und Leopold hat einen Ballon steigen lassen. Wie sie wohl aussähe? Ich kann mir das nicht vorstellen. Mittlerweile ist Mats Leander geboren. Er ist kein Ersatz für unsere Tochter, sondern hat seinen eigenen Platz in unseren Herzen. Leopold redet oft von seiner Schwester und sagt dann manchmal, dass unsere Familie aus fünf Personen besteht – wir vier auf der Erde und Romi im Himmel. Das glauben wir zutiefst. Bis heute waren wir nicht in Neuseeland und wir wissen auch nicht, ob wir ohne Romi jemals dorthin wollen.

Christian Seitzinger arbeitet bei REWE. Er lebt mit seiner Frau Maren und den beiden Söhnen Leopold und Mats Leander in Köln.

Foto: privat

bleibe bei Leo. Marens Eltern kommen am Morgen aus Süddeutschland, und als sie an der Tür klingeln, kriege ich den Anruf, dass ich mich beeilen soll. Es ist alles so dramatisch wie bei einer normalen Geburt. Zwei Stunden später kommt unsere Tochter Romi Emilia zur Welt. Die Freude, dass diese Geburt geschafft ist, ist groß. Es ist unglaublich: Wir dürfen Romi endlich im Arm halten. Wir haben eine Tochter. Dieser Moment ist kostbar und doch unwirklich und wahnsinnig traurig. Wir waschen sie und ich ziehe sie vorsichtig an. Es ist eine absolute Grenzerfahrung. Alle Gefühle vermischen sich und sind gleichzeitig da. Erleichterung, Wut, Freude, Traurigkeit, Liebe für dieses kleine Wesen und Fassungslosigkeit, das dieser kleine Mensch nicht bei uns bleiben kann. Während Maren nach der Geburt genäht wird, laufe ich mit einem kleinen Bündel auf dem Arm über den Flur des Kreißsaals. Alle Liebe, die es in mir gibt, konzentriert sich auf meine Tochter. In den Momenten bin ich ihr am nächsten. Nachmittags kommt Leopold zu Besuch. Romi ist bei uns im Romi wäre jetzt drei Jahre. Zimmer. Er beobachtet sie neugierig. Dann stupst er sie vorsichtig an. Wir sagen ihm, dass seine Schwester für immer schläft. Irgendwann spielt er unbeschwert mit seinen Autos. Wir haben eine Fotografin engagiert, die Fotos von uns und Romi macht. Zwei weitere abstruse Momente, die in kein Schema passen.


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WIE SEX RICHTIG GUT WIRD Er will, sie nicht. Ein Mann über seinen Ausweg aus dem Frust im Bett.

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UNTERSCHIEDLICHE BEDÜRFNISSE PRALLEN AUFEINANDER Meine Frau und ich haben mit dem gemeinsamen Sex lange Zeit viele Probleme gehabt. Während ich schon als Jugendlicher sexuell aktiv war und über Selbstbefriedigung einiges erlebt habe, war meine Frau vor der Ehe sexuell inaktiv. Mir war es unverständlich, war sie doch sehr schön. Warum kannte sie ihre eigene Gefühlswelt nicht? Warum hatte sie kein Bedürfnis nach Befriedigung? Auch wenn uns ein erfahrenes Paar vor zu hohen Erwartungen an die ersten gemeinsamen Sexerlebnisse als Ehepaar gewarnt hatte: Es war für uns beide ein tiefes Tal aus Frust und Enttäuschung. 32

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Foto: MJTH/shutterstock.com

änner sprechen wenig über Sex, besonders über das eigene Erleben. Frauen werden gerne angeguckt, Kommentare rutschen uns leicht über die Lippen, doch dabei bleiben die eigenen Gefühle und das eigene Erleben von Sexualität im Hintergrund. Als meine Frau ein Wochenende mit anderen Frauen unterwegs war, sprachen sie sehr offen über Sex. Als wir Ehemänner dann ein Wochenende für uns hatten, redeten wir auch über Vieles, nur nicht über unser persönliches Sexleben. Dabei erleben wir Männer Sex doch ganz anders als Frauen. Unsere Gedanken kreisen tagtäglich um dieses eine Thema. Wir haben viele Wünsche und Vorstellungen, kassieren Enttäuschungen und erleben manchen Frust.


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NICHT SO HÄUFIG, WIE ICH GERNE HÄTTE. ABER VIEL HÄUFIGER, ALS MEINE FRAU ES WOLLTE.

Ich wollte gerne mit meiner Frau schlafen und viele Höhepunkte erleben, während meine Frau es als sehr unangenehm empfand, überhaupt sexuell stimuliert zu werden. Sie hatte kein Verständnis für meinen Drang und meine Wünsche. An Koitus war überhaupt wenig zu denken, aber auch das Streicheln und Kuscheln endete häufig im Streit und innerem Rückzug. Ich war hin- und hergerissen: Einerseits wollte ich meine Gefühle nicht mehr alleine leben, andererseits wollte ich meine Frau nicht unter Druck setzen. Es war für uns ein Geschenk, dass wir trotz aller Enttäuschungen und Überforderungen immer wieder miteinander ins Gespräch kamen. Meine Frau gab mir immer wieder eine Chance, auch wenn ich oft zu viel wollte. Ich lernte, mich in Geduld zu üben, achtsamer mit meinen Wünschen und ihren Empfindungen umzugehen. Das war ein erster kleiner Schritt aus dem Frust. Meine Frau las Bücher, um mich mehr zu verstehen. Ich fragte viel nach, um meine Frau, ihren Körper, ihr Empfinden besser kennenzulernen. Wir haben uns darin geübt, den jeweils anderen besser verstehenzulernen und Sex als ein Geben zu entdecken. Und wie oft war ich überrascht, dass ich viel mehr erleben und empfinden konnte und kann, wenn ich mich auf meine Frau konzentriere und nicht auf meine Befriedigung. SICH IM VERSTEHEN DES ANDEREN ÜBEN Meine Frau hat im Lesen und Reden verstanden, dass sie mir hilft, in meinen Gedanken und Wünschen bei ihr zu bleiben, indem sie nicht nur nach ihrem Verlangen geht, sondern auch dann Nähe zu mir zulässt, wenn ich die Nähe suche oder formuliere. Irgendwann versprach mir meine Frau, regelmäßig mit mir zu schlafen. Das verunsicherte mich am Anfang, weil ich Angst hatte, sie würde nur mir zum Gefallen Sex zulassen. Doch ihr war es eine Hilfe, ihre Gefühle auch selbst zulassen zu dürfen, sie einzukalkulieren im Alltag. Ich habe mir mehr Mühe gegeben, mich in die Empfindungen meiner Frau hineinzudenken und mit ihr immer wieder ihre Gefühle zu wecken und zu genießen. Müdigkeit ist oft eine Ausrede, um sich nicht dem gemeinsamen Sex zu stellen. Ja, es gibt Zeiten, wo wir müde und erschöpft sind. Umso wichtiger 34

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SEX IST WECHSELSEITIGES GEBEN UND NEHMEN Sexualität ist ein Teil der Ehe und der Partnerschaft. Sexualität ist nicht nur eine Forderung des Mannes und ein Gewähren lassen der Frau (oder umgekehrt). Sexualität ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen, eine gemeinsame Zeit, die Schutzraum und Fantasie braucht. Wir sind immer wieder auf Entdeckungsreise, planen Zeit für Sex ein. Wir verabreden uns, was besonders meiner Frau hilft. Wir suchen nach Zeit und verbringen auch Wochenenden alleine, ohne die Kinder, um unsere Partnerschaft, unsere Beziehung und auch unseren Sex zu pflegen. Es ist erstaunlich, aber der Sex wird schöner, teilweise intensiver, manchmal einfach nur wohltuend. Wir haben gelernt ihn gemeinsam zu genießen, vielleicht nicht so häufig, wie ich ihn gerne hätte, aber viel häufiger, als meine Frau von sich aus wollen würde. Wir haben uns angewöhnt, positiv über Sex zu reden und nicht mit anderen Sex durch billige Sprüche oder Floskeln herabzuwürdigen. Unsere Sexualität ist ein großes Geschenk und zugleich eine große Herausforderung. Wir wollen sie pflegen und schützen, denn Sexualität ist eine der vielen genialen Ideen Gottes, die aber unsere Sorgfalt und Achtung braucht.

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Auch als

ist es, für die gemeinsame Zeit Raum zu schaffen. Müdigkeit signalisiert oft andere Probleme, die wir zu verdrängen suchen, als sich uns ihnen zu stellen. Gemeinsam haben wir uns entschieden, auch Streicheln und Petting als schöne Form des Sexes zu genießen und zu teilen, und nicht den Koitus als die höchste Kunst des Sexes zu fordern und zu verlangen. Es ist eine große Gefahr für die Beziehung und Ehe, wenn ein Partner sexuell aushungert. Haben beide kein Verlangen nach Sex, ist es in Ordnung, wenn keine tieferliegenden Probleme dahinter stecken. Wird aber ein Partner in seinem Verlangen und seinen Gefühlen ausgehungert, dann besteht die Gefahr des Fremdgehens, der Suche nach Ersatzbefriedigungen, nach Pornografie oder anderen Formen der außerehelichen Stimulation. Aber auch Gefühle sollen nicht alleine das Miteinander bestimmen, denn häufiges sexuelles Verlangen kann den Partner auch mächtig unter Druck setzen und ihn zum Objekt der eigenen Befriedigung degradieren.

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Nominiert als beste Autobiografie bei Goodreads.com Mehrwöchiger Platz 1 der New York Times Bestsellerliste

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BEZIEHUNG VATERSEIN

GARANTIERT BESTER VATER Wie Väter aus der Wettbewerbsfalle entkommen.

D

u bist der beste Papa der Welt!“, schrieb mir mein Sohn auf die Geburtstagskarte. Ich freute mich. Eigentlich könnte ich mich jetzt geschmeichelt zurücklehnen. Doch ist das die ganze Wirklichkeit unserer Vater-Kind-Beziehung? Wann findet er mich eigentlich toll? Wofür macht er mir Komplimente? Wenn ich ihn lobe, ich ihm etwas erlaube, wir miteinander ein Event besuchen? Doch ab und zu schlägt das Pendel auch in die andere Richtung aus. Wenn ich ihn an Regeln erinnere, wenn ich Pflichten mit ihm bespreche und Erwartungen äußere, wenn ich „Nein“ sage und einer Ausweitung von Erlaubnissen widerstehe, kann es vorkommen, dass ich plötzlich der doofe und unausstehliche Vater bin. In den Konfliktpunkten stehe ich vor vielen Fragen: Von wem mache ich mich eigentlich abhängig? Woran messe ich eigentlich meine Vaterqualität? Wann bin ich mit mir als Vater zufrieden? GRENZEN BEJAHEN UND ALS CHANCEN NUTZEN Grenzen sind wichtig. Doch wie setze ich als Vater gute Grenzen? Sie sollen ja nicht hart und unbeweglich sein wie Mauern, aber dennoch Orientierung bieten. Sie sollen verhandelbar, aber nicht willkürlich sein. Und ins Wachstum führen. Mein Sohn zeigt mir meine Grenzen regelmäßig auf. Er lässt mich gelegentlich meine Hilflosigkeit und Ohnmacht spüren. Ich würde dann gerne mit einem autoritären Zug, 36

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mit einem Machtwort und der entsprechenden Lautstärke zeigen, wer der Herr im Hause ist. Doch mit diesem Machtgehabe würde ich nur vertuschen, dass ich mich in Wirklichkeit machtlos fühle und an einem Punkt stehe, wo ich nicht weiter weiß. Meiner Erfahrung nach legen Kinder die Finger genau in die Wunden, die Unsicherheiten, die Hilflosigkeiten ihrer Väter und Mütter. Hilflosigkeit und Ohnmacht gehören zum Elternsein und zum Vatersein dazu. Wenn wir an unsere Grenzen kommen, kann man dem auch etwas Positives abgewinnen: Genau dort können wir als Eltern und Kinder wachsen. Wenn es mir als Vater gelingt, Grenzen zu ziehen, zu ihnen zu stehen, sie in einer guten Art und Weise zu „verteidigen“, dann ist das hilfreich für beide Seiten. Und selbst dann, wenn ich einmal über die Grenzen hinausschieße, erfahre ich durch das Eingestehen von Fehlern und eine Entschuldigung, dass die Achtung und Wertschätzung durch meinen Sohn wächst. Grenzkonflikte gehören in der Vater-Kind-Beziehung unvermeidlich dazu. Es ist wichtig, sich ihnen zu stellen, weil sie für die Beziehung und den guten Kontakt zueinander fundamental sind. DEM INNEREN KIND RAUM GEBEN In gutem Kontakt mit meinem Sohn bin ich auch, wenn ich persönlich einen Zugang zu meinem „inneren Kind“ habe. Spötter sagen ja gelegentlich, dass das Kind im Mann immer mal wieder durchkommt. Ich finde es großartig, dass mein „inneres Kind“ lebt. Wenn ich dann als Vater mit meinem Sohn albere, wir zusammen etwas aushecken, rangeln und kämpfen, dann tut dies unserer Beziehung ungemein gut. Mein Sohn will beim Rangeln merken, welche Wirkung er auf mich hat. Auch wenn er mich nicht besiegen kann, so spürt er doch, dass seine Kraft und Geschicklichkeit mich


HILFLOSIGKEIT UND OHNMACHT GEHÖREN ZUM VATERSEIN DAZU.

beeindrucken. In Trainings mit Vätern und Söhnen erlebe ich leider oft, dass Väter meinen, nicht verlieren zu dürfen. Selbst im Wettkampf mit kleinen Kindern zeigen sie, wer der Stärkere ist. Doch das Beharren im Gewinnermodus bringt Väter und Kinder nicht zueinander. Männer müssen lernen, dass es nicht ums Gewinnen geht, sondern darum, die ganze Kraft zu geben, sich und den Kampfpartner zu spüren und mit dem guten Gefühl herauszugehen, ein guter Kampfpartner gewesen zu sein und dem Anderen nichts geschenkt zu haben. Wenn ein Vater mit seinem Sohn kämpft, sollte das Ziel immer sein, dass beide in einen intensiven Kontakt miteinander kommen.

Grafik: ikopylov/iStock/Thinkstock

ENTSCHEIDEND IST NICHT DIE TOLLE AKTION, SONDERN DIE BEZIEHUNG Wenn ich an meine Kindheit denke, dann fällt mir das gemeinsame Arbeiten mit Papa ein. Das fand ich toll. Ich mochte das von ihm lernen. Ich unterstützte ihn gern. Dagegen war gemeinsam verbrachte Freizeit rar. Sonntags gingen wir gelegentlich zusammen Pilze suchen oder Maiglöckchen pflücken. Es ging immer darum, dass etwas dabei rauskommen musste. Zusammen spielen, rangeln, kämpfen oder gemeinsam ein Abenteuer zu erleben war nicht seine Sache. Ich liebe das Abenteuer, das Kraft einsetzen, das Kämpfen, doch noch wichtiger ist, dass in allen Begegnungen Beziehung entsteht, die Gelegenheit besteht, sich zu öffnen, zu erleben und sich zu spüren. ZUR MÄNNLICHEN VIELFALT STEHEN Garantiert bester Vater, garantiert bester Mann? Woran messen wir uns? Sind die Mythen der Männlichkeit noch wirksam? Ja, sie sind es. Leider! Wir Männer wollen es im Griff haben und uns nicht hilflos und ohnmächtig fühlen. Wir Männer wollen sagen, wo es lang geht, nicht zaudern, sondern entscheiden. Wir Männer wollen Stärke demonstrieren, uns durchsetzen und bloß keine Gefühle zeigen. Wir versuchen, die Rollenvorstellungen abzuschütteln und doch holen uns diese immer wieder ein. Männlich zu sein, als Mann wahrgenommen werden, ist uns Männern wichtig. Die geschlechtliche Identität ist eine tragende Säule unseres Seins. Je unsicherer die Zeiten sind, umso mehr orientieren sich Männer und gerade Jungen in der Pubertät an der geschlechtlichen Identität. Ein ganzer Kerl, ein richtiger Junge; was ist daran falsch? Ich finde, es tut uns Männern und unseren Mitmenschen nicht gut, wenn wir Männlichkeit zu eng definieren und uns in den Käfig der Rollenstereotype begeben. Leider gibt es im Sprachgebrauch vieler PädagogINNen den Satz: „Du musst

deine weiblichen Anteile akzeptieren oder entwickeln.“ Diese Zuschreibung von Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Gefühlen an ein Geschlecht ist fatal. Für Männer und Jungen, die sich männlich fühlen wollen, bedeutet der Satz nämlich schlicht und einfach: „So darf ich nicht sein!“ Wir wollen nicht weiblich sein und alles, was als weiblich bezeichnet wird, reduziert dann das Männliche. Meine Überzeugung ist: Alles, was ein Junge oder ein Mann empfindet und tut, ist männlich. Er tut es immer als Junge oder Mann und wenn ein Mann weint, dann weint ein Mann und daher ist es männlich. Wir sollten aufhören, die Geschlechter gegeneinander auszuspielen. Ich ermutige in meinen Seminaren: Lasst uns die Gefühle und Verhaltensweisen leben, die es gibt, denn diese Fülle ist männlich. ALS VATER VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN Der Titel des Artikels ist eine Falle. Er führt uns in den Wettbewerb. Auf einem Männertreffen ging es um die Vaterqualität. Das Verbindende, was mir besonders in Erinnerung blieb, ist die Gewissheit, dass wir alle unseren Kindern Väter sind. Diese Wahrheit gilt lebenslang. Wir werden es nicht schaffen, bester Vater zu sein und müssen es auch nicht schaffen. Doch wenn wir unsere Verantwortung übernehmen, dann sind wir garantiert Vater.

Josef Riederle (55) ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Er ist Gründer und Leiter von KRAFTPROTZ®, einem Bildungsinstitut für Jungen und Männer und Entwickler von Kampfesspiele® (www.kraftprotz.net).

In der nächsten MOVO: Abendwahnsinn. Nach der Arbeit gut zu Hause landen

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SERIE

NEWS

VON WEGEN WEHLEIDIG

LEBENSLUST WEIHNACHTS-HEFT Seit Jahren erfreut sich die Advents- und VorWeihnachts- Ausgabe von lebenslust großer Beliebtheit. Das Magazin im Pocket-Format verbindet tiefgründige Texte rund um die biblische Weihnachtsgeschichte mit leichten, stimmungsvollen und anregenden Ideen, Infos und kurzweiligen Storys für die Advents- und Winterwochen. Im Weihnachts-Heft finden sich neben der packend erzählten

Weihnachtsgeschichte für heute kleine Porträts von Menschen, die sich aktiv für den „Frieden auf Erden“ einsetzen, eine Reportage über die beliebte Räuchermännchen-Tradition, Rezepte für Glühwein und Heißgetränke ohne Alkohol, ein Test („Was für ein Weihnachtstyp sind Sie?“) und viele weitere lesenswerte Porträts und Interviews. Das Magazin lebenslust ist ein inhaltsstarkes Geschenk für Geschäftspartner, Kunden, Kollegen, Freunde und Sportkameraden.

Männer vernachlässigen laut einer Studie zu oft die eigene Gesundheit. Dies ergab ein Gesundheitsreport der Barmer Krankenkasse. „Männer folgen noch zu oft dem Rollenstereotyp des ‚starken Geschlechts’, das Risiken eingeht, sich zu wenig um seine eigene Gesundheit schert und oft erst zum Arzt geht, wenn es brennt“, sagte der Stuttgarter Medizin-Historiker Martin Dinges.

