Zechlin SITUATIONEN

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Situationen

für Orchester

Partitur (Autograph-Edition)

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RUTH ZECHLIN

Situationen für

Orchester

(1980)

Partitur (Autograph-Edition)

POD PETERS on demand

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VORWORT

Die in der Deutschen Demokratischen Republik entstandene und erschienene Musik ist ein bedeutendes Kapitel der europäischen Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Reihe Peters East German Library 1949–1990 bietet eine vielfältige Auswahl von Werken dieser Periode, die zu Unrecht dem Vergessen oder der Missachtung anheimgefallen sind.

Musik entsteht nie raum- und zeitlos, sondern wird immer auch durch die historischen Rahmenbedingungen ihrer Entstehung beeinflusst und geprägt. Der daraus erwachsende spezifische Charakter lässt sich durch ein tieferes Verständnis jener Bedingungen verständlich machen. Die in dieser Reihe veröffentlichten Werke und ihre Eigenheiten sind historisch klar durch Raum- und Zeitgrenzen definiert und charakterisiert. Doch eröffnet sich in diesen Grenzen ein weit größeres Feld an Ausdrucksmöglichkeiten als die pure Trennung zwischen Musik im Dienste des Staates und in Opposition zum Staat.

Die Lebensrealität von Komponistinnen und Komponisten in der DDR war zwar zweifellos durch das repressive Staatswesen grundlegend definiert. Doch suchte und fand man individuelle Wege, mit dem gegebenen System umzugehen. Dabei bedeutete Nähe zum Regime nicht automatisch willfährige Staatskunst. Genauso wenig kann Musik, die sich offiziellen Vorgaben enthielt oder ihnen auswich, per se als widerständig charakterisiert werden. Man muss die ästhetische Nähe vieler Werke zur Doktrin des Sozialistischen Realismus in den ersten Jahren der DDR als ernsthaften Beitrag zum Aufbau einer vermeintlich besseren Gesellschaft werten, der durch die vielfältigen Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges motiviert wurde. Zugleich gab es eine stetig wachsende Zahl von Schaffenden, die durch das Abweichen vom vorgegebenen Pfad oft nur allzu provokativ ihre ästhetische Widerständigkeit mittels ihrer Musik herausstellten, um gegen das Regime Stellung zu beziehen. Wieder andere versuchten, sich weitestgehend ungebunden zu äußern, sodass sich ihre Werke sich nicht zwangsläufig in die kulturpolitischen Grabenkämpfe einreihen lassen. Es gab demnach Musik für, wider und auch trotz des Staates. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass sich im Spannungsfeld dieser pauschalisierenden Kategorien ein in feinste Nuancen untergliedertes Netz individueller kompositorischer Ausprägungen und künstlerisch-ästhetischer Äußerungen entfaltete.

Die Musik selbst sollte unabhängig von ihrer möglichen politischen Zuordnung beurteilt werden. Der Gesamtbestand der in der und für die DDR entstandenen Werke ist bemerkenswert vielgestaltig und hebt sich deutlich von der westdeutschen Musik aus jenen Jahren ab. Zwar war die Rezeption der ästhetischen Positionen und der kompositorischen Werke aus dem Westen intensiv. Die Umsetzung fiel jedoch durch den in der DDR kaum spürbaren Druck der Darmstädter und Donaueschinger Schule freier und undogmatischer aus. Zugleich lässt sich das reichhaltige musikalische Schaffen der DDR mit dem bloßen Blick der Avantgarde nicht angemessen fassen. Losgelöst von den bestimmenden westdeutschen Diskursen und eingebettet in die beschriebenen Möglichkeiten, die eine Positionierung in der DDR bedingte, entwickelten sich vielfältige kompositorische Ansätze. Allein der Umgang mit dem Tonvorrat brachte jenseits der Zwölftontechnik und deren Weiterentwicklungen interessante und eigenwillige Ergebnisse hervor, in denen beispielsweise auch tonales Denken nie ganz aufgegeben wurde. Als ein weiteres besonderes Merkmal der Musik in der DDR sei auf den vielgestaltigen Einsatz von aleatorischen Verfahren hingewiesen. Nicht zuletzt bedingte ihre zweifellos historisch einzigartige Position die besonderen Eigenarten dieser Musik – sowohl geographisch wie ästhetisch zwischen Ost und West stehend, vermittelnd als künstlerisches Scharnier zwischen den beiden weltpolitischen Polen. Die vorliegende Editionsreihe soll diese Musik wieder erfahrbar machen, zu einer intensiveren und differenzierteren Auseinandersetzung mit ihrer Zeit anregen und ihre künstlerischen Qualitäten hörbar machen, um sie letztlich als wichtigen Teil der europäischen Musikgeschichte herauszustellen.

