art aFFair die Kunst der Mode
Berliner POWer Frauen
Karoline herfurth alexa von heyden nicole Wheadon
Berlinerin ELLE | Die Berlinerin
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eDI T orI a l
als gebürtige
BerLinerin
verliert man oft den sinn für das Besondere der stadt. alles scheint alltäglich, normal und fast schon langweilig. Ich frage mich oft, warum mich so viele um die stadt beneiden, in der ich lebe und arbeite. Doch durch diese Beilage und die zusammenarbeit mit den vielen nicht-Berlinern aus meiner redaktion ist mir wieder eines bewusst geworden: Berlin ist eine ganz besondere stadt, auch wenn ich das anscheinend immer wieder neu lernen und erleben muss. Das Flair, die offenheit, die BVg und die vielen ecken, die sich so schnell ändern, dass ich manchmal gar nicht hinterherkomme, das alles macht Berlin zu einer stadt, die man unbedingt einmal gesehen haben muss. kein Wunder also, dass auch die Frau, die sich in diesem großstadtdschungel bewegt, zu einer besonderen spezies gehört. Wir müssen schließlich hohen Druck aushalten. Immer wissen, welches restaurant das Beste ist, die kleinste, angesagteste Boutique noch vor unseren Freundinnen finden und jeden Tag gefühlte stunden in der Bahn verbringen, um von ost nach West zu kommen. kein leichtes leben, das können sie mir glauben! auch deswegen beleuchten wir in diesem heft, wie die Berlinerin den stressigen alltag am Besten übersteht, welches outfit praktisch, wandelbar und total Berlin ist. Ich wünsche Ihnen also viel spaß beim lesen unseres urbanen abenteuers und hoffe, dass sie sich als Berlinerin wiederfinden und sich als nicht-Berlinerin in unsere hauptstadt noch einmal neu verlieben und sie die reiselust packt.
Ihre Marie-Christin Jaster
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I m p res s um
Verleger AMD Berlin Herausgeber Stephanie Neumann & Michi Schnaus Chefredakteurin Marie-Christin Jaster Stellv. Chefredakteur Simon Naschberger
Mode
Text
Julius Salvenmoser (Redakteur & Styling) Mara Leibrock (Redakteurin & Styling)
Marie-Christin Jaster Katharina Kunath Nathalie Grimm (Beauty & Lifestyle)
Beauty
ART DIRECTIOn
Kevin Pretzel Nathalie Grimm Katharina Kunath
Simon Naschberger
mitarbeiter dieser Ausgabe Ralph Penno (Fotografie) Max Eichenlaub (Requsite & Setting)
Koordination & Chefin vom dienst Marie-Christin Jaster BĂźro der Chefredaktion AMD BERLIN | FranklinstraĂ&#x;e 10 10587 Berlin speziellen Dank an Karoline Herfurth Alexa von Heyden Nicole Wheadon Hien Le Doris Imhoff Schmuck TRIDIX Druck Berlin
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INHAlt Die Elle-Berlinerin Diesmal: Karoline herfurth 3 editorial Marie-Christin Jaster verrät, was die Hauptstadt so besonders macht und warum sie so gerne Berlinerin ist 18 Interview Schauspielerin Karoline Herfurth über ihr Leben in Berlin
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Alles Flach: die aktuellen Schuhtrends für den Sommer
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NEWS
8 Innovativ, frisch & Modern Die neuesten Trends und News aus der Modewelt
New Faces: neue, junge Frauen mit frischen Ideen. Hier: Musikerin Anna F.
TREND: Flache schuhe
12 Sneakers Slip on the Trend 13 Loafers Gentlewoman 14 Sandalen Soft Metall
fr auen
16 NEw faces Ambitionierte Frauen, die Sie in Zukunft kennen müssen 24 24 Stunden mit Galeristin Tanja Wagner
mode
26 ART Affair Kleidung als Kunst 34 Alexa von heyden Die Modejournalistin über den Berliner Look
beauty
40 Rouge? Nein Danke! Nicole Wheadon zeigt ihren Salon in Berlin Mitte 42 BEAUTY OASEN Eintauchen & Relaxen in Berlin
kolumne
46 Style Proof! mit Kevin Pretzel auf modischem Streifzug durch Berlin
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Berliner Look: Alexa von Heyden im Portrait
42 diese Adressen laden in Berlin zum entspannen ein
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GLANZ & GLORIA Seit mehr als hundert Jahren steht das Traditionshaus Cartier an oberster Spitze des Juwelierolymps, beliefert Königshäuser und schafft filigrane Kunstwerke von unschätzbarem Wert. Ein Bildband zeigt die luxuriösen Schmuckstücke der letzten Jahre, die den Betrachter in opulenten Träumen schwelgen lassen.. „High Jewelry and Precious Objects by Cartier: The Odyssey of Style“ - auf Anfrage in ihrem Cartier Store
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schWeDIsches DreamTeam die sängerin lykke li designt zusammen mit der schwedischen Marke & Other Stories eine capsule kollektion, die im herbst 2014 in den läden hängen wird. die kollektion umfasst neben Mode ebenfalls schuhe, taschen und schmuck. ihr stil ist minimalistisch und praktisch. dies zieht sich auch durch die kollektion, die nur aus schwarz und weiß besteht. www.stories.com
plaTz Da! Mariana castillo deballs werke erobern den raum. ab september werden in der historischen halle des hamburger Bahnhofs Berlin installationen der 38-jährigen Mexikanerin gezeigt. in dem eigens für die ausstellung entwickelten Projekt vereint die wahlberlinerin die Bereiche der historischen forschung, Philosophie und kunst. deball wurde 2013 mit dem Preis der nationalgalerie für junge kunst ausgezeichnet. 20.09.14 – 01.03.15 www.hamburgerbahnhof.de
auF eIn neues im vergangenen juli überzeugte die rumänische newcomerin ioana ciolacu mit handgezeichneten und außergewöhnliche Prints die dftjury rund um schirmherrin stella Mccartney. ihre neu entworfene capsule collection, die in den vergangenen zwölf Monaten mit professioneller unterstützung von Mccartney entstand, wird ab juli 2014 exklusiv bei Peek & cloppenburg und online bei fashion id zu kaufen sein. www.designer-for-tomorrow.com 8
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Meins! knallige farben, streifenmuster, feinstes leder und die eigenen initialen: vertu Monogram gibt ihnen die Gelegenheit, ihr telefon individuell und elegant zu gestalten. in ausgewählten vertu läden gibt es die Möglichkeit das schmuckstück zu bestellen. der hingucker mit der persönlichen note für den sommer 2014. www.vertu.com oder: KaDeWe Berlin Kurfürstendamm
frisch
INNOvAtIv fRIsCH& MODERN (sTIl)sIcher Durch Den sommer keine angst vor dem Berliner kopfsteinpflaster! Mit diesem neuen sommertrend kommen sie sicher und modisch durch die stadt: der Plateausandale. Bequem und trotzdem stylish muss es sein und das haben jetzt nicht nur die Berlinerinnen verstanden, sondern auch die high-fashion designer. karl lagerfeld, fendi und cos machen es vor mit schwarzweißen sandalen, die lust auf stundenlange shoppingtouren machen.
Bye Bye achTlanD wir sagen tschüss zu oliver lühr und thomas Bentz. das Berliner designer duo verabschiedete sich im frühling 2014 nach london. achtland wird dieses jahr zum ersten Mal die Models in london über den laufsteg schicken. wir aber shoppen die schönen kleidungsstücke fleißig in deutschland weiter. Zum Beispiel im departmentstore oder Quartier 206.
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Menage À Trois mit Schiller Hannah Herzsprung entführt diesen Sommer alle Liebhaber der Romantik zurück in das Jahr 1788: Ein wildes Dreiecksverhältnis zwischen dem aufrührerischen Dichter Friedrich Schiller und den Schwestern Caroline und Charlotte nimmt ihren Lauf. Das enge Verhältnis der beiden Frauen wird auf die Probe gestellt, als Caroline schwanger wird... Geliebte Schwestern Drama mit Hannah Herzsprung und Florian Stetter Filmstart: 31. Juli 2014
Alarmstufe rot Fünf Jahre nach dem letzten gleichnamigen Album ist das britische Synthie Pop Duo zurück im Rampenlicht. Mit ihrer neuen Single „Let Me Down Gently“ wollen sie an Hits wie „Bulletproof“ und „In for the Kill“ (2008) anschließen. Die Frontsängerin gibt sich nach der langen Auszeit gelassen und meint, dass sie ein „relaxtes, gelassenes Album produzieren wollten. Ohne Stress und Druck“. Neues Album „Trouble in Paradise“ ab 7. Juli erhältlich. Polydor Music 2014
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AlLes Culotte?! Luftig aber nicht freizügig! Das Must-Have für den Sommer sind definitiv Hosen, die weit geschnitten sind und eine Midilänge haben. Am besten zu High-Heels kombinieren, um das Bein zu strecken. Wer den Trend auf die Spitze treiben will, trägt sie in knalligen Farben. Ideal für einen lauen Sommerabend. Bloggerin Hedvig Opshaug von thenorthernlight.com macht‘s vor. ELLE | Die Berlinerin
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Tiefer gelegt! In Berlin mĂźssen Schuhe vor allem eines sein: bequem. Schnell von der U-Bahn ins BĂźro oder mit dem Fahrrad den Kiez erkunden. Flache Schuhe sind diesen Sommer ein absolutes Must-Have in der Hauptstadt und Modemetropole. Die schĂśnsten Modelle und passenden Looks finden Sie auf den folgenden Seiten.
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E L L E | T ren D
sLIP ON tHE tREND FreitaG naChMittaG - LÄSSiGer StaDtBuMMeL
clutch kenzo € 239,VooStore Berlin
top alexander McQueen € 390,mytheresa.de
hose the row € 880,mytheresa.de
sonnenbrille linda farrow € 390,mytheresa.de
PhilipB PhB Maui wowie Beach Mist 150ml ab € 28,-
nicht zu lässig werden! wer es gerne sportlich and den füßen hat, der muss im restlichen outfit kontraste setzen und möglichst clean kombinieren. für den perfekten sneaker-look setzen sie auf eine klassische farbkombination aus starkem Blau, weiß und schwarz. somit wird der sportlich-flache céline slipper zum eyecatcher mit hohem trendfaktor! eine sommerlich bestickte statement-clutch unterstreicht den selbstbewussten look zusätzlich. Céline Slipper € 450,- über celine.com
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GENtLEWOMAN SOnntaG MittaG - eSSen Mit Der FaMiLie
tasche fendi € 1445,KaDeWe
Panamahut sensi studio € 100,net-a-porter.com
Bluse equipment € 260,mytheresa.de
kleid Bottega veneta € 2950,mytheresa.de
kette tiffany € 240,tiffany.com
hose schumacher € 199,Quartier 206
loafers: die ultimativen Männerschuhe. um dieses maskuline accessoire salonfähig zu machen, brauchen sie immer einen femininen Gegenpart. das kann ein kleid sein oder auch eine elegante henkeltasche, um die sie Grace kelly beneiden würde. für einen gemütlichen sonntag vormittag mit ihren liebsten komibinieren sie daher schlichtes weiß mit knalligen orangetönen. egal ob ein kleid von Bottega veneta oder die hose von schumacher. Mit den saint laurent loafers und dem Panama hut ist ein sommerlicher look garantiert. immer dabei haben: fleckenstift. Saint Laurent Loafers € 450,- über saintlaurent.com
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sOft MEtAL MOntaG naChMittaG - KaFFee Mit FreunDinnen
Bluse stella Mccartney € 642,mytheresa.de
armband vita fede € 160,shoptyle.de
nagellack le vernis 607 € 25,Douglas
hose rag&Bone € 260,mytheresa.de
jacke Giambattista valli € 390,net-a-porter.com
clutch Givenchy € 410,net-a-porter.com
sonnenbrille suPer „Giaguaro“ € 390,mytheresa.de
Party an den füßen, ruhe im rest des outfits: das ideale outfit zum kaffeekränzchen! eine légère jeans zur auffälligen sandale, die sie mit passenden metallischen accessoires kombinieren. dieser bequeme look zaubert ihnen eine sportliche und frische ausstrahlung. da die jeans und die Bluse der ruhepol des outfits sind, muss mit auffälligen accessoires und nagellack nicht gespart werden. Givenchy Sandalen € 610,- über givenchy.com
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IM INTERVIEW
Karoline Herfurth ELLE trifft Berliner Powerfrauen. Mit dabei: Karoline Herfurth, einer der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen und das neue Supermodel Franzi M端ller, in die sich die Modeszene Hals 端ber Kopf verliebt hat. Mehr interessante Berlinerinnen finden Sie ab Seite 16 Interview mit Karoline Herfurth ab Seite 18
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New Faces
Ob Bloggerin, Modedesignerin oder Musikerin. Diese neue Generation prägt derzeit die Stadt.
Denise Kastull D i e M a k e l lo s e Youtube-Kanal? Von vielen nur belächelt. Nur wenigen gelingt es, sich selber stilvoll zu filmen und dabei nicht lächerlich auszusehen. Denise vom Kanal und Blog „Teetharejade“ gehört eindeutig dazu. Die 22-jährige Berlinerin dreht leidenschaftlich gerne Videos, in denen sie die neusten Make-Up Produkte zeigt und mit den Zuschauern über ihr Shopping-Verhalten spricht. Langweilig wird es in ihren Videos nie, oft löst sie dadurch so einen Hype aus, dass die Produkte binnen weniger Minuten ausverkauft sind. Über die Bezeichnung Beauty-Guru kann sie nur lächeln. „In der Zukunft werde ich mit einer Zwillingsschwester Desiree hauptberuflich an unserem Blog weiterarbeiten. Wir werden sehen.“
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Franzi Müller D i e wa n d e l ba r e Es klingt wie eine Erfolgsgeschichte aus dem Model-Märchenbuch: Die Berlinerin bewirbt sich 2012 mit selbstgeschossenen Bildern bei einer Modelagentur und bekommt bereits Minuten später ihre Zusage. Der Beginn einer steilen Karriere: Die 21-Jährige verzaubert mit ihren markanten Wangenknochen und stolzen 1,80m die gesamte Modebranche und läuft für Labels wie Calvin Klein, Chanel und Dior. Sympathisch macht sie dabei ihre typische Berliner Bodenständigkeit: Wenn es mit dem Modeln mal nicht mehr klappt, möchte sie BWL studieren und Döner ist ihr bei weitem lieber, als jeder Gemüsewrap.