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URLAUB IST DIE ZEIT DER KRAFTMEIEREI

en, w Loslass ben mich lie , n e s s la Für viele zu Gott. n o v n e u unerlass ein nahez r e n n Mä e. Und Gedank wir r e h c li g ä tr was nau das, n. doch ge brauche e ll nner a ä M Frey Albert

CHRISTLICHE WITZE Mit Geist, Fantasie, Ironie und Selbstkritik will Ingenieur Tobias Zschöckner Christen zum Lachen und Lächeln bringen, denn wie sagt die Bibel: „Fröhlichkeit ist gut für die Gesundheit“ (Sprüche 17,22). WWW.CHRISTLICHE-WITZE.DE

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RT ZIT IE n, eglasse

Der Risikoforscher Ortwin Renn fand heraus: Männer zwischen 50 und 60 Jahren sind besonders gefährdet. Gerade Männer „neigen im Urlaub zur Überschätzung. Sie erleben oft einen zweiten Frühling und glauben, sich neu behaupten zu müssen. Das Ausleben wird oft überzogen“, so der Fachmann.


GLAUBEN » WER UMGEFALLEN IST, SOLLTE NICHT LIEGENBLEIBEN, SONDERN GOTT SUCHEN! « RETO KALTBRUNNER, SEITE 40

40_ PASTOR RETO KALTBRUNNER: GOTT WILL ECHTE KERLE! 44_ LAUFINTERVIEW MIT DR. FRANK HOFMANN: MIT GOTT JOGGEN 51_ GOTT ALS VATER ERLEBEN: GLAUBE AUS STAHL 54_ SERIE: UNSERE HELDEN CHAOT UND ROMANTIKER JOHN NEWTON

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GLAUBE AUFBRECHEN

GOTT WILL ECHTE KERLE! Männer lieben das Abenteuer. Echter Glaube muss daher für sie etwas von Abenteuer und Leidenschaft atmen.

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hristliche Männer sind Warmduscher. Sie haben keine Ecken und Kanten, keine eigene Meinung. Ihr größtes Abenteuer besteht darin, sonntags die Predigt aufzuzeichnen. Oder die Kollekte einzusammeln. Ihr Leben ist langweilig und eintönig.“ Hast du solche Sätze auch schon gehört? Oder hast du dich schon dabei erwischt, wie du solche Gedanken hattest? Christen waren tatsächlich ein Grund, wieso ich keine Freundschaft mit Gott haben wollte. Insgeheim dachte ich, dass ich auch „so“ werden müsste, wenn ich mein Leben Gott übergeben würde. Davor hatte ich Angst. Es pumpte zu viel Leben in meinen Adern, als dass ich einen so angepassten und unspektakulären Lebensstil annehmen würde. Dann war da dieser Bibelvers aus Römer 8,29, der Menschen auffordert, Jesus ähnlicher zu werden. Dieser Satz hat mir den Weg zum Himmel versperrt. Kein Wunder, denn ich habe ihn selbst gedeutet – und völlig falsch verstanden. Heute lasse ich mir die Bibel vom Heiligen Geist erklären, damals nicht. Mein Bild von Jesus war geprägt von den Geschichten mit den Schafen, dem toten Körper am Kreuz (wer interessiert sich schon für einen toten Gott?), der damit verbundenen Selbstaufgabe und einem auf Birkenstock basierendem Kleidungsstil. Wer möchte einem solchen Jesus ähnlich werden? „Ich nicht!“, dachte ich. Das Problem war allerdings nicht Jesus, sondern meine fehlende Perspektive auf den wirklichen Jesus. Dem auferstandenen, herausfordernden, allmächtigen Jesus musste ich zuerst noch begegnen.

VON NATUR AUS RISIKOFREUDIG PROGRAMMIERT.

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Foto: Donvanstaden/iStock/Thinkstock

NICHT NUR GLAUBEN, SONDERN NACHFOLGEN Gott sei dank habe ich eine lebendige Kirche am Puls der Zeit kennengelernt. Und mit ihr Männer, die nicht einfach „an Gott glauben“, sondern einem Jesus nachfolgen, den ich noch nicht wirklich kannte. An ihren Leben konnte ich sehen, dass ein Leben mit Gott auch Spaß machen kann. Und dass Gottes Kraft real erlebbar ist. Diese Menschen haben mein Leben gerettet, denn heute ist Jesus nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken. Leider glauben noch zu viele Männer an den gesellschaftlich korrekten, angepassten, langweiligen Jesus. Dass Jesus aber nicht realitätsfremd ist, sehe ich in echten Kerlen.

ECHTE KERLE SIND MUTIG! Gott hat uns Männer von Natur aus risikofreudig programmiert. Manche von uns haben diese Risikofreude allerdings verloren. Oder mussten sie loswerden, weil sie immer wieder angeeckt sind. Eventuell wegen der weiblich geprägten Erziehung: Wenn der Vater zu viel abwesend war, die Kindergärtner und Lehrer fehlten und auch noch der Sonntagsschulunterricht von Frauen gestaltet wurde. Versteh mich nicht falsch; ohne Frauen könnten wir einpacken! Aber ich bin mir sicher, dass den Jungs männliche Vorbilder in Kirche, Schule und Beruf guttun würden. Männer kommen mit der Sehnsucht nach Risiko und 14_1

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GEWINNE DAS LEBEN Wenn immer wir mutig auf Gottes Stimme hören und seinen Willen tun, gehen wir ein Risiko ein. Gleichzeitig entscheiden wir uns fürs Leben. Das kann auch weniger spektakulär klingen. Die Auswirkungen sind allerdings immer weltbewegend. Da beginnt ein Mann für seine scheinbar hoffLEIDER GLAUBEN nungslose Ehe zu kämpfen. In seiner NOCH ZU VIELE Entschiedenheit ist er ein eindrückliMÄNNER AN DEN ches Vorbild für seine Kinder. Da ist ein schwer kranker Mann, der trotz verGESELLSCHAFTLICH nichtender Diagnose Gott vertraut und KORREKTEN, mit seiner positiven Lebenseinstellung andere motiviert. Echte Kerle sind ANGEPASSTEN, Männer, die mutig auf Gott hören, LANGWEILIGEN mutig seinen Willen tun und gerade JESUS. in den Alltäglichkeiten aufstehen und durchhalten. Echte Kerle sind stark! Wie reagieren wir, wenn wir mutig Gottes Willen tun und dabei das Ziel trotzdem verfehlen? Wie gehen wir mit Niederlagen um? Ein echter Kerl kann anderen und sich selbst vergeben. Dies kann er, weil er erlebt Abenteuer zur Welt. Es ist in unserer DNS. Wir wurden von hat, wie Gott ihm vergeben hat. Das ist wirkliche Stärke. Es Gott in der Wildnis erschaffen, unsere Frauen im Garten ist das Bewusstsein, dass ich selbst nicht so wichtig bin – daEden (1. Mose 2,7.8.22). Vielleicht ist dies der Grund, dass für Gott umso wichtiger ist. Das ist innere Stärke, die von audu dich immer wieder nach einem neuen Abenteuer sehnst, ßen sichtbar wird. aus dem grauen Alltag ausbrechen willst? Risiken halten uns am Leben. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, STARKE KERLE STEHEN ZU IHREN SCHWÄCHEN UND dass ohne Risiko und Abenteuer das männliche Herz stirbt. FEHLERN Wenn du ganz tief in dich hinein horchst – hörst du die Immer wieder hören wir tragische Geschichten von Sehnsucht nach Risiko rufen? Wann bist du das letzte Mal Männern im Burnout. Geschichten von Männern, die über auf diese Stimme eingegangen? Wann hast du etwas getan, ihre Grenzen hinausgehen. Wir alle haben diese Tendenz. das Mut brauchte? Von dem du nicht sicher warst, ob es gut Manchmal versuchen wir, Stärke zu beweisen, indem wir wie kommt oder in die Hose geht? Die Band Coldplay besingt es Tiere arbeiten oder extra hart trainieren. Doch echte Stärke so: „If you never try, you’ll never know!“ – „Wenn du’s nie kommt von innen. Einige Männer erkennen den Zeitpunkt, versuchst, wirst du’s nie wissen!“ in dem sie die Notbremse ziehen müssen. Vielleicht warnt sie Ich habe einen guten Freund, den ich sehr bewundere. ein guter Freund oder ihre Ehefrau. Sie hören hin und lassen Er ist Mitte 40, glücklich verheiratet, hat zwei Teenager, sich etwas sagen. Stärke bedeutet, seine eigenen Grenzen einen guten Job, ein Haus, ein Auto, ein Motorrad, ein 42

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Foto: Donvanstaden/iStock/Thinkstock

Golfset ... Besser gesagt hatte er das alles. Im August 2013 traf er eine mutige Entscheidung. Er verkaufte alles und wanderte mit seiner Familie aus. Nicht in die USA. Auch nicht nach Spanien. Nach Kambodscha! Er und seine Familie begannen, ihren Traum zu leben. Sie starteten eine Kirche, die gesellschaftlich relevant und am Puls der Zeit ist. Das Risiko: Eine völlig andere Kultur, schwierige Sprache, niedriger Lebensstandard, drohende Krankheiten, keine Erfolgsgarantie.


GLAUBE

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zu akzeptieren. Es bedeutet, die Warnungen nicht zu ignorieren. Gleichzeitig bedeutet Stärke, sich auf Gott zu verlassen. Er macht die Dinge möglich, für die meine Ressourcen nicht ausreichen: „Dabei hilft uns der Geist Gottes in all unseren Schwächen und Nöten“ (Römer 8,26). Sich auf Gott zu verlassen, ist nicht immer einfach. Denn sein Timing ist nicht automatisch mein Timing. Stark bin ich, wenn ich weiß, dass Gottes Zeitplan perfekt ist und ich danach handle. Mal heißt das warten, ein anderes Mal heißt das Vollgas geben. Starke Kerle stehen zu ihren Fehlern und Schwächen. Sie wissen, dass Gott immer offene Arme und ein weites Herz für sie hat: Egal, wie tief sie gesunken sind. Egal wie schwer sie versagt haben. Wer umgefallen ist, sollte nicht liegenbleiben, sondern Gott suchen! Wer einen Fehler gemacht hat, sollte sich nicht verstecken, sondern Gott entgegenrennen! Gott entgegenrennen kann ich, indem ich meine Schuld bereue und ihm meine Sünden bekenne. Gott umarmen kann ich, indem ich seine Vergebung annehme. Echte Kerle sind Männer, die nicht alles richtig machen, aber wissen, dass Gott sie immer mit offenen Armen empfängt. GESUCHT: MUTIGE UND STARKE MÄNNER Mutige und starke Männer braucht die Gesellschaft! Und wenn du ehrlich zu dir bist, willst auch du ein solcher Mann sein. Jeder von uns möchte am Ende seines Lebens zurückschauen und sagen können: „Ich war mutig. Ich war entschlossen. Ich bin wieder aufgestanden. Ich habe etwas bewegt.“ Jeder Mann möchte ein Erbe hinterlassen. Etwas, das uns überdauert. Darum: Geben wir nicht auf! Werden wir nicht müde, Gottes Stimme ehrlich zu suchen! Bemühen wir uns mit aller Kraft, Jesus nachzufolgen. Raufen wir uns nach Niederlagen wieder zusammen. Nehmen wir Hilfe in Anspruch, wenn wir alleine nicht weiterkommen. Stehen wir wieder auf! So werden wir als Helden in die Geschichte eingehen. Vielleicht finden nicht alle einen Platz in den Geschichtsbüchern, aber sicher in den Herzen der Menschen. Und worauf es am meisten ankommt: Wir finden einen Platz in Gottes Herzen. Denn alles, was wir mit Gott tun, hat Ewigkeitswert! „Gott wird jedem den verdienten Lohn geben“ (Epheser 6,8a). Gott kann aus jedem Mann einen echten Kerl machen. Nimm die Herausforderung an!

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GLAUBE INTERVIEW

»LAUFEN HILFT ZUM LEBEN.« Eine Passion von Ihnen ist das Laufen. Wie sind Sie dazu gekommen? Als Ressortleiter beim Magazin „Stern“ führte ich ein ziemlich ungesundes Leben. Als Orientierung hatte ich einen Kollegen im Blick, dessen Lebenswandel ich für noch ungesünder hielt. Dieser Mensch war Kettenraucher. Ich sagte mir immer: Du bist immer noch gesünder unterwegs als der. Bei einem gemeinsamen Termin erzählte er mir dann, dass er jeden Tag laufe. Da ist für mich mein Weltbild zusammengefallen.

Gibt es für Sie Parallelen vom Lebensalltag zum Trainingsalltag oder gar vom Lebenslauf zum Marathonlauf? Es gibt Erlebnisse beim Laufen, die einem im Leben ungeheuer weiterhel44

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fen. Ich habe zum Beispiel gelernt, an den „toten Punkten“ weiterzumachen, und auch begriffen: Das Leben mit seinen Herausforderungen in Beruf und Familie ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf.

Würden Sie der These zustimmen: Wer sich äußerlich bewegt, bewegt sich auch innerlich? Nein! Leider nicht. Ich habe viele Läufer kennengelernt, für die es nur noch Laufen gibt, die in eine Art Sucht verfallen sind.

Wie sieht dann die gesunde Variante aus? Es hängt ein bisschen davon ab, wie man das Laufen nutzt. Ich gebrauche diese Zeit zum Meditieren, Beten und Nachdenken. Ich genieße diese eine

Über 40.000 Läufer gehen an einem Sonntagmorgen im September beim Berlinmarathon an den Start. Warum sind da viele Männer ab dreißig anzutreffen – und in den Kirchen dagegen nicht? Ich glaube, dass das Draußensein und der Wettkampf unserer Prägung sehr entgegenkommen – mehr als das stille Sitzen in einer Kirchenbank. Aber leider fangen viele Männer erst an, ihren Körper zu entdecken, wenn die ersten Probleme auftauchen. Frauen beschäftigen sich bereits in der Pubertät mit ihrem Körper.

Hat die Kirche ein Problem mit dem Laufen? Begriffe wie „Bischofssitz, Amtssitz, Sitzung, heiliger Stuhl ...“ signalisieren nicht gerade Bewegung. Ich würde eher sagen: Hatte! Ich erlebe da inzwischen eine große Veränderung, ja Offenheit. Sicher: Wenn man

Foto: Melanie Carstens

Neun Kilometer in 51 Minuten. Schwitzend und schnaufend heftete sich MOVO-Redakteur Rüdiger Jope am Hamburger Elbestrand in den Windschatten von Frank Hofmann, dem ehemaligen Chefredakteur des Läufermagazins RUNNER’S WORLD. Auf dem Weg sprachen Sie über die Leidenschaft des Laufens, den Wanderrabbi Jesus und den berühmte Jojo-Effekt bei Männern.

Stunde am Tag, wo mir niemand sagen kann, was ich zu denken und zu tun habe. Das Laufen ist für mich eine Art innere und äußere Freiheit. Wenn man das Laufen in dieser Art nutzt, bleibt man auch geistig und geistlich beweglich.


GLAUBE REPORTAGE

» ICH GENIESSE DIE EINE STUNDE AM TAG, WO MIR NIEMAND SAGT, WAS ICH ZU TUN HABE. « FRANK HOFMANN

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» DAS LEBEN MIT SEINEN HERAUSFORDERUNGEN IN BERUF UND FAMILIE IST KEIN SPRINT, SONDERN EIN LANGSTRECKENLAUF. «

Bilder vom Reformator Martin Luther sieht: Der war kein Läufer. Er stand in der Tradition des Augustinus, der den Körper als Quelle der Sünde sah. Dies trug dazu bei, dass der Körper in der Kirchengeschichte abgewertet wurde. Heute gilt es, den Körper „als Tempel des Heiligen Geistes“ (Paulus) neu zu entdecken und dabei nicht von der anderen Seite des Pferdes zu fallen.

Provokativ gefragt: Ist Gott ein Beweger? Herzens- und Lebensbeweger. Das Thema Bewegung zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel. Wenn Sie die Reiseroute des Abraham betrachten, werden Sie feststellen: Der war zwanzig Kilometer am Tag unterwegs. Mose war mit den Israeliten 40 Jahre in der Wüste unterwegs. Die Geschichte des Volkes Israel ist eine einzige Wanderung. Gott ist ein Gott, der in Bewegung bringt, einer, der mit den Menschen laufend unterwegs ist.

Und Jesus? War der auch Läufer? Jesus war Wanderprediger. Er hatte keine feste Bleibe. Jesus war dauernd unterwegs. Unter anderem entgegnet er im Lukas-Evangelium einem, der ihm nachfolgen, aber sich gleichzeitig von seinen Verwandten noch verabschieden will: Das geht nicht! Dafür ist es zu spät. Das kann man doch nur als Läufer verstehen. Wenn wir hier im Park laufen und uns fragt jemand nach dem Weg, dann kämen wir in eine schwierige Lage, dann müssten wir sagen: „Frag doch jemand von denen, die hier auf der Wiese sitzen, denn wir laufen.“ Oder eben: „Lauf mit, dann erkläre ich dir den Weg.“ Jesus war vom Kopf und Sein her ein Wanderrabbi.

Was hat der Wanderrabbi den Lebensmarathonstartern im 21. Jahrhundert noch zu sagen? Das höchste Gebot nach Markus 12,30 ist für mich da ein ganz wertvolles Wort: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen 46

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FRANK HOFMANN

und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Gemüte und mit aller deiner Kraft!“ Im hebräischen Text wird deutlich, dass Begriffe „Herz“, „Kehle“ und „Kraft“ ganz körperliche die Begriffe sind. Es geht darum, dass ich die Gottesliebe mit allen Fasern meines Körpers begreife.

Ist dies geistliche Laufen nur was für die ganz Harten? Nein! Auch ich bin kein Wettkampftyp. Beim Marathon bin ich mit Mühe auf eine Zeit von drei Stunden und einer Minute gekommen. Das ist keine Zeit, mit der man angeben kann. Ich versuche beim Laufen eigentlich immer in einem Zustand zu sein, wo ich immer gleich einschlafen könnte. Ich mag die körperliche Anstrengung gar nicht so sehr. Wichtig ist: Man sollte wenigstens 30 Minuten am Stück laufen können, da man sonst zu sehr mit seinem Körper beschäftigt ist und die positiven Kräfte im Kopf und im Körper nicht frei werden.

Sie plädieren für „spirituelles Laufen“. Was ist das und wie funktioniert das? Ich versuche, die Kräfte, die sich beim Laufen im Körper entwickeln, dazu zu nutzen, mit Gott in Verbindung zu treten. Dabei erfahre ich mich als Teil der Schöpfung. In der Regel bete ich immer das Vaterunser. Ich fülle die einzelnen Bitten dann jeden Tag anders, je nach eigener Stimmungslage. Ich versuche einfach das, was ich auf dem Herzen habe, in das Gebet reinzupacken.

Jetzt sagt jemand: Okay, das spricht mich an. Wie probiert man es am besten aus? Es fängt damit an, dass man sich mindestens zwei Zeiten in der Woche fürs

Laufen reserviert. Ohne Regelmäßigkeit bewegt sich hier nichts. Als zweites gilt es, unbedingt darauf zu achten, dass man nicht zu schnell erschöpft ist. Das kann so aussehen, dass man zwei Minuten läuft, eine Minute geht, zwei Minuten läuft, eine Minute geht ... Wer sich auf das langsame Laufen einlässt, wird frei im Kopf. Man wird eins mit Gott und der Welt.

Was gilt es im Bezug auf Schuhe und Bekleidung zu beachten? Das wird oft überbewertet: Am wichtigsten ist, dass man in die Gänge kommt. In der Bewegung werden dann die Schuhe wichtig. Gott hatte offensichtlich Spaß daran, jedem Menschen andere Füße zu machen. Von daher ist es gesundheits- und schöpfungsbewusst, sich in einem Fachgeschäft beraten zu lassen, welcher Schuh zu einem passt. Alles andere, Funktionskleidung, Puls-Uhr usw., ist „nice to have“.

