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12 SEITEN Sonderbeilage zum Tod von BISCHOF WEBER
Heim zum ewigen Licht Um Christi Himmelfahrt hat sich der steirische Bischof Johann Weber nach einem langen, erfüllten und segensreichen Leben auf den Weg zum ewigen Licht gemacht. Fotos: Neuhold, Fantic Viele denken an ihn
Worte eines Hirten
Johann Weber
Papst Franziskus, Kardinal Schönborn, steirische Bischöfe und viele andere erinnern sich an Bischof Johann Weber. Seiten 2–3, 10–11
Aus 32 Jahren Bischofsamt bringen wir einen kleinen Auszug seiner im SONNTAGSBLATT veröffentlichten Hirtenworte. Seiten 8–9
Wichtige Stationen seines Lebens und aktuelle Informationen zu Wachtgebet, Aufbahrung und Begräbnis. Seite 12
„Blitzlichter“ aus dem Leben von Bischof Johann Weber. Seiten 2–5, 8–11
Bilder, die in Erinnerung bleiben. Seiten 6–7
Nachruf von Prälat Heinrich Schnuderl Seiten 4–5
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Bischof Weber: 1927–2020
Blitzlichter
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Von Hirte zu Hirte
1927, 26. April: Johann Weber wird in Graz, als Kind von Julia und Martin Weber, geboren und wächst hier auf.
Herzlicher Friedensgruß unter den aus der Steiermark stammenden und mit Johann Weber eng verbundenen Bischöfen Franz Lackner, Egon Kapellari und Wilhelm Krautwaschl.
1933: Johann Weber besucht die Volksschule in Graz-Eggenberg, das Bischöfl. Knabenseminar und das Akademische Gymnasium.
1947: Johann Weber mit seinen Zimmerkollegen im Grazer Priesterseminar. Von 1946 bis 1950 studiert er Theologie in Graz.
1950, 2. Juli: Johann Weber (3. Reihe, 3. von links) empfängt im Grazer Dom unter 33 Weihekollegen die Priesterweihe.
Papst Franziskus
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apst Franziskus sei mit den Gläubigen der Diözese Graz-Seckau verbunden im Gebet für den Verstorbenen, „dessen Herz besonders den Armen und Schwachen zugewandt war“, heißt es in einem von der steirischen Diözese veröffentlichten Kondolenzschreiben aus dem Vatikan. „Liebe und Menschlichkeit“ hätten das lange und von „unermüdlichem Einsatz“ gezeichnete bischöfliche Wirken von Johann Weber geprägt.
Bischof Wilhelm Krautwaschl
D 1956–1962: Kaplan Johann Weber begleitet die Geschicke der steirischen KAJ als Diözesanseelsorger.
1962–1969: Als Stadtpfarrer von Graz-St. Andrä initiiert er für die Leitung der Seelsorge ein Pfarrleitungsteam (Laien und Priester). Fotos: Johann Weber privat/Pfarre Graz-St. Andrä
er Tod von Johann Weber hat mich schwer getroffen, auch wenn wir uns ob seines hohen Alters und seines eigenen, offenen Umganges mit dem Tod seelisch vorbereiten konnten. Seine Herzlichkeit, seine Offenheit und sein tiefer Glaube waren über Jahrzehnte das Rückgrat unserer Diözese. Er hat Generationen von Menschen und unsere Steiermark geprägt. Ich bin dankbar für dieses Gottesgeschenk an geistlichem Leben. Ich bitte um das Gebet für unseren verstorbenen Bischof. Als dessen Zeremoniär habe ich mit Bischof Weber auch als Seminarist viel Zeit verbracht. Ich erinnere mich noch gut an eine Begebenheit in Bischof Webers Amtsräumen. Einer der Kollegen fragte ihn, wieso denn sein Schreibtisch so leer sei, ob er denn keine Arbeit hätte. Bischof Johannes meinte darauf: „Ich habe bei einem Kurs im Vatikan gelernt: Der volle Schreibtisch eines Bischofs ist nur ein Hinweis darauf, dass er seinen Mitarbeitern nicht traut.“
Bischof Egon Kapellari
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ischof Johann Weber war einer der profiliertesten Bischöfe Österreichs in der Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg. Er hat für die Kirche und Zivilgesellschaft in der Steiermark, in ganz Österreich und weltweit ungemein viel getan. Ich war mit ihm als Diözesanpriester und als Bischofskollege während meiner zwanzig Jahre als Bischof von Kärnten in guten und schwierigen Tagen besonders verbunden. Wir haben viel Schweres, aber auch viel Schönes miteinander erlebt. Wir waren bis zuletzt im Kontakt. Bei einer unserer letzten Begegnungen hat er mir zum Abschied ein Kreuzzeichen als Segen auf die Stirn geschrieben. Als nunmehr alleiniger Altbischof der Steiermark bleibe ich dem bisherigen Altbischof in Dankbarkeit und im Gebet verbunden.
