Programm Retrospektive Werner Hochbaum

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Werner Hochbaum Werner Hochbaum, 1899–1946, war Filmstilist, Sozialdemokrat und Mitglied der Reichsfilmkammer. Und vor allem eine Ausnahme. Politische Zäsuren und ästhetische Brüche zerklüften ein Schaffen, das sich durch inszenatorisches Bewusstsein und Genauigkeit im Atmosphärischen auszeichnet. Zur Retrospektive, der größten und umfangreichsten seit Langem, erscheint im verlag filmarchiv austria, herausgegeben von Elisabeth Büttner und Joachim Schätz, WERNER HOCHBAUM. AN DEN RÄNDERN DER GESCHICHTE FILMEN.

Es kuratieren Elisabeth Büttner und Joachim Schätz

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Retrospektive Werner Hochbaum

Spiel der Perspektiven Von Elisabeth Büttner und Joachim Schätz

Der Regisseur Werner Hochbaum ist eine rare Erscheinung im deutschsprachigen Kino. Seine Begeisterung für ›das technische Gebilde Film‹ wurzelt im stummen Kino der 1920er-Jahre und dessen dynamisierter, ausgefeilter Bildsprache. Hochbaums formästhetischer Horizont ist international angelegt, sein Auge geschult am Avantgarde- wie am Unterhaltungskino. In der Regiepraxis und in theoretischen Äußerungen nimmt er Überlegungen von Béla Balázs und Walter Ruttmann auf, widmet sich wie diese der Alchemie der Großaufnahme sowie der »Beseelung des Stofflichen« durch die Kamera. In der nationalsozialistischen Filmpresse wird Hochbaum als »Avantgardist« bezeichnet, selbst wenn er formbewusste Lustspiele mit Marika Rökk als Zirkusreiterin (LEICHTE KAVALLERIE, 1935) oder Olga Tschechowa als Zarin (DER FAVORIT DER KAISERIN, 1936) inszeniert. Hochbaum beginnt 1927 mit dem Schreiben über Film, Filmemachen ist das erklärte Ziel. Im sozi-

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aldemokratischen Hamburger Echo veröffentlicht er Essays und Kritiken, sein Redakteur Heinrich Braune vermittelt ihm bald Regieaufträge aus dem Umfeld der lokalen SPD. So entsteht neben Wahlwerbung sein erster Langfilm BRÜDER (1929), ein am Sowjetkino geschultes Streikdrama am Hamburger Hafen. Hochbaum entfernt sich von der Patronanz der Partei, seinem stilistisch durchformten Filmverständnis bleibt er treu. Die Alltagsdramen RAZZIA IN ST. PAULI (1932) und MORGEN BEGINNT DAS LEBEN (1933) schöpfen bei bescheidenem Budget die Palette filmischer Ausdrucksmöglichkeiten von Bildbau, Kamerabewegung, Ton und Montage aus. Der verspielte Impressionismus von RAZZIA IN ST. PAULI und die neusachliche Dramatik von MORGEN BEGINNT DAS LEBEN bilden die beeindruckende Nachhut für eine Idee des Kinematografischen, die in Deutschland bereits auf dem Rückzug ist. Am 7.12.1933 wird die Kinozulassung von RAZZIA

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IN ST. PAULI in Berlin widerrufen: Die sympathiegetragene und detailgenaue Darstellung des Dirnen- und Gaunermilieus missfällt. Die Aufnahme des ehemaligen Sozialdemokraten in die Reichsfilmkammer erfolgt 1934 problemlos. Seinen Durchbruch feiert Hochbaum im Folgejahr hingegen mit Wiener Aufträgen: Im Melodram VORSTADTVARIETÉ, nach dem Stück Der Gemeine von Felix Salten, wird nicht nur Hochbaums Formenarsenal, sondern auch eine Reihe von Wiener Volksschauspielern nuanciert und bissig eingesetzt. (Antimilitaristische Spitzen des Films und sein unglückliches Ende entfernt die Zensur.) Internationale Anerkennung findet das expressionistische Gewissensdrama DIE EWIGE MASKE: Die Produktion wird auf den Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet, in der New York Times enthusiastisch besprochen und vom US-amerikanischen National Board of Review zum Besten ausländischen Film des Jahres 1937 ernannt.