Sie sind Profi. Sie haben zahlreiche Marathons mitgelaufen. Wenn jetzt ein Mann sagt: Mich reizt das große Ziel ... Es gibt eine Daumenregel: Das, was man in einer Woche an Umfang läuft, kann man auch an einem Tag laufen. Wenn man also 40 km in der Woche trainiert, kann man nach einer Vorbereitungszeit von drei Monaten und einem individuellen Trainingsplan auch einen Marathon wagen. Ingesamt rate ich aber zu einem langsamen Herangehen. Einen Zehnkilometerrennen als Test, dann einen Halbmarathon ...

Was ist ein typischer Anfängerfehler? Zu schnelles Laufen. Laufen ist keine Frage der Geschwindigkeit, sondern der Technik. Um gut zu werden, muss man nicht schneller sein als beim Walken! Die antrainierte Langsamkeit ist der Schlüssel. Alle anderen Sachen erwachsen daraus.


Foto: Melanie Carstens

Zwei Beweger unterwegs am Elbstrand: MOVO-Redakteur Rüdiger Jope und Dr. Frank Hofmann (rechts)

Ich kenne Menschen, die haben einem Trainingsplan, dem Marathonziel ihr ganzes Leben untergeordnet. Nach dem Rennen setzte dann der berühmte Jojo-Effekt ein. Wie kann man diesem Gesetz „der Schwerkraft“ entkommen? Die Gefahr besteht besonders bei Männern, deren Lebenstraum es ist, einmal einen Marathon zu Laufen. Drei Monate nach dem Erreichen des Zieles sehen sie wieder aus wie auf dem VorherBild. Besser ist es, nicht nur nach einem Wettkampfziel zu leben, sondern das

Laufen an sich lieb zu gewinnen und als gute Übung ins Leben zu integrieren.

Ich danke Ihnen herzlich für diesen bewegenden Lauf.

Dr. Frank Hofmann war Ressortleiter von „auto motor und sport“, Chefredakteur von „Men’s Health“ und „Runner’s World“. Heute leitet er den ökumenischen Verein „Andere Zeiten“ (www.anderezeiten.de), der bekannt ist durch seinen Adventskalender „Der Andere Advent“ und die Fastenaktion „7 Wochen anders leben“.

TIPPS ZUM MEDITATIVEN LAUFEN Ein Lauf dauert in der Regel länger als ein Gebet. Man kann deshalb einen Lauf, bei dem man Gott begegnen möchte, mit mehr spirituellen Zugängen als nur einem Gebet gestalten und sich so regelrecht eine Laufliturgie schaffen. Wertvolle Anregungen finden sich unter www.Spirituelles-Laufen.de

Einen bewegten Videoausschnitt finden Sie unter www.movo.net

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SERIE: MÄNNERGEBET

LAND IN SICHT Es fließt ein Fluss unter deinen Füßen, unter deinem Tisch und Bett. // Er fließt ganz ruhig, du würdest ihn vermissen, weil er dich am Leben hält. // Es fließt ein Fluss, und er macht nicht halt an der Schwelle deiner Tür. // Hab keine Furcht, denn du sollst es wissen: Das Leben meint es gut mit dir. HEY, KOMM HERAUF, KOMM INS LICHT! ES IST LAND IN SICHT. HEY, KOMM HERAUF, KOMM INS LICHT! ES IST LAND IN SICHT. VIELLEICHT SIEHST DU´S NICHT. DOCH ES IST LAND IN SICHT!

Lothar Kosse ist Musiker und lebt mit seiner Familie in Rösrath bei Köln.

T/M: Lothar Kosse; Praize Republic, Köln) aus der CD „Land in Sicht“

Es steht ein Tag über all den Tagen, über allen, die du siehst. // Er war schon da vor allen Zeiten, heißt dich willkommen, wenn du gehst. // Es ist ein Tag und er steht am Himmel wie die Sonne, die dich küsst. // Es steht ein Tag, und er lässt dich wissen, dass du am Leben bist.

Foto: Lothar Kosse

Es liegt ein Weg unter all den Wegen, die du alleine gehst. // Und die Straße, die zu deinem Haus führt, sie ist golden unterlegt. // Es liegt ein Weg. Und er endet nicht dort, wo du nicht weiter siehst. // Und wenn du fällst, kannst du sicher sein: Tiefer fällst du nicht.


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SERIE

MEIN SPIRITUELLER ORT… ... ist unsere Küche morgens um sechs. Da treffe ich Jesus. Von Reto Pelli Meistens ist es dann noch ruhig in mir und vor allem um mich herum. Bei einer Tasse Kaffee lese ich in der Bibel und bespreche betend den Tag. Manchmal schreibe ich Impulse oder Gedanken auf, die mir (neu) wichtig werden. Er ist immer da, wartet schon und freut sich auf unsere exklusiven Zeiten. Ich glaube, Jesus ist „Frühaufsteher“. Nicht, dass ich ihn an anderen Orten und zu anderen Zeiten nicht auch treffen könnte, er ist ja immer bei mir, sogar in mir, nur bin ich dann manchmal nicht bei ihm.

Foto: stockcreations/shutterstock.com

Reto Pelli, verheiratet mit Marlies. Er ist Vater von zwei Teenagern. Er arbeitet als Pastor in der Kirche im Prisma in Rapperswil-Jona (www.prisma-erwachsene.org). Seine Leidenschaft ist es, Menschen zu helfen, in eine lebendige Beziehung mit Jesus zu kommen.

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GLAUBE VATERSCHAFT

GLAUBE AUS METALL Hans-Peter Rösch leitet eine Technikerschule in Stuttgart. Er will, dass seine Schüler ein wenig von der Väterlichkeit erleben, die er selbst zu Hause nicht spürte. Aber kann das einem Fachschulleiter gelingen?

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ch liebe Metall. Das sieht jeder, der zu uns nach Hause kommt, und auch beruflich lässt sich das nicht verleugnen: Ich lehre Stahlbau, Statik und Fassade an „meiner“ Fachschule für Stahl- und Metallbautechnik, kurz: Technikerschule in Stuttgart. Mein Vater lehrte auch, Landwirtschaft war sein Thema, aber ich habe mir vorgenommen, es anders zu machen als er. Er ließ sich – wie viele andere unserer Vätergeneration – von seinen Schülern wenig in die Karten schauen, nicht einmal seine Kinder kannten ihn richtig. So wusste ich als sein Sohn nicht, was ihn außer dem Bauerntum noch so bewegt. Wusste nicht, was er über mich denkt, wie er fühlt, wie sich sein Inneres anfühlt. Diese Lehr-Generation war „geschlossenherzig“. Der Hintergrund: Kriegsbedingt ging es offensichtlich

Foto: peshkov/iStock/Thinkstock

VATER-ARME SCHÜLER BRAUCHEN GÖTTLICHEN VATER-SPIRIT.

niemanden etwas an, was einen bewegt. Schließlich war das mal äußerst gefährlich, frei zu äußern, was man so denkt oder fühlt – nicht wenige Lehrer wurden inhaftiert und dann umerzogen! Die Zeiten sind jetzt anders. Die Gefühle des Vaters verbleiben aber oft im Sohn und können – wie die neue Kriegsbewältigungspsychologie weiß – bis zum Urenkel durchgereicht werden!

MIR FEHLT DAS MUSTER Ich weiß, es ist nicht einfach, aber ja: Ich will es anders machen. Also lade ich meine Fachschüler jedes Jahr zu mir nach Hause ein, lasse sie an meinem Leben teilhaben, zeige, wie ich mit meiner Frau und meinen Kindern lebe. Jetzt, im Juli, waren 30 junge Männer da in meinem selbstgebauten Haus - mit Stahltreppe, Metallfassade, Blechdach, Aluminium-Wintergarten, Sandwichcarport ... natürlich alles aus Metall. Das alles zeige ich ihnen, kann locker sprechen über Genehmigungsverfahren und die Zeiten, in denen ich

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Bei Hans-Peter Rösch ist zu Hause alles aus Metall – sogar das »Baumhaus«.

Beitrag: Schließlich können diese jungen Männer und Frauen danach Firmen gründen, Geschäftsleiter werden, Kinder kriegen, eigene Planungsbüros eröffnen und – so hoffe ich – einen positiveren „Vater-Spirit“ an die nächste Generation weiter geben.

Foto: privat

DER LANGE WEG

selbst die Statik erstellt habe und die Bauabschnitte, in denen ich dann das Projekt umgesetzt habe. Ich bemühe mich, dezent Persönliches einfließen zu lassen, auch meinen Glauben, und merke: Ich bin doch „nur“ der Sohn dieses mir weitgehend unbekannten schweigsamen Mannes, der wie ich Lehrer war und sich (doch recht nebenbei) auch mein Vater nannte. Wie soll ich hinkriegen, was ich selbst nie erfahren habe? Mir fehlt das Muster, ich habe gelernt: Ein „guter, technisch versierter Mann“ zeigt seine Gefühle höchstens spärlich – oder gar nicht! Ja, ich hätte mit einen warmherzigeren Mann als Vater gewünscht. Ich bin aber froh, andere väterliche Förderer gefunden zu haben, leider mehr in der Wirtschaft als in der Kirche. Zum Beispiel im Architekturbüro als junger Bauingenieur, dann beim Wechsel zum Staat einen Schulleiter. Bei diesen

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Der Weg für mich dahin war lang, nichts kam von selbst. Ich habe dazu kräftig „aufgerüstet“ – für mich als Mann, für eine Frau, die sich Gefühle wünschte, für meine fünf Kinder. Für meine alljährlich 45 Fach-Schüler in zwei Klassen. Ich habe viele Männerseminare, Männergruppen, Vater-Kind-Seminare besucht, habe meine Vaterverletzung und Vaterentbehrung coachen lassen. Inzwischen gebe ich vieles von dem weiter, was ich gelernt habe. Ich habe eine ganze Reihe von christlichen Männergruppen gegründet und halte vier „FathersCamps“ pro Jahr am Laufen Männern spürte ich: Die mögen mich Ich war fleißig – nicht nur äußerund verwenden sich für mich. lich am schwäbischen „Häuslebau“, Hier erlebte ich eine Väterlichkeit, sondern auch beim Weitergeben von von der ich oft zuvor in christlichen den Dingen, die mit selbst so wichtig Zusammenhängen gehört hatte. Von geworden sind. Das Wichtigste: Es ist Gott-Vater sagte mir man, dass er möglich, die Vaterentbehrung zu drewarmherzig, offen, nahen – ich bin ein Beihefähig, gefühlsbereit spiel dafür. » WIE SOLL ICH liebend wäre – so habe Und ich habe ich zuhause nie einen die Nähe zu meinen VATERSCHAFT Vater erlebt. Gerade Fachschülern hinbeHINKRIEGEN, darum wünsche ich kommen. Ich kann mir, dass meine Schüdurchaus Vaterschaft WENN ICH SIE ler beides erleben: Väan vater-arme Schüler SELBST NIE terlichkeit hier auf der durchreichen, obwohl ERFAHREN Erde und zugleich eine ich es selbst kaum erBeziehung zum Vaterlebt habe. Nötig ist es HABE? « gott! allemal: Denn so viel Aber wie kann ich besser sind die Väter das konkret im Beruf hinbekommen? heute auch nicht geworden, viele sind Wie kann ich zur (emotionalen) Chanur groß gewordene Jungs, die alles rakterentwicklung meiner Schüler beibesser machen wollen als ihre Vorfahtragen? Das fände ich einen wichtigen ren und ohne Gott recht wenig über


DIRK SCHRÖDER

D M-C

Was macht mich

Vaterqualität dazugelernt haben! Für mich war der Schlüssel, die Väterlichkeit Gottes zu entdecken. Weil ich diesen Vatergott und seinen Vatergeist inhaliert habe, bin ich bei uns auf der Schule ein bisschen der „Klassenvater“ geworden. Und das gerne …

LEBENDIG?

BLECHMASTERS Mein Kollege, der Prüfstatiker, provoziert mich manchmal, ich wäre die Klassenmutter, weil ich zu gütig wäre. Aber wie soll ich auf dieser Welt ein harter Brocken sein, wo ich doch selbst meinen Vater da oben recht gnädig vermute? Es gibt bei mir im Unterricht messerscharfe Gerechtigkeit, aber es gibt auch Gnade. Das wissen meine Jungs, auf die ich stolz bin – wie ein Vater auf seine Ziehsöhne! Alljährlich macht die Blechklasse eine Vernissage, genannt „Blechmasters“ – es kommen 200 bis 300 ehemalige Schüler. Das zeigt mir dann: Meine Schüler haben mehr mitgenommen als ihren Meisterbrief oder die anderen bald den „Bachelor professional“: ein bisschen Bevaterung, ein bisschen vom Wesen „Gott-Vaters“, wenn es auch nur bruchstückhaft war und ist. Ein Schüler, der bei mir Gott kennengelernt hat, stellt mir heute seine Lagerscheune monatlich zur Verfügung für unseren Männergruppentreff – kostenlos. So wächst es doch, das unsichtbare Reich Gottes, oder?

Auch als

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Hans-Peter Rösch hat ein recht technisch anmutendes Männergruppenprogramm für zehn Männerabende geschrieben, es ist unter www.c-men.de beziehbar.

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SERIE: UNSERE HELDEN_JOHN NEWTON

CHAOT UND ROMAN TIKER Die spannende Entstehung des Liedes » Amazing Grace «.

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Fotos: eskizdefteri/iStock/Thinkstock; RiseAboveDesign/iStock/Thinkstock

u Hause singt er fromme Kinderlieder mit seiner Mutter. Vor der Haustür, am Ufer der Themse in London, schaut er zu, wie Piraten gehenkt werden. Mama stirbt mit 27 an Tuberkulose. Seine Stiefmutter steckt ihn ins Heim. Dort gibt es mehr Prügel als Essen. John Newton, geboren 1725, ist schon als Kind schwer traumatisiert. Als er zur Berufsausbildung nach Jamaika soll, fährt das Schiff ohne ihn ab: Am Kai hat er die süße Polly Catlett gesehen. Und sich unsterblich verliebt. Bei einer vvKneipenschlägerei wird er gekidnappt und auf ein britisches Kriegsschiff zwangsrekrutiert. Im Hafen von Southampton springt er von Bord, will zu Polly fliehen. Man schnappt ihn. Auf Fahnenflucht steht die Todesstrafe. Doch John wird nicht gehenkt, sondern „nur“ ausgepeitscht. Das nennt er später seine „erste erstaunliche Gnade“. EIN JUGENDLICHER VERROHT Als er merkt, dass sein Schiff nicht gegen Frankreich, sondern gegen die französischen Kolonien in Nordamerika eingesetzt wird, ihm also mindestens fünf Jahre in einem schwimmenden Knast bevorstehen, will er den Commodore ermorden. Der tauscht den gemeingefährlichen Chaoten auf der Insel Madeira gegen einen Handelsmatrosen aus. John ist unehrenhaft aus der Royal Navy entlassen, aber – er ist frei! Seine „zweite Gnade“ nennt er das ... Leider segelt die Handelsbrigg nicht nach Hause, sondern nach Westafrika. John wird Wachmann in den Sklavenlagern von Sierra Leone. Er verroht und verwildert. Sentimental wird er nur bei den Klagegesängen und Tänzen der schwarzen Menschen, die er wie Obst oder Vieh sortiert. Er 14_1

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EIN SEEMANN LERNT BETEN Unter dem Vorwand, das Erbe eines verstorbenen Onkels antreten zu können, wird John zur Heimreise überredet. Das Schiff und die Ladung Tropenholz gehöre ihm bereits, sagt man ihm. Eine Anzahlung sozusagen. Doch in der Nacht vom 9. auf den 10. März 1748 zerstört ein Orkan die stolze „Greyhound“. Mannschaft und Fracht gehen über Bord. John kettet sich ans Steuer und schreit bei jedem Brecher „Gott, töte nicht Deinen verlorenen Sohn!“ Vier Wochen lang, in Hunger und Kälte, lenkt er das Wrack und die wenigen Überlebenden nach Irland. Dass er dort ankommt, empfindet er als „die dritte erstaunliche Gnade“ Gottes. John will beim Notar die Versicherungssumme für sein Schiff und das Erbvermögen kassieren. Beides gibt es nicht. Als er das erfährt, bricht er zusammen. Er schreibt Polly einen Brief: „Vergessen Sie mich und finden Sie einen geschickteren Mann fürs Leben.“ Doch Polly heiratet ihn trotzdem, am 1. Mai 1750. Ihre Eltern sind „not amused“. Aber John dankt Gott für eine vierte „Amazing Grace“.

JOHN HAT SEINE POLLY. SONST ABER NICHTS.

EIN CHRIST WIRD GLEICHGÜLTIG John hat seine Polly. Sonst aber nichts. Er will jetzt den aristokratischen Schwiegereltern Tüchtigkeit beweisen. Sein Ruf als Teufelskerl von einem Seebär ist englandweit legendär. Da macht ihm ein Reeder aus Liverpool ein Angebot: Sklaventransporte von Westafrika in die Karibik fahren! John ist jung und braucht das Geld. Er unterschreibt. Unfassbar für unsere heutige Vorstellung: Wie kann ein Mensch, der von Gott gnädig gerettet wurde, in sein menschenverachtendes Handwerk zurückkehren? Kapitän Newton kettet nicht nur Afrikaner an, sondern auch meuternde Matrosen. Er lässt Rädelsführer auspeitschen, die das Trinkwasser an Bord vergifteten. Von den 218 Sklaven seiner ersten Fahrt sterben 67 unterwegs. An Durchfall, Hitzschlag, Seekrankheit, bei Schlägereien und durch Selbstmord. Nach drei Fahrten gibt John angewidert und entnervt sein Kapitänspatent zurück. Er wird Hafenmeister in Liverpool. Ihm kommen Zweifel am Menschenhandel. EIN PFARRER WIRD BARMHERZIG Er liest die Bibel, er lernt Hebräisch und Griechisch, er will Pfarrer werden. 1755 hat er den Prediger John Whitefield kennengelernt, einen der Begründer der späteren „Methodisten“-Freikirche. In den Versammlungen der „religiösen Enthusiasten“, wie man sie abfällig nennt, bilden sich bei 56

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dem hartgesottenen Sklavenkapitän Unrechtsbewusstsein, Empathie, seelische Sensibilität. John empfindet echte Reue. Aber: Die Church-of-England will ihn nicht. Sieben Jahre lang lässt man den Bewerber zappeln. Den einen ist er zu wild, den andern zu fromm. Erst 1764 darf er Pfarrer in Olney werden. Dort gibt es einen jungen Musiker namens William Cowper. Hochbegabt, aber seelisch labil. John und Polly lassen ihn bei sich wohnen. Die Dörfler tratschen, Frau Pfarrer halte sich zwei Männer, einen Draufgänger und einen Sanftmann. Sie werfen die Fensterscheiben ein. In der Silvesternacht 1772/73 schneidet sich William Cowper die Pulsadern auf, wird aber gerettet. Statt einer Neujahrspredigt liest Pfarrer Newton der Gemeinde vor, was er gerade getextet hat: „Amazing Grace. How sweet the sound, that saved a wretch like me ...” Noch heute, knapp 250 Jahre später, ist es einer der berühmtesten Gospelhymnen der Welt. EIN OPA WIRD POLITISCH AKTIV Ein junger Adliger klagt John Newton gegenüber, wie langweilig die Sitzungen im Oberhaus des britischen Parlaments seien und dass er viel lieber Pfarrer werden würde. John sagt: „Nutzen Sie Ihren Adelsstand und kämpfen Sie gegen den Sklavenhandel. Dort ist Ihre Kanzel.“ Der versnobte Dandy heisst William Wilberforce. Mit den Tagebuchnotizen und Logbüchern seines väterlichen Freundes John Newton plädiert Wilberforce zwanzig Jahre lang gegen die Sklaverei. Mehrmals lässt er den greisen Ex-Kapitän als Kronzeuge vor dem König auftreten. Am 24. Februar 1807 beschließt das Parlament, im gesamten britischen Weltreich den Menschenhandel zu verbieten. John Newton stirbt zehn Monate später.

Andreas Malessa, Hörfunk- und Fernsehjournalist bei mehreren ARD-Anstalten.

