SELECTED
ARCHITECTURE
PORTFOLIO
SOE WORKS
R E L E A S E 2 019
„emotions are what link us to the endless reservoir of creativity“ _erzulie
A compendium of Works from 2009 - 2019 Architecture Portfolio M. Arch., Dipl.-Ing. Serdar Ă–ztĂźrk Mail: serdaroeztuerk3@gmail.com Tel.: +43 6764289075
DAIMONS 6
REIZKÖRPER 12
VERTICAL HORIZON
REC. TOPOGRAPHY
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STAGE Y.O.G 40
RATTENBERG
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STARDUST 104
GODZILLA GARDENING 48
EGON
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MOAN NIL 112
TECH. MUSEUM
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LOSBATES 124
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FRIENDLY SLUG 22
D-HOUSE 82
NEXUS
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SPLACES 90
KOMM UND SIEH! 134
DAIMONs 2010 / Architecture & Physis by Dr. Thomas Feuerstein
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„Des Menschen Eigenart/Wohnort ist sein Dämon/Schicksal“ Heraklit(Fragment119) Daimon (daímon) verweist in seiner Grundbedeutung (griech. daiesthai) auf den Vorgang des Teilens und Zuteilens, und bezieht sich ursprünglich auf das Schicksal, das bei der Geburt jedem Wesen zugeteilt wird. Dämonen speichern bei Selfridge Abläufe, erkennen Muster und triggern neue Abläufe innerhalb eines Systems. Daemon (in der Unix-Welt auch „demon“) bezeichnet ein Programm oder Teil eines Programms, das vom Nutzer nicht explizit aufgerufen werden muss. Es wartet im Hintergrund des Systems und erledigt bei Bedarf automatisch Aufgaben. Im Unix-System ist ein „daemon“ ein langlaufender Prozess, der Systemressourcen verwaltet. Vor allem im Bereich Künstlicher Intelligenz bzw. in KI-Programmen spielen „demons“ eine bedeutende Rolle. Dämonen stecken in Artefakten, sind kulturelle Programme und zeigen mit dem Fortschreiten der Wissenschaften ihre technische Natur. Sie kondensieren aus der nebulosen Transzendenz und sickern in die Materie, d.h. sie „introszendieren“ und bedingen unseren Alltag. Dies meint nicht zwingend, dass sie ins Bewusstsein und ins Zentrum der Wahrnehmung rücken, denn ihren Einfluss und ihre Macht beziehen sie nach wie vor aus ihrem Dasein im Hintergrund, als Prozesse und Routinen, die ohne willentliches Zutun oder unter Ausschluss menschlicher Kontrolle ablaufen. Als Medium war er - wie bei Platon - ein Überbringer von Ideen und musste sich auf Erden - vergleichbar einem Avatar - inkarnieren bzw. mediensprachlich in den physischen Körper eines Menschen „einloggen“ 7
Technologie Lord Kelvin definierte einen Dämon als ein intelligentes, mit freiem Willen und Sinnen ausgestattetes Wesen, das in der Lage ist, eigenständige Beobachtungen und Messungen durchzuführen und Entscheidungen zu treffen, um Moleküle zu beeinflussen. Kelvins Dämonen fungieren als Maschinen, die gegen die Entropie wirken und Ordnungen hervorbringen. Diese Definition traf insbesondere auf ein Gedankenexperiment des Physikers James Clerk Maxwell zu, in dem ein fiktives Wesen Messungen durchführt und kalte von warmen Molekülen trennt. Der Maxwell‘sche Dämon inspirierte in Folge die Naturwissenschaften des ausgehenden 19. Jhs. bis heute und wurde zu einer einflussreichen Metapher weit über die Physik hinaus in der Informationstheorie, Biologie und Kybernetik. Maxwells Dämon markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Kulturgeschichte der Dämonen. Ab nun fungieren Dämonen als Wächter der Vernunft, die Maschinen und technische Prozesse überwachen und steuern. Sie arbeiten nicht länger im Auftrag der Götter oder dunkler Mächte, sondern operieren in Automaten, Computern und vernetzten Systemen. Dämonen sind seitdem integraler Bestandteil kultureller Programme aller Art und begründen einen technologischen Animismus. Anstatt als übernatürliche Wesen zu spuken und die Lücken des Erklärbaren zu füllen, stehen sie im Dienst des Rationalen. Sie regeln, steuern, kontrollieren, stellen Verbindungen zwischen Maschinen sowie Maschinen und Menschen her, steigern Effizienz, sorgen engelhaft für Sicherheit oder bespitzeln und spionieren. Mit fortschreitender Technifizierung von Umwelten entsteht ein neuartiges Pandämonium, das mit der systemischen Vernetzung von Maschinen, Computern und sozialen Alltag alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringt. In diesem Sinn sind Dämonen heute nicht Gegenstand von Religion und Theologie, sondern von Wissenschaft und Politik. 8
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Der technologisierte Körper Norbert Wiener hat 1941 mit seinen berühmten Zitat hervorgehoben:”Wir haben unsere Umwelt so radikal verändert, dass wir uns jetzt selber ändern müssen, um in dieser neuen Umwelt existieren zu können”. Auf der einen Seite wird der Köper, der von der Technologie vereinnahmt und erweitert wurde, selbst zu Architektur ; auf der anderen Seite erhofft sich die Architektur vom Körper, eben kein Modell für Ordnung und formale Prinzipien, sondern ein Modell für Empfindsamkeit, Flexibilität, Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit. Der technologisierte Körper. Sowohl die Oberfläche unserer Erde wie unseres Körpers ist ein gleichermaßen lebendiger Organismus mit ähnlichen Eigenschaften im Bezug auf eine poröse, sensible und kommunikative Schnittstelle. Heute wird der Körper durch bio-invasive Techniken(Implantate), Sensoren und Prothetik mit synthetischen, aussermenschlichen Systemen verbunden. Die Oberfläche unserer Erde ist seit Beginn der Landwirtschaft und vor allem der Industrialisierung einer radikalen Wandlung im Sinne von Technologisierung seiner Oberfläche unterzogen. Der menschliche Körper kann sich selbst durch Eingriffe wie Implantate und Prothesen physisch wiederherstellen und durch elektronische Apparaturen wie Mikroskope und Teleskope seine Wahrnehmung erweitern. Ist derselbe evolutionäre Prozess in der Architektur als einheitlisches System mit der Maschine möglich? Ist die Architektur selbst eine Maschine, in der der Mensch als Antrieb den Mechanismus abschließt (= Introversion) und wie kann dieses System mit seiner Umgebung interagieren? Oder ist die Maschine nicht mehr als ein Verstärker (Def. Maschine)? - Ein Implantat, das in die bestehende Struktur integriert oder in bewusst offen stehende Schnittstellen eingegliedert bzw. ausgegliedert wird, um sich so an verändernde Umstände anzupassen (= Extraversion) ? Oder ist der evolutionäre Prozess bereits in einer Synthese? Eine Verschmelzung aus Maschine (auch Computer, elektronische Medien), Architektur und die Natur, Landschaft als Kontext und Mensch als treibende Kraft zu einem Organismus? 10
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REIzkörper 2010 / City and Landscape / Städtebau
Uferwechsel ‐ Strategien für Interventionen Das Konzept verfolgt den Ansatz eines Non-Kontextuallen Eingriffes in die Stadt-Landschaft. Eine Gestaltung in kleinen Schritten - frei, individuell und entschieden. Geprägt durch bewusste Reizüberflutung offenbart sie Schürfungen auf sozio-kulturellem Boden. Es geht aber gerade auch um eine Aktivierung, um Aufforderung, sich ihrem öffentlichen Raum zu ergeben und die ausgeloesten Reize zu absorbieren und auch selbst zu gestalten. Grundgedanke hinter allem ist eine fundamentale Neuinterpretation des Gewohnten, ein kleines Aufbrechen der Gleichförmigkeit, der Monotonie, des oft tristen Umraums. „uferwechsel“ soll reizen. Unterschiedlichkeit hervorrufen. „uferwechsel“ soll Raum generieren und Identifikation mit einem Stadtteil hervorrufen ‐ ihm Leben einhauchen. Ein Gleichgewicht zwischen Abgeschlossenheit und dem Wunsch nach Interaktion: Mensch‐Mensch‐Natur. Ein Metapher für den Willen zum Uferwechsel und die Überwindung von Konventionen. (die Brücke) Der Entwurf basiert auf einem Ideenkomplex der Beziehungen zwischen Mensch und Natur. Die Brücke ist der Metapher und Gestalt als formale Reizüberflutung. 12
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REIZVOLUMEN Ein Ideenkomplex, befasst sich mit den Beziehungen zwischen den Präferenzen für bestimmte Räume/Orte und dem Wunsch dort gesselig zu sein einerseits und durch diese Orte geweckte Gefuele andererseits der REIZ,die Komplexitaet liegt in der Asymetrie und in der Bewegtheit des Konstrukts. zu vermittelnde REIZE: °Abwechslungsreich °Kontrastreich °Asymetrisch °Bewegt Raumanalyse: Grauerstein‐Hötting West ist der besagte Bauplatz und befindet sich an der Süd‐Ostgrenze von Bezirk 35 bei Hoetting West .Dieser Bezirk ist gekennzeichnet von Wohn‐ und Freilandflächen und weißt eine GFD von 0,4 bis 0,8 auf. Das Projektkonzept bezieht sich auf die Integration der Steilhang‐Flächen bei Grauerstein mittels einer Überbrückung zweier Verkehrswege, zwischen den im Norden verlaufendem, Siedlungsumgrenzendem VODELWEIDEWEG und den im Süden verlaufendem SPECKWEG. 14
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VERTICAL HORIZON 2012 / exp. Architecture by Arch. Eva Sommeregger
Die Idee ist eine Parallelstadt über der Stadt, dass den vertikalen Raum fortsetzt und somit einen vertikalen künstlichen Horizont generiert. Gen Himmel! Eine Stadt steht Kopf. Der vertikale Raum setzt sich nach einem Luftsprung fort - in eine vertikale Parallelstadt. Sie generiert einen künstlich erzeugten vertikalen Horizont gen Himmel. Die Stadt leitet das natürliche Licht durch überdimensionale Himmelskörper mit Lichtkuppel und Lichthöfen in die darunter liegende Stadt. Mögliche einbettung in die bestehende formale Struktur der unteren Stadt. Der nicht bebaute Stadtraum wird mit den danach greifenden Himmelskörpern besetzt.
himmelsbrücken
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himmelsbrücken
himmelsbrücken
mutation verdichtung
*collage 02 mögliche einbettung in die bestehende formale struktur der unteren stadt. der nicht bebaute stadtraum wird mit den danach greifenden himmelskörpern besetzt.
mutation verdichtung
*collage 02 mögliche einbettung in die bestehende formale struktur der unteren stadt. der nicht bebaute stadtraum wird mit den danach greifenden himmelskörpern besetzt.
