Universum Filmwoche, Program 2008

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Universum-Filmtage 2008

Birdwatchers LA TERRA DEGLI UOMINI ROSSI/EA/OmU/Preview! Italien/Brasilien 2008 Regie: Marco Bechis/Buch: Marco Bechis, Luiz Bolognesi Kamera: Hélcio Alemão Nagamine/Musik: Andrea Guerra Mit: Matheus Nachtergaele, Chiara Caselli, Claudio Santamaria, Alicélia Batista Cabreira, Abrísio da Silva Pedro, Taiane Arce u. a. Farbe,105 Minuten,OmU (portugiesisch/guarani mit deutschen UT) Drama, ab 14 Jahren, Nom. für Goldenen Löwen Venedig 2008 Das preisgekrönte Drama führt uns in die Welt der brasilianischen Indianer und die der Großgrundbesitzer, in die Welt derer, die schon immer hier waren, und die Welt jener, die vor drei Generationen kamen, um den Wald in Feld zu verwandeln, bis nur mehr einzelne Bäume übrig bleiben: Im brasilianischen Mato Grosso do Sul führen die Besitzer der riesi-

10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen

gen Kaffeeplantagen ein entspanntes, angenehmes Leben. Abwechslung bringen die zahlreichen Touristen, die sich zum Beobachten von Vögeln in den Urwald begeben. Außerhalb der Plantagen leben die Ureinwohner (und eigentlichen Besitzer der Ländereien) jedoch in bitterer Armut und ohne Zukunft. Vereinzelt kommt es unter den Jugendlichen ob dieser Perspektivenlosigkeit zu Suiziden. Und eines Tages löst einer dieser Selbstmorde eine Revolte aus: Ein Dutzend Männer, Frauen, Heranwachsende und Kinder siedelt sich neben dem Feld eines Großgrundbesitzers an. Der hat keine rechtliche Handhabe gegen die Landnahme; er versucht, die Indianer zu vertreiben, doch die sind widerstandsfähiger, als er denkt . . .

Birdwatchers

Curitiba

Curitiba CURITIBA – IT’S POSSIBLE/Erstaufführung Österreich 2008 Regie/Buch: Jörg Pibal, Paul Romauch Kamera: Paul Romauch Farbe, 45 Minuten, Dokumentarfilm, ab 10 Jahren Curitiba, die Millionenstadt im südöstlichen Brasilien, gilt seit über 30 Jahren als soziales, ökologisches und ökonomisches Musterbeispiel über die Grenzen Lateinamerikas hinaus. Im Umgang mit großen urbanen Problemen haben die Städteplaner Curitibas auf kreative, kostengünstige und nachhaltige Lösungen gesetzt und damit einen für die Region enorm hohen Lebensstandard geschaffen. Die Dokumentation stellt das »Phänomen Curitiba«

vor und bietet Anstöße, wie man Schwierigkeiten aus alternativen Blickwinkeln betrachten kann. Der Film zeigt unter anderem, wie faszinierende Problemlösungen mit begrenzten Mitteln möglich werden und wie in einem negativen Umfeld mit nachteiligen Rahmenbedingungen positive Vorbildwirkung erreicht werden kann. Im Anschluss an die Vorstellung steht der Regisseur Paul Romauch für Fragen und Gespräche zur Verfügung.

10 Kanus,150 Speere und 3 Frauen TEN CANOES/EA/teilweise OmU Australien 2006 Regie: Rolf de Heer, Peter Djigirr/ Buch: Rolf de Heer Kamera: Ian Jones Mit: Crusoe Kurddal, Jamie Gulpilil, Richard Birrinbirrin, Peter Minygululu, Frances Djulibing, David Gulpilil u. a. Farbe + SW, 91 Minuten, teilweise OmU Abenteuerfilm/Komödie, ab12 Jahren, 6 austr. Filmpreise 2006 ! 10 KANUS erzählt die parabelhafte Geschichte zweier Aborigines. Vor langer Zeit lebte das Volk der Ramingining ungestört in den Sümpfen im Norden Australiens. Der junge Dayindi, der mit seinem Stamm zum ersten Mal auf Enteneierjagd geht, begehrt die jüngste der drei Frauen seines älteren Bruders. Um ihn auf den richtigen Weg zu führen, wird ihm eine Geschichte erzählt, die sich in uralten, mythischen Zeiten zugetragen hat. Sie spielt vor tausenden von Jahren in der Traumzeit und entfaltet sich, von der Kamera in wunderbar atmosphärischem Licht eingefangen, in viele Richtungen. Von Stammesgesetz und Blutrache wird erzählt, von Verschwinden und Wiederkehr einer Frau, dem Mord an einem Fremden – und falscher

Liebe, denn auch hier begehrt ein junger Mann die dritte Frau des Anführers ... Das Down Under Dream Tale besticht durch gutes Timing, lustige Episoden und gekonntes Ineinanderweben der Handlungsstränge auf verschiedenen Zeitebenen – entstanden ist eine poetische Fabel, eine augenzwinkernde Expedition zu den Wurzeln der Menschheit.