DAS BUCH Druckfrisch: „Amazing Grace“. Die erste große deutsche Newton-Biografie über das weltweit meistgesungene Kirchenlied und zugleich eine fesselnde Männerbiografie.

DAS MUSICAL Die Liebesgeschichte von John und Polly und die Entstehung des Liedes „Amazing Grace“ haben Andreas Malessa und der Norweger Tore W. Aas zu einem Musical verarbeitet: Am Sonntag, dem 9. November 2014 um 18.00 Uhr wird es in der MHP-Arena Ludwigsburg aufgeführt, am Samstag, dem 24. Januar 2015 in der Kampa-Halle Minden und am Sonntag, 8. Februar 2015 in der Schwarzwaldhalle Karlsruhe. Tickets von 15.- bis 49.Euro gibt es bei www.gospel.de oder unter 02302 – 28 222 22.

Foto: RiseAboveDesign/iStock/Thinkstock

trennt Familien, er schachert mit Sklavenhändlern um Menschenleben. Polly in London ahnt, wie sehr ihr Geliebter in Afrika verwahrlost und beauftragt einen Kapitän, John Newton zurück zu holen. Notfalls gegen seinen Willen …


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SERIE: MÄNNERANGEBOTE

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SERIE: MÄNNER ON TOUR

TERMINE VON OKTOBER 2014 BIS MÄRZ 2015 EINKEHRWOCHENENDE:

ZWISCHEN MACHT UND OHNMACHT Alles im Griff ? Das hoffen die meisten Männer. Doch die Erfahrung lehrt, dass das Leben ein Balanceakt ist. Beides – Macht und Ohnmacht – gehört zum (Männer-)Leben dazu. Das Machtvolle akzeptieren und das Ohnmächtige zulassen, sich am Gestalten erfreuen und die Grenzen des Lebens (z.B. bei Krankheit und Scheitern) wahrnehmen, beschreibt das Spannungsfeld menschlichen Lebens. Wo kommt da der Glaube an Gott ins Spiel? Welche Perspektive kann er bieten? DATUM: 21. – 23.11.2014 ORT: Haus der Stille, Melsbacher Hohl 5, 56579 Rengsdorf REFERENTEN: Jörg Heimbach, Jürgen Rams ANBIETER: Männerarbeit der Ev. Kirche im Rheinland, Graf-Recke-Straße 209, 40237 Düsseldorf WWW.MAENNERARBEIT-RHEINLAND.DE

GRUNDLEHRGANG:

MOTORSÄGEN WILL GELERNT SEIN Der Klang einer Motorsäge lässt viele Männerherzen höher schlagen. Doch der Umgang mit dem Gerät will gelernt sein. Es macht Sinn, wenn „Mann“ weiß, wie ein Baum sicher gefällt wird. DATUM: 27. – 30.11.2014 ORT: Bad Liebenzell REFERENTEN: Christian Kimmich, Steffen Cramer ANBIETER: Monbachtal e.V., Im Monbachtal 1, 75378 Bad Liebenzell WWW.MONBACHTAL.DE

SKURRIL:

SKIFAHREN FÜR MÄNNER Skifahren für jeden, egal ob Fortgeschrittener oder Anfänger. Für Starter eine gute Möglichkeit, das Skifahren in kleinen Gruppen zu lernen. Das Besondere: den Körper spüren und sich gleichzeitig mit dem „Mannsein“ beschäftigen. Wie können wir „in der Spur“ bleiben? Was, wenn wir im Leben „stürzen“? DATUM: 10. – 17.01.2015 ORT: Saalbach-Hinterglemm REFERENTEN: Tobias Mock und Karsten Sewing ANBIETER: LIVE e.V.; Lübecker Str. 85, 32257 Bünde WWW.LIVE-GEMEINSCHAFT.DE

TAGESSEMINAR:

ERLEBNISWELT KINDERGARTEN – VÄTER ON BOARD! Väter können eine wertvolle Ressource für den Kindergartenalltag sein! Einer der deutschen Pioniere der Väterarbeit im Kindergarten, Dr. Robert Richter, zeigt anschaulich und praxisnah, wie es gelingen kann, Väter in den Kindergartenalltag einzubinden. In den Workshops kannst du mit Mitarbeitern über ihre Erfahrungen ins Gespräch kommen! DATUM: 27. Februar 2015 | 14 –18 Uhr ORT: Pädagogische Hochschule der Diözese Linz REFERENTEN: Dr. Robert Richter ANBIETER: Katholischen Männerbewegung, Kapuzinerstraße 84, A-4020 Linz WWW.KMB.OR.AT

MÄNNERTAGE 18.10.14 KRELINGER MÄNNERTAG, D-Walsrode, Thema: Wo finden Männer ihre geistlichen Wurzeln?, www.grz-krelingen.de

AUTOS ZERTRÜMMERN GEGEN DEN FRUST Ein cleverer Autoverwerter aus der Eifel bietet seinen Kunden seit neuestem „Fahrzeug zertrümmern gegen den Frust“ an. Gestresste Manager hauen mit dem großen Hammer genauso gerne zu wie frustrierte Männer oder genervte Abiturienten. WWW.NEWSPLAY.DE/VIDEO/NEWSPLAY/INTERNATIONAL/ VIDEO-AUTOS-ZERTRUEMMERN-GEGEN-DEN-FRUSTGELENBERG-WERNER-MIESEN-FRUSTABBAU-774948. HTML?REFER=NEWSPLAYREF

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WINTERSPASS:

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19.10.14 SÄCHSISCH-THÜRINGER MÄNNERTREFFEN, D-Gößnitz, Thema: Wunderbar gemacht – Männer, Körper, Leben. www.maennerarbeit-sachsen.de 08.11.14 Männertag 2014, CH-Winterthur, Thema: Gestärkt am Herzen des Vaters. www.maennerforum.ch 15.11.14 WIEDENESTER MÄNNERTAG, D-Bergneustadt, Thema: Männliche Identität mutig leben. www.wiedenest.de 07.02.15 HENSOLTSHÖHER MÄNNERTAG, D-Gunzenhausen, Thema: Der Klang mit Martin Schleske. www.hensoltshoehe.de 07.02.15 LIEBENZELLER MÄNNERTAG, D-Bad Liebenzell, Thema: Sieben Schritte zum persönlichen Erfolg mit dem Ermutiger und Lebensberater Johannes Warth. www.maennertag.lgv.org 07.03.15 STUTTGARTER MÄNNERTAG, D-Stuttgart, Thema: Lebenskünstler – Mann lebt nicht nur vom Brot allein. www.emnw-maenner.de


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A M A Z I N G G R AC E – das weltweit meist gesungene Kirchenlied. Dahinter: ein Leben wie ein Abenteuerroman. John Newton (1725–1807), zuerst Sklavenhändler, dann Sklave, wird anglikanischer Priester und Kämpfer für die Freiheit. Seine Lieder über die Gnade bewegen noch heute.

AUS UNSEREM PROGRAMM

MP3s|Noten|Texte|eBooks

 Vater-Sohn-Freizeit 17.-19.4.2015  Vater-Tochter-Freizeit 14.-17.5.2015  Motorrad-/Fahrradfreizeit 13.-19.7.2015

Leseprobe

 Seelsorge-Seminare 6.-8.2. + 16.-18.10.2015

 Krelinger Männertag 10.10.2015

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SERIE: EHRLICHE ANTWORTEN AUF ALLTAGSFRAGEN

» MÖCHTEST DU DICH – ERGEBNISOFFEN – NOCH EINMAL » WIE KANN AUF EINEN MAN SINNVOLL WEG DES WEITERLEBEN KENNENLERNENS NACH DEM MIT MIR SUIZID EINER EINLASSEN? « TOCHTER? « » WELCHE FRAGE WÜRDEN SIE GERNE EINMAL GESTELLT BEKOMMEN – UND WAS WÜRDEN SIE ANTWORTEN? «

Foto: digitalgenetics/iStock/Thinkstock

Nichtverstehen, verzweifeln, denken, danken, fragen, lieben: dieser Seelencocktail hat zwei Jahre gewirkt. Wichtige Worte waren „gleichzeitig“ und „wählbar“. Gleichzeitig passieren schöne und schwere Dinge. Wählbar ist mein Verhalten zum Beispiel im Blick auf Hilfesuchen oder Alleinverarbeiten. Eginhard Voigt, Pastor, Ennepetal

Wenn eine Frau mich, einen vitalen 69-jährigen Witwer, so fragen würde, müsste ich „sie“ nicht selber fragen mit dem Risiko einer Ablehnung, würde ich es als Gebetserhörung werten auf meine Frage an Gott: „Soll ich nochmals eine Beziehung anstreben?“, würde ich die Gebühren für den Partnerschaftsvermittlungsdienst sparen. Karl-Hermann Böhm, beratender Ingenieur, Stuttgart

» WELCHE DREI WÜNSCHE DARF ICH DIR ERFÜLLEN? « Heinrich Brenner, Offsetdruckmeister, Würzburg

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SIE SIND GEFRAGT „Hast du Lust auf einen Einkaufsbummel?“ Wie sehen Ihre Antworten aus? Welche kniffeligen Männerfragen sollen wir hier einmal stellen? Antworten und Fragen an info@MOVO.net

Foto: prapann/iStock/Thinkstock

Das „Warum“ ist klar – die möglichen Wünsche verrate ich natürlich nur der Fee.


» ES RÜHRT MICH ZU TRÄNEN, WENN STRASSENKINDER IN DEN KANÄLEN DER FERNHEIZUNG LEBEN. « WINFRIED KUHN, SEITE 76

AUSZEIT 64_ GEWAGT UND GESCHEITERT: MIT DEM RENNRAD ÜBER DIE ALPEN 68_ PLATT, ABER GLÜCKLICH ZWEI VÄTER UND FÜNF SÖHNE AUF DER ESSEN-MOTOR-SHOW 72_ GRILLEN IM AUFTRAG DES HERRN ZU BESUCH BEIM DEUTSCHEN VIZE-GRILLMEISTER DÄN KLEIN 78_ SERIE: DAFÜR KÄMPFE ICH

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AUSZEIT ABENTEUER

AUSGEBREMST AUF DER ZIELGERADEN

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n ein Korsett eingezwängt denke ich über die letzten Tage nach. Eindrücke so stark und präsent, als ob man sie mit beiden Händen greifen könnte. Ein Film, der in einer Endlosschleife vor dem inneren Auge abläuft. Mittendrin statt nur dabei. Sechster Tag, sechste Etappe der Tour Transalp 2011. Unterwegs mit dem Rennrad und mehr als 1.200 anderen Entschlossenen auf dem Weg über die Alpen. Eigentlich waren es nur noch zehn Kilometer bis zum Ziel der vorletzten Etappe. Vielleicht war es die Erschöpfung, der kurze Moment der Unachtsamkeit. Es bleibt mir bis heute ein Rätsel, was eigentlich passiert ist, warum ich mein Rad „verlor“, wie man im Rennfahrerjargon sagt. Ich überschlug mich und landete mit dem Rücken voraus in einem Bretterzaun. Multiple Frakturen der Wirbelsäule im Brust- und Halsbereich, wie später festgestellt wurde. Mein Rennen war gelaufen. RADFAHREN HAT VIEL MIT DEM LEBEN ZU TUN Im Krankenhaus, von einhundert auf null eingebremst, wurde mir deutlich, wie viel das Radfahren mit dem Leben zu tun hat. Beim Anschauen der Bilder fallen mir immer wieder neue Schlagworte ein, die solch ein Etappenrennen über die Alpen mit meinem Leben verbinden. Da ist zunächst einmal die Freude: Radfahren gehört zu den Dingen, die mir immer wieder Glücksmomente bescheren. Freude, die tief von innen heraus kommt und mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Auf dem Rad erlebe ich die seltenen Momente, in denen ich ganz bei mir selbst bin. Dann möchte ich nichts anderes tun und nirgendwo anders sein. Freude ist beim Radfahren und im Leben wichtig. Was wäre ein Leben ohne Freude? Zum Leben und Radfahren gehören auch Anstrengung und Mühe. Beim Radfahren mag ich 64

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VIERTER TAG. KÖNIGSETAPPE. 3500 HÖHENMETER.

EIN WINDSCHATTENGEBER GEHÖRT VERPFLICHTEND DAZU Eine Besonderheit bei der Tour Transalp ist, dass man sie nicht als Einzelstarter fahren darf. Eine Anmeldung ohne Teampartner ist nicht möglich. Man benötigt einen Weggefährten. Ich finde diese Idee super. Herausforderungen gemeinsam erleben, im Windschatten des anderen Kraft sparen

Foto: privat

Tour Transalp 2011. Kurt Weide ist mit seinem Rennrad dabei. Seine Premiere endet schmerzhaft, doch gelernt hat er viel.

das, wenn der Schweiß in Strömen läuft, jede Muskelfaser angespannt ist. Ich brauche die Herausforderung, dieses Gefühl, an die eigenen Grenzen zu gehen, um jede Kurve und jeden Meter zu kämpfen. Ich kann mich noch gut an diesen Moment erinnern. Vierter Tag, Königsetappe. Über 3500 Höhenmeter. Hitze. Stilfser Joch. Die Königin der Passstraßen in den Alpen. Die zwanzigste von 48 Kehren (hier wird rückwärts gezählt). Ich hatte schon den kleinsten Gang eingelegt. Weniger ging nicht. Oben angekommen, war ich vollkommen platt. Jetzt ging es erst einmal in die Abfahrt. Mein Terrain. Aber bis zum Ziel lagen noch einmal 1000 Höhenmeter vor mir. Ich hatte in diesem Moment den Eindruck, ich schaffe das heute nicht mehr. Kurze Pause. Aufmunternde Worte von meinem Teampartner. Nach einer schnellen Abfahrt in den nächsten Berg hinein. Dann kam er, der zweite Wind. Ich habe das selten so intensiv erlebt. Wir konnten sogar noch einige Teams überholen. Im Ziel angekommen, hatte ich Tränen in den Augen. Anstrengung und Mühe. Berge überwinden. Das gehört zum Leben dazu, auch wenn ich manchmal darauf verzichten könnte. Das Leben bringt Herausforderungen mit sich. Manche Situationen türmen sich wie Berge auf und scheinen unüberwindbar. Im Sport wissen wir, dass man durch Widerstände stärker, schneller, ausdauernder wird. Im Alltag sind es oft die durchkämpften Situationen, auf die man mit Stolz zurückblickt und die einen im Leben weiterbringen.


TOUR TRANSALP Mit dem Slogan: „Das faszinierendste und spektakulärste RennradEtappenrennen Europas für Jedermann!“ lädt der Veranstalter zu diesem einzigartigen Erlebnis ein. 2011 erfolgte der Startschuss in Sonthofen. Das Ziel lag in Arco. Auf den 917 Kilometern galt es bei der Überquerung von 22 Pässen 19.553 Höhenmeter zu bewältigen. www.tour-transalp.de


» ICH HABE DIE

ENTSCHEIDUNG GETROFFEN, AN GOTT FESTZUHALTEN, AUCH WENN ICH VIELES NICHT VERSTEHE. « und sich gegenseitig ermutigen. Es ist so wichtig, im Leben Freunde zu haben, Menschen, die einem zur Seite stehen, ermutigend und korrigierend. Wie wichtig ist es für andere, auch mal in unserem Windschatten unterwegs sein zu können! Konzentration ist auf dem Rad ein wichtiges Element. Bei den schnellen Abfahrten zählt nur die nächste Kurve. Wie wird sie angefahren, wann und wo wird wie stark gebremst? Kurvenausgang. Beschleunigung. Rad und Fahrer sind eins. Ich liebe diese schnellen Bergabfahrten. Da komme ich immer wieder in den Flow. Komplett fokussiert, nichts anderes zählt, nichts lenkt ab. Im Alltag kommt sie manchmal abhanden, die Konzentration auf das Wesentliche. Da strömt so vieles auf uns ein, dass man sich manchmal verzettelt und verliert. Ohne Entschlossenheit ist ein Erreichen von Zielen nicht möglich. Die Anmeldung war im Dezember, die Tour Ende Juni. Jetzt galt es, in Form zu kommen. Konsequentes Training über Wochen und Monate, egal bei welchem Wetter. Das hat viel mit der inneren Haltung zu tun. Wie wichtig ist mir das Ziel? Es galt immer wieder, Entscheidungen zu treffen und Prioritäten zu setzen. Ich habe noch nie so viel auf dem Rad gesessen, und nicht immer waren Spaß und Freude mein Begleiter. Viel Zeit wurde investiert und manch Anderes kam zu kurz. Für jede Etappe gab es einen Aufkleber. Der Wegweiser zeigte den Weg, die Anstiege, die Kilometer, die Verpflegungsstationen. An jeder wichtigen Abzweigung gab es rote Pfeile, oder es stand jemand da mit einer Fahne, der den Hinweis für den richtigen Weg gegeben hat. Auf hunderten von unbekannten Kilometern habe ich nicht einmal eine Karte gebraucht oder mich einmal verfahren. Das klappt im Leben nicht immer so gut. Manchmal verfährt man sich. Mir hat da der Glaube in wichtigen und entscheidenden Lebenssituationen immer wieder geholfen. Gottes Wort als Wegweiser, das habe ich erlebt. Zugegeben, manchmal hätte ich mir den 66

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einen oder anderen Hinweis etwas direkter, klarer und deutlicher gewünscht, aber Gott hat mich nie hängen lassen. FRAGEN BLEIBEN, DANKBARKEIT AUCH Zwei Monate im Korsett können lang sein, vor allem in einem heißen Sommer. Ich habe sehr oft darüber nachgedacht, wie und warum der Unfall passiert ist. Bis heute habe ich für mich keine Antwort gefunden. Wir hatten an diesem Tag schon 130 Kilometer zurückgelegt. Über alle hohen Anstiege waren wir rüber. Noch zehn Kilometer, ein letzter Hügel. Beim Fahren durch die Weinberge haben wir noch Psalmen zitiert und Gott gelobt. Die Kurve, eigentlich ein Witz gegenüber den vielen steilen, schwierigen und schnellen Kurven in den Tagen vorher. Und dann. Es ging alles so schnell. Ich flog, es tat einen furchtbaren Schlag ich fand mich auf dem Boden wieder. Mit letzter Kraft rief ich den Namen meines Freundes, der ein paar Meter vor mir fuhr. Der Motorradfahrer, den wir kurz vorher überholt hatten, war der leitende Arzt der Tour Transalp. Die Erstversorgung war gesichert. Krankenhaus in Bozen. Am nächsten Tag Überführung nach Deutschland. Ans Bett gefesselt. Zeit zum Nachdenken. Ich habe oft mit Gott gehadert und mein Unverständnis ausgedrückt. Nach Tagen der Ungewissheit, den ersten Diagnosen und dem dritten Arzt, der mir sagte, wie viel Glück ich doch hatte, fing ich an, Gott zu danken. Nicht mit einem lauten Halleluja, sondern eher zaghaft und zurückhaltend. Ich hätte Tod oder gelähmt sein können. So bleibt die Dankbarkeit auch über die Jahre hinaus, dass Gott mich im Unglück bewahrt hat. Ich bin wiederhergestellt und kann meinen Alltag, mein Leben, meinen Sport ohne Einschränkungen ausführen. Es gibt im Leben Situationen und Ereignisse, die wir nicht verstehen. Fragen, auf die wir keine Antwort finden, Dinge, an denen wir verzweifeln können. Ich habe die Entscheidung getroffen, an Gott festzuhalten, auch wenn ich vieles nicht verstehe. Und diese Entscheidung will ich immer wieder treffen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Gott mich durchträgt. DAS ZIEL. ANGEKOMMEN. Für mich als Sportler bleibt ein DNF (did not finish). Ich habe das Ziel verfehlt, ich bin nicht angekommen, habe keine Medaille und kein Finishertrikot. Das „wurmt“ mich, freundlich ausgedrückt. Ich würde es gerne nochmal probieren … Und wenn’s nicht klappt? In diesem Zusammenhang ist mir klar geworden, wie viel das Radfahren nicht nur mit meinem Leben, sondern auch mit dem Glauben und der Bibel zu tun hat. Ein Bibelvers aus Philipper 3,12-15 ist seitdem für mich als Mensch und Sportler Pflichtlektüre. Das Leben ist selten gradlinig. Gerade deshalb ist es mein Wunsch, mehr denn je, zielbewusst zu leben.

