Zechlin KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER

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Peters

ZECHLIN

Konzert

für Klavier und Orchester

Partitur

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RUTH ZECHLIN

Konzert

(1974) für Klavier und Orchester

Partitur (Autograph-Edition)

LEIP ZI G L ONDO N NE W YOR K

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VORWORT

Die in der Deutschen Demokratischen Republik entstandene und erschienene Musik ist ein bedeutendes Kapitel der europäischen Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Reihe Peters East German Library 1949–1990 bietet eine vielfältige Auswahl von Werken dieser Periode, die zu Unrecht dem Vergessen oder der Missachtung anheimgefallen sind.

Musik entsteht nie raum- und zeitlos, sondern wird immer auch durch die historischen Rahmenbedingungen ihrer Entstehung beeinflusst und geprägt. Der daraus erwachsende spezifische Charakter lässt sich durch ein tieferes Verständnis jener Bedingungen verständlich machen. Die in dieser Reihe veröffentlichten Werke und ihre Eigenheiten sind historisch klar durch Raum- und Zeitgrenzen definiert und charakterisiert. Doch eröffnet sich in diesen Grenzen ein weit größeres Feld an Ausdrucksmöglichkeiten als die pure Trennung zwischen Musik im Dienste des Staates und in Opposition zum Staat.

Die Lebensrealität von Komponistinnen und Komponisten in der DDR war zwar zweifellos durch das repressive Staatswesen grundlegend definiert. Doch suchte und fand man individuelle Wege, mit dem gegebenen System umzugehen. Dabei bedeutete Nähe zum Regime nicht automatisch willfährige Staatskunst. Genauso wenig kann Musik, die sich offiziellen Vorgaben enthielt oder ihnen auswich, per se als widerständig charakterisiert werden. Man muss die ästhetische Nähe vieler Werke zur Doktrin des Sozialistischen Realismus in den ersten Jahren der DDR als ernsthaften Beitrag zum Aufbau einer vermeintlich besseren Gesellschaft werten, der durch die vielfältigen Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges motiviert wurde. Zugleich gab es eine stetig wachsende Zahl von Schaffenden, die durch das Abweichen vom vorgegebenen Pfad oft nur allzu provokativ ihre ästhetische Widerständigkeit mittels ihrer Musik herausstellten, um gegen das Regime Stellung zu beziehen. Wieder andere versuchten, sich weitestgehend ungebunden zu äußern, sodass sich ihre Werke sich nicht zwangsläufig in die kulturpolitischen Grabenkämpfe einreihen lassen. Es gab demnach Musik für, wider und auch trotz des Staates. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass sich im Spannungsfeld dieser pauschalisierenden Kategorien ein in feinste Nuancen untergliedertes Netz individueller kompositorischer Ausprägungen und künstlerisch-ästhetischer Äußerungen entfaltete.

Die Musik selbst sollte unabhängig von ihrer möglichen politischen Zuordnung beurteilt werden. Der Gesamtbestand der in der und für die DDR entstandenen Werke ist bemerkenswert vielgestaltig und hebt sich deutlich von der westdeutschen Musik aus jenen Jahren ab. Zwar war die Rezeption der ästhetischen Positionen und der kompositorischen Werke aus dem Westen intensiv. Die Umsetzung fiel jedoch durch den in der DDR kaum spürbaren Druck der Darmstädter und Donaueschinger Schule freier und undogmatischer aus. Zugleich lässt sich das reichhaltige musikalische Schaffen der DDR mit dem bloßen Blick der Avantgarde nicht angemessen fassen. Losgelöst von den bestimmenden westdeutschen Diskursen und eingebettet in die beschriebenen Möglichkeiten, die eine Positionierung in der DDR bedingte, entwickelten sich vielfältige kompositorische Ansätze. Allein der Umgang mit dem Tonvorrat brachte jenseits der Zwölftontechnik und deren Weiterentwicklungen interessante und eigenwillige Ergebnisse hervor, in denen beispielsweise auch tonales Denken nie ganz aufgegeben wurde. Als ein weiteres besonderes Merkmal der Musik in der DDR sei auf den vielgestaltigen Einsatz von aleatorischen Verfahren hingewiesen. Nicht zuletzt bedingte ihre zweifellos historisch einzigartige Position die besonderen Eigenarten dieser Musik – sowohl geographisch wie ästhetisch zwischen Ost und West stehend, vermittelnd als künstlerisches Scharnier zwischen den beiden weltpolitischen Polen. Die vorliegende Editionsreihe soll diese Musik wieder erfahrbar machen, zu einer intensiveren und differenzierteren Auseinandersetzung mit ihrer Zeit anregen und ihre künstlerischen Qualitäten hörbar machen, um sie letztlich als wichtigen Teil der europäischen Musikgeschichte herauszustellen.

