E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
JUL ‘22
ENERGIE
Interview
Leonhard Birnbaum
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«Grüner Wasserstoff kann helfen, Schlüsselindustrien nachhaltig zu machen und für den internationalen Wettbewerb zu stärken.»
Hyundai bietet mit dem XCIENT Fuel Cell das erste serienmässige Wasserstoff-Elektro-Nutzfahrzeug an – jetzt auch in Deutschland. Lieferbar ab sofort. Mehr darüber im Interview mit Beat Hirschi, CEO von Hyundai Hydrogen Mobility, auf Seite 19
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2 EDITORIAL
FOKUS.SWISS
©SHoP Architects
Dr. Simone Peter 06
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Klimaneutral durch erneuerbare Energien – für Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit
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schnell mehr Kilowattstunden sauberer Wärme oder sauberen Stroms produziert werden.
eutschland ist im Krisenmodus. Angesichts der Versorgungs- und Kostenkrise fossiler Energieträger in Folge hoher Importabhängigkeiten von Gas, Öl, Kohle und Uran erleben wir nicht nur deutlich gestiegene Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen, sondern es droht sogar ein kompletter Lieferausfall von russischem Erdgas. Gas wird nicht nur in unseren Häusern in hohem Maß für das Heizen und die Stromversorgung benötigt, sondern ist auch für viele Industrieprozesse essenziell. Ein Lieferstopp würde die derzeit angespannte Lage nochmals massiv verschärfen und zu erheblichen wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen führen. Die Bundesregierung war deswegen gut beraten, alternative Gasquellen auszuloten und auch die zeitweise Aktivierung von Kohlekraftwerken aus der Reserve wird möglicherweise nötig sein, um ohne Versorgungsengpässe über den nächsten Winter zu kommen. Aber auch die erneuerbaren Energien, die in den letzten gut zwei Jahrzehnten zu technischer Spitzenleistung bei konstant sinkenden Produktionskosten gebracht wurden, können kurz- bis mittelfristig ihren Beitrag leisten und gleichzeitig die Einhaltung der Klimaziele sichern. Schon heute liefern Millionen Solaranlagen auf Hausdächern, Wärmepumpen an der Hauswand oder Pelletöfen in den Kellern klimafreundlich Energie. Hinzu kommen Tausende von Windenergieanlagen, Biogasanlagen, aber auch immer mehr Erdwärmesonden der sogenannten Tiefen Geothermie und Wasserkraftwerke. Der Erneuerbare-Energien-Mix ist vielfältig und die gute Nachricht ist: durch gesetzliche Anpassungen können
Durch gesetzliche Anpassungen können schnell mehr Kilowattstunden sauberer Wärme oder sauberen Stroms produziert werden. - Dr. Simone Peter Präsidentin Bundesverband Erneuerbare Energie e.V.
Perspektivisch ist die intelligente Kopplung der Sektoren Strom, Wärme, Mobilität und Industrie bei verstärkter Nutzung heimischer Erneuerbarer Energien sowie daraus produziertem Grünem Wasserstoff und unter Nutzung von Speichern ein erheblicher Standortvorteil. Schon heute sind Erneuerbare Energien zu einem echten Pull-Faktor geworden. Immer mehr Unternehmen beziehen die Verfügbarkeit von Grüner Energie in ihre Standortsuche ein, Tesla im brandenburgischen Grünheide ist nur ein Beispiel dafür. Brandenburg versorgt sich bilanziell bereits heute vollständig mit Grünem Strom und will die Erneuerbaren weiter ausbauen. Sie sind eine echte Chance, um den Umbau von der Kohleregion zu einem Zukunftsstandort nachhaltig zu organisieren: mit der Schaffung Tausender neuer Arbeitsplätze, dauerhaft bezahlbarer Energie und hohem Klimaschutzeffekt. So haben Erneuerbare Energien einen mehrfach positiven Effekt auf unsere Wirtschaft und die Bürgerinnen und Bürger. Das Industrieland Deutschland kann hier wieder zu einem Vorreiter werden, wenn wir es schaffen, den Ausbau der Erneuerbaren schnell voranzutreiben. Die Leitplanken dafür muss jetzt die Politik schaffen. Sie muss Flächen bereitstellen, Verfahren beschleunigen, grüne Geschäftsmodelle fördern und fossile Subventionen beenden.
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Sichere Stromversorgung
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Interview: Leonhard Birnbaum
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Dekarbonisierung
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Wasserstoff
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Green Building
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Mobilität
SMART ENERGIE. VERLAG UND HERAUSGEBER SMART MEDIA AGENCY AG, GERBERGASSE 5, 8003 ZÜRICH, SCHWEIZ REDAKTION (VERANTWORTLICH) MIRIAM DIBSDALE SMART MEDIA AGENCY AG, GERBERGASSE 5, 8003 ZÜRICH, SCHWEIZ TEL +41 44 258 86 10 LAYOUT (VERANTWORTLICH) ANJA CAVELTI SMART MEDIA AGENCY AG, GERBERGASSE 5, 8003 ZÜRICH, SCHWEIZ TEL +41 44 258 86 02 ANZEIGEN (VERANTWORTLICH) EGZONA GASHI SMART MEDIA AGENCY AG, GERBERGASSE 5, 8003 ZÜRICH, SCHWEIZ TEL +41 44 258 86 27 TITELBILD PICTURE ALLIANCE/DPA DRUCK AXEL SPRINGER SE
Viel Spass beim Lesen!
Egzona Gashi
Text Dr. Simone Peter
Project Manager
BRANDREPORT • CONNECTPOINT GMBH
»Vernetzte Energieverteilung braucht ein neues Betriebssystem« Die erneuerbaren Energien benötigen in Zukunft kluge Überwachungs- und Verteilsysteme. Wie Echtzeit-Daten und die richtige Software dabei helfen, erklärt Kai Markus Kulas, Geschäftsführer der ConnectPoint GmbH.
Kai Markus Kulas
Geschäftsführer ConnectPoint GmbH
Herr Kai Markus Kulas, bei den erneuerbaren Energien werden Konsumenten zu Prosumenten oder »Prosumern«. Was bedeutet das fürs Energiemanagement? Neben den schon bekannten Daten müssen Daten über das Verhalten der Abnehmer und über die Art und Weise der Energienutzung miteinbezogen werden. Aus einer Silo-Betrachtung mancher Anbieter muss zu einer ganzheitlichen Sicht gewechselt werden. Datenberge rollen auf die Energieunternehmen zu. Der
Schlüssel zur Bewältigung sind Echtzeitdaten. Mit ihnen lässt sich Energie auf den Punkt optimieren. Zusammen mit der RWE Renewables GmbH haben wir zum Beispiel damit die technischen Daten von über 4000 Windturbinen zusammen mit den AbnehmerDaten wertsteigernd verfügbar gemacht.
Grüne Energie zu gewinnen, ist das eine. Sie klug zu verteilen, das andere. Was heißt das zum Beispiel für Stadtwerke? Wie helfen Sie dabei? Aus allen Unternehmens- und Konsumentenbereichen werden die Daten in Kanäle gebündelt. Als Entwicklungspartner mit den Stadtwerken Leipzig bauen wir beispielsweise die digitale Plattform, die neben der genannten DatenChallenge diese Daten auch mit den Daten der Stadt verbindet. Herr Fischer, Bereichsleiter IT, beschrieb es mir so: »Zusammen bilden
wir das neue Betriebssystem der Stadtwerke und damit das Rückgrat von Smart-City«.
Mit Ihrem Plattform-Ansatz »nexo energy« verbinden Sie die Daten der Prosumer mit Daten neuer flexibler, kleinerer Kraftwerke; dadurch lassen sich auch dynamische Energietarife oder Solargemeinschaften steuern. Wie genau funktioniert das? Gewachsene IT-Systeme können ersetzt werden, müssen es aber nicht. Das neue Betriebssystem arbeitet zu Beginn parallel und holt sich die Daten vergleichbar zu einem Broker-System von den jeweiligen Quellen ab. Es funktioniert auf Basis einer Micro-Service-Struktur, aufgesetzt auf Kubernetes. Das sichert die Skalierung und macht tausende Echtzeitdatenströme beherrschbar. Nun können sämtliche Datenquellen in Bezug gesetzt werden und es lassen sich neue
Services, wie beispielsweise dynamische Tarife und Solargemeinschaften, eher in Tagen als wie früher in Monaten bilden. Im Detail ist es etwas komplizierter, so haben wir zum Beispiel für Tarife auch eine Blockchain integriert, die ähnlich einem Bonusprogramm Punkte, sprich Tokens, für Energieabnehmer und Produzenten nachvollziehbar bereitstellt. Dies ermöglicht, ein gewünschtes Energienutzungsverhalten zu vereinbaren, die sogenannte Demand-Side-Response.
connectpoint.de Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
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#SMARTENERGIE
PTC • BRANDREPORT 3
Digitalisierung für eine nachhaltige Zukunft Nachhaltigkeit rückt als Auswahlkriterium von Produkten und Lieferanten auf der Prioritätenliste immer weiter nach oben, Investitionsmittel gehen verstärkt an Unternehmen mit guter CO2-Bilanz. Hinzu kommen gesetzliche Vorgaben und Regularien sowie explodierende Energiekosten. Zentral für nachhaltigere Geschäftsmodelle ist die Digitalisierung. Denn Daten legen die Basis für Ressourcen- und Energieeffizienz.
Thomas Wenger
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ie technischen Zutaten für die Digitalisierung sind in erster Linie Künstliche Intelligenz (KI), Augmented Reality (AR), Sensorik und das industrielle Internet der Dinge (IIoT). Aus ihnen entsteht ein digitaler Zwilling als virtuelles Abbild der Wirklichkeit, das in einem Product-LifecycleManagement-System (PLM) verwaltet wird.
Die Ressourcen- und Energieersparnis beginnt bereits in der Entwurfsphase. KI in Form von generativem Design generiert anhand von Systemdesignanforderungen, z B. hinsichtlich der CO2-Bilanz, selbstständig optimierte Entwürfe. Mithilfe einer Simulationssoftware können die physikalischen und logischen Eigenschaften der Neuentwicklung dann virtuell getestet werden. Mittels AR lässt sich das Produkt sogar visualisieren und realitätsnah erleben, ohne dass es physisch als Prototyp hergestellt werden muss. Das reduziert signifikant die Kosten sowie den Material- und Energiebedarf, gleichzeitig beschleunigt sich der Entwicklungsprozess. In der Produktion erlauben Sensorik und IIoT, den Zustand und die Leistung einer Maschine permanent zu erfassen, z.B. wie viel Energie sie in diesem Moment verbraucht, wie viel sie produziert und ob sie planmäßig läuft. Die erfassten Daten lassen sich mit dem »digitalen Zwilling«, also dem digitalen Abbild des Prozesses, vergleichen. Bei relevanten Abweichungen kann automatisch ein Alarm inklusive Fehlerbericht an den entsprechenden Mitarbeiter gehen, der mittels AR auch gleich eine Anleitung zur Behebung des Fehlers erhält, bevor dadurch ein Problem entsteht. Auf diese Weise lassen sich nicht nur kostspielige und ineffiziente Maschinenstillstände verhindern, sondern auch Qualitätsmängel deutlich reduzieren oder ganz vermeiden und damit Materialverluste praktisch auf null reduzieren.
Zudem sind Reisen von speziellen Fachkräften für die Reparatur einer Maschine meist hinfällig, was ebenfalls Ressourcen, Zeit und Energie spart. Bei komplexeren Reparaturen kann ein Spezialist über Remote-ServiceLösungen einen Mitarbeitenden vor Ort anleiten. Burckhardt Compression, weltweiter Marktführer im Bereich von Kolbenkompressorsystemen, entwickelt solche Lösungen mit der AR-Software Vuforia von PTC. Der Energiekonzern Vattenfall nutzt die IIoT-Plattform ThingWorx von PTC zur Identifizierung von Energie- und CO2-Einsparungspotenzialen sowie zur Ableitung vielfältiger Optimierungsmaßnahmen innerhalb seiner geografisch verteilten Anlagen.
»As-a-Service«-Modell fördert Nachhaltigkeit« Noch größere Effekte gibt es mit veränderten Geschäftsmodellen wie »As-a-Service«, die – ebenfalls auf Basis der genannten Technologien – konsequent den Gedanken der Vermeidung von Materialien und Energie verfolgen. Bei diesem Modell bleibt ein Gerät oder eine Maschine Eigentum des Anbieters bzw. Produzenten. Der Nutzer bezahlt nicht mehr für das
Gerät oder die Maschine, sondern für dessen Nutzung. Die Verantwortung für Betrieb und Service bleibt dabei beim Hersteller. Das hat wirtschaftliche Vorteile bei der Bilanzierung und der Kosteneffizienz, aber vor allem auch ökologische: Hersteller profitieren nicht dann am meisten, wenn sie möglichst viele Geräte produzieren und verkaufen, sondern wenn die Geräte möglichst effizient laufen und möglichst lange in Betrieb sind. Die Folge: wesentlich tieferer Energie- und Ressourcenverbrauch. Denn wer als Geschäftsmodell versteht, ein Gerät mithilfe digitaler Steuerung zu betreiben, zu pflegen und lange zu nutzen, verabschiedet sich von der Wegwerfgesellschaft.
im Unternehmen wo und wann passiert. Alle Daten lassen sich rollen- oder aufgabenspezifisch im Unternehmen zur Verfügung stellen.
Der Digital Thread: die intelligente Informationskette Die beschriebenen Technologien bilden gemeinsam einen durchgehenden digitalen Faden in der Informationskette, den Digital Thread. Er verbindet Anforderungen an ein Produkt mit seinen Eigenschaften, seinem Aufbau und seinen Funktionen, den Entwicklungsversionen, Testergebnissen und seiner Herstellung sowie den Anforderungen und Verhalten in Service und Betrieb. So zeichnet der Digital Thread erstmals ein durchgängiges Bild, was
Aufbau und Pflege dieses digitalen Fadens werden deshalb mehr und mehr zur zentralen Fähigkeit von Unternehmen. Sie steht und fällt mit zwei Kernthemen: Einer geordneten Datenbasis in einem zukunftsfähigen PLM-System sowie einer robusten Digitalarchitektur, die die genannten Technologien einbindet und offen ist für künftige geschäftliche Anforderungen, neue Prozesse sowie innovative Technologien. Das gelingt nur mit großen, kommerziellen SoftwareAnbietern, die sich als Partner des führenden Ecosystems der Industrie auf diese Kompetenz fokussieren und auf marktorientierte Standards stützen, etwa die Referenzarchitekturen RAMI oder das Internet of Production der RWTH Aachen und des Fraunhofer IPT. PTC entwickelt seit rund 40 Jahren Software-Lösungen, die es Unternehmen ermöglichen, ihre Produkte effizienter zu entwickeln, zu produzieren und zu warten, und die die Basis legen für zukunftsweisende, nachhaltige Geschäftsmodelle.
Durch den ganzen Lebenszyklus eines Produkts werden auf Basis von realen Werten Ansatzpunkte und Möglichkeiten sichtbar, um die Qualität zu verbessern und die Produktions- sowie Energieeffizienz signifikant zu erhöhen. Das hohe Maß an Transparenz ermöglicht zudem die Rückverfolgbarkeit des CO2-Fußabdrucks eines Produkts über seine gesamte Lebensdauer hinweg. Das unterstützt Ingenieure dabei, Produkte nicht nur nachhaltig zu entwickeln, sondern auch nachhaltige Produkte zu entwickeln.
www.ptc.com/de Text Thomas Wenger, Vice President Zentraleuropa bei PTC
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4 BRANDREPORT • LEAG
#SMARTENERGIE
Mit Grünstrom den Strukturwandel-Turbo einlegen Die Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG, kurz LEAG, ist dabei, ihr Gesicht in den kommenden Jahren deutlich zu verändern.
Thorsten Kramer CEO LEAG
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hre bisherigen Kernkompetenzen der Strom- und Wärmeerzeugung aus Braunkohle will das Unternehmen mit Sitz in der Lausitz und rund 7000 Mitarbeitern auf klimaneutrale Füße stellen. Ein massiver Umbau ist im Gange, mit dem das Unternehmen den eigenen CO2-Fußabdruck deutlich verringern will.
Neuaufstellung des Erzeugungsportfolios Von einer 180-Grad-Drehung auf der eigenen Achse spricht der LEAG-Vorstandsvorsitzende Thorsten Kramer: »Wir werden die heute 7 Gigawatt konventionelle Stromerzeugungsleistung der LEAG vollständig durch erneuerbare Stromerzeugung ablösen und den Leistungsumfang sogar noch ausbauen.« Gelingen könne dies jedoch nur, wenn die Investitionen in die Zukunft für die Übergangszeit bis zum Jahr 2038 aus dem Braunkohlengeschäft der LEAG finanziert werden können, mahnt Kramer in Richtung Regierungsparteien, die ein Ausstiegsjahr 2030 für die Kohleverstromung favorisieren. Bergbaufolgelandschaften bieten konfliktarme Flächenpotentiale Die aktuelle LEAG-Projektpipeline für den Bau von Wind- und PV-Anlagen bis 2030 umfasst bereits zwei Gigawatt aus erneuerbaren Energien. Mit ambitionierten Projekten wie einem 400-MW-PV-Energiepark auf rekultivierten Flächen des Tagebaus Jänschwalde und einer schwimmenden PV-Anlage auf dem künftigen 1900 Hektar großen Cottbuser Ostsee mit einer Spitzenkapazität von 21 MW will das Energieunternehmen neue Perspektiven in der Braunkohleregion schaffen, deren Bergbaufolgelandschaft konfliktarme Flächenpotentiale für die Errichtung von erneuerbaren Energienanlagen bietet.
Grüner Strom ist Standortvorteil »Grüner Strom ist ein entscheidender Standortfaktor für die Wirtschaftsregion in der Transformation und das Gelingen des Strukturwandels«, betont Kramer. So will er für die Zukunft noch mehr schaffen, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen passen. »Wir könnten bis 2030 auf unseren Bergbauflächen ein Ausbaupotential von bis zu 7 Gigawatt realisieren. Bis 2040 ist der weitere Ausbau auf 12 Gigawatt erneuerbarer Energieerzeugung möglich.« Ein Großteil dieser LEAG-Gigawatt-Factory soll ihren Platz in der Lausitz haben aber auch das Mitteldeutsche Energierevier und die Metropolregion Leipzig liegen im Blick des Energiemanagers. Bedarf an Systemlösungen Bei der reinen Erzeugung von grünem Strom will das Unternehmen aber nicht stehen bleiben, denn den Energiefachleuten dort ist bewusst, dass erneuerbare Energieerzeugung immer noch ein Handicap hat. Sie liefert nur, wenn Wind und Sonne verfügbar sind. »Weil konventionelle Energieträger wie Kohle und Kernenergie aber bald nicht mehr zur Verfügung stehen werden und Gas infolge des Ukrainekrieges möglicherweise nur begrenzt zum Einsatz kommen kann, gibt es einen Bedarf an Systemlösungen für die Strom- und Wärmeerzeugung«, so Kramer. Darum plant die LEAG komplexe Lösungen auf Basis von Grünstrom, die mit nachhaltigen Speicherlösungen wie Batteriespeichern gekoppelt werden. Mit der BigBattery am Kraftwerksstandort Schwarze Pumpe betreibt LEAG bereits seit 2020 einen der größten Batteriespeicher Europas. Gleichzeitig soll Wasserstoff in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen.
Mit Wasserstoff zur angestrebten Klimaneutralität Gemeinsam mit Partnern aus der Energiebranche und künftigen Abnehmern wie dem öffentlichen Nahverkehr und Logistikunternehmen entwickelt LEAG innovative Wasserstofflösungen insbesondere in Kopplung mit
Speicherkraftwerk: Ab dem Jahr 2028 plant LEAG den Betrieb eines innovativen Speicherkraftwerks am Energiestandort Jänschwalde.
den Sektoren Industrie und Mobilität. Dafür kooperiert das Lausitzer Energieunternehmen mit der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Gas mbH (Mitnetz Gas), um eine vollständige Wasserstoff-Wertschöpfungskette zur Dekarbonisierung der Regionen aufzubauen und so einen Beitrag zur angestrebten Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 zu leisten.
Modulares Innovationskraftwerk Standort Jänschwalde Auch dem Energiestandort Jänschwalde soll künftig Wasserstoff den Weg in die Zukunft weisen. Mit einem integrierten innovativen Speicherkraftwerk plant die LEAG ein weiteres Ankerprojekt zur regionalen Dekarbonisierung. Zentrale Bestandteile der Projektidee sind eine H2-Ready-Gas und Dampfanlage in Kombination mit einem Wärmespeicher und einer WasserstoffElektrolyse, die mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden soll. 2028 soll der Startschuss für den kommerziellen Betrieb fallen – exakt das Jahr, in dem die letzten Jänschwalder Braunkohleblöcke laut Kohleausstiegsgesetz endgültig vom Netz gehen.