In Berliner und Wiener Ateliers fertigt Hochbaum von nun an elegantes, meist schwermütig grundiertes Studiokino. Auch wenn sein Schaffen von der Filmpresse wohlwollend verfolgt wird, bleibt er in der zweiten bis dritten Reihe der NS-deutschen Filmindustrie. Mit dem Kameraden-Melo DREI UNTEROFFIZIERE (1939) erfüllt Hochbaum einen Propagandaauftrag für die Wehrmacht. Bald darauf wird er überraschend aus der Reichsfilmkammer ausgeschlossen, d. h. er erhält Berufsverbot. Goebbels, der sich für seine Filme nie erwärmen konnte, hat von einem Prozess aus dem Jahr 1923 erfahren, in dem der damals arbeits- und obdachlose Hochbaum wegen Hochverrats angeklagt worden war. Hochbaum wird zum Militär eingezogen, dann wegen eines Lungenleidens ausgemustert. Nach Kriegsende nimmt er rege Anteil am entstehenden »neuen deutschen Filmschaffen«, dem er in einem gleichnamigen Essay sozialrealistische Leitlinien vorgibt. Während der Vorprodukfilmheft # 7

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tion seines ersten Nachkriegs-Regieprojekts, des Widerstandsdramas DER WEG IM DUNKELN, verstirbt Hochbaum 47-jährig an Tuberkulose. Nach Jahrzehnten in weitgehender Vergessenheit wird Werner Hochbaum 1973 durch das Staatliche Filmarchiv der DDR wiederentdeckt. Der Wiener Filmclub »ACTION« zeigt 1976 auf der Viennale die erste umfassende Hochbaum-Retrospektive. Zwanzig Jahre später bezeichnet ihn Klaus Kreimeier noch immer als einen der »unbekanntesten Regisseure der deutschen Filmgeschichte«. Dieses Diktum mag an Hochbaums Biografie und seinem Werk liegen, die von Brüchen und Übergängen geprägt sind. Ästhetisch zeigen sich seine Filme mit dem französischen poetischen Realismus verwandt, der eine ähnliche Affinität zu Gewässern und Straßenszenen, zu atmosphärischer Feinzeichnung und melancholischer Schattierung hatte. Doch die flirrenden Halluzinationen eines zerrütteten Arztes in DIE EWIGE MASKE oder die beschwingte Ornamentik der Hofkomödie DER FAVORIT DER KAISERIN sind mit diesem Bezug nicht zu fassen. Auch auf eine klare politische Haltung lässt sich Hochbaums Schaffen nicht festlegen: Sein Spielfilmdebüt BRÜDER endet mit dem Solidari-

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sierungsappell einer roten Fahne, sein letzter Film, DREI UNTEROFFIZIERE, entlässt das Publikum mit einer wehenden Hakenkreuzflagge. Statt eines »untadelig« politisch und ästhetisch Subversiven gibt es mit Hochbaum ein an Wendungen und Widersprüchen reiches Werk zu entdecken. Diesem widmet sich das neue Buch zu Hochbaum, das zu Beginn der Filmschau präsentiert wird. Es adaptiert und erweitert die Biografie Hochbaums anhand bislang unbekannter Quellen, durchleuchtet das Politisch-Ästhetische seiner Filme, zeigt Zeitbezüge, Atmosphären, Arbeitsverhältnisse auf, bricht mit einer Ideologie der Avantgarde und deutet Hochbaums Kino als medialen Selbstversuch. Die Filmschau lädt ein, das Œuvre dieser raren Erscheinung des deutschen Kinos kennenzulernen oder wieder zu sehen. Als ästhetische und historische Orientierungspunkte wurden Hochbaum drei weitere Filme an die Seite gestellt: das flamboyante Melodram eines Deutschen im Exil (Max Ophüls’ LA SIGNORA DI TUTTI), eine sowjetische Phantasie vom Klassenkampf im Hamburger Hafen (Vsevolod Pudovkins DEZERTIR) und ein außergewöhnliches Stück Alltagspoesie im NS-Kino (Peter Pewas’ DER VERZAUBERTE TAG).

