Henze OPFERGANG IMMOLAZIONE

Opfergang Immolazione dramatisches Gedicht von Franz Werfel in Musik gesetzt von Hans Werner Henze

f체r S채nger, Instrumentalisten und konzertierendes Klavier for singers, instrumentalists and piano concertante

Full Score

Chester Music

CH75020 ISBN 978-1-78038-738-3 Music setting by Raimonds Zelmenis Text © Copyright 1967 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main. All Rights Reserved. International Copyright Secured. Reprinted by Permission © 2013 Chester Music Ltd Published in Great Britain by Chester Music Limited Head office: 14–15, Berners Street, London W1T 3LJ England Tel +44 (0)20 7612 7400 Fax +44 (0)20 7612 7549 Sales and hire: Music Sales Distribution Centre, Newmarket Road, Bury St. Edmunds, Suffolk IP33 3YB England Tel +44 (0)1284 702600 Fax +44 (0)1284 768301 www.musicsalesclassical.com All Rights Reserved Printed in Great Britain No part of this publication may be copied or reproduced in any form or by any means without the prior permission of Chester Music Limited.

la somma sapïenza e ’l primo amore

Besetzung 2 Flöten

(1. auch Pikkolo) (2. auch Pikkolo u. Altflöte) 2 Klarinetten (1. auch Sopransaxophon) (2. auch Bassklarinette) 2 Oboen (2. auch Englisch Horn) Heckelphon 2 Fagotte (2. auch Kontrafagott) 2 Trompeten 2 Hörner Wagnertuba 2 Posaunen (1. Alt, 2. Tenor-Bass) Pauken Schlagzeug (siehe unten) Harfe Celesta Klavier Streicher

Schlagzeug (4 Spieler): I:

Vibraphon Glockenspiel Dunkler Gong Tiefes Bongo 5 Tomtoms Ratsche

II:

4 China Gongs Tiefes Tamtam Chocalho Tiefes Bongo Kleines hängendes Becken Kleine Trommel 2 chinesische Becken (klein, groß)

III:

Chocalho Krotalen 2 chinesische Becken (klein, groß) Kleine Trommel Großes hängendes Becken Tiefes Tamtam Tiefes Bongo

IV:

Marimba Glockenspiel Kleine Trommel Große Trommel Tiefes Bongo Großes Tomtom Großes chinesisches Becken Dunkler Gong

Die Partitur steht in C In dieser Partitur: Ein Vorzeichen gilt nur für die Note, vor der es steht. Ein Bindebogen wird durch eine horizontale Linie gekennzeichnet.

Opfergang Immolazione von Hans Werner Henze ist ein Auftragswerk der Accademia Nazionale di Santa Cecilia. Die Uraufführung wurde von Ian Bostridge (Der weiße und gepflegte Hund), John Tomlinson (Der Fremde), Roberto Valentini (Der Revierinspektor) und Mitgliedern des L’Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia mit Antonio Pappano, der die Aufführung vom Klavier aus leitete, am 10. Januar 2010 im Auditorium Parco della Musica in Rom gegeben.

Dauer: c.45 Minuten

Instrumentation 2 Flutes

(1. doubling Piccolo) (2. doubling Piccolo & Alto Flute) 2 Clarinets (1. doubling Soprano Saxophone) (2. doubling Bass Clarinet) 2 Oboes (2. doubling Cor Anglais) Heckelphone 2 Bassoons (2. doubling Contrabassoon) 2 Trumpets 2 Horns Wagner Tuba 2 Trombones (1. Alto, 2. Tenor-Bass) Timpani Percussion (see below) Harp Celesta Piano Strings

Percussion (4 Players): I:

Vibraphone Glockenspiel Large Gong Large Bongo 5 Tomtoms Ratchet

II:

4 China Gongs Large Tamtam Chocalho Large Bongo Small Suspended Cymbal Side Drum 2 Chinese Cymbals (small, large)

III:

Chocalho Crotales 2 Chinese Cymbals (small, large) Side Drum Large Suspended Cymbal Large Tamtam Large Bongo

IV:

Marimba Glockenspiel Side Drum Bass Drum Large Bongo Large Tomtom Large Chinese Cymbal Large Gong

Score in C In this score: An accidental applies only to the note it immediately precedes A tie is indicated by a horizontal line

Hans Werner Henze’s Opfergang Immolazione was commissioned by Accademia Nazionale di Santa Cecilia. It was given its premiere on 10 January 2010 at the Auditorium Parco della Musica, Rome, with Ian Bostridge (The White and Well-Groomed Dog), John Tomlinson (The Stranger), Roberto Valentini (The Police Inspector) with members of the Orchestra of the Academy of Saint Cecilia conducted from the piano by Antonio Pappano.

Duration: c.45 Minutes

Opfergang Immolazione Darsteller Der weiße und gepflegte Hund (Tenor) Der Fremde (Bass) Der Revierinspektor (Bariton) Vokalquartett (auch Polizisten, 2 Tenöre - 2 Bässe)

Vokalquartett

Der weiße und gepflegte Hund

Nächtliches Flussufer einer Stadt.

Mein Herr! – Mein Herr! Ich wusste es ja. Darum entsprang ich dem Fräulein und der feinen Kotelette – Nun bist du da, wie ich dich sah Im Traume oft. O, guter Schlafkorb, neben mächtigem Himmelbette! Da bist du ja, der groß am Himmel stand, Oder über die Baumwipfel hüpfte, die mir unsichtbar blieben. O, oftmals Gefährdeter! Am Teich, an steiler Felsenwand! –

Der Fremde Jetzt hinab die letzten Stufen, Zwischen drohenden Baracken – Unten klatschen schon die Planken Von den Wassern überspült. Lass die schlechten Huren rufen Zwischen Licht und Gitterzacken ... Nicht mehr trüben dich Gedanken, Und Gefühl ist ausgefühlt!

Vergaßest du, weißt nimmer die Nacht, Wo so viele Sterne dich bedrohten? Ich schützte dich vor den bösen Toten, Hielt gute Hauswacht.

So, nun sei es denn vollendet! Brüder haben mich geschlagen, Meine zarten Schwestern lachten, Und die Mutter spuckte aus.

Weißt? Wie du zum Wasser gestellt, Beim Steinwurf dich wild vorgebogen? Da hab ich gebellt Und Abhang und Welle waren dir gewogen.

Aber bist du auch verstoßen, Kannst du würdig dich erschließen, Bietend deine weltgeneigte, Harterfahrne Herzenslast. Doch ich bin nicht von den Großen, Nach dem Spiegel, der mich zeigte, Wütend meine Fäuste stießen. So war ich mir selbst verhasst.

So viele Blitze fallen durch den Raum, So viele Bäume stürzen beim Sturmtosen. Und meine großen, runden, tränenlosen Augen fürchten für dich von Traum zu Traum.

Bald zu ruhendem Gestade Treib’ ich in dem Flussgestöhne, Ohne Hässlichkeit und Schöne, Ohne Schwäche, ohne Kraft Walle ich die zarten Pfade, Von der ungebornen Güte, Unbewusstem Nacht-Gemüte Leichten Wirbels hingerafft. Aber eh’ ich mich zerstreue, Morgenröte, Ätherbläue – In das Hohe, in das Flache Bin ich noch nicht eingestimmt. So ich noch der Form mich freue, Werf’ ich von mir alle Reue, Und ich rufe: Rache, Rache .... Jauchzend bis ins Herz ergrimmt!!

Nun bist du da! Spür’ deinen Nachtgeruch, spür dein Gesicht! Nun wirst du Flocki rufen, den Einzigen in aller Welt erkennen. Und wirst mich gar mit einem fernen, niegehörten Namen nennen, Der mir wie süßes Feuer in die Seele bricht. Rufst du, rufst du mich nicht zu dir her? Mein Herzchen klopft. Ich zittre. Wirst mich nicht streicheln? Ich will mich in dein donnerndes Dasein schmeicheln, In Sonne spielen durch dich her. Du hebst die Hand, du pfeifst, greifst just ans Kinn. Die Stimme dein hebt an, die altgewaltig neue, Da bin ich, Herr mein Herr, da sterb’ ich vor dir hin!!

Der Fremde Wie er hässlich sich gebärdet, Blöd unbändig tanzt und hüpft, Immer heller näher schlüpft, Kläffend rings die Nacht gefährdet!

Vokalquartett Der weiße und gepflegte Hund Der kleine weiße Hund tritt auf.

