SNFinfo Print - Juni 2010

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Editorial Die Botschaft ernst genommen Während Jahren lag die Politik den Forschen­ den in den Ohren: Bemüht euch mehr um kompetitive Mittel! Die Dieter Imboden rasant gestiegene Zahl Präsident des Nationalen von Gesuchen an den Forschungsrats SNF sowie das grosse des SNF Interesse aus der Schweiz an den europäischen Förderungsmitteln lassen keine Zweifel: Die Botschaft wurde ernst genommen. Im letzten Jahr wuchsen die nachgefrag­ ten Forschungsmittel deutlich schneller als das Budget des SNF, und dies nicht auf Kosten der Qualität. Projekte, welche der SNF vor einigen Jahren noch finanzieren konnte, müssen heute abgelehnt werden. Und nun droht zusätzlich das Konsolidierungsprogramm des Bundes. Gemäss Vorschlag des Bundesrats sollen für den SNF schon ab dem nächsten Jahr die zugesagten Wachstumsraten bei den Förderungsgeldern deutlich nach unten korrigiert werden. Erinnert sich die Politik noch an ihre eigene Botschaft und nimmt sie diese ebenso ernst wie die Forschenden selbst? Bringt sie den Mut auf, Prioritä­ ten zu setzen in jenen Gebieten, welche die Schweiz für die Zukunft fit halten? Es wäre zu wünschen, in den nächsten Monaten aus dem Bundes­ haus zu hören: Botschaft ernst genommen.

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NR. 10 > JUNI 2010

I n f o r m a t i o n e n d e s S c h w e i z e r i s c h e n N a t i o n a l f o n d s f ü r Fo r s c h e r i n n e n u n d Fo r s c h e r

Grundlagenforschung: Mehr Förderung denn je – und die Nachfrage steigt weiter Die Forschenden reichten im vergangenen Jahr deutlich mehr Gesuche beim SNF ein als in den Vorjahren. Dies hat den Wettbewerb um seine Forschungsgelder merklich verschärft. 2009 hat der SNF rund 2900 Forschungsvorhaben mit einem Rekordbetrag von 707 Millionen Franken bewilligt. Daniel Höchli, Direktor des SNF

Gemäss seinem kürzlich erschienenen Jahresbericht 2009 hat der SNF im vergangenen Jahr so viel wie noch nie in den Forschungsplatz Schweiz investiert: insgesamt 707 Millionen. Franken (+6% zum Vorjahr). 25 Prozent der bewilligten Finanzmittel entfielen auf die Geistes- und Sozialwissenschaften, 37 Prozent auf die Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften und 38 Prozent auf die Biologie und Medizin. Der SNF hat den Hochschulen im Herbst 2009 zudem erstmals einen Overhead zur Abgeltung von indirekten Forschungskosten in der Höhe von fast 37 Millionen Franken ausbezahlt.

Begehrte Projektgelder In der Projektförderung, dem wichtigsten Förderungsinstrument des SNF, ist seit mehreren Jahren eine Zunahme der Forschungsgesuche zu beobachten. 2009 reichten Forschende 2383 Gesuche mit einem verlangten Betrag von 977 Millionen Franken (+20% zum Vorjahr) beim SNF ein. Unterstützt wurden schliesslich 1453 Forschungsvorhaben in der Höhe von 443 Millionen Franken. Die steigende Nachfrage nach Projektgeldern des SNF ist an sich erfreulich, zeigt sie doch die Dynamik des Forschungsplatzes Schweiz. Als Folge hat sich jedoch das Verhältnis zwischen eingereichten und bewilligten Gesuchen im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent verschlechtert. Der letzte Gesuchseingang vom März 2010 lag zudem erneut auf Rekordhöhe – der

© SNF

Mit rund 262 Millionen Franken förderte der SNF 2009 Forschungsprojekte im Bereich Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften.

