Avantgarde 01/2012

Page 1

avantgarde*

Magazin der TG H端tten Nr. 1 / 2012

Weltcup-Podest f端r die TG H端tten TG H端tten > triathlon I duathlon I laufen I langlaufen I schwimmen I radfahren I leichtathletik I orientierungslaufen


EDITORIAL

Im Erfolg die Ruhe bewahren

«In der Stabilität die Balance finden» – das war mein Motto im Vorwort des letzten avanTGarde. Ein halbes Jahr und ein avanTGarde später heisst es «Im Erfolg die Ruhe bewahren», denn die Erfolge unserer Sportlerinnen und Sportler haben uns im Winter gröber «überrumpelt». Und das in positivem Sinn! Fast schon wöchentlich las man von der TG Hütten, ihren Athletinnen und Athleten oder ihren Trainern in der lokalen, ja mehr und mehr auch in der nationalen Presse. Gar im Fernsehen hatten wir zu prominenter Sendezeit unsere Auftritte. Das Fazit: Die jahrelange, äusserst minuziöse und harte Arbeit hat sich gelohnt, es wurden Resultate gefeiert, die von vielen für unrealistisch gehalten wurden. Das ist schön, eine Genugtuung und Befriedigung. Aber auch eine Verpflichtung. Denn gerade in Zeiten des Erfolges gilt es, mit Bedacht

2

und Konsequenz hart weiter zu arbeiten, auf keinen Fall abzuheben, sondern stets die richtigen Schlüsse zu ziehen, um sich auch künftig weiter zu entwickeln und Fortschritte zu machen. Unsere Trainer haben jahrelang einen sensationellen Job gemacht, auch wenn das von gewissen Verbänden kaum wahrgenommen wurde. Doch die Ziele sind noch höher, der Herausforderungen noch mehr. Und so geht die Arbeit weiter, auch wenn sie nach derlei Resultaten und Bestätigungen sicher eher leichter fällt. In der Hoffnung, dass all die Top-Resultate und Schlagzeilen dieses Winters auch unsere Sponsoren, Gönner und Vereinsmitglieder motivieren, schauen wir zuversichtlich in die Zukunft. Nur derlei Erfolge können unsere Zukunft längerfristig sichern und wirksam Mitglieder anziehen. Ich bin überzeugt, dass dank der Mithilfe aller 250 Mitglieder das

hochgesteckte Ziel von 400 Mitgliedern bis Ende Jahr zu erreichen ist. Auch hier braucht es alle, auch um dieses Ziel zu erreichen ist letzter Einsatz gefragt. Doch der sollte in der TG Hütten selbstverständlich sein! Nach dem erfolgreichen Winter hoffe ich auf einen ebenso ergiebigen Sommer. Die Weichen sind auch hier auf Erfolg gestellt. Ich bin sicher, dass dereinst auch mal wieder eine Zeit kommt, in der Misserfolge verkraftet werden müssen. Darum: geniesst den Erfolg, bleibt ruhig, besinnt Euch aufs Wesentliche und sammelt neue Kräfte, um erholt und frisch neue, noch grössere Herausforderungen anzunehmen und im Team zu meistern.

Euer Präsident Kurt Waldmeier


WINTER laurien van der graaff

Laurien van der Graaff jubelt nach dem 3. Rang in Düsseldorf.

Ein Märchen wird wahr Laurien van der Graaff läuft als zweite Frau in der langen Geschichte des Schweizer Langlaufs im Weltcup aufs Podest.

Text: Christoph Schmid, Bilder: Diverse, Swiss-Ski

Ein Jahr ist’s her, seit Kurt und ich beschlossen, das 2006 gegründete und innert Kürze äusserst erfolgreiche TCS SprintTeam im ursprünglichen Sinn aufzulösen – um nach fünf glorreichen Jahren mit den gemachten Erfahrungen einen Schritt weiter zu gehen und die TG Hütten als Ausdauer Kompetenz Zentrum neu und noch besser zu positionieren. Wir boten in der Folge letzten Frühling interessierten Athleten das Know-how der TG Hütten als Ausdauer Kompetenz Zentrum an, zudem jenes von mir als Trainer. Nota bene gegen Bezahlung. Die Überlegungen und Hintergedanken: Die Athleten können sich in ihrem ursprünglichen Umfeld und mit ihren gewohnten und bewährten Strukturen weiter entwickeln und bleiben ihrer «Heimat» und ihrem Verein als Vorbild erhalten. Die Athleten treten – psychologisch wie wir erfahren mussten nicht ganz unwichtig – nicht mehr als Team und gegen Swiss Ski an. Vielmehr kann jeder ganz und gar individuell seinen ureigenen Weg gehen, ob «mit» oder «ohne» Swiss Ski. Und die TG Hütten selber kann sich endlich offensiv als Ausdauer Kompetenz Zentrum profilieren, ich als Trainer zudem einen Teil meines Aufwandes und meiner Anstellung

Eligius Tambornino am Weltcup in Davos unterwegs zur Bestzeit im Prolog.

tghuetten.ch I 3


Martin Jäger, der Gejagte im Weltcup-Teamsprint in Düsseldorf.

«direkt» selber finanzieren. Die Idee hat eingeschlagen. Und so trainierte ich neben Laurien van der Graaff, die natürlich weiterhin für die TG Hütten startete, auch Martin Jäger, Eligius Tambornino, Mauro Gruber und Toni Livers, zudem das Engadin Skimarathon Team, zu dem auch die TG Hütten Läuferinnen Seraina Boner und Ursina Badilatti gehörten.

