Alternativer Nobelpreis

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Am Anfang war die Tat

„Der Alternative Nobelpreis“


Umwelt schützen Abrüstung Gesundheit Religiöse Toleranz Menschenrechte verteidigen Wirtschaft Entwicklung Kinder

Kultur

Frieden

Ressourcen bewahren Arbeit Neue Technologien Armut bekämpfen

Demokratie

Das menschliche Maß

Wissenschaft neu gestalten Bildung

Energie Spiritualität

Landrechte Verbraucherschutz

Indigene Völker stärken Konfliktlösung

Ernährung


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eu-Delhi, 17. April 2006. Es ist der zwanzigste Tag von Medha Patkars Hungerstreik. Sie ist schwach und ihr Blutdruck alarmierend niedrig. Dennoch wird sie nicht aufgeben. Die Trägerin des „Alternativen Nobelpreises“ und Wortführerin der Organisation ‚Narmada Bachao Andolan‘ wird weitermachen, wo andere schon längst aufgegeben hätten, weiterkämpfen für eine Sache, die größer ist als ihre eigene Angst: für die Rechte und Leben der Menschen, die von einem der umstrittensten Staudammprojekte aller Zeiten bedroht werden – den Narmada Dämmen.

Wie viel Held braucht die Welt? Der „Alternative Nobelpreis“ zeichnet Menschen aus, die an Widerständen wachsen, anstatt zu verzagen. Seit 1980 haben mehr als 130 Personen und Organisationen den Right Livelihood Award oder „Alternativen Nobelpreis“, wie er allgemein genannt wird, erhalten. Es sind Menschen, die Frieden stiften, Natur schützen und Leben retten – oft sogar unter Einsatz des eigenen.

Für die indischen Dorfbewohner, die noch immer für angemessene Entschädigung kämpfen, ist Medha Patkar eine Heldin. Und für den Rest der Welt ebenfalls: Männer und Frauen wie Medha Patkar und Ken Saro-Wiwa personifizieren unsere Ideale. Sie verkörpern unsere höchsten Werte und helfen uns, unseren Charakter zu formen. Eine Welt ohne Ideale und ohne Helden, die diese wahr machen, ist eine hoffnungslose Welt. Sie sind Vorbilder, die uns inspirieren und dazu bringen, das scheinbar Unmögliche zu wagen.

Umwelt schützen

Vom Preis des Öls „Die Probleme, die die Ogoni und ich erleben, die Bedrohungen, Festnahmen, sogar der Tod sind ein angemessener Preis für das Ende eines Alptraums von Millionen von Menschen, die verschlungen sind von erniedrigender Armut in einem Meer von Unmenschlichkeit.“ Dies sind die Worte Ken Saro-Wiwas, Gründer der nigerianischen Bewegung MOSOP, am 9. Dezember 1994 während der Verleihung des „Alternativen Nobelpreises“. Die Rede wurde in seinem Namen verlesen, denn Ken SaroWiwa saß damals im Gefängnis. Knapp ein Jahr später wurden Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter trotz internationaler Proteste hingerichtet. Der Kampf, der sie das Leben kostete, war das gewaltfreie Streben des Ogoni-Volkes nach Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und gegen die zerstörerischen Folgen der Ölproduktion. Es ist ein Kampf, der weitergeht, denn noch immer gibt es keine Vereinbarung zwischen dem Ölkonzern Shell, Nigerias Regierung und den Ogoni darüber, wie die katastrophalen Umweltauswirkungen der Ölförderung beseitigt werden sollen. 1


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Für die Rechte der Palästinenser „Weil wir Juden wissen, was es heißt zu leiden, dürfen wir andere nicht unterdrücken.“ Nach dem Sechstagekrieg von 1967 begann Felicia Langer, als Anwältin Palästinenser vor israelischen Militärgerichten zu verteidigen. Ihr Engagement brachte ihr Hass, Drohungen und Schikanen ein. Als sie nach zwanzig Jahren Israel verließ und nach Deutschland zog, war das ein Ausdruck ihrer Verzweiflung und ihres Widerwillens gegen die mangelnde Rechtsstaatlichkeit der Verfahren, aber es ließ sie nicht aufgeben. In Universitäten, auf unzähligen Vortragsreisen in Europa und den USA setzt Felicia Langer ihre Arbeit für einen gerechten Frieden fort.