MEIN BIBELVERS: PHILIPPER 3,12-15 Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet bin; ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen möge, weil ich auch von Christus Jesus ergriffen bin. 13 Brüder, ich denke von mir selbst nicht, es ergriffen zu haben; eines aber tue ich: Ich vergesse, was dahinten, strecke mich aber aus nach dem, was vorn ist, 14 und jage auf das Ziel zu, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus. 15 So viele nun vollkommen sind, lasst uns darauf bedacht sein!

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Foto: privat

Kurt Weide ist Sportwissenschaftler. Er lebt in Frankfurt/Main. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

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ZWEI VÄTER, FÜNF JUNGS: IN DER FAMILIENKUTSCHE ZUR MOTOR-SHOW. 68

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AUSZEIT VATER-KIND-AKTION

PLATT, ABER GLÜCKLICH Essen-Motor-Show. Das sind Chrom, PS, Lack – und zwei Väter, die sich mit ihren insgesamt fünf Söhnen ins Getümmel stürzen.

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omisch, an diesem Sonntagmorgen kommen meine Jungs überraschend gut aus dem Bett, obwohl wir viel früher aufstehen, als es für einen 10-Uhr-Gottesdienst nötig wäre. Stattdessen geht es im braven Familien-Siebensitzer zur Essen-Motor-Show, wo es von chromblitzenden und wild aufgemotzten Autos nur so wimmelt. Zwei Väter und fünf Söhne im Alter von sieben bis zwölf Jahren machen sich auf den Weg. Die Plätze im Auto und diverse Smartphones und Tablets sind schnell an die jungen Passagiere verteilt, und die völlig selbstlose Hoffnung der Väter auf eine friedliche Fahrt erfüllt sich: Die „Wann-sind-wir-endlich-da-Frage“ wird auf der ganzen 1,5-stündigen Fahrt nicht gestellt, und wir brauchen nicht mal eine Pipi-Pause.

Foto: Robert Churchill/iStock/Thinkstock

PUH! NICHT DIE EINZIGE FAMILIENKUTSCHE Auch der Stau vor dem Parkplatz ist überschaubar, und ein weiteres Mal kann ich aufatmen: Wir sind nicht die einzige Familienkutsche unter den erwarteten 10.000 BMW-3ern und Co, die mit glänzenden bis kitschigen Car-Accessoires aufgemotzt sind. Der Bustransfer zu den Messehallen ist eine echte Hürde. Eingepfercht zwischen den Motorsport- und Tuningexperten stellt mein Jüngster spannende von Halbwissen geprägte Fragen - und das völlig ungeniert. Nur ich schäme mich für meine, ebenfalls nicht von höchster Fachkenntnis zeugenden, Antworten. Aber auch das überstehe ich. Als wir endlich die Einlasskontrolle überwunden haben, rennen die fünf Jungs augenblicklich in ebenso viele Richtungen zu irgendwelchen Fahrzeugen. Mit Mühe können wir sie nochmal einfangen um einen Notfallplan und ein paar Treffpunkte zu vereinbaren – dann geht es in Kleingruppen los. Ich bin im Zweierteam mit meinem Jüngsten – ein echtes Dreamteam. Er versuchte, kein einziges Auto auszulassen. In kürzester Zeit ist die Speicherkarte seiner Digicam voll und der Akku leer. Aus irgendeinem Grunde kommen die Anderen schneller voran. Für uns wird es plötzlich knapp, rechtzeitig zur Autogrammstunde eines Fußballprofis von Bayer Leverkusen zum Opelstand zu kommen. Kurz bevor wir unser Ziel erreichen, brauchen wir urplötzlich und absolut dringend eine Toilettenpause – natürlich sind die WC’s am anderen Ende der riesigen Halle. Auf dem Rückweg kommen wir dann an einer riesigen Carrerabahn vorbei, an der Kinder das Steuer übernehmen dürfen. Sagte ich „kommen vorbei“? Nein, wir bleiben hängen. Erst warten wir ewig, bis


1_Das Messeteam in der »Halbzeitspause« 2_Grillparty mal anders 3_Knackiger Po eines ’68er Chevy Camaro 4_T1 DoKA-Pritsche als Showcar 5_Ford Mustang Fastback von 1967

Junior endlich einen Pistolengriff für sich erkämpft hat, dann folgt Ewigkeit Teil zwei, bis er das tapfer erkämpfte Gerät nach unzähligen Runden endlich wieder aus den Händen gibt.

HIER LERNT DER MANN HART BLEIBEN UND KÄMPFEN Als wir uns endlich dem Opelstand nähern, kommen uns die anderen freudestrahlend mit kleinen handsignierten Fußbällen in den Händen entgegen. „Habt Ihr auch einen für Fin mitgebracht?“ frage ich, obwohl ich die Antwort schon erahne – natürlich nicht. Drama. Erster Impuls: Wie rede ich die Bedeutung eines solchen Balles klein, und welche wundervollen Alternativen kann ich meinem bedröppelten Sohn spontan bieten? Aussichtslos! Es bleibt mir nur eine Chance, die Situation zu retten: Ich muss in die Offensive gehen. Also betrete ich entschlossen den besagten Stand und halte nach einem Mitarbeiter Ausschau, der möglichst kompetent und gleichzeitig verständnisvoll aussieht. Als ich ein geeignetes Exemplar auserkoren habe, versuche ich 70

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bei ihm auf die Tränendrüse zu drücken. Er zögert und windet sich, aber ich bleibe hart. Er wird doch nicht wollen, dass mein Sohn für Lebzeiten die Marke mit dem Blitz verschmähen wird? Schließlich setzt er sich in Bewegung, um wenigstens mal zu schauen, ob vielleicht doch hinter den Kulissen noch ein Ball aufzufinden ist. Es dauert – und ich frage mich schon, ob ich nicht besser die ziemlich blond und kinderlieb aussehende Mitarbeiterin, die ein paar Meter entfernt ihren Dienst verrichtet, hätte fragen sollen. Doch mein Mann taucht wieder auf. In der Hand hat er einen Ball. Puh! Der Tag ist gerettet und wir können uns wieder ungestört den faszinierenden bis skurrilen Kreationen der sogenannten Autoveredler zuwenden. Bei allem Spott über manche Extreme – auch ohne ein ausgemachter „Autonarr“ zu sein, war es einfach interessant und hat viel Spaß gemacht. Es war für jeden Geschmack etwas dabei: Eine Racing-Version des SLS-Flügeltürers, der frisch von der Rennstrecke zu kommen schien (die gesamte Frontpartie war noch mit Insekten verdreckt …)

und viele andere „Heizgeräte“ hatten genauso ihren Platz wie diverse Oldoder Youngtimer. Solche wie das Kadett-Ralley-Coupe in Gelb-Schwarz, das mir noch aus Kindertagen bekannt vorkam, verschiedene 60er-Jahre US-Musclecars wie Ford Mustang oder Chevy Camaro und Klassiker wie die Mercedes „Pagode“. Auch einen original „Vettel-Renner“, und diverse Supersportwagen waren zu bewundern, als Gegenpol gab es aber auch eine Käfer-Replik im hölzernen Gewand. Wer’s brauchte, konnte sich auch noch verrückte Driftshows ansehen, die allerdings weder für die Nase noch für die Ohren (trotz der gratis gereichten Ohrenstöpsel) zuträglich waren. Eine Sonderausstellung mit Showcars war dann noch das I-Tüpfelchen, was ausgefallene Ideen, wie man ein Auto aufmotzen kann, betrifft. Bodenfreiheit, im Alltag ja eine ganz nützliche Sache, war hier völlig verpönt. Stattdessen standen Chrom und andere glänzende Materialien im Mittelpunkt. Die etwas laute Musik in der Halle passte auch zum Thema: Ein bisschen stumpf – aber cool!

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VÄTER UND SÖHNE: PLATT, ABER GLÜCKLICH Der Rest ist schnell erzählt: Wir haben uns am Ende tatsächlich alle am gleichen Treffpunkt und zur richtigen Zeit wiedergefunden und traten recht geplättet und reizüberflutet die Rückfahrt an. So endete ein richtig geniales Vater-SohnEvent. Bleibt noch zu erwähnen, dass die beiden dazugehörenden Ehefrauen und Mütter ein friedliches Wochenende auf einer Frauenfreizeit verbrachten und dieses mit einem gemütlichen Kaffeetrinken abrundeten – bis zu dem Moment, als wir zu Hause aufschlugen.

Jan Schulte arbeitet als selbständiger Architekt in Lemgo und ist verheiratet mit Sandra. Gemeinsam haben sie 3 Söhne und einen Hund.

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AUSZEIT GRILLEN

GRILLEN IM AUFTRAG DES HERRN

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enn ich an Grillen denke, denke ich an schwitzende Männer, die – begleitet von Unmengen an Dosenbier – um einen offenen Grill stehen und kiloweise eingeschweißtes Fleisch aus dem Supermarkt auf den Grill werfen. Kann man mögen, muss man aber nicht. Aber Grillen ist „in“: An meinem Lieblings-Kiosk explodieren seit einiger Zeit die Grill-Magazine mit Nahaufnahmen von gegrilltem Fleisch. Zeit also, mich mal mit Dän Klein zu treffen, Deutscher Grillmeister 2010, 2012 und Profi-Vize-Grillmeister 2013.

Zu Besuch beim Deutschen Vize-Grillmeister Dän Klein.

GRILLEN IST DAS NEUE KOCHEN

Foto: Dän Klein

Und tatsächlich – ich lerne dazu. Mein erstes Vorurteil, das dran glauben muss, ist das der schwitzenden Männer. Zwar sind es weiterhin vor allem Männer, die am Grill stehen, aber sie schwitzen nicht mehr unbedingt. „Grillen ist nicht EIN KILO mehr nur etwas, was im Sommer stattfindet, sondern SCHWEINEFILET Grillen ist jahreszeitenunabFÜR SECHS EURO – hängig geworden – unsere DA KANN ETWAS Grillworkshops finden das NICHT STIMMEN. ganze Jahr über statt“, sagt Dän Klein kurz nach unserer Begrüßung. Grillen scheint also das neue Kochen zu sein. Zumindest das neue Braten und Backen. Denn mittlerweile grillt jeder halbwegs ambitionierte Griller mit einem Kugelgrill – also einem Grill mit Deckel, wodurch auch das sogenannte „indirekte Grillen“ möglich wird. Beim indirekten Grillen liegt das Grillgut nicht direkt über der Glut, der geschlossene Deckel sorgt dafür, dass es trotzdem genügend Hitze abbekommt und auf diese Weise sanft gegart wird. Das indirekte Grillen eignet sich besonders, um größere Stücke Fleisch zu grillen. Oder aber auch so ausgefallene Sachen wie Fränkische Bratwurst mit Prosecco-Sauerkraut-Tasche, Spareribs aus der Lende mit Baconspargel und gefüllter Ochsenherztomate und Thai-Lachs mit Garnele auf Mangosalsa – Auszüge aus dem letztjährigen, insgesamt sieben Gänge umfassenden Vize-Meister-Menü des SouthsideBBQ-Teams, dessen Mitglied Dän ist. 14_1

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DÄNS TIPPS FÜR GUTES GRILLEN Einen Grill mit Deckel verwenden. Auf gute Kohle achten (am Besten: Holzkohle aus nachhaltig produziertem Buchenholz, Briketts für den Kugelgrill, stückige Holzkohle in allen anderen Grills). Anzündkamin statt Flüssiganzünder verwenden. Qualitativ hochwertiges Fleisch vom Metzger kaufen. Marinade vor dem Grillen abtupfen bzw. abkratzen. Rinder-Steaks nie marinieren – die schmecken nämlich einfach mit Salz und Pfeffer am besten. Für alles weitere: Einfach ein Grillseminar besuchen. Mehr zu Dän Klein unter www.dangrillt.de oder www.south-side-bbq.de/team/dän

EIN KILO SCHWEINEFILET FÜR 6,66 EURO IST EIN FREVEL Spätestens jetzt wird auch klar, warum Dän etwas gegen eingeschweißtes Billig-Fleisch aus dem Supermarkt hat. „Ein Kilo Schweinefilet für 6,66 Euro – da kann etwas nicht stimmen. Diesem Fleisch wird man immer anmerken, dass es aus brutaler Massentierhaltung stammt. Das drückt nicht nur aufs Gewissen, das schmeckt man leider auch.“ Beim guten Grillen kommt es nun mal auf richtig gute Grundzutaten an. Bei Dän hat das dazu geführt, dass er allein sein Fleisch von acht unterschiedlichen Metzgern bezieht – je nachdem, was er für seinen jeweiligen Catering-Auftrag gerade braucht. „Die Franzosen geben bis zu 50 Prozent ihres Geldes fürs Essen aus, bei uns Deutschen sind es gerade mal bis zu zehn Prozent. Wir brauchen eine höhere Wertschätzung für’s Essen. Wer gute Grundzutaten haben will, muss hinter sein Essen gucken. Frag zum Beispiel deinen Metzger, wo er sein Fleisch her hat und wie die Tiere gehalten wurden. Nur wenn du dich informierst, wirst du gute Lebensmittel finden. Und diese müssen deshalb nicht teuer sein!“ Aus diesem Grund ist Lebensmittelkunde auch immer ein Teil der Grillworkshops, die Dän mit seiner Firma regelmäßig anbietet.

DEUTSCHES ABFALLFLEISCH RUINIERT DIE LANDWIRTSCHAFT IN ASIEN Dän Klein schaut also gerne hinter die Kulissen, ihn interessieren die großen Zusammenhänge. Dazu passt, dass er erst seit wenigen Wochen von einer Weltreise zurückgekehrt ist, die ihn in die USA, nach Israel und nach Südostasien geführt hat. An Asien hat ihn besonders die Einfachheit der dortigen Küche fasziniert. „In Asien, gerade in den ärmeren Ländern, kochen die Menschen aus Resten vom Vortag und ganz einfachen Zutaten tolle Sachen, die fast nichts kosten – meistens als Ein-Teller-Gericht. Gutes Essen muss also nicht aufwendig und teuer sein.“ Starken Eindruck hat auf ihn aber auch die Globalisierung der Lebensmittelindustrie gemacht. „In Thailand sind wir in einen Großmarkt gegangen, der letztlich ein Ableger von METRO ist, und haben dort in einer großen Truhe Geflügelteile von Wiesenhof gefunden. Die verkaufen da für ultrawenig Geld das Zeug, was 74

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in Deutschland nicht gekauft wird und machen dadurch die dortige Geflügelwirtschaft kaputt.“ Respekt vor Mensch, Natur und Umwelt ist für Dän dabei eine echte Glaubensüberzeugung. Eine Glaubensüberzeugung, die nicht nur seine Art zu Grillen prägt, sondern auch seinen zukünftigen Beruf. Dän hat eine vierjährige Ausbildung an der Evangelischen Missionsschule in Unterweissach hinter sich und ist nun dabei, sein Anerkennungsjahr als Jugendreferent in Dettingen/Teck zu absolvieren.

GRILLEN UND MÄNNERGLAUBEN PASSEN AUSGEZEICHNET ZUSAMMEN Eine mögliche Verbindung von Grillen und Gemeindearbeit bietet natürlich die Jungs- und die Männerarbeit. Denn Grillen hat für Dän eine spezifisch männliche Komponente: „Es ist vor allem das Archaische, die Herrschaft über das Feuer. Feuer ist etwas Gefährliches, Feuer hat etwas Starkes – und das zu beherrschen und nutzbar zu machen, um Essen herzustellen, das fasziniert viele Männer. Ich würde sehr gerne mal mit Männern eine Art Gottesdienst feiern an einem Freitagabend, rund um ein großes Feuer. Einen Gottesdienst, wo Männer etwas tun und aktiv beitragen können, wo wir vielleicht ein symbolisches Brandopfer bringen, wo es um die Rolle von Feuer


JOHANNES HARTL Dan Klein auf der deutschen Grillmeisterschaft

„Beten ist Lieben. Und beten lernen heißt, lieben lernen.“

Fotos: Dän Klein

(Johannes Hartl)

Auch als

in der Bibel geht und wo wir anschließend gemeinsam grillen.“ Ich habe plötzlich Hunger. Grillen ist deutlich vielschichtiger und komplexer, als ich bisher gedacht habe. Grillende Männer schwitzen nicht mehr unbedingt, das Fleisch sollte von glücklichen Tieren und fachkundigen Metzgern kommen, jeder Grill braucht einen Deckel und Grillen kann sogar im Dienst des Herrn stehen. Bleibt eigentlich nur noch ein einziges Vorurteil: Das mit dem Dosenbier. Also frage ich Dän zum Abschluss: „Was trinkst zum Grillen eigentlich am liebsten?“ Dän antwortet: „Entweder ein Spezi oder Gruibinger Brunnenbier.“ Das gibt es allerdings nicht in der Dose, sondern in kleinen, schicken Flaschen mit Bügelverschluss. Na dann: Prost!

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Sebastian Steinbach hat neuerdings beschlossen, öfters mal wieder leckeren Burger oder ein gutes Steak zu grillen – zur Not auch bei Regen, Hagel oder Schneefall. Ort des Grillens: Die alte Klosterruine in Hirsau (www.lebensraum-hirsau.de).

Johannes Hartl

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AUSZEIT HELFEN

ZUPACKEN Die Not ist groß in Rumänien. Ein Team um Winfried Kuhn will das verändern. Seit 24 Jahren packen und begleiten sie einen Hilfstransport.

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farrer Laszlo Tökes sollte seines Amtes enthoben werden, weil er offen auf die Missstände in seinem Land hinwies. Doch dazu kam es nicht mehr. Mit der Solidarität der Bevölkerung begann im Dezember 1989 die Revolution in Rumänien. Anfang 1990 flimmerten dann Bilder in unsere Wohnzimmer, die wir so aus Europa noch nicht kannten. Altenheime, Kinderheime und Krankenhäuser in einem unglaublichen Zustand, Menschen in ihrem eigenen Kot dahinvegetierend, Armut in einer unerträglichen Art und Weise.

» UNSER KAMPF WIRD ZUM GOTTESDIENST. «

Als Brandstifter der Liebe unterwegs Und wir? Eine Gruppe, die sich „Brandstifter“ nach einem Lied nannte und gerade durch eine Jungendevangelisation gemeindeähnliche Strukturen aufbaute. Diese Bilder ließen uns nicht kalt. Der Wunsch war groß, etwas zu tun, aber niemand wusste wie. Doch dann ergab es sich, dass ein Freund von mir, ein Salvatorianer-Mönch, nach Rumänien, nach Temesvar, versetzt wurde und von dort aus eine Ansichtskarte schrieb. Das war die Antwort und so führten wir einen Hilfstransport durch – ohne wirklich zu wissen, wie so etwas funktioniert. Was eigentlich als einmalige Aktion geplant war, entwickelte sich zu einer strukturierten Arbeit. Einige von uns machten den LKW-Führerschein und wir begannen, mit großen Mähdreschern und Traktoren, Landmaschinenringe in Rumänien aufzubauen, mit dem Ziel, damit Sozialstationen zu finanzieren. Zusätzlich finanzieren wir Medikamente für das Kinderkrankenhaus, den Unterhalt für ein Heim für Straßenkinder und engagieren uns für eine Abtreibungsberatungsstelle. 76

Männer und Frauen werden vor Abtreibungskliniken angesprochen auf die Möglichkeit, den Fötus im Ultraschall anzusehen. Viele Mütter oder Paare entscheiden sich dann für das Kind. Wir dürfen mithelfen, dass diese Familien eine Grundausstattung für den Start bekommen. Ich kämpfe seit 25 Jahren dafür, dass im Kinderkrankenhaus kein Kind mehr sterben muss, weil es an Medikamenten fehlt. Ich finde es unerträglich, dass von vier Schwangerschaften drei künstlich beendet werden. Es rührt mich zu Tränen, wenn Straßenkinder, manchmal schon mit eigenen Säuglingen, ohne Zukunft unter freiem Himmel oder in den Kanälen der Fernheizung leben.

