das Kino - 1914 - Ende und Anfang eines Jahrhunderts Programm

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FILMCLUB PROGRAMM

1914 ENDE UND ANFANG EINES JAHRHUNDERTS

MI 13. NOVEMBER 2013 Von November 2013 bis April 2014 widmet sich der Filmclub, den DAS KINO in Zusammenarbeit mit dem Literaturforum Leselampe hiermit zum vierten Mal anbietet, der Epochenwende des Jahres 1914 – als der Erste Weltkrieg ausbrach und viele Menschen das Gefühl hatten, dass mit dem bisher ungekannten Ausbruch von Gewalt und Barbarei eine Ära unwiederbringlich zu Ende ging und eine neue Zeit ihren Anfang nahm. Die Literaturverfilmungen, die wir ausgewählt haben, beschäftigen sich mit den Jahren vor und nach der großen Apokalypse zwischen 1914 und 1918. Es sind zunächst zwei Filme, in denen die Denk- und Handlungsstrukturen gezeigt werden, die für diese und die folgenden Katastrophen des 20. Jahrhunderts die Voraussetzungen bildeten: Der Untertan nach Heinrich Mann, die satirische Darstellung eines obrigkeitshörigen Opportunisten aus der wilhelminischen Zeit, und Der junge Törless nach Robert Musil, die Analyse eines autoritären gesellschaftlichen Systems am Beispiel eines Internats. Zwei der literarischen Vorlagen, die sich mit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg befassen, stammen von Joseph Roth: Die Rebellion erzählt die Geschichte eines Kriegsversehrten in der Weimarer Republik, und Trotta setzt den Niedergang eines Aristokraten mit dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie parallel. Zum Vergleich laden aber auch zwei Produktionen des Regisseurs Volker Schlöndorff ein: neben dem Jungen Törless der Film Der Fangschuß, eine tragische Liebesgeschichte aus den Wirren der unmittelbaren Nachkriegszeit. Und mit dem Film Tabu, einem eigenwilligen Biopic nach dem Leben der Geschwister Georg und Grete Trakl, erweisen wir auch dem literarischen Jahresregenten, einem der wichtigsten österreichischen Lyriker des 20. Jahrhunderts, unsere Reverenz. Manfred Mittermayer

Konzept und Moderation: Manfred Mittermayer (Literaturarchiv Salzburg) Organisation: Christa Gürtler (Leselampe), Renate Wurm (DAS KINO) Verleih/Rechte: Seitz Filmproduktion, Progressfilm/DEFA Stiftung, Studiocanal, Jupiter Film, filmladen, ORF • Fotos: Verleih

Medieninhaber, Herausgeber & Redaktion: LITERATURFORUM LESELAMPE | Strubergasse 23 | 5020 Salzburg Leitung: Dr. Christa Gürtler | Vorstand: Dr. Hans Weichselbaum DAS KINO SALZBURGER FILMKULTURZENTRUM | Giselakai 11 | 5020 Salzburg Leitung: Dr. Michael Bilic | Vorstand: Dr. Peter Strizek

19:00

DER JUNGE TÖRLESS Robert Musil

MI 18. DEZEMBER 2013 19:00

DER JUNGE TÖRLESS

DER UNTERTAN

DER FANGSCHUSS

Robert Musil

Heinrich Mann

Marguerite Yourcenar

BRD/Frankreich 1966, Regie: Volker Schlöndorff, Drehbuch: Herbert Asmodi, Volker Schlöndorff; mit: Mathieu Carrière, Fred Ditz, Jean Launay, Lotte Ledl, Barbara Steele, 87 Minuten

DDR 1951, Regie: Wolfgang Staudte, Drehbuch: Wolfgang und Fritz Staudte; mit: Werner Peters, Paul Esser, Blandine Ebinger, Erich Nadler, Gertrud Bergmann, Carola Braunbock u.a., 109 Minuten

BRD/Frankreich 1976, Regie: Volker Schlöndorff, Drehbuch: Jutta Brückner, Margarethe von Trotta, Geneviève Dormann; mit: Margarethe von Trotta, Matthias Habich, Rüdiger Kirschstein, Mathieu Carrière, Valeska Gert, Frank Morak u.a., 97 Minuten

Als Grundlage für seinen ersten großen Film (Musik: Hans Werner Henze) wählte Volker Schlöndorff Musils 1906 veröffentlichten Roman ›Die Verwirrungen des Zöglings Törleß‹, in dem der Autor eigene Erfahrungen in Kadettenanstalten verarbeitete.