Trend setzt sich somit fort. Die Konsequenz dieser anhaltend hohen Nachfrage ist ein verschärfter Wettbewerb. Der SNF muss eine wachsende Zahl von Projekten, die er aus wissenschaftlicher Sicht gerne unterstützen würde, aus finanziellen Gründen ablehnen. Ohne ebenfalls wachsende finanzielle Förderungsmittel besteht daher die Gefahr, dass die erfreuliche Dynamik des Forschungsplatzes Schweiz gebremst wird. Jahresbericht SNF 2009 (als PDF): www.snf.ch > Über uns > Publikationen

Seite 2 > Neue NFS: Von den Nieren bis zur Robotik • Seite 5 > Förderung der medizinischen Forschung Seite 5 > Sinergia: Anpassungen für mehr Kohärenz • Seite 6 > Bild der Forschung: Herzinfarktrisiko


AKTUELL

Neue NFS lanciert: Von den Nieren bis zur Robotik In diesem Jahr startet der SNF im Auftrag des Bundes acht neue Nationale Forschungs­ schwerpunkte (NFS): vier im Bereich der Lebenswissenschaften, drei technologische sowie ein sozialwissenschaftlich ausgerichteter. Die NFS erschliessen neue übergreifende Fachgebiete und fördern Forschungsnetzwerke. Der Bund investiert von 2010 bis 2013 jährlich rund 30 Millionen Franken in die acht neuen NFS. Sie sind an den Universitäten Bern, Genf, Lausanne, Zürich, der ETH Lausanne (2) und der ETH Zürich (2) angesiedelt.

Vielversprechende Forschungsfelder

© Keystone

Der Nationale Forschungsschwerpunkt «Robotik» stellt das Motto «Roboter für eine bessere Lebensqualität» ins Zentrum seiner Vorhaben.

Die vier neuen NFS im Bereich der Lebenswissenschaften befassen sich mit folgenden Themen: chemische Biologie, synaptische Grundlagen von psychischen Erkrankungen, Membranproteine als potenzielle «Targets» für die Entwicklung medizinischer Wirkstoffe sowie Kontrolle der Nierenfunktion. Drei weitere NFS sind technologisch ausgerichtet und behandeln die Gebiete Robotik, Quantenwissenschaft und -technologie sowie Wissenschaft und Technologie ultraschneller Prozesse im

molekularen Bereich. Der sozialwissenschaftlich ausgerichtete NFS beschäftigt sich mit der Überwindung der Verletzbarkeit im Verlauf des Lebens. Bemerkenswert ist, dass einer der stark technologisch orientierten NFS von einer Frau geprägt wird: Ursula Keller von der ETH Zürich leitet den NFS «MUST – Molekulare ultraschnelle Wissenschaften und Technologie». Der NFS «Quantenwissenschaft und Technologie» zeichnet sich zudem dadurch aus, dass Forschende hier weiterentwickelte Ideen und Fragestellungen aus den drei bestehenden NFS «Quantenphotonik», «MaNEP» und «Nanowissenschaften» einbringen. Dabei ist es den Forschenden auch gelungen, in diesen Wissenschaftsbereichen ein neues Netzwerk zu knüpfen. Damit sind hier neue Struktureffekte in der Schweizer Hochschullandschaft zu erwarten. DUD

Im Fokus

Qualitätssicherung im Auswahlverfahren: Ein Blick hinter die Kulissen

Angelika Kalt Stv. Direktorin der Geschäftsstelle des SNF

Die Hauptaufgabe des SNF besteht Der SNF überprüft und optidarin, wissenschaftliche Exzellenz miert daher kontinuierlich die durch Wettbewerb zu fördern. Er Qualität des Auswahlverfahrens. erhält jedes Jahr mehrere Tausend Der Schwerpunkt liegt dabei auf Gesuche, von denen die besten der Projektförderung, in die der ausgewählt werden müssen. Das Grossteil der Förderungsmittel investiert wird. inhaltlich und logisÜberprüfung tisch anspruchsvolAuch der SNF ist von Zur führt der SNF seit le Auswahlverfahren erfordert von der Überlastung des 2009 ein systea l l e n B e t e i l i g t e n , «Gutachtermarktes» matisches quantitatives Monitomiteingeschlossen betroffen. ring der Evaluatidie Gesuchstellenon von Gesuchen den, erhebliche Ressourcen und muss daher sowohl sowie ein Gleichstellungsmonitonützlich als auch effizient sein. ring durch. Zudem ist es aufgrund seines Stellenwerts für die Schweizer Bei der Optimierung setzt er ver­ Forschungsförderung auf hohe schiedene Schwerpunkte. Wie Zuverlässigkeit, Kohärenz und andere Organisationen der Forschungsförderung ist der SNF von Transparenz verpflichtet.