Der Fremde Kommt dort nicht ein Hund gesprungen Über die verfallenen Steine? Eine schöne, edle Rasse Scheint er, weiß und wohlgepflegt. Und nun hält er, wie gezwungen, Schlank erzittern seine Beine – Spürt er mich in enger Gasse Warum bin ich aufgeregt?!

Was hält, was befällt mich, Was wirbelt mich hin? Ein Jauchzen zerschellt mich, Ich fühl es – Ich bin!! Nun mich zu vereinen, An mächtigem Ort! O könnte ich weinen, O wüsst’ ich ein Wort!

Der Fremde

Der Fremde

Kleines Luder, du wirst leben! Wenn am Abend Karusselle An dem alten Walzer schweben, Unter bunter Rampenschwelle.

Der Ton, mit dem der Vater mich gescholten, Als ich unschuldig aus der Schule kam, Der Hieb, der diesem Rücken nicht gegolten, Und den ich dennoch stumm entgegennahm. Das Wort, mit dem die Mädchen mich beschämten, Als ich vor Blau und Liebe überschmolz, Die Stunde, wo ich mich zu Gift zergrämte, Und eins ums andre hingab, Scham und Stolz! Und jenes Jahr, das meinen Tod besiegelt, Als erstes Wissen mich besprang. Ihr tausend kitzlig ungenannten Flammen! Du letztes auf der Welt, erhabene Wut!! Ich schlage euch um diesen Stein zusammen, Nun Stein, ....... triff gut!!

Kleines Luder, du wirst leben, Wenn ins Gold der Promenade Equipagen ohne Gnade Lautlos himmlisch sich verweben. Kleines Luder, du wirst leben, Wenn vor Türen Greise rauchen, Wenn aus fernstem Meer mit Beben Schiff und Blasmusiken tauchen. Kleines Luder, du wirst leben, Wenn im Zirkus Tricks erscheinen, Leben, wenn an Gitterstäben Arme Radfahräffchen weinen, Wo sich Stimm’ und Farb’ erheben, Kleines Luder, wirst du leben!

Vokalquartett Er verwundet das Hündlein!

Der weiße und gepflegte Hund (nachdem er sich dunkel, wimmernd erholt hat) Der weiße und gepflegte Hund Mein Herr, mein Herr, was sprichst du? Ich werde fliegen! Mich an dein raues Knie schmiegen! Wirst du mich dulden? Mach dein Reden nicht zu! Du wirst sehn! – Ich will dir Ehre machen, Deine Freunde werden meine Künste belachen. Ich will dir große Preise bringen. Weißt, ich kann springen.

Mir ist, wie wenn Daisy Klavier spielt schön. Und doch fiel ein Donner aus Himmelshöhn Und macht mir Schmerz. Hab nie solch bunte Sterne gesehn, Sie tanzen vor mir. Was ist geschehn? Meine Beine sind stumm? Mein Herz! Was ist, das weh vorüberflieht? Was kommt dies alles und sieht mich an? Was ist, dass ich nicht atmen kann? Wer hat mir das getan?!

Der Fremde Der Fremde Foxl!!

Vokalquartett Der weiße und gepflegte Hund springt rasend an ihm empor.

Dort zuckt ein Leben, klein im Kreis. Am Himmel schwillt ein Streifen weiß. Und eh’ der Streifen noch erlischt, Wohlan die eigene Form verwischt! Wohlauf sich frisch ins All gemischt, In Mond und Äther, Wolk’ und Gischt!!

Der Fremde Vokalquartett Als mein volles Leben an Mauern schlug, Keine Kraft mir half, nicht List und nicht Betrug, Und war doch geschaffen zur Freud, Zu freiem, atmendem Leid! Da wuchs es in mir groß mit jagenden Gesichten: Hier, diese Hand kann andern Schicksal sein, Die Rache, sie ist mein! Ward ich gerichtet, will auch ich richten, Ward ich vernichtet, will ich auch vernichten!! Ich nehme etwas hinüber, Meine Augen werden vor Entzücken trüber. Und meine Finger fühlen eine weiche Wut Und Sehnsucht nach rinnendem Blut.

Vokalquartett

Er springt auf das Landungsponton und steht ungeheuer, metallisch schwarz, vor dem Lichte der Nacht. Der weiße und gepflegte Hund kriecht wundersam zu ihm.