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FR 18.11. 18:30 DI 29.11. 20:45 DO 1.12. 18:30

FR 18.11. 20:45 FR 2.12. 19:00

BRÜDER D 1929

84 Minuten

REGIE Werner Hochbaum BUCH, PRODUZENT Werner Hochbaum KAMERA Gustav Berger MIT Laiendarstellern

ZWEI WELTEN D 1930

16 Minuten

RAZZIA IN ST. PAULI D 1932

63 Minuten

REGIE Werner Hochbaum BUCH Werner Hochbaum KAMERA Adolf Otto Weitzenberg MIT Gina Falkenberg, Friedrich Gnaß, Wolfgang Zilzer, Charly Wittong, Kurt Appel, Käte Hüter, Max Zilzer, Friedrich Rittmeyer; sowie Angehörige der Hambuger Ordnungspolizei, Mädchen und Ganoven aus St. Pauli

REGIE Werner Hochbaum PRODUZENT Werner Hochbaum BUCH Heinrich Braune KAMERA Gustav Berger

Die Verstricktheit von Kino und Klassenkampf: ein Streik, ein familiärer Brüderzwist und eine exemplarische Milieuschilderung. Hochbaum vergegenwärtigt in seinem ersten Spielfilm, der mit finanzieller Unterstützung des SPD-Bürgerschaftsabgeordneten und Juristen Herbert Pardo entsteht, den Hamburger Hafenarbeiterstreik von 1896/1897. Ein Marx-Zitat führt in den Film ein, der sich selbst als Versuch versteht, »mit einfachen Mitteln einen proletarischen Film zu schaffen«. Am Ende stehen die Niederschlagung und ein Trotzdem, das über das Filmbild an Macht gewinnt. (eb)

Kino als Labor des Physischen. Hochbaum heftet sich an die Haut der Dinge, die durch die Kamera ein Eigenleben erhalten. Details werden sprechend, Nebensächliches beredt. »Das Kino ist wahr; eine Geschichte ist Lüge«, schreibt der französische Filmenthusiast Jean Epstein 1921. Eine Formel, die für Hochbaum auch zu Beginn der 1930er-Jahre gilt. Ein austauschbarer Tag im Hamburger Hafenmilieu. Die Nachtindustrie erwacht, wartet auf Kundschaft oder Zerstreuung. Ein unerwartetes Zusammentreffen lässt von anderen Orten träumen. Eine müde Utopie, die den Zeitfluss nicht aufhalten kann. (eb) filmheft # 7

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Programm

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MO 21.11. 18:30 MO 5.12. 19:00

MI 16.11. 18:30 DI 6.12. 19:00

SCHLEPPZUG M 17 D 1933

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64 Minuten

MORGEN BEGINNT DAS LEBEN D 1933

77 Minuten

REGIE Heinrich George BUCH Willy Döll KAMERA Adolf Otto Weitzenberg BAUTEN Robert Scharfenberg, Carl Haacker MIT Heinrich George, Bertha Drews, Joachim Streubel, Wilfried Seyferth, Betty Amann Werner Hochbaum dreht einige Nachaufnahmen und stellt den Film fertig

REGIE Werner Hochbaum BUCH Carl Behr KAMERA Herbert Körner BAUTEN Gustav A. Knauer, Alexander Mügge MIT Erich Haußmann, Hilde von Stolz, Harry Frank, Walter von Lennep, Etta Klingenberg

Eine Hochbaum-Arbeit unter Vorbehalt. Heinrich George, der Hauptdarsteller des Films, hatte gleichfalls die Regie inne. Hochbaum ist drei Ateliertage beschäftigt und wirkt zudem an Außenaufnahmen mit. Sujet und mediales Verständnis des Films fügen sich allerdings nahtlos in Hochbaums Weltsicht. Der Weg vom Kahn und der Familie, die noch einen Jungen aufnimmt, in die Großstadt Berlin, die neue Sehnsüchte freisetzt. An Land verliert der Schiffer die Bodenhaftung. Schwindel ergreift ihn und den Film. Die Läuterung kann wie die Entscheidung für ein Leben an Deck nur eine vorläufige sein. (eb)

