Kino der Orte, Programm #2

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KINO DER ORTE 2 DI 6. & MI 7.3.2012 Bestattungsmuseum Goldeggasse 19, 1040 Wien Schauplatz der zweiten KINO DER ORTE-Session ist das Wiener Bestattungsmuseum, gegründet 1967. Die Sammlung dokumentiert mit über 1.000 Objekten historisch bedeutsame Begräbnisse und bietet einen Überblick zu den Themen Totenkult und Bestattungsrituale. In den Schauräumen werden historische Bahrtücher, Uniformen, Urnen und Särge, Nachrufe und Parten, ein Rettungswecker für Scheintote, der »Josephinische Sparsarg«, ein Herzstichstilett und vieles mehr präsentiert. Als Drehort diente das Bestattungsmuseum erst kürzlich für einen der besten österreichischen Filme 2011: In ATMEN, dem Regiedebüt von Karl Markovics, wird der Ort »Wiener Bestattung« zu jener Drehscheibe, an der grundsätzliche Fragen zu Leben und Tod, Schuld und Verharren, Befreiung und Voranschreiten verhandelt werden. Am 6. März ist im Anschluss an das Filmprogramm eine Besichtigung des Museums möglich.

Bestattungsmuseum

Filmdok.WIEN | A schene Leich’ DI 6.3.2012, 19:00 Die Vollendung des Daseins wird in Wien gefeiert. »In Wien musst’ erst sterben, damit sie dich hochleben lassen. Aber dann lebst’ lang«, hat es der kritische Menschendarsteller und Kabarettist Helmut Qualtinger auf den Punkt gebracht. Argwöhnen und Staunen soll die Nachwelt beim Anblick des pompösen Leichenbegängnisses, auf das man zu Lebzeiten nicht selten gespart hat. Die Besonderheit dieses visuellen Spektakels, gepaart mit einem Schuss Voyeurismus, erkannte die Kinematographie von Beginn an. Jetzt vermochte sich das Morbide mit der Moderne zu verbinden, die technische Dokumentation der Totenfeiern für die Nachwelt avancierte zu einem eigenen filmischen Sub-Genre. Systematisch wurden Kameras in Stellung gebracht, wenn Adel und Kaiser, Politik, Künstler und Sportler ihren letzten Weg antraten. Ablesbar wird das Protokoll einer Inszenierung: Schmuck und Entourage, Trauergäste und beobachtendes (hier aber auch: beobachtetes) Volk sind Teil des Spektakels. Viele dieser Aufnahmen haben längste Eingang in das visuelle Gedächtnis der Nation gefunden – ob die Trauerfeierlichkeiten für Kaiser Franz Joseph, das Begräbnis des Wiener Bürgermeisters Karl Lueger oder die von Fackeln erhellte nächtliche Bestattung Curd Jürgens’. Zum jährlichen Bilderreigen zählen zudem die Totengedenken zu Allerheiligen und Allerseelen. Auch hier standen die Ehrengräber der »nationalen Helden« stets im Zentrum. Langsam gedachte das offizielle Österreich auch jener, die Faschismus und Nationalsozialismus zu Opfern gemacht hatte, die aber als neue Leitfiguren für andere Werte und Ideale stehen.


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