Vom Amtsschimmel zum Bürgerross

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Rainer Funke [Hrsg.]

Vom Amtsschimmel zum B端rgerross Aufbruch in eine Metamorphose der Amtsstube





Rainer Funke [Hrsg.]

Vom Amtsschimmel zum B端rgerross Aufbruch in eine Metamorphose der Amtsstube



Inhalt

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VOM AMTSSCHIMMEL ZUM BÜRGERROSS VORWORT

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INTERIOR & INNENARCHITEKTUR

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WARTEBEREICH

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DAS NEUE STANDESAMT

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DAS VERNETZTE BÜRGERAMT

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HILFE, MEIN AUSWEIS LÄUFT AB!

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MEIN GRANSEE

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IMPRESSUM



Rainer Funke

VOM AMTSSCHIMMEL ZUM BÜRGERROSS Aufbruch in eine Metamorphose der Amtsstube


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VOM AMTSSCHIMMEL ZUM BÜRGERROSS AUFBRUCH IN EINE METAMORPHOSE DER AMTSSTUBE

Ob bei Passangelegenheiten, Grundstücksund Baufragen, der Registrierung zum Kita- oder Schulbesuch, der Gewerbeanmeldung, Fragen zu Ordnung und Sicherheit oder vielen anderen Belangen der Organisation des Zusammenlebens in Gemeinden: immer geht es um die Ausgestaltung des Verhältnisses von Staat und Bürger. Bürgerämter sind dafür entscheidende Schnittstellen, Aktionszentralen rechtsstaatlich-demokratisch verfasster Zivilisation. Von der Art ihres Wirkens und von ihrer Erscheinungsform wird dieses Verhältnis wesentlich geprägt. Hier entscheidet sich wie kaum irgendwo sonst, ob sich die Bürger einer Gemeinde als Träger und aktive Glieder der Gemeinschaft oder als Verwaltungsobjekte erleben. Und hier entscheidet sich auch, ob das Selbstverständnis und das Wirken der Beamten und Verwaltungsangestellten dem Leitbild einer auf allgemeiner Partizipation und Gleichberechtigung basierenden Kommune oder dem einer technokratisch gesteuerten, im schlimmsten Fall an obrigkeitsstaatlichen Prinzipien orientierten Staats-Maschinerie folgen. Besondere Herausforderungen bestehen darin, längerfristig die Wirkungs- und Erscheinungsweise des Bürgeramts in Übereinstimmung mit den sich entwickelnden und verändernden Lebens- und Kommunikationsformen aller in der Gemeinde versammelten Menschen zu halten. Es gilt, den Anschluss an die rasche Entwicklung und Ausdifferenzierung des Medienverhaltens der Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher sozialer Milieus aber auch an die sich wandelnden Kommunikationsbedürfnisse vor Ort, z.B. im Wartebereich des Amts oder bei der Eheschließung zu halten.


Ansprüchen, zum touristischen Informationszentrum, zum Ort der Kultur und Bildung, zum symbolischen Zentrum der Amtsgemeinden und zum würdigen Ort besonderer Personenstands-Veränderungen wie Eheschließungen. Grundlegende Idee war die Vorstellung von einem organischen, partnerschaftlichen Verhältnis von Bürgern und Staat im Sinne einer durch Gesetze und Regeln verfassten Gemeinschaftlichkeit und Mitmenschlichkeit. Die Autorität des Staates sollte dabei vor allem im Sinne von Zuverlässigkeit und Konsequenz in der Umsetzung von Gesetzen, kommunalen Beschlüssen und Verordnungen in Erscheinung treten. Entstanden sind schließlich Konzeptideen für die Gestaltung des Amts der Zukunft zu den Themen Innenarchitektur/Interior Design, Wartesituation, Standesamt, integrierte Kommunikation, Abläufe Passwesen, zeit- und ortsunabhängige Bürgerdienste.

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Als Teilnehmer des Bundeswettbewerbs Zukunftsstadt 2030+ bemüht sich das Amt Gransee, seine Attraktivität und Bürgernähe weiter zu verbessern und sich exemplarisch zum einem Service Center der neuen Art zu entwickeln. Mit der Zielstellung, hierfür Gestaltungsideen zu generieren, ist ein breit angelegtes Kooperationsprojekt zwischen dem Amt Gransee und der Fachhochschule Potsdam entstanden. Ein Bestandteil dieses Kooperationsvorhabens ist die vorliegende Studie Vom Amtsschimmel zum Bürgerross – Aufbruch in eine Metamorphose der Amtsstube. Sechs studentische Teams der Fachhochschule Potsdam mit insgesamt 17 Teilnehmern/innen haben im Wintersemester 2015/2016 im Kurs Designtheorie untersucht, inwiefern die Gestaltung von Dingen und Kommunikationsmitteln im Amt Gransee Bürger und Staat verbinden oder trennen, miteinander vermitteln oder voreinander abschrecken, um hiervon ausgehend Ideen für das Amt der Zukunft zu entwickeln. Die Effizienz der Abläufe und die Qualität der Interaktionen wurden hinterfragt. Mitarbeiter/innen des Amts und Bürger/innen wurden interviewt und die örtlichen Gegebenheiten analysiert. Daraus konnten Zielvorstellungen für ein künftiges Amt bestimmt werden: die Verwandlung des Amts vom Verwalter hin zum Berater und Netzwerker, zur Schnittstelle bürgerlicher Partizipation am Staatswesen, zum komfortablen Mediatoren der Verwaltungsabläufe vor Ort und online, zum prägnanten, zentralen, lebendigen Bürgerforum, zum Ort der Begegnung mit hoher Aufenthaltsqualität für alle Menschen mit verschiedenen



Yannick Dittrich — Romme Staschik — Oriana Striebeck — Ulrike Zelle

INTERIOR & INNENARCHITEKTUR Zwischen Tradition und Innovation – Das Bürgeramt gransee als Begegnungsort für Bürger und Staat


»KLEINIGKEIT SPALTET, GROSSZÜGIGKEIT VERBINDET.«

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EMMA GOLDMANN – 1869–1940


Das Bürgeramt von Gransee und Gemeinden befindet sich im Rathaus Gransee. Obwohl mitten im Zentrum der historischen Stadtanlage Gransees, reiht sich das Gebäude am Kirchplatz unauffällig in die Häuserflucht ein und bekommt neben der mächtigen Kirche nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit als Verwaltungssitz von Stadt und Gemeinden. Zudem ist nicht nur die Zugangs­situation zum Amt uneindeutig, auch die innere Struktur des Gebäudes ist kleinteilig, verschachtelt und wirkt eher gewachsen als konzipiert.

Als Zukunftsstadt 2030 möchte sich nicht nur Gransee nach außen moderner präsentieren. Auch das Bürgeramt möchte sich neu aufstellen mit dem Ziel, Einwohner und Einwohnerinnen in die ­Gestaltung des Ortes miteinzubeziehen und Gransee attraktiver zu machen. Durch die Vergrößerung des Einzugsbereiches sollen nun auch die Räumlich­ keiten der Zukunftsvision Gransees entsprechend angemessen gestaltet werden.

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ZUKUNFTSSTADT


INTERIOR & INNENARCHITEKTUR ZWISCHEN TRADITION UND INNOVATION – DAS BÜRGERAMT GRANSEE ALS BEGEGNUNGSORT FÜR BÜRGER UND STAAT

BÜRGERINNEN UND BÜRGER ALS MITGESTALTER

Martha A. »Ich kann mir das Bürgeramt gut als Begegnungs- und Austauschort vorstellen.«

Um ein genaueres Bild von Gransee, dem Bürgeramt und seinen Bürgern und Bürgerinnen zu bekommen, wurden das Gebäude und auch der Ort ausgiebig besichtigt und eine Umfrage unter ca. 50 Personen im Bürgeramt durchgeführt. Ziel dieser Umfrage sollte sein, die Wünsche und Anregungen der Granseer herauszufiltern um diese dann in die Gestaltung mit einzubeziehen. Für viele der Befragten waren die Räumlichkeiten in Ordnung aber auch nicht wirklich ansprechend oder repräsentativ. Einige Personen fanden sich schlecht zurecht sowohl im Gebäude als auch im Informationsangebot. Als äußerst positiv wurden die kurzen Wartezeiten und der Umgang der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit den Besuchern hervorgehoben. Um die Kommunikation und den Austausch unter den Bürgern und Bürgerinnen Gransees zu fördern und zu stärken, fielen Begriffe wie Café, Treffpunkt oder auch Begegnungsstätte.

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UNSERE VISION Als künftige Verwaltung für weitere Gemeinden­ öffnet sich Gransee. Wir übertragen diese neue Aufgabe ins Amt und schaffen großzügig Raum für Offenheit, Trans­ parenz und Kommunikation. Das (unübersichtliche) Bürger­ amts­gebäude der Amtsverwaltung soll für die Bürger zu einer Wohlfühlzone und zum Netzwerk werden, dass Verlässlichkeit und Gemeinschaftlichkeit ausstrahlt, aber auch informativ ist und auf kulturelle und gesellschaftliche Angebote hinweist.


Um einen solchen Ort der Kommunikation zu schaffen, wird das Hauptgebäude mit seinen vielen kleinen Räumen unter Berücksichtigung der Bausubstanz durch Entfernung von Wänden zu einem großzügigen Informationszentrum. WEITE Die Aufhebung von verschachtelten Räumen und die Schaffung von Sichtachsen bewirken sowohl eine übersichtliche als auch transparente Willkommenslandschaft.

B103 Frau Schröder 28.00 m² H: 3.72 m A110 Fr. Laux/ Fr. Gohs 20,56 m² H: 3:75 m

A109 Frau Riß 14,35 m² H: 3.75 m

TH 14,61 m² A111 Teek. 3,28 m² H: 3.83 m

A107 Fr. Scherbarth Hr. Grunwald 19,06 m² H: 3,79 m

A106 Fr. Janicki 21,72 m² H: 3.78 m

B102 Frau Kessel 22,23 m² H: 3.78 m A105 Fr. Scherer Fr. Bugs 31,96 m² H: 3.73 m

Flur 35,02 m² H: 3.83 m

B104 Fr. Vietz Fr. Funkel 17,33 m² H: 3.62 m

B105 Warten 14,46 m² H: 3.59 m

B101 Fr. Beuth/Hr. Janicki 25,43 m² H: 3.57 m

B106 Teek. 4,02 m² H: 3.50 m

H: 3.31 m

Flur 27,65 m²

H: 3.62 m

B107 Herr Zisick 20,80 m² H: 3.66 m

B108 altes Standesamt 62,08 m² H: 2.98 m

WC Herren 6,34 m² H: 3.47 m WC Damen 8,38 m² H: 3.49 m

Beh.- WC 3,29 m² H: 3.92 m

Flur 9,23 m² H: 3.83 m

A112 Saal 80,80 m² H: 3.44 m

WC H 3,46 m² H: 3.92

WC D 2,33 m² H: 2,15 m

A101 Frau Franzen 22,32 m² H: 3.60 m

A102 Frau Ungewiß 17,99 m² H: 3.48 m

B110 Frau Schenk 15,73 m² H: 3.47 m

A103 Frau Cornelius 19,30 m² H: 3.75 m

WC 3,70 m² H: 2.43 m

Flur 2,96 m² H: 2.44 m

Flur 8,64 m² H: 3.54 m

B111 Archiv Standesamt 12,42 m² H: 2.44 m

Flur 30,92 m² H: 3.85 m Teek. 7,60 m² H: 2.66 m

A113 Fr. Fedders 18,97 m² H: 2.70 m

A114 Fr. Findeisen 15,34 m² H: 2.72 m Flur 13,46 m² H: 3.56 m

B115 Kopierer 7,72 m² H: 3.48 m

B114 Frau Reiffler 13,75 m² H: 3.52 m

B112 Frau Popiela 15,93 m² H: 3,61 m

B113 Frau Backs 11,73 m² H: 3.50 m

A115 Fr. Kientopf 14,80 m² H: 3.55 m

A116 Herr Bechert 25,90 m² H: 3.55 m

Bestandsplan Amt Gransee und Gemeinden Baustraße 56, 16775 Gransee Projekt: Bauteil:

Rathaus Gransee Grundriss Erdgeschoss

Maßstab: 1:200

Durch die Integration einer Bibliothek, eines Cafés und der Arbeitsbereiche des Front-Office-Angebots kann auf höchstem Niveau flexibel auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Bürger im Bürgeramt reagiert werden.