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Gott handelt durch unsere Hände und Füße

Ich kann die Welt nicht verändern. Aber ich glaube, dass mir Gott die Möglichkeit gegeben hat, in einem ganz bescheidenen Umfang seine Liebe mit Händen und Füßen weiterzugeben. Bis zu 100 Tonnen Altkleider liefern wir jährlich nach Rumänien. Diese Kleider werden zum Teil in Second-Hand-Shops zu Centpreisen verkauft, der Erlös finanziert einen Teil der Sozialstationen im Banat. Und jedes Mal, wenn wir einen Lkw von Hand laden, wenn wir die gebrauchten Kleidungsstücke sortieren, dann arbeiten wir im Königsdienst, wir dürfen an Gottes Plan für die Menschen mithelfen. Damit wird unser „Kampf“ zum Gottesdienst.

Winfried Kuhn lebt in Albershausen. Er arbeitet als Vertriebsleiter. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

DIE BRANDSTIFTER Bei uns kann jeder mitmachen, der gerne hilft. Gut erhaltene gebrauchte Kleidung, Kinderwagen, Neugeborenen-Ausstattung und Geldspenden für Medikamente (gegen Spendenquittung) an: VED e.V. „Die Brandstifter“, Winfried Kuhn, Schlierbacher Str. 27/1, 73095 Albershausen, Konto.-Nr. 2271727, BLZ 61050000 Weitere Infos: www.brandstifter.de


Fotos: Privat; lukas_zb/iStock/Thinkstock

1_StraĂ&#x;enkinder im Tagescenter 2_Ăœbergabe der Medikamente, Winfried Kuhn (rechts) 3_Krebskrankes Kind mit Prof. Dr. Serban (links) 4_Ladetag

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SERIE: DAFÜR KÄMPFE ICH

MENSCHENHANDEL BEENDEN

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as mache ich Montagabend? Ich habe Dienst im Café Neustart. Das bedeutet: Brote schmieren, Süßigkeiten raussuchen, Kaffee und Tee kochen. Das Café gemütlich herrichten. Und schließlich: Gebet. Gebet für unseren Dienst, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für die Frauen. An der Kurfürstenstraße arbeiten wir vor allem mit Frauen, die sich prostituieren, um ihre Drogensucht zu finanzieren („Beschaffungsprostitution“), sowie mit jungen osteuropäischen Frauen, die mit dem Verdienst ihre Familien in den Herkunftsländern unterstützen oder aber von Zuhältern und kriminellen Organisationen ausgebeutet werden. Nein, niemand steht hier wirklich freiwillig. Die von den Medien vorgeführten immer gleichen „selbstbestimmten Sexarbeiterinnen“ sind die Ausnahme. Wir achten die Frauen. Wir sehen in ihnen Gottes geliebte Geschöpfe. Wir wollen ihnen dabei helfen, einen Weg einzuschlagen, raus aus der Prostitution und raus aus der Drogenabhängigkeit. Wir wollen ihnen Mut machen, für neue Schritte, für Hoffnung auf Veränderung.“

Gerhard Schönborn ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied von Neustart e.V. (www.neustart-ev.de), einer christlichen Arbeit für hilfebedürftige Frauen in Berlin.

Gerhard Schönborn ist Mitinitiator des bundesweiten Netzwerks „Gemeinsam gegen Menschenhandel e.V.“. Dieses Bündnis engagiert sich gegen den täglichen Skandal und das himmelschreiende Unrecht des Menschenhandels. Erster Vorsitzender ist Frank Heinrich, Mitglied des Deutschen Bundestages. www.gemeinsam-gegen-menschenhandel.de Prostitution auf der Kurfürstenstraße in Berlin

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Foto: privat

GEMEINSAM GEGEN MENSCHENHANDEL


DIE GESCHICHTE NICHT VERGESSEN

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inter diesen Mauern auf dem Chemnitzer Kassberg war ich 1989 inhaftiert. Mein Vergehen: Versuchte Flucht aus der DDR. Heute engagiere ich mich dafür, dass die Geschichte der hier drangsalierten Juden, Bürgerrechtler und Andersdenkenden nicht vergessen wird.

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Maik Reinhardt (50) ist selbständiger Unternehmer für den Vertrieb von Kaffeemaschinen (www.kms-reinhardt.de)

Foto: Rüdiger Jope

LERN- UND GEDENKORT KASSBERG Der Verein Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis will diesen authentischen Ort der Unterdrückung bewahren und einen Lern- und Gedenk-ort einrichten, der an die Geschichte der im Dritten Reich inhaftierten Juden erinnert. Ein Ort, der den Leidensweg von Menschen nachzeichnet, die in einem sibirischen Arbeitslager verschwanden und der den deutsch-deutschen Menschenhandel nicht in Vergessenheit geraten lässt. Anfragen wegen Führungen per Email an: fuehrung@ gedenkort-kassberg.de. Weiter Infos unter: www.gedenkort-kassberg.de Ehemaliger Stasiknast Chemnitz Kußberg

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SERIE: HINTERN HOCH

» SPORT OHNE HUMOR IST QUATSCH « Ben Redelings aus Bochum ist Deutschlands erfolgreichster Fußball-Komiker, Bestseller-Autor und Filmemacher. Seine Fußballabende SCUDETTO (www.scudetto.de) genießen mittlerweile Kultstatus.

Foto: Sascha Kreklau

Sport ist für mich … die schönste und unkomplizierteste Art der Annäherung und des Miteinanders. Die schönste Nebensache neben dem Fußball ist … das Pöhlen mit

den Kindern. Ganz langsam ist auch so etwas wie Spielfluss zu erkennen! Sport ohne Humor … ist Quatsch, Ben Redeling denn am Ende entscheiden häufig Dinge, die niemand beeinflussen kann, siehe die Papierkugel damals in Hamburg, die ein ganzes UEFA-Cup-Halbfinale beeinflusste. Wenn man darüber anschließend nicht schmunzeln kann, bekommt man irgendwann Probleme. Ohne Männer … hätte ich viele gefühlvolle Momente in der Bochumer Ostkurve so nicht erlebt. Ohne Frauen … würde das Leben nicht einmal halb so viel Spaß machen. Echte Männer … sieht man weinend beim Abstieg ihres Herzensvereins in der Kurve stehen. Als Jugendlicher habe ich geschwärmt für … Max Frisch. Ich habe damals sämtliche seiner Bücher verschlun-

gen, viel fürs Leben gelernt und davon geträumt, eines Tages auch als Autor mein Leben bestreiten zu können. Nie vergessen werde ich … den Tag, als der VfL am 24. Mai 1997 den erstmaligen Einzug in den UEFA-Cup schaffte. Die Jungs spielten eine Saison wie im Rausch, ich hatte begonnen zu studieren, führte ein Leben in Freiheit und Glück und im Krankenhaus lag meine Oma im Sterben. Ich weiß noch genau, wie Peter Peschel das Tor zum 3:0 schoss und ich mitten in diesem Jubel plötzlich nachdenklich wurde. Am Morgen noch war ich bei meiner Oma gewesen und nun überlegte ich, ob sie im Krankenhaus wohl die Schreie und den Lärm würde hören können. Ich sagte zu mir, dass ich all das sofort hergeben würde, wenn meine Oma wieder gesund würde. Was ein abenteuerlicher Gedanke! Später saß ich alleine auf den Stufen des Stadions und schaute auf die glücklichen Menschen um mich herum. Ich versuchte zu lachen und musste weinen. Glaube bedeutet für mich … Gemeinschaft. Entspannung ist für mich, wenn … ich ohne Zeitdruck einen Nachmittag im Stadion genießen kann. In fünf Jahren … sollte es sein wie jetzt!

KURIOSES AUS DER SPORTWELT Finaleinzug „verpasst” Der Schweizer Tennis-Star Roger Federer hat über 1000 Spiele als Profi bestritten – doch das war ein Novum für ihn. Beim Halbfinale der Gerry-WeberOpen in Halle bemerkt er nicht, dass er schon gewonnen hat. Stattdessen macht er sich auf den Weg zurück zur Grundlinie, um seinem Gegner Kei Nishikori den nächsten Aufschlag zu servieren. Da realisiert Federer erst, dass dieser längst vom Platz gegangen ist und das Publikum ihn bereits stehend feiert. Ob seine vier kleinen Kinder der Grund dafür waren, ist offen. Im Monat zuvor ist er zum zweiten Mal Vater von Zwillingen geworden.

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Heiße Sprüche Bei der WM 2014 war die Hitze Brasiliens ein Dauerthema. Geschadet hat es den Spielern aber nicht, zumindest was ihre Sprüche darüber angeht: Rekordschütze Miro Klose sagte nach dem Spiel Deutschland gegen Ghana: „Du machst zwei Sprints und suchst das Sauerstoffzelt.“ Dauer(b)renner Thomas Müller formuliert das so: „Es war schon wie in einer Grillbude. Da merkt man erstmal, was für ein faszinierendes Gebilde ein Kaktus ist, da nicht einzugehen.“

Klage gegen Jesus im Italien-Trikot Der italienische Staatssender Rai hatte für einen Werbespot für die WM in Brasilien der berühmten Jesus-Statue von Rio ein blaues Trikot der italienischen Nationalmannschaft übergezogen. Dies ist bei der Kirche nicht gut angekommen: Die Erzdiözese Rio de Janairo will nun im Nachhinein den TV-Sender auf fünf bis sieben Millionen Euro Schadensersatz verklagen. Der Grund ist aber nicht etwa eine Verletzung religiöser Gefühle, sondern eine „unerlaubte Nutzung” des Bildes. Denn die Statue befindet sich im Besitz der Diözese.


FUSSBALL IN FRAUENHAND?

Foto: william87/iStock/Thinkstock

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Mann schmunzelt und die Augen verdreht. Und dann ußball ist Männersache! Das dachte ich zuminsteht da beim Schauen hinter mir ein Kerl, der mich dest immer. Bis auf einige weibliche Ausnahmen fast in den Wahnsinn treibt. Er analysiert: „Der Schiri ist der Fußball fest in Männerhand. Doch dann gibt dem Lahm bestimmt viel schneller einen Freistoß, kam die WM 2014 in Brasilien – und ich beweil er kleiner ist und sich nicht so durchsetzen kann.“ kam plötzlich Angst, dass nun die Frauen den Fußball Waaaas? Und setzt dann kurz danach noch einen drauf: übernommen haben. Nein, ich meine nicht die deut„Wenn die jetzt eine rote Karte bekommen, dürfen die sche Frauen-Nationalmannschaft. Dass die mehr Titel dann ein Mal weniger auswechseln, weil dann ja auch holen, ist ja längst bekannt (O-Ton Mann: Die haben ja einer vom Platz geht?“ Die Dame auch die leichteren Gegner!). neben ihm: „Was hat das denn bitIch meine die, die nicht auf » AUF PLATZ EINS te miteinander zu tun?“ Danke! dem Platz stehen. Die leidenschaftSTEHT EINE FRAU. IHR Bleibt nur noch das Tippspiel. lichen Fans, die schauen, schreiWenigstens da müssten die Mänen, mitfiebern – also die Männer. TIPPGEHEIMNIS WILL SIE ner doch oben thronen. Immerhin Und dann kommt WM-Spiel eins gegen Portugal. Ich, heiß wie Frit- NICHT VERRATEN. ABER ICH vergleiche ich vorher die Mannschaften, die Spiele gegeneinantenfett, auf zum Public Viewing. AHNE: ES GIBT KEINS. « der, die Aufstellung, lese HinterUnd was fällt mir da gleich beim grundberichte. Naja, es ist nicht schwer zu erraten: Auf ersten Rudelgucken auf: Es sind deutlich mehr Frauen da Platz eins steht eine Frau. Ihr Tippgeheimnis will sie als Männer. Überraschend, aber nicht schlimm. Doch ich nicht verraten. Aber ich ahne: Es gibt keins. komme mir dabei mit meinem Trikot, der umgebundenen Ich also nach der WM schwer lädiert und verunsichert – Fahne und schwarz-rot-gold auf der Backe etwas seltsam in Angst, dass selbst der Fußball bald weiblich dominiert vor. Kaum Männer in Fan-Outfit. Es ist überwiegend die werden könnte – da kommt zum Glück meine Liebste daweibliche Seite, die sich aufgemotzt hat. „Naja“, denke ich her und rettet mich. Sie unterhält sich mit ihrer Freunund spiele es herunter: „Das schöne Geschlecht achtet halt din und sagt: „Also wenn er Fußball guckt, dann lege ich mehr auf das Aussehen.“ Was ich zwei Tage später in der mich immer dazu und schlafe.“ Darauf sie: „Ja, witzig, ich Zeitung lese, bestätigt aber die Beobachtung: Der Anteil schlafe auch immer am besten neben ihm, wenn er Fußan weiblichen Fans, die die WM schauen, ist in Deutschball schaut.“ Das geht runter wie Öl. Eine Streicheleinheit land am höchsten, gefolgt von der Schweiz. für die gebeutelte Männer-Fußball-Seele. Alles wieder in Zwei Spiele später der nächste Schock! Ich dachte, richtiger Ordnung. Danke, Schatz! die Frauen stellen beim Fußball Fragen, über die ein

Stefan Kleinknecht (26) hatte bei der WM extrem viele „Gänsehautentzündungen“ und der Kindheitstraum vom WM-Titel wurde Wirklichkeit.


SERIE: POLITIKBETRIEB VON INNEN

MUMM TYPEN MIT

Dürfen Politiker aus der Haut fahren? Unbedingt, denn auch sie sind Menschen aus Fleisch und Blut.

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umm muss man schon haben, um so klare Kante zu zeigen, wie Frank-Walter Steinmeier bei seinem Wahlkampfauftritt am 20. Mai 2014 auf dem Alexanderplatz in Berlin. Mit Trillerpfeifen und Zwischenrufen störten Europagegner die Rede des Außenministers, der sich für die EU und den Euro ausgesprochen hatte. Doch der zeigte „Emotionen im Wahlkampf. Steinmeier brüllt für Europa“ (Handelsblatt). Dürfen „die da oben“ das eigentlich? So aus der Haut fahren? Über zweieinhalb Millionen Klicks auf die Redesequenz bei YouTube, eine sehr breite und fast überall positive Presseberichterstattung sowie die sofort gestiegenen Sympathiewerte Steinmeiers lassen vermuten, dass es „beim Volk“ nicht schlecht ankam.

Kritik ist ein gewollter Teil unserer Demokratie Vielleicht mitunter ganz gut ist, wenn dem ein oder anderen Promi mal der Kragen platzt. Rudi Völlers Verbalattacke gegen „Weizenbier-Waldi“ Waldemar Hartmann, mit der 82

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sich der damalige Bundestrainer vor seine Spieler stellte, ist legendär – und auch hier hat es der Popularität der beiden Protagonisten nicht geschadet, eher im Gegenteil. Prominente im Allgemeinen, und Politiker im Besonderen, müssen unheimlich viel einstecken. So wie es bei jeder Fußball-WM an die 80 Millionen Bundestrainer im Lande gibt, die im Nachhinein schon immer ganz genau gewusst haben, wie man den Gegner locker an die Wand hätte spielen können. So wie ein Wald von Illustrierten jede Bewegung der Kates and Williams dieser Welt festhält und auswertet. So hat es ein Politiker Tag für Tag mit einem Heer von Journalisten und Kritikern zu tun. Das gehört zum Job, es ist ein gewollter Teil der Demokratie. Wenn ein Politiker Kritik nicht verträgt, hat er den falschen Beruf gewählt (äh, sich in den falschen Beruf wählen lassen). Doch es gibt dabei auch Grenzen. Die Flut von unsachlichen, infamen, unverschämten und nicht selten auch unter die Gürtellinie gehenden E-Mails, die sich Woche für Woche in die Landtags- und Bundestagsrechner der Abgeordneten ergießt, erfordert schon eine Widerstandskraft, die mitunter die Kräfte auch der robustesten Persönlichkeit übersteigt. Und wenn daraus, wie im Fall des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, die allgemeine Vorverurteilung und anschließende öffentliche Demontage nicht nur eines Amtes, sondern eines Menschen und dessen Privatlebens wird, die sich im Nachhinein auch noch als völlig unbegründet erwiesen hat, dann fragt man sich schon: Müssen „die da oben“ sich das alles gefallen lassen?


Foto: Matthew Dixon/iStock/Thinkstock

Kritik berechtigt nicht zu schlechtem Stil Mich ärgert, dass ein Außenminister mit Trillerpfeifen und unflätigen Zwischenrufen gestört wird, wenn man doch in der Bundesrepublik – wofür uns übrigens eine Menge Ukrainer, Ägypter, Chinesen, Nordkoreaner, und Bürger vieler andere Länder beneiden – um die Ecke eine eigene Demonstration mit anderen, zu Steinmeier völlig konträren Meinungen, hätte anmelden dürfen. Ich halte das für mehr als nur schlechten Stil. Das ist unverschämt. Und irgendwie ist es auch schmarotzerhaft: Die Lärmer und Randalierer ziehen ihre Legitimation aus der Popularität des anderen, (nur) so kommen sie in die Tagesschau. So wie manchmal Sektierer als Störenfriede in den Gottesdiensten anderer Kirchen auftauchen, um dann unvermittelt aufzustehen und laut hineinzurufen, wie falsch das hier alles sei. Obwohl sie doch an der Ecke ihre eigene Kirche betreiben dürfen. Also, ich habe da eine klare Position: Wenn man so unqualifiziert angegriffen und provoziert wird, dann darf man auch mal laut werden. Zumal das Gegenteil nun wirklich kein Typus von Politiker ist, den wir uns wünschen. Der sollte höchstens für eine Satire taugen: Der aalglatte, dauerlächelnde, wortreich schwafelnde Ja-und-Nein-zugleich-Sager, der alles verspricht, nichts hält, aber irgendwie doch damit durchkommt. Der uns aus jeder Talkshow anlächelt und darauf trainiert ist, nur noch kleine Inhaltshäppchen zum Besten zu geben. Solche Typen gehen uns doch erst recht – und zu Recht! – auf den Senkel. (By the way: Dieser Typ kann nicht

nur als Politiker, sondern auch in anderer Gestalt, etwa als Verkäufer oder Pastor auftauchen.) Wir brauchen echte Typen mit Mumm (und das können auch gerne Frauen sein). Typen, die uns vermitteln, dass sie im selben Leben stehen wie du und ich. Typen, die auch mal an ihre Grenzen kommen, die Emotionen zeigen, die sich wehren. Als Helmut Kohl 1991 in Halle/Saale mit Tomaten beworfen wurde, gingen dem „Kanzler der Einheit“ die Gäule durch, und er wollte auf die Werfer losstürmen, nur mit Mühe konnten Personenschützer den Koloss zurückhalten. Kohl hat eine Menge Häme dafür einstecken müssen – aber eben auch Sympathien erworben. Spätestens an diesem Tag war eines klar: Dem Mann liegt auch emotional etwas an der deutschen Einheit. Kritik daran nahm er persönlich.

Vernunft und Leidenschaft gehören zusammen Argumente sind die Grundlage einer demokratischen Kultur. Vernunft ist eine Notwendigkeit in jeder politischen Debatte. Doch seien wir ehrlich: Bringt uns eine zwar vernünftig argumentierende, aber blutleere Rede wirklich in Bewegung? Leidenschaft, Emotion, Mumm – das braucht es genauso. Beides gehört zusammen, dann bewegt man(n) was.

