Wessen Welt?

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WESSEN WELT? Wem nutzt die Energiewende - und wer trägt die Kosten? Umweltpolitische Forderungen der SDAJ


Von Klima, Kohle und Kapitalismus Überall spricht man von Umweltschutz, Klimawandel und CO2-Emissionen. Denn Fakt ist, dass die ökologische Krise unserer Gesellschaft nicht mehr wegzureden ist. Das Ausmaß des Schadstoffausstoßes und besonders des auf Profit gerichteten gigantischen Ressourcenverbrauches führt immer mehr zu einer lebensbedrohlichen Lage. Große Konzerne verpesten die Umwelt, bringen das Klima aus dem Gleichgewicht und wälzen die Kosten und Risiken auf die Bevölkerung ab: Allein in den letzten 14 Jahren ist der Strompreis in Deutschland um gut 66% gestiegen! Immer mehr Jugendliche beschäftigen sich mit diesem Thema: Mehr als ¾ halten den Klimawandel für ein großes Prob-

Im ersten Artikel stehen die Energiepolitik des deutschen Staates und die Energiemonopole im Mittelpunkt. Wie sieht der Energiesektor in Deutschland überhaupt aus? Der zweite Artikel befasst sich mit der Energiewende und zwei zentralen Fragen: Wer profitiert wirklich und wer trägt die Lasten?

lem und mehr als 2/3 denken, dass er die Existenz der Menschheit bedroht. Darum haben wir uns einige Frage gestellt: Was steckt hinter Energiewende und Atomausstieg? Wer profitiert eigentlich davon und wer trägt die Kosten der riesigen Umstrukturierung des deutschen Energiemarktes? Werden die Interessen der Bevölkerung, besonders der Jugend, überhaupt berücksichtigt? Außerdem stellen wir die Frage, ob umfassender Umweltschutz in unserem Interesse in diesem kapitalistischen System überhaupt möglich ist. Welche Interessen beim Thema Umweltschutz aufeinander prallen und wie wir für unsere Interessen kämpfen können, erfahrt ihr in dieser Broschüre:

Welches Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt im Kapitalismus besteht und was für Folgen daraus entstehen ist Thema des dritten Artikels. All diese Probleme machen geradezu Lust darauf, etwas gegen sie zu unternehmen. Genau damit beschäftigt sich der letzte Artikel: Was können wir als Jugendliche eigentlich tun und was fordert die SDAJ?

Wir wünschen euch viel Spaß mit der

Lektüre!


Die Energieriesen: Monopolmacht, Profit und Greenwashing Der Energiesektor wird in Deutschland im wesentlichen von 4 großen Konzernen beherrscht. Das sind namentliche RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW. Sie betreiben die großen Kraftwerke (Stein- und Braunkohlekraftwerke, Gas- sowie Atomkraftwerke und auch Wasserkraftwerke) und kontrollieren mit eigenen Tochterunternehmen auch die Transportwege für Strom und Gas. Mit dem Abschalten einiger Atomkraftwerke und der Zunahme an Energie aus erneuerbaren Quellen (Wind, Sonne, Biomasse) hat sich die Marktmacht der „großen Vier“ zwar etwas verringert, aber 2013 verfügten sie noch immer über einen Marktanteil von 74 % im deutschen Stromabsatzmarkt. Profit an – Licht aus Bedenkt man, dass die Energieriesen in den einzelnen Regionen Deutschlands quasi nicht zueinander in Konkurrenz treten, sind sie dort der jeweilige Anbieter Nummer eins. Mit dem zusätzlichen