Größter Vermarkter von Batteriespeichern Ihre Erfahrungen, die sie im Bereich von Bergbau, Kraftwerksmanagement und Vermarktung gesammelt hat, macht die LEAG ebenfalls zum Geschäftsmodell. Intelligente Lösungen wie virtuelle Kraftwerke gehören dazu, die wichtige systemische Bausteine der Energiewende in Sachen Effizienzsteigerung anbieten. Als Direktvermarkter und Betriebsführer optimieren die LEAG energy cubes GmbH seit 2019 Portfolios für Betreiber von Erneuerbaren Energieanlagen und Batteriespeichern. Mittlerweile betreut die LEAG-Tochter 400 Anlagen mit rund 1,2 GW Leistung und gehört zu den größten Vermarktern von Batteriespeichern in Deutschland. Transformation mit Rückenwind Viele Kommunen im Lausitzer und mitteldeutschen Revier sind bereits Teil der Transformationsbewegung – es werden Zukunftsverträge geschlossen und Technologiekonzepte vorbereitet. LEAG-Chef Kramer sieht Kooperationen als zentralen Erfolgsfaktor in diesem Prozess und ist zuversichtlich, dass die Reviere mit den richtigen Rahmenbedingungen sogar zum Pilotmodell für andere Strukturwandelregionen werden können. »Alle Beteiligten hier eint der Wille und der Mut, die Strukturentwicklung ihrer Region in die eigenen Hände zu nehmen – gelingen kann das aber nur, wenn Bundes- und Landespolitik für Rückenwind sorgen, indem sie die Weichen richtig stellen«, unterstreicht Kramer. »Wir wollen beim Strukturwandel den Turbo einlegen. Finanzielle Strukturhilfen, beschleunigte Planverfahren und eine allgemeine Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien, die uns im Strukturwandel und bei der Energiewende helfen können, sind als Voraussetzung aber unverzichtbar.« Weitere Informationen: www.leag.de
Wasserstroff-Infrastruktur: Gemeinsam mit Mitnetz Gas will LEAG eine vollständige Wasserstoff-Wertschöpfungskette in Ostdeutschland aufbauen.
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#SMARTENERGIE
PFALZWERKE • BRANDREPORT 5
»Jedes Privat- oder Gewerbedach sollte mit PV ausgestattet sein« Die Nachfrage nach modernen Solarparks und E-Ladestationen steigt. Zusammen mit ihrer Tochter Pfalzsolar baut und unterhält die Pfalzwerke-Gruppe Solaranlagen in der ganzen Welt. Die beiden Vorstände Paul Anfang und Dr. Werner Hitschler erläutern, wie die natürliche Gewinnung von Strom in Kombination mit mehr Ladestationen und ständiger Innovationslust die Energiewende in greifbare Nähe rückt.
Dr. Werner Hitschler
Paul Anfang
Herr Dr. Hitschler, die Power Purchase Agreements, also langfristigen Stromlieferverträge, nehmen stark zu. Mit Ihrer Tochter Pfalzsolar decken Sie bei Solaranlagen sowohl Planung und Bau und auch Betrieb und Wartung ab. Was entwickelt sich derzeit besonders stark? Werner Hitschler: Besonders die Qualität steht bei den Kunden hoch im Kurs. Schließlich rechnen wir mit Lebenszyklen von 30 Jahren und mehr. Generell besteht daher im Markt eine große Nachfrage nach erfahrenen und qualitativ hochwertigen Generalunternehmern, aber auch nach kompetenten Betriebs- und Wartungsteams, die die Anlage viele Jahre betreuen. Beide Themen decken wir mit der Pfalzsolar hervorragend ab. Bis Ende letzten Jahres gab es hierzulande 2 Millionen PV-Anlagen. Brauchen wir für die Energiewende einfach mehr Anlagen – oder welche Parameter sind noch von Bedeutung? Werner Hitschler: Für das Gelingen der Energiewende ist eine ganzheitliche und vernetzte Betrachtung der dezentralen Erzeugungsmöglichkeiten notwendig. Dabei spielt Fotovoltaik eine bedeutende Rolle. Aus unserer Sicht sollte jedes Privat- oder Gewerbedach, sofern technisch möglich, mit PV ausgestattet sein. Aber auch weitere große Solar- und Windparks sind notwendig, um die Versorgung mit Erneuerbaren Energien zu gewährleisten. Hier sind die Genehmigungsprozesse teilweise noch viel zu komplex, bürokratische Hürden müssen hier dringend abgebaut und Prozesse
verschlankt werden. Bundesweit braucht es gleiche Rahmenbedingungen. Neben dem Bau der Anlagen wird zukünftig auch der Entwicklung von Speichertechnologien sowie dem bundesweiten Netzausbau eine bedeutende Rolle zukommen. Doch bei all diesen Ausbauplänen stehen wir als Solarbranche vor großen Herausforderungen, wie gestörte Lieferketten, knappe Flächen, fehlendes Fachpersonal.
Wo sind Sie derzeit überall mit Projekten aktiv? Werner Hitschler: Deutschland ist perspektivisch unser wichtigster Markt. Aber wir sind auch international tätig, zum Beispiel in Griechenland oder in den USA, wo wir Projekte mit einem Volumen von über 300 MW realisiert haben. Als Generalunternehmer sind die Niederlande derzeit für uns der wichtigste Markt. Hier haben wir in den letzten Jahren die größten Anlagen gebaut, unter anderem einen 60 MWp Solarpark. Auch Skandinavien, Polen und Bulgarien sind für uns interessante Märkte. Dabei stehen nicht nur Freiflächen für uns im Fokus. Aus unserer Sicht wird die Kombination aus gewerblichen Dächern, etwa bei Filialisten, und die Optimierung des Strombezugs an Bedeutung gewinnen. Ein spannendes Einsatzfeld sind Ihre Floating-Systeme. Wie und wo werden diese installiert? Werner Hitschler: Floating-Anlagen entstehen auf Gewässern, die anders nicht genutzt werden. Sie stehen nicht in Konkurrenz mit der Landwirtschaft, wie beispielsweise Freiflächenanlagen. Besonders eignen sich hierfür geflutete Tagebauflächen, zum Beispiel Kohle- oder Kiesabbaugebiete. Normalerweise schließen sich Strom und Wasser ja aus, hier hat man es geschafft, eine Synergie herzustellen. Die Pfalzsolar hat bisher zwei Floating-Anlagen errichtet, in Deutschland und in den Niederlanden. Aber wir stehen bereits in engem Austausch mit weiteren potenziellen Kunden – die Nachfrage steigt. Herr Anfang, Sie unterhalten mit 650 Ladepunkten dazu eines der größten Schnellladenetze Deutschlands. Was planen Sie für die Zukunft? Paul Anfang: Als Pfalzwerke-Gruppe engagieren wir uns bereits seit vielen Jahren für
den Ausbau der Elektromobilität – in der Zwischenzeit nicht nur deutschlandweit, sondern auch in Österreich. Das gelang uns vor allem gemeinsam mit starken Partnern aus dem Einzelhandel wie Hornbach, Globus Baumarkt und REWE Südwest. Auch viele Kunden aus dem Geschäftskundensegment vertrauen auf unsere Erfahrungen im Bereich Elektromobilität. Hier elektrifizieren wir die Firmenstandorte, wie zum Beispiel bei unserem Partner Kubota als Referenz mit zukünftig über 20 Ladepunkten. Technisch gesehen liegt unser Fokus beim weiteren Ausbau auf Schnellladestationen von bis zu 400 kW – meist in Verbindung mit Normalladepunkten. Elektromobilität ist eine wichtige strategische Säule in unserem Zukunftsbild für die Pfalzwerke-Gruppe.
Wie viele Ladestationen sollen es werden? Paul Anfang: Bis Ende 2025 wollen wir eine jeweils vierstellige Anzahl an ACund DC-Ladepunkten in Deutschland in Betrieb haben. Auch mit weiteren namhaften Handelsunternehmen bezüglich der Elektrifizierung von Standorten in Deutschland und weiteren Ländern stehen wir in Verhandlungen. Mit Hornbach und Globus Baumarkt haben wir bereits Projekte in der Umsetzung, um weitere Standorte zu elektrifizieren. Und für uns ein besonderer Meilenstein: Mit Hornbach werden wir unsere Partnerschaft auf Schweden ausweiten. Hier werden voraussichtlich noch in diesem Jahr die ersten Hornbach-Märkte mit Elektroladesäulen ausgestattet. Werden Privatverbraucher in drei oder fünf Jahren mehr bei sich zu Hause, an öffentlichen Plätzen oder Geschäftsflächen ihr Auto laden? Paul Anfang: Die verbreitete Meinung hierzu lautet: Es wird vom Preis abhängen, ob ein E-Mobilist die private oder die öffentliche Ladesäule ansteuert. Aktuell hält sich noch eine bereits ältere Prognose, die davon ausgeht, dass künftig 80 Prozent der Ladevorgänge an der eigenen Wallbox oder beim Arbeitgeber erfolgen und nur rund 20 Prozent im öffentlichen Raum. Wir selbst gehen davon aus, dass rund 30 Prozent öffentlich
geladen und der Anteil an der Energiemenge dabei bei zirka 40 Prozent liegen wird.
Sie sagen: Innovation braucht Vernetzung. 2018 haben Sie daher die »Initiative Digitale Transformation« gestartet. Was genau ist das? Werner Hitschler: Neben Fotovoltaik und E-Mobilität ist das Thema Innovation für uns der Schlüssel, um unsere strategischen Ziele zu erreichen. Doch Innovation braucht deutlich mehr als »nur« finanzielle Mittel. Erfolgreiche Innovationen brauchen ein besonderes Entwicklungsumfeld und bedienen die Bedürfnisse der Kunden. Dazu muss Knowhow gebündelt werden. Und genau das machen wir mit unserer Initiative Digitale Transformation – kurz IDT. Frei von Hierarchie und offizieller Zuständigkeit arbeiten hier Kolleginnen und Kollegen als Innovationsteam gruppenweit an neuen Produkten und Dienstleistungen. Damit fördern wir nicht nur den Innovationsgeist, wir treiben auch den Kulturwandel aktiv voran. Paul Anfang: Wichtig für uns ist es dabei, dass die neuen Services gemeinsam mit den Kunden entstehen, wie zum Beispiel bei unserer EnerCloud. Mit diesem Cloud-Stromspeicher wird der aktuell nicht selbst verbrauchte Strom aus der eigenen PV-Anlage als Guthaben gespeichert. Der Kunde kann das Guthaben dann verbrauchen, wenn er weniger Strom erzeugt als er benötigt, beispielsweise an Regentagen. Er kann damit aber natürlich auch sein Elektrofahrzeug an der Wallbox aufladen oder auch Gas beziehen. Die IDT wurde inzwischen mehrfach ausgezeichnet, zuletzt in 2022 unter anderem mit dem »Top100 Innovator« des deutschen Mittelstandes 2022 und dem Handelsblatt Zukunftspreis – ein Ansporn für uns, den Innnovations-Drive beizubehalten. Weitere Informationen: www.pfalzwerke.de
Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
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Die Bundesregierung will es und viele Firmen arbeiten schon daran: Die Zukunft der I E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A sein und von regenerativen Energien angetrieben. Rüdiger Saß vom soll CO26-neutral STROMVERSORGUNG FOKUS.SWISS dienstleister STEAG verrät, wie diese „Marathonaufgabe“ für Unternehmen zu bewält
11 neue Rekorde für Erneuerbare Das »bringt doch alles nichts«, »geht viel zu langsam«, »ist zu wenig«? Auch die folgenden Projekte zeigen, dass wir bezüglich grüner Energieversorgung durchaus gelassener in die Zukunft sehen können. Die erste schwimmende Fotovoltaikanlage Im niederländischen Geertruidenberg, nahe des Kraftwerks Amer, ging Ende Juni auf einem alten Kühlwassersee eine schwimmende Fotovoltaikanlage mit 13 400 Solarmodulen in Betrieb. Laut Betreiber RWE hat der Solarpark eine installierte Leistung von 6,1 Megawatt Peak. Der mit den Modulen gewonnene Strom wird mittels insgesamt 25 Kilometer langen Kabeln zum Ufer und dann weiter in das Kraftwerk geleitet. Deutschlands größter Warmwasserspeicher Ebenfalls Ende Juni wurde am Berliner Kraftwerk Reuter ein 45 Meter hoher und 56 Millionen Liter speichernder Warmwasserturm fertiggestellt. Gleich neben dem riesigen Wasserzylinder im Stadtteil Siemensstadt steht schon die nächste Sensation: Europas größte, 120 Megawatt starke Power-toHeat-Anlage, die seit 2019 Wind- oder Sonnenenergie in Wärme umwandelt. Das weltweit größte Kraftwerk Französisch-Guayana bekommt bald das weltgrößte Kraftwerk, das Fotovoltaik mit grünem Wasserstoff als Energiespeicher nutzt. 860 Tonnen Wasserstoff sollen hier jährlich produziert, anschließend druckgespeichert und im Reverse-Elektrolyse-Verfahren in 2 Energie umgewandelt werden. 10 000 Haushalte bekommen so dauerhaft und 24/7
Strom. AEG Power Solutions und Siemens Energy liefern die Strom- und Regelsysteme.
Deutschlands größtes PV-Kraftwerk Im Süden von Leipzig, auf der Fläche des ehemaligen Braunkohletagebaus Witznitz II am Hainer See, haben die Bauarbeiten zum größten Fotovoltaikkraftwerk Deutschlands begonnen. Der 600 Hektar große Solarpark soll mit über einer Million Solarpanels eine Gesamtleistung von 650 Megawatt erbringen. Der hergestellte Strom wird dank langfristiger Power Purchase Agreements vor allem Industriekunden versorgen. Das günstigste Solarkraftwerk in der Sahara Mit 1,2 Millionen Solarpanels auf 6 Quadratkilometern hat der saudische Energieminister in Sakaka im Süden Saudi-Arabiens das erste von acht neuen grünen Kraftwerken eröffnet. 75 000 Haushalte werden sich durch die hier produzierte Energie versorgen können. Das Projekt stellt mit 0,08775 Saudi-Riyal oder umgerechnet 2 Cent pro kWh einen neuen Weltrekord für niedrige Kosten im Solar-Fotovoltaik-Sektor auf. Die größte private
ist an der dortigen Algarve, in Alcoutim, der größte, gänzlich ohne öffentliche Gelder finanzierte Solarpark mit 700 000 Modulen und 219 Megawatt Leistung in Betrieb. Die Vorfinanzierung wurde auch hier durch mehrere langfristige Power Purchase Agreements gesichert.
Wissenschaftler:innen der Hochschule Stralsund Methanol direkt aus Wasserstoff und Kohlendioxid gewinnen – ohne die bislang erforderliche, teure Pufferspeicherung. Ein breiter Einsatz von Wasserstoff im Transportbereich und in der Industrie rückt damit näher.
Das erste Vollhybrid-Kraftwerk Ende März ging südwestlich von Rotterdam das erste große Vollhybrid-Kraftwerk ans Netz, das Energie aus Wind und Sonne mit einem effektiven Speicher kombiniert. Das VattenfallProjekt besteht aus sechs Windanlagen mit einer installierten Leistung von 22 Megawatt, einer 30 Hektar großen und 38 Megawatt starken Fotovoltaikanlage und einem Batteriespeicher in 12 Seecontainern mit 12 Megawatt.
Österreichs größte Biogaslange Seit drei Jahren läuft die bereits 2006 von Landwirten errichtete Biogasanlage im niederösterreichischen Margarethen am Moos auf Hochtouren. Das aus agrarischem Bio-Mist wie Maisstroh, Festmist oder Gemüseresten gewonnene Biomethan funktioniert als perfekter Ersatz fossilen Gases in Heizkesseln, Gasautos und Industrieanlagen.
Das geglückte eLNGExperiment im Ländle Hightech aus Stuttgart, diesmal nicht von der Autoindustrie. Ein vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg entwickelter Systemdemonstrator hat es nach knapp 18 Monaten Forschungszeit geschafft: Er erzeugt mit grünem Strom synthetisches flüssiges Methan aus Wasserstoff und Luft, sogenanntes eLNG.
Der erste Mini-Kraftwerk-Anhänger Hinter sich ein kleines Anhänger-Kraftwerk herziehen, das aus Sonnenenergie auch noch grünen Wasserstoff macht? Das bietet die US-Firma Seame Solar an, die mit dem mobilen Kraftwerk vor allem bei Katastropheneinsätzen helfen will. Die Solarzellen auf dem Dach produzieren eine Leistung bis zu 20 kW, die Akkus speichern zwischen 15 und 150 Kilowattstunden. Der vor Ort produzierte Wasserstoff lässt sich in Tanks neben dem Kraftwerk einlagern.
Herr Saß, was raten Sie einem Unternehmen Sie bieten als STEAG ja solche Konzepte inklusive Solaranlage Europaszuerst, wennMethanol braucht keine Pufferspeicherung mehr Portugal ist nach Belgien, Schweden und Österes CO -neutral werden will? reich das vierte europäische Land, das den KohZusammen mitUmsetzung dem Leipziger Unter-an. Wie muss man sich Ihre Zusamm Text Rüdiger Schmidt-Sodingen leausstieg bereits vollzogen hat. Seit Ende 2019 nehmen bse Engineering konnten mit den Kunden vorstellen, die CO2-neutral werd Da es um Einsparungen von CO2- und anderen Emissionen BRANDREPORT • STEAG die Emissionen quantifizieren und geht, muss ich zunächst Das kann sehr unterschiedlich sein. Es gibt den re qualifizieren. Auch ein Marathon wird nicht in den ersten charakter wie Konzepterstellung inklusive Maßna Kilometern gewonnen. Auf dem Weg der Dekarbonisierung fehlung. Wir setzen aber auch gezielt auf langjäh haben wir ein Zwischenziel 2045. Um dieses zu erreichen, schaften. Der Weg zur CO2Neutralität ist kein Sp 2 müssen wir bei den Einsparungen priorisieren: Was ist ein Marathon. Nur so kann auch das Vertrauen de Die Bundesregierung will es und viele Firmen arbeiten schon daran: Die Zukunft der Industrie soll CO -neutral sein und von regenerativen Energien angetrieben. Saß vom Energiedienstleister STEAG verrät, wie diese »Marathonaufgabe« für Unternehmen zu bewältigen ist. schnell erreichbar undRüdiger wo sind die Lösungen vielleicht zu uns wachsen. Und erst dann sind wir wirklich in etwas komplexer; natürlich auchenergieintensiven in Abhängigkeit vom gerade in der energieintensiven Produktion gezie Maßnahmenempfehlung. Wir setzen aber Bereich wie der Druckluftbe- Sie bieten als STEAG ja solche auch gezielt Denn auf langjährige Konzepte inklusive reitstellung ansetzen. Wenn man hier regenegegebenen Budget. men der zu implementieren. diePartnerschaften. Produktion ist ja Der Weg zur CO -Neutralität ist kein Sprint, Umsetzung an. Wie muss man rativen Strom nutzt, lassen sich Emissionen sich Ihre Zusammenarbeit mit jedessondern schlagartig reduzieren. Es gilt: In jedem ein Marathon. Nur so kann auchda lassen Rüdiger Saß Herzkammer Unternehmens. Und den Kunden vorstellen, die einzelnen erfassten Teilbereich muss individas Vertrauen der Kunden zu uns wachsen. erst dann sindreinschauen wir wirklich in der Lage,oder gar duell abgewogen werden wollen? Und was folgt, wenn das alles erfasst ist?werden, welche Maßnahme CO -neutralnehmer nur ungernUndFremde gerade in der energieintensiven Produktion wirtschaftlich vertretbar umgesetzt werden soll. Das kann sehr unterschiedlich sein. gezielte Maßnahmen zu implementieren. Und dafür steht eine wirklich breite Palettedie an Es gibt den reinen Studiencharakter Dann empfehlen wir ganz konkrete Maßnahmen, wie Denn die Produktion ist ja zurecht die Maßnahmen und Technologien zur Verfügung. wie Konzepterstellung inklusive Herr Saß, was raten Sie einem Herzkammer jedes Unternehmens. Und Unternehmen zuerst, wenn essind. Das kann ein Wechsel etwa Emissionen zu reduzieren Wie erleben Sie solche Zusammenarbeit und die da lassen die Unternehmer nur ungern CO -neutral werden will? der Wärmeversorgung der Unternehmen?Fremde reinschauen oder gar eingreifen. Da es um Einsparungen von COsein, - und die Absenkung der Systemtemanderen Emissionen geht, muss ich zunächst peratur,diedie interne oder externe Nutzung von Abwärme aus Generell muss ja jedes Unternehmen bis 2045 kli Emissionen quantifizieren und qualifizieren. Wie erleben Sie solche Auch ein Marathon wird nicht in den ersten Zusammenarbeit und die der Produktion oder Nutzung innovativer Ansätze wie die sein. Es gibt aber auch Unternehmer, Kilometern gewonnen. Aufdie dem Weg der Motivation der Unternehmen? die dies sch Dekarbonisierung haben wir ein ZwischenGenerell muss ja jedes Unternehmen bis „Mobilmachung von Abwärme“ mit einem Kraftblockwärmesein wollen. Hier wird also schon von der Unterne 2045 klimaneutral sein. Es gibt aber auch ziel 2045. Um dieses zu erreichen, müssen wir Unternehmer, die dies schon 2030 sein wolbei den Einsparungen priorisieren: Was ist speicher. Man kann auch bei einem energieintensiven führung vorgelebt,len.wie Klimaneutralität und Nac schnell erreichbar und woaber sind die Lösungen Hier wird also schon von der Unternehetwas komplexer; natürlich auch mensführung vorgelebt, wie Klimaneutralität Bereichvielleicht der Druckluftbereitstellung ansetzen. Wenn gehen und dafür werden auch ganz konk inwie Abhängigkeit vom gegebenen Budget. und Nachhaltigkeit geheneigene, und dafür werden auch eigene, ganz konkrete Vorstellungen man hier regenerativen Strom nutzt, lassen sich Emissionen lungen entwickelt.entwickelt. Das strahlt natürlich auf die M Das strahlt natürlich auf die Und was folgt, wenn das aus und erleichtert unsere Arbeit. alles erfasst ist? schlagartig reduzieren. Es gilt: In jedem einzelnen erfassten aus und erleichtertMitarbeiter unsere Arbeit. Dann empfehlen wir ganz konkrete Maßnahmen, wie die Emissionen zu reduzieren sind. www.steag.com Teilbereich muss individuell abgewogen werden, welche Das kann ein Wechsel etwa der Wärmeversorgung sein, die Absenkung der SystemtemMaßnahme wirtschaftlich vertretbar umgesetzt werden soll. peratur, die interne oder externe Nutzung von Abwärme aus der Produktion oder die Nutzung Und dafür steht eine wirklich breite Palette an Maßnahmen innovativer Ansätze wie die »Mobilmachung von Abwärme« mit einem und Technologien zurKraftblockwärmeVerfügung.
