Solidarität 4/2019

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Das Magazin von Solidar Suisse | Ausgabe November 4/2019

 IM FOKUS

Burkina Faso


02 Editorial

Seit 45 Jahren ist Solidar Suisse in Burkina Faso tätig – dem viertärmsten Land der Welt. Seit 45 Jahren engagieren wir uns, um die Bildung und Ausbildung für Kinder und Jugendliche zu verbessern, die Zivilgesellschaft zu stärken, die Ernährungssicherheit zu erhöhen und so zu besseren Lebensbedingungen für die ärmere, meist ländliche Bevölkerung des Landes beizutragen. Dies tun wir stets in Zusammenarbeit mit unseren gut verankerten, lokalen Partnerorganisationen.

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER

Barbara Burri Co-Direktorin Solidar Suisse

Burkina Faso ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Entwicklungszusammenarbeit über die Jahre verändert und wie wir unsere Arbeit auf sich wandelnde Realitäten ausrichten: Das Land war lange von friedlichem Zusammenleben ge­prägt. Dies hat sich in den letzten vier Jahren drastisch verändert. Terroristische Anschläge und wachsendes Misstrauen zwischen den verschiedenen Volksgruppen gefährden den sozialen Zusammenhalt im Land. Deshalb beschreiten wir mit unseren Projekten neue Wege und verbinden Kontinuität mit Innovation. So setzen wir weiterhin auf die Ausbildung von jungen Menschen, um ihnen Perspektiven zu verschaffen. In den bedrohten Regionen im Norden werden sie neu zusätzlich für die Gefahren von gewalttätiger Eskalation sensibilisiert. Denn wie unser Koordinator Dieudonné Zaongo so schön sagt: «Eine gebildete Jugend läuft weniger Gefahr, sich politisch oder religiös indoktrinieren zu lassen und kann kulturelle und religiöse Toleranz entwickeln.» Ausserdem schaffen wir Räume der Begegnung, damit sich die verschiedenen gesellschaftlichen und religiösen AkteurInnen treffen können, um gemeinsam an Lösungen für eine friedliche Zukunft Burkina Fasos zu arbeiten.

Barbara Burri


Inhalt 03

INHALT 04

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Im Fokus – Burkina Faso 04 Der soziale Reichtum in Burkina Faso ist zunehmend durch Anschläge bedroht 08 Unter Palaverbäumen gegen Misstrauen ankämpfen 09 Um wirksam gegen Kinderarbeit vorzu gehen, untersucht Solidar, warum Eltern ihre Kinder zur Arbeit schicken

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10 Bessere Grundversorgung dank Beteiligung der lokalen Bevölkerung

12 Hingeschaut Solidar-Gemeinderating 2019: Immer mehr Gemeinden handeln solidarisch Eine Recherche von Solidar deckt auf: Nestlé bezieht Palmöl aus Kinder- und Zwangsarbeit

14 Festgehalten Aktuelles im Überblick

15 Nachgefragt Wie kann ich bestimmen, wer meine Interessen wahrnimmt, sollte ich einmal urteilsunfähig werden?

16 Anpacken Die Choreografin Patricia Sejas will mit Tanz den Blick bolivianischer Jugendlicher auf sich und die Welt transformieren

19 Mitkämpfen Aktiv werden mit Solidar Suisse

17 Kolumne 18 Sudoku und Medienschau 19 Impressum 20 Eine Solidar-Geschenkkarte zu Weihnachten


IM FOKUS – BURKINA FASO

04 Burkina Faso


Burkina Faso 05

Während des 45-jährigen Engagements in Burkina Faso hat Solidar Suisse viele Entwicklungen im Land miterlebt – von diversen Putschen über die Revolution von Thomas Sankara bis zur fast dreissigjährigen autoritären Herrschaft von Blaise Compaoré. Und wir haben mitgestaltet: zum Beispiel mit der Initiierung der mehrsprachigen Bildung oder der Stärkung der Zivil­gesellschaft, damit die Menschen die Mit­sprache­möglichkeiten wahrnehmen können, die sich seit der Dezentra­ lisierung 2006 bieten.

HARMONISCHES ZUSAMMENLEBEN IN GEFAHR In Burkina Faso leben die Menschen meist friedlich zusammen – trotz grosser Armut und vieler religiöser und ethnischer Unterschiede. Dieser soziale Reichtum ist zunehmend bedroht durch Anschläge im Norden des Landes. Text: Dieudonné Zaongo, Leiter des Koordinationsbüros von Solidar Suisse in Burkina Faso, Fotos: Andreas Schwaiger und Jürg Gasser

SchülerInnen in Burkina Faso können dem Unterricht besser folgen, seit sie auch in ihrer Muttersprache unterrichtet werden statt nur in Französisch, das sie am Anfang kaum verstehen.

Burkina Faso hat auf den ersten Blick viele Probleme. Das Land leidet stark unter dem Klimawandel, es steht auf dem viertletzten Platz des Human Development Index und 40 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. 65 Prozent können weder lesen noch schreiben. Zwar liegt die Alphabetisierungsrate bei den 15- bis 24-Jährigen etwas höher, doch die Chancen, eine Arbeitsstelle zu finden, sind wegen mangelnden Qualifikationen und – vor allem in ländlichen Gebieten – fehlenden Arbeitsstellen gering. Um der Armut zu entrinnen, suchen Jugendliche und häufig auch bereits Kinder


in Goldminen oder in der Stadt ein Auskommen. Hier sind sie Krankheiten, Pestiziden, Drogen und Gewalt ausgesetzt, die sie nicht selten das Leben kosten. Oder sie helfen ihren Eltern auf den Baumwollfeldern, um das Überleben der Familie zu sichern (siehe Seite 9). Friedliche Koexistenz Doch obwohl materieller Wohlstand für viele ausser Reichweite ist, gibt es einen grossen sozialen Reichtum. Seit Generationen leben die Menschen unterschiedlicher Religionen und 60 verschiedener Ethnien und Sprachen in friedlicher Koexistenz – auch wenn das Land von autoritären Regimes geprägt war. Während seiner vierjährigen Präsidentschaft hat Thomas Sankara – obwohl mittels Staatsstreich an die Macht gekommen – in den 1980er Jahren das Engagement der Zivilbevölkerung tief verankert. Auch nach dem Putsch von Blaise Compaoré und während seiner 27-jährigen Herrschaft hat sich ein Klima des sozialen Friedens und der Sicherheit gehalten, und die Absetzung von Compaoré wurde 2014 durch weitgehend friedliche Proteste der Bevölkerung ausgelöst. Seit 45 Jahren trägt Solidar Suisse zur Entwicklung des Landes bei: zu Ernährungssicherheit, würdiger Arbeit, der Beteiligung der Zivilgesellschaft (siehe Seite 10) und der Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Bevölkerung. Ich bin nicht nur Leiter des Solidar-Koordinations­ büros, sondern zuerst einmal Burkinabe. In einer Bauernfamilien aufgewachsen, habe ich meinen El-

tern stets in den Ferien auf dem Feld geholfen. Auch heute fühle ich mich den Menschen auf dem Land besonders verbunden. Ich kenne die schwierigen Bedingungen, unter denen BäuerInnen leben und arbeiten, und weiss aus Erfahrung, dass es manchmal nur wenig braucht – eine Motorpumpe, zwei Ziegen, Bildung –, um am wirtschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Ich weiss, dass die Unterstützung von Gemeindeverwaltungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen den Zugang der armen Bevölkerung