Felix Dietze

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VORWORT

Die in der Deutschen Demokratischen Republik entstandene und erschienene Musik ist ein bedeutendes Kapitel der europäischen Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Reihe Peters East German Library 1949–1990 bietet eine vielfältige Auswahl von Werken dieser Periode, die zu Unrecht dem Vergessen oder der Missachtung anheimgefallen sind.

Musik entsteht nie raum- und zeitlos, sondern wird immer auch durch die historischen Rahmenbedingungen ihrer Entstehung beeinflusst und geprägt. Der daraus erwachsende spezifische Charakter lässt sich durch ein tieferes Verständnis jener Bedingungen verständlich machen. Die in dieser Reihe veröffentlichten Werke und ihre Eigenheiten sind historisch klar durch Raum- und Zeitgrenzen definiert und charakterisiert. Doch eröffnet sich in diesen Grenzen ein weit größeres Feld an Ausdrucksmöglichkeiten als die pure Trennung zwischen Musik im Dienste des Staates und in Opposition zum Staat.

Die Lebensrealität von Komponistinnen und Komponisten in der DDR war zwar zweifellos durch das repressive Staatswesen grundlegend definiert. Doch suchte und fand man individuelle Wege, mit dem gegebenen System umzugehen. Dabei bedeutete Nähe zum Regime nicht automatisch willfährige Staatskunst. Genauso wenig kann Musik, die sich offiziellen Vorgaben enthielt oder ihnen auswich, per se als widerständig charakterisiert werden. Man muss die ästhetische Nähe vieler Werke zur Doktrin des Sozialistischen Realismus in den ersten Jahren der DDR als ernsthaften Beitrag zum Aufbau einer vermeintlich besseren Gesellschaft werten, der durch die vielfältigen Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges motiviert wurde. Zugleich gab es eine stetig wachsende Zahl von Schaffenden, die durch das Abweichen vom vorgegebenen Pfad oft nur allzu provokativ ihre ästhetische Widerständigkeit mittels ihrer Musik herausstellten, um gegen das Regime Stellung zu beziehen. Wieder andere versuchten, sich weitestgehend ungebunden zu äußern, sodass sich ihre Werke sich nicht zwangsläufig in die kulturpolitischen Grabenkämpfe einreihen lassen. Es gab demnach Musik für, wider und auch trotz des Staates. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass sich im Spannungsfeld dieser pauschalisierenden Kategorien ein in feinste Nuancen untergliedertes Netz individueller kompositorischer Ausprägungen und künstlerisch-ästhetischer Äußerungen entfaltete.

Die Musik selbst sollte unabhängig von ihrer möglichen politischen Zuordnung beurteilt werden. Der Gesamtbestand der in der und für die DDR entstandenen Werke ist bemerkenswert vielgestaltig und hebt sich deutlich von der westdeutschen Musik aus jenen Jahren ab. Zwar war die Rezeption der ästhetischen Positionen und der kompositorischen Werke aus dem Westen intensiv. Die Umsetzung fiel jedoch durch den in der DDR kaum spürbaren Druck der Darmstädter und Donaueschinger Schule freier und undogmatischer aus. Zugleich lässt sich das reichhaltige musikalische Schaffen der DDR mit dem bloßen Blick der Avantgarde nicht angemessen fassen. Losgelöst von den bestimmenden westdeutschen Diskursen und eingebettet in die beschriebenen Möglichkeiten, die eine Positionierung in der DDR bedingte, entwickelten sich vielfältige kompositorische Ansätze. Allein der Umgang mit dem Tonvorrat brachte jenseits der Zwölftontechnik und deren Weiterentwicklungen interessante und eigenwillige Ergebnisse hervor, in denen beispielsweise auch tonales Denken nie ganz aufgegeben wurde. Als ein weiteres besonderes Merkmal der Musik in der DDR sei auf den vielgestaltigen Einsatz von aleatorischen Verfahren hingewiesen. Nicht zuletzt bedingte ihre zweifellos historisch einzigartige Position die besonderen Eigenarten dieser Musik – sowohl geographisch wie ästhetisch zwischen Ost und West stehend, vermittelnd als künstlerisches Scharnier zwischen den beiden weltpolitischen Polen. Die vorliegende Editionsreihe soll diese Musik wieder erfahrbar machen, zu einer intensiveren und differenzierteren Auseinandersetzung mit ihrer Zeit anregen und ihre künstlerischen Qualitäten hörbar machen, um sie letztlich als wichtigen Teil der europäischen Musikgeschichte herauszustellen.