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Claire Beermann
„Der typische Berlin Look: Auf jeden Fall sportlich und betont cool.“ Claire Beermann, 20, berichtet auf ihrem Blog „C’est Clairette“ über die neuesten Modetrends, Veränderungen in der Künstlerszene und zeigt ihre wundervoll zusammengewürfelten Outfits. Die junge Berlinerin schreibt schon seit mehreren Jahren begeistert für ihren Blog. Und damit verbucht sie große Erfolge: Fotografen shooten gerne und oft mit ihr. „Der Blog ist die ideale Plattform für mich: dort bin ich mein eigener Chefredakteur und kann schreiben und veröffentlichen, was und soviel ich will.“ Sympathisch, bodenständig und eindeutig ein aufstrebendes Talent in der Modebranche. Ihr Motto: „Eigentlich stecken wir doch alle nackt in unseren Kleidern.“
D i e U n ko n v e n t i o n e l l e Anna f. Die freche
Karlotta Wilde Die Stürmische Eine von vielen Jungdesignerinnen in Berlin? Nicht mehr mit Karlotta Wilde. Der Name ist bei ihr Programm, ihre Designs heißt begehrt bei den Modemädchen in Deutschland. Fließende Stoffe, zeitlose und klassische Designs, ein hoher Wiedererkennungswert dank gedeckter Farben, Prints und besonderen Details an Jacken, wie zum Beispiel Schnürungen. Die geborene Hamburgerin, die mittlerweile jedoch in Berlin wohnt und ihr Label 2010 gegründet hat, war zuletzt bei den German Press Days in aller Munde. Kaum ein Blog berichtete nicht über sie und war von ihren Designs begeistert. ELLE prophezeit eine erfolgsversprechende Karriere. ELLE | Die Berlinerin
Anna F. ist mit Sicherheit der aufstrebende Stern am Indie-Pop Himmel. Ihre Lieder sind frech, unkonventionell versprühen immer einen Hauch von Sommer und guter Laune. Die gebürtige Österreicherin, welche ihren Zweitwohnsitz in Berlin hat, hat übrigens schon mit so einigen großen Namen zusammengearbeitet. Unter anderem mit den Produzenten und Hitschreiberin von Pink, Lana del Rey und Madonna. Dafür zog Anna F. kurzfristig nach Los Angeles um ihr neuestes Album „King in the Mirror“ aufzunehmen. Seit Anfang diesen Jahres tourt sie mit James Blunt durch Europa und zu einem ihrer größten Fans zählt auch Lenny Kravitz. Unbedingt reinhören und in die Welt von Anna F. eintauchen. Der Soundtrack für einen Sommer über den Dächern von Berlin.
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Fotos von Cathleen Wolf
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„MeineNische EL L E | F rauen
inBerlin“
Kleiderschrank aussortieren, Sushi bestellen, Pläne für ein Leben nach der Schauspielerei. Karoline Herfurth lässt ELLE hinter die Kulissen ihres Lebens blicken. von Marie-Christin Jaster
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SIMON NASCHBERGER
ine echte Berlinerin mit Leib und Seele. Karoline Herfurth, die 1984 in Ostberlin geboren wurde und zuletzt mit dem Film Fack ju Göthe einen riesigen Kinoerfolg landete, sitzt an einem Tisch im Berliner Hotel Ellington. Lässig sieht sie aus, trägt ein langes weites Kleid und gemusterte Espadrilles, dazu eine beerenrote Lederjacke. Ungeschminkt und unbekümmert, ganz wie es sich für eine waschechte Berlinerin gehört, wird ein Kaffee bestellt und dann erzählt.
Frau Herfurth, Sie sind Berlinerin, geboren in Pankow. Was macht Berlin für Sie zu einer besonderen Stadt? Das Besondere an Berlin ist, dass es für jeden seine Nische gibt. Berlin hat nicht einen Stil, sondern es hat unzählige Gesichter, ist offen und provisorisch. Deswegen kann sich jeder eine Ecke suchen, in der er sich wohlfühlt. Für jeden Lebensstil gibt es den passenden ELLE | Die Berlinerin
Bezirk. Es ist alles sehr vielfältig und bunt, beweglich und alles passiert so schnell, dass man es gar nicht immer mitkriegen kann. Andererseits gibt es auch Bezirke, die genau das Gegenteil davon sind. Beständig. Manche Straßen erzählen eine jahrhundertelange Geschichte. Wo haben Sie Ihre Kindheit in Berlin verbracht? Da ich aus der DDR komme, gibt es meine Heimat in der Form, in der ich sie kenne, gar nicht mehr. Für mich als gebürtige Berlinerin, die aus dem Osten kommt, hat sich in Berlin einfach alles verändert. In meiner Kindheit habe ich mich die meiste Zeit am Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg herumgetrieben. Dieses Viertel hieß nicht umsonst LSD-Viertel, benannt nach der Lychener, der Schliemann- und der Dunckerstraße. Als Kinder haben wir uns nach neun Uhr abends nicht mehr auf den Helmholtzplatz getraut. Trotzdem war es eine spannende Gegend, die sehr bunt war mit vielen Punks. Es war anders toll und das vermisse ich schon ein bisschen. 19
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EL L E | F rauen Als Heimat würde ich Prenzlauer Berg nennen, mittlerweile wohne ich aber lieber im Ruhigen und fahre dahin, wenn ich Lust auf Trubel habe. Sie waren fünf Jahre alt, als die Mauer gefallen ist. Haben Sie das damals mitbekommen? Ich weiß gar nicht, ob ich die Mauer als Kind jemals gesehen habe. Wir haben zwar sehr nahe an der Mauer gelebt in Pankow, aber meine Mutter war immer sehr vorsichtig und hat aufgepasst, dass wir ja nicht zu nahe an der Mauer spielen. Ich war aber einfach noch zu klein, um die Bedeutung und die Auswirkung zu begreifen. Machen Osten und Westen Berlin zu dem, was es ist? Für Außenstehende bestimmt. Für die Berliner spielt es entweder keine Rolle oder sie bleiben im Osten oder im Westen. Für mich ist die Grenze aber nicht mehr vorhanden. Ich gehe in das Restaurant, was cool ist, egal in welchem Stadtteil! Ohne was könnten Sie in Berlin nicht leben? Das Kuchis. Das ist ein super Sushi-Restaurant in Mitte. Denn Sushi geht einfach immer. Ich liebe es, mir Sushi nach Hause zu bestellen und amerikanische Serien zu gucken. Eine zeitlang dachte ich ja, dass ich mir dort nichts mehr bestellen darf, weil ich jetzt weiter draußen wohne, aber neulich habe ich erfahren, dass ich ab ei-
„
Ich weiß nicht, ob ich die
Mauer
als Kind jemals gesehen habe.