«Jugendliche brauchen Perspektiven, damit sie den Glauben nicht verlieren, dass es einen Weg aus der Armut gibt.» zu einer besseren sozialen Grundversorgung bewirken kann. Und ich weiss, dass eine Schule, in der die Kinder in den nationalen Sprachen unterrichtet werden, dazu beitragen kann, dass sie eine gute Ausbildung und die Chance auf Integration in die Berufswelt erhalten. Genau dafür setzt sich Solidar Suisse ein, vor allem in der Region Plateau central im Zentrum des Landes. Und wir haben einiges erreicht: zum Beispiel die Verankerung der mehrsprachigen Bildung, deren Prinzipien nun in die Ausbildung der


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Ob Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche oder neue Anbautechniken, um dem Klimawandel zu trotzen: Solidar Suisse unterstützt die Menschen in Burkina Faso im Kampf für bessere Lebensbedingungen.

Lehrkräfte integriert wird; die Ernährungssicherung von BäuerInnen durch bessere Techniken und die Schaffung kollektiver Getreide­speicher; die Re­integration in die Schule von Kindern, die in Goldminen arbeiteten. Tausende wurden intern vertrieben Leider hat sich jedoch das Umfeld in Burkina Faso in den letzten vier Jahren in einem beunruhigenden Tempo verändert. Der soziale Frieden und die Sicherheit sind durch terroristische Anschläge bedroht und machen einer wachsenden Unsicherheit Platz. Diejenigen, welche die Bevölkerung beschützen sollten, sind zur Hauptzielscheibe islamistischer Gruppen geworden, die niemanden mehr verschonen, weder religiöse Gemeinschaften, die Armee noch Sicherheitskräfte. Über 480 000 Burkinabe wurden intern vertrieben, das jahrzehntelange friedliche Zusammenleben und Einvernehmen zwischen den verschiedenen Religionen und Ethnien wird immer mehr beeinträchtigt durch Misstrauen und gegenseitige Bezichtigungen, an der herrschenden Situation mitschuldig zu sein. Das Budget wird von Sicherheitsausgaben aufgefressen und andere Prioritäten werden vernachlässigt. Gleichzeitig waren die Organisationen der Zivilgesellschaft und die Gewerkschaften noch nie so stark. Wir erleben eine regelrechte Welle von Streiks, Forderungen und Demonstrationen. Das Land ist so instabil wie noch nie. Und dennoch glaube ich, dass es eine Lösung gibt, zu der alle beitragen müssen.

Mehrsprachige Bildung und Perspektiven Solidar Suisse hat sich von Anbeginn für die Entwicklung der mehrsprachigen Bildung eingesetzt, die entscheidend zur kulturellen Vielfalt beiträgt. Eine gebildete Jugend läuft weniger Gefahr, sich politisch oder religiös indoktrinieren zu lassen und kann kulturelle und religiöse Toleranz entwickeln. Die mehrsprachige Bildung muss im ganzen Land etabliert werden, denn so sehr die kulturelle und sprachliche Diversität eine unbestreitbare Stärke ist, kann sie bei mangelnder Koordination und Wertschätzung zu Spaltung und ethnischen Konflikten führen. Wenn sich Jugendliche indoktrinieren lassen, hat das auch damit zu tun, dass sie das Vertrauen in den Staat verloren haben und keine Perspektiven für sich sehen. Deshalb ist es wichtig, die Handlungsfähigkeit und Existenzgrundlagen der Bevölkerung zu stärken. Damit die Menschen den Glauben nicht verlieren, dass es einen Weg aus der Armut gibt. Um den sozialen Zusammenhalt in den bedrohten Regionen im Norden zu fördern, unterstützt Solidar seit Februar die lokale NGO «Union Fraternelle des Croyants» (UFC), die über eine grosse Erfahrung in der Förderung des kulturellen Zusammenlebens und des inklusiven Dialogs in der Sahelregion verfügt (siehe Seite 8). Ein Tropfen auf den heissen Stein, gewiss. Aber ein Tropfen in der Wüste hat eine andere Wirkung als ein Tropfen, der ins Meer fällt. www.solidar.ch/burkina


Solidar setzt sich für den Austausch zwischen den Menschen im gefährdeten Norden ein, damit das gegenseitige Vertrauen erhalten bleibt.

FRIEDENSGESPRÄCHE UNTER PALAVERBÄUMEN Im letzten Jahr kam es im Norden Burkina Fasos zu diversen Terroranschlägen. Dies hat Auswirkungen auf die soziale Stabilität. Text: Meret Balmer, Assistentin Internationale Programme bei Solidar Suisse, Foto: Guillaume Colin/Pauline Penot

In der burkinischen Grenzregion zu Mali droht das öffentliche Leben zu erliegen. Die Menschen trauen sich immer weniger aus dem Haus, weil sie fürchten, Opfer eines Anschlags zu werden. Dialog schafft Vertrauen So haben die Menschen kaum mehr öffentliche Orte, um über die bestehenden Probleme zu sprechen; Misstrauen macht sich breit. Ein neues Projekt von Solidar Suisse will dieser Entwicklung entgegenwirken: Es schafft Orte der Begegnung und eröffnet Perspektiven für Jugendliche. So werden verschiedene gesellschaftliche und religiöse AkteurInnen an einen Tisch gebracht, wo sie diskutieren, wie die angespannte Situation verbessert werden könnte. Ausserdem organisiert unsere überkonfessionelle Partnerorganisation «Union Fraternelle des

Ihre Spende wirkt Mit 50 Franken unterstützen Sie einen jungen Menschen in Burkina Faso bei einem Berufs­ praktikum inkl. Kost und Logis. Mit 90 Franken kann eine Radiosendung zur Förderung der kulturellen und religiösen Toleranz und des gegenseitigen Respekts grossräumig ausge­ strahlt werden.

Croyants» (UFC) sogenannte «Palaverbäume», unter denen sich die Bevölkerung austauschen kann. Perspektiven für Jugendliche Ein anderer Aspekt betrifft die Integration von jungen Menschen. Viele Jugendliche gehen weder zur Schule noch haben sie eine Arbeit, weshalb sie anfällig sind für Rekrutierungsversuche durch terroristische Gruppen. Solidar Suisse will die Jugendlichen dabei unterstützen, eine Beschäftigung oder Ausbildung zu finden. Eine Studie soll die bestehenden Möglichkeiten in der Region ausloten. Die Ergebnisse werden genutzt, um die Bildungsgänge für die aussichtsreichsten Berufe auszubauen. Ausserdem informiert Solidar Jugendliche in Workshops über die Gefährlichkeit der Anschläge verübenden Gruppen. «Uns ist es wichtig, zur Prävention von Gewalt und zur Förderung des interreligiösen Dialogs beizutragen», meint Diabaté Souleymane vom Jugendrat der Sahelregion, der an einem solchen Workshop teilgenommen hat. «Wir freuen uns, dass Solidar Suisse die Jugendlichen einbezieht.» Die Jugendlichen setzen eigene Botschaften von Toleranz und Akzeptanz. So haben Ende Juni im 70 Kilometer von der malischen Grenze gelegenen Gorom Gorom gut 40 junge ChristInnen und MuslimInnen besprochen, wie sie auf ein «besseres Zusammenleben in Frieden und Sicherheit» hinwirken können.