Wenn sich die Bilanz wie ein Märchen liest Und die Idee war auf Anhieb geradezu sensationell erfolgreich. Die Bilanz liest sich fast schon wie ein Märchen: Laurien lief in Düsseldorf als zweite Schweizerin «ever» im Weltcup aufs Podest und bestätigte dieses Resultat mit einem 5. Platz gegen die gesamte Weltelite in Davos sowie weiteren Klassierungen in den Top-Ten. Zudem gewann sie erstmals Weltcup-Punkte in der klassischen Technik und qualifizierte sich als einzige Schweizer Frau souverän für das Weltcup-Final in Schweden. Sie gehört nunmehr zur roten Gruppe der weltbesten Sprinterinnen, gewann als überlegen beste heimische Langläuferin an den Schweizer

4

Meisterschaften Gold im Sprint und zudem Silber über 30 km. Damit schaffte sie als einzige Frau selbstverständlich auch die Selektion fürs Nationalteam.Fürs Podest reichte es Eligius und Martin zwar (noch) nicht, doch waren die beiden Ende Saison hinter «Überläufer» Dario Cologna, aber noch vor Curdin Perl, Remo Fischer und Toni Livers im Gesamt-Weltcup überraschend die Nummern 2 und 3 des Schweizer Teams – und das wohlverstanden als lupenreine Spezialisten im SkatingSprint. Mit ihren vielen guten Resultaten waren sie letztlich in den Top 30 der Weltrangliste und wurden entsprechend fürs Nationalteam berücksichtigt. Auch die schärfsten Kritiker beeindruckt hat dabei vor allem der spektakuläre 50-er an den Schweizer Meisterschaften, in dem Eli mit den Langdistanzspezialisten bis kurz vor Schluss mithielt und letztlich hervorragender Vierter wurde. Eine schlicht fantastische Bilanz!

Podestplatz im FIS Marathon-Cup als «Zugabe» Aber auch die weiteren Langläufer(innen) und Vertragsathlet(innen) en der TG Hütten zeigten bemerkenswerte Leistungen, selbst wenn


diese neben den Resultaten der drei Sprinter fast etwas untergingen. So konnte sich Mauro wie angestrebt im Prolog markant verbessern und für den Weltcup-Sprint in Moskau qualifizieren. Toni kämpfte im Weltcup zwar etwas glücklos, zum Teil auch materialbedingt, klassierte sich aber immerhin verschiedentlich in den Weltcup-Punkten. Umso mehr überzeugte er dafür in verschiedenen Läufen des FIS MarathonCup, dem (inoffiziellen) Weltcup der langen Distanzen, in dem er in der Gesamtwertung schliesslich Achter wurde. Noch besser lief es seiner Freundin Seraina. Nach verletzungsbedingten Schwierigkeiten zu Beginn der Saison steigerte sie sich ganz enorm, gewann den Birkebeiner und das Finale der Ski Classics und klassierte sich letztlich im Gesamtklassement des FIS Marathoncup auf Platz zwei. Ursina kämpfte den lieben langen Winter mit gesundheitlichen Problemen, konnte aber mit dem dritten Platz an den Schweizer Meisterschaften über 30 km die Saison immerhin noch einigermassen versöhnlich abschliessen und zeigen, dass sie zu wesentlich mehr fähig ist.

Erste «verkaufte Erfolge» im Triathlon Auch das Engagement von Christoph Schmid als verantwortlicher Lauf-Trainer für den Check-Point Zugerland zeigt erste Erfolge. Die Nachwuchsabteilung des Tri Team Zugerland startete überaus erfolgreich in die Saison. An den Schweizer StrassenlaufMeisterschaften über 10 km in Lyss gewann Nina Derron in 37:36,9 Gold bei den Juniorinnen, über 5 km setzte sich Michelle Derron in 17:40,1 durch. Michelle qualifizierte sich zudem als einzige Schweizer Juniorin für die Triathlon-EM in Eilat, wo sie vor allem dank einer ausgezeichneten Laufleistung schliesslich Platz 27 belegte. Und zum Auftakt der heimischen Saison schliesslich gewann Michelle an den Schweizer Meisterschaften im Duathlon in Zofingen Gold bei den Juniorinnen, derweil sich Lars Waser bei den Junioren Bronze sicherte.

Der Sporthangar ist nicht mehr – das Angebot der top motion hingegen bleibt

Seraina Boner jubelt nach dem Sieg am Birkebeiner.

Die Dübendorfer Event-Firma top motion, bekannt für visionäre Ideen, hat vor gut einem Jahr auf dem Flugplatz in Dübendorf, der Homebase der Trainings-Gemeinschaft Hütten, den Sporthangar eröffnet. Ganz unter dem Motto: «Von Sportlern für Sportler» sollte der Sporthangar gleichermassen Fachgeschäft wie Begegnungszentrum für Ausdauersport sein. Sollte. – Die Idee war für einmal wohl zu visionär. Das professionelle und kompetente Angebot wurde nur mässig genutzt. Einzig das VeloKino hatte den erhofften Zulauf. Die angebotenen Seminare und Kurse wurden zwar sehr geschätzt und gelobt, waren aber alles andere denn ausgebucht. Und der Sporthangar war insgesamt sehr schlecht besucht, selbst die Athlet(inn)en der TG Hütten fanden enttäuschend selten den Weg nach Dübendorf. Entsprechend beschlossen die Initianten, den Sporthangar zu schliessen, die Vision als solche aber weiter zu leben. Konkret: All die bewährten Angebote werden aufrecht erhalten. So können künftig alle Produkte über den Online-Shop unter www.topmotion.ch bestellt werden. Die top motion vertreibt weiterhin exklusiv die Marken no limits und ph, allerdings künftig vorwiegend an Grosskunden. Das Know-how von Numo Systems mit dem Ganganalyse-Labor bleibt Dübendorf erhalten.

Laurien gibt Autogramme.

tghuetten.ch I 5


Ihr Orthopädiefachgeschäft in Dietikon seit 1999

Fussprobleme? Knieschmerzen? Hüftschmerzen? Rückenschmerzen? Viele Beschwerden haben ihren Ursprung in einer Fehlstellung des Fusses oder des Beines. Mit Hilfe unserer Messsysteme können wir diese Fehlstellungen analysieren und die Beschwerden mit orthopädischen Einlagen teils oder komplett beheben.

Unsere Dienstleistungen: - Gang- und Laufanalyse auf dem Laufband mit Hochgeschwindigkeitskamera (kostenpflichtig) - Orthopädische Einlagenversorgung für Alltag und Sport - Diverse orthopädische Artikel

Beurteilung der Fuss-, Knie- und Hüftposition mit Hispeed Kamera

Messung der Druckverteilung

Seit der Gründung 1999 haben wir bereits über 50'000 klinische Ganganalysen durchgeführt und orthopädische Einlagen angefertigt. Besuchen Sie auch unseren Orthopädieshop. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage unter www.numo.ch Bitte vereinbaren Sie einen Termin im Voraus. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. NUMO Systems AG | Kanalstrasse 8 | CH-8953 Dietikon Tel. +41(0)44 746 46 00 | Fax +41(0)44 746 46 01 | info@numo.ch | www.numo.ch Mitglied des Schweizer Verbandes der Orthopädie-Techniker (SVOT)

Auch 6

dorf

i

ben n Dü

In Partnerschaft mit TG Hütten. Attraktiver Spezialpreis für alle Mitglieder der TG Hütten (mit Mitgliederausweis)! NUMO Systems AG – Topmotion GmbH – Überlandstrasse 255 – 8600 Dübendorf – Tel. 044 746 46 00


WINTER Rückblick

Ursina Badilattiin am Weltcup in Davos.