“
nem Mindestbestellwert von 40 Euro ordern darf. Seitdem ist das Leben wieder lebenswert (lacht). Ohne Kuchis fand ich es nicht schön. Berlin ist die Modestadt in Deutschland. Passt das zu Ihnen? Mittlerweile sehr. Früher war ich der absolute Modemuffel. Mit 15 Jahren hatte ich keine Ahnung wer oder was Louis Vuitton ist, denn das hat in meiner Familie und Umgebung keine Rolle gespielt. Das hat sich natürlich geändert, was zum großen Teil auch an meiner Stylistin Leena Zimmermann liegt. Sie hat mir Welten eröffnet. Jetzt weiß ich, dass es viele spannende Designer und tolle Läden in Berlin gibt. Und seitdem Leena da ist, gehe ich auch wahnsinnig gerne einkaufen. Leider. Was sind Ihre Lieblingsshops in Berlin? Zum einen Schwarzhogerzeil in der Mulackstraße in Mitte, dort ist es sehr modisch. Viel Isabel Marant und andere französische Labels. Dort finde ich oft extravagante Teile, mit denen ich dann meinen Look aufpeppe. Der andere Laden ist das Ofelia in der Sredzkistraße in Prenzlauer Berg. Hier kann man super hochwertige Basics kaufen, zum Beispiel haben die tolle Cashmere Pullover. Insgesamt ist es dort eher casual und elegant. Sie sind jetzt 30 Jahre alt. Haben Sie jetzt Ihren Stil gefunden?
ANmutig Auch als Model ist Karoline Herfurth viel gefragt
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Im Januar hatte ich eine absolute Vollkrise. Früher war ich in Sachen Mode sehr eklektisch und fand sie einfach nur anstrengend, weil ich mich nicht für einen Stil entscheiden konnte. Dementsprechend sah mein Kleiderschrank aus. Viel zu voll mit viel zu viel Zeug.
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Modisch Seit die Schauspielerin ihre Stylistin Leena hat, macht Mode ihr Spaß.
Irgendwann hab ich mich dann gefragt, wie ich aussehen will und den Großteil meines Kleiderschranks rausgeschmissen. Zuhause standen dann massenhaft IkeaTüten. Auf einmal hatte ich nur noch ganz wenig im Kleiderschrank. Ein tolles Gefühl. Und dann war ich im Januar mit Lena aufstocken, seitdem ist es wieder ein bisschen voller. Was nervt Sie an Berlin? Die Parkzonen. Als ich in Prenzlauer Berg gewohnt habe waren vor meiner Haustür überall Parkzonen. Ich finde es absurd, dass meine Freunde Eintritt zahlen müssen, um mich besuchen zu dürfen. Was ich noch schade finde ist der Trend zur Homogenisierung aufgrund der Mietstrukturen. Natürlich möchte ich auch, dass Berlin weiter so erschwinglich bleibt, schließlich macht das einen Großteil vom Flair aus. Ich wünsche mir, dass sich die Viertel gemischt bleiben, dass alles weiterhin kulturell vielfältig bleibt. Was manchmal nerven kann? Die BVG und die S-Bahn. Manchmal funktioniert nichts mehr und weder Bus und noch Bahn fahren mehr. Und trotzdem scheint es keine Folgen für das Unternehmen zu geben.
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Bahn, Fahrrad oder Auto? Leider fahre ich nicht mehr so viel Bahn wie früher. Das liegt daran, dass ich dann meistens mit Sonnenbrille in der U-Bahn sitze und mir dann doch doof vorkomme. Aber andererseits fahre ich sehr gerne mit der Bahn, weil ich dann endlich mal Zeit habe, um in Ruhe eine Stunde zu lesen. Das ist das Gute an den weiten Strecken in Berlin. Man verliert keine Zeit indem man liest und nutzt die Fahrzeit doch sinnvoll. In der Schulzeit habe ich in der S-Bahn immer Hausaufgaben gemacht und Vokabeln gelernt. Heute fahre ich zur Universität mit den Öffentlichen, dann aber immer mit Sonnenbrille. Dabei gilt Berlin doch immer als Traumstadt für Prominente, trifft das für Sie nicht zu? Das stimmt nicht ganz, es ist schon relativ ungestört, aber ich werde auf jeden Fall erkannt. Seit Fack ju Göthe immer und überall. Was ich daran schade finde, ist dass ich beginne einen Tunnelblick zu bekommen, dabei war ich immer jemand, der die Welt gerne beobachtet. Ansonsten ist Berlin, eigentlich generell Deutschland schon nett für Prominente, weil man einfach sehr
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starke Persönlichkeitsrechte hat, was im Ausland ja ganz anders ist. Ich fühle mich hier gut geschützt und habe bis jetzt auch wenig unangenehme Erfahrungen mit der Presse gemacht. Aber ich habe eindeutig gelernt bestimmte Situationen zu vermeiden, so gehe ich zum Beispiel nicht mehr am Kudamm shoppen. Was wollen Sie in der Zukunft beruflich unbedingt noch machen? Ich würde gerne mal in einem Genrefilm mit viel Maske und Effekten spielen, wie Angelina Jolie gerade in Maleficient. Das würde mir unglaublich viel Freude bereiten, ist aber in Deutschland aufgrund des niedrigeren Budgets für Filme schwierig. Außerdem würde ich wirklich wahnsinnig gerne einen Musical- oder Tanzfilm drehen. Ich liebe auch das Genre der romantischen Komödien sehr und freue mich deshalb erst mal weiter über weitere Projekte auf dem Gebiet. Denn die erzählen das Leben mit so viel Leichtigkeit. Ansonsten würde ich mich freuen, wenn ich nochmal Regie führen kann. Und ich möchte wieder mehr Theater spielen. Sie studieren momentan Politik. Könnten Sie sich irgendwann vorstellen, nicht mehr als Schauspielerin zu arbeiten? Ich habe immer gedacht, dass ich mit 40 oder 50 nicht mehr in der Situation eines Schauspielers sein möchte. Es ist ja schon ein sehr extrovertierter Beruf, in dem der Körper das Werkzeug ist. Irgendwann muss ich etwas „Ernsthaftes“ machen, dachte ich früher. Mittlerweile schwebt mir das aber nicht mehr vor. Schließlich werden die Rollen immer spannender, je älter man wird. Wenn mich keiner mehr auf der Leinwand sehen will, dann kann ich mir schon vorstellen, etwas anderes zu machen. Aber das Schauspielern würde mir auf jeden Fall sehr sehr fehlen. Freiwillig würde ich es nicht aufgeben, ich weiß gar nicht, wie es sich ohne anfühlen würde.
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Tatsache!
Karoline Herfurth‘s Leben auf einen Blick
Background geboren am 22. Mai 1984 in Ost-Berlin. Wuchs mit sieben Geschwistern und geschiedenen Eltern auf
Durchbruch Erfolg mit der Bestsellerverfilmung Das Parfum (2006)
Zukunft nach dem Regiedebut 2011, mit dem Kurzfilm
Mittelkleiner Mensch, will Herfurth weiterhin als Regisseurin arbeiten. Zudem träumt sie von Rollen auf der Theaterbühne
Filmografie
2008 Im Winter ein Jahr 2008 Der Vorleser 2010 Vincent will Meer 2013 Fack Ju Göhte 2014 Rico, Oskar und die Tieferschatten ERFOLGREICH Karoline Herfurth hat bereits in vielen deutschen und europäischen Produktionen mitgewirkt. Der Durchbruch gelang ihr mit der Darstellung des Mirabellenmädchens in Das Parfum. (Oben) 2010 drehte sie an der Seite von David Florian Fitz den Film Vincent will Meer (Mitte) Im Kinoerfolg Fack Ju Göhte wird nach Der Schuh des Manitu zum erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten. Die Komödie mit Elyas M‘Barek spielt in Deutschland 5 Millionen Euro ein. (Unten)
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G r Na th al ie
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Direkt neben der Kunstmeile Potsdamer Straße in Berlin hat sich die junge Galeristin Tanja Wagner ihren Lebenstraum erfüllt. Hier m stellt nun schon seit vier Jahren ständig wechselnde, interessante im Künstler und starke Newcomer vor. Nach Städten wie Frankfurt und New York ist sie nun endlich in Berlin angekommen und genießt ihr Leben zwischen Prenzlauer Berg und Schöneberg.