Uwe Heimowski (50) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Frank Heinrich, Stadtrat, Vater von fünf Kindern, Ehemann und Gemeindereferent

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SERIE: HOBBYKELLER

Hilfreiche Seiten, Apps, Bücher und andere Sachen

DAS NÜTZT

GEBURTSTAGSÜBERRASCHUNG Manchmal scheint es gar nicht so leicht, einen Mann richtig zu beschenken. Originell soll es sein – und am besten unvergesslich. Die Internetseite www.erlebnisgeschenke.de bietet Gutscheine für spektakuläre Erlebnisse an. Unter anderem sind dabei: Baggerfahren Wildwasser-Rafting Bierbraukurs S.W.A.T.-Training Stuntman-Workshop

GRILLEN FÜR UNTERWEGS Unterwegs den Grill auspacken? Tatsächlich gibt es Grills, die sich in Sekunden aufbauen und wieder zusammenklappen lassen. Auf www.rakuten.de/klappgrills-c52916 sind einige Angebote in verschiedenen Preisklassen zu finden. Vielleicht eine Idee für den nächsten Männerausflug?

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SELBST IST DER MANN Wenn etwas kaputtgeht, sollte man es nicht immer gleich zum Fachmann bringen. Besser ist, erst mal selbst Hand anzulegen. Dabei unterstützt die Internetseite de.ifixit.com. Sie bietet Reparaturanleitungen für die unterschiedlichsten Geräte aus den Bereichen Elektronik, Haushalt, Auto etc. Die Anleitungen sind (bisher) leider in englischer Sprache, allerdings führen die Bilder den Do-it-yourself-Mann häufig zum Ziel.


AUF SCHATZSUCHE IM WALD

Foto: Richard_Pinder/iStock/Thinkstock

Einige Jahre ist es schon her, dass die sogenannten „Geocaches“ umfassend bekannt wurden. Dabei nimmt man ein GPS-fähiges Gerät und begibt sich einige Stunden auf elektronische Schnitzeljagd. Andere „Cacher“ haben in den meisten Städten Hinweise verbreitet – online findet man den Einstieg. Waren anfangs noch Geräte für ein paar hundert Euro nötig, ist heutzutage schon ein modernes Smartphone bei der Positionierung exakt genug. Auf der Internetseite wiki.opencaching.de findet man im Artikel „SmartphoneApps für Opencaching.de“ Informationen für den Einstieg in die Jagd auf Schätze vor der eigenen Tür.

MÄNNLICH KOCHEN Ein bisschen Klischee muss sein. Doch wie kocht man „männlich“? Anstoß können diese beiden Bücher geben: „Eine Mahlzeit ohne Fleisch ist nicht komplett. Wer ernährt sich schon … von Beilagen?“ Wer bei diesem Satz schmunzeln muss, für den könnte das Buch „Rohes Fleisch“ geeignet sein. Es befasst sich zunächst mit der Theorie des Fleischessens, bevor es ans Beizen, Räuchern, Würzen oder Trocknen geht. „Burger – Homemade Fast Food“ bietet neben zahlreichen Burger- und Sandwichrezepten auch Ideen für verschiedenste Beilagen, Saucen und Getränke. Allein beim Durchblättern bekommt man große Lust, die Rezepte auszuprobieren, die eigentlich zu gut für den Begriff „Fast Food“ wirken.

APPS

HOW TO TIE A TIE Die Schuhe blitzen, auf dem Anzug wurde gerade der letzte Fleck entfernt. Dann schnell anziehen und los Android iOs geht’s … In diesen Situationen gibt es oft eine Stolperfalle: den Krawattenknoten. Glücklicherweise gibt es eine App, die jeden Schritt animiert erklärt.

ROOMBOARD „Du hast schon wieder nicht den Müll rausgebracht.“ Um diesen Satz nie wieder zu hören, greift die App Android iOs „Roomboard“ dem Mann oder Wahlweise der ganzen WG/Familie unter die Arme. Wiederkehrende Aufgaben im Haushalt werden untereinander verteilt und jeder wird erinnert. Ab jetzt gibt es keine Ausreden mehr!

REGENRADAR Kann ich jetzt den Grill anzünden? Lohnt es sich noch, den Rasen zu mähen? Nicht immer sollte man Android iOs sich auf sein Gefühl verlassen, ob und wann es zu regnen beginnt. „Regenradar“ ist bei dieser Frage eine Hilfe: Fast minutengenau erfährt man, ob dunkle Wolken nur vorbeiziehen oder man einen Schirm mitnehmen sollte.

WASSERWAAGE Auch wenn man sie nicht oft benötigt, kann sie manchmal hilfreich sein: eine Wasserwaagen-App. Sie nutzt die recht Android iOs genauen Sensoren der Smartphones und ist sofort bereit, wenn man etwa ein Bild gerade ausrichten oder die Arbeit des Handwerkers kritisieren will.

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SERIE: PC-TIPPS

DEN COMPUTER BEZWINGEN Wie oft saß man schon vor dem Bildschirm und wusste nicht, ob man verzweifeln oder wütend werden sollte. Jascha Gerles stellt in dieser Serie einige Tipps vor, mit denen Sie Ihren PC besiegen können.

ZACK … UND ALLES IST WEG!

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eder weiß, wie wichtig es ist, regelmäßig Backups von seinen Daten auf dem PC zu machen. Also, eigentlich zumindest. Meistens heißt es dann: „Das sollte ich demnächst mal machen.“ Und meistens geht auch alles gut. Hin und wieder kommt dann doch der gefürchtete Moment: der Festplatten-Crash. Im schlimmsten Fall können tatsächlich alle Daten verloren sein.

“HÄTTE ICH DAS DOCH VORHER GEWUSST …” Tatsächlich gibt es eine Diagnosefunktion, mit der (laut einer Studie aus dem Hause Google) zwei von drei Totalabstürzen vorhergesagt werden können. In alle Festplatten ist eine Funktion zu Selbstdiagnose eingebaut: Mit Hilfe der Technologie „SMART“ (Self Monitoring Analysis and Reporting Technology) kann die Festplatte einen Wert ausgeben, wie „gesund“ sie denn noch ist. Verwunderlich ist, dass Windows diesen Wert nicht weiter beachtet. Abhilfe schaffen Tools wie „HDD Health“, das man zum Bespiel auf www. chip.de herunterladen kann. Installiert und gestartet, zeigt es dem Benutzer die Temperatur und den „Gesundheitsstatus“ der Festplatte an. Ist dieser im niedrigeren Bereich, wird ein Crash in der nächsten Zeit wahrscheinlicher.

WAS MACHE ICH BEI EINEM NIEDRIGEN WERT? Sie müssen Ihre Festplatte nicht direkt ersetzen, sollten in nächster Zeit allerdings auf regelmäßige Backups achten. Selbstverständlich sollten Sie sich auch nicht auf einem positiven Wert ausruhen. Ab und an sollte jeder seinen Bestand sichern. 86

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DIE AKTION KANN NICHT ABGESCHLOSSEN WERDEN …

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iese Fehlermeldung kann beim Verschieben von Ordnern auftauchen und hat schon Manchen in den Zorn getrieben. Taucht diese Meldung auf, sollte man Folgendes beachten:

ALLE DATEIEN GESCHLOSSEN? Oft liegt es einfach daran, dass man eine Datei innerhalb des Ordners noch in einem Programm geöffnet hat. Also mal durch Word, Adobe Reader etc. schauen und gegebenenfalls schließen.

NICHTS DABEI GEWESEN? Gerade bei externen Festplatten und Netzlaufwerken scheint Windows sich manchmal beim Erstellen von Vorschaubildern „zu verschlucken“. Abhilfe schafft dieser kleine Trick: 1. Öffnen Sie den Ordner durch Doppelklick. Die Fehlermeldung können Sie dabei geöffnet lassen. 2. Oben rechts im Fenster befindet sich die Schaltfläche. Wechseln Sie mit dieser auf eine beliebige andere Ansicht. 3. Wiederholen Sie diesen Vorgang für Unterorder, falls diese vorhanden sind. 4. Klicken Sie bei der noch offenen Fehlermeldung auf „Wiederholen“. Ließ sich ein Ordner zuvor nicht verschieben, hat es meistens danach funktioniert, selten war auch eine Wiederholung nötig.


STARTHILFE

WilloW leitungskongress 2016

erscheint in einem gemeinnützigen Verlag unter dem Dach einer Stiftung kirchlichen Rechts. MOVO wird nicht durch externe Gelder oder durch Kirchensteuern unterstützt, sondern muss sich durch engagierte Arbeit und Mund-zu-Mund-Werbung finanzieren.

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MITHELFEN Wenn Sie die Idee einer christlichen Männerzeitschrift unterstützen wollen, stellen wir Ihnen gerne kostenlose Probehefte für Veranstaltungen, Männergruppen oder Gemeinden zur Verfügung. Danke für alle gezielte und persönliche Werbung, die auf die Wichtigkeit des Abos hinweist!

NACHDRUCK Unsere Beiträge dürfen für nicht-kommerzielle Zwecke bis zu einer Auflagenhöhe von 1.000 unter Angabe der Quelle „Nachdruck aus der Zeitschrift MOVO – www.MOVO.net“ kostenlos und ohne Anfrage nachgedruckt werden. Alle anderen Nachdruckanfragen richten Sie bitte an die Redaktion.

ARTIKEL ANBIETEN Wir suchen für künftige Ausgaben Artikel-Ideen, die zu unserer Ausrichtung passen: ehrlich, ermutigend, auf Augenhöhe geschrieben, biblisch orientiert und persönliche Glaubensfragen spiegelnd. Anfragen bitte an die Redaktion.

ABO Dieses Magazin kann nur existieren, wenn sich viele Leser aktiv hinter die MOVO-Idee stellen und dies durch ihre Bestellung bekräftigen. Bitte rufen Sie uns an, gehen Sie auf unsere Homepage (www. MOVO.net). Oder wenden Sie sich an die Adressen im Impressum.

ANZEIGEN Werbung deckt etwa ein Drittel unseres Etats und ist eine wichtige Informationsquelle für gute Angebote aus unserem Umfeld. Wir bitten um freundliche Aufmerksamkeit und sind unseren Auftraggebern dankbar. Bei Interesse an einer Anzeige oder Beilage wenden Sie sich bitte an unsere Anzeigenabteilung (siehe Impressum auf Seite 95).

Han nov Er 11.– 13. Februar 2016

WilloWcreek.De


SERIE: MANNS BESTE SEITEN

MANN HÖRT:

FÜR KLEINE MÄNNER: BAUEN, TÜFTELN, SELBERMACHEN, 50 GENIALE IDEEN FÜR KREATIVE JUNGS

HÖRBUCH NACH C. W. CERAM

GÖTTER, GRÄBER UND GELEHRTE

Männchen & Händchen weg von Spielekonsole und Kommt das Chaos in meinem Keller Fernseher! In diesem bilderreichen Tüftelbuch findaher, dass ich als Kind schon gerne (erden sich viele kreative und gar nicht mal aufwendifolglos) nach Schätzen gewühlt habe? ge Spielideen zum Nachbauen, die uns in die AbenVielleicht sind Träume von Abenteuern teuerwelten der Piraten, Ritter oder Indianer, in die dem (kleinen und großen) Mann ja in Natur, zu Brettspielen oder zu Flitzern, Fliegern die Wiege gelegt? Zu mehr davon führt und Booten führen. Die Flieger haben mich als Papa uns der fesselnde Tatsachenroman von sogar abheben lassen! Neben einer kleinen Einführung in die Grundausstattung Ceram, der mehr als bloßes Geschichtsdes Bastlers finden sich im Anhang auch viele Schablonen zum Nachbauen. Und werk ist. Packend bis zur letzten Minute zum Sägen, Kleben, Malen kann man(n) endlich mal wieder die digitale Technik wird er zwölf CDs lang von einem Voran den Nagel hängen und sich spielend ins Fantasie- und Abenteuerland hineinleseprofi gelesen. Aber weit gefehlt, wer basteln! Ein Hammer für den kleinen Mann – und für Väter großartig! denkt, dass dies lang oder gar langweilig Topp kreativ sei! Auch 65 Jahre nach seinem Erscheinen haben die vielen Geschichten aus der Geschichte, die Reisen, Schicksale und Forscher, die versunkenen wie ausgegrabenen Schätze nichts an Faszination eingebüßt. Ich werde weiter Schätze auf Kindergeburtstagen suchen lassen, doch leider auch noch den Keller aufräumen müssen. Von Abenteuern dürfen wir Männer aber weiter träumen – auch dank Ceram!

DAS LITERARISCHE MANNSBILD:

Audiobuch Freiburg

MANN PROBIERT: JOHANN LAFER

MEIN GRILLBUCH „Wir grillen jetzt (,) Mädchen“, las ich meiner Tochter vor, als das (lebensrettende) Komma in der Schule eingeführt wurde. Was also braucht ein Mann für etwas mehr Grillverstand? Das passende Buch von Johann Lafer hat den ersten Probiertest bestanden: Voller Eselsohren habe ich es geknickt, denn leider ohne richtiges Inhaltsverzeichnis ist es mit appetitmachenden Gerichten reich bebildert, die bei Otto Normal nur selten auf dem Grill befeuert werden. Gut geeignet für neue Herausforderungen! Nach ein paar Grundlagen- folgen Grilltipps zu verschiedenen Anlässen: „Hähnchen auf Bierdose“, Steaks genauso wie Wraps, „Barbecue-Flammkuchen“, Fischtöpfe, Gemüsiges oder ein Käsekuchen vom Grill. Und die Kinder gieren natürlich nach den Marshmallow-Erdbeer-Spießen! Am besten mit Hunger schmökern! Gräfe und Unzer

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MELCHER MELCHERSON IN »FERIEN AUF SALTKROKAN« Heute ein „Happy Birthday“ an Melcher Melcherson! Vor genau 50 Jahren kam er in Schweden auf die Leinwand bzw. die Schäreninsel Saltkrokan, wo er als alleinerziehender Schriftsteller mit seinen vier Kindern die Ferien genießt. Dies gelingt ihm nicht mit Geld, aber viel Witz, hilfsbereit als Nachbar, authentisch als Vater, schusselig als Handwerker, abenteuerlustig als großer Junge, freiheitsliebend und mit nie versiegender Fantasie. Mit seiner Bemerkung „dieser Tag ein Leben“ schafft ihm Astrid Lindgren ein literarisches Denkmal. „Man sollte das Jetzt genießen, einen sonnigen Morgen wie diesen, dann sei das Leben nur Glück, fand er.“ Warum nicht einmal ein Melcher sein? Hier können große und kleine Männer einzigartig nachlesen, wie es geht.


MANN LIEST: FABIAN VOGT

CLARE DE GRAAF

DAS 10-SEKUNDENPRINZIP „W.W.J.D., what would Jesus do?“ war früher schon mal an meinem Arm zu lesen, jetzt bringt uns Clare de Graaf eine Lebensregel näher, die ähnlich verlockend für jeden Christen klingt: „Tu als Nächstes das, von dem du ahnst, dass Jesus es möchte – und entscheide dich innerhalb von zehn Sekunden dafür!“ Gerade Letzteres fällt schwer, denn haben wir nicht gelernt, Risiken und Nebenwirkungen unseres Tuns wie auf einem Beipackzettel abzuwägen? Eben nicht! Der Autor macht (auf manchmal amerikanische Weise) Mut, die Dinge sofort zu tun, um die Jesus bittet. Mit fünf Leitlinien und reichlich Beispielen ermutigt der Autor, auf Gottes Stimme auch in kleinen Dingen zu hören. Und das Beste ist. Am Ende braucht es keine zehn Sekunden mehr, um es ausprobieren zu wollen! „Do, what Jesus would do!“

SUPER, MANN! „Wann ist ein Mann ein Mann?“, wurde uns vor langer Zeit schon vorgesungen. „Wie ist ein Mann?“, fragt Fabian Vogt in Briefen ganz verschiedene Männerrollen in uns (z. B. den Vater, Träumer, Angsthasen, Glaubenden) und beleuchtet dabei mit viel Selbstironie und Ehrlichkeit so einige Klischees. „Super, Mann!“ gelingt es mit Humor, Tiefgang und Lockerheit, unsere vielen Profile aufzuschlüsseln und die Puzzlesteine des vielseitigen Mannes abzubilden, sodass man(n) am Ende richtig stolz auf seine Mannigfaltigkeit werden kann. Einfach manntastisch! Brendow

MICHAEL DIENER

SCM R.Brockhaus

GOTT IST IMMER SCHON DA PAPST FRANZISKUS

GLAUBWÜRDIG Aus Predigten des ersten Papstjahres wurde dieses Jahreslesebuch 2015 zusammengestellt. Kurze Texte für jeden Tag, die uns Impulse geben, einen tatkräftigen Glauben nachzuleben. Worte der Kraft, des Mutes und der Hoffnung, die am 1.1. eben mit „Kraft der Hoffnung“ beginnen und am 31.12. mit einer „Erfüllten Zeit“ enden. Die reich gefüllten Texte beziehen sich auf Kirchenfeste und Erlebnisse eines einfachen Mannes mit Gott, denn hier ist der Papst genauso Kind Gottes wie wir auch. Mit Franziskus öffnen wir die Seiten wie Türen zu einem Raum, in dem wir Gott begegnen können! Anfang Oktober wird er uns schreiben, warum er sich für seinen Namen und für den Fokus auf die Armen entschieden hat. Es lohnt sich also auch, einen Papst ein wenig näher kennenzulernen. St. Benno

Mit kurzen Gedanken zum Alltagsleben spricht Michael Diener Christen und Kirchenferne gleichzeitig und lebensnah an. Dies geschieht nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern aus Sicht eines selbstkritischen und ehrlichen Christen mit einer sympathischen Demut vor dem Leben. Gut, dass auch andere nicht immer „Siegertypen“ sind, sich „den Vogel zeigen lassen“ oder das „Zittern in den Knien“ haben. Im zweiten Teil lesen wir von den Festen des Jahres: Feste „gegen die Angst“, in denen wir „empfangen lernen“ oder „Hoffnung für das Leben“ finden. Ermutigende und oft nachdenkenswerte Worte für viele Gelegenheiten, denen eines gemeinsam bleibt: „Gott ist immer schon da“. SCM R.Brockhaus

Christof Menzel (44) hat diese Tipps zusammengestellt. Er ist verheiratet mit Britta und Vater von drei Kindern. Er lebt in Lörrach und arbeitet als Oberarzt.

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FERNSEHEN UND LESEN

Die skurrile Reality-Show „Duck Dynasty“ ist ein internationaler Erfolg. Jetzt erscheint die polarisierende Biografie des Patriarchen Phil Robertson unter dem Titel „Happy, happy, happy“ auf deutsch.

