Skip Viennale 2013 Heft

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DAS KINOMAGAZIN O K TO B E R 2013 € 1,45

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Viennale Guide

Cate Blanchett in Blue Jasmine

VOLLER DURCHBLICK: DER FESTIVALFAHRPLAN MIT DEM KOMPLETTEN PROGRAMM ZUM HERAUSNEHMEN

Plus:

FOTO: ANDREA MÜHLWISCH

WOODY ALLEN PAUL RUDD ASGHAR FARHADI TSAI MING-LIANG MADS MIKKELSEN GÖTZ SPIELMANN KELLY REICHARDT WILL FERRELL

Viennale ’13 Das wird ja immer schöner!

P.b.b. Verlagspostamt A-1050 Wien, GZ 09Z038017M


FLIEG MIT Sky & SKIP 2014 NACH BERLIN, CANNES UND

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Gewinn den FilmfestivalSuperpass DU BIST CINEAST? Du träumst davon, alle großen Kinofestivals Europas zu besuchen? Sky & SKIP bringen dich hin! Ein Gewinner fliegt 2014 mit Begleitperson für jeweils ein langes Wochenende zu den Festivals von Berlin, Cannes und Venedig!

1. Etappe: 7. bis 9. Februar

BERLIN 2014

2. Etappe: 16. bis 18. Mai

CANNES 2014

3. Etappe: 29. bis 31. August

VENEDIG 2014 Das erste Top-Festival des Jahres, die Berlinale im Februar, holte letztes Jahr z. B. Amanda Seyfried mit Les Misérables oder Ethan Hawke und Julie Delpy mit Before Midnight nach Berlin. 2014 ist wieder volle Starpower garantiert.

Schnuppern Sie Filmluft und erleben Sie die Festivals in


VENEDIG

als ls in Berlin, Cannes und Venedig hautnah.

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Stars 2013: Jessica Chastain bei der Premiere von Cleopatra, Nicole Kidman und Keith Urban bei jener von Inside Llewyn Davis (alle in Cannes) und George Clooney und Sandra Bullock genau wie in Gravity in einem Boot in Venedig. Erlebe all das live und hautnah!

FOTOS: ANDREA MĂœHLWISCH

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GEWINN MIT Sky & SKIP DEN EUROPA-FESTIVAL-SUPER PA

BERLIN

Der Beginn des europäischen Festivalreigens in Berlin ist immer ein Trendbarometer für das gesamte Kinojahr. Die pulsierende deutsche Metropole wirft sich für das Festival in ihr schönstes Kleid, und der Potsdamer Platz mutiert für elf Tage zum Walk of Fame.

Von Festival z

CANNES VENEDIG Das schönste Festival der Welt bietet einen würdigen Abschluss der exklusiven Filmfestival-Tour 2014. In der traumhaften Kulisse der Lagunenstadt genießt man neben großartigen Filmen auch die letzten heißen Sonnentage des Sommers.

Palmen, Stars und Sonnenschein: Der alljährliche Höhepunkt der Festivalsaison an der Croisette kombiniert großes Kino mit dem größten und exklusivsten HollywoodAufmarsch Europas.

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R PASS 2014

l zu Festival 2014 4 SO GEWINNST DU Geh auf www.skip.at, beantworte unsere Frage und nimm so am Gewinnspiel teil. Oder sende eine SMS mit dem Inhalt „Festival-Tour“ an die Handynummer 0664 660 33 555. Du erhältst umgehend eine SMS zurück – mit einer Frage, zu der dir zwei Antwortmöglichkeiten angeboten werden: A und B. Entscheide dich für die richtige Antwort und sende eine SMS retour – mit dem jeweiligen Buchstaben. War die Antwort richtig, spielst du schon um den Hauptpreis mit. Falls nicht – einfach nochmal versuchen!

DEIN TRAUMGEWINN Du fliegst mit einer Begleitperson deiner Wahl von 7. bis 9. Februar nach Berlin, von 16. bis 18. Mai nach Cannes und von 29. bis 31. August nach Venedig. Flüge und Transfers sind inkludiert, genau wie jeweils zwei Nächte im Top-Hotel (DZ) mit Frühstück und Festivaltickets für die Dauer eurer Aufenthalte. Vor Ort werdet ihr vom SKIP-Team persönlich betreut.

FESTIVAL TOTAL MIT Sky & SKIP

FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH

SKIP hat für den cineastischen Superpreis des Jahres – die drei Trips der Festival-Tour 2014 – den perfekten Partner gefunden: Sky ist genauso nahe dran an den besten Filmen und talentiertesten Stars wie wir. Hier siehst du deine Lieblingsschauspieler und ihre Glanzleistungen als Erster im Fernsehen – so wie du es dir immer gewünscht hast. Aber auch Sport, Serien, Dokus etc. sind drin: Was du möchtest, wann du es möchtest – Sky ist Entertainment auf höchsten Niveau.

Meet the stars: Naomi Watts, Anne Hathaway in Berlin, Scarlett Johansson in Venedig, Steven Spielberg, Nicole Kidman, Ang Lee und Jessica Alba in Cannes.

Jetzt mitmachen auf www.skip.at oder per SMS an 0664 660 33 555

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VORSPANN

Spots & Facts

24. 10. – 06. 11.

Liebe SKIP-LeserInnen, VIENNALE-BesucherInnen & FilmfreundInnen!

VON VIENNALE-DIREKTOR HANS HURCH

FOTO: ALEXANDER TUMA/VIENNALE

Kino kennenlernen Immer wieder wird als eine Besonderheit der VIENNALE hervorgehoben, sie ermögliche gegen Ende des Jahres einen akzentuierten und spannenden Überblick über das filmische Geschehen der vergangenen Monate. Dieser Blick auf das vergangene Jahr, der gewiss auch ein subjektiver sein muss, ist aber nur ein Aspekt der VIENNALE. Ein anderer, nicht weniger wichtiger, ist der Zusammenhang, in den die VIENNALE genau dieses neue aktuelle Kino stellt: Es wird einerseits durch bisher noch nirgendwo gezeigte oder zu wenig wahrgenommene Arbeiten ergänzt, andererseits ist das Programm immer wieder mit ausgewählten, sogenannten älteren Filmen durchsetzt, die im Grunde gar nicht so alt, sondern zumeist sehr aktuell und modern sind. Und dazu kommen die große jährliche Retrospektive, sowie die zahlreichen Tributes, Specials und Sonderprogramme. Das Bild des Festivals, und das ist eine wesentliche und bestimmende Idee der VIENNALE, ist also eines der Gleichzeitigkeit und des Vergleichs, der Ergänzung und des Widerspruchs, der Aktualität und der Geschichte. Ein Kino des Tages und über den Tag hinaus. Von dieser Idee des Festivals erhalten Sie einen lebendigen und unmittelbaren Eindruck, wenn Sie dieses Heft, das Sie in Händen halten, aufmerksam lesen. In ihm ist vieles aus dem umfangreichen Programm versammelt und beschrieben, vom großen Interview bis zum kleinen Tagestipp, vom aktuellen Portrait bis zur historischen Entdeckung. Für diese schöne Arbeit und dieses große Engagement danken wir allen daran Beteiligten sehr herzlich. Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Besucherinnen und Besucher der VIENNALE, wünschen wir zwei wunderbare, spannende und nicht enden wollende Wochen. Hans Hurch

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FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1), VIENNALE (1)

EDITORIAL

Ein weiser Mensch hat einmal gesagt, dass die Kinoleinwand nichts anderes sei als ein riesengroßer Zauberspiegel: Was wir darin sehen, ist das Abbild unserer eigenen Seele, kunstvoll verfremdet durch die Vision des Filmemachers. In diesem Sinne begeben wir uns wieder voll Vorfreude auf die große Reise ins Innere – auf dass wir uns dann wieder ganz neu auf das Äußere einlassen können. Willkommen bei der 51. VIENNALE!

Speed! Nach dem Rush um Lauda und Hunt bringt die VIENNALE eine weitere Formel-1-Legende nach Wien: Sir Jackie Stewart wird höchstselbst das Gala-Screening der Doku Weekend of a Champion am 28. 10. um 20.30 Uhr im Gartenbaukino beehren!

MEET THE CHAMPION

Unter den zahllosen faszinierenden Persönlichheiten, die heuer dem Ruf der VIENNALE folgen, ist sicher einer der legendärsten Jackie Stewart, britisches Formel-1-Urgestein und dreifacher Weltmeister. Die von Roman Polanski produzierte Doku Weekend of a Champion zeigt sensationelles Archivmaterial aus der Glanzzeit der Formel 1, und beim Gala-Screening wird Stewart persönlich anwesend sein! SKIP verlost 2 x 2 Gala-Tickets unter allen, die uns bis zum 25. 10. ein Mail an gewinn@skip.at mit dem Betreff „Champion“ senden – Telefonnummer für die Gewinner-Verständigung nicht vergessen!

Gewinnen und abheben Der langjährige FESTIVALSPONSOR AIR FRANCE verlost jeweils zwei Flugtickets nach Los Angeles und Paris: Zu gewinnen auf www.airfrance.at!

IMPRESSUM: SKIP-VIENNALE-GUIDE

SKIP Media GmbH, Grohgasse 5-7/1, 1050 Wien. Tel: +43/1/545 24 00, office@skip.at. Herausgeber: Michael Ginalis, Josef Hruby. Geschäftsführung: Michael Ginalis. Chefredaktion: Kurt Zechner, Gini Brenner. Fotoredaktion: Andrea Mühlwisch. Redaktion: Gini Brenner (gb), Klaus Hübner (kh), Dina Maestrelli (dm), Magdalena Miedl (mm), Julia Pühringer (jp), David Rams (dr), Kurt Zechner (kz), VIENNALE. Chef vom Dienst: Dina Maestrelli. Korrektur: Uwe Bubik. Grafik: Grillo, Ronnie Feichtinger. Produktionsleitung: Thomas Antwi. Fotos: Andrea Mühlwisch, VIENNALE. Event-Marketing: Walter Schreier. Anzeigenleitung: Oliver Dvorsky. Key Account: Paul Ranefeld, Sebastian Fradinger, Monica Rütgen. Anzeigenverwaltung & Finanzen: Andrea Permoser. Druckvorstufe: GraphicCooperation – Rudolf Huber, Bergsiedlung 139, 2571 Altenmarkt an der Triesting. Druckerei: Infopress Group, Nádas u. 6., 2600 Vác, Ungarn. Homepage: www.skip.at


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24. OKTOBER BIS 6. NOVEMBER

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VIENNALE LATE NIGHT MIT TAXI 40100 UND SKIP Hol dir täglich 2 Tickets inkl. Taxi-Gutschein

VIENNALE-Spätvorstellungen kombinieren sehr außergewöhnliche Filme mit intensivem Festival-Feeling. SKIP und TAXI 40100 vergeben dafür täglich 2 Tickets – und einen Taxi-Gutschein im Wert von 15 Euro gibts natürlich dazu.

FOTO: VIENNALE / TUMA

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EVENTS, PARTIES, DISKUSSIONEN

Die Post, die wirklich was bringt Das VIENNALE-Festivalzentrum im ehemaligen Hauptpostamt

Dave Rowntree

FOTO: VIENNALE

Going postal: Auch bei der 51.VIENNALE wird wieder standesgemäß gefeiert. Die Festivalzentrale im ehemaligen Hauptpostamt (1010 Wien, Dominikanerbastei 11 – U1, U4 Schwedenplatz) ist während der gesamten VIENNALE die filmreife Kulisse für Parties, Events und Diskussionen – täglich von 18.00 bis 4.00 Uhr früh bei freiem Eintritt bei allen Veranstaltungen!

VIENNALE-Eröffnungsparty DJ Andy Smith (Ex-Portishead) & MC Honeybrown DJ-Set & Party. Do. 24. 10., ab 22.00 Uhr Als Live-DJ von Portishead hat Andy Smith maßgeblich zum Erfolg von Trip Hop beigetragen, seine 7’’-Sets sind legendär. Im Anschluss: Housiges mit The New Tower Generation (Praterei). Dave Rowntree (Blur) DJ-Set & DJ Ilias DJ-Set & Party. Fr. 25. 10., ab 22.00 Uhr In den letzten Jahren machte Blur-Drummer Dave Rowntree vor allem als Politiker von sich hören. Daneben findet er aber genug Zeit, als DJ die Clubs der Welt mit einem Mix aus Indie, Pop und Soul zu rocken. Formen des Dokumentarischen Diskussion (englisch). Sa. 26. 10., 18.00 Uhr Der Begriff „Dokumentarisches Kino“ ist eine unzulässige Verallgemeinerung angesichts der vielen unterschiedlichen kinematografischen Formen, finden die FilmemacherInnen Alan Berliner, Joaquim Pinto u. a. FilmemacherInnen an den Plattentellern DJ-Set & Party. Sa. 26. 10., ab 22.00 Uhr Mit Thomas Arslan (Gold), Alan Berliner (First Cousin Once Removed), Serge Bozon (Tip Top) und Lance Edmands (Bluebird). Den Profi-Part übernimmt DJ Marcelle (Another Nice Mess). Moderation: Norman Shetler Call me Mr. Lewis Diskussion (englisch). So. 27. 10., 18.00 Uhr Genie oder Grimassenschneider? Kein zweiter Komiker war Zeit seines Lebens so populär und so umstritten wie Jerry Lewis. Adrian Martin, Jonathan Rosenbaum und Mehrnaz Saeedvafa besprechen, why Mr. Lewis definitely matters. SKERO DJ-Set & Party. So. 27. 10., ab 21.00 Uhr Sowohl mit der Band Texta als auch solo hat Skero die österreichische HipHop-Szene

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wesentlich geprägt, nun brachte der Linzer mit Müßig Gang ein Wienerlied-Album heraus. In der Postzentrale gibts Lieblinge aus seiner riesigen Plattensammlung. La Blogothèque DJ-Set & Party. Mo. 28. 10., ab 21.00 Uhr François Clos und Thomas Lallier vom französischen Musikblog La Blogothèque (And We Made the Room Shine) geben einen Einblick in ihre umfangreichen Musiksammlungen. Jerusalem in My Heart (Live) Konzert & Party. Di. 29. 10., ab 21.00 Uhr Klassischer arabischer Gesang, traditionelle Instrumente, elektronische Sphärenklänge, ausgeklügelten Visuals: Ihre Live-Performances sind Multimedia-Gesamtkunstwerke. Anschließend: FM4-DJs Fritz Ostermayer und Thomas Edlinger an den Decks. Glen Matlock (Sex Pistols) DJ-Set & Party. Mi. 30. 10., ab 21.00 Uhr Als Bassist der Sex Pistols war Matlock maßgeblich an der Entstehung von Punk-Klassikern wie Anarchy in the UK und God Save The Queen beteiligt. Als DJ lässt er die guten alten Zeiten wieder aufleben. Vihanna & HAM & DJ Salute (Cool Kid Music) Party. Do. 31. 10., ab 22.00 Uhr Vihanna und Ham, die beiden hippsten Neuzugänge der Wiener Clubszene, gastieren im Festivalzentrum. Gast: DJ salute (Cool Kid Music). Vergesst Halloween und lasst die Booties shaken! Daniel Wang (Balihu) & Smoab (Superfly) DJ-Set & Party. Fr. 01. 11., ab 22.00 Uhr Daniel Wangs Live-Sets sind eine Hommage an die old days of disco, bei denen der DJ schon mal in Hotpants selber das Tanzbein schwingt. Local Support erhält Wang von Superfly-DJ Smoab. H.A.P.P.Y. Lesung & Party. Sa. 02. 11., ab 21.00 Uhr „Hapsi Apsi Pipsi Popsi Yipsi – Jugendhaare einer Kaiserin“: Weitere Station des Buchpräsentationsmarathons des lgendären PerformanceKollektivs H.A.P.P.Y. Deephouse satt inklusive!

It’s Life. And It’s Life Only Diskussion (englisch). So. 03. 11., 20.00 Uhr Kino und Leben: Die Filmemacherinnen Mati Diop, Su Friedrich, Alain Guiraudie und Matt Porterfield unterhalten sich darüber. Markus Binder (Attwenger) DJ-Set & Party. So. 03. 11., ab 21.30 Uhr Attwenger-Gründungsmitglied Markus Binder mit einer Auswahl seiner Lieblingsplatten. Von Sevilla nach Las Vegas DJ-Set. Mo. 04. 11., ab 21.00 Uhr Tribute-Gast Gonzalo García Pelayo eröffnet den Abend mit seiner persönlichen Plattensammlung: ein musikalischer Streifzug durch das turbulente Leben eines Disco-FlamencoProduzenten, Stierkampf-Organisators und professionellen Glücksspielers. FilmemacherInnen an den Plattentellern DJ-Set & Party. Mo. 04. 11., ab 22.00 Uhr Mit Claudia Larcher, Johann Lurf und Jennifer Reeder. Moderation: Dietmar Schwärzle Safety Last: From Lewis to Ferrell Diskussion (englisch). Di. 05. 11., 18.00 Uhr Über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zweier großer amerikanischen Filmkomiker diskutieren der Autor und Kurator Chris Fujiwara, der Journalist Emmanuel Burdeau und die Kulturwissenschaftlerin Andrea B. Braidt. Moderation: Lisa Nesselson Adia & Trishes DJ-Set & Party. Di. 05. 11., ab 21.00 Uhr Unter dem Motto „American Nostalgia“ legen die DJs Adia & Trishes eine Mischung aus Rockabilly, Surf, Rhythm & Blues und Artverwandtem auf. Let’s rock and roll! VIENNALE-Abschlussparty DJ Maseo (De La Soul) & DJ d.b.h DJ-Set & Party. Mi. 06. 11., ab 22.00 Uhr Mit seiner Band De La Soul steht DJ Maseo seit Ende der 80er für HipHop mit positiver Message und hoher Partytauglichkeit. Mit viel Bühnenerfahrung und einem seiner energiegeladenen DJ-Sets rockt er die Viennale zum Abschluss, DJ d.b.h steht ihm dabei zur Seite.


FÖRDERER

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PROGRAMM

V13_Katalog_1-36 08.10.13 04:27 Seite 9

FÖRDERER & SPONSOREN PARTNER

Genau das war der Plan. VOLL IM EINSATZ: Das SKIP-VIENNALE-Faltprogramm mit Spielplan & Eckdaten klebt hier nicht mehr!

SPONSOREN

SPONSOREN FESTIVALzEnTRALE

FESTIVALzEnTRALE

SPONSOREN

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Air France Frey & Co. Air France A. Frey & A. Co. Austria Trend Hotels all i need Austria Trend Hotels all i need Albrechtsberger Canon card complete Albrechtsberger ARA Altstoff Recycling Canon Corona Extra Austria card complete ARA Altstoff Napoli Dragee Keksi CHV Recycling Philips Corona Extra AustriaCity Airport Train TV5MONDE DOWNTOWN Calvin Klein Napoli Dragee KeksiVöslauer Mineralwasser CHV ExclusivWeine Woditschka Wiener Wohnen City Airport FedEx Philips Train Gewista urban media SPONSOREN DOWNTOWN TV5MONDE Calvin Klein GOMi Zelte & Mietmöbel illycaffè Woditschka VöslauerAir Mineralwasser ExclusivWeine France iNFOsCREEN Wiener Wohnen FedEx LANCiA Austria Trend Hotels Gewista urban Lusthausmedia Wien Canon GOMi Zelte & Mietmöbel 9 card complete illycaffè iNFOsCREEN Corona Extra LANCiA Napoli Dragee Keksi Lusthaus Wien

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PRODUKTSPONSOREN A. Frey & Co. all i need Albrechtsberger ARA Altstoff Recycling Austria CHV City Airport Train DOWNTOWN Calvin Klein ExclusivWeine Woditschka FedEx Gewista urban media GOMI Zelte&Mietmöbel illycaffè INFOSCREEN LANCIA Lusthaus Wien Maestrani MMO – Media Market Observer Pannobile Plantical Reinwerfen statt Wegwerfen Remaprint-Litteradruck Schloss Gobelsburg Sektkellerei Johann Kattus Synchro Film, Video & Audio von feichtinger Blumen Weingut Bründlmayer Wirecard CEE RESTAURANTSPONSOREN Café Ansari Café Diglas Café Prückel Das HEINZ Figlmüller Glacis Beisl Hollmann Salon Lusthaus Wien Prinz Ferdinand Restaurant S’PARKS Stadtwirt Xpedit Zum Finsteren Stern

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Umfassende Infos zu den besten VIENNALE-Filmen sowie die schönsten VIENNALE-Gewinnspiele finden Sie auch auf www.skip.at, den kompletten Spielplan auch auf www.viennale.at!