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friendly slug 2013 / Bathhouse Design Contest Telfs by HBM Arch. DI Thomas Mathoy
Kooperationsprojekt: Schwimmbad in Telfs Institut für experimentelle Architektur.Hochbau Die freundliche Schnecke aus der Tiefe. Einst beschlossen die hiesigen Einwohner eines ländlichen Dorfes in den Alpen, das ihre Badehaus nicht mehr genug Platz bot und nicht mehr zeitgemäß war und riefen laut nach Sanierung und Erweiterung. Die verzweifeten Stimmen drangen so tief in die Erde, dass diese bebte. Was die Konsequenz ihrer verzweifelten Aktion an jenem verhängnisvollem Tag für sie bedeuten sollte, konnten sie sich nicht mal im Traum erahnen - denn tief in der Erde schlummerte etwas aus der Urzeit. Als nach und nach Sanierungensmaßnahmen des bescheidenen Bestandes beschlossen wurden und kurz vor Beschluss standen, geschah etwas unvorhergesehenes. Ein lokales Beben verschlang das Badehaus und hinterlies einen Krater. Von Ungewissheit und Angst geplagt, schrien die Telfer noch lauter und ihre Stimmen verstummten als das Beben eine Rythmus aufwies. Nach und nach erschien ein biomorphes, undefinierbares Etwas, ein Hybrid, fremd und vertraut zugleich, mit dem „Charme eines freundlichen streunenden Bastards mit höchst fragwürdigem Stammbaum. Als dann einer den Anwesenden vor Schreck und Abscheu laut „Riesen Schnecke“, aufschrie, wurde diese unverholfen getauft. Kurz vor dem Erstarren des hervorgekrochenen „Etwas“ krümmte sich diese leicht nach westen, als wäre es eine Geste der Annäherung und erstarrte dann engültig. Eine Einladung dachten manche und öffneten es.. 22
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RECONSTRUCTED TOPOGRAPHY 2013 / Architecture & Landscape by Prof. DI Arch. Kathrin Aste
Ausformung der Felsstruktur: Gesteinsschichten, die im Laufe der Zeit durch Faltungen gebildet haben. Die Schichten sind unter hohen Druck, Kräften entstanden. Ihre äussere Struktur ist durch die Witterungseinflüsse geformt. Die Alpen entstanden durch geologischeFaltungen(Tektonisc he Vorgänge)“Orogen“. Räumlich geschlossene, abgrenzbare Gebirgseinheit, dir durch Faltungen und Deckenbildungen gekennzeichnet ist. Faltungen entstehen durch Kollision von Lithosphären Platten - ein Orogen stellt Knautschzone zweier kollidierender Platten dar. Wechselspiel von Hebung und Abtragung durch Frostsenkung von Feuchtigkeit und stark schwankenden Temperaturen. Der dadurch aufbereitete Schutt wird von Gletscher abtransportiert. Konzept Durch die extrem ausgebildeten Hebungen und Abtragungen(Tiefe Schluchten) bildet sich ein Muster = Mutation. Die geomorphologische Eigenschaft mutiert wie folgt: Die Hebungen und Abtragungen werden an ihren tiefsten und höchsten Punkten gesprengt und verdichtet, somit wird eine architektonische Landschaft generiert. 30
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STAGE for YOUTH OLYMPIC GAMES 2013 / Stage Design Contest by Prof. Arch. Patrick Schumacher
Konzept Die Entwurfsgrundlage ist der Haliclona Schwamm. Die Besonderheit dieses Schwammes ist, dass er aktive Wasserströmungen benötigt um die seine Nahrung aufnehmen zu können. Somit bilden die charakteristischen Knospen des Schwammes. Gut Sichtbar ist auch die Ausrichtung und Skalierung der Knospen, welche auf die Ausrichtung an die Strömung hindeutet. Ver- und Entdichtung der Knospenpopulation. Die hiermit gewonnen Erkenntnisse aus Oberflächenstruktur und Wachstumspotenzial bilden die Entwurfsgrundlage für die Bühne. Die Knospenbildung, deren Vermehrungspotenzial und die adaptive Eigenschaft werden als Parameter herangezogen und auf den Entwurf angewendet. 40
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GODZILLA GARDEning 2013 / Experimental Architecture by Univ. Ass. DI Walter Prenner
Als die grüne Lunge den Samen einer unbekannten Pflanze einatmete, begann diese zu spriesen. Und als aus dem fruchtbaren Boden der grünen Lunge ein Gebilde aus stählernen Rippen und silbernem Haut empor kam, machte sich unter der Bevölkerung erstaunen und Ungewissheit breit. Säen und Ernten Der englischer Garten als ein Raum, überwuchert von künstlich-natürlichen Lebewesen, die durch die Symbiose mit seiner Umgebung bestehen kann. Ein Ort, den man im städtischen Kontext als sensibler Raum verstehen kann. Eine bestehende Situation am Innufer wird von seinem konventionellem Dasein gelöst und dem eine durch den „Godzilla-Samen“ bedingte vertikale antromorphe Gestalt gegeben. Wenn unsere Körper immer mehr als dynamische, miteinander verbundene Systeme begriffen werden, dann werden auch unsere Gebäude als wachsende und bewegliche (lebendige) Strukturen aufgefasst. 48
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NEXUS 1.0 2014 / Master Thesis / Studio 3 Univ. Ass. DI Arch. Walter Prenner
“schöne neue Welt” “Die Welt wird nicht geschaffen von Gott, nicht von der Umgebung, nicht von den ökonomischen Bedingungen, sondern allein durch die Einbildungskraft des Menschen.” (Oskar Kokoschka) In den Utopien enthüllt sich der Mensch selbst als entwerfendes Wesen, sein Streben nach einem Ideal richtet sich nach vorn. Nie ist er ganz in der Gegenwart daheim, immer schaut er in die Zukunft. Die Utopien, mit ihren variationsreichen Erscheinungsformen liegen im Wesentlichen zwei Beweggruende zu Grunde: a) Flucht vor der Realitaet b) Anstoss zur Veränderung und Innovationsfaktor für die Suche nach neuen Lösungen. Mit den künstlerischen Utopien des Futurismus, Konstruktivismus, Suprematismus, des De Stijl und des Expressionismus wurde im 19. & 20. Jhr. der Versuch unternommen, in einem gewaltigen idealistischen Zug zum Gesamtkunstwerk, den der Zukunft“ zu entwerfen. Einer globalen Massenbedrohung durch Übervölkerung antwortet die Architektur mit Megastrukturen, die nicht mehr auf das vertraute Fundament beschränkt bleiben, wie z.B.: Kolonien im Weltraum, Unterwassersiedlungen, unterirdische Städte, auf vorhandene Systeme auf gepflanzte Organismen, Brueckenstaedte und wandernde Staedte. -> Sci Fi Utopien, Syd Mead, Jules Verne Die Phantasie . Sie versucht, das unzugängliche, unuebersichtliche Leben auf einer anderen Ebene konkreter zu machen; sei es, dass sie ein Kontrastbild zu einer gegebenen individuellen oder gesellschaftlichen Situation entwirft, oder dass sie bestimmten Verengungen und Verzerrungen der Realität entgegentritt, sei es schliesslich, das sie durch sein Werk seine Leser oder durch Film und Theater seine Zuseher zu einer neuen Begegnung mit sich selbst anregt und sie einlädt, anders zu leben. 58
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Norbert Wiener hat 1941 mit seinen berühmten Zitat hervorgehoben:”Wir haben unsere Umwelt so radikal verändert, dass wir uns jetzt selber ändern müssen, um in dieser neuen Umwelt existieren zu können”. Auf der einen Seite wird der Köper, der von der Technologie vereinnahmt und erweitert wurde, selbst zu Architektur ; auf der anderen Seite erhofft sich die Architektur vom Körper, eben kein Modell für Ordnung und formale Prinzipien, sondern ein Modell für Empfindsamkeit, Flexibilität, Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit. Der technologisierte Körper. Sowohl die Oberfläche unserer Erde wie unseres Körpers ist ein gleichermaßen lebendiger Organismus mit ähnlichen Eigenschaften im Bezug auf eine poröse, sensible und kommunikative Schnittstelle. Heute wird der Körper durch bio-invasive Techniken(Implantate), Sensoren und Prothetik mit synthetischen, aussermenschlichen Systemen verbunden. Die Oberfläche unserer Erde ist seit Beginn derLandwirtschaft und vor allem der Industrialisierung einer radikalen Wandlung im Sinne von Technologisierung seiner Oberfläche unterzogen. Der menschliche Körper kann sich selbst durch Eingriffe wie Implantate und Prothesen physisch wiederherstellen und durch elektronische Apparaturen wie Mikroskope und Teleskope seine Wahrnehmung erweitern. Ist derselbe evolutionäre Prozess in der Architektur als einheitlisches System mit der Maschine möglich? In diesem Kontext stellen sich folgende Fragen Ist die Architektur selbst eine Maschine, in der der Mensch als Antrieb den Mechanismus abschließt (= Introversion) und wie kann dieses System mit seiner Umgebung interagieren? Oder ist die Maschine nicht mehr als ein Verstärker (Def. Maschine)? - Ein Implantat, das in die bestehende Struktur integriert oder in bewusst offen stehende Schnittstellen eingegliedert bzw. ausgegliedert wird, um sich so an verändernde Umstände anzupassen (= Extraversion) ? Oder ist der evolutionäre Prozess bereits in einer Synthese? Eine Verschmelzung aus Maschine (auch Computer, elektronische Medien), Architektur und die Natur, Landschaft als Kontext und Mensch als treibende Kraft zu einem Organismus? 60