nja Ta
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Stunden
von
08:00 Obwohl meine Galerie in der Pohlstraße in Schöneberg erst um 11 Uhr öffnet, versuche ich jeden Morgen gegen 8 Uhr aufzustehen. So habe ich genügend Zeit, um den Morgen ohne Stress zu genießen und meine Emails zu checken. Nach einer kalten Dusche starte ich den Tag zu Beginn mit einem grünen Tee, gern mit einem Spritzer Zitrone. Den Tee kaufe ich am liebsten ganz klassisch im KADEWE, die haben ein großartiges Sortiment. Wenn ich mal auswärts frühstücken gehe, dann am liebsten ins Café Liebling bei mir im Prenzlauer Berg. Dort liebe ich nicht nur den Kaffee, sondern auch den hausgemachten Bio-Vanille-Quark mit Amaranth und Cranberries. Ein Gedicht, genauso wie das Birchermüsli oder die frisch gepressten Säfte. 09:30 Jetzt fahre ich in die Galerie. In meinem offenen Büro bearbeite ich nun weitere Emails, halte Kunden- und Künstlerkontakt und suche nach interessanten Newcomern, die ich dann für eine Ausstellung anfrage. Bei der Auswahl der Künstler achte ich darauf, dass auch Berliner vertreten sind, jedoch nicht ausschließlich. Ich kann nicht genau sagen, nach welchen Kriterien ich mich für oder gegen jemanden und seine Arbeit entscheide. Es ist das gewisse Etwas, das mich fasziniert und das ich den Besuchern in meiner Galerie zeigen möchte. Gerade haben wir beispielweise Annabel Daou ausgestellt, eine großartige Künstlerin und bemerkenswerte Frau zugleich. 12:30 Gegen Mittag hängt es davon ab, ob ein Lunchtermin ansteht. In diesem Fall fahre ich mit meinen Klienten oder Künstlern gerne ins 3 minutes, wo sehr gute französische Küche angeboten wird. Wenn meine Kunden etwas Deftigeres wünschen, gehe ich mit ihnen in die Joseph Roth Diele. Dieses Lokal ist um Einiges derber, aber vor allem urgemütlich. Das unbefangene, heimische Ambiente lockert das ein oder andere steife Gespräch etwas auf. 14:00 Nach dem Lunch fahre ich zurück in die Galerie und arbeite an den Projekten weiter, die ich am Morgen begonnen habe. Oft nehme ich nun auch noch Kundentermine wahr oder bekomme Besuch von Künstlern. 20:00 Nach getaner Arbeit fahre ich unter der Woche meist nach Hause, wo ich mit einem schönen Buch und einem Glas Rotwein entspanne. Ein Fitnessstudio habe ich schon lange nicht mehr besucht, Sport in überhitzen Räumen ist nicht nach meinem Geschmack- vor allem nicht im Sommer. Wenn schon Hitze und Sport, dann zum Beispiel Yoga auf der Dachterrasse des Hotel de Rome in Mitte. Hier werden im Sommer mehrmals die Woche großartige und schweißtreibende Yoga-Sessions angeboten. – Alles mit einem fantastischen Blick über Berlin. Wenn ich ausgehe, dann am liebsten auf einen entspannten Cocktailabend mit Freunden. Mein Lieblingsplatz hierfür ist momentan die Victoria Bar in der Potsdamer Straße.
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KUNSTVOLL Tanja Wagner stellt in ihrer Galerie unter anderem Kunstwerke von Grit Richter, Mariechen Danz und Šejla Kamerić aus. Galerie Tanja Wagner Pohlstraße 64 10785 Berlin
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Kunstvolles Berlin Berlin gilt schon seit Jahrzehnten als das kreative Zentrum des Landes. In der aktuellen Fotostrecke treffen deshalb moderne Prints auf klare Schnitte und bilden somit einen perfekten Spiegel der Stadt. Auf den folgenden Seiten auĂ&#x;erdem zu finden: Ein Portrait Ăźber die Wahlberlinerin und Fashion-Allrounderin Alexa von Heyden (S.34). ELLE | Die Berlinerin
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art
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ausdrucksstarke Prints, cleane Schnitte und knallige Farben. Wenn Mode zur Leinwand wird, verwandelt sich die Stadt in eine Kunstgalerie. 26
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Julius Salvenmoser & Mara Leibrock
MaKe uP & haare
Kevin Pretzel
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Links: Kleid Zara Sandalen Cos Rechts: Shirt Hien Le hose Zara Sandalen Birkenstock armreif David Aubrey
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Kleid Weekday High Heels Zara Tasche Zara Armband Pernille Corydon
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Shirt Zara Shorts Zara
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Top Zara Bermuda Hien Le High Heels Steve Madden Armreif Vintage
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Top Zara Culottes Zara High Heels Zara Armband Pernille Corydon
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ALEXA von HEYDEN Die Schriftstellerin, Modejournalistin und Schmuckdesignerin erzählt, warum Mode nicht so kompliziert sein soll und wie man eine „echte“ Berlinerin erkennt.
