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DANISH
ast solange er denken kann spielt Design eine zentrale Rolle im Leben von Mads Hanghøj aus dem dänischen Skanderberg: Sein Stiefvater war der dänische Designer Jacob Jensen, der unter anderem Marken wie Bang & Olufsen mit seiner unverwechselbaren und einzigartigen Formensprache über viele Jahre prägte. Kein Wunder, dass sein neugieriger Stiefsohn seine Umgebung schon als Jugendlicher oft durch eine spezielle Brille betrachtete und sich die Frage stellte: „Wie kann man die Dinge anders machen – und wie besser?“ Mit 21 begann er ein Design-Studium; zunächst in Kopenhagen; danach in Kolding an der Ostküste von Jütland. Dort kam er auch erstmals mit der Brille in Kontakt – und war fasziniert: Das war es! Ein kleines
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E YE COM 01 | 2018
Objekt mit nur wenig gestaltbarer Fläche – und doch durch die Wechselwirkung mit dem menschlichen Gesicht unverwechselbar und einzigartig wie kaum ein anderes. Eine große Aufgabe – aber keine einfache. Brillen zu entwerfen sah von außen viel leichter aus als es tatsächlich war. Und die Welt des Brillendesigns schien überbevölkert zu. Wenn man jung ist und nicht viel Geld hat, muss man also Dinge tun, die ungewöhnlich genug sind, um aufzufallen. Weil skandinavisches Design bekannt ist für seine Schnörkellosigkeit in Verbindung mit bestechender Zweckmäßigkeit, konzipierte Mads Hanghøj eine spezielle Brillenkollektion aus dünnem Blech. Die selbst gesetzten Vorgaben waren überaus ambitioniert: Seine Brillen sollten einen hohen Grad an technischer Entwicklung beinhalten, das Material bis an seine Grenzen ausreizen und ohne Schrauben auskommen. Ihr Design sollte ultrasensitiv und originär sein, also keine Neuauflage oder Re-Interpretation von etwas bereits Bekanntem, sondern etwas wirklich Neues und Einzigartiges. „Sheets“ nannte er seine Kollektion: Das ist das englische Wort für „Blätter“. Denn zumindest vor der Montage sehen die Brillen aus, als wären sie mit einer feinen Schere aus Papierblättern ausgeschnitten worden. Jacob Jensen war in dieser Zeit eine wichtige Stütze für ihn: „Wenn ich frustriert von meinen Professoren war, bestätigte er mich oft darin, trotzdem meinen Ideen, Meinungen und meinem Bauchgefühl zu folgen“, erinnert sich der junge Designer dankbar an seinen 2015 verstorbenen Mentor. Dabei half ihm auch immer wieder eine Methode, die Jacob Jensen ihm gezeigt hatte: „Wenn man wissen will, ob man mit einer Design-Idee richtig liegt, platziert man das Objekt abends unter eine Lampe. Am nächsten Morgen, wenn der Kopf frisch und klar ist, macht man die Lampe an und betrachtet das Objekt genau fünf Sekunden lang, nicht länger. Die Frage, ob das Design gut ist oder nicht, beantwortet sich in einem intuitiven, guten Gefühl innerhalb dieser fünf Sekunden. Und wenn sich noch etwas falsch anfühlt, muss man das Objekt eben verändern, bis es perfekt ist.“