Ein Bericht aus dem Jahr 2011: “.. In Europa werden in wenigen Jahrzehnten 30 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein, in Österreich im Jahre 2032 über 24 Prozent. Jeder Zweitgeborene dürfte seinen 100. Geburtstag erleben. Die Folgen für die Wirtschaft und Gesellschaft: Die Überalterung wird weitreichende Folgen für die Zukunft haben. So werden in Tirol um 2030 auf etwa vier Erwerbspersonen schon sechs Nicht-Erwerbspersonen (mehrheitlich Senioren) fallen, bis 2050 verschärft sich diese Relation nach dem derzeitigen Stand auf 38 zu 62. Schon in wenigen Jahren wird echte Arbeitslosigkeit kein Thema mehr sein. Vielmehr zeichnet sich - demographisch klar belegbar - ein anhaltender struktureller Mangel an einheimischen Arbeitskräften ab. Zwar wird die Zahl der Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten zwischen 2 und 4 Prozent zunehmen, aber im Vergleich zum Vorjahr hat der Anteil der Kinder um 0,2 Prozentpunkte abgenommen, während der Anteil der Senioren um 0,3 Prozentpunkte zugenommen hat. Ursachen dafür sind die Erhöhung der allgemeinen Lebenserwartung und der anteilige Rückgang jüngerer Menschen durch einen Geburtenrückgang und Abwanderung. Die Zahl der Sterbefälle ist seit über 30 Jahren praktisch konstant, wogegen die Zahl der Geburten drastisch abgenommen hat..” Initialisierung , Inszenierung. Der Initiator. Der Nexus ist ein architektonische Vision in Form eines Hybrides, einer Mixtur aus reaktionären Eingriffen auf gesellschaftliche Veränderungen und Umwälzungen der Zukunft. Diese Veränderungen, allen voran die Überalterung bewirken nach und nach eine radikale Veränderung in der gesellschaftlichen, ökonomischen- und kulturellen Struktur. In diesem Kontext versucht der Nexus mittels unterschiedlicher Strategien auf natürliche und nachhaltige Weise zu reagieren. Mit Selbstkultivierung statt Re- Integrierung und in kooperativer Selbstorganisation statt bedürftiger Objektivierung. Er schafft durch Aktionen und Impulse ( in kultureller,- sozialer und ökonomischer Hinsicht) Räume für Austausch und Auseinandersetzung auf unterschiedlichen Ebenen (Markt, Atrium, sharing spaces). In Bezug auf die lokalen Gegebenheiten erschließt der Nexus neue urbane Lebensräume.
the silver age Europa: in wenigen Jahrzehnten sind 30 Prozent über 65 Jahre alt. In Österreich werden im Jahre 2032 über 24 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Jeder Zweitgeborene dürfte seinen 100. Geburtstag erleben... Zeitlos Der Wert der Arbeit im Alltag des Menschen. Apathie und Resignation führen früher oder später zum Stillstand. Der Selbstantrieb der arbeitslosen Person ist gleich null. Das Selbstwertgefühl sinkt, die Person fühlt sich nutzlos und zieht sich zurück und isoliert sich von der Außenwelt oder wird von ihr abgeschnitten. Sie verfällt in Einsamkeit. (Quelle: Arch+, Ausgabe “Out of Balance” Kritik der Gegenwart / Reader Information Design, Artikel: Ödland-Einsamkeit uns soziale Isolation, S. 143)
Sprung-brett Web 2.0 Die evolution zeigt , dass wir in sozialen Gefügen und engen Beziehungen gedeihem. Aber unsere moderne Welt isoliert uns voneinander. Ein Grund, warum unserer Gesellschaft zwar reich aber nicht glücklicher scheint,ist, dass dass wir immer weiter auseinander driften, nicht nur was pyhsische Güter angeht, sonder auch sozial. Man spricht of von der “Einsamen Masse”, ein Paradox, leben wir nach außen doch in einer festen Gemeinschaft. Einsamkeit wir in unserer Gesellschaft der Selbstständigkeit oft übersehen und stigmatisiert.. Heute ist die ganze Welt miteinander vernetzt und man müsste meinen, dass wir durch den einfachen Zugang kommunizieren zu können, das wir Isolation oder Einsamkeitsgefühle überwinden können. Soziale Netzwerke und Technik bieten die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen, die sonst schwer zu halten wären. Doch darf neben der virtuellen Anwesenheit des Einzelnen im Netz nicht der reale physische Kontakt zu Menschen auf der Strecke bleiben. Dieser kann und wird nicht zu ersetzen sein, um soziale Kompetenz bilden zu können. ((Quelle:
Arch+, Ausgabe “Out of Balance” Kritik der Gegenwart / Reader Information Design, Artikel: ÖdlandEinsamkeit uns soziale Isolation, S 142)
Einsame Massen Die flexible Gesellschaft verlangt, dass immer mehr Menschen nicht mehr dort arbeiten oder studieren, wo ihre Familie oder Freunde leben. Steigende Arbeitszeit, das Verschwimmen von Arbeit und Freizeit, könnte auch den Effekt haben, Einsamkeit zu verdrängen. Dazu verschwinden soziale Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme wie Poststellen, Clubs oder kleine Geschäfte, auch die zunehmende Verstädterung könnte die Einsamkeit fördern. Die Zeit, die die Menschen in ihrer Freizeit online sind, geht ihnen für die nicht virtuellen sozialen Kontakte ab. Allerdings haben sie dann wenigstens virtuellen sozialen Kontakt und sind nicht völlig isoliert wie vor dem Fernseher. (..) die Technik hilft uns, mit den Menschen in Kontakt zu bleiben, die wir sonst aus den Augen verlieren würden. Der Punkt ist einfach, dass wir Technik benützen, um ins wirkliche Leben zurück zu kommen. (Quelle: Arch+, Ausgabe “Out of Balance” Kritik der Gegenwart / Reader Information Design, Artikel: Ödland-Einsamkeit uns soziale Isolation, S 142)
Patchwork Familien? Da gilt das Gesetz der wachsenden Vielfalt. Wir werden unterschiedliche soziale Konfigurationen durchleben, Auch die klassische Kleinfamilie – aber schon dadurch, dass wir immer älter werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, irgendwann mal wieder allein zu leben. Wir bleiben in gewissem Sinne lebenslang Singles. Selbst wenn wir heiraten und Kinder bekommen, bewahren wir unseren Eigen-Sinn und entwickeln unsere Persönlichkeit autonom weiter.Nur eben im Verbund mit anderen. Kombi- und Patchworkfamilien werden relativ normal sein. Und im Alter werden die Menschen neue Formen von Wahlbündnissen entwickeln, die einen WGCharakter haben können. Diese Vielfalt benötigt andere kulturelle Werte. Man könnte von einer Wandlungskultur sprechen...In dieser Wandlungskultur ist die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit in den Wechselfällen des Lebens das höchste Ziel. Der Lebenssinn in einer Gesellschaft in der wir bei guter Gesundheit 90 Jahre alt werden, könnte Weisheit sein. So könnte uns eine Art neuer Renaissance bevorstehen. (Quelle: Interview Mathias Horx, http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gesellschaft2067warum-die-westlichen-werte-siegen-werden-a-456163.html)
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sellschaft über unseren Häuptern: Arbeitslosigkeit wird für große Teile der Bevölkerung zur Normalbiographie. Damit steht neben der Familie auch der Sozialstaat zur Disposition. Es bleibt die aller traditionellen Sicherungen beraubte Person, die beschleunigungsfähig und flexibel sein soll, die sich nach erfolgtem Sinnentzug und erfahrenem Sozialkollaps durch den Dschungel der elektronischen und ökonomischen Netze hangeln soll: Diese globalen Netze werden das ersetzen, was einmal Gesellschaft war.Der Zerfall der Familie hat eine Krise der Erziehung zur Folge. Wer übernimmt künftig die Aufgabe der Sozialisation? Welche “Inhalte” wird Erziehung haben, wenn die traditionelle Moral abschmilzt? Ist das entlokalisierte, beschleunigungsfähige Einzelwesen Ziel postmoderner Erziehungsprozesse? Wie soll dann aber soziale Integration noch möglich sein? Muß man - wenn Familie und Arbeit das Individuum nicht mehr sichern - die Rückkehr der Gewalt in den Alltag der Zivilgesellschaft befürchten? (Quelle: http://www.unigiessen.de/palaver/gesell/start.htm)
Die Krise der Arbeitsgesellschaft ... Jetzt, am Ende des Jahrhunderts, befinden sich die europäischen Gesellschaften in einem Prozeß dramatischen Wandels. Arbeit und Familie waren - seit dem Beginn der Industrialisierung- die beiden Säulen, auf denen Individuum und Gesellschaft ruhten. Die Koalition aus Arbeit und Familie hat den Erfolg des Projektes “Moderne” überhaupt erst möglich gemacht. Den moralische Klebstoff, mit dem die Koalition gekittet war, hat vor allem die Kirche geliefert. Auch sie versucht sich rudernd den neuen Vorzeichen anzupassen.* Das Verschwinden der Arbeitsgesellschaft und die Erosion der Familie hat eine Veränderung der Beziehungen zwischen Alten und Jungen zur Folge. Der Anteil der Alten an der Bevölkerung wächst kontinuierlich. Ökonomische, politische und kulturelle Folgen heben den Generationenkonflikt auf eine gänzlich neue Ebene. Auch der dritte Lebensabschnitt wird sich künftig als ein Sektor in der Informationsgesellschaft gestalten: Der Alltag der Alten wird weniger durch die Enkel, sondern vielmehr durch die “elektronische Familie” geformt sein. Teleshopping, Telebanking, Telekommunikation, Auto62
matisierung der Pflege etc. sind die Stichworte. Die Senioren von Morgen sehen sich in das Zentrum elektronischer Netze versetzt - über die psychischen und physischen Folgen dieses neuen Alters wird gearbeitet. * Mit der Arbeitsgesellschaft und der Familie verschwinden vorgegebene Lebensmuster und Sinnorientierungen. Die Individuen sind gezwungen, sich ihrLeben täglich neu selbst zu gestalten. Da zugleich der Sozialstaat zerbricht, sehen sich alle Altersgruppen mit komplexen neuen Situationen konfrontiert: Weder in der Familie, noch in der Arbeit sind sichere Identitätskonzepte vorfindbar. Gewohnte Sicherungen schwinden. Die Desintegration der Gesellschaft in Sektoren des Wohlstands einerseits und slumähnliche Bezirke der Arbeitslosigkeit und Armut andererseits droht. Damit stellt sich die Frage nach individuellen und gesellschaftlichen Reaktionen auf die neue Lage. (Quelle: http://www.