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sunción, Februar 2005. „Was der Alternative Nobelpreis für mich bedeutet hat?” Martín Almada sitzt auf den Stufen seiner Veranda. Hinter ihm, im Haus, steht eine Vitrine. In ihr liegen die Zangen, die Folterinstrumente, mit denen er unter der Militärdiktatur General Stroessners gefoltert worden war. „Vielleicht sollten wir fragen: Was hat der Preis für mein Land bedeutet?” Nach jahrelanger Suche nach Gerechtigkeit und Beweisen für Folter und Staatsterror durch Stroessners Regime spürte Martín Almada 1992 die so genannten ‚Archive des Terrors’ auf. Diese Aktensammlungen dokumentieren den Staatsterror südamerikanischer Militärherrscher und spielten eine wesentliche Rolle im Gerichtsverfahren gegen den chilenischen Ex-Diktator Pinochet. Zehn Jahre später erhielt Martín Almada den „Alternativen Nobelpreis“ für seinen außergewöhnlichen Mut, mit dem er Folterer der Strafverfolgung zuführte, und für seinen Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung. Der Preis an Almada stärkte die Arbeit der Menschenrechtler in Paraguay erheblich. Martín Almada nickt, und ein Lächeln huscht über sein ruhiges Gesicht. „Stroessner wird nicht als freier Mann nach Paraguay zurückkehren”, sagt er. „Wenn, dann in Ketten. Dies hat der Preis bewirkt.” Stroessner kehrte nie nach Paraguay zurück. Er starb im brasilianischen Exil im August 2006, am selben Tag, an dem Martín Almada das ‚Museum der Erinnerung, der Diktatur und der Demokratie‘ eröffnete – in einem Gebäude, das einst eines der heimlichen Folterzentren des Regimes war.

Etwas bewirken Die Erfolge des „Alternativen Nobelpreises“ sind die Geschichten seiner Preisträger. Es sind außergewöhnliche Menschen, die beispielhafte Lösungen zu den drin-

gendsten globalen Problemen erfolgreich umsetzen. Es ist ein Preis für Menschen, die denken und handeln. Die Visionen haben und diese trotz aller Widerstände verwirklichen. Der Preis schützt diese Menschen, verhilft ihnen zu internationaler Anerkennung und verleiht ihnen die Mittel, um ihre Arbeit auszubauen und zu verbreiten.

Menschenrechte verteidigen


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enn Guerilla, Paramilitärs, Regierung und Armee das Land und die einheimischen Bauern mit brutaler Gewalt überziehen, kann man entweder klein beigeben und hoffen, dass die Politiker es schon irgendwie richten, oder man nimmt sein Schicksal in die eigene Hand und verweigert sich der Logik der Gewalt. Die kolumbianische Vereinigung der Bauern von Carare (ATCC) wählte den zweiten, scheinbar unmöglichen Weg – und wurde 1990 für ihren Einsatz für den Wiederaufbau der Region Carare und für Frieden, Familie und Gemeinschaft mit dem „Alternativen Nobelpreis“ ausgezeichnet.

Katalysatoren des Wandels Früher, so erzählen die Mitglieder von ATCC, waren sie als arme Bauern schon vom Pförtner gestoppt worden, wenn sie versuchten, mit der Regierung zu sprechen. Jetzt jedoch stünde der Minister selbst an der Tür und erwarte sie. Und genau darum geht es der Right Livelihood Award Stiftung: durch den Preis Türen zu öffnen, die vorher verschlossen waren.

„Wir können die Welt positiv verändern. Allein die Tatsache, dass es den „Alternativen Nobelpreis“ gibt und wer damit geehrt worden ist, hat viele Menschen dazu motiviert, ähnliches wie die Preisträger zu tun – in ihrem persönlichen Umfeld, regional, national oder international. Der Preis hat damit zu mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit beigetragen. Für die Menschheit, den Planeten und unsere Mitgeschöpfe.“ Ricardo Díez-Hochleitner Ehrenpräsident des Club of Rome

entwickeln

Wirtschaft neu gestalten Ägyptische Baumwolle ist heute pestizidfrei. Das verdankt das Land der SEKEM-Initiative, einem Geschäftsmodell für das 21. Jahrhundert, das vor dreißig Jahren von Ibrahim Abouleish ins Leben gerufen wurde, um Bildungsnotstand, Umweltverschmutzung und kultureller Verarmung zu begegnen. Organische Produkte und pflanzliche Heilmittel, Erziehungsprogramme, Gesundheitsversorgung, eine Akademie für Wissenschaft und Kunst – ökologisches und kulturelles Leben gehen bei SEKEM Hand in Hand mit wirtschaftlichem Erfolg.

