Espresso 2014 Programm

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Er Kurzfilm ist der Espresso unter den Filmen. Die gleiche Dosis, nur weniger Wasser.

öff

nu

ng

programmschwerpunkt

ge.stellt – den blick zu hause lassen, das schauen mitnehmen

Von Kopf bis Fuß in Korallrot feiert espressofilm ein kleines Jubiläum.

Wie und in welchem Zusammenhang am Ende der Habsburger-

Fünf Jahre Open Air Kurzfilmfestival im Volkskundemuseum. Fünf Jahre seit denen die Josefstadt zumindest zeitweise wieder ein Kino hat. In geschichtsträchtiger Kulisse findet zusammen, was zusammengehört: Kurzfilmprogramm mit Hang zum Experiment, internationale Gäste, interaktive Rollenspiele, kreative Gastronomie

monarchie Bilder von ethnischen Typen entworfen wurden, das

Do 10. Juli

Fr 11. Juli

Do 17. Juli

Fr 18. Juli

bringt die aktuelle Sonderausstellung des Volkskundemuseums aufs Tapet. Typisierende Menschendarstellungen fanden damals als Fotografien weite Verbreitung; die gesellschaftspolitischen

special

special

filmemacher

Inhalte und damit verknüpften Problematiken reichen bis in

Sommer vor uns. Der Katalog zum prallgefüllten Programm findet

the discipline of do easy

the shop around the corner – filmgalerie 8½ wird 10

festival

fritz ofner

unsere unmittelbare Gegenwart.

sich wie immer online.

Ing-Marie und Carl sind vielbeschäftigt. Das Ehepaar in Gunhild Engers lakonischer

Als die Filmgalerie 8½ im November 2004 in der Garnisongasse ihre

Unbehandeltes Fernweh ist schlecht für die Gesundheit. Wer sich diesen

Es ist gerade die Unaufdringlichkeit, die Bescheidenheit und Sparsamkeit im

Studie „A Simpler Life“ ist bestens ausgestattet mit Gerätschaften, die das Leben

Pforten öffnet, ist mit einem Schlag klar, was in Wien zuvor gefehlt hat:

Sommer zu den In-der-Stadt-Gebliebenen zählt und trotzdem in die

Erzählen, mit der sich die Arbeiten des österreichischen Dokumentarfilme-

Mit Fokus auf deren Reflexion im gegenwärtigen Filmschaffen,

Welchen Einfluss fotografische Bilder auf unsere Sicht der Gegenwart

erleichtern. Doch das macht alles eigentlich nur komplizierter. Höchste Zeit

Ein Delikatessenladen für Film. Eine Videothek mit den Hangout-Qualitäten

Ferne sehnt, dem/der sei dieses Gastprogramm des europaweit einzigen

machers Fritz Ofner so nachhaltig ins Gedächtnis einschreiben. Mit Fokus auf

und Vergangenheit haben, ist eine Auseinandersetzung, die nicht

für einen Befreiungsschlag! Da kommt die Attacke der schwedischen Kombo

eines cineastischen Wohnzimmers. Ein Filmsortiment, in dem jeder Titel als

Filmfestivals, das sich speziell dem Trickfilmschaffen von Frauen widmet,

den Nahen Osten zeigt die Kurzfilmpersonale einen Ausschnitt aus seinem

nur rund um den heurigen Programmschwerpunkt für angeregte

Sound of Noise auf das aufgepimpte Eigenheim gerade recht. Martha Rosler,

Empfehlung verstanden werden darf. Dass in dieser Umgebung vier Jahre

wärmstens ans Herz gelegt. Denn die Tricky Women begeben sich auf

vielseitigen Werk, das sich vor allem Transformationen von Gesellschaften und

Gespräche sorgen wird, sondern auch in der Vorfilmreihe und im

Ikone der feministischen Avantgarde, liefert ein Alphabet zur Dekonstruktion

später espressofilm schlüpfen durfte, ist eine glückliche Fügung. Mit der

Sommerfrische. Im Gepäck sind einige preisgekrönte Filme aus dem heurigen

deren Wirkung auf einzelne Individuen widmet. Auch in „Beirut Blend“ – als

neuen Sujet zum Ausdruck kommt.

der Küchengeräte und William S. Burroughs die Entdeckung der titelgebenden

Einladung zu einem Gastprogramm verneigen wir uns zum 10. Geburtstag.