Datum: 17.04.2013

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AKTUELLER GRUNDRISS DES BÜRGERAMTES GRANSEE Der markierte Bereich soll bearbeitet werden


INTERIOR & INNENARCHITEKTUR ZWISCHEN TRADITION UND INNOVATION – DAS BÜRGERAMT GRANSEE ALS BEGEGNUNGSORT FÜR BÜRGER UND STAAT

FARBEN UND MATERIALIEN

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Farben können automatisch-unbewusste Reaktionen und Assoziationen auslösen. Diese psychologischen Wirkungen entstehen aus Erfahrungen, die wir so oft gemacht haben, dass sie verinnerlicht sind. Die gleiche Farbe kann immer wieder anders wirken. Sogar der Farbton, den wir wahrnehmen, wird durch den Kontext definiert. Im Kontext des Bürgeramtes Gransee sollen Farben und Materialien Professionalität ausstrahlen. Aber auch Offenheit, Kommunikation und das Gefühl des Willkommenseins widerspiegeln. Die Materialien finden sich in der Umgebung, dem Lebensgefühl und der Zukunftsvision der Granseer Bevölkerung wieder.


FARBEN UND MATERIALIEN INFOBEREICH/CAFÉ Offenheit, Professionalität, Funktionalität, Gefühl des Willkommenseins, kommunikativ, extrovertiert, beleuchtend

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FARBEN UND MATERIALIEN WARTEBEREICH Kommunikation, Entspannung, Genuss, Unterhaltung/Information, vermittelnd, regenerierend, besänftigend

FARBEN UND MATERIALIEN ARBEITSBEREICH Professionalität, Kommunikation, Transparenz, Leichtigkeit, anregend, anti-depressiv, motivierend


INTERIOR & INNENARCHITEKTUR ZWISCHEN TRADITION UND INNOVATION – DAS BÜRGERAMT GRANSEE ALS BEGEGNUNGSORT FÜR BÜRGER UND STAAT

Das Hauptgebäude des Bürgeramtes Gransee mit seinen vielen kleinen Räumen soll durch ­Wegnahme von Wänden zu einem großzügigen Informationszentrum werden. Drei Bereiche v ­ ermitteln durch ihre gestalterische Ausarbeitung Struktur und Halt. INFOBEREICH/CAFÉ Neben einem allgemeinen Infoschalter zur Anmeldung, einem interaktiven Touchtable mit Informationen/Angeboten zu Gransee und Umgebung, gibt es ein anregendes gelb nuanciertes Café zur Begegnung und um das Warten im Wartebereich/Aufenthaltsbereich zu versüßen.

RAUMSTUDIE INFOBEREICH/CAFÉ

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WARTEBEREICH/BIBLIOTHEK Alternativ bietet es sich an, ein Buch aus der sich nebenan befindlichen Bibliothek in einer der gemütlichen Sitzecken zu lesen oder an einer der PC-Stationen den neuen Personalausweis zu beantragen. Hier sind eher regenerierend wirkende grüne Akzente vorteilhaft.


RAUMSTUDIE WARTEBEREICH/BIBLIOTHEK

ARBEITSBEREICH

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Der eher orangefarbene Bürobereich befindet sich am Rand, um die nötige Diskretion zu wahren, ist aber kein geschlossener Raum, sondern eher als Schalter mit Milchglastrennwänden zu verstehen. Hier geht es um objektive Sachlichkeit und eine gleichzeitig freundliche zwischenmenschliche Wärme, die Vertrauen schafft.

RAUMSTUDIE ARBEITSBEREICH


INTERIOR & INNENARCHITEKTUR ZWISCHEN TRADITION UND INNOVATION – DAS BÜRGERAMT GRANSEE ALS BEGEGNUNGSORT FÜR BÜRGER UND STAAT

öder

B104 Fr. Vietz Fr. Funkel 17,33 m² H: 3.62 m

B105 Warten 14,46 m² H: 3.59 m

B101 Fr. Beuth/Hr. Janicki 25,43 m² H: 3.57 m

B106 Teek. 4,02 m² H: 3.50 m

H: 3.31 m

Flur 27,65 m²

H: 3.62 m

B107 Herr Zisick 20,80 m² H: 3.66 m

WC Herren 6,34 m² H: 3.47 m WC Damen 8,38 m² H: 3.49 m

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B F 1 H

WC 3,70 m² H: 2.43 m


! GRUNDRISS 1 Vorschlag zur Öffnung des Wartebereiches mit kleinerem Bauumfang

AUS KLEIN MACH GROSS

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Gisela T. „Ich komme gut mit anderen Bürgern im Amt ins Gespräch“

Zur Umstrukturierung der Eingangs- und Willkommenszone soll der vordere Bereich ­(heute Warteraum und Kaffeeküche) geöffnet werden. Tragende Elemente bleiben in der baulichen Struktur als Säulen bestehen. Der ankommende Gast erhält bereits beim Betreten an der präsenten Infosäule einen Überblick über die Möglichkeiten und Angebote des Bürgeramtes Gransee. Zu wartenden Besuchern und B ­ esucherinnen kann bereits ein erster Kontakt aufgenommen werden. Kleine kommunikative Sitzgruppen mit Sesseln und Stühlen und eine kleine Kaffee-Ecke für Mitarbeiter und Besucher laden zum Verweilen ein. Bücherregale präsentieren Informationsmaterial zur Stadt Gransee, zu kulturellen Angeboten, Ausflugs- und Beteiligungsmöglichkeiten und eine Bücherbörse, in die Bürger und Bürgerinnen der Stadt Gransee eingeladen sind, ausgelesene Bücher anderen Mitbürgern zur Verfügung zu stellen. Die Arbeitsbereiche der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erhalten neue halbtransparente Türen. Somit werden sowohl Diskretion als auch der Sichtkontakt zu den Wartenden gewahrt.


INTERIOR & INNENARCHITEKTUR ZWISCHEN TRADITION UND INNOVATION – DAS BÜRGERAMT GRANSEE ALS BEGEGNUNGSORT FÜR BÜRGER UND STAAT

B103 Frau Schröder 28.00 m² H: 3.72 m

B102 Frau Kessel 22,23 m² H: 3.78 m

ki ² m

B105 Warten 14,46 m² H: 3.59 m

B101 Fr. Beuth/Hr. Janicki 25,43 m² H: 3.57 m

B106 Teek. 4,02 m² H: 3.50 m

H: 3.31 m

Flur 27,65 m²

H: 3.62 m

B107 Herr Zisick 20,80 m² H: 3.66 m

WC Herren 6,34 m² H: 3.47 m WC Damen 8,38 m² H: 3.49 m

B110 Frau Schenk 15,73 m² H: 3.47 m

A103 Frau Cornelius 19,30 m² H: 3.75 m

WC 3,70 m² H: 2.43 m

Flur 2,96 m² H: 2.44 m

B111 Arch 12,42 H: 2.

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wiß

A105 Fr. Scherer Fr. Bugs 31,96 m² H: 3.73 m

B104 Fr. Vietz Fr. Funkel 17,33 m² H: 3.62 m

Flur 30,92 H: 3.

B115 Kopierer 7,72 m² H: 3.48 m

B114 Frau Reiffler 13,75 m² H: 3.52 m

B112 Frau 15,93 H: 3,6

B113 Frau Ba 11,73 m H: 3.50


! GRUNDRISS 2 Vorschlag zur Öffnung des Hauptgebäude- inneren

ORT DER KOMMUNIKATION

„Den Gang zum Bürgeramt verbinde ich mit anderen Erledigungen in der Stadt“

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Arndt H.

Ein umfassendes Informations- und Begegnungszentrum benötigt ausreichend Platz. Durch umfassende Umbaumaßnahmen könnte im Hauptgebäude des Bürgeramtes Gransee ein professionell gestalteter Ort der Kommunikation geschaffen werden. Entstehen soll ein luftiger Saal mit weiten Sichtachsen. Der Besucher und die Besucherin erhält sofort einen Überblick über die Bereiche des Bürger­amtes Gransee. Direkt am Eingang befindet sich ein großer ­innovativer Touchtable. Hier können direkt Informationen zum Ort und der Umgebung abgerufen werden. Kartenmaterial und Animationen machen z.B. Statistiken leicht verständlich und interaktiv. Eine Kaffeetheke dient als zusätzliche Information und als Kommunikationspunkt. Fragen zum Ablauf im Amt werden hier gern beantwortet. Eine Tasse Kaffee lädt zum Verweilen in einer der vielen gemütlichen Sitzgruppen ein, bis ein Mitarbeiter des Bürgeramtes sich persönlich um die Anliegen der Bürger kümmern wird. An den PC-Plätzen kann gearbeitet und gechattet werden, der Konferenztisch eignet sich für Besprechungen oder Inforunden im größeren Kreis. Die Arbeitsboxen der Mitarbeiter sind transparent ­gestaltet. Dadurch wird Offenheit und Kommunikations­ bereitschaft vermittelt. Flexible Arbeitsplatzlösungen lassen eine hohe Reaktionsfreudigkeit bei höherem Kundenverkehr zu.



Omar Abdel-Moaty

WARTEBEREICH Wartezeit im Amt genieĂ&#x;en


»WARTE NIEMALS, BIS DU ZEIT HAST.«

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CHINESISCHES SPRICHWORT


Die Gemeinde wird jeden Tag größer. Die Zahl der Zuzüge im Amt Gransee und Gemeinden wächst ständig. Im Jahr 2005 waren es noch 197 neue Gemeindemitglieder. Im Jahr 2015 wurden bereits 695 neue Mitglieder registriert.

Im Moment gibt es nur sehr wenige Probleme mit dem Wartesystem. Die meisten Wartenden genießen die familiäre Atmosphäre, jedoch könnten in der Zukunft größere Räume und verbesserte Systeme benötigt werden. Wünschenswert wäre ein System, das die zwischenmenschliche Wärme bewahrt und gleichzeitig hilft, ein größeres Aufkommen zu organisieren.

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BEREIT FÜR DIE ZUKUNFT


WARTEBEREICH — WARTEZEIT IM AMT GENIESSEN

EFFIZIENZ IM WARTESYSTEM Neben den traditionellen Amtsdienstleistungen wird eine Gruppe neuer Dienste angeboten werden, wie zum Beispiel:

QUICK SERVICE Desk

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Ein schnelles Quick-Service-Desk wird verfügbar sein, um Fragen zu beantworten. Auch andere Dienste wie z.B. die Abholung einer Steueridentifikationsnummer oder andere Verfahren, die wenig Zeit dauern, können über den Quick-Service-Desk problemlos erledigt werden.


Behinderte, Senioren und Schwangere dürfen körperlich bedingt nicht lange – im Sitzen oder Stehen ­– warten. Es wird dafür gesorgt, dass sie durch ein spezielles Büro ein Prioritäts­ verfahren bekommen.

PERSONAL Assistent

Je nach Abteilung und Besucherverkehr stehen zwei MitarbeiterInnen im Warteraum zur Verfügung, um die Ankommenden zu begrüßen und ihnen behilflich zu sein (z.B. Formulare auszufüllen).

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PRIORITÄT Büro


WARTEBEREICH — WARTEZEIT IM AMT GENIESSEN

BEISPIELABBILDUNG DES WARTESYSTEMS Rechner, W-LAN, Pager-Gerät

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ORGANISATION IM WARTERAUM Mit Hilfe eines sehr einfachen Systems erhält jeder Besucher, der einen Online-Termin gebucht hat, am Eingang ein Gerät, in dem er seinen ­Namen auswählen soll. Nur dann erkennt das Büro, dass sich der Besucher im Warteraum befindet, und das Amt kann ihm die erforderlichen Informationen zur Verfügung stellen, z.B. wie lange er warten muss und zu welchem Raum er gehen soll. Im Falle von Wartezeit-Änderungen erhält er Live-Updates. Er hat auch die Möglichkeit, mit dem Beamten zu ­kommunizieren, falls er das Gebäude verlassen möchte. Mit diesem System müssen die Besucher nicht mehr auf den Bildschirm starren oder nervige Pieptöne hören. Die Besucher haben die Freiheit, sich zu bewegen, etwas zu lesen oder einfach nur die Fensteraussicht zu genießen. Das Ganze funktioniert ­natürlich auch als Handy-App für die Besucher, die ein Smartphone besitzen.


UNTERHALTUNG

KUNST Die Wände im Wartebereich können Künstlern aus der Umgebung als Ausstellungsfläche zur Verfügung gestellt werden. Das Amt würde auf diese Weise zum kulturellen Ort.

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Das Amt Gransee bietet alles, um sich wie zu Hause zu fühlen. Es gibt unter anderem Zeitungen, Telefon-Ladedocks, eine Kinderspielecke und ein Catering. Ebenso ist es wichtig, dass Erwachsene miteinander etwas unternehmen können. Deswegen stehen im Warteraum interaktive Tische, an denen die Besucher miteinander spielen können oder auch Meckerlisten erstellen bzw. Empfehlungen von Orten in Gransee austauschen können. Außerdem kann man Bewertungen über das Amt abgeben.



