SONNTAG
Kirche bunt 48 / 2020
1. Lesung
Gott – „Unser Erlöser von jeher“ Du, HERR, bist unser Vater, „Unser Erlöser von jeher“ ist dein Name. Warum lässt du uns, HERR, von deinen Wegen abirren und machst unser Herz hart, sodass wir dich nicht fürchten? Kehre zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbbesitz sind! Hättest du doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen, sodass die Berge vor dir erzitterten. Seit Urzeiten hat man nicht vernommen, hat man nicht gehört; kein Auge hat je einen Gott außer dir gesehen, der an dem handelt, der auf ihn harrt. Du kamst dem entgegen, der freudig Gerechtigkeit übt, denen, die auf deinen Wegen an dich denken. Siehe, du warst
zornig und wir sündigten; bleiben wir künftig auf ihnen, werden wir gerettet werden. Wie ein Unreiner sind wir alle geworden, unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid. Wie Laub sind wir alle verwelkt, unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind. Niemand ruft deinen Namen an, keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und hast uns zergehen lassen in der Gewalt unserer Schuld. Doch nun, HERR, du bist unser Vater. Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände. Jes 63,16b-17.19b; 64,3-7
Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt. Aus dem Evangelium nach Markus
2. Lesung
Ihr seid an allem reich geworden Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Ich danke meinem Gott jederzeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus geschenkt wurde, dass ihr an allem reich geworden seid in ihm, an aller Rede und aller Erkenntnis. Denn das Zeugnis über Christus wurde bei euch gefestigt, so-
dass euch keine Gnadengabe fehlt, während ihr auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus wartet. Er wird euch auch festigen bis ans Ende, sodass ihr schuldlos dasteht am Tag unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn. 1 Kor 1,3-9
Kurz erklärt Die 1. Lesung steht im Zusammenhang mit der Rückkehr aus dem Exil. Trauer über die Zerstörung Jerusalems und die eigene Schuld wird in einem Gebet ebenso vor Gott gebracht wie die Erfahrung der Gottferne und die Sehnsucht nach Vergebung und Versöhnung. Voller Zuversicht wird Gott als Vater angesprochen – so lehrt auch Jesus seine Jünger beten. Der Gottesname „Unser Erlöser von jeher“ lässt hoffen, dass die Betenden auch jetzt durch ihn Erlösung und Heil erfahren. Paulus spricht in der 2. Lesung am Beginn seines ersten Schreibens an die Korinther die dortigen Gläubigen mit einem starken Gruß an: mit der Zusage von Gande und Friede, die von Gott kommen. Anlass des
Evangelium vom Sonntag Jesus sprach zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater. Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam! Mk 13,24-37
Gebetsanliegen des Papstes Briefes sind freilich Unstimmigkeiten in der Gemeinde, die sich ihrer reichen Geistesgaben rühmte. Diesen Reichtum spricht Paulus auch an. Die eigentliche adventliche Zusage ist aber, dass wir berufen sind zur Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes, Jesus Christus, unserem Herrn. Das Evangelium ist von der Ermahnung zur Wachsamkeit geprägt. Es geht um das (Wieder-)Kommen des Menschensohnes. Ist es nicht selbstverständlich, dass der Türhüter wachen soll? Er soll dem Hausherrn öffnen. Der Auftrag wird noch präzisiert: Niemand weiß, wann der Hausherr kommt. Es ist ein Dauerauftrag: Seid wachsam, bereit für den Menschensohn. Jetzt, heute, nicht lethargisch, auch nicht fanatisch aufgeregt!
Dezember Wir beten, dass unsere persönliche Christusbeziehung durch das Wort Gottes und unser Gebet wachse.