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MIT DEN ELTERN GEGEN KINDERARBEIT Kinderarbeit ist eine traurige Realität auf den Baumwollfeldern Burkina Fasos. Um effektiv dagegen vorzugehen, untersucht Solidar Suisse, welche Faktoren die Eltern dazu bringen, ihre Kinder arbeiten zu lassen. Text: Meret Balmer, Assistentin Internationale Programme bei Solidar Suisse, Foto: Christof Hotz

statt regelmässig zur Schule schicken. Die Ergebnisse zeigen, dass die Eltern die Feldarbeit als Teil der Erziehung sehen und «befürchten, dass ihre Kinder faul und beruflich erfolglos werden, wenn sie nur zur Schule gehen und nicht arbeiten lernen», erzählt Mosler. Sie denken, die Arbeitserfahrung nütze ihren Kindern mehr als eine Ausbildung. So schreiben viele Eltern ihre Kinder zwar für den Schulbesuch ein, sie fehlen dort aber während der Erntezeit häufig. Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, die Motivation der Eltern zu kennen, um auf eine Verhaltensänderung hinzuwirken.

Kinder auf dem Feld statt in der Schule: Davon dürfen Schweizer Baumwollhändler nicht länger profitieren.

Im Westen Burkina Fasos ist die Baumwollproduk­ tion die Haupteinnahmequelle der Bevölkerung. Die meist armen Eltern nehmen ihre Kinder oft mit zur Arbeit auf die Baumwollfelder. Denn sie sind auf das zusätzliche Einkommen angewiesen. «Nur so können wir uns ernähren, kleiden und das Schulgeld bezahlen», erzählt die 14-jährige Monique. Wie sie helfen 250 000 Kinder in Burkina Faso beim Anbau und der Ernte des weissen Goldes. Warum schicken Eltern ihre Kinder zur Arbeit? Die Internationale Arbeitsorganisation ILO bekämpft Kinderarbeit, die sich negativ auf die Entwicklung der Kinder auswirkt. Auch hat Burkina Faso Kinderarbeit grundsätzlich verboten und das Verbot seither immer wieder bekräftigt. Trotzdem arbeiten viele Kinder nach wie vor stundenlang auf den Feldern, gehen nicht regelmässig zur Schule und sind gefährlichen Chemikalien ausgesetzt. Wieso das so ist, hat die Forscherin Elisa Mosler im Auftrag von Solidar Suisse mit einem sozialpsychologischen Ansatz untersucht. Sie ging der Frage nach, warum die Eltern ihre Kinder aufs Feld

Realitätsnahe Interventionsstrategie Moslers Untersuchung ergab auch, dass es den Eltern zwar lieber wäre, wenn ihre Kinder nicht mit giftigen Stoffen in Kontakt kämen, sie sich jedoch keine Schutzkleidung leisten können. Diese Erkenntnisse fliessen in die Solidar-Massnahmen ein: Wir informieren die Eltern, wie sie sich und ihre Kinder beim Umgang mit Chemikalien besser schützen können und ihnen wird vermittelt, dass eine Ausbildung für die Entwicklung ihrer Kinder wichtig ist. Damit die Kinder regelmässig zur Schule können, statt in der prallen Sonne Baumwolle zu pflücken. Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt werden nun mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit 1000 weitere BaumwollproduzentInnen sensibilisiert.

Erste Kampagnenerfolge Die Kampagne, mit der wir Anfang Jahr die Schweizer Baumwollhändler Reinhart und Dreyfus aufgefordert haben, gegen Kinderarbeit in ihrer Lieferkette vorzugehen, hat bei diesen und den Produktionsfirmen in Burkina Faso eine hohe Resonanz erzeugt. In Gesprächen zeigte sich, dass wir die gesamte Branche sensibilisieren konnten und die Bereitschaft vorhanden ist, sich für die Reduktion der Kinderarbeit zu engagieren. Solidar wird dies aufmerksam weiterverfolgen. www.solidar.ch/stopp-kinderarbeit


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«ICH DACHTE, DIE WOLLEN EINFACH MEIN GELD» Dank Mitsprache können die Menschen in Burkina Faso die Lebensbedingungen in ihren Dörfern entscheidend verbessern. Text: Katja Schurter, verantwortliche Redaktorin der Solidarität, Fotos: Filmstills

«Ich wusste nicht, dass die Steuern zur Infrastruktur unserer Stadt beitragen», meint Ludwine Ouedraogo lachend. «Ich dachte, die wollen einfach mein Geld. Was damit gemacht wird, war für mich völlig unklar.» Dies ist heute anders. Denn Ouedraogo hört seit einiger Zeit Radio Bassy. «Nun weiss ich: Meine zehn Francs tragen zum Leben in der Gemeinde bei.» Viele Menschen in Burkina Faso sind aber noch heute schlecht über ihre politischen Rechte und Pflichten informiert. Deshalb unterstützt Solidar Suisse Radio Bassy, das mit seinen Sensibilisierungssendungen Menschen in den abgelegensten Dörfern erreicht. Gleichzeitig setzt sich Solidar Suisse dafür ein, dass die Menschen ihre Anliegen äussern und das öffentliche Leben mitgestalten können. Erfolgreiche Einflussnahme Erst seit 13 Jahren verwalten sich die Gemeinden in Burkina Faso selbst, wird nicht mehr alles in der Hauptstadt entschieden. «Die Zivilgesellschaft ist aber noch nicht genügend organisiert, um gegenüber den Behörden Einfluss nehmen zu können», erzählt Dieudonné Zaongo, Leiter des Solidarbüros in Burkina Faso. «Wir fördern deshalb die Schaffung von Netzwerken, die bei der Verwaltung intervenieren können. Damit zum Beispiel die Grundversorgung besser wird.» Mit Erfolg: Beispielsweise wurden in Zorgho, gut 100 Kilometer westlich der Hauptstadt Ouagadougou gelegen, Probleme mit der Hygiene und der Abwasserreinigung angegangen. Zuvor waren die Latrinen auf dem Markt in so schlechtem Zustand, dass die Leute ihr Geschäft lieber im Freien verrichteten. «Nach unserer Intervention hat sich die Situation massiv verbessert», erzählt Gérard Oueraogo vom lokalen Netzwerk der zivilgesellschaftlichen Organisationen (OSC). «Mit der Folge, dass die MarktbesucherInnen nun die Toiletten benutzen.» In der Kleinstadt Ziniaré wiede-

rum haben die BewohnerInnen erfolgreich protestiert, weil die vielen freilaufenden Tiere Unfälle verursachten. «Die Gemeinde hat bestimmt, dass die Tiere eingezäunt werden müssen», freut sich Séverin Kabore von Radio Bassy. Raum für Dialog Solidar Suisse fördert zudem den Dialog: zwi­ schen religiösen Gemeinschaften, Frauen- und Jugendorganisationen sowie Behörden. Hier thematisieren die Betroffenen beispielsweise Schwierigkeiten bei den öffentlichen Diensten «und die Verantwortlichen erfahren, was sie ändern müssen», meint Dorfbewohnerin Maryam Neya.

