1 minute read

16.9 Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen

Next Article
16 Fallbeispiele

16 Fallbeispiele

Michael Meyr · Jörg Holzapfel · Florian Dax

Am 3. Juni 2022 ereignete sich gegen 12.15 Uhr auf der Bahnstrecke von Innsbruck über Garmisch-Partenkirchen nach München ein schweres Zugunglück. Mehrere Waggons einer Regionalbahn der Deutschen Bahn entgleisten, etliche Doppelstockwagen des Zuges kippten um, rutschten eine Böschung hinab und blieben neben einer Bundesstraße liegen. Bei dem Unglück kamen fünf Menschen ums Leben und mehr als 60 Personen wurden verletzt, darunter 16 Personen schwer. Der Unfall ereignete sich im Zuständigkeitsbereich der Integrierten Leitstelle Oberland (Weilheim).

Zum Zeitpunkt des Unglücks war die Integrierte Leitstelle (ILS) Oberland im Regelbetrieb mit vier besetzten Einsatzleitplätzen (ELP) tätig und konnte somit auf je einen Schichtführer, einen Rettungsdienstfunker für Notfallrettung und Krankentransport, einen Disponenten zur Bettenzuteilung sowie einen Disponenten zur Notrufabfrage zurückgreifen. Darüber hinaus verfügt die ILS über ein dreistufiges Verstärkungskonzept, um Einsatzspitzen/Sonderlagen bedienen zu können:

▶ 1 Disponent in Rufbereitschaft (24/7, über Meldeempfänger, Zeitvorgabe max. 30 min nach Alarm in der ILS)

▶ 1 Disponent in Inhouse-Bereitschaft (24/7)

▶ Unterstützungsgruppe ILS (nebenamtliche Mitarbeitende mit einer 100-Stunden-Ausbildung zur Besetzung der Ausnahmeabfrageplätze zur Entgegennahme von Notrufen)

▶ Unterstützung durch anwesende Mitarbeitende der Verwaltung (Leitstellenleitung und Systemverwaltung)

▶ Alarmierung von dienstfreiem Personal im Rahmen eines „hauptamtlichen Vollalarms“ über Meldeempfänger.

Die Einsatzstelle

Die Einsatzstelle befand sich auf der Bahnstrecke Innsbruck – Mittenwald – Garmisch –München südöstlich des Garmischer Ortsteils Burgrain im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Die Einsatzstelle lag in unmittelbarer Nachbarschaft zur vierspurigen B 2 (baulich getrennte Fahrtrichtungen). Die 2 ist die direkte Verlängerung der BAB 95 München – Garmisch und teilt sich im Bereich der Unfallstelle (USt) in die B 2 Richtung Garmisch – Mittenwald – Innsbruck und die B 23 Partenkirchen – Ehrwald. Circa 200 m nördlich der USt befinden sich die Südportale des Tunnels Farchant (B 2).

Die Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen ist mit gut 27.000 Einwohnern die größte Gemeinde im Zuständigkeitsbereich der ILS Oberland. Die Gemeinde verfügt über zwei Stützpunktwehren (Garmisch und Partenkirchen). Des Weiteren gibt es in Garmisch-Partenkirchen zwei Rettungswachen (drei RTW und ein KTW im Tagdienst), einen Notarztstandort am Klinikum Garmisch (Haus der Maximalversorgung), je eine SEG Behandlung und Transport (an zwei Standorten), eine SEG Betreuung/Verpflegung, eine SEG CBRN(E), eine SEG Wasserwacht und eine Bergwachtbereitschaft. Außerdem ist dort der Standort der Unterstützungsgruppe SanEL. Im ca. 25 km entfernten Murnau existiert mit der BG-Unfallklinik ein weiteres Haus der Maximalversorgung im Landkreis. Der Landkreis Garmisch-Partenkirchen grenzt im Süden an das österreichische Bundesland Tirol, weshalb insbesondere im Bereich der Luftrettung eine große Anzahl an Rettungsmitteln zur Verfügung stehen.

Neuorganisation des Leitstellenbetriebes

Zur Abarbeitung der Großschadenslage wurden den Einsatzleitplätzen neue Funktionen zugewiesen und diese mit weiteren Mitarbeitenden besetzt. Dies konnte sowohl durch im Haus befindliches Personal als auch in der Folge durch den ausgelösten Personalvollalarm abgedeckt werden.

This article is from: