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„Big Five“ zur LehrLernprozesssteuerung:

Patientenprozessorientierte Lernaufgaben als Steuerelemente einer lernortspezifischen und -übergreifenden

Notfallsanitäterausbildung

Oliver Gabriel und Heiko König

4 Ablauf der lernortübergreifenden Lehr-Lernprozesssteuerung durch PPOLA

„Ein noch so raffiniert gestalteter Lernort kann Lernen nicht erzwingen. Es hängt letztlich von den Wahrnehmungen und Handlungen der Subjekte ab, ob ein Lernraum geschaffen wird. Dennoch können Orte als konkret benennbare lokale und temporäre Konfigurationen in ihrer spezifischen ästhetischen Qualität […] selbst zum Lernanstoß werden und die Lernresultate wesentlich beeinflussen.“ (Faulstich und Haberzeth, 2010, S. 77)

In diesem Kapitel werden die bestehenden Rahmenbedingungen auf die Bedingungen einer lernortübergreifenden PPOLA projiziert. Es wird geschildert, welche Ressourcen notwendig sind, um die Steuerung des Lehr-Lernprozesses durch PPOLA lernortübergreifend durchzuführen. Das Ziel dieses Kapitels ist es aufzuzeigen, welche Schritte notwendig sind, um dem hier vorgestellten Paradigma erfolgreich Folge leisten zu können. Zunächst werden Steuerungsvarianten und zwei Vorgehensweisen grundlegend erklärt, die der lernortübergreifenden PPOLA zugrunde liegen. Anschließend werden die erforderlichen Rahmenbedingungen (s. Kap. 4.3) beschrieben. Hierbei werden die nach Ansicht der Autoren optimalen Kommunikationsstrukturen vorgestellt. Abschließend werden Belange der Ausbildung von Praxisanleitern sowie eines Methodentrainings der Schüler angesprochen, da beide Parteien mit den Grundlagen der PPOLA vertraut sein müssen, damit diese erfolgreich durchgeführt werden können.

4.1 Steuerungsvarianten der lernortübergreifenden PPOLA

Die Schule steht jeweils zwischen den praktischen Ausbildungsblöcken und markiert deren Beginn und deren Ende. Beginnt ein Praxiseinsatz, müssen die Schüler jeweils darauf vorbereitet werden; ist ein Praxiseinsatz beendet, wird dieser reflektiert. Im Rahmen der Blockplanungen muss die zuständige Lehrkraft die Entscheidung treffen, ob eine themenspezifische PPOLA nur für die Schule erstellt oder ob die Aufgabe auch lernortübergreifend bearbeitet werden soll. Um eine lernortübergreifende Lernaufgabe effektiv durchzuführen, müssen die Praxisanleiter vor Ort geschult sein, PPOLA-Produkte zu erstellen, zu bearbeiten und zu reflektieren, und an den Lernorten die benötigten Ressourcen bereitgestellt werden, was nicht immer der Fall ist (s. Kap. 2.5 und 2.6). Die Lehrkraft an der Schule muss dementsprechend informiert sein, damit die korrekte Steuerungsvariante einer solchen PPOLA gewählt werden kann.

Bei der 1. Steuerungsvariante erstellt die Lehrkraft die PPOLA nur für die Schule und nicht für andere Lernorte. Dies übernehmen die dortigen Praxisanleiter nach vorheriger Absprache. Die Schüler übergeben im Vorgespräch ihre erstellten Lernprodukte, auf deren Grundlage sich die Praxisanleiter ein Bild über den Kompetenzstand des betreffenden Schülers machen können. Die Praxisanleiter müssen über die anstehenden Lernziele infor-

PPOLA Schule

Schule

PPOLA erstellt durch Lehrkraft Lernprodukte

PPOLA Rettungswache

Rettungswache

PPOLA erstellt durch Praxisanleiter

Handlungskompetenz / Lernprodukte

Lernprodukte

PPOLA Krankenhaus

Krankenhaus

PPOLA erstellt durch Praxisanleiter miert sein und können individuell auf den Schüler zugeschnittene PPOLA erstellen. Der Vorteil dieser Variante ist, dass die PPOLA individuell an die Schüler angepasst sind und auf deren aktuellen Lernstand aufbauen. Die Praxisanleiter kennen die personellen und materiellen Ressourcen vor Ort und können dadurch eine präzise Planung vornehmen. Nachteilig ist hierbei der kurzfristige Planungszeitraum. Die Praxisanleiter können erst nach dem Vorgespräch mit der Erstellung der PPOLA beginnen, wobei dieser Nachteil im Prinzip dem heutigen Standard einer Praxisanleitung entspricht, da diese normalerweise ebenso geplant werden (vgl. Mamerow 2018, S. 311 ff.). Das ist die favorisierte Vorgehensweise beim Erstellen von lernortübergreifenden PPOLA und sollte angestrebt werden; das Beispiel in Kapitel 5 greift auf diese Variante zurück. Die Abbildung V.24 stellt Variante 1 der Steuerung des Lehr-Lernprozesses dar, deren Schnittstellen die enge Kommunikation und die erstellten Lernprodukte sind.

Abb. V.24 ▶ Lernortübergreifender Lehr-Lernprozess mit am Lernort erstellten PPOLA. Die Reihenfolge der Lernorte LRW und Krankenhaus ist exemplarisch und spielt keine tragende Rolle.

Die weiteren Steuerungsvarianten ergeben sich aus Ressourcenproblemen und stellen die Möglichkeiten dar, eine PPOLA dennoch effektiv lernortübergreifend durchzuführen:

Bei der 2. Variante erstellt die Lehrkraft die PPOLA für die Schule und für einen der beiden Lernorte, wenn die Praxisanleiter vor Ort keine Möglichkeit haben, selbstständig eine PPOLA auszuarbeiten, der Kompetenzzuwachs jedoch am Praxisort besonders gut zu erreichen ist, wie z. B. die Kommunikation und Interaktion mit Patienten. Diese Variante schränkt die Möglichkeiten des Praxisanleiters hinsichtlich der Individualisierung der PPOLA deutlich ein, da die Lernprodukte bereits vorbestimmt und von daher nicht vollkommen auf das individuelle Kompetenzprofil des Schülers ausgelegt sind. Die Abbildung V.25 illustriert das beschriebene Vorgehen exemplarisch am Lernort Lehrrettungswache, an dem ein Ressourcenproblem besteht.

Bei der 3. Variante erstellt die Lehrkraft alle PPOLA für alle Lernorte (Abb. V.26). Dies ist je nach Anforderungen der an den Lernorten benötigten Ressourcen möglicherweise schwierig, da die Lehrkraft den kleinsten gemeinsamen Ressourcen-Nenner aller Kooperationspartner nicht nur kennen, sondern auch verwenden muss. Dies schränkt u. U. besser ausgestattete Lernorte und damit die dort tätigen Schüler ein. Vorteilhaft ist dieses Vorge-

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