«Die Zivilgesellschaft muss mitreden können, damit die Grundversorgung besser wird.» «Wir wirken darauf hin, dass es sich die Behörden zur Gewohnheit machen, diese Dialogräume bei wichtigen Entscheidungen zur Konsultation zu nutzen», ergänzt Dieudonné Zaongo. «Damit wird auch verhindert, dass einzelne Gemeinden zu viel erhalten oder aber vernachlässigt werden.» Denn inzwischen kann sich die Bevölkerung auch zur Festlegung des Gemeindebudgets äussern. Bei der Verbreitung von Informationen spielen Radiosender eine wichtige Rolle. 55 000 Menschen erreicht die täglich ausgestrahlte, halbstündige Sendung «Interpellation citoyenne – Zwischenruf der BürgerInnen»: «So erfahren auch Menschen, die weit entfernt vom Gemeindehaus wohnen, wohin sie sich mit ihren Anliegen wenden können», meint Sendungsmacher Séverin


Burkina Faso 11

Kabore. Albert Tarpage von Radio Laafi in Zorgho, ergänzt: «Früher hat die Gemeinde ihre Entscheide auf Französisch plakatiert. Niemand hat das gelesen. Das Radio übernimmt diese Aufgabe in der lokalen Sprache Mooré und erklärt ausserdem den Grund für die Entscheidungen. Das hat dazu geführt, dass sich viel mehr Menschen aktiv beteiligen.» Per Radio gelangen die Informationen auch in nicht am Projekt beteiligte Gemeinden. «Diese können sich von unseren Erfahrungen für ihre lokale Entwicklung inspirieren lassen», meint Cyrille Birba aus Ziniaré. Engagement gegen Kinderarbeit In Méguet, einem Nachbardorf von Zorgho, verlassen viele Kinder die Schule, um in die nahegelegene Goldmine zu gehen. «Alle sehen, dass die Kinder in den Goldminen arbeiten, aber niemand unternimmt etwas dagegen», ärgert sich Mathieu Soudre vom Netzwerk der OSC. Dieses hat sich dem Kampf gegen den Schulabbruch verschrieben: «Wir arbeiten mit den Schulen und Eltern zusammen, um sie zu sensibilisieren. Und wir sprechen in den Minen mit den Kindern, damit sie in die Schule zurückkehren», erzählt Soudre. Er ist überzeugt, dass verschiedene Bereiche zusammenarbeiten müssen, um etwas zu erreichen. Damit Kinder nicht dieselbe Erfahrung machen müssen wie der elfjährige Abdoulaye: «In den Goldminen leiden die Kinder. Ich habe gemerkt, dass die Schule die beste Lösung ist.» Dank der Unterstützung der OSC geht Abdoulaye nun wieder zur Schule.

Die ProtagonistInnen des Films «BürgerInnen – AkteurInnen des Wandels» Ludwine Oueadraogo, Séverin Kabore, Abdoulaye und Mathieu Soudre (von oben nach unten) erzählen, was Mitsprache für sie bedeutet.


12 Hingeschaut

GEMEINDEN IMMER SOLIDARISCHER Die Resultate des Solidar-Gemeinderatings 2019 sind hocherfreulich: Immer mehr Schweizer Gemeinden beschaffen sozial nachhaltig und engagieren sich in der Entwicklungszusammenarbeit. Text: Katja Schurter, verantwortliche Redaktorin der Solidarität, Foto: Iwan Schauwecker

HINGESCHAUT

Bereits zum vierten Mal hat Solidar Suisse Schweizer Gemeinden daraufhin untersucht, ob sie ihre globale Verantwortung wahrnehmen. Das Ergebnis wird jedes Mal positiver: Am 20. August hielten wir 16 Pokale für die Bestplatzierten bereit. 2011 waren es noch drei gewesen. Die Freude bei den Ausgezeichneten war gross. Der Küsnachter Gemeindepräsident Markus Ernst nahm den Preis mit den Worten entgegen: «Die Auszeichnung ist eine Bestätigung, dass wir unsere Ressourcen sinnvoll einsetzen. Deshalb möchten wir unsere Beschaffungspraxis in Bezug auf die sozialen Nachhaltigkeitskriterien verbessern.» Romandie an der Spitze Von den 16 Gemeinden mit Bestnote liegen 11 in der Romandie. Die Genfer Vorortgemeinde Carouge stellt mit 97,5 von 100 Punkten einen neuen Rekord auf. Auch gibt es keine Gemeinde mehr mit null Punkten. Konkret heisst das: Immer mehr Gemeinden unterstützen Projekte zur weltweiten Armutsbekämpfung und achten beim Einkauf von Uniformen, Computern oder Randsteinen darauf, dass diese unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen produziert wurden. Bei einem Einkauf von Gütern im Wert von 16 Milliarden Franken jährlich sind ihre Marktmacht und Vorbildfunktion beachtlich. Erfreulich ist, dass auch kleinere Gemeinden ihr Beschaffungswesen zunehmend auf Nachhaltigkeit ausrichten. So haben beispielsweise Lyss und Rheinfelden ihr Ergebnis diesbezüglich deutlich gesteigert. Die Aufsteigerin des Jahres ist Uster. Dank höherer Beiträge für die Entwicklungszusammenarbeit und einer Neuausrichtung des Beschaffungswesens gewann die Stadt ganze 50 Punkte und zwei Globen dazu. Damit kommt sie nun auf 73,6 Punkte und verpasst das Spitzenresultat von 5 Globen nur knapp. Neue Gesetzeslage berücksichtigen Auch die Zukunft ist viel versprechend: Das neue Bundesgesetz zur öffentlichen Beschaffung (BöB) tritt voraussichtlich im Januar 2021 in Kraft. Für diese gesetzliche Grundlage für eine konsequen-

Solidar-Co-Direktor Felix Gnehm zeichnet den Küsnachter Gemeindepräsidenten Markus Ernst aus.

te nachhaltige Beschaffung hat Solidar jahrelang gekämpft. Nachdem die Gesetzesrevision unter Dach und Fach ist, setzen wir uns nun dafür ein, dass die Gemeinden die neuen Möglichkeiten des BöB nutzen, indem sie Nachhaltigkeit in ihre Beschaffungsrichtlinien integrieren und konsequent umsetzen. Das Potenzial für Verbesserungen ist vor allem in der Deutschschweiz gross, denn mehr als ein Drittel der untersuchten Gemeinden tut wenig bis gar nichts. Zudem beziehen wir die neue Gesetzeslage in die Bewertung des nächsten Ratings ein. Damit schaffen wir einen Anreiz, denn wie Markus Ernst an der Preisverleihung sagte: Das Ge­ meinde­r ating sei «ein Ansporn, dass wir unsere Möglichkeiten des sozialen Engagements weiter ausschöpfen».