Umwelt- und Naturfilme In Zusammenarbeit mit der Abteilun Liebe Kinofreunde und -freundinnen! Umweltschutz kann auch Vergnügen bereiten! Ich wünsche viel Spaß und angenehme Entspannung beim Filmschauen. Ihre Umweltreferentin Vzbgm. Dr. Maria-Luise Mathiaschitz

10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen

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Kairo all inclusive KAIRO ALL INCLUSIVE/EA/DF

Unsere Erde

Unsere Erde

Unsere Erde EARTH/deutsche Fassung Deutschland/Großbritannien 2007 Regie/Buch: Alastair Fothergill, Mark Linfield Kamera: Andrew Anderson u. a./ Musik: George Fenton Farbe, 99 Minuten, Naturfilm, ab 8 Jahren Unsere Erde, das sind Landschaften von der Arktis bis zur Antarktis im Spiegel der Jahreszeiten, und Wildtiere in ihrer ureigensten Umgebung, zu Wasser, zu Lande und in der Luft: Eine Eisbärenmutter in der Antarktis versucht verzweifelt, Nahrung zu finden, bevor das lebensnotwendige Eis zerschmilzt; eine Elefantenkuh im Herzen der Kalahari-Wüste, die mit ihrem Jungen nach einer gefahrvollen Wanderung das lebensrettende Wasserloch errei-

chen will; eine Buckelwalmutter, die es schaffen muss, ihr Jungtier sicher vom Äquator bis zur Arktis zu bringen – über eine Distanz von 6000 Kilometern. Beeindruckende Naturdokumentation im Kreislauf der Jahreszeiten mit atemberaubenden Bildern, die die einzigartige Schönheiten unseres Planeten faszinierend einfangen. Unterlegt mit ergreifender Filmmusik von George Fenton, eingespielt von den Berliner Philharmonikern.

USA 2008 Regie: Walter Größbauer Buch: Walter Größbauer Kamera: Walter Größbauer Musik: Florian Zenker, Jens Loh Farbe, 91 Minuten, deutsche Fassung Dokumentarfilm, ab12 Jahren Kairo hat geschätzte 20 Millionen Einwohner und gehört zu den bevölkerungsreichsten Metropolen der Erde. Der Film ist ein fast zufällig wirkender Streifzug, bei dem überall dort Halt gemacht wird, wo sich interessante Bilder bieten und man mit Menschen ins Gespräch kommen kann: Beispielsweise bei einem Mann, dem an seiner Kleidung an Ketten ange-

Kairo all inclusive

bunde Mobiltelefone herunterhängen, die man für ein Telefonat mieten kann; beim Bügler, der sein 18 Kilo schweres Bügeleisen mit dem nackten Fuß auf die Wäsche drückt; beim Schlangenbesitzer, der seine Tiere regelmäßig aus der Schlangengrube holt, um ihnen das Gift abzunehmen – sie alle führen Familientraditionen weiter, leben in versteckten Winkeln und geben plaudernd vor der Kamera Auskunft. Vordergründig erlebt man Kairo als Inferno menschlicher Existenz. Erst nachdem der Betrachter alle Vorurteile ausgeräumt hat und bereit ist, all die Bilder, Töne und Geschehnisse in seine Seele eindringen zu lassen, zeigt sich die Schönheit der Metropole am Nil und die Liebenswürdigkeit seiner Bewohner.