Liturgie der Woche 29. November – 1. Adventsonntag L1 Jes 63,16b-17.19b; 64,3-7 A Ps 80,2ac u. 3bc.15-16.18-19 L2 1 Kor 1,3-9 Ev Mk 13,33-37 (oder 13,24-37) StB Woche 1 30. November – Hl. Andreas L Röm 10,9-18 A Ps 19,2-3.4-5b Ev Mt 4,18-22 1. Dezember L Jes 11,1-10 Ev Lk 10,21-24 2. Dezember L Jes 25,6-10a Ev Mt 15,29-37 3. Dezember L Jes 26,1-6 Ev Mt 7,21.24-27 4. Dezember L Jes 29,17-24 Ev Mt 9,27-31 5. Dezember L Jes 30,19-21.23-26 Ev Mt 9,35 - 10,1.6-8 6. Dezember – 2. Adventsonntag L1 Jes 40,1-5.9-11 A Ps 85,9-10.11-12.13-14 L2 2 Petr 3,8-14 Ev Mk 1,1-8
EINHEITSÜBERSETZUNG DER HEILIGEN SCHRIFT, VOLLSTÄNDIG DURCHGESEHENE UND ÜBERARBEITETE AUSGABE © 2016 KATHOLISCHE BIBELANSTALT GMBH, STUTTGART
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SONNTAG
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Lernen wir, unsere Blicke wachsam dorthin zu fokussieren, wo wir dem Guten begegnen, wo wir einander helfend zur Seite stehen. Foto (Symbolbild): megaflopp - stock.adobe.com
Gott in den Augen der anderen an kann die Texte des heutigen Evangeliums als Bilder einer seelischen Not verstehen. Wir hören von Menschen, die in ihrem Herzen Finsternis erleben, die mit dem Gefühl leben, dass ihnen alles zusammengebrochen ist. Sie haben nichts, worauf sie hoffen können. Menschen leben in der Angst, dass alles bald zugrunde gehen wird. In so eine Situation kommt der „Menschensohn“, wie Jesus sich hier selber bezeichnet: Er wird alle Geretteten sammeln. In diese Bedrängnis hinein kommt der Retter. Das erinnert an den Dichter Hölderlin, wenn er schreibt: „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Auch heuer, nach den Terrorkatastrophen und den Klimakatastrophen, während der vielen Herausforderungen der Corona-Pandemie, begleitet durch Krankheit und Tod, braucht es eine neue Form der Wachsamkeit. Manchmal erleben wir eine Situation so, als habe uns Gott verlassen. „Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen. (…) Dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.“ (Mk 13,34) Wer macht für uns diesen Dienst der Wachsamkeit? ER soll uns bei seiner Rückkehr nicht schlafend antreffen. Jesus hat seine Jünger vor Augen, wenn er vom Wachsam-Sein spricht. Schlafen sie? Schläft die Kirche heute? Sie schläft dann, wenn sie nicht mehr mit Gott und seinem Kommen rechnet. Manchmal haben wir die Augen zu und wollen gar nicht wahrnehmen, was um uns herum geschieht. Wir sind zwar wach, aber innerlich gar nicht präsent. Manchmal schließen wir die Augen und wollen nicht hinsehen,
was sich gerade tut. Wir spüren nicht mehr, dass Jesus jederzeit bei uns anklopfen kann. Wir verschließen die Augen und ignorieren, dass auch uns Krankheit, Veränderung, Not und Sorgen treffen können. Wenn wir nun so viel Abstand zueinander halten müssen, dann besteht die Gefahr, dass die Menschen auch zu Gott einen großen Abstand halten. Gott will aber zu uns kommen und dem Menschen nahe sein. Wir haben einen Gott der Nähe, der bei uns sein möchte. Das ist nicht leicht zu begreifen und schon gar nicht in einer Zeit, wo wir lernen sollen, einan-
anderen Sinne zu schärfen, um so die Kommunikation zu anderen aufrecht zu erhalten. Lernen wir, unsere Blicke wachsam dorthin zu fokussieren, wo wir dem Guten begegnen, wo wir einander helfend zur Seite stehen oder wo wir die Not der anderen Menschen wahrnehmen. Erleben wir das Leuchten in den Augen des Anderen und der Anderen, aber auch die Tränen oder das Leid. Schärfen wir unseren Blick füreinander, damit Jesus in unserer Zeit – trotz Krankheit, Leid und Tod – lebendig werden kann. Vieles an Brauchtum und Traditionen, das uns bisher im Advent vertraut war, geht heute so nicht. Dennoch dürfen wir eine neue Erfahrung in der Begegnung mit anderen machen: In den Augen des anderen die Liebenswürdigkeit unseres Gottes entdecken. Wir müssen Abstand halten und hören die Zusage des Apostels Paulus: „Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.“ (1 Kor 1,3-9) Ich lade Sie ein, liebe Leserin, lieber Leser, wachsam darauf zu achten, wo Gott sich in diesem Advent Ihnen in Ihrem Alltag und vor allem in den Blickkontakten mit Menschen zeigen möchte.
ER soll uns bei seiner Rückkehr nicht schlafend antreffen. der physisch fern zu bleiben. Die Corona-Pandemie verlangt von uns einmal mehr, dass wir mit den Menschen auf physische Distanz gehen sollen. Hinzu kommt, dass wir einander nicht mehr von Angesicht zu Angesicht begegnen können, sondern unsere Begegnungen sich auf den Blickkontakt beschränken. Es ist eine enorme Beeinträchtigung im Vergleich zu dem, wie wir einander in der Zeit ohne Mund-NasenSchutz und den dazugehörigen Abstandsregeln begegnet sind. Vielleicht ist es endlich an der Zeit, zu spüren, was es heißt, einander mit eingeschränkten Sinnen zu begegnen. Ich denke an all jene Menschen, die auf Grund einer Sinnesbeeinträchtigung gelernt haben, ihre
Foto: Moritz Schell
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Diözesanbischof
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SONNTAG ZU HAUSE FEIERN
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1. Adventsonntag Einstimmung u Bereiten Sie einen Platz zum gemeinsamen Feiern vor (Tischtuch, Bibel …). u Stellen Sie den Adventkranz und eventuell, wenn möglich, Weihwasser bereit. u Halten Sie zu Beginn dieser Feier ein paar Augenblicke Stille. u Beginnen Sie mit dem Kreuzzeichen.