Was können Sie tun? Fordern Sie Ihre Gemeinde auf, nachhaltig zu beschaffen. Eine Briefvorlage und die Resultate aller untersuchten Gemeinden finden Sie hier: www.solidar.ch/gemeinderating. Wir freuen uns, wenn Sie uns eine allfällige Antwort Ihrer Gemeinde zuschicken – gerne berichten wir in einer nächsten «Solidarität» darüber.


Hingeschaut 13

Gefährliche Arbeit: Ein Plantagenarbeiter schneidet mit einer an einem langen Rohr befestigten Sichel Früchte von einer Palme.

NESTLÉ: PALMÖL AUS ZWANGSARBEIT Eine Recherche von Solidar Suisse enthüllt, dass auf malaysischen Palmölplantagen Kinder- und Zwangsarbeit weit verbreitet sind. Eine grosse Abnehmerin ist Nestlé. Text: Katja Schurter, verantwortliche Redaktorin der Solidarität, Foto: Solidar

Die Regale in Schweizer Läden sind voll von Produkten, die Palmöl enthalten. Ein grosser Teil stammt aus Malaysia und ist auch in Nestlé-Produkten enthalten. Damit profitiert der Schweizer Nahrungsmittel­konzern indirekt von Kinder- und Zwangsarbeit. Das zeigt eine Recherche von Solidar Suisse zu zwei Plantagen in der malaysischen Provinz Sabah, die auch Nestlé beliefern. Den Plantagenbesitzern ausgeliefert Die Arbeit auf den Palmölplantagen ist hart und gefährlich. Die Mehrheit der ArbeiterInnen – hauptsächlich MigrantInnen aus Indonesien – leben in der Illegalität. Obwohl die malaysische Palmölindustrie auf ausländische ArbeiterInnen dringend angewiesen ist, herrscht ein strenges Migrationsregime: Polizei­r azzien sind häufig, Papierlose werden ausgeschafft. Die Folge: Die ArbeiterInnen leben in ständiger Angst und sind der Willkür der Plantagenbesitzer schutzlos ausgeliefert. Die Arbeitgeber verwehren ihnen eine reguläre Anstellung, nehmen ihnen häufig den Pass weg und zahlen einen Hungerlohn. «Mein Einkommen», meint Pflücker Abduh M.*, «hängt von der Ernte ab. Manchmal haben wir nicht einmal genug fürs Essen.» Dies, obwohl die ArbeiterInnen Schwerst­a rbeit leisten: Die Düngersäcke, die sie schleppen, sind bis zu 50 Kilogramm schwer. Und beim Versprühen der Pestizide leiden sie unter Ausschlägen. Arbeiterin Saiful K.*: «Auch wenn wir lange Ärmel tragen, kommen wir mit den Chemikalien in Kontakt.» *Namen geändert

Kinder arbeiten, weil sie nicht zur Schule können Auf den Plantagen leben zwischen 50 000 und 200 000 Kinder. Die heute 18-jährige Ati* war eines von ihnen: «Seit ich klein bin, helfe ich meiner Mutter beim sammeln der Früchte.» In die Schule konnte Ati nicht. Kinder, die auf den Plantagen geboren wurden, sind häufig staatenlos, weil Malaysia keine Geburtsurkunden für Kinder von ArbeitsmigrantInnen ausstellt. Ohne Papiere dürfen sie nicht in die öffentliche Schule und haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. So haben sie später kaum Chancen auf ein Leben ausserhalb der Plantagen. Deshalb unterstützt Solidar Suisse seit 2018 von den ArbeiterInnen organisierte Schulen auf den Plantagen. «Diese Lernzentren geben den Kindern die Möglichkeit, zur Schule zu gehen», sagt Ismail B.*, der als Lehrer auf einer Plantage arbeitet. Nur so können die Kinder dem Teufels­ kreis Plantage entkommen. Nestlé: Schönen Worten müssen Taten folgen Von Nestlé fordert Solidar vollständige Transparenz über seine Lieferkette und Massnahmen, um die Ausbeutung zu beenden. Der Konzern will die Vorwürfe untersuchen und hat Gespräche an­ geboten. «Wenn es Nestlé ernst meint mit sozia­ ler Verantwortung, muss der Konzern auf seine Geschäftspartner in Sabah Einfluss nehmen und sicherstellen, dass ArbeiterInnen regulär beschäftigt und keine Kinder ausgebeutet werden», meint Kampagnenverantwortliche Simone Wasmann. www.solidar.ch/palmöl


Foto: Solidar

NICARAGUA: SCHOKOLADE FÜR RITTER SPORT

Foto: Christian Aid

14 Festgehalten

BANGLADESCH: VERTIKALE GEMÜSEGÄRTEN FÜR GEFLÜCHTETE

Foto: Vulcan/Seahorse

Ein 2017 gestartetes Solidar-Projekt in der abgelegenen Gemeinde Waslala im Norden Nicaraguas unterstützt KleinproduzentInnen von Kakao dabei, die Qualität zu verbessern und Vermarktungsketten aufzubauen. Mit Erfolg: 225 Familien, die sich für die Vermarktung zusammengeschlossen haben, exportierten dieses Jahr bereits 30 Tonnen Kakao an den deutschen Schokoladenhersteller Ritter Sport – zu Preisen, die faire Arbeitsbedingungen ermöglichen. Zum Beispiel für Elba Soza, für die sich die Vermarktung bisher nicht gelohnt hatte: «Zum ersten Mal können wir unsern Kakao zu einem gesicherten Preis verkaufen, der uns ein Einkommen garantiert», freut sie sich. 2019 haben ausserdem 125 Produzen­ tInnen das Zertifikat des UTZ-Standards erhalten.

GHOST FLEET

FESTGEHALTEN

Solidar zeigt am Human Rights Film Festival den Dokumentarfilm «Ghost Fleet» über den Menschenhandel in der thailändischen Fischindustrie. Der thailändische Golf ist fast leergefischt und die Flotten müssen tausende Meilen fahren, um etwas zu fangen. Dafür werden junge Männer aus Myanmar, Laos und Kambodscha mit falschen Versprechungen angelockt und an Fischereibetriebe verkauft. Sie verbringen oft über zehn Jahre auf dem Meer; einige sterben an Erschöpfung oder wählen den Freitod. Die Aktivistin Patima Tungpuchayakul hat es zu ihrer Lebensaufgabe gemacht, versklavte Fischer zu befreien. Der Film zeigt ihren Einsatz und zwingt uns, unser Konsumverhalten zu überdenken. Am 6. Dezember im Kosmos in Zürich mit anschliessender Diskussion. Details: www.solidar.ch/agenda

Seit 2017 leistet Solidar Suisse in Bangladesch humanitäre Hilfe für Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar. Im März haben wir ein neues Projekt gestartet, das die Lebensgrundlagen von rund 13 500 Menschen verbessert. Aus Platzgründen werden in den Flüchtlingscamps «vertikale Gemüsegärten» angelegt, bei denen Gemüse entlang der Hauswände und auf den Dächern angebaut wird. Ausserdem unterstützen wir den Aufbau von Kleinbetrieben, um Einkommensquellen zu erschliessen und neue berufliche Perspektiven zu schaffen. Der Bau von 400 Unterkünften und Massnahmen zur Reduzierung der Katastrophenrisiken tragen zu besseren Lebensbedingungen von über 5000 extrem armen Geflüchteten und EinwohnerInnen der Gastgemeinden bei.