Der Zeit voraus Wieso das Engadin Skimarathon Team aufgibt, noch ehe es richtig los ging. Text: Christoph Schmid

Das Engadin Skimarathon Team hat zwei Winter lang hart gekämpft und alles gegeben. Trotzdem ist das Fazit letztlich ernüchternd, waren insbesondere die Resultate im vergangenen Winter eine glatte Enttäuschung. Dabei hatte sich alles so gut angelassen. Schon in der ersten Saison gewann Seraina Boner erste Rennen und klassierte sich schliesslich in den Top 3 des FIS-Marathoncup. Und der Sommer versprach mit verheissungsvollen Resultaten in vorbereitenden Testläufen und intensiven Trainingszusammenzügen eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte. Doch dann folgte im Herbst eine Hiobsbotschaft der anderen. Erst verliess Seraina Boner das Engadin Skimarathon Team wegen eines

finanziell lukrativen Angebots mitten in der Vorbereitung in Richtung Skandinavien, kurz darauf erfuhr Seraina Mischol von ihrer stark leistungsbeeinträchtigenden Krankheit CIS, einem ersten Schub von MS, der sie folglich noch vor Beginn der ersten FIS-Marathonrennen zur Aufgabe zwang. Zwar war uns die Aufmerksamkeit gewiss, schrieben wir fette Schlagzeilen zuhauf – allerdings nicht die, welche wir gerne geschrieben und gelesen hätten. Denn die Erfolge waren spärlich, zumal Ursina Badilatti, die übriggebliebene «Einzelkämpferin», nach guter Vorbereitung in der entscheidenden Phase von einer hartnäckigen Grippe schliesslich während fast der ganzen Saison stark beeinträchtigt wurde. Und so blieb es bei einzelnen Andeutungen ihrer wahren Möglichkeiten. Vor allem der 3. Platz an den Schweizer Meisterschaften über 30 km

stimmte zum Schluss noch einmal versöhnlich. Er machte aber auch besonders deutlich, dass in der Schweiz kaum weitere Läuferinnen stark genug sind, um erfolgreich im FIS-Marathoncup mitzulaufen. Und so bleibt als Fazit: Die Idee des Engadin Skimarathon Teams war gut. Sehr gut. Und der Zeit voraus. Allein, es bleibt die Erkenntnis, dass das Läufer(innen)-Potential schlicht nicht vorhanden ist, um in der Schweiz ein international konkurrenzfähiges Team zu bilden. Und budgetmässig lässt sich gegen skandinavische Teams, die allein für die Verpflegung am Vasalauf 25 Helfer einsetzen können, unter diesen Umständen auch nichts ausrichten. Die Erkenntnis: alles versucht und noch mehr, gereicht hat’s trotzdem nicht.

tghuetten.ch I 7


SOMMER TRAINingslager

Trainingslager der Trainingsgruppe Michi Rüegg Im Februar Grundlagen Latsch vor Damit soll

wurde in Portugal während gut zwei Wochen umfangreich an den gearbeitet. Zwei Monate später standen im Trainingslager in allem intensive Trainingseinheiten auf dem Trainingsplan. ein weiterer Schritt in Richtung Wettkampfsaison gemacht werden.

Text: Michi Rüegg, Bilder: Michi Rüegg

le nften Mal idea bereits zum fü n tte , en Hü m TG om e di schw In Latsch fand urde fleissig ge gungen. Es w Trainingsbedin

...gelaufen

8

...gefahren,

den auch rständlich wur ...und selbstve Bauche di d un t üb die Wechsel ge iert. muskeln train


Nach dem Abendessen

bei, äuferin Lilly da ch unsere OL-L rläufen au ue ar w Da al n M de Zum ersten eimfinden nach ar. r-H de ie W s da w womit selbst Problem mehr -Irrgarten kein aus Apfelbaum

Eine ausgefei

lte Routenplan

ung durfte na

türlich nicht fe

hlen.

Neben der Routenwahl hatte auch die Auswahl der Kleider eine grosse Bedeutung,

...denn im Verlaufe des Lagers sank die Schneefallgrenze besorgniserregend.

Auch wenn am Ende der zwei harten Wochen die Athleten die intensiven Trainingseinheiten spürten, wurde bis zum Schluss hervorragend trainiert…

nktlich für die e Athleten pü di en m ka hen. s et … und st Löchern gekroc iten aus ihren he in se ng ni ai Tr Fazit des Trainingslagers

tghuetten.ch I 9


SOMMER bush to beach

Ein Halbmarathon der etwas anderen Art

Text und Bilder: Diana Beer

Das kleine «Dörfchen» Kuaotunu im Nordosten der Halbinsel Coromandel in Neuseeland war an diesem Morgen gleich ruhig und verschlafen wie an jedem anderen Tag. Die Halbinsel ist bekannt für ihren «laid-back» Lifestyle. Entsprechend gespannt war ich, wie wohl die Organisation eines Halbmarathons hier sein würde. Über das Internet habe ich erfahren, dass die Strecke sehr abwechslungsreich, hügelig und technisch anspruchvoll sein soll, zudem müsse man mit «wet and muddy feet» rechnen. Als Flachland-Strassen-Läuferin sah ich dem Unterfangen etwas skeptisch entgegen. Betreffend die Verpflegung unterwegs hiess es, dass vermutlich Wasser zur Verfügung gestellt werde, man aber sicherheitshalber sein eigenes Getränk mitnehmen soll und die «Walker» eventuell auch über feste Nahrung und warme Kleider in ihrem «Gepäck» nachdenken sollten. Der Start- und Zielbereich sei gut markiert, hiess es in der Ausschreibung. Damit war wohl der kleine, rote Pfeil gemeint, der von der Hauptstrasse in Kuaotunu nach rechts zeigte. Ich war jedoch nicht schlecht überrascht, als ich den «Parkplatz», eine Kuhweide, die im Sommer auch als Campingplatz dient, erreichte. Schon einige der 600 Läufer waren eingetroffen. Die Organisatoren, Helfer und Läufer waren guter Laune und gerne zu einem Scherz aufgelegt. Es war alles übersichtlich und markiert, der Anlass verfügte auch über genügend ToiTois ohne Warteschlagen... Umziehkabinen oder Duschen suchte

