Gerster SONATINA

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GERSTER

Sonatine

für Oboe und Klavier

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Sonatine

für Oboe und Klavier

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EDITION PETERS

LEIP ZI G · L ONDO N · NE W YOR K

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VORWORT

Die in der Deutschen Demokratischen Republik entstandene und erschienene Musik ist ein bedeutendes Kapitel der europäischen Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Reihe Peters East German Library 1949–1990 bietet eine vielfältige Auswahl von Werken dieser Periode, die zu Unrecht dem Vergessen oder der Missachtung anheimgefallen sind.

Musik entsteht nie raum- und zeitlos, sondern wird immer auch durch die historischen Rahmenbedingungen ihrer Entstehung beeinfusst und geprägt. Der daraus erwachsende spezifsche Charakter lässt sich durch ein tieferes Verständnis jener Bedingungen verständlich machen. Die in dieser Reihe veröffentlichten Werke und ihre Eigenheiten sind historisch klar durch Raum- und Zeitgrenzen defniert und charakterisiert. Doch eröffnet sich in diesen Grenzen ein weit größeres Feld an Ausdrucksmöglichkeiten als die pure Trennung zwischen Musik im Dienste des Staates und in Opposition zum Staat.

Die Lebensrealität von Komponistinnen und Komponisten in der DDR war zwar zweifellos durch das repressive Staatswesen grundlegend defniert. Doch suchte und fand man individuelle Wege, mit dem gegebenen System umzugehen. Dabei bedeutete Nähe zum Regime nicht automatisch willfährige Staatskunst. Genauso wenig kann Musik, die sich offziellen Vorgaben enthielt oder ihnen auswich, per se als widerständig charakterisiert werden. Man muss die ästhetische Nähe vieler Werke zur Doktrin des Sozialistischen Realismus in den ersten Jahren der DDR als ernsthaften Beitrag zum Aufbau einer vermeintlich besseren Gesellschaft werten, der durch die vielfältigen Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges motiviert wurde. Zugleich gab es eine stetig wachsende Zahl von Schaffenden, die durch das Abweichen vom vorgegebenen Pfad oft nur allzu provokativ ihre ästhetische Widerständigkeit mittels ihrer Musik herausstellten, um gegen das Regime Stellung zu beziehen. Wieder andere versuchten, sich weitestgehend ungebunden zu äußern, sodass sich ihre Werke sich nicht zwangsläufg in die kulturpolitischen Grabenkämpfe einreihen lassen. Es gab demnach Musik für, wider und auch trotz des Staates. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass sich im Spannungsfeld dieser pauschalisierenden Kategorien ein in feinste Nuancen untergliedertes Netz individueller kompositorischer Ausprägungen und künstlerisch-ästhetischer Äußerungen entfaltete.

Die Musik selbst sollte unabhängig von ihrer möglichen politischen Zuordnung beurteilt werden. Der Gesamtbestand der in der und für die DDR entstandenen Werke ist bemerkenswert vielgestaltig und hebt sich deutlich von der westdeutschen Musik aus jenen Jahren ab. Zwar war die Rezeption der ästhetischen Positionen und der kompositorischen Werke aus dem Westen intensiv. Die Umsetzung fel jedoch durch den in der DDR kaum spürbaren Druck der Darmstädter und Donaueschinger Schule freier und undogmatischer aus. Zugleich lässt sich das reichhaltige musikalische Schaffen der DDR mit dem bloßen Blick der Avantgarde nicht angemessen fassen. Losgelöst von den bestimmenden westdeutschen Diskursen und eingebettet in die beschriebenen Möglichkeiten, die eine Positionierung in der DDR bedingte, entwickelten sich vielfältige kompositorische Ansätze. Allein der Umgang mit dem Tonvorrat brachte jenseits der Zwölftontechnik und deren Weiterentwicklungen interessante und eigenwillige Ergebnisse hervor, in denen beispielsweise auch tonales Denken nie ganz aufgegeben wurde. Als ein weiteres besonderes Merkmal der Musik in der DDR sei auf den vielgestaltigen Einsatz von aleatorischen Verfahren hingewiesen. Nicht zuletzt bedingte ihre zweifellos historisch einzigartige Position die besonderen Eigenarten dieser Musik – sowohl geographisch wie ästhetisch zwischen Ost und West stehend, vermittelnd als künstlerisches Scharnier zwischen den beiden weltpolitischen Polen. Die vorliegende Editionsreihe soll diese Musik wieder erfahrbar machen, zu einer intensiveren und differenzierteren Auseinandersetzung mit ihrer Zeit anregen und ihre künstlerischen Qualitäten hörbar machen, um sie letztlich als wichtigen Teil der europäischen Musikgeschichte herauszustellen.

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PREFACE

Music composed and published in East Germany under Communist rule, when the country was offcially known as the German Democratic Republic (GDR), forms a signifcant chapter in 20thcentury European cultural history. Peters East German Library 1949–1990 presents a rich variety of works from this period which have unjustly been forgotten or dismissed.

Music is never created in a vacuum but always infuenced and shaped by the historical circumstances surrounding its composition. A deeper appreciation of these circumstances can help us better understand the specifc character of the works that emerge from them. The music in this series exhibits distinctive qualities which, historically speaking, can be clearly defned in terms of geographic and temporal limits. Within these limits, however, there was a far broader feld of expressive possibilities than a simple dichotomy between music in the service of the state and that written in opposition to it.