Das Erbe der Bergler DAS ERBE DER BERGLER/EA/DF

I 1. bis 6. Dezember 2008 ng Umweltschutz der Stadt Klagenfurt Kartenreservierungen für die Filmtage sind ab sofort möglich (telefonisch unter 0463-319880 oder per e-mail: volkskino@aon.at). Keine vorzeitige Kartenausgabe! Reservierte Karten sind am Vorstellungstag mindestens 20 Minuten vor Spielbeginn abzuholen, sonst kann die Reservierung verfallen. Eintrittspreis: €€ 2,00. Vormittags laufend Gratis-Schulvorstellungen. Informationen und Buchungen bitte bei der Abteilung Umweltschutz des Magistrates Klagenfurt (Bettina Uran oder Mag. Bernadette Jobst:Telefon 0463-537- 4828)

Schweiz 2007 Regie/Buch: Erich Langjahr Kamera: Erich Langjahr/Musik: Hans Kennel Mit: Anton Büeler, Albert Gwerder, Erich Gwerder, Alois Langenegger, Toni Schelbert, Peter Suter, Josef Schelbert u. a. Farbe, 95 Minuten, schweizerdeutsch mit deutschen Untertiteln Dokumentarfilm, ab 8 Jahren, Nom. für Schweizer Filmpreis 2007 Im schweizerischen Muotathal hat der Dokumentarfilmer Erich Langjahr die letzten Wildheuer beobachtet, die jedes Jahr auf die steilsten Abhänge steigen, um dort mit Sensen das Gras zu mähen. Sie sammeln es in Netzen zu ungefähr 100 kg schweren Ballen und lassen diese mit Hilfe eines Seilzuges hunderte Meter abwärts fahren, um das Heu dort

Das Erbe der Bergler

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in einem Zwischenlager zu trocknen. Im Winter holen sie es dann heraus und verkaufen es. Diese Tätigkeit hat Tradition, für die Väter und Großväter war es sogar überlebenswichtig, denn es gab kaum andere Einnahmequellen. Für die Bergler im Film – gestandene Männer, Handwerker, Familienväter – ist die jährliche Heumahd mehr oder minder nur noch Bewahrung eines alten Wissens, das mit ihnen auch aussterben wird – ihre Kinder schauen der Wildheuerei schon aus einer geradezu touristischen Entfernung zu . . . »Einblick in eine Welt tief verwurzelter Menschen, die ihren Platz kennen. Hingebungsvoll und schweigsam. (Der Tagesspiegel) »Ein packendes, präzises und pointiertes Portrait einer vergehenden Kultur.« (die Presse)


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In die Welt IN DIE WELT/EA Österreich 2008 Regie: Constantin Wulff Buch: Constantin Wulff Kamera: Johannes Hammel Produktion: Johannes Rosenberger, Constantin Wulff Farbe, 88 Minuten Dokumentarfilm, ab 12 Jahren Ein Baby im Brutkasten, Diagnose ungewiss: Der Klinikalltag nimmt seinen Gang – von Untersuchung zu Untersuchung, von Ultraschall zu Ultraschall. Dazu ständig wiederkehrende Vorgänge: das Ordnen von Medikamenten und Operationsbesteck, das Analysieren von Daten, das Messen, Waschen, Füttern der Kleinkinder und natürlich die unauffällige Allgegenwart des Putzpersonals. Und über allem, repräsentiert durch stets wachsende Aktenberge, das unvermeidliche Wuchern des organisatorischen Aufwands. Die Semmelweisklinik in Wien, eine der bekanntesten Geburtskliniken der Stadt, ist Gegenstand von Constantin Wulffs Dokumentarfilm IN DIE WELT. Ein treffender Begriff, denn was Wulff be-

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schäftigt, ist das Krankenhaus als institutioneller Zusammenhang, als differenzierte Maschine und Art und Weise der Verwaltung von Leben. So trocken das klingt, so spannend, informativ und immer wieder berührend ist IN DIE WELT zugleich, da es dem Film auf schlüssige Weise gelingt, das Konkrete mit dem Allgemeinen zu verbinden: das Schicksal, die Erwartungen, die Ängste, den Schmerz und die Freude der einzelnen Frauen innerhalb einer zugleich funktionierenden, verwalteten und produzierenden Welt. Und die tägliche Arbeit, die für alle im Krankenhaus Beschäftigten bedeutet, dass ein Leben in die Welt kommt. So kompliziert. So einfach. In der besten Tradition des Direct Cinema stehend, verzichtet der Film zur Gänze auf Kommentar, Interviews und Musik sowie auf jegliche Exposition: Der Zuseher wird kurzerhand mitten ins Geschehen gestoßen. Faszinierende Beobachtungen und Mikrodramen des Krankenhausalltags fügen sich zu größeren Themen, die weit über ein bloßes Klinikporträt hinausreichen und sich zu einem Gesellschaftsbild rund ums Thema Geburt ergänzen.