10

man allerdings vergebens. Alles in allem sah es eher nach einem gemütlichen Samstagmorgen-Spaziergang aus, als nach einer seriösen Laufveranstaltung. Bei der Startnummernausgabe in einem Schopf habe ich dann auch erfahren, dass die Strecke nun 23.8km lang ist und nicht wie ausgeschrieben 22km. Spätestens hier hätten einige mir bekannte Schweizer Läufer eine mittelfristige mentale Kriese gekriegt. Aber in Neuseeland nimmt man es eben manchmal nicht so genau. «Shall be right, mate.» Vor dem Start wurden dann alle Läufer durch einen Kuhgatter in eine andere Kuhweide gelotst. Dabei musste jeder Läufer eine Matte mit Desinfektionsmittel passieren. Ich staune immer wieder wie es die Neuseeländer dann doch extrem genau nehmen können, wenn es um die Erhaltung und den Schutz der einheimischen Natur geht. Kurz vor dem Start gab es dann auch noch ein paar Informationen über die Strecke und deren Markierung. Der Startschuss erfolgte auch mehr oder weniger zur richtigen Zeit, so genau wusste das niemand, eine sichtbare Uhr gab es am Start keine und die meisten Läufer, so auch ich, liefen ohne Uhr. Die Strecke führte zuerst etwa 3km über Grasland lang und stetig einen Hügel hinauf, von welchem man eine wunderschöne Aussicht auf Buchten und Inseln hatte. Dann ging es in den dichten Busch auf Singletrails steil und rutschig wieder hinunter. Ich war froh, dass es die letzten Tage trocken war. Hier wären wohl Schlammschlacht und Rutschpartien vorprogrammiert gewesen. Auch der Bach, den man überqueren musste führte nicht so viel Wasser, so dass man


mit trockenen Füssen ans andere Ufer springen konnte. Die Strecke führte weiter zum Teil im Zick Zack hoch und wieder steil runter durch den Wald. Immer wieder konnte man durch die Bäume und Büsche Aussicht erhaschen auf die umliegenden weissen Sandstrände, Buchten, Hügel. Der Weg war gut markiert, obwohl eine Tafel mit «no exit» zu etwas Verwirrung führte. Die Orientierung hatte ich spätestens hier total verloren. Kilometerangaben gab es keine und auch die Verpflegungsposten hatten wenig Ahnung wo genau wir uns befanden. Die Tatsache, dass der Lauf von «Land Search and Rescue» organisiert wurde gab mir jedoch ein sicheres Gefühl. Weiter ging’s durch kahlabgeholzte Waldstücke. In Neuseeland wachsen exotische Bäume vier mal schneller als in deren Ursprungsländer. Aus diesem Grund sieht man hier neben dem geschützten Busch oft Landstücke, die zur radikalen Forstwirtschaft für den Export genutzt werden. Zum Albtraum jedes Schweizer Bauern durfte sich danach jeder Läufer seinen Weg durch weites Weidegebiet mit hohem Gras suchen und dabei die atemberaubende Aussicht geniessen, bevor unwegsames Gelände steil hinunter zum ersten Strand führte. Die Zeit war zum Glück so berechnet, dass die Läufer den Strand zu Ebbe erreichten. Damit konnte ein watendes Erlebnis bei mittlerem Wellengang vermieden werden. Die Passage zum zweiten und abschliessenden Strand bestand aus einen Hügel mit ins Meer abfallenden Felsen und einem steilen Grashang, welchen die Läufer hüpfend und halb kletternd überwanden. Die letzten Kilometer dem Strand entlang, mit teilweise tiefem Sand, waren vermutlich die eintönigsten des ganzen Laufes. Zu früh hatte ich

mich darüber gefreut, dass ich bis jetzt noch keine nassen Füsse hatte. Denn schon stoppte ein breiter Strom, welcher seinen Weg durch den Sandstrand suchte, den Lauf. Die Optionen waren: Schuhe abziehen oder so tun als ob nichts wäre und weiterlaufen. Ich entschied mich für Letzteres und freute mich über eine grosse schöne Muschel, die ich auf der anderen Seite des Stroms fand. Die Überquerung einer Sanddüne war der krönende Abschluss dieses doch sehr speziellen Halbmarathons. Abschliessend muss ich sagen, dass ich noch nie an einem so abwechslungsreichen Wettkampf teilgenommen habe und noch nie bedauerte ich das Ende des Laufes mehr, als ich das Ziel an diesem Tag vor mir sah. Das obwohl oder eben gerade weil ich während des Laufes keine Angaben über Zeit oder Strecke hatte. Ich nahm es einfach wie es kam oder eben «go with the flow» wie die «Kiwis» zu sagen pflegen. Die Zeit jedes Läufers wurde zwar mit Chip gemessen, doch die Resultate wurden erst zwei Tage nach dem Lauf auf dem Internet publiziert. Und das spielt auch gar keine Rolle, den Zeit und Rang sind für die Mehrheit der Teilnehmenden zweitrangig, und im Ziel wurde mehr über das Erlebnis und die schöne Strecke diskutiert. Das meist gehörte Wort im Ziel war «Awesome!»

Weitere Informationen zum Event > www.bushtobeach.org.nz Weitere Fotos vom Event > www.dbmt.ch

tghuetten.ch I 11


partner Special olympics

Wenn Sport unter die Haut geht Christoph Schmid über die ersten 100 Tage seines Mandats bei Special Olympics Switzerland.

Text: Christoph Schmid, Bilder: Special Olympics

Am 1. Januar hat mein Mandat bei Special Olympics Switzerland offiziell begonnen. Und schon zehn Tage später hatte ich neben meinen Aufträgen als National Coordinator Athletics und verantwortlicher Redaktor des TOP eine weitere Aufgabe «gefasst»: Quasi über Nacht wurde ich zum «Chef Langlauf» der National Winter Games an der Lenk. Langeweile fühlt sich anders an.

