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Modus der Verdinglzchung und utopischer Entwuif. S
Donnerstag, 10.10.
10.00
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n 1 olfdietrich .._,.._:hmied-Kowarzik Potenzen der Wirklichkeit Zum Beitrag Schellings
14.00
Hartmut Bohme Sprache der N atur Zur Semzotik des Nicht-Ich
15.30
Helmut Fahrenbach Utopie der Prasenz Bloch und Heidegger
17.00
�rard Raulet Subversive Hermeneutik Zur Entzifferung des Ornaments
20.00
Podiumsgesprach Hartmut Bohme Helmut Fahrenbach Manfred Geier (Leitung) HannaGekle Hassan Givsan Jochen Horisch Khosrow N osratian Gerard Raulet W olfdietrich Schmied-Kowarzik
Freitag, 11.10.
10.00
Hans-:J oachim Lenger Ornament und Tod Zur Utopie in der Kunst
14.00
J ochen Hiltmann Multiversum der Kultur
Uber Asthetik und Fortschntt
15.30
Tilo Medek Was heillt musikalisch tagtraumen? ,,Grqfte Bloch-Musik" (Adorno)
17.00
Jean Pierre Dubost Modern, postmodern Ezn znftadyner Unterschied
20.00
Podiumsgesprach Jean Pierre Dubost J ochen Hiltmann Hans-Joachim Lenger Tilo Medek Michael Muller UweOpolka Frieder Reininghaus Burghart Schmidt (Leitung) Veranstalter des Hamburger Bloch-Symposions sind die Redaktion der Zeitschrift ,,Spuren" und die Hamburger Stiftung zur Forderung von Wissenschaft und Kultur. Das Symposion findet statt vom 7. bis 11. Oktober in der Hochschule fur bildende Kiinste, Lerchenfeld 2, 2000 Hamburg 76. Fur die Dauer des Symposions lauft an der Hochschule eine Ton-DiaSchau, die eine Einfiihrung in Blochs Leben und Werk vermittelt. AuBerdem bemiihen wir uns darum, Film- und Tondokumente zeigen zu konnen, die iiber Bloch entstanden sind. Im Rahmen des Symposions ist eine Urauffiihrung von Tilo Medeks Komposition ,,Tagtraum" beabsichtigt. llber Hotels erteilt Auskunft Tourist-Information Fremdenverkehrszentrale Hamburg e.V. Postfach 102249 Biberhaus 2000 Hamburg 1
Organisation des Symposions: Marita Pieniak, Telemannstr.25, 2000 Hamburg 20, 040/492206 Anfragen bitte an diese Adresse oder an die Redaktion ,,Spuren" Lerchenfeld 2 2000 Hamburg 76
Redaktion ,,Spuren" Bloch 100
W enn wir richtig sehen, haben die Intention en der kritischen lntelligenz in den letztenjahren einen Einschnitt erfahren. Ein Denken sieht sich in Frage gestellt, welches sich im wesentlichen innerhalb jenes Horizonts bewegte, der vom ,,Subjekt" und seinen Konstruktionen erschlossen worden war. Diese Fragestellung, die in besonderer Weise auch die Marxsche Theorie betraf, hat zugleich eine bestiinmte, eine gewissermaSen reduzierte Bloch-Lektiire erschiittert: eine Lektiire, die sich am ,,Ich bin" des Einsatzes stets nur das ,,Ich" bestatigen lieS, ohne zur Kenntnis zu nehmen, daS das ,,Bin dieses Ich" (Bloch) solche Selbstvergewisserungen auch immer schon durchkreuzt hatte.