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999 erhielt Hermann Scheer den „Alternativen Nobelpreis“ für seinen unermüdlichen Einsatz für die weltweite Förderung der Solarenergie. Hermann Scheer zeigte damals, dass eine Wende hin zu einer vollständigen Versorgung mit erneuerbaren Energien entgegen den Beschwörungen der etablierten Energiewirtschaft und ihrer Unterstützer tatsächlich durchführbar ist. Das war im letzten Jahrtausend. Heute, im neuen Millennium, stellen immer mehr Menschen fest, dass die aktuelle Energiepolitik nicht haltbar ist und dass einzig die erneuerbaren Energien eine Zukunft ermöglichen, die nicht von exorbitanten Rohstoffpreisen und Kriegen um den Zugang zu endlichen Ressourcen geprägt ist. Hermann Scheer hat in die Zukunft geblickt, während andere noch blind darauf vertrauten, dass es schon irgendwie weitergehen würde. Ohne Menschen wie ihn hätten wir überhaupt keine Vorstellung davon, dass alternative Wege möglich, erfolgreich und effektiv sein können.

Das Recht auf Wasser ... ... ist das Recht zu leben. Maude Barlow und Tony Clarke gehören zu den ersten, die die Gefahren der Wasserprivatisierung gesehen und international bekannt gemacht haben. Dank ihrer unermüdlichen Arbeit setzte zum Beispiel die Bevölkerung von Uruguay 2004 in einer Volksabstimmung eine Verfassungsänderung durch. Diese besagt, dass der Zugang zu Trinkwasser und Abwassersystemen ein elementares Menschenrecht darstellt und dass dabei soziale Kriterien Vorrang vor privaten Profiten haben. Das nächste Ziel der beiden Kanadier: eine Konvention der Vereinten Nationen für das Recht auf Wasser.

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Lösungen finden Die Right Livelihood Award Stiftung zeichnet Menschen aus, die Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit finden. Dabei geht es nicht um blinden Fortschrittsglauben, der meint, Technologie könne alles heilen, sondern um ‚right livelihood‘ – die richtige Art zu leben. Im Einklang mit der Natur und mit

einem fairen und nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten. Der „Alternative Nobelpreis“ ist ein Preis für jene, die die Wurzeln eines Problems angehen, nicht nur seine Symptome. Die Aufgabe der Right Livelihood Award Stiftung ist es, Menschen wie Hermann Scheer zu finden und ihre Ideen zu verbreiten und zu unterstützen – damit wir nicht mit Problemen leben, die wir eigentlich lösen können.

Ressourcen bewahren


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m 9. Juni 2005 verwandelten die so unterschiedlichen Gesichter der „Alternativen Nobelpreisträger“ die Salzburger Residenz in ein globales Dorf. Mehr als siebzig Preisträger aus aller Welt: afrikanische Professoren, asiatische Geistliche, Umweltschüt-

zer, Globalisierungskritiker, Vertreter von Bauern- und Landlosenverbänden, Unternehmer, Politiker, Ärzte. Sie alle waren nach Salzburg gekommen, um das 25. Jubiläum des „Alternativen Nobelpreises“ zu feiern, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Projekte auf den Weg zu bringen. Und um jedem der 5.000 Menschen, die an den unterschiedlichen Veranstaltungen mit Preisträgern teilnahmen, etwas von ihrem Wissen mitzugeben: von biologischen Anbaumethoden bis hin zum weltweiten Kampf gegen Unterdrückung und Folter.

Vielfalt So vielfältig wie die Gesichter des Preises sind auch die Projekte, für die sie stehen. Die Initiativen stehen für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte, für Frieden und Abrüstung, für die Rechte von Minderheiten, für den Schutz der Umwelt und für menschliche Entwicklung – angefangen von kultureller und geistiger Erneuerung bis hin zu Wissenschaft und Technologie.

Der „Alternative Nobelpreis“ kennt keine Kategorien. Denn die bemerkenswertesten Projekte sind oft jene, die sich nicht klassifizieren lassen, die neue Wege gehen – und manchmal auch alte wiederentdecken – immer nahe an der Wirklichkeit und am Leben der Menschen. „Der Right Livelihood Award will dem Norden helfen, eine Weisheit zu finden, die zu seiner Wissenschaft passt, und dem Süden, eine Wissenschaft zu finden, die seine alte Weisheit ergänzt.”