Ulrike Lücke — Gil Raibstein

DAS NEUE STANDESAMT Eine Analyse, Orientierung und Anregungen für das Standesamt der Stadt gransee


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STANDESAMT GRANSEE – EIN AUSBLICK


Das Standesamt ist ein ganz besonderer Ort im Amt. Alle Angelegenheiten des Personenstandes werden durch das Standesamt als Urkundsbehörde bearbeitet. Die Hoheitlichkeit des staatlichen Aktes wird hier besonders deutlich, da höchstpersönliche Lebensangelegenheiten beschlossen werden und rechtliche Relevanz erhalten.

• • • • • • • • • •

Ehefähigkeitszeugnis Eheschließung/Beurkundung Geburtsbeurkundung Gerichtliche Vaterschaftsfeststellung Lebenspartnerschaftsschließung Namensfeststellung Namensführung Personenstandsbeurkundung Sterbefallbeurkundung Vaterschaftsanerkennung

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AUFGABEN DES PERSONENSTANDES


DAS NEUE STANDESAMT — EINE ANALYSE, ORIENTIERUNG UND ANREGUNGEN FÜR DAS STANDESAMT DER STADT GRANSEE

ERWARTUNGSHALTUNG DER BÜRGERINNEN UND BÜRGER AN IHR STANDESAMT

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Der Bürger erwartet nicht nur die persönliche und f­ achliche Kompetenz der einzelnen Standes­beamten, ­sondern auch in der Außendarstellung, ­bezüglich der Räumlichkeiten und der Umgebung, die nötige Repräsentationsfähigkeit des Standesamtes als staatliche Institution mit hoheitlichen Aufgaben, denen eine besondere rechtliche Relevanz zukommt. Das Standesamt sollte demnach den nötigen festlichen Rahmen bieten und Seriosität aus­strahlen können. Dabei dürfen auch Symbole zur regionalen Identifikation, wie beispielsweise Stadtwappen nicht fehlen.


DIE RÄUMLICHE SITUATION Der Umgang und die Bearbeitung höchstpersönlicher Lebensangelegenheiten der Bürger erfordern ein erhöhtes Maß an Diskretion und somit auch die räumliche Trennung des Standesamtes vom Einwohnermeldeamt. Dies kann die aktuelle räumliche Situation in Gransee jedoch nicht in einer wünschenswerten Form bieten.

EINWOHNERMELDEAMT – STANDESAMT

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RÄUMLICHKEITEN Aktuelle Situation


DAS NEUE STANDESAMT — EINE ANALYSE, ORIENTIERUNG UND ANREGUNGEN FÜR DAS STANDESAMT DER STADT GRANSEE

ANFORDERUNGEN AN DEN ARBEITSPLATZ AUS SICHT DER BEAMTEN In Gesprächen mit den Standesbeamtinnen vor Ort wurden die wesentlichen Anforderungen an den Arbeitsplatz und die Arbeitsumgebung herausgearbeitet: • • • • •

Räumliche Trennung von Standesamt und Einwohnermeldeamt Adäquates seperates Trauzimmer mit angeschlossenem Büro für kürzere Laufwege Aufbewahrung der Akten und Unter­lagen zentral in erreichbarer Nähe Diskretion wahrende Arbeitsplätze Möglichkeit der angemessenen Würdigung des Einzelfalls (festlicher ­Rahmen bei Geburt/Heirat, seriöser Rahmen bei Trauer/Todesfall)

AKTUELLE LAGE BÜRO

PROBLEM Räumliche Distanz

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TRAUZIMMER


ABSTRAKTE LÖSUNGSANSÄTZE

TRAUZIMMER

TRAUZIMMER

BÜRO

BÜRO

TRAUZIMMER

RO

Es gibt eine Vielzahl architektonischer Möglichkeiten, das Büro mit dem Trauzimmer zu verbinden oder ganz zu integrieren. Das Trauzimmer und das Büro sollten sich aus logistischen Gründen in unmittelbarer Nähe befinden. 39

BÜRO


DAS NEUE STANDESAMT — EINE ANALYSE, ORIENTIERUNG UND ANREGUNGEN FÜR DAS STANDESAMT DER STADT GRANSEE

ZU- UND AUSGÄNGE

TRAUZIMMER

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BÜRO

PROBLEM: Zu- und Ausgang sind häufig ein und der selbe. LÖSUNG: Die Trauung bereitet den rechtlichen ­Rahmen für die Zukunft des Brautpaares. Daher sollte auch der Laufweg zukunftsweisend gerichtet sein und nicht in die gegenläufige Richtung beim Verlassen des Trauzimmers führen. Darüber hinaus sollte es auch zur Wahrung der Diskretion der individuellen Belange der Bürger einen weiteren seperaten Ausgang geben.


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UND WIE SIEHT ES BEI ANDEREN AUS?


DAS NEUE STANDESAMT — EINE ANALYSE, ORIENTIERUNG UND ANREGUNGEN FÜR DAS STANDESAMT DER STADT GRANSEE

DIE »SCHÖNSTEN« STANDESÄMTER DEUTSCHLANDS 2014 Im Jahr 2014 wurden auf Platz 1 die Märchenvilla Eberswalde und auf Platz 2 das Rathaus Heidelberg, als schönste Standesämter Deutschlands gekürt. Anhaltspunkte dafür könnten unter anderem die besondere Architektur, der Einsatz hochwertiger Bau- und Zierstoffe, sowie das ­Interieur sein.

WELCHE STILMITTEL WURDEN EINGESETZT?

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STILMITTEL • Architektur – Barock, Klassizismus • Großzügige Bauten/ Räume – hohe Decken – große Fenster – Treppen und Auffahrten • Säulen, Pforten, Baldachine • Wertvolle Baustoffe und Verzierungen – Gold, Marmor, Stuck – Brokat, Seide – Holzvertäfelungen – Decken-, Wandmalereien • Thronsessel und Kronleuchter

»Königlich heiraten« Vorstellung: Anschluss an die k­ lassischen ­Herrschaftsformen


VORSTELLUNGEN UND SEHNSÜCHTE Vielfach besteht die Vorstellung von der einen ­ Märchen- bzw. Traumhochzeit. Den einen besonderen Tag im Leben prunkvoll, königsgleich, festlich und besonders stilvoll mit allen seinen Lieben zu verbringen. Diese Vorstellung resultiert aus der Sehnsucht nach offizieller Anerkennung, dem Streben nach Wohlstand und Sicherheit. ROLLE DES STANDESAMTES Die Rolle des Standesamtes liegt hier in der formellen Absegnung der Lebensgemeinschaft von höchster staatlicher Stelle.

FAZIT

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Das Standesamt nimmt demnach eine besondere Rolle bei der Zeremonie wichtiger Lebensmomente der Bürger ein. Vor diesem Hintergrund sollten auch die Räumlichkeiten des Standesamtes angemessen, festlich und würdig ausgestattet sein. Die wichtigen Entscheidungen und Ereignisse des Lebens sind eben nicht nur rein formelle rechtliche Akte, sondern betreffen den Bürger meist höchstpersönlich.


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KÜNFTIGE AUSRICHTUNG – EIN AUSBLICK


ARCHITEKTONISCHE BESONDERHEITEN

Eine mögliche Orientierung um Anhaltspunkte und Lösungsansätze zu finden, könnte der Blick in die Kirchen sein. Denn auch hier wird die Geburt gefeiert, geheiratet und gestorben.

• •

Im Folgenden werden die architektonischen Besonderheiten aufgeführt. ­Orientiert wurde sich hier unter anderem an gotischen und klassizistischen Kirchen.

• • • •

in die Höhe ausgerichtete Bauweise besondere Symmetrie (ursprünglich Haupt- und Querschiff) Ausrichtung hin auf den Altar als zentralen Punkt Bögen und Gewölbe hohe Fenster lichtdurchfluteter Raum Gebäude für die Ewigkeit; massive Bauweise, starke Materialien EFFEKT

• • • • • •

Herausgehobenheit des Raumes übergeordnete Instanz Transzendenz in Verbindung treten mit einer höheren Instanz besondere Akustik Bestätigung und Absegnung

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ORIENTIERUNG KIRCHE


DAS NEUE STANDESAMT — EINE ANALYSE, ORIENTIERUNG UND ANREGUNGEN FÜR DAS STANDESAMT DER STADT GRANSEE

MATERIALIEN KIRCHE Da auch heute noch viele Trauungen in der Kirche stattfinden, ist es interessant, näher zu betrachten, durch welche Materialien und Einflüsse viele Kirchen architektonisch geprägt sind. In der Vergangenheit, als Staat und Kirche in Deutschland noch nicht getrennt waren, führte die Kirche die Aufgaben des heutigen Standesamtes in vielen Bereichen aus.

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Auffällig sind häufig die besonders hohen Fenster für lichtdurchflutete Räume, massiver Naturstein, wie Marmor oder Granit, für die Böden und den Altar, ­robustes, schweres Holz für die Sitzbänke, Kerzen, als lichtbringender Ritus und die Orgel für die Musik. Die räumliche Gestaltung ist im Wesentlichen reduziert auf diese fünf Elemente, die, richtig eingesetzt, eine besondere Atmosphäre hervorrufen können.

Materialien/Einflüsse (von oben nach unten): Glas, Naturstein, Holz, Kerzen, Orgel



DAS NEUE STANDESAMT — EINE ANALYSE, ORIENTIERUNG UND ANREGUNGEN FÜR DAS STANDESAMT DER STADT GRANSEE

ORIENTIERUNG FÜR EINEN MODERNEN ENTWURF DES STANDESAMTES Für einen modernen Entwurf des Standesamtes spielen verschiedene elementare Faktoren eine wichtige Rolle. Dazu zählen unter anderem ein professionelles Lichtund Raumkonzept und der Einsatz hochwertiger Materialien und Hilfsmittel.

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PROFESSIONELLES LICHTKONZEPT Ein auf die örtlichen Begebenheiten ­abgestimmtes und durchdachtes Lichtkonzept bietet die ­Möglichkeit, individuell den entsprechenden ­Anlass zu würdigen. Lichtwärme und -farbe sollen sich den Anlässen anpassen. Natürliches, wechselndes Licht schafft ­Lebhaftigkeit im Raum, Reflektionen, Lichtspiele oder der besondere Lichteinfall können eine transzendente Stimmung hervorrufen. Gedimmtes warmes Licht wird mit Geborgenheit assoziiert, man fühlt sich „aufgehoben“.


RAUMKONZEPT/-AUFTEILUNG

RAUMAUFTEILUNG DURCH EINSATZ VON STRUKTURELEMENTEN Raumteiler aus durchbrochenem Beton, strukturiertem Naturstein, eingelassenen Boden- und Deckenelementen

Eine Möglichkeit bestünde in der variablen Abtrennbarkeit und Durchlässigkeit von Trauzimmer und Büro. Dies könnte beispielsweise durch besondere ästhetisch anspruchsvolle Raumteiler, Trennwände, Glasbauweise oder andere Mittel erreicht werden. Darüber hinaus sollten jedoch auch hier durch den Einsatz verschiedener Materialien die Integritätsfaktoren berücksichtigt werden, so dass z.B. Schallschutz/-dämmung etc. Anwendung finden.

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Ein eigens erstelltes Raumkonzept dient dazu, eine klare Linie vorzugeben. Strenge Symmetrie und eine gewisse Raumhöhe können die Seriosität und die Hoheitlichkeit der Aufgaben im Standesamt unterstreichen. Gleichzeitig sollte das Konzept jedoch modern, offen und spirituell zeitlos gestaltet sein.


DAS NEUE STANDESAMT — EINE ANALYSE, ORIENTIERUNG UND ANREGUNGEN FÜR DAS STANDESAMT DER STADT GRANSEE

MATERIALIEN Der bewusste Einsatz verschiedener Werkstoffe und besonderer Materialien spielt eine große Rolle und vermittelt • •

Hochwertigkeit Beständigkeit

• •

Verbindlichkeit Erhabenheit

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Diese Merkmale unterstreichen darüber hinaus die Ernsthaftigkeit und Wichtigkeit des Ortes sowie des Anlasses/Ereignisses.


