Der Sterntaler - Sommer 2015

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Heft 4 | Sommer 2015

der

Sterntaler Das Magazin vom Sterntalerhof

Boden-Kultur Auf den Spuren edler Weine am Eisenberg Feen-Tänze Die spielerische Kraft der Kunsttherapie Fort-Bildung Kinderhospiz-Arbeit als Weiterbildungskurs

15 Jahre

Sterntalerhof Rückblicke, Ausblicke und die Geschichte von Familie Blöch


Vorwort

Mag. Klaus Kojnek, Steuerberater und Vorstandsmitglied am Sterntalerhof

Es ist eine Herzensangelegenheit geworden… Seit nunmehr 2007 unterstütze ich den Verein in steuerrechtlichen und betriebswirtschaftlichen Belangen. In diesen Jahren hat sich am und um den Sterntalerhof viel bewegt. Was als einzigartiges Pilotprojekt Kinderhospiz gestartet wurde, hat eine beachtliche Dimension angenommen. Beachtlich vor allem, weil die konstante Spenden- und Hilfsbereitschaft zahlreicher Unternehmen und noch mehr Privatpersonen letztendlich erst die Umsetzung und den Erfolg des Sterntalerhofs ausmachen. Seit der Eröffnung unserer neuen Anlage im Frühling 2010 ist es dem Betreuerteam möglich, ihre wertvolle Arbeit mit schwerkranken Kindern UND deren Familien hochprofessionell auszuüben. Mit meinen MitarbeiterInnen unserer Kanzlei Kojnek & Partner Buchhaltung, Lohnverrechung und Jahresausgleich korrekt und seriös zu gewährleisten versteht sich von selbst. Dass diese seit vielen Jahren von einem externen Wirtschaftsprüfer geprüft und bestätigt werden, ist auch zu professioneller Selbstverständlichkeit geworden. Darüber hinaus nehme ich, gemeinsam mit unserem geschäftsführenden Vorstand Mag. Harald Jankovits, jedes Jahr aufs Neue gerne den Zeit- und

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Knowhow-intensiven Aufwand auf mich, dass alle unsere Bücher zwei weiteren Prüfungen durch einen externen Wirtschaftsprüfer unterzogen werden: zum einen zur Gewährleistung des Österreichischen Spendengütesiegels, zum anderen zur Anerkennung der steuerlichen Absetzbarkeit, welche uns jedes Jahr per Bescheid vom BMF bestätigt wird. Es beeindruckt mich persönlich, mit wie viel Freude und Hingabe der für die Betroffenen leidvolle Alltag bewältigt und aufgearbeitet wird.

GERADE DESHALB IST ES MIR EIN GROSSES ANLIEGEN, DURCH MEINEN BEITRAG DIE BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHEN RAHMENBEDINGUNGEN NACHHALTIG MITZUGESTALTEN, UM DEN LANGFRISTIGEN ERFOLG DES STERNTALERHOFES SICHERZUSTELLEN.


Inhalt

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Aktuell

15 Jahre

Von neuen Kursen und Pferden

Ein Jahr am Sterntalerhof –

und vierbeinigen Freunden

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Kinder 6

Die Geschichte von Alexander, Maximilian, Sigrid und Josef Blöch

Gesundheit 16

Streifzüge 10

Auf den Spuren edler Weine am Eisenberg in Deutsch Schützen

aus formaler wie persönlicher Sicht

Kunsttherapie schafft Raum für spielerische Entfaltung

Menschen 18

Fünf Fragen an Reinhold Schärf, Botschafter für den Sterntalerhof

15 Jahre 12

Rückblicke und Ausblicke mit Mag. Harald Jankovits

IMPRESSUM

SPENDENKONTO

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:

Ärztebank –

Sterntalerhof – Verein für ganzheitliche Lebensbegleitung

Bank für Ärzte und Freie Berufe AG

Kitzladen 139, 7411 Loipersdorf-Kitzladen, Österreich

IBAN: AT11 1813 0802 5454 0001

E-Mail: begegnung@dersterntaler.at

BIC: BWFBATW1

Konzept & Realisation: Tonality Communications GmbH, 2070 Retz, www.tonality.at

SMS-Spende: +43 664 660 1001

Redaktion: Harald Jankovits (Chefredaktion), Sandra Frank, Nicolas Thal Design: Nicolas Thal, Stephan Zwiauer Fotos: Sterntalerhof, iStockphoto LP, Weingut Kopfensteiner, Schärf Controlling: Karin Mayer Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, auf Papier von Norske Skog Bruck GmbH Zur besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Schreibweise verzichtet. Entsprechende Bezeichnungen gelten ausdrücklich für beide Geschlechter.

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Aktuell NEU

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Jetzt neu:

Weiterbildung am Sterntalerhof Die Öffentlichkeit sensibilisieren, Wissen vom Sterntalerhof nach außen tragen – das sind die Ziele unseres neuen Weiterbildungsprogramms. Schon fest etabliert ist ein Kurs für ehrenamtliche Kinderhospiz-Begleiter am Sterntalerhof. In einer neuen Kooperation mit dem Volksbildungswerk bauen wir nun eine Reihe von Vorträgen und Seminaren auf, die Professionisten im psychosozialen Bereich ebenso wie interessierten Eltern als Hilfe im Alltag dienen können. Noch im September startet überdies unser Weiterbildungskurs „Ganzheitliche Kinderhospiz-Arbeit“. Er wendet sich an Kindergarten-Pädagogen, Lehrer, Sozialarbeiter, Seelsorger und andere Berufsgruppen, die mit schwerkranken Kindern und ihren Familien in Berührung kommen können. Im Fokus steht der Erwerb von Wissen zum Umgang mit schwerkranken Kindern – von generellen Bedürfnissen über das Leisten einfacher Hilfestellungen bis hin zum „System Familie“ im Spannungsfeld schwerer, kindlicher Erkrankungen. Der Kurs selbst ist nach modernsten didaktischen Standards entwickelt und beruht auf dem Prinzip des „Blended Learning“: über eine interaktive Webplattform eignen sich die Teilnehmer theoretisches Wissen an und lernen dabei selbstbestimmt, standortunabhängig und flexibel. Danach vertiefen zwei Praxistage am Sterntalerhof das erworbene Wissen anhand konkreter Fallbeispiele im praxisbezogenen Austausch mit Experten. SIE MÖCHTEN TEILNEHMEN? Bitte kontaktieren Sie uns unter weiterbildung@sterntalerhof.at Weitere Informationen finden Sie unter www.sterntalerhof.at/weiterbildung