Nuntius Pedro López Quintana
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ch verbinde mich mit Ihnen, den Priestern und den Gläubigen der Diözese GrazSeckau im fürbittenden Gebet um die ewige Ruhe für den so beliebten Bischof Johann Weber. Er bleibt uns allen als eifriger Hirte in Erinnerung, der sich dem Dienst an der Kirche verschrieben hatte und der den ihm anvertrauten Gläubigen uneingeschränkt in einer beispielhaften Nähe und in einem Geist der Demut und Sympathie stets nahestand.“
Kardinal Christoph Schönborn
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s war ein Glück für die Kirche in Österreich, dass Bischof Weber ab 1995 an ihrer Spitze stand.“ Mit diesen Worten über
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seinen Vorgänger im Amt als Vorsitzender der Bischofskonferenz würdigte Kardinal Schönborn den steirischen Langzeitbischof. „Bischof Weber hat in der schweren Zeit nach der Causa Groer und dem ‚KirchenvolksBegehren‘ die Kirche sehr gut geleitet.“ In den kirchlich schwierigen 90er-Jahren habe sich Weber immer als „ein weiser, kluger, ausgleichender und zugleich engagierter und mutiger Bischof erwiesen“. Sein ganzes Geschick habe Bischof Weber dann im Rahmen des von ihm initiierten „Dialogs für Österreich“ beweisen können und bei der damit verbundenen Delegiertenversammlung 1998 in Salzburg, „die er ausgezeichnet moderiert hat“, so der Kardinal. Erste persönliche Erfahrungen mit dem damaligen steirischen Bischof konnte Schönborn von 1973 bis 1975 sammeln, wo er als Studentenkaplan neben dem damaligen Hochschulpfarrer Egon Kapellari in Graz gewirkt hatte. „Ich habe ihn schon damals als einen sehr menschennahen und beliebten Bischof erlebt.“ Bereits die Ernennung von Weber zum Bischof habe viel Zustimmung und Freude unter den steirischen Katholiken ausgelöst, erinnerte Schönborn. Zuvor hatte sich Weber als Pfarrer von St. Andrä, in einem der „schwierigsten Viertel in Graz“, bewährt und es dort „sehr gut gemacht“. Bischof Weber habe seine „pastorale Erfahrung, kerngesunde Frömmigkeit und Bodenständigkeit“ besonders ausgezeichnet, so Schönborn weiter. „Ich war immer beeindruckt von der pastoralen Kreativität der steirischen Kirche mit ihrer gesunden Frömmigkeit und Verwurzelung im Volk, für die Bischof Weber stand.“
Erzbischof Franz Lackner
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ief bewegt hat mich der Tod von Bischof Johann Weber. Große Dankbarkeit stillt die Trauer. Ein gutes Stück Kirchen- wie Glaubensgeschichte hat in Bischof Weber einen ehrlichen wie begeisterten Zeugen verloren. Sein Glaube war geprägt von Hoffnung und Menschenfreundlichkeit. Die Sorge um den Menschen begleitete ihn bis in die letzten Stunden seines Lebens. Nun ist er heimgegangen. Lieber Bischof Johannes, ein herzliches Vergelt’s Gott!“
Bischof Weber: 1927–2020 Gebetstreffen und der „Kanzeltausch“ mit den benachbarten christlichen Gemeinden wurden zu Wegzeichen einer neuen Verständigung. Die Gründung des Grazer Pfarrerkreises geht ebenso auf sein Konto. Dieses sein Anliegen, unter den Priestern eine verlässliche, ungekünstelte Brüderlichkeit zu stärken, hat ihn als Bischof bewogen, die mittlerweile schon legendären „Steirischen Pfarrerwochen“ ins Leben zu rufen. Bischof Johann Weber hat es verstanden, als Hörender die Frohe Botschaft von Jesus ins Heute zu übersetzen, sensibel, weitsichtig und kreativ in der Sprache.
Blitzlichter
1969, 28. September: Johann Weber, Pfarrer von Graz-St. Andrä, wird zum Bischof von GrazSeckau geweiht.
Ehem. Generalvikar Leopold Städtler Bischof Johann Weber und ich kannten uns seit der Zeit im Grazer Priesterseminar. Wir waren 33 im sogenannten „Krieger Jahrgang“ und wurden 1950 geweiht. Eine enge Zusammenarbeit mit ihm gab es, als er Diözesanseelsorger der Katholischen Arbeiterjugend und ich Kaplan in Fohnsdorf war. 27 Jahre durfte ich dann an seiner Seite die Verantwortung seines Bischofsamtes mittragen. Es gab viel Freude, aber auch Last und Ratlosigkeit. Sein Führungsstil war klar: Wir sind im Ordinariat keine Befehlszentrale, wir sind für die Menschen, für die Pfarren und kirchlichen Gemeinschaften da. Das erwartete er von uns allen im Haus, und das lebte er uns täglich in Offenheit und im Miteinander zwischen „oben und unten“ vor. Sicher mehr als die Hälfte seiner Zeit war er draußen bei den Menschen, alle Pfarren, ob groß oder klein, bedeuteten ihm gleich viel. Nie ist er Schwierigkeiten ausgewichen; seine Hoffnung war: Solange das Gespräch nicht abreißt, ist nichts verloren. Die Notwendigkeiten der Zeit in Kirche und Gesellschaft haben uns ermutigt, Neues zu wagen, wie z. B. den Einsatz von Ordensfrauen im pastoralen Dienst oder die Einführung von Diakonat und mitverantwortlichen Laienräten. Von ihm habe ich gelernt, nie etwas aufzugeben, sondern zwei- oder dreimal anzufangen, wenn man von der Sache überzeugt ist.
Bischof Hermann Glettler
1970, 17. Oktober: Konstituierende Sitzung des Diözesanrates – ein neuer Abschnitt in der steirischen Kirchengeschichte.
1971, 12. November: Bischof Weber nimmt an der Superintendentialversammlung der evangelischen Kirche teil.
1972, 21. September: Bischof Weber begrüßt Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz zu Exerzitien in Admont.
1973, 25. November: Die Kirche der Steiermark protestiert mit der Aktion Leben gegen die Fristenregelung.
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ls ich im Herbst 1999 die Pfarre St. Andrä übernahm, wo er von 1962 bis 1969 als Pfarrer gewirkt hat, haben mich die nachhaltigen Spuren seiner pastoralen Leidenschaft überrascht. Auch nach drei Jahrzehnten waren sie noch deutlich zu erkennen – regelmäßige Hausbesuche als nachgehende Seelsorge, selbstverständliche Übertragung von Verantwortung an Laien, Erneuerung der Liturgie und Mut zu Experimenten sind nur ein paar Stichworte. Ebenso bekam seine ökumenische Aufgeschlossenheit schon in den 60er-Jahren im Bezirk Gries ihre konkrete Gestalt – freundschaftliche Begegnungen, ökumenische
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Bischof Johann Weber bestimmte den Seminaristen Wilhelm Krautwaschl zu seinem bischöflichen Zeremoniär. Er weihte ihn zum Priester und Bischof. Die beiden Bischöfe pflegten einen wertschätzenden und herzlichen Umgang miteinander. Fotos: Neuhold
1974, Februar: 40 steirische Dechanten und Diözesanverantwortliche treffen sich erstmals mit Bischof Weber zu Fortbildungstagen in Freising. Fotos: Ohrt
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1975, 12. Jänner: 3000 Sternsinger treffen sich zu einem „Sternsingerfestival“ mit Bischof Johann Weber.