Musik gegen Armut Wenn José Antonio Abreu nach seinem Dirigentenstab greift und die Augen schließt, rückt die Welt für ihn nicht in weite Ferne. Sie ist direkt neben ihm – in den Kindern, den Jugendlichen, die aus den ärmsten Vierteln Venezuelas stammen und in den von Abreu gegründeten Orchestern eine Zukunft finden. Ein Leben weit weg von Drogen, Armut und Kriminalität, die sonst zu ihrem Alltag gehören. Entwicklungsarbeit, Menschenrechte, Armutsbekämpfung, Konfliktlösung bezeichnen nicht gerade die klassischen Erfolge eines Musikers. Aber Abreu ist kein durchschnittlicher Mann. Er hat verstanden, dass kulturelle wie materielle Armut besiegt werden müssen, um den Armen eine Zukunft zu ermöglichen.

Jakob von Uexküll, Großbritannien Gründer und Vorstandsvorsitzender der Right Livelihood Award Stiftung

Armut bekämpfen

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ie Cessna legt sich in die Kurve und schwenkt nach Osten. Ole von Uexküll braucht nur den Kopf zu drehen, um das braune Band des Xingu-Flusses unter sich zu sehen, wie es sich durch das endlose Grün des brasilianischen Regenwalds zieht. Ole ist Exekutivdirektor der Right Livelihood Award Stiftung und verantwortlich für Recherche und Überprüfung der Kandidaten. In den nächsten drei Tagen wird er mit den Mitarbeitern der vorgeschlagenen Organisation sprechen, mit unabhängigen Kontakten, sowie Kritikern: Einheimische, Siedler, Leiter von Schul- und Gesundheitsbehörden und Journalisten – nur wenn er unterschiedliche Meinungen und Ansichten einholt, wird eine verlässliche Einschätzung eines nominierten Projekts möglich.

Wissenschaft für Menschen Für einen Physikprofessor und Direktor des Max-Planck-Instituts scheint der Weg zu Auszeichnungen und Ehren vorgezeichnet. Aber Hans-Peter Dürr erhielt den „Alternativen Nobelpreis“ nicht für seine Leistungen im Bereich der Kern- und Elementarteilchenforschung, sondern für seinen Einsatz für Frieden und Abrüstung und die friedliche Nutzung von Hochtechnologien. Hans-Peter Dürr hat immer interdisziplinär gearbeitet und ist auch heute noch auf vielen unterschiedlichen Gebieten aktiv: von Philosophie und Spiritualität über Wissenschaftsethik bis hin zu Ökologie und Energiepolitik. Er baut Brücken zwischen dem Elfenbeinturm der Wissenschaft und der Gesellschaft, um sicherzustellen, dass wir unsere Fähigkeiten und Technologien für uns verwenden – nicht gegen uns.

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„Die genaue Recherche ist die Basis für unsere Glaubwürdigkeit. Würden wir bei der Auswahl nur einmal einen Fehler machen, würde das nicht nur der Stiftung, sondern allen Preisträgern schaden. Hochglanzbroschüren, wohlklingende Titel und andere Auszeichnungen – all das kann täuschen. Man muss es sich selbst genau anschauen. Nur dann können wir sicher sein, ob ein vorgeschlagenes Projekt die Anforderungen des Right Livelihood Awards erfüllt.“

Der Weg zum Preis Weder ein klingender Name, noch klingendes Geld machen einen Preis aus. Ein Preis ist immer nur so gut wie seine Preisträger. Dabei geht es nicht darum, ob jemand ein Professor ist, ein ehemaliger Premierminister oder eine Hausfrau. Jeder Mensch kann jeden anderen für den „Alternativen Nobelpreis“ vorschlagen,

unabhängig von Status, Bildung und Herkunft. Dieser offene Nominierungsprozess hilft der Stiftung, Jahr für Jahr einen Eindruck davon zu gewinnen, welche Probleme weltweit als die dringendsten wahrgenommen werden. 70 bis 100 Vorschläge für Personen und Organisationen aus aller Welt werden jährlich an die Stiftung geschickt und streng geheim gehalten. Nach sorgfältiger Recherche durch die Mitarbeiter der Stiftung, die diese manchmal bis in die entlegensten Winkel des Planeten führt, wählt die internationale Jury die Preisträger aus.

Wissenschaft neu gestalten


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tockholm, 9. Dezember 2005. Der Zweite Kammersaal des Schwedischen Reichstags ist bis in die letzten Reihen besetzt. Botschafter, Abgeordnete, Journalisten und Schüler lauschen gebannt der uralten Musik aus der Kalahari. Es ist ein Lied über die Ahnen eines Stammes, aber heute füllt Roy Sesana es mit einem modernen Appell an die Regierung von Botswana: „Lasst mein Volk auf seinem Land bleiben!“ Ein Hauch von Afrika, von Wüste und dem verzweifelten Kampf eines Volkes um sein angestammtes Land und sein Recht, die eigene Kultur zu leben. Doch heute ist kein Tag der Verzweiflung für Roy Sesana und seine Organisation ,First People of the Kalahari’. Es ist ein Tag der Hoffnung, denn der Preis, den die Buschmänner entgegennehmen, wird ihnen helfen, ihren Kampf weiterzuführen – vor den Gerichten ihres Landes und vor der Weltöffentlichkeit.