Wie werden wir CO -neutral? 2
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speicher. Man kann aber auch bei einem
KLIMAFREUNDLICH FÜR ALLE. Als einer der führenden Ökoenergieversorger in Deutschland verfolgen wir das Ziel, allen Menschen eine CO 2 -neutrale Energieversorgung zu ermöglichen, damit jeder ganz unkompliziert einen Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft leisten kann. Wir arbeiten stetig an innovativen und klimafreundlichen Produktlösungen, um im Privat- sowie Arbeitsalltag das Heute und Morgen nachhaltig zu gestalten. Dazu gehören zahlreiche Produkte, die durch Energieeinsparungen, Effizienzsteigerung oder nachhaltige Ressourcen das Klima schonen – z. B. Ökoenergie, Solar- und Energiespeicherlösungen sowie intelligente LED-Beleuchtungskonzepte. Aber auch in den Bereichen der Mobilität, Konnektivität und Digitalisierung bieten wir innovative und zuverlässige Produktlösungen, wie z. B. Ladekonzepte für E-Mobilität, Telekommunikationslösungen oder den Glasfaserausbau für den Anschluss an das Ultra-Highspeed-Internet. Zudem beweisen wir auch im Bereich der Heiz- und Wärmelösungen unsere Expertise und arbeiten stetig an zukunftsfähigen Lösungen.
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8 BRANDREPORT • SIEMENS ENERGY AG
#SMARTENERGIE
Das Schweizer Messer für die Energiewende Die Energiebranche durchlebt einen fundamentalen Wandel. Mit 91 000 Mitarbeitenden gestaltet Siemens Energy diesen mit. Eine zentrale Rolle spielen dabei Energiespeicher – nicht nur Batterien, sondern auch Langzeitspeicher oder Rotating Grid Stabilizer, wie die Siemens Energy-Experten Thorben Fohrmann und Hans Maghon im Gespräch erklären. Herr Maghon, Herr Fohrmann, warum spielen Speicher für die Energiewende eine immer entscheidendere Rolle? Maghon: Die wichtigsten erneuerbaren Energieträger Sonne und Wind haben einen Nachteil: Sie fluktuieren. Den Nachteil können Energiespeicher ausgleichen. Sie sichern eine Verfügbarkeit grüner Energie rund um die Uhr. Das hilft auch, die Netzstabilität zu sichern, wenn zu wenig Energie im Netz ist. Oder auch, wenn es zu viel sein sollte. Energiespeicher können die überschüssige Energie zwischenspeichern. Fohrmann: Aber Energiespeicher können noch mehr. Durch dezentrale Stromerzeugung wird es immer komplexer, das Netz zu managen. Weiterhin ist es nicht trivial, große Energiemengen aus Offshore-Windparks im Norden Deutschlands in den energiehungrigen Süden zu transportieren. Energiespeicher können bei beiden Problemen helfen. Sie können Energie räumlich nah am Verbraucher aus- und einspeichern oder überbelastete Leitungen kurzzeitig entlasten.
Sie sind, wenn man so will, das Schweizer Taschenmesser für die Energiewende. Sie helfen, die Schwankungen von Wind- und Solarenergie auszugleichen, das Netz durch Regelleistung zu stabilisieren oder Kraftwerke im Falle eines Ausfalls wieder hochzufahren. Sie erlauben auch, Kraftwerke optimiert zu betreiben, selbst, wenn der Strombedarf niedrig ist – dann speichern Batterien die zu viel erzeugte Energie einfach ab. Und sie erlauben der Industrie, ihren Energieverbrauch kosteneffizient zu steuern, indem sie gespeicherte Energie nutzen, um Lastspitzen im eigenen Verbrauch zu minimieren.
Es gibt aber noch viele andere Arten von Energiespeichern – von Pumpspeicherkraftwerken über Langzeitspeicher bis hin zu Wasserstoff. Welche Energiespeicher eignen sich für welchen Zweck? Maghon: Zwei Dinge sind entscheidend: Über wie viel Zeit kann der Speicher Energie abgeben – das nennt man die »Ausspeicherdauer« – und dann natürlich die Leistung. Wenn wir an den Sekunden- bis Minutenbereich denken, gibt es eine Technologie, die die meisten Menschen nicht auf dem Schirm haben, wenn sie an Speicher denken: die rotierenden Massen im Netz. Diese stellen ein Massenträgheitsmoment zur Verfügung, das hilft,
die Netzfrequenz kurzfristig zu stabilisieren. Bislang wird das von Kraftwerken durch Generatoren und Turbinen geliefert. Je mehr diese Kraftwerke aber in den nächsten Jahren durch Erneuerbare ersetzt werden, desto weniger rotierende Masse und Massenträgheit befinden sich im Netz. Diesen Zweck erfüllen »Rotating Grid Stabilizer«, die das fehlende Massenträgheitsmoment dem Netz zurückgeben. Darüber hinaus gibt es viele andere Arten Energiespeicher. Etwa solche, die Wärme speichern, was gerade für die Fernwärmeversorgung von Haushalten oder für die Industrie in Form von Prozessdampf wichtig ist. Thermomechanische Speicher wiederum verfügen über eine mittel- bis langfristige Ausspeicherdauer und große Leistungskapazität. Sie helfen gerade bei Dunkelflauten, wenn es gleichzeitig und über einen längeren Zeitraum an Solar- und Windstrom mangelt – das war in Deutschland etwa im Januar 2017 der Fall.
www.siemens-energy.com/storage Thorben Fohrmann ist Experte im Bereich Energiespeicher bei Siemens Energy; Hans Maghon ist Head of Energy Storage bei Siemens Energy.
Die meisten Menschen denken zuerst an Batterien, wenn es um Energiespeicher geht. Fohrmann: Klar. Das hängt damit zusammen, dass Lithium-Ionen-Batterien nicht nur eine der ausgereiftesten Speichertechnologien sind. Sie sind auch unglaublich vielseitig.
Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
BRANDREPORT • TILIA GMBH
Transformation für mehr Nachhaltigkeit: »Wir brauchen eine konsequentere und breitere Umsetzung« Neue Infrastrukturen und Versorgungssysteme brauchen dezentrale Lösungen. Das Entwicklungs- und Beratungsunternehmen Tilia unterstützt Stadtwerke, Versorger, Kommunen sowie die Industrie und Wohnungswirtschaft weltweit bei neuen Versorgungskonzepten für Energie-, Wasser- und Wärmekreisläufe. Tilia-Vorsitzender Christophe Hug nennt die wichtigsten Stellschrauben.
Christophe Hug
Geschäftsführer Tilia
Herr Christophe Hug, mit welchen Themen beschäftigen Sie sich bei der Tilia und wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Monaten verändert? Wir haben das Thema Nachhaltigkeit bei Tilia immer schon ganz konkret betrachtet. Ziele dabei sind die Reduzierung von Emissionen durch mehr Effizienz, beispielsweise bei Licht, Pumpen oder Steuerung der Systeme, und die Nutzung von erneuerbaren, emissionsarmen Ressourcen, zum Beispiel Abwärme, aber auch die Senkung der Abhängigkeit, etwa durch regionale Kreisläufe. Wenn wir unsere Gemeinden und Städte, das Wohnen und auch die Industrie nachhaltiger gestalten wollen, müssen wir neben der Ökologie und dem Klimaschutz auch die Wirtschaftlichkeit und Bezahlbarkeit im Blick behalten. Diese Themen treiben uns bereits seit 2009 an. Die Energiewende ist nicht neu. Neu ist nun der plötzliche, noch größere Umsetzungsdruck. Wenn man die derzeitige Situation und auch die Marktpreise betrachtet, ist klar, dass es nun
noch richtiger ist, die Ziele der Nachhaltigkeit zu verfolgen und besser umzusetzen. Parallel dazu läuft die Zeit, weil alte Energien plötzlich wegbrechen. Panik hilft hier aber nicht weiter. Wir müssen jetzt mit den Dingen, von denen wir wissen, dass sie funktionieren, in die Breite gehen. Mehr PV-Anlagen müssen auf öffentliche Gebäude, Windkraft muss her, mehr Nutzung von Biomasse ebenfalls… Die öffentliche Beleuchtung muss komplett erneuert werden, wir brauchen Geothermie, Wärmepumpen und kalte Netze, zudem kann vielerorts Abwärme genutzt werden. Für den jeweiligen Einsatzfall muss die bestgeeignete Lösung ermittelt werden – die Transformation wird nicht nur mit einer Maßnahme gelingen.
Haben Sie ein konkretes Beispiel aus Ihrer Arbeit? Wir arbeiten schon seit Jahren mit der Stadt Querfurt in Sachsen-Anhalt zusammen, wo wir
zum Beispiel das Quartier Querfurt-Süd nachhaltig umgestellt haben. Es ging 2010 bis 2013 schon um Reduzierung von Emissionen, Bezahlbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Steigerung regionaler Wertschöpfung. Wir haben dazu viele Ideen verglichen und die besten daraus umgesetzt. Eine Biogasanlage auf Basis von Agrarreststoffen wurde gebaut, die ihre Energie ins Wärmenetz einspeist. Das dortige Krankenhaus wurde mit einem Arealnetz versehen, das mit Nahwärme und selbsterzeugter Energie arbeitet. Dazu kommt jetzt Photovoltaik auf öffentliche Gebäude und wir haben den angrenzenden Wald mit in die grüne Energiegewinnung einbezogen. Es ist eine Menge möglich, wenn man sich die lokalen Gegebenheiten anschaut. Es muss nur konsequent und breiter umgesetzt werden. Ich nenne das »progressive Transformation«. Ähnliches wird in Saclay südlich von Paris oder Soest beispielsweise mit kalten Wärmenetzen umgesetzt.
Für den jeweiligen Einsatzfall muss die bestgeeignete Lösung ermittelt werden – die Transformation wird nicht nur mit einer Maßnahme gelingen.
Wie geht es mittelfristig weiter? Wir brauchen in den kommenden Jahren noch viel mehr Erneuerbare Energien, insbesondere Strom. Denken Sie nur an die E-Mobilität oder auch an einen Teil der Wärmeversorgung, die ebenfalls mit Strom funktionieren werden. Es ist deshalb umso wichtiger, PV-, Windkraftund Biogasanlagen weiter auszubauen. Grüner Wasserstoff ist sicher auch wichtig, dafür brauchen wir entweder grünen Strom oder Importe. In jedem Fall müssen wir zunächst einmal das Bewährte richtig und größer einsetzen. Die Transformation der Energieversorgung ist so gigantisch, dass es mehrere Bausteine braucht. Trotzdem sollten wir Schritt für Schritt vorgehen und alle Werkzeuge, die heute funktionieren und wirtschaftlich sind, breit umsetzen und nicht ausschließlich immer an Neues denken. Weitere Informationen: www.tilia.info
Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
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#SMARTENERGIE
NETZFLEX UG • BRANDREPORT 9
»Mit der Energieampel im Wohnzimmer sieht jeder sofort, wann der Strom günstig ist« Strom sinnvoll speichern und nutzen – das kann nur mit »gesteuertem bidirektionalem Laden« gelingen. Tobias Mader, Geschäftsführer der Netzflex UG., erklärt, wie sein ans Hausstromnetz angeschlossener Batteriespeicher in zwei Richtungen wirkt.
Tobias Mader
Geschäftsführer Netzflex UG.
Herr Tobias Mader, Ihr Batteriespeicher wird vom Energieversorger kostenfrei gestellt. Was passiert dann? Wir installieren den Speicher hinter dem Stromzähler des Stromkunden. Dazu tauschen wir eine normale Schuko-Steckdose gegen eine Einspeisesteckdose und schließen über diese unseren Speicher an. Wir installieren einen Sensor am Stromzähler des Kunden und verbinden das System über unsere Flexibilitätsplattform mit dem Energieversorger. Danach kann der Versorger, oder auch ein anderer Energiemarktteilnehmer, den Speicher steuern. Was kann der Energieversorger nun steuern? Mit unserem Speicher kann der Versorger steuern, wann der Strom geliefert wird, den der Kunde verbraucht. Wenn der Versorger den Batteriespeicher um 14 Uhr auflädt, wenn viel günstiger Solarstrom im Netz ist, und der Stromkunde um 20 Uhr eine Pizza
im Backofen warm macht, wofür der gespeicherte Strom genutzt wird, dann nutzen wir mehr grünen Strom. Der Verbrauch wird somit für den Versorger netz- und marktdienlich steuerbar. Die Last der Stromkunden kann flexibel in Zeiten mit regenerativem und günstigem Strom verschoben werden. »Gesteuertes bidirektionales Laden« ist für uns der Schlüssel, um eine 100-prozentig erneuerbare Energieversorgung zu ermöglichen. Wenn wir es schaffen, alle Haushalte und auch die Autos mit steuerbaren Speichern auszustatten, wäre ausreichend Speicherkapazität vorhanden, um schwankende Erzeugung auszugleichen. Wenn wir alle Haushalte mit einbinden, was mit unserer Technik geht, wäre die Energiewende sozial gerecht und der Strom in Deutschland mittelfristig sehr günstig.
Als Add-On liefern Sie eine Energieampel fürs Wohnzimmer. Was zeigt die an? Wir haben einen kleinen Eisbären als Energieampel entworfen, der anzeigt, ob der Strom am Markt gerade teuer oder günstig ist. Auf einem Display am Eisbären kann der Stromkunde erkennen, wann sich der Preis ändern wird. Wenn der Eisbär rot leuchtet, kann der Kunde auf dem Display nachschauen und
beispielsweise den Start seiner Spülmaschine so lange verschieben, bis der Strom wieder günstig ist. Die meisten Geräte haben dazu eine Zeitwahltaste, die schnell zu bedienen ist. Der Stromkunde kann damit jeden Tag selbst etwas für die Umwelt tun. Mit einem flexiblen Stromtarif oder einem fairen Stromversorger wird er dafür mit einem günstigeren Strompreis belohnt.
Es geht auch darum, ein anderes Bewusstsein für die Stromerzeugung und den Stromverbrauch herzustellen? Vermutlich sind wir alle durch den Krieg in der Ukraine und die bewusst gewordene Energieabhängigkeit von Russland stark sensibilisiert für den Umgang mit Energie. Unser Speicher und unsere Energieampel geben den Energiemarktteilnehmern und den
Der Stromkunde kann damit jeden Tag selbst
Stromkunden Werkzeuge an die Hand, um unmittelbar etwas für die Energiewende und damit für die internationale Sicherheit zu tun.
Ihre eingesetzten Batterien sind 2nd-Life-Batterien. Woher erhalten Sie die Batteriezellen? Wir möchten, dass Speichertechnik günstig und massentauglich wird. Daher nutzen wir vor allem Batteriezellen aus Akkuhandgeräten, Elektrorollern und -fahrrädern. Unser Partner baut daraus Zellmodule zusammen, in denen wir die Energie speichern. Wir erhalten auch Zellmodule aus Elektroautos. Wenn die Kapazität der Zellen unter 80 Prozent sinkt, wird es unwirtschaftlich, damit herumzufahren. Für eine stationäre Anwendung, wie in unserem Speicher, sind die Zellen aber noch lange gut genug. Es freut uns, dass wir eine wirtschaftliche 2nd-Life Nutzung für diese Zellen gefunden haben und damit die Nachhaltigkeit der Batterietechnik weiter erhöhen können. netzflex.org Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
etwas für die Umwelt tun.
DIGITAL RENEWABLES GMBH • BRANDREPORT
»Ein digitaler Marktplatz ermöglicht einfache, gute und günstige Strombeschaffung für Unternehmen« Digitalisierung ist der Schlüssel, um Energie effizient für Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Volker Feddersen baut Lukas Liebler, CEO und Co-Founder von digital renewables, einen digitalen Marktplatz, um Betreiber von Erneuerbaren-Energien-Kraftwerken und Industrieabnehmer direkt zusammenzubringen.
Lukas Liebler
CEO & Co-Founder digital renewables
Herr Lukas Liebler, die Energiepreise explodieren, die Bundesregierung plant, Versorger abzusichern, und Unternehmen sorgen sich um die Kosten und eventuelle Produktionsausfälle. Gibt es da kurz- oder mittelfristig eine Lösung? Ja! Nach Jahrzehnten konstant günstiger Energiepreise sind die Anforderungen an die Energiebranche immens, Lösungen für die Abnehmer zu schaffen, um die berechtigten Ängste zu nehmen. Unternehmer sollen sich nicht um Energiepreise sorgen müssen, sondern sich auf ihr Kernprodukt fokussieren können. Digitalisierung ist dabei der Schlüssel, um Lösungen auch kurzfristig zu realisieren. Wie kann das funktionieren? Wir bringen zum Beispiel über unseren digitalen Marktplatz Betreiber von Erneuerbaren-EnergienKraftwerken mit Unternehmen direkt zusammen, sorgen für die benötigten Ausgleichsmengen und all das, was für eine Vollstromversorgung benötigt wird. Somit erhalten Unternehmen preislich
attraktive Konditionen mit flexiblen und auch längeren Laufzeiten, um sich gegen die Volatilität des Marktes abzusichern. Gemeinsam mit unseren strategischen Partnern SAP und KPMG haben wir dabei immer den Kunden im Fokus, um den Prozess so einfach wie möglich zu gestalten und zusätzliche Services anbieten zu können. Wer über den Marktplatz einen Stromvertrag abschließt, bekommt nicht nur den Strom geliefert, sondern automatisch aufbereitet auch sämtliche Daten, um diese in ESG-Reportings auszuweisen.
Günstige Preise und eine optimierte CO2-Bilanz schließen sich also nicht aus? Absolut nicht. Dank der innovativen Ansätze kann beides kombiniert werden. Um ganz konkret zu werden: Bei einem jährlichen
Man bekommt nicht nur den Strom geliefert, sondern auch sämtliche Daten, um diese in ESGReportings auszuweisen.
Stromverbrauch in Höhe von ca. 500 000 EUR können Mittelständler über 70 000 EUR und zirka 1 000 Tonnen CO2 einsparen.
Ihr digitaler Marktplatz soll vor allem auch den Mittelstand gegen Schwankungen absichern? Energieintensive Unternehmen, zum Beispiel aus der Stahlbranche oder die Deutsche Bahn, haben eigene Abteilungen, die sich schon lange mit dem optimierten Einkauf von Energie befassen. Wir konzentrieren uns darauf, mittelständischen Unternehmen eben diesen Zugang zu effizienten Produkten zu bieten. Für Mittelständler ist das Thema Strombezug oftmals keine Kernkompetenz, deshalb implementieren wir aktuell
einen Marktplatz, der einfachen Zugang zu guten und günstigen Produkten bietet.
Was bedeutet »einfach, gut und günstig«? Klingt ein bisschen nach einem Slogan aus dem Lebensmittelhandel. Wir haben das große Glück, dass wir auf offene Ohren in der Industrie stoßen und Partner haben, die eine tiefe Industrieintegration besitzen. Gemeinsam haben wir Prozesse, Produkte und Services erarbeitet, die transparent, einfach zu verstehen und zu bedienen, reportingkonform und gleichzeitig effizient sind. Aktuell kann man auf Ihrer Seite jedoch nur ein paar vage Informationen und keinen Marktplatz finden. Das ist korrekt, wir sind in den letzten Zügen der Implementierung und der Marktplatz geht Ende August live. www.digital-renewables.com Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
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10 BRANDREPORT • SILENT-POWER AG
#SMARTENERGIE
CO2-neutrale erneuerbare Elektrizität, Wärme und Kälte dank flüssigem Methanol Die Schweizer Silent-Power AG krempelt den Energiemarkt mit ihren Methanolprodukten um. Chief Sales Officer Gökmen Çetin skizziert die besondere Bedeutung des Methanols und erläutert, wie mit ihm CO2-neutrale erneuerbare Energie erzeugt wird.
Gökmen Çetin
Chief Sales Officer Silent-Power AG
Herr Gökmen Çetin, was kann Methanol alles? Nach Erdöl ist Methanol die weltweit meistgehandelte Flüssigkeit. Es besitzt ähnliche Brenneigenschaften wie Benzin, Diesel, Kerosin oder Heizöl, verbrennt jedoch ohne Ruß oder Asche. Bei der Verbrennung wird es in die Elemente zerlegt, aus denen es gewonnen wurde: CO2 und Wasser. Unser Methanol M99 kommt in unseren Produkten als Energielieferant für die Erzeugung von Strom, Wärme und Kälte zum Einsatz.
KWK-Anlage Econimo300 von Silent-Power mit 100 kW elektrischer und 180 kW thermischer Leistung.
Auch bei der Lagerung und Speicherung hat Methanol einige Vorteile. Unter Umgebungsdruck und -temperatur ist Methanol eine klare und farblose Flüssigkeit. Es lässt sich ohne Energieverlust völlig gefahrlos langfristig speichern und transportieren. Silent-Power beliefert seine Kunden mit Methanol, das vor Ort in Tankbehältern gelagert wird. Bei unserem Methanol M99 steht die Zahl 99 für eine mindestens 99-prozentige Reinheit. Mit dem Einsatz von CO2-neutralem Methanol aus erneuerbaren Rohstoffen ermöglichen wir die Energiewende jetzt und heute. Hierfür kann man zwei Arten von grünem Methanol einsetzen: Bio- oder synthetisches Methanol. Das eine wird aus Biomasse hergestellt, das andere aus Ökostrom, CO2 und Wasser. Es gibt noch M99 Classic. Das M99 Classic ist unsere günstigste klimafreundliche Methanolvariante. Es handelt sich hierbei um fossiles Methanol, das bei der Verbrennung wie bei grünem Methanol weder Ruß noch Staub bildet. Die bei der Verbrennung entstandenen CO2- Emissionen kompensieren wir mit der Stilllegung von CO2-Zertifikaten. Sie bieten mobile Methanolheizgeräte an. Wo sind diese Anlagen im Einsatz? Wir erzeugen mit unseren mobilen Terrassenheizgeräten »HeatFountain« und Warmluftheizgeräten »HeatMobile« CO2–neutrale Heizluft
mit grünem Methanol. Unsere Heizgeräte haben spezielle Tanks, die bei Entleerung komplett mit vollen Tanks ausgetauscht werden. Die »HeatFountains« sind optimal geeignet für Terrassen in der Gastronomie, Feste, Weihnachtsmärkte, Skihütten. Die Warmluftheizgeräte sind ideal für die Beheizung von Veranstaltungszelten, für die Bautrocknung, für jegliche Trocknungsanforderungen in der Agrarwirtschaft oder für Gewächshäuser.