12


Special Olympics an den Schweizer Cross Meisterschaften

National Winter Games – wie Olympische Spiele in der Heimat

Und so war an ein Warmlaufen für die neuen Herausforderungen gar nicht erst zu denken. Zumal anfangs März noch ein ganz anderes Projekt Priorität hatte. Unter dem Motto «Integration gelebt und erlebt» startete Special Olympics in Näfels erstmals in der Geschichte an den Schweizer Cross Meisterschaften. Und dies mit einer eigenen Kategorie. Laufen kann jede und jeder, sagt man. Just das wollte ich herausfinden, zumal sich da eine einmalige Chance bot, die Leichtathletik bei Special Olympics mit einer äusserst attraktiven und erst noch integrativen Veranstaltung zu propagieren und zugleich die Athleten und Vereine für ein entsprechend ambitioniertes Winter-Training zu motivieren. 36 Special Olympier reisten schliesslich nach Näfels, sehr viel mehr als in den kühnsten Prognosen erwartet. 23 Männer und 10 Frauen liefen angefeuert vom begeisterten Publikum und von eigens mitgereisten Fans die anspruchsvolle Runde mit verschiedenen Hindernissen und kämpften – teils wie Profis mit Nagelschuhen ausgerüstet – mit letztem Einsatz um Plätze und Sekunden. Belohnt wurden sie mit einem feinen Sonntagsmahl in der Festwirtschaft und einer emotionalen Rangverkündigung mit Musik der Regenbogen-Band, einer Formation von Menschen mit Behinderung. Bruno Barth, der Geschäftsführer von Special Olympics, zeigte sich denn auch hocherfreut: «Mit der Teilnahme an den offiziellen Cross Schweizer Meisterschaften haben wir ein grosses Ziel erreicht. Unsere Athletinnen und Athleten konnten sich einer breiten Öffentlichkeit präsentieren und damit viel Selbstvertrauen tanken.»

Der grosse Höhepunkt der ersten 100 Tage in meinem neuen Amt waren dann aber die National Winter Games an der Lenk. Athletinnen und Athleten, die mutig ihr Bestes gaben, spannende Wettkämpfe, glänzende Augen und grenzenlose Freude – Special Olympics lebte den Olympischen Geist in seiner reinsten Form. Die National Winter Games an der Lenk waren ein professionell organisierter Sportevent, der die Athlet(inn)en, und all die vielen Betreuer und Coaches gleichermassen begeisterte und berührte wie die unzähligen freiwilligen Helfer. Während drei Tagen kämpften 420 Athletinnen und Athleten von Special Olympics um Medaillen. Monatelang hatten sie sich intensiv auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet. Dementsprechend emotional waren die Wettkämpfe und Siegerehrungen. Freudentränen, Jubelposen und strahlende Gesichter dominierten das Geschehen. Denn Gewinner waren sie alle, boten doch die Spiele die einmalige Möglichkeit, sich selbst herauszufordern und an die Grenzen der Leistungsfähigkeit kennen zu lernen. Entsprechend stolz kehrten alle heim, ob mit oder ohne Medaillen – auf jeden Fall voll Selbstvertrauen und mit vielen ganz besonderen Erlebnissen und Eindrücken. Etwa vom unterhaltsamen Athleten-Abend mit einem Schweizerörgeli-Trio oder vom Galadinner mit Unterhaltung und Musik, zu der um die Wette gesungen und getanzt wurde. Unbestrittenes Hightlight aber war sicher die ergreifende Eröffnungsfeier. Mundartrockerin Natacha sang das Eröffnungslied und brachte am Ende der Feier zusammen mit den begeisterten Sportler(inn) en die Bühne zum Beben. Gänsehautfeeling kam auf, als vier Special Athletes die offizielle Fahne hissten und das olympische Feuer entzündet wurde. Spätestens bei der offiziellen Hymne «Let me win», live gesungen von Jenny Schröder, und beim abschliessenden Feuerwerk konnte sich niemand mehr der überwältigenden Atmosphäre entziehen, die sich in staunenden Gesichtern und glänzenden Augen widerspiegelte. Sie hielt über all die Wettkampftage bis zur sonntäglichen Abschlussfeier mit der Bekanntgabe der Teilnehmer für die World Winter Games in Südkorea an. Jeder, der dabei war, weiss jetzt wieder, was es heisst, wenn Sport unter die Haut geht.

tghuetten.ch I 13


partner IDIAG / spiro tiger®

Atemtraining für Siegertypen Die heutige gute Zusammenarbeit der Firma idiag und der TG Hütten begann mit einem Instruktionsmeeting der Firma im Air Force Center Dübendorf. CEO des Air Force Centers und TG Hütten Präsident Kurt Waldmeier und idiag Geschäftsführer Kurt Glaus verstanden sich auf Anhieb.

14


Text: Brigitte Hilfiker, Bilder: idiag

«Seit ich mit dem SpiroTiger trainiere, konnte ich meine Rumpfmuskulatur und damit den gesamten Oberkörper enorm stabilisieren. Dadurch verbesserte sich meine Skitechnik, ich konnte das Tempo erhöhen und habe auch im Ausdauerbereich einen grossen Leistungssprung gemacht», sagt Dominique Gisin.

SpiroTiger GO / SMART SpiroTiger ist ein kompakter, leichter Atemtrainer für Sportler, der in zwei Modellvarianten erhältlich ist: als SpiroTiger GO für Einsteiger sowie als SpiroTiger SMART für Fortgeschrittene, mit PC-Anschluss und einer Software zum Übertragen der Trainingsdaten auf einen Computer. Das Gerät besteht aus einem abnehmbaren Mundstück mit zugehörigen Atmungsrohren, dem persönlich abgestimmten Atmungsbeutel und einem Display samt Bedienfeld für die Trainings-Überwachung und die Einstellung der persönlichen Parameter. Für optimale Hygiene sind alle luftführenden Teile abnehmbar und leicht zu reinigen.