Die Preisverleihung Meistens sind es vier Preisträger, die an einem Dezemberabend im Schwedischen Parlament in Stockholm ihre Urkunde und den mit insgesamt 2 Millionen Schwedischen Kronen (ca. 150.000 Euro) dotierten Preis in Empfang nehmen. Einer der Preise ist oft ein nicht dotierter Ehrenpreis – für Menschen, deren Arbeit die Jury zwar honorieren möchte, die aber nicht unbedingt finanzielle Hilfe benötigen.

Der „Alternative Nobelpreis“ ist weder eine Auszeichnung für ein Lebenswerk, noch eine Förderung für viel versprechende Projekte. Er ist eine Unterstützung für laufende erfolgreiche Arbeit. Das Geld wird niemals für persönlichen Gebrauch vergeben. „Ich war schon sehr alt, als ich den Preis bekam. Das heißt, ich habe einen sehr langen Kampf hinter mir. Ich habe auch einen langen Kampf vor mir. Und der Preis kam mitten im Kampf.“ Uri Avnery, Israel Preisträger 2001

Indigene g Völker stärken

„Weshalb ich hier bin? Weil mein Volk sein Land liebt, und ohne Land sterben wir. Vor vielen Jahren sagte der Präsident von Botswana, wir könnten für immer auf unserem angestammten Land leben. Wir brauchten niemanden, der uns das sagte. Natürlich können wir dort leben, wo Gott uns geschaffen hat! Aber der nächste Präsident sagte, wir müssten fortziehen, und begann, uns zu vertreiben. (…) Ich sage, was ist das für eine Art von Entwicklung, wenn Menschen kürzer leben als vorher? Sie bekommen AIDS. Unsere Kinder werden in der Schule geschlagen und wollen nicht hingehen. Einige werden Prostituierte. Sie dürfen nicht jagen. Sie kämpfen, weil sie gelangweilt sind und sich betrinken. Sie begehen Selbstmord. Das haben wir vorher nie erlebt. Es schmerzt, dies zu sagen. Ist das ‚Entwicklung‘?“ Roy Sesana, Botswana Preisträger 2004, in seiner Dankesrede

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Der Zweck der Stiftung Der Zweck der Stiftung ist, durch die Vergabe des Right Livelihood Award solche wissenschaftliche Forschung, Ausbildung, öffentliches Verständnis und praktische Tätigkeiten zu © Holger Staffansson

fördern, die · das ökologische Gleichgewicht unserer Erde bewahren · materielle und spirituelle Armut bekämpfen · zu Frieden und Gerechtigkeit in der Welt beitragen. „Nach Meinung der Regierung sind Zweck und Arbeit der Stiftung in so hohem Grade gemeinnützig und eine so bedeutende nationale Angelegenheit, dass die Mittel der Stiftung nicht besteuert werden sollen.“ Begründung der Schwedischen Regierung vom 19. Mai 2005 zur Zuerkennung des höchsten Status der Gemeinnützigkeit in Schweden – einer Anerkennung, die landesweit nur 34 Organisationen genießen.

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Die Stiftung soll die Projekte, die sie auszeichnet, auch unterstützen und über sie berichten. Aus den Statuten der Right Livelihood Award Stiftung

Die Right Livelihood Award Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung nach schwedischem Recht. In Deutschland ist sie als gemeinnütziger eingetragener Verein vertreten. Sie ist eine politisch und weltanschaulich unabhängige Plattform für unterschiedliche Wege und Modelle, um unsere globalen Probleme zu lösen. Hauptkriterium ist dabei immer der praktische Wert eines Lösungsansatzes. Die Stiftung erhält eine breite, sich durch alle politischen Par-

teien ziehende Unterstützung von Mitgliedern des Schwedischen Parlaments, die auch die Gastgeber der Preiszeremonie sind. Die Verleihung im Reichstag verstärkt die Bedeutung und Wirkung des Preises, wofür die Stiftung den Parlamentariern zutiefst dankbar ist. Das Ziel der Stiftung ist es, die Rahmenbedingungen und den Raum zu schaffen, damit die Preisträger die größtmögliche Aufmerksamkeit erhalten. Genauso wichtig wie das Preisgeld ist daher die Öffentlichkeitsarbeit für die Laureaten, die Reputation des Preises und die Bekanntheit und Glaubwürdigkeit, die er bringt.