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MEDIENPARTNER SONDERPUBLIKATIONEN celluloid Filmmagazin DER STANDARD derstandard.at Falter FM4 orange 94.0 orf.at ORF Kultur ORF Wien Ö1 ray filmmagazin SKIP – Das Kinomagazin skip.at MEDIENPARTNER Cineplexx FAQ Magazine Filmclicks Lichtspiele Das Filmmagazin M* magazine OKTO thegap Spike Art Quarterly uni:view 98.3 Superfly

FESTIVALSPOnSOR

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Maestrani Café Ansari Maestrani Café Ansari MMO – Media Market Café Diglas MMO – Media Market Observer Café Prückel Café Diglas Pannobile Das HEiNZ Observer Café Prückel Plantical Figlmüller Pannobile Das HEiNZ Reinwerfen statt Glacis Beisl Wegwerfen Hollmann salonFiglmüller Plantical Remaprint-Litteradruck Lusthaus Wien Reinwerfen statt Glacis Beisl schloss Gobelsburg Prinz Ferdinand sektkellerei Johann Kattus Wegwerfen Restaurant s’PARKs Hollmann salon synchro Film, Video & stadtwirt Remaprint-Litteradruck Lusthaus Wien Audio Xpedit schloss Gobelsburg von feichtinger Blumen Zum Finsteren stern Prinz Ferdinand Weingut Bründlmayer sektkellerei Johann Kattus Restaurant s’PARKs Wirecard CEE

MARKETING-PARTNER FILM Austrian Film Commission synchro Film, Video & stadtwirt Berlinale Audio Xpedit VIENNALE 2013 SPONSOREN Berlin Documentary Forum von feichtinger Blumen Zum Finsteren stern Weingut Bründlmayer Cinéma du Réel Wirecard CEE Crossing Europe Diagonale Festival dei Popoli 2013 SPONSOREN VIENNALE Festivalscope Filmarchiv Austria Kino im Kesselhaus Int. Frauenfilmfestival Dortmund/Köln Int. Kinderfilmfestival Wien Int. Kurzfilmtage Oberhausen Österreichisches Filmmuseum Punto de Vista Documentary Film Festival VIS Vienna Independent Shorts Visions du Réel MEDIEN biorama brand eins FILM-DIENST Datum Licht*Spiele MALMOE onrail Reisemagazin Profil springerin stadtbekannt uni:mag vice VORmagazin Wienlive KULTUR, KUNST, NON-PROFIT Amnesty International APA Blickfang brut Büchereien Wien Escape the Golden Cage Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaft Kulturreferat ÖH Uni Wien Kunsthalle Krems Kunsthalle Wien Kunsthistorisches Museum Wien Student Point Verband Wiener Volksbildung waves vienna WUK BUSINESS ARGE Fuchs/Itze/Mathoi cyledge European Youth Card Facultas freecard.cc freikarte.at Goldbach Audience KAFFEEKÜCHE Schottentor-Passage ORF OZ Cinethek philiale Schüren Verlag snipcard Thalia UCI Kinowelt United Internet Media Wiener Linien ZONE Media


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SPIELFILME

WOODY ALLEN

EXKLUSIV-INTERVIEW: GINI BRENNER

FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1) / WARNER (2)

All That Jazz Auch nach 50 Jahren kann man von WOODY ALLEN immer noch Neues erfahren: Etwa, dass er sich selbst für einen miserablen Musiker hält, oder warum er noch nie in Wien gedreht hat, obwohl er gerne würde. Die VIENNALE zeigt heuer seinen neuesten Film Blue Jasmine, SKIP hat ihn in Paris getroffen.

Ich fand das eine wunderbar tragische Geschichte. Dieser Film ist einer ihrer vielleicht zynischsten, weil keiner der Protagonisten etwas dazulernt. Das stimmt. Aber ich wollte die Geschichte so ehrlich wie möglich erzählen und nicht irgendeine moralische Botschaft vermitteln.

Sonne am Set: Woody mit seiner Hauptdarstellerin Cate Blanchett und mit Peter Sarsgaard, der im Film ihren Verehrer (stilecht mit Traumhaus in der San Francisco Bay) spielt.

SKIP: Die Geschichte von Jasmine erinnert ein wenig an die von Ruth Madoff, der Ehefrau des gefallenen Börsenmannes Bernie Madoff, die auch jeden Bezug zur Realität verloren zu haben schien. War das eine Inspiration für Sie? WOODY ALLEN: Nein, gar nicht. Viele glauben das, aber es ist einfach nicht so. Wenn Leuten etwas naheliegend erscheint, nehmen sie es gerne als gegeben an. Aber es war ganz anders: Meine eigene Frau hat mir eines Tages beim Mittagessen die Geschichte einer Bekannten einer Bekannten erzählt, der das passiert ist. Die war superreich. Parties, Flugzeug, Jachten, Häuser. Und plötzlich ist das alles zusammengebrochen, nach 12 Jahren Luxusleben nahm ihnen die Polizei alles weg, Geld, Schmuck, alles. Sie war total traumatisiert. Sie hatten Schulden, die Frau musste tatsächlich arbeiten gehen! Ein Albtraum.

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Glauben Sie, dass Menschen üblicherweise nicht aus ihren Erfahrungen lernen? Ich weiß nicht, was Menschen üblicherweise tun. Manche lernen aus ihren Erfahrungen, manche nicht.

Sie haben in den letzten Jahren in vielen verschiedenen Städten gedreht – London, Barcelona, Rom … In Blue Jasmine wird zumindest darüber geredet, nach Wien zu fahren – warum haben Sie eigentlich noch nie bei uns einen Film gemacht? Ganz einfach: Jemand muss einen Film in Wien finanzieren! Die anderen Städte, die mich kontaktiert haben, wie eben Barcelona oder Paris, die rufen an und sagen „Machen Sie doch Ihren nächsten Film bei uns, wir zahlen das!“ Wenn das jemand in Wien sagen würde, würde ich sofort kommen. Wien mag ich sehr! Ich kenne es ja ein bisschen, ich hab ja dort schon Jazz gespielt mit meiner Band. Ich mag Wien. Aber ich reise ja nicht zum Vergnügen, ich bin kein besonders neugieriger Mensch. Ich habe zum Beispiel kein Bedürfnis, nach Israel zu reisen oder nach China. Ich reise, wenn ich woanders arbeiten kann.


Blue Jasmine Nachdem sie über Nacht Ehemann und Wohlstand verloren hat, zieht Luxusweib Jasmine ins schäbige Apartment ihrer Adoptivschwester: Kulturschock brutal.

TRAGIKOMÖDIE. USA 2013. LÄNGE: 98 Min. BUCH & REGIE: Woody Allen. KAMERA: Javier Aguirresarobe. SCHNITT: Alisa Lepselter. DARSTELLER: Cate Blanchett, Sally Hawkins, Alec Baldwin, Peter Sarsgaard, Bobby Cannavale, Michael Stuhlbarg.

CASH IN THE CITY: Jasmine (Cate Blanchett) lebt

den ultimativen New Yorker Luxus-Traum. Doch dann wird ihr Ehemann (Alec Baldwin) als Betrüger verhaftet, das ganze Geld ist weg – Jasmine muss zu ihrer Adoptivschwester Ginger (Sally Hawkins) nach San Francisco ziehen, die in bescheidenen Verhältnissen lebt, schlimme Kinder hat und Freunde, mit deren Prolo-Charme Jasmine überhaupt nicht klarkommt. Zudem muss sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben einen Job suchen – und arbeiten! Das „normale Leben“ überfordert sie total …

„Wenn jemand aus Wien anrufen und zu mir sagen würde: ,Machen Sie Ihren nächsten Film bei uns, wir zahlen das!‘, würde ich sofort kommen.“ Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich in meinem Apartment in New York bleiben und überhaupt nirgends hingehen. Sie würden auch nicht mehr mit Ihrer Band auftreten? Ich liebe es, Jazz zu spielen. Aber, und ich sage das jetzt nicht aus falscher Bescheidenheit, ich bin ein ganz miserabler Klarinettenspieler. Nur bin ich halt berühmt, also kommen die Leute, um mich spielen zu sehen. Deshalb dulden mich die anderen in meiner Band. Die sind alle sehr gute Musiker. Sie tolerieren mich, so wie mich auch die Leute im Publikum

SA. 02. 11., GARTENBAUKINO, 21.00 UHR SO. 03. 11., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

tolerieren, weil sie meine Filme gesehen haben. Wenns nach mir ginge, müsste ich auch gar nicht auftreten, ich wäre glücklich mit unseren Sessions im Wohnzimmer. Aber eines Tages hat jemand gesagt: „Lasst uns doch vor Publikum spielen!“ Ich brauche nicht noch mehr Publikum, davon habe ich eh genug. Aber die anderen wollten das unbedingt. Schließlich wollten sie auch noch eine Konzerttournee machen. Ich war sicher, dass da niemand kommen würde. Aber es war ein großer Erfolg. Und ich spiele wirklich gerne, es macht mich glücklich. Ich könnte mir durchaus vorstellen, nur mehr Musik zu machen, wenn ich davon leben könnte. Nur kann ich es halt nicht.

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SPIELFILME

ASGHAR FARHADI

EXKLUSIV-INTERVIEW: KURT ZECHNER

FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

Es ist passiert. Mit Nader und Simin – Eine Trennung begeisterte der iranische OscarPreisträger ASGHAR FARHADI die ganze Welt – nun legt er mit dem packenden Familiendrama Le passé nach. SKIP hat ihn beim Filmfestival von Cannes getroffen.

Schatten der Vergangenheit

Regisseur Asghar Farhadi mit seiner grandiosen Hauptdarstellerin Bérénice Bejo (oscarnominiert für The Artist), die für Le passé in Cannes mit der Goldenen Palme als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde.

SKIP: Warum sind Sie mit Le passé ausgerechnet in Paris gelandet? ASGHAR FARHADI: Nun, die Geschichte hat ja von vornherein verlangt, dass sie außerhalb des Iran erzählt wird. Die Hauptfigur reist in ein fremdes Land, das hätte ich niemals im Iran glaubhaft realisieren können. Und wenn sich darüber hinaus die Story um die Vergangenheit dreht, sogar die Vergangenheit im Titel trägt, dann ist es nur naheliegend, sie in einer Stadt spielen zu lassen, die quasi den Geschmack und den Geruch von Vergangenheit hat. Kann man seiner Vergangenheit wirklich nicht entrinnen, wie es der Film erzählt? In einer der ersten Szenen des Filmes sieht man ein Paar in einem Auto sitzen, das rückwärts fährt – und dann hört man das Geräusch eines Unfalls. Das ist für mich ein sehr treffendes Gleichnis. Ich glaube jedenfalls nicht, dass es so etwas wie eine Erlösung von der Vergangenheit geben kann. Sie ist wie ein Schatten, der uns folgt. Wir können ihn vielleicht vergessen, aber er ist trotzdem bei uns. Manchmal bewegen wir uns vorwärts, aber es kann auch so interpretiert werden, dass wir eben vor der Vergangenheit nach vorne fliehen. Wie Nader und Simin – Eine Trennung ist auch hier das zentrale Thema wieder die zerbrochene Familie. Warum ist das so wichtig für sie?

Meistens bemerke ich erst, wenn ich eine Geschichte fertig habe, dass es schon wieder um Familien geht (lacht). Aber wenn ich über Familien schreibe, dann ist das etwas, womit ich dem Publikum automatisch näherkomme, weil es dabei ja immer um bekannte Erfahrungen überall auf der Welt geht. Die Familie wirkt oberflächlich betrachtet immer nur wie eine kleine Zelle, aber wenn man ein bisschen genauer schaut, geht es da immer um viel mehr. Es ist für mich einfach ein sehr reichhaltiger Kosmos, um die Fragen zu stellen, die mich beschäftigen. Wenn man über die Familie spricht, kann man das auch immer irgendwie auf die Gesellschaft übertragen. Wie ist Ihr Status nach der großen internationalen Anerkennung im Iran? Ist es immer noch möglich, dass Sie auch dort wieder einen Film drehen können? Jaja, und ich tue alles dafür, dass diese Möglichkeit immer erhalten bleibt. Ich will keinesfalls die Verbindung mit meinen Leuten abschneiden. Ich bin da wie ein Kind in einer Familie, in der ich aufgewachsen bin, und die möchte ich nicht verlassen müssen und mir eine neue suchen.

Le passé DRAMA. FRANKREICH/ITALIEN 2013. LÄNGE: 124 Min. REGIE: Asghar Farhadi. BUCH: Asghar Farhadi, Massoumeh Lahidji. KAMERA: Mahmoud Kalari. SCHNITT: Juliette Welfling. DARSTELLER: Bérénice Bejo, Tahar Rahim, Ali Mosaffa, Pauline Burlet, Elyes Aguis.

Vor Jahren ist Samir (Mosaffa) in seine iranische Heimat zurückgezogen, seine Ehefrau Marie (Bejo) und die Kinder blieben in Paris. Nun kommt er auf Besuch, damit endlich die Scheidung finalisiert werden kann, und findet Marie aufgerieben zwischen ihrer Beziehung mit dem verheirateten Ahmad (Rahim) und den Troubles mit den beiden Kindern, dem kleinen Fouad und der pubertierenden Lucie – und weiß nicht recht, ob er eher als Störfaktor oder One-Man-Hilfstrupp betrachtet wird. FR. 01. 11., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR / SO. 03. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 13.30 UHR

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Stadtkino wohnt schl채ft leuchtet mordet im K체nstlerhaus Das Stadtkino hat im K체nstlerhaus sein Programm aufgenommen.

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SPIELFILME

PAUL RUDD

EXKLUSIV-INTERVIEW: GINI BRENNER

FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

Everybody’s Darling PAUL RUDD darf im schrulligschönem Freiluft-Kammerspiel Prince Avalanche gemeinsam mit EMILE HIRSCH durch den Wald tigern, SKIP hat ihn im urbanen Berlin getroffen.

Spaß im Wald Oh nein, ich war viel zu sehr damit beschäftigt, meine Depeche-Mode-Tapes zu ordnen.

Von Clueless bis Immer Ärger mit 40: Paul Rudd, ständiger Sympathie- und gelegentlicher Bartträger, ist Meister des Fachs „Scherzkeks mit Tiefgang“.

SKIP: Sind Sie gerne in freier Natur? PAUL RUDD: Naja, schon, hin und wieder mal. Aber ich könnte mir nicht vorstellen monatelang im Wald zu leben. Ich hatte aber mal eine Phase, da hab ich mich als echten Naturburschen gesehen. Ich hab mir neue Wanderschuhe gekauft, Zelte angeschaut und mich für Schlafsäcke interessiert. Aber wirklich viel draußen war ich dann trotzdem nicht.

Prince Avalanche spielt im Jahr 1988 – was haben Sie damals gemacht? Damals war ich das erste Jahr im College. Ich war Riesenfan der Band INXS und wollte unbedingt sein wie (deren 1997 verstorbener Frontman, Anm.) Michael Hutchence. Ich hatte genauso lange Haare und war auch überzeugt davon, dass ich tatsächlich so aussehe wie er – wenn ich mir Bilder von damals ansehe, muss ich aber zugeben, dass das überhaupt nicht der Fall war. Hatten Sie auch eine Paula Yates (Hutchences damalige Lebensgefährtin, Anm.)?

Sie sind jetzt schon sehr lange Schauspieler, aber erst in den letzten Jahren so richtig bekannt geworden … Ich habe schon in der Schule mit der Schauspielerei angefangen, und mein Hauptziel war damals das gleiche wie heute: Davon leben zu können. Und ich hab mir damals schon gedacht: Sollte ich einmal Erfolg haben, dann bitte langsam, aber anhaltend. Vor etwa 10 Jahren hatte ich mal eine Gastrolle in der TV-Serie Friends, und damals war ich schon locker 10 Jahre im Business. Und es war irgendwie schräg, als ich drüber nachdachte, dass mich mehr Leute in dieser einen Serienstaffel sehen würden als in allem, was ich vorher gemacht habe, zusammengenommen. Mal eine Milliarde (lacht). Aber auch wenn ich heute mehr oder weniger das gleiche Leben lebe wie vor 20 Jahren, merke ich doch, dass mich in letzter Zeit mehr Leute erkennen als früher. Leute kennen meinen Namen, das ist relativ neu. Demnächst startet das lang erwartete Sequel zu Anchorman mit Will Ferrell, Sie sind auch diesmal wieder dabei. Können Sie uns ein bisschen etwas darüber erzählen? Will und die Burschen sind einfach die Besten, wir hatten so viel Spaß. Ich kam gerade von einem unglaublich anstrengenden Theater-Engagement, und es war wunderbar, gleich danach wieder diesen echten Vollidioten spielen zu dürfen. Meine Figur, Brian Fantana, ist ja ein richtiger Vollkoffer. Ich mag ihn.

Prince Avalanche TRAGIKOMÖDIE. USA 2013. LÄNGE: 94 Min. REGIE: David Gordon Green. BUCH: David Gordon Green nach dem Originaldrehbuch von Hafsteinn Gunnar Sigurðsson. KAMERA: Tim Orr. SCHNITT: Colin Patton. MUSIK: David Wingo. DARSTELLER: Paul Rudd, Emile Hirsch.

Texas 1988. Straßenarbeiter Alvin (Rudd) soll über den Sommer die Markierungen einer Landstraße in einem Wald erneuern. Als Helfer hat er seinen Cousin (Hirsch) dabei, der die Waldeinsamkeit allerdings schwer uncool findet … Schräg-unterhaltsames Remake eines isländischen Films, für Regisseur David Gordon Green gabs dafür heuer in Berlin den silbernen Bären. FR. 25. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 23.30 UHR / SA 26. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR DI. 29. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 06.30 UHR

V’ 14


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V’13

SPIELFILME

ADÈLE EXARCHOPOULOS

EXKLUSIV-INTERVIEW: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

ABDELLATIF KECHICHES Cannes-Siegerfilm La vie d’Adèle macht auch nach der Goldenen Palme Schlagzeilen: Die Autorin der Vorlage ist unglücklich damit, und die Hauptdarstellerinnen haben unter ihrem Regisseur gelitten. ADÈLE EXARCHOPOULOS über die harten Dreharbeiten zu einem zärtlichen Liebesfilm.

Blaue Stunden Golden Lady. In Cannes erhielt Adèle mit ihrem Regisseur Abdellatif Kechiche und Co-Star Léa Seydoux die Goldene Palme – eine Entscheidung der Jury, die so noch nie dagewesen ist.