Diederich Hessling, der Protagonist von Heinrich Manns Roman ›Der Untertan‹ (1914), ist das Idealbild eines autoritären Charakters, wie er nicht nur den Ersten Weltkrieg, sondern — nach Meinung des Regisseurs Wolfgang Staudte – auch den Nationalsozialismus erst ermöglicht hat. Indem er nach oben buckelt und nach unten tritt, macht er skrupellos Karriere. Seine Geliebte lässt er im Stich und heiratet eine wohlhabende Frau. Sein großes Vorbild, dem er sich in allem anverwandeln möchte: der Kaiser.

In einem Internat quälen ein sadistischer Zögling, der die Qualitäten eines Tyrannen aufweist, und ein Kollege, der an psychologischen Experimenten interessiert ist, einen gesellschaftlich unterlegenen Außenseiter. Der junge Törleß, ein sensibler, nachdenklicher Mitschüler, verharrt in der Position eines Beobachters und Mitläufers und wird dadurch zu ihrem Komplizen. ›All das erinnert an die Nazizeit‹, sagt Schlöndorff, ›an die Praktiken der Machtergreifung, an die Reden Himmlers und an das Verhalten des aufgeklärten Bürgertums, das die primitiven Nazis nur überlegen beobachtete – bis es zu spät war.‹

Der Film, eine beißende Satire auf die wilhelminische Zeit, hat eine bezeichnende Geschichte: Er wurde mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. In der BRD hingegen durfte er zunächst nur in geschlossenen Veranstaltungen, später in einer gekürzten Fassung gezeigt werden, ehe er Jahre später mit dem Prädikat ›besonders wertvoll‹ freigegeben wurde.

Seinem ›ersten Lehrer Jean-Pierre Melville‹ widmete Schlöndorff diesen ›sehr persönlichen‹ Film, dessen Vorlage Marguerite Yourcenars Roman ›Le Coup de Grâce‹ (1939) bildete. Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kämpft ein preußischer Offizier als Mitglied eines Freikorps im Baltikum gegen die Bolschewiken. Als sich eine junge Frau in ihn verliebt, weist er sie ab. Enttäuscht schließt sie sich den russischen Widerstandskämpfern an und riskiert damit die Todesstrafe. Nach ihrer Festnahme verlangt sie, dass der vergeblich Geliebte selbst die Hinrichtung durchführen möge.

DER UNTERTAN Heinrich Mann

MI 15. JÄNNER 2014 19:00

DER FANGSCHUSS Marguerite Yourcenar

MI 19. FEBRUAR 2014 19:00

TABU — ES IST DIE SEELE EINES FREMDEN AUF ERDEN Grete und Georg Trakl

MI 12. MÄRZ 2014 19:00

TROTTA Joseph Roth

MI 9. APRIL 2014 In ›schwermütigen Schwarzweißkompositionen, aus denen jede Hoffnung verbannt scheint‹, gelinge es dem Regisseur und seinem Kameramann Igor Luther, die ›abweisende Landschaft mit ihrem kalten Licht‹ und die ›nobel verkommenen Interieurs‹ zu den eigentlichen Hauptfiguren des Films zu machen, lobte die Kritik (Die Zeit).

19:00

DIE REBELLION Joseph Roth

Spieltermin:

Spieltermin:

Spieltermin:

Mi 13. November 2013 | 19.00 Uhr

Mi 18. Dezember 2013 | 19.00 Uhr

Mi 15. Jänner 2014 | 19.00 Uhr

Der Filmclub ist für Mitglieder von DAS KINO und Literaturforum Leselampe frei! Info & Kartenreservierung: DAS KINO • 0662-873100-15 www.daskino.at • www.leselampe-salz.at

Besonderen Dank an: Seitz Filmproduktion München

Dank an: Progress Filmverleih & DEFA Stiftung Berlin

Dank an: Studiocanal Berlin

DAS KINO Giselakai 11, 5020 Salzburg • Österreichische Post AG/ Sponsoring.Post Verlagspostamt 5020 Salzburg GZ 03Z035106 S


DAS KINO MITGLIEDSCHAFT

FILMCLUB November 2013 — April 2014

IchMitgliederwerbung glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren leselampe das kino Freundschaft. siehe Broschüre vor 2 Jahren (erste broschüre)