HILFSMITTEL Der Einsatz von „Hilfsmitteln“ unterstützt den angemessenen Umgang des Standesbeamten mit den verschiedenen Lebenssituationen der Bürger. Als Hilfsmittel können dienen:

Musik/moderne Soundsysteme – dient der Untermalung der Stimmung – Koppelungsmöglichkeiten mit mitgebrachten Musikquellen – adäquates Angebot an Musikstücken in guter einheitlicher Qualität • Kerzen erzeugen warmes, natürliches Licht • Blumenschmuck als Ausdruck des festlichen Anlasses • ausgewählte Möbel/Stoffe für den besonderen Moment • Baldachine oder künstliche Gewölbe – verbildlicht den staatlichen Schutz und Segnungsanspruch

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ANSÄTZE UND VORSCHLÄGE FÜR EIN MÖGLICHES RAUMKONZEPT IN ABSTRAKTER ANORDNUNG Bei der Planung und Gestaltung des ­Trau­raumes sind darüber hinaus die verschiedensten Anordnungskonzepte denkbar. Auch hier spielt die ­Symmetrie im Raum eine wesentliche Rolle. Danach bestimmt sich, in welcher räumlichen Position sich der Standesbeamte, das Brautpaar und die Traugäste befinden. Eine symmetrisch zentrale Anordnung, bei der sich alle Anwesenden wie an einem runden Tisch gleichberechtigt gegenüberstehen, sehen und gesehen werden können, erzeugt eine andere Stimmung und Dynamik als eine kreuzförmige Symmetrie. Denn hier liegt der Fokus auf dem Standesbeamten und dem Brautpaar, wobei der Standesbeamte als Einziger allen im Raum befindlichen Personen mit dem Gesicht zugewandt ist.

BRAUTPAAR

TRAUGÄSTE

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STANDESBEAMTER


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EINHEITSKLEIDUNG FÜR STANDESBEAMTE Warum sollte es eigentlich keine einheitliche Berufskleidung für Standesbeamte geben? Einheitliche Kleidung kann den Standesbeamten in der Ausführung seines Amtes unterstützen, indem durch das Tragen der Kleidung gleich ein offizieller, seriöser Rahmen vermittelt wird. Sie betont die Herausgehobenheit des Amtsträgers, dient als Erkennungsmerkmal und schafft gleichzeitig eine Einheitlichkeit aller ­Standesbeamten.

Die herausgehobene, neutrale staatliche Stellung wird auch in anderen Bereichen durch Einheitskleidung unterstrichen. • • •

Richter, Staatsanwälte Polizei Ordnungsamt Berufskleidung in anderen Bereichen

• • • •

Bahnschaffner Postbote Schornsteinfeger (Zylinder) früher: Gildentracht/ Berufsstandszugehörigkeit AUSDRUCK EINHEITLICHER KLEIDUNG

• • • • •

Offizialität Erkennungsmerkmal Herausgehobenheit der Funktion Einheitlichkeit im Amt staatliche Regelungsbefugnis

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Darüber hinaus lässt sich eine Vielzahl von Anregungen aus Design und A ­ rchitektur zu einer modernen Umsetzung des Standesamtes finden. Sicherlich ist das Budget dafür ­maßgebend, in welcher Form letztlich eine zukunftsweisende Modernisierung des Standesamtes stattfinden kann und wird, dennoch lassen sich einige Faktoren auch mit wenig Geld verbessern und können dazu beitragen, dass sich die Standes­beamten und die Bürger besser aufgehoben fühlen.



Felix Zeitz — Falk Schramm — Stéphane Flesch — Florian Schochow — Hua Vi Vu — Alex Wieland

DAS VERNETZTE BÜRGERAMT Für eine integrierende ­Kommunikation zwischen Amt und Bürger


WO LANG?

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ANKUNFT IN GRANSEE


AM BAHNHOF GRANSEE Auf den ersten Eindruck gibt es wenig ­ein­ladende Orientierungsmöglichkeiten

gransee liegt im Landkreis Oberhavel. Sein Bürgeramt ist auch Verwaltungszentrum für die umliegenden Gemeinden Großwoltersdorf, Schönermark, Sonnenberg und Stechlin. Das Amt übernimmt neben den gesetzlich vorgeschriebenen auch eine Vielzahl anderer Aufgaben. Das sind unter anderem die Aufgaben des Schul- und Kitaträgers, des Straßenbaus, der Planungshoheit für den Flächennutzungsplan und des Betreibens eines gemeinsamen Amtswirtschaftshofes. Neben dem Problem der Entfernung ergeben sich aus dieser Ballung umfangreiche Anforderungen unterschiedlichster Bürger, die ein Ziel eint — die schnellstmögliche Bearbeitung ihrer Anliegen. Gransee und Gemeinden umfassen eine Stadt, fünf Gemeinden und zwanzig Dörfer. Die Vernetzung der Bürger untereinander und mit Ihrem Bürgeramt stellt eine große Herausforderung dar. Ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung hat zudem das Bedürfnis nach »smarteren« Prozessen, sowie Online-Kommunikation im Sinne der Kontaktaufnahme mit dem Amt. Um dies gewährleisten zu können, wünscht man sich von Seiten des Amtes eine grundlegende Erneuerung des Bürgeramtes und dessen Erreichbarkeit.

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EINLEITUNG/PROBLEMATIK


DAS VERNETZTE BÜRGERAMT — FÜR EINE INTEGRIERENDE ­KOMMUNIKATION ZWISCHEN AMT UND BÜRGER

ZIELE Folgende Strategiepunkte, die wir nach mehreren Besuchen und Interviews in Gransee ausgemacht haben, werden wir im weiteren genauer erläutern.

01 VERNETZUNG VON GRANSEE UND GEMEINDEN

GRANSEE 60

02 GRANSEE ALS ZENTRUM DER REGION


03 AMT ALS ORT DER BEGEGNUNG UND DES AUSTAUSCHES

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05 INDIVIDUALISIERUNG DER INFORMATIONEN FÜR DEN BÜRGER

04 GRÖSSERE BETEILIGUNG DES BÜRGERS


FORUM GRANSEE



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DIE ART DER KOMMUNIKATION ZWISCHEN DEM AMT UND DEN BÜRGERN

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Wenn man die Broschüren und die Webseite des Amtes Gransee genauer anschaut, fällt ziemlich schnell auf, dass hauptsächlich Texte und Fotos für die Kommunikation zwischen Amt und Bürgern benutzt werden. In den letzten Jahren werden in den Medien weitere Möglichkeiten der Informationsdarstellung wie interaktive Karten und Infografik zunehmend verwendet. Leser und Bürger zeigen ein großes Interesse an diesen »­neuen« Methoden der Darstellung. Parallel zu dieser Entwicklung werden die Einflüsse der Informationsvisualisierung auf Menschen seit Jahrzehnten von Sozial- sowie Naturwissenschaftlern und Designern erforscht, unter anderem wie die Art der Informationsdarstellung dazu beitragen kann, dass Menschen sich persönlich angesprochen fühlen. Es wurde auch auf diese Weise mehrmals bewiesen, dass Interaktion dazu führt, dass Benutzer mehr Zeit damit verbringen, Daten zu erkunden. Man bezeichnet dies als „explorative Suche“. Aber wie hängt diese Erkenntnis mit dem Amt Gransee zusammen?

www.gransee.de Zahlen, Tabellen und Fotos


Wir sind der Meinung, dass eine klar strukturierte und mit zahlreichen Medien versehene Webseite dazu führen könnte, dass die Bürger mehr Zeit auf der Webseite verbringen, um sich über die Stadt und das Amt zu informieren. Zu den Medien zählen für uns unter anderem interaktive Karten, Diagramme, Videos und Foren. Als konkretes Beispiel könnten wir die Wasserqualität des Geronsees nennen. Wir glauben, dass eine grafisch gestützte Darstellung seiner Wasserqualität anhand von passenden Diagrammen und Karten eine bessere Transparenz schaffen würde. Die erzielten Fortschritte im Bereich Wasserqualität wären dadurch nachvollziehbarer. Vielleicht könnte man auf diese Weise die Kenntnisse der Bevölkerung verbessern, mit dem Ziel, dass sich mehr Bürger für dieses Thema interessieren und sich sogar dafür aktiv engagieren. Ein anderes Beispiel, das eindeutig zeigt, wie wichtig die Art der Darstellung sein kann, ist die Zahl der Einwohner in den verschiedenen Gemeinden. Auf der Web­seite www. gransee.­de werden die Zahlen in einer einfachen Tabelle dargestellt. Möglich wäre hier eine andere interessantere Darstellungsart durch interaktive Infografiken, bei der die geografische Zusammenhänge klarer werden (siehe folgende Seite). Das ist unter anderem für politische Entscheidungen wichtig, denn durch eine solche Darstellung versteht man besser, wie viele Leute durch Maßnahmen betroffen sind und wo diese Bürger wohnen. Durch die bessere Wahrnehmung von geografischen und verwaltungstechnischen Zusammenhängen könnte auch eine bessere Wahrnehmung der Aufträge des Amtes erzielt werden und dadurch vielleicht auch eine bessere Identifizierung mit dem Amt, besonders für die Bürger in den Gemeinden auße­rhalb der Stadt Gransee. Durch eine

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ANDERE MÖGLICHKEITEN DER INFORMATIONSDARSTELLUNG


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Das Amt Gransee Ein Netzwerk aus Gemeinden im Norden Brandenburgs


interaktive Grafik könnte man dazu noch die Entwicklung der Einwohneranzahl in jeder Gemeinde visualisieren, um Bevölkerungsströme besser zu verstehen und entsprechend durch gezielte Maßnahmen agieren.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Art, wie Information in der Zeit der Digitalisierung erfasst und geteilt werden kann. Durch persönliche Profilseiten könnten sich Bürger bestimmten Gruppen und Projekten anschließen, sich besser vernetzen, und ihre Ideen leichter teilen. Es ist hier aber zu betonen, dass die digitale Vernetzung nicht die physische ersetzen soll. Die Bürger sollen sich im Amt oder in der Stadt weiterhin versammeln und über wichtige Themen diskutieren können. Nichtsdestotrotz bieten digitale Medien zahlreiche Vorteile in der Vorbereitung solcher Treffen und in der Erfassung und Kommunikation deren Ergebnisse. Auch hier ist zu erwarten, dass ein leichterer Zugriff zur Information das Interesse und somit die Beteiligung der Bürger erhöhen würde. Die BürgerInnen würden also eine zentrale Stelle bekommen, mit der sie viel einfacher Themen, die für sie relevant und wichtig sind, zur Diskussion vorschlagen könnte. Es wäre natürlich sehr wichtig, dass man die Meinung der Bürger zum Thema Kommunika­tion durch eine umfangreiche Umfrage der ­Bevölkerung einholt. Die zahlreichen Workshops, die mit den BürgerInnen in Gransee gerade stattfinden, zeigen die Meinungen der BürgerInnen zu zukunftsorientierten Themen. Diese Ideen sollten maßgebend für die neue Struktur der ­Webseite sein.

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DIGITALISIERTE DATEN, SOZIALE VER­NETZUNG


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DIGITALE STRUKTUR AM BEISPIEL DES TOURISMUS Die Visualisierung diverser Informationen sollte je nach Bedürfnis auch über individuelle Zugänge stattfinden. Zunächst gäbe es eine ganze Reihe an möglichen Empfängern auszumachen, welche sich im Amt über Aktivitäten, Neuigkeiten und Ankündigungen informieren wollen. Dabei untersuchen wir exemplarisch am Beispiel Tourismus, wie ein optimierter Zugang über digitale Medien strukturell sowie inhaltlich beschaffen sein sollte. Gransee besitzt großes touristisches Potential und bildet infrastrukturell das Zentrum der REGIO-Nord. Die REGIO-Nord ist eine regionale Entwicklungsgesellschaft der Oberhavel Nord, in der Gransee, Zehdenick und Fürstenberg kooperieren, um die Stärken der Region nach innen und außen zu vermarkten, mit dem Ziel, in der Folge als attraktiver Wohn-, Wirtschafts-, Kultur- und Tourismusstandort wahrgenommen zu werden. Im Rahmen des Kurses Designtheorie an der Fachhochschule Potsdam führten wir ein Interview mit Olaf Bechert, dem Geschäftsführer der REGIO-Nord, um mehr über den Tourismus am Standort Gransee zu erfahren. Dabei stellte sich heraus, dass Gransee touristisch sehr schlecht erschlossen ist und sowohl im Internet als auch vor Ort keine eigene Informationsplattform für Besucher oder Interessenten zur Verfügung stellt. Grund sei dabei das Fehlen von Angeboten, die zu bewerben wären, es gibt weder eine geeignete Gastronomie noch eine Hotelanlage in der Stadt, und auch an Angeboten für touristische Aktivitäten (z.B. Fahrradverleih) mangelt es. Dabei existiert großes Potential sowohl im Kultursegment (eine voll erhaltene Stadtmauer, klassische Altstadt, Schloss Meseberg, ...) als auch im Bereich Natur (Seen, Laufstrecken, Wälder, …). Das Problem: es finden sich keine Anbieter die in den Standort investieren bzw. Geschäfte gründen wollen. Die Gründe dafür liegen scheinbar in der aktuellen Situation selbst: das Risiko, erster und einziger Anbieter zu sein ist sehr groß, da die Akzeptanz nicht an bestehenden ­Angeboten gemessen werden kann. Dabei kann auch hier ein besserer Informationsfluss helfen, und dementsprechend ist der Zugang zu tourismusspezifischen Themen


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wichtig, um Anreize und Möglichkeiten zu schaffen, sich als Anbieter zu präsentieren sowie sich als Besucher zu informieren. Hierfür haben wir Vorschläge entwickelt. Ein gutes Interface gäbe dem Nutzer die Möglichkeit, sich das touristische Angebot auf unterschiedliche Arten zu erschließen, je nach Präferenz. Sinnvoll wäre zunächst eine Direktsuche, bei der unterschiedliche Suchbegriffe ausgelesen werden, um das entsprechende touristische Angebot zu filtern. Dabei können noch weitere Parameter modifiziert werden, wie Reiseart, Alter, Dauer, Sprachen und bevorzugte Transportmittel, um die Suchergebnisse zu optimieren. Bei den Reisearten fände dieselbe Farbkodierung Anwendung wie auch schon beim Wege­leitsystem. Angebote aus dem Bereich Natur würden dabei Grün markiert, Aktivangebote in Rot und kulturelle Angebot in Gelb. Die Angebote wiesen dann ebenfalls eine Markierung in der entsprechenden Farbe auf, um die verschiedenen ­Bereiche schnell und problemlos differenzieren zu können. Als zweiter Zugang wäre eine individuell zu erstellende Route durch die Region denkbar, bei der in einem ersten Schritt auf einer Karte verschiedene Angebote dargestellt werden, welche in einem zweiten Schritt zu einem Routen­ vorschlag zusammengefasst werden und den ­Nutzer noch auf andere interessante Angebote hinweisen, die sich auf dem Weg befinden, wie zum Beispiel Gaststätten, Seen oder Übernachtungsmöglichkeiten.