In die Welt

Let’s make Money LET’S MAKE MONEY/EA /OmU Österreich 2008 Regie: Erwin Wagenhofer Buch: Erwin Wagenhofer Recherche: Corinna Milborn Kamera: Erwin Wagenhofer/Sound: Helmut Neugebauer Farbe, 107 Minuten, OmU (diverse Sprachen mit dt. UT) Dokumentarfilm, ab10 Jahren Nach We feed the World, der spektakulären Dokumentation über unsere Nahrungsmittel, hat der Filmemacher Erwin Wagenhofer einen neuen, aufrüttelnden Dokumentarfilm für das Kino gedreht: In LET'S MAKE MONEY folgt er der Spur unseres Geldes im weltweiten Finanzsystem und blickt hinter die Kulissen der bunten Prospektwelt von Banken und Versicherungen: Sobald wir ein Konto eröffnen, klinken wir uns in die weltweiten Finanzmärkte ein – ob wir wollen oder nicht. Die Bank speist unser Guthaben in den globalen Geldkreislauf ein. An wen das Geld verliehen wird, wissen die Kunden nicht – möglicherweise auch an Spekulanten. Wo unser Schuldner lebt und was er tut, um unsere Zinsen zu bezahlen, erfahren wir

Staub

nie. Die meisten von uns interessiert das auch nicht, weil wir nur zu gerne dem Lockruf der Banken folgen: »Lassen Sie Ihr Geld arbeiten!« Doch Geld kann nicht arbeiten: arbeiten können nur Menschen, Tiere oder Maschinen. LET'S MAKE MONEY folgt diesem Weg unseres Geldes, dorthin, wo spanische Bauarbeiter, afrikanische Bauern oder indische Arbeiter unsere Anlagen vermehren und – dabei verarmen. Der Film zeigt gefeierte Fondsmanager und Unternehmer, die zum Wohle ihrer Aktionäre fremde Länder abgrasen, solange dort Löhne, Steuern und das Umweltbewusstsein niedrig sind. Wir erleben die allgegenwärtige Gier und die damit verbundene Umweltzerstörung, die mit unserem Geld stattfindet.

v o r. d e m . f i l m

STAUB/EA/DF Deutschland 2007 Regie /Buch: Hartmut Bitomsky Kamera: Kolja Raschke/Musik: Ansgar Frerich Mit: Cornelia Höpfner, Marga Beck, Ayni Iloar, Srec`´ko Kekec`´, Martin Schacht, Michaela Preuss, Marion Klotz, Dr. Armin Reller Farbe, 92 Minuten Dokumentarfilm, ab 12 Jahren Staub. Er ist überall und allgegenwärtig. Ein Konglomerat feinster Partikel, das sich in Bewegung setzt, sobald die Dinge zur Ruhe kommen. Er wird bekämpft und beseitigt und kehrt noch im Verschwinden wieder zurück. Ein Sysiphus, wer sich mit ihm anlegt. Staub nistet in Teppichböden und auf Dachstühlen. Er dringt in Laboratorien ein und legt sich

Let’s make Money

auf Kunstwerke. Er wird von Fabrikschloten in die Luft geblasen und wohnt in jedem Regentropfen. Staub macht krank, Staub macht den Kosmos. Er ist das kleinste, noch unmittelbar sichtbare Objekt, von dem ein Film handeln kann. Hartmut Bitomsky geht den Weg des Staubs. Assoziativ und in sinfonischen Bewegungen folgt er ihm an Orte, wo

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er siedelt, und sucht Menschen auf, die sich mit ihm auseinandersetzen. Putzkolonnen in ihrem täglichen Kampf um Sauberkeit, Erfinder von Luftreinigungsfabrikaten, Wissenschaftler, welche die schädlichen Folgen von Feinstaub und uranhaltiger Munition aus den US-Waffenbeständen untersuchen, Botaniker, Meteorologen, Astronomen und Künstler.

Programmzeitung Neues Volkskino Nr. 232 I Dezember 2008

Staub ist allgegenwärtig – wie man es anstellt, es bleibt immer ein Rest vom Rest. Man kann diesen flüchtigen Partikeln nur mit einer assoziativen, freien Form gerecht werden. Bitomsky gelingt dies virtuos, spielerisch und leicht. Wer seiner Staubsuche zusieht, kommt ins Staunen über die Komplexität und Schönheit der Welt.


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