SKIP: Sie tragen im Film Ihren eigenen Vornamen. Hat Sie das nicht irritiert? ADÈLE EXARCHOPOULOS EXARCHOPOULOS: Nein, das hat sich ergeben, während wir improvisiert haben. Abdellatif hat mich gefragt, ob es mir etwas ausmacht, den Namen im Film zu behalten, und mir erzählt, dass „Adèle“ auf Arabisch „Gerechtigkeit“ bedeutet. Das hat mir gut gefallen. Adèle weint sehr schnell. Ist Ihnen das leicht gefallen, weil Kechiche Sie so streng behandelt hat? Er treibt einen zwar ständig ans Limit, aber das ergibt eben die besten Resultate. Es war aber nicht so, dass er gemein zu uns gewesen wäre und ich deswegen geweint hätte, er trieb uns einfach immer an und motivierte uns. Klar, dass wir alles geben mussten, was wir hatten, Intimität, Tränen, Gefühle. Das war hart, aber so sind die Tränen von selbst gekommen.

Kechiche sagt, dass er zwischen den Sexszenen und den Essensszenen keinen Unterschied sieht. Sehen Sie das auch so? Ich habe alle Szenen anspruchsvoll gefunden, nur eben auf unterschiedliche Weise. Bei den Sexszenen ist man eben nackt und geniert sich vor dem anderen Mädchen. Léa und ich haben uns vorher nicht gekannt, und ich hatte Angst, dass es vielleicht nicht glaubhaft wirkt. Es gab keine Choreografie, Abdellatif wollte das Ganze realistisch haben, er wollte die Sprache der Haut, der Körper, des Gefühls, also haben wir uns einfach gehen lassen. Fordernd war es trotzdem. Haben Sie recherchiert, um zu sehen, was zwei Frauen alles miteinander anstellen können im Bett? Vor dem ersten Mal nicht, weil wir uns einfach vorgestellt haben, wie zwei Mädchen miteinander zärtlich sind, das ist ja einfach. Aber Sexualität entwickelt sich weiter in einer Beziehung, also haben wir Positionen im Internet recherchiert. Wir waren total überrascht, was es da alles für Möglichkeiten gibt (lacht). Ich glaube, das war für mich einfacher, weil meine Figur ihre Sexualität erst entdeckt. Léas Figur ist ja erfahren, sie musste also die Zügel in die Hand nehmen. Adèle liest im Film La vie de Marianne von Marivaux, ein Lieblingsbuch von Kechiche. Das mussten Sie doch sicher auch lesen? Ich hätte es lesen sollen, aber ich habs nicht getan. Abdel hat mir gesagt, das sei total wichtig für die Rolle, und er wollte eine Zusammenfassung wie in der Schule. Aber sechshundert Seiten? Nach hundert hab ich aufgegeben, und ich kann mich an nichts erinnern. Und als Abdel mit mir darüber geredet hat, hab ich halt einfach nur genickt und ja gesagt (lacht).

La vie d’Adèle – Chapitres 1 et 2 LIEBESFILM. FRANKREICH 2013. LÄNGE: 175 Min. REGIE: Abdellatif Kechiche. BUCH: Abdellatif Kechiche, Ghalia Lacroix. KAMERA: Sofian El Fani. SCHNITT: Albertine Lastera, Camille Toubkis, Jean-Marie Lengellé, Ghalia Lacroix. DARSTELLER: Adèle Exarchopoulos, Léa Seydoux.

Mit 15 stellt Adèle (Adèle Exarchopoulos) nicht in Frage, dass Mädchen und Buben zusammengehören. Bis ihr eine junge Frau mit blauen Haaren (Léa Seydoux) begegnet und sich ihr Leben, ihr Begehren und die Liebe für immer ändert: Abdellatif Kechiche gelingt eine große Liebesgeschichte über eineinhalb Jahrzehnte, explizit emotional und erotisch, und basierend auf der Graphic Novel Le bleu est une couleur chaude von Julie Maroh. SO. 03. 11., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR / MO. 04. 11., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

V’ 16


TSAI MING-LIANG

EXKLUSIV-INTERVIEW: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

Ende ohne Schrecken Für seinen, wie er selbst sagt, letzten Kinofilm Jiao You bekam TSAI MING-LIANG in Cannes den Großen Preis der Jury. Im SKIP-Interview wirkt der taiwanesische Regisseur erleichtert über seine Entscheidung – und plant keineswegs, in Zukunft Ruhe zu geben.

SKIP: Dieser Film wirkt wie der düsterste in Ihrer ganzen Laufbahn. Warum ist das so? TSAI MING-LIANG: (lacht) Die Frage find ich lustig. Ich habe eine jüngere Schwester, die Nonne ist, und sie hat eines Tages zu mir gesagt: „Kannst du nicht aufhören, dauernd diese deprimierenden, düsteren Filme zu machen?“ Dabei sind meine Filme doch nicht düster, ich filme doch nur manchmal düstere Einstellungen! Aber vielleicht habe ich ja nur einen einzigen Film gemacht, einen sehr langen Film, der zwanzig Jahre gedauert hat. (lacht) Sie haben angekündigt, dass Jiao You Ihr letzter Kinofilm sein soll, und dass Sie das Gegenwartskino uninteressant finden. Was ist schuld an dieser Entwicklung? Ich denke, das hat mit den Werten der Gesellschaft zu tun, die immer oberflächlicher werden. Kino ist in meinen Augen heute nur mehr ein Werkzeug, um viel Geld zu verdienen. Und auch das Publikum hat sich verändert, besonders die jungen Zuschauer, die an Computerspiele gewöhnt sind. Die Qualität ihrer Aufmerksamkeit hat sich verändert. Ist Ihr Film eine Gegenbewegung dazu? Ja, offensichtlich (lacht). Aber das ist immer eine Frage von Gewohnheiten. Ich zum Beispiel bin aufgewachsen mit kommerziellem Kino, aber um der zu werden, der ich heute bin, brauchte ich auch eine andere Art von Kino als Gegenprodukt. Die Welt, in der wir heute

leben, scheint größer zu sein, und es wirkt, als hätten wir mehr Information von überall her. Tatsächlich aber sind wir noch eingeschränkter als zuvor, durch die Kommerzialisierung von allem und jedem. Früher war in Taiwan vieles durch die Politik eingeschränkt, es gab eine strenge Zensur. Heute scheinen wir frei zu sein, aber nun limitiert das reine Geschäft extrem, was wir überhaupt zu sehen bekommen. Welche Chance hat poetisches Kino wie das Ihre, auf einem Markt zu überleben, wo Thriller und Actionfilme die Regel sind? Das Problem ist das System, weil die Filmverleiher und die Kinobesitzer ein kommerzielles Produkt wollen, mit dem sie Tickets verkaufen können. Dieser Film hat einen internationalen Verleih gefunden, aber in Taiwan werde ich ihn hauptsächlich in Museen zeigen können. Ich plane eine neue Art des Verleihs durch die Museen, und ich hoffe, wir können so das Verleihsystem erneuern, um mehr Platz für kreatives Kino zu erobern.

Family Affair. Tsai Ming-liang (in Jeans) inmitten seiner Filmfamilie: Rechts Lieblingsschauspieler Lee Kang-sheng, links Lu Yi-ching, sowie Tsais Patenkinder Lee Yicheng und die kleine Lee Yi-chieh.

Jiao You DRAMA. TAIWAN/FRANKREICH 2013. LÄNGE: 138 Min. REGIE: Tsai Ming-liang. BUCH: Tsai Ming-liang, Tung Cheng yu, Peng Fei. KAMERA: Liao Pen Jung, Sung Wen Zhong. SCHNITT: Lei Chen Ching. DARSTELLER: Lee Kang-sheng, Lu Yi-ching, Lee Yi-cheng, Lee Yi-chieh.

Ein Mann und seine beiden Kinder gehen nach Taipeh, um in der menschenfeindlichen Betonhölle ihr Dasein zu fristen: Nachts schlafen sie in verlassenen Häusern, tagsüber arbeitet er als lebendes Werbeschild, während die Kinder sich die Zeit im Einkaufszentrum vertreiben: Tsai Ming-liangs Stray Dogs, wie der Film auf Englisch heißt, wirkt mit gewaltiger Wucht auf seine Zuschauer – wenn die die Bereitschaft mitbringen, sich auf den Film einzulassen. SA. 02. 11., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR / SO. 03. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 11.00 UHR

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V’13

SPIELFILME

KELLY REICHARDT

EXKLUSIV-INTERVIEW: GINI BRENNER

FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

Less is more. KELLY REICHARDT (Meek’s Cutoff) macht sich mit meisterhaftem Minimalismus jedes Genre untertan – in Night Moves verbindet sie Öko-Thriller mit Psychodrama. SKIP sprach mit ihr über den grünen Hintergrund ihres neuen Films.

Zurück in der Zivilisation: Kelly Reichardt flankiert von ihren hochkarätigen Hauptdarstellern Dakota Fanning und Jesse Eisenberg am Red Carpet in Venedig.

Wild Things SKIP: Gibt es diese Öko-Aktivisten-Szene, wie man sie in Ihrem Film sieht, eigentlich wirklich? KELLY REICHARDT: Jaja, im Nordwesten der USA gibt es eine Menge radikaler Umweltschützer, das hat eine lange Geschichte dort. Vielleicht, weil es dort riesige Waldbestände gibt, deren ständige Zerstörung aus Gründen des wirtschaftlichen Profits so offensichtlich ist. Es ist eine Gegend der Extreme: Zum Beispiel gibt es in dem Teil von Oregon, wo wir gedreht haben, jede Menge ultralinke Bauernhof-Kommunen: Selbstversorgung, Hausunterricht … Und dann gleich daneben Farmen, die von ultrarechten Konservativen geführt werden: Selbstversorgung, Hausunterricht … (lacht). Und die glauben alle, sie sind ganz anders als die anderen. Wie war es, dort zu drehen? Faszinierend. Die Farm, wo wir waren, war ja auf totale Selbstversorgung aufgebaut: Eigenes Wasser, eigenes Essen, eigener Solarstrom … das bringt einen wirklich zum Nachdenken darüber, wie viel Arbeit

und Logistik tatsächlich dahinter steckt, jeden Tag Essen auf den Tisch zu bekommen. Dafür erzeugen sie mit ihren kleinen Solarzellen auf den Dächern viel mehr Strom, als sie verbrauchen können, den verkaufen sie weiter. Es ist wirklich eine ganz andere Art zu leben. Sicher auch nicht perfekt. Nach ein paar Wochen haben die Schauspieler alle gesagt: „Ich will jetzt unbedingt Bauer werden!“, und die Bauern darauf: „Kann ich mit euch in die Stadt kommen, ich will auch Schauspieler werden!“ (lacht). Ihre Protagonisten werden im Film als Terroristen gejagt. Sind sie das wirklich? Wie sehen Sie das? Es ist jedenfalls nicht das Wort, das ich verwenden würde. Wissen Sie, in den 1990ern gab es in den USA zahlreiche Gruppen radikaler Umweltschützer, die mit ihren Aktionen einigen Schaden angerichtet haben. Ich spreche hier von Sachbeschädigung, kein Personenschaden. Und viele von denen sitzen jetzt im Gefängnis mit Haftstrafen von 350 Jahren. Ich weiß nicht, was mit Terrorismus wirklich gemeint ist, das ist so ein Schlagwort geworden. Ist radikal ein Wort, das Sie für Ihre Art des Filmemachens verwenden würden? Nein … nein, das würde ich nicht. Wenn ich ins Kino gehe und mir einen Film anschaue, und vorher laufen die Trailer von irgendwelchen Blockbustern – das ist für mich radikal. Diese unglaubliche Menge an Reizen, die da auf eine losgelassen wird, der Sound, dieses Bombardement, das finde ich radikal. Es ist einfach zu viel.

Night Moves THRILLER-DRAMA. USA 2013. LÄNGE: 112 Min. REGIE & SCHNITT: Kelly Reichardt. BUCH: Jonathan Raymond, Kelly Reichardt. KAMERA: Christopher Blauvelt. MUSIK: Jeff Grace. DARSTELLER: Dakota Fanning, Peter Sarsgaard, Jesse Eisenberg.

Kelly Reichardt macht genau das Independent-Kino, bei dem die Stars trotz Mini-Gagen unbedingt dabei sein wollen. In Meek’s Cutoff litt Michelle Williams im Wilden Westen, in Night Moves pflanzen Dakota Fanning, Jesse Eisenberg und Peter Sarsgaard als Öko-Aktivisten Zwiebeln, Rüben – und Sprengstoff: Getarnt als Ausfügler mit eigenem Boot wollen sie einen der Staudämme in die Luft jagen, die das lokale Ökosystem ruiniert haben. Doch der Plan hat böse Kollateralschäden ... MI. 30. 10., GARTENBAUKINO, 21.00 UHR / SA. 02. 11., GARTENBAUKINO, 10.30 UHR

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MARINE VACTH

GÉRALDINE PAILHAS

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V’13

SPIELFILME

MADS MIKKELSEN

TEXT: MAGDALENA MIEDL

FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

Männer, Pferde, Abenteuer Ohne Mads kein Michael: ARNAUD DES PALLIÈRES wollte seinen Michael Kohlhaas unter keinen Umständen mit einem anderen Schauspieler verwirklichen. SKIP findet das gut – und hat bei MADS MIKKELSEN nachgefragt, was er von Kostümfilmen hält.

Zügellos: Keiner könnte den sprichwörtlichen Gerechtigkeitsfanatiker Michael Kohlhaas besser darstellen als der feurige Däne Mads Mikkelsen.

SKIP: Arnaud des Pallières hat sich in den Kopf gesetzt, diesen Film mit Ihnen zu machen. Waren Sie geschmeichelt? MADS MIKKELSEN: Nicht unbedingt, ich hatte diese Ehre schon bei anderen Filmen und habe dann trotzdem abgelehnt. Aber hier war ich neugierig: Warum will einer für diese Rolle einen Dänen, der mit der Sprache schon Probleme hat, warum nicht einen französischen Darsteller? Aber er wusste genau, was er wollte. Er hatte mich in einer Reihe von Filmen gesehen, und aus irgendeinem Grund brauchte er mein Gesicht, es gab da keine Alternative. Der Film ist sehr visuell, sehr sinnlich: die Hände, die schmutzigen Füße, die Pferde, alles hat eine besondere Textur. Sie sind als Michael Kohlhaas ununterbrochen auf dem Pferd unterwegs. Ja, und das ist ja viel mehr als nur reiten, es ging hier darum, mit den Pferden und der Natur eins zu sein. Ich habe mit diesen verdammten Tieren sechs Wochen zusammengelebt, und ich musste mich so sicher fühlen, dass ich es sogar zusammengebracht habe, ein kleines Fohlen aus einem erwachsenen Pferd rauszuziehen. Sowas kann man ja nicht lernen, das muss man tun. Sie haben schon oft historische Figuren gespielt. Liegt Ihnen das? Ich sehe diese Kostümfilme gar nicht als historisch an. Die

Gründe dafür, einen historischen Film zu machen, sind selten, weil jemand eine Geschichtsstunde halten will, sondern weil diese Begebenheiten uns etwas über unsere Gegenwart sagen. Das ist auch bei Michael Kohlhaas der Fall, das ist eine sehr gegenwärtige Geschichte, die niemals alt werden wird. Für Geschichtsstunden können Sie auch BBC-Dokus schauen. Wie sehr haben Sie sich mit den historischen Umständen der Kohlhaas-Figur befasst? Arnaud und ich haben viel darüber gesprochen, er ist ein echter Intellektueller, viel mehr als ich. Aber Geschichte, Philosophie, all das interessiert mich nicht, während wir filmen, erst am Abend, wenn wir über die Hintergründe sprechen. Katholizismus, Protestantismus, gut, das ist spannend. Aber für meine Arbeit ist das irrelevant, ich muss nur wissen, was dieser eine Mann denkt. Ich weiß, dass er Protestant ist, und ich weiß, dass er der Kirche seiner Zeit fern ist, er lässt die ganze Kirchensache einfach aus. Das macht ihn sehr radikal. Und dabei ist egal, ob er dieser oder jener Religion angehört.

Michael Kohlhaas DRAMA. FRANKREICH/DEUTSCHLAND 2013. LÄNGE: 122 Min. BUCH & REGIE: Arnaud des Pallières. KAMERA: Jeanne Lapoirie. SCHNITT: Sandie Bompar, Arnaud des Pallières. DARSTELLER: Mads Mikkelsen, Mélusine Mayance, Delphine Chuillot, David Kross.

Der Stoff ist Pflichtlektüre im Deutschunterricht, wurde aber noch nie mit so trockener Eleganz verfilmt: Heinrich von Kleists Novelle Michael Kohlhaas handelt von einem Pferdehändler, der nach einem Betrug bei der nächsthöheren Instanz vergeblich nach Justiz sucht und daraufhin zum mordenden und brandschatzenden Rächer seines eigenen Gerechtigkeitsempfindens wird. Regie führte Arnaud des Pallières, der von sich behauptet, kein Wort Deutsch zu sprechen, und das Ganze daher nach Nordfrankreich verlegte. FR. 01. 11., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR / SA. 02. 11., URANIA, 11.00 UHR

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V’13

SPIELFILME

GÖTZ SPIELMANN

EXKLUSIV-INTERVIEW: KURT ZECHNER

FOTOS: FILMLADEN (3) / ANDREA MÜHLWISCH (1)

Stillleben

Programmiert mit Liebe: Einmal im Oktober und einmal im November zeigt die VIENNALE GÖTZ SPIELMANNS (Revanche) neuesten Film Oktober November. SKIP hat mit dem Wiener Regisseur über die Intensität der Stille und die Essenz des Erfolgs gesprochen.

Oktober November Mit formidablem Cast und MARTIN GSCHLACHTS wunderschönen Bildern, erzählt GÖTZ SPIELMANN seine atmosphärische Familiengeschichte.

DRAMA. ÖSTERREICH 2013. LÄNGE: 115 Min. BUCH & REGIE: Götz Spielmann. KAMERA: Martin Gschlacht. SCHNITT: Karina Ressler. DARSTELLER: Ursula Strauss, Nora von Waldstätten, Peter Simonischek, Sebastian Koch, Johannes Zeiler.

SONJA (Waldstätten) lebt in Berlin und ist umjubelter Fernsehstar. Ihre Schwester Verena (Strauss) ist daheim im Dorf geblieben und lebt mit Mann, Kind und Vater in ihrem Elternhaus, einzige Abwechslung ist eine Affäre mit dem Dorfarzt. Als der Papa (Simonischek) nur knapp einen Herzinfarkt überlebt, kommt auch Sonja wieder heim. Ein schwieriges Wiedersehen, das lang verdrängte Konflikte an die Oberfläche schwemmt: Verena spürt Eifersucht auf die weltläufige, schöne Schwester, Sonja wiederum merkt schmerzlich, wie sie die familiäre Wärme und Liebe in ihrem Berliner Penthouse vermisst hat. DO. 31. 10., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR SO. 03. 11., URANIA, 13.30 UHR

V’22

SKIP: Sie kommen gerade vom Filmfestival in Toronto, wo Oktober November Weltpremiere gefeiert hat – wie wars? GÖTZ SPIELMANN: Sehr schön. Was ich bemerkt habe – und das freut mich sehr –, ist, dass Oktober November sehr fremd ist in der jetzigen Filmwelt, inmitten dieses Lärms, der da sonst heute so üblich ist. Ein Kritiker, dem der Film nicht gefallen hat, hat ihn bezeichnet als „das wahrscheinlich stillste Drama des Jahres“. Der empfand das als negativ. Und dabei find ich gerade den Satz wunderschön. Ich wünschte, uns wäre das fürs Marketing eingefallen (lacht). Was bedeutet diese Stille für Sie? Für mich waren die schönsten, die wichtigsten, die beglückendsten Filme immer die stillen. Ich finde, dass Vergrößerung und Dramatisierung vom eigentlichen Leben wegführt; dass man der Essenz näher kommt, wenn man diese Oberflächendramatik wegnimmt. Ich wollte einen sehr intensiven Film machen, der dabei möglichst undramatisch ist. Wie haben Sie sich für Ihre Hauptdarstellerinnen entschieden? Die Ursula hatte ich schon beim Schreiben im Kopf – bei der Nora ist dann etwas ganz Seltsames passiert. Ich hab mir ja vorher schon gedacht, dass die beiden jeweils für sich die Idealbesetzungen wären – aber sich vielleicht nicht so recht als Schwestern ausgehen würden. Aber als wir es dann doch ausprobiert haben, haben sie auf seltsame Weise immer mehr begonnen, sich sogar ähnlich zu sehen (lacht).