Felix Dietze

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PREFACE

Music composed and published in East Germany under Communist rule, when the country was officially known as the German Democratic Republic (GDR), forms a significant chapter in 20thcentury European cultural history. Peters East German Library 1949–1990 presents a rich variety of works from this period which have unjustly been forgotten or dismissed.

Music is never created in a vacuum but always influenced and shaped by the historical circumstances surrounding its composition. A deeper appreciation of these circumstances can help us better understand the specific character of the works that emerge from them. The music in this series exhibits distinctive qualities which, historically speaking, can be clearly defined in terms of geographic and temporal limits. Within these limits, however, there was a far broader field of expressive possibilities than a simple dichotomy between music in the service of the state and that written in opposition to it.

Undoubtedly the reality of life for composers in the GDR was fundamentally defined by the repressive state system, but they found individual ways of dealing with this reality. Closeness to the regime did not automatically create ‘state art’ in ready compliance with official policy. By the same token, music that eschewed or circumvented official guidelines cannot per se be regarded as constituting an act of resistance During the early years of the GDR, the aesthetic proximity of many works to the doctrine of Socialist Realism must be understood as an earnest attempt to help build a supposedly better society, motivated by a variety of individual experiences during the Second World War. At the same time, a constantly growing number of composers, by deviating from the prescribed path, sought to emphasize their aesthetic opposition through their music – often provocatively so – in order to take a stand against the regime. Finally, there were also composers who endeavoured to maintain as independent a voice as possible, meaning that their works cannot necessarily be classed as belonging to one side or the other in this trench warfare of cultural politics. In short, there was music for, against, and despite the state. It is important to note, however, that a highly nuanced web of individual compositional approaches and artistic-aesthetic expressions unfolded between these three broad-brush categories.

The music itself should be judged irrespective of any putative political classification. The overall body of works composed in and for the GDR is remarkably varied and considerably different from West German music of that period. Although East Germany showed a strong interest in aesthetic positions and compositions originating in the West, the response to these impulses was far freer and less dogmatic, since there was no perceptible pressure from the Darmstadt and Donaueschingen schools. Yet the richness of East German musical cannot adequately be viewed through the narrow lens of the avantgarde alone. Unhindered by the type of discourse that dominated in West Germany, and against the backdrop of the political positioning set out above, many and varied compositional approaches developed. For example, the exploration of pitch organization produced intriguing and idiosyncratic results far beyond twelve-note technique and its derivatives. Notably, tonal thinking was never entirely abandoned. Particular attention should also be drawn to the use of aleatoric procedures, another typical feature of East German music. Undoubtedly, these characteristics were due not least to the GDR’s unique position, both geographically and aesthetically speaking, at the junction of East and West – acting as an artistic link between the two geopolitical poles.

This series is intended to make this music available again, to stimulate a more in-depth and considered engagement with the period in which it was written, and to bring its artistic qualities to life, thus highlighting its important role in European music history.

Translation: Elizabeth Robinson

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Komponiert im Auftrag des Magistrats von Groß-Berlin und des Staatlichen Komitees für Rundfunk.