Einfluss auf das Verteilungsnetz kontrollieren sie nicht nur den Netzausbau, sondern auch die Preise – Bundesnetzagentur hin oder her. So konnten die besagten Energieriesen beispielsweise auch während der Krise satte Gewinne einfahren: im Jahr 2009 zusammen ca. 23 Milliarden Euro Profit, während die Gefahr für immer mehr Menschen, den Strom abgeschaltet zu bekommen erheblich anstieg und immer noch ansteigt. Alleine 2013 wurde an 7 Millionen Haushalte Mahnungen verschickt, mit der Androhung, bei Nichtzahlung den Strom abzuschalten. Für 345 000 Haushalte wurde dies bittere, dunkle und kalte Realität. Mit ihrer Stellung als Energiemonopole haben RWE & Co. auch nicht unwesentlichen Einfluss auf die deutsche Politik. So sorgen sie mit dafür, dass Subventionen für Kohle und Atomkraft seit Jahren in ihre Kassen fließen. Gerade die Atomkraft macht den Widerspruch zwischen


Gegen Kohle & Gewerkschaft Die Erneuerbaren Energien sind ohne Zweifel wichtig für unsere Zukunft – und dennoch muss man festhalten, dass nicht alles gut ist, was grün heißt. Denn in einem Punkt unterscheidet sich die Branche der Erneuerbaren Energien in keinster Weise vom Rest: Viel Leiharbeit und gewerkschaftsfeindliche Praxis. Bei Deutschlands größtem Windanlagen-Hersteller und Vorzeigebetrieb der „Energiewende“, Enercon, wird aktiv gegen die 2014 gewählten Betriebsräte vorgegangen. Mit Versetzungen, Drohungen, der Kürzung von Weihnachtsgeld oder sogar Kündigungen werden sie schikaniert und damit in Einzelfällen sogar zur Aufgabe des Jobs gezwungen. Die Aufgliederung des Konzerns in zahlreichen Tochtergesellschaften erschwert dabei der IG Metall und den Betriebsräten selbst die Arbeit, denn in bei Betrieben unter 200 Mitarbeitern gibt es z.B. keine zwingende Freistellung für Betriebsräte. Dennoch geben sich Enercon und andere Unternehmen aus der Branche der Erneuerbaren Energien als moralische Gewinner und Vorreiter einer neuen Gesellschaft. Wenn diese auf dem Rücken der KollegInnen aufgebaut werden soll, dann nicht mit uns. Wir fordern auch von klimaverträglicheren Branchen sichere Arbeitsbedingungen, betriebliche Mitbestimmung, Tarifverhandlungen und einen Lohn, der zum Leben reicht!

Monopolen und Bevölkerung sehr deutlich: Die Unternehmen streichen die Gewinne ein und die Menschen tragen das Risiko für Unfälle und Endlagerung. Denn auch wenn die Konzerne Geld für den Rückbau von Meilern beiseite legen müssen, heißt das noch lange nicht, das sie am Ende wirklich die Kosten tragen. E.ON: „Wir sorgen dafür, dass Energie umweltfreundlich, sicher und bezahlbar bleibt.“ Neuerdings zeigen sich auch die Energieriesen, die überall mit ihren Kohlekraft-

werken die Luft verpesten, von ihrer „grünen Seite“: Sie reden von „Energiezukunft“ und Nachhaltigkeit, doch letztlich spielt dabei nur der Gewinn und die Akzeptanz in der Gesellschaft eine Rolle. Denn natürlich investieren auch die „großen Vier“ in erneuerbare Energien – warum sich die Profite hier entgehen lassen? Aber wenn sie von einem umweltfreundlichen Energiemix sprechen, meinen sie nicht den Verzicht auf Kohle- oder Atomkraft, sondern einen Mix, der ihnen Monopolstellung und höchste Profite sichert.


wessen Energiewende?