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Das virtuelle Bürgeramt Allgemeiner Startbildschirm

Übersicht über die Funktionen im Bereich Tourismus


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Diverse Filtermöglichkeiten um ein individuelles Angebot zu erstellen

Die eigens zusammengestellte Route mit Anmerkungen zu verschiedenen Angeboten


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Farbliche Codierung zur Identifizierung der verschiedenen Bereiche

Darstellung verschiedener Angebote wie Gaststätten, Seen oder ĂœbernachtungsmĂśglichkeiten


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Das Amt Gransee — Ein komplexer Schilderwald Es gibt durchaus einiges an Aushängen und Schildern, nur keinen Eingang.


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WEGELEITSYSTEM

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Für das zukünftige Bürgeramt in Gransee haben wir Möglichkeiten recherchiert, inwiefern für eine bessere Orientierung gesorgt werden könnte. Grundsätzlich ist uns wichtig, dass es eine einheitliche Beschilderung, versehen mit einer einheitlichen Färbung, geben soll. Ebenso ist es wichtig, dass die unterschiedlichen Bereiche/Abteilungen des zukünftigen Amtes farblich klar getrennt sind. Besonders für Gransee eignet sich unserer Ansicht nach die Möglichkeit der Einfärbung von Gehweg/Pflastersteinen, welche mit Informationen zu Richtung, Ort und Entfernung versehen sind, da dies minimal in das Stadtbild eingreift. Aktuell haben wir drei Kodierungen erarbeitet: Gelb steht für Kultur/Amt, Rot steht für sämtliche Aktivitäten und Grün steht für naturbezogene Angebote. Im Amt selbst haben wir uns für farbige Bodenlinien entschieden. Diese führen vom neuen Zentrum des Bürgeramtes in die Richtung aller vor Ort befindlichen Abteilungen. In der Zukunft sind von uns neue Bereiche, wie z.B. ein Café oder eine Bibliothek angedacht. Diese bekommen ihre eigenen Farben zur Orientierung.


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EINGEFĂ„RBTE PFLASTERSTEINE Pro Zielort gibt es jeweils einen Stein. Dieser ist versehen mit Ort, Richtung und Entfernung. Die Steine sollten alle 20 bis 50 Meter in den Boden eingelassen werden.


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BEISPIEL-ROUTEN Wir haben beispielhaft drei verschiedene Routen je für einen Themenbereich zum näheren Verständnis des Prinzips dargestellt.


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ABGEHOLT AM BAHNHOF Zur Orientierung ab dem Bahnhof könnte es ­zukünftig ein digitales Terminal geben.

LINIEN IM AMT Auf dem Geländes des Amtes gibt es zur ­Orientierung verschieden gefärbte Linien.


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GRANSEE E-GOVERNMENT Das neue Bürgeramt Gransees und der zukünftig neu eingegliederten Gemeinden bietet weiterhin Verwaltungsdienstleistungen gleichberechtigt auf den vier verschiedenen Kommunikationskanälen an: in Schriftform, persönlich, per Telefon, online.

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DAS MOBILE BÜRGERAMT Bedürfnisorientierte Kundennähe durch Hausbesuche

Hier soll nun genauer auf die elektronischen Transaktionsmöglichkeiten eingegangen werden, insbesondere wie diese das Bürgeramt unterstützen oder vereinheitlichen können. Durch Umstrukturierung und Vereinheitlichung der bestehenden Prozesse, eine Verwaltungsmodernisierung und damit verbundenen Bürokratieabbau könnte ein virtuelles Bürgeramt geschaffen werden, das viele Transaktionen direkt online bearbeiten kann und jederzeit erreichbar ist — auch von der entferntesten Gemeinde ohne Wartezeit und Arbeitsausfall. Mobile Bürgerbüros, in denen Verwaltungsmitarbeiter zeitweise vor Ort anwesend sind oder auch Hausbesuche abstatten, fördern die Integration der verschiedenen Gemeinden. So könnte es Sprechstunden an strategisch günstigen Knotenpunkten wie der Stadtbibliothek, dem Ärztezentrum oder auch auf dem Wochenmarkt geben.


Das mobile Arbeiten und die daraus resultierende Ortsunabhängigkeit kommt auch dem Arbeitsklima des Bürgeramts zugute. Durch Telearbeit und flexible Zeiten lassen sich Familie und Beruf deutlich leichter vereinbaren, was den Standort Gransee und Umgebung für junge Familien attraktiver machen könnte. Technisch nicht so versierte Mitbürger, Senioren, die nicht mehr so gerne weite Wege auf sich nehmen wollen, treffen die mobilen Bürgeramtsmitarbeiter in Laufweite an und könnten beispielsweise mit einem Arzttermin Amtsangelegenheiten erledigen.

Fokus Studie (https://www.berlin. de/sen/inneres/ moderne-verwaltung/e-government/ online-transaktionen/ artikel.101837.php)

Die digitale Plattform des neuen Bürgeramtes (einschließlich App) ist zunächst ein gebündeltes Informationszentrum, in dem alle verfügbaren Dienstleistungen einheitlich dargestellt und erreichbar ­gemacht werden. Dies erfordert eine Restrukturierung und Vereinfachung der Prozesse, so dass Vorgänge in Zukunft möglichst komplett medienbruchfrei bearbeitet werden können. Damit fallen dann auch Arbeitsschritte und Arbeitszeit im Backend weg, was den Mitarbeitern Luft schafft, persönlicher auf ­Kunden eingehen zu können und auch beratend tätig zu werden. Ansätze zu technischen Erfordernissen für medienbruchfreie Online Transaktionen (für Formulardienste, Upload von Dokumenten, Paymentdienste, Identitätsprüfung; siehe Fokus Studie) hat bereits der Berliner Senat ausführlich untersucht. Im Frontend sollte ein für den Nutzer einheitliches Portal angestrebt werden, was in der App eine Fortführung findet. Um über das reine Informationsangebot hinauszugehen, müsste die Möglichkeit einer Personalisierung gegeben sein, die mittels Identitätsprüfungen die Sicherheit auch für sensible Online-Transaktionen gewährleistet. Durch Personalisierung ließe sich ein sicherer virtueller Safe zur Speicherung und Organisation aller persönlichen Dokumente anlegen. Mit diesen gespeicherten Daten könnten Ausfüllhilfen gestartet und Zwischenstände dokumentiert werden. Dies erleichtert nicht nur dem Nutzer das Leben, sondern auch dem Amt, was bei Problemen oder Unklarheiten während eines Prozesses zu Hilfe gezogen werden

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BÜRGERAMT PLATTFORM UND APP


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kann. Die Bearbeitung sollte auch nicht von einem gesichtslosen Amt vorgenommen werden. Genau wie ihre Kunden sollten die Mitarbeiter auch mit Amtsprofilen vertreten sein und sich als persönlicher Ansprechpartner anbieten. Dies kann von Betreuung und Hilfestellung online per (Video) Chatfunktion über Terminvergabe für das physische Amt bis zu einem Hausbesuch führen. Durch die Vereinheitlichung und Transparenz der Prozesse fallen lange Erklärungen bei der Hilfestellung weg. Der jeweilige Mitarbeiter wäre immer auf dem neuesten Stand, könnte gezielt weiterhelfen und vielleicht auch Beratung übernehmen. Die Personalisierung bietet auch für das Verbreiten von Ankündigungen und Neuigkeiten Vorteile. So erreichen auf die jeweiligen Bürger zugeschnittene Informationen sicher ihre Empfänger.

DIREKTER DRAHT ZUM BÜRGERAMT Infrastrukturproblemlösung über das Maerker-System


MAERKER-SYSTEM Ortsmarkierung und Bearbeitungsstand in der Kartenansicht

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Zuletzt noch eine Funktion, die besonders für die ­​App interessant wäre. Das etablierte ­­Maerker System könnte implementiert werden, und Infra­struk­tur­probleme wie Schlaglöcher oder unsach­ge­rechte Müll­entsorgung könnten mit Foto- und Ortsmarkierung gemeldet werden. Wie auch schon aktuell werden Bearbeitungs­status und -fortschritte veröffentlicht und auf einer Karte dargestellt.


PERSONALISIERUNG

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Neben der unverbindlichen und anonymen Möglichkeit, das neue Netzwerk nutzen zu können, soll es in Zukunft auch einen persönlichen Bereich in Form eines Accounts für die Bürger und Beamten geben. Ziel ist die Integration in die Prozesse des Amtes. Erstellte Beiträge oder Artikel bekommen eine persönliche Note und fördern so die Kommunikation innerhalb der Gemeinden. Aktuell könnten so beispielsweise auch Flüchtlinge besser integriert werden, indem ihnen ein eigener Bereich in einem bestehenden Netzwerk das Gefühl der Akzeptanz vermittelt. Dabei dient das Netzwerk neben der ­reinen Informationsbeschaffung und dem informellen Austausch auch als Möglichkeit, Amtsprozesse wie das Beantragen eines Personalausweises zu erledigen.

DIE LOGIN-MASKE Für den persönlichen Account gibt es ganz klassisch einen Nutzernamen und ein Passwort.


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PERSÖNLICHER BEREICH Alles auf einem Blick



Tim Pulver ­— Lennart Ziburski

HILFE, MEIN PERSONALAUSWEIS LÄUFT AB! Analyse und Neukonzeption der Beantragung eines neuen Personalausweises.


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WIE KÖNNEN WIR DIE BEANTRAGUNG EINES PERSONALAUSWEISES VEREINFACHEN?

Im Amt laufen fast alle Prozesse über Formulare ab. Egal ob man einen Verein anmeldet, eine Einkommenserklärung abgibt oder einen Personalausweis beantragt. Ständig müssen Daten eingegeben werden, welche dann im Amt weiterverarbeitet werden. Wie können diese Prozesse effizienter, einfacher und angenehmer werden? Am Beispiel der Beantragung eines Personalausweises haben wir den Prozess analysiert und Ansätze zur Verbesserung entwickelt.

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Dazu waren wir auch vor Ort im Amt Gransee für eine Hospitation und Interviews mit Beamten.


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HILFE, MEIN PERSONALAUSWEIS LÄUFT AB — ANALYSE UND NEUKONZEPTION DER BEANTRAGUNG EINES NEUEN PERSONALAUSWEISES


PROZESSANALYSE Wenn man den kompletten Prozess der Beantragung eines Personalausweises visualisiert, wird schnell klar, dass dieser komplizierter ist, als zunächst angenommen. Erstmal muss der Bürger feststellen, dass sein Ausweis demnächst abläuft. Anschließend stellen sich einige Fragen. Wo genau kann ich den neuen Ausweis beantragen? Brauche ich einen Termin? Muss ich ein neues Foto machen? Die Suche nach Antworten gestaltet sich oftmals schwierig. So finden sich auf der Internetseite von Gransee aktuell leider keine Informationen zum Personalausweis, es wird also ein Anruf oder ein Besuch vor Ort notwendig. Dies kostet auch für die Beamten wertvolle Zeit. Später wird man im Gespräch mit den Beamten die eigenen Daten durchgehen und das Passfoto vorlegen müssen. Gerade bei letzterem kann viel schiefgehen (Aktualität, Qualität, Biometrik, Format) und Bürger sind häufig nicht ausreichend informiert. Dies gilt auch für die Entscheidungen über die Speicherung des Fingerabdrucks und die Aktivierung der Online-Funktion, die häufig nicht transparent genug erklärt werden können.