„In seinen über 93 Lebensjahren war Johann Weber fast 70 Jahre Priester, über 50 Jahre Bischof: Sein Leben und Wirken war ein Segen für unser Land und die Kirche“. Foto: Neuhold
1976, 12. September: Bischof Weber unterschreibt die Gründungsurkunde des Karmels am Heiligen Berg bei Bärnbach.
1977, 1. Mai: Bischof Weber feiert seinen 50. Geburtstag mit einem Festgottesdienst im Dom zu Graz.
1978, 3. November: Die Wohngemeinschaft „Mütter im Karenzjahr“ wird in der Carnerigasse 34 eröffnet.
Er ist heimgega Prälat Heinrich Schnuderl würdigt seinen ehemaligen „Heimatpfarrer“ Johann Weber als Priester und Bischof im Geist des Konzils.
A 1979, 16. September: Über 1000 Pfarrgemeinderäte feiern in Pöllauberg den Auftakt zum Katholikentag 1981.
m Freitag nach Christi Himmelfahrt konnten Prälat Leopold Städtler und ich Altbischof Weber im Landeskrankenhaus besuchen. Er sagte uns, dass er morgen oder in den nächsten Tagen heimgehen werde. Das war mehrdeutig zu verstehen. Am Samstag darauf war es klar: Er hat vom endgültigen Heimgehen gesprochen. Aus dem Glauben heraus dürfen wir sagen: Bischof Johann Weber ist heimgegangen. Da gehen natürlich die Gedanken zurück
1980, 19. April: 700 Steirer und Bischof Weber stimmen sich mit Papst Johannes Paul II. bei der 6. Diözesanwallfahrt in Rom auf den Katholikentag ein. Fotos: Ohrt
Ich habe den aus Graz stammenden Priester Johann Weber in der Zeit, in der er Diözesanseelsorger der Katholischen Arbeiterjugend war und als solcher unzählige Frauen und Männer geprägt hat, die in der Spiritualität von Kardinal Cardijn im Beruf ihr Apostolat ausgeübt haben und zu tragenden Säulen des kirchlichen Lebens in den steirischen Pfarren geworden sind, kennen gelernt. 1962 wurde
er Pfarrer in der Grazer Vorstadtpfarre St. Andrä – mein Heimatpfarrer. Ich durfte erleben, wie Weber mit Laien und Priestern – in einem, wie man sagte, nicht einfachen Milieu – im Geist der kirchlichen Erneuerung des Konzils in unserer Pfarre gewirkt hat: Er hat Vorformen eines Pfarrgemeinderates ins Leben gerufen, die anfangs umstrittenen liturgischen Reformen seines Vorgängers konsequent weitergeführt, mit Überzeugung ökumenische Kontakte geknüpft. Weber hat einen Grazer Pfarrerkreis gegründet und mitbewirkt, dass sich die Grazer Pfarren zu einer besseren Zusammenarbeit als „Stadtkirche“ entschlossen haben. Ich konnte 1967 unter der priesterlichen Begleitung meines Heimatpfarrers in St. Andrä die erste heilige Messe feiern. Überrascht
Von seiner Ernennung zum steirischen Diözesanbischof im Jahr 1969 waren viele zunächst überrascht: Aufgehorcht hat man über seinen Wahlspruch „Den Armen die Frohe Botschaft verkünden“, der bewusste Verzicht auf ein eigenes Bischofswappen hat erstaunt. Spirituell stand er damit in einer Linie mit den Konzilsvätern, die sich im
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likentag aufgerufen – es sollte ein „Fest der Brüderlichkeit“ (damals konnte man dieses Wort noch unbestritten gebrauchen) werden, bei dem wir aktuelle Fragen und Aufgaben diskutiert und mit dem Bischof im Stadtpark beim „Katholikentagskreuz“ die Messe gefeiert haben. Fröhliche Begegnungen der Christen aus dem ganzen Land und mit vielen auch aus dem Ausland angereisten Gästen haben sich ergeben. Diese Tage Ende Juni 1981 haben zum Erlebnis und der Erfahrung von christlicher Gemeinschaft geführt. Im Dreiklang „Beten, Arbeiten, Feiern“ ist dieser Katholikentag zu einem „Markenzeichen“ der steirischen katholischen Kirche geworden. 12 Jahre danach hat die steirische katholische Kirche zu einem „Tag der Steiermark“ unter ähnlichen Vorzeichen und mit starken ökumenischen Akzenten eingeladen. In diesem mit dem Charme des steirischen Diözesanbischofs verbundenen Geist konnte 1997 in Graz auch die zweite europäische Ökumenische Versammlung abgehalten werden. Über die Steiermark hinaus gewirkt
gangen „Katakombenpakt“ u. a. zum Verzicht auf feudale Umgangsformen verpflichtet hatten. Weber hat das Bischofsamt in einer schwierigen Phase nach dem Konzil angetreten. Das ominöse Jahr 1968 hatte auch in unserer Diözese seine Auswirkungen gezeigt. Es galt, die Beschlüsse des Konzils umzusetzen, manchen ging es zu langsam, anderen zu schnell. Dazu
Wir sind ihm von Herzen dankbar. Gott wird es ihm lohnen. kam, dass in unserer Diözese viele Priester das Amt niedergelegt haben. Der neue Diözesanbischof hat aber auch in dieser Phase neue Impulse gesetzt oder zugelassen: Pfarrgemeinderäte und ein Diözesanrat wurden noch vor der Veröffentlichung des neuen Kirchenrechts gewählt. Der Bischof hat in diesen Gremien der Mitverantwortung das synodale Prinzip der Kirche verwirklicht gesehen. Nach spannungsreichen Jahren hat Weber für das Jahr 1981 zu einem steirischen Katho-
Bischof Weber hat auch über die Grenzen des Landes hinaus als Mitglied der Bischofskonferenz Verantwortung getragen: Er war jahrelang Jugendbischof, hat als Referatsbischof für die Medien den Kontakt mit den Journalisten, der Presse und dem Rundfunk gepflegt und war auch über die Grenzen Österreichs hinaus gut vernetzt: in gutem Austausch mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann von Mainz, befreundet mit dem Bischof von St. Gallen in der Schweiz, Ivo Fürer, und mit dem Nachbarbischof von Marburg/Maribor, Erzbischof Kramberger. 1995 musste er – wieder überraschend – den Vorsitz in der Österreichischen Bischofskonferenz übernehmen. Er hat sich mit Kräften, aber leider nicht angemessen unterstützt von manchen seiner bischöflichen Mitbrüder und von römischen Dikasterien, bemüht und angestrengt, in den Konflikten in der österreichischen katholischen Kirche zu vermitteln. Sein Wirken in der Steiermark war verbunden mit der Haltung des Dialogs. So hat er nun einen „Dialog für Österreich“ angeregt, der 1998 zu einer großen Dialogveranstaltung in Salzburg geführt hat. Das Bemühen Bischof Webers hat zwar zunächst nicht die erhofften Früchte, ein Reformprogramm, gebracht. Im Nachhinein kann aber gesagt werden, ohne dieses Engagement wären die Risse und Spaltungen in der Kirche unseres Landes tiefer und schädlicher gewesen. Die Kirche Österreichs, ja die Weltkirche hat Bischof Weber auch diesbezüglich viel zu danken. 2001 hat Bischof Weber um die Annahme seines Rücktritts als Diözesanbischof gebeten und sich wieder über mehrere Jahre in die pfarrliche Seelsorge eingegliedert. In seinen über 93 Lebensjahren war er fast 70 Jahre Priester, über 50 Jahre Bischof: Sein Leben und Wirken war ein Segen für unser Land und die Kirche. Wir sind ihm von Herzen dankbar. Gott wird es ihm lohnen.