Felix Dietze

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BESETZUNGDESORCHESTERS

3Flöten(2.und3.auchKleineFlöte)-3Oboen(3.auchEnglischHorn)

3KlarinetteninB-2Fagotten-Kontrafagott 4TrompeteninC-4HörnerinF-3Posaunen-Tuba Pauken-Schlagzeug:Vibraphon,Marimbaphon,Glockenspiel,3Bongos, 3Toms-Toms,Rührtrommel,KleineTrommel,GroßeTrommel,hoheZymbeln (kleineCrotalen,kleineBeckena2o.ä.),kleineBecken,Tamtam,Triangel, Eisenketten,5Tempelblocks,hängendeBambusstäbe,hängendeGlasplättchen, Peitsche

Streicher

Aufführun:sdauerca.13'

ANMERKUNGEN ZUR NOTATION

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s v. senza vibrato

v. vibrato

m. v . fW\J\J molto vibrato (ca. Viertelton-Frequenz)

sul. pont , s. p. sul ponticello

sul tast., s. t. sul tasto

Haut. flautato - repetierenmolto accelerando UillL111 molto ritardando

sehr hohe, natürliche Flageolettöne, auf den Saiten spielen, prestissimo , 1/t. Ton tiefer

1' 1ft, Ton höher

c::::::::J- Segmente wiederholen

0 ohne festes Grundmetrum

Fl.

JFlatterzunge

MVMVM Strichwechsel prestissimo

Versetzungszeichen gelten nur für die unmittelbar folgende Note.

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Auftraiswerk der Komischen Oper Berlin

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Tu..ba.
TubGl.

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Die lange und wechselvolle Geschichte der Edition Peters ist geprägt vom steten Willen, an der aktuellen Musik jeder Zeit teilzuhaben und diese in hochwertigen Ausgaben zur Verfügung zu stellen. Ein bedeutendes Kapitel dieser Geschichte sind auch die Jahre des geteilten Deutschlands und der damit verbundenen Teilung des Verlages.

Die Komponisten der VEB Edition Peters in Leipzig stellen mit ihrem Schaffen einen eigenen, wertvollen Beitrag nicht nur zur Identität des Verlags, sondern auch zur Kulturhistorie Europas dar. Ihre Werke sind in kompositorischer und ästhetischer Hinsicht vielgestaltig und zeichnen sich durch einen kommunikativen Gestaltungswillen im Kontext der gegebenen Möglichkeiten aus. Seine künstlerische Eigenständigkeit macht dieses Repertoire zu einer lohnenden Wiederentdeckung.

Throughout its long and eventful history, Edition Peters has consistently sought to support contemporary music, making it accessible in high-quality scores. The years in which Germany, and the publishing house itself, were divided between East and West form an important chapter in the company’s story.

The output of composers from the East German firm – then known as VEB Edition Peters, Leipzig – forms a unique and valuable part of the company’s identity and, more widely, of European cultural history. Their works are compositionally and aesthetically diverse, while sharing a communicative creative drive. The artistic independence of the music created in East Germany between 1949 and 1990 makes this repertoire well worth rediscovering.

Geschäftssitz der Edition Peters in der Leipziger Talstraße The offices of Edition Peters in Talstraße, Leipzig
Photo © Irène Zandel

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