Die „Energiewende“ ist spätestens seit dem vom Bundestag im Juni 2011 beschlossenen Energiepakt Regierungsprogramm. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gibt neben der Reduzierung von Treibhausgasen und der „Vorbildrolle Deutschlands“ drei Gründe von zentraler Bedeutung an. Zuallererst soll sie den Ausstieg aus der Kernenergie ermöglichen. Interessant ist hierbei: Die Abkehr von Atomenergie hatte die Regierung Angela Merkels bis zum März 2011, dem Monat der Atom-Katastrophe von Fukushima, absolut nicht auf der Liste – eher wollte sie den geplanten Atomausstieg mit dem Gesetz zur Laufzeitverlängerung vom Oktober 2010 ordentlich hinauszögern. Nachdem unter dem Eindruck der Katastrophe massenhaft Menschen in Deutschland wieder einen beschleunigten Ausstieg aus der Atomenergie forderten, lenkte die Bundesregierung ein, jedoch nicht ohne gleichzeitig die Atom-Konzerne durch die Aussetzung der Brennelementesteuer zu

entlasten. Wichtiger jedoch als die Frage der Atomkraft sind für den deutschen Staat die anderen zwei Gründe: Die „Energiewende“ soll den deutschen Staat und die deutschen Konzerne unabhängiger von Öl- und Gasimporten machen und sie soll „zum Fortschrittsmotor für den Industriestandort Deutschland werden und zu Wachstum und Beschäftigung beitragen“ (BMWi). Versorgungssicherheit ist Staatsangelegenheit Dem Staat kommt in der kapitalistischen Gesellschaft unter anderem die Rolle zu, für die Versorgungssicherheit zu sorgen: Wenn Energie und Ressourcen nicht rechtzeitig bei den deutschen Konzernen ankommen, gerät die Produktion ins Stocken und gefährdet die Profite. Deshalb ist es für die Bundesregierung von großer Wichtigkeit, Rohstoffe und Energie, wenn importiert, aus sicheren Ländern zu beziehen. Unliebsame Regierungen wie im Iran und Kriegsgebiete wie der Irak, Afg-


hanistan oder Libyen stehen sicher nicht auf der Liste „sicherer Staaten“, sind also aktuell auch keine zuverlässigen, billigen Ölquellen. Und auch mit Russland als Erdgas-Riese gerät der deutsche Staat, wie aktuell in der Ukraine-Krise, immer wieder aneinander. Daher setzt er mehr auf Energie-Autonomie, indem auf der einen Seite wieder der heimische Braunkohletagebau gefördert und über „Fracking“ nachgedacht wird und auf der anderen die Erneuerbaren Energien (EE) hierzulande ausgebaut werden. Nur durch massive Subventionen der Kohle und der EE kann den deutschen Konzernen der Zugang zu günstigem Strom gesichert und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten werden. Zudem verfolgt die Bundesregierung mit der eingeläuteten „Energiewende“ die Strategie, die deutschen Konzerne in der internationalen Konkurrenz auch auf dem aufkommenden Markt für EE in Führungspositionen zu hieven. Und obwohl der Ausbau der EE immer noch mit hohen Kosten verbunden ist, scheint der Plan aufzugehen: In den großen Sparten Windkraft und Bioenergie sind deutschen Konzerne Weltmarktführer und fahren riesige Profite ein. Wer trägt die Kosten? Die Führungsrolle deutscher Konzerne in der EE-Branche wird im großen Maße von Subventionen durch den deutschen Staat finanziert. Durch die fixe Einspeisevergütung wird garantiert, dass es sich lohnt, sich eine Solarzelle aufs Dach zu setzen und Großanlagen bekommen auch noch steuerliche Vorteile. Klingt ja