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1981, 28. Juni: Beim Katholikentag feiern 80.000 Steirerinnen und Steirer mit ihrem Bischof ein Fest der Brüderlichkeit.
1982: Zwei Priester unserer Diözese werden zu Bischöfen geweiht: Maximilian Aichern für Linz, Egon Kapellari für Gurk.
1983, 13. September: Papst Johannes Paul II. besucht den Gnadenaltar von Mariazell.
1984, 19. November: Bischof Weber erhält von der Karl-Franzens-Universität Graz das Ehrendoktorat der Theologie.
1985, 30. November: Die Leechkirche – die älteste Grazer Kirche – wird Universitätskirche.
1986, 22. November: Mehr als 2000 steirische Pfarrgemeinderäte treffen sich zum „Diözesantag“ der Pfarrgemeinderäte und pfarrlichen Mitarbeiter.
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Am 28. September 1969 wird Pfarrer Johann Weber im Grazer Dom zum Bischof geweiht. Der Nachfolger von Josef Schoiswohl (im Bild bei der Handauflegung) erhält vom Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher (links im Bild) den Stab zum Zeichen seines Hirtenamtes.
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Ein Bischof und „Katholik namens Weber“
Bei der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung trafen sich vom 23. bis 29. Juni 1997 Christen aus ganz Europa zum gemeinsamen Arbeiten und Beten mit dem gastgebenden Bischof Johann Weber.
Zwei Herzen bilden zusammen ein größeres drittes: ein vielsagendes Symbol für das „Fest der Brüderlichkeit“, den Steirischen Katholikentag im Juni 1981. Webers ureigene Idee erreicht viele Herzen. Frohen Mutes kann der Bischof beim Schlussgottesdienst 80.000 Menschen vorangehen. Er ruft ein „Jahrzehnt des Evangeliums“ aus. Fotos: Ohrt
Auf den „Weg des Friedens“ begibt sich Bischof Weber im Mai 1996 mit einer europäischen Delegation in der vom Krieg schrecklich heimgesuchten bosnischen Stadt Sarajevo. Foto: Rupprecht
Als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz weist Bischof Weber mit der „Wallfahrt der Vielfalt“ nach Mariazell (1996) den Weg des Miteinanders.
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In Graz-Schutzengel, der Primizpfarre Webers, wird ein Kirchenneubau errichtet. Bei der Kirchweihe holt der Bischof die Kinder zum Altar. Auf die Kinder vergisst er auch bei seinen Foto: Fantic Visitationen in den Pfarren nie.
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„Wie und wovon werden wir morgen leben?“ fragt Bischof Weber. Und lädt alle kirchlichen und gesellschaftlichen Kräfte des Landes ein, darüber nachzudenken. Dieser Dialog mündet am 26. Juni 1993 in den „Tag der Steiermark“. In ökumenischer Gemeinschaft leiten Bischof Weber und der evangelische Superintendent Ernst-Christian Gerhold die Schlussfeier auf dem Grazer Hauptplatz. Foto: Ohrt
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Mit großem Sinn für die feinen Töne der Sprache hat Bischof Weber viele jugendliche Herzen bewegt. Zum 30-jährigen Bischofsjubiläum gratulierten Schüler der Volksschule Kirchbach.
17. April 2019: Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl gratuliert seinem „Vorvorgänger“ im Bischofsamt zum Goldenen Foto: Neuhold Bischofsjubiläum.
Als „Katholik namens Weber“ ermuntert Bischof Weber im SONNTAGSBLATT_spezial zur Jahrtausendwende: „Der Glaube macht das Leben spannend!“
Als „normaler Kaplan“ – so deklarierte er sich selbst – kam Bischof Johann Weber 2002 in die Pfarre Graz-St. Leonhard (Bild oben mit Pfarrer Hans Schrei). Er wollte Seelsorger und „bei den Leuten“ bleiben. Und das tat er von da an mehr als 17 Jahre lang mit großer Herzlichkeit und Offenheit auch Foto: Fantic, Velchev als beliebter Begleiter älterer Menschen.
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1987, 15. Oktober: „Kirche – wohin geht der Weg?“ ist das Thema für Kardinal König im überfüllten Minoritensaal.
1988, 25. Juni: Auf seiner Pastoralreise nach Österreich feiert Johannes Paul II. mit 70.000 Gläubigen in Gurk.