Trainingseffekte Ein regelmässiges Training mit dem Spiro Tiger steigert die Ausdauer, verbessert das Atmungsmuster, verhilft zu mehr Stehvermögen, verbesserter Fitness und verringert die Atemnot. «Ich erhole mich seither viel schneller und das ist bei unserem dichten Wettkampfkalender ein grosser Vorteil», fügt die Schweizer Ski-Athletin hinzu. Eine wichtige Funktion übernimmt das Gerät auch bei einer Sportverletzung. Es unterstützt den Sportler massgeblich bei seinem Aufbautraining. «Nach all meinen Knieverletzungen ist der SpiroTiger ein super Trainingsgerät, da ich das Trainingsausmass sehr stark steigern kann, ohne die Belastung auf die Gelenke zu intensivieren.» Sportfachleute waren bis anhin der Meinung, dass beim Sport in erster Linie das HerzKreislauf-System und die Muskulatur die menschliche Leistungsfähigkeit begrenzen. Das Atmungssystem dagegen verfüge über genügend Reserven. Es stelle auch bei intensiver Belastung keinen limitierenden Faktor dar. Einfach mehr trainieren und die Atemmuskulatur wird

automatisch mittrainiert. Diesem Irrtum erlag man lange Zeit. Tatsache ist: Wenn die Atmung ermüdet, verringert sich die Durchblutung der Muskulatur. In Armen und Beinen fällt übermässig viel Laktat an, die Gliedmassen schmerzen und die Leistung muss reduziert werden. So schützt sich der Körper vor Überforderung. Die Atemmuskulatur wird beim sportlichen Training nicht automatisch mittrainiert. Optimale Unterstützung bietet der SpiroTiger, ein Atemtrainingsgerät. Diesem Leistungsabbau wirkt der SpiroTiger entgegen. Er sorgt durch die vermehrte Durchblutung des Körpers für einen schnelleren Abbau von Laktat und steigert die Ausdauer- und Wettkampfleistung. Entwickelt wurde das Atemtrainingsgerät von Dr. med. Urs Boutellier, Sportphysiologe an der ETH und Universität Zürich. Er hat in einer Studie gezeigt, dass bereits ein 30-minütiges Atemtraining pro Tag während vier Wochen zu einer deutlichen Leistungssteigerung führt. Die an der Studie beteiligten Nichtsportler verlängerten die Fahrzeit auf einem Fahrradergometer um 50 Prozent, sportlich aktive Personen erzielten Fahrzeitverlängerungen von bis zu 38 Prozent. Heute trainieren viele bekannte Spitzensportler mit dem SpiroTiger. Langlauf-Olympiasieger Giorgio Di Centa zum Beispiel, Rennrad-Bahnfahrer Franco Marvulli, der französische Biathlet Simon Fourcade und mehrere Athletinnen des alpine Damen-Ski-Nationalkaders, darunter Skirennfahrerin Dominique Gisin. «Ich trainiere täglich mit dem SpiroTiger und kann dieses Training nur weiterempfehlen», lautet ihr Fazit.

In vielen Sportarten im Einsatz Profi-Sportler sollen den entscheidenden Vorsprung erkämpfen. Amateure können über die eigenen Leistungen hinauswachsen. Atemtraining mit SpiroTiger ist immer ein Gewinn und lohnt sich bei vielen Sportarten.

> www.idiag.ch tghuetten.ch I 15


SPORTERNÄHRUNG

Sport und Trinken Flüssigkeit ist wie das Benzin für unseren Körper. Zwei unserer Athleten und Dr.Jean-Claude Küttel geben Auskunft. Text: Brigitte Hilfiker, Bilder: Diverse

Fabian Zehnder In Sachen Flüssigkeitsaufnahme bin ich ein schlechtes Vorbild. An weniger intensiven Tagen vergesse ich teilweise den halben Tag zu trinken und erst am Abend fällt mir ein, dass ich noch gar nicht getrunken habe. Während des Trainings merke ich fortlaufend, dass ich Flüssigkeit brauche und der Griff zum Bidon erfolgt automatisch. Teilweise wurde ich jedoch schon belächelt, da mein Bidon nach einer dreistündigen Veloausfahrt immer noch halb voll ist und sich meine Trainingskollegen nur knapp an den nächsten Brunnen retten konnten. Das Trinken nach dem Sport ist für mich hingegen eine absolut logische Sache und ich habe überhaupt kein Problem damit. Vor dem Sport fällt es mir aber sehr schwer und ich muss mich richtig zwingen, die Flasche anzusetzen. Vor jedem Wettkampf versuche ich reichlich zu trinken, um schliesslich im Rennen nicht an einem Mangel zu leiden. Während des Wettkamps trinke ich aber sehr wenig. Und wenn, nehme ich sehr geringe Mengen an Flüssigkeit zu mir und laufe auch den Halbmarathon problemlos ohne Flüssigkeitsaufnahme. Bei längeren Rennen trinke ich selbstverständlich in regelmässigen Abständen. Tendenziell habe ich es aber

16

nicht gerne, wenn ich spüre, dass ich zuviel getrunken habe und lasse lieber den einen oder anderen Wasserposten aus. Bei einem kürzeren, zum Beispiel über 10km, käme ich nie auf die Idee, etwas zu trinken (ausser bei sehr hohen Temperaturen und dem damit verbundenem hohem Flüssigkeitsverlust).

Fabienne Schlumpf Am Tag, an dem der Wettkampf stattfindet, achte ich darauf, viel zu trinken. Dass heisst jedoch nicht, aufstehen, zwei Liter runterkippen und danach den ganzen Tag nichts mehr trinken. Ich trage meistens den ganzen Tag einen Bidon mit mir herum und trinke regelmässig. Wie viel ich jeweils vor dem Lauf trinke, ist jedoch schwierig zu sagen. Das hängt auch davon ab, ob der Anlass am Morgen oder am Abend stattfindet, ob es heiss oder kalt, trocken oder feucht ist. Zusätzlich achte ich darauf, vor allem im Sommer wenn es warm ist, dass ich nicht nur Wasser trinke, sondern auch immer ein paar Schlücke Cola oder Eistee. Da meine Rennen meistens nicht länger als 15 Minuten dauern, trinke ich während dem Wettkampf nichts, denn da muss ich mich meistens auf Hindernisse und Wassergräben konzentrieren.

Dr. Jean-Claude Küttel Sport bedeutet auch Schwitzen. Wenn wir uns bewegen, sei es im täglichen Leben, aber vor allem im Sport, verbrauchen wir Energie. Diese wird zu einem grossen Teil in Wärme umgewandelt. Das Kühlsystem, das eine Überhitzung, also ein übermässiges Ansteigen der Körpertemperatur verhindert, heisst Schwitzen. An der Hautoberfläche wird Wasser verdunstet und entsprechend Wärme abgegeben, wir schwitzen. Der Schweissverlust pro Stunde kann bei intensiver sportlicher Belastung deutlich mehr als 1 Liter betragen. Vor allem bei extremen Bedingungen, wie hohe Luftfeuchtigkeit und grosse Hitze, kann ein Sportler gar bis zu 2 Liter pro Stunde verlieren. Dr. Jean-Claude Küttel Orthopädischer Chirurg und Sportarzt SGSM in Uster. Neben langjährigen Einsätzen als Rennarzt am Swiss Alpine Marathon in Davos und am Greifenseelauf betreut er die Eishochey Nationalmannschaft.