Warm-Blütiger

NEUZUGANG Seit März sind die Stallungen am Sterntalerhof um ein Pferd reicher: Constanze (für uns schlicht „Stanzi“) ist ein österreischisches Warmblut, ein ruhiges, neugieriges Pferd mit einer spürbaren Vorliebe für Karotten. Wenn Sie auch manchmal eine Diva sein kann, so überwiegt doch ihr sanftes Wesen, das sie empfänglich für ausgiebige Kuscheleinheiten macht. Wir heißen unsere „Stanzi“ herzlich willkommen und freuen uns auf viele spannende neue Begegnungen zwischen Mensch und Tier!

Spenden hilft! Am Sterntalerhof wird keine Familie aus finanziellen Gründen abgewiesen. Das ist nur möglich, wenn Sie uns helfen zu helfen. Ihre Spende kommt an – garantiert!

Spendenkonto Ärztebank – Bank für Ärzte und Freie Berufe AG IBAN: AT11 1813 0802 5454 0001 BIC: BWFBATW1 SMS-Spende: +43 664 660 1001 oder ganz bequem online unter www.sterntalerhof.at

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Rezept

FÜR SOMMERLICHE

erdbeer-törtchen frisch aus der Küchenwerkstatt vom Sterntalerhof 1. LOS GEHT‘S MIT DEM TEIG: Eier und Zucker dickschaumig rühren, Öl und Wasser dazugeben, langsam verrühren, dann Mehl und Backpulver vermischen und unterrühren. 2. DANN BEREITEN WIR DIE CREME VOR: Schlagobers steif schlagen. Topfen, Mascarpone und Staubzucker verrühren, Schlagobers unterziehen. Jetzt auch schon für die Verzierung vorbereiten: Erdbeeren in dicke Scheiben schneiden. 3. UND SO WIRD‘S ZUBEREITET: Teig auf ein Backblech streichen, backen (180° Umluft), auskühlen lassen! Dannach 8cm große Kreise ausstechen, diese dick mit Erdbeermarmelade bestreichen. Creme mit Dressiersack kuppelartig aufspritzen. Mit frischen Erdbeeren wie eine Blume verzieren – und genießen!

ZUTATEN FÜR DEN TEIG: 5 Eier, 25 dag Zucker 1/8l Öl, 1/8l Wasser 25 dag Mehl, 1 Tl Backpulver ZUTATEN FÜR DIE CREME: 250 g Magertopfen 250 g Mascarpone 1/8l Schlagobers 20 dag Staubzucker ZUTATEN FÜR DIE DEKO: 300g frische Erdbeeren Erdbeermarmelade

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Vierbeinige Freunde

HOF SCHWECHATBACH: PARTNERSCHAFT IM ZEICHEN DER TIERE

„Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein, um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten“, sagte Christian Morgenstern. Wahre Worte, die nicht nur am Sterntalerhof ihre eindrückliche Gültigkeit erlangen – sondern auch am Hof Schwechatbach, einem Bauernhof im niederösterreichischen Alland, idyllisch gelegen im Helenental, eingebettet zwischen den Erlebnisräumen Wald, Wiese und Fluss. Marianne Edelbacher ist hier aufgewachsen, nach neun Jahren als diplomierte Kinderkrankenschwester am AKH in Wien begann sie, den Bauernhof mit Tieren zu bevölkern, um hier mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. „Zunächst geht es bei uns um einen tiefen Kontakt mit der Natur, mit dem Tier, mit dem Leben auf dem Bauernhof“, definiert Edelbacher ihr Ziel. Darüber hinaus bietet der Hof Schwechatbach aber auch ein pädagogisches

und therapeutisches Programm, das von integrativer Voltigier- und Reitpädagogik über tiergestützte Therapie und Erlebnispädagogik bis hin zu Kindergeburtstagsfesten, Feriencamps und Projekttagen reicht. Unterstützt wird das professionelle Team dabei von zwei Hunden, vielen Katzen, Hühnern und Enten, Ziegen, Kaninchen und drei Hängebauchschweinen, aber auch von drei Lamas und natürlich – von zwei Pferden und einem Pony: geduldige, wertfreie Co-Therapeuten, die jeden Menschen so nehmen wie er ist. Es ist also nicht einfach nur eine gute Partnerschaft, die den Hof Schwechatbach mit dem Sterntalerhof verbindet, und die für uns im Hinblick auf unser österreichweites Partner-Netzwerk so wichtig ist – sondern auch das gemeinsame Vertrauen in unsere vierbeinigen Freunde, die Liebe zum Tier.

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Kinder

Ein Ja zum Leben

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Sigrid Blöchs Geschichte ist auch die Geschichte von Josef,,Alexander und Maximilian. Und die Geschichte vom Sterntalerhof. Wie schafft man das, frage ich mich als Außenstehender. Sigrid Blöch ist zum Termin erschienen, gemeinsam wollen wir über ihre Geschichte sprechen, Teile davon für den Sterntaler aufschreiben. Eine Geschichte, die vielleicht auch ein bisschen die Geschichte vom Sterntalerhof erzählt. Weil es Sigrid Blöchs Familie war, die damals, vor langen Jahren als eine der ersten Familien an den Sterntalerhof kam. Ein gemeinsamer Rückblick soll das werden, auf schwierige Zeiten, auf die erdrückende, scheinbar unbezwingbare Wand vor der man steht, wenn alles plötzlich anders ist. Jetzt sitzt mir Sigrid gegenüber – und strahlt eine fröhliche Leichtigkeit aus, mit der ich nicht gerechnet hätte. Wie schafft man das, frage ich mich immer wieder, nach allem, was sie durchgemacht hat. EIN DUNKLER FRÜHLING Nur in den ersten Minuten unseres Gesprächs fällt mir auf, dass sie etwas tiefer Luft holt. Als ich sie nach dem Frühling des Jahres 1997 frage, in dem ihre Geschichte beginnt: Mit ihrem Mann Josef verbringt sie einen Kurzurlaub in Kärnten, ihr kleiner Sohn Alexander ist neun Monate alt. Beim Zähneputzen am Abend fallen ihr kleine Bläschen auf seiner Zunge auf, in der Nacht bekommt das Kind Fieber, am nächsten Morgen verschreibt das Krankenhaus in Klagenfurt ein Mittel zum Einpinseln. Sigrid und Josef brechen den Urlaub ab, reisen nach Hause ins Weinviertel. Schnell sinkt das Fieber, die Bläschen verschwinden, der Kinderarzt ist zufrieden. Drei Wochen später, an einem Freitagabend, bekommt Alexander plötzlich hohes Fieber, der kleine Körper beginnt zu zucken und zu krampfen, hastig packt Sigrid eine Tasche, das Kind muss sofort ins Krankenhaus. Binnen Stunden umstellt ein Heer von Ärzten das Bettchen, sucht nach einer Ursache. Bald erzählt Sigrid die Geschichte mit den Bläschen von vor drei Wochen, noch ohne Diagnose beginnen die Ärzte sicherheitshal-