1989, 4. Juni: Steirischer Frauentag: Bischof Weber feiert mit den Bischöfen Joseph Chang und Michael Pak aus Masan.
1990, 6. Dezember: Vesper und Festakt bilden den Auftakt zum kommenden „Tag der Steiermark“ im Jahre 1993.
1991, 2. März: In Guntramsdorf wird der verstorbene Altbischof Dr. Josef Schoiswohl beigesetzt.
1992, 8. September: Die Seelsorge an der Wallfahrtskirche Mariazell wird wieder dem Gründungskloster St. Lambrecht übertragen. Fotos: Ohrt
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Unvergessene Wor Aus 32 Jahren Bischofsamt hier einige Botschaften aus Ansprachen und Briefen. „Ich habe als Leitspruch für mein Bischofsamt ein Wort der Heiligen Schrift gewählt: Den Armen die frohe Botschaft bringen (Lk 4,18). Man könnte meinen, dass es heute keine Armut gebe. Wer aber offene Augen hat, entdeckt in unserem Land vielfältige Armut. Wir glauben daran, dass in Jesus Christus Gott unser Bruder geworden ist. Deshalb sind wir das Volk Gottes, das brüderlich mit allen Menschen leben will. Von dieser Brüderlichkeit kann man leicht reden. Etwas anderes ist es, diese Brüderlichkeit auch zu verwirklichen. Ich betrachte es als meinen großen Auftrag, Ihnen allen dabei zu helfen." Aus: Bischofsbrief an die Steirer, Sonntagsblatt, 29. Juni 1969, am Tag nach seiner Weihe.
Jedem von uns wird es möglich sein, für seinen Nächsten besser zu sorgen. Dies ist leicht bei Menschen, mit denen man sich versteht, es ist schwer, aber umso notwendiger bei Menschen, mit denen man nicht einer Meinung ist.
„Es ist nicht gut, große Versprechungen zu machen. So will ich Ihnen allen nur sagen, dass sich Ihnen ein Mensch unter Menschen, ein Priester unter Priestern zur Verfügung stellt und Ihnen Hirte und Bruder sein will. In den letzten Jahren durfte ich einer Pfarre vorstehen. Nun ist meine Gemeinde sehr groß geworden, aber wie ein ordentlicher Pfarrer will ich für alle da sein. Für mich gibt es keine Progressiven und Konservativen, keine Fernstehenden und keine Elite oder welche Bezeichnungen man sonst noch verwenden will, sondern nur ein Volk Gottes auf seiner Pilgerfahrt in der Nachfolge Christi.“ Aus: Das Wort des Bischofs, Sonntagsblatt, 5. Oktober 1969.
Foto: Neuhold
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„Liebe Katecheten, Sie sind nicht nur Vortragende, sondern Vorbeter, Voranbeter. Wir beten mit Worten. Und mit Zeichen, etwa vom Verhalten im Kirchenraum bis zum Tischgebet in der Familie usw. Unersetzlich, ja eine Lebensfrage für Österreich ist konkrete Ehrfurcht: Ehrfurcht vor dem Heiligen und ebenso vor dem Leben: vom Ungeborenen bis zum Unheilbaren, zu scheinbar Erfolglosen, Unerwünschten.“ Aus: Im Originalton Bischof Johann Weber, Sonntagsblatt, 10. September 2000, zum Schulbeginn.
Dieses Land braucht einen neuen Dialog mit dem Evangelium. Die Kirche braucht einen neuen Dialog mit dem konkreten Leben. Und wir alle brauchen einen Dialog miteinander, auf möglichst vielen Plätzen. Das zu tun ist jedoch nicht einfach. Aber wir sollten es wagen.
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rte eines Hirten „Unser Land leidet an Priestermangel. Etliche Pfarren haben keine Seelsorger mehr. Andere haben zu wenig Priester. Das ist eine erdrückende Sorge. Zugleich ist dies aber auch ein Anstoß der Gnade: Wir hören darin die Aufforderung Gottes, dass sich das ganze Volk um die Kirche und die Priester mehr sorgen soll. Auch heute beruft Gott junge Menschen. Sie müssen in einer Atmosphäre leben können, in der man sich freut. Deshalb muss der Priesterberuf vom ganzen Volk Gottes gewollt und erbetet werden.“ Aus: Priester sein: erfülltes Leben, Sonntagsblatt, 2. Juli 1972, anlässlich der Priesterweihe.
„Aus der Erfahrung heraus möchte ich folgendes nennen: Keine Sitzung ohne geistige und geistliche Vertiefung. Sich niemals abkapseln, sondern im Gegenteil die ungeschminkte WirkIichkeit des jeweiligen Lebensbereiches im Pfarrgemeinderat einbringen. Im Pfarrgemeinderat auch miteinander
Ein volles, heiteres Ja zu unserer Kirche. Wie in einer gesunden Familie sich die Kinder balgen und miteinander streiten und dann doch herzlich lieb haben — das denke ich von unserer Kirche. beten, Schrift lesen, Eucharistie feiern. Unverdrossen die Kunst des Dialoges einüben. Das heißt: aufeinander hören können, einander ernst nehmen, den guten Willen zugestehen, auch wenn man sich nicht der anderen Meinung anschließen kann. Kritik ertragen können.“ Aus: Diözesanbischof Johann Weber antwortet: Was erhoffen Sie sich von den Pfarrgemeinderäten, Sonntagsblatt 17. März 1974.
„Hierzulande gebrauchen wir verschiedene Worte beim Abschiednehmen. ‚Vergelt’s Gott!‘ sei mein erstes. Denn ich hätte nie geahnt, was ich an Großartigem in diesen 32 Jahren erleben durfte. Es waren nicht immer Erfolge, wenn uns auch vieles gelungen ist. Erlebt habe ich die Freude, Zuversicht und Tapferkeit unzähliger Frauen und Männer, Jugendlicher und Kinder, Laien und Geweihter. Gott vergelte es auf seine Weise, und das heißt: So soll es weitergehen! ‚Auf Wiedersehen‘ ist mein zweites. Das heißt zunächst, dass ich nach einer Zeit des Abstands wieder in der steirischen Seelsorge mithelfen möchte. Noch mehr aber heißt das, dass wir den kostbaren Schatz des Miteinander in unserer Diözese wahren müssen, dass wir nicht aneinander vorbeischauen, auf andere herabschauen, sondern einander in die Augen schauen – vor allem denen, die in irgendeiner Weise Leiden tragen. Und schließlich: ‚Behüt Euch Gott!‘ Das braucht keine Erklärung. Das ist die Wahrheit, die der Kirche anvertraut ist, nämlich: Er ist bei uns ‚alle Tage bis zum Ende der Welt‘.“ Aus: „Auf Wiedersehen, Behüt’ Euch Gott!“, Sonntagsblatt, 29. April 2001. Bischof Johann Weber vor der Übergabe des Hirtenstabes.