Nachgefragt 15

Und wo bewahre ich die Dokumente auf? Bewahren Sie die Originale an einem sicheren Ort auf, zu dem nur Sie und von Ihnen autorisierte Personen Zugang haben.

Nicht nur, wer über den Tod hinaus wirken möchte, sollte vorsorgen. Warum das so ist, erklärt René Bätschmann, Experte im Bereich Erwachsenenschutz. Interview: Christof Hotz, Fundraiser bei Solidar Suisse, Foto: VoBox AG

Bald werde ich pensioniert. Ein Anlass, über meine Zukunft nachzudenken: Wie stelle ich sicher, dass in meinem Sinne gehandelt wird, wenn mir etwas passiert? Ich empfehle Ihnen, sich nicht erst ein paar Jahre vor der Pensionierung über Ihre Zukunft Gedanken zu machen. Sondern bereits, wenn Sie eine Familie gründen oder Wohneigentum kaufen: Erstellen Sie eine Patientenverfügung, einen Vorsorgeauftrag und ein Testament. Lassen Sie sich dabei von ExpertInnen beraten. Was ist der Unterschied zwischen einem Testament, einer Patientenverfügung und einem Vorsorgeauftrag? Mit einem Testament regeln Sie die Verteilung Ihres Nachlasses nach dem Tod, mit einer Patientenverfügung und einem Vorsorgeauftrag Ihre Wünsche und Bedürfnisse vor dem Tod, z. B. bei Krankheit und Urteilsunfähigkeit. Worauf muss ich beim Testament achten, wenn ich über den Tod hinaus solidarisch wirken möchte?

Das Testament hat dieselben Formvorschriften wie der Vorsorge­auftrag. Entweder ist es vollständig von Hand geschrieben, datiert und unterschrieben, oder es muss notariell beurkundet sein. Damit es gültig ist, müssen Sie darauf achten, dass Sie keine Pflichtteile gegenüber den gesetzlichen ErbInnen verletzen. Wann braucht es einen Vorsorgeauftrag? Da eine Urteilsunfähigkeit nicht vorhersehbar ist, empfiehlt sich dies für jede volljährige, handlungsfähige Person. Darin können Sie eine Person bezeichnen, die Ihre Interessen im Falle einer Urteilsunfähigkeit wahrnimmt – sonst werden diese durch die KESB vertreten. Bei Fragen zum Testament hilft mir eine Notarin, bei der Patienten­ verfügung mein Hausarzt. Wer tut dies beim Vorsorgeauftrag? Hier empfiehlt sich ein Gespräch mit ExpertInnen auf einem Notariat, bei Rechtsberatungsstellen oder spezialisierten Unternehmen.

Gilt es sonst noch etwas zu beachten? Es ist sinnvoll, Wichtiges mit ExpertInnen zu besprechen, damit die Dokumente nicht anfechtbar oder gar ungültig sind, wenn sie benötigt werden. Können Sie uns von einem Fall aus Ihrer Praxis erzählen, in dem es wichtig war, alles geregelt zu haben? Ja, gerne: Es geht dabei um ein Ehepaar mit Miteigentum zu je 50 Prozent an der selbst bewohnten Liegenschaft. Durch einen Unfall wurde die Frau urteilsunfähig. Ohne Vorsorgeauftrag hätte die KESB ihre Interessen wahrgenommen. Dann hätte der Mann ohne Einwilligung der KESB weder eine Renovation vornehmen noch die Liegenschaft vermieten oder gar verkaufen können. Da der Ehemann im Vorsorgeauftrag der Frau als Vertretungsperson eingesetzt war, konnte er jederzeit selber über die Liegenschaft entscheiden. René Bätschmann ist Gründer und Mit­inhaber der VoBox AG (vobox.ch), die auf Vorsorge spezialisiert ist.

NACHGEFRAGT

DANK VORSORGEN KEINE SPÄTSORGEN

Was ist, wenn ich in Testament, Patientenverfügung oder Vorsorge­ auftrag etwas anpassen will? Von Hand verfasste Vorsorgeaufträge und Testamente können Sie mit einer handschriftlichen, datierten und unterschriebenen Ergänzung versehen. Notariell beurkundete Dokumente müssen neu erstellt werden. Bei der Patientenverfügung füllen Sie am besten ein neues Formular aus und vernichten das alte.


16 Anpacken

TANZEN FÜR DAS BOLIVIEN VON MORGEN Die Choreografin Patricia Sejas will mit Tanz den Blick bolivianischer Jugendlicher auf sich und die Welt transformieren. Die bolivianisch-schweizerische Koproduktion Travesía ist im November in Genf zu sehen.

ANPACKEN

Text: Lionel Frei, Mitarbeiter Kommunikation von Solidar Suisse, Fotos: Tony Suarez

«Eine unendliche Reise durch Überraschungen, Gefühle und Bewegungen.» So beschreibt Patrica Sejas den zeitgenössischen Tanz. Dieser Kunst hat die bolivianische Choreografin, Professorin und Tänzerin ihr Leben gewidmet. Die 61-Jährige begleitet eine Gruppe junger BolivianerInnen nach Genf, um das von ihr mitinszenierte Tanz­ theater Travesía zu zeigen (siehe Kasten). «Die Kunst hat die Fähigkeit, die Seele zu erreichen. Wir möchten in einem feinfühligen und menschlichen Stück erfahrbar machen, was bolivianische Jugendliche erleben», erklärt sie die Absicht des Stücks. Nach einer Ausbildung als klassische und Folkloretänzerin schloss sich Patricia Sejas Anfang der 1980er Jahre einer Gruppe von PionierInnen des zeitgenössischen bolivianischen Tanzes an: dem Melo Tomsich Contemporary Dance Studio. «Genial war, dass damals weder ChoreografInnen noch ausgebildete TänzerInnen Workshops gaben. Wir folgten einfach unserer Lust, Bewegung und