ber eine Zovirax-Therapie. Doch das Herpes-Virus, es ist heimtückisch. Zunächst will es sich nicht zeigen, dann beginnt es in Alexanders Gehirn zu wüten. Der kleine Bub fällt ins Koma, es beginnt ein wochenlanger Kampf um sein Leben. Hastig tippe ich ihre Worte in meinen Computer, höre still zu, versuche angestrengt, meine eigene neun Monate alte Tochter auszublenden. Sigrid lächelt entspannt. Konzentriert und gefasst erzählt sie weiter, von der Zeit danach, als sie wieder zuhause ist mit ihrem kleinen Alexander, der seinen Kampf gewonnen hat. Und von dem Kampf, der jetzt für sie beginnt, für Sigrid und Josef. Von dem langen Weg der Erkenntnis, dass nie wieder alles so sein wird wie früher, weil Alexander ein Leben lang beeinträchtigt sein wird, geistig wie körperlich. Von zehrenden Nächten und endlosen Tagen, von den Nasensonden, die das kleine Kind so gestört haben, dass man ihm die Hände hinunterbinden musste, von Schmerzen, Unsicherheit, Wut und Angst. Von der Krise, in die ihre Ehe rutschte, weil sie und ihr Mann sich plötzlich aus anderen Blickwinkeln sahen. Von dem Gefühl, zurückzublicken auf ihre Schwangerschaft, auf die ersten so unbeschwerten Monate mit Alexander. Und von den Seitenblicken auf ihre Freundinnen, deren Leben mit ihren kleinen Kindern so unbeschwert weiterging. Jetzt seufzt sie kurz: Die Leichtigkeit schien damals für immer verloren. ZURÜCK INS LEBEN Es ist eine befreundete Familie mit ähnlichem Schicksal, die Sigrid Jahre später von einem neuen Hof erzählt, den ein Seelsorger betreibt, für Kinder, für Familien wie sie, im Südburgenland. Zu dieser Zeit ist

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Kinder

der Sterntalerhof noch ein kleiner Bauernhof. Peter Kai, und Regina Heimbichler haben ihn von ihrem Ersparten gekauft – und kämpfen nun unermüdlich, eine Infrastruktur aufzubauen, die es vermag, Menschen wie Familie Blöch in ihrem tiefen Fall aufzufangen. Ein kleiner Stall ist schon da, eine Pferdekoppel, ein Reitplatz. Eine Blockhütte aus Holz als urige Unterkunft mit einem gemütlichen Reiterstüberl fürs Beisammensein und einer Feuerstelle für laue Abende, umgeben von wunderbarer Natur. Ein neuer Ort der Zuflucht für Sigrid, Josef und Alexander – gemeinsam verbringen sie hier ein erstes langes Wochenende. Pferde waren für uns damals Neuland, lacht Sigrid und erinnert sich an die Anspannung, die sie empfand, als Alexander zum ersten Mal auf einem Pferd saß. Das große Tier, der kleine Junge, gemeinsame erste Schritte auf dem sandigen Reitplatz. Die stoische Kraft des mächtigen Vierbeiners an der ruhigen Hand von Peter Kai, die Sanftheit seiner Bewegungen. Binnen Minuten stellt sich Entspannung ein. Ganz von selbst lehnt sich Alexander nach vorn, lässt die Arme baumeln und – lächelt. Sigrid klopft das Herz. Glück. Erleichterung. Getragensein. Die Essenz des Sterntalerhofs. Sigrid spürt, dass sie hierhin zurückkehren wird. Über die Jahre hält sie engen Kontakt, beginnt sich zu engagieren, teilt ihre Erfahrungen mit dem wachsenden Team am Sterntalerhof. Aus neu gewonnener Zuversicht erwachsen tiefgreifende Entscheidungen – wie die Entscheidung für Maximilian, Alexanders kleinen Bruder. Natürlich haben wir abgewogen, sagt sie nachdenklich. Was ist, wenn was ist? Wer trägt Alexander in der Schwangerschaft, wenn Josef nicht da ist, wer hebt ihn aus dem Rollstuhl? Schaffen wir das – und wie schaffen wir das? Diesmal spricht sie aus, was ich denke. Ich reiße sie aus ihren Gedanken, bitte sie um einen Zeitsprung, wir landen im Jahr 2010. Zu viert kehren die Blöchs in diesem Sommer an den Sterntalerhof zurück, beziehen das neue Familienhaus in der neuen großen Anlage. Viel hat sich hier verändert. Eine fantastische Reithalle, moderne Stallungen, eine Küchenwerkstatt und Räume für alternative Therapieangebote – Peter Kais Vision ist Realität geworden, wird von einem interdisziplinären Team auf höchstem fachlichen und menschlichen Niveau in die Tat umgesetzt. Von alldem nimmt der fünfjährige Maximilian wenig Notiz, für

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Die Arme einfach baumeln lassen: erste Schritte mit „Silver“ an der Hand von Peter Kai

Große Ziele, kleiner Stall: Der Sterntalerhof in seinen Anfangsjahren ... ... mit einer urigen Blockhütte als Herberge für Familie Blöch