uni-giessen.de/palaver/gesell/start.htm)
Öko-Architektur Ökologie “(..) die gesamte Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Außenwelt, wozu wir im weiteren Sinne alle “Existenzbedingungen”rechnen können. Diese sind teils organischer teils anorganischer Natur.” (Ernst Haeckel) Durch die Platzierung innerhalb eines ökologischen Systems entsteht eine Situationsbezogene Architektur , mit einem starken Drang zu flüchtigen Zuständen, in der die Grenze zwischen Objektund Umwelt aufgelöst wird. Das Objekt hebt sich von der natürlichen Landschaft ab, um Boden und Wald in sich aufzunehmen. Die natürliche Vegetation des Waldes am Rücken wird durch den Hohlraum aufgenommen und somit eine flüchtige Koexistenz geschaffen. Diese Strategie beansprucht einen minimalen Grund. Wie nach Lynn´s “active Landscape” sollen Umwelteinflüsse nun nicht mehr nur als Oberfläche aktiviert werden, sondern selbst als raumdefinierendes Element fungieren. Bio- Evolution In der Natur richtet sich die Evolution an lokalen Gegebenheiten und Umständen. Seit dem Beginn des Ackerbaus wurde der Mensch zum selektierenden Instanz unseres Lebensrau-
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Bevölkerung nach Altersgruppen
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Die Krise der Arbeitsgesellschaft ... des Jahrhunderts, befinden sich die europäischen ten in einem Prozeß dramatischen Wandels. Arbeit waren - seit dem Beginn der Industrialisierung n, auf denen Individuum und Gesellschaft ruhten. Arbeit und Familie hat den Erfolg des Projektes "Moderne" überhaupt erst möglich gemacht. e Klebstoff, mit dem die Koalition gekittet war, hat vor allem die Kirche geliefert.
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65 Jahre und Älter
Die Nomaden Die verstärkte Beschäftigung von älteren Mitbürgern, sein es auch nur 3-4 Stunden am Tag, entlastet den Staat, da weniger Renten ausgezahlt werden; dies bewirkt Schaffung neuer Arbeitsplätze und ein wirtschaftliches Wachstum. Zudem ein positiver Nebeneffekt des lebenslangen Lernens ist das Entgegenwirken gegen das kognitive Abstumpfens und Demenz.
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15-64 Jahren
terview Mathias Horx, http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gesellschaft- 2067-warum-diewestlichen-werte-siegen-werden-a-456163.html)
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Der Arbeitsmarkt Arbeit wird immer vielfältiger, fraktaler, sie löst sich von denstarren Zeitrhythmen des Industriezeitalters,von den alten Vertragsformen.Vermutlich haben wir im Jahr 2050 30 bis 40 Prozent Selbstständige. Das klassische Angestelltentum wird eher minoritär. Arbeit wird vielfältiger, vermehrt sichdadurch. Darauf müssen wir unser Bildungssystem ausrichten. Unser Bildungssystem ist im frühen Industrialismus entstanden – es atmet immer noch den Geist der Fabrikgesellschaft. (Quelle: In-
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mes - er erschafft und zerstört Lebensräume. durch Medizin und Hygiene leben wir länger als die Evolution es für uns vorgeshen hat. Evolutionsbiologisch ist unsere Arbeit nach erzeugen und aufziehen unseres Nachkommens getan. Heute ,und morgen noch länger, bleiben uns noch ein dritter Lebensabschnitt 65-100 Jahren. Urbane Knotenpunkte: Siedlungskonglomerate wie Tirol wachsen zu “global” Kulturen.
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K "th 63
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Konzept Aus Sicht der Stadtentwicklung bildet der Nexus einen Prototypen der “Zwischenstadt”, eine Talstadt. Dort wo städtische und ländliche Strukturen zusammenwachsen. Die spezifische Landschaft des Inntals, das zu den dichtest besiedelten Gebieten Europas zählt, und die unzugänglichen Berggipfeln ringsum. Nexus ist ein Knotenpunkt, Ort eines Verbundebseins, eine Schnittstelle, er ist der Austausch- und AuseinandersetzungsBereich unterschiedlicher kultureller und gesellschaftlicher Ebenen. Durch großzügig angelegten Rampenanlagen als Haupterschließungssysteme zwischen den Bauteilen, der Stadt und der Natur, fungiert dieser entlang der Rampen auch als Wohn- und Handelsfläche. Der offene Raum des vertikalen Baukörpers dringt hier in die räumliche Öffnung der Natur ein. städtebauliches Konzept Aus Sicht der Stadtentwicklung bildet der Nexus einen Prototypen der “Zwischenstadt”, eine Talstadt. Dort wo städtische und ländliche Strukturen zusammenwachsen. Die spezifische Landschaft des Inntals, das zu den dichtest besiedelten Gebieten Europas zählt, und die unzugänglichen Berggipfeln ringsum. Stadträumlich gesehen kann die Zwischenstadt als “verstädterte Landschaft” oder “verlandschaftete Stadt” gesehen werden, in der Charakteristika von Stadt und Land als unvermittelte Gegensätze aufeinanderprallen und eine eigenständige Mischform erzeugen. Der Ort erhebt sich südwestlich von Innsbruck etwas oberhalb des Talbodens und westlich des Stadtteils Wilten am Waldrand. Zu Füßen liegt der Stadtteil Sieglanger. Der Ort ist Typisch für Tirol. Ein gegliedertes, der Landschaft und den spezifischen Gegebenheiten der Topogaphie angepasstes Hybrid am Südhang Innsbrucks. Er situiert sich zwischen Stadt und Naturlandschaft, zwischen der künstlichen und der natürlichen Landschaft. Ein Knotenpunkt, mit derAnbindungen an die Infrastruktur einer alternden Stadt. Der Ort ist der Südhang von Innsbrucks (Tirol) zwischen Klosterberg und Völser Strasse. Der Ort ist eine typische Landschaft Tirols. Der Nexus ist kein Monument. kein Hochhaus. keine Marke. Der Nexus ist Teilstadt, Talstadt. Er bildet einen neuen Knotenpunkt im Konglomerat einer alternden Stadt. 65
Konzeptmodelle
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Konzeptgrafiken Kunstlandschaft als Entwurfsansatz, rekonstruierte Landschaft 67
Konzeptskizzen 68
Morphologie und Programm Das Organisationsprinzip des unteren Levels des Nexus ist eine strukturelle Vernetzung von Körper zur Infrastruktur und Landschaft. Es ist der Ort zum Einklinken. Die Risse und Falten werden von der Landschaft absorbiert und vom Körper eingenommen. Die langgezogenen, gewundenen Risse münden in offenen kreisrunden oder ovalen Zonierungen, in welchem der Horizont öffnet und schrumpft. Die eingelegten offenen Kreisrunden Zonierungen führen die Zirkulation der Risse und Falten in die vertikale Struktur fort. Auf ihr beginnt der Markt und der Bereich des “Urban- Sharing” . Der Morizon ist ein Knotenpunkt, eine Schnittstelle, er ist der Austausch- und Auseinandersetzungs- Bereich unterschiedlicher kultureller und gesellschaftlicher Ebenen. Durch großzügig angelegten Rampenanlagen als Haupterschließungssysteme zwischen den Bauteilen, der Stadt und der Natur, fungiert dieser entlang der Rampen auch als Markt und Gastronomie Fläche.Der offene Raum des vertikalen Baukörpers dringt hier in die räumliche Öffnung des Morizon`s ein. Nexus “middle structure” Nomaden Der mittlere Sektor, die Verbindung zwischen dem vertikalen Nexus, Landschaft und Morizon dient als Sub- Schnittstelle bzw. Sub-Knotenpunkt. Hier beginnt die Expansion im Raum über den Köpfen.