Sie arbeiten mit »HeatFix« auch an einem Brennwertkessel für Wohnhäuser. Wann soll der kommen? Wir planen eine Markteinführung vor Ende des Jahres. Die üblichen erneuerbaren Wärmeerzeuger im Markt basieren entweder auf der Wärmepumpentechnologie, der Solarthermie oder benutzen feste oder gasförmige Biomasse als Brennstoff. Diese sind jedoch in der Anwendung nicht immer eine technisch anwendbare Alternative zu bestehenden Öl- oder Gasheizungen. Wir bieten mit dem »HeatFix« eine Alternative mit flüssigem Brennstoff zum grünen Heizen. In der Anwendung ist die Lösung vergleichbar mit einer Ölheizung. Anstatt Heizöl kommen Bio- oder synthetisches Methanol mit einem Methanolbrennwertkessel und einem für Methanol geeigneten Tank zum Einsatz. Der Kamin bleibt sauber und der Tank frei von Ablagerungen. Den »HeatFix« wird es in Heizleistungen
geben, die für Einfamilienhäuser sowie für mittelgroße Gebäude anwendbar sind.
Sie haben zwei Kraftwärmekopplungsanlagen »Econimo 300« und »Econimo 5000« im Programm. Die »Econimos« sind für Orte geeignet, die kontinuierlich viel Wärme und Strom benötigen. Das Methanol kann vor Ort gelagert werden und ermöglicht die autarke netzunabhängige erneuerbare Energieerzeugung. Typische Installationsorte sind Fabriken, Kommunen und Stadtwerke, Wärmenetze, kommerzielle Gebäude sowie Resorts und Freizeitparks. Das Herzstück der »Econimos« sind bewährte industrielle Mehrstoffturbinen, die in der Leistung moduliert werden können. silent-power.com Für Kontaktaufnahme bitte QR-Code scannen: Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
BRANDREPORT • AXSOL GMBH
»Eigenenergienutzung als Lösung für Gewerbe und Industrie« Energie war immer billig und im Überfluss verfügbar – diese Zeiten sind nun vorbei. Durch die sukzessiv steigende CO2-Steuer und die erzwungene Rohstoffverknappung als Folge des Ukrainekrieges hat sich der Strompreis für Unternehmen und Industrie massiv verteuert. Jürgen Zinecker und sein Würzburger Unternehmen Axsol helfen Gewerbe, Industrie und öffentlichen Einrichtungen, ihre Energieversorgung schon heute sicher und nachhaltig zu gestalten.
Kundengruppen mit hohen Anforderungen an Kapazität und Leistung und wollen dabei helfen, mittlere und kleine Betriebe und industrielle Anwendungen zu dekarbonisieren.
Herr Jürgen Zinecker, was macht die Axsol und was ist ihr Auftrag? Ich habe Axsol 2012 mit dem Ziel gegründet, Technologien im Bereich der Erneuerbaren Energien zu identifizieren und diese zur Produktreife zu bringen. Wir haben für uns schon früh die Speicherung von Erneuerbaren Energien als Kernaufgabe der Energiewende definiert. Batterien sind eine der tragenden Säulen der Energiewende. Dafür werden innovative All-in-One Batteriespeicherlösungen, von der tragbaren Powerbank mit 230-Volt-Steckdose bis zu Seecontainern voller Batterien, benötigt, mit denen wir als Pioniere der Energiewende aktiv zur Transformation beitragen. Wir fokussieren uns auf
Wie können die Lösungen der Axsol Unternehmen helfen? Um trotz steigender Energiepreise konkurrenzfähig wirtschaften zu können, muss die Energieversorgung unabhängiger werden. Unternehmen und öffentliche Einrichtungen können ihren Verbrauch anteilig durch Erneuerbare Energien wie Solar und Wind decken, so ihren Treibhausgasausstoß und Bezugsgröße verringern, ihre Energiekosten senken und die Unabhängigkeit gegenüber volatilen Strompreisen erhöhen. Die Axsol Energy Container Solutions (ECS) bieten eine skalierbare Plattform zum Aufbau von Batteriegroßspeichern zur Netzabstützung und für die Industrie. Axsol ist spezialisiert auf skalierbare Energiespeicherlösungen für große Anwendungen. Durch den Plattformansatz und modularen Aufbau können die Systeme auf den Kundennutzen maßgeschneidert werden. Was können Unternehmen mit ihren Energy Container Solutions erreichen? Mithilfe von Batteriespeichern kann schon heute der Eigenverbrauch von selbst erzeugtem
Strom erhöht werden. Gerade bei vorhandenen Solaranlagen, die aus der EEG-Förderung fallen oder gefallen sind, macht es Sinn, einen ECS als Erweiterung zu installieren und den selbsterzeugten Strom auch selbst zu nutzen. Durch die Flexibilisierung von hohen Erzeugerlasten in der Mittags- und Nachmittagszeit wird eigens erzeugter Überschussstrom abends oder nachts verfügbar gemacht. Außerdem bietet unser ECS als einziges System weltweit die Möglichkeit der Kombination von mehreren Anwendungen. Unsere eigens entwickelte, intelligente Steuerungssoftware beliefert jede der Anwendungen jederzeit mit genügend Strom. So können Unternehmen ihren eigenen Stromverbrauch eigenständig anteilig aus Erneuerbaren Energien
decken und gleichzeitig Elektrofahrzeuge von Mitarbeitern, Kunden und Partnern laden. Solche emissionsfreien Lade-Hubs werden in Zukunft den CO2-Nutzen der Elektromobilität deutlich steigern. Zudem können Arbeitgeber so eine entscheidende Rolle zur Motivation von Pendlern auf den Umstieg hin zur Elektromobilität und damit der Energiewende einnehmen.
Wo soll es für die Axsol hingehen? Wir bei Axsol verfolgen schon immer einen holistischen Ansatz. Von der Erzeugung und Speicherung bis hin zum intelligenten Verbrauch versuchen wir, Eigenenergie für alle immer und überall zugänglich zu machen. Die Verfügbarkeit von Eigenenergie soll für uns zu einer Selbstverständlichkeit werden, denn sie ist die Grundlage von Leben und Entwicklung. Dekarbonisierung ist Zukunfts- und Wachstumsfaktor für unsere Kunden. Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
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#SMARTENERGIE
AGROSOLAR EUROPE GMBH • BRANDREPORT 11
Eine Symbiose aus Landwirtschaft und Industrie, von der alle profitieren Aufgrund aktueller Ereignisse sind Strom sowie Nahrungsmittel zu knappen Gütern geworden. Um einem Energieengpass entgegenzuwirken, läge es auf der Hand, verstärkt auf Solarenergie zu setzen. Das Problem: Die benötigte Fläche für die zusätzlichen Photovoltaikanlagen wird oft landwirtschaftlich genutzt. Dank AgroSolar Europe lässt sich dieses Dilemma allerdings aufheben. Auf diese Weise wird nicht nur die Lebensmittelversorgung gesichert – sondern auch der Strombedarf von ganz Deutschland nachhaltig gedeckt.
D
ie Nutzung von Sonnenenergie birgt enormes Potenzial. Das belegt unter anderem eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts von 2022: Diese kommt zum Schluss, dass bereits vier Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ausreichen würden, um den gesamten Strombedarf von Deutschland zu decken. Damit wäre nicht nur die Verfügbarkeit elektrischer Energie sichergestellt, die Stromproduktion würde überdies nachhaltig erfolgen – womit ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität getan wäre. Eine ideale Win-win-Situation, also. Leider ist es nicht ganz so einfach, denn es besteht ein Problem: Sowohl für den Ackerbau als auch für die Errichtung konventioneller Photovoltaikanlagen werden enorme Flächen benötigt. Aus diesem Grund stehen Landwirtschaft und Solarenergie bisher häufig in Konkurrenz zueinander, da in vielen Regionen Deutschlands sowie Europas die Standorte für Freiflächen-Photovoltaikanlagen erschöpft sind.
Hier bieten Agri-Photovoltaikanlagen eine innovative und praxisorientierte Lösung, indem sie Ackerbau mit regenerativer Stromerzeugung kombinieren. Dabei werden Solarmodule zur Stromgewinnung so über den landwirtschaftlichen Flächen errichtet, dass diese weiterhin rentabel bewirtschaftet werden können. Damit hebt das Zusammenspiel von Ackerbau und Energieerzeugung die Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungs- und Energieernte auf und ermöglicht sogar eine erhebliche Steigerung der Flächennutzungseffizienz.
Energie und Ernährung wird zusammengedacht AgroSolar produziert Energie mit unterschiedlichen Arten von Agri-Photovoltaikanlagen, angepasst an die individuellen Bedürfnisse der Landwirte, die Bodenbeschaffenheit sowie die jeweilige Fruchtfolge. In der Praxis zeigt sich, dass daraus ein neuer, nachhaltiger Kreislauf entsteht, von dem die verschiedenen Akteure direkt oder indirekt profitieren: Die
Landwirtschaft produziert Energie für die Industrie, welche wiederum Schutzkonzepte für eine ertragsreiche Produktion bietet. Die Kommunen und Gemeinden steuern ihrerseits schnelle Genehmigungsverfahren bei, wodurch die Jobs von morgen gesichert werden. Dies kommt der Industrie zugute und stärkt parallel dazu die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten. »Aus diesem kooperativen Ansatz kann sich die Regionalentwicklung der Zukunft entwickeln: lokal aufgestellt und weitgehend autonom bei der Die Vorteile von AgroSolar Europe Schutz der Ernte von den Folgen des Klimawandels
Stromerzeugung
Diversifizierung des Einkommens
Kreislaufwirtschaft
Energiegewinnung«, sagt Markus Haastert, Geschäftsführer von AgroSolar Europe. Bereits heute ist die Nachfrage der Industrie und von Kommunen nach grünem Strom sehr groß. Deshalb bietet AgroSolar im Rahmen der Direktvermarktung in Form von PPA-Verträgen nachhaltig produzierten Strom an. »Auf diese Weise schaffen wir für die Kommunen vor Ort eine Symbiose der Wertschöpfung, in der sich Landwirtschaft und Industrie in der Region gegenseitig stärken«, erklärt Markus Haastert. Über AgroSolar Europe Die AgroSolar Europe GmbH ist europaweit führend im Großanlagenbau der Agri-Photovoltaik. Ihr Ziel ist es, landwirtschaftliche Betriebe zu stärken und ihnen Versorgungssicherheit durch eine Diversifizierung ihres Einkommens zu bieten. Gleichzeitig wird das Ziel der Klimaneutralität durch die Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien vorangetrieben. Weitere Informationen finden Sie unter www.agrosolareurope.de
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FOKUS.SWISS
12 INTERVIEW • LEONHARD BIRNBAUM
Auf dem Weg zu einer nachhaltigen, digitalisierten und krisenfesten Energieversorgung Der Essener Energiekonzern E.ON investiert umfassend in nachhaltige Energieinfrastruktur und will bis 2040 CO2-neutral werden. Was dies angesichts der aktuellen Herausforderungen für Kundinnen und Kunden und die Energienetze der Zukunft bedeutet, erklärt CEO Leonhard Birnbaum. Der studierte Chemieingenieur trat 2013 in den Vorstand der E.ON SE ein und verantwortet als Vorstandsvorsitzender nun unter anderem die Bereiche Strategie & Innovation, Personal und Kommunikation & Politik. Herr Leonhard Birnbaum, der von Russland begonnene Ukrainekrieg hat die Energieversorgung auf den Kopf gestellt. Was bedeutet das in diesen Tagen für E.ON und Ihre Kundinnen und Kunden? Um es zuerst einmal klar und deutlich zu sagen: Wir erleben den schwersten Bruch des Völkerrechts und die schlimmste humanitäre Katastrophe in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Deswegen steht E.ON voll hinter den Sanktionen der Europäischen Union. Auch wenn diese mit schwersten Verwerfungen und Herausforderungen für die Energieversorgung einhergehen. Aber das bedeutet für uns als Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Kunden in Europa, dass es viel schwerer wird, eine sichere und bezahlbare Versorgung zu sichern. Gazprom liefert aktuell deutlich weniger Gas als üblicherweise. Wir laufen in eine sogenannte Gasmangel-Lage. Wäre es möglich, auf russisches Gas zu verzichten? Klare Antwort: Die EU und Deutschland können ohne eine deutliche Reduktion der Nachfrage die russischen Gasimporte nicht von heute auf morgen ersetzen. Die nächsten Monate werden uns allen daher viel abverlangen. Gerade deshalb ist es aber wichtig, dass wir zukünftig die Energieabhängigkeit von Russland beenden und uns von fossilen Energieträgern insgesamt verabschieden. Die gute Nachricht ist: Es gibt langfristig sowohl für Deutschland als auch für Europa vielversprechende Antworten – den beschleunigten Umbau in Richtung Erneuerbare, den gezielten Aufbau von Wasserstoffinfrastruktur und -lieferketten, intelligente Lösungen für Energieeffizienz, und, als zentrales verbindendes Element, eine immer digitaler werdende Netzinfrastruktur, die die Plattform einer dekarbonisierten Energiezukunft bildet. Und all das bestätigt uns bei E.ON in unserer Strategie, die wir voll auf diesen Umbau der Energieversorgung ausgerichtet haben. Sie halten also an der Energiewende fest – obwohl ein grüner Minister Kohlekraftwerke aus der Reserve holen lässt? Der eingeschlagene Weg der Energiewende ist der richtige, der uns unabhängig von russischen
Importen fossiler Energien macht. Aber kurzfristig hilft das nicht – deswegen muss die Bundesregierung jetzt eine sichere Versorgung priorisieren, inklusive solcher Maßnahmen wie der Reaktivierung von Kohlekraftwerken, die sie sicher gerne vermieden hätte. Bei der Energiewende werden wir übrigens nur erfolgreich sein, wenn wir neben dem Ausbau von erneuerbaren Energien vor allem die Modernisierung und Digitalisierung unserer Stromnetze massiv beschleunigen. Denn wir können es uns in Zukunft jetzt erst recht nicht mehr leisten, wertvollen Grünstrom abregeln zu müssen.
Die Bundesregierung ruft die Menschen in der aktuellen Krise dazu auf, kurzfristig Energie zu sparen. Was kann denn der langfristige Beitrag der Verbraucher sein? Jeder kann einen Beitrag zur erfolgreichen Energiewende und zur Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern leisten – und je stärker die Menschen partizipieren, desto mehr können die individuellen langfristigen Kosten sinken. Unsere Analyse zeigt, dass ein kluger Mix aus heute möglichen Einsparungen sowie der längerfristige Umstieg auf moderne Energielösungen wie Wärmepumpen und PV in Privathäusern ein enormes Potenzial hat – wenngleich es sich zweifellos um einen Kraftakt handelt. Von den Maßnahmen würde auch das Klima profitieren, denn mit den genannten Schritten könnten jährlich mehr als 18 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm, sorgt sich um die deutsche Wirtschaft: Der nächste Winter werde kritisch. Er fordert, künftige Abhängigkeiten bei der Energieversorgung zu vermeiden. Teilen Sie die Sorgen der deutschen Industrie? Ja. Schon vor dem Krieg waren die Energiekosten für die Wirtschaft zu hoch. Insbesondere für die Stahl- und Aluminiumindustrie, aber auch für Chemie- und Papierunternehmen war der Anteil der Strom- an den Gesamtkosten bereits kritisch. Ähnliche Herausforderungen haben viele Unternehmen des Mittelstands.
Das Risiko ist eine schleichende Deindustrialisierung Deutschlands. Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand sind dadurch in Gefahr. Und am Ende profitiert nicht einmal der Klimaschutz davon, wenn die Unternehmen statt in Deutschland künftig im Ausland mit billiger, aber schmutziger Energie produzieren.
Was fordern Sie? Steuern und Abgaben machen in Deutschland immer noch einen großen Teil der Energiekosten aus. Ich sagte das bereits: Das bringt die Gefahr einer Verlagerung der Produktion in andere Länder mit sich, die Folge ist eine Deindustrialisierung. Richtig ist deshalb eine Entlastung der Kunden durch eine Senkung von Steuern und Abgaben, zum Beispiel der Stromsteuer auf den EU-Mindestsatz und der Mehrwertsteuer auf den reduzierten Satz. Das ist schon seit Langem eine Forderung von uns als Unternehmen und mir persönlich. Ich freue mich, dass die Regierung nun einen Schritt in diese Richtung plant. Machen die nötigen Investitionen in den Klimaschutz die Lage der deutschen Industrie noch bedrohlicher? Bedrohlich ist zurzeit vor allem, dass die Folgen des Ukrainekrieges asymmetrisch in der Welt anfallen. Europa leidet massiv, andere Wirtschaftsräume bleiben im Wesentlichen verschont. Und wenn wir es richtig machen, könnte unsere Wirtschaft im Gegenteil von mehr Klimaschutz profitieren. Nachhaltige Energieversorgung ist sicherer, unabhängig und langfristig kostengünstiger. Bei E.ON haben wir uns klare Ziele gesetzt, und die schließen ausdrücklich auch unsere Kunden mit ein. Ein wesentlicher Baustein unserer Nachhaltigkeitsstrategie ist die bis 2040 angestrebte Klimaneutralität. In diesem Zeitraum werden wir die direkt beeinflussbaren Emissionen von E.ON um 100 Prozent reduzieren. Und bis 2050 werden wir auch unsere Scope-3-Emissionen – bei und mit unseren Kunden – um 100 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2019 senken. Aktuell sparen wir bereits durch innovative Energielösungen mit unseren Kunden mehr als 100 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ein.
Welche Rolle kann Wasserstoff dabei spielen? Wir brauchen eine Diversifikation der Energiebezüge. Dabei wird zunächst LNG eine Rolle spielen. Denn Erdgas – in welchem Zustand auch immer – bleibt eine wichtige Brücke zur Dekarbonisierung. Aber: Wasserstoff ist für einen wesentlichen Teil der Industrie die Alternative zum Erdgas. Zudem kann Wasserstoff den Schwerlastverkehr oder auch den Schiffsverkehr emissionsfrei machen, er kann dem Heizgas beigemischt werden oder es sogar ersetzen. Wo soll der herkommen? Aus meiner Sicht kommt es darauf an, den industriellen Hochlauf zu organisieren und dabei pragmatisch zu sein. Egal ob blauer, grüner oder türkiser Wasserstoff – es geht in diesen schwierigen Zeiten erstmal darum, überhaupt genug Energie ins System zu bekommen. Eine großartige Vision wäre ein funktionierender europäischer Binnenmarkt für Wasserstoff, der die Versorgung möglichst vieler Kunden sicher, bezahlbar und nachhaltig gewährleistet. Dies erfordert einen EU-Rahmen mit einheitlichen Normen und Regeln. Wo sieht Ihr Unternehmen dabei seine Rolle? Bei E.ON arbeiten wir in weit mehr als 50 unterschiedlichen Projekten schon jetzt daran, grünen Wasserstoff für Tausende von mittelständischen Unternehmen und Kommunen verfügbar zu machen. Wir haben mit unseren Partnern bereits wegweisende Lösungen auf den Weg gebracht, etwa für die Salzgitter AG in der Stahlerzeugung mit dem Projekt Windwasserstoff. Und im Projekt H2Ruhr arbeiten wir an Wasserstofflösungen für eine der größten Industrieregionen Europas, wobei hier mit europäischen Partnern unterschiedliche Lieferoptionen mit grünem Strom aus Italien und Spanien entwickelt werden. Projekte wie diese zeigen: Grüner Wasserstoff kann helfen, Schlüsselindustrien nachhaltig zu machen und für den internationalen Wettbewerb zu stärken.
Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
Tax & Law Special Q1/2022 offene Daten
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#SMARTENERGIE
ERNST & YOUNG GMBH WIRTSCHAFTSPRÜFUNGSGESELLSCHAFT • BRANDREPORT 13
Starke Anreize setzen Für ausreichend bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum ist der Staat in der Pflicht, sein steuerliches Instrumentarium zu nutzen.
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in klimaneutraler Gebäudebestand ist Grundvoraussetzung für das Erreichen der Klimaziele. Der Weg dorthin führt über energieeffizientere Gebäude und einen höheren Anteil erneuerbarer Energien bei der Strom- und Wärmeerzeugung. Das erfordert gewaltige Investitionen, die sich nicht unbedingt rechnen. Eine gezielte steuerliche Förderung kann hier neben dem Abbau von steuerlichen Hemmnissen wichtige Impulse setzen. Starke Anreize für nachhaltige Immobilieninvestitionen sucht man hierzulande allerdings vergebens. Stattdessen hat die steuerliche Belastung der hiesigen Immobilienwirtschaft in den vergangenen Jahren sogar zugenommen: durch höhere Grunderwerbsteuersätze, Verschärfungen bei Share Deals, schlechtere Abschreibungsbedingungen und Einführung der Zinsschranke. Darüber hinaus behindern steuerliche Regelungen z. B. bei der Gewerbesteuer, die Wirtschaftlichkeit eigentlich wünschenswerter Investitionen.
könnte auch bei der Grunderwerbsteuer angesetzt werden, sofern die erworbene Immobilie bestimmte Klimastandards erfüllt.