Nach fünf Jahren wird Robert aus dem Gefängnis entlassen. Seine Frau Marie will ihn abholen, verschläft aber. Hochbaum und Szenarist Carl Behr choreografieren einen bangen Tag, an dem die beiden einander in und um Berlin verpassen. Robert kommen unterwegs Erinnerungen an sein Affektverbrechen und Zweifel an Maries Treue. Die raffinierten Montagen von Bild und Ton, Innen- und Außenwelt, Erinnerung und Impression sind einer Idee des Filmischen verpflichtet, die in Deutschland 1933 schon obsolet scheint. Gerade als Chronik einer Verstörung ist der Film aber nah am historischen Augenblick. (js)

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MO 28.11. 18:30 FR 9.12. 19:00

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MENSCHEN IM STURM VORSTADTVARIETÉ 92 Minuten (Originalfassung ÍTÉL A BALATON, H 1933; A 1935 Deutsche Fassung 1935) 57 Minuten REGIE Werner Hochbaum BUCH Werner Hochbaum, Ernst Neubach REGIE Paul Fejos BUCH Paul Fejos KAMERA Peverell Marley und Istvan Eiben TON Ferenc Lohr MIT Gyula Csortos, Márie Medgyessy, Anton Páger, Ernö Elekes Deutsche Fassung Werner Hochbaum (Schnitt und Synchronisation)

KAMERA Eduard Hoesch MIT Mathias Wieman, Frida Richard, Hans Moser, Luise Ullrich, Oskar Sima

Hochbaum fertigt die deutsche Version des Paul-Fejos-Films ÍTÉL A BALATON. Er moduliert das Original, fügt ideologische und poetische Wegmarken ein. Die Geschichte gründet auf einer Archaik des Lebens, in der Zeit ein eigenes Maß der Dauer entwirft. Die Arbeit als Fischer und in den Weinbergen, ab und an ein Fest. Begehren, Gesetze und über allem der Plattensee, der über das Schicksal der Menschen richtet. Eine Legende warnt vor Untreue und Schuld. Zwei verfeindete Männer kämpfen mit den Gefühlen und der Natur, um die Frau zu retten, die sie lieben. Einer überwindet den Hass. (eb)

Hochbaum dreht in Österreich und nimmt sich eines genuin wienerischen Stoffes an: des Bühnenstücks Der Gemeine von Felix Salten aus 1899. Eine Umbruchzeit, die Hochbaum übernimmt und doch in die Jahre kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs verschiebt. Die Lebenslust des Praters trifft auf soldatische Prinzipientreue, barsche Mütter reiben sich an Schwiegertöchtern, die noch zu träumen wagen, und das kesse Bühnenkostüm einer Uniform erregt den Zorn eines pflichterstarrten Gefreiten. Lebensräume sind eng geworden. Dem hält die Kamera ihre Beweglichkeit entgegen und den Bildern gelingen Momente aufblitzenden Glücks. (eb) filmheft # 7

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Programm

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DI 15.11. 19:30 MO 21.11. 20:30 FR 9.12. 20:30

DI 22.11. 18:30 DI 13.12. 18:30

DIE EWIGE MASKE A 1935

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82 Minuten

LEICHTE KAVALLERIE D 1935

82 Minuten

REGIE Werner Hochbaum BUCH Werner Hochbaum, Léo Lapaire, Kurt Gauger KAMERA Oskar Schnirch BAUTEN Hans Jacoby MIT Mathias Wieman, Peter Petersen, Franz Schafheitlin, Olga Tschechowa, Thekla Ahrens

REGIE Werner Hochbaum BUCH Franz Rauch KAMERA Bruno Timm BAUTEN Erich Czerwonski, Carl Böhm MIT Marika Rökk, Heinz von Cleve, Fritz Kampers, Karl Hellmer, Hans Adalbert Schlettow

Ein Arzt will den Tod besiegen und handelt gegen ein Verbot. In Basel, der Stadt der Pharmaindustrie, herrscht eine Meningitis-Epidemie. Ein Serum, das noch nicht zugelassen ist, könnte einen Todkranken retten, glaubt der Arzt. Er wagt den Versuch, der Patient stirbt. Nun beginnen alle Apparate auf Hochtouren zu arbeiten, die psychischen, die medialen und die der Macht. Der Arzt fährt buchstäblich in die Verliese seines selbst hinab, halluziniert, landet in der psychiatrischen Abteilung des eigenen Hauses. Hochbaum selbst erprobt ein Spiel filmischer Oberflächen, medialer Täuschungen, blendender Kinetik. (eb)