Undoubtedly the reality of life for composers in the GDR was fundamentally defned by the repressive state system, but they found individual ways of dealing with this reality. Closeness to the regime did not automatically create ‘state art’ in ready compliance with offcial policy. By the same token, music that eschewed or circumvented offcial guidelines cannot per se be regarded as constituting an act of resistance During the early years of the GDR, the aesthetic proximity of many works to the doctrine of Socialist Realism must be understood as an earnest attempt to help build a supposedly better society, motivated by a variety of individual experiences during the Second World War. At the same time, a constantly growing number of composers, by deviating from the prescribed path, sought to emphasize their aesthetic opposition through their music – often provocatively so – in order to take a stand against the regime. Finally, there were also composers who endeavoured to maintain as independent a voice as possible, meaning that their works cannot necessarily be classed as belonging to one side or the other in this trench warfare of cultural politics. In short, there was music for, against, and despite the state. It is important to note, however, that a highly nuanced web of individual compositional approaches and artistic-aesthetic expressions unfolded between these three broad-brush categories.

The music itself should be judged irrespective of any putative political classifcation. The overall body of works composed in and for the GDR is remarkably varied and considerably different from West German music of that period. Although East Germany showed a strong interest in aesthetic positions and compositions originating in the West, the response to these impulses was far freer and less dogmatic, since there was no perceptible pressure from the Darmstadt and Donaueschingen schools. Yet the richness of East German musical cannot adequately be viewed through the narrow lens of the avantgarde alone. Unhindered by the type of discourse that dominated in West Germany, and against the backdrop of the political positioning set out above, many and varied compositional approaches developed. For example, the exploration of pitch organization produced intriguing and idiosyncratic results far beyond twelve-note technique and its derivatives. Notably, tonal thinking was never entirely abandoned. Particular attention should also be drawn to the use of aleatoric procedures, another typical feature of East German music. Undoubtedly, these characteristics were due not least to the GDR’s unique position, both geographically and aesthetically speaking, at the junction of East and West – acting as an artistic link between the two geopolitical poles.

This series is intended to make this music available again, to stimulate a more in-depth and considered engagement with the period in which it was written, and to bring its artistic qualities to life, thus highlighting its important role in European music history.

Felix Dietze

Translation: Elizabeth Robinson

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Vorwort der Erstausgabe (1977), aus dem Nachlass herausgegeben von der Akademie der Künste der Deutschen Demokratischen Republik:

In einem Schreiben an die Edition Peters kündigte Ottmar Gerster am 22. Mai 1969 an: „Die Oboensonate ist an sich fertig, ich werde sie womöglich noch im Sommer übersenden“. Dazu kam es jedoch nicht mehr, er verstarb am 31. August. Als Betreuerin des künstlerischen Nachlasses – er wurde im Jahre 1970 der Akademie der Künste der DDR übergeben – konnte ich nun nach geringfügigen Korrekturen, die sich aus offensichtlichen Schreibfehlern Gersters notwendig machten, die Übersendung des Manuskripts an Peters nachholen. „Es handelt sich um ein kleines Stück, eine Sonatine“, die, nicht schwierig zu nennen, besonders Studierenden reizvolle rhythmische und Artikulationsaufgaben bietet. Dafür, daß ein abgerundeter Vortrag bewußte, gleichberechtigte Partnerschaft beider Instrumente fordert, mag auch der Originaltitel „Sonatine für Piano und Oboe“ stehen.

Preface to the original publication (1977), edited posthumously by the Academy of Arts of the German Democratic Republic:

In a letter to Edition Peters, Ottmar Gerster announced on 22 May 1969: “The oboe sonata is essentially fnished, I might even send it this summer”. Actually, he never did send it, dying on 31 August. As the custodian of Gerster’s artistic estate – which was given to the Academy of Arts of the GDR in 1970 – I have now been able to make good on his promise by submitting a manuscript to Peters, with some minor corrections necessitated by obvious notation errors. “It is a small piece, a sonatina”, as Gerster stated, and, with its low level of diffculty, offers delightful rhythmic and articulation tasks particularly suited to students. A well-rounded performance further demands awareness of the equal partnership between both instruments, as possibly indicated by the piece’s original title, “Sonatine für Piano und Oboe”.

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Peters East German Library 1949–1990

Die lange und wechselvolle Geschichte der Edition Peters ist geprägt vom steten Willen, an der aktuellen Musik jeder Zeit teilzuhaben und diese in hochwertigen Ausgaben zur Verfügung zu stellen. Ein bedeutendes Kapitel dieser Geschichte sind auch die Jahre des geteilten Deutschlands und der damit verbundenen Teilung des Verlages.

Die Komponisten der VEB Edition Peters in Leipzig stellen mit ihrem Schaffen einen eigenen, wertvollen Beitrag nicht nur zur Identität des Verlags, sondern auch zur Kulturhistorie Europas dar. Ihre Werke sind in kompositorischer und ästhetischer Hinsicht vielgestaltig und zeichnen sich durch einen kommunikativen Gestaltungswillen im Kontext der gegebenen Möglichkeiten aus. Seine künstlerische Eigenständigkeit macht dieses Repertoire zu einer lohnenden Wiederentdeckung.

Throughout its long and eventful history, Edition Peters has consistently sought to support contemporary music, making it accessible in high-quality scores. The years in which Germany, and the publishing house itself, were divided between East and West form an important chapter in the company’s story.

The output of composers from the East German frm – then known as VEB Edition Peters, Leipzig – forms a unique and valuable part of the company’s identity and, more widely, of European cultural history. Their works are compositionally and aesthetically diverse, while sharing a communicative creative drive. The artistic independence of the music created in East Germany between 1949 and 1990 makes this repertoire well worth rediscovering.

Geschäftssitz der Edition Peters in der Leipziger Talstraße
The offces of Edition Peters in Talstraße, Leipzig
Photo © Irène Zandel

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