Tanztheater Travesía auf Tournée in Genf Zur Feier des fünfjährigen Bestehens hat Solidar Suisse Genève eine Koproduktion von Patricia Sejas und der Genfer Choreografin Noelia Tajes initiiert. Das dabei entstandene Tanztheater Travesía wird in Genf zu sehen sein: am 18. November im Théâtre de la Parfumerie und am 20. November bei den Festivitäten zum 30-jährigen Jubiläum der Kinderrechtskonvention. In einer Mischung von Hip-Hop und zeitgenössischem Tanz zeigt die Truppe, bestehend aus je fünf jungen BolivianerInnen und GenferInnen, in Travesía ihre Impressionen zum Thema Migration. Geplant sind ausserdem ein Workshop für JugendarbeiterInnen und diverse Schulvorstellungen. Information und Anmeldung unter: www.solidar.ch/geneve


Raum zu erkunden und unseren individuellen, aber auch kollektiven Körper wiederzufinden», erzählt Sejas mit leuchtenden Augen. Eine Erfahrung, die sie nicht mehr loslassen sollte. Sie erweiterte ihren Horizont in Workshops für zeitgenössischen Tanz und in Ausbildungen, die sie vor allem an der katholischen Universität Boliviens absolvierte, sowie in der künstlerischen Zusammenarbeit und der Leitung von Tanzkompanien. LanzArte: Tanzen um voranzukommen 2006 bat Solidar Suisse Patricia Sejas, im Rahmen des Solidar-Projekts LanzArte Jugendliche in Cochabamba, der viertgrössten Stadt Boliviens, zu begleiten. Ziel des Projekts: marginalisierten Jugendlichen die Möglichkeit bieten, mittels Kunst und vor allem Tanz ihre Wünsche und Sehnsüchte auszudrücken und so auf der Bühne zu zeigen, was die Jugendlichen im Land bewegt. Aufgrund des grossen Erfolgs wurde das zunächst lokale Projekt in der Folge in allen grösseren Städten des Landes durchgeführt. Unterstützt von verschiedenen wichtigen institutionellen PartnerInnen breitete es sich weiter aus und hat inzwischen 20 000 Menschen erreicht. Zu diesem Erfolg haben die Expertise und der Enthusiasmus von Patricia Sejas entscheidend beigetragen. Und sie werden weiterwirken: An LanzArte beteiligte Jugendliche betätigen sich nun selbst als AnimatorInnen und geben ihre Erfahrung an die neue Generation weiter. Der Tropfen zieht seine Kreise. Ans Licht bringen was der Gesellschaft schadet Die Choreografin beobachtet die Situation der bolivianischen Jugendlichen und die Wirkung, die Tanz für sie haben kann, genau: «Zwischen dem entfesselten Wettlauf im Alltag und einer gewissen Passivität gegenüber der Zukunft der Gesellschaft haben die jungen BolivianerInnen das Bedürfnis, innezuhalten und mit anderen Augen zu betrachten, was um sie herum geschieht», meint Sejas. «Mit dem Tanz eignen sich die Jugendlichen ihre persönlichen Erfahrungen wieder an und entwickeln eine kreative und positive Haltung.» Dieses Engagement als Bürgerin ist wichtig für die Frau, die zur institutionellen Politik auf Distanz geht: «Mich interessiert es, ans Licht zu bringen, was unserer Gesellschaft schadet. Dafür engagiere ich mich schlussendlich mit meiner Kunst.»

Solidar-Präsident

Die Tänzerin Patricia Sejas in Aktion.

Carlo Sommaruga

Anpacken 17

Unverzichtbare Sensibilisierung Anfang Jahr hat Solidar Suisse eine Kampagne zu Kinderarbeit auf den Baum­ wollfeldern in Burkina Faso lanciert. Sie betont zwei Dinge: einerseits den Graben zwischen dem Engagement der Staaten für die Kinderrechte und der tatsächlichen Realität, in der Kinder leben. Andererseits die Rolle, die Schweizer Baumwollhändler dabei spielen. Um die Lebensbedingungen dieser Kinder zu verbessern und um die Unternehmen dazu zu bringen, sich um die sozialen und Umweltbedingungen an den Produktionsorten zu kümmern, ist auch die Rolle der Schweizer Zivilgesellschaft essentiell. Eine Möglichkeit ist, Organisationen wie Solidar Suisse zu unterstützen, die sich für würdige Arbeit einsetzen. Ausserdem braucht es Druck auf die politischen Verantwortlichen, damit ein gesetzlicher Rahmen geschaffen wird, mit dem die Multis zur Verantwortung gezogen werden können. Denn auf politischer Ebene gibt es hierzulande noch viel zu tun. Ganz besonders, wenn ParlamentarierInnen die Meinung vertreten, Kinderarbeit bei der Baumwollernte in Burkina Faso sei vergleichbar mit der freiwilligen Mithilfe von Schweizer Kindern bei der Kartoffelernte in den Herbstferien. Tatsächlich entbehrt der Vergleich jeglicher Grundlage. Bei uns haben die Kinder genug zu essen, und die Mehrheit lebt nicht in Armut. Ausserdem gehen alle zur Schule. In Burkina Faso jedoch können viele Kinder nicht regelmässig zur Schule gehen, weil sie auf den Feldern arbeiten und zum Überleben ihrer Familie beitragen müssen. Offensichtlich ist die Sensibilisierungsarbeit von Solidar Suisse weiter nötig!


18 Sudoku und Medienschau

7 1

9 4

3 8

3

2

9

3

Schicken Sie das Lösungswort an Solidar Suisse – mit einer Postkarte oder per E-Mail an: kontakt@solidar.ch, Betreff «Rätsel».

6 6

9

1 7

9

3 4

4 1

Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 × 3-Blöcke nur einmal vorkommen. Das Lösungswort ergibt sich aus den grauen Feldern waagrecht fortlaufend, nach folgendem Schlüssel: 1 = R, 2 = V, 3 = M, 4 = P, 5 = U, 6 = A, 7 = E, 8 = B, 9 = L

7

5

2

SOLIDAR-SUDOKU

5

6 8

1. Preis Eine Tasche aus Burkina Faso 2. Preis Mangos aus Burkina Faso 3. Preis Moringatee aus Burkina Faso Einsendeschluss ist der 13. Dezember 2019. Die Namen der GewinnerInnen werden in der Solidarität 1/2020 veröffentlicht. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Mitarbeitende von Solidar Suisse. Das Lösungswort des Rätsels in Solidarität 3/2019 lautete «Kinderarbeit». Françoise Taboada aus Ste-Croix hat ein Tuch aus Burkina Faso, Rosmarie Beutler aus Untersiggental ein T-Shirt des Projekts «LanzArte» und Jacques-Ali Monnin aus Tavannes einen Shopper von Changemaker gewonnen. Wir danken den Mitspielenden für die Teilnahme.