Der weiße und gepflegte Hund Warst du’s, der es dem Donner befahl? – Wer will uns trennen? – O Qual! Doch du bist groß, du wirst mich halten In deines Hauchs gleichmäßigen Gewalten. Komm heb mich auf, Zu deines Atmens Windlauf! Dass an dem schwellend treuen Ton Ich müdes Tier entträume schon.

Er gibt dem Hund einen Fußtritt, dass dieser zurückfährt. Der Fremde Der weiße und gepflegte Hund Ach, ich verdiene Strafen, Ich bin nicht von den Braven, Frech war ich und vermessen, Bin traurig, will nichts essen.

Ah, mein Symbol! O witzige Todesstunde! In dir, mein Hund, erkenn ich mich im Grunde. Schlich ich nicht auch zu jenen Mörderhänden Liebkosend hin, als sollten sie es wenden? Doch ich bin gut. – Ich werde dich ersaufen!

Sieh mich nicht an mit ungeheurem Blick, Der furchtbar deinem Wesen eigen. Ich will dir schon das Leben zeigen. Treue für Treue, Schicksal um Geschick!!

Vokalquartett Er hebt den Hund hoch empor, streckt ihn gegen die Sterne, erwürgt ihn und schleudert ihn weit hinaus ins Wasser. Er bleibt vorgebeugt, die Hände zum Sprung nach rückwärts, in die Nacht hineinhorchend, unbeweglich.

Des Hündleins Geist vom Wasser her Nun bin ich aufgetan In tiefes Blau und Gold, Süßes, was ich gewollt, Sixt es, da schwebt’s heran. Dass ich gestorben bin, Jetzt kann ich es verstehn. Ich bin, ich bin nicht hin, Ich werde dich umwehn.

Der Revierinspektor Hier zu brüllen, hier zu wüten, Find ich einfach unerhört. Denn ich muss die Ordnung hüten, Dass mir nichts die Ruhe stört. Gehen Sie, ich bin empört!!

Der Fremde Mensch, Sie kommen mir gelegen. Meine Brust ist allzuvoll, Mich durchjagen Wolken toll. Bitte ziehen Sie den Degen, Kalt mir auf den Leib zu rücken. Wonne wär’s, ihn zu zerstücken!

Der Revierinspektor Wüstling, sind Sie denn betrunken, Spricht man so zur Obrigkeit?!

Der Fremde Ja, und mein Wesen weit, Das jetzt in alles kann, Füllt ihn bis oben an. Horch, wie er schreit!!

Auf dem Helm ein roter Funken Ärgert mich die ganze Zeit. Ist auch bübisch, was ich tue, Schafft es meinem Auge Ruhe!

Der Fremde Vokalquartett Ist’s ein unterirdisch Lärmen, Das mir jetzt den Sprung verwehrt? Müssen meine Ohren schwärmen Schon dem Tode abgekehrt?

Er reißt dem Revierinspektor die Pickelhaube vom Kopf.

Der Fremde Des Hündleins Geist Nun liegt der kleine Hund Auf grauem Wassergrund. Sticht ihn ein Untier an, Hat es mir nichts getan. Wohin bin ich geschwellt? Ach, unsere Lebenswelt Ist voll von meinen jauchzenden Gefühlen!!

Mit den gichtisch-schnapserschlafften Fingern willst du mich verhaften? Heute, wo zum erstenmal Welt sich mir zu Füßen faltet, Im Triumph von mir gestaltet, Wo ein neubarbarischer Strahl Mir aus allen Gliedern spritzt?

Der Revierinspektor Der Fremde War ich verrückt? Was hab ich getan? Einen windigen Hund Brachte ich um. Doch ist mir unendlich zum Lachen! Unbekannte Frechheit fasst mich an, Dass ich mich vor Tat nicht halten kann. Mit den Fingern möcht’ ich Nobles packen, Im Triumph, was mich verhöhnte, knacken!

Herr, wie Sie, bin ich gewitzt. Lernens meine List begreifen! Pfeife ist ja da zum Pfeifen.

Vokalquartett Auf einen Schlag kommen vier Polizisten hereingelaufen.

Der Revierinspektor Des Hündleins Geist Fühlst du, fühlst du jetzt, Freude, Lust, Unendliches?! Schreite, lache, schlage im Sturm! Ich starb für dich. – Nun fügt uns stürzend, Stärke des Lebens!