Schneller abschreiben Steuerpolitische Maßnahmen können sinnvoll sein, wenn es darum geht, wachstumspolitische Ziele zu erreichen, die sowohl privaten Haushalten als auch Unternehmen zugutekommen, oder wenn gesamtgesellschaftliche Ziele wie der Klimaschutz verfolgt werden. Zu begrüßen wäre zum Beispiel die Einführung von Sonderabschreibungen für den Neubau energieeffizienter Wohn- und Gewerbeimmobilien. Zudem sollten Aufwendungen für energetische Modernisierungsmaßnahmen bei Bestandsimmobilien sofort steuerlich abzugsfähig sein – ohne Berücksichtigung bei den anschaffungsnahen Herstellungskosten oder den nachträglichen Anschaffungskosten. Eine Anhebung des linearen Abschreibungssatzes von Gebäuden ist ebenfalls wünschenswert – schon allein deshalb, weil die derzeitige Höhe angesichts des technischen Fortschritts nicht mehr zeitgemäß ist. Allerdings sei hier klargestellt: Abschreibungen sind keine Steuergeschenke. Sie verbessern die Liquidität und bedeuten für Investoren eine nicht zuletzt auch vorgezogene Aufwandsberücksichtigung mit Blick auf die Nachbesteuerung bei einem späteren Verkauf. Im Privatvermögen zumindest dann, solange private Veräußerungsgeschäfte vorliegen.
Günstiger Wohnraum In Deutschland fehlen vielerorts Wohnungen im unteren und mittleren Mietpreissegment. Deren Anschaffung beziehungsweise Herstellung ist zwar nach § 7b EStG durch Sonderabschreibungen (maximal 5 Prozent p. a. über vier Jahre) begünstigt, die Begünstigung war aber auf bis zum 1. Januar 2022 gestellte Bauanträge beschränkt und die Baukostenobergrenze von 3000 Euro pro Quadratmeter ist vor allem in den Ballungszentren sehr knapp bemessen. Schließlich verteuern energetische Sanierung und energieeffizientes Bauen den Wohnraum zusätzlich und schaffen wenig Anreize, sich in diesem Segment zu engagieren. Damit stehen bezahlbarer Wohnraum und Klimaschutz in einem Zielkonflikt, der sich nur über eine gewisse (steuerliche) Förderung ausgleichen lässt.
Green Discount Bei der Grundsteuer könnten Investitionen in energieeffiziente Gebäude oder energetische Sanierungen berücksichtigt werden, indem es bei der Bemessungsgrundlage einen »Green Discount« gibt. Ähnliche Regelungen gibt es etwa in der Schweiz, in Spanien oder Frankreich. Ein solcher Green Discount
Zu viele Restriktionen Zwar gibt es seit 2020 nach § 35c EStG eine steuerliche Förderung für die energetische Gebäudesanierung bei selbst genutztem Wohnraum; diese ist jedoch durch einen Steuerbonus von maximal 40 000 Euro über drei Jahre begrenzt und unterliegt außerdem strikten Voraussetzungen. Das Gebäude muss älter als zehn Jahre sein und es bedarf einer Bescheinigung eines Fachunternehmens nach amtlich vorgeschriebenem Muster. Hier stellen sich gleich mehrere Fragen: Warum ist diese Regelung auf selbst genutztes Wohneigentum beschränkt? Warum werden für Immobilienunternehmen, die große Wohnungsbestände verwalten, keine Anreize geschaffen? Und warum wird der gesamte Gewerbeimmobilienbereich ausgeschlossen, obwohl hier erhebliches Energieeinspar- und CO2-Reduktionspotenzial besteht?
Abschreibungssätze
Gebäude
Sonder-AfA für Green Building Investments
Spezielle Betriebsausgaben
Green Building Investments
Spezielle „Green“ Discounts oder reduzierte BMG
Renovierungen in Green Property Tax Buildings
Real Estate Transfer Tax
Tax Incentives
Green Building Investments
Andere Steuerbegünstigungen
Immobilienrelev. InfrastrukturInvestments
Green Building Investments
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Steuerliche Förderung in ausgewählten Ländern
Überblick über bestehende Steuerbegünstigungen in der EY Europe West Region
• Die Ladesäuleninfrastruktur für EMobilität soll ausgebaut werden • Es soll neuer Wohnraum geschaffen werden: 400 000 neue Wohnungen pro Jahr (davon 100 000 öffentlich gefördert) • Die Kosten für den Wohnungsbau sollen durch serielles Bauen, Digitalisierung, Entbürokratisierung und Standardisierung gesenkt werden. • Die lineare Abschreibung beim Neubau von Wohnungen soll von 2 auf 3 Prozent erhöht werden. • Die Grunderwerbsteuer soll zur Erleichterung des Erwerbs selbst genutzten Wohneigentums flexibler gestaltet werden, Barbara Bültmann-Hinz Jürgen Bauderer etwa durch Einführung eines Freibetrags Associate Partner Real Estate Tax Leiter Tax für Real Estate, für Ersterwerb; mehr GestaltungsspielBekenntnisse der Koalition barbara.bueltmann-hinz@de.ey.com Hospitality & Construction Den fehlenden steuerlichen Anreizen für juergen.bauderer@de.ey.com raum für die Länder (etwa Senkung des nachhaltige Immobilieninvestitionen steht das Steuersatzes), gegenfinanziert werden Bekenntnis der Ampelkoalition zur nachhaltisoll das Ganze durch eine weitere Vergen Transformation Deutschlands gegenüber. schärfung von Share Deals im Konzern. Auch für den Immobilienmarkt enthält der Koalitionsvertrag einige relevante Passagen. Steuerliche (und sonstige) Anreize sind Zu nennen sind in erster Linie die folgenden: von der Koalitionsregierung also durchaus angedacht. Nun gilt es, diese schnell auf den • Eigenes Bauministerium (bereits eingeführt) Weg zu bringen und weitere Fördermöglich• Bei gewerblichen Neubauten soll Solarkeiten für nachhaltige Immobilien zu nutzen, denn die Aufgabe duldet keinen weiteren energie auf Dachflächen verpflichtend, Aufschub. Gleichermaßen müssen steuerliche bei privaten Neubauten die Regel sein; Hindernisse insbesondere bei der gewerbeteilweise schon eingeführt / beabsichtigt auf Bundesländerebene steuerlichen erweiterten Grundbesitzkür• Ab 2025 neu eingebaute Heizungen sollen zung beseitigt werden. Die bereits erfolgten zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien Erleichterungen durch das Fondsstandortbetrieben werden, ggf. sogar früher gesetz können nur ein erster Schritt sein.
Blick über den Tellerrand Andere Länder haben bereits umfassende steuerliche Förderungen für energetische Maßnahmen angestoßen oder umgesetzt, die naturgemäß sehr unterschiedlich sind (siehe Tabelle). Die Niederlande haben beispielsweise u. a. den Weg der Sonderabschreibungen gewählt und ein umfassendes Umweltinvestitionsabzugsprogramm ins Leben gerufen. Auch Belgien hat eine Sonderabschreibung von 13,5 Prozent für energieeffiziente Investitionen eingeführt. Italien gewährt Zuschüsse im Rahmen eines Öko-Bonus-Programms für die Installation von energieeffizienten Wirtschaftsgütern. Frankreich, Spanien und die Schweiz werden über die Grundsteuer aktiv, indem sie bei besonders energieschonend konstruierten Gebäuden partielle Steuerbefreiungen gewähren. Ansprechpartner: Jürgen Bauderer
Leiter Tax für Real Estate, Hospitality & Construction juergen.bauderer@de.ey.com
Barbara Bültmann-Hinz Associate Partner Real Estate Tax
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14 DEKARBONISIERUNG
FOKUS.SWISS
Danke, Tanke Über ein Jahrhundert lang prägten Tankstellen Innenstädte, Rastplätze und Landstriche. Und jetzt?
M
ein erster Berufswunsch war tatsächlich Tankstellenwärter. Das lag vor allem an einer Aral-Tankstelle, die an der nahegelegenen Hauptstraße unter einem Hochhaus klemmte. Das hellblaue Viereck, das oben an einem weißen Mast leuchtete, sah ich schon von Weitem. Es hatte unter sich eine Tankinsel mit zwei Zapfsäulen und einen eher schmucklosen Shop mit einem riesigen Fenster.
Palmdale einen jungen Angestellten, der gerade an einem Auto schraubt, mit einem selbstbewussten Damen-Trio konfrontiert. An derselben »Super Store 6«-Tanke machte ein Jahr später auch Linda Hamilton in der letzten Szene von »Terminator« Halt.
Wenn Autos hier tankten, kam tatsächlich ein Angestellter herbeigesprungen, um die Zapfsäule zu bedienen, dann schnell die Scheiben zu putzen und in Windeseile den Ölstand zu messen und Wasser nachzufüllen. Es war wie ein Boxenstopp. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass man das Auto ohne diesen Tankstellenwärter und seine Aktionen wieder auf die Straße setzen geschweige denn weiterfahren durfte.
Keine Frage, Tankstellen waren in den vergangenen Jahrzehnten merkwürdige Sehnsuchtsorte. Hier wurden nicht nur die liebgewordenen Autos aufgetankt, damit es weiter ins Abenteuer und in die Freiheit gehen konnte. Blechschilder quietschten einsam im Wind, Räubertrios fuhren vor, Blicke kreuzten sich, Frauen und Männer mit ölverschmierten Gesichtern und Blaumännern lagen, saßen oder sprangen plötzlich auf. Und natürlich wurde an Tankstellen, zumindest im Hollywoodkino, auch gekämpft, geküsst, geschossen, verwüstet – und die Gleichberechtigung, man denke nur an Betsy Russell in »Tomboy«, schon 1985 vollzogen.
Zwischen Benzingeruch und Freiheit Als kleiner Junge sah ich im Fernsehen dann den 30er-Jahre-Klassiker »Die Drei von der Tankstelle«, wo Heinz Rühmann, Oskar Karlweis und Willy Fritsch während des Dienstes fröhlich sangen und pfiffen. Was sonst?! 1983 kamen dann ZZ-Top mit ihrem Video »Gimme All Your Lovin'«, das an einer Tankstelle im kalifornischen
Tatsächlich waren das Geschäft und der Alltag der Tankstellen ungleich nüchterner und schmutziger. Oftmals mussten, wenn eine Tankstelle geschlossen wurde, umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt werden, weil Benzin doch in den Boden gesickert war oder sonstige Umweltschäden festgestellt wurden. Und natürlich stank es vor Ort fortwährend nach Benzin
und Abgasen. Zartbesaitete Gemüter mit feinem Riechorgan schrien im Auto laut »Tür zu« und hielten sich für die Dauer des Tankens inklusive Bezahlens die Nase zu. Die größte Veränderung trat nicht nur hierzulande ein, als sich die Reparaturwerkstätten und Waschstraßen praktisch von den Tankstellen abkoppelten und letztere ihr Heil im Verkauf von Lebensmitteln suchten. Die Tankwärter:innen mussten plötzlich belegte Brote schmieren und Bistrotische aufräumen, während die Kund:innen von selbst ihr Auto in die letzte Waschecke oder zum Reifendruckmessen schoben.
Die einsame E-Ladestelle Angesichts der vielen neuen E-Autos und der zu Ende gehenden Verbrenner-Ära stellt sich die Frage: Was wird eigentlich aus den Tankstellen? Viele sind in den letzten Jahren bereits geschlossen und durch andere Gebäude ersetzt worden. Vielleicht entwickelt sich die Tankstelle zu ihren Ursprüngen in den 1880er-Jahren zurück, wo sie in Regalform im Einzelhandel, genauer gesagt in Apotheken, angesiedelt war. Das Tanken von Strom und Wasserstoff wird zweifellos dezentraler stattfinden. Es wird einsamer sein, sauberer. E-Autos werden, so schätzen Expert:innen, mindestens zu 60 oder gar 70 Prozent im eigenen Haus oder in der
eigenen Firma tanken. Der Rest klemmt sich vor Bahnhöfen, an unscheinbaren Plätzen und Park-and-Ride-Flächen und an kleinen Parkbuchten in Seitenstraßen ans Stromnetz. Bei Wasserstoff-Säulen wird es etwas anders sein. Sie benötigen tatsächlich mehr Platz und passen damit am besten in kleine oder mittelgroße Tankstellenstrukturen. Vielleicht liegt die Zukunft größerer Tankstellen-Anlagen auch in einer Kooperation mit, genau, Hollywood. Warum sollten öffentliche Ladestationen nicht mit Autokinos kombiniert werden? Während man zu einer festen Zeit sein Auto lädt, schaut man einen Film an. Je nach Länge des Ladevorgangs könnten dann Monumentalschinken oder Kurzfilme gezeigt werden. Ich glaube, die Tankstelle wird irgendwie überleben. Ein schönes Retro-Schild wird es nicht allein machen. Aber ein Geschäftsmodell, das Menschen kürzer oder länger aus ihrem Auto zwingt, um sich dann darüber zu freuen, dass diese Menschen sich ebenfalls voller Freude wieder in ihr Auto stürzen, um sich zu neuen Orten und Welten aufzumachen, zur großen Liebe, dem nächsten Termin oder einem mittelgroßen Abenteuer. Ein solches Geschäft kann doch nicht einfach untergehen. Text Rüdiger Schmidt-Sodingen
BRANDREPORT • HYDRO INTELLIGENCE WATER GMBH
Wassermangel nachhaltig bekämpfen – nach dem Vorbild der Natur
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Es sind keine erbaulichen Aussichten: Per 2025 wird die Hälfte der Weltbevölkerung in wassergefährdeten Gebieten leben. Gleichzeitig geht der Zugang zu sauberem Grundwasser zurück, während die Weltbevölkerung wächst. Mit ihrer innovativen Technologie zur Wasserreinigung sorgt Hydro Intelligence Water für mehr Trinkwasser. Die Lösung ist mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.
as beste Vorbild ist meistens die Natur. »Darum haben wir uns für unser ›Hydro Intelligence System‹ von ihr inspirieren lassen«, erklärt Olaf Linden, Geschäftsführer von Hydro Intelligence Water. Bei diesem Ansatz handelt es sich um die bisher einzige bekannte Technologie, die in der Lage ist, organische Belastungen aus dem Wasser zu eliminieren, wie Keime, Viren und Bakterien. Gleichzeitig ermöglicht sie es, die Ursachen dafür, wie den Biofilm, dauerhaft auszuspülen und eine Neubildung zu verhindern – ohne chemische Zusätze und ohne Filter.
Wie funktioniert das genau? »Unser weltweit patentierter Ansatz basiert auf dem Prinzip der Hohlwirbel, die man in Flüssen beobachten kann«, führ Olaf Linden aus. Diese sorgen dafür, dass Sauerstoff ins Wasser gelangt, wodurch dessen Selbstreinigungsprozesse unterstützt werden. Das Hydro Intelligence System ahmt diesen Effekt nach, indem es verschmutztes Wasser über eine
Pumpe in einer Reaktionskammer unter hohem Druck beschleunigt. »Auf diese Weise schaffen wir ein dynamisches Zusammenspiel von Zentrifugalkräften, Scherspannungen, Reibung, Kavitation sowie Unterdruck.«
Diverse Handlungsfelder Das Anwendungsspektrum dieser Technologie ist enorm breit: »Unser Ansatz kann unter anderem wesentlich zur Gewinnung und Einsparung von Trinkwasser beitragen«, betont Linden. Dies etwa, indem das Hydro Intelligence System für die Reinigung textiler Abwässer genutzt wird, die gemäß Green Peace rund 20 Prozent der Wasserproblematik der Welt ausmachen. Die Verhinderung von Legionellen in Immobilien, wie Hotels und Kliniken, ist ein weiteres zentrales Einsatzfeld, ebenso wie die Regenwasseraufbereitung oder das Entsalzen von Meerwasser. Gleichzeitig
ergeben sich verschiedene Anwendungsmöglichkeiten in der Industrie: So lassen sich beispielsweise Kühltürme effizienter betreiben. »Auf diese Weise wird nicht nur sauberes Wasser gespart – sondern auch Energie, was verschiedene Nachhaltigkeitseffekte nach sich zieht.« Die Wirksamkeit der Technologie ist bereits in über 800 Installationen belegt, die sich über diverse Einsatzgebiete erstrecken. Weitere Informationen unter www.hydro-intelligence.de oder via QR-Code
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#SMARTENERGIE
ACCENTURE GMBH • BRANDREPORT 15
»Wir brauchen ein Lagezentrum für die Energiewende« Laut der Studie »Industrial Clusters – Working Together to Achieve Net Zero« von Accenture und dem World Economic Forum hängt die Klimaneutralität maßgeblich von vier Faktoren ab. Götz Erhardt, Senior Managing Director Industry X Europa bei Accenture, plädiert im Interview für mehr Kooperation und neue Organisationsformen.
Götz Erhardt
Senior Managing Director Industry X Europa Accenture
Herr Götz Erhardt, Ihre Studie skizziert vier Prinzipien, die zum Erreichen einer klimaneutralen Industrie notwendig sind. Welche sind das? Den ersten Bereich nennen wir »Systemische Effizienz«. Er bezieht sich vor allem auf die Industrien, die viel Energie benötigen und derzeit noch auf Erdgas und andere fossile Energieträger angewiesen sind. Hier müssen wir neue Formen der Energiebereitstellung und Zusammenarbeit finden. Der zweite Bereich ist die »Direkte Elektrifizierung und erneuerbare Wärme«: also eine Strom- und Wärmeerzeugung vor Ort. Den dritten Punkt »Wasserstoff« sehen wir als wesentlichen Ersatz für Erdgas an. Dieser Bereich muss massiv ausgebaut werden. Wasserstoff wird dort wichtig werden, wo wir es vor allem mit schwer elektrifizierbaren Industrieprozessen zu tun haben. Der letzte Punkt ist die »Kohlenstoffabscheidung und -nutzung«. Zentral werden hier die synthetischen Kraftstoffe sein, beispielsweise das synthetische, CO2-neutrale Kerosin für Flugzeuge. Die Schwerindustrie in Europa muss auf Dekarbonisierung setzen, sonst wird sie nicht überleben oder abwandern. Was heißt das für Unternehmen und ihre Investitionen? Der Preis für die CO2-Emissionen steigt und Unternehmen sollten sich deshalb auf die Alternativen konzentrieren. In unserer Studie »Energizing industry« haben wir auf die wichtigsten Schritte zur Dekarbonisierung hingewiesen. Unternehmen müssen jetzt Effizienzpotenziale erkennen und Prozesse umstellen. Es ist nötig, Investitionen und Allianzen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu planen. Um die Net-Zero-Ziele zu erreichen, müssen Unternehmen außerdem spezifische Schritte und Maßnahmen planen. Vor allem können neue
Kooperationen und Beteiligungen sinnvolle Erleichterungen bringen. Die Unternehmen sollten ihre Nachfrage nach Grünstrom, Wasserstoff und erneuerbarer Wärme bündeln.
Sie regen eine Zusammenarbeit von Industrieclustern an. Was sollte da passieren? Wir brauchen von der Politik eigentlich ein digitales Lagezentrum für die Energiewende. Das würde dann auch automatisch den Fokus nicht nur auf das Finanzielle, sondern die dynamische Entwicklung und Synergien legen. Sicher, Sie können sich an industriellen Wärmepumpen, PV-Anlagen und Windparks beteiligen, aber es geht insgesamt um mehr. Beim Erreichen von Net-Zero müssen Unternehmen auch miteinander kommunizieren. Es müssen Daten und Informationen geteilt werden. Im Amtsdeutsch könnte sich ein Unternehmen also fragen: Mit welchem Bedarfsträger sollten wir uns zusammentun, um eine Infrastruktur zu teilen? Die Industriecluster sind ein Schlüssel zum Erfolg, um nicht nur für sich, sondern auch für andere eine Lösung zu finden und gleichzeitig Kosten zu teilen. Für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft, die auch Wasserstoff-Elektrolyse und die CO2-Abscheidung für die Herstellung synthetischer Kohlenwasserstoffe oder Kraftstoffe miteinschließt, muss es auch neue, branchenübergreifende Kooperationen geben? Wir haben ja nun schmerzhaft gesehen, was die Abhängigkeit von Importen bedeutet. Auch deshalb wird die Kreislaufwirtschaft stark an Bedeutung gewinnen. Wir müssen aus der Abhängigkeit raus und selbst für die Kreisläufe sorgen. Sie dürfen nicht vergessen, dass bei Platin, Edelmetall oder Stahl die Kreisläufe bereits gut funktionieren. Die Cluster dort sind überregional, sie brauchen natürlich riesige Anlagen, haben Offtake-Agreements, haben viel mit Auslastung und Planung zu tun. Für diese Kreisläufe braucht es aber mehr Industriecluster und Kooperationen, mehr Netzwerke und gemeinsame Anlagen.