Konzeptskizzen
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Exterior View - Open Space
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Exterior View
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D-house 2009 / Duo Housing / Built by Arch. Daniel Fügenschuh
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rattenberg 2011 / School, Education / Built by Arch. Daniel Fügenschuh
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egon theatre 2013 / Culture, Theatre / Competition by Univ Prof. Arch. DI Volcker Giencke
Ein Theater, das als Architektur Vieles ermöglichen und verwirklichen soll, was gedacht ist und aufgeschrieben. Ein Theater mit Geschichte als Experimentierfeld des Neuen. Ein neues Theater. Die Art Performance Gallery ist die Verbindung von Theatergebäude 1 zu Theatergebäude 2. Sie liegt als „Brücke“ auf zwei Ebenen (+4,85 und + 9,85) über dem Innenhof Nr.1. Als Ausstellungs- und offener Theaterraum ermöglicht die Art Performance Gallery die Begegnung zwischen Schauspielern und Besuchern. Das Spiel über den Köpfen und mit den Besuchern in einem besonderen Raum, der von Glaszylindern durchbohrt und belichtet wird, produziert Aktionstheater („Das Theater des Tutuguri“).
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Tech. museum 2014 / Exhibition Design / Competition by LAAC Architects
Architektonisches Konzept der ART:INNOVATION. Die neuen baulichen Maßnahmen werden formal in den historischen Bestand eingeschrieben, vorhandene Bauteile werden tektonisch erweitert. Statische Systeme gehen in bewegliche über und machen das Bauwerk reaktionsfähig. Die architektonische Intervention agiert wie ein Vektor, der die Exponate im Raum wie Punkte in einem Koordinatensystem verortet und miteinander verbindet. Responsive Architektur ermöglicht dem Gebäude Form und Eigenschaften entsprechend veränderlichen Rahmenbedingungen anzupassen. Das Konzept zielt darauf ab, durch innovative Technologien (beispielsweise Sensoren, Steuerungssystemen, Aktoren) die Performanz des Bauwerks zu verbessern und zu erweitern. Dadurch kann sich das Bauwerk den technologischen und kulturellen Bedingungen unserer Zeit im Allgemeinen und des Museums im Besonderen anpassen und diese widerspiegeln.
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splaces 2016 / Open Space Concept with Ing. Manfred Steixner
SPLACES Alpin urbane Interventionen Alpin-Urbane Interventionen formulieren den Anspruch architektonischer, kultureller und gesellschaftlicher Relevanz und Wirksamkeit in urbanen und natürlichen Räumen. Öffentliche Räume sind Teil des urbanen Systems. Urbane Raumtypen werden durch Alleen, öffentliche Plätze -Gärten, Parks, Stadtgrünplätze, Höfe, Grünzüge, Aussichtsplattformen, Lagerwiesen, Berg- und Waldgebiete der Kulturlandschaft als Ganzes erfasst. DIe Intention von SPLACES ist die Vernetzung dieser Raumtypen, um einen konzeptionellen Zusammenhang zu fördern. Im Hinblick, auf eine prognostizierte Verstädterung der Welt und die darauf folgende Zunahme urbaner Flächen müssen wir beginnen sozialräumliche Fragestellungen als wichtige Bestandteile der Planung zu erfassen und neue Strategien ausarbeiten. Der öffentliche Raum wird zur „Bühne“, auf welcher vorgezeigt wird, wie Flächen anders als vorgesehen genutzt werden können. 90
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B³c hse nh a use n
Durch interdisziplinäre Strategien kann auf die Nachfrage nach vermehrter Partizipation der Nutzer im öffentlichen Raum eingegangen werden. Dieser Wunsch entspricht dem heutigen Freizeitverhalten und ist ein wesentlicher Teil unserer urbanen Kultur geworden. Das führt dazu, dass potenziell öffentliche Räume ständig oder temporär mit kulturellen und künstlerischen Aktivitäten bespielt werden. Die Attraktivität dieser Orte wird für Anrainer und Touristen zusätzlich aufgewertet, indem Sie offensichtlich als Treffpunkt für alle zur Verfügung stehen. Wesentlich ist auch, dass eine Nicht-kommerzielle Nutzung des öffentlichen Raumes damit gefördert wird. 92
urban
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SPLACES ist eine vielseitige, temporäre und aktionsorientierte Intervention im öffentlichen Raum. Das Ziel ist die Schaffung einer Plattform, die sich mit Stadt und Gesellschaft und der Initialisierung und Inszenierung kultureller, sozialer und urbaner Aktivitäten auseinandersetzt. Als Sitz- und Liegelandschaft zum Verweilen und zum Erholen und als Darstellungsplattform stellt sie für Kunst- und Kulturschaffenden eine Bühne zur Ausführung ihres vielschichtigen Programmes – Konzerte, Performances, Diskussionen etc. dar. SPLACES bietet neben der realen Interaktion (Objekt-Benutzer) auch Raum für Auseinandersetzung mit dem Stadtraum.
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SPLACES loggt sich in das System der Stadt ein und schreibt es an einem konkreten Ort um. Eine vorgefundene Umwelt wird durch zusätzliche Informationen erweitert und transformiert. Durch Vermittlung, Aktivierung der Öffentlich Urbanen Räume, durch Besetzen, Bespielen und Darstellung (Bühne) schafft SPLACES eine kommunikative Austauschplattform. Sie eröffnet auch einen kritischen Blick auf die Wahrnehmung und die Nutzung öffentlicher Räume in natürlichen und künstlichen Landschaften. Durch eine objektive Inszenierung und Überzeichnung entsteht Architektur - Design. So vermittelt sie eine Bewegung im Stillstand und transformiert ihr Umfeld zur Abstraktion. Sie wird zur „sesshaften Nomadin“ (Deleuze). SPLACES ist eine Symbiose aus Sitz,- Liege- und Bühnenlandschaft für den urbanen und natürlichen Raum. Sie ist die Bühne und die Darstellerin zugleich. Sie dient einer Reihe von Nutzungsmöglichkeiten: Bühne, Sitz- und Liegelandschaft. 96
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stardust 2016 / Artists House / Competition
STARDUST inspired by David Bowie is the story of a metamorphosis. A house as a open stage in a open space inspired by David Bowie and his artistic creation, especially its transformations and rolls, which he has dominated the pop culture of the last decades like no other before him.The project title bears the name of his album and his first major transformation to „Ziggy Stardust and Spiders from Mars“ and leans thematically to the content. The idea of metamorphosis is reflected in the Stardust by the will of the reconstruction - transformation of certain places, in this case, public urban spaces, where mediated by it as a platform and space for interaction between art, culture and society. Reconstruction as artificial landscape (singing Garden) with elevations and depressions of the found topography and moves on in the vertical free space, where he difusen these by two levels (Auditorium) and space surrounding bubbles and occupied transparent surfaces, thus expanding the public space. 104
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STARDUST tried to make the inaccessible, confusing life on another level of concrete; be it that she creates a contrast image to a given individual or social situation, or that it meets certain restrictions and distortions of reality, it was finally that they by his work its viewers to a new encounter with oneself encourages and invites them to live differently. STARDUST is a node, place of connections, an interface, it is the exchange and discussion. The project is ultimately a homage to David Bowie, in particular on individualism, on experimenting and especially to the spirit of creativity. „Emotions are what link her to endless reservoir of creativity“ erzulie goddess
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moan nil 2017 / Museum / Competition
MOAN - Museum of the ancient Nil The concept for the Moan is based on the narrative of the ebb and flow of the past Nile and sees its heritage, the fertile soil, as the metaphysical design parameter. The Nile once brought fertile earth before the construction of the dams, and deposited it after the flood on the banks, which was the foundation of life. MOAN is the legacy of the past Nile, built from the fertile ground that the Nile brought. Shaped from sand, water and social-cultural program of the museum. The museum is the metaphysical manifestation of the Nile Mud. It recalls the fertile mud and the associated vegetation and life. And thus the history of the place. It saves time as a networked and functional structure. 112
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The center of the building symbolizes the meeting point of the local features, the meeting of the river, the mountain, the vegetation and the local settlement.The museum as an open public structure, the landscape, and the attachment to the local social life create a space in which a metaphysical field of reaction between the collection of history and the appropriation of the individual mind is generated.
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village Topography
River
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Village
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Contextual assignments
Nil
Roof as part of the Landscape cultural and social platform 115
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The exhibition halls are located under a unique public roof, which is always accessible. In this way, the roof becomes an inherent part of the landscape, as well as its elevated continuation offers a magnificent view over the river. On the roof level is the main entrance, immediately thereafter the foyer and then the restaurant. The foyer is the node where all functions converge. Above it is the gallery ramp, which spirals up to the light. Small exhibits can be found here in the wall niches. In the lower level are the large exhibition areas and the auditorium for readings and lectures.
Restaurant
Exhibition space
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2018 / School, Sports / Competition with Ole Klingemann & Denise Dih
New Primary School Losbates The design concept is a reactionary learning landscape that unites functional and contextual qualities spatially. The landscape flows visibly into the open building on both sides and forms with the polygonally growing Stairways a structure that interacts with the natural environment. Urbanism and Architecture In response to the small structure of the village development, the school has a low height. The Art School, on the other hand, responds to the scale of the surrounding buildings and thus creates a bridge to the school. The flat school building with a low height under 8m also allows a topographic connection between the individual functions directly from the forecourt. The new buildings in connection with the forest forms an attractive semi-public space. 124
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TRAFFIC The connection to public transport is flexible and works with and without the new road. The entry to the school is from the west, through the “canopy road�, which is directly connected to Soubezna Road. The wide avenue leads directly to the school forecourt, where the entrances to the respective school levels are located. The partially covered forecourt serves as a distributor, from where you can get to the desired Spaces. In the forecourt there is also a direct access to the changing rooms in the basement, which ensures a clean entrance foyer. The Secondary Level has a central cloakroom on the ground floor, keeping the upstairs classes clean. The changing Area for the primary level are directly in front of the classes(coridors), becouse the pupils of the primary level still need help when changing clothes.