Spielmann mit Uschi Strauss und seinem Kameramann Martin Gschlacht in dem Gasthaus in Annaberg, das gleichzeitig Filmkulisse und Unterkunft am Drehort war.


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y-Hour Punsch-Happ hr is 22 U Freitag 14 b d!

Stan beim HGM-

Sie haben drauf bestanden, dass Nora für die Szene auf dem Gipfel wirklich selber auf den Berg steigt … Ja, es war mir wichtig, dass sie dort nicht hinchauffiert wird, sondern selber hingeht. Nicht aus trivialen Gründen, etwa damit sie ein bisschen erschöpft aussieht, sondern weil der Aufstieg eine Erfahrung ist, die die Figur da oben am Berg braucht. Sie hat mir später erzählt, dass sie anfangs dachte: „Was ist denn das für eine abstruse Idee?“, dass es aber dann eine großartige Erfahrung für sie war. Sie machen seit den 80ern Filme, aber erst mit Revanche kam der große internationale Erfolg, bis hin zur Oscarnominierung. Wie ging und geht es Ihnen damit, wenn Sie jetzt plötzlich von allen möglichen Leuten hofiert werden? Ich liebe die Anerkennung, wurscht aus welchen Gründen sie auf mich einprasselt (lacht). Es hat sich da ja fast eine Art Stolz auf den österreichischen Film freigesetzt, der ruhig auch einmal ein wenig unreflektiert sein darf. Aber der eigentliche Erfolg meiner Arbeit besteht für mich darin, wenn ich spüre, dass mein Film für jemanden wichtig ist. Und in all den Jahren, wo ich eben in der Öffentlichkeit nie vorgekommen bin, wenn man die „wichtigen“ Filmemacher genannt hat, habe ich immer wieder gemerkt, dass meine Filme für Zuschauer sehr wohl wichtig sind. Und dass mir meine Arbeit wichtig ist. Haben Sie eigentlich jemals damit gehadert, dass sie mit Ihrem künstlerischen Ausdruck ausgerechnet bei der doch eher mühsamen Disziplin Film gelandet sind? Ja, in meinem Leben gabs in der Tat einige Phasen, in denen ich damit gehadert habe (lacht). Weil es eine harte und schwere Arbeit ist, und das, was daran beglückt, dann oft nur einen kleinen Teil ausmacht. Und man ist sehr abhängig, vom Geld, vom Erfolg … dabei bin ich ein sehr freiheitsliebender Mensch. Aber es wäre lächerlich, mich jetzt darüber zu beschweren, ich habe mir diesen Beruf ja selber ausgesucht.

Der Eintritt ist frei!

Adventzauber im Arsenal

Fr., 29.11.2013 bis So., 01.12.2013 „Ich finde, dass Vergrößerung und Dramatisierung vom eigentlichen Leben wegführt.“

Mittelalterlicher Adventmarkt

www.hgm.or.at

Heeresgeschichtliches Museum 1030 Wien · Arsenal Straßenbahn D/O/18

www.bundesheer.at

SCHUTZ & HILFE


V’13

SPIELFILME

CLIO BARNARD

EXKLUSIV-INTERVIEW: JULIA PÜHRINGER

FOTOS: VIENNALE

Die britische Filmemacherin CLIO BARNARD schickt in The Selfish Giant zwei Teenager sehr frei nach OSCAR WILDE auf den Schrottplatz. SKIP plauderte in Cannes mit ihr über Menschen- und Pferdedarsteller. die tatsächlichen Ereignisse hält, sieht Ben Affleck locker: „Es heißt ‚Basierend auf einer wahren Geschichte‘ – da darf man sich keine Dokumentation erwarten.“

Boys will be boys Sie hat ihre Karriere mit der Semi-Doku The Arbor begonnen, nun ist sie sozial real: Regisseurin Clio Barnard hat mit ihrem genialen Sittenbild heuer in Cannes den EuropaCinema-Preis gewonnen.

SKIP: Wo haben Sie die zwei Burschen für The Selfish Giant gefunden? Die sind ja echte Naturtalente! CLIO BARNARD: Conner haben wir gleich am ersten Tag entdeckt. Er hat gedacht, er spricht fürs Schultheater vor und kann so den Unterricht schwänzen (lacht). Shaun kam dann etwas später zu einem Casting. Eine alte Filmemacherweisheit besagt ja: Drehe nie mit Kindern und Tieren. Sie haben in Ihrem Film Kinder UND Pferde … wie war das? Ich sage: Dreh immer mit Kindern und Pferden! Ich bin jetzt schließlich Expertin. Es war toll, ich bin wegen der strengen Drehbedingungen für Kinder abends immer zu einer zivilisierten Uhrzeit heimgekommen, herrlich (lacht)! Und die Pferde waren auch nicht viel anders als menschliche Schauspieler. Die Pferdedarsteller waren aber auch sehr, sehr gut (lacht). Sie tragen in diesem Film die Fackel des filmischen Sozialrealismus im Sinne von Ken Loach und Mike Leigh weiter … Ich habe auch viel von ihren Filmen gelernt. Was man aber nicht vergessen darf: Auch wenn wir glauben, dass das, was sie zeigen, alles irgendwie real ist – es sind letztlich doch erfundene Geschichten. Es ist halt eine Filmsprache, die wir gelernt haben.

Sie kommen auch aus der selben filmischen Richtung wie Leigh und Loach. Das stimmt, aber ich komme aus einer anderen Klasse. Ich möchte mich nicht in Allgemeinplätzen über eine ganze Gruppe von Menschen äußern. Was ich aber schon gesehen habe, ist, dass vor allem Buben heutzutage oft Vorbilder vermissen und es noch dazu in manchen Gegenden für junge Leute aus der Arbeiterschicht kaum Möglichkeiten gibt. Es gibt ziemlich viel Metall in Ihrem Film … Stimmt. Ich bin seither jedenfalls ein Riesenfan von Strommasten! Die sind so schön! Und auch der Schrottplatz ist ein ungemein spannender Ort, ganz egal, wie alt man ist. Und erst diese Maschine, die die dicken Drähte entmantelt – als man mir die gezeigt hat, war mein erster Gedanke war: Was für ein großartiges Monster mit diesen Metallzähnen! Wie haben Sie die spektakulären Landschaftsaufnahmen geplant? Das Lob dafür gebührt da ganz allein meinem Kameramann, Mike Eley. Er hat einen untrüglichen Instinkt, er ist einfach rausgegangen und hat an einem sehr verhangenen Morgen beim Kraftwerk gedreht, lange, bevor wir anderen alle aus den Federn waren.

The Selfish Giant DRAMA. GROSSBRITANNIEN 2013. LÄNGE: 93 Min. BUCH & REGIE: Clio Barnard. KAMERA: Mike Eley. SCHNITT: Nick Fenton. DARSTELLER: Conner Chapman, Shaun Thomas, Sean Gilder, Lorraine Ashbourne, Ian Burfield.

Sie fluchen wie die Großen und sind mit ihren 13 Jahren doch noch Knirpse: Arbor (Conner Chapman) und Swifty (Shaun Thomas), zwei Teenager aus Bradford, bessern sich statt dem Schulbesuch ihr nicht vorhandenes Taschengeld auf – für Schrottplatzbesitzer (Sean Gilder) sammeln sie altes und stehlen sie neues Metall, ruinieren so beinahe ihre Freundschaft und völlig unbekümmert fast sich selbst. Ein zärtlicher wie ungemein klarsichtiger Film über Gesellschaft und Landschaft. SA. 02. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 23.30 UHR / MO. 04. 11., URANIA, 16.00 UHR

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SPIELFILME

REBECCA ZLOTOWSKI

EXKLUSIV-INTERVIEW: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

Strahlende Aussicht. REBECCA ZLOTOWSKIS zweiter Film spielt in einem Kernkraftwerk – und das steht in Niederösterreich: Heimlicher Hauptdarsteller in Grand Central ist das stillgelegte Atomkraftwerk Zwentendorf.

Zwentendorf, ja bitte!

Radioaktiv: Léa Seydoux, Schauspielkollegin Camille Lellouche und die großartige Rebecca Zlotowski strahlten in Cannes um die Wette.

SKIP: Warum spielt diese Amour Fou ausgerechnet in einem Kernkraftwerk? REBECCA ZLOTOWSKI:: Ein Kraftwerk ist eine perfekte Analogie für eine Liebesgeschichte. Die Strahlung funktioniert als Metapher für die Liebe, die auch aufregend, gefährlich, tödlich sein kann, denken Sie sich die Adjektive selbst dazu. Diese Idee gibt dem Film auch die Form: Wenn wir das Kraftwerk filmen, bleiben wir immer auf Augenhöhe. Der Bau ist 50 Meter hoch, ich hätte fantastische Aufnahmen machen können, aber die habe ich mir verboten, weil ich bei den Menschen bleiben wollte. Ich habe keinen politischen Zugang zur Kernenergie, keinen Umweltgedanken, sondern dachte rein formal: Was ist dieser Ort? Was erzählt er uns von der Megalomanie des Menschen, etwas so Künstliches zu bauen, das so gefährlich werden kann? Hatten Sie beim Filmen in einem realen Atomkraftwerk keine Angst vor der Strahlung? Wir haben zwar in einem realen Kraftwerk gedreht, aber in einem, das nie in Betrieb war, nämlich in Zwentendorf in Niederösterreich.

Nach dem Bau wurde damals bekanntlich abgestimmt, die Österreicher stimmten dagegen, also steht es jetzt da, wie ein Museum. Heute wird es genutzt, um Arbeiter auszubilden. Und auch Leute von Greenpeace kommen dorthin, um sich für den Kampf gegen Atomenergie zu informieren. Das ist ein surrealer Ort, das Gebäude steht leer, es gibt nur einen einzigen Typen, der es verwaltet. Dieser Ort war für uns wie ein Wunder, ohne ihn wäre dieser Film wohl nicht möglich gewesen. Wir hätten nicht das Geld gehabt, das in einem Studio nachzubauen. Hat der Atomunfall in Fukushima Ihr Filmprojekt verändert? Er hat das Thema nicht verändert, aber vieles an Erfahrungen zugänglich gemacht, und bei den Arbeitern, bei denen ich recherchiert habe, wurde heftig diskutiert. Die Männer dort arbeiten gern in dieser Industrie, sie sagen, sie lieben ihren Beruf, vielleicht gerade weil sie wissen, dass es gefährlich ist. Das macht den Job wertvoller, und sie fühlen sich dabei frei. Ich könnte heulen deswegen: Wir lassen diese Leute einen so gefährlichen Job machen, weil wir meinen, ihre Haut sei weniger wert als unsere. Es ist okay, die werden vielleicht sterben, und dabei denken, dass sie frei sind. Und wir lassen sie in dem Glauben, dass das cool sei, verstehen Sie?

Grand Central LIEBESFILM. FRANKREICH/ÖSTERREICH 2013. LÄNGE: 94 min. REGIE: Rebecca Zlotowski. BUCH: Gaëlle Macé, Rebecca Zlotowski, nach La centrale von Élisabeth Filhol. KAMERA: George Lechaptois. SCHNITT: Julien Lacheray. DARSTELLER: Tahar Rahim, Léa Seydoux, Olivier Gourmet, Denis Ménochet, Johan Libéreau.

Der junge Gary (Tahar Rahim) nimmt einen Job in einem Kernkraftwerk an, die Bezahlung ist gut, die Mannschaft eingeschworen, Gary fühlt sich schnell wohl. Doch im Team sind auch Toni (Denis Ménochet) und dessen sinnliche Frau Karole (Léa Seydoux). Wie die Radioaktivität Tag für Tag den Körper von Gary vergiftet, kriecht auch die Liebe zu Karole unmerklich unter seine Haut. DO. 31. 10., KINO AM SCHWARZENBERGPLATZ, 23.00 UHR / DI. 05. 11., GARTENBAUKINO, 13.30 UHR

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SPIELFILME

STEVEN KNIGHT

EXKLUSIV-INTERVIEW: KURT ZECHNER

FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

Autofahrer unterwegs: Die erst zweite Regiearbeit des Filmemachers (Hummingbird) und Millionenshow-Miterfinders STEVEN KNIGHT ist ein formal und inszenatorisch aufregend minimalistisches Road-Movie um einen Mann (TOM HARDY) auf dem Weg in die Arbeit.

Warten auf Beton

Knight moves. Steven Knight und sein Hauptdarsteller Tom Hardy bei den Filmfestspielen von Venedig.

SKIP: Es ist ungewöhnlich, einen ganzen Film einem Mann zu widmen, dessen Aufgabe es ist, eine Betonlieferung zu überwachen. STEVEN KNIGHT: Sie meinen, weil das nicht so spannend klingt (lacht)? Wissen Sie, ich habe vor Jahren mal auf einer Baustelle gearbeitet, die Ankunft des Betons war jedes Mal ein heiliger Moment. Alles hatte vorbereitet zu sein. Wie bei einem Staatsbesuch. Wenn diese Laster daherkommen, darf nichts schiefgehen, sonst kostet das ein Vermögen. Wenn der Beton an die falsche Stelle gerät, muss alles wieder abgegraben werden. Ich habe Zeit mit dem Mann verbracht, der Lockes Job in Wirklichkeit gemacht hat – er war Bauleiter bei The Shard in London, diesem großen Glasturm. Man sieht dieses riesige Gebäude an und denkt sich: „Was, dieser unauffällige Mann hat das alles organisiert?“ Und zwar alles, die Lastwagen, den Beton, alles. Der Architekt hat die Pläne entworfen, aber gebaut hat es er. Es braucht wohl spezielle Meschen, die in der Lage sind, so etwas zu machen. Ja, das ist harte Arbeit. Man muss knallhart und fokussiert sein. Und diese Leute lieben ihre Gebäude, die sind ihnen ein sehr persönliches Anliegen.

Erinnert an Regisseure und ihre Filme … Das ist sehr ähnlich. Für mich ist Regieführen oft wie eine Militäroperation. Eine Person muss die Letztverantwortung tragen, wie auf einer Baustelle. Aber ich glaube, auf Baustellen geht es um einiges effizienter zu als bei Dreharbeiten (lacht). War es schwierig, diesen Film finanziert zu bekommen? Ich denke, es ist sicher nicht leicht, das einem Produzenten schnell zu vermitteln … Es war sogar relativ leicht, weil Tom Hardy von Anfang an dabei war. Wenn es einem gelingt, mit so einem geringen Budget, wie wir es veranschlagt hatten, einen derartigen Star für das Projekt zu gewinnen, dann ist das schon die halbe Miete. Wie haben Sie das mit den Telefongesprächen so hingekriegt? Wir haben die in einem Konferenzraum in einem Business-Hotel direkt an der Londoner Außenringautobahn aufgenommen, in Echtzeit, von Anfang bis Ende. Die Telefongespräche sind echt, die Kameras draußen bei Tom sind währenddessen die ganze Zeit gelaufen. Alle 28 Minuten waren die Speicherkarten voll, da wurde alles fixiert, die Speicherkarten, Linsen und Perspektiven gewechselt, alles wieder aufgebaut und dann haben wir weiter gemacht. Dazu ein paar Gläser Rotwein, das ging so bis fünf Uhr morgens.

Locke DRAMA. GROSSBRITANNIEN 2013. LÄNGE: 85 Min. BUCH & REGIE: Steven Knight. KAMERA: Haris Zambarloukos. SCHNITT: Justine Wright. DARSTELLER: Tom Hardy. IN DER OV MIT DEN STIMMEN VON: Ruth Wilson, Andrew Scott, Olivia Colman, Tom Holland.

Ivan Locke (großartig als Soloact: Tom Hardy) ist im Auto unterwegs nach London und unter enormem Zeitdruck. Warum das so ist, erschließt sich in Steven Knights genialem Kammerspiel erst allmählich: Eigentlich wird Locke von seiner Familie daheim zum Fußballschauen erwartet, außerdem soll er die Vorbereitungen für ein Wolkenkratzer-Fundament überwachen, das am nächsten Tag gegossen werden soll. Doch da liegt eine Frau mit Wehen im Spital und erwartet ihn dringend an seiner Seite ... MI. 06. 11., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR (NUR MIT EINLADUNG) / MI. 06. 11., GARTENBAUKINO, 23.30 UHR

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SPIeLFILMe

Inside Llewyn Davis

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neW York, Anfang der sechziger Jahre: Der glücklose Folksänger Llewyn Davis (Oscar Isaacs) wohnt seit Wochen nur mehr auf der Couch bei wechselnden Freunden. Es ist jener Moment in der Musikgeschichte, bevor Folk sich von lieblichen Heile-WeltHarmonien löst und Drama und Weltuntergang

L’inconnu du lac

Pardé

Drama. USa 2013. Länge: 97 Min. regie & BUch: Alain Guiraudie. Kamera: Claire Mathon. Schnitt: Jean-Christophe Hym. DarSteLLer: Pierre Deladonchamps, Christophe Paou, Patrick d’Assumçao.

Drama. iran 2013. Länge: 106 Min. regie: Jafar Panahi, Kamboziya Partovi. BUch & Schnitt: Jafar Panahi. Kamera: Mohammad Reza Jahanpanah. DarSteLLer: Kamboziya Partovi, Maryam Moghadam, Jafar Panahi.

Ein heißer Sommer am See, die Sonne blitzt über dem Wasser, der Himmel strahlt knallblau, die Bäume rauschen, am Strand liegen nackte Kerle, die sich im Wäldchen vergnügen, einander begehren und beobachten. Mittendrin sonnt sich der pummelige Henri, frisch geschieden, und freundet sich mit Franck an. Der wiederum ist scharf auf Schnauzbartträger Michel, der nachts seinen Ex-Liebhaber ertränkt hat … Erotisch expliziter, spannender Sommerthriller. Jp

Wer wie Jafar Panahi im Iran versucht, sich gegen die Revolutionsgarden und für mehr Freiheit und politischen Wechsel einzusetzen, bekommt 20 Jahre Berufs- und Ausreiseverbot. Wie sich das anfühlt, zeigt Panahi in seinem nunmehrigen zweiten Film: Ein Mann zieht sich mit seinem Hündchen in eine Villa zurück, verriegelt die Tore und hängt die Fenster mit schwarzen Laken zu, bis er völlig isoliert ist. Spürbar gemachte Barbarei ist dieses symbolistische Kammerspiel – und zwar schmerzlich. Kh

mo. 04. 11., gartenBaUKino, 21.00 Uhr mi. 06. 11., Urania, 13.30 Uhr

Do. 31. 10., Urania, 13.30 Uhr So. 03. 11., gartenBaUKino, 18.00 Uhr

Do. 24. 10., gartenBaUKino, 19.30 Uhr (nUr mit einLaDUng) Do. 24. 10., gartenBaUKino, 23.00 Uhr Fr. 25. 10., gartenBaUKino, 11.00 Uhr

Jimmy P.