Auf diese Weise vom garenden ,,NichtIch" abzusehen oder es zum toten Zitat des ,,Ich" zu machen, konnte sich zwar Geruhsamkeit breitmachen unter vielen, die Bloch verehren; dies aber weniger zur Ehre des W erks, schon gar nicht im lnteresse einer Diskussion, die Hingst woanders gefiihrt wird, sondern eher zur nochmaligen Beruhigung einiger der Verehrer. (Es gibt eben eine Gemiitlichkeit, die sich den Geist der Utopie gem zuziehen wiirde wie einen Muff an frostigen Tagen; und daher istwohl die Erinnerung am Platz, daB Blochs Name ein Ereignis in der Geschichte der Metaphysik bezeichnet und keinen Kumpel, dem man in der alternativen Eckkneipe, Werkstatt oder Selbsterfahrungsgruppe auf die Schultern schlagen konnte.) Die Erschiitterungen des ,,lch", die erneut und vor allem franzosische Autoren in den letztenJahren <lurch eine eigenwillige Rezeption Nietzsches, Husserls, Freuds und Heideggers ausgelost haben, haben ein ebenso virulentes wie fruchtbares Terrain geschaffen, auf dem einem utopischen Denken unruhige Fahrt und mogliche Bewahrung erst noch bevorstehen. Es fordert dazu heraus, jene Schichten im Blochschen Text neu aufzusuchen, die seinem ,,Subjekt" gleichsam vorauslaufen und ihm deshalb seinen moglichen utopischen Leitstern unverblaBt aufgehen lassen konnten: gemeint sind vorziiglich die drei groBen Krankungen des ,,lch" - Karper, Sprache, UnbewuBtes. Und hier kann die Diskussion gar nicht tief genug greifen und weit genug fiihren. Nicht tiefgenug: Im Innern auch des Blochschen Textes ist eine Philosophie von lntensitaten bedeutet, die, im Zweifelsfall des ,,Bin", Nietzsche verpflichtet ist und nicht Marx, Schelling und nicht Hegel, Bohme und nicht Descartes, eine Philosophie, die Intensitaten ,,durchbrennen" la.Et und eben nicht im ruhigen Gang der Vermittlungen vergessen macht; eine Philosophie, die ,,Wie?" fragt und damit das ,,Was?" iiberbietet, oder genauer: die ,,Was?" fragt, <loch um in den vorgangigen ,,DaB-Grund" der Intensitaten, ins ,,erfilllte Sein", moglicherweise lichtend, einzuschlagen. Und nicht weit genug: denn die heutigen Fragen sind heutige und eben nicht dadurch zu beantworten, daB geschichtlich gewordene Fragen nur stets aufs neue rekapituliert, geschichtlich gewordene Antworten eines Philosophen stets aufs neue nacherzahlt werden. Nicht nur, weil das Original dabei notwendig unterboten bleibt, sondern vor allem, weil ,,Front", gerade bei Bloch, meint, sich dem Augenblick zu iiberlassen und experimentierend aus ihm herauszuprozessieren, was seiner Gunst und Forderung entspricht, im Anderen und an den Anderen selbst ein Anderer zu werden. Dies aber verlangt nach Offenheit der Diskussion, nicht nach der langweiligen Geschlossenheit einer Bloch-Gemeinde; es wiirde namlich Blochs Revolution des Gemeinten von einer oft rituell gewordenen Konfirmation des Verstandenen unterscheidbar halten. (Dagegen sieht heute manche Feier des Blochschen ,,Front"-Begriffs aus, als finde sie weit hinten in der ,,Etappe" statt; wo man eben unter sich bleibt). Die Forderung nach Offenheit und Weite des Dialogs ist also nicht etwa Maxime eines akademischen Luxus, sondern die einzig verantwortliche. Erneut muB ,,breit gesehen" werden: Der Einbruch des vermeintlich ,,Irrationalen" in die Diskurse der letzten Jahre, der <lurch einige Figuren ,,postmodernen Denkens" teils herbeigefiihrt, teils begiinstigt wurde, hat namentlich hierzulande eine Konstellation entstehen lassen, in der sich bedrohliche Zeichen mehren.
,,Objektive Phantasie" dagegen meint einen Traum, den die Welt selbst von sich traumt, verweist mithin auf eine Entgrenzung des ,,Subjekts", das die Welt zum toten ,, Objekt" herabsetzte, als es sich als ,,Subjekt" konstituierte; ,,Ornament" verwei!"t, dem korrespondierend, auf das Ratsel ei Schrifi:, die dem stimmlichen Ausdruck der ,,Seele" oder des ,,Geistes" vorhergeht und jene Hybris der Prasenz aushohlt, aus welcher der phonozentrierte Logos spricht. Das Hamburger Symposion mag, so hoffen wir, Gelegenheit bieten, einige Zeichen zu setzen, lntensitat und W eite betreffend. Sehr weit hinaus mag in dieser Diskussion jedenfalls begegnen, was Jaques Derrida dem Antipoden Heidegger abriet: ,,Nach solchem Lachen und Tanz, nach solcher jeglicher Dialektik fremden Bejahung, kommt jene andere Seite der Nostalgie in die Frage, die ich die Heideggersche Hqffnung nenne. ( ... ) Das ist die Frage : die Vereinigung von Sprechen und Sein in dem einzigen W ort, in dem schlieBlich eigentlichen Namen. Das ist die Frage, die sich in die ausgespielte Bejahung der dffferance einschreibt. Sie triffi: (auf)jedes Glied dieses Satzes ['L' etre / par le/ part out/ toujours/ a/ travers/ toute/ langue.'] 'L�.:; Sein/ spricht/ iiberall und stets/ <lurch/ alle/ Sprachen/ hindurch." Was Bloch, um eine Nuance versetzt, nannte: Gestalt der unkonstruierbaren Frage, utopisch prinzipiellen Begriff.
Jan Robert Bloch Jochen Hiltmann Hans-Joachim Lenger Stefan Lohr Ursula Pasero