Siteplan
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In accordance with the pedagogical requirements, differentiated and varied spatial situations arise with multi-layered space R lationships. The connection between cluster classes and relaxation zones is generous and low-threshold, providing visual relationships that ensure a high quality of stay. The individual develops freely on the large learning landscape, the classes and rooms are generously illuminated. The building is proposed on the upper floor as a reinforced concrete skeleton construction with a point-supported ceiling (roof ). This allows a flexible and customizable expansion. A solid and soundproof separation of areas can be done by means of glass walls, further space divisions can be made with sliding elements, furniture, etc. A continuous acoustic ceiling enables favorable conditions for teaching. The Gymnasium is arranged representative on the ground floor, which is also designed for sporting events. A natural lighting and ventilation of the gymnasium is guaranteed. The gymnasiums are accessed via two staircases of the respective schools, an external access also leads to the sports field. Directly from the changing room to the sports field. In the area of ??changing rooms, entrances and exits are continuously separated into a dirt and a clean side.
groundfloor
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OPERATION AND FUNCTIONALITY (2X9 CLASSES) After the Canopy Road, the school entrance, you reach the forecourt, from where you can reach the semi-public functions, the management and the library on the same level. The two main-staircases lead the pupils to the schools on the first floor. The transparency on the ground floor allows visual connections and the crossing of the building and provides an overview within the individual functions. The semi-public areas, the gymnasium, the auditorium and the cafeteria are located on the ground floor and are separated as needed from the rest of functions. The library, the management and the business areas are grouped around the atrium in the south-east corner and are therefore wellinsulated by the semi-public areas. The schools are accommodated on the first floor. All classes are oriented towards the Landscape. The learning landscapes/ realxation Zones and facilities are grouped around a common inner roof garden, which are connected to the Playground external stairs. The roof terraces in connection with the green areas and covered outdoor areas are an extension of the central learning areas.
Section B-B
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komm und sieh! 2018 / Youth Center / Competition with Denise Dih & Ole Klingemann
KLOSTER NÜTSCHAU Herrenhaus Um das Jahr 830 wurde an der Trave eine Fliehburg errichtet, mit einem Erdwall umgeben und gesichert: die Nütschauer Schanze. Sie war Teil einer karolingischen Befestigungsanlage, die von der Elbe in nördlicher Richtung bis etwa Kiel reichte. Dieser „Limes Saxoniae“ (Sachsenwall) trennte den westlichen, sächsischen Teil vom slawischen Ostteil des Landes, zudem bildete er den einzigen Traveübergang. Hier entstand schon bald ein Herrensitz, der Jahrhunderte später vom Grafen Heinrich Rantzau, einem bedeutenden Humanisten SchleswigHolsteins, erworben wurde. Im Jahre 1577 begann er mit dem Bau des kleinen Wasserschlosses, dem „Castrum Nutzkcow“, das mit seinen drei Giebeln bis heute das Wahrzeichen Nütschaus ist und das in seiner äußeren Bausubstanz weitgehend unverändert auf uns gekommen ist. Im 19. Jahrhundert wurde das Innere des Hauses – es hat bis zum Einzug der Mönche 28-mal den Besitzer gewechselt – völlig umgestaltet. Das Dreigiebelhaus in seinen einfachen, edlen Proportionen, dessen mittlerer Giebel das charakteristische Türmchen aus dem Jahr 1792 trägt, hat hohen künstlerischen Rang. Der Renaissancebau ist eines der ältesten Herrenhäuser des Kreises Stormarn. Vom Bauherren Heinrich Rantzau zeugt heute noch eine Steinplatte von 1577 am früheren Treppenaufgang. Das Dreigiebelhaus mit seinen einfachen Proportionen ist eine, für Schleswig-Holstein typische, Anlage des Mehrfachhauses mit je einem großen Satteldach. Ursprünglich als wehrhafter Bau errichtet, wurden der Schlossgraben verfüllt und die Zugbrücke ist nicht mehr vorhanden. Auch das Innere des Hauses hat sich über die Jahrhunderte völlig verändert. Der mittlere Giebel der drei aneinandergebauten Häuser trägt einen schlanken Turm mit zwei Glocken. Auf dem Zifferblatt der Turmuhr steht die Jahreszahl 1792. Das Dreigiebelhaus ist heute das Wahrzeichen Nütschaus. 134
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„Haus St. Ansgar“ Am 3. Februar 1951, dem Fest des heiligen Ansgar, erwarb der für diese Region damals noch zuständige Bischof von Osnabrück das Gut Nütschau für die Benediktiner der Abtei Gerleve im Münsterland und vereinbarte mit ihnen: Nütschau wird – mit dem Namen „Haus St. Ansgar“ – zunächst als Exerzitienhaus eröffnet. Ziel war aber von Anfang an die Errichtung eines Klosters nach der Regel des heiligen Benedikt. Die Gesamtplanung von Kloster, Kirche und Erwachsenen- und Jugendbildungsstätte ist 1973/74 nach Entwürfen von Architekt Eduard Frieling, Hamburg, ausgeführt worden. Die Klosterkirche, die in alten Klosteranlagen alles überragt, wirkt in Nütschau von außen gesehen eher unscheinbar. Trotzdem ist sie die Mitte des Klosters. Siegfried Assmann aus Großhansdorf gab dem Kirchenraum die künstlerische Gestaltung. Nach seinen Entwürfen sind die dreiseitige farbige Bleiverglasung sowie -in Kunstharz und Glas- Altar, Ambo und Retabel mit Tabernakel entstanden. Nach und nach ergänzten weitere Bauten das Ensemble: die heutige Bildungsstätte Haus St. Ansgar (1954/59), die Klosterkirche mit dem Stillen Bereich (1974), Speiseräume und Küche sowie das damalige Schwesternhaus, die Erweiterung des Jugendhauses St. Benedikt (1990), das große Konventgebäude (1998), das renovierte Herrenhaus (2006) und die noch verbliebenen umliegenden Ländereien bilden das Erbe und den Auftrag eines Klosters ins dritte Jahrtausend. Das neue Konventgebäude wurde von der Architektengemeinschaft Prof. Giesberth Hülsmann, Elmar Sommer aus Bonn-Monschau neben dem alten Herrenhaus 1998 errichtet. Im 2006 hat die Architektengemeinschaft auch das alte Herrenhaus denkmalgerecht saniert und behutsam umgebaut mit vielen schönen Details was 2007 ein BDA Publikumspreis verliehen bekommen hat. Im sanierten Herrenhaus befinden sich nun die gemeinschaftlich genutzten Räumlichkeiten, wie die Bibliothek, der Kapitelsaal, das Noviziat und Cellerariat, das Musikzimmer, ein Gastzimmer und eine Kapelle. 136
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NEUINTERPRETATION DES KREUZGANGS ALS FENSTER ZUR LANDSCHAFT SO ENTSTEHT EIN IDENTITÄTSSTIFTENDES GESTALTUNGSMERKMAL, WELCHES SICH DURCH DIE GESAMTE GEBÄUDESTRUKTUR HINDURCHZIEHT. Das Jugendhaus ist eine Architektur mit hohem Aufforderungscharakter. Es will “erforscht” werden, in funktioneller, ästhetischer und sozialer Hinsicht, und es wirkt als Katalysator für imaginäre Räume, die in der Vorstellung seiner BenutzerInnen entstehen. Architektur hat grundsätzlich - auch jenseits des konkreten baulichen Projekts - ein imaginäres Potenzial. Christian Kühn “Räumliche Settings gestalten” Erfahrungsmodi des Räumlichen Die Erfahrung von Raum und Form durch die Sinne und durch Handlungen wird schließlich stets überlagert durch symbolische Interpretationen, wobei der sinnliche Eindruck zum Zeichen wird und die Handlungen zum Ritual. Gebäude können dabei verschiedenste symbolische Bezugsebenen aufspannen. Den genannten Aspekten des Räumlichen - Raum als Ort primärer sinnlicher Erfahrung, Raum als Handlungsrahmen und Raum als Symbol - entsprechen bestimmte Grundaufgaben der Gestaltung: erstens die Schaffung von einprägsamen Orten; zweitens die durchdachte Organisation von Handlungen im Raum; und drittens die symbolische Darstellung von Beziehungen. Im Planungsprozess müssen diese drei Bereiche über ihre analytische Trennung hinaus wieder zu einer Einheit gebracht werden. Christian Kühn “Räumliche Settings gestalten”
HETEROTOPIEN DIE ARCHITEKTUR BILDET DURCH UNGEWOHNTE SITUATIONEN EINE AUFFORDERUNG AN DIE JUGENDLICHEN SICH DEN ORT AUF EIGENE WEISE ANZUEIGNEN.