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der Überlastung des internationalen «Gutachtermarktes» betroffen und implementiert im Moment verschiedene Massnahmen, um externe Gutachter zu gewinnen und «an sich zu binden» sowie um die Qualität der Gutachten zu verbessern. Zudem werden die einzelnen Teilschritte des Auswahlverfahrens besser aufeinander abgestimmt, um die Kohärenz und Effizienz zu steigern. Als weitere Massnahme wird ab 2011 die ausserwissenschaftliche Bedeutsamkeit (broader impact) als Evaluationskriterium aufgenommen, um Gesuche aus der anwendungsorientierten Grundlagenforschung angemessen beurteilen zu können.


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23.06.2010 Neu: Angebote für Kinderbetreuung bei Tagungsgesuchen anrechenbar Was in anderen Ländern selbstverständlich ist, gilt in der Schweiz noch immer als Ausnahme: Kinderbetreuung bei wis­ senschaftlichen Tagungen. Der SNF hat daher beschlossen, ein Zeichen für mehr Familienfreundlichkeit im Wissenschafts­ betrieb zu setzen. Wenn bei einer Tagung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Angebot für Kinderbetreuung besteht, kann dafür ab dem 1. Juli 2010 ebenfalls ein finanzieller Beitrag gewährt werden. © Keystone

24.03.2010

Projektförderung: Hoher März-Gesuchseingang beim SNF

Wie üblich war der Gesuchseingang in der Projektförderung beim SNF im Frühling etwas niedriger als im Herbst. Die Zahl der eingereichten Gesuche sowie die beantragten Mittel sind beim Gesuchseingang vom März 2010 im Vergleich zum März 2009 aber erneut ge­ stiegen. Der verlangte Betrag erhöhte sich um 7% auf insgesamt 448,4 Millionen Franken, die Anzahl eingereichter Gesuche um knapp 11% auf 1067. Besonders deutlich ist der Anstieg der Gesuchszahlen mit 21% in der Abteilung Mathematik, Natur- und Ingenieurwis­ senschaften (Abt. II). Der SNF wird die Förderungsentscheide bis im September treffen.

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26.05.2010 Forschungsförderung aus Geschlechterperspektive

07.04.2010 MHV-Preis: Auszeichnung für Isabelle Cherchneff-Parrinello

Ausgehend von der im Auftrag des SNF erstellten Studie «Geschlecht und For­ schungsförderung» (GEFO) vereint der neue Sammelband «Forschungsförderung aus Geschlechterperspektive» Beiträge aus der Schweiz und dem europäischen Raum. Diese setzen sich aus unterschiedlicher Perspektive mit Forschungsförderung und Chancen(un)gleichheiten auseinander. Durch theoretische Überlegungen zur Wissenschaft und der Ordnung der Geschlechter sowie durch den Einbezug verwandter Studien in anderen Ländern werden die Resultate der GEFO-Studie in einen grösseren Kontext gestellt.

Der SNF vergibt seit 2009 jährlich den Marie Heim-Vögtlin (MHV)-Preis. Er würdigt damit aussergewöhnliche Leistungen einer Wissenschaftlerin während ihres MHVBeitrags. Die MHV-Preisträgerin 2010 ist die Astrophysikerin Isabelle Cherchneff-Parrinello. Sie erforscht den Ursprung von Staub im frühen Weltall und seine chemische Synthe­ se in primitiven Supernovae. Die Arbeiten von Isabelle Cherchneff-Parrinello haben bisherige Schätzungen der Molekülpro­ duktion, insbesondere der Produktion von Kohlenstoffmolekülen, durch SupernovaeExplosionen revidiert und starke internatio­ nale Beachtung gefunden.

27.05.2010

Konsolidierungsprogramm für den Bundeshaushalt: Stellungnahme des SNF

Der SNF ist vom Konsolidierungsprogramm 2011–2013 (KOP 11–13) direkt betroffen. Er hat das KOP 11–13 nicht allein aus seiner Perspektive der Forschungsförderung analysiert, sondern mit generellem Blick auf die Konsequenzen für Bildung, Forschung und Innova­ tion in der Schweiz. Obwohl sich der SNF nicht grundsätzlich gegen Sparmassnahmen im BFI-Bereich stellt, verlangt er einen Verzicht auf Kürzungen, welche die langfristigen Prioritäten im BFI-Bereich betreffen bzw. zu einem «go and stop» in der Förderungspolitik führen. Schliesslich unterstreicht der SNF im Einklang mit anderen BFI-Institutionen, dass das KOP 11–13 mangels inhaltlicher Entscheidungsgrundlagen keine politische Diskussion über die Entwicklung des BFI-Bereichs ab 2012 ermöglicht und deshalb keine Präjudizien für die BFI-Botschaften 2012 und 2013–2016 schaffen darf.