Sie plädieren auch für ein Hinterfragen alter Denkmuster und -grenzen. So sollten Industriecluster auch die Wärmeversorgung angrenzender Wohngegenden übernehmen? Die Nachfrage nach Wärmepumpen schnellt gerade in ungeahnte Höhen. Natürlich ist eine Einbindung von energieintensiver Industrie in die lokale Wärmeversorgung möglich. Die Anzahl der dezentralen Energieerzeuger wird immer mehr zunehmen und dann möglicherweise auch Wohnblocks oder Quartiere versorgen. Auch Batteriespeicher und digitale Technologien zur optimalen Netzsteuerung spielen eine wichtige Rolle. Wir müssen dazu aber besser wissen, wie die Verbrauchsmuster sind, was für Energie wieder eingespeist werden kann. Die Digitaltechnologie wird uns hier massiv helfen, um das Energiesystem als digitalen Zwilling abzubilden. Damit können dann entsprechende Verbrauchsprozesse optimiert werden und bidirektionale Flüsse entstehen. Wie wichtig sind regulatorische Vorgaben, um Unternehmen anzutreiben? Ich würde sagen: sehr wichtig. Die Politik hat eigentlich die Aufgabe, nicht nur Individualförderung zu machen, sondern Cluster zu fördern. Sie sollte die richtigen Anreize bieten, um energiewirtschaftliche Vorhaben zu beschleunigen. Die Zyklen bei der Genehmigung von entsprechenden Bauten oder Vorhaben sind immer noch zu lang. Und sie sind noch zu wenig digital. Dazu sollte sich die Politik von der Vorstellung lösen, dass Genehmigungen alles bis ins kleinste Detail vorhersehen oder festlegen müssen. Das geht an der Realität vorbei. Der Rahmen muss stimmen und es muss schneller gehen. Kann oder muss es auch eine Zusammenarbeit oder gegenseitige Unterstützung von KMUs und Großunternehmen geben? Natürlich wäre das sinnvoll. Es ist klar, dass die großen Unternehmen in ihren jeweiligen Regionen zunächst mal an ihre eigenen Ziele und ihren eigenen Footprint denken. Aber
warum sollten sie nicht auch kleinere Unternehmen in der Nähe mit in die Energieversorgung oder -gewinnung einbeziehen? Das sind ja die Fragen, mit denen wir uns beschäftigen: Wo kann man Assets bauen, wo den Energiebedarf bündeln? Da hilft es sicherlich, wenn Unternehmen auch etwas größer denken und andere Unternehmen in ihre Planungen mitnehmen. Auch deshalb ist es wichtig, dass die Politik mehr in Clustern denkt.
Mehr Mut könnte auch dazu beitragen, dass Deutschland ein Musterland für Klimaneutralität wird und entsprechende Steuerungssysteme in die Welt verkaufen kann? Der Mut kommt ja gerade zwangsläufig. Wir sollten deshalb schnell aus der Schmollecke raus, um unsere Stärken zu forcieren und mit der Energiewende in Einklang zu bringen. Wir haben in Deutschland eine hohe Qualität bei den Fertigungsprozessen und eine hohe Effizienz. Das brauchen wir nicht kleinzureden. Jenseits der tagespolitischen Ereignisse sind aber ein paar Dinge Fakt: Wir müssen den CO2-Ausstoß reduzieren, es kommen vielfach höhere Versicherungsprämien für Klimafolgen auf uns zu, wir müssen unabhängiger von importierter Energie werden. Wir haben jetzt die Möglichkeit, unsere individuelle Wertschöpfung in eine klimaneutrale, digitale Zukunft zu führen. Das sind die großen, wichtigen und richtigen Ziele. Ein paar schwimmende LNG-Terminals zu bestellen, sind allenfalls kurzfristige Linderung, aber nicht die Lösung. Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
www.accenture.com
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16 BRANDREPORT • SOLVIS GMBH
#SMARTENERGIE
Heizkosten sparen und klimafreundlich Wärme erzeugen Wärmepumpen sind nicht nur im Neubau unverzichtbar. Auch für Bestandsimmobilien bieten sie sich vielfach als attraktive Wärmelösung an.
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eizen mit fossilen Brennstoffen fördert nicht nur den CO2-Ausstoß und ist damit Gift für unser Klima, es wird auch zunehmend teurer. Hausbesitzer:innen müssen in den nächsten Jahren immer tiefer in die Tasche greifen, möchten sie in ein wohlig warmes Zuhause haben. Auch die hohen Förderanreize sorgen dafür, dass sich Hausbesitzer:innen nach einer neuen Wärmelösung umschauen. Dabei rückt insbesondere die Wärmepumpe immer stärker in den Fokus. Die Wärmepumpe hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom im Heizungsmarkt ausgelöst. So ist allein im Jahr 2021 der Absatz von Wärmepumpen um 28 Prozent gestiegen. Ihr Marktanteil im Neubau liegt derzeit bei über 50 Prozent, Tendenz steigend. Im Neubau ist sie gar nicht mehr wegzudenken und auch im Bestand findet sie immer mehr Liebhaber:innen. Nach Auswertung der Fördergeldanträge wurden allein im letzten Jahr ein Viertel der abgesetzten Wärmepumpen im Austausch für eine alte Öl-Heizung verbaut. Der richtige Weg zum energetischen Heizen ist eingeschlagen. Jedoch müssen allein im diesem Jahr zwei Millionen Wärmepumpen eine:n Käufer:in finden, damit die Klimaneutralität im Jahr 2045 erreicht werden kann. Es ist also noch deutlich Luft nach oben.
Dabei liegen die Gründe, die für die Anschaffung einer Wärmepumpe sprechen, auf der Hand: Wärmepumpen der neusten Generation sind nicht nur klimafreundlich, sie verursachen nur geringe Geräuschemissionen und sparen durch geringem Energieverbrauch viel Heizkosten ein. Wärmepumpen von Solvis sind darüber hinaus besonders effizient und können sowohl monovalent als auch im Rahmen einer Hybridheizlösung zum Einsatz kommen. Hier lassen sich problemlos bis zu fünf Energiequellen wie Solarthermie oder ein Kaminofen einbinden.
Die Wärmepumpen-Hybridheizung ist für alle Hauseigentümer besonders interessant, bei denen eine Grundsanierung des Gebäudes bauliche Grenzen gesetzt sind. Hier bietet ein multifunktionales Hybridheizsystem auch in der kalten Jahreszeit viel Sicherheit in der Wärmeversorgung. Für die optimale Wärmeausbeute und den reibungslosen Betrieb der verschiedenen Komponenten sorgt die intelligente Steuerung SolvisControl-3. Über das SolvisPortal kann das Heizsystem jederzeit 24/7 mobil gesteuert und aus der Ferne gewartet werden.
Solvis als Pionier des energetischen Heizens bietet seine Wärmepumpen in den Leistungsklassen von 7 kW bis 14 kW an. Dabei verfügen alle Leistungsklassen über dieselben Eigenschaften: Sie sind ideal für den Betrieb im Neubau und Bestand geeignet, hochgradig effizient und verfügen über ein attraktives Design. Mit 65° C Vorlauftemperatur sorgt sie für stets wohlige Wärme und ausreichend Warmwasser. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich über eine Temperaturskala von -20° C bis + 40° C. Ein weiterer Vorteil ist der geringe Geräuschpegel, mit durchschnittlich 50 db(A) laufen die Wärmepumpen vergleichsweise leise. Gern berät Sie der Solvis-Fachpartner über die Möglichkeiten des Einsatzes einer Wärmepumpe und die aktuellen Förderprogramme.
Solvis Holding GmbH Grotrian-Steinweg-Straße 12 D38112 Braunschweig T: 0531.28904-191 marketing@solvis.de solvis.de
BRANDREPORT • M3 MANAGEMENT CONSULTING GMBH
»Die aktuelle Situation ermöglicht konsequente Entscheidungen« Die m3 management consulting berät Energie- und Telekommunikation-Unternehmen in der DACH-Region bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle. Geschäftsführer Dr. Christof Spangenberg beschreibt die aktuellen Herausforderungen.
Dr. Christof Spangenberg Geschäftsführer m3 management consulting
Herr Dr. Spangenberg, die aktuelle Energie- und Gaskrise wirft natürlich die Frage auf: Wie können Stadtwerke und Energieversorger reagieren? Wo liegen die Schwierigkeiten, wo die Chancen? Die aktuelle Schwierigkeit liegt in der Kurzfristigkeit der Entwicklung. Jede neue Lösung braucht Auswahl, Planung, gegebenenfalls Genehmigungen und Ausführungszeit, die uns derzeit fehlt. Dies führt zu wirtschaftlichen und technischen Engpässen auf allen Ebenen – in den Unternehmen, für die Lieferanten und für die Kunden. Chancen ergeben sich, weil die hohen Energiepreise innovative und nachhaltige Lösungen wirtschaftlich werden lassen und der Druck der aktuellen Situation konsequente Entscheidungen ermöglicht. Was tun Stadtwerke, um mit der Situation fertig zu werden? Unsere Kunden verfolgen in der Regel mehrere Stoßrichtungen. Sie wollen mit grünem Gas
Erdgas verdrängen, beispielsweise auch mit Biogas- oder H2-Beimischungen. Sie wollen dazu den Ausbau der regenerativen Stromerzeugung mit Windenergie und PV vorantreiben. Auch der Ausbau von regenerativer Fern- und Nahwärme und ein Ausbau der Stromnetze stehen ganz oben auf der Agenda. Weiterhin zeichnet sich ab, dass wir Angebote für moderne Prosumer- und EDL-Lösungen brauchen, also Pakete mit Fotovoltaik, Stromspeichern und Wärmepumpen. Für ein innovatives Lastmanagement benötigen wir außerdem eine konsequente Weiterführung der Digitalisierung. Denn den Strom richtig zu verteilen, wird ein wichtiges Element werden, um wirklich nachhaltig zu wirtschaften.
Worauf kommt es jetzt bei den Unternehmen an? Dass sie nicht in Schockstarre verfallen und auch nicht den Kopf in den Sand stecken. Es ist wichtig, die Lage zügig zu akzeptieren und auf dieser Basis die bisherigen Prioritäten und Arbeitspläne kritisch zu überprüfen. Wer die richtigen Optionen zur
Verbesserung der Lage erkennt und dann beschleunigt abarbeitet, wird gestärkt aus der derzeitigen Situation hervorgehen.
Wie können Sie dabei unterstützen? Die m3 ist End2End-Berater, das heißt, wir sehen die Themen von der strategischen Idee bis zur Implementierung. Wir wissen, wo unsere Kunden herkommen, wo sie stehen und was sie erreichen wollen. Wir helfen bei der Neu- und Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle, der Wertschöpfungsstrategie, der Prozessoptimierung und der IT-Auswahl. Damit sind wir grade jetzt ein wichtiger Baustein bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. Was sind denn aktuell die dringendsten Themen Ihrer Kunden? Kurzfristig stehen sicher die Folgen des drastischen Preis- und Volatilitätsanstiegs bei Strom und Gas und die Vorbereitung auf eine mögliche Gasknappheit im Mittelpunkt. Die Gesellschafter müssen mitgenommen werden, gegebenenfalls sind neue Finanzierungsoptionen zu erschließen. Ein wichtiges Thema ist die
Wir wissen, wo unsere Kunden herkommen, wo sie stehen und was sie erreichen wollen.
Vorbereitung der Kunden auf die massiv höheren Energiekosten: Neben höheren Abschlägen sind aktive Beratung zu Unterstützungsangeboten und Einsparoptionen gerade sehr relevant. Andernfalls ist mit hohen Zahlungs- und entsprechenden Folgeproblemen zu rechnen.
Lassen sich die steigenden Preise mit modernen Energiedienstleistungen und smarten neuen Netzen und Verteilungen in den Griff bekommen? Was heißt »in den Griff bekommen«?! Wir werden alle auf lange Sicht mit massiv höheren Energiekosten leben müssen als in der Vergangenheit. Moderne und regenerative Energielösungen werden helfen, die Energie klimaneutral bereitzustellen und die wildesten Auswüchse bei den Preisen zu dämpfen und das Gesamtsystem zu stabilisieren. Aber das niedrige Niveau der vergangenen Jahre werden wir auch mit diesen Lösungen nicht zurückbekommen. www.m3maco.com Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
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#SMARTENERGIE
IMPLENIA HOLDING GMBH • BRANDREPORT 17
Mehr Effizienz mit BIM und Lean Construction Die Digitalisierung verbessert und erleichtert die Planung von Bauvorhaben sowie die Bauabläufe. Die Einführung von digitalen Tools wie BIM (Building Information Modeling) und Methoden wie Lean Construction (LC) ist eine wichtige Voraussetzung für die Transformation der Bauindustrie und unterstützt optimal neue und partnerschaftliche Ausführungsmodelle.
I
mplenia prägt dieses zunehmend industrialisierte und digitale Entwickeln, Planen und Bauen und wendet BIM sowie LC inzwischen in sämtlichen Großprojekten an. Unter LC versteht der Bau- und Immobiliendienstleister eine effektive und verschwendungsarme Projektplanung und -steuerung, um die Transparenz sowie die Zusammenarbeit und Kommunikation in den Projekten signifikant zu verbessern. Ziel ist es, die Qualität zu erhöhen, Projekte fristgerecht abzuschließen und die Kosten zu senken. Durch die Kombination von BIM und LC ist Implenia in der Lage, Prozesse und Daten effektiv miteinander zu verknüpfen und Informationen über den kompletten
Lebenszyklus eines Bauwerks hinweg zu verwalten. Mit Erfolg: Beim Deutschen Baupreis 2022 hat Implenia den 2. Platz belegt und zählt damit zu den besten und innovativsten Bauunternehmen in Deutschland. Die Leistungsfähigkeit von BIM macht der Neubau des Wohnquartiers Südcampus in Bad Homburg deutlich: Für das Quartier, das aus 7 Tiefgaragen, 27 Gebäuden und 537 Wohnungen besteht, hat Implenia 7500 Lastwagen mit Aushub abgefahren und wird 45 000 Kubikmeter Beton und 6200 Tonnen Bewehrungsstahl verbauen. Diese Zahlen kann Implenia nicht zuletzt deshalb so genau erheben, weil die gesamte Planung auf Basis digitaler
BIM-Modelle realisiert wurde. Jedes Bauteil verfügte dabei über zugeordnete Informationen. Die digitale Transformation wird das Bauwesen revolutionieren. Und bei dieser Entwicklung kommt den Menschen eine ganz entscheidende Rolle zu – nicht nur, weil sie als Kunden und Nutzer der fertigen Bauten im Vordergrund stehen, sondern auch weil BIM und LC vor allem den Anspruch vollständiger Transparenz und partnerschaftlicher Zusammenarbeit unterstützen. Deshalb investiert Implenia in die Mitarbeitenden, nicht nur in Tools und Methoden, fördert Talente und unterstützt sie in der persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung.
4 Fragen an Dr. Matthias Jacob, Country President Deutschland bei Implenia Worin sehen Sie die Vorteile der Digitalisierung für die Baubranche? Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch die digitale Simulation eines Bauvorhabens vor Baubeginn wird die Planung verlässlicher. Hinzu kommen Zeit- und Kosteneinsparungen durch optimierten Einsatz von Personal, Material, Geräten und Maschinen, mehr Transparenz während des gesamten Bauablaufs sowie eine bessere Zusammenarbeit und Kommunikation. Das alles vereinfacht die Arbeit für alle Projektbeteiligten wesentlich. Klingt das nicht zu schön, um wahr zu sein? Wir müssen eines stets im Auge behalten: Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern eine interdisziplinäre Aufgabe aller Baubeteiligten. Es gilt, die Anforderungen der Kunden und Nutzer zu erfüllen, aber auch die Komplexität durch die verändernden ökonomischen, ökologischen und soziokulturellen Rahmenbedingungen beherrschbar zu machen. Um exzellent zu bauen, müssen wir auch unsere gegenwärtigen Bauprozesse auf ihre Sinnhaftigkeit prüfen und sie kontinuierlich und pragmatisch anpassen. Denn erst wenn die Prozesse optimiert sind, können wir das Potenzial der Digitalisierung vollständig ausschöpfen.
Welche Rolle spielt der Faktor Mensch? Technisch ist schon vieles machbar. Doch die besten digitalen Lösungen nützen wenig, wenn die Menschen sie nicht anwenden können oder wollen. Die interne Akzeptanz durch die Mitarbeitenden zählt zu den größten Herausforderungen bei der Nutzung digitaler Lösungen. Folglich bildet die Entwicklung digitaler Kompetenzen einen wichtigen Baustein für eine erfolgreiche Digitalisierung. Daher ist es umso wichtiger, dass sich Mitarbeitende in Digitalisierungsmaßnahmen eingebunden fühlen und einen klaren Nutzen für sich erkennen. Wie optimistisch sind Sie in dieser Hinsicht für die Zukunft? Wenn es uns gelingt, analoge und digitale Prozesse zu verknüpfen und die Veränderungen sorgfältig zu begleiten, wird die Digitalisierung für die Menschen besser lebbar – und ihr Potenzial wird Früchte tragen. Nur Digitalisierung, die menschelt, bringt uns angesichts der enormen Herausforderungen zu mehr Exzellenz und Produktivität im Bauen.
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18 WASSERSTOFF
FOKUS.SWISS
Wasserstoff: Chance für Klima und Wirtschaft In Fragen unserer Energieversorgung müssen wir sowohl geo- als auch klimapolitisch neue Wege gehen. Sei es, um den Klimawandel und seine Folgen einzudämmen oder, um wirtschaftliche Abhängigkeiten zu vermeiden. Im Energiesystem der Zukunft kann Wasserstoff als Rohstoff und Energieträger eine Schlüsselposition als Bindeglied zwischen erneuerbaren Energien und den Sektoren Bau, Mobilität und Industrie einnehmen.
Prof. Dr.-Ing. habil. Reimund Neugebauer Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft
G
erade bei der Umstellung von fossilen Energieträgern auf CO2-neutrale Quellen ist grüner Wasserstoff zentral. Denn schon überschaubare Mengen könnten helfen, die natürliche Fluktuation der Stromerzeugung aus Wind und Sonne auszugleichen und zur Versorgungssicherheit sowie Netzstabilisierung beitragen. Auch in der chemischen Industrie, v. a. im Bereich von Stahl, Chemie und Raffinerien stellt Wasserstoff einen wichtigen Rohstoff dar – ebenso wie für innovative, emissionsfreie Antriebssysteme. Vor dem aktuellen Hintergrund der EU-Initiative zum Verkaufsverbot für Verbrennungsmotoren bis 2035 eröffnet sich gerade in diesem Kontext ein neues Zeitfenster mit dringendem Handlungsbedarf. Für die großflächige Nutzung von Wasserstoff bedarf es einer deutlichen Weiterentwicklung von Brennstoffzellen-Antrieben und den Aufbau einer Betankungs-Infrastruktur.
Kompetenzausbau und Rahmenbedingungen Bereits heute ist absehbar, dass angesichts des großen Potenzials die weltweite Wasserstoffnachfrage massiv steigen wird. Langzeit-Studien gehen von einem globalen Bedarf von ca. 88 Megatonnen H2 bis 2030 aus, der sich bis 2070 fast versechsfachen soll. Auch für die deutsche Wirtschaft bietet
dies große Chancen, die es konsequent zu nutzen gilt. Die zentrale Frage ist daher: Wie werden wir in der Lage sein, diesen Bedarf zu decken und Wasserstoff als integralen Beschleuniger der Energiewende zu nutzen? Um uns eine Vorreiterrolle im Bereich Wasserstoff zu sichern, müssen wir in Deutschland bereits heute in die nächste Generation von Technologien investieren. Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung bereits eine wichtige Maßnahme initiiert, um über Investitionen in Forschung und Entwicklung Erzeugungskosten zu reduzieren, die Langlebigkeit der Produkte zu erhöhen und die breite ökonomische Nutzung von Wasserstoff in Industrie und Mobilität zu ermöglichen. Gerade bei Zukunftstechnologien ist eine frühe und enge Forschungs- und Entwicklungs-Kollaboration zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik der Schlüssel zum Transfererfolg und einer breiten Umsetzung in der Gesellschaft. In diesem Sinne arbeiten im Rahmen der drei großen Wasserstoff-Leitprojekte des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Konsortien aus Wissenschaftsorganisationen im engen Schulterschluss mit namhaften Industriepartnern an Lösungen für einen beschleunigten Aufbau der Wasserstoffwirtschaft von morgen. Dabei werden kritische Fragestellungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette adressiert: Das Projekt »H2-Mare« fokussiert den Aufbau von Windenergieanlagen mit integriertem Elektrolyseur als nachhaltige Wasserstoffgewinnung auf See, »H2-Giga« unterstützt die Serienfertigung von Elektrolyseuren zur Wasserstoffgewinnung, und »TransHyDE«
forscht an Technologien für den sicheren und zuverlässigen Wasserstofftransport.
daher nur einen Teil der prognostizierten Nachfrage nach grünem Wasserstoff decken.
Auch Initiativen wie die Hydrogen Labs der Fraunhofer-Gesellschaft in Leuna, Görlitz und Bremerhaven unterstützen aktiv den Markthochlauf von grünem Wasserstoff für eine CO2-neutrale Industrie und stärken die Wasserstoff-Kompetenz des Standorts Deutschland. Die Hydrogen Labs stellen ein weltweit einmaliges Angebot von Pilotanlagen dar, die den gesamten Wertschöpfungsprozess – von der CO2-neutralen Stromerzeugung durch Offshore- und Onshore-Energiegewinnung über die Optimierung der Elektrolyse, die Produktion bis hin zur Nutzung z. B. in der chemischen Industrie, Speicherung und dem Transport von grünem Wasserstoff – abdecken. Dabei bietet die digital vernetzte Infrastruktur Test- und Qualifizierungskapazitäten der dazu notwendigen Elektrolyse- und Brennstoffzellensysteme von über 27 Megawatt.
Die Wasserstoffwirtschaft hat demnach eine inhärente internationale Dimension: Viele Regionen bereiten sich weltweit auf den Handel mit nachhaltig erzeugten Energieträgern und Basischemikalien vor. Um eine langfristig attraktive Investitionsumgebung zu schaffen, gilt es für Deutschland internationale Energiepatenschaften mit Ländern zu knüpfen, die hohe Ausbaupotenziale für erneuerbare Energien bieten. Für die Ermöglichung eines schnelleren Markthochlaufs von Wasserstofftechnologien sind Kooperationen und Technologiepartnerschaften mit Ländern, die über einen vergleichbaren Technologiestand verfügen, entscheidend. So können hiesige Unternehmen zum Ausrüster des Wasserstoffzeitalters werden. Denn innovative Technologien »Made in Germany« sind gefragt und werden dies auch zukünftig bleiben, wenn wir auf dem Erreichten aufbauen, unsere Lösungen weiterentwickeln und mutig neue Innovationen fördern.