(Psychotherapy of a Plains Indian) Drama. FranKreich/USa 2013. Länge: 114 Min. regie: Arnaud Desplechin. BUch: Arnaud Desplechin, Julie Peyr, Kent Jones. Kamera: Stéphane Fontaine. Schnitt: Laurence Briaud. DarSteLLer: Benicio Del Toro, Mathieu Amalric, Gina McKee, Larry Pine.

Analyze this im Wilden Westen. Die USA nach dem 2. WK. Als die Ärzte mit den unklaren Symptomen des indianisch-stämmigen Veteranen James Picard (Del Toro) nicht mehr weiterwissen, holen sie Hilfe aus Frankreich: Georges Devereux (Amalric), ein Pionier der Psychoanalyse. In langen Gesprächen offenbart sich Devereux’ ehrliches Interesse für die Kultur und das Befinden von Jimmy P. Dm mo. 04. 11., gartenBaUKino, 18.00 Uhr Di. 05. 11., StaDtKino im K-haUS, 23.30 Uhr

FotoS: VIENNALE

Drama. USa 2013. Länge: 105 Min. regie, BUch, Schnitt: Joel Coen, Ethan Coen. Kamera: Bruno Delbonnel. DarSteLLer: Oscar Isaac, Carey Mulligan, John Goodman, Garrett Hedlund, Justin Timberlake, F. Murray Abraham.

zum Thema macht, und es hätte durchaus auch Davis sein können und nicht Bob Dylan, der später zur Galionsfigur wird. Doch der fiktive Protagonist, dessen Figur aus den Anekdoten realer Vorbilder zusammengesetzt ist, ist ein Verlierer: „Alles, was du anfasst, wird zu Scheiße. Du bist der idiotische Bruder von König Midas!“ wirft ihm eine befreundete Sängerin (Carey Mulligan) an den Kopf, die er geschwängert hat. Die unbedingte Sympathie des Publikums ist ihm dennoch sicher, in seiner wuschelhaarigen Melancholie, die bei Freiberuflern von Berlin bis Brooklyn heute zum guten Ton gehört. Eigentlicher Star ist jedoch ein namenloser rotgetigerter Kater, der in wechselnden Inkarnationen das Auseinanderbrechen von Llewyns Karriere begleitet. mm


Fading Gigolo

Komödie. USA 2013. Länge: 98 Min. Buch & Regie: John Turturro. Kamera: Marco Pontecorvo. Schnitt: Simona Paggi. Darsteller: Sofía Vergara, Liev Schreiber, Woody Allen, Sharon Stone, John Turturro, Vanessa Paradis.

Der verkaufte Mann:

FotoS: VIENNALE

Buchhändler Murray (Woody Allen) muss sein Geschäft in Brooklyn zusperren. Als ihm seine Dermatologin (Sharon Stone) erzählt, sie sei mit ihrer Lebensgefährtin auf der Suche nach dem richtigen Mann für eine ménage a trois, empfiehlt Murray seinen besten Freund Fioravante (John Turturro). Der alleinstehende, schüchterne Florist ist überfordert, macht aber mit: Die 1000 Dollar werden fair geteilt, Murray nennt sich als Zuhälter ab sofort Don und beginnt, seinen Freund mit Erfolg der Damenwelt

Gerontophilia Liebesfilm. Kanada 2013. Länge: 82 Min. Regie: Bruce LaBruce. Buch: Bruce LaBruce, Daniel Allen Cox. Kamera: Nicolas Canniccioni. Schnitt: Glenn Berman. Darsteller: PierGabriel Lajoie, Walter Borden, Katie Boland.

anzudienen. Der liefert Sex, Massagen und Zuneigung in der geforderten Qualität, sein Preis steigt bald um 50 Prozent … John Turturro, genialer Darsteller schräger Figuren, begeisterte als Teilzeitfilmemacher auf der Viennale bereits mit seinem Musical Romance & Cigarettes mit dem unvergessenen James Gandolfini. Diesmal holte er den genialen Woody Allen in prominenter wie attraktiver Gesellschaft endlich mal wieder vor die Kamera. JP

Der junge Lake jobbt im Pflegeheim und findet den Umgang mit den alten Herrschaften erotisch höchst anregend. „Ich bin anders“, gesteht er daraufhin seiner Freundin, die ihn als Revolutionärin wider das Schönheitsdiktat voll unterstützt. Als er feststellt, dass die Patienten zur einfacheren Pflege sediert werden, entführt er seinen liebsten Schützling und erlebt mit ihm eine zärtliche Amour Fou in einem heruntergekommenen Motel: Punkregisseur Bruce LaBruce erzählt in Gerontophilia die schräge Geschichte eines jungen Burschen, dessen Fetisch das Alter ist – und das im Gewand einer anrührenden Romantic Comedy. MM

Sa. 26. 10., Gartenbaukino, 21.30 Uhr So. 27. 10., Gartenbaukino, 11.00 Uhr

Sa. 02. 11., Gartenbaukino, 23.00 Uhr So. 03. 11., Urania, 16.30 Uhr

Soft in the Head

Joe

I Used to Be Darker

Drama. USA 2013. Länge: 71 Min. Regie: Nathan Silver. Buch: Nathan Silver, Cody Stokes, Kia Davis. Kamera: Cody Stokes. Schnitt: Cody Stokes, Nathan Silver. Darsteller: Sheila Etxeberría, Ed Ryan, Carl Kranz.

Drama. USA 2013. Länge: 117 Min. Regie: David Gordon Green. Buch: Gary Hawkins nach einer Erzählung von Larry Brown. Kamera: Tim Orr. Schnitt: Colin Patton. Darsteller: Nicolas Cage, Tye Sheridan, Gary Poulter, Ronnie Gene Blevins.

Familienporträt. USA 2013. Länge: 90 Min. Regie: Matt Porterfield. Buch: Amy Belk, Matt Porterfield. Kamera: Jeremy Saulnier. Schnitt: Marc Vives. Darsteller: Deragh Campbell, Hannah Gross, Kim Taylor, Ned Oldham.

Ein guter Film, um sich auf die vor der eigenen Haustür bevorstehenden Zustände einzustellen: Eine junge Frau wird aus ihrer Wohnung geworfen und ist fortan auf ihr soziales Umfeld angewiesen. Freunde geben ihr Unterschlupf, aber niemand ist dauerhaft belastbar; erst im Obdachlosenasyl sind die Arme tatsächlich offen. Wenn nur das Schicksal mitspielen würde … Stark an Silvers drittem Film ist die Unmittelbarkeit: New York entbietet sich hier mehr als dröhnender, bedrängender Stressfaktor denn als Hipster-Kulisse. KH

Wenn einer auf Schritt und Tritt vom Leben und seinem obdachlosen Vater verprügelt wird, sind die Lichtgestalten spärlich gesät. Für den 15-jährigen Gary gibts nicht viel Grund zur Freude – bis er auf den versoffenen Holzfäller und Ex-Sträfling Joe (Nicolas Cage) trifft, der ihm einen Job gibt, ihm vertraut und wider Willen Vatergefühle für den Burschen entwickelt: David Gordon Greens White-Trash-Drama ist amerikanisches Männerkino der kargen Worte und großen Symbole. MM

Eines Morgens steht Taryn vor der Tür und will eine Weile bei den Verwandten bleiben. Doch für das Musikerpaar Bill und Kim kommt die Nichte sehr ungelegen: Kim zieht aus, Tochter Abby ist zerrissen zwischen ihren Eltern. Aber Taryn ist nicht grundlos von daheim abgehauen: Porterfields komplexes Bild einer Familie im Umbruch berichtet von jenem scheinbar ruhigen Moment, in dem ein paar Dinge bereits geschehen sind, aber längst noch nicht alles entschieden ist. MM

So. 27. 10., Stadtkino im K-haus, 23.30 Uhr Mo. 28. 10., Urania, 21.00 Uhr

Di. 29. 10., Gartenbaukino, 20.30 Uhr Sa. 02. 11., Gartenbaukino, 13.00 Uhr

Sa. 02. 11., Stadtkino im K-haus, 21.00 Uhr So. 03. 11., Gartenbaukino, 13.00 Uhr

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SPIELFILME

Das merkwürdige Kätzchen KOMÖDIE. DEUTSCHLAND 2013. LÄNGE: 72 Min. REGIE, BUCH, SCHNITT: Ramon Zürcher. KAMERA: Alexander Haßkerl. DARSTELLER: Jenny Schily, Anjorka Strechel, Matthias Dittmer.

Grigris DRAMA. TSCHAD/FRANKREICH 2013. LÄNGE: 101 Min. BUCH & REGIE: Mahamat-Saleh Haroun. KAMERA: Antoine Héberlé. SCHNITT: Marie-Hélène Dozo. DARSTELLER: Souleymane Démé, Anaïs Monory, Cyril Guei, Marius Yelolo.

Die Familie in der Küche. Das gestreifte Kätzchen auf dem Küchentisch. Das Glas, das auf dem Boden zerspringt und der Schrei des kleinen Mädchens, wenn die Kaffeemaschine laut mahlt: Alltag in einem Berliner Altbau an einem ganz normalen Samstag. Doch in Ramon Zürchers äußerst cleverem und zauberhaftem Regiedebüt reicht ein scheinbar simples Szenario, um ein Feuerwerk an alltäglicher Kuriosität zu zünden: Gespräche um die Gefahren von günstigen Werkzeugen werden zu dramatischen

Nebraska DRAMA. USA 2012. LÄNGE: 115 Min. REGIE: Alexander Payne. BUCH: Bob Nelson. KAMERA: Phedon Papamichael. SCHNITT: Kevin Tent. DARSTELLER: Bruce Dern, Will Forte, June Squibb, Bob Odenkirk, Stacy Keach.

In vielen Grautönen berichtet Alexander Payne (Sideways) von einem gebrechlichen Vater (Bruce Dern), der in der Werbepost ein Millionenlos gefunden zu haben glaubt. Sein erwachsener Sohn (Will Grant) macht sich mit ihm durch zwei US-Bundesstaaten auf den Weg, um die fantasierte Million abzuholen: Nebraska spielt in einem Amerika der sterbenden Kleinstädte und entfremdeten Familien, das sich vertraut anfühlt für alle, die einmal von zu Hause weggegangen sind. MM FR. 25. 10., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR DI. 05. 11., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

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Höhepunkten. Das Einräumen des Geschirrschranks ist virtuoser und eingespielter als ein Symphonieorchester. Und Omas Tiefschlaf wird zum nervenaufreibenden Cliffhanger. Mit unglaublicher Finesse und Souveränität dekonstruiert Ramon Zürcher den Alltag seiner Protagonisten und setzt ihn rasant, irre und aberwitzig neu zusammen: Das merkwürdige Kätzchen avancierte zu Recht zum Geheimtipp und Publikumsliebling der diesjährigen Berlinale. DR DI. 29. 10., URANIA, 21.00 UHR MI. 30. 10., GARTENBAUKINO, 15.30 UHR

MI. 30. 10., GARTENBAUKINO, 13.00 UHR MO. 04. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 11.00 UHR

Jeune & jolie DRAMA. FRANKREICH 2013. LÄNGE: 93 Min. BUCH & REGIE: François Ozon. KAMERA: Pascal Marti. SCHNITT: Laure Gardette. DARSTELLER: Marine Vacth, Géraldine Pailhas, Frédéric Pierrot, Fantin Ravat, Johan Leysen, Charlotte Rampling.

Die 17-jährige Tochter bourgeoiser Eltern entdeckt den Sex und findet Gefallen daran, sich von älteren Männern dafür bezahlen zu lassen. Nur auf den ersten Blick ist dies jedoch die Erzählung des Mädchens, Ozon schaut durch die Augen des jüngeren Bruders, der die Beobachterrolle einnimmt. Der Film handelt auch von den Eltern, die liberal reagieren und ihre Tochter zu einem Psychiater schicken – mit dem sie erst recht zu flirten beginnt. MM DI. 29. 10., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR MI. 30. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR DI. 05. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 06.30 UHR

The Bay HORROR/THRILLER. USA 2012. LÄNGE: 84 Min. REGIE: Barry Levinson. BUCH: Barry Levinson, Michael Wallach. KAMERA: Josh Nussbaum. SCHNITT: Aaron Yanes. DARSTELLER: Kristen Connolly, Will Rogers, Nansi Aluka, Christopher Denham, Stephen Kunken, Frank Deal.

Das Grauen lauert unter der Oberfläche. Erst nur im Wasser, dann in uns selbst, von innen heraus werden wir aufgefressen, brüten neue Parasiten aus, einer nach dem anderen wird infiziert, ist dem Tode geweiht. Found Footage meets ÖkoHorror. Barry Levinson (Sleepers, Wag the Dog) verwandelt die beschauliche Küste Marylands in einen Ort des namenlosen Schreckens, und verfehlt zwischen Massenpanik und mutierten Parasiten-Monstern die Schockwirkung nicht. DM MI. 30. 10., GARTENBAUKINO, 23.30 UHR DO. 31. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

FOTOS: VIENNALE

ALLES SCHEINT NORMAL.

Grigris ist ein Star. Zwar ist er klein und sein Bein verkrüppelt, doch abends, wenn er auf die Tanzfläche geht, ist er der spektakuläre Tänzer, die Sensation. Dann aber wird Grigris’ Stiefvater schwer krank, und sein Fotostudio wirft in Zeiten von Digitalkameras nicht genug ab für die Krankenhausrechnungen. Inzwischen hat Grigris aber eine Freundin gefunden, die traumschöne Mimi, die sich von ihm fotografieren lässt. Um das Spital bezahlen zu können, lässt sich Grigris mit Benzinschmugglern ein, die bald hinter ihm her sind: Mahamat-Saleh Harouns Film endet in einer feministischen Utopie – der schönste Ausweg bei elementarer Verzweiflung. MM


L’INCONNU DU LAC LES FILMS DU WORSO PRÄSENTIERT

BESTE REGIE

DER FREMDE AM SEE Ein Film von ALAIN GUIRAUDIE


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DOKUMENTARFILME

GIANFRANCO ROSI

EXKLUSIV-INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1) / VIENNALE (2)

Im Orbit von Rom Der italienische Dokumentarfilmer Gianfranco Rosi (49), diesjähriger Gewinner des Goldenen Löwen von Venedig und leidenschaftlicher VIENNALE-Wiederholungstäter.

Als erste Doku der Festivalgeschichte lief Sacro GRA heuer im Wettbewerb von Venedig – und holte gleich den Goldenen Löwen. SKIP sprach mit dem Filmemacher über sein Projekt, eine Umfahrungsstraße im Kino zu verorten. SKIP: Was hat Sie zu der Überzeugung gebracht, dass ein „Nichtplatz“ wie eine Umfahrungs-Autobahn ein gutes Filmthema sein könnte? GIANFRANCO ROSI: Der Urbanologe Niccolò Bassetti hat mich darauf gestoßen, über die Gegend rund um den GRA (kurz für Grande Raccordo Anulare, also Große Außenringautobahn) von Rom einen Film zu machen. Man nennt die Gegenden darum herum abfällig Peripherie, aber wenn man sich vor Augen führt, dass im Zentrum nur mehr ein paar hunderttausend Leute leben, rund um den Ring aber drei Millionen, dann ist klar: Das ist das Rom der Zukunft. Aber ich wollte mit diesem Film keinerlei solcher soziologischer Fragen nachspüren, ich wollte einfach nur Leute treffen, die eine starke Persönlichkeit haben – an einem Platz, der gar keine hat. Wie haben Sie sich das Gebiet erarbeitet? Ich habe versucht, das Gebiet um den GRA zu „meinem“ Land zu machen und bin dort sogar hingezogen. In dem Schloss von dem Grafen, den Sie im Film sehen, habe ich z. B. acht Monate lang gelebt! Und dann auch noch in anderen Gegenden. Insgesamt waren es fast zwei Jahre. Ich war viel unterwegs dort und bin guten Stories und Leuten nachgegangen. Vor allem die Schneeszenen in Sacro GRA sind ganz etwas Besonderes. Es hat sicher sehr viel Zeit und Aufwand gekostet, die so einzufangen? Oh ja, ganze 35 Jahre – so lange hat es in Rom nicht mehr derart geschneit! Ich war gerade wieder in dem erwähnten

Schloss, meine Tochter hat mich ganz aufgeregt angerufen: „Papa, es schneit!“ Also bin ich in meinen Minivan gestiegen, in dem ich in der Drehzeit übrigens oft geschlafen habe, das Auto war sehr wichtig für den Film – ich hab den ganzen Film ja mit meiner One-Man-Crew, also komplett alleine, gedreht (lacht). Jedenfalls bin ich halt sofort direkt auf die Autobahn gefahren und natürlich sehr bald im Verkehr steckengeblieben. Nach Stunden bin ich dann bei irgendeiner Tankstelle gelandet, gemeinsam mit vielen anderen, und habe dort gepennt. In der Früh war meines das einzige verbliebene Auto dort (lacht). Sie werden die VIENNALE auch persönlich beehren, freuen Sie sich auf Wien? Ja, ich stehe total auf euer Festival, schließlich war ich ja auch schon mit meinen beiden letzten Filmen El Sicario, Room 164 und Below Sea Level zu Gast. Ich fühle mich sehr geehrt, heuer wieder eine Einladung bekommen zu haben.

Sacro GRA DOKUMENTATION. ITALIEN 2013. LÄNGE: 83 Min. REGIE & KAMERA: Gianfranco Rosi. BUCH: Niccolò Bassetti, Gianfranco Rosi. SCHNITT: Jacopo Quadri.

Jeder, der mit dem Auto nach Rom kommt, fährt irgendwann über den GRA, den Grande Raccordo Anulare, die 67 Kilometer lange Außenringautobahn. Er teilt das Gebiet gefühlsmäßig in „Stadt“ und „Land“, in Innen und Außen. Sacro GRA (der Filmtitel ist eine Anspielung auf den Sacro Graal, den Heiligen Gral) präsentiert die vielen unterschiedlichen Gegenden, die der GRA durchmisst, und spannende Menschen, die dort in der ehemaligen Peripherie leben. DI. 05. 11., GARTENBAUKINO, 15.30 UHR / MI. 06. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 23.30 UHR

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JOSHUA OPPENHEIMER

EXKLUSIV-INTERVIEW: DAVID RAMS FOTOS: VIENNALE (2)

Am Ort der Hinrichtungen tanzt der ehemalige Henker den Cha-Cha-Cha: In seiner fantastischen Dokumentation The Act of Killing bricht Regisseur JOSHUA OPPENHEIMER das jahrzehntelange Schweigen über einen der grausamsten Genozide der Menschheitsgeschichte.

Massenmord & Musical SKIP: Warum wollten die vielen politischen Funktionäre und damaligen Henker überhaupt im Film mitwirken? JOSHUA OPPENHEIMER: Sie hatten die verquere Vorstellung, dass der Film eine Möglichkeit bieten würde, ihre Geschichte zu glorifizieren – und das auf einer größeren Ebene, als sie sich selbst jemals zuvor in die Geschichte hineinprojiziert hatten. Doch das war nicht der Grund, warum unser Protagonist Anwar, der heutzutage als ehemaliger Henker fast Heldenstatus genießt, den Film gemacht hat. Er wollte wissen, wie er mit dem Schmerz, der in ihm existiert, klarkommen kann. Wie hat Sie die Arbeit an The Act of Killing verändert? Ich habe gelernt, welche Art von Filmen ich in Zukunft machen möchte: Filme, in denen ich meinen Figuren den Raum gebe, den sie benötigen, um einen Hybridraum zu kreieren, in dem alles möglich ist. Ich habe gelernt, Menschen deutlich unvoreingenommener zu begegnen. Mir ist klar geworden, dass Anwar und seine Freunde keineswegs aus Angst vor Kommunismus oder aus einer bestimmten Ideologie heraus getötet haben, sondern einzig und allein für Geld und Macht. Und weil ihnen indoktriniert wurde, dass sie damit davonkommen würden und ihre Feinde damit dezimieren könnten. Diese Propaganda-Diät hat sie schnell süchtig gemacht und somit konnten sie weiter töten und bis heute damit leben. Ist zu viel Empathie gegenüber den Tätern gefährlich? Man kann nie genug Empathie für ein anderes menschliches Wesen empfinden! Es wäre etwas anderes, wenn die Empathie

gegenüber Anwar bedeuten würde, dass man plötzlich keine Empathie mehr für die Opfer empfinden würde. Aber das Gegenteil ist doch der Fall, denn erst dadurch entsteht diese tiefe Betroffenheit gegenüber den Unschuldigen, weil wir einfach den fundamentalen Fakt anerkennen, dass dies die Dinge sind, die wir uns gegenseitig antun können. Der Film will ja auch zeigen, dass Anwar ein menschliches Wesen ist: Auch wenn er Dinge getan hat, für die wir natürlich nur Ekel empfinden können. Mein Instinkt hat mir gesagt, wenn wir zeigen könnten, wie der „Act of Killing“ auch einen Teil von uns allen tötet, könnten wir wohl die eindeutigste Anklage über die Dinge erheben, die wirklich passiert sind.

„Der Wendepunkt war, als wir mit Anwar zur Plantage gefahren sind, in der er Jahrzehnte zuvor einen Mann enthauptet hatte, und er danach begonnen hat, über seine Albträume zu sprechen!“ (Joshua Oppenheimer)

Glauben Sie, dass die Kunst die Macht hat, die Welt zu verändern? Werner Herzog hat zu mir gesagt, als wir gerätselt haben, welchen Einfluss dieser Film auf die indonesische Gesellschaft haben würde: „Josh, Kunst macht keinen Unterschied in dieser Welt. Du musst dir das immer vergegenwärtigen!“ Und dann hat er mich lange angestarrt und angefügt: „… Bis sie es doch tut!“

The Act of Killing DOKUMENTATION. DÄNEMARK/NORWEGEN/GROSSBRITANNIEN 2012. LÄNGE: 159 Min. REGIE: Joshua Oppenheimer. KAMERA: Lars Skree, Carlos Arango De Montis.

In seiner Dokumentation widmet sich Filmemacher Joshua Oppenheimer einem der schwärzesten Kapitel der jüngeren Weltgeschichte: Beim indonesischen Genozid zwischen 1965–66 wurde über eine Million „Kommunisten“ unter fadenscheinigen Begründungen exekutiert. Oppenheimer trifft die damaligen Henker, die heute als Nationalhelden gefeiert werden, und lässt sie ihre Taten nachspielen: Es entstehen Musical-Nummern und Reminiszenzen an Classic Hollywood, die das Grauen kaum verstörender darstellen könnten. SA. 26. 10., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR / SO. 27. 10., URANIA, 16.00 UHR

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DOKUMENTARFILME

CLAUDE LANZMANN

TEXT: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1) / VIENNALE (1)

BENJAMIN MURMELSTEIN war der einzige nach Naziterminologie „Judenälteste“, der den Zweiten Weltkrieg überlebt hat. 1975 suchte CLAUDE LANZMANN (Shoah, 1985) ihn in Rom auf – und fand einen kritischen Gesprächspartner vor, der als Zeitzeuge unschätzbar ist.

Der Zorn des Gerechten SKIP: Was hat Sie dazu gebracht, aus dem alten Interviewmaterial mit Benjamin Murmelstein gerade jetzt einen Film zu machen? CLAUDE LANZMANN: Ich habe dieses Material 1975 gedreht und fand schon damals, dass es wichtig sei, zugleich aber schwierig, in einem Film zusammenzufassen. Es ist ein ganz anderer Zugang als Shoah, der ein epischer Film über die Auslöschung ist, ausschließlich aus Zeitzeugeninterviews. Dieser Film ist anders, er berichtet auch von der Zeit der Verfolgung, zu der es Archivmaterial gibt. In Shoah hätte ich mindestens fünf Stunden mehr gebraucht, um diese Interviews zusätzlich einzubauen, weil sich diese beiden Herangehensweisen widersprechen. Ich war dann vor sechs oder sieben Jahren in Wien, wo bei einer Veranstaltung Teile dieses Filmmaterials gezeigt wurden, nur das Rohmaterial, ohne jeden künstlerischen Zugang. Das hat auf mich wie eine Vergewaltigung gewirkt, und daraufhin habe ich gesagt: Okay, ich werde diesen Film machen. Murmelstein, der Mann – wer ist er für Sie? Ist er ein Held in Ihren Augen? Ich liebe ihn, ich bewundere ihn. Warum? Weil er der intelligenteste Mann war, dem ich je begegnet bin. Er hatte einen sehr scharfen Geist, er war stärker als die Nazis und konnte vorhersehen, was sie tun würden. Und er war mutig, zugleich

Bei der Berlinale 2013 bekam er den Goldenen Bären für sein Lebenswerk, in Cannes wurde sein aktueller Film gezeigt: Lanzmann hält die Erinnerung noch mit 81 Jahren wach.

auch sehr humorvoll. Er sagt die Wahrheit, und ich glaube ihm. Wenn er sagt, dass er nichts wusste von der Existenz der Gaskammern in Auschwitz, dann lügt er nicht. Er sagt, dass sie keine Zeit hatten nachzudenken: Ständig gab es neue Befehle von den Nazis, die immer schwieriger zu erfüllen waren, weil jedem Befehl ein neuer, widersprüchlicher folgte. Theresienstadt war wirklich ein Konzentrationslager der allerschlimmsten Art, glauben Sie mir. Ihr Film wurde in Cannes gezeigt, den Wettbewerb hatten Sie aber abgelehnt. Ja, mir ist lieber, wenn ich meinen eigenen Weg gehen kann. Aber ich bin sehr froh, dass der Film in Cannes gelaufen ist. Nur wenn ich lese, dass mein Film ein Dokumentarfilm ist, will ich den zerstören, der wagt, sowas zu schreiben! Meine Filme sind keine Dokumentarfilme, es ist dumm, das zu schreiben. In einem Dokumentarfilm nimmt man auf, was bereits existiert. Aber was hat von Shoah zuvor schon existiert? Nichts. Ich habe das alles erst erschaffen. Meine Filme sind weder Dokumentarfilm noch Spielfilm, ich stehe über diesen Kategorisierungen.

Le dernier des injustes INTERVIEWFILM. FRANKREICH/ÖSTERREICH/ITALIEN/ TSCHECHIEN/POLEN 2013. LÄNGE: 219 Min. BUCH & REGIE: Claude Lanzmann. KAMERA: William Lubtchansky, Caroline Champetier. SCHNITT: Chantal Hymans. MIT: Benjamin Murmelstein, Claude Lanzmann.

Mit Shoah (1985) schuf Claude Lanzmann eines der wichtigesten Dokumente der Erinnerung an den Holocaust. Le dernier des injustes greift nun auf 1975 aufgenommenes Interviewmaterial mit dem einstigen „Judenältesten“ Rabbi Benjamin Murmelstein zurück, dessen Erinnerungen ein neues Licht auf die perfide Institution der „Judenräte“ werfen, und kombiniert es mit Archivmaterial sowie Aufnahmen aus dem heutigen Wien, Theresienstadt, Nisko oder Bohusovice. SO. 27. 10., GARTENBAUKINO, 17.00 UHR / MO. 28. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

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V’13

DoKumeNtarFIlme

Death Row II

Those Who Go Those Who Stay Doku. Österreich 2013. Länge: 75 Min. Buch & regie: Ruth Beckermann. kamera: Johannes Hammel, Peter Roehsler, Ruth Beckermann. schnitt: Ruth Beckermann, Dieter Pichler.

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„tHe DeatH PeNaltY exists in 34 states of the United States of America…“ Bevor sich Werner Herzog zukünftig der „Königin der Wüste“ Gertrude Bell widmet, kehrt er noch einmal zurück ins Herz der Finsternis und blickt tief in den Abgrund: Death Row II ist die Fortsetzung seines mit

A Fuller Life Doku. usa 2012. Länge: 80 Min. regie: Samantha Fuller. mit: Joe Dante, Robert Carradine, James Franco, William Friedkin, Monte Hellman, Tim Roth, Wim Wenders, Jennifer Beals.

Straßen in Paris, Wien und Jerusalem, Erinnerungstexturen, Kopftücher, mittelalterliche Kostüme, Fußballtrikots und Billigkleidung aus italo-chinesischer Produktion, und eine elegante Dame im Kaffeehaus, die von ihrer Sammlung besonderer Kleidungsstücke spricht: Ruth Beckermanns wohl persönlichster Film ist ein mäandernder Essay voll jener schwer beschreibbarer, glückvoller Momente, in denen Zufälligkeiten zueinander in Beziehung treten. mm

Ein Jahrhundert Samuel Fuller! Ausgehend von der Autobiographie ihres Vaters feiert Samantha Fuller den 100. Geburtstag des 1997 verstorbenen, vielseitigen und kompromisslosen Filmemachers (White Dog, The Big Red One) mit ihrem eigenen Filmdebüt. Zur Gänze aufgenommen im väterlichen Büro, lassen ehemalige Weggefährten und Bewunderer Fullers dessen Begeisterung für das Kino noch einmal aufleben, schauen gemeinsam auf sein bewegtes Leben als Reporter, Autor oder Soldat zurück. Dm

Fr. 25. 10., gartenBaukino, 18.00 uhr so. 27. 10., urania, 13.30 uhr

mo. 04. 11., k. am schwarzenBergpL., 15.30 uhr Di. 05. 11., staDtkino im k-haus, 18.30 uhr

Do. 31. 10., gartenBaukino, 15.30 uhr (teiL 1+2) Fr. 01. 11., urania, 21.00 uhr (teiL 1+2) Fr. 01. 11., urania, 23.30 uhr (teiL 3+4) sa. 02. 11., gartenBaukino, 15.30 uhr (teiL 3+4)

Double Play:

James Benning and Richard Linklater Doku. usa 2013. Länge: 70 Min. regie, Buch, schnitt: Gabe Klinger. kamera: Eduard Grau.

Die 1985 von Richard Linklater gegründete Austin Film Society, ein Cineasten-Club, fand in Filmemacher James Benning ihren ersten Stargast. Daraus entstand eine lebenslange Freundschaft zwischen Benning und Linklater. 2013 beschloss Regisseur Gabe Klinger, selbst Film-Professor, diese besondere Beziehung zu didaktischen Zwecken auf Film festzuhalten: Intensive Momente zwischen Linklater und Benning, kombiniert mit Archivmaterial – allerfeinste Meta-Ware. kh so. 03. 11., k. am schwarzenBergpL., 15.30 uhr mo. 04. 11., staDtkino im k-haus, 13.30 uhr

FotoS: VIENNALE

Doku. usa 2013. Länge: 220 Min. Buch & regie: Werner Herzog. kamera: Dave Roberson. schnitt: Marco Capalbo.

Into the Abyss und Death Row begonnenen Monumentalprojekts über die Praxis der Todesstrafe in den USA. Wieder stehen vier Schicksale im Vordergrund, die Herzog auf seine unvergleichliche Art inspiziert: Darlie Routier, die ihre zwei eigenen Kinder erstochen haben soll; Robert Fratta, der wegen des brutalen Mordes an seiner Frau verurteilt wurde; Douglas Feldman, Serienmörder, weil er zwei Menschen erschossen hat; und Blaine Milam, der ein einjähriges Kind bei einer Teufelsaustreibung zu Tode getreten hat. Death Row II verdichtet das Herzog’sche Mosaik um den schmalen Grat zwischen Leben und Tod noch weiter. Schockierend, packend, emotional: Diesem Blick in das Innere der menschlichen Seele sollte man sich nicht entziehen. Dr


Weekend of a Champion

Doku. GroSSbritannien 1972/2012. Länge: 93 Min. Buch & Regie: Frank Simon. Kamera: Bill Brayne, Pawel Edelman. Schnitt: Hervé de Luze, Shawn Tracey, Derek York. Mit: Jackie Stewart, Helen Stewart, Roman Polanski.

FotoS: VIENNALE

Formel 1 auf 16mm. Dass sich mit Rush ein ganzer Spielfilm auf Lauda & Hunt konzentiert hat, nimmt Jackie Stewart gelassen: Er ist schon seit 1971 der Star seines eigenen Formel-1-Films! Beim Monaco-Rennwochenende 1971 haben ihn die befreundeten Filmemacher Frank Simon und Roman Polanski auf Schritt und Tritt begleitet, sogar eine Runde am abgesperrten Kurs mit dem dreifachen Weltmeister war damals drin. Hautnah klebt die wackelige 16mm-Kamera an der britischen Sportlegende, beobachtet die Vorbereitungen auf den Grand Prix, den

Doku. USA 2012. Länge: 80 Min. Regie & Schnitt: Bill Morrison. Musik: Bill Frisell.

Spießrutenlauf zum Start vorbei an Fotografen und Fans, zeigt den Rummel, die Anspannung aber auch Stewart abseits des Fahrerzirkus in seinem Hotelzimmer. Auch der Glamour Monte Carlos – Prinzessin Grace und Hollywood-Stars inklusive – finden ihren Platz. Das fast vergessene Zeitdokument wurde für die Aufführung in Cannes 2013 restauriert und von Polanski mit einem Epilog versehen, Jackie Stewart wird zur Vorführung im Gartenbaukino als Gast erwartet. DM

Mit seiner Collage aus Archivmaterial zeichnet Filmemacher Bill Morrison eine der verheerendsten Naturkatastrophen das 20. Jahrhunderts in den USA nach: die Überschwemmungen, hervorgerufen durch den Mississippi im Frühjahr 1927. An 145 Stellen sind damals die Deiche gebrochen, sieben Bundesstaaten und eine Million Menschen im Süden der Vereinigten Staaten waren von den Wassermassen betroffen. Eine der Folgen der Katastrophe: Obdachlos geworden, strömte die afroamerikanische Landbevölkerung in den Norden des Landes und brachte den Delta-Blues nach Chicago, wo er nachhaltig Spuren hinterließ – zu hören im großartigen Soundtrack des Films von Altmeister Bill Frisell. DM

Mo. 28. 10., Gartenbaukino, 20.30 Uhr Di. 29. 10., Stadtkino im K-haus, 11.00 Uhr

Mi. 06. 11., Kino am Schwarzenbergplatz, 13.00 Uhr

Sickfuckpeople

At Berkeley

Doku. Österreich/Ukraine 2012. Länge: 75 Min. Regie, Buch, Schnitt: Juri Rechinsky. Kamera: Alex Zaporoshchenko, Serhiy Stetsenko.

Doku. USA 2013. Länge: 244 Min. Regie, Buch, Schnitt: Frederick Wiseman. Kamera: John Davey.

Sie sind die Vergessenen und Verlorenen nach dem Kollaps der Sowjetunion: Kinder und Jugendliche in einem einsamen Keller in Odessa, an ihrem letztmöglichen Zufluchtsort. Wünsche, Träume und Sehnsüchte verschwimmen im Dunstkreis des nächsten Drogentrips, bis die Realität umso härter zurückschlägt. Schonungslos porträtiert Sickfuckpeople die Selbstzerstörung und das Schicksal seiner jungen Protagonisten, deren Schuld vor allem darin besteht, am falschen Ort erwachsen werden zu müssen. DR

Die University of California in Berkeley ist mit dem Anspruch, auch ärmeren Studierenden Bildung zu verschaffen, eine der wichtigsten Einrichtungen des Landes, hat zugleich aber mit massiven Budgetkürzungen zu kämpfen. Frederick Wiseman, der seit über vierzig Jahren vor allem öffentliche Einrichtungen porträtiert, legt dies offen, mit scheinbar distanziertem Blick und in kontrastreicher Montage, ob bei Sitzungen, Vorlesungen oder draußen auf dem Campus. MM

So. 27. 10., K. am Schwarzenbergpl., 23.00 Uhr Mo. 28. 10., Stadtkino im K-haus, 18.30 Uhr

The Great Flood

Fr. 25. 10., Metro, 11.00 Uhr So. 27. 10., Urania, 19.30 Uhr

A Masque of Madness (Notes on Film 06-B, Monologue 02)

Doku. Österreich 2013. Länge: 80 Min. Buch & Regie: Norbert Pfaffenbichler. Mit: Boris Karloff.

Film ist … ein Gesicht, ein Darsteller, ein Lebenswerk! Nach dem auf Lon Chaney fokussierten A Messenger from the Shadows montiert Norbert Pfaffenbichler in A Masque of Madness nun wieder häppchenweise Szenen aus sämtlichen Filmen eines einzigen Schauspielers zu einem eigenständigen Film: Gehuldigt wird diesmal „Mr. FrankensteinsMonster“ Boris Karloff. 170 Rollen auf 80 Minuten Film kondensiert: essentielle Kinogeschichte als lebendiges und aufregendes Filmmosaik. DR Mo. 04. 11., Kino am Schwarzenbergplatz, 18.00 Uhr

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DOKUMENTARFILME

L’image manquante DOKU. FRANKREICH/ KAMBODSCHA 2013. LÄNGE: 90 Min. BUCH & REGIE: Rithy Panh. KAMERA: Prum Mesa. SCHNITT: Rithy Panh, Marie-Christine Rougerie.

Bambi BIOGRAFIE. FRANKEICH 2012. LÄNGE: 60 Min. BUCH & REGIE: Sébastien Lifshitz. KAMERA: Sébastien Buchmann. SCHNITT: Tina Baz. MIT: Marie-Pierre Pruvot.

mord: Der kambodschanische Regisseur Rithy Panh wurde als Teenager selbst Opfer der Roten Khmer, er verlor seine Eltern. Seither arbeitet er mit Furchtlosigkeit, Einfallsreichtum, Hingabe und durchaus auch Humor die Geschichte seines Landes auf. „Das fehlende Bild“ heißt sein jüngster Film übersetzt – Rithy Panh illustriert seine Jugend mit hunderten Tonfiguren, dokumentarischem Filmmaterial, einer Off-Erzählerstimme sowie einem irren Soundtrack. Das Resultat ist nicht experimenteller Wahnsinn, sondern ein berührender, wahrhaftiger Film

Mara Mattuschka_ Different Faces of an Anti-Diva DOKU. ÖSTERREICH 2013. LÄNGE: 90 Min. BUCH & REGIE: Elisabeth Maria Klocker. KAMERA: Elisabeth Maria Klocker, Florian Benzer, Bernadette Dewald. MIT: Mara Mattuschka, Chris Haring, Hubsi Kramar, Maria Lassnig.

Klocker entführt uns an die Spitze der Selbstverwirklichungs-Pyramide, wo Mara Mattuschka zu Hause ist: Die rennomierte bulgarischstämmige Experimentalfilmerin ist nebenbei Schauspielerin, Malerin, Managerin, Professorin, Performancekünstlerin, Chansonette und Filmproduzentin. KH MO. 04. 11., K. AM SCHWARZENBERGPL., 23.00 UHR DI. 05. 11., URANIA, 18.30 UHR

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über eine unvorstellbare Welt und gleichzeitig eine Anleitung, wie man vom Unerzählbaren berichten kann. L’image manquante erzählt nicht nur von Kambodscha, sondern vom Menschen überhaupt. Von Verzweiflung, von Furcht, vom Sterben und letztlich vom Überleben. Ein Film, der bei einem bleibt, auf eine wunderbare Art und Weise. Auf der Viennale zu Gast war Rithy Panh u. a. schon mit seinen Filmen S-21: la machine de mort Khmère Rouge, Les gens d’Angkor und Les artistes du Théâtre Brûlé. JP MO. 04. 11., GARTENBAUKINO, 15.30 UHR DI. 05. 11., METRO, 16.00 UHR

Sing Me the Songs That Say I Love You DOKU. USA/KANADA 2012. LÄNGE: 108 Min. REGIE, BUCH, SCHNITT: Lian Lunson. KAMERA: Matt Egan. MIT: Rufus & Martha Wainwright, Norah Jones, Jimmy Fallon.