Alexander und ihn beginnt die Woche mit einer gemeinsamen Begrüßung der Pferde. Ein Kennenlernen mit allen Sinnen. Wie spricht man mit einem Pferd? Wie riecht es? Warum riecht jedes Pferd ein bisschen anders? Warum riecht Gioiella besonders gut? Maximilian, das Geschwisterkind, das zuhause oft zurückstecken muss. Am Sterntalerhof steht er im Vordergrund, erzählt Sigrid. Er geht am Morgen als Erster mit den Therapeutinnen weg. Er kommt als Letzter mit den Therapeutinnen zurück. Er macht Dinge mit den Therapeutinnen, die Alexander nicht kann. Wie etwa die Sache mit den Dinosauriern. DINOS AM PFERD Maxi kenne sie alle, die Dinos, erzählt Josef am zweiten Tag beim gemeinsamen Mittagessen, sie seien seine große Leidenschaft – und so wichtig, dass ein paar von ihnen den ganzen weiten Weg vom Weinviertel mitgereist sind, hierher an den Sterntalerhof. Ein guter Anlass für Therapeutin Lisa, die kleinen Plastikreptilien am Nachmittag in einem dunklen Stoffsackerl verschwinden zu lassen und mit Maxi zur nahen Reithalle zu schreiten. Gemeinsam begrüßen sie Gioiella, das Pferd, das so besonders gut riecht. Bald sitzt Maxi hoch zu Ross, streichelt Gioiellas Mähne, fühlt das beruhigende Schaukeln, als das große Tier an Lisas Hand die ersten Schritte macht. Ein gutes Gefühl. Nach wenigen Runden reicht ihm Lisa eine Augenbinde. Jetzt sieht Maxi nichts mehr. Er vertraut Lisa, er vertraut dem Pferd und er vertraut seinem eigenen Gleichgewichtssinn. Er bleibt ent-

spannt. Ob er denn wirklich alle Dinos kenne, fragt ihn Lisa und legt das Säckchen mit den kleinen Urzeitviechern auf den Rücken des Pferds. Jetzt muss Maxi eine Hand vom Gurt nehmen – wenn er die Dinos im Sackerl blind ertasten will. Bedächtig tastet sich die kleine Hand vor. T-Rex. Stegosaurus. Brontosaurus. Und das blind, mit einer Hand, auf dem Rücken eines Pferds, das sich bewegt. Was für ein Gefühl. Lisa beobachtet ihn dabei, wie er seine Aufgabe meistert, wie er über sich hinaus wächst, sich öffnet. Eine ganze Woche lang. Aus seinen Gefühlen und Verhaltensweisen zieht sie wichtige Rückschlüsse, die es ihrem Team wiederum erleichtern, die Familie als Ganzes zu begleiten. Immer im Fokus – das zentrale Gefühl der Entlastung. Bei der therapeutischen Arbeit mit den Pferden. Beim gemeinsamen Kochen. Bei der entspannten Wanderung zur nahen Lafnitz. Entlastung für Sigrid und Josef. Für Maximilian. Und auch für Alexander – dem es immer dann besser geht, wenn es seiner Familie besser geht. Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber irgendwie tippe ich entspannter, als Sigrid und ich mit ihrer Geschichte zu einem Ende kommen. Dankbar bin ich, sagt sie leise zu sich selbst. All den Menschen, für ihre Einfühlsamkeit, für ihr Verständnis und ihre Herzlichkeit. Dankbar bin ich aber auch Alexander, der es uns erst ermöglicht hat, solche Menschen kennen zu lernen. Ich lehne mich in meinem Sessel zurück, Sigrid richtet sich auf und sieht mich an. Doch, man kann es schaffen, sagt sie lächelnd. Wenn man sein Ja zum Leben nicht aus den Augen verliert.

Raum und Zeit für besondere Bedürfnisse: Seit 2010 steht die neue Anlage in Loipersdorf-Kitzladen

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Streifzüge

Boden-

Kultur Das Geheimnis der Böden am Eisenberg – und ihre Bedeutung für den Winzer Thomas Kopfensteiner. Mineralisch, würzig mit präsenten Tanninen, in perfekter Balance zwischen Kraft und Eleganz. Natürlich, keine Frage, genauso hätten wir ihn auch beschrieben, den „kreidigen“ Blaufränkisch, den wir zur Nase führen und beschnuppern – während wir den Blick über die Weinberge schweifen lassen. Die Sonne taucht das Land in frühabendlich goldenes Licht, ein lauer Abendwind kündigt vom nahenden Sommer. Wir befinden uns auf einem unserer Streifzüge ins wunderbare Umland des Sterntalerhofs, wo der Wein gedeiht und der herrlichen Landschaft ihre fast toskanisch anmutende Sanftheit verleiht. Hier, am Rande des Weingartens stehen wir jetzt und schwingen unsere Gläser. Thomas Kopfensteiner hat sie mitgebracht, ebenso wie den tiefroten Blaufränkisch der sich darin entfaltet. Es ist Thomas, der uns Worte wie Tannine, Balance und kreidige Gewürznoten auf die Zunge legt. Er muss es wissen, es sind seine Weine, seine Weingärten.