von Marie-Christin Jaster
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raußen ist ein schäbiger Hauseingang, der genauso wie alle anderen Mauern in Berlin mit Graffiti versehen ist. Nichts weist auf die Idylle hin, die im vierten Stock im Büro von Alexa von Heyden herrscht. Das Büro teilt sie sich mit Jessica Weiß, der bekanntesten Bloggerin Deutschlands und Julia Stelzner, die genauso wie Alexa Modejournalistin ist. Viele weiße Wände, kühle Farben, Akzente in zartem Rosé. Bei dem ersten Schritt über die Schwelle fühlt man sich gleich Zuhause. Perfekt in dieses Bild von einem durchgestylten Büro passt auch Alexa. Eine große schlanke Frau, mit schulterlangen Blonden Haaren, minimalistisch gekleidet. Eine schwarze kurze Hose und eine gestreifte Bluse kombiniert mit schwarzen Sandalen vom französischen Edellabel K Jaques aus ihrer Lieblingsboutique Orlando Berlin in den Hackeschen Höfen. Elegant, schlicht und ausgesprochen erwachsen sieht Alexa von Heyden aus. „Jetzt mit 36 Jahren habe ich meinen Stil auf jeden Fall gefunden. Über die Jahre habe ich das nach dem Ausschlussprinzip auf jeden Fall gelernt. Man weiß irgendwann einfach, was einem steht.“
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Workplace Alexa von Heyden zeigt stolz ihre Schmuckkollektion „VonHey“
Dazu beigetragen hat bestimmt auch Berlin, mit dem typischen Berliner Look, den Alexa sofort erkennt, wenn sie in den Berliner Cafés, wie zum Beispiel im Café Liebling im Prenzlauer Berg abends eine Roséschorle trinkt. „Die typische Berlinerin hat lange dunkle Haare, einen Jutebeutel, Boots und eine Röhrenjeans an. Im Winter darf ein Parka nicht fehlen.“ Auch Alexa ist oft in diesem Outfit unterwegs: „Wenn ich meine Mutter besuche und aus dem Flugzeug ausELLE | Die Berlinerin
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steige, dann sagt sie immer, dass ich wie eine Berlinerin aussehe: Parka, klobige Stiefel und eine enge Jeans.“ Die gebürtige Bonnerin ist vor 13 Jahren nach Berlin gezogen. „Damals war noch vieles anders, als es jetzt ist.“ Bei Orlando Berlin wurden noch klobige Buffallos, die Modesünde der 90er Jahre verkauft, während dort jetzt an den Kleiderstangen teure
Designermarken hängen. Es hat sich viel getan in der Hauptstadt-Mode, aber noch ist Alexa nicht zufrieden. „Es gibt eigentlich keine Berliner Modelabels, die wirklich erfolgreich sind. Die beiden großen Ausnahmen sind da Kaviar Gauche und Lala Berlin“, welche auch zu ihren Lieblingsdesignern gehören. „Ich kaufe mir auch alle Sachen selber, um die Labels zu unterstützen“, bemerkt sie an. Von Geschenken und Bestechung kann hier also nicht die Rede sein, so trug Alexa ELLE | Die Berlinerin
neulich bei den Filmfestspielen in Cannes auch ein Kleid von Lala-Berlin, um die deutsche Mode auch im Ausland zu präsentieren. „So verkniffene Mode-Fuzzis, die sich selbst zu ernst nehmen, gibt es ja schon genug“, lautet ein Statement auf ihrem Blog „Alexa Peng“. Und genau das findet Alexa ist das Problem bei der Berliner Mode. „Hier an den Modeschulen müssen die Mode-Design Studenten erst einmal 10 Seiten Essays über ihre Kollektionen schreiben. Wir sind einfach ein kultureller Elfenbeinturm, hier in Berlin nehmen sich die Leute viel zu ernst.“ Mode soll nicht kompliziert sein, sondern Spaß machen. „Aber das ist ja auch wieder typisch Deutsch. In Alles muss etwas hineininterpretiert werden. Hier ein Beispiel: Wenn ein Rock auf dem Laufsteg vorgeführt wird, dann fragt sich die deutsche Presse, was der Designer wohl damit gemeint haben könnte, spielt er vielleicht auf die Probleme unserer Zeit an?“ Alexa schüttelt den Kopf und lacht: „Vielleicht fand der Designer den Rock aber auch einfach nur geil.“ Nicht in allem muss schließlich immer eine Bedeutung liegen. Genau das gleiche gilt auch für die Fashion Week: „Berlin muss nicht Paris sein. Die Kritik an der Berliner Fashion Week ist doch einfach nur lächerlich und zerstört alles.“ Diese Leichtigkeit, die ihr in der Berliner Mode fehlt, hat sie auch dazu veranlasst als Co-Autorin an dem Buch Der Berliner Stil, indem es um den typischen Berliner Look geht, mitzuwirken. „Wir sehen das einfach nicht zu ernst gehen mit Spaß und Leichtigkeit an die Mode heran.“ Genau das merkt auch der Leser beim Blättern durch die Seiten. Texte, die Lust auf mehr machen, Bilder von lachenden Frauen, die über die vollen Straßen Berlins stolzieren. Hier werden keine konkreten Anweisungen gegeben, wie die Berlinerin zu sein hat, sondern hier wird der Stil der großstädtischen Frau gefeiert und mit einem Lächeln auf den Lippen gesehen. Beim Lesen des Modebuchs spürt man schon fast den Wind, der einem auf dem Fahrrad beim Erkunden der verschiedenen Bezirke, entgegenbläst spüren. Fahrradfahren ist laut Alexa in Berlin übrigens das Must-Have. „Mit dem Fahrrad kann man einfach spontan sein, aufsteigen und die Stadt erkunden. Jeder Be35
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zirk bietet hier schließlich etwas Besonderes.“ Die Modejournalistin, Bestseller-Autorin, Schmuckdesignerin und Bloggerin wohnt in Prenzlauer Berg, hat aber an sich keinen Lieblingsbezirk. „Ich habe nur momentane Lieblingsorte, im Moment bin ich gerade in die Sonnenallee verliebt. Mein Allzeit-Favorit ist jedoch der Märchenbrunnen im Park in Friedrichshain.“ Dort schaut sie gerne Großmüttern zu, die sich von der Vergangenheit erzählen, küssenden Pärchen und quatschenden Teenagern. Wenn sie nicht gerade in Berlin auf ihrem Drahtesel herumdüst, sitzt sie meistens im Büro vor ihrem Rechner. „Deswegen mache ich auch jeden Morgen Yoga. Nicht weil ich so ein Fitness-Freak bin, sondern weil ich das einfach brauche. Sonst kriege ich vom Herumsitzen Rückenschmerzen.“ Danach wird geschrieben, Emails gelesen und einen großen Teil ihrer Zeit fertigt sie ihren eigenen Schmuck an. Unter dem Namen vonhey verkauft sie kleine Armbänder, die aus einem Satinband und einem Motivanhänger bestehen. „Angefangen hat das in meinem Indonesien Aufenthalt, dann habe ich ganz klein in Berlin weitergemacht und jetzt habe ich meinen eigenen Online-Shop.“, welcher sehr erfolgreich läuft. Ob ihr Tag mehr als 24 Stunden hat, ist eine berechtigte Frage, die man sich stellt, zumal Alexa auch ganz alleine alle Bestellungen versendet. Nach so einem stressigen Alltag belohnt sie sich aber auch jeden Abend mit einem Stück Schokolade. „Natürlich dunkle Schokolade, da bilde ich mir ein, dass es viel gesünder für mich ist.“
„
Die Modeszene in Berlin darf nicht mit
Paris
“
verglichen werden
Beim Verlassen der Wohnung ist dann Schluss mit dem Kurzurlaub im Modehimmel. Aus der entschleunigten Zone mit Alexas ruhiger und beruhigender Stimme in das laute und schnelle Berlin. Hinaus aus dem durchgestylten Büro, raus in den stressigen Alltag im Prenzlauer Berg. Rauf auf das Fahrrad und ab in den nächsten Bezirk, ganz so wie Alexa es machen würde, „schließlich gibt es in Berlin an jeder Straßenecke etwas Neues zu entdecken.“
HOT SPOTS Dort kann Alexa von Heyden am besten relaxen. Bei Kaffee & Kuchen im Café Liebling (links) oder am Märchenbrunnen in Friedrichshain (unten) zeigt sich Berlin von seinen schönsten Seiten
Ambitioniert Die Journalistin verbringt die meiste Zeit vor ihrem Computer
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GO GREEN! Wenn die Temperaturen steigen und die Hauptstadt pulsiert, dann heißt es einfach nur RAUS! Doch wohin? ELLE zeigt die Oasen der Stadt. Außerdem: Beauty Expertin Nicole Wheadon im Gespräch (S.40). Beauty Oasen: ab Seite 42 ELLE | Die Berlinerin
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Beautylicious E L L E | B eaut y
Das ist neu
im Kosmetik
Kosmos
Bühnenreif Seit Wochen ist Lorde mit ihrem Hit „Royals“ in den Charts. Jetzt kommt die Pop-Ikone auch noch in unsere Kosmetiktaschen. Denn mit MAC bringt sie jetzt eine Limited Edition heraus. Dunkle Lippen, dicker Lidstrich – wie gemacht fürs Rampenlicht. Und perfekt für den Grunge-Look, für den die Sängerin bekannt und zu dem auch die Produktnamen wie „Pure Heroine“ passen. Ab Juli 2014 nur online unter www.maccosmetics.de erhältlich
Pretty in Print Dieser revolutionäre Drucker stellt mithilfe fortschrittlicher Technologie ihr Makeup ganz einfach am heimischen Computer her. Lidschatten, Lippenstifte & Grundierung sind mit diesem Gerät ganz individuell erstellbar. Das Gerät erkennt Farben am Computer und überträgt diese automatisch an den Drucker, der je nach Wunsch aus einem Mix aus Pigmenten das gewünschte Beauty Must-Have für Sie herstellt.