Vorteile einer Mitgliedschaft

TROTTA

DIE REBELLION

Joseph Roth

Joseph Roth

Grete und Georg Trakl

Deutschland 1971, Regie: Johannes Schaaf, Drehbuch: Johannes Schaaf und Maximilian Schell, mit: András Bálint, Rosemarie Fendel, Doris Kunstmann, Elma Bulla, Tamás Major, Heinrich Schweiger u.a., 95 Minuten

Österreich 1993, Regie und Drehbuch: Michael Haneke, mit: Branko Samarovski, Judith Pogany, Thierry van Werveke, Johannes Silberschneider, Karl Ferdinand Kratzl, Katharina Grabher, Ulrich Reinthaller, Udo Samel u.a., 96 Minuten

Der junge Offizier Franz Ferdinand Trotta kehrt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs aus russischer Gefangenschaft nach Wien zurück. Doch seine Welt, die Österreichisch-Ungarische Monarchie, ist untergegangen, in der neuen gesellschaftlichen Situation findet er sich nicht mehr zurecht.

Der Kriegsinvalide Andreas Pum, die Hauptfigur von Joseph Roths Roman ›Die Rebellion‹ (1924), glaubt noch immer an die Sicherheit einer staatlichen und göttlichen Ordnung. Er findet Arbeit, eine Frau und ein Heim, scheinbar ist er auf dem Höhepunkt seines Glücks.

Trotta verliert sein gesamtes Vermögen, seine Frau beginnt ein lesbisches Verhältnis mit einer emanzipierten ungarischen Künstlerin. Zuletzt verliert er alle Lebensenergie — seine Orientierungslosigkeit in einer für ihn fremden sozialen Umgebung spiegelt den endgültigen Verlust des ›goldenen Zeitalters der Sicherheit‹ (Stefan Zweig).

Doch dann gerät er mit dem Staatsapparat in Konflikt. Er verliert alles, zuletzt auch seinen Glauben an eine verlässliche Obrigkeit — er rebelliert gegen die Welt, gegen die Regierung und gegen Gott.

Deutschland/Österreich/Luxemburg/Frankreich 2011, Regie: Christoph Stark, Drehbuch: Ursula Mauder, mit: Lars Eidinger, Peri Baumeister, Rainer Bock, Rafael Stachowiak, Petra Morzé, Vera Bolek u.a., 95 Minuten

Der Film zeigt die Auswirkungen einer zerstörerischen Liebe, die ihre Protagonisten in unaufhebbaren Widerspruch zur Gesellschaft bringt. Und er stellt die Frage, wie aus der Unbedingtheit der verbotenen Leidenschaft eine bisher ungehörte lyrische Sprache entsteht: radikale expressionistische Kunst. Die Hauptfiguren heißen zwar Georg und Grete Trakl. Doch Regisseur und Drehbuchautorin haben bewusst historische Fakten verändert — in einer biographischen Phantasie, die mit Elementen aus Trakls Leben die Geschichte einer großen Obsession erzählt.

Als Vorlage für den Film diente Joseph Roths 1938 erschienener Roman ›Die Kapuzinergruft‹, die Fortsetzung seines berühmten Familien- und Epochenromans ›Radetzkymarsch‹.

Auch diesen Roman hat Untertan-Regisseur Wolfgang Staudte verfilmt: 1962 fürs Fernsehen — mit Josef Meinrad. Wir zeigen jedoch die Neuverfilmung von Michael Haneke, in deren Zentrum nicht so sehr die religiöse Fragestellung steht, sondern der Niedergang eines an den Rand der Gesellschaft gedrängten Kriegsverlierers.

Spieltermin:

Spieltermin:

Spieltermin:

Mi 19. Februar 2014 | 19.00 Uhr

Mi 12. März 2014 | 19.00 Uhr

Mi 9. April 2014 | 19.00 Uhr

›Es geht gar nicht um den Inzest‹, sagt Christoph Stark. ›Es geht um zwei Menschen, die nicht zueinander können. Aus einem ganz besonderen Grund heraus. Das aber unbedingt wollen. Wissen, dass es sie zerstört, auf der anderen Seite aber auch lebendig macht.‹

Besonderen Dank an: ORF | Heinrich Mis | Abteilung Spielfilm

&

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TABU — ES IST DIE SEELE EINES FREMDEN AUF ERDEN

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