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Seit Jahrhunderten gehören sie seiner Familie, eine Gravur in der alten Baumpresse zuhause am Hof belegt eindrücklich, dass Familie Kopfensteiner schon im Jahre 1795 dem Winzerhandwerk nachging – wir staunen. Das sei noch gar nichts, lächelt Thomas, das Umland des heutigen Deutsch-Schützen ist seit jeher als Weinbaugebiet bekannt. Schon die Kelten frönten hier dem Rebsaft, und im 15. und 16. Jahrhundert war es die alte ungarische Sorte „Fumint“, die der Region zu genussträchtigem Ruhm verhalf. Woran das wohl liegen mag? An den vielen Sonnenstunden? Am milden Klima? Auch, lächelt Thomas erneut. Aber das wahre Geheimnis seiner Weine liegt in den Böden. Oder präziser gesagt, in den Grün- und Blauschieferböden, die hier am Eisenberg dominieren. Durchmischt mit schwerem, eisenhaltigem Lehm wie etwa in der Lage „Reihburg“ auf 315 Metern Seehöhe lassen sie Weine entstehen, die Menschen wie Thomas als engmaschig, dicht und mineralisch bezeichnen. Worte, die uns fehlen – die tiefe Qualität dieser Tropfen ist aber auch für uns Laien kostbar. Thomas scheint das zu spüren. Zufrieden schenkt er uns nach. Er will keine „Mainstream-Weine“ machen, sondern Weine mit Ecken und Kanten, mit Struktur, mit Finesse und Charakter. Diesem Ziel hat er sich verschrieben, seit er mit seiner Frau Astrid am Weingut der Eltern „gemeinsame Sache“ macht. WEINE AUF REISEN Seit der Betrieb die Mischwirtschaft hinter sich gelassen hat und sich rein auf den Wein konzentriert, wuchs die Fläche auf 15 Hektar Weinland. Acht davon befinden sich am Eisenberg mit seinen eisenhaltigen, kargen Böden. Sieben Hektar gedeihen in Deutsch-Schützen auf schweren, lehmigen Böden. Von würzig bis fruchtig, von Zweigelt über Merlot bis hin zu Welschriesling und Weißburgunder sind sie mehrfach ausgezeichnet und finden längst auch weit über die Grenzen des Südburgenlands hinaus ihre Liebhaber: Gute 10% der eleganten Tropfen finden in den Export, werden in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden an guten Adressen zu delikaten Speisen gereicht. Manche davon werden aber auch traditionell regional verkostet – im heimischen Heurigenstüberl etwa, das Thomas und Astrid im Vorjahr saniert haben.

Und manch eine Flasche verreist in gelben Boxen (siehe Kasten), um sinnvoll Beschenkten in ganz Österreich vom Südburgenland zu erzählen, von seinen sonnenverwöhnten Weinbergen und – seinen geheimnisvollen Böden. Welcher denn sein Liebster sei, fragen wir Thomas, als die Sonne schon tiefer steht. Ganz klar, der Blaufränkisch. Vielleicht weil er die wichtigste Sorte für die Region ist. Aber vor allem weil er eben mineralisch ist, würzig mit präsenten Tanninen, in perfekter Balance zwischen Kraft und Eleganz. Wir verstehen.

KRAFT SCHÖPFEN – MIT EINER GUTEN FLASCHE BLAUFRÄNKISCH Der Lieblingswein von Thomas Kopfensteiner, ein Blaufränkisch Eisenberg DAC findet sich auch in unserer Geschenk-Box „Kraft schöpfen“ – passend begleitet von 70 g handgeschöpfter Bergmilchschokolade gefüllt mit Waldbeeren und Vanille, von der Schokoladenmanufaktur Zotter aus Riegersburg. Erhältlich für sinnvolle € 12,- (inkl. kostenlosem Versand durch DPD!) in unserem Online-Shop unter sterntalerhof.at/schenken Wie alle Ausstatter der Sterntalerhof-Geschenkboxen verzichtet auch das Weingut Kopfensteiner auf seinen Gewinn, wodurch der Reinerlös den Kindern am Sterntalerhof zugute kommt. Dafür möchten wir uns im Namen „unserer“ Familien sehr herzlich bedanken!

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15 Jahre Sterntalerhof

Alle Hände voll am tun!

Zum Jubiläum stellt sich der Sterntalerhof neuen Herausfordungen: ein Gespräch mit Geschäftsführer Mag. Harald Jankovits. Der Sterntalerhof schenkt Kindern ein Heute, deren Morgen in den Sternen steht. Seit 15 Jahren. Geschäftsführer Mag. Harald Jankovits steht auf einer Wiese unweit der großen Therapie-Reithalle und blickt sich um. Ein Jubiläum ist ein guter Anlass für ein Resümee. In der großzügigen Anlage, die er hier in den letzten Jahren aufgebaut hat, arbeitet heute ein interdisziplinäres Team aus 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, betreute hier im vergangenen Jahr allein stationär 119 Kinder mit ihren Familien – in insgesamt 83 gut organisierten Familienwochen. Stationäre Betreuung – sie ist das Herzstück am Sterntalerhof, der Ursprung von Peter Kais Vision einer Begleitung von Familien mit schwer-, chronisch und sterbenskranken Kindern – eine Vision, die hier in die Tat umgesetzt wurde. Zur stationären Betreuung gehört die Lebensbegleitung ebenso wie die Sterbeund die Trauerbegleitung: Der Sterntalerhof bildet dabei den intimen und sicheren Rahmen, den betroffene Familien so dringend benötigen, der es möglich MAG. HARALD JANKOVITS ist seit 2006 Geschäftsführer am Sterntalerhof: unter seiner Regie wuchs das Projekt von der Privatinitiative zur nachhaltigen Organisation.

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macht, die Familie als Ganzes zu begleiten, individuell und natürlich. „Unsere Arbeit beginnt ab der Diagnose eines Kindes, richtet sich immer an die gesamte Familie und reicht bis über den Tod des Kindes hinaus.“ Auch integrative Trauerbegleitung ist daher ein wichtiger Teil der Hospizarbeit – neben mehreren Seelsorgern verfügt das Team mit Claudia Ritter über eine professionell ausgebildete Trauertherapeutin. „Wir haben Erfahrungen gemacht, uns Fehler erlaubt, an uns selbst gearbeitet und unser Angebot nach Kräften spezialisiert“, blickt Harald auf intensive Jahre zurück. Ein Beispiel hierfür ist die Geschwisterwoche, die zweimal am Jahr am Sterntalerhof stattfindet: „In dieser bewussten Ausnahme vom ganzheitlichen Familienbetreuungskonzept schaffen wir einen kleinen aber wichtigen Zeitraum, der ausschließlich den Geschwistern schwer kranker oder verstorbener Kinder gehört!“ Darüber hinaus weitete der Sterntalerhof sein Tätigkeitsfeld aber auch auf die ambulante Begleitung Betroffener aus. Einzeln oder in Gruppen können Kinder und Familien aus dem Umland Angebote wahrnehmen, die sich vom therapeutischen Reiten bis hin zur Kunst- und Musiktherapie erstrecken. Das Projekt „verwaiste Familien“ begleitet Familien mit Kindern aus der Region, in denen ein Elternteil oder ein Kind verstorben ist. „Auch hier kommt ambulant unser ganzes Know-How zur Geltung: therapeutisch, pädagogisch und psychologisch.“