© Bonny Håkonsson

Geschichte Vor knapp 30 Jahren bot Jakob von Uexküll der Nobelstiftung an, den Grundstock für einen Preis für Umwelt und Armutsbekämpfung zu legen. Doch sein Vorschlag wurde abgelehnt. Daraufhin gründete er die Right Livelihood Award Stiftung und stiftete das anfängliche Kapital von damals etwa einer Million Dollar. 1980 wurden die ersten Right Livelihood Awards in einem angemieteten Saal vergeben; bereits fünf Jahre später erfolgte die Einladung in den Schwedischen Reichstag. In dieser Zeit wurde der Preis auch bekannt als „Alternativer Nobelpreis“. Die Stiftung hat heute drei Mitarbeiter, deren Aufgaben die Verwaltung, die Organisation der Preisverleihung, Recherche über Kandidaten, Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit umfassen. Viel größer ist jedoch die Zahl der Menschen, die seit ihrem Beginn die Stiftung haben wachsen und stärker werden lassen:

Spender, Preisträger, Nominierende, Jury-Mitglieder, Ratgeber und Unterstützer. Ohne sie alle hätte die Stiftung nicht das werden können, was sie heute ist: eine einzigartige Plattform für globale Alternativen, Projekte der Hoffnung und gesellschaftlichen Wandel. „Laut Martin Luther King ist das Gebrüll der Diktatur nicht die einzige Tragödie der heutigen Völker, sondern auch das Schweigen der guten Menschen. Seit seiner Entstehung hat der Right Livelihood Award dazu beigetragen, dieses Schweigen zu brechen. Jetzt sind es 25 Jahre gebrochenes Schweigen.“ Raúl Montenegro, Argentinien Preisträger 2004, in seiner Dankesrede

Der Stifter – Jakob von Uexküll „Es gibt viel zu viele Möglichkeiten, als dass man Pessimist sein kann. Es gibt natürlich auch zu viele Krisen, als dass man einfach Optimist sein könnte. Ich sage immer, ich bin ‚Possibilist‘. Ich sehe die Möglichkeiten, das zu tun, was die amerikanischen Ureinwohner ‚to walk your talk‘ nennen – also den Weg auch zu gehen, nicht immer nur davon zu reden …“

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Vorstand © Philipp Theuer

Über die Belange der Right Livelihood Award Stiftung entscheidet ein fünfköpfiger Vorstand. Das Engagement der Vorstände, ihre Netzwerke und Erfahrungen bilden das Rückgrat der Stiftung.

„Seit mehr als 25 Jahren ehrt die Right Livelihood Award Stiftung persönlichen Mut und globales Engagement. Die Stiftung wachsen zu sehen, ihr dabei zu helfen, den Preis und die Lösungsansätze, die er auszeichnet, in der Gesellschaft zu verankern, ist für alle, die für die Stiftung arbeiten, eine wunderbare Erfahrung. Als Aktivistin habe ich selber gegen die Goliaths dieser Welt gekämpft, und daher ist es für mich eine große Befriedigung, Menschen zu unterstützen, die für dieselben Werte stehen und die kulturelle Vielfalt als Möglichkeit begreifen und nicht als Hindernis. Wenn es den Preis nicht gäbe, man müsste ihn erfinden.“ Monika Griefahn, Deutschland Stellvertretende Vorsitzende der Right Livelihood Award Stiftung

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Monika Griefahn, Ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestags, ehemalige niedersächsische Umweltministerin und Mitbegründerin von Greenpeace Deutschland, stellvertretende Vorsitzende der Right Livelihood Award Stiftung.

Marianne Andersson, Ehemalige schwedische Reichstagsabgeordnete. Prof. Paul Ekins, Professor für Energie und Umweltpolitik, University College London, Mitbegründer des Forum for the Future, stellvertretender Vorsitzender der Right Livelihood Award Stiftung, Großbritannien.

Peter Nobel, Anwalt und ehemaliger Ombudsmann, Schweden.

Jakob von Uexkull, Gründer und Vorsitzender der Right Livelihood Award Stiftung, Großbritannien.


Jury Eine internationale Jury wählt jährlich aus 70 bis 100 Kandidaten jene Menschen und Organisationen aus, die für ihre praktischen und beispielhaften Antworten auf die dringendsten Herausforderungen unserer Zeit geehrt werden sollen.