alles erstmal sinnvoll: Der Anteil der EE am Strommix steigt und fossile Energieträger gehen zurück. Doch schaut man genauer hin, wird Folgendes offenbart: Die feste Einspeisevergütung zwingt die großen Stromnetzbetreiber den Strom abzunehmen. Sie handeln ihn dann an der Börse – und bekommen wesentlich weniger, als sie durch die feste Einspeisevergütung verloren haben. Die Differenz wird nun durch die sogenannte EEG-Umlage finanziert und die wird einfach auf den Strompreis aufgeschlagen. Der Strompreis in Deutschland ist demnach in den letzten 14 Jahren für die privaten Haushalte um 2/3 gewachsen, wobei fast die gesamte Preissteigerung auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer und der EEG-Umlage zurückzuführen ist. Doch die Industrie wird großflächig vom deutschen Staat geschont: Gerade die Energieintensiven Konzerne müssen keine oder kaum EEG-Umlage zahlen und auch mit EEG-Umlage liegt der Strompreis für Industriebetriebe bei knapp der Hälfte des Preises für private Haushalte. Die „Energiewende“ hat in Deutschland tatsächlich zu einer Verminderung der CO2-Emissionen geführt. Doch das vor allem auf dem Rücken der Bevölkerung. Wir müssen massive Preissteigerungen in Strom und Heizkosten hinnehmen und sollen uns freuen, dass mehr Erneuerbare Energien in Deutschland eingesetzt werden. Und der Schein trügt: Geben sich deutsche Konzerne hierzulande besonders umweltfreundlich, verpesten sie überall sonst auf der Welt weiter fröhlich die Umwelt.


Globale ökologische Krise und Kapitalismus Jede Gesellschaft ist darauf angewiesen, natürliche Ressourcen zu nutzen und auch auf andere Weise in die Natur einzugreifen. Der Bau von Städten, die Infrastruktur (z.B. Straßen und Schienen), der Abbau von Rohstoffen, die Landwirtschaft – all das sind Eingriffe in die Natur. In unterschiedlichem Ausmaß fanden solche Eingriffe schon immer statt, seit der Mensch damit begann, seine Lebensgrundlagen zu produzieren. Allerdings weist das Verhältnis Mensch-Natur unter kapitalistischen Verhältnissen einige Besonderheiten auf. Im Kapitalismus geht es stets darum, investiertes Kapital zu vermehren. Dies geschieht im Verwertungsprozess des Kapitals, in den sowohl menschliche Arbeitskraft als auch natürliche Ressourcen eingehen. Auf diese Weise wird das Kapital vergrößert und es wird immer mehr Kapital angehäuft. Die Konkurrenz zwischen den einzelnen Unternehmen zwingt diese nun unabhängig von ihrem Willen, immer wieder Kapital zu investieren, um die Produktion aufrechterhalten und ausweiten zu können.

„Die Erde und den Arbeiter“ Hinzu kommt, dass jedes Unternehmen nur nach kurz- oder mittelfristigem Profit strebt. Ob die natürlichen Grundlagen der Produktion, also beispielsweise sauberes Wasser, auch für die nächsten Generationen gesichert sind, spielt für das Profitinteresse des Unternehmens keine Rolle. Im Kapitalismus werden also nicht nur die menschlichen Arbeitskräfte, sondern auch die natürlichen Ressourcen rücksichtslos ausgebeutet, um den Profit zu sichern und zu vergrößern. Dadurch ist aber die Grundlage jeglicher Produktion – nämlich die Natur – permanent gefährdet und wird langfristig zerstört. Marx meinte dazu: „Die kapitalistische Produktion (…) untergräbt zugleich die Springquellen alles Reichtums: die Erde und den Arbeiter.“1 Grundlegend anders ließe sich das Verhältnis von Mensch und Natur einrichten, würden die Mittel der Produktion nicht mehr in den Händen Einzelner, sondern 1

MEW, Bd. 23, S. 529 f.