Konservativ heißt bewahrend, progressiv heißt voranschreitend. Doch das sagt noch nicht viel. Ich muss zuerst wissen, was wir bewahren und wohin wir weitergehen sollen.
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1993, 26. Juni: „Tag der Steiermark“ – 20.000 Steirerinnen und Steirer feiern, zelebrieren und üben den Dialog.
1994, 25. September: Bischof Weber predigt beim Festgottesdienst zu seinem Silbernen Bischofsjubiläum.
1995, 20. April: Gratulation zum 70. Geburtstag an Leopold Städtler, den langjährigen Generalvikar von Bischof Weber.
1996, 9. September: Auf der „Wallfahrt der Vielfalt“ sucht Bischof Weber das Gespräch mit Vertretern des KirchenvolksBegehrens.
1997, 23. bis 29. Juni: Graz ist glücklicher und beglückender Gastgeber der „2. Europäischen Ökumenischen Versammlung“.
1998, 25. Oktober: Unter Vorsitz von Bischof Weber bleibt in Salzburg der vielbeachtete „Dialog für Österreich“ lebendig. Fotos: Ohrt
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1999: Als einer von 15.000 Botinnen und Boten überbringt Bischof Weber mit „Grüß Gott 2000“ ein Segenszeichen.
2000, 17. Dezember: „Der Priester der Zukunft muss teamfähig sein“, prognostiziert Bischof Weber in einem Gespräch.
Die Ordensfrauen waren Bischof Weber stets ein Herzensanliegen. Er förderte auch ihren Einsatz in der Seelsorge und wusste um ihren unschätzbaren Wert für das Leben und die Zukunft unserer Kirche. Foto: Labner
2001, 22. April: Bischof Weber gibt beim Festgottesdienst der Amtsübergabe den Bischofsstab an Bischof Kapellari weiter.
Er bleibt in unseren Das geistliche Herz der Steiermark
2002: Nach seiner Emeritierung wirkt Bischof Weber in der Pfarre Graz-St. Leonhard seelsorglich und liturgisch engagiert mit.
2009, 17. Mai: Bei zahlreichen Festgottesdiensten (hier in Thal) hat Bischof Weber als lebensnaher Prediger Spuren hinterlassen.
Bischof Johann Weber hat in den Herzen der Steirerinnen und Steirer einen ganz besonderen Platz. Er war über Jahrzehnte das geistliche Herz einer aufblühenden Steiermark. Sein aufbrechender offener Geist, verpflichtet dem 2. Vatikanischen Konzil, prägte als „Bischof der kleinen Leut“ Generationen an Steirerinnen und Steirern. Ich habe ihm im April zu seinem Geburtstag gratuliert und war sehr berührt von seiner Antwort. Zu Christi Himmelfahrt konnte ich Bischof Johannes noch im Krankenhaus besuchen und mich von ihm verabschieden. Seine Fähigkeit, auf die Menschen zuzugehen, und sein Gespür für die Leute werden unvergessen bleiben. Er war ein Bischof, der mit offenem Herzen auf die Menschen zuging, um mit ihnen gemeinsam den Weg des Glaubens zu gehen. Ein Steirer, den die Steiermark als Land von Offenheit und Herzlichkeit betrauert, weil Johann Weber uns mit seinem Geist in das Herz geschrieben hat. LANDESHAUPTMANN HERMANN SCHÜTZENHÖFER
2011: Im „Ruhestand“ ist Bischof Weber beliebter Referent bei Tagungen und Einkehrtagen, wie hier bei der Konferenz der KAB und KMB. Fotos: Ohrt (2), Fantic (3), Neuhold
Ganz nahe bei den Menschen und bei Gott Mit dem Wahlspruch „Den Armen die Frohe Botschaft bringen“ hat Bischof Johann Weber
von Anfang an das Handeln der Caritas zu einer wesentlichen Dimension seines seelsorgerischen Wirkens gemacht. Ganz nahe bei den Menschen und bei Gott, aufmerksam und interessiert für unsere Arbeit war er der Caritas bis zuletzt verbunden. Persönlich war er mir Weggefährte – ein Wort, das er gerne gebrauchte –, der mich entscheidend geprägt und behutsam begleitet hat. HERBERT BEIGLBÖCK, CARITAS-DIREKTOR
Er hat schon früh Laien Vertrauen geschenkt Bischof Weber hat in allem darauf geschaut, die Freude am Glauben zu wecken und zu stärken. Mit feinem Gespür hat er Anliegen und ihre wesentlichen Hintergründe jeweils spontan erkannt. Seine raschen und verlässlichen Antworten haben beeindruckt, wichtige Entscheidungen hat er mit intensiven Gesprächen vorbereitet. Schon früh hat er Laien mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut und ihnen Vertrauen entgegengebracht. Ebenso hat er an Freuden und an Leiden von Mitarbeitern stets persönlich Anteil genommen, wofür ihm herzlich zu danken ist. JOSEF HEUBERGER, EHEM. BISCHOFSSEKRETÄR UND ORDINARIATSKANZLER
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und innerhalb der Frauenordensgemeinschaften. Er war uns ein treuer Wegbegleiter und Förderer. Vielen Ordensfrauen hat er den Weg in den pastoralen Dienst eröffnet und sie ermutigt. Wir verdanken ihm sehr viel. Gott schenke ihm die ewige Heimat bei ihm.