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21.05.2010 NFP 64 «Nanomaterialien»: 07.04.2010 NFP 62 «Intelligente 21 Projektskizzen in der engeren Auswahl Materialien»: 21 Projekte bewilligt Das Auswahlverfahren für die Projekte des Nationalen Forschungsprogramms «Chancen und Risiken von Nanomateri­ alien» (NFP 64) hat die nächste Etappe erreicht. Nach Prüfung der eingereichten Projektskizzen auf ihre wissenschaftliche Qualität und auf ihre Konformität mit den Zielen des NFP lädt die Leitungsgruppe die Forschenden von 21 Projektskizzen ein, ein Gesuch einzureichen. Die 21 Projektskizzen umfassen eine Forschungs­ summe von 8 Millionen Franken. Das NFP 64 verfügt für die ersten drei Jahre insgesamt über rund 7,5 Millionen Franken für die Forschung. Auf die Ausschreibung haben Forschende ursprünglich 44 Projekt­ skizzen in Höhe einer Forschungssumme von 21,1 Millionen Franken eingereicht. Die Forschungsarbeiten starten voraus­ sichtlich im Dezember 2010.

09.04.2010

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Der SNF hat 21 Forschungsprojekte für das Nationale Forschungsprogramm «Intelligente Materialien» (NFP 62) bewilligt, für die insgesamt 6,6 Millionen Franken zur Verfügung stehen. Damit geht ein komplexer Evaluationsprozess zu Ende. Letztes Jahr reichten Forschende insgesamt 79 Projektskizzen ein, die die Leitungsgruppe des NFP 62 überwiegend als qualitativ hochwertig beurteilte. Angesichts der beschränkten finanziellen Mittel wählte sie 28 Projektskizzen aus und lud die betreffenden Forschenden ein, Gesuche einzureichen. Diese wur­ den von der Leitungsgruppe evaluiert, unterstützt durch fachlich ausgewiesene ausländische Expertinnen und Experten. Auf dieser Grundlage bewilligte der SNF nun diese 21 Projekte. Die Forschungsarbeiten sind im April angelaufen.

Start des NFP 63: Die Stammzellenforschung in der Schweiz stärken

Unheilbare Krankheiten überwinden: Auf Stammzellen ruhen grosse Hoffnungen. Noch ist aber unklar, wie sie im Detail funktionieren. Deshalb soll das soeben gestartete Nationale Forschungsprogramm «Stammzellen und regenerative Medizin» (NFP 63) in der Schweiz die Basis festigen für künftige medizinische Anwendungen. Das NFP 63 umfasst insgesamt zwölf Projekte. Diese decken ein weites Feld der Stammzellbiologie ab. Geforscht wird mit menschlichen adulten Stammzellen sowie mit tierischen embryonalen und adulten Stammzellen (Fruchtfliege, Maus, Zebrafisch). Beteiligt sind Forschungsgruppen aus akademischen Institutionen in Basel (4 Projekte),

Bern (1), Genf (1), Lausanne (2) und Zürich (4). Das NFP 63 verfügt über einen Finanzrahmen von 10 Millionen Franken. Die Forschungsarbeiten haben am 1. März 2010 begonnen und dauern bis ins Jahr 2013.

16.06.2010 Dreihundert junge Forschende am SNF-Einführungstag

01.06.2010 Horizonte Juni 2010: Was kreucht denn da?

Ende Mai hat der SNF junge Forschende aus der ganzen Schweiz an seinem Sitz in Bern empfangen. Ziel des erstmals durchgeführten «Einführungstages» war es, Gesuchstellende bedürfnisgerecht über die SNF-Förderungsmöglichkeiten zu informieren. Fast 300 Personen haben den Anlass besucht. Die zahlreichen Rückmeldungen unterstreichen den Nutzen des Angebots und die Qualität der gelieferten Informationen und Ratschläge.