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Nach der Beantragung herrscht Unklarheit darüber, wann der Ausweis abgeholt werden kann. Informationen über den Status erhält man nur persönlich oder per Telefon.


HILFE, MEIN PERSONALAUSWEIS LÄUFT AB — ANALYSE UND NEUKONZEPTION DER BEANTRAGUNG EINES NEUEN PERSONALAUSWEISES

LÖSUNGSANSATZ Wir möchten diesen Prozess sowohl für Bürger als auch für Beamte verbessern. Dazu haben wir uns auf drei Bereiche fokussiert. Benachrichtigungen: Bevor der Personalausweis abläuft, erhält der Bürger eine Benachrichtigung. Diese kann er je nach Präferenz per Email, Brief oder SMS erhalten. Hier werden alle anstehenden S ­ chritte erklärt, und Hinweise für den weiteren Prozess gegeben. Wenn der Bürger noch weitere Eingaben machen muss, sendet das Amt wieder proaktiv eine Benachrichtigung – ein Besuch beim Amt ist nicht notwendig. Interaktive Dateneingabe: Für eine effizientere Dateneingabe können alternativ zum Besuch im Amt interaktive Formulare auf der Website genutzt werden. Auch die Übermittlung eines Passbildes lässt sich bequem vom heimischen Computer aus erledigen. Die erforderliche Zeit für Beamte und Bürger reduziert sich so auf ein Minimum.

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Status-Anzeige: Zu jedem Zeitpunkt lässt sich auf einer persönlichen Übersichtsseite anzeigen, welche Schritte noch fehlen, ob man selber aktiv werden muss und wie lange der Prozess bis zur Abholung noch dauern wird. Unklarheiten werden hierdurch vermieden, und die gesteigerte Transparenz sorgt für ein besseres Bürgerempfinden.


SKIZZEN Zur Visualisierung unserer Ideen haben wir skizziert, wie eine Beantragung des Personalausweises in Zukunft funktionieren könnte.

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Diese Skizzen sind rein konzeptionell und beispielhaft zu sehen. Sie stellen visuell und funktionell in keinster Weise ein Endprodukt dar.

1. BENACHRICHTIGUNG Der Bürger erhält per Email eine Benachrichtigung, dass sein Personalausweis bald abläuft. Enthalten sind Informationen zu den nächsten Schritten, Kontaktdaten sowie ein Link zur Online-Dateneingabe.


HILFE, MEIN PERSONALAUSWEIS LÄUFT AB — ANALYSE UND NEUKONZEPTION DER BEANTRAGUNG EINES NEUEN PERSONALAUSWEISES

2. ONLINE-DATENEINGABE Die für den Personalausweis erforderlichen Daten können bequem über PC oder Smartphone von zu Hause eingegeben und an das Bürgeramt übermittelt werden.

3. PASSFOTO OPTIONEN

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Wählen Sie selbst aus, ob Sie das ­Passfoto am PC oder Smartphone ­machen möchten, ob Sie ein vorhandenes Foto hochladen möchten, oder einen Termin beim Fotografen vereinbaren möchten!


4. PASSFOTO MACHEN

Passbild Quelle: © Martin Korenjak https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Martin_Korenjak_Passbild.jpg

Wenn Sie selbst das Passfoto machen möchten, erkennt die Software automatisch, ob Sie alle Voraussetzungen korrekt erfüllen.

5. FINGERABDRUCK

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Informieren Sie sich bei Bedarf direkt im Internet über die Vor- und Nachteile der Speicherung Ihres Fingerabdruckes! Sobald Sie sich entschieden haben, können Sie dies mit einem Knopfdruck tun.


HILFE, MEIN PERSONALAUSWEIS LÄUFT AB — ANALYSE UND NEUKONZEPTION DER BEANTRAGUNG EINES NEUEN PERSONALAUSWEISES

6. STATUSÜBERSICHT Den aktuellen Status Ihres Personalausweises können Sie jederzeit unter einer persönlichen URL abrufen! Dort können Sie auch einstellen, wie Sie benachrichtigt werden möchten, sobald Ihr Ausweis abholbereit ist.

7. ABHOLBENACHRICHTIGUNG

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Sobald Sie Ihren Ausweis im Bürgeramt abholen können, erhalten Sie über Ihr gewähltes Medium eine Benachrichtigung. Diese beinhaltet auch den genauen Ort des Bürgeramtes, Sprechzeiten und Informationen zur Online-Funktion.


PERSPEKTIVE Wir haben diese Vorschläge für den Prozess der Beantragung eines Personalausweises entwickelt, stellvertretend für sämtliche Amtsprozesse, die Dateneingabe und Bürgerkommunikation erfordern. Unserer Meinung nach besteht ein sehr großes Potential darin, jeden dieser Prozesse genau unter die Lupe zu nehmen und neu zu denken, mit einem Fokus auf Effizienz, Einfachheit und Akzeptanz. Für uns wären die nächsten Schritte, diese Ideen in Form von Prototypen in einem realen Umfeld zu testen, um so die Tauglichkeit der Vorschläge zu evaluieren. Die meisten unserer Vorschläge sind heute zumindest technisch umsetzbar, müssten aber rechtlich genau geprüft werden.

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Wenn man wirklich ein »Amt der Zukunft« erschaffen möchte, muss man groß denken. Wenn man über die heutigen Grenzen hinausgeht, wird man schnell mit weiteren Fragen konfrontiert: Welche Angelegenheiten müssen wirklich noch vor Ort im Amt erledigt werden? Könnte man das Internet nicht für mehr Zusammenarbeit unter Ämtern und Bürgern nutzen? Brauchen wir überhaupt noch ein echtes Amt? Brauchen wir noch einen echten Personalausweis?



Sebastian Kaim — Jens Rauenbusch

MEIN GRANSEE Ein System zur zeit- und ortsunabhängigen Nutzung von Bürgerdiensten


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DAS RATHAUS ALS AUSGANGSPUNKT

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Die bisher vorgestellten Konzepte für das zukünftige Amt Gransee gehen vornehmlich vom Erhalt des Bürgeramtes als verortete Einrichtung aus. Das Amt bleibt grundsätzlich bestehen, für Interieur, Prozesse und Kommunikation (sowie weitere Bereiche) werden aber innovative Neuerungen vorgeschlagen. Diese Ansätze sind zielführend und leiten einen Ideenprozess ein, der idealerweise in einem bürgerfreundlicheren Amt mündet. An dieser Stelle soll aber zunächst ein Schritt rückwärts gemacht und das Amt mit etwas Distanz betrachtet werden. Es stellt sich dabei die Frage:


1. BRAUC AMT ÜBERHAU IN FERNER ZUKUNFT

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nein, es wird kein Amt mehr geben – zumindest nicht vor Ort. Die Betrachtung von aktuellen Trends offenbart, dass die Vernetzung von Personen und Daten eine vollständige Automatisierung ermöglichen kann. Verbesserte Algorithmen werden von zunehmend schnelleren Computern ausgeführt, die zudem lernfähig sind. Informationsflüsse, Authentifizierungsvorgänge und Entscheidungen werden künftig maschinell verarbeitet und kommuniziert, sodass der Besuch eines lokalen Amtsgebäudes überflüssig wird.


CHT ES DAS UPT? ja, die Bürgerinnen und Bürger werden ­ eiterhin den Weg zum Amt finden oder w ­wenigstens mit ihm interagieren müssen. Welche Herausforderungen dies jedoch mit sich bringt, und wie diese gelöst werden könnten, ­ wird im Folgenden vorgestellt.

DAS PROBLEM MIT DEM HAUS Das Einzugsgebiet Amt Gransee wird aufgrund von Gebietsreformen, also vor allem der Zusammenlegung von Verwaltungseinheiten, größer – was zur Folge hat, dass die Wege der Bürgerinnen und Bürger zum Amt weiter werden. Zurzeit ist nicht ersichtlich, dass es eine ausreichende Vielzahl weiterer Filialen geben wird, die das Gebiet zufriedenstellend abdecken können. Zudem wird die Personalstärke der Behörden tendenziell geringer. Auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger gibt es außerdem schon heute eine Reihe von Hinderungsgründen, die es schwer oder unmöglich machen, das lokale Amt zu besuchen.

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IN NÄHERER ZUKUNFT


MEIN GRANSEE — EIN SYSTEM ZUR ZEIT- UND ORTSUNABHÄNGIGEN NUTZUNG VON BÜRGERDIENSTEN

ÜBER PERSONAS »Personas« sind fiktive Personen und werden vor allem in der Mensch-Computer-Interaktion verwendet. Sie beschreiben stereotypische Nutzer, deren Bedürfnisse und Erwartungen formuliert werden. Dies hilft Softwareentwicklern, die Anwendung stets mit Blick auf die Anwender zu entwickeln und entsprechend zu argumentieren. Hier dienen Personas dazu, häufig auftretende Probleme zu charakterisieren und ihnen einen Gesicht zu geben. Dies hilft auch dabei, die Ideen (später) besser zu verstehen und einzuordnen.

ICH MÖCHTE NICHT ZUM BÜRGERAMT KOMMEN. »In Behörden fühle ich mich unwohl, das ist einfach nichts für mich. Diese komplizierte Sprache, diese umständlichen Abläufe – darauf habe ich keine Lust. Ich würde gerne mehr von zuhause erledigen.«

ICH KANN NICHT ZUR RICHTIGEN ZEIT ZUM BÜRGERAMT KOMMEN.

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»Da ich alleinerziehend bin, arbeite ich, so viel es geht, um meine Familie zu versorgen. Schließlich möchte ich meinen Kindern alles bieten, was sie brauchen. Ich habe eine gute Stelle als Buchhalterin in Unternehmen X, allerdings fallen die Pausen oft kurz aus und die Arbeitszeiten lang. In der Mittagspause habe ich FIKTIVE PERSONA nicht genug Zeit, um Angelegenheit im SUSANNE MEYER, 39 Jahre Amt zu erledigen, und nach Feierabend ist es schlichtweg bereits geschlossen – Buchhalterin, wohnt in Gransee und meine Kinder warten ja auch auf mich. arbeitet in Berlin Ich würde mir ein flexibleres Bürgeramt wünschen, dass dann Zeit hat, wenn auch Alleinstehend, 2 Kinder (11 und 14 Jahre), ich eine freie Minute habe.« Jahreseinkommen 40.000–45.000 € bedürfnisse: Bedürfnis, alles unter einen Hut zu bekommen; Familie und Beruf sind das wichtigste in ihrem Leben, daneben ist auch kaum noch Platz; Möchte ihren Kindern alles bieten einstellungen: Offen gegenüber neuen Technologien; Durch Tätigkeit in der Werbung kritisch gegenüber Service-Lösungen und anspruchsvoll technische ausstattung: Laptop (Mac OS), iPad, iPhone 4 mit Internet-Flatrate


ICH KANN PHYSISCH NICHT ZUM BÜRGERAMT KOMMEN. »Aufgrund meiner eingeschränkten Mobilität kann ich nicht zum Bürgeramt fahren: Meine Füße tragen mich nicht mehr so weite Strecken, ein Auto kann ich mir aber nicht leisten. In meinem Alltag komme ich klar, da habe ich auch ein bisschen Hilfe beim Einkaufen oder bei der Gartenpflege. Wenn ich aber mal FIKTIVE PERSONA in den Ort muss, um zum Beispiel das DORIS MEINHARD, 71 Jahre Bürgeramt zu besuchen, stoße ich schnell an die Grenze meiner Möglichkeiten. Ich Rentnerin, wohnt wünsche mir ein Bürgeramt, das zu mir außerhalb von Menz kommt, oder das ich wenigstens von zuhause erreichen kann.« Alleinstehend, 2 erwachsene Kinder (leben in Berlin), Rente durchschnittlicher Höhe bedürfnisse: Bedürfnis nach Kontakt mit anderen Menschen im Alltag – trotz stark eingeschränkter Mobilität (kann kaum das Haus verlassen da sehr schlecht zu Fuß) einstellungen: Positive Einstellung zur Gemeinde und zum Staat; sieht ein Bürgeramt als notwendige Einrichtung; ist mit Websites und Email vertraut, bei Sicherheitsfragen aber skeptisch

ICH WEISS GAR NICHT, DASS ICH ZUM BÜRGERAMT GEHEN KÖNNTE.