Vokalquartett Der Revierinspektor tritt auf.

Auf ihn, Haltet ihn, Lasst ihn nicht, Das Diebsgesicht, Lasst ihn nicht entfliehn.

Die vier Polizisten (Vokalquartett) Drauf und dran! Auf den Mann! Wir kriegen dich, Wir biegen dich!

Wir fassen ihn, Wir lassen ihn, Den Schurken, nicht entfliehn!

Wollte denken, wollte wissen, Statt ins Wetter mich zu mischen Wollt’ ich dich im Wort erwischen.

( Die Polizisten dringen, vom Revierinspektor fuchtelnd angeeifert auf den Fremden ein. Der Fremde, bis zu den Knien im Wasser, rafft Steine auf, und schleudert sie gegen die Polizisten. Die Polizisten schießen.

Des Hündleins Geist

Der Fremde hat mit den Steinen den an den Rand gespülten Kadaver des Hundes aus dem Wasser gerissen. Er trifft mit der Hundsleiche den Revierinspektor. Dieser schreit kläglich. Der Fremde ist in ein Boot gesprungen und stemmt schon das Ruder gegen die Uferverkleidung. Der Revierinspektor hält plötzlich eine elektrische Taschenlampe mit starkem Reflektor hoch, die alle Bewegungen des Fremden kreisrund beleuchtet. Das Schießen wird infolgedessen heftiger.)

Der Fremde

Wann wirst du auferstehn? O, jüngster Tag! O, Wiedersehn!

Ach, sie müssen dich verfehlen Alle abgeschlossnen Seelen! Und wer Rechnung führt und Gründe,

Der Fremde / Des Hündleins Geist Und wer sagt, dass er verstünde, Ist der Ausbund aller Sünde. (er ist gelandet und entweicht)

Der Fremde (schon ans andere Ufer stoßend) Des Hündleins Geist vom letzten Firmament Wie die Kugeln um mich jagen, Blitze frisch ins Wasser schlagen, Fühle ich mich schon gerettet, Grenzenlos in Welt gebettet.

Des Hündleins Geist (schon entrückter) Geliebter, Geliebter, du siegst! Ich siege mit dir. Die Welt ist voll Wonne, Dir und mir.

Geliebter, den ich nicht verlor, Ich weiß dich nicht mehr. Doch leb ich hier so sehr, Und ahne von Erden her Wettrennen golden und Kirchenchor. Als ich einmal stand Vor meines Fräuleins Haus, Ging die Sonne unter, Und ein Leierkasten spielte was. Man sagte dazu: Sextett aus Lucia di Lammermoor. Und auch dies entspringt hier und fließt. Ich weine mit allen Seelen ...

Der Fremde Denn die Liebe, die Liebe fängt an. Und aus meinem alten, tauben Herzen jauchzt ein neuer Glauben: Gott, ich war dir so entrissen,

ENDE

Sacrifice Dramatis Personæ The White and Well-Groomed Dog (Tenor) The Stranger (Bass) The Police Inspector (Baritone) Vocal Quartet (also Policemen, TTBB)

Vocal Quartet

The White and Well-Groomed Dog

An urban riverbank at night.

Sir! – Good sir! I knew it. That’s why I ran from my mistress and her gourmet chop – And now you’re here, just as I often saw you In my dreams. O good dog basket next to the huge four-poster bed! There you are, you who stood, vast, against the sky Or jumped over treetops that remained unseen by me. O oft-endangered master! By the pond, by the sheer cliff face!

The Stranger Now down the final steps Between the threatening huts – Down there the boards already splash, Washed over by the waters. Then let the wicked whores shout out Between the light and jagged latticework… Now thoughts no longer cloud your brow, And feelings can be felt no more. And so let it be done! My brothers used to beat me. And my gentle sisters laughed. My mother spat at me. If you have been cast out as well, You yet can prove your worth By offering up your heart’s great burden, A worldly burden tempered by experience. But no great man am I. For in my rage my fists would beat Against the mirror that reflected me. And so I felt but hatred for myself. Soon to the restful strand I'll drift ensorcelled by the river's moan, Bereft of ugliness and beauty, Bereft of weakness, void of strength I walk these yielding paths, Borne hence by unborn goodness And by barely conscious night-time mood Of insubstantial turmoil. And yet before I grow diffuse In russet dawn and empyrean blue – I’m yet to be attuned To all that’s high or flat. And while I still enjoy my human form, I cast aside remorse And call: Revenge, revenge… Exulting in grim-hearted rage.