Festivalprogramm, garniert mit der nötigen Prise Eskapismus und Fantasie,

Hommage an Jim Jarmuschs „Coffee and Cigarettes“ unübersehbar – gelingt

Disziplin, kongenial für die Leinwand adaptiert von Filmstudent Gus Van Sant.

Und wo Filmgalerie 8½ draufsteht, da sind Raritäten drin: Eine handverlesene

die schon den kleinsten Abstecher aus dem Alltag zum Abenteuer macht.

es Fritz Ofner, das Politische mit dem Persönlichen zu verweben, die Fremde

Und das ist eine herzliche Einladung: Kommen Sie! Reden Sie mit!

Von der hohen Kunst des Loslassens können auch die Indie-Pop-Rocker OK Go ein

Auswahl von Kurzfilmen von 1964 bis 2014 erkundet den Mikrokosmos vom

Und Tricky Women sparen nicht mit kreativen Einfällen. Denn wenn das Meer

in Nähe zu verwandeln. Denn beim Shisha-Rauchen werden das Vermögen

Lassen Sie den Blick zu Hause, aber nehmen Sie das Schauen mit!

Lied singen – wunderbar in seiner Ironie und Klugheit, wenn das Musikvideo dazu

Laden um die Ecke, jenem Ort, an dem das Leben eine Auszeit zu nehmen

nicht zum Arbeitsplatz kommt, muss der Arbeitsplatz eben ans Meer verlegt

Gaddafis oder der arabische Frühling ebenso leidenschaftlich diskutiert wie die

in eine hymnische Liebeserklärung an die Schönheit der Umwege des Lebens

scheint und Begegnungen so oft in skurril pointierten Alltagsszenen gipfeln.

werden. Aber ob am Ende der Reise das ersehnte Paradies wartet?

Notwendigkeit täglichen Sports.

und ein Abschlusskonzert. Doch bis dahin liegt noch ein ganzer

iitttt Eintr i fre

Lisa Neumann und das Team von espressofilm

tricky women animation film festival

verkehrt wird.

greift die vierteilige Filmreihe Aspekte der Ausstellung auf und verfolgt sie auf der Leinwand weiter. Wie steuern Bilder unsere Sicht auf die Gegenwart und Vergangenheit? Vor Filmbeginn heißt es: Her mit euren Identitäten! Vier launige Spieleabende führen hinter die Kulissen von Ausstellung und Museum. Wir verspielen Eigen- und Fremdzuschreibungen, erzeugen neue, hybride Wesen und durchkreuzen alte Blickmuster. Die Teilnahme ist frei. Infos und Termine auf espressofilm.at

vorfilmreihe

Open Air Kurzfilmfestival Jeden Donnerstag und Freitag von 10. Juli bis 29. August 2014 Volkskundemuseum | Laudongasse 15-19 | 1080 Wien Gastronomie ab 19 Uhr Filmbeginn 21.30 Uhr Filmgespräche im Anschluss an die Projektion. Die Veranstaltungen finden bei jedem Wetter statt. Eintritt frei! espressofilm.at facebook.com/espressofilm

the center for digital storytelling: listen deeply, tell stories, a retrospective

Do 24. Juli

Fr 25. Juli

Do 31. Juli

Fr 1. August

special

filmemacherin

stamm.tisch

filmemacherin

suchte eine Gruppe von Künstler/innen aus der San Francisco Bay

wenn ich vier dromedare hätte

jessica hausner

Area nach einer zeitgemäßen Form der mündlichen Überlieferung,

Chris Marker war vieles: Filmemacher auf Reisen, Dokumentarist, Ethnograf,

Fünf Jahre nach dem Kinowunder „Lourdes“ wurde die Premiere von Jessica

der zweite blick reisegeschichten und andere déjà vus

Rumänien 1986. Zwei Männer sind entschlossen, aus dem Land zu fliehen.

die es Menschen ermöglicht, ihre Geschichten mit ihrer eigenen

Poet. Er selbst nannte sich nur eines: neugierig. Und so sammelte Marker Bilder,

Hausners neuem Spielfilm „Amour Fou“ bei den 67. Filmfestspielen von Cannes

„Fast in Ohnmacht gefallen vor Aufregung und Glück“ ist die Filmemacherin

Schwimmend durch die Donau. Als der Zeitpunkt gekommen ist, sind sie

Stimme in die Welt hinauszutragen. Digital storytelling ist kompakt

überall auf der Welt. Mitte der 1960er Jahre waren Fotografien aus zehn Jahren

mit Spannung erwartet. Mit Cannes, wo die Filmemacherin heuer bereits zum

Lisl Ponger, als ihr auf dem Flohmarkt zwei Kisten mit dem Lebenswerk eines

plötzlich nicht mehr zu zweit: Einer hat entgegen der Vereinbarung eine

und kraftvoll, ist Empowerment und Auseinandersetzung mit der

und zahllosen Reisen zusammengekommen. 800 davon arrangiert Marker aus

vierten Mal zu Gast war, verbindet sie selbst eine lange Liebesgeschichte:

Ehepaares in die Hände fallen: Weltreisen 1957-87. 60 Stunden Film. Ihr Film

Frau mitgebracht. Sie ist hochschwanger. – „Silent River“ ist mit rund 80

eigenen Biografie. Auf Einladung von digital storytelling vienna und

der Distanz zu einem Fotofilm, nicht ohne ihre Entstehung und Interpretation zu

Bereits der Abschlussfilm an der Filmakademie Wien, „Inter-view“, wird

„Déjà vu“ – Präparat aus diesen gefundenen und neu geordneten Bildern,

Auszeichnungen seit seiner Premiere auf der Berlinale 2011 der meistprämierte

espressofilm schöpft das legendäre Center for Digital Storytelling

hinterfragen. Er denkt über sie nach, setzt sie in überraschende Verbindungen

1999 in der Nachwuchsreihe Cinéfondation ausgezeichnet. Gemeinsam mit

montiert zu einer großen, postkolonialen Erzählung – steht am Ende dieses

deutsche Kurzfilm. Die in Deutschland lebende Filmemacherin Anca Miruna

(Berkeley) zum 20. Geburtstag aus einem Archiv von 15.000 digital

zueinander, verwirft sie wieder, ordnet sie neu. Vieles bleibt rätselhaft. Seit

zweiten Teils des Programmschwerpunkts ge.stellt. Es sind dokumentarische

Lazarescu hat ihre Herkunft nie losgelassen. Schon der erste Kurzspielfilm

Gestellt. Fotografie als Werkzeug in der Habsburgermonarchie

stories und zeigt einen Film vor jedem Filmprogramm. Über den

dem Coming-of-Age-Drama „Flora“ entwirft er in dieser Personale ein Kino

der Fertigstellung 1966 war „Si j`avais quatre dromadaires“ der Öffentlichkeit

Bilder, wie man sie kennt – private Aufnahmen, Wochenschaumaterial,

„Bucuresti – Berlin“ schlägt die Brücke zwischen den beiden Heimaten

Sonderausstellung im Volkskundemuseum

Sommer spannt sich eine globale Erzählung.

nur sporadisch zugänglich. In einer aufwändig restaurierten Kopie wird Markers

der Blicke, der zarten Momente und trivialen Schlager. Ein Kino, das sich Zeit nimmt, genau hinschaut und für Einsamkeit und Ausbruchsversuche immer

Making-of-Fragmente, Interviews –, die sich hier der kritischen Befragung,

der gebürtigen Rumänin. Und mittendrin im Programm ein Innehalten: Die

30. April bis 30. November 2014

wieder sinnfällige Bilderfolgen (er-)findet. Im Schwebezustand zwischen

der Neubetrachtung unterziehen müssen. Ausgehend von den losen Enden des

Dokumentation der Aufführung von John Cages „Organ²/ASLSP“ in Halberstadt

Dokumentarischem und Fiktion, ist es die Suche nach dem kleinen bisschen

gefundenen Materials knüpft sich ein dichtes diskursives Netz rund um den

– ein 639 Jahre dauerndes Konzert – wird zur Meditation über Zeit.

Glück, die Jessica Hausners Filmheld/innen antreibt. Jene Dimension, die

Zusammenhang von Bildern und Stereotypen.

Wir alle haben Geschichten zu erzählen. In den frühen 1990er Jahren

Film nun seine österreichische Uraufführung erfahren, ergänzt durch Hu Weis storycenter.org

vielfach preisgekrönten „La lampe au beurre de yak“, der jenes andere Ende des

digitalstory.at

fotografischen Prozesses beleuchtet: die (Selbst-)Inszenierung vor der Kamera.

filmisch nicht fassbar ist, weil sie genau zwischen den Schnittstellen liegt.

anca miruna lazarescu

Freier Eintritt an allen Spieltagen von espressofilm von 17 bis 20 Uhr


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