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WESENSMERKMAL DER JUGEND IST BEWEGLICHKEIT. DIE ARCHITEKTUR WIRD ALS LEBENDIGER ORGANISMUS VERSTANDEN MIT EINER WACHSTUMSSTRUKTUR, DIE VERÄNDERUNG SYMBOLISIERT. GLEICHZEITIG REPRÄSENTIERT DIE GESAMTSTRUKTUR MIT IHREN VERZWEIGUNGEN DIE INTERAKTION DES INDIVIDUUMS MIT DER GEMEINSCHAFT. Die Lage des Jugendhauses gegenüber dem Kloster drückt schon aus, was der Wunsch bezüglich des Hauses und damit der Jugendarbeit im Kloster Nütschau ist. Haus St. Benedikt und Kloster stehen in einem Dialog miteinander – zwei Gegenüber, die dennoch zusammengehören. Jugendliche und junge Erwachsene sollen im Jugendhaus Raum bekommen, um mit den Mönchen in Kontakt zu treten, mit ihnen über das zu sprechen, was sie bewegt. Sie sollen die Möglichkeit haben, in der direkten Nähe Mönchen den Jahreswechsel und das Osterfest zu feiern, die Apfelernte gemeinsam zu gestalten oder an verschiedenen thematischen Kursen teilzunehmen. Wesensmerkmal der Jugend ist Beweglichkeit. So wird das Jugendhaus auch als einen Ort gesehen, an dem sich etwas bewegen lässt. Es ist für die Klostergemeinschaft wichtig, sich anregen zu lassen von dem, was Jugendliche heute denken, was ihnen wichtig ist und wie sie Kirche erleben. Bruder Lukas
VERZAHNUNG MIT DER LANDSCHAFT DIE ASTSTRUKTUR UND DIE EINGESCHOSSIGKEIT DES BAUWERKS VERZAHNT SICH ZU ALLEN SEITEN MIT DER LANDSCHAFT. DER DIREKTE AUSGANG VON ALLEN RÄUMEN IN DEN BESONDEREN NATURRAUM WIRD DADURCH MÖGLICH.
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VERANSTLTUNGSBEREICH MIT BÜHNE
MEDITATION 2 20,9 m
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KL. RAUM 2 10,1 m
LAGER 2 4,9 m
WOHNEN 2 21,9 m
FRANZIHAUS
ZIMMER 3 2 15,6 m
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HAUSWIRTSCHAFT 2 8,5 m
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ZIMMER 4 2 15,6 m
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KREUZGANG
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PLENUM 2 65,6 m
GESPRÄCHS2 RAUM 16,0 m
FREIZEIT 2 36,5 m
KAMINZIMMER 2 32,2 m
FREIZEITHOF
ZIMMER 5 2 20,8 m
NEBENEINGANG
LAGER 2 15,0 m
WC-D 6,8 m 2
ZIMMER 7 2 20,8 m
WC-H 6,1 m 2
TISCHTENNIS
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GRILLPLATZ
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ZIMMER 6 2 20,8 m
TRIBÜNE UND ZUGANG DACH
ZIMMER 8 2 20,1 m
AUSSENBEREICH ATELIER
B 19 ÜRO ,8 m2
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B 19 ÜRO ,8 m2
JUGENDHAUS ST. BENEDIKT KOMM UND SIEH
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HANDLUNGSRÄUME
Wege und Plätze
GESCHLOSSENE UND OFFENE HANDLUNGSRÄUME DIFFERENZIERUNG DER UNTERSCHIEDLICHEN NUTZUNGEN IN DEN ÄSTEN UND GLEICHZEITIG VERNETZUNG ZU EINEM GANZEN. POCHÉS POCHÉS ERMÖGLICHEN AN DEN SCHNITTSTELLEN RUHEPOLE DES VERWEILENS UND DIE ÜBERLAGERUNG VON NUTZUNGEN. HÖFE UND AUSSENBEREICHE DIE VERZWEIGUNGSSTRUKTUR ÖFFNET UNTERSCHIEDLICHE AUSSENBEREICHE MIT EIGENER IDENTITÄT.
Das Paradies ist das Hauptzentrum, an das sich mehrere Nebenzentren anschließen, wie z. B. die Pochébereiche im Subiaco oder Dormitorium, aber auch das Atelier wird als Aufweitung eines öffentlichen Handlungsraums interpretiert.
Raumcluster Die Raumcluster entsprechen der homogenen Gebäudestruktur in einem gewachsenen Stadtgefüge
privat - öffentlich
DAS HAUS ALS STADT DIE INNERE ERSCHLIESSUNG ALS SYSTEM VON WEGEN UND PLÄTZEN IN EINER GEWACHSENEN STADTSTRUKTUR DIE VERZWEIGTE STRUKTUR VON GÄNGEN UND KORRIDOREN MIT AUFWEITUNGEN ZU KLEINEREN UND GRÖSSEREN AUFENTHALTSBEREICHEN. DIE NUTZUNGEN STAFFELN SICH IN PRIVATE, HALBÖFFENTLICHE UND ÖFFENTLICHE BEREICHE WIE IN EINER STADT GIBT ES VIELFÄLTIGE EIN- UND AUSGÄNGE Das Innere des Hauses kann analog der Stadt als ein System von Wegen und Plätzen gedacht werden. Mit einer Abstufung von öffentlichen über halböffentliche bis zu privaten, nur bestimmten Gruppen zugänglichen Bereichen. Die Metapher vom Haus als Stadt ist seit den sechziger Jahren immer wieder für Jugend- oder Gemeinschaftszentren herangezogen worden. Leitbild war dabei meist die “Agora”, also eine zentrale Veranstaltungshalle nach dem Vorbild eines Marktplatzes, von dem aus die einzelnen Gruppenbereiche erschlossen werden. Dieser Typ orientiert sich eher am Idealbild des Dorfplatzes und kann den Bedürfnissen der heutigen differenzierten Jugendkultur kaum mehr entsprechen. Die Realität der modernen Stadt, die im Gegensatz zum traditionellen Dorf gerade das Nebeneinander von Kulturen erlaubt, erscheint dagegen als die viel zeitgemäßere Metapher: Sie ist eher labyrinthisch als zentralistisch; bietet fließende Übergänge nach außen und mehrere Zugänge; kennt auch dunkle und geheimnisvolle Plätze; erlaubt unverbindliche Kontakte ohne soziale Kontrolle. Christian Kühn “Räumliche Settings gestalten”
Die privaten Schlafräume liegen im ruhigen, rückwärtigen Bereich des Grundstücks. Die halböffentlichen Bereiche befinden sich im Zentrum der Gebäude-struktur. Die öffentlichen Bereiche orientieren sich zum öffentlichen Außenraum Richtung Süden.
Ein- und Ausgänge Die Gebäudestruktur besitzt neben einem Haupteingang zum Paradies zwei weitere Nebeneingänge zum Atelier und zum Subiaco- Bereich mit der Kapelle. Hier kann auch das Franzihaus separat erschlossen werden. Weiterhin gibt es für die Rundwege der Kreuzgänge zusätzliche Ein- und Ausgänge. Sowie direkte Außenbezüge der Räume in die Höfe bzw. Außenbereiche. Alle Zimmer besitzen einen privaten Austritt nach außen. Das Dach ist in einem Teilbereich begehbar. Es wird über einen tribünenartigen Aufgang im Hof erschlossen. Am gegenüberliegenden Ende der Gebäudestruktur führt ein Shortcut zum Ausgang. Hier befindet sich auch ein interner Zugang zum Atelier. 143
DAS HAUS ALS STADT REFEKTORIUM ALS HALBÖFFENTLICHER STADTPLATZ
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Städtebau Schwarzplan Einbindung in den Kontext Dialog - Achse Zwischen der Kapelle des Jugendhauses und dem Herrenhaus spannt sich eine stadträumliche Achse auf. Und greift damit das formlullierte Vorhaben des Klosters auf: “Das Jugendhaus St. Benedikt und das Kloster stehen in einem Dialog miteinander – zwei Gegenüber, die dennoch zusammengehören.” Einheit - Kreis Der eingeschriebene Kreis tangiert die Gebäude der Anlage und bindet das Ensemble mit dem Neubau zu einer übergeordneten Einheit zusammen.
DAS HAUS ALS STADT DAS JUGENDHAUS WIRD ALS GROSSES ÖFFENTLICHES ZIMMER TEIL DES KLOSTERS, DURCH SEINE EIN- UND AUSGÄNGE MIT SEINER UMGEBUNG VERNETZT. “DAS JUGENDHAUS ST. BENEDIKT UND DAS KLOSTER STEHEN IN EINEM DIALOG MITEINANDER – ZWEI GEGENÜBER, DIE DENNOCH ZUSAMMENGEHÖREN.” Bruder Lukas Diese Metapher bezieht sich auf das Verhältnis zwischen Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit und dem übergeordneten System von Dorf oder Stadt: das Jugendhaus als großes, öffentliches Zimmer, durch seine Ein- und Ausgänge mit dem Wegesystem seiner Umgebung vernetzt. Die Kombination der beiden Metaphern von Haus als Stadt und Stadt als Haus ergibt ein angesichts der Realität der modernen Stadt vielleicht ein naives Idealbild des Urbanen, in dem das Große und das Kleine, das Öffentliche und das Private miteinander harmonieren. Christian Kühn “Räumliche Settings gestalten”
Außenräume Die Gebäudestruktur vernetzt sich mit der Umgebung und bildet mit der Landschaft außenräumliche Bezüge. Die Freiräume werden differenziert bespielt und bilden identitätsstiftende Situationen. Der Hof für die Jugendlichen grenzt an das Paradies und verbindet alle halböffentlichen Bereiche, wie Freizeit und Kaminzimmer, aber auch das Refektorium. Hier ist der Grillplatz vorgesehen und eine kleine tribünenartige Situation, die auch gleichzeitig die Dachebene erschließt. Es werden ruhige, kontemplative Höfe mit Kreuzgängen ausgebildet, die den Schlafräumen zugeordnet sind. Es gibt Sportflächen für Volleyball und Fussball, einen großen, öffentlichen Veranstaltungsbereich, der von einer Aussichtsplattform, die auf dem Dach angesiedelt ist, einsehbar ist. . Ein Teilbereich der Dachfläche kommt als bespielbare Aussenfläche hinzu. Das Atelier besitzt einen Aussenbereich als Werkhof zur Allee, der Parkplatz ist in dem rückwärtigen Bereich vorgesehen, zentral aber nicht prominent sichtbar. 145
BAUM UND HÖHLE
GRENZEN UND BRÜCKEN
Ein einzelnder Baum in einer ebenen Landschaft: Er markiert weithin sichtbar einen Ort und bietet unter seinen Blättern ein allgemein zugängliches Dach, unter dem man nicht “drinnen” ist, aber doch geschützt. Die Baumkrone selbst ist Rückzugs- und Fluchtbereich, ein Gewirr von Klettermöglichkeiten, aus dem man zugleich einen Ausblick zu einem weiten Horizont erhält. Die Höhle ist genau der entgegengesetzte Rückzugsbereich, den den Blick nach innen, auf sich selbst verstärkt. Ein Jugenhaus braucht alle drei Ebenen: eine alltägliche, die offen ist auch für Kontakte mit der Außenwelt; eine lichte, obere Ebene und eine dunkle, untere Ebene der Introspektion oder ekstatischen Erfahrung.
