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Studis
sensor 09/21
Hannah, 21, Psychologiestudentin
Die Tische und Bänke vor den Lehrgebäuden vereinsamen auf dem sonst so belebten UniCampus der Gutenberg Uni. Lediglich vor dem Georg-Forster-Gebäude und in der Nähe des Barons und des Qkaffs lassen wenige Studierende eine Art Campusgefühl aufkommen. Der eingeschränkte Regelbetrieb seit dem 7. Juni 2021 lässt mehr nicht zu. Das hat Folgen: In einer Umfrage gaben 64 Prozent der befragten Studierenden an, es sei schwieriger geworden, Kontakt zu anderen Studierenden zu haben. Für Selina, Publizistikstudentin, war es vor allem belastend, kaum auf das Unigelände zu dürfen: „Das ist ein großer Bestandteil vom Studieren, dass man auch seine Leute sieht und auf dem Campus ist, in die Bib geht.“ Im Gegensatz zu vielen ihrer Mitstudierenden wohnt Selina nicht in Mainz, sondern in Rüsselsheim. Von dort aus sei es für sie schwer gewesen, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten: „Man ist ja auch in einer Bubble durch die Uni und durch das Studium. Meine Bubble war halt die ganze Zeit in Mainz.“ Rückgang bei den Vermietungen In einer Stadt studieren, in der man nicht wohnt, ist für viele während der Digitalsemester traurige Realität geworden. Das spüren auch die Mainzer Vermietenden: „Es herrscht momentan schon Leerstand, auch, wenn es wieder anzieht“, sagt Manuel Rosselit, Geschäftsführer von Rosselit Immobilien in Mainz. Besonders für Einzelapartments sind die studentischen Anfragen zurückgegangen. Wurden diese vor der Pandemie bei Rosselit noch zu 90 Prozent an Studierende vermietet, sind es nun zu gleichen Teilen Studierende und Handwerkende, die in den Wohnungen leben.
Nedim, 21, studiert Publizistik und audiovisuelles Publizieren
Selina, 22, studiert Publizistik und Buchwissenschaft
Die Corona-Semester Studieren in der Pandemie nervt
Von 4.200 verfügbaren Plätzen in den Wohnheimen des Studierendenwerks Mainz sind im Sommer 3.671 an Studierende vergeben, erklärt die Einrichtung. Sonst boomt die Nachfrage in der Studentenstadt, jetzt veranlassen Leerstände bis 10 Prozent und mehr das Studierendenwerk dazu, Zimmer zeitweise auch an Nicht-Studierende zu vergeben. Neben Mietzahlungen brechen dem Studierendenwerk auch die Einnahmen aus den Cafeterien und Mensen weg. Selbst nachdem diese unter strengen Hygieneauflagen wieder öffnen durften, ist die Gastierendenzahl nicht mit den Besucherzahlen vor Corona zu vergleichen. Um Kündigungen vorzubeugen, wurde ein Teil der Belegschaft in Kurzarbeit geschickt. Rückgang bei den studentischen Jobs Ein wichtiges Mittel der Studienfinanzierung abseits von staatlichen und institutionellen Hilfen
stellen in der Regel Nebenjobs dar, vor allem in Bereichen der Kultur und Gastronomie. Seit den großen Schließungen suchen viele Unternehmer aber auch hier händeringend nach Personal. Nima Khalatbari, Geschäftsführer der Cocktailbar „Der große Gatsby“ und des „Daisy“ in der Gaustraße berichtet, dass vor allem Bewerbungen aus Eigeninitiative stark zurückgegangen seien: „Viele haben im Testzentrum für 20 Euro die Stunde gearbeitet oder im Einzelhandel, das ist sicherer.“ Doch nicht nur als Mitarbeitende, auch als Gastierende fehlen die Studierenden. Philipp Meier von mainzplus Citymarketing bestätigt: „Studierende (und jüngere Menschen generell) machen einen großen Teil unseres Publikums aus - bei Partys, Konzerten, Poetry Slams und sonstigen Events. Selbst jetzt, wo wieder mehr Veranstaltungen möglich sind, sind gefühlt weniger Studierende zu Gast als noch vor der Pandemie.“ Hannah, die Psychologie im zweiten Semester