der Gesellschaft als Ganzes liegen.. Denn die Produktion dient dann den Bedürfnissen der Menschen und nicht dem Profit einer kleinen Minderheit. Wenn die Produktion demokratisch geplant wird, dann unterliegt sie außerdem nicht mehr kurzfristigen Zwecken. Denn die Gesellschaft als ganze und jeder und jede Einzelne hat selbstverständlich ein Interesse an ihrem langfristigen Überleben und somit an einer nachhaltigen Produktion. Zwar wird es auch in einer solchen, sozialistischen, Gesellschaft Eingriffe in die Natur geben müssen, aber auch dann würde ein nachhaltiges Verhältnis von Mensch und Natur nicht außer Acht gelassen werden. Produktion und Ressourcenverbrauch unterlägen also einer vernünftigen – und das bedeutet auch: einer nachhaltigen –, an den Bedürfnissen der Menschen orientierten Planung. Technischer Fortschritt und „kritischer“ Konsum? Obwohl dieser grundlegende Widerspruch, der das Verhältnis Mensch-Natur im Kapitalismus kennzeichnet, schon

von Marx und Engels erkannt wurde, werden immer wieder Ideen formuliert, wie man dieses Problem dennoch innerhalb des Kapitalismus lösen könnte. So heißt es beispielsweise oft, man könnte die Umweltbelastungen minimieren, indem effizienter produziert wird. Jedoch senken Technologieentwicklung und Effizienzsteigerung nicht den Energie- und Rohstoffverbrauch, sondern erhöhen ihn letztlich. Denn durch effizientere Produktionsmethoden sinkt der Wert der einzelnen Waren, die somit günstiger auf dem Markt angeboten werden. Dadurch werden mehr von diesen Waren verkauft und das bedeutet nichts anderes, als dass der Energiebedarf zwar pro Ware sinkt, aber gerade deshalb insgesamt steigt. Natürlich kann der Einzelne beim Kauf einer Ware darauf achten, dass diese unter möglichst geringer Umweltbelastung produziert wurde. Doch die bestehenden strukturellen Probleme können durch einen solchen „kritischen Konsum“, also durch individuelle Kaufentscheidungen, nicht behoben werden.


„degrowth“? Manche Menschen glauben fest an die Illusion, es könne einen „grünen Kapitalismus“ geben, welcher ohne Wachstum auskäme. Kapitalismus ohne Wachstum gibt es nicht und kann es nicht geben, da Wachstum, wie oben beschrieben, eine notwendige Bedingung der kapitalistischen Produktionsweise ist. Außerdem würde ein Nullwachstum die nächste Krise einläuten, also zur Vernichtung von Kapital und somit zu massenhaften Entlassungen und stagnierenden Löhnen führen. Es kann also nicht darum gehen, Wachstum an sich zu verteufeln. Und gerade in den Ländern der sogenannten Dritten Welt ist wirtschaftliches Wachstum dringend nötig. Während das Wachstum allerdings im Kapitalismus unkontrollierbar ist und zwangsläufig zerstörerisch wirkt, wäre es im Sozialismus vernünftig planbar. Klassenkampf! Der Widerspruch zwischen dem Profitinteresse der Banken und Konzerne und dem Interesse der großen Mehrheit der Menschen an der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen ist innerhalb des Kapitalismus nicht auflösbar. Die gesellschaftliche Entwicklung wird im Kapitalismus vom Interesse der Banken und Konzerne bestimmt und nicht von den Interessen der Arbeiterklasse, also unseren Interessen. Unser Interesse an der Abschaffung des Kapitalismus und somit an der Überwindung der Ausbeutung drückt daher zugleich das Interesse der gesamten Menschheit an der Erhaltung der Umwelt aus. Ein Menschheitsproblem wie die gegenwärtige ökologische Krise ist deshalb nicht zu lösen, wenn nicht zuvor der Klassenwiderspruch gelöst wird.

Für den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs! Auch an anderer Stelle wird der Klassenwiderspruch deutlich, beispielsweise bei der Mobilität. Der Staat steckt viel Geld in den Erhalt und Ausbau des Straßennetzes, obwohl der Individual-, d.h. der Autoverkehr, die Umwelt massiv belastet. Dahinter steht in erster Linie das Interesse der deutschen Automobilindustrie. Viele Menschen sind allerdings auf das Auto angewiesen, um etwa zur Arbeit zu gelangen, und leiden daher zusätzlich unter den tendenziell steigenden Benzinpreisen. Stattdessen brauchen wir einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, der den Menschen kostenlos oder zu sehr geringen Preisen zur Verfügung gestellt werden müsste. Damit würde gleichzeitig die Umwelt entlastet werden.