AUF ZU NEUEN HORIZONTEN Jedes Resümee ist für das Team aber immer auch Anlass, weiter zu denken. So ist nun auch die mobile Versorgung ein neuer Aspekt der Arbeit am Sterntalerhof: „Wir müssen sicherstellen, dass die Familie auch zuhause gut weiterbetreut ist.“ formuliert Harald das Ziel. Erste Maßnahmen dazu sind bereits gesetzt: Noch bevor eine Familie vom Sterntalerhof nach Hause zurückkehrt, organisiert Diplom-Sozialarbeiterin Barbara Mayer-Schulz ihren künftigen Versorgungsbedarf. Das können Behördengänge sein, Anträge oder Telefonate, die zu führen sind. Parallel zu dieser organisatorischen Arbeit baute und baut der Sterntalerhof ein österreichweites Partner-Netzwerk auf. „Wir brauchen Menschen im ganzen Land,“ so Harald weiter „Therapeuten, soziale Dienste, Kinderhospiz-Begleiter, haupt- wie ehrenamtlich – Menschen, auf die wir uns verlassen können.“ Menschen, die von unserer Sozialarbeiterin in der Wohnregion der Familien koordiniert werden. Und Menschen, die das hohe Niveau der am Sterntalerhof stattfindenden Betreuung von betroffenen Familien verinnerlicht haben. Um dies möglich zu machen, arbeitet der Sterntalerhof an einem Weiterbildungskurs zum Thema „Ganzheitliche Kinderhospiz-Arbeit“ (siehe Seite 4), der sich einerseits an das ständig wachsende Partner-Netzwerk, aber auch an andere Berufsgruppen wendet, die mit betroffenen Kindern und ihren Familien in Kontakt kommen können. „Der nächste große Schritt ist der Aufbau Regionaler Koordinatoren: Diplom-SozialarbeiterInnen in ganz Österreich, die vor Ort für ‚unsere‘ Familien tätig sind.“ Erste Gespräche sind absolviert, die Umsetzung beginnt im Herbst. „Wie viele regionale Koordinatoren wir uns leisten können, hängt von unserem Budget ab. Aber ich bin optimistisch, dass wir auch das gemeinsam schaffen. Der Sterntalerhof selbst wird immer das Herz am Sterntalerhof bleiben“, sagt Harald resümierend und meint damit das zentrale Element der stationären Betreuung. „Zuguterletzt müssen unsere Flügel aber bis ins Zuhause unserer Familien reichen.“ Ja, ein Jubiläum ist ein guter Anlass für ein Resümee. „Dennoch bleibt viel für uns zu tun!“ Harald lächelt entschlossen: „Und es wird immer mehr!“

GANZHEITLICHE KINDERHOSPIZ-ARBEIT Dem Konzept Sterntalerhof liegt die Vision zugrunde: „Jede Familie, die aufgrund einer lebensbedrohlichen oder lebenslimitierenden Erkrankung ihres Kindes in eine psychosoziale Ausnahemsituation gerät, wird aufgefangen, gestützt und auf dem Weg zurück in einen normalen Alltag begleitet.“

STATIONÄRE

BETREUUNG Lebensbegleitung

Sterbe-, Trauerbegleitung

GeschwisterWoche

Das Herz am Sterntalerhof ist und bleibt die stationäre Arbeit. Dazu gehört die Lebens-, wie aber auch die Sterbeund Trauerbegleitung betroffener Familien, aber auch die Geschwisterwoche.

AMBULANTE

BEGLEITUNG Einzeln

Gruppen

Begleitung verwaister Familien

Viele Kinder kommen wöchentlich zur ambulanten Therapie an den Sterntalerhof. Das Projekt „verwaiste Familien“ begleitet überdies Familien aus der Region, in denen ein Elternteil oder ein Kind verstorben ist.

MOBILE

VERSORGUNG Versorgungskoordination

Kooperationen

Weiterbildung

Bevor eine Familie nach Hause zurückkehrt, wird der künftige Versorgungsbedarf organisiert. Dafür hat der Sterntalerhof ein österreichweites Partner-Netzwerk aufgebaut. Die Zusammenarbeit mit regionalen Koordinatoren sowie ein Angebot umfassender Weiterbildung in ganzheitlicher Kinderhopiz-Arbeit gehören zum stetig wachsenden Bereich der mobilen Versorgung.

www.sterntalerhof.at

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In der stationären Betreuung sind im Laufe des Jahres 2.864 Stunden an therapeutischen und pädagogischen Einheiten absolviert und weitere 1.603 Stunden allgemeiner Begleitung für betroffene Familienmitglieder geleistet worden.

„Es ist diese Unfassbarkeit, wenn Eltern sich von den Pferden tragen lassen und nach langem wieder einmal spüren dürfen, was es heißt, getragen zu werden.“

Ein Jahr am Sterntalerhof ist ein großes Ganzes aus Menschen, ihren Geschichten und Emotionen, aber auch aus Zielen, Zahlen und Visionen. Nie könnten sie alle auf eine Doppelseite passen. Dennoch wagt dieses Puzzle einen kleinen Einblick in das, was der Sterntalerhof heute ist – auch dank der Hilfe unserer Unterstützer und Unterstützerinnen. Die GRAUEN PUZZLETEILE enthalten Auszüge aus unserem Tätigkeitsbericht, den wir als Träger des Spendengütesiegels einmal im Jahr vorlegen müssen. Darin legen wir Rechenschaft ab – über unsere geleistete Arbeit, den Zweck und die Ziele des Vereins. In den GELBEN PUZZLETEILEN lesen Sie Gedanken aus einem Jahresrückblick unserer Psychologin Mag.a Nicola Wieland. Den Tätigkeitsbericht und auch Nicola’s Jahresrückblick finden Sie in voller Länge unter www.sterntalerhof.at.