Because We‘re Happy Gerade noch weltweit mit seinem Gute-Laune-Hit in aller Munde, landet Pharell Williams schon seinen nächsten Coup. So tritt er mit dem japanischen Label „Comme des Garcons“ in Kooperation und kreiert seinen ersten unisex - Duft, der den Namen „GIRL“ tragen wird. Auch wenn der neue Liebling erst ab September 2014 erhältlich ist, macht diese Nachricht jetzt schon vor allem eins: Happy. Erhältlich unter: comme-des-garcons-parfum.com 38
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ROUGE? E L L E | B eaut y
Nein, danke!
Beauty Koryphäe Nicole Wheadon spricht in ihrem Salon in Berlin-Mitte über rote Lippen, Post-Party-Treatments und den perfekten Teint
Text & Bild NATHALIE GRIMM & KEVIN PRETZEL
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ernab vom Trubel und den hektischen Straßen Berlins lässt sich in der Steinstraße in Berlin-Mitte ein Schönheitstempel finden, in dem Nicole Wheadon nicht nur zu Kosmetik-behandlungen, sondern auch zum Wohlfühlen lädt. Das elegante, unaufdringliche und schlichte Design spiegelt sich auch in den Behandlungen wieder, die, wie beispielweise das „The Post Berghain Treat“, sowohl für Frauen, als auch Männer angeboten werden.
Innenleben Nicht nur auf die Qualität der Produkte, sondern auch auf ein schönes Ambiente wird viel Wert gelegt.
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Frau Wheadon, Sie haben eine Lehre zur Parfumeurin abgeschlossen und später für viele renommierten Marken, wie Guerlain oder Clinique, gearbeitet. Wie sind Sie darauf gekommen, einen eigenen Beautyspot zu eröffnen? Ich bin seit etwa 30 Jahren in der Branche. Es war klar, dass es für mich einmal auf die Selbständigkeit hinaus laufen würde, um einmal selbst die Zügel in der Hand halten zu können. Wichtig war mir aber, nicht einfach irgendein Kosmetikstudio zu eröffnen. Priorität war, ein Geschäft zu eröffnen, in dem sich die Menschen wohlfühlen. Ein Laden, in den man leicht hineingeht und auch leicht wieder hinaus geht und vor allem immer wieder gerne zurückkommt. ELLE | Die Berlinerin
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Warum wendet sich Ihr Laden auch an Männer?
Wie sieht Ihr persönliches Make-Up aus?
Für den gepflegten Mann einen Laden zu finden, in dem er sich wohl fühlt und wo männliches Ambiente zu finden ist - das gibt es fast nie. Genau das war meine Motivation. Mir war es sehr wichtig, eine Mischung zu finden, so dass sich alle, sowohl Frauen als auch Männer, hier bei mir wohl fühlen. Das war mein Ziel.
Ich liebe es mittlerweile sehr klassisch und schlicht. Anders als damals mit drei Jahren werden die Lippen gar nicht betont. Dafür betone ich meine Augen sehr gerne mit dunkelblauem Lidschatten. Tagsüber natürlich dezenter, abends darf es dann auch gerne mal etwas kräftiger sein.
Es geht es ja bei Ihnen vor allem um Ästhetik, Pflege und Make-Up. Erinnern Sie sich daran, wann Sie das erste Mal Lippenstift getragen haben?
Was darf in einer Beauty-Sammlung nicht fehlen?
Make-Up getragen habe ich auf jeden Fall schon sehr früh. Ich habe damals eine Zeit lang bei meiner Großmutter im Sauerland gelebt habe. Sie war eine sehr extrovertierte Frau, auffallend in ihrem Sein, Auftreten und Aussehen. Das hat mich stets inspiriert und natürlich auch beeinflusst. Pflege, Mode und Make-Up waren für sie sehr wichtig und eine Ausdrucksweise, um zu zeigen, wer sie war. Ihre erste Berührung mit Make-Up? Ich erinnere mich sehr gut daran, wie ich einmal als ‚Steppke’ von drei Jahren ihre Plateauschuhe angezogen und ihren BH mit Watte ausgestopft habe. So bin ich dann die Straßen auf und ab marschiert. Lippenstift war damals natürlich auch ein Muss. Natürlich hat sich mein Stil seither sehr verändert. Lippenstift würde ich heute nicht mehr tragen. Das klingt, als hätten Sie Ihren persönlichen Stil nun gefunden? Das auf jeden Fall. Ich habe einfach meinen Stil und das schon sehr lange. Allerdings war das natürlich nicht immer so. Der Lippenstift damals bei meiner Großmutter war nur der Beginn einer langen Geschichte von Experimenten. Ich bin damals in Berlin zu „Dschungelzeiten“ aufgewachsen. Das heisst, es gab unglaublich viele verschiede Stile und Einflüsse. Da waren die New Romantics, die Punks, die Poppers und viele weitere Gruppierungen. Zwischen all diesen exzentrischen Menschen habe ich einfach für mich den Stil gefunden, mit dem ich mich wohlfühle- und seither bleibe ich diesem standhaft treu.
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Körperlotion, genauso wie Fußcreme und eine Gesichtspflege, die ein Allrounder ist. Die Zeiten sind vorbei, wo Frau abertausende verschiedene Cremes in ihrem Bad stehen haben will. Was man will, ist eine gute Creme, die universell einsetzbar ist. Meine Anforderungen an eine Creme: Leicht muss sie sein, feucht muss sie sich anfühlen, fest muss sie machen. Was ist Ihr Tipp für einen strahlenden Teint? Für einen gesunden Teint empfehle ich unsere Behandlung hier im Laden, die ich mir selbst einmal in der Woche gönne. Unser „The Post Berghain Treat“ ist wirklich Sport für die Haut. Durch das Treatment wirkt die Haut gleich klarer, frischer und praller. Die Leuchtkraft verändert sich. Nach der Behandlung sind weder Rouge noch Highlighter nötig. Die Haut strahlt von alleine. – Und das nur durch diese spezielle Anwendung. Es klingt wie ein Wunder, ist aber nur die richtige Technik.
TREATMENTS Post Berghain Treat Eine sehr effektive und doch sanfte Art der Gesichtsbehandlung. Wirkt durchblutungsfördernd, aktiviert die Zellatmung und entgiftet. € 39,Threading: Augenbrauen und Gesichtshaare Präzise Haarentfernung mit orientalischer Fadentechnik. € 21,Weitere Behandlungen finden Sie auf
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LOOK Inside
wheadon.com
LUXUS & WELLNESS PUR! bei Wheadon stehen Luxus und Wellness an erster Stelle. Gekonnt vermittelt auch das Interior ein besonderes Flair. In den komfortablen Lederstühlen (2. und 3. Bild von oben) findet man Platz um zu entspannen und abzuschalten. Mitten in Berlin - eine Oase des Wellness und des Wohlbefindens.