Die neue Ausgabe des Schweizer Forschungsmagazins «Horizonte» porträtiert eine Fülle von Projekten, die durch den SNF unterstützt werden. Der aktuelle Schwerpunkt widmet sich unter dem Titel «Was kreucht denn da?» dem Thema Bio­ diversität. Weitere Themen: Die Schweiz, Nation der sanft Unterdrückten – Ein Ro­ boter, der ins Auge geht – Organmangel: der Staat solls richten.

© Keystone


AKTUELL

Förderungsschwerpunkt: Medizinische Forschung Erfolgreiche medizinische Forschung braucht spezialisierte Infrastrukturen und Forschungs­­ netzwerke. Der SNF engagiert sich für die Stärkung und schweizweite Vernetzung dieses Forschungsbereichs und will seine diesbezügliche Unterstützung weiter ausbauen. Mit mehreren sukzessiven Impulsen unterstützt der SNF bereits seit vier Jahren den Aufbau von Infrastrukturen für die medizinische Forschung. Zu diesen gehören Kohortenstudien, die der Erfassung und Auswertung von Krankheitsdaten über einen langen Zeitraum hinweg dienen. 2009 unterstützte der SNF neun solche Studien mit einem Gesamtbeitrag von rund elf Millionen Franken.

Im Weiteren fördert das Spezialprogramm Universitäre Medizin (SPUM) seit Anfang 2009 zehn translationale, an je mindestens drei Medizinischen Fakultäten verankerte Forschungsnetzwerke auf den Gebieten der klinischen Neurowissenschaften und der Herzund Kreislaufforschung mit insgesamt 23,7 Millionen Franken für drei Jahre.

In den nächsten Jahren will der SNF seine Unterstützung zugunsten der medizinischen Forschung ausbauen. Der klinische Forschungsnachwuchs, translationale Netzwerke, nicht kommerziell ausgerichtete klinische Studien und die Vernetzung von Datenpools wie Kohortenstudien und Biobanken werden im Fokus stehen. YZ

Swiss Clinical Trial Organisation Spezialisierte Kompetenzzentren für klinische Studien – Clinical Trial Units (CTU) – gewährleisten, dass Studien nach höchsten internationalen Standards durchgeführt werden. 2009 unterstützte der SNF an den Universitätsspitälern und am Kantonsspital St. Gallen total sechs CTU mit einem jährlichen Gesamtbetrag von rund zwei Millionen Franken. Die schweizweite Vernetzung der CTU soll künftig über eine zentrale Kooperationsplattform, die Swiss Clinical Trial Organisation (SCTO), gewährleistet werden. Diese wurde im August 2009 gemeinsam mit der Schweiz. Akademie für Medizinische Wissenschaften gegründet und wird vom SNF mit einem jährlichen Beitrag von 0,5 Millionen Franken unterstützt.

© Keystone

Erfassung und Auswertung von Krankheitsdaten: Der SNF unterstützte im vergangenen Jahr neun Kohortenstudien mit rund elf Millionen Franken.

Förderungslinie Sinergia: Anpassungen für mehr Kohärenz Zur Optimierung der Gesuchsevaluation können Sinergia-Gesuche ab sofort nur noch einmal im Jahr eingereicht werden, jeweils zum 15. Januar. Der ursprünglich für den 1. Oktober 2010 geplante Gesuchseingang ist auf den 15. Januar 2011 verschoben. Der Hauptgrund für die Beschränkung des Gesuchseingangs auf einen einzigen Stichtag pro Jahr ist das Anliegen des SNF, Sinergia-Gesuche angemessener zu evaluieren. Seit der Einführung des Förderungsinstruments im Jahr 2008 gehen pro Gesuchseingang rund 40 Gesuche aus verschiedenen Disziplinen ein, etwa die Hälfte davon sind interdisziplinär. Der Zusammenzug der zwei Gesuchseingänge pro Jahr erlaubt es dem SNF, eine grössere Anzahl Gesuche direkt miteinander zu vergleichen und so kohärenter zu beurteilen. Kohä-

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renz wird noch wichtiger, wenn ab 2011 Fortsetzungsgesuche eingehen. Durch die zeitliche Versetzung gegenüber dem Gesuchseingang in der normalen Projektförderung (jeweils am 1. März und 1. Oktober) werden auch Belastungsspitzen für externe Gutachter vermindert. Zudem variieren die finanziellen Bedürfnisse zwischen den bewilligten Projekten sehr stark und können besser berücksichtigt werden, wenn dem SNF das gesamte jährliche Sinergia-Budget auf eine Ausschreibung hin zur Verfügung steht.