Zu Ehren der weitgehend unbekannten Folksängerin Kate McGarrigle ließen ihre Kinder, das Singer/Songwriter-Duo Martha und Rufus Wainwright, ein 2011 posthum stattgefundenes Tribute-Konzert mitfilmen. Entstanden ist nicht nur ein zutiefst musikalisches Zeitzeugnis, sondern zeitgleich ein intimer und emotionaler Abschied einer großen Künstlerin. DR DI. 29. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 24.00 UHR (IN DER NACHT VON DI AUF MI) FR. 01. 11., GARTENBAUKINO, 15.30 UHR

Marie-Pierre ist eine elegante alte Dame, eine pensionierte Lehrerin, die lange in ihrem Beruf glücklich war. Geboren wurde sie allerdings mit dem Namen Jean-Pierre Pruvot, vor 77 Jahren in einem Dorf in Algerien. Jean-Pierre fühlte sich schon als Kind in Mädchenkleidern wohler, doch erst ein Auftritt des Cabarets Carrousel de Paris in Algier brachte Klarheit: Aus Jean-Pierre würde Marie-Pierre werden, mit dem Künstlernamen Bambi. Sébastien Lifshitz’ Porträt einer besonderen Frau kombiniert Kindheitsfotos, die teils schmerzlichen Erinnerungen der heutigen Marie-Pierre, Super-8-Filme und glamouröse Bühnenaufnahmen einer einzigartigen Lebensgeschichte. MM FR. 25. 10., URANIA, 18.30 UHR SA. 26. 10., KINO AM SCHWARZENBERGPLATZ, 23.00 UHR

Our Nixon DOKU. USA 2013. LÄNGE: 85 Min. BUCH & REGIE: Penny Lane. SCHNITT: Francisco Bello.

Richard Nixon, der wohl umstrittenste Präsident der USA, wurde 1974 durch den Watergate-Skandal zu Fall gebracht. Während er gegnerische Parteien abhören ließ, spielten seine drei engsten Mitarbeiter begeistert mit ihren Super-8-Kameras herum – das erst jetzt freigegebene Material sowie Interviews erlauben einen ebenso intimen wie absurden Blick hinter die Kulissen, wo ein paar Leute sich offensichtlich weniger ihrer politischen Verantwortung als des Spaßes an der Freude bewusst waren. JP FR. 25. 10., URANIA, 11.00 UHR SA. 26. 10., URANIA, 16.00 UHR

FOTOS: VIENNALE

ER IST FACHMANN für Völker-


Nora von Waldstätten

EIN FILM VON

Ursula Strauss

Götz Spielmann

Peter Simonischek Sebastian Koch Johannes Zeiler Kamera Martin

Gschlacht // Montage Karina Ressler // Ton Heinz K. Ebner, Uve Haussig // Ausstattung Katharina Wöppermann, Susanne Hopf // Kostüm Erika Navas Maske Susanne Weichesmiller, Jenny Popova // Casting Lisa Oláh // Sounddesign Bernhard Bamberger // MiSchung Bernhard Maisch buch & regie Götz Spielmann // Produzenten Antonin Svoboda, Martin Gschlacht, Bruno Wagner, Götz Spielmann // eine Produktion der coop99 filmproduktion und SpielmannFilm

AB 8. NOVEMBER IM KINO www.oktober-november.at


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TRIBUTE

WILL FERRELL

EXKLUSIV-INTERVIEW: GINI BRENNER

FOTOS: VIENNALE

Wir wollen Will!

Die VIENNALE huldigt heuer einem der genialsten US-Komiker der Gegenwart: Dem hierzulande lange Zeit sträflichst unterbewerteten WILL FERRELL. Bereits vor sieben Jahren holte SKIP den großen Will als allererstes österreichisches Medium mit diesem Interview zu Stranger Than Fiction vor den Vorhang.

Frischer Ferrell. Der 46-jährige Kalifornier mit dem umwerfend-absurden Schmäh und dem hinreißend ratlosen Gesicht ist mittlerweile in den USA der ungekrönte King of Comedy.

SKIP: Wenn eine Stimme Ihr Leben kommentieren würde wie bei Ihrer Filmfigur Harold Crick in Stranger Than Fiction, wessen Stimme hätten Sie denn dann am liebsten? WILL FERRELL: Also, die von Emma Thompson hat mir recht gut gefallen, sie hat eine wunderschöne, warme Stimme, und dazu dieser britische Akzent, herrlich. Julio Iglesias wäre auch toll. Wenn er mit diesem sinnlichen Latino-Schmelz Dinge sagen würde wie „Ohhh, du siehst heute wunderbar aus, und dir gehts großartig. Und jetzt gehst du zum Supermarkt und holst dir Brot und Käse.“ (lacht). Die schönste aller Stimmen ist für mich allerdings die von meinem Sohn. Er ist sicher noch nicht so wortgewandt wie Emma, aber ihm könnte ich ohne Ende zuhören. Harold ist ein steifer, pedantischer Steuerprüfer, dessen Alltag von strenger Routine geprägt ist. Kennen Sie solche Menschen?

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Fragen Sie meine Frau – sie findet, dass ich selbst ihm gar nicht so unähnlich bin (lacht)! Wie das? Sie wirken nicht gerade wie ein besessener Kontroll-Freak ... Naja, aber ich hab schon ein paar heftige Marotten. Zum Beispiel bin ich einer von denen, die immer darauf achten, dass ihre Schuhe ganz genau nebeneinander stehen, nicht verdreht und keiner weiter vorn oder weiter hinten. Und dann habe ich bei meinem Lieblingsgewand immer totale Panik, dass es vom vielen Tragen irgendwie kaputt wird. Ich war schon als Kind so, ich hab immer darauf bestanden, alles doppelt zu bekommen. Mittlerweile ist das wirklich lächerlich – ich meine, ich habe 30 Paar Schuhe im Schrank, die werden wohl eine Zeit lang halten.

Stranger Than Fiction ist – zumindest im Vergleich mit


„Ich bin einer von denen, die immer darauf achten, dass ihre Schuhe ganz genau nebeneinander stehen.“

Anchorman

The Legend of Ron Burgundy KOMÖDIE. USA 2004. LÄNGE: 94 Min. REGIE: Adam McKay. BUCH: Adam McKay, Will Ferrell. KAMERA: Thomas E. Ackerman. SCHNITT: Brent White. DARSTELLER: Will Ferrell, Christina Applegate, Paul Rudd, Steve Carell, Ben Stiller.

Die erste Zusammenarbeit von Ferrell und Regisseur Andrew McKay ist mittlerweile zum Kultfilm geworden: Die völlig ausufernde Story um einen eitlen Nachrichtenmoderator und seine imbezile Kollegenschaft gehört zu den Sternstunden der modernen Comedy, das heiß erwartete Sequel startet im Jänner 2014. FR. 25. 10., URANIA, 23.30 UHR / MI. 06. 11., GARTENBAUKINO, 17.00 UHR

Ihren früheren Filmen – Ihre erste ernste Rolle ... Ja, auch wenn man über ihn lacht, hat Harold Crick doch enormen Tiefgang. Und ich habe ihn auch nicht gespielt wie einen ComedyCharakter, sondern ganz ernst. Während des Drehs ist er mir eigentlich auch gar nicht witzig vorgekommen, eher tragisch. Zum Beispiel die Szene, in der er sich mit Maggie Gyllenhaal verabreden will und dabei hoffnungslos an sich selbst scheitert. Ich habe fast geweint beim Spielen. Und beim fertigen Film lachen alle. Das ist einerseits natürlich erfreulich, weil diese Wirkung ja beabsichtigt war, andererseits aber auch irgendwie gemein. Viele Komiker versuchen sich irgendwann in ihrer Karriere an einer dramatischen Rolle, und oft mit großem Erfolg, siehe Jim Carrey in Die Truman Show. Ist für Sie nun der Punkt gekommen, an dem Sie auch den Kritikern beweisen wollen, dass in Ihnen ein echter Schauspieler steckt? Ich wollte schon länger einmal was Ernsteres spielen, aber es war kein geplanter Schachzug. Ich habe halt dieses Drehbuch bekommen, es super gefunden, mich um die Rolle beworben und sie bekommen. Aber heimlich träume ich natürlich wie jeder Schauspieler von den wirklich prestigeträchtigen Rollen, ganz klar. Irgendwann werde auch ich einmal den Hamlet spielen. Wie würden Sie den anlegen? Kurz. So wie der jetzt ist, ist er mir zu lang. Alles Unwichtige raus. Nur die wesentlichen Sachen bleiben drin. (Hebt die Stimme): Sainn oder nichttt sainnn!!!! Klingt doch schon ganz gut, oder? Das ist doch aus Hamlet, oder nicht? (lacht) Apropos große Schauspieler: Wie war es, in Stranger Than Fiction mit Dustin Hoffman zu drehen? Viele sagen ja, dass mit ihm zu arbeiten mindestens so lustig ist, wie ihm danach zuzuschauen. Dustin ist ein einzigartiges Erlebnis. Er ist einer der warmherzigsten, nettesten und witzigsten Kollegen, die ich kennenlernen durfte. Dabei war ich anfangs wirklich extrem nervös, mit ihm zu arbeiten. Er ist nämlich eines meiner ganz großen Vorbilder – und das, obwohl der Mann nicht mal halb so hoch ist wie ich.

Safety Last!

A Selection of Shorts, Sketches and Skits COMEDY. USA 2007–2012. LÄNGE: 70 Min. REGIE: Adam McKay, Rob Cohen u.v.m. BUCH: Adam McKay, Will Ferrell, Rob Cohen u.v.m. DARSTELLER: Will Ferrell, Jimmy Fallon, Amy Poehler, Tina Fey, Christopher Walken.

Witze ohne Respekt und Gnade: Will Ferrells Wurzeln liegen in der Stand-up-Comedy, er ist begnadeter Possenreißer und Parodist. Dieses Programm versammelt einige seiner besten Sketches und Auftritte bei der legendären US-Comedy-Show Saturday Night Live sowie vom (von Ferrell und McKay gegründeten) Videoportal Funny or Die. SA. 02. 11., KINO AM SCHWARZENBERGPLATZ, 23.00 UHR

Stranger Than Fiction TRAGIKOMÖDIE. USA 2006. LÄNGE: 113 Min. REGIE: Marc Forster. BUCH: Zach Helm. KAMERA: Roberto Schaefer. SCHNITT: Matt Chesse. DARSTELLER: Will Ferrell, Maggie Gyllenhaal, Emma Thompson, Dustin Hoffman.

Unter der Regie von Oscar-Preisträger Marc Forster (Monster’s Ball) entstand Ferrells erster Ausflug ins ernsthaftere Fach: Er verkörpert einen pedantischen Steuerprüfer, der eines Tages in seinem Kopf eine Stimme hört, die alles, was er tut, kommentiert – und schließlich feststellt, dass er das Produkt der Fantasie einer Romanautorin (Emma Thompson) ist. DI. 29. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 16.00 UHR

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TRIBUTE TO GONZALO GARCÍA PELAYO

Bet and Win

TEXT: DAVID RAMS FOTOS: VIENNALE

Rien ne va plus: An den Roulettetischen dieser Welt ist GONZALO GARCÍA PELAYO schon längst zu einer Legende herangereift. Die Viennale setzt stattdessen auf das außergewöhnliche filmische Gesamtwerk des Spaniers und widmet ihm eines der diesjährigen Tributes.

„GOING WRONG“

hieß eines von Gonzalo García Pelayos Lieblingswettpferden: ein wunderbares Randdetail in der einzigartigen Karriere eines außergewöhnlichen Regisseurs und äußerst wahnsinnigen Glücksspielers, der zwei Leidenschaften gleichermaßen auslebte und dabei nur selten aufs falsche Pferd setzte. Der stolze Madrilene, Jahrgang 1947, wuchs in einer Großfamilie unter dem

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Regime Francos auf. Fast folgerichtig entstand sein Erstling Manuela (1976) in den Wirren rund um Francos Ableben: Der Diktator starb ebenso wie Pelayos Vaterfigur im Film. Zurück blieb eine Generation, die aufatmete und sich neu orientieren musste. Politisch aufgeladen war sein Kino zwar immer, doch verströmte es vor allem die tiefe cinephile Ader ihres Machers, wie beispielsweise

in seinem vielfach als Meisterwerk deklarierten Vivir en Sevilla (1978), in dem er gleich drei Filmlegenden (Rossellini, Ray, Eisenstein) seine Huldigung darbot. Seine fruchtbarste Schaffensperiode zwischen 1976-1982 mit insgesamt fünf Spielfilmen schloss er mit dem Road-Movie Rocío y José (1982) ab, nachdem ihn, wie er selbst behauptet, das Kino verlassen hatte. Die große Leinwand war für drei Jahrzehnte zwar sicher vor ihm, doch die Casinos und Roulettetische dieser Welt nicht: In den 1990ern nahm er mit dem Pelayo-Clan und einer statistisch-ausgeklügelten Roulette-Strategie reihenweise Glücksspielhäuser aus. Mit Alegrías de Cádiz (2013) kehrt er nach drei Jahrzehnten zur großen Leinwand zurück und ist wieder ganz der Alte: Ein echter Meister verlernt das Spiel eben nie! Die Viennale zeigt das komplette Œuvre des spanischen Regisseurs.

Manuela

Rocío y José

Vivir en Sevilla

DRAMA. SPANIEN 1976. LÄNGE: 102 Min. REGIE: Gonzalo García Pelayo. BUCH: Pancho Bautista nach einer Erzählung von Manuel Halcón. KAMERA: Raúl Artigot. SCHNITT: Roberto Fandiño. DARSTELLER: Charo López, Fernando Rey, Máximo Valverde.

LIEBESFILM. SPANIEN 1982. LÄNGE: 79 Min. REGIE: Gonzalo García Pelayo. BUCH: Miguel Ángel Iglesias. KAMERA: José Enrique Izquierdo. SCHNITT: Roberto Fandiño. DARSTELLER: Curro Franco, Miguel Ángel Iglesias, María José López.

DRAMA. SPANIEN 1978. LÄNGE: 112 Min. REGIE: Gonzalo García Pelayo. BUCH: Gonzalo García Pelayo. KAMERA: José Enrique Izquierdo. SCHNITT: José Enrique Izquierdo. DARSTELLER: Miguel Ángel Iglesias, Lolo Sordo, Ana Bernal.

Nach dem Tod des Vaters bzw. Ehemannes, ein passionierter Wilderer, sind die junge Manuela und ihre Mutter plötzlich auf sich allein gestellt: Wie sollen sie den beschwerlichen Alltag meistern? In Pelayos Regiedebüt geht es um das Abschiednehmen und die zwangsläufige Neuorientierung nach einem fatalen Ende. Herausgekommen ist ein betörend gutaussehender und bitterer Abgesang auf eine vergangene Ära.

El Rocío gehört zu den ältesten und bekanntesten Wallfahrtsorten im europäischen Christentum: In die kleine andalusischen Ortschaft verschlägt es, neben jährlich hunderttausenden von Touristen und Gläubigen, auch Pelayos Protagonisten Rocío und José, deren zarte Liebesgeschichte im Road-Movie-Gewand der Regisseur in unsagbar schöne Bilder taucht, an denen man sich niemals sattsehen möchte!

Straßenschilder. Lokale. Bilder. Gesänge. Ein Streifzug durch die einzigartige Bilderwelt der andalusischen Hauptstadt Sevilla. Und inmitten davon eine Liebesgeschichte zwischen Ana und Miguel, die von ständiger Bewegung geprägt ist. Pelayos Meisterstück ist nicht nur eine Ode an alte Filmheroen, sondern ein komplexer, offener Liebesbrief an die filmische Experimentierfreudigkeit.

SA. 02. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 18.30 UHR DI. 05. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 11.00 UHR

SO. 03. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 16.30 UHR

DI. 05. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 21.00 UHR


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SPECIAL PROGRAMS TEXT: DINA MAESTRELLI

FOTOS: VIENNALE / FILMARCHIV AUSTRIA

Asian Delights

Da Nao Tian Gong 3D

Beispiele eines neuen asiatischen Genrekinos in 3D

LOOK EAST. Auch die Viennale möchte sich dem allgegenwärtigen Kino-mitBrille-Trend nicht verschließen und serviert im Gartenbaukino asiatische Köstlichkeiten in 3D. In einer Mitternachtsreihe laufen fünf Beispiele des zeitgenössischen Kinos aus dem Fernen Osten: Selbstverständlich nicht fehlen darf dabei das Hongkong-Kino (Xue di zi, Taiji Yingxiong Jueqi, beide 2012); Regisseur Vikram Bhatt ist mit dem allerersten indischen 3D-Film überhaupt vertreten, der Gruseloper Haunted (2011); mit dem vietnamesischen Actionfilm macht uns die Viennale anhand des brandneuen My Nhan Ke um eine weibliche Killerin bekannt; ein Wiedersehen gibts mit dem chinesischen Zeichentrickklassiker Da Nao Tian Gong aus den 1960er-Jahren von Laiming Wan – die märchenhafte Geschichte um einen frechen Affenkönig wurde generalüberholt, in 3D konvertiert und strahlt jetzt noch farbenfroher. Von Chinas Trickfilmpionier Wan hat sich nicht zuletzt der japanische Anime-Meister Hayao Miyazaki inspirieren lassen.

The Monkey King: Uproar in Heaven

ANIMATION/MÄRCHEN. CHINA 1961/1964. LÄNGE: 92 Min. REGIE: Laiming Wan. BUCH: Laiming Wan, Keruo Li. SCHNITT: Zhenzhu Xu. Affentheater. Regelmäßig wird die Geschichte vom ebenso frechen wie schlauen Affenkönig Sun Wukong, der sich immer wieder mit den Göttern anlegt und doch stets die Oberhand behält, neu verfilmt bzw. auf verschiedenste Weise adaptiert. In China immer noch am beliebtesten ist diese vielfach ausgezeichnete, handgezeichnete Version von Laiming Wan, die in der 2012 behutsam restaurierten Fassung zur Viennale kommt. DI. 29. 10., GARTENBAUKINO, 23.00 UHR

My Nhan Ke

The Lady Assassin ACTION. VIETNAM 2013. LÄNGE: 93 Min. REGIE: Nguyen Quang Dung. BUCH: Ngo Quan Dung. KAMERA: Trinh Hoan. DARSTELLER: Thanh Hang, Ngoc Quyên, Kim Dung, Diem My. Abserviert! In diesem Martial-arts-Fest sorgt schwertschwingendes Servierpersonal für erhöhten Blutzoll. Die killenden Kellnerinnen verschonen allerdings ein kleines Mädchen, bilden es stattdessen in ihrem mörderischen Gewerbe aus, auf dass es Rache für die Ermordung seiner Familie nehmen kann. Mit The Lady Assassin zeigt die vietnamesische Actionfilm-Szene in schönen, effektvollen 3D-Bildern, dass sie das Genre beherrscht. DO. 31. 10., GARTENBAUKINO, 23.00 UHR

Realitäten

Programm 3

Kino macht Schule

Eine Archäologie des frühen österreichischen Dokumentarfilms Eine Filmschau des Filmarchiv Austria

ZEITREISEN sind auch heuer Teil der Viennale: Gemeinsam mit dem Filmarchiv Austria werden neun Programme präsentiert aus der Zeit, als die Bilder laufen lernten. Das Publikum kann sich in die Frühgeschichte des österreichischen Filmwesens zurückversetzen lassen, konkret in die Anfänge des Dokumentarfilms. Anhand von teils neu restauriertem, oft über hundert Jahre altem Filmmaterial wird die Zeit des Fin de Siècle sichtbar gemacht. Die gezeigten Kurzfilme werden thematisch zusammengefasst, die Bandbreite an Formaten reicht dabei von den Vorläufern der Kinowochenschauen über Lehrfilme, wissenschaftliche und ethnografische Filme bis hin zum Propagandafilm oder dem semidokumentarischen Werbefilm. Die Aufführungen werden, ausgenommen Programm 4, von namhaften internationalen und österreichischen, experimentell arbeitenden Musikschaffenden live vertont.