Marika Rökks erstes deutsches Star-Vehikel schildert den Aufstieg der Tavernenkellnerin Rosika zum Zirkusstar. Statt erotischer Intrigen à la VARIETÉ will Produktionsleiter Hans von Wolzogen »die bürgerliche Atmosphäre eines großen Wanderzirkus« einfangen, Hochbaum soll der Komödie samt aufwändigem Revuefinale eine »künstlerische Note« verleihen. Die beschauliche Handlung versieht er mit inszenatorischen Pirouetten und prägnanten Details aus dem Backstage-Betrieb. Parallel dreht er im Atelier Neubabelsberg eine weitgehend identische französische Version, CAVALÉRIE LEGÈRE. (js)

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Retrospektive Werner Hochbaum

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SA 19.11. 20:30 MO 12.12. 20:30

SO 20.11. 20:30 SO 27.11. 18:30 SO 18.12. 18:30

DER FAVORIT DER KAISERIN D 1936

78 Minuten

SCHATTEN DER VERGANGENHEIT 71 Minuten A 1936

REGIE Werner Hochbaum BUCH Werner Hochbaum, Walter Hollander KAMERA Oskar Schnirch BAUTEN Emil Hasler, Arthur Schwarz MIT Olga Tschechowa, Anton Pointner, Heinz von Cleve, Walter Steinbeck, Trude Marlen

REGIE Werner Hochbaum BUCH Walter von Hollander, Karl Buda KAMERA Oskar Schnirch, Georg Bruckbauer BAUTEN Hans Ledersteger MIT Luise Ullrich, Gustav Dießl, Lucie Höflich, Oskar Sima, Anton Pointner

Zwei Jahre nachdem Marlene Dietrich und Elisabeth Bergner im Kino Katharina die Große verkörpert hatten, regiert Olga Tschechowa über einen frivolen russischen Hofstaat. Als Zarin Elisabeth fordert sie zum Leidwesen ihres intriganten Kanzlers jüngere, feschere Gardeoffiziere. Einer von diesen wird bald irrtümlich für den neuen Günstling der Kaiserin gehalten. Hochbaums Kamera durchmisst behände prunkvolle Sets – beeindruckend die Eröffnungsfahrt vom Kirchenaltar zum Jahrmarkttreiben – und bewegt sich auch elegant über die doppelten Böden der Komödienhandlung. (js)

»Jeder hat Glück« heißt es auf den Plakaten für die neue Revue der Betty Gall. Deren Zwillingsschwester Helene weiß dagegen, dass man das Glück festhalten muss. Nach einer zu Unrecht verbüßten Haftstrafe kommt sie bei Betty unter. Als diese tödlich verunglückt, schlüpft sie in ihre Rolle. Luise Ullrich ist Helene ist Betty in diesem Melodram, in dem Werner Hochbaum Entertainment und filmisches Formbewusstsein schwungvoll wie selten unter einen Hut bekommt: Helenes Psychogramm wird mit Krimiund Revue-Elementen verwoben, in der Nacht lauern Visionen und eine Plansequenz schweift durch eine Gangsterkneipe. (js)

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HANNERL UND IHRE LIEBHABER A 1936

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81 Minuten

MAN SPRICHT ÜBER JACQUELINE 79 Minuten D 1937

REGIE Werner Hochbaum BUCH Johann von Vasary KAMERA Ted Pahle, Anton Prucker, Karl Kurzmayer BAUTEN Emil Stepanek, Julius von Borsody MIT Olly van Flint, Hans Moser, Albrecht Schoenhals, Olga Tschechowa, Jane Tilden

REGIE Werner Hochbaum BUCH Werner Hochbaum, Katrin Holland, F. D. Andam KAMERA Georg Bruckbauer BAUTEN Willi A. Herrmann, Alfred G. E. Bütow MIT Wera Engels, Albrecht Schoenhals, Sabine Peters, Hans Zesch-Ballot, Edith Meinhardt