Lösungswort:

MEDIENSCHAU

Schuften Kinder auf Borneo für Nestlé-Palmöl? 20 Minuten, 18.9.2019 Auf malaysischen Palmölplantagen arbeiten Zehntausende Kinder. Laut Solidar Suisse importiert Nestlé dieses Öl in die Schweiz und weiss von den Menschenrechtsverletzungen. Die Organisation Solidar Suisse hat bei lokalen Recherchen in Malaysia aufgedeckt, dass auf bestimmten Palmölplantagen Kinderarbeit an der Tagesordnung ist. Solidar Suisse spricht von «unmenschlichen Bedingungen», unter denen rund 850 000 Menschen in den Palmölplantagen in Sabah auf der malaysischen Seite der Insel Borneo arbeiten. Unter den meist illegalen Einwanderern befinden sich 50 000 bis 200 000 Kinder. Laut Solidar Suisse haben diese keinen Zugang zu öffentlichen Schulen. Viele von ihnen würden arbeiten, um ihre Eltern zu unterstützen, weil

deren Löhne kaum zum Überleben reichten. (…) Simone Wasmann von Solidar Suisse sagt, es sei dringend nötig, dass Grosskonzerne wie Nestlé Kontakt mit den lokalen Behörden aufnehmen. «Weiter müssen die betroffenen Arbeiter direkt eine Stimme erhalten. Sie müssen die Möglichkeit haben, sich zu organisieren, um den Plantagenbesitzern nicht vollkommen ausgeliefert zu sein.»

Die Romands sind sozialer als Deutschschweizer Sonntagsblick, 11.8.2019 Schön war er geworden, der neue Dorfplatz der Zürcher Gemeinde Uitikon-Waldegg. Leider hatten die schmucken Pflastersteine aus Asien einen Makel: Sie stammten aus Kinderarbeit. (…) Das war vor zehn Jahren. (…) Der Fall Uitikon-Waldegg jedoch hat so manche Gemeinde

aufgeschreckt. Viele schauen genauer hin (…). Auf Carouge bei Genf trifft dies insbesondere zu. Der Ort wurde vom früheren Arbeiterhilfswerk Solidar Suisse zur solidarischsten Stadt der Schweiz gekürt. Das «Gemeinde-Rating» bewertet, wie solidarisch Schweizer Kommunen im Alltag handeln. (…) Und wie wird man die Nummer eins punkto Solidarität? «Einfach nicht immer auf den billigsten Preis aus sein», sagt Nicolas Walder, Gemeindepräsident von Carouge. Wann immer ein Produkt mit Fairtrade­- Label eingekauft werden könne, entscheide sich die Gemeinde dafür. «Und wir fragen die Läden, Banken und den Fussballklub im Ort, ob sie es uns gleichmachen wollen», so Walder. Unter den 16 Gemeinden, die es in die oberste Kategorie geschafft haben, stammen elf aus der Westschweiz. «Die Gemeinden in der Romandie schneiden klar besser ab. Das hängt damit zusammen, dass sie sich bei der Beschaffung und bei Entwicklungsprojekten besser organisieren und zusammenspannen», sagt Katja Schurter von Solidar Suisse.


Mitkämpfen 19

SPENDEN

AKTIV WERDEN Kämpfen Sie mit uns für globale Fairness. Dazu gibt es im Kleinen wie im Grossen viele Möglichkeiten – hier ein paar konkrete Vorschläge.

Ihre Spende wertvoller machen Machen Sie Ihre regelmässige Spende für würdige Arbeitsbedingungen noch wertvoller, indem Sie dafür ein Lastschriftverfahren (LSV) einrichten. Ein LSV verursacht weniger administrative Kosten und spart Porto und Papier – das bedeutet mehr Geld für unsere weltweiten Projekte. Einfach ein LSV-Antragsformular ausfüllen, das jeder­zeit widerrufen werden kann.

KONSUMIEREN

BEI UMFRAGE MITMACHEN

Spielzeug tauschen statt kaufen Ein Grossteil des Spielzeugs in der Schweiz wird in China hergestellt – meist unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Solidar Suisse setzt sich seit fünf Jahren für eine Verbesserung der Situation ein. Eine Möglichkeit ist auch, Spielzeug zu tauschen statt neues zu kaufen. Zum Beispiel an der Solidar-Spielzeugtauschbörse am Samstag, 30. November von 11 bis 16 Uhr im Viaduktbogen 16 in Zürich.

Wie viel würden Sie für ein faires T-Shirt bezahlen? Wir alle möchten, dass bei der Produktion unserer Kleider keine ArbeiterInnen ausgebeutet werden, keine Kinder arbeiten müssen. Doch wie viel sind wir bereit, für ein fair produziertes T-Shirt zu zahlen? Machen Sie mit bei unserer Umfrage! Die Resultate finden Sie in der nächsten Nummer der Solidarität.

Infos unter: www.solidar.ch/agenda

Zur Umfrage:

www.solidar.ch/faires-T-shirt

IMPRESSUM Herausgeber Solidar Suisse, Quellenstrasse 31, Postfach 2228, 8031 Zürich, Tel. 044 444 19 19, E-Mail: kontakt@solidar.ch, www.solidar.ch Postkonto 80-188-1 Mitglied des europäischen Netzwerks Solidar Redaktion Katja Schurter (verantwortliche Redaktorin), Marco Eichenberger, Lionel Frei, Eva Geel, Cyrill Rogger

Layout artischock.net Übersetzungen Milena Hrdina, Katja Schurter, Jean-François Zurbriggen Korrektorat Barbara Heuberger, Catherine Vallat Druck und Versand Unionsdruckerei/subito AG, Walther-Bringolf-Platz 8, 8201 Schaffhausen Erscheint vierteljährlich, Auflage: 37 000 Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag

inbegriffen (Einzelmitglieder mindestens Fr. 70.–, Organisationen mindestens Fr. 250.– pro Jahr). Gedruckt auf umweltfreundlichem Recycling-Papier. Titelbild Die Ausbildung als Spenglerin eröffnet jungen Burkinabe Perspektiven. Foto: Jürg Gasser. Rückseite Erfreuen Sie Ihre Lieben und unterstützen Sie unsere weltweiten Projekte mit dem Kauf einer Geschenkkarte.

MITKÄMPFEN

Spenden unter: www.solidar.ch/ regelmaessiges-spenden


SCHENKEN SIE IHREN LIEBEN EINE SOLIDAR-GESCHENKKARTE. Sie unterstützen damit Menschen, die von Armut, Ausbeutung oder Krieg betroffen sind.

Zum Beispiel Hühner für geflüchtete RohingyaFamilien in Bangladesch, die in bitterer Armut leben. Weitere Karten-Sujets sehen Sie auf dem beiliegenden Bestelltalon oder auf www.solidar.ch/geschenk

JETZT GANZ EINFACH BESTELLEN: Fordern Sie Solidar-Geschenkkarten im Wert von je 50 Franken mit dem beiliegenden Antworttalon oder per Mausklick hier an: www.solidar.ch/geschenk Sie erhalten Ihre Geschenkkarten inklusive Geschenkcouvert, zusammen mit einem Einzahlungsschein für Ihre Spende, in den nächsten Tagen per Post zugestellt. Wir garantieren Ihnen die Lieferung vor Weihnachten für alle Bestellungen, die bis zum 20. Dezember 2019 bei uns eintreffen.

Mit jeder Karte unterstützen Sie die Projekte von Solidar Suisse zugunsten benachteiligter Menschen.

Bei Fragen kontaktieren Sie uns bitte unter 044 444 19 19 oder kontakt@solidar.ch

www.solidar.ch


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