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KURZFILMPROGRAMM/STUMMFILME. ÖSTERREICH 1907-1921. LÄNGE: 59 Min. LIVE-MUSIK: dieb13 & Mats Gustafsson. Der Wasserfloh unterm Mikroskop, ein Mittelschul-Sportfest, von der Industrialisierung bedrohtes Handwerk oder die Sonnenfinsternis vom 8. April 1921: Alto Arche, er gilt als Schöpfer des österreichischen Lehrfilms, bzw. in seiner Nachfolge die Staatliche Filmhauptstelle sind mit der Kamera dabei, wenn ein Modellkleid entsteht oder der Hafner und Glasbläser bei der Arbeit beobachtet werden. DO. 27. 10., METRO, 14.00 UHR

Programm 4

Distinktion des Körpers KURZFILMPROGRAMM/STUMMFILME. ÖSTERREICH 1904-1940. LÄNGE: 75 Min. Der Mensch als Studienobjekt. Es wird vermessen und untersucht, als wehrloses Anschauungsmaterial dienen Kriegsgefangene. Die Wissenschaften der Ethnologie und Anthropologie werden zunehmend durchsetzt von Biologismus und Rassentheorie, ein negativer Höhepunkt wird 1940 erreicht mit Rassenkundliche Untersuchen an gefangenen Franzosen und Belgiern im Kriegsgefangenenlager Kaisersteinbruch im Auftrag des Anthropologischen Staatsmuseums in Wien. FR. 28. 10., METRO, 16.00 UHR


Ich seh was Besseres.

© move121

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V’13

SPECIAL PROGRAMS TEXT: DINA MAESTRELLI

FOTOS: VIENNALE

Die Geographie des Labyrinths

Tih-Minh und Out 1 – zwei große Serials der Kinogeschichte von Louis Feuillade und Jacques Rivette

TO BE CONTINUED.

Große, ausufernde Erzählungen – dafür ist heute das Fernsehen mit qualitativ hochwertigen Serien zuständig. Doch es gab auch im Kino die Zeit der sogenannten Serials, überlange, in mehrere Happen unterteilte Filme, die meist im Wochenrhythmus vor dem Hauptfilm liefen. Zwei wenig bekannten Exemplaren dieser Kunstform widmet sich die Viennale 2013: Aus der Stummfilmzeit aus dem Jahr 1918 stammt Tih-Minh von Louis Feuillade, der davor schon das fünfteilige Serial Fantômas (1913/14) sowie das zehnteilige Les Vampires (1915) verwirklicht hatte. Jahrzehnte später, nämlich im April und Mai 1970, drehte der Nouvelle-Vague-Vertreter Jacques Rivette sein 729 Minuten langes Out 1 – Noli me tangere. Out 1Darsteller Jean-Pierre Léaud sowie Produzent Stéphane Tchalgadjieff werden beim Filmfestival zu Gast sein und das extrem selten öffentlich aufgeführte Serial vorstellen.

Tih-Minh STUMMFILM. FRANKREICH 1918. LÄNGE: 419 Min, 12 Episoden. BUCH & REGIE: Louis Feuillade. KAMERA & SCHNITT: Léon Klausse. DARSTELLER: René Cresté, Mary Harald, Georges Biscot.

Spionage-Abenteuer, angelehnt an die Mata-Hari-Affäre: Forscher Jacques kehrt mit seiner Verlobten Tih-Minh und seinem treuen Diener Placide von einer Asienreise nach Nizza zurück, nicht wissend, dass er im Besitz eines begehrten Schriftstücks ist, das Hinweise auf den Verbleib eines indischen Schatzes enthält. Alsbald ist Jacques eine Reihe hinterhältiger Schurken auf den Fersen, die ihm allesamt das Dokument abspenstig machen wollen. SA. 02. 11., METRO, 13.30 UHR, EPISODEN 1–3, SO. 03. 11., METRO, 13.30 UHR, EPISODEN 4–6, MO. 04. 11., METRO, 13.30 UHR, EPISODEN 7–9, DI. 05. 11., METRO, 13.30 UHR, EPISODEN 10–12

Out 1 – Noli me tangere THRILLER-DRAMA. FRANKREICH 1970. LÄNGE: 769 Min. REGIE: Jacques Rivette. KONZEPT: Jacques Rivette, Suzanne Schiffmann inspiriert von dem Roman L’Histoire des treize von Honoré de Balzac. KAMERA: Pierre-William Glenn. SCHNITT: Nicole Lubtchansky. DARSTELLER: Jean-Pierre Léaud, Juliet Berto, Michèle Moretti, Michael Lonsdale, Bernadette Lafont, Bulle Ogier, Françoise Fabian.

Jacque Rivette über Out 1: „Es ist ein Film, der ohne geschriebenes Drehbuch gedreht wurde. Alle Schauspieler improvisierten und erfanden ihre Figuren selbst. Man kann den Film wie ein Serial von Feuillade oder wie eine TV-Serie anschauen, es ist ein offener Film, bei dem verschiedene Betrachtungsweisen möglich sind. Wir haben uns auch das Vergnügen gemacht, willkürliche Verwicklungen wie bei Feuillade einzubauen – ein äußerlicher Aspekt, aber mir gefallen Anekdoten und lustige kleine Dinge, die die Aufmerksamkeit beschäftigen.“ FR. 01. 11., METRO: 10.00 UHR, EPISODEN 1 UND 2 / 13.45 UHR, EPISODEN 3 UND 4 / 17.45 UHR, GESPRÄCH / 19.00 UHR, EPISODEN 5 UND 6 / 22.30 UHR, EPISODEN 7 UND 8

Wilde Ethnographie

Foreign Parts

Die Arbeit des Harvard Sensory Ethnography Lab

FORM FOLLOWS func-

tion. Diesem Dogma lässt sich nicht unterordnen, was im Sensory Ethnography Lab, kurz SEL, in Harvard seit mittlerweile sieben Jahren entsteht. Ins Leben gerufen von Filmemacher und Anthropologe Lucien Castaing-Taylor, verbindet das SEL auf einzigartige Weise die Abteilung für Anthropologie mit audiovisueller Vielfältigkeit. Die Möglichkeiten von Film, Video, Fotografie und Phonographie werden ausgeschöpft und erweitert. Von der rein verbalen Beschreibung von in der Feldforschung gewonnen Erkenntnissen wird abgerückt. Mit anderen Worten: Dokumentarfilm soll mit allen Sinnen wahrgenommen werden können, soll zu einem sensorischen Erlebnis werden, sich nicht reduzieren lassen auf das schlichte Einfangen der Realität und das Beschreiben derselben mittels konventionellem Voice-over. Die Filmemacherinnen Véréna Paravel und Stephanie Spray werden anwesend sein.

V’ 48

DOKU. USA/FRANKREICH 2010. LÄNGE: 80 Min. REGIE, KAMERA, SCHNITT: Véréna Paravel, J.P. Sniadecki.

Kings of Queens? Im Schatten des neu errichteten Mets-Stadions in Queens liegt Willets Point, genannt das Eiserne Dreieck: Das zukünftige Stadtentwicklungsgebiet ist ein dem Verfall preisgegebenes Industrieviertel ohne Kanalisation oder Gehsteige. Und ein Paradies für Autobastler: Wracks werden demontiert, das Geschäft mit verwertbaren Teilen blüht. Ein schaurig-schöner Blick auf eine verdreckte Enklave mit Ablaufdatum. MO. 28. 10., METRO, 13.30 UHR

Sweetgrass DOKU. USA 2009. LÄNGE: 101 Min. KAMERA: Lucien Castaing-Taylor. PRODUKTION: Ilisa Barbash.

Der letzte Ritt des amerikanischen Cowboys. SEL-Gründer Lucien Castaing-Taylor (Leviathan, Viennale-Publikumspreis 2012) war beim allerletzten Almauftrieb einer gigantischen Schafherde in den Bergen Montanas dabei. Über rund 250 km führt der anstrengende und gefährliche Track die Cowboys, die Schafe und Lämmer, die Hunde und Pferde. Ein elegischer Naturfilm, ein bildgewaltiger Western, ein historisches Zeitdokument. DO. 31. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 16.00 UHR


V’13

IN FOCUS TEXT: DINA MAESTRELLI

Das Rohe und das Gekochte Fünf Positionen eines unabhängigen, experimentellen Kinos: Jennifer Reeder / Johann Lurf / Claudia Larcher / Nicolás Guillén Landrián / Sandra Gibson & Luis Recoder

WAS LETZTES JAHR

mit Five Women, einem lose zusammenhängenden, wie zufällig entstandenen Programm aus Kurzfilmen und Beispielen des Independentkinos, begonnen hat, findet bei der Viennale 2013 seine Fortsetzung unter dem verheißungsvollen Titel Das Rohe und das Gekochte. Johann Lurf Heuer reicht das Spektrum dieses Programmformats von spielerisch über engagiert bis hin zu abstrakt, aktionistisch und minimalistisch; von politisch relevanten Arbeiten des 2003 verstorbenen Kubaners Nicolás Guillén Landrián und den Experimenten des Österreichers Johann Lurf wird ein Bogen gespannt zu den subtilen Abstraktionen der Amerikanerin Jennifer Reeder, und über das Künstlerduo Gibson/Recoder, das sich dem filmischen Experiment verschrieben hat, weiter zum faszinierend-abstrakten Minimalismus der Claudia Larcher. Lassen Sie sich einkochen!

FOTOS: VIENNALE

John Torres Eine neue Stimme des unabhängigen philippinischen Kinos

BEISPIELHAFT für das lebendige, philippinische Independent-Kino rückt die Viennale den Filmemacher John Torres in den Fokus. 1975 in Manila geboren und an der dortigen Universität ausgebildet, brachte ihn ausgerechnet Liebeskummer zur Kunstform der Kinematografie: 2004 entstand der Kurzfilm TaJohn Torres widgutom als Reaktion auf seinen unfreiwilligen Single-Status. Seither entwickelte Torres, der neben Regie und Drehbuch auch die Rolle des Kameramanns, Cutters und Produzenten übernimmt, in mehreren Kurzfilmen und insgesamt vier Langfilmen eine eigenwillige Filmsprache: poetisch, spielerisch, assoziativ experimentiert er mit Lyrik und aus der Videokunst bekannten Elementen, gleichzeitig ist sein Werk von renommierten philippinischen Filmemachern wie Kidlat Tahimik, Mike de Leon und Ishmael Bernal beeinflusst. Für die Viennale hat Torres, der auch selbst nach Wien kommen wird, acht Kurzfilme ausgewählt, zu sehen sind außerdem seine vier Langfilme.

Filme von Johann Lurf

Ang ninanais

KURZFILMPROGRAMM. ÖSTERREICH 2003–2013. LÄNGE: 63 Min. REGIE: Johann Lurf.

DRAMA. PHILIPPINEN 2010. LÄNGE: 118 Min. REGIE, BUCH, SCHNITT: John Torres. KAMERA: John Torres, Oscar Nava, Martha Atienza, Sherad Anthony. DARSTELLER: Che Villanueva, Tope Grabato, Ciriaco Gibraltar.

Johann Lurf, Jahrgang 1982, hat mit seinen bislang zehn Kurzfilmen international bereits Beachtung erlangt, neun seiner Werke werden bei der Viennale vorgeführt. Mit seinem Werkzeug, der Kamera, spielt Lurf wie auf einem Instrument, wirbelt die Elemente Raum, Zeit und Bewegung durcheinander, experimentiert mit dem Dolly Zoom und lässt audiovisuelle Irritationen entstehen. Zusätzlich präsentiert er Found-Footage-Arbeiten wie Zwölf Boxkämpfer ..., montiert aus Resten von 35mm-Filmen. MI. 30. 10., METRO, 21.00 UHR / DO. 31. 10., METRO, 11.00 UHR

Exemplarisch für John Torres’ Werk steht Ang ninanais (Refrains Happen Like Revolutions in a Song): Improvisierte Szenen einer jungen Frau beim Schuldeneintreiben werden verwoben mit einer alten Stammeslegende sowie mit Erinnerungen an das Aufbegehren der Filipinos gegen die Kolonisation. Träume von Liebe und Revolution, hinterlegt mit Gedichten aus dem Off – außergewöhnlich, experimentell. MI. 30. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 13.00 UHR

Kurzfilme von John Torres

Kurzfilme von Nicolás Guillén Landrián

KURZFILMPROGRAMM. PHILIPPINEN 2004–2012. LÄNGE: 89 Min. REGIE, BUCH, KAMERA, SCHNITT: John Torres.

KURZFILMPROGRAMM. KUBA 1963–1968. LÄNGE: 74 Min. REGIE: Nicolás Guillén Landrián

In seiner Heimat Kuba war Nicolás Guillén Landriáns Werk lange Zeit geächtet, er selbst als ideologischer Abweichler zeitweise inhaftiert. Erst nach seinem Tod 2003 in Miami fand sein Werk die ihm zustehende Beachtung. Mit Filmen wie Reportaje über das symbolische zu Grabe Tragen der Ignoranz oder Coffea Arábiga – nur vordergründig eine Dokumentation über den Kaffee-Anbau auf Kuba – eckte er an, provozierte, rebellierte. MO. 28. 10., KINO AM SCHWARZENBERGPLATZ, 20.30 UHR MI. 30. 10., KINO AM SCHWARZENBERGPLATZ, 23.00 UHR

Vom Erstling Tawidgutom (2004) bis zum 2012 entstandenen Mapang-akit: Das von John Torres für die Viennale zusammengestellte Programm setzt sich zur Hälfte aus ganz kurzen, zwei-, dreiminütigen Arbeiten zusammen, in denen sich die Bildsprache des Künstlers aber ebenso manifestiert, wie in seinen längeren Filmen. Den Abschluss bildet der längste der Kurzfilme, Mapang-akit, zusammengesetzt aus den Überbleibseln eines Doku-Projektes. SO. 03. 11., METRO, 18.30 UHR

V’ 49


V’13

RETROSPEKTIVE JERRY LEWIS

Funny Bones

TEXT: KLAUS HÜBNER

FOTOS: VIENNALE

Er hat den Witz im Blut: JERRY LEWIS, Mitte des letzten Jahrhunderts der große Starkomiker Hollywoods und Funny Sidekick des Rat Pack, ist bis heute lustig. Die Viennale zeigt zahlreiche Highlights aus fünf Jahrzehnten seines Schaffens.

EIN KOMIKER IST selten so einzig-

artig wie Jerry Lewis – er gehört in dieselbe Klasse wie Laurel und Hardy. Seine Gesichtsakrobatik und die wilden Gesten und die Tatsache, dass das alles wirklich funktioniert und nicht zu sehr im schwachsinnigen Bereich landet, sind ein Meisterstück, das sich nie

Cinderfella KOMÖDIE. USA 1960. LÄNGE: 91 Min. REGIE: Frank Tashlin. BUCH: Frank Tashlin, Jerry Lewis. KAMERA: Haskell B. Boggs. SCHNITT: Arthur P. Schmidt. DARSTELLER: Jerry Lewis, Ed Wynn, Judith Anderson, Count Basie.

Jerry Lewis als verwaister Stiefsohn, der seine Cousins bedienen muss und die Finanzen der bösen Stiefmutter wieder geraderichten soll, indem er den Schatz rausrückt, den sein Vater auf dem Anwesen versteckt hat. Jerrys Rolle als Fella (in der deutschen Version: „Faula“) brennt sich für immer ins Gedächtnis ein. Jerry der Clown – hier liefert er in dieser Facette seines Schaffens das Maximum. SO. 20. 10., FILMMUSEUM, 21.00 UHR MI. 06. 11., FILMMUSEUM, 18.30 UHR

jemand erarbeiten können wird. Dazu braucht es die „Funny Bones“, sozusagen das WitzGen, das angeborene Verhalten, welches andere bei seinem Anblick in Gelächter ausbrechen lässt. Jerry (eigentlich Joseph Levitch), 1926 geboren, hatte das einfach – und so kannte ihn von den 1950ern bis in die 1970er

The King of Comedy TRAGIKOMÖDIE. USA 1982. LÄNGE: 109 Min. REGIE: Martin Scorsese. BUCH: Paul D. Zimmerman. KAMERA: Fred Schuler. SCHNITT: Thelma Schoonmaker. DARSTELLER: Robert De Niro, Jerry Lewis, Sandra Bernhard.

In der Rolle des Rupert Pupkin würde man Robert De Niro nicht so schnell vermuten: Ein kleiner Nerd, besessen von dem Traum, als Stand-up-Komiker ein Bühnenstar zu werden, kidnappt mit einem psychotischen Fan (Sandra Bernhard) den berühmten Talkmaster Jerry Langford (Lewis), um so Karriere zu machen. Total verrückt, ernst, real, komisch: ein zu Unrecht kleineres Scorsese-Meisterwerk. FR. 25. 10., FILMMUSEUM, 21.15 UHR DO. 24. 11., FILMMUSEUM, 20.30 UHR

V’50

Jahre die ganze Welt als Witzbold des Rat Pack. Mit Dean Martin hatte er auf der Bühne, dann im Film und schließlich in Farbe und 3D (Der tollkühne Jockey, 1953) seine Karriere begonnen, Sammy Davis Junior und „Frankie Boy“ Sinatra kamen später dazu. Jerry schrieb bald auch Drehbücher und produzierte und inszenierte seine Filme selbst, z. B. The Nutty Professor (1963). Und er begann früh, sich wohltätig zu engagieren. 1983 erlitt er nach Abschluss der Dreharbeiten zu Martin Scorseses The King of Comedy einen Herzinfarkt, kehrte knapp aus dem klinischen Tod zurück und zog sich in Folge aus dem Filmgeschäft zurück. Der hochgewachsene, heute 87-Jährige drehte in den späteren Jahrzehnten noch einige Filme mit ausgesuchten Regisseuren – auch diese finden im Viennale-Tribute ihren verdienten Platz.

Arizona Dream DRAMA. USA/FRANKREICH 1992. LÄNGE: 142 Min. REGIE: Emir Kusturica. BUCH: David Atkins, Emir Kusturica. KAMERA: Vilko Filac. SCHNITT: Andrija Zafranovic. DARSTELLER: Johnny Depp, Jerry Lewis, Faye Dunaway, Lili Taylor, Vincent Gallo.

Es wäre Unrecht, dieses Kunstwerk in wenige Worte zu fassen. Die versammelte Riege an Stars hat jedenfalls die sich hier bietende einmalige Chance offensichtlich erkannt, erfolgreich ergriffen und zu Emir Kusturicas Sternstunde gemacht. Wer Lili Taylor noch nicht manisch das Akkordeon quetschen gesehen hat, muss hingehen. Man kann diese Meisterleistung einfach nicht oft genug empfehlen. FR. 08. 11., FILMMUSEUM, 20.30 UHR SO. 24. 11., FILMMUSEUM, 15.30 UHR


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