Ein Verehrer nach dem anderen kommt in die Wiener Vorstadt, um der reizenden Musikstudentin Hannerl seine Aufwartung zu machen. Ihr Herz gehört aber dem Motorenfabrikanten Van den Born, der sie am liebsten unter einen Glassturz stellen würde wie seine Statuette der Fanny Elßler. Als die Liebe des Industriellen Gegenstand einer werksinternen Intrige wird, versetzt Hochbaum die Viennoiserie mit brütender Melodramatik. Schon vorher gehören zum Wien dieses Films nicht nur Prater und Steffl, Hans Moser und Rudolf Carl, sondern auch hektisch belebte Großunternehmensflure. (js)

Unter Hochbaums deutschen Studiofilmen einer der schillerndsten, für den Filmhistoriker Ulrich Kurowski gar sein kristallines chef d’ œuvre. Die Pariser Lebedame Jacqueline heiratet den sittenstrengen Diplomaten Michael Thomas, ihre bewegte Vergangenheit will sie ihm verheimlichen. In der Not gibt sie ihre brave Schwester June als die Verruchte aus. Die Dialoge spielen auf der Klaviatur der sophisticated comedy, aber in den mondänen Kulissen hängen tiefe Schatten. Das zentrale Beziehungsdreieck ist nicht versöhnlich aufzulösen. Am Ende steht das todtraurigste von allen Hochbaum-Happy-Endings. (js)

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DO 17.11. 18:30 MO 19.12. 20:30

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EIN MÄDCHEN GEHT AN LAND D 1938

87 Minuten

REGIE Werner Hochbaum BUCH Werner Hochbaum, Eva Leidmann KAMERA Werner Krien BAUTEN Willy Schiller, Carl Haacker MIT Elisabeth Flickenschildt, Alfred Maack, Günter Lüders, Walter Petersen, Hans Mahler

»DOB« DER STALLHASE D 1946

5 Minuten

REGIE Sergej Sesin SCHNITT Wolfgang Brüning

DREI UNTEROFFIZIERE D 1939

87 Minuten

REGIE Werner Hochbaum BUCH Jacob Geis, Fred Hildenbrandt KAMERA Werner Krien MIT Albert Hehn, Fritz Genschow

Erna Quandt, aufrichtig und gewissenhaft, ist sieben Jahre nicht von Bord gekommen und nun gezwungen, in Hamburg eine Stellung anzutreten. Der Hafen gehört hier der Halbwelt, im bürgerlichen Milieu herrschen saturierte Resignation und Vereinzelung. Erna sucht ihren Platz, gerät an einen Heiratsschwindler, ist bereit, ihre Rücklagen aufs Spiel zu setzen. Vom Kurs gerät sie dabei nicht. Die Werte der See kann das Land nicht untergraben. Moralisch finden Meer und Land schwer zueinander, ästhetisch schafft Hochbaum fluide Übergänge, Zwischenzonen, Graubereiche. Variationen des Melodramatischen im NSKino. (eb)

Nach dem Krieg: DOB, DER STALLHASE deutet den Nationalsozialismus als Getriebe, in dem sich verblendete Mitläufer abstrampeln. Produziert hat den Zeichentrickfilm die »Demo-Film«, mitgegründet von Werner Hochbaum. – Vor dem Krieg: WehrmachtsUnteroffizier Rauscher verfällt einer Schauspielerin und vernachlässigt seine Pflicht. Gerade die »wehrkraftzersetzende« Romanze fasst Hochbaum in lyrische Szenen, an nächtlichen Truppenübungen arbeitet er sich aber ebenso bildmächtig ab. Prädikat: »staatspolitisch wertvoll«. (js)

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DONAUSCHIFFER D 1940

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85 Minuten

DEZERTIR SU 1933

Russ. OmdU, 106 Minuten

REGIE Robert A. Stemmle BUCH Hans Gustl Kernmayr (ungenannt: Philipp Lothar Mayring, Robert A. Stemmle, Werner Hochbaum) KAMERA Karl Hasselmann, Karl Ludwig Ruppel, Weizberg BAUTEN Hans Ledersteger MIT Attila Hörbiger, Hilde Krahl, Paul Javor, Oskar Sima, Tibor von Halmay