FIKTIVE PERSONA THOMAS REIS, 42 Jahre Unternehmer und Investor, wohnt in Potsdam Alleinstehend, Jahreseinkommen 70.000–80.000 € bedürfnisse: »Unternehmergeist«, Gewinnoptimierung, aber auch Verflechtung mit der Region und soziales Ansehen

»Ich bin Unternehmer und aufgrund persönlicher Umstände vor kurzem in Gransee gelandet. Mir gefällt der Ort sehr gut und die Menschen sind wirklich nett. Deswegen habe ich beschlossen, der Gemeinde etwas gutes zu tun, indem ich ein Veranstaltungszentrum bauen möchte, das auch Cafés und ein Hotel beherbergen soll. Darüber habe ich schon mit dem Ortseinstellungen: Dynamik und verein gesprochen, die konnten mir bei ­Unterhaltung sind wichtig; fortschrittsbaurechtlichen Fragen aber nicht weiterorientiert; Neue Technik kann nicht helfen. Ich bin mir nicht sicher, an wen schnell genug eingesetzt werden; ich mich nun wenden muss. Ist das Land wenig Zeit Brandenburg zuständig für so etwas?« technische ausstattung: Desktop-PC und Laptop (Windows), iPhone 6 mit Internet-Flatrate

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technische ausstattung: Android-Smartphone mit Internet-Flatrate


MEIN GRANSEE — EIN SYSTEM ZUR ZEIT- UND ORTSUNABHÄNGIGEN NUTZUNG VON BÜRGERDIENSTEN

HEUTE: DER BÜRGER MUSS SICH NACH DEM AMT RICHTEN Selbst für alle, die die zuvor genannten Hürden nicht überwinden müssen, bleibt der Besuch des Amtes eine Aufgabe, die Zeit kostet und mit Aufwand verbunden ist. In einer Welt stetig zunehmender Produktivität und Unabhängigkeit werden allerdings immer weniger Bürger bereit sein, diese Mühen auf sich zu nehmen, wenn sie doch von Services aus anderen Bereichen ihres Lebens deutlich flexibleres Verhalten ­gewohnt sind. Vor diesen großen Herausforderungen wird nicht nur das Amt Gransee stehen. Vor allem dort steckt aber das Potential für Innovation und eine Aufgeschlossenheit, die es möglich macht, die Zukunft mit­zugestalten.

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MORGEN: DAS AMT GEHT VOM BÜRGER AUS Die »amtszentrierte« Sicht und die daraus folgende Fokussierung auf die Möglichkeiten und Wünsche des Amtes soll einmal umgedreht werden. An Stelle dessen steht eine ­»bürgerzentrierte« Sicht: Wenn von der Bürgerin bzw. dem Bürger aus gedacht wird, dann steht er/ sie im Mittelpunkt. Die Bedürfnisse des Bürgers ­werden berücksichtigt und davon ausgehend neue Lösungen entworfen, die bisher genannte Hindernisse überwinden. Wie in der Grafik rechts dargestellt, hat der bürgerzentrierte Ansatz zur Folge, dass das eine Amt für alle nicht mehr reicht. Es muss eine Vielzahl von Ämtern geben, so dass für jede Bürgerin und für jeden Bürger individuell erlebbare Kommunikation stattfinden kann. Doch wie ist das umzusetzen?


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2. WIE B JEDER BÜRG EIGENES AM

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* UND WIE JEDE BÜRGERIN IHR EIGENES AMT?


BEKOMMT ER SEIN MT?* Wie kann sich das Amt nach den Bürgerinnen und Bürgern richten, so dass jede(r) sagen kann: DAS AMT IST DA, WO ICH BIN. DAS AMT IST DANN DA, WENN ICH ES BRAUCHE.

Diese drei Grundsätze machen deutlich, wie das Amt in Zukunft aufgestellt sein kann: Es orientiert sich an den Wünschen und Bedürfnissen jeder einzelnen Bürgerin und jeden einzelnen Bürgers. Das Team hat dafür eine Reihe von Ideen entwickelt. Diese werden im Folgenden dargestellt: sortiert von jenen, die noch sehr weit in der Zukunft liegen, bis zu denen, die bereits heute umsetzbar wären.

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DAS AMT SPRICHT SO, WIE ICH SPRECHE.


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CROWD CHECK

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In Zukunft hat nicht nur jeder sein eigenes Amt, jeder ist sogar ein Teil des Amtes. Aufgrund der intelligenten Vernetzung von Personen und Daten können die Aufgaben des Amtes in Zukunft von allen übernommen werden – eine selbstverwaltende Gesellschaft. Denkbar ist zum Beispiel, dass eine Gruppe von Menschen bestimmte Prozessschritte ­legitimiert, für die dann kein Mitarbeiter beim Amt mehr benötigt wird. Die Gesellschaft übernimmt kollektiv Verantwortung, und es wird sichergestellt, dass Akte der Verwaltung auch weiterhin zuverlässig und ordnungsgemäß ­ausgeführt werden. Ein wichtiger Punkt hierbei ist die Identität des Bürgers, die in Zukunft nicht mehr allein an einem Dokument festgemacht wird. Vielmehr gibt es ein »Datenprofil«, das zweifelsfrei die Identität belegen kann, beispielsweise anhand von Bankkonten. Ansätze in dieser Richtung existieren heute bereits in Großbritannien, wo sich Bürger gegenüber staatlichen Stellen anhand ihrer Gas- oder Telefonanbieterprofile ausweisen können.

MEIN NÄCHSTER BEAMTER Das kollaborative Amt (Crowd Check) ist eine Vision für die weite Zukunft. Für die nähere Zeit realistischer ist die Idee, dass »Staatsbedienstete« Aufgaben des Amtes übernehmen werden. So wäre denkbar, dass Polizisten, Lehrer und andere Beamte Legitimierungen durchführen. Um dafür einen Anreiz zu schaffen, könnte ein »Belohnungssystem« eingeführt werden.


DAS AMT ZUM MITNEHMEN: DIE GRANSEE-APP Schon in wenigen Jahren werden etwa drei Viertel der Menschen in Deutschland ein eigenes Smartphone besitzen, die meisten davon auch mit Internetzugang. Dieser Trend zeigt, dass für viele das »Immer online-Sein« nicht mehr wegzudenken ist. Warum spiegelt sich dies noch nicht im Alltag des Amtes wieder? Diese auseinanderlaufende Entwicklung soll zusammengeführt werden in der Gransee-App, die viele neue Möglichkeiten bietet sowie bestehende Systeme sinnvoll ergänzt.

In modernen Smartphones sind nicht nur Touchscreens verbaut, sondern auch hochauflösende Kameras und Fingerabdrucksensoren – ­alles, was man braucht, um bei der Beantragung eines Personal­ausweises zu unterschreiben, ein Passbild zu erstellen, sowie seinen Fingerabdruck zu scannen. Zwar sind diese Technologien heute noch nicht frei zugänglich, sodass eine App eines Drittanbieters die Fingerabdruckdaten bisher nicht auslesen kann, dies ist in naher Zukunft aber denkbar. Ergänzt werden könnte dies durch Spracheingabe, sodass das mühsame Eintippen von persönlichen Daten weg­fallen könnte.

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BEANTRAGEN EINES PERSONALAUSWEISES


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ERINNERUNGEN

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Wer kennt es nicht? Kurz vor einem Flug ins Ausland nochmal den Personalausweis ansehen und feststellen, dass dieser bereits abgelaufen ist. Um kostenintensive, kurzfristige Aktionen zu vermeiden, erinnert die Gransee-App den Bürger rechtzeitig vor Ablauf des Personalausweises oder anderer Dokumente an diese Frist – und kann sogar automatisch eine Erneuerung beantragen, falls dies gewünscht wird. Die App kann außerdem an wichtige Termine erinnern. So weiß das System zum Beispiel, dass Susanne Meyer Kinder hat und welche Schule diese besuchen. Wenn ein Elternabend ansteht, wurde dieser vorher von dem Klassenlehrer eingetragen, und die App könnte Susanne auf Wunsch rechtzeitig an den anstehenden Termin erinnern.


MAERKER

TÜRÖFFNER In modernen Smartphones ist NFC-Technologie verbaut (siehe Infokasten), die es beispielsweise möglich macht, Türen mit dem eigenen Gerät zu öffnen. So können Bürgerinnen und Bürger in Zukunft online das Gemeindehaus reservieren und Zugang via Smartphone erlangen – ohne, dass das Amt Zeit mit einer SchlüsselNFC übergabe und der Organisation von Terminen verliert. So stehen beispielsweise »NFC« steht für Near Field Communication die TeilnehmerInnen von Leseabenden und beschreibt eine drahtlose Übertraoder Diskussionsrunden nicht mehr vor gungstechnik für kurze verschlossenen Türen. Distanzen. NFC wird heute bereits eingesetzt im kontaktlosen Bezahlen sowie im Touch&Travel-System der Deutschen Bahn.

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Der Maerker ist bereits heute ein hilfreiches System zum schnellen Erfassen von Schlaglöchern, defekten Straßenleuchten und ähnlichen Vorkommnissen. Die Gransee-App macht das Melden dieser Missstände noch einfacher: Der Bürger kann direkt ein Foto von dem betroffenen Objekt machen, den Eintrag mit Standortdaten versehen und ihn veröffentlichen.


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GEMEINSAM WEITER KOMMEN Ähnlich einer Car-Sharing-Plattform kann die Mein-Gransee-App helfen, ein Mobilitätsnetz aufzubauen: Bürgerinnen und Bürger tragen ihre geplante Autofahrt, wie beispielsweise den täglichen Weg zur Arbeit, in das System ein und andere, die zur gleichen Zeit einen Teil der Strecke zurücklegen möchten, können sich als Mitfahrer anmelden. Da sowohl regelmäßige Fahrten als auch spontane Fahrten im System verfügbar sind, kann ganz Gransee damit mobil werden. So wäre die fiktive Persona Doris Meinhard in der Lage, von Mitbürgern zum Amt gefahren zu werden und dort auch wieder jemanden zu finden, der sie sicher nach Hause bringt. Sie revanchiert sich gerne, indem sie den Fahrern etwas selbstgebackenen Kuchen mitbringt.

GRANSEE± Mithilfe von Augmented Reality (siehe Infokasten) können neue Bauvorhaben bereits mit dem Smartphone erkundet werden. So wäre denkbar, dass die fiktive Persona Thomas Reis interessierten Investoren sein Bauvorhaben »Neues Gemeindezentrum mit integrierten Geschäften und Hotel« vor Ort virtuell zeigt und sie damit beeindruckt, weil sie sich ein gutes Bild des Objektes machen können. Davon profitieren würden außerdem die Bürgerinnen und Bürger, die nicht nur sehen können, wie das neue Objekt in der Umgebung wirkt, sondern via App auch direkt ihre AUGMENTED REALITY Meinung abgeben Seit der Einführung von leistungsstarken Computern wurde auch immer wieder und diskutieren mit der sog. »Augmented Reality« (»Erweiterte Realität«) experimentiert, die können. die menschliche Wahrnehmung mithilfe von computergenerierten visuellen Darstellungen erweitert. Dies kann zum Beispiel die Überlagerung eines Kamerabildes mit Informationen oder die Einblendung von virtuellen Objekten sein.


WEBSITE MIT PERSONALISIERTEM BEREICH Die Gransee-Website stellt auch weiterhin eine Vielzahl von Informationen zur Verfügung. Gedanken zur aktuellen und zukünftigen Website entnehmen Sie bitte den Seiten 122ff. Ein neuer, wichtiger Bestandteil der Website ist ein persönlicher und personalisierbarer Bereich, der für jede Bürgerin und jeden Bürger zur Verfügung steht. Dort können beispielsweise personenbezogene Daten eingegeben und eingesehen werden, Termine verwaltet, Anträge abgegeben und Informationen abgerufen werden.

Eine weitere mögliche Funktion im personalisierbaren Bereich wäre das Einsehen des Bearbeitungsstatus von persönlichen Dokumenten wie dem Personalausweis. Hier könnte auch vermerkt werden, wenn das Dokument zur Abholung bereit ist, und wo man es erhält.

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STATUS MEINES PERSONALAUSWEISES


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WEB-FORMULARE

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Die Eingabe von Daten für Anträge und Erklärungen kann deutlich einfacher gestaltet werden, als es heute der Fall ist. Für viele Anliegen muss der Bürger das Amt besuchen, wo ein Mitarbeiter für ihn die Daten in einen Computer eingibt. Dies ist nicht mehr zeitgemäß. Moderne Webtechnologien wie HTML5 (siehe Infokasten) erlauben eine komfortable Dateneingabe, Ausfüllhilfen und Prüfmechanismen. Außerdem können beispielsweise AdressbucheinträHTML5 ge direkt übernommen werden, sodass das mühsame Diktieren »HTML5« ist die Beschreibung eines Standards bzw. Bezeichvon Personendaten nicht mehr nung für eine Reihe von Webtechnologien wie HTML, CSS geschehen muss. und Javascript, ohne die ein »modernes Web« nicht möglich wäre. Sie erlauben umfangreiche Interaktionen und eine dynamische Gestaltung, zum Beispiel die Anpassung derselben Website für große Bildschirme und Smartphones.