Wofür wir kämpfen: Umweltpolitik im Interesse der Jugend In den vorherigen Artikeln haben wir angedeutet, warum Bio-Konsum und ein „persönlicher Atomausstieg“ durch Umstellung auf Öko-Strom nicht die gesellschaftlichen Probleme von Öko-Katastrophe und Klimawandel lösen können. Und auch Konzepte wie „Kapitalismus ohne Wachstum“ u.ä. sind nicht tragfähig, da sie letztlich auch auf Kosten der Bevölkerung gehen würden. Gleichzeitig können wir sehen, dass der Atomausstieg und die Abkehr von fossilen Brennstoffen faktisch machbar sind. Auch die SDAJ tritt dafür ein, ohne jedoch die KollegInnen zu vergessen, deren Arbeitsplätze durch die Schließung von Atomkraftwerken bedroht sind. Denn klar ist: Jeder Schritt in Richtung Nachhaltigkeit darf nicht auf Kosten, sondern nur mit den betroffenen Menschen getan werden. Wir fordern also, als zwingende Bedingung, dass die Abkehr von fossilen Brennstoffen und der Atomausstieg bei Erhalt aller Arbeitsplätze umgesetzt wird – diese könnten z.B. in der EE-Industrie ge-

schaffen werden. Zudem darf der Umbau unserer Energieversorgung auf EE nicht auf dem Rücken der Bevölkerung und vor allem der Jugendlichen umgesetzt werden: Wir fordern ein Ende der massiven Erhöhungen der Strompreise – weg mit der EEG-Umlage! „Castor schottern“ reicht nicht aus Es gibt vielerlei Aktionsformen, mit denen Jugendliche gegen die oben genannten Probleme kämpfen: Großdemos unter dem Motto „Energiewende nicht kentern lassen!“ wie in Berlin im Mai 2014 und Blockaden von Atomtransporten wie „Castor schottern“ 2011 sind Aktionen, die öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Bei den Großdemos der Umweltjugendbewegung wird der Staat aufgefordert, nun endlich die Interessen der Jugendlichen zu beachten. Wir haben in unseren Artikeln gezeigt, dass der Staat und die Regierung jedoch im Interesse der Unternehmen agieren und somit entgegen unseren Interessen als Jugendliche handeln. Bei „Castor schottern“ wird das Gegenteil


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Was heißt „demokratische Kontrolle“? Oft hören wir in der Umweltbewegung die Forderungen nach „Energie zurück in Bürgerhand“. Wir gehen mit unserer Forderung nach demokratischer Kontrolle einen ganzen Schritt weiter: Es reicht nicht, dass Kommunal-, Landes- oder Bundesregierung die Entscheidungen über die Stromversorgung treffen, denn diese handeln, wie oben gezeigt, meist nicht in unserem Interesse. Wenn wir also von demokratischer Kontrolle sprechen, meinen wir, dass die Bevölkerung, aber auch die KollegInnen, die z.B. in dem Stromwerk arbeiten, direkte Kontrolle über den Betrieb ausüben. Solch eine Form von demokratischer Kontrolle ist jedoch im Kapitalismus nicht zu haben. Dazu brauchen wir eine Gesellschaft, die unsere Interessen zur Basis hat: den Sozialismus.