REGIE Vsevolod Pudovkin BUCH Nina Agadžanova, M. Krasnostavskij, Aleksandr Lazebnikov KAMERA Anatolij Golobnja MUSIK Jurij Šarorin MIT Boris Livanov, Tamara Makarova, Vasilij Čistjakov, Semen Svašenko, Vsevolod Pudovkin

Hochbaum ist mitten in den Vorbereitungen für seinen nächsten Spielfilm DONAUSCHIFFER, als er im Juni 1939 aus der Reichsfilmkammer ausgeschlossen wird: ein Berufsverbot. Den Film inszeniert Robert A. Stemmle, Hochbaums Drehbucharbeit bleibt im Vorspann unerwähnt: Peter Korngiebel kommandiert den Flussdampfer Fortuna mit strenger Hand, bis ein adeliger blinder Passagier seine Autorität untergräbt. Um die Sängerin Anny bricht zwischen den beiden ein romantischer Wettstreit aus. Das Besitzergreifende des Hochbaum-Protagonisten wendet Stemmle ins Komische, Ensemble- und Actionszenen filmt er mit Gusto. (js)

Zwei Jahre nach Hochbaums BRÜDER kommt Sowjetregisseur Vsevolod Pudovkin nach Hamburg, um ebenfalls einen Hafenstreik zu inszenieren: Die Frontstellung zwischen Arbeiterschaft und bürgerlicher Staatsmacht ist unversöhnlich, das Verhältnis zwischen Bild und Ton disharmonisch. Geräusche, Musik und Stille werden hart ans (dynamisch komponierte, frenetisch montierte) Bild gesetzt, statt es illustrativ zu stützen. Nachdem er am Streik verzagt, wird Dockarbeiter Karl Renn zur Stärkung des Klassenbewusstseins in die Sowjetunion geschickt. Dort wird DEZERTIR nach der Premiere 1933 als formalistischer Irrtum abgelehnt. (js)

Kopie aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums

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LA SIGNORA DI TUTTI BEFREITE MUSIK I 1934 Italienische OF mit englischen UT, 97 Minuten D 1946 REGIE Max Ophüls BUCH Curt Alexander, Max Ophüls, Hans Wilhelm KAMERA Ubaldo Arata BAUTEN Giuseppe Capponi MIT Isa Miranda, Memo Benassi, Tatyana Pavlova, Friedrich Benfer, Franco Coop, Lamberto Picasso

Filmstar Gaby Doriot hat Selbstmord versucht. Eine Narkosemaske senkt sich auf ihr Gesicht, Erinnerungen ziehen im Ethernebel vorbei: Ein Leben als Kompendium melodramatischer Situationen, begleitet von einer ungestümen Kamera. Max Ophüls realisiert diese italienische Produktion bereits im Exil. Wie in den Arbeiten, mit denen Hochbaum sich bald einen Namen macht, finden hier populäres Material, formale Flamboyanz und emotionale Nuance zusammen. Beide Regisseure haben Teil an jener Kinopoesie der 1930er-Jahre, die sich beim Stummfilm-Erbe ebenso großzügig bedient wie bei den neuen Möglichkeiten des Tons. (js)

16 Minuten

REGIE Peter Pewas KAMERA Fritz Arno Wagner, Heinz Klinkmüller

DER VERZAUBERTE TAG D 1944 (Zensurjahr)

77 Minuten

REGIE Peter Pewas BUCH Renate Uhl, Peter Pewas KAMERA Georg Krause MIT Winnie Markus, Hans Stüwe, Ernst Waldow

Eine doppelte Verschränkung. Hochbaum ist 1945 an der Gründung der »Demo-Film« beteiligt, für die er seinen ersten Spielfilm nach dem Krieg plant. Das Projekt wird vor Hochbaums Tod 1946 nicht mehr zu realisieren sein. Ein Kurzfilm dieser Firma ist BEFREITE MUSIK unter der Regie von Pewas. Dessen Spielfilm DER VERZAUBERTE TAG weist keine produktionstechnischen Verbindungen zu Hochbaum auf, vielmehr ästhetisch-dramaturgische. Ein Filmstil, der die Mittel des Kinos forciert und poetisch einzusetzen versteht, sowie eine Geschichte, die einem Pochen auf Glück eher vertraut als der Pragmatik der Zeit. (eb) filmheft # 7

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