© Daniel West

Die Mitglieder der Jury stammen aus unterschiedlichen Ländern, Kontinenten, Berufen und Erfahrungsfeldern. Ihre Zusammensetzung wechselt von Jahr zu Jahr. Ehemalige und derzeitige Jurymitglieder sind: Tani Adams, Guatemala. Gründerin und ehemalige Direktorin, Greenpeace Lateinamerika. Brizio Biondi-Morra, Costa Rica. Präsident, Avina Foundation. Frank Bracho, Venezuela. Ehemaliger Botschafter. Rodrigo Carazo, Costa Rica. Ehemaliger Präsident. Anwar Fazal, Malaysia. Right Livelihood Award Preisträger. Ehemaliger Präsident, Consumers International. James George, Kanada. Ehemaliger Botschafter, Mitglied der UN-Abrüstungskommission. Birgitta Hambraeus, Schweden. Ehemalige Abgeordnete des Schwedischen Parlaments. Sven Hamrell, Schweden. Senior Adviser, Dag Hammarskjöld Foundation. Thor Heyerdahl, Norwegen. Autor and Forschungsreisender. Sir Richard Jolly, Großbritannien. Ehemaliger Stellvertretender Exekutivdirektor, UNICEF. Doris Kareva, Estland. Generalsekretärin des estnischen UNESCO-Nationalkomitees. Luis Lopezllera, Mexiko. Präsident, Promocion del Desarrollo Popular (PDP). Anuradha Mittal, Indien/USA. Exekutivdirektorin des Oakland Instituts. Thandika Mkandawire, Malawi. Direktor des UNRISD. Robert Muller, Frankreich. Ehemaliger Stellvertretender Generalsekretär der Vereinten Nationen.

„Die Jury kommt aus aller Welt einmal im Jahr zusammen. In diesen intensiven Zusammenkünften treten persönliche Interessen, Erfahrungen und Visionen in den Hintergrund, und wir bilden eine Gemeinschaft, in der sich die verschiedenen Ansichten aller Mitglieder letztlich zusammenfinden, um den wichtigsten Anliegen der Menschheit eine Stimme zu geben. Wir kehren mit dem Gefühl der Einigkeit nach Hause zurück und immer wieder mit der Gewissheit, dass der „Alternative Nobelpreis“ eine großartige Errungenschaft für alle Preisträger und die Millionen Menschen ist, die mit ihnen daran arbeiten, unserer aus den Fugen geratenen Gesellschaft zu helfen.“

Ahmedou Ould-Abdallah, Mauretanien. Spezieller Repräsentant des UN-Generalsekretärs für West Afrika. Vithal Rajan, Indien. Gründer der Deccan Development Society. Anne Rüffer, Schweiz, Verlegerin. Vorstandsmitglied, Right Livelihood Award Stiftung Schweiz.

Vithal Rajan, Indien Jurymitglied

Ursula Schulz-Dornburg, Deutschland. Gründerin und Vorsitzende der Grassroots Foundation. Kristina Svensson, Schweden. Ehemalige Abgeordnete des Schwedischen Parlaments und Botschafterin in Simbabwe und Sambia. Albert Tevoedjre, Benin. Ehemaliger Stellvertretender Generaldirektor der ILO. Michaela Walsh, USA. Gründerin und ehemalige Präsidentin von Women’s World Banking. Ponna Wignaraja, Sri Lanka. Ehemaliger Generalsekretär der Society for International Development (SID). 11


30 Jahre Right Livelihood Award Stiftung – Wo wir heute stehen „Es ist eine große Herausforderung, sich für das Wohl der Gesellschaft, für die Umwelt, für Demokratie und Frieden einzusetzen. Manchmal wird die Arbeit nicht wahrgenommen, manchmal nicht geschätzt. Dennoch birgt sie eine persönliche Befriedigung, ein Gefühl, dass man sein Leben voll gelebt hat, dass man ein produktives, ein nützliches, ein wertvolles Mitglied der großen Lebensgemeinschaft ist. Es ist Ihre Zukunft. Ergreifen Sie sie und gestalten Sie mit uns eine bessere Welt – für sich und Ihre Kinder.” Wangari Maathai, Kenia Preisträgerin 1984

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In 30 Jahre haben wir mit der Wahl unserer Preisträger Lösungsansätze zu fast allen wichtigen Zukunftsfragen zusammengeführt: Frieden, Umwelt, Menschenrechte, Armutsbekämpfung, Kultur, Arbeit, Ernährung und Gesundheit, Abrüstung, Spiritualität, Entwicklung, Kinder ... Ein unermesslicher Schatz an Wissen und Weisheit, den wir auch die nächsten 30 Jahre ausbauen und besser bekannt machen werden.