Ratschläge von Dr. Jean-Claude Küttel Der Flüssigkeitshaushalt Wasser ist der wichtigste Baustein des Körpers, sein Anteil am Gesamtkörpergewicht beträgt bis zu 70%. Der tägliche Flüssigkeitsbedarf beträgt ca. 2–2,5 Liter, wovon ungefähr 1 Liter mit der Nahrung aufgenommen wird. Somit muss noch 1–1,5 Liter Wasser in Form von Getränken über den Tag verteilt eingenommen werden. Unser Körper reagiert mit Durstgefühl auf ein Flüssigkeitsdefizit. Leider stellt sich dieses Gefühl normalerweise aber erst ein, wenn die Leistung schon abgenommen hat. Zudem benötigt der Magen-Darmtrakt nach Flüssigkeitseinnahme eine gewisse Zeit, bis diese auch ins Blut aufgenommen ist. Somit muss unbedingt darauf geachtet werden, ein Flüssigkeitsdefizit gar nicht erst aufkommen zu lassen. Denn schon Verluste von 2% des Körpergewichtes vermindern die Leistungsfähigkeit zum Teil deutlich, Verluste von 4–5% ziehen schwerwiegende Probleme wie Erbrechen, Muskelkrämpfe und Schwindel nach sich. Ab 6% Verlust kann der Tod eintreten. Flüssigkeitszufuhr im Sport Die Art und Zusammensetzung der Sportgetränke ist sehr individuell und auch von Sportart zu Sportart verschieden. So trinken viele Eishockeyspieler während eines Spieles nur Wasser, in den Drittelspausen können mit Riegeln, Gels und anderen Getränken die Energie und Mineralstoffdefizite aber

ausgeglichen werden. Generell kann gesagt werden, dass vor jeder sportlichen Betätigung 2–4dl Flüssigkeit in Form von leicht gesüsstem Tee, verdünnten Fruchtsäften, Wasser oder verdünnten Sportlergetränken eingenommen werden sollte. 30–45 minütige Trainings und Wettkämpfe können ohne zusätzliche Flüssigkeitszufuhr absolviert werden. Bei längeren Belastungen sollte von Beginn weg alle 15–20 Minuten 2–3dl Flüssigkeit, idealerweise in kleinen Schlücken, eingenommen werden. Je länger eine Belastung dauert, desto mehr muss auch der Kohlehydrat- und der Salzzufuhr Beachtung geschenkt werden. Die individuellen Unterschiede sind hier sehr gross und das Angebot riesig. Das Wichtigste ist, dass die Salz- und Zuckerzufuhr zuvor im Training geübt wurde, denn so manche mit viel Training erhoffte Topleistung wurde durch MagenDarmbeschwerden zunichte gemacht. Der ideale Durstlöscher > Wird schnell aus dem Magen- Darmtrakt aufgenommen > Hat einen bekömmlichen Geschmack > Wird gut ertragen (nicht zu kalt, keine Kohlensäure) > Enthält ca. 30–60g Kohlenhydrate pro Liter

die Gefahr einer Dehydration, also eines Flüssigkeitsdefizites. Für Anfänger ist das Wiegen vor und nach dem Ausdauersport eine zwar etwas aufwendige, aber instruktive Methode. Die Gewichtsdifferenz entspricht dann dem zu kompensierenden Flüssigkeitsverlust. Spezielle Getränke Mit dem starken Zuckergehalt, der Kohlensäure und dem Koffein eigentlich ein Antisportgetränk, hat sich Coca-Cola in letzten Jahren, vor allem bei längeren Läufen, als Energiespender auf den letzten Kilometern etabliert (Achtung: Kohlensäure ablassen, nicht zu kalt). Isotone Getränke Diese werden heute in diversen Zusammenstellungen und Geschmacksrichtungen konsumiert. Für viele Läufer ist aber die von der Firma empfohlene Auflösung zu konzentriert und für den MagenDarmtrakt nicht bekömmlich (unbedingt vorher im Training testen).

Zusammenfassung Die Flüssigkeitszufuhr im Sport ist definitiv kein Buch mit 7 Siegeln, allerdings gilt es, gewisse Basics zu beachten. Mit guter Flüssigkeitszufuhr alleine ist noch kein Weltmeistertitel gewonnen worden, manch sportlicher Traum wurde jedoch durch eine schlecht geplante und nicht adaptierte Flüssigkeitszufuhr zunichte gemacht. Trinken im Sport muss gelernt sein, das heisst, die Wettkampfernährung, zu der auch die Flüssigkeitszufuhr zählt, muss in Training geübt sein. Bei kürzeren Belastungen bis zu einer Stunde ist Wasser allein genügend, bei längeren Trainings und Wettkämpfen genügen Apfelund Traubensaftschorlen oder leicht gesüsste Tees vollauf.

Kaffee Kaffee wirkt harntreibend und vergrössert damit das Flüssigkeitsdefizit. Andererseits wurden schon Schweizermeistertitel über die Langdistanzen mit 2 Espressi kurz vor dem Start errungen.

Habe ich genug getrunken? Eine einfache Methode ist die Kontrolle der Farbe des Urins. Je dunkler der Urin, desto grösser tghuetten.ch I 17


alltag martin bader

Sport und Militär Seit Oktober 2011 dient das Triathlon-Talent als Heeressportler im österreichischen Bundesheer. Dort kann er sich vollumfänglich dem Triathlon widmen und sich gezielt auf die kommende Wettkampfsaison vorbereiten. Text: Urs Ritter, Bild: Archiv

Wie es sich im Militär gehört, meldet sich Soldat Bader jeden Morgen bei seinem Kommandanten. Täglich um 07.30 Uhr tritt er dann zum Schwimmtraining mit einer Triathletengruppe an. Abgeschlossen wird dieses mit einem Stabilisationstraining und Dehnübungen. Das Schwimmtraining erfolgt zweimal die Woche unter der Aufsicht des Schwimmtrainers Wolfgang Grünzweig. An den anderen Morgen wird nach Plan selbständig trainiert. Grundlage des Nachmittagsprogramms bildet dann der Trainingsplan von Urs Ritter. In Belastungswochen steht am Nachmittag und Abend ein Training auf dem «Tagesbefehl». Der Fokus am Nachmittag liegt beim Laufen, auf dem Velo, bei der Kraft und Koordination. Immer zu Wochenbeginn hat Soldat Bader seinen detaillierten Trainingsplan den Vorgesetzten abzugeben. Zu Beginn seines Militärdienstes durchlief er eine «Grünausbildung».