Have you forgotten, do you not know the night When you were threatened by so many stars? I protected you from the evil dead And kept a good watch over your house. Do you know? How you faced the water, Bending wildly forwards while throwing a stone? I barked And slope and wave were well disposed to you. So many lightning flashes fall through space, So many trees are felled by raging storms. And my large round tearless eyes Are afraid for you from dream to dream. And now you're here! I sense your night-time smell, your face! You’ll now call Flocki, recognise the only one in all the world And even call me by a distant name that no one’s heard before, A name that breaks into my soul like sweet-toothed fire. Are you calling, are you not calling me to you? My little heart is beating. I am trembling. Won’t you stroke me? I’ll nuzzle into your thunderous life, Play in the sun through you. You raise your hand, you whistle, clasp your chin. Your voice is raised, a new voice, yet commanding as of old. Here I am, master, my master! I die before you!!

The Stranger How hideous his behaviour! With what foolish unconstraint he hops and dances, Creeping ever closer, Threatening the night around us with his yapping.

The White and Well-Groomed Dog Vocal Quartet The little white dog enters.

What holds and grips me, Whirling me along? A shout of jubilation dashes me to pieces. I feel it – I am!!

The Stranger Isn’t that a dog that’s jumping Over those fallen stones? He seems a splendid thoroughbred, White and very well groomed. And now he stops, as if compelled, His thin legs tremble – He senses me in this narrow passage – Why am I so troubled?!

To join together now In some place of power! Oh, if only I could weep! Oh, if only I knew the right word!

The Stranger

The Stranger

You little minx, you’ll live When merry-go-rounds revolve Of an evening to the strains of an ancient waltz Beneath the colourful tread board.

The tone of voice with which my father called me names When, innocent, I came back home from school, The blow my back did not deserve But which I mutely bore, The words with which the girls made fun of me Whenever I melted with blue and love, The hour when my grief was turned to bile And one by one I gave up shame and pride! And then that year that sealed my death When early knowledge covered me. You thousand ticklish unnamed flames! You last thing in this world, exalted rage! I’ll beat you up for the sake of this stone. Now, stone! Strike home!

Little minx, you’ll live When carriages ruthlessly, Noiselessly, celestially merge With the gold of the promenade. Little minx, you’ll live When old men smoke outside their doors And when upon the furthest ocean ships And brass bands rise up with a shudder. Little minx, you’ll live When tricks appear at circuses, You’ll live when wretched monkey cyclists Weep by the bars of their cages And voice and colour are raised, Little minx, you’ll live!

Vocal Quartet He injures the dog.

The White and Well-Groomed Dog (after he has recovered, dark and whimpering) The White and Well-Groomed Dog My master, my master, what are you saying? I’ll fly! Nestle against your rough knee! Will you put up with me? Don't stop talking! You’ll see! – To you I'll be a credit, Your friends will laugh at all my tricks. For you I’ll win great prizes. You know that I can jump.

It’s like Daisy playing the piano, which she does so well. And yet a bolt of thunder fell from heaven’s heights And causes me great pain. I’ve never seen such brightly coloured stars. They’re dancing there in front of me. What happened? My legs are mute? And my heart! What is it flying past so painfully? Where has all this come from? Why does it affect me? Why can’t I breathe? Who’s done this to me?!

The Stranger The Stranger Foxl!

Vocal Quartet The White and Well-Groomed Dog jumps up at him in his fury.

There a life twitches, small, in a circle, A streak swells, white, in the sky. And before the streak fades away, Well then, it obscures its own form! Freshly merging with the universe, With moon and ether, clouds and spray!

The Stranger Vocal Quartet When my life, replete, struck walls, No strength could help me, nor could cunning or deception, And yet I was made for pleasure, For free and breathing sorrow! I swelled then with fleeting visions: Here, this hand can shape the fates of others, Revenge is mine! If I was judged, I mean to judge in turn. If I was once destroyed, then I too shall destroy! I’m taking something to the other side, My eyes grow dimmer in my ecstasy. My fingers feel a gentle rage And long for streams of blood.