Internationale Partnerschaften Eine Studie des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE aus dem Jahr 2021 kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland im Jahr 2050 bis zu 800 Terawattstunden Wasserstoff benötigen könnte, sofern die Potenziale ausgeschöpft und auch der Schiffsund Flugverkehr auf Wasserstoff und daraus erzeugten synthetischen Treibstoffen basiert. Zum Vergleich: Die Stromerzeugung in Deutschland betrug im Jahr 2019 rund 600 Terawattstunden. Eine Elektrolyse-Kapazität von 80 Gigawatt erscheint in Deutschland möglich, aber selbst dies wird nur einen Teil der Nachfrage bedienen können. Auf absehbare Zeit können unsere Produktionskapazitäten
Wichtig ist, heute die entscheidenden Weichen zu stellen. Denn auch wenn der Bedarf an Wasserstoff in den kommenden Jahren erst allmählich ansteigt, müssen jetzt die Technologien optimiert, die Standards gesetzt und die Infrastrukturen aufgebaut werden. Doch mit einer gemeinsamen Anstrengung von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft bei der Entwicklung von Wasserstoffnutzungsund -herstellungstechnologien kann nicht nur die Energiewende gelingen, sondern auch nachhaltige Wertschöpfung, Wohlstand und technologische Souveränität für Deutschland und Europa gesichert werden.
BRANDREPORT • STORENGY DEUTSCHLAND GMBH
»Energiespeicher sind für das Gelingen der Energiewende unverzichtbar« In diesen Tagen schauen alle ängstlich darauf, wie voll die Gasspeicher sind. Wie wichtig Energiespeicherung auch in Zukunft sein wird, erklärt Catherine Gras, CEO Storengy UK & Germany. Traditionell in der Erdgasspeicherung tätig, erweitert Storengy einen bestehenden Speicher im Rahmen des Projektes »SaltHy« für die zukünftige Speicherung von Wasserstoff.
Catherine Gras CEO Storengy UK & Germany
Frau Catherine Gras, Sie betreiben sechs Erdgasspeicheranlagen in Deutschland. Wie erleben Sie diese Tage? Als Speicherbetreiber waren wir seit Beginn der Krise in der Ukraine an vorderster Front der Geschehnisse. Unsere Teams haben tagtäglich volle Einsatzbereitschaft gezeigt, um sicherzustellen, dass unsere Kunden möglichst viel Gas einspeichern können. Wir waren an Gesprächen mit der Regierung beteiligt, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, wie die
Gasspeicherfüllstände im Winter gesichert werden können. Das war eine sehr herausfordernde Zeit, da es dafür keine Blaupause gibt.
oftmals vergessen. Das war aus meiner Sicht ein Fehler. Energiespeicher sind für das Gelingen der Energiewende unverzichtbar!
Viele Entscheidungen vonseiten der Regierung mussten ad hoc getroffen werden, um sich an diese Situation anzupassen. Zu den Prioritäten gehörte die Sicherung der Gasspeicherfüllstände. Jetzt geht es darum, den Energiebedarf zu senken. Aus meiner Sicht ist es sehr wahrscheinlich, dass wir in diesem Winter einen sehr angespannten Energiemarkt in Deutschland haben werden.
Eine der zukunftweisenden Speicherlösungen, an denen Storengy arbeitet, ist die Speicherung von Wasserstoff. Wasserstoff kann mittel- bis langfristig Speicherlösungen bieten, um als Back-up bei einer volatilen Stromerzeugung basierend auf erneuerbaren Energien zu fungieren.
Was können wir aus dieser Krise für die Zukunft mitnehmen? Es ist wichtig, dass wir aus der aktuellen Situation Lehren ziehen. Denn im öffentlichen Diskurs wurde die bedeutende Rolle der Speicher für die Energieversorgungssicherheit
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Wasserstoffspeicherung? Deutschland möchte in Sachen Wasserstoff schnell handeln und Volumen in großem Maßstab erzeugen. Aufgrund unserer Expertise aus der Erdgasspeicherung sind wir bestens aufgestellt, um in Zukunft auch Wasserstoff zu speichern. Wir betreiben drei Speicheranlagen im Nordwesten Deutschlands. Sie sind ideal
gelegen, um dort neue Salzkavernen anzulegen beziehungsweise bestehende Salzkavernen, die aktuell für die Erdgasspeicherung genutzt werden, für Wasserstoff umzuwidmen. Aktuell arbeiten wir an zwei Projekten zur Wasserstoffspeicherung: »SaltHy« nahe der Metropolregion Hamburgs sowie »HyPSTER«, ein EUgefördertes Pilotprojekt im Osten Frankreichs. Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
www.storengy.de
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#SMARTENERGIE
HYUNDAI HYDROGEN MOBILITY AG • BRANDREPORT 19
»Die weltweit erste Flotte praxiserprobter Wasserstoff-Elektro-Nutzfahrzeuge« Mit seiner Flotte emissionsfreier Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb und einem Pay-per-Use-Modell schreibt die Hyundai Hydrogen Mobility AG gleich doppelt Nachhaltigkeitsgeschichte. CEO Beat Hirschi über ein Schweizer Pionierund Erfolgsmodell, das jetzt den Sprung über die Landesgrenze macht und unter anderem auch in Deutschland Fuß fasst.
Beat Hirschi
CEO
Herr Beat Hirschi, Ihr Joint Venture zwischen der Hyundai Motor Company und H2 Energy brachte im September 2020 erstmals Fuel-CellNutzfahrzeuge, das heißt 37-TonnenAnhängerzüge, auf die Straße. Wie sieht Ihre bisherige Bilanz aus? Es gibt eine Bilanz in Zahlen: Das sind 47 schwere Brennstoffzellen-Lkws, die bereits 4,2 Millionen Kilometer gefahren und 2010 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart haben. Hinter den Zahlen steht ein Wasserstoff-Ökokreislauf, der inzwischen weltweit die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und das ist die noch wichtigere Bilanz: Wir zeigen mit dem Projekt in der Schweiz, dass es funktioniert, dass es möglich ist, den Schwerverkehr zu dekarbonisieren und wirtschaftlich zu funktionieren. Sie treiben die Dekarbonisierung des Straßenverkehrs sozusagen privatwirtschaftlich, im Zusammenschluss mit Ihren Partnern, voran? Exakt. Das Konzept in der Schweiz baut auf einer privatwirtschaftlich getragenen Initiative auf, die es ermöglicht, rasch und pragmatisch zu entscheiden, und zu handeln. So gesehen sind die Hyundai Hydrogen Mobility AG und unsere XCIENT Fuel Cell-Nutzfahrzeuge ein Teil eines clever durchdachten Ökokreislaufs, der die Produzenten von grünem Wasserstoff, die Verteil-Logistik, die Tankstellen und – das scheint mir besonders wichtig – die Kunden an einen Tisch bringt.
Sie bauen mit Hyundai Hydrogen Mobility derzeit den deutschen Markt auf. Ihr BrennstoffzellenLkw Xcient Fuel Cell kann hier auch schon bestellt werden? In den zwei Jahren Erfahrung mit dem Pay-per-Use–Konzept in der Schweiz haben wir, zusammen mit unseren Partnern, viel gelernt, von der Produktion der Trucks bis zum Einsatz im Alltag. Das gibt uns die Grundlage für den Schritt über die Landesgrenze hinaus. In Deutschland haben wir bereits ein Tochterunternehmen – die Hyundai Hydrogen Mobility Germany – eröffnet. Anders als in der Schweiz verkaufen wir die Fahrzeuge jedoch, immer in einem Paket, das unterschiedliche Gewährleistungsstufen abdeckt und den Aftersales sicherstellt. Wir stellen so sicher, dass die Fahrzeuge auch rollen. Transporteure, Verbände und öffentliche Dienste können bis 10. August Fördergelder beantragen? In Deutschland ist dies der Fall und wir ermutigen die Transporteure, Logistiker und öffentlichen Dienste, bei uns entsprechende Angebote einzuholen. Das Gute daran ist, dass wir die Fahrzeuge auch liefern können, innerhalb von drei Monaten stehen die Fahrzeuge für den Aufbau auf deutschem Boden. Beim Kauf stehen für die Kunden drei Konfigurationen zur Auswahl. Ein Trägerfahrzeug für Wechselbehälter, ein Modell als Kastenwagen gekühlt oder ungekühlt und eines mit Plane. Aufbauten werden von den üblichen Aufbauern in Deutschland gefertigt. Hier setzen wir auf bestehende Partnerschaften der Kunden. Wie viele Kilometer schafft man mit einer Tankfüllung und wie lange dauert das Tanken?
Mit einer Tankfüllung lassen sich – je nach Aufbau, Ladung und Einsatz - 400 bis 500 Kilometer bewältigen. Das Tanken dauert etwa 15 Minuten. Der Fahrer wird nach einem Einsatz von 400 Kilometern oder 5 Stunden Fahrt ohnehin eine Pause einlegen müssen und kann dies gleich verbinden.
Wie stellen Sie die Versorgung mit Wasserstoff sicher? Die Versorgung mit Wasserstoff – und vor allem mit grünem Wasserstoff – ist eine der Fragen, die dringlichst gelöst werden muss. In der Schweiz wird die aktuelle Produktionsanlage in Niedergösgen ausgebaut und im September nimmt eine zweite Anlage am Stadtrand von St. Gallen den Betrieb auf. Für den deutschen und europäischen Markt – und in der Zukunft auch in der Schweiz – wird der Bedarf an grünem Wasserstoff auf jeden Fall stark zunehmen. Es gibt aber europaweit Initiativen und Projekte, die sich auf diese wachsende Nachfrage vorbereiten – zum Beispiel in Portugal und in Dänemark. Wir sind im Austausch mit diversen Produzenten und Lieferanten, welche mit dem weiteren Ausbau nur auf größere Abnehmer zuwarteten. Mit unserer Flotte kann dies nun vorangetrieben werden. Die Vermietung Ihrer Trucks erfolgt per Pay-per-Use. Auch das ist ja ein völlig anderes Nutzmodell als früher, wo jede Firma ihre eigenen Trucks haben musste. Wir haben das Projekt in der Schweiz im Pay-per-Use-System gestartet, um den Logistikern und Transporteuren den Einstieg und die Finanzierung zu vereinfachen. Zudem hat es den Vorteil, dass Hyundai Hydrogen Mobility AG als Besitzer der Lkws die Einsätze besser betreuen kann, auch technisch. Der Erfolg
gibt uns recht. Jetzt sind wir bereit, das Modell auf die europäischen Märkte anzupassen und die Lkws auch zu verkaufen.
Sie arbeiten auch bereits an einem Laster mit einer Reichweite von 1000 Kilometern pro Tankfüllung. Für welche Märkte? Zurzeit ist das nicht unser Fokus. Die Kunden in der Schweiz fahren schon heute deutlich über 700 Kilometer pro Tag. Für die Post sogar im 24-Stundenbetrieb während 6 Tagen in der Woche. Jedoch nicht mit einer Tankfüllung, funktioniert in der Praxis aber perfekt. Wir richten uns auf Reichweiten von bis 500 Kilometer aus, können heute bereits im Einsatz in der Schweiz voll beladen im Gliederzug 400 Kilometer garantieren. Mit 350 bar und rund 30 kg gasförmigem Wasserstoff haben wir ein Fahrzeug im Markt, welches den Tankstellenbetreibern, der Produktion und am Ende auch dem Transporteur und dem Logistiker möglichst niedrige Betriebskosten ermöglicht. Mit der entsprechenden Tankstelleninfrastruktur können so auch in Deutschland täglich 1000 Kilometer oder mehr gefahren werden. Am Ende muss der Kunde entscheiden, wie viel ihm die Mehrreichweite pro Tankfüllung wirklich wert ist. Weitere Informationen: hyundai-hm.com
Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
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20 GREEN BUILDING
FOKUS.SWISS
Das magische Baumhaus Grüne Häuser sind auf dem Vormarsch. Ein wegweisendes Beispiel ist der ausgerechnet in New York erdachte, 180 Meter hohe Holzwolkenkratzer von Sydney.
N
ein, der New Yorker Wolkenkratzer auf der 270 Park Avenue, zuletzt als JP Morgan Headquarters bekannt, musste nicht wegen der umstrittenen Werbefigur Joe Camel abgerissen werden, die hier in der Suite 10B der Firma Artworks ein vorübergehendes Zuhause fand. Verschiedene Illustratoren wie die Kalifornierin Joann Daley schickten ihre Airbrush-Gemälde an diese Adresse, wo sie dann weiter zu den Werbeagenturen und Druckereien geleitet wurden. Darunter auch das besagte Werbemaskottchen Joe Camel, das wegen seiner Beliebtheit bei Kindern im Juli 1997 schnellstmöglich zu Grabe getragen werden musste. 2019 begann der Abbruch des Gebäudes, das damit als höchster abgerissener Wolkenkratzer der Welt noch ein letztes Mal Geschichte schrieb. Zugleich unkten die ersten Städteplaner, vor allem außerhalb New Yorks, das sei es jetzt wohl gewesen mit den Hochhäusern. Nur Glas und Stahl und Energiefressen – das könne kaum die Zukunft sein.
war wohl kein Zufall. Denn New York, die Stadt, die niemals schläft, die vom Moloch der 1970er zum Reichen-Ghetto wurde, die von Touristen bewundert und von Terroristen attackiert wurde, erfindet sich und die Welt wieder einmal neu. An die Stelle des JP Morgan Hauses kommt ein noch höherer Wolkenkratzer, und am Broadway, im elften Stock des 1913 erbauten Woolworth Buildings, das vor hundert Jahren als achtes Weltwunder galt, wird an den grünen Wolkenkratzern der Zukunft geschraubt. Das dort ansässige Architektenbüro SHoP plant vertikal und grün. Und hat für »Down Under« ein grünes Weltwunder designt.
Der höchste Hybrid-Holzturm der Welt Bis 2025 lässt die Londoner Softwarefirma Atlassian am Hauptbahnhof von Sydney ein
40 Stockwerke umfassendes Holz-Hochhaus errichten, den höchsten Hybrid-Holzturm der Welt. 180 Meter wird der grüne Wolkenkratzer hoch werden und das »Green« bis aufs Dach tragen. Die Mitarbeitenden sollen buchstäblich von Natur umgeben sein – auch von echten Bäumen, Büschen und Gräsern, die jedes Geschoss natürlich begrünen. Eigentlich arbeiten sie dann auch nicht mehr in Büros, sondern in Gartenanlagen, die sich Meter für Meter von unten nach oben unters Dach schlängeln, wo das Hochhaus sich dann öffnet und in den Himmel und die Umgebung blickt. Ninotschka Titchkosky, CEO der australischen Baufirma BVN, will mit dem Projekt das Bauen nicht nur verändern, sondern revolutionieren. »Ja, wir wollen Maßstäbe setzen«,
Das Hochhaus ist zurück Jetzt aber entdecken Architekt:innen und Städteplaner:innen die Höhen und Hochhäuser neu. In Amsterdam konnte man unlängst über die Dächer spazieren und sich dabei eine neue Sicht auf die Stadt und ihre Möglichkeiten erlaufen, in München wird seit geraumer Zeit darüber diskutiert, doch endlich Hochhäuser im Stadtbild zuzulassen. Keine Frage, das Hochhaus ist zurück – und damit auch das Konzept der Groß- oder besser Hochstadt, das von einigen Speckgürteln schon abgeschrieben wurde. Aber sind oder waren die kleinen Vorstadthäuschen im Grünen wirklich die Zukunft? Oder waren sie nicht eher das Wohnmodell einer untergegangenen Zeit, wie es Niklas Maak bereits 2014 in seinem Buch »Wohnkomplex« beschrieb?
sagt sie ArchitectureAU. Das, was bislang in Beton und Stahl gegossen wurde, solle komplett in einem anderen Licht erscheinen. Zur nachhaltigen Baustrategie gehört auch, dass das Hochhaus keine verbrannte Erde sprich abgerissene Häuser hinterlässt. Vielmehr baut es sich tatsächlich, fast wie ein lebendiges Wesen, über einem bereits bestehenden Hostel und einem Paketzentrum neu auf.
Ein grünes Weltwunder Die Architektenfirma vom Broadway beschreibt ihren Designplan so: »Der Turm ist in sechs diskrete, aber miteinander verbundene Lebensräume unterteilt. Jeder vierstöckige Lebensraum ist eine freistehende Massivholzkonstruktion, die von einem effizienten Stahl-Exoskelett getragen wird. Auf jeder Ebene befindet sich eine natürlich belüftete Zone, ähnlich einem Garten im Freien.« Die offenen Gartenflächen seien der Schlüssel zur nachhaltigen Innovation und dem verringerten ökologischen Fußabdruck des Turms. Die bedienbaren Fassadenelemente nutzten das gemäßigte Klima Sydneys und ermöglichten es, größtenteils ohne Klimaanlage auszukommen. Nur die Stützstruktur wird also Stahl und Beton aufweisen, der Rest wird aus Sperrholz und weiteren natürlichen Materialien sein. Umgeben wird das wegweisende »Green Building« von Glas mit PV-Paneelen und Schattenrollos, die den gesamten Energiebedarf des Hauses decken und gleichzeitig in den Mittagsstunden für angenehme Temperaturen sorgen. Im Gegensatz zum Blick auf die alten Beton-Wolkenkratzer, in denen sich als einziges Lebenszeichen immer nur die Wolken spiegelten, wird man vor dem Baumhaus von Sydney stehen und wie in einen hochgezogenen Park blicken. Während man als Tourist hochschaut, wird vielleicht jemand vorbeikommen und sagen: »Sie müssen sich das so vorstellen: Das Ding lebt.«
Bauen müsse neu gedacht werden, schrieb Maak und forderte ein Bauen »jenseits von Vorstadteinöde und Apartmentriegel«. Dass Maak drei Jahre später gemeinsam mit der Künstlerin Leanne Shapton »Durch Manhattan« wanderte,
Text Rüdiger Schmidt-Sodingen Bild SHoP Architects
BRANDREPORT • INGENIEURGESELLSCHAFT INP
»Alles, was wir tun, hat Einfluss auf die Natur« Die Ingenieurgesellschaft INP wurde vor 30 Jahren in Speyer gegründet. Mittlerweile arbeiten 500 Menschen in 12 Ländern am Bau moderner Kraftwerks- und Großanlagen. Harald Knaus, Leiter Elektrotechnik, erklärt, welche Weichen das Unternehmen für eine nachhaltigere Zukunft stellt. Herr Harald Knaus, in Nürnberg sind Sie am Bau eines hybriden Wasserstoffkraftwerks beteiligt, mit der ABB Schweiz machen Sie gerade die schwedische Staatsbahn energieeffizienter. Spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle bei Modernisierungen und Bauvorhaben? Fakt ist, dass wir den Spagat hinbekommen müssen zwischen den fossilen und erneuerbaren Energieträgern. Wir als INP gehen mit dem Thema offensiv um und stellen, wo immer möglich, die Nachhaltigkeit in den Vordergrund. Das machen wir nicht nur in Zusammenarbeit mit unseren Kunden, sondern auch innerhalb des Unternehmens. Zum einen unterstützen wir in der Optimierung von Kraftwerken und Industrieanlagen, machen Studien und
Konzepte zur Umrüstung von Bestandskraftwerken auf Wasserstoff oder Wärmepumpe, planen und überwachen die notwendigen Maßnahmen und deren Umsetzung.
Inwiefern haben moderne Steuerungssysteme und Infrastrukturen Einfluss auf das Energiesparen und den Umweltschutz? Aus meiner Sicht haben speziell die Steuerungssysteme einen großen Anteil. Am Anfang der Energiewende war das Thema MicroGrid in aller Munde. Hierbei wird mittels intelligenter Regelung und Steuerung die Energieerzeugung – fossil, Wind, PV und Batterie – mit dem Verbrauch balanciert. Überlegen Sie mal, was passiert, wenn zum Feierabend jeder nach Hause kommt und das E-Auto an die Steckdose zum Laden hängt.
Wo sehen Sie dringenden Handlungsbedarf? Ich glaube, das Thema Energiesparen können wir nicht jedem selbst überlassen, dafür sind wir Menschen zu bequem; es braucht Regulatorien und intelligente Systeme. Lassen Sie mich noch ein Wort zur Infrastruktur sagen. Unsere Stromnetze sind in einer Zeit entstanden, als man die Erzeugung in die Nähe des Verbrauchs gebaut hat. Jetzt beginnt man, diese Erzeugung abzuschalten oder zu verlagern, zusätzlich gibt es viele Erzeuger – Wind, PV, Biomasse – in den unterlagerten Spannungsebenen. Dafür sind aber unsere Netze nicht ausgelegt und wir müssen sie umbauen. Natürlich geht das nicht geräuschlos, ist allerorten sichtbar und führt zu Diskussionen. Wir als INP sind in den verschiedensten Bereichen, etwa Genehmigung, Qualitätssicherung, Bauleitung und Überwachung, tätig und stellen sicher, dass Bestimmungen und Vorgaben
eingehalten werden. Wir müssen uns darüber bewusst sein, dass alles, was wir tun, Einfluss auf die Natur hat. Der Bau von Windrädern und Solaranlagen, die Erzeugung von Wasserstoff, die Übertragung und Verteilung von Strom. Ich finde es wichtig, dass uns die Politik die Guideline gibt, wie wir Nachhaltigkeit und Umweltschutz kombinieren und in Einklang bringen. Wir Techniker können vieles umsetzen und möglich machen, aber dafür brauchen wir den größtmöglichen Konsens der Gesellschaft. Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
#SMARTENERGIE
AOC | DIE STADTENTWICKLER GMBH • BRANDREPORT 21
»Die Stadt der Zukunft besteht aus Quartieren« Die Menschen zurück in die Städte bringen – wie kann das mit neuen nachhaltigen Wohnungsund Gewerbeflächen gelingen? Mit seiner AOC I Die Stadtentwickler GmbH realisiert Geschäftsführer Till Schwerdtfeger individuelle Lebensräume für eine neue Generation.