Die erste Kerze wird entzündet. Der Adventkranz am Foto wurde von Anna Rosenberger, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung der Diözese St. Pölten, mit den Missionskerzen der kfb gestaltet.
Am 1. Adventsonntag bringen wir normalerweise unseren Adventkranz in die Kirche zum Segnen. Heuer bitten wir Gott in unserer Familie zu Hause um den Segen für uns und den Adventkranz. Wir bereiten uns auf Weihnachten vor: Gott wird Mensch! Unser Adventkranz ist unser Begleiter in den nächsten Wochen und jeden Sonntag zünden wir eine Kerze mehr an, sodass es bis Weihnachten ganz hell wird. Mit jedem Sonntag brennt ein Licht der Hoffnung mehr und erfüllt unser Zuhause, unsere Dunkelheiten mit hellem Licht. Adventkranzsegnung Gott, du Quelle unserer Hoffnung.
Foto: Anna Rosenberger
Einführung zum Fest
Lass durch unser Leben deine Menschlichkeit Hand und Fuß bekommen. Jede/r darf sich selber mit dem Weihwasser ein Kreuz auf die Stirn machen und auch der Adventkranz kann mit dem Weihwasser gesegnet und die erste Kerze entzündet werden.
In den Dunkelheiten unseres Lebens, in finsterer Ausweglosigkeit, wenn in der Natur nichts mehr wächst und die Sehnsucht nach Licht immer größer wird, versammeln wir uns im Advent um einen grünen Kranz und entzünden immer mehr Lichter.
Lied: Wir sagen euch an den lieben Advent (GL 223 / 1. Strophe)
Damit bereiten wir uns auf das Weihnachtsfest vor, das Fest, in dem du, Gott, auf der Erde in einem kleinen Kind zu atmen begannst.
Aufwachen, die Zeit ist da! Wacht auf vom Schlaf der Sicherheit und Müdigkeit, vom Schlaf der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit! Wacht auf! Werdet wach und offen für die Gegenwart Gottes in eurem Leben. Für das Dasein Gottes hier und jetzt! Habt keine Angst! Auch wenn die jetzige Zeit herausfordernd ist. Gott ist unendliche Barmherzigkeit! Der liebende Gott erweckt in euch Sehnsucht nach Liebe und Frieden, nach wirklichem Leben! Werdet wachsam für Gottes Barmherzigkeit! Öffnet Herz und Verstand für Gott und lebt so, dass ihr Gott gefällt! Wachet und betet allezeit!
Dich, Gott, bitten wir: Segne diesen Kranz und führe uns mit allen zusammen, die ebenfalls diese Sehnsucht nach Licht in sich spüren. Segne diese grünen Zweige, damit sie uns zu einem Zeichen der Hoffnung werden auf ein sinnvolles und geglücktes Leben. Segne diese Kerzen, damit sie uns zum Zeichen deines Lichtes werden, das uns Orientierung und Sicherheit schenkt.
Impuls zum Evangelium Mk 13,33-37 Aufwachen – wach werden für Gott
den vielen Herausforderungen, die auf sie einströmen. u Wir bitten… Jede/r ist eingeladen, eine Bitte auszusprechen. u Wir danken für alle, die sich in den verschiedenen Berufen einsetzen für die Mitmenschen. u Wir danken für kleine Aufmerksamkeiten, die wir uns gegenseitig schenken – einen Anruf, ein kleines Geschenk, einen schönen Text … u Wir danken … Jede/r ist eingeladen, einen Dank auszusprechen. Wir sind Kinder Gottes und beten gemeinsam das Vaterunser – im Bewusstsein, dass viele Menschen auf der ganzen Welt so miteinander beten. Segensgebet Gott, du liebst uns und schenkst uns mit dem Adventkranz Lichter der Hoffnung. Segne uns und sei uns nahe. Segne uns und erhelle unser Herz. Segne uns und schenke uns Hoffnung. Segne uns mit deiner Liebe! Amen. Inhaltliche Gestaltung: Anna Rosenberger, Elfi Gindl und Mag.a Monika Liedler (kfb) Text zur Adventkranzsegnung:Veronika Kitzmüller Mag.a, Geistl. Assistentin der kfb OÖ
Bitten und Dank Du, Gott, begleitest uns in unserem Leben. Atme in uns, wenn wir das Licht am Adventkranz betrachten und deine Botschaft hören.
u Wir bitten für alle, die krank oder einsam
sind, die sich Sorgen machen um Familie, Freunde, Nachbarn und Bekannte. u Wir bitten für alle, die sich schwer tun mit
Weitere spirituelle Impulse und Anregungen zu Advent und Weihnachten sowie den kfb-Adventkalender mit wöchentlichen Hauskircheimpulsen finden sich auf der kfb-Homepage http://kfb.dsp.at bzw. der Homepage der Pastoralen Dienste www.pastoraledienste.at