Mit jedem Preisträger, den wir auszeichnen, erweitern wir die Grenzen des Machbaren. Drei Jahrzehnte „Alternativer Nobelpreis“ haben gezeigt, dass wir das Beste von heute nehmen können, um darauf eine positive Zukunft zu errichten. Auch wenn dies oft bedeuten mag, so lange unbequeme und ungewöhnliche Wege zu gehen, bis sie gewöhnliche Straßen für alle werden. Im Jahr 2004 – zwanzig Jahre nachdem sie den „Alternativen Nobelpreis“ erhielt – wurde Wangari Maathai der Friedensnobelpreis verliehen, weil es Frieden nur mit einer intakten Umwelt geben kann. 1984 war Wangari Maathai ihrer Zeit voraus. Und wir mit ihr.


Zuwendungen an die Right Livelihood Award Stiftung Direkte Zuwendungen an die Stiftung in Schweden (evtl: nicht steuerabzugsfähig): Right Livelihood Award Foundation

Spenden und Vermächtnisse Nicht alle Menschen können Helden sein. Aber ein Held wird niemals siegen, wenn er alleine steht. Er braucht Gefährten, Menschen, die an ihn glauben und ihn unterstützen. So wie es die Right Livelihood Award Stiftung tut. So wie die Stiftung es nicht ohne Sie tun könnte. Das Preisgeld von 2 Millionen Schwedischen Kronen (ca. 150.000 Euro) dient der Unterstützung der Arbeit der Preisträger. Möglich ist das, weil sich immer wieder private Spender entschlossen haben, mit uns gemeinsam in eine positive Zukunft zu investieren. Ihnen gehört unsere und unserer Preisträger größte Dankbarkeit. Spenden fließen in die Preisgelder und in die Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung für die Preisträger. Das Auswahlverfahren der Preisträger und die Verwaltung finanzieren wir durch die Erträge des Stiftungsvermögens. Wenn Sie Teil unseres Netzwerkes von Preisträgern, Initiatoren und Investoren werden wollen, kontaktieren Sie uns einfach und wir finden gemeinsam heraus, in welcher Weise Sie sich beteiligen können.

IBAN: SE86 9500 0099 6026 0770 4463 BIC/SWIFT-Code: NDEASESS Nordea Bank, Stockholm, Schweden Zuwendungen in Deutschland über gemeinnützigen Unterstützerverein (steuerabzugsfähig): Right Livelihood – Alternativer Nobelpreis e.V. Kontonummer: 700 599 6400 BLZ: 430 609 67 (GLS Gemeinschaftsbank) Zuwendungen in der Schweiz über gemeinnützige Unterstützerstiftung (steuerabzugsfähig nach Maßgabe des Steuersitzes): Right Livelihood Award Foundation Switzerland Konto: 1100 – 1164.637 IBAN: CH74 0070 0110 0011 64637 Swift: ZKBKCHZZ80A Zürcher Kantonalbank

Wir können auch in den USA und in Großbritannien steuerabzugsfähige Zuwendungen entgegennehmen. Bitte kontaktieren Sie uns für weitere Informationen. 13


RIGHT LIVELIHOOD AWARD FOUNDATION PO Box 15072 104 65 Stockholm Schweden Für Neuigkeiten und Informationen über unsere Preisträger sowie Informationen über Nominierungen besuchen Sie bitte unsere Website www.rightlivelihood.org Ihre Ansprechpartnerin für Fragen zu Nominierungen (auf Englisch): Kajsa Övergaard, Office Manager info@rightlivelihood.org Telefon: +46 (0)8 702 03 40 Telefax: +46 (0)8 702 03 38 Ihr deutschsprachiger Ansprechpartner für Fragen zu Spenden und Vermächtnissen: Ole von Uexküll, Executive Director ole@rightlivelihood.org Telefon: +46 (0)8 702 03 37 Telefax: +46 (0)8 55 11 00 38 2009 © Right Livelihood Award Foundation

Design: erikativ* – Agentur für soziale Kommunikation, Kochhannstraße 20 10249 Berlin www.erikativ.de Druck: Eskils Tryckeri AB Åsboholmsgatan 15 Box 381 503 12 Borås Schweden Photographie (Jurybilder und Preisurkunde): Christian Kaiser Keplerstraße 4 22765 Hamburg www.kaiser-photography.de


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