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Beauty
OASEN Berlin wird im Sommer zwar nicht zur Wüstenstadt, anstrengend sind die schwülen Sommertage aber auch hier. Für den nötigen Frischekick sorgen diese handverlesenen Hotspots. von Katharina Kunath & Kevin Pretzel
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Entspannen mit Ausblick Ob auf Dienstreise oder beim Fünf-Sterne Urlaub, die Adlon Spa Suiten sind definitv einen Besuch wert. Ausgestattet mit einer finnischen Sauna, einem Dampfbad, Soundsystem und vielen anderen Annehmlichkeiten findet man in der Private Suite ein komfortablen Rückzugsort, der mit € 125 pro Stunde definitiv ein exklusives Luxus-Erlebnis bietet. Den atemberaubenden Ausblick auf das Brandenburger Tor gibt es gratis dazu. Das schlichte und doch luxuriöse Ambiente sorgt mit Sicherheit für relaxte Stunden. Hier lässt es sich königlich entspannen und und in andere Sphären eintauchen. Hotel Adlon Kempinski Unter den Linden 77 10117 Berlin
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Members ONLY Wer die Sommertage gerne im privateren Rahmen verbringt, sollte über eine Mitgliedschaft im International Club Berlin nachdenken. Die im Westen Berlins gelegene Anlage bietet Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Diplomatie, Politik und Kultur Gelegenheit für einen entspannten Austausch, bietet sportliche Aktivitäten an und verfügt über mehrere Bars und Restaurants. Mit seinem unverkennbar englischen Charakter, der großzügigen Gartenanlage und einem eigenen Schwimmbad ist der Club eine luxuriöse Insel inmitten des geschäftigen Hauptstadttrubels. International Club Berlin The Metropolitan Sports and Country Club, Thüringer Allee 5-11, 14052 Berlin 44
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Baden wiE Aphrodite
Wem überfüllte Freibäder im Sommer eher Schrecken als Entspannung bescheren, sollte unbedingt einen Abstecher in das pompöse Stadtbad Neukölln einplanen: Der prächtige Kuppelbau aus dem Jahre 1914 wurde nach dem Vorbild antiker Thermen erbaut. Mosaikgemälde und Travertinsäulen hätten selbst die Bewohner des Götterolymps erfreut. Uns bescheren sie eine entspannende Abkühlung an schwülen Sommertagen. Stadtbad Neukölln GanghoferstraSSe 3, 12043 Berlin
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Genuss im Blumenmeer
Das Café Lenné ist alleine wegen seiner wunderschönen Lage einen Besuch wert: Mitten in der Königlichen Gartenakademie gelegen, ist es eine blühende Oase, in der das hektische Großstadtleben für einige Stunden vergessen werden kann. Das Ambiente bietet nicht nur Inspiration für den eigenen Garten, mit einem üppigen Frühstücksangebot, Kaffeespezialitäten und einer feinen Kuchenauswahl ist hier auch für das leibliche Wohl gesorgt. Café Lenné AltensteinstraSSe 15a, 14195 Berlin
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Fahrradtour À La Carte
Eine exklusive Fahrradtour durch ganz Berlin? Die Route, die exakt auf die Wünsche der Kunden zugeschnitten wird, zeigt ihnen die Highlights der Stadt. Ein normales Fahrrad? Damit kann man Sie nicht locken. Die Betreiber der Tour bieten Luxusmodelle der Marke Creme mit hohem Komfort und Retrofeeling. So wird aus einer normalen Fahrradtour ein unvergessliches Erlebnis. Bloggerin Olivia Palermo macht vor, wie man stilvoll durch die Großstadt düst. Berlin on bike „Oasen der GroSSstadt“ berlinonbike.de
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Style PrOOF ELL E | kolum n e
mit Kevin Pretzel auf modischem Streifzug durch Berlin. Diesmal im Prüfstand: die Jogginghose.
heute nehme ich sie mit auf eine reise durch meine wahlheimat. Begleiten sie mich durch die Bezirke charlottenburg, Mitte & kreuzberg, die in sachen kleidung nicht verschiedener sein könnten. „wer eine jogginghose trägt, hat die kontrolle über sein leben verloren.“ Mit diesen worten hat herr lagerfeld sehr scharf geschossen. die jogginghose stirbt nicht so schnell anhand eines kommentars, das,wie man so schön sagt „last season“ ist. der trend kommt jetzt erst richtig in die Gänge. die Menschen erkennen das Potential des bequemen allrounders. ich bin bei weitem kein Berliner, das sage ich schon vorab dazu. trotzdem sind mir drei typen von Menschen besonders aufgefallen, die in Bezug auf diese Bewegung ein komplett unterschiedliches verhalten an den tag legen. ich sage nur: kiez-konflikt. Mit einem weinenden auge stelle ich ihnen den charlottenburger trendmuffel vor. sie würde mit jogginghose niemals auf der straße zeigen. in ihrer freizeit trägt sie Marlenehosen und spießige Midi-röcke. solche Menschen experimentieren nicht mit Mode, sie sehen diese lediglich als soziales instrument. ein enges jersey kleid und high heels wenn es um’s Business geht, die weiße Bluse bei lunch Meetings. „dress to impress“ ist hier das Motto. ich muss sagen, ich habe dem Berliner westen ein wenig mehr trendbewusstsein zugetraut. starr, eigensinnig und nicht offen gegenüber neuen Bewegungen in der Modewelt, so sehe ich das. weiter auf unserer reise geht es nach Berlin-Mitte. hier befindet sich der kulturelle Mittelpunkt der stadt. in sachen Mode ist dieser Bezirk den anderen immer um einiges voraus. 46
darf ich vorstellen: „die kosmopolitin“. sie ist modeaffin und probiert sich gerne aus. nicht selten bezeichnet man sie als „fashion victim“. egal ob beim stadtbummel oder beim lunch, die jogginghose ist ein täglicher Begleiter, denn „fashion forward“ ist hier das Motto. für sie gibt es keinen besseren kompromiss zwischen Bequemlichkeit und stil. es werden keine Grenzen gesetzt, was die variationen des beliebten allrounders betrifft. am beliebtesten ist allerdings die figurbetonte variante mit engem Bein. Gern aus seide, schwarzer oder weißer Baumwolle. immer wieder neu interpretiert, ist sie ein gern gesehener Gast auf den straßen der Berliner Mitte. weiter auf dem weg durch die hauptstadt verschlägt es uns nach kreuzberg. in den letzten jahren wurde es immer hipper. heute ist er als sogenannter „in-Bezirk“ einer der teile Berlins, in dem ich die jogginghose am meisten vermuten würde. „schlabberlook“ anstatt „dress-up“ ist hier die devise. ob zum wöchentlichen lebensmitteleinkauf oder ganz gemütlich für alltägliche erledigungen, der typische look: lockere Passform und klassisches Grau. hier möchte niemand mit der Mode gehen oder einen besonderen look kreieren. die jogginghose ist lediglich ein Gebrauchsobjekt. „lächerlich“, sagen die spießigen charlottenburger, „zeitgemäß“, die offene Berliner Mitte und „lässig“ das trendige kreuzberg. alle Bezirke haben ihren eigenen stil. ob die jogginghose nun straßentauglich ist, bleibt umstritten. Meine empfehlung: „Be yourself“ und tragen sie, was sie wollen mit der nötigen Portion selbstbewusstsein. dann überzeugen sie mit jedem look, sogar in charlottenburg.
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