NOTATIONSHINWEISE

Einsätze in wechselnden Stimmgruppen + Einsätze in einer Stimmgruppe (Y nach Belieben -f- 1 (, Ton höher ¼ Ton tiefer f höchster Ton t zwischen Steg und Saitenhalter 1ft Arpeggio zwischen Steg und Saitenhalter ..._ auf dem Steg auf dem Saitenhalter + mit Fingerspitze auf Decke schlagen r, V schneller Bogenwechsel

NV langsames Vibrato mit 1J, Ton-Frequenzdifferenz letzte Figur wiederholen

c::::J-- Segment wiederholen

-cr::ttJD repet. accelerando molto pJJ>"" repet. ritardando mol to

Vorzeichen gelten nur für die unmittelbar folgende Note.

ORCHESTER

2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten in B, 2 Fagotte 4 Trompeten in C, 4 Posaunen, Tuba, Pauken

Schlagwerk

5 Tempelblocks, 3 Bongos, 3 Tom-Toms, Holzblock Kleine Trommel, Große Trommel. Becken a2, 3 hängende Becken Peitsche, Vibraphon, Kastagnetten, Tamburin, Tamtam Streicher

Aufführungsdauer ca. 19'

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Edition Peters

For more than 200 years, Edition Peters has been synonymous with excellence in classical music publishing. Established in 1800 with the keyboard works of J. S. Bach, by 1802 the company had acquired Beethoven’s First Symphony. In the years following, an active publishing policy enabled the company to expand its catalogue with new works by composers such as Brahms, Grieg and Liszt, followed in the 20th century by Richard Strauss, Arnold Schoenberg and John Cage.

Die lange und wechselvolle Geschichte der Edition Peters ist geprägt vom steten Willen, an der aktuellen Musik jeder Zeit teilzuhaben und diese in hochwertigen Ausgaben zur Verfügung zu stellen. Ein bedeutendes Kapitel dieser Geschichte sind auch die Jahre des geteilten Deutschlands und der damit verbundenen Teilung des Verlages.

Die Komponisten der VEB Edition Peters in Leipzig stellen mit ihrem Schaffen einen eigenen, wertvollen Beitrag nicht nur zur Identität des Verlags, sondern auch zur Kulturhistorie Europas dar. Ihre Werke sind in kompositorischer und ästhetischer Hinsicht vielgestaltig und zeichnen sich durch einen kommunikativen Gestaltungswillen im Kontext der gegebenen Möglichkeiten aus. Seine künstlerische Eigenständigkeit macht dieses Repertoire zu einer lohnenden Wiederentdeckung.

Today, with its offices in Leipzig, London and New York publishing the work of living composers from around the world, Edition Peters maintains its role as a champion of new music. At the same time, the company’s historic and educational catalogues continue to be developed with award-winning critical and pedagogical editions.

Throughout its long and eventful history, Edition Peters has consistently sought to support contemporary music, making it accessible in high-quality scores. The years in which Germany, and the publishing house itself, were divided between East and West form an important chapter in the company’s story.

Seit über 200 Jahren steht die Edition Peters für höchste Qualität im Bereich klassischer Notenausgaben. Gegründet im Jahr 1800, begann der Verlag seine Tätigkeit mit der Herausgabe von Bachs Musik für Tasteninstrumente. Schon 1802 kamen die Rechte an Beethovens erster Sinfonie hinzu. In der Folgezeit wuchs der Katalog um neue Werke von Komponisten wie Brahms, Grieg und Liszt sowie – im 20. Jahrhundert – Rich ard Strauss, Arnold Schönberg und John Cage.

The output of composers from the East German firm – then known as VEB Edition Peters, Leipzig – forms a unique and valuable part of the company’s identity and, more widely, of European cultural history. Their works are compositionally and aesthetically diverse, while sharing a communicative creative drive. The artistic independence of the music created in East Germany between 1949 and 1990 makes this repertoire well worth rediscovering.

Als Verleger zahlreicher zeitgenössischer Komponisten aus aller Welt ist die Edition Peters mit ihren Standorten Leipzig, London und New York auch weiterhin Anwalt neuer Musik. Zugleich wird das Verlagsprogramm im klassischen wie im pädagogischen Bereich kontinuierlich durch vielfach preisgekrönte Ausgaben erweitert.

The offices of Edition Peters in Talstraße, Leipzig Geschäftssitz der Edition Peters in der Leipziger Talstraße
Geschäftssitz der Edition Peters in der Leipziger Talstraße
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