Vocal Quartet

He leaps on to the floating jetty and stands there, monstrous, Metallic black, against the light of the night. The White and Well-Groomed Dog crawls over to him, wondrous to behold.

The White and Well-Groomed Dog Was it you who made it thunder? – Who wants to part us? – O torment! But you are great, you'll hold me In your breathing’s powerful beat. Come, raise me up To the cowl of your breathing, So that at the swelling, true-toned note I, a weary beast, may start to dream.

He gives the dog a kick, so that it starts backwards. The Stranger The White and Well-Groomed Dog Oh, I deserve to be punished, No one could call me good, I was cheeky and presumptuous, Am sad, don’t want to eat.

Ah, my symbol! O laughter-laden hour of death! In you, my dog, I see myself. Did I too not creep to those murderers’ hands, Caressing, as if they could avert it? But I am good. – I shall drown you! Don’t look at me with those dreadful eyes, Eyes which, terrible, are so typical of your whole nature. I shall show you life. Devotion for devotion, destiny for fate!

Vocal Quartet

The Stranger

He lifts up the dog, holding it out towards the stars, then strangles it and hurls it far out into the water. He remains leaning forward, his hands behind him, ready to jump, listening to the night, immobile.

Hey, you’ve come at just the right time. My heart is overflowing. Insanely, the clouds are driving me along. Please draw your knife And strike me down in cold blood. It would be sheer joy if you dismembered my body!

The Little Dog’s Ghost from the Water Now I am opened up To sea-deep blue and gold, The sweetness that I wanted, Do you see, comes floating here. Only now can I understand That I died. I am, I am not gone, I shall waft around you. Yes, and my being, ranging wide And now able to enter everything, Fills him right up to the top. Listen to him screaming!

The Police Inspector You profligate, are you drunk? Is this how you speak to a man in my position?

The Stranger On your helmet a red spark Has always annoyed me. Although what I’m doing is childish, It brings relief to my eyes!

Vocal Quartet The Stranger Is it a sound from beneath the earth That prevents me now from leaping? Must my ears enthuse When already turned to death?

The Little Dog’s Ghost Now the little dog lies On the river’s grey bed. If a monster attacks him, It will cause me no pain. Where have I gone, swelled up? Ah, our world of life Is full of my jubilant feelings!!

He tears the spiked helmet from the Police Inspector’s head.

The Stranger Do you mean to arrest me With your gouty, brandy-enfeebled fingers? Today, when for the first time The world unfolds at my feet, Forged by me in triumph, Where a newly barbaric ray Pours forth from all my limbs?

The Police Inspector Sir, like you I’m cunning. Learn to grasp my guile. My whistle is meant to be blown.

The Stranger Was I insane? What have I done? I have killed A dodgy dog. And yet I’ve an endless desire to laugh! Unknown effrontery seizes hold of me So that I cannot stop myself from acting. With my fingers I want to seize something noble, Triumphantly crush what mocked me!

The Little Dog’s Ghost Do you feel, do you now feel Joy, delight, the infinite?! Stride along, laugh, strike out in the storm! As we fall, you create us anew, Strength of life.

Vocal Quartet The Police Inspector enters.

The Police Inspector To bellow and to rage here Is something I find quite outrageous. For I have to maintain order So that nothing disturbs my peace and quiet. Be off with you, I’m scandalized!

Vocal Quartet Suddenly four policemen come running in.

The Police Inspector After him, Stop him, Don’t let him go, The thieving wretch, Don’t let him escape.

The Four Policemen (Vocal Quartet) Let him have it! After that man! We’ll grab you, We’ll nab you! We’ll seize him, We’ll not let The scoundrel escape! (The Policemen go for the Stranger, egged on by the Police Inspector, who gesticulates wildly. The Stranger, up to his knees in water, picks up stones and throws them at the Policemen. The Policemen shoot at him. From the water the Stranger has snatched up not only stones but also the body of the dog that has been washed ashore at this point. He hits the Police Inspector with the dead dog. The Police Inspector screams pitifully. The Stranger has leapt into a boat and is already rowing towards the opposite bank. The Police Inspector suddenly

holds up an electric torch with a powerful reflector that lights up all the Stranger’s movements. As a result the shooting intensifies.)