Mag.a Nicola Wieland Psychologin am Sterntalerhof

„Es ist Claudias Feinfühligkeit, Lisas Tiefsinnigkeit, Ullas Berührbarkeit, Julias Kreativität, Susannes Direktheit, Gabis Organisiertheit, Helenes Humor und Genauigkeit, Sandras Kommunikativität, Christophers technische Geduld, Heinz’ Geschicklichkeit, Sunkos immer währende Heiterkeit, Danis Ehrlichkeit, Silkes Tatendrang, Biancas Ideenreichtum, Heidis Unerschöpfbarkeit, Christinas Sensibilität, Michis Großzügigkeit, Elisabeths Kindlichkeit und Haralds Strukturiertheit, die das alles Jahr für Jahr aufrecht erhalten.“

Das Therapeutische Reiten stellt einen Kernbereich der fachlichen Arbeit dar (...). Die fachlichen Analysen des Lebensbegleitungs­Teams wie auch die Rückmeldungen der Familien rechtfertigen jedoch allemal den Aufwand von 1.417 Stunden für Training, Pflege und Betreuung unserer Therapie­-Pferde.

Die Palliativversorgung von Kindern umfasst die aktive Betreuung der physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse des Kindes und seiner Familie vom Zeitpunkt der Diagnosestellung an.

Am Stern werden nicht chronisch bz kranke Kind sondern im ganze F


Explizit sei der Stellenwert der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als größtes Kapital am Sterntalerhof hervorgestrichen, indem mit 772 Stunden an Aus­ und Weiterbildung und knapp 200 Stunden Team­ Supervision deren Leistung gewürdigt wird.

ntalerhof t nur schwer­, zw. sterbensder begleitet, mmer die Familie.

„Raupen beobachten, den Seifenblasen beim Fliegen zusehen, sich beim Beobachten der Wolken Ge-schichten ausdenken, zum Ritter werden auf dem Rücken eines Pferdes oder im Wilden Westen Goldminen suchen, einen Baum pflanzen oder mit den Händen malen – auch wenn zehn Pinsel daneben stehen.“

„Sich von einem Kind an der Hand nehmen lassen und die Welt mit Kinderaugen sehen ­das sind diese Momente, die den Alltag des Sterntalerhofs erfüllen.“

„Es sind die Hände, die gereicht werden, nicht nur beim Mittagstisch. Es sind die Tränen, die endlich fließen können, das Aufstampfen von Kindern, wenn sie sich endlich trauen, wütend sein zu dürfen.“

Peter Kai, Seelsorger und Mitbegründer des Sterntalerhofs

„Wie Peter Kai einmal so schön gesagt hat, kann man nur berühren, wenn man selbst berührt wird. Und ich denke, ohne diese Gabe wäre keiner von uns hier.“

Unsere Mission ist das „Das Gefühl von Unbeschwertheit und Glück, Zuversicht und Lebensfreude für Kinder und deren Familien, die nicht wissen, wie lange es noch ein gemeinsames Morgen gibt“.

„Wenn ich so zurückblicke, so sind es 83 Familienwochen, in denen oft nichts anderes gezählt hat als der Moment. 119 Kinder haben wir lachen gehört. 119 Kinder haben uns wieder den Blick für die Leichtigkeit geöffnet inmitten der Tragik jedes einzelnen Schicksals.“

Dem Konzept Sterntalerhof liegt die Vision zugrunde: „Jede Familie, die aufgrund einer lebensbedrohlichen oder lebenslimitierenden Erkrankung ihres Kindes in eine psychosoziale Ausnahemsituation gerät, wird aufgefangen, gestützt und auf dem Weg zurück in einen normalen Alltag begleitet.“


Gesundheit

Kleine Fee

ganz groß

Von einer Idee zur tanzenden Fee: Kunsttherapie schafft Raum für spielerische Entfaltung. „Der Zauber kann beginnen.“ Es wird noch ein paar Tage dauern, bis Anna diese Worte ausspricht. Jetzt steht sie mit Susanne und sieben anderen Kindern auf einer kleinen Terrasse, am Boden liegt Papier. Es ist Geschwisterwoche am Sterntalerhof und die siebenjährige Anna ist zum ersten Mal alleine hier, ohne Mama und Papa und ohne Leonie, ihre schwer kranke Schwester. Diese Woche gehört nur Anna – und anderen Geschwistern. Schüchtern steht sie in der Runde, hält sich im Hintergrund und beobachtet Susanne aus

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Der Sterntaler | Sommer 2015

sicherer Distanz, wie sie das Papier am Boden ausbreitet. Auf jedem Blatt Papier steht ein Wort. Ängstlich. Pferd. Eis. Fee. Und Höhle. Gemeinsam mit den Kindern hat Susanne diese Worte ausgesucht, jetzt wird eine Geschichte daraus. „Wir spielen und tanzen eine Erzählung“, erklärt Susanne den Hintergrund ganzheitlicher Kunsttherapie am Sterntalerhof, „bildnerische und darstellerische Aspekte der Kunst fügen sich dabei intermedial zusammen.“ Ein interdisziplinäres Therapeutinnen-Team


betreut die Kinder in diesem Prozess – spielerisch sollen sie sich öffnen, ihren Befindlichkeiten und Gefühlen Ausdruck verleihen. Gleich zu Beginn werden sie in zwei Gruppen aufgeteilt. In zwei bis dreistündigen Workshops studiert jede Gruppe ein Tanztheater ein, das sie der anderen Gruppe am Ende der Woche als Geschenk darbringt. Annas Gruppe erzählt die Geschichte von Kleiner Wolf, dem Indianer, der einen Büffel erlegen will, dabei aber irrtümlich auf ein Pferd schießt. Das verwundete Pferd zieht sich daraufhin ängstlich in eine Höhle zurück. Gute Feen erscheinen dem kleinen Indianer und führen ihn zur Höhle. Dort zaubern sie kleine Eisblöcke herbei, um die Wunde zu versorgen und das Pferd von seinem Schmerz zu befreien. Kleiner Wolf entschuldigt sich bei dem Pferd und nimmt es mit zu seinem Stamm, wo sich dann Feen und Indianer versammeln, um den guten Ausgang der Geschichte zu feiern. „Alles, was ich dabei vorgebe, ist ein loser Rahmen – inhaltlich wie zeitlich“, sagt Susanne. Es sind die Kinder, die das Theater mit Leben füllen. Wie sie das tun wird allenfalls beobachtet, nicht jedoch analysiert oder gar bewertet. WIE MAN EIS HERBEIZAUBERT Die kleinen Schauspieler suchen sich ihre Rollen aus. Kilian spielt Kleiner Wolf, Fabian spielt das Pferd. Anna möchte eine der Feen spielen. Über die kommenden Tage modelliert sie ihre Figur aus Ton, gestaltet gemeinsam mit den anderen Kindern ein Bühnenbild, sucht aus einer bunt gemischten Kuriositätenkiste das für sie passende Kostüm aus. Ein Haarband mit einer Feder, etwas Tüll – wenig Maskerade mit großer Wirkung: Denn so minimalistisch das Kostüm wirken mag, so hilft es Anna doch, ihre neue Feenrolle anzunehmen. „Für Kinder ist jede Probe eine Generalprobe“, sagt Susanne, auch Anna nimmt ihre Rolle ernst. Schon zwei Tage später steht sie auf der Bühne, in der Höhle, mit Kleiner Wolf, mit dem verwundeten Pferd und mit den anderen Feen. Ihr Tanz zaubert das kühlende Eis herbei, das dem Pferd helfen wird. Dicht hintereinander stehen die Feen in einer Reihe, schwingen die Arme, als wollten sie fliegen. Anna steht ganz vorn. Unsicher ertastet sie ihre Schritte, Susanne spürt ihre Anspannung: „Jetzt kann die Gruppe stützend sein“, lächelt sie „in der