ME1N AMT

Ein persönlicher Ansprechpartner im Amt kann trotz aller Automatisierung und technikgestützter Eingabe selbstverständlich weiterhin existieren. Wichtig dabei ist aber, dass die Zuständigkeiten und Kompetenzen innerhalb des Amtes so verändert werden, dass für jede Bürgerin bzw. jeden Bürger nur noch ein individueller Ansprechpartner die Kontaktperson ist. Dieser Ansprechpartner kennt die von ihm betreuten Bürger gut und weiß, wo besondere Bedürfnisse und Wünsche bestehen und welche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden müssen. Eine weitere wichtige Eigenschaft des Amtes ist Proaktivität, also das aktive Zugehen auf den Bürger. Wenn beispielsweise eine Bürgerin einen Reisepass beantragt, dann fragt das Amt: »Haben Sie eine Reise vor? Falls ja, dürfen wir Ihnen helfen, an alle übrigen Vorkehrungen zu denken?« Zwar soll das Amt damit nicht Aufgaben wie das Ausstellen von Impfausweisen oder Beratung zur Sicherheit im Ausland leisten, kennt aber die wesentlichen Schritte und weiß, wer der nächste Ansprechpartner ist.

VOR ORT Das Bürgeramt in Gransee soll nicht abgeschafft werden – zumindest nicht in nächster Zeit. Das Amt ist ein wichtiger Teil der Gemeinde und des öffentlichen Lebens. In dieser Rolle sind aber auch Aufgaben enthalten, die sich bald oder in Zukunft anders organisieren ließen. Somit würden neue Kapazitäten frei.

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PERSÖNLICHER BERATER UND CALL ME BACK-FUNKTION (ME1N AMT)


MEIN GRANSEE



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MEIN GRANSEE

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Allen Ideen ist gemeinsam, dass sie die Vernetzung fördern, aber auch darauf aufbauen. Dies wird möglich durch mein gransee: eine Plattform, die Personen und Daten vernetzt.

Jeder Bürger hat dabei stets die volle Kontrolle über seine Daten und kann sie nicht nur einsehen und bearbeiten, sondern auch selbst festlegen, wer darauf zugreifen darf. Ob eine selbstverwaltende Gesellschaft, eine App, oder eine Website – alle haben Zugang zu mein gransee. Das System hält Informationen bereit, stellt Algorithmen zur Verfügung, speichert Eingaben und erlaubt die Synchronisation von Prozessen, sodass Mitfahrgelegenheiten, Meinungsaustausch und Beantragung eines Personalausweises via Smartphone einfach zu implementieren sind. An dieser Stelle seien bewusst keine technischen Hintergründe der Plattform erläutert, sondern die Vision in den Vordergrund gestellt. Es soll ein Ideenraum eröffnet werden, der freies Denken erlaubt. Bei vielen Ideen sind selbstverständlich schnell Barrieren und Einschränkungen erkennbar, aber in dieser Darstellung seien diese zunächst ausgeklammert.


VERWALTER BERATER NETZWERKER DAS NEUE ROLLENVERSTÄNDNIS DES BÜRGERAMTS

Zurzeit ist das Amt tätig in der Rolle eines Verwalters. Es führt Arbeiten aus, deren Sinnhaftigkeit teilweise heute schon in Frage gestellt werden kann, geschweige denn in einer noch moderneren Gesellschaft: Aktuell tragen Mitarbeiter beispielsweise Daten in einen Computer ein, die sie von einem Dokument ablesen, dass der Bürger vor Ort vorzeigen muss. In Zukunft soll der Bürger solche Aufgaben selbst übernehmen können. Die moderne Technik macht dies zu einem kinder­leichten Prozess. Dadurch werden Kapazitäten frei, die Mitarbeiter können sich um andere, individuellere Angelegenheiten kümmern und besser auf den Bürger zugehen. Das Amt wird zum Berater, der

sich den Bürgern proaktiv nähert: Eine auf die Bürgerinnen und Bürger zugeschnittene Beratung durch individuelle Ansprechpartner erlaubt eine völlig neue Qualität der Interaktion – zielgerichtet und vorausschauend. Aus dieser neuen Stellung heraus hat das Amt weitere Handlungsspielräume, und es wird in ferner Zukunft zum Netzwerker. Die Bürger benötigen keinen Ort mehr, in dem Dokumente abgelegt und Formulare unterschrieben werden, denn sie verwalten sich selbst, und das Bürgeramt unterstützt sie dabei. Da das Amt über einen großen Erfahrungs- und Wissensschatz verfügt, kann es aktiv damit beginnen, Bürgerinnen und Bürger, Touristen, Unternehmen, Orte, Daten und Aktivitäten miteinander zu vernetzen. Es wird gewissermaßen zu einem Katalysator einer lebendigen Zivilgesellschaft.

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Wie eingangs erwähnt soll der Bürger in den Mittelpunkt der Überlegungen für ein Bürgeramt der Zukunft rücken. Dies hat zur Folge, dass sich das Selbst- und Rollenverständnis des Amtes grundlegend verändern muss. Das ist allerdings kein notwendiges Übel, sondern eine Chance, sich neu aufzustellen.


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WWW.GRANSEE.DE 5 TIPPS ZUR VERBESSERUNG

1. »RESPONSIVE DESIGN« MITDENKEN

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Die aktuelle Website ist für die Betrachtung am Bildschirm eines Computers gemacht. Heutzutage verwenden aber immer mehr Menschen Smartphones und Tablets, auf denen die Seite schwer zu bedienen ist: Der Text wird sehr klein skaliert, Links und Buttons sind schwer zu treffen, und Bilder lassen sich kaum erkennen. Bei einem neuen Design für die Website sollte das Smartphone mitgedacht und die Seite so optimiert werden, dass sie sowohl auf kleinen Bildschirmen als auch im Großen gut aussieht und die jeweiligen besonderen Anforderungen an Interaktion beachtet. Dies nennt sich »Responsive Design«, also »Reagierendes Design«.

2. INFORMATIONEN NEU SORTIEREN Die Website enthält eine große Menge hilfreicher Informationen, die für Menschen, welche zum ersten Mal die Seite besuchen, jedoch schwer zu finden sind. Dies kann unter anderem darin bedingt sein, dass die Seite über einen gewissen Zeitraum »angewachsen« ist, also immer mehr Informationen hinzugefügt wurden, die nicht so richtig in die bisherige Struktur passen. Wir haben mittels »Card-Sortings« für eine neue Strukturierung der Website Vorschläge erarbeitet (siehe »Neue Struktur«). Dafür wurden alle Inhalte der Website auf einzelne Karten notieren und dann von Probanden neu sortiert. Der Querschnitt aus allen Sortierungen zeigt, wo bei den Benutzern ähnliche Erwartungen in Bezug auf die Verortung von Inhalten liegen.


Bei langen Listen von Links, wie beispielsweise nach Klick auf »Personenstand« im Bereich »Dienstleistungen«, helfen kurze Erklärungstexte oder Bilder dabei, den Inhalt zu verstehen. So können Nutzer auf einen Blick sehen, was sich hinter »Eheschließung« und »Eheschließung, beurkunden« verbirgt und müssen nicht erst in den Inhalt gehen. Dies spart Zeit und Frust.

4. EXTERNE INHALTE ANZEIGEN Es kann für Nutzer sehr ärgerlich oder verwirrend sein, wenn ein Klick auf einen Link plötzlich zu einer externen Seite oder gar dem Anzeigen einer PDF-Datei führt, ohne dass darauf vorher hingewiesen wird. Links zu externen Seiten (wie der Seite »Imagebroschüre«) sollten als solche gekennzeichnet werden.

5. AKTUELLE POSITION SICHTBAR MACHEN Für Nutzer kann es sehr schwierig sein, sich in umfangreichen Websites zu orientieren. Die linke Navigation zeigt bereits, in welchem Unterpunkt sich der Nutzer aktuell befindet. Die wichtige horizontale Navigation (»Amt, Politik & Verwaltung«, »Wirtschaft & Arbeit«, …) gibt aber keine Auskunft darüber, in welchem der großen Bereiche der Nutzer gerade unterwegs ist. Dies sollte angezeigt werden. Die dort im Menü eingeführten Farben könnten sich außerdem in den jeweiligen Bereichen wiederfinden. Zusammenfassend: Eine Neugestaltung der Website würde dabei helfen, die Inhalte besser zu sortieren, den Nutzerinnen und Nutzern mehr Orientierung zu geben und das Gerät zu beachten, auf dem die Website angesehen wird.

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3. INHALTE TEASERN


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Bürger und Verwaltung

Bürge rdie nste

Politik

Bürge rbe te iligung und Einflussnahme

Amtsportrait

Be kanntmachunge n

Ortsre cht

Ge sundhe it

Erzie hung und Bildung

Ge se llsch

Die nstle istunge n A– Z

Bürge rme iste r und Ortsvorste he r

Wahle n

Ortschaften

Me ldunge n und Be richte

Satzunge n

Ämte r und Einrichtunge n

Gre mie n und Ausschüsse

Bürge rbe ge hre n und e ntsche ide

Partne rschafte n

Amtliche Be kanntmachunge n

Ve rordnunge n

St

Ratsinformationssyste m

Öffe ntliche Ausle gunge n

Zahle n und Fakte n

Ausschre ibunge n

Richtlinie n

Ju

Pre sse mitte ilunge n

Se

Haushaltspläne

M Be

Ste lle nange bote de r Ve rwaltung

Fl

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Ki

EINE NEUE STRUKTUR FÜR WWW.GRANSEE.DE


gransee.de

Stadtplan

Kontakt

Notrufnumme rn

Baue n und Wohne n

Wirtschaft und Arbeit

Siche rhe it und Ordnung

Einkauf und Ve rsorgung

Ve rke hr und Mobilität

Umwe lt und Naturschutz

Kultur und Freizeit

Standort Granse e

Ve ranstaltunge n und Te rmine

ürge rbe te iligung

Fe ue rwe hr

Wirtschaftsförde rung

Se he nswe rte s

tadt 2030+

Polize i

Branche nve rze ichnis

Unte rkünfte und Gastronomie

uge nd

Schie dsste lle n

Arbe its- und Ausbildungsmarkt

Tourist-Information

e niore n

Fundbüro

Me nsche n mit e hinde rung

Mein Gransee

The me n und Toure n

Ve re ine und Initiative n

lüchtlinge

Anre ise

Kirche n

Sport

Wie zuvor erwähnt sind die Inhalte der Website gransee.de ausführlich und hilfreich. Durch eine neue Struktur der Seite könnten Nutzer dabei unterstützt werden, die Inhalte schnell zu finden – auch, wenn sie die Seite zum ersten Mal besuchen. Neben einer Umstrukturierung der Website ist eine »Modularisierung« notwendig für die Zukunft. Wenn im Sinne von mein gransee neue Technologien und Prozesse eingeführt werden, müssen diese auch an die Website andocken können. Ein zentraler Punkt dabei ist der individuelle Bereich der Website, in dem für jede

Bürgerin und jeden Bürger besondere Informationen bereitgehalten werden und über den Prozesse initiiert und überwacht werden können. Die Website ist also ­gewissermaßen das erste Tor zur Plattform mein gransee. Die Modularisierung erlaubt eine Erweiterung der Website um neue Funktionen, sobald diese zur Verfügung stehen. Die zuvor beschrieben Ideen könnten solche Funktionen darstellen.

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chaft

Leben


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IMPRESSUM TITEL Vom Amtsschimmel zum Bürgerross – Aufbruch in eine Metamorphose der Amtsstube HERAUSGEBER Rainer Funke REDAKTION Rainer Funke, Sebastian Kaim, Iris Mahnke GESTALTUNG, SATZ UND LAYOUT Sebastian Kaim und die AutorInnen der jeweiligen Beiträge SCHRIFTEN Sun, TheAntiqua Sun DRUCK Wir Machen Druck GmbH RECHTE Texte und Bilder in Verantwortung der AutorInnen des jeweiligen Beitrags DANK Wir bedanken uns beim Amt Gransee und Gemeinden für die gute Zusammenarbeit und bei unseren Interview­ partnerInnen für ihr Entgegenkommen und Vertrauen. Fachhochschule Potsdam 2016 www.design.fh-potsdam.de





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