Die Grenze ist nicht das Gegenteil der Offenheit, sondern deren Voraussetzung: Ohne Grenze hat die Offenheit keine Kontur, ist nicht wahrnehmbar. Grenzen ermöglichen den Bau von Brücken und Schwellenbereichen und damit die Inszenierung von Ritualen, die Toleranz und Verständnis dem Fremden gegenüber erleichtern, das sich jenseits der Grenze befindet. In der Gestaltung bedeutet das besondere Konzentration auf Übergänge und Zwischenzonen; oft werden mehrere Brücken notwendig sein, unterschiedlich ausgeformte Zugänge zum Gesamtgebäude oder auch zu bestimmten Bereichen im Inneren. Christian Kühn “Räumliche Settings gestalten”
Christian Kühn “Räumliche Settings gestalten”
BAUMKRONE – die lichte, obere Dachebene Der Ausblick zu einem weiten Horizont. Die Dachebene ist ein Rückzugsbereich, der einen weiten Überblick in das Gelände ermöglicht. Der Blick nach Süden zum Herrenhaus mit seinen markanten Giebeln, stellt eine Verbindung des Jugendhauses mit dem Kloster her. Das Dach kann bei “open air” - Veranstaltungen auf der großen Wiese im Eingangsbereich als Aussichtsplattform genutzt werden. Das zum Teil begehbare Dach ermöglicht einen ungehinderten Blick auf die Bühne. UNTER DEM BLÄTTERDACH – die alltägliche Ebene Offene Ebenen, die vor allem auch Kontakte mit der Außenwelt herstellen: Paradies und Freizeithof mit Lagerfeuer Das Paradies ist als Eingangsbereich eine große, offene Kommunikations-ebene, in der die Gruppen ankommen und begrüßt werden können. Bevor die Zimmer verteilt werden, können hier Taschen und Jacken in der Garderobe verstaut werden. GLOCKE Ganz zentral im Eingangsbereich, in der tiefen Decke in einem Oberlicht, befindet sich die Glocke. Sie ist mit der Hauptglocke der Klosterkirche synchronisiert.
KAPELLE Die Kapelle läßt sich aus dem lateinischen Begriff “capa” für Mantel herleiten, ursprünglich der Aufbeahrungsort des Mantels des heiligen Martin. Er zerschnitt seinen Mantel mit dem Schwert und rettete so einen Bettler vor dem Erfrieren. In der Nacht darauf erschien ihm Christus - in der Gestalt des Bettlers, wie um zu sagen: “Was du dem geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan.” METAPHER Der Mantel dient als Metapher für einen Raum, der umhüllt umd behütet. Die Kapelle ist als dementsprechend kleiner, intimer Raum dimensioniert. Symbole Das Kreuz ist als Relief in den Beton eingelassen. Das orthogonale Schalraster wird aufgenommen und eine kreuzförmige Fuge herausgearbeitet. Das Kreuz ist nicht als Objekt materialisiert sondern durch seine Abwesenheit sichtbar. Es ist präsent aber physisch nicht greifbar. Das Tabernakel wird im Gegensatz als kostbares Objekt bündig in die massive Wand eingelassen. EINGÄNGE Die Kapelle besitzt einen internen Eingang und einen externen Zugang direkt aus dem Außenraum, der über einen separaten Weg von der Allee erschlossen wird.
HÖHLE Ebene der Introspektion, ekstatischen Erfahrung - Freizeitbereich Das Kaminzimmer und MOBILIAR der Freizeitbereich sind Räume der Introspektion Einfach gestaltete Holzbänke sind das einzige Mound ekstatischen Erfahrung. Hier finden die Par- biliar. ties statt. Die Fassade im Freizeitbereich kann sich großzügig zum Hof hin öffnen und es entsteht ein überdachter Außenbereich, der auch an Regentagen intensiv genutzt werden kann. 146
LICHTSTIMMUNG
NISCHE, BÜHNE UND BURG
Das Licht fällt über die gesamte Breite des Raums indirekt über einen Patio in die Kapelle. Erst beim Herantreten öffnet sich der Blick in den Himmel. Der Patio ist Außenraum und macht das Wetter spürbar, er wird mit einem Wasserbecken ausgefüllt. Das dynamische Lichtspiel wird über die Wasser-oberfläche in die Tiefe des Raums reflektiert. Über die seitliche Öffnung der Wand, entsteht eine Kontinuität in den Außenraum, nicht als Blickbezug sondern als Verortung mit der Landschaft.
NISCHE, BÜHNE, BURG Kinder und Jugendliche brauchen Bühnen und Nischen: die Bühne als Ort der Darstellung, auch des Sich-Verstellens, des Rollenspiels und der Maske, die Nische zum Dabeisein, ohne sich exponieren zu müssen. Zu Nische und Bühne gehört ein dritter Bereich, nämlich ein Ort, der so viel Sicherheit gibt, dass die Masken abgelegt werden können. Im Gegensatz zur Nische, die immer auf einen übergeordneten Raum bezogen bleibt, muss dieser Rückzugsbereich - den man mit der Metapher der “Burg” bezeichnen könnte - ein eigenständiger MEDITATION Kosmos sein, in den die Außenwelt zumindest für Meditation nimmt als Lebensform in vielen Religi- den Moment nicht eindringen kann. onen einen wichtigen Raum ein. Meditation kann Christian Kühn “ Räumliche Settings gestalten” eine neuartige Form der Erfahrung öffnen. NISCHE Die Nische zum Dabeisein ohne sich exponieren zu RAUMERFAHRUNG Der Meditationsraum ist groß und weit dimensio- müssen. niert. Durch die gleichförmige Ausrichtung in Länge und Breite ruht der Raum in sich. Besonders an POCHE diesem Raumerlebnis ist die Erfahrung des Schwe- Das Poché zieht sich als konsistentes Thema durch bens. Die Wände lösen sich über eine umlaufende das gesamte Jugendhaus.Erschließungsflächen weiten sich auf und werden zu AufenthaltsbereiFuge von der Bodenebene. chen. Hier werden Bänke und Sitznischen angeboten, die zum Lesen, Kuscheln und Klönen einladen. EINGANG Der Mediationsraum wird über eine flache Rampe erschlossen, die in eine subtil tiefer liegende Ebene BÜHNE führt. Dieses Verlassen der Alltagsebene soll eine Ein Ort der Darstellung, des sich Verstellens, des Rollenspiels und der Maske. Vorbereitung auf die Meditation einleiten. KONSTRUKTION Konstruktiv ist dieser schwebende Eindruck über eine Auskragung gelöst, hier fungieren die Außenwände als Unterzüge.
TRIBÜNE Die großzügige Außentreppe, die vom Hof auf das Dach führt, kann gleichzeitig die Funktion einer Tribüne übernehmen.
MOBILIAR Im Meditationsraum sind vor allem Sitzkissen und Bodenmatten vorgesehen, die die Nähe zum Boden betonen. Es sind auch Yogaübungen oder ähnliche Enspannungsübungen möglich.
Die Stufen, die als Sitzstufen genutzt werden, sind auf eine imaginäre Bühne ausgerichtet, auf der sich die Jugendlichen darstellen können.
LICHTSTIMMUNG Im Gegensatz zur Kapelle, wo das Licht stark gerichtet wird, entsteht hier über die durchlaufende Bodenfuge eine ganz gleichmäßige Orientierung in alle Richtungen. Je nach Sonnenstand wird sich hier die Lichtstimmung im Raum verändern. Ein umlaufendes Wasserbecken wird auch hier das Licht mit einem bewegten Lichtspiel in den Mediationsraum reflektieren.
BURG Ein Ort, an dem die Maske abgelegt werden kann. ZIMMER Die Vierbettzimmer sind geschützte Bereiche, in denen die Jugendlichen ihre Maske ablegen können. Hier im Kreis der engsten Vertrauten kann das Innerste preisgegeben werden
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BAUM UND HÖHLE DIE DACHEBENE ALS BAUMKRONE IST LICHTE, OBERE EBENE ZU EINEM WEITEN HORIZONT. DER FREIZEITHOF ALS OFFENE BÜHNE UNTER DEM BLÄTTERDACH IST DIE ALLTÄGLICHE BEGEGNUNGS-EBENE. KAMINZIMMER UND FREIZEITRAUM ALS HÖHLE DER INTROSPEKTION.
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GRENZEN UND BRÜCKEN – KAPELLE DER MANTEL ALS METAPHER FÜR EINEN RAUM DER UMHÜLLT UND BEHÜTET
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GRENZERFAHRUNG – MEDITATIONSRAUM ÜBERGANG ZUM GEISTIGEN RAUM
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NISCHE UND BURG – SCHLAFRAUM SICHERER RÜCKZUGSORT DER KONTEMPLATION
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