Eine Erzählung spielen – in Wort und Tanz: der eigenen Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Gemeinsamkeit der Bewegung, die – wie bei einer Welle im Stadion – erst dann zur Geltung kommt, wenn jede einzelne Fee ihre Arme schwingt.“ Einmal, zweimal und noch einmal – aber spielerisch leicht und ganz ohne Druck. Langsam findet Anna ihren Weg in den Tanz, ihre Bewegungen werden flüssiger, wirken nicht mehr gekünstelt oder einstudiert. Und mit der Flüssigkeit der Bewegung kommt die Entspannung in ihrem Gesicht. Die anfängliche Scheu weicht dem stolzen Lächeln einer glücklichen Fee. Susanne hält inne. Schon bei der Probe wird sie spürbar, die Quintessenz ihrer Arbeit. „Das Vertrauen, etwas schaffen zu können, mit anderen, für andere und für mich.“ Im Schutz der Gruppe entwickelt sich Anna, erkennt ihre Entfaltungsmöglichkeiten, schöpft Selbstvertrauen und Mut. Mut, den sie weitergibt an das Pferd, am letzten Tag der Woche, bei der Aufführung. Jetzt hat sie ein Publikum, es ist sonderbar still. Verwundet liegt das Pferd in der Höhle, Kleiner Wolf steht hilflos daneben, die Feen stellen sich in einer Reihe auf. Wieder steht Anna ganz vorn. Ihr Herz pocht. Jetzt ist er gekommen, ihr großer Moment. Gleich werden die schwingenden Arme der Feen im Tanz das kühlende Eis herbeizaubern, das Eis, das der Geschichte ihre Wendung zum Guten gibt. Tief holt sie Luft. Und dann tut sie etwas, das sie nie geprobt hat. Mit energischer Kraft dreht sie sich zu den anderen Feen um und feuert sie an: „Lasst uns das Pferd retten!“ Kein Zittern mehr in ihrer Stimme. Schwungvoll dreht sie sich zurück in ihre Position und breitet ihre Arme aus: „Der Zauber kann beginnen!“

www.sterntalerhof.at

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Menschen

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Fragen

an Reinhold Schärf, Kaffee-Unternehmer, Gründer der Coffeeshop Company und Botschafter für den Sterntalerhof. WIE SEHEN SIE IHRE AUFGABE ALS BOTSCHAFTER FÜR DEN STERNTALERHOF? Ich möchte das, was der Sterntalerhof Großartiges leistet, innerhalb unserer Netzwerke verbreiten. Ich halte es für wichtig, dass man diese immer noch weitgehend unbekannte Form der Betreuung näher erläutert und die Einzigartigkeit dieses Projekts einer breiten Öffentlichkeit näher bringt. Nicht zuletzt will ich auch darauf aufmerksam machen, dass es einfach ganz besondere Menschen gibt – die ihren Lebenssinn darin sehen, anderen dienlich zu sein. AUS IHRER SICHT ALS UNTERNEHMER – WELCHE EIGENSCHAFTEN SIND ES, DIE EINEN MENSCHEN „ERFOLGREICH“ MACHEN? Tja, was ist „erfolgreich“? Ich definiere „erfolgreich“ damit, dass ich zufrieden bin mit dem was ich tue – und Menschen bei ihrer Entwicklung begleiten kann. Wenn man sieht, dass sich Menschen in seinem Umfeld weiterentwickeln, dann darf man das durchaus auch persönlich als Erfolg werten.

FÜR WELCHES THEMA MÖCHTEN SIE UNSERE GESELLSCHAFT STÄRKER SENSIBILISIEREN? Für ein gutes Miteinander – so einfach das klingen mag. Ich würde mir wünschen, dass wir stärker versuchen, gemeinsam konstruktive Visionen entstehen zu lassen. Das Gemeinsame, das Miteinander sollten wir wertschätzen, weil man sich im Austausch mit anderen auch persönlich enorm weiterentwickelt. EINE SECHSTE FRAGE NOCH: VERRATEN SIE UNS IHREN LIEBLINGSKAFFEE? Das muss für mich ein kleiner oder großer Espresso sein – unbeeinflusst jeglicher Zutaten, einfach natürlich, wohlschmeckend und verzaubernd.

WIE GEHEN SIE MIT RÜCKSCHLÄGEN UM? Rückschläge muss man akzeptieren. Man muss sie sich eingestehen, versuchen loszulassen, sich neu zu ordnen und sich innerhalb einer neuen Vision wieder konstruktiv und positiv zu entwickeln. WIE DEFINIEREN SIE „GLÜCK“? Glück ist ein Lächeln im Gesicht anderer.

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Ein Sterntaler im Sterntaler: auch der (kostenlose!) Kaffee am Sterntalerhof entstammt der Rösterei von Reinhold Schärf.


Ja, ich möchte die Arbeit am Sterntalerhof unterstützen Unsere Gläubiger-Identifikationsnummer: AT76 ZZZ 00 00 00 29 511

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bedeuten für ein schwerkrankes Kind einen Tag Lebensfreude am Sterntalerhof

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