The Stranger (already reaching the opposite bank) Just as the bullets fly around me And lightning freshly strikes the water, So I feel I’m already saved, Nestling in a boundless world.

The Stranger Ah, all the separate souls Must miss you! And he who keeps account and lists his reasons,

The Stranger / The Little Dog’s Ghost And he who says that he understands Is the very embodiment of sin. (He has landed and now makes good his escape.)

The Little Dog’s Ghost (already more otherworldly) The Little Dog’s Ghost from the Highest Heavens Beloved, beloved, you are victorious! I am victorious with you. The world is full of bliss For you and me.

Beloved, whom I did not lose, No longer do I know you. And yet I live so intensely here And from the earth I sense A race that is golden and a church choir.

The Stranger And from my old deaf Heart a new faith emerges rejoicing: God, I had been snatched so far away from you, I wanted to think and wanted to know. Instead of meddling with the weather, I wanted to catch you with words.

Once, when I was standing Outside my mistress’s house, The sun was setting And a barrel organ was playing something. People said it was The sextet from Lucia di Lammermoor. And this too arises here and flows out. I weep with all the souls…

The Little Dog’s Ghost

For love, love begins.

When will you rise up from the dead? O Day of Judgement! O reunion!

The End

Hans Werner Henze Opfergang Am Rand einer Großstadt, bei Mitternacht, begegnen sich ein entlaufener, offenbar aus guten Verhältnissen stammender Hund und ein wilder Mann auf der Flucht. Aus dessen Monologen geht hervor, dass er eine schwierige und demütigende Zeit hinter sich hat – es liegen Dunkelheiten hinter ihm; er leidet Unsägliches, Bitterkeit, Einsamkeit und Not sprechen aus seinen Worten. Aber nie werden wir erfahren, was die eigentlichen Gründe für seine leidvolle Existenz gewesen sind, die immer noch andauern. Verfolgt von einer Gruppe Polizisten, bringt der Fremde in seiner Not und Panik das Hündchen um. Ab nun sinkt er, der Mörder, um Wesentliches von einer qualitativen Etage auf eine tiefere hinab. Einerseits geht die Musik aufwärts (für die Himmelfahrt unseres Hündchens), andererseits hinab in die unergründlichen Tiefenzonen in der Seele des Fremdlings. Franz Werfel ermöglicht dem Leser (und nun auch mir, dem Komponisten) mehrere Lesarten. Schon seit den frühen fünfziger Jahren habe ich mich mit dem Plan getragen, sein „Dramatisches Gedicht“ Das Opfer mit Musik zu versehen. Nun ist, dank des Auftrags des römischen Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, dieser Traum wahr geworden. © Hans Werner Henze

Hans Werner Henze Sacrifice At the edge of a city, at midnight, a stray dog from what was evidently a good home encounters a distraught man on the run. It emerges from the latter’s monologues that he has survived a difficult and humiliating period that is none the less shrouded in obscurity. He suffers unspeakably, and everything he says tells of bitterness, loneliness and distress. But we never discover the actual reasons for his pain, only that those reasons still exist. Pursued by a posse of policemen, the stranger kills the little dog in his distress and panic. A murderer, he now sinks appreciably from one qualitative level to another. On the one hand, the music ascends (for the ascension of our little dog), while on the other it descends into the unfathomable depths of the stranger’s soul. Franz Werfel makes it possible for his reader (and also for me, the composer) to read his poem on various levels. I have wanted to set his ‘dramatic poem’ The Sacrifice to music since the early fifties. This dream has now come true thanks to a commission from the Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rome. © Hans Werner Henze

1. Abteilung Lugubre q = 76

OPFERGANG IMMOLAZIONE

5 3 #œ œ #œ œ #œ œ œ œ #œ œ #œ Nœ #œ œ #œ œ #œ œ bœ œ #œ œ œ Nœ 1 & 4 œ œ #œ œ #œ Nœ f Flöte Altflöte 5 5 5 5 5 5 3 b œ # œ œ b œ # œ 2 & 4 œ # œ œ œ # œ N œ # œ œ œ #œ #œ #œ #œ Nœ #œ œ bœ œ œ œ #œ œ #œ œ f 3 ∑ ∑ Klarinette 1.2 & 4 5

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Hans Werner Henze

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© 2013 Chester Music Ltd.

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