versucht: „Atomausstieg ist Handarbeit“ ist der Slogan und dieser ist Programm. Doch hier reicht der reine Aktionismus nicht aus, auch wenn Jugendliche selbst aktiv werden, statt auf den Staat zu hoffen: „Castor schottern“ und anderen Blockadeformen zum Trotz finden über 90% der Atomtransporte in Deutschland im Geheimen statt. Für unsere Interessen: gemeinsam & kämpferisch! Wir sind der Ansicht, dass das Appellieren an den Staat oder Aktionen wie „Castor schottern“ nicht ausreichen: Wir müssen für die Durchsetzung unserer Interessen kämpfen – gemeinsam und organisiert. Diesen Kampf müssen wir überall führen: In der Stadt, wenn mal wieder die Preise im öffentlichen Nahverkehr steigen, in der Kommune, wenn ein neuer Braunkohle-Meiler direkt nebenan gebaut wird, der Luft und Wasser verpestet, im Betrieb, wenn die „ach-so-tollen“ Unternehmen der EE-Branche miese Löhne zahlen oder im ganzen Land, wenn

mal wieder der Strompreis angehoben wird. Letztlich wissen wir aber, dass wir nur dann wirklich nachhaltig mit unserer Umwelt umgehen können, wenn wir den Kapitalismus abgeschafft und an seine Stelle eine neue Gesellschaftsform gesetzt haben: Eine, deren Produktion sich wirklich an unseren Interessen und Bedürfnissen orientiert.

Daher fordern wir: • • •

• •

Enteignung und demokratische Kontrolle der Energiekonzerne! Keine Erhöhung der Strompreise! Den sofortigen Ausstieg aus der Atomindustrie bei Erhalt aller Arbeitsplätze! Umstellung auf EE, aber nicht auf dem Rücken der Bevölkerung! Stop Fracking! Stop CCS! Vollkommene Abkehr von fossilen Energieträgern, bei Erhalt aller Arbeitsplätze! Keine Preiserhöhung im öffentlichen Nahverkehr!


Bist Du auch der Meinung, dass der Kapitalismus und damit der Klimawandel nur gemeinsam gestoppt werden kann? Dann organisier Dich in der SDAJ!

-NETZ.DE

Deshalb halten wir dagegen! Wir sind der Meinung, dass nur eine Gesellschaft, die sich zum Ziel nimmt, für die Bedürfnisse der Menschen zu produzieren und nicht für den Profit von einigen Wenigen, die Sicherung unserer Existenzbedingungen gewährleisten kann. Wir meinen, dass diese Gesellschaft nur eine sozialistische sein kann!

Aber der Kampf für den Sozialismus umfasst mehr als nur die Umweltfrage. Auf unserem Tagesplan steht auch der Kampf gegen Krieg und Militarisierung. Wir setzen uns aktiv gegen Faschismus und anderen menschenverachtenden Ideologien ein. Gemeinsam mit anderen Menschen sind wir aktiv im Betrieb, in der Schule, der Uni und auf der Straße um für die Interessen der Jugendlichen einzustehen! Wir – SchülerInnen, junge ArbeiterInnen, Studierende und Angestellte – haben uns deshalb in der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) organisiert. Dabei eint uns nicht nur der tagespolitische Kampf, sondern auch die Einsicht, dass die Missstände nur dauerhaft überwunden werden können, wenn wir mit der jetzigen kapitalistischen Gesellschaftsordnung brechen.

WWW.

Täglich verschmutzen Fabriken und Betriebe die Ökosysteme unserer Erde. Ihre Abgase produzieren einen Klimawandel, der immer stärkere, immer unkontrollierbarere Naturkatastrophen verursacht. Trotz vieler Ausschüsse, Kommissionen und Gipfel der Herrschenden sieht es nicht so aus, als ob wir dieses Jahrhundert noch so vergleichsweise unbeschadet verlassen, wie wir es begonnen haben. Grund für dieses Problem ist, dass die Banken und Konzerne ihre Produktion nur auf den Profit ausrichten. Ohne Profite geht’s im Kapitalismus aber nicht und so bleibt kein Platz für ökologische Fragen.

V.i.S.d.P.: Paul Rodermund, Hoffnungstr.18 Essen

Wer wir sind und was wir wollen:


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