Der harte Kampf um eine Vertragsverlängerung Bis zum 30. September 2012 steht Martin Bader in der Kaserne Innsbruck unter Vertrag, wo er zusammen mit 36 anderen Sportlern dem Staat dient. Die meisten sind allerdings

18

Wintersportler. Österreich zählt im ganzen Land rund 200 Heeressportler. Ob Baders Vertrag verlängert wird, ist von seinen internationalen Erfolgen in diesem Jahr abhängig. Er strebt einen 3-jährigen Vertrag an, was sehr ehrgeizig ist. Wird der Vertrag nicht verlängert, so hat er sich zwischen dem Berufsleben und einem Studium zu entscheiden. Für den Sport würde dann bedeutend weniger Zeit bleiben. Die Infrastruktur im Leistungssportzentrum Innsbruck mit einem 25m Schwimmband, einem Kraftraum und einer Turnhalle ist ideal. Auch hat es in der näheren Umgebung eine Laufbahn. Das Bundesheer stellt für die Sportler die Infrastruktur zur Verfügung. Für das Training sind die Sportler selber verantwortlich. Voraussetzung sind die sportlichen Erfolge. Es ist daher auch vereinbart, dass der Rheintaler von der TG Hütten umfassend betreut und begleitet wird. Am Mittag verpflegt sich der TriathlonSoldat in der Kaserne. Es ist keine einfache Feldverpflegung, sondern ein abwechslungsreiches Buffet, welches für jeden Sportlergeschmack etwas enthält. Das Frühstück und das Abendessen bereitet er sich selber zu. Am Morgen begnügt er sich mit Müesli und teilweise frischen Früchten, während es am Abend meist Pasta gibt.

Pendeln zwischen Innsbruck und Dübendorf Innsbruck und Dübendorf liegen zwar weit auseinander. Dennoch legt Martin diese Distanz wöchentlich zurück, um einen Tag mit Urs im Umfeld der TG Hütten zu trainieren. Die Chemie zwischen Trainer und Sportler stimmt und auch die anderen Leistungssportler und die Masters freuen sich auf das Training mit Martin. Seine offene, kollegiale und hilfsbereite Art zeichnen ihn besonders aus. Martin Bader wechselt dieses Jahr von der Juniorendistanz (750/20/5) zur Olympischen Distanz (1500/40/10). Er bereitet sich darauf vor, den Anschluss an die Europäische Spitze im U23-Feld zu finden. Die Vorbereitungen verlaufen plangemäss und der junge Triathlet setzt alles daran, dies in den Wettkämpfen umzusetzen und mit hervorragenden Leistungen auf sich aufmerksam zu machen. Seine Hauptziele in der bevorstehenden Wettkampfsaison sind Punkte im Europacup für die Weltrangliste. Will heissen: er strebt Plätze unter den Top 20 an. Noch hat’s nicht ganz geklappt. Anfang Mai in der Türkei belegte Martin aber immerhin den 33. Platz und klassierte sich damit in der ersten Ranglistenhälfte. Ein Anfang ist gemacht.


Abschied

Alles hat ein Ende Text: Christoph Schmid, Bilder: Archiv

Gleich drei Top-Athleten der TG Hütten sind Ende Jahr zurückgetreten. Zweimal war der spitzensportliche Ruhestand absehbar und geplant, einmal kam der Rücktritt abrupt und überraschend ungeplant. Mit Andi Waldmeier und Sarah Schütz haben sich gleich zwei Leistungsteam-Pioniere der TG Hütten entschieden, künftig voll auf Ausbildung und Beruf zu setzen. Sie waren jahrelang die «Vorzeige-Athleten» und OpinionLeader des TG Hütten Leistungs-Teams und lieferten als die grossen Vorbilder den Beweis, was auch international möglich ist. Nicht zuletzt waren sie dafür verantwortlich, dass die TG Hütten nun auch auf der internationalen Landkarte zu finden war. Jürg Bühler hingegen ist unfreiwillig früh zurückgetreten. Ihm wurde im Dezember die unerfreuliche Diagnose gestellt, dass seine Knochenstruktur nicht sonderlich gut und die Knochendichte sehr tief ist. Die Ärzte sprachen deshalb von einem stark erhöhten Risiko für weitere Ermüdungsbrüche. Das veranlasste Jürg mit erst gerade 21 Jahren, seine Triathlon-Karriere schweren Herzens vorzeitig zu beenden.

Die drei zurückgetretenen TG Hütten Athleten und ihre drei Top-Resultate: Sarah Schütz > 12. Rang Weltcup Ungarn 2007 > Sieg Halb-Ironmen 70.3 Rapperswil 2009 > 4. Rang Ironmen Zürich 2009

Andreas Waldmeier > 20. Rang Weltcup Düsseldorf 2006 > 28. Rang Weltcup Düsseldorf 2007 > 2. Rang Continentalcup Zwiesel 2009

Jürg Bühler Die TG Hütten bedankt sich bei den drei Athleten für die erbrachten Leistungen und wünscht ihnen viel Erfolg für die Zukunft.

> 4. Rang Junioren-EM 2008 Lissabon (Silber mit dem Team) > 7. Rang Junioren-EM 2010 Athlone > Schweizermeister Junioren 2010

tghuetten.ch I 19


Sponsoren & Partner

Sektion Zürich

IMPRESSUM: Trainingsgemeinschaft Hütten, c/o Air Force Center, Überlandstrasse 255, 8600 Dübendorf, www.tghuetten.ch, info@tghuetten.ch Auflage: 500 Ex. – Layout: skyPixX GmbH, Uster – Druck: Baumgartner Druck AG, Burgdorf RedaktionSTEAM: Christoph Schmid, Brigitte Hilfiker, Michi Rüegg, Urs Ritter, Kurt Waldmeier, Diana Bär Beiträge sind gerne willkommen per E-Mail an brigitte.hilfiker@tghuetten.ch

Auf Besuch im Trainingslager in Algund


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.