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SR. SONJA DOLESCH, PROVINZOBERIN DER GRAZER SCHULSCHWESTERN
Er trug Veränderungen mit viel Geist mit
Herzen
Bereits ein Jahr nach seiner Emeritierung als Bischof begann Johann Weber in der Grazer Pfarre St. Leonhard seelsorglich tätig zu sein. Seine Art, Gottesdienst zu feiern, seine Predigten, seine Gespräche am Kirchplatz und mit den Mitarbeiter(inne)n waren von einer Tiefe und großen Wertschätzung zu allen Menschen geprägt. Johann Weber war nach 32 Jahren als Bischof mit Leib und Seele Pfarrer geblieben. So war er für Pfarrer Franz Fink und in der Folge auch für mich eine große Stütze in unseren vielfältigen Aufgaben in der Pfarre. Er trug aber auch Veränderungen mit viel Geist mit, so etwa den Beginn des Pfarrverbandes St. Leonhard, Kroisbach und Ragnitz. Er feierte zur großen Freude der Bevölkerung bis zu seinem 92. Lebensjahr in allen drei Pfarren sonntags und feiertags Gottesdienste. Als die Rede von den Seelsorgeräumen kam, sagte er mir bei einem Besuch: „Ich glaub, dass Gott lächelt und uns zuruft: Jetzt ist es Zeit für etwas Neues. Traut’s euch was! Probiert’s was!“ Ich bin dankbar für dieses Glaubenszeugnis und für diese Ermutigung.
2012, 24. April: An seinem 85. Geburtstag besucht der begeisterte SONNTAGSBLATT-Leser Bischof Weber die Redaktion.
2015, 14. Juni: Bischöfliche Umarmung beim Friedensgruß für den neugeweihten Bischof Wilhelm Krautwaschl.
2017, 30. April: LH Hermann Schützenhöfer gratuliert in der Pfarre Graz-Andritz Bischof Weber zu seinem 90. Geburtstag.
PFARRER HANS SCHREI
Das ökumenische Klima ist ihm zu verdanken Bischof Johann Weber hat durch viele Initiativen die Ökumene in der Steiermark gefördert. Die Bitte Jesu im hohepriesterlichen Gebet, dass alle eins seien, wie er und der Vater eins sind, war auch für Bischof Weber Auftrag seines apostolischen Wirkens. Das gute ökumenische Klima in der Steiermark, das nicht zuletzt entscheidend war, dass die zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz stattgefunden hat, ist ihm zu verdanken. Kein großes Fest in der steirischen Kirche ist ohne ökumenischen Bezug und ökumenische Gastfreundschaft gefeiert worden. Wir wissen uns im gemeinsamen Glauben an den auferstandenen Herrn über den Tod hinaus mit ihm verbunden und erbitten für ihn die Vollendung seines Lebens in der Herrlichkeit des Himmels. CHRISTIAN LEIBNITZ UND BRUNO GASPER, VORSITZENDE DES ÖKUMENISCHEN FORUMS
Ein Brückenbauer und Wegbegleiter Die steirischen Ordensfrauen trauern um Altbischof Johann Weber und sind im Gebet mit allen Christinnen und Christen unserer Diözese verbunden. Bischof Weber war auch Brückenbauer zu den Ordensgemeinschaften
In väterlicher Freundschaft verbunden Bischof Weber hat mir 1979 die Verantwortung als Generalsekretär für das „Fest der Brüderlichkeit“ – Steirischer Katholikentag 1981 anvertraut. Seither bin ich mit ihm in väterlicher Freundschaft und Achtung verbunden! Er hat mich 1982 zu einem Besuch in der Partnerdiözese Masan in Südkorea mitgenommen, wir waren gemeinsam bei Atom-Ruinen in Hiroshima/Japan. Ich habe den Bischof in Deutschenofen/Südtirol und in Serfaus, wo er mit seinem Bruder Alfred urlaubte, besucht. Beide waren zu Lebzeiten meiner Mutter zu Besuch in meinem Heimathaus in Obsteig in Tirol. Als ich Mitte der 1980er Jahre in die Diözese Innsbruck wechseln wollte, hätte er mir letztendlich nichts in den Weg gelegt, vielmehr hat er mich sanft und behutsam in der Steiermark „behalten“! Unserem Akademischen Gymnasium war er treu verbunden und mit seinen Klassenkameraden des Öfteren zu Besuch. Wie alljährlich habe ich noch am 23. 4. 2020 eine SMS-Antwort zu meiner Gratulation zum 93er von Bischof Weber bekommen. Vergelt’s Gott für alles … JOSEF WILHELM, EHEM. KA-GENERALSEKRETÄR
2018, 24. Juni: Fröhlich schwingt Bischof Weber seinen Stock beim Fest „800 Jahre Diözese GrazSeckau“ im Grazer Stadtpark.
2019, 28. September: Sein Goldenes Bischofsjubiläum feiert Bischof Weber in einem CaritasPflegewohnhaus.
2020, 23. Mai: Die letzten 41/2 Lebensjahre verbringt Bischof Weber im Alten- und Pflegeheim der Dienerinnen Christi in GrazAndritz. Fotos: Neuhold (5), Velchev
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Bischof Weber: 1927–2020
31. Mai 2020
Dr. h.c. Johann Weber – Lebenslauf
1. In Graz-Seckau 1927: Johann Weber wird am 26. April 1927 in Graz-St. Veit geboren. Der Vater ist Gendarmerieinspektor, die Mutter hat Schneiderin gelernt und versorgt Haushalt und Kinder. Johann hat fünf Geschwister. Er besucht die Volksschule in Graz-Eggenberg. 1937/38: Schüler im bischöflichen Knabenseminar (bis zu dessen Auflösung). 1938f.: Schüler am Akademischen Gymnasium in Graz. 1943–45: Einberufung als Luftwaffenhelfer, zuletzt Militärdienst in der Oststeiermark 1945/46: Vom Krieg gezeichnet und ratlos wendet sich der junge Mann jenen Studienfächern zu, für die er sich schon in der Gymnasialzeit am meisten begeistern konnte: Germanistik und Geschichte. Nach zwei Semestern an der Karl-FranzensUniversität in Graz bringt das vom Germanistikprofessor vorgeschlagene Dissertationsthema – „Die Rolle der deutschen Kleinstadt in der deutschen Dichtung“ – die Erkenntnis, die zum Umdenken führt: „Das kann nicht alles sein.“ 1946–50: Studium der Theologie in Graz. 1950: Am 2. Juli 1950 empfängt Johann Weber im Grazer Dom die Priesterweihe. Primizprediger bei der ersten Eucharistiefeier des Neugeweihten in der Grazer Schutzengel-Pfarre ist Daniel Kern. 1950–53: Kaplan in KapfenbergHl. Familie. 1953–56: Kaplan in Köflach. 1956–62: Diözesanseelsorger der Katholischen Arbeiterjugend. 1962–69: Stadtpfarrer in GrazSt. Andrä. 1969: Am 10. Juni 1969 wird der Pfarrer Johann Weber von Papst Paul VI. zum 56. Bischof der Diözese Graz-Seckau ernannt. Die Bischofsweihe im Dom zu Graz wird am 28. September 1969 gefeiert. Johann Weber wählte den Wahlspruch „Evangelizare pauperibus – Den Armen die Frohe Botschaft bringen (Lk 4,18)“.