Sechs Monate für die Evaluation Die Bearbeitungszeit für Sinergia-Gesuche bleibt weiterhin bei rund sechs Monaten, sodass die Projekte jeweils frühestens am 1. August beginnen. Fortsetzungsgesuche müssen ebenfalls zum 15. Januar eingereicht werden. Da es dadurch zu Überschneidungen bzw. zeitlichen Lücken in Bezug auf die Vorläufer-Projekte kommt, werden die betroffenen Gesuchstellenden gebeten, für zufriedenstellende Übergangsregelungen die Abteilung CoRe der Geschäftsstelle zu kontaktieren. AK


Bild der Forschung

Risiko für Herzinfarkt: Kombiniertes Bildgebungsverfahren verbessert die Diagnose Verengte Herzkranzgefässe können harmlos sein, aber auch zum Herzinfarkt führen, wenn sie zu wenig Blut durchlassen und den Pumpmuskel über längere Zeit hinweg nur ungenügend mit Sauerstoff versorgen. Dank einem mithilfe von Geldern des SNF neu entwickelten Bildgebungsverfahren, das dreidimensionale Ansichten von Herzkranzgefässen mit solchen vom Blutfluss im Herzen kombiniert, können Ärzte jetzt am Computer die problematischen Verengungen identifizieren, bei denen ein chirurgischer Eingriff angebracht ist. Damit kann auch verhindert werden, dass allein in der Schweiz Tausende von Patienten dem Risiko eines allenfalls unnötigen invasiven Eingriffs ausgesetzt werden. Das UniversitätsSpital Zürich setzt diese Methode bereits in der täglichen Routine ein. www.snf.ch > Medien > Bild der Forschung

© Philipp A. Kaufmann / SNF

Der Herzmuskel mit den sich von der Hauptschlagader (Aorta) verzweigenden Herzkranzgefässen: Bläulich-grünlich gefärbte Teile des Herzens sind unterversorgt und erhalten nicht genügend Sauerstoff.

PERSONALIA Stellvertreterin des Präsidenten des Nationalen Forschungsrats gewählt Im Rahmen der Beschlüsse zu SNF futuro von Ende 2007 wurde die Funktion einer Stellvertreterin bzw. eines Stellvertreters für die Präsidentin bzw. den Präsidenten des Nationalen Forschungsrats des SNF geschaffen. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Forschungsrat übte Meinrad Perrez, ehemaliger Präsident der Abteilung I, diese Funkti­ on aus. Das Präsidium des Forschungsrats hat nun Ulrike Landfester zu dessen Nachfol­ gerin gewählt. Die Professorin für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität St. Gallen gehört dem Forschungsrat seit März 2004 an. Seit Mai 2008 präsidiert sie den Fachausschuss Internationale Zusammenarbeit. Mit den Geschäften und Abläufen ist sie aufgrund dieser Erfahrungen bestens vertraut. Sie tritt ihr Amt rückwirkend per 1. April 2010 für die laufende Amtsdauer an.

Impressum SNFinfo print erscheint dreimal jährlich • Auflage: 12 800 (9050 Deutsch, 3750 Französisch) Herausgeber Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) Wildhainweg 3, Postfach 8232, 3001 Bern Tel. 031 308 22 22 • Fax 031 301 30 09 • E-Mail pri@snf.ch • Homepage www.snf.ch Produktion Presse- und Informationsdienst des SNF. Verantwortlicher: Philippe Trinchan

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Redaktion Alan Knaus (verantwortlicher Redaktor) Nathalie Cottet, Regine Duda (DUD), Angelika Kalt (AK), Philippe Morel, Ori Schipper, Christine Theumann-Monnier, Aysim Yilmaz (YZ) Übersetzung Textra, Pfäffikon (SZ) • Korrektorat KLARtext, Joachim G. Klar, Kilchberg (ZH) Gestaltung Agence Symbol, Granges-Paccot (FR) Druck Imprimerie St-Paul, Fribourg


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