Till Schwerdtfeger Geschäftsführer
Herr Till Schwerdtfeger, die Städte brauchen wieder mehr Leben und müssen die Menschen aus den Speckgürteln zurück in Wohnungen und Büros locken. Wo liegen die Schwierigkeiten aber auch die Chancen? Wir haben uns schon immer sehr offen mit Gewerbeflächen, insbesondere Büros, beschäftigt. Seit Längerem ist nun klar: Das Büro verändert sich – es entfernt sich von den alten grauen Betonklötzen hin zu offenen und natürlichen Gemeinschaftsflächen. Früher nahmen die Arbeitsplätze und Schreibtische die größten Flächen ein und die Gemeinschaftsräume waren eher klein. Jetzt, nach Corona, ist es genau umgekehrt. Es wird immer wichtiger, sich zu treffen und sich auszutauschen. Das »Socializing« macht Büros zu Kommunikationsorten. Lebensräume schaffen bedeutet darüber hinaus natürlich noch viel mehr. Die Verbindung von Arbeiten und Wohnen wird in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Ich glaube fest an die Idee, die wir mit unseren Quartieren verwirklichen. Ein Quartier besteht immer aus mehreren Nutzungen, mit denen wir verschiedene Menschen und Generationen zusammenbringen. Ich bin überzeugt davon, dass die Stadt der Zukunft aus Quartieren mit Mischnutzungen besteht. Sie legen bei Ihrer Projektentwicklung einen Hauptschwerpunkt auf Individualität und Inklusion von Leben und Arbeit. Haben die immer gleichen Wohnsilos, Ladenzeilen und Glasbüros der Vergangenheit ausgedient? Ja, das haben sie. Leben und Arbeit gehören zusammen. Dabei sind die beschriebenen Konzepte aber erst der Anfang, wenn Sie beispielsweise nach Asien schauen. Dort gibt es bereits Projekte mit größeren Gemeinschaftsflächen, etwa Dachgärten, die auch der eigenen Versorgung des Quartiers dienen. Es wird also in Zukunft auch darum gehen, den Alltag insgesamt im Quartier abzubilden. Ihr »M1« in Magdeburg bringt tatsächlich alles zusammen, was man von einer modernen und nachhaltigen Stadt erwartet: oben Büros mit Aussicht, unten Einzel- und Bioläden, dazu ruhiger gelegene Wohnungen. Wie ist Ihnen das gelungen? Wenn Sie sich die früheren Investmentmuster anschauen, war immer klar: Entweder es wird in Bürobauten oder Wohnungen investiert. Doch dieses Denken löst sich auf – eben deshalb haben wir beides zusammengeführt. Wir wollen lebendige Quartiere bauen. Überall leben Menschen, überall arbeiten Menschen. Es ist Zeit, die alten Grenzen aufzulösen. Früher galt es als schick, wenn ein Gebäude nur für einen bestimmten Zweck oder eine bestimmte Zeit genutzt wurde. Heute dagegen gilt: so viel Nutzung wie möglich. Auch das
gehört zu einem nachhaltigen Bauen und Wirtschaften: Dem einzelnen Menschen an einem Ort möglichst viel zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund ist unsere Mischung in den Quartieren bewusst breit angelegt. In Erfurt bauen wir gerade 160 Wohnungen und ergänzen diese mit einer integrierten Kita, einem Ärztehaus, einer Apotheke. Das Leben und das, was sie zu diesem Leben benötigen, kommt zu den Menschen, nicht umgekehrt.
Sie verfolgen bei Ihren Projekten einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz. Was bedeutet das? Dieser Ansatz hat verschiedene Aspekte. Wir entwickeln und realisieren unsere Projekte mindestens im DGNB-Gold-Status. Alle Gebäude werden dazu in den Energieeffizienzklassen KfW 55, KfW 55 EE, KfW 55 NH oder KfW 40 errichtet. Selbstverständlich bemühen wir uns darum, grüne Dächer und Fotovoltaik in die Planungen miteinzubeziehen und wir arbeiten an Lösungen für E-Mobilität. Wie können Sie als Projektentwickler die Verwendung grüner Materialien
oder die umweltgerechte Entsorgung von Bauabfällen steuern? Wir wollen letztlich mit einer Kreislaufwirtschaft arbeiten. Viele Komponenten spielen dabei eine Rolle, zum Beispiel die Dekarbonisierung. Die Branche steht hier vor immensen Aufgaben, denn wir wollen einerseits auf nachhaltige Rohstoffe setzen, andererseits aber auch modern bauen. Jeder einzelne Bauschritt wird dabei unter die Lupe genommen. Alle ESG-Kriterien haben wir ständig im Blick. Mittlerweile gibt es auch Endinvestoren, die vertraglich festlegen wollen, dass wir nur mit Unternehmen zusammenarbeiten, die ihre Mitarbeitenden nach Tarif beschäftigen. Die Kette der Anforderungen wird also immer länger. Das ist auch richtig so, denn nur so kann Nachhaltigkeit auf allen Ebenen, mit einem echten 360-Grad-Blick, erreicht werden. Wie beeinflussen oder ermöglichen die fertigen Bauten ein nachhaltiges Leben für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner? Neben den Aspekten des Ressourcenschutzes oder der richtigen Dämmung, die also die Außenhülle und Verarbeitung und damit auch
die Energie betreffen, spielen auch soziale und gesundheitliche Aspekte für die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Häuser und Quartiere eine zunehmend große Rolle. Ein gesunder Bau strahlt natürlich auch auf die Gesundheit der Bewohner ab. Auch die Nähe zu Läden des täglichen Bedarfs oder zu Ärzten und Apotheken fördert die Lebensqualität.
Bauten sollen »beweglicher« werden, so dass auch ältere Menschen oder Menschen mit Handicap in ihren Strukturen bleiben beziehungsweise einfach barrierefrei leben können. Was ist da möglich? Richtig, die Menschen werden immer älter und bleiben dabei gesünder. Deshalb müssen Neubauten ein Leben im Alter oder mit Einschränkungen erlauben oder sogar fördern. Das ist zunächst zwar aufwändiger zu planen, aber letztlich wird es ab einem gewissen Zeitpunkt einfacher. Auch die modulare Bauweise fördert ein neues, flexibleres Wohnen. Räume müssen flexibler sein. Gleichzeitig soll niemand mehr seine gewohnte Umgebung verlassen müssen, nur weil er sich plötzlich nicht mehr so gut bewegen kann. Barrierefreies Bauen bedeutet eigentlich ein langfristiges Bauen, denn die Bewohner müssen sich über ihren Wohnort weniger Sorgen machen. Sie weisen in Ihrem Nachhaltigkeitsbericht auf die großen Chancen grüner Finanzierung hin. Was gibt es dort für Möglichkeiten? Die Möglichkeiten steigen, das ist klar. Momentan tut sich da aber noch wenig, die KfW-Förderungen sind ausgelaufen, neue Förderprogramme sollen folgen. Mit unserem »AOC Green Bond« wollen wir nachhaltig gute Renditen erzielen. Diese Unternehmensanleihe kann über jede Haus- oder Direktbank oder direkt über AOC gezeichnet werden. Wir haben bei AOC die gesamte Wertschöpfungskette der Projektentwicklung im Blick. Auch der regionale Fokus, der auf den Mittel- und Oberzentren der neuen Bundesländer einschließlich Berlin liegt, beweist unsere Nachhaltigkeit. Mittlerweile verfügen wir über einen Track Record von 700 Millionen Euro abgeschlossenem Projektvolumen und eine Projektpipeline von derzeit 1,1 Milliarden Euro in 16 Projekten. Mehr Informationen dazu finden Sie auf unserer Website aoc-diestadtentwickler.com unter »Anleihe«. Einer Herausforderung, der Sie faszinierend begegnen, ist die Abschottung unterschiedlicher sozialer Milieus. Werden Städte nun doch wieder zu Kommunikationszentralen und Begegnungsstätten? Ja, daran glaube ich ganz fest. Es muss unser Ziel sein, die Grenzen zwischen den Milieus aufzubrechen und die Menschen wieder zusammenzuführen. Nur so kann es gehen – und nur so ist Nachhaltigkeit wirklich möglich. Weitere Informationen: aoc-diestadtentwickler.com
Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A
22 BRANDDREPORT • ARCHITEKTEN | K2 GMBH
#SMARTENERGIE
»Wir benötigen mehr Experten, nicht Halbwissende« Wie kann grünes Bauen, auch im Bereich der Industrie- und Gewerbearchitektur, überzeugend und nach festen Standards funktionieren? Dipl. Ing. Architekt Joachim E. Kranendonck, Geschäftsführer der Architekten I K2, plädiert für qualitativ hochwertige, zukunftsfähige Natur- statt Luftschlösser.
Herr Joachim E. Kranendonck, Sie sind Mitglied im DGNB, der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen. Wo liegen derzeit die Herausforderungen? Das Bauwesen gehört zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftszweigen. Ressourceneffizienz bedeutet dabei sowohl Energieeffizienz als auch Materialeffizienz. Die generelle Herausforderung liegt derzeit in der Transformation des Bau- und Immobilienmarktes hin zu einem angemessenen Qualitätsverständnis als Grundlage für einverantwortungsvolles, nachhaltiges Handeln.
als alleiniger Faktor in den Vordergrund. Das liegt meiner Meinung nach an der Tatsache, dass die Aufgabenstellung des Themas der Nachhaltigkeit in vielen Unternehmen an reine Verfahrenstechniker übertragen wird. Reduktion an CO2 wird mit Reduktion an eingesetzter Verbrauchsenergie gleichgesetzt. Viel zu oft bleiben weitere wichtige Faktoren zur Einsparung an Ressourcen unberücksichtigt. Wichtige Faktoren, neben dem Energieverbrauch während der Lebensdauer eines Gebäudes, sind beispielsweise die Standortwahl, die Materialität, die Wirtschaftlichkeit und die gestalterische und soziokulturelle Qualität eines Gebäudes. Hierzu bedarf es einer gesamtheitlichen Betrachtung. Am Markt fehlt es an Experten, die in der Lage sind, diese komplexe Herangehensweise zu bewältigen, zu steuern und zu bilanzieren. Notgedrungen wird das Thema Nachhaltigkeit im Bauwesen durch eine Vielzahl von, verzeihen Sie mir den Ausdruck, Halbwissenden bewältigt.
Nachhaltiges Bauen heißt nicht nur Solarzelle auf dem Dach und irgendwie Energie sparen. Welche Faktoren spielen auch eine Rolle? Leider rückt allzu oft der Energieverbrauch
Was kann bei der gestalterischen und soziokulturellen Qualität erreicht werden? Um ökologisch und auch ökonomisch nachhaltig zu bauen, ist, wie schon erwähnt, ein
Dipl. Ing. Architekt Joachim E. Kranendonck Geschäftsführer Architekten | K2 GmbH
ganzheitlicher Planungsansatz notwendig. Hierbei spielt selbstverständlich auch die gestalterische und soziokulturelle Qualität eine wichtige Rolle. Ein Gebäude, das eine Vielzahl von Nutzungsvarianten zulässt und zudem den hohen gestalterischen Ansprüchen genügt, wird eine wesentlich längere Lebensdauer zugeschrieben. Gebäude, die diesen Ansprüchen genügen, werden gerne und lange genutzt.
Muss unbedingt neu gebaut werden oder sollten auch Umbauten oder Sanierungen wieder mehr ins Blickfeld? Wir haben einen sehr hohen Gebäudebestand. Leider fallen darunter auch sehr viele Gebäude, die einem hohen Renovierungsstau unterliegen oder auf den ersten Blick für eine vorgesehene neue Nutzung nicht geeignet erscheinen. Unter dem Aspekt der Ressourcenreduzierung rückt die Gebäudesanierung immer weiter in den Vordergrund. Der Materialbedarf einer Sanierung ist um zwei Drittel geringer als der eines Neubaus. Daher sollte – wo möglich – die Sanierung gegenüber dem Neubau stets bevorzugt werden. Neue baukonstruktive Verfahren ermöglichen über die Sanierung hinaus auch Aufwertungen der bestehenden Bausubstanz.
So kann zum Beispiel durch das Aufbringen von Karbonfasern an der Unterseite von Trägern und Bodenplatten die Tragfähigkeit erheblich verbessert und erhöht werden.
Sehen Bauherren oder Investoren eigentlich ein, dass ein nachhaltiges Gebäude viel länger und besser »lebt«? Bauherren, die die gesamtheitlich nachhaltige Betrachtung ihrer Immobilien implementieren, schätzen bereits die vielfältigen Vorteile. Diese reichen von der Vermeidung gesundheitsgefährdender Baustoffe über geringere Nebenkosten während der Nutzungsphase bis hin zur langfristigen Werthaltigkeit der Immobilie. Nachhaltigkeit bringt somit auch mittelbar einen Mehrwert für die Bauherren. Weitere Informationen: architekten-k2.de Interview Rüdiger Schmidt-Sodingen
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FOKUS.SWISS
MOBILITÄT 23
Der neue Block-Verkehr Der Verbrenner hat fertig, das Mobilitätsverhalten ändert sich. Das bedeutet neben neuen Autos und Sharing-Konzepten auch eine Wiederbelebung der Städte.
M
argret Rettich sah es in ihrem Bilderbuch »Zinnober in der grauen Stadt« 1973 voraus. Die schmutzigen Städte mit ihren riesigen Fabrikschloten und rauchenden Autos werden sich verändern. Vielleicht nicht durch ein paar Kinder, die endlich mehr Farbe wollen und damit einen bis dato auf Graufarben spezialisierten Malermeister bekehren, sondern durch ein neues Umweltbewusstsein und Mobilitätsverhalten und eine neue Technik.
Alterung und Urbanisierung von vielen als Herausforderung angesehen werden, können die beiden Trends mit der richtigen Politik eine Chance bieten. Der Schlüssel dazu liegt darin, die Städte fit für eine alternde Bevölkerung zu machen.« In einer solchen altersgerechten Stadt müssten sich auch die Infrastrukturen neu erfinden. Das Weltbank-Trio wirbt folglich für gezielte Investitionen – private wie öffentliche.
Während die Roller-Dienste die Städte mit ihren Elektrorädern fluten, bahnt sich im Hintergrund eine stille Sharing-Revolution bei der Nutzung einigermaßen geschlossener Automobile an. Die Jugend will nicht mehr kaufen, aber trotzdem fahren. Abo-Modelle sind bereits da. Das Auto wird ganz praktisch als temporäres Fortbewegungsmittel gesehen – und nicht mehr als Statussymbol.
2019 formulierte die mittlerweile aufgelöste Coalition for Urban Transitions klipp und klar: Der Kampf ums Klima wird in den Städten gewonnen oder verloren werden. Und tatsächlich passiert nun einiges. Dort, wo früher vor allem Durchgangs- und Einkaufsstraßen um Autos herumgebaut wurden, sollen Menschen nicht nur als Passanten oder Kunden kurz vorbeiziehen, sondern wieder bleiben und wohnen. Die Corona-Krise hat Shopping-Meilen leergefegt und die Grün- und Erholungszonen – und damit Live-Kommunikationsplätze - zurück in den Fokus gerückt. Gleichzeitig hat sich am globalen Trend der Urbanisierung und einer immer älteren Bevölkerung wenig bis gar nichts geändert.
Gewünschte Ziele sollen kurzfristig mit den jeweils verfügbaren, fahrbaren Untersätzen erreicht werden. Die Frage »Kannst du mich fahren« wird dank App-Nutzung nicht mehr nur im Freundes- oder Familienkreis gestellt, sondern zielt auf ganze Blocks oder Stadtteile. Die »Silver Economy« verändert die grüne Mobilität auch dahingehend, dass sich ältere Menschen anders in ihrer Umgebung und Stadt bewegen möchten. Sie wollen festere, nähere Beziehungen zu Geschäften oder Treffpunkten pflegen und dazu regelmäßig Freunde und Familien besuchen. Und sie können sich kurze Fahrten auf E-Mobilen zwar selbstgesteuert, aber längere Fahrten lieber in Gemeinschaft, also als Beifahrer, vorstellen. Das Reset der Städte als Zusammenschluss vieler kleiner oder mittelgroßer Quartiere wird einmal das Klischee des »Molochs Großstadt« auflösen, andererseits aber auch ein neues Miteinander befördern. Viel ist noch möglich, wenn Sharing- und nachbarschaftliche Kooperationsmodelle richtig zu Ende gedacht werden. Und natürlich können Einzelpersonen auf eigene Faust weiterhin ein klassisches, 100 Prozent grünes Mobilitätsmodell entdecken. Das Zufußgehen.
Maitreyi Bordia Das, Praxismanagerin der Weltbank, schrieb im Juni gemeinsam mit ihren Kolleginnen Yuko Arai und Yoonhee Kim in China Daily: »Während die gleichzeitige
Text Rüdiger Schmidt-Sodingen
DIGITAL CHARGING SOLUTIONS GMBH • BRANDREPORT
Lade-Experience als Schlüssel zur Verkehrswende Markus Bartenschlager, CCO Digital Charging Solutions GmbH (DCS), erklärt, wie Charge Now den Umstieg auf E-Mobilität erleichtert – sowohl für Flotten als auch Privatnutzer.
Markus Bartenschlager CCO Digital Charging Solutions GmbH (DCS)
Herr Bartenschlager, Krieg und Krisen scheinen die Energiewende in vielen Bereichen auszubremsen. Welchen Beitrag kann die Verkehrswende leisten, um die Klimaziele doch noch zu erreichen, und welche Rolle spielt die Elektromobilität dabei? Die Verkehrswende steht zurecht im Zentrum der Debatte, schließlich ist der Verkehr in Deutschland für ca. 20 Prozent der CO2-Emmissionen verantwortlich. Die Elektromobilität ist – neben vielen anderen Hebeln – ein wichtiger Teil der Lösung, aber nur, wenn der verwendete Strom langfristig aus 100 Prozent regenerativen Energien bezogen wird. Der Hochlauf der Elektromobilität vollzieht sich in den letzten Jahren schneller als prognostiziert. Ein durchdachter und bedarfsgerechter Ausbau der Ladeinfrastruktur ist jetzt das A und O. Das bedeutet vor allem: ein sinnvoller Lademix aus Home-, Work- und Public Charging. Dazu ist ein einfacher, digitaler Zugang zum Ladenetz entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. DCS hat mit ihren digitalen Lösungen für Fahrzeughersteller und Flottenbetreiber den Zugang
zu 98 Prozent aller Ladepunkte in Deutschland geschaffen und Standards in puncto Nutzererlebnis gesetzt. Nur so kann Laden attraktiver sein als Tanken und den Wandel vorantreiben. Zudem werden wir künftig die Möglichkeiten des »Smart Charging« nutzen, um unsere EV-Fahrer:innen dann zum Laden zu animieren, wenn günstiger, insbesondere grüner Strom zur Verfügung steht.
Mit Charge Now for Business ermöglichen Sie auch Flotten den einfachen Umstieg auf E-Mobilität. Welchen Trend beobachten Sie in diesem Bereich und wie relevant ist er? Wir registrieren durchaus ein Umdenken. Flottenfahrzeuge machen einen erheblichen Anteil im Straßenverkehr aus und somit ist deren Elektrifizierung ein wichtiger
Hebel. Daher bieten wir kleinen und mittelständischen Unternehmen mit Charge Now for Business eine integrierte Lösung an, die von der Implementierung bis zur Abrechnung den Umstieg erleichtert.
und können Kosten kontrollieren. Zu den Highlights der »Chargenow for Business App« zählt die Funktion Remote Start & Stopp, mit der Fahrer den Ladevorgang direkt in der App starten und stoppen können.
Welche Vorteile bietet die Charge Now for Business Lösung konkret? Unser Angebot beinhaltet neben der Beratung, Planung und Installation rund um die technische Infrastruktur auch die übersichtliche Abrechnung, die Bereitstellung von Ladekarten und einer App für die Nutzer sowie ein durchdachtes Flotten-ManagementPortal. Fuhrparkmanager können für ihre Dienstwagenfahrer:innen bei Charge Now for Business neue Ladeverträge selbständig anlegen und verwalten. Mit der integrierten Ladelösung behalten die Flottenmanager stets den Überblick über das Ladeverhalten
Seit Kurzem gibt es von der DCS auch eine Ladelösung für Privatnutzer? Ja, mit dem neuen Charge Now Ladedienst haben wir erstmals eine Lösung für alle Fahrer von Elektrofahrzeugen entwickelt. Eine einzige App für den gesamten Ladeprozess – von der Suche bis zum Bezahlen, die DCS bietet Zugang zu über 300 000 Ladepunkten in ganz Europa. Charge Now startet zunächst in Deutschland, Österreich und der Schweiz, und wird dann sukzessive in ganz Europa angeboten, wobei die Kunden von Beginn an das gesamte europäische Ladenetz nutzen können. Die Anwendung ermöglicht es, Ladestationen nach individuellen Parametern zu suchen, deren Verfügbarkeit zu prüfen und vor Ort zu laden – und das immer mit dem Ausgleich von 100 Prozent Ökostrom. Smarte Funktionen wie der Route Planner Plus garantieren entspanntes Reisen auch auf längeren Strecken. Durch Zugang zum THG-Quotenhandel können sich Nutzer:innen zudem eine jährliche Prämie sichern. chargenow.com
WIR BAUEN IHR ZUHAUSE INDIVIDUELL · NACHHALTIG · ENERGIEEFFIZIENT Mit uns bauen Sie mit Holz – dem besten Baumaterial der Natur. Sie machen sich unabhängig von steigenden Energiekosten und werden zum energetischen Selbstversorger. Sie profitieren von höchster staatlicher Förderung und attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten. INFORMIEREN SIE SICH www.kampa.de
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