2. In Österreich 1969–82: Referent für Jugendseelsorge und Studentenseelsorge. Vorsitzender des Kuratoriums des Betriebsseminars in Linz (bis 1982) und Vorsitzender des Kuratoriums des Seminars für kirchliche Berufe (bis 1985). 1972–82: Referent für „Kirche in der Gesellschaft“. 1975–90: Referent für die Gefangenenhaus-Seelsorge. 1976–2001: Mitglied und ab 1984 Vorsitzender des Kontaktkomitees „Bischofskonferenz – Theologische Fakultäten“. 1978–1986: Vorsitzender der Gemischten Kommission Bischofskonferenz – Ordensleute. 1982–1986: Referent für die Männer- und Frauenorden. 1982–2000: Referent für die Theologischen Fakultäten. 1982–1997: Referent für Priesterseminare und Kleine Seminare. 1982–1990: Referent für pastorale Angelegenheiten (Pastoralkommission Österreichs, Koordination pastoraler Bemühungen). 1984–1997: Präsident des Canisiuswerkes – Zentrum für geistliche Berufe. bis 1993: Pressesprecher der Österreichischen Bischofskonferenz. 6. 4. 1995–30. 6. 1998: Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. 1998–2000: Stellvertretender Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. 1993–2000: Vorsitzender der Glaubenskommission. November 1995–August 1997: Ökumenereferent. 1997–2000: Referent für Medien. 3. Auszeichnungen 1980: Ehrenring des Landes Steiermark. 1983: Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich. 1984: Ehrendoktorat der Theologie an der Karl-FranzensUniversität Graz. 1987: Ehrenring der Landeshauptstadt Graz. 1994: Ehrensenator der KarIFranzens-Universität Graz. 1999: Träger der Pro-MeritisMedaille in Gold der KarlFranzens-Universität Graz. Ehrenbürger der Landeshauptstadt Graz. Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern.
Fotos: Amsüss, Neuhold
Begräbnisfeierlichkeiten Bischof Johann Weber Das Requiem für Altbischof Johann Weber wird am 3. Juni um 13.15 Uhr im Grazer Dom gefeiert. Am 2. Juni ist Bischof Weber von 9 bis 18 Uhr im Grazer Dom für den persönlichen Abschied aufgebahrt. Die Familie, Vertreter des kirchlichen und öffentlichen Lebens sowie Wegbegleiter nehmen auf Wunsch des Verstorbenen im Grazer Dom am Mittwoch, 3. Juni 2020, um 13.15 Uhr Abschied von Johann Weber, dem 56. Bischof der Diözese Graz-Seckau. Es wird um Verständnis gebeten, dass aufgrund der gesetzlichen Vorgaben in dieser herausfordernden Zeit leider nur geladene Gäste im Dom mitfeiern können. Das Requiem und die anschließende Beisetzung in der Bischofsgruft im Dom überträgt der ORF live und ermöglicht so ein gutes Mitfeiern. Am Dienstag, 2. Juni, kann von 9 bis 18 Uhr von Altbischof Weber im Grazer Dom persönlich Abschied genommen werden; ein Kondolenzbuch liegt dort auf. Ein Online-Kondolenzbuch ist auf der diözesanen Homepage eingerichtet. In den Pfarren der Steiermark wird am 2. Juni abends Totenwache gehalten. Auch am Dreifaltigkeitssonntag wird seiner in der Feier der Gottesdienste gedacht. Es wird gebeten, von Kranz- und Blumenspenden Abstand zu nehmen und im Sinn des Verstorbenen den Bischof-Johann-Weber-Fonds der Caritas für den Lebensunterhalt für Menschen in Not zu unterstützen (IBAN: AT08 2081 5000 0169 1187 – BIC: STSPAT2GXXX, „Bischof-Johann-Weber-Fonds“). Online informiert www.sonntagsblatt.at | www.katholische-kirche-steiermark.at
Bischof Weber zum Nachlesen Miteinander aufbauen (1973). Ein Taschenbuch, das sich an ein breites Publikum wendet, vor allem an die Jugend. 27 Kurztexte, größtenteils für den mündlichen Vortrag bestimmt, sind hier gesammelt, Predigten, Reden und Rundfunkansprachen aus Johann Webers ersten Jahren als Bischof. Allen diesen Texten gemeinsam: eine klare, couragierte Sprache, getragen von der Überzeugung, dass die Kirche nicht nur Zukunft hat, sondern Zukunft ist.
Bei den Leuten (1993). Am Vorabend seines Silbernen Amtsjubiläums geht Bischof Weber in Gedanken auf Visitationsreise, durchquert die Diözese, besucht alle ihre Pfarren, lässt Revue passieren, was ihm da und dort begegnet ist – und gibt ihm mit dem vorliegenden Buch Gestalt: keine Autobiographie, sondern eine heitere Bestandsaufnahme kirchlichen Lebens im Wandel der Zeit, kongenial ergänzt durch Karikaturen von Bischof Stecher.