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ie sehen aus wie ZZ Top und jagen Enten in den Sümpfen Lousianas: Familie Robertson. Ihre Geschichte schaffte es auf Platz 1 der New York Times-Bestsellerliste. 8,5 Millionen Facebook-Nutzer haben sie gelikt. Ihre knallige Fernsehsendung „Duck Dynasty“ findet begeisterte Zuschauer. Mit „Happy, Happy, Happy“ will Familie Robertson nun auch unter deutschsprachigen Männern punkten. Zum Inhalt: Das Familienoberhaupt „Duck Commander“ Phil Robertson lebt den amerikanischen Traum. Mit der Erfindung einer „Entenlocktröte“ baute er sich ein millionenschweres 90

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Firmenimperium auf. Nun plaudert der Selfmade Millionär darüber, was für ihn wirklich zählt: „Glaube, Familie, Enten – in dieser Reihenfolge.“ Er erzählt aus seinem Leben: Die glückliche Kindheit in einer Blockhütte. Seine Liebe zu Cheerleaderin Kay. Der Haftbefehl und wie er seine Frau mit den Kindern aus dem Haus wirft und wie alles wieder ins Lot kommt, als Kay ihm vergibt und er sich Gott zuwendet. Die Story scheint anzukommen. Das Erfolgsrezept? Der tägliche Wahnsinn der Robertson-Sippe zwischen Entenjagd, Sprüche klopfen und Frösche köpfen. Das Markenzeichen? Camouflage-Klamotten, langes Haar und zottige Bärte. Amerika ist verrückt nach ihnen: der Familie der „Duck Dynasty“. Schon jetzt ist die Serie dort mit rund zwölf Millionen Zuschauern die erfolgreichste Reality-Show aller Zeiten. Nun schwappt das Entenfieber per Fernsehstaffel (Pro Sieben Maxx) und Biografie (SCM Hänssler) auch nach Deutschland über. Ob es den Geschmack der Landlustfangemeinde trifft? Die Meinungen darüber sind durchaus geteilt. Dazu die beiden Statements rechts. Rüdiger Jope

Fotos: SCM Hänssler

WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN


LUSTIG IST ES ALLEMAL

E chon während ich „Happy, Happy, Happy“ gelesen habe, stellte ich mir einige grundsätzliche Fragen: Was ist die Intention des Buches? Ist es eine reine Biografie oder ein Lebensrück- und Ausblick, der durch die Begegnung mit Jesus Christus gekennzeichnet ist? Welches Männerbild wird vermittelt? Möchte es dazu anregen, aus jedem Mann mehr Macho, Naturburschen und Entenjäger zu machen? In welchem Zusammenhang stehen der christliche Glaube und Schrotflinten? Ist es in Ordnung, wenn es den Autor glücklich macht, „[…] hinauszugehen und einer Ente den Kopf wegzupusten“? Was ist das Anliegen von Phil Robertson? Was vermitteln die vierzehn „Goldenen Regeln des Duck Commanders“? Versucht er, die Entenjagd zu bewerben? Oder zeigt er, wie ein Leben im Vertrauen auf Gottes Führung gelingt? Einige Abschnitte des Buches sind sehr berührend, zum Beispiel die Lebenswende bei Kay und Phil Robertson. Der überwiegende Teil allerdings lässt sich nur schwer nachvollziehen, wie das Menschen- bzw. Frauenbild Robertsons‘, seine politischen Positionen, seine Einstellung zu Waffen etc. Robertsons‘ Leben ist durch eine tiefe Beziehung zu Jesus Christus gekennzeichnet, die auch im geschilderten Alltag eine wichtige Rolle spielt und sehr vorbildhaft ist(!). Setze ich aber alle Schilderungen und Zeugnisse in Beziehung zueinander, komme ich nicht zu einem durchweg positiven und empfehlenswerten Fazit. Das Buch macht mich nicht „Happy, Happy, Happy“!

igentlich scheint der Alltag der Robertsons dem Traum eines jeden Dreizehnjährigen entsprungen: Den ganzen Tag lang durchs Dickicht rennen, Biwaks bauen und sich, ähnlich wie Si Robertson, dem selbsternannten „Meister des Camouflage“, mit Moos und Ästen bedecken – bis es abends wieder nach Hause geht und man Mutti erklären muss, wie die Flecken in die gute Kleidung gekommen sind. Auch die oftmals kindlich-naiven Lösungen, mit denen die Probleme des Alltags bestritten werden, erfüllen uns eher mit Freude als mit hochnäsiger Besserwisserei: Biberdämme mit Dynamit zu sprengen, um die lästigen Nager loszuwerden, ist natürlich keine „erwachsene“ Lösung. Aber lustig ist es allemal – und wäre es nicht schön, das Dilemma mit dem überhängenden Apfelbaum aus Nachbars Garten auch so lösen zu können? Zugegeben, es klingen auch ernste Themen in der Sendung an, aber die leichten, absurden und unterhaltsamen Augenblicke überwiegen glücklicherweise. Es sind Situationen, die uns vorführen und schmackhaft machen, dass nichts daran verkehrt ist, manche Momente des Lebens genau so zu bestreiten: leicht, absurd und unterhaltsam. Anstatt sich spießig und rational zu verhalten, statt zu diskutieren, zu grummeln oder im Stress zu versinken, lösen die Robertsons Probleme auf ihre Art und Weise: Familienmitglieder werden vor wichtigen Entscheidungen mit Donuts bestochen, Langschläfer mit Gewehrsalven geweckt und Sohnemanns Beziehungskisten im großen Familienverband bei der Jagd besprochen. Man lacht über die Robertsons, aber irgendwas lösen sie auch in einem aus. Vermutlich, dass man sich wünscht, die Welt hier wäre ein bisschen mehr wie am Mississippi, wo man in Zeitlupe und mit Rock’n’Roll-Musik unterlegt fliegenden Enten die Köpfe wegblasen und gleichzeitig ein guter Christ sein kann. Lediglich Vegetarier kommen hier nicht auf ihre Kosten.

Ulrich Mang

Johannes Heinemann

ZU VIEL MACHO UND ÜBERHOLTE ROLLENBILDER

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SERIE: CLAUDIA WUNDERT SICH

WIESO RIECHT IHR GERNE AUTOS?

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n meiner Klasse gab es diesen Autonarren. Einmal traf ich ihn in der Stadt, und wie wir da so quatschen, röhrt ein Sportwagen an uns vorbei. Ich sehe die Karre von vorne, erkenne das Logo und sag zu meinem Gegenüber: „Guck mal, ein Lamborghini!“ Von da an war ich in seinen Augen mehr als nur ein normales Mädchen. Ich war eine Autokennerin! In seiner Welt die größte Auszeichnung für ein Mädchen. Ich finde diese Klischees ja ziemlich bescheuert. Jungs sind so und Mädchen so. So gesehen wäre ich meine gesamte Kindheit mehr Junge als Mädchen gewesen. Puppen und Lackschuhe? Nicht mit Klein-Claudia! Aber diese Autosache? Ich interessierte mich tatsächlich nicht die Bohne dafür, fühlte mich natürlich dennoch geschmeichelt. Wenngleich ich wusste: Ich hatte keine Ahnung von Autos. Echt jetzt. Das ist so geblieben. Ich erkenne eine Automarke nur, wenn ich das Auto von vorne sehe. Da steht es nämlich drauf! Ein Auto muss für mich vier Räder und ein Dach haben. Es sollte 92

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funktionieren, keine schwarzen Wolken ausstoßen und am besten einen vollen Tank haben. Mehr Ansprüche habe ich an Autos nicht. DER UNCOOLE PASSAT Allerdings wohne ich in einem Testosteron-Haushalt. Allein unter Männern. Meine Söhne sind zehn und zwölf Jahre alt und mein Mann ein bisschen älter. Wir hatten Puppen und Plüschtiere ... aber gespielt haben sie nur mit den Matchboxautos. Alle drei! Ich habe keine Ahnung, warum Autos auf Euch Männer (und Jungs) so eine Anziehungskraft ausüben. Ist es die Technik? Da könntet Ihr Euch ja auch auf Mikrowellen und Fernseher konzentrieren! Vielleicht die Geschwindigkeit? Dann müssten Flugzeuge ja viel eher interessant sein! Die Lautstärke? Der Lack? Der Preis? Unsere Söhne stöhnen über unseren uncoolen und alten Passat. Der Junior ist letztens in einer Stretchlimousine gefahren und findet: So könnte es eigentlich immer sein!


Fotos: johnason/iStock/Thinkstock; aopsan/iStock/Thinkstock

ausschließlich Kerle! Ganz ehrlich: Welche Frau, die sich einen Neuwagen bestellt, kommt auf die Idee, statt ihn beim Händler um die Ecke abzuholen, allen Ernstes mit dem Zug bis nach Ingolstadt zu fahren, um die Schüssel dann selbst nach Hause fahren zu müssen? Warum tun Männer das? „Dieser Neuwagengeruch!“, sagt mein Mann und seufzt wissend. Aha, der Geruch ist also wichtig. Und die Marke. Und wie teuer das Ding war. Und wie schnell es fahren kann. Männer und Autos. Das ist so eine Symbiose, die ich nicht begreife. Es erstaunt mich, wie viel Geld man(n) in Deutschland für ein Auto ausgibt. Wie viel Zeit man den Dingern widmet. Ich bin mir nicht sicher, ob das Thema Auto vielleicht sogar Fußball schlägt.

Auch mein Mann würde am liebsten ... Zu allem Überfluss haben wir bis vor kurzen in einer der Autostädte Deutschlands gewohnt. In Ingolstadt werden die schnellen Karren mit den vier Ringen produziert. Ich habe in diversen dieser Wagen gesessen und kann diesem Hype immer noch » DIESER NEUnichts abgewinnen. Man WAGENGERUCH!« kann seinen Neuwagen direkt vom Werk abhoSAGT MEIN MANN len. Dort gibt es eine Art Showroom, wo die Karre UND SEUFZT wartet und ein MitarbeiWISSEND. ter zeigt dem neuen Besitzer den ganzen Schnickschnack. Und dann irgendwann kommt der Moment, da steigen die Typen ein und fahren von dannen. Wie oft habe ich diese rotwangigen, dämlich grinsenden Männer mit feuchten Augen vom Hof fahren sehen. Es waren tatsächlich

EIN PINKES CABRIO „Image!“, sagt mein Mann. „Autos haben ganz viel mit Image zu tun.“ Das würde erklären, weshalb er nie mitgefahren ist, als meine Mutter vor Jahren dieses Ford Cabrio besaß. Farbe: Lipstick Pink! Meine Schwester und ich fühlten uns ein bisschen wie Barbie, wenn wir damit unterwegs waren. Aber immerhin: Es war ein Auto. Man konnte damit von A nach B fahren. Das war für uns letztlich das einzige Kriterium. Da konnten wir auch mit dem Barbie-Image gut leben. Tja, aber ich lebe ja in diesem Männerhaushalt. Pinke Autos gehen gar nicht. Dabei finde ich, die Farbe ist wirklich noch eines der wenigen Kriterien, bei denen ich mitreden könnte. Marke, Motorisierung und so ein Zeug ist mir wurscht. Zu viel Klischee? Klar, es gibt die Frauen, die gerne an Autos schrauben, fachsimpeln und schon als Kind PS von Hubraum unterscheiden konnten. Ich kenne zwar keine, aber es gibt sie ganz sicher! Vermutlich gibt es auch Männer, die, so wie ich, keine Ahnung von Autos haben. Anonyme Männer vermutlich. Klar, ich hab ’nen Führerschein, und wenn es sein muss, kann ich tanken, Scheibenwischwasser nachfüllen und den Ölstab rausfingern. Das war’s dann aber auch schon. Ist aber gar nicht schlimm, denn ich bin ja ’ne Frau. Da darf man das. Denen traut man das zu. Diesen Unsachverstand. Ich darf in der Werkstatt stehen und Sachen sagen wie: „Da leuchtet immer so ein Lämpchen auf, und es macht Piiieps, wenn ich starten will!“ So was kann sich ein Mann ja gar nicht erlauben! Von wegen Imageschaden und so. Neulich hab ich gelesen, dass es Sprays mit Neuwagengeruch gibt. Vielleicht sollte man so was auch als Damendeo rausbringen. Weiß aber nicht, ob ich mit so viel männlichem Interesse klarkommen würde. Ich Autokennerin, ich.

Claudia Weiand (38) lebt allein unter Männern und schreibt hin und wieder Kinderbücher. Sie lebt und liebt und kritzelt beruflich in Weil am Rhein. www.claudia-weiand.de

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SERIE: FILMTIPPS

Vertrieb: NFP Kinostart: 18.9.

NOWITZKI. DER PERFEKTE WURF

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Foto: NFP©

er Basketball-Profi zählt zu den bestbezahlten deutschen Sportlern und gilt als der ganz große Superstar in den USA. Rund 19 Millionen Dollar verdient der Ausnahmespieler bei den „Dallas Mavericks“, mit denen er 2011 die NBA-Meisterschaft gewann. Wie dieses Märchen um den 2,13 Meter großen Riesen aus Würzburg sich zugetragen hat, erzählt Dokumentarfilmer Sebastian Dehnhardt, der zuvor schon das Leben der Klitschkos erfolgreich auf die Leinwand brachte. Als dokumentarisches Objekt der Begierde taugt ein Nowitzki nicht nur, weil er ein angenehm uneitler Sympathieträger ist: Auch die Story seines Aufstiegs samt Niederlagen erweist sich als packender Stoff. Denn hinter dem Erfolg des Sportlers steckt ein oberfränkischer Sonderling namens Holger Geschwindner. „Der verrückte Professor und Frankenstein“, beschreibt ein Spielerkollege dieses seltsame Duo. Neben den sportlichen Beobachtungen öffnet die Doku das Familienalbum. „Er fragt noch immer die Mama, wenn er Geld braucht“, erzählt der Vater vergnügt vom finanziellen Verstand des Nachwuchses. Zum Porträt-Puzzle kommen kurzweilige Ausschnitte der Spiele sowie die Aussagen von Familie, Freunden und anderen Spielern. Man muss kein Basketball-Fan sein, um diese Doku über ein unglaublich sympathisches Ausnahme-Talent zu mögen. Dieter Oßwald

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Vertrieb: SCM-Hänssler Preis: 16,95 Euro

DER JUNGE, DER NICHT LÜGEN KONNTE

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an sollte einige Dinge wissen, wenn man sich vornimmt, einen christlichen Film anzusehen. Man wird mit Klischees, Stereotypie und so manch gewöhnungsbedürftiger Schauspielkunst konfrontiert. Aber seien wir einmal ehrlich, wer kennt keine notorischen Trinker, stolzen Väter, ängstliche Mütter oder zurückgezogene, grimmige, alte Männer. Diese Charaktere findet man nun einmal im echten Leben und so manches Klischee bewahrheitet sich ja auch das ein oder andere Mal. Vieles von dem oben Genannten findet sich auch in diesem Film wieder. Über die Mankos kann man hinwegsehen, angesichts einer wirklich guten schauspielerischen Leistung der Hauptperson Jimmy. Der siebzehnjährige Junge nimmt den Zuschauer mit viel Charme und kindlichem Glauben in seine Welt hinein. Wenn man so seinen Erzählungen über Schnee und Kartoffelbrei lauscht, fühlt man sich an Forrest Gump erinnert. Die

Welt mit Jimmys Augen zu sehen, ist sehr interessant. Er hat sich seinen kindlichen Glauben bewahrt und bekommt so manchen Eindruck mehr als andere. Eine Eigenschaft zeichnet Jimmy besonders aus: Er kann nicht lügen. Er sagt immer die Wahrheit, wenn er danach gefragt wird. Diese sympathische Eigenschaft bringt ihn aber auch in Schwierigkeiten. Er erfährt dabei, dass der gerade Weg nicht immer der leichteste, aber der Beste ist. Trotz mancher Schwächen, zeigt dieser Film eine rührende Geschichte. Die Geschichte eines Jungen, dessen Glauben ein gutes Beispiel dafür ist, wenn es darum geht, auf Gott zu vertrauen wie ein Kind. Lasse Eggers

IMPRESSUM

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BKK

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FABIAN VOGTS KOLUMNE

Super, Mann! MIDLIFE-CHANCE

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ein Freund Bernhard zieht weg. Erzählt er mir mal eben so beim Bier. Weit weg. Aufs Land. Wegen seiner Frau. Die hat da einen tollen Job bekommen. Und er – ganz der lässige Mann der Postmoderne – geht mit. „Das ist eine Riesenchance für sie. Außerdem habe ich da, trotz strukturschwacher Region, auch gleich einen neuen Job gefunden.“ Er erzählt kurz, und es klingt gar nicht so schlecht. Außer, dass er halt demnächst am Arsch der Welt wohnt. „In Ordnung“, sage ich, „dann komm ich bald mal vorbei. Habt ihr denn in eurem neuen Haus ein Gästezimmer?“ Plötzlich druckst Bernhard herum. Nickt und schüttelt gleichzeitig den Kopf. Sieht ziemlich verkrampft aus. Wie ein Iltis mit Durchfall. „Also? Was denn nun?“ Da grinst er verlegen und sagt: „Lass dir einfach ... äh ... ein bisschen Zeit. Ich weiß nämlich noch nicht so genau ... wer ich da sein werde.“ Hä? „Na ja, schau mal: Hier denkt doch jeder, er wüsste genau, wer ich bin. Jeder hat ein fertiges Bild von mir. Aber da, wo wir hinziehen, da kennt mich keiner. Da kann ich quasi noch mal von vorne anfangen.“ Er kippt die Hälfte seines Pils’ mit einem Schluck

runter, seufzt tief und fährt dann lebhafter fort: „Irgendwie hatte ich in letzter Zeit oft das Gefühl, als verliefe mein Leben zu sehr in eingefahrenen Gleisen: Alle wesentlichen Lebensentscheidungen sind gefällt – Job, Beruf, Haus, Fami-

Ein bisschen irritiert bin ich jetzt schon. „Heißt das, dass du auch keine Lust mehr auf deine alten Freunde hast? Werden wir im Zuge deiner Runderneuerung abserviert?“ – „Quatsch. Nur bin ich neulich über diesen netten Satz von Paulus gestolpert: ‚Prüft alles und das Gute behaltet.‘ Und ich habe einfach den Eindruck, dass ich in den letzten Jahren überhaupt keine Alternativen mehr zu meinen bestehenden Vorstellungen geprüft habe. Das war alles so selbstverständlich. Und wer weiß: Vielleicht gibt es ja noch so manches Gute, das ich neu entdecken kann. Ich möchte nicht selbstverständlich leben – sondern bewusst. Und da gehört das Prüfen eben dazu.“ Er klopft mir kräftig auf die Schulter. „Aber ich glaube schon, dass du am Ende zu den Guten gehörst.“ An diesem Abend habe ich noch lange wach gelegen: Das eigene Dasein immer wieder mal prüfen, quasi einen Lebens-TÜV machen. Klingt ziemlich gut.

Illustration: Christina Custodis

» ICH MUSS NICHT MEINE FRAU VERLASSEN ODER EIN CABRIO KAUFEN. « lie, Hobbies, Gemeinde – und wenn ich Pech habe, geht es exakt so die nächsten Jahrzehnte weiter. Hat sich ziemlich mies angefühlt.“ „Aha“, rufe ich als zertifizierter Hobbypsychologe: „Midlife-Crisis!“ – „Nein“, lächelt Bernhard, „genau das Gegenteil: Midlife-Chance. Ich wage jetzt noch mal einen ganz neuen Lebens-Entwurf. Und dazu muss ich weder meine Frau verlassen, noch ein Feinschmecker-Bistro in der Toskana aufmachen, mir ein Porsche-Cabrio kaufen oder eine Echthaarverpflanzung bezahlen. Petra und ich, wir werden fröhlich ausprobieren, wie es uns in der neuen Umgebung ergeht. Also: Wenn keiner vorgeprägte Erwartungen an uns hat. Das ist doch irre spannend.“

Fabian Vogt ist Pfarrer und Schriftsteller. Er setzt sich auch in seinem Buch „Super, Mann!“ (Brendow) leidenschaftlich mit dem Mann-Sein auseinander.

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VORSCHAU

DAS PLANEN WIR FÜR DIE ZWEITE ZWEIFEL HAT GRÜNDE, GLAUBE AUCH » Gott begegnen mitten im Alltag

PLÖTZLICH ALLEIN » Als Familienvater überleben nach dem Tod der Ehefrau DIE ANFORDERUNGEN DES ALLTAGES BESTEHEN » Wie ich mich am besten selber führe

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HEY CHEF, ICH BRAUCH MEHR GELD! » Fünf Tipps für gelingende Gehaltsverhandlungen

DROHNENFIEBER » Den Männerträumen spielerisch Flügel verleihen

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DER MACHT DER BILDER ENTKOMMEN » Raus aus der Pornofalle

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Birgit Kelle

Vorsitzende von Frau 2000plus e.V.

Prof. John Lennox

Universität Oxford

Dr. Manfred Lütz

Chefarzt für Nervenheilkunde, Psychiatrie und Psychotherapie